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Jörg Weingrill
1 Newton’sche Mechanik 5
1.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.1.1 Newton’sche Axiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.1.2 Eindimensionale Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.1.3 Erhaltungssätze im Euklidischen Raum R3 . . . . . . . . 8
1.2 Bewegung im Zentralfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.2.1 Äquivalentes eindimensionales Problem . . . . . . . . . . 8
1.2.2 Keplerproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.2.3 Rutherford-Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.3 Streuung von zwei Massenpunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.3.1 Zweikörperproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.3.2 Elastischer Stoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1.4 Systeme von N Massenpunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.4.1 Erhaltungssätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.4.2 Dreikörperproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2 Lagrange’sche Mechanik 23
2.1 Lagrange - Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.1.1 Ebenes mathematisches Pendel . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.1.2 Konfigurationsraum und Phasenraum . . . . . . . . . . . 25
2.1.3 Hamilton’sches Variationsprinzip . . . . . . . . . . . . . 26
3
4 INHALTSVERZEICHNIS
Kapitel 1
Newton’sche Mechanik
1.1 Grundbegriffe
1.1.1 Newton’sche Axiome
Nach A. Sommerfeld, “Mechanik”, (1994):
• Lex prima: Jeder Körper beharrt in seinem Zustand der Ruhe oder gleich-
förmig geradlinigen Bewegung, wenn er nicht durch einwirkende Kräfte
gezwungen wird, seinen Zustand zu ändern.
d~p
= F~ = 0 (1.1)
dt
• Lex secunda: Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewe-
genden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen ge-
raden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt.
F~ (~x(t), ~x˙ (t), t) = m~x
¨ (t) (1.2)
Hier bedeutet m die träge Masse.
• Lex tertia: Die Wirkung ist stets der Gegenwirkung gleich, oder die Wir-
kungen zweier Körper aufeinander sind stets gleich und von entgegenge-
setzter Richtung.
F~12 × (~x1 − ~x2 ) = 0, F~12 = −F~21 (1.3)
5
6 KAPITEL 1. NEWTON’SCHE MECHANIK
• Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermö-
ge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren
Gegenstand.
Im richtigen Bezugssystem gilt für einen kräftefreien Körper das Galilei’sche
Trägheitsgesetz. Ein solches Bezugssystem heißt Inertialsystem.
Diese Definition eines idealen Bezugssytems der klassischen Mechanik ist eine
Tautologie!
Relativitätsprinzip der klassischen Mechanik: Ein Bezugssystem, das aus einem
Inertialsystem duch Galilei-Transformation hervorgeht, ist ebenfalls ein Inertial-
system.
V.I. Arnold formuliert in seinen “Mathematischen Methoden der Klassischen Me-
chanik”:
Unser Raum ist dreidimensional und euklidisch. Die Zeit ist eindimensional.
Galilei’sches Relativitätsprinzip: Es existieren Koordiantensysteme (sogenann-
te Inertialsysteme) mit den beiden folgenden Eigenschaften:
• Alle Naturgesetze sind zu allen Zeiten identisch in allen Inertialsystemen.
2. Wenn das Kraftfeld nicht explizit von der Zeit abhängt, ist die Gesamtener-
gie ein Bewegungsintegral:
m ∂V dE
E := (ẋ(t))2 + V (x(t), t), =0⇒ = 0. (1.7)
2 ∂t dt
3. In diesem Fall gilt
Z x
dy
t − t0 = ± q , x(t0 ) = x0 . (1.8)
2
x0
m
(E − V (y))
lautet offenbar r
k
x(t) = a sin(ωt + α), ω = (1.13)
m
die Gesamtenergie
m 2 m
E= (ẋ (t) + ω 2 x2 (t)) = a2 ω 2 (1.14)
2 2
ist ein Bewegungsintegral. Die Periode beträgt
Z a Z
dx 2 a dx 2π
T =2 q = √ = . (1.15)
−a 2
(E − V (x)) ω −a a2 − x2 ω
m
8 KAPITEL 1. NEWTON’SCHE MECHANIK
dp
F (x, ẋ, t) = 0 ⇒ = 0, p := mẋ. (1.16)
dt
Wenn das Kraftfeld parallel zum Ortsvektor wirkt, so gilt die Drehimpul-
serhaltung.
2. Die Gleichung
F~ (~r) = f (r)~er ⇒ ~r × F~ (~r) = 0 (1.23)
bedeutet, daß
~
M~ (~t) = dL = 0 (1.24)
dt
~
längs jeder Bahn gilt. Wir wählen L(t) = L(t)~ez und damit z(t)=0. Jede
Bahn verläuft also in einer Ebene.
3. Mit der Geschwindigkeit in ebenen Polarkoordinaten
· ¸ · ¸
cos φ(t) − sin φ(t)
~r˙ (t) = ṙ(t) + r(t) φ̇(t) (1.25)
sin φ(t) cos φ(t)
berechnen wir den Betrag des Drehimpulses
L(t) = mr2 (t)φ̇(t) = const. (1.26)
Die vom Ortsvektor längs einer Bahn überstrichene Fläche ist
X X Z
1 t2 2 L
(t2 ) − (t1 ) = r (t)φ̇(t)dt = (t2 − t1 ). (1.27)
2 t1 2m
Daraus folgt das zweite Keplersche Gesetz:
P
d L
= (= const). (1.28)
dt 2m
In unserer Diktion: In einem Zentralpotential überstreit der Ortsvektor (der
ebenen Bahn) in gleichen Zeiten gleiche Flächen.
4. Geschwindigkeit und Beschleunigung längs der ebenen Bahn
~r(t) = r(t)~er (t) (1.29)
lauten in Polarkoordinaten
~r˙ (t) = ṙ(t)~er (t) + r(t)φ̇(t)~eφ (t), (1.30)
~¨r(t) = (r̈(t) − r(t)φ̇ (t))~er (t) + (2ṙ(t)φ̇(t) + r(t)φ̈(t))~eφ (t),(1.31)
2
5. Indem wir nun diesen Ausdruck und die Zentralkraft in die Newton’sche
Bewegungsgleichung einsetzen, erhalten wir eine entsprechende Bewegungs-
gleichung auf der positiven reellen Achse mit einem effektiven Potential
U(r),das auch die Zentrifugalkraft enthält:
L
m~¨r(t) = −U 0 ◦ r(t), U (r) := V (r) + . (1.35)
2mr2
6. Die Gesamtenergie
m˙ m
E= ~r(t) + V ◦ r(t) = ṙ2 (t) + U ◦ r(t) (1.36)
2 2
ist (ebenso wie der Drehimpuls L) ein Bewegungsintegral. Den beiden Frei-
heitsgraden (r, φ) stehen zwei Konstanten gegenüber: Das mechanische Sys-
tem ist integrabel.
7. Die Umlaufdauer beträgt nach dem Energiesatz
Z r2
2dr
T = q . (1.37)
2
r1
m
(E − U (r))
1.2.2 Keplerproblem
1. Die Lösung
Z r
L ds L2 k
φ(r) = q , U (r) = 2
− , (1.43)
m rmin s2 2
(E − U (s)) 2mr r
m
L
(Wir haben nur r = mx substituiert.) Somit erhalten wir die Polargleichung
eines Kegelschnittes:
r
p 2EL2 L2 p
r= , ε := 1 + 2
, p := , rmin = (1.46)
1 + ε cos φ mk mk 1+ε
Für r = p, das heißt ε = 0,ergibt sich ein Kreis.
2. Für 0 < ε < 1 erhalten wir eine Ellipse mit der Exzentrizität ε:
x2 y 2 p p
2
+ 2 = 1, a := 2
, b := √ . (1.47)
a b 1−ε 1 − ε2
Wir rechnen
~ · ~r = ~r · (~p × L)
R ~ − mkr, ~r · (~p × L)
~ =L
~ · (~r × p~) = L2 . (1.62)
1.2.3 Rutherford-Streuung
1. Aus dem Grenzwert für die Streuung im Schwerefeld
1
lim cos φ = − (1.67)
r→∞ ε
folgt sofort
δ 1
2 lim φ(r) + δ = 2π, cos = . (1.68)
r→∞ 2 ε
Für den Streuwinkel θ = π − δ erhalten wir somit
r
θ δ 1 k m
tan = cotan = √ = . (1.69)
2 2 2
ε −1 L 2E
14 KAPITEL 1. NEWTON’SCHE MECHANIK
L L m
s := =√ , v0 := lim ṙ(t), E = v02 . (1.70)
mv0 2mE t→∞ 2
Damit erhalten wir für den differentiellen Wirkungsquerschnitt σ(θ) die Ru-
therford’sche Streuformel:
µ ¶2 µ ¶−4
s ds k θ
σ(θ) := − = sin . (1.71)
sin θ dθ 4E 2
k θ
s := cotan . (1.72)
2E 2
p 1
r= , lim cos φ = , (1.73)
ε cos φ − 1 r→∞ ε
dP~
= F~12 + F~21 = 0. (1.75)
dt
Der Schwerpunkt mit den Koordinaten
m1~x1 + m2~x2
~xcm := (1.76)
m1 + m2
d2 xcm
bewegt sich also mit konstanter Geschwindigkeit: dt2
= 0.
1.3. STREUUNG VON ZWEI MASSENPUNKTEN 15
T (M) = M × R6 . (1.79)
und [
F~21 = −∇2 (~x1 , ~x2 ) = V 0 (r)~er (1.81)
mit einem relativen Potential
[
(~x1 , ~x2 ) = V (r), r = |~x|, ~x := ~x1 − ~x2 (1.82)
|~x˙1 | sin θlab = |~y˙1 | sin θcm , |~x˙1 | cos θlab = |~y˙1 | cos θcm + |~xcm
˙ | (1.87)
folgt zunächst
sin θcm ˙ |
|~xcm
tan θlab = , µ = lim . (1.88)
cos θcm + µ y˙1 (t)|
t→∞ |~
Der Energiesatz
m1 2
E = v + lim V ◦ r(t) = (1.90)
2 0 t→−∞
M ˙2 ³m 2 ´
= ~xcm + lim ~x˙ (t) + V ◦ r(t) (1.91)
2 t→∞ 2
führt unter der Voraussetzung limt→±∞ V ◦ r(t) = 0 zum Limes
m1
lim |~x˙ | = v0 , ⇒ µ = . (1.92)
t→∞ m2
Für m1 = m2 folgt daraus θlab = 12 θcm , also 0 ≤ θlab ≤ π2 .
folgt
m2 m1 m2 0 m1 0
~v1 = ~v , ~v2 = ~v , ~v10 = ~v , ~v2 = ~v , (1.95)
M M M M
~v := ~v1 − ~v2 , ~v 0 := ~v10 − ~v20 . (1.96)
1.3. STREUUNG VON ZWEI MASSENPUNKTEN 17
2. Der Gesamtimpuls
N
X d~xk
P~ := mk (1.114)
k=1
dt
eines abgeschlossenen Systems (d.h.: ohne äußere Krafte) ist ein Bewe-
gungsintegral, weil sich die Wechselwirkungen paarweise aufheben (ac-
tio=reactio).
3. Der Schwerpunkt des Systems ist als
m1 x1 (t) + ... + mN xN (t)
~xcm (t) := (1.115)
m1 + ...mN
definiert. Offensichtlich gilt
P~ = M ~x˙ cm , M := m1 + ... + mN , (1.116)
und
X N X N
dP~ ¨ k (t) = ~ k (~xk (t)) .
= mk ~x mk E (1.117)
dt k=1 k=1
Der Schwerpunkt eines abgeschlossenen Systems bewegt sich also mit kon-
stanter Geschwindigkeit1 .
1
siehe Galilei-Transformationen
1.4. SYSTEME VON N MASSENPUNKTEN 19
4. Der Gesamtdrehimpuls
N
X
~ :=
L ~xk (t) × p~k (t), p~k (t) := mk ~x˙ k (t), (1.118)
k=1
ist ein Bewegungsintegral, wenn das System abgeschlossen ist, weil sich die
Wechselwirkungen paarweise aufheben:
X N X N
~˙ :=
L ¨ k (t),
~xk (t) × mk ~x ~xk (t) × Ek (~xk (t)). (1.119)
k=1 k=1
nämlich
X N
dT
:= ~x˙ k · F~k (~x1 (t), ..., ~xN (t)) (1.123)
dt k=1
und damit
N Z
X t
T (t) − T (t0 ) := ds~x˙ k (s) · F~k (~x1 (s), ..., ~xN (s)) =: W (t). (1.124)
k=1 t0
Vkl (~xk , ~xl ) = Vkl (~xl , ~xk ) = Vlk (~xl , ~xk ) = Vlk (~xk , ~xl ). (1.126)
20 KAPITEL 1. NEWTON’SCHE MECHANIK
Wir differenzieren
∂ ∂rkl xik − xil
V (~
x
kl k , ~
x l ) = f (r
kl kl ) = f (r
kl kl ) = (1.127)
∂xik ∂xik rkl
= −Fkli (~x1 , ..., ~xN ), (1.128)
d
V (~x1 (s), ..., ~xN (s)) = (1.129)
ds
X X 3 µ ¶
∂Vkl i ∂Vkl i
= i k
ẋ (s) + i l
ẋ (s) = (1.130)
1≤k<l≤N i=1
∂x k ∂x l
3
XX X
∂Vkl
= ẋik (s) = − ~x˙ k (s) · F~kl (~x1 (s), ..., ~xN (s)). (1.131)
k6=l i=1
∂xik k6=l
In einem abgeschlossenen System erhalten wir für die Arbeit der Wechsel-
wirkung am Massenpunkt mk längs einer Bahnkurve
X Z t
Wk (t) = ds~x˙ k (s) · F~kl (~x1 (s), ..., ~xN (s)) = (1.132)
1≤k<l≤N t0
3 Z
XX t
∂
= − ds~xik (s) Vkl (~xk (s), ~xl (s)), (1.133)
k6=l i=1 t0 ∂xik
X N
∂
Eki (~xk ) = − U (~
x
k k ), U (~
x 1 , ..., ~
x N ) := Uk (~xk ). (1.137)
∂xik k=1
1.4. SYSTEME VON N MASSENPUNKTEN 21
1.4.2 Dreikörperproblem
Das Zweizentrenproblem ist streng lösbar. Ein Massenpunkt m bewegt sich im
Schwerefeld von zwei ruhenden Massenpunkten M1 und M2 .
Für das sogenannte restringierte Dreikörperproblem sind, abgesehen von qualitati-
ven Aussagen, nur einzelne strenge Lösungen bekannt, nämlich die beiden äquila-
teralen und die drei kollinearen Lösungen.
Erde und Mond kreisen beinahe unbeeinflußt von einem Satelliten um ihren ge-
meinsamen Schwerpunkt. Die Bahn des Satelliten im Schwerefeld der beiden ro-
tierenden Himmelskörper wird nährungsweise numerisch berechnet.
Besonders interessant ist die Frage, wann ein Dreikörpersystem aufbricht. In der
Quantenmechanik ist, um zwei mathematisch hochinteressante Beispiele anzufüh-
ren, ein Bindungszustand (Proton - Elektron - Positron) nicht möglich, weil das
Positron zu leicht ist. Das H − - Ion besitzt genau einen Bindungszustand unter
der Streuschwelle.
Das System (p µ− e− ) besitzt keinen Bindungszustand, weil das Proton vom My-
on, dessen Bohrradius viel kleiner als der des Elektrons ist, abgeschirmt wird.
2
Die Bezeichnungen V(t) und U(t) sind nicht mathematische präzise
22 KAPITEL 1. NEWTON’SCHE MECHANIK
Kapitel 2
Lagrange’sche Mechanik
23
24 KAPITEL 2. LAGRANGE’SCHE MECHANIK
5. Die Bewegungsgleichung
d2 φ g
+ sin φ(t) = 0, t²R, (2.11)
dt2 l
g α φ
φ̇2 (t) = 4 (sin2 − sin2 ) (2.14)
l 2 2
folgt sofort r r
φ 2 α 2 φ g
ωdt = d( ) sin − sin , ω := , (2.15)
2 2 2 l
also Z φ/2
dψ
ω(t − t0 ) = q , φ(t0 ) = 0. (2.16)
0 sin2 α
2
− sin2 ψ
Mit der Transformation
α
sin ψ = a sin y, a := sin , (2.17)
2
erhalten wir
Z z
dy φ
ω(t − t0 ) = p , sin = a sin z, (2.18)
0 1 − a2 sin2 y 2
existiert, sodaß die Zwangsbedingungen darin bestehen, daß die neuen Koordi-
naten qn+1 , ..., q3N gleich null gesetzt werden. Die verbleibenden unabhängigen
Variablen werden als generalisierte Koordinaten bezeichnet. Sie beschreiben den
sogenannten Konfigurationsraum des System. (Im allgemeinen werden mehrere
Koordiantensysteme benötigt.)
Ein mechanisches System mit n Freiheitgraden heißt integrabel, wenn mindestens
n Bewegungsintegrale existieren.
Als erstes Beispiel betrachten wir das sphärische Pendel: N=1, n=2. Hier ist die
Kugelschale mit der Länge des (masselosen) Fadens als Radius der Konfigurati-
onsraum, und die Beiten Polarkoordinaten θ und φ sind die generalisierten Koor-
dinaten. Dieses System ist integrabel, weil die Gesamtenergie und der Drehimpuls
um das Lot zeitlich konstant sind. Die Erhaltung des Drehimpulses ist der Aus-
druck der Symmetrie des Systems um die Richtung des Schwerkraft.
Als nächstes Beispiel betrachten wir das ebene Doppelpendel: N = 2, n = 2. Der
Konfigurationsraum ist der zweidimensionale Torus T2 mit den beiden generali-
sierten Koordinaten φ1 und φ2 . Da nur die Gesamtenergie zeitlich erhalten bleibt,
ist das System nicht integrabel.
Der zweidimensionale Torus T2 kann in den R3 eingebettet werden.2
2. Wir nehmen an, daß die treibenden Kräfte aus einem Potential abgeleiten
werden können:
F~k = −∇k U (~x1 , ..., ~xN , ~x˙ 1 , ..., ~x˙ N ). (2.26)
3. Mit Hilfe der Lagrange-Funktion L := T − U wird nun die Wirkung längs
einer Bahnkurve Γ im R3N definiert:
Z t2
Φ(Γ) := dtL(~x1 (t), ..., ~x˙ N (t), t) (2.27)
t1
längs
Γ : t²[t1 , t2 ] →= {~x1 (t), ..., ~x˙ N (t)}²R3N . (2.28)
Variationsprinzip. Die Massenpunkte bewegen sich von P1 nach P2 längs
solcher Bahnkurven, daß die Wirkung ein Extremum wird:
δΦ(Γ) = 0. (2.29)
4. Seien insbesondere holonome Zwangsbedingungen gegeben:
xik = ξki (q1 , ...qn , t), i = 1, ..., 3, k = 1, ..., N. (2.30)
Daraus folgt längs einer Bahn im R3N
Xn
∂ξki ∂ξ i
ẋik (t) = q̇l (t) + k =: ηki (q1 , ..., q̇n , t). (2.31)
l=1
∂ql ∂t
Für die entsprechend transformierte Lagrange-Funktion
L(~x1 , ..., ~x˙ N , t) = L0 (q1 , ..., q̇n , t) (2.32)
schreiben wir bequemerweise wieder L(q1 , ..., q̇n , t).
5. Das Hamilton’sche Variationsprinzip lautet nun:
Z t2
δΦ(Γ) = δ dtL(q1 (t), ..., q̇n (t), t) = 0, (2.33)
t1
indem über alle Bahnen
Γ = {q1 (t), ..., qn (t); t1 ≤ t ≤ t2 } (2.34)
im Konfigurationsraum M von P1 nach P2 variiert wird.
6. Aus diesem Varitionsprinzip folgen nun die Lagrange-Gleichungen als die
Bewegungsgleichungen des Systems in den generalisierten Koordinaten.
Wie integrieren partiell:
Z t2 Z t2
∂L ∂L d
dt δ q̇k = dt δ q̇k = (2.35)
t1 ∂ q̇k t1 ∂ q̇k dt
= (2.36)