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Resolution des Vorstands der digitalen Schule Bayern zum

Tag des digitalen Lernens am 8. April 2008

Digitale Schule Bayern – jederzeit und überall lernen

Forderungen für ein Lernen im 21. Jahrhundert


Ziel muss es sein, dass alle Schüler die uneingeschränkte Möglichkeit erhalten, um
von jedem Ort aus und zu jedem Zeitpunkt möglichst gut lernen zu können. Dazu ist
es erforderlich, dass unsere Kinder und Jugendlichen das hierfür notwendige
„Werkzeug“, einen frei verfügbaren Internetzugang und eine Begleitung durch
entsprechend qualifiziere Lehrkräfte erhalten.

Während der Computer und das Internet im Beruf längst zu einem unverzichtbaren
und selbstverständlichen Arbeitsmittel geworden sind, ist dies in der Schule 2008 noch
nicht der Fall. Offenkundig ist, dass die Bedeutung des digitalen Lernens in
Deutschland bisher nicht hinreichend verstanden wurde, denn an den Schulen
dominieren weiterhin eher Unterrichtsformen, in denen nicht der aktive Lerner im
Vordergrund steht. Die Schule des 21. Jahrhunderts muss sich jedoch auf die
veränderte Welt des 21. Jahrhunderts einstellen, die andere Voraussetzungen und
Lerner hat als im letzten Jahrhundert:

- Schüler wachsen heute in einer Medienwelt auf, in der die Kommunikation im


Netz ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens – und nicht nur ihrer Freizeit -
darstellt.
- Zugleich sind der reflektierte und problembezogene Einsatz von Computer
und Internet in der Arbeitswelt zur notwendigen vierten Kulturtechnik
geworden, da es kaum einen Beruf mehr gibt, wo eine solche
Medienkompetenz nicht zwingend verlangt würde.
- Wichtiger als der konkrete technische Einsatz von Rechnern in der Arbeitswelt
sind die damit verbundenen anderen Anforderungen an die Beschäftigten,
die als aktive und selbstbestimmte Nutzer von Computer und Internet
Probleme aktiv und im Team lösen müssen.

Will Schule ein am 21. Jahrhundert orientiertes Lernen unterstützen, müssen manche
der bisherigen Paradigmen, die Schule und Lernen bestimmt haben, grundsätzlich
neu definiert werden:

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus


- Gefragt ist ein gesamtstaatliches Reformkonzept, das eine Vision für die
nächsten fünf Jahre entwickelt, die nötigen finanziellen und personellen
Ressourcen zur Verfügung stellt und den Schulen die notwendige Zeit zur
Implementierung lässt.
- Der sinnvolle Einsatz des Computers in der Schule kann nur mit einer
umfassenden Reform der Schule gelingen. Ein Unterrichtsstil, der den Schüler
zum passiven Lerner macht, muss abgelöst werden durch einen Unterricht, in
dem Schüler aktiv und handlungsorientiert Verantwortung für ihr Lernen und
Arbeiten übernehmen.
- Das in der gymnasialen Oberstufe eingeführte P-Seminar ist ein wichtiger
Schritt für eine solche Schulreform. Der Einsatz von Notebooks und
Lernplattformen kann das hier vorgesehene selbstorganisierte Lernen
unterstützen. Notebooks sollten hier gezielt und flächendeckend eingesetzt
werden.
- Die Fachlehrpläne müssen noch stärker als bisher durch an Kompetenzen
orientierte Lehrpläne ergänzt werden (vgl. P-Seminar), damit das aktive
Problemlösen, das Arbeiten im Team und die Kreativität ein zentraler
Bestandteil von Unterricht werden (Curriculum für solche
Schlüsselqualifikationen sowie die technische Grundbildung ). Alle bisher
vorliegenden Studien zum Einsatz von Notebooks im Unterricht zeigen, dass
Notebookarbeit die erstrebten Kompetenzen herausragend fördert.
- Die externe Evaluation an den Gymnasien in Bayern sollte auch den Bereich
des Einsatzes von Lernplattformen und Computern im Unterricht
berücksichtigen.

Sachaufwandsträger
- Die unzureichende personelle und technische Ausstattung der Schulen ist
dahingehend zu verbessern, dass an den Schulen analog zu mittelständischen
Unternehmen professionelle Netzwerk- und Hardwarelösungen umgesetzt
werden, für die der Sachaufwandsträger die Kosten übernimmt.
Systembetreuer, die nur wenige Anrechnungsstunden erhalten, können die
Verantwortung für teilweise 300 Rechner und mehr nicht tragen.
- Lernen ist ein höchst individueller Prozess. Die Erfahrungen mit den
Intensivierungsstunden machen deutlich, dass individuelles Lernen sehr gut
durch den Einsatz von Lernplattformen und einer konstruktivistischen, d.h. am
Lerner orientierten Didaktik gelingen kann. Daher sollte jeder Schüler die
Möglichkeit für eigenen Webspace und ein eigenes Eportfolio erhalten, damit
die Schüler eigene Projekte und Arbeitsergebnisse online dokumentieren
können. Hier ist die Entwicklung in zahlreichen Staaten sehr viel weiter
fortgeschritten als in Deutschland: So soll in Großbritannien noch im Schuljahr
2007/2008 jeder Schüler einen personalisierten eigenen Webspace für das
eigene Lernen erhalten, in Norwegen soll das Ende 2008 realisiert werden, in
Kanada ist dies bereits umgesetzt.

Lehrerausbildung
- Der Anteil der Medienpädagogik ist bei der Lehrerausbildung an den
Universitäten und auch im Referendariat zu erhöhen. Vor allem Seminarlehrer
müssen stärker als bisher in diesem Bereich geschult werden, damit
Referendaren eine am 21. Jahrhundert orientierte Ausbildung vermittelt
werden kann.
- Der didaktische Einsatz der neuen Medien muss den Vorrang erhalten vor dem
bisher dominierenden technischen Einsatz. Die Fortbildung in diesem Bereich
muss daher ausgeweitet werden; hier muss künftig vor allem der fachliche
Einsatz von Lernplattformen und Computern im Vordergrund stehen. Es fehlen
bisher insbesondere Fortbildungen für einen didaktisch sinnvollen Einsatz von
Notebooks und Lernplattformen im Unterricht. Coachingmodelle sollten
zudem die klassischen Fortbildungen ergänzen.
- Eine stärkere Standardisierung von Fortbildung, wo Einheiten stärker als bisher
modularisiert werden, erscheint vor dem Hintergrund weltweiter Entwicklungen
(z.B. Österreich und Australien, die klare Standards in der IT-Fortbildung
formuliert haben) dringend erforderlich.

Einzelschule
- Der fortlaufende Unterrichtsausfall kann durch die Verwendung von
Lernmaterialien, die online zur Verfügung stehen, deutlich reduziert werden.
Online-Klassenräume schaffen in diesem Zusammenhang ein hohes Maß an
Offenheit und verringern die Nachteile bei Unterrichtsausfall für Schüler und
Eltern, weil alle Unterrichtsinhalte grundsätzlich einsehbar sind. Es sollten alle
Schulen ihren Schülern die Möglichkeit geben, online auf Übungsmaterial in
den verschiedenen Fächern zuzugreifen. Unter www.hausaufgabentreff.de
sind hier beispielsweise auf der digitalen Schule Bayern zahlreiche Materialien
für die verschiedenen Fächer gesammelt.
- Ein neuer von Medien gestützter und auf einer konstruktivistischen Didaktik
basierender Unterricht benötigt andere Organisationsformen als bisher. Der
Einsatz von Lernplattformen oder Notebooks in Unterrichtsstunden von 45
Minuten macht wenig Sinn. Doppelstunden schaffen die Möglichkeit für
projekt- und problemorientiertes Lernen.
- Seitens der Schulleitungen sollten alle Kollegen beim Einsatz moderne Medien
für das Lernen im 21.Jahrhunderts weiter unterstützt und gefördert werden.

Die digitale Schule Bayern ist ein Zusammenschluss von ca. 150 Lehrern in
Bayern, getragen vom gemeinnützigen Verein Digitale Schule Bayern e.V. Die
digitale Schule Bayern wurde im Jahr 2005 gegründet. Seitdem ist eines der
größten Lernportale in Deutschland entstanden, 60 Schulen nutzen derzeit die
virtuellen Klassenzimmer unter Moodle, bei dessen Einführung die digitale
Schule Vorreiter in Bayern war. Zugleich werden für Schüler frei zugängliche
Unterrichtsmaterialien sowie offene Kommunikationsbereiche erstellt
(www.schueler-moodle.de). Die digitale Schule wird unterstützt von der
Stiftung Bildungspakt Bayern, verschiedenen Sponsoren und dem
Medienzentrum München-Land, dort steht der Server für die Lernplattform
Moodle der digitalen Schule Bayern.

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