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Bcher, so hat der Dichter Jean Paul einmal bemerkt, sind dickere Briefe an

Freunde.Mit diesem Satz hat er Wesen und Funktion des Humanismus


quintessentiell undanmutig beim Namen genannt: Er ist freundschaftstiftende
Telekommunikation imMedium der Schrift. Was von den Tagen Ciceros an
humanitas
heit, gehrt im engstenund im weitesten Sinne zu den Folgen der
Alphabetisierung. Seit es die Philosophie alsliterarisches Genre gibt, rekrutiert
sie ihre Anhnger dadurch, da sie auf infektiseWeise ber Liebe und
Freundschaft schreibt. Nicht nur ist sie eine Rede ber die Liebezur Weisheit sie will auch andere zu dieser Liebe bewegen. Da berhaupt diegeschriebene
Philosophie nach ihren Anfngen vor mehr als 2500 Jahren bis heutevirulent
bleiben konnte, verdankt sie den Erfolgen ihrer Fhigkeit, sich durch den
TextFreunde zu machen. Sie lie sich weiterschreiben wie ein Kettenbrief durch
dieGenerationen, und allen Kopierfehlern zum Trotz, ja vielleicht dank solcher
Fehler, zogsie die Kopisten und Interpreten in ihren befreundenden Bann.

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