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Macht und Autonomie

Ergänzung zum Philosophischen Café am 23.2.2010 im Gemeinschaftsraum der Genova


Nils Adolph, Tel. 07614534534, christopher@nilsadolph.de, www.nilsadolph.de

Definition: »Macht«
Max Weber definiert Macht als Chance, seinen Willen durchzusetzen, „gleichviel worauf
diese Chance beruht. Machtchancen lassen also nicht vorstrukturieren, sondern sie lassen sich
nur durch Formen des Zwangs markieren und bleiben bei Weber deshalb vorerst soziologisch
amorph (vgl. Ernst 2002: 70; WuG S. 28). Popitz hat diese indifferente Leerstelle ausgefüllt.

Popitz: Phänomene der Macht


Macht- Aktionsmacht Instrumentelle Autoritative Datensetzende
form Macht Macht Macht
Anthro- Verletzungsfähigkeit Zukunftsorientiert- Maßstabbedürftigkeit Bestimmtheit des
pologie und Verletzbarkeit heit der und Bedürfnis nach Menschen durch
menschlichen Anerkennung technische Artefakte
Existenz und Sorge
Definition Ist die Macht anderen in „Steuerung des Autorität üben »Technik« meint
einer gegen sie Verhaltens durch Personen aus deren etwas was de Mensch
gerichteten Aktion Drohungen und Anerkennung macht, ins Werk setzt
Schaden zuzufügen, - Versprechen“ ausschlaggebend für - im Unterschied zu
anderen »etwas (Popitz 1992: 79) das Selbstwertgefühl dem, was ohne Zutun
anzutun«“ (Popitz 1986: des Autoritätsab- des Menschen
68) hängigen wird. Er ist geworden, ohne sein
gefesselt an die Be- Zutun gewachsen ist.
ziehung, die ihn real
oder imaginär mit
anderen verbindet.
Wirkung Verletzungsmächtigkeit, Dauerhafte Das Urteil von Doppelter
d.h. physische, nicht Manipulation Autoritäten wird für Machtcharakter: die
psychische oder durch Erzeugung ihn zum Urteil über Macht über die Natur
strukturelle Gewalt: von Angst und sich selbst, ihr Zweifel und die in jedem
- Aktionen zur Min- Hoffnung zum Selbstzweifel. neuartigen Artefakt
derung sozialer Teilhabe steckende
- Aktionen zur Eingriffsmacht in die
materiellen Schädigung Lebensbedingungen
- Gewalt als physisches anderer Menschen.
Faktum
Interaktionismus: Der Mensch sieht sich in den Stand gesetzt auf Gebärden und Äußerungen
selbst zu reagieren, und zwar in einer antizipatorischen und damit das mögliche
Antwortverhalten des Handlungspartners innerlich repräsentierender Weise.
Anerkennungstheorien: Nach Axel Honneth gibt es 3 idealtypische Kategorien der
Anerkennung: Liebe (regulatives Leitideal in Intimbeziehungen), Gleichheitsgrundsatz (Norm
von Rechtsbeziehungen), Leistungsprinzip (Maßstab der Sozialhierarchie)
Psychologische
Theorien:
Verinnerlichte
Einstellungen,
Perspektiven oder
Kriterien der
Autoritätsperson
etablieren eine innere
Kontrollinstanz, die für
Konformität außerhalb
des Kontrollbereichs der
Mächtigen sorgt.
Macht und Autonomie
Ergänzung zum Philosophischen Café am 23.2.2010 im Gemeinschaftsraum der Genova
Nils Adolph, Tel. 07614534534, christopher@nilsadolph.de, www.nilsadolph.de

Freiheitstheorie Adornos
Autonomie ist nichts Kategoriales, was jedem vernünftigen Wesen a priori zukommt, sondern
wird vom Anderen her konzipiert. „Autonomie – also der Aspekt des Eigenen im Subjekt – ist
und wird nur durch und in einem Anderen und entfaltet von hier aus Sinn.“ (Schirilla 2006:
99). Daher kann es vorrangig nur um eine Reflexion der Differenz zwischen Anderem und
Eigenem gehen, um so zu einer Anerkennung des Nichtidentischen zu gelangen.
Exemplifizieren lässt sich Autonomie als Kritik des Gewissens durch das Gewissen (vgl.
Adorno 2003: 271).1 Diese fruchtbare Kritik einer Ambivalenz im Gewissen hat die Einsicht
in die Differenz zwischen dem gesellschaftlich konstituierten Zwang eines Über-Ichs und
einem Abzweig zur Voraussetzung. Als Abzweig kann als Widerstand gegen eine
gesellschaftliche Gewissensinstanz verstanden werden. Der Abzweig, der ebenfalls in die
Gewissenskonstitution eingeht, konstituiert sich aus den vor-ichlichen oder kindlichen
Impulsen und findet sich in der Kunst bzw. in konkreten sinnlichen Erfahrungen. „Freiheit ist
einzig in bestimmter Negation zu fassen, gemäß der konkreten Gestalt von Unfreiheit. [...]
Wird Freiheit positiv, als Gegebenes oder Unvermeidliches inmitten von Gegebenem gesetzt,
so wird sie unmittelbar zum Unfreien. (ND 230f.). Allein die Hoffnung auf Versöhnung
bleibt, als ein messianischer Gedanke, weil er paradoxerweise das enthält wogegen er antritt:
Identität.

1
Adorno, T. W. (2003): Negative Dialektik. Gesammelte Schriften / Theodor W. Adorno, Suhrkamp
Taschenbuch Wissenschaft. Bd. 6. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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