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N I EDERSAC HSEN
A P R I L 2 0 1 0 | W W W. S P D - N I E D E R S A C H S E N . D E
»ZEICHEN SETZEN
EDITORIAL
GEGEN ATOM«
Der Niedersachsen-vorwärts sprach mit dem umweltpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Matthias Miersch über die Bedeutung der Anti-Atom-Menschenkette am 24. April
vorwärts: Matthias, am 24. April wird ein
großes Bündnis aus Parteien, Umwelt-
verbänden und Nichtregierungsorgani-
sationen eine 120-Kilometer lange Men-
schenkette zwischen den AKW Krümmel
und Brunsbüttel bilden. Wir als SPD sind
dabei. Erklär uns Genossinnen und
Genossen, warum es so wichtig ist, an
LIEBE GENOSSINNEN, diesem Tag Flagge zu zeigen.
Matthias Miersch: Die Aktion ist ein gro-
LIEBE GENOSSEN, ßes gesellschaftliches Team-Play. Ich fin-
im Mai 1979 hat Ernst Albrecht fest- de es wichtig, dass wir uns dort, wo es
gestellt: »Gorleben ist politisch nicht mit anderen Akteuren Gemeinsamkei-
durchsetzbar.« Wo der Ex-Minister- ten gibt, einreihen und Vertrauen auf-
präsident Recht hat, hat er Recht. bauen. Und ich finde es wichtig, durch
Albrecht weiß, dass die Wahl von symbolische Aktionen nach innen und
Gorleben überwiegend politisch be- nach außen klar zu machen, wofür die
gründet worden ist: wenig Menschen, SPD steht. Die Strecke der Menschen-
nahe der DDR. Ob der Salzstock vorwärts: Wogegen richtet sich die Bereich. Energie- und Klimapolitik ist kette vom AKW Brunsbüttel
geologisch geeignet ist, spielt damals Menschenkette und aus welchem Anlass somit nicht nur eine ökologische Frage, bis zum AKW Krümmel.
eine nachrangige Rolle. Mittlerweile bildet sie sich am 24. April? sondern auch eine zentrale ökonomische
sind wir schlauer. Gorleben birgt große Matthias Miersch: Die Menschenkette und soziale Frage. Das muss die SPD beto-
Risiken. Deshalb hat Sigmar Gabriel bildet sich zwei Tage vor dem Jahrestag nen. Wir müssen uns darum kümmern,
als Umweltminister das Endlager der Tschernobylkatastrophe. Wir müs- dass der Zugang zu Energie auch weiter-
Gorleben für tot erklärt. Jetzt macht sein sen uns immer wieder klar machen, dass hin für jeden in unserer Gesellschaft
Nachfolger Röttgen das Fass wieder Kernenergie mit hohen Risiken behaftet sichergestellt ist. Diese soziale Kompo-
auf. Gorleben soll hochradioaktiven ist. Immer wieder schrammen wir knapp nente ist Teil eines ganzheitlichen nach-
Atommüll aufnehmen – ohne dass
ernsthaft weitere Standorte und
am Supergau vorbei. Gleichzeitig plant
die schwarz-gelbe Bundesregierung den
haltigen Ansatzes. Und während andere
Parteien ihren Schwerpunkt jeweils
»
Unser Politik-
Gesteinsarten untersucht werden. Das Ausstieg aus dem Atomkonsens und will immer nur auf einen Aspekt legen, kön- angebot vereint
ist dreist, aber längst nicht alles: Das den Atomlobbyisten Geschenke in Milli- nen wir uns dadurch abheben, dass wir soziale, ökolo-
Erkundungsverfahren läuft nicht nach ardenhöhe machen. Darüber hinaus ein Politikangebot für das Ganze bieten, gische und
Atomrecht, sondern nach Bergrecht ab, zeigt die Endlagerfrage, dass nun breiter also soziale, ökologische und ökonomi- ökonomische
das kaum Mitsprache der Bürger
zulässt. Dem Skandal die Krone setzt
Widerstand angezeigt ist. Berücksichtigt
man diese Aspekte, hört auch der Mythos
sche Aspekte vereinen.
vorwärts: Ganz konkret: Wo kann ich
Aspekte. «
Matthias Miersch
Röttgen mit seinem Plan auf, einem vom billigen Atomstrom auf, der nach- erfahren, wie ich an der Menschenkette
privaten Betreiber die Zuständigkeit für folgenden Generationen für Millionen teilnehmen kann?
Gorleben zu übertragen. Wir müssen Jahre Strahlenmüll hinterlässt. Matthias Miersch: Mittlerweile haben
dafür sorgen, dass Ernst Albrecht weiter vorwärts: Wodurch unterscheiden verschiedene Ortsvereine, Unterbezirke
Recht behält. wir uns bei der Energiefrage von ande- und auch einzelne Abgeordnete ange-
Euer ren Parteien? fangen, Busse zu organisieren, die am 24.
Matthias Miersch: Die SPD-Bundesre- April zur Menschenkette fahren. Auf der
gierung hat vor 10 Jahren die Ener- Internetseite www.spd.de gibt es einer-
giewende erreicht: Weg von Atomener- seits einen Leitfaden, wie man selbst so
gie – hin zu erneuerbaren Energien. Hier einen Bus organisiert. Hierzu rufe ich an Im Niedersachsen-vorwärts:
konnten alleine in den vergangenen Jah- dieser Stelle nochmal alle Gliederungen »TiL – Themen im Landtag«
Garrelt Duin ren 290.000 neue Arbeitsplätze geschaf- (Mittelteil Seiten 1–4)
Landesvorsitzender fen werden, gerade auch im industriellen Fortsetzung auf Seite 2
II NIEDERSACHSEN 04/2010 vorwärts
Impressum
Herausgeber: SPD Niedersachsen
Verantwortlich: Michael Rüter
Redaktion: Lothar Pollähne,
Sebastian Schumacher
Anschrift: Odeonstraße 15/16
30159 Hannover
E-Mail: lopo.vorwaerts@gmx.de
Layout & Satz: Anette Gilke
mail@AnetteGilke.de
IV NIEDERSACHSEN 04/2010 vorwärts
»
Eins ist klar:
Wulff wird die
Landtagswahl
2013 nicht
gewinnen. « Olaf Lies
demokratischen Einflussmöglichkeiten
müssen fester Bestandteil der Partei sein
und gelebt werden. So verbessern wir die
politische Arbeit, aktivieren die Mitglied-
schaft und werden attraktiver nach
außen«, sagt Rüter und weist darauf hin,
dass auch eine beträchtliche Anzahl an
Nichtmitgliedern die Vorstellungsrun-
den besucht haben.
Mitmachen, teilnehmen,
abstimmen!
»
Mit den von uns
erarbeiteten ge. Schließlich gelang es den Teilneh- bringen und an einer erfolgreichen
Inhalten werden mern auf jeder Regionalkonferenz mit Zukunft der SPD mitzuwirken, sind groß
wir die schwarz- den potenziellen Landesvorsitzenden in innerhalb der niedersächsischen SPD.
gelbe Landesre- spannende Diskussionen über ursozial- »Das ist kein Strohfeuer, sondern echte
gierung treiben demokratische Themen zu kommen: Begeisterung für den Wechsel in der
und aus dem Amt Arbeitsmarkt und Hartz-IV-Gesetze, Bil- Beteiligungskultur der SPD«, schätzt
jagen. Nieder- dungspolitik in Niedersachsen, die Ein- SPD-Landesgeschäftsführer Michael
sachsen hat Bes- stellungen der KandidatInnen zum Ein- Rüter.
seres verdient als
diese Wulff-Regie- Begeisterung als Dauerzustand Diese Begeisterung zum Dauerzustand
rung! « Stefan Schostok
HALBZEITSTAND NACH
FÜNF VON ZEHN REGIONAL-
Der Landesgeschäftsführer war bei allen
in der niedersächsischen SPD zu machen,
ist die Aufgabe der gesamten Partei und
KONFERENZEN:
fünf Veranstaltungen zugegen und hat der neuen oder des neuen Vorsitzenden.
Insges. abgegebene Stimmen: 1.565 viele Gespräche geführt. »Unsere Mit- Denn so wird die SPD 2011 gemeinsam
Stimmen Monika Griefahn: 222 glieder unterstützen den Kurs der Öff- einen erfolgreichen Kommunalwahl-
Stimmen Olaf Lies: 674 nung und Beteiligung, den die SPD auf kampf führen. Das ist die Grundlage
Stimmen Stefan Schostok: 661 dem Dresdener Parteitag eingeschlagen dafür, der CDU in Niedersachsen die Bür-
Enthaltungen: 4 hat, voll und ganz. Aber es muss ernst de zu regieren, abzunehmen. Also weiter
Ungültige Stimmen: 4 gemeint sein: Die Erweiterungen der mitmachen, teilnehmen, abstimmen! ■
»
Innovationen zu
Von Bernd Lange, MdEP
Die Absatzzahlen der Automobilindus- und entsprechend dagegen vorgehen. eine vorausschauende Begleitung des
fördern und trie im Februar (in Deutschland fast -30% Zudem plant GM, sich durch Verlagerun- Strukturwandels mit ein. Dazu sollte
umzusetzen ist im Vergleich zum Vorjahr mit Abwrack- gen nach Südkorea Kostenvorteile in der ein europäischer sektorspezifischer
zentral für die prämie, EU-weit Stagnation) zeigen, die Produktion zu verschaffen: Statt in Ant- Automobilrat eingerichtet werden.
Zukunft der Krise ist nicht vorbei und wird 2010 voll werpen sollen Geländelimousinen Zukünftig muss die Vergabe von EU-
Mobilitätswirt- durchschlagen. Aber es gibt zusätzlich zukünftig in Ostasien gefertigt werden. Mitteln entsprechend an klare Bedin-
schaft. « Bernd Lange
auch grundlegende Strukturprobleme:
Überkapazitäten, veränderte Mobilitäts-
Damit würde GM auch von einem neuen
Handelsabkommen zwischen der EU und
gungen geknüpft werden wie Investi-
tionen in Forschung und Entwicklung,
bedürfnisse und Umweltherausforde- Südkorea profitieren. Da dieses geplante Übergang zu einer kohlenstoffarmen
Wirtschaft.
Innovationen zu fördern und umzu-
setzen ist zentral für die Zukunft der
Mobilitätswirtschaft. Elektromobilität
ist dabei ein Baustein. So setzte ich mich
gerade dafür ein, dass die Standardisie-
rung, zum Beispiel von Steckern, schnell
umgesetzt wird, damit neue Technik
schneller auf den Markt kommt. Die
Entwicklung der E-Mobilität muss wei-
ter unterstützt und vor allem Ergebnisse
in Projekten angewendet werden. Die
Bernd Lange (MdEP) auf dem Kombination von E-Mobilität mit rege-
einzigen Prototyp des nerativer Energie bietet fast Nullemissi-
Elektromotorrades C1-E von ons-Perspektiven. Hier ist das Auto- und
BMW auf einer Veranstal- Energieland Niedersachsen besonders
tung der Europäischen gefordert und muss deutlicher handeln,
Motorradindustrie (acem) in Modellprojekte zur E-Mobilität umset-
Brüssel. zen. Durch E-Mobilität verändern sich
Produktion und Zulieferketten, deshalb
rungen. Dazu müssen wir schnell euro- Abkommen für den Automobilsektor in müssen die Perspektiven für zukunfts-
päische Antworten finden, um Beschäf- Europa völlig unausgewogen ist, werde gerechte Arbeitsplätze mitgedacht wer-
tigung in diesem industriellen Kernsek- ich als sozialdemokratischer Verhand- den. In der EU geht es aber auch um die
tor zukunftsfit zu machen. lungsführer alles daran setzen, Benach- Weiterentw icklung der Mobilitäts-
Für Niedersachsen ist das besonders teiligungen für die Produktion in Europa dienstleistungen. Zukünftig wird in
wichtig, denn hier liegt der Anteil der in einen Riegel vorzuschieben. wachsenden urbanen Räumen Mobili-
der Automobilwirtschaft Beschäftigten Neben der kurzfristigen Stabilisie- tät stärker nachgefragt werden, die je
rund doppelt so hoch wie im Bundes- rung des Automobilsektors kommt es nach Bedarf durch Autos, motorisierte
durchschnitt: Rund 150.000 Arbeitneh- zentral darauf an, die Mobilitätswirt- Zweiräder, Fahrräder oder den ÖPNV
mer beschäftigt die Zuliefer- und Auto- schaft mit einer integrierten Politik bei umgesetzt wird. Neue Konzepte müssen
mobilindustrie. Mehr als 30 Prozent der Erhaltung hochwertiger industriel- marktfähig werden und die Entwick-
aller Industriearbeitsplätze in Nieders- ler Tätigkeiten in Europa zu stärken. Im lung vom Autohersteller zum Mobili-
achsen hängen direkt von der Kraft- November 2009 habe ich diese Politik tätsdienstleister ist zu begleiten. Zudem
fahrzeugherstellung ab. Niedersachsen bereits von der EU-Kommission einge- müssen wir auch in verwandten Berei-
hat mehr als 700 direkte Zuliefer-Unter- fordert, ohne nennenswerte Reaktion. chen neue Geschäftsfelder stärken. So
nehmen und viele indirekte. Nun hat die sozialistische Fraktion ein ist die Entwicklung hochef fektiver
Wir brauchen zunächst eine solidari- Positionspapier auf den Weg gebracht, Mini-Blockheizkraftwerke (Wirkungs-
sche Krisenbewältigung. Unsolidarische um stärkeren Druck auf die Kommission grad 94%) bei VW genau der richtige
EUROPA-INFO
Lösungsversuche auf Kosten der Beschäf- auszuüben. Denn die EU-Kommission Weg, um Beschäftigung zu sichern,
Der elektronische News- tigten wie bei GM/Opel gehören nicht in muss endlich eine sektorbezogene Indus- Innovationen in den Markt zu bringen
letter »Europa-Info« bietet u nsere Zeit. Opel A nt wer pen sol l triepolitik anpacken, die Innovations- und Energieversorgung dezentral effizi-
alle 14 Tage Aktuelles aus geschlossen werden, obgleich andere politik, Forschungsförderung, Wettbe- enter und CO2-ärmer zu machen.
Europa und Einblicke in Möglichkeiten unter Beteiligung der werbsrecht, Binnenmarktregeln, Han- Wer die Krise überwinden will, muss
die politische Arbeit vom Beschäftigten mit Arbeitszeitverkürzung delspolitik, Umwelt-auflagen und Logis- Nachhaltigkeit ins Zentrum rücken, die
Bernd Lange. Einfach zur Beschäftigungssicherung vorlagen. tikpolitik zusammendenkt und -führt. Erneuerung der traditionellen Autoin-
kostenlos abonnieren Daher werden wir im EP genau überprü- Das Ziel muss lauten, eine nachhaltige dustrie anpacken und um gute Arbeit in
unter fen, ob GM mit der Willküraktion gegen Mobilitätsw ir tschaf t in Europa zu Europa streiten. Laisser-faire kann kein
www.bernd-lange.de europäische Rechtsvorschriften der schaffen. Dies schließt auch gewachse- Konzept für die Zukunft sein, nicht in
Arbeitnehmerbeteiligung verstoßen hat ne Qualifizierungsanforderungen und der EU und nicht in Niedersachsen. ■
04/2010 vorwärts NIEDERSACHSEN VII
Liebe Genossinnen, liebe Genossen, Kooperation mit, anstatt Gutes tun für, integrative Bildung gibt es in allen Bun-
der Begriff der Inklusion bzw. inklusiver ist von daher die Botschaft auf Augenhö- desländern, so auch in Niedersachsen,
Bildung ist derzeit Thema unterschiedli- he. Tagungen und Veranstaltungen zur erheblichen Handlungsbedarf.
cher Tagungen. Das gesellschaftliche Ziel inklusiven Bildung sind von daher in Dies bitte ich in Kooperation mit
der Inklusion oder der inklusiven Bildung Kooperation mit entsprechenden Initia- behinderten Menschen selbst, deren
sowie seiner derzeitigen Aktualität geht tiven und Organisationen, wie »Selbst Vertreterinnen/Vertretern, sowie »Selbst
auf die Verabschiedung der UN-Behin- Aktiv«, »gemeinsam leben, gemeinsam Aktiv« in politischen Gremien, Veran-
dertenrechtskonvention (BRK) zurück. In lernen«, dem SOVD oder anderen Ver- staltungen, im Geist der UN-Behinder-
Artikel 24 ist hierin die Vorgabe einer bänden durchzuführen. tenrechtskonvention (BRK) umzusetzen.
inklusiven/integrativen Bildung in Kita, Die UN-Behindertenrechtskonvention Artikel 29 mit der Vorgabe einer unmit-
Krippe, Schule sowie Erwachsenen- und (BRK) ist auch für die Umsetzung der inklu- telbaren Teilhabe an Politik und Gesell-
Weiterbildung festgeschrieben. siven Bildung von besonderer Bedeutung, schaft ist hierbei handlungsleitend. Karl Finke, Bundesvorsitzen-
Ebenfalls wird in der UN-Behinder- da sie für die jeweiligen Unterzeichnerstaa- Kontakt Netzwerk »Selbst Aktiv« der von »Selbst Aktiv« ist
tenrechtskonvention (BRK) ein Wechsel ten mit Berichtspflichten verbunden ist. Karl.Finke@selbstaktiv.de Beauftragter des Landes
im Verständnis gegenüber behinderten So muss die Bundesrepublik Deutsch- Telefon 0511.1674-219, Fax 0511.1317577 Niedersachsen für Menschen
Menschen von Menschenrechtsobjekten land zwei Jahre nach Inkrafttreten der BRK mit Behinderungen.
zu Menschenrechtssubjekten vorge- am 26.März 2009, also am 26. März 2011,
nommen. den ersten Bericht zur Umsetzung vorle- Für den SPD-Landesparteitag in Stade und den darauf folgenden
Dies heißt konkret, dass fortschrittliche gen, anschließend alle vier Jahre (Art. 35). Bundesparteitag stellt »Selbst Aktiv« folgenden Antrag:
Gesellschaft und Politik für Menschen mit In vielen Punkten hat die rot-grüne Der Parteitag möge beschließen: Die SPD und Ihre Mandatsträger
Behinderungen sich konkret daran bemisst, Bundesregierung mit dem SGB IX die verpflichten sich, die UN-Behindertenrechtskonvention in ihren Arti-
ob die jeweilige Personengruppe an den Vorlage zur UN-Behindertenrechtskon- keln sowohl politisch nach außen, wie auch innerhalb der SPD ver-
Entscheidungen und Gremien jeweils qua- vention (BRK) geliefert. In etlichen Berei- bindlich umzusetzen.
lifiziert ausgewiesen und beteiligt ist. chen, insbesondere im Bereich inklusive/
VIII NIEDERSACHSEN 04/2010 vorwärts
VORWÄRTS
RÄTSEL
JUGENDGEWALT VERHINDERN –
CHANCEN SCHAFFEN
Gustav-Radbruch-Forum tagte am 20. März 2010 in Laatzen
Von Arne Schneider
Als er am 19. April 1980 zu Mehr als 180 Interessierte aus Vereinen,
Grabe getragen wurde, folg- Verbänden und Institutionen sowie zahl-
ten 50000 Menschen seinem reiche Mandatsträger aus Bund, Ländern
Sarg, ohne dass es einer Auf- und Kommunen kamen am 20. März nach
forderung bedurft hätte. Der Laatzen, um im Rahmen des Gustav-Rad-
Trauerzug war eine der größ- bruch-Forums mit Experten und Prakti-
ten politischen Demonstratio- kern darüber zu sprechen, wie Jugendkri-
nen jener Jahre und ehrte das minalität entsteht und wie das Entstehen
»Gewissen der Welt«, wie ihn von Kriminalität verhindert werden
Herbert Marcuse 1974 genannt kann.
hat. Der Vatikan, der seine Im Rahmen eines World-Café disku-
Werke auf den Index gesetzt tierten die Teilnehmenden zunächst ein-
hatte, erklärte anlässlich sei- mal über den Zusammenhang zwischen
nes Todes dagegen: »Er war Bildung und Gewalt und die Möglichkei-
einer der Lehrer von Unsicher- ten, Jugendgewalt zu verhindern. Ulla Harald Baumann-Hasske (ASJ-Bundesvorsitzender), Matthias Miersch (MdB), Arne Schneider (Mitglied
heit und Versagen.« Als er sich Burchardt, Vorsitzende des Bildungsaus- des ASJ-Bundesvorstands), Biniam Kiflai (Integrationsbeauftragter des eritreischen Konsulats), Ulrike
in den 50er Jahren des vergan- schusses des Deutschen Bundestags, Meyer-Timpe (Zeit-Autorin), Christian Pfeiffer (Kriminologe), Angela Kolb (Justizministerin des Landes
genen Jahrhunderts zunächst machte in ihrem Beitrag »Bildung kostet. Sachsen-Anhalt), Eva-Maria Stange (AfB-Bundesvorsitzende)
für die Kommunisten einsetz- Keine Bildung kostet mehr« deutlich, dass
te, von denen er sich nach der die Bundesregierung den dringendsten Die Justizministerin des Landes Sach- ren Reaktions- und Repressionsmaß-
Zerschlagung des Ungarn- bildungspolitischen Anforderungen – Bil- sen-Anhalt, Angela Kolb, betonte die nahmen verhindern kann.
Aufstands durch sowjetische dungsarmut bekämpfen und den Fach- Bedeutung eines umfassenden Fallma- Die von ASJ und AfB durchgeführte
Truppen wieder abwandte, kräftemangel beheben – nicht gerecht nagements und bek lag te, dass die Veranstaltung »Jugendkriminalität ver-
war er bereits eine Institution. wird. Die Bundesregierung verteilt lieber Lebensgeschichten der Jugendlichen hindern – Chancen schaffen« geht zurück
1938 veröffentlicht er seinen Klientelgeschenke an Besserverdienende, und Heranwachsenden oft geprägt sind auf den Beschluss des SPD-Bundespartei-
bis heute wichtigsten, Simone statt in die Bildung zu investieren. von kaum miteinander zusammenhän- tags, das Thema Jugendgewalt aufzugrei-
de Beauvoir gewidmeten Ro- Anschließend diskutierten Ulrike genden Einzelmaßnahmen. Michael fen. Der Parteitag hatte in Dresden im ver-
man »Der Ekel«. Sein litari- Meyer-Timpe, Autorin des Buches »Unsere Löher vom Deutschen Verein für öffent- gangenen November beschlossen, dass
sches Schaffen trägt ihm 1964 armen Kinder«, der Kriminologe Prof. Dr. liche und private Fürsorge sprach von die oftmals mit Jugendgewalt einherge-
den Literatur-Nobelpreis ein, Christian Pfeiffer und Biniam Kiflai, Inte- der Notwendigkeit, bereits sehr früh bei henden sozialen Ursachen identifiziert
dessen Annahme er jedoch grationsbeauftragter des eritreischen Kon- werdenden Eltern und kleinen Kindern werden sollten, um ihnen mit einem Prä-
ablehnt, weil er nicht vom bür- sulats, moderiert von Matthias Miersch unterstützend tätig zu werden. Er beton- ventionskonzept erfolgreich entgegentre-
gerlichen Kulturbetrieb ver- (MdB) über den Zusammenhang von Prä- te, dass jeder präventiv eingesetzte Euro, ten zu können. ■
einnahmt werden will. 1967 vention, Bildung und Kriminalität. deutlich höhere Folgekosten bei späte- Weitere Infos: asj.spd.de.
übernimmt er die Präsident-
schaft des Russell-Tribunals,
auf dem die Kriegsverbrechen
der USA im Vietnam-Krieg
vorwärts
angeprangert werden. Dass er
im Mai 1968 an der Spitze der
PERSONALABTEILUNG
demonstrierenden Studenten Godula Hepper feiert ihren 80. Geburtstag und das ist Grund genug, sie einmal öffentlich richtig hochle-
durch Paris zieht, ruft bei ben zu lassen. Am 18.4.1930 in Rabensteinfeld bei Schwerin geboren, machte die Mecklenburgerin 1949
Frankreichs Staatspräsident Abitur, studierte zunächst in Potsdam, floh dann in den Westen nach Hamburg und setzte dort ihr Studi-
Charles de Gaulle Entsetzen um fort. Nach ihrer Heirat kam sie 1963 mit ihren drei Kindern nach Celle und engagierte sich seit den 70
hervor. In der Bundesrepublik er Jahren in der SPD. Viele Ämter hatte sie inne: In der Partei war sie Beisitzerin, Schriftführerin, stellver-
Deutschland sorgt er für Empö- tretende Vorsitzende und Ortsvereinsvorsitzende. Viele Jahre lang war sie Mitglied im Rat der Stadt Celle
rung, als er am 4. Dezember und im Kreistag.
1974 Andreas Baader in Stamm- Die meisten Genossinnen und Genossen kennen sie aber aufgrund ihrer engagierten und unablässi-
heim besucht, den er aller- gen Arbeit für die Rechte von Frauen. Als ASF-Vorsitzende in Celle, ASF-Bezirksvorstandsmitglied und
dings hernach als »Arschloch« Mitglied der Gleichstellungskommissionen in Celle, im Bezirk Hannover und beim Landesverband Nie-
bezeichnet. Wer war der Quer- dersachsen, als Delegierte im Landesfrauenrat, als Mitglied des Landesfrauenrings und im Frauenforum,
geist? Zu gewinnen gibt es sie setzte sich auf allen Ebenen und bei allen Gelegenheiten ein für die Sache der Frauen. »Stellen wir
»Der Ekel«. ■ lopo unsere Forderungen laut, unüberhörbar, mischen wir uns ein, permanent!« Das war und ist das Leitmotiv der Trägerin des Bundesver-
Die Lösung bitte an den dienstkreuzes und deshalb und dafür kennt und respektiert man sie überall in Niedersachsen. Wer Fraueninteressen übersah oder nicht
vorwärts, Odeonstr. 15/16, für wichtig hielt, bekam und bekommt es seit vielen Jahren mit ihr zu tun. Dafür haben wir Frauen Dir zu danken, liebe Godula! Ohne
30159 Hannover Dich und deine Beharrlichkeit, deine Standhaftigkeit und dein Durchsetzungsvermögen, wäre für uns vieles nicht so selbstverständlich,
Auflösung Februar: Robben Island. wie es heute ist! Zum Glück hast Du – trotz Krankheit – auch noch nicht fertig, Du bleibst unbequem und deiner (unserer!) Sache treu und
Gewinner Harald Legler, Ronnen-
berg. Auflösung März: Robert mahnst uns, nicht nachzulassen. Dafür danken wir Dir in aller Form und lassen mit Dir die Sektkorken knallen! ■ Annette von Pogrell
Havemann. Gewinner: Manfred
Köster, Etelsen.