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Was ist aus dem Proletariat geworden und wie steht es mit der sozialen Frage Page 1 of6

Markos

Nach 2fi H and ert Jah r7in dustrieller Revolution :

Was ist aus dem Proletariat geworden


und wie steht es mit der sozialen Frage?

Einleitung
Der Begriff des Proletariats ist heutzutage negativ belegt.

Das Proletariat als Mythos. Das Wort "Prol" als Inbegriff des niedrigsten Unterwerfungsverhaltens gegenüber den
Erfcrdernissen und den konservativsten kuiturellen Werte dieser Geselischaft. Das Froletariat ais Feindbild (Hauptstütze
des Systems, potentielle faschisten).

ich will zeigen, wa*fifkeine revolutionäre Perspel<tive geben kann ohne die maßgebliche Tiltigkeit des Proietariats und
warufil dennoch solcheäußerungen auf reale Probleme einer solchen Perspektive hinrveisen.

Die französische Revolution und der utopische Sozialismus

Während der 1. Hälfte des XtX Jahrhunderts scheint die bürgerliche Gesellschafl
unweigerlieh ihr Ende zuzusteuern.

Hegel und die Geschichte

Mit Hegel erhätt dfe Geschichte zum ersten mal eine immanente Logik fdre des
GeisfesJ.

Die Geschichte wird als Abfolge von untereinander bedingenden Momenten aufuefaßt. Bis dahin als willkürliche unter ,;
einander völlig unabhängige Foruen gesehen. Die franz. Revolution (schon Cromwell) ist die erste bmchartige, radikale h
Veränderung einer sozialer Sfruktur, die aus dem lnneren der alten Gesellschaft entstanden ist. Früher äußere Umstände: . .$
Eroberungen, Kriege, Naturbedingugen t\
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Marx's Kritik am Kapitalismus \


Marx setzt die pral<tische Tätigkeif des Menschen {d. h. die Arbeit) im Zentru* \$
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Betrachtung. Die Lahnarbeit ist der Dreh- und Angelpunkt seiner Kaoitalismuskritik.
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Entfremdete Arbeit: Tiennung vom Produkl, von Kcntrolle des Produktionsprozeßes, von der eigenen Tätigkeit. Keine
gesamtgesellschaftliche Kontrolle (Untenverfung unter dem Diktat der sogenannten ökonomischen Gesetze). Die Ware,
das Privateigentum, das Geld. Die Konkurenz. Der Staat als besondere Institution. Die Nationen. Die ldeologien.

Marx r.vidmet sich der philosophischen Fragestellung, wie kann der Mensch die äußere Welt erfassen, erkennen und
interpretieren kritisch zu. Diese Fragestellung setzt voraus, daß zlvischen dem Menschen und der äußeren Welt ein
Wesensunterschied besteht und daß diese Kluft, wenn überhaupt, nur durch Ceisterkruft überwunden werden könnte. Der
I\{ensch wird gesehen als Subjekt der Erkenntnis, die reale Vfelt als Objek der Erkenntnis. Andere Wechseibeziehungen
werden bei dieser Fragestellung als unwesentlich beiseite gelassen. B^estenfalls wird die nveckmäßige Veränderung der
objektiven Welt als ,fat*r. Um"setzung der durch den Geis:tesak ge;änffi-erkenntnis verstanden. In anderen Wörter

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rvird die reale Veränderung der Welt nicht als integraler Bestandteil des Erkenntnisproblems betl'achtet"

l\,lan verläßt. nicht zuletzt angesichts der gewaltigen Veränderungen iln Bezug auf der Gesellscltaftsform durch das
revolutionäre l-landeln der Massen {nordarnerikanische lJnabhängigkeitskrieg und ffanzösische Revolution sarvie ihre
Nachtblge in Eunrpa und Amerika) atrs auch im Bezug auf der materiellen Welt durch die rasche voranschreitende
industrielle Revolulion, diesen Standpunkt. Für ihn wird die prinzipielle frennung zu'ischen Mensch und Natur
tendenziell überwunclen. und z-war nicht durch eine "bessere" "rvissenschaftlichere" Erkenntnisl-rethode. sondem durch
sein bloßes Dasein, durch seine l,ebendigkeir selbst, durch seine Tätigkeit. Der Mensch wird von ihm nicht mehr vor
allem als betrachtendes snndern eher als leidendes. handelndes Wesen aufgefaßt. "Die Philosophen haben die Welt nur
verschisden interpretierl, es kornmt darauf an, sie zu verändern" fMarx: Thesen über Feuerbach, ivgl. MEW Bd. 3, S" 7)].
Dies Lredeutet, daß der Mensch nicht nur ein Unifeld vorändet, das die materiellen Bedingungen seines Leirens bestinrrnt,
sondern daß er durch seine Tätigl<.eit eben dieses Umfeld und damit sich selbst ständig verändert, verarbeitet. Marx
verlagert ciie'Wesensbestimmung des Menschen von seinen geistigen Fähigkeiten aul'seine tatkräftige Wechselrvirkung
mit der "äußere$" Welt (ietzt begriflbn als "unorganischer Körper" des Menschen), auf die Praxis"

ist die Arbeit, verstanden als zweckmäßiges Eingreifen des Menschen in sein materielles Umfeld. der Kem der
"menschlichen Natur" in seinenr organisehenr Austausch rnit der nicht-menschliehen Natur, so llndet sie dennoch im
Rahmen kcnkret spezifischen Geseilschaitsformen statt. Cerade an diesem Punkt selzt die Marx'sche Kapitalisniuskritik

Die dem inhalt der Arbeit zugrundeliegenden Zwecke (Veränderung des materiellen Umltlds) und die unmittelbar von
cienen, die die Arbeit verrichten, verlblgten Zwecke driften in der mcdenren Geseilscha{-t auseinander. I}iese
unmiftelbare Zu,ec]<e finden ihre konkrete Gestalt in der allgegeni.värtigen Form des Geldes" Den Arbeitern geht es
darum. ihre Fähigkeit zu arbeiten (die Arbeitskrall) gegen einen Lohn zu tauschen. Aber auclt für die Kapitalisten, die
die Arbeiter, nachdenr sie ihre Arbeitsk'raft -gekautrl haben. ftir sich arbeifen lassen" komtnt es nicltt primär auf den
materiellen lnhalt der Arbeit darauf an. Vieimehr geht es ihnen um den üewinn, der durcir den Verkauf der als Ware
produzieüe Güter zu errvarten isl. Daher betrachtet Marx das Geld als InbegriiTder Perversion des menschlichen Ilaseins
und die Lohnarbeit als Perversion der menschlichen Tätigkeiten. Detrn da rvo die Arbeit die Trennung ft,ischen Mensch
und Natur tendenzieil abbaut. beiniraltet die Lohnarbeit neue gesellschaftliche Trennungen zwischen dem Arbeiter und
seiner Arbeit.

Lohnalbeit ist entfremdete Arbeit in vielltiltiger Weise:

Der Arbeiter ist von den Produktionsmitteln gefenn{. Wäre es rricht der Fall, rvürde er sich nicht genötigt sehen,
seine Arbeitskratt zu veräußern. sonclem er würde unter seiner eigener Regie arlreiten.

Der: Arbeiter: r.vird von Produlct seiner Arbeit s1'stematisch und fortlaufend getrennt. Nach dem Prinzip der auf
Warentausch basierenden ökonomischen Verhältnissen gehört nämlich dieses Produkt dem"ienigen, der die
Arbeitskraft gekauft hat und nicht demjenigen, der tatsächlich produziert hat.

Der Arbeiter ist dem Produktionsprozeß unterstelit. Die Organisation des Produktionsprozesses obliegt ebentälls
dem Käufer der Arbeitsk"aft. Da der Arbeiter seine Arbe.itskraft verkauft hat. hat er prinzipiell nichts mehr zu
meiden über die Art und Weise. r.vie diese eingesetzt rvird. Er hat sich dem Diktat des Kapitalisten zu
untenverfen. Mehr noch, die angewandten Tschnologie und die Maschinerie übernehmelt auch sinnlich die
Kontrolie und das Ternpo der Beweglxgen des nrenschlichen Körpers. Der Arbeiter verkommt zum re.inen
Anhängsel eines mechanischen cder elel<tronischen Molochs. der die gesellschaltlichen Kräfte verkärpert.

Aus der Tatsache. dalJ keinrsr der wi$schaftlichen Agenten (Lohnarbeiter oder Kapitalisten) ein unrnittelbares
{nteresse an dem inhalt der Arbelt haben, ergibt sich. daß die glabalen Auswirkungen des
gesamtgesellschaftlichen Produktionsprozesses keiner ernst zu nehmenden gesellschaftlichen Kontr<llle
unterliegen. Diese Auswirkungen auf Umfbld und Cesellschait nehmen die Form einer jenseits des menschlichen
Willens. Handelns oder Bervußtseins sich vollziehenden ob-iektiven Cesetzrnäßigkeiten. Die Menschheit äbt
keine Kontrolle über ihre eieene Geschichte" Diese setzj sich "hinter den Rücken" der ökonomischen Akteure
durch.

Als unbedingte Voraussetzung des Warentauschs und damit des Geldes ist das Privateigentunr, in seiner historischen
Prägung als Privateigentum voil Nichtarbeiter über die Prr:dukionsmitteln, ebenfalls von der Lchnarbeit unzertrenntrich.
Es trägt in Zusammenhang mit clem Warenaustausch zur Konkurrenz statt zur Kooperation unter den Mensciren und
f'ördert daher eine gesellschaftliche Dy.namik, die sich jeden bewußten Zugriff von Seiten der Menschen enrzieht. I)ie
nroderne Gesellschafl, die die technischen Möglichkeiten zur rveitreichenden Belreiung von den Zwängen der Natur
entwickelt, schafft gieichzeitig eine reale neue Knechtschalt unter den Zwängen cler "Gesetze der Ökonomie".

http: //r,l rvr.r . left-dis. n l1d/sk izze. htnt


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In diesem Zusammenhang ist der moderne Staat die Institution, die dem völligen Auseinanderbrechen einer auf Geld und
Konkurrenz aufgebauten Gesellschaftsstruktur entgegen steuert, ohne ihre grundlegende innere Spaltung zwischen
Warenbesitzer in Frage stellen zu können. Noch mehr: die Funktion des Staates besteht darin. genau die "Gesetze" des
Warentausches und der Lohnarbeit zu bekräftigen und zu verallgemeinem, nicht zuletzt indem er die ldeoiogie der
Ewigkeit und Naturgegebenheit dieser Gesetze verkörpe$ und transportiert.

Die Einschränkungen der Tragweite des Staatseingreifens werden auch dadurch deutlich, daß die Weltwirtschaft
strukturell aus einem Netz von teilrveise untereinander konkurrierenden Wirtschaflsmächte mit deren zugehörigen
Staaten besteht.

l)ie Marx'sche Kapitalisrnus Kritik geht also von der Nolwendigkeit aus, daß die Menschheit Herr über ihr Schicksal
vird. indem die l-ohnarbeit abgeschafft wird und mit ihr ihre historische VoraussetzunS ryd Ausdruck: . das
Privateigentum. die Ware, das Ge'id und der Staat. Wieso eine solche historische Aulhebung der "Ökonomie" und der
"Politik; mögtich ist und im Schoß der modemen Cesellschaft ihre Wurzeln findet r.vird im nächsten Punkt behandelt-

Der lnhalt des Kommunismus

Der Kammunismus ist die vanvon der Menschheit aktiv aKtiv .hergesteltte
hergestellte
Gesellscfi aftsstruktur, in der die Lohnarbeit und ihre Bedingungen abgeschafft
warden sind. Atlerdings findet dr'ese Abschaffung auf der Basrs der zivilisatarischen
Errunqenschaft
- - der bisherigen GeselJschaften staff und integriert sie.
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Die Bedingungen des Kommunismus

Fs gibt keinen Kommunisrnus ohne bestimmte materiellen Voraussetzungen


(Reiihtum) und ohne ein Sublekf, dessen Bedürfnissen und dessen bewußten Wille
de m Ko mm u n ism us entnp rec hen

Kommunismus als trnhalt einer Bewegung, die im Schoß der bürgerlichen Gesellschait entsteht. Die Dynamik des
Kapitals.

Der Marx'sche Begriff der Kapitalisrnuskritik wäre selber abstrakt, wenn er sich in einer reiner beobachtender,
analytischer Kritik erschöpfte, d1e in den Köpfen einiger Denker grassierl, Für Marx kann die wirkliche Kritik nur
diejinige sein, die die konkret tätigen Menschen durch ihr Handeln ausüben. Wohlgemertt ist hier nicht im Vordergrund
aei appett an den "Denker", sie sollen endlich aus ihren Elf'enbeintürmen herunterkommen und ihre Gedanken "aktiv"
o*r"än, gemeint. Nein. vielmehr *'ird damit darauf veru'iesen, daß die "wahre" Kritik darin besteht, daß die in der
kapiralistisähen Gesellschaft lebenden Menschen durch ihre alltäglichen wirksamen Tätigkeiten, und hier insbesondere
im produkticnsprozeß, letztendlich faktisch diese Gesellschaftssfrukfur in Frage stellen und dahin wirken, daß sie real
autgehoben wird. "Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Cewalt muß
gesitirzt werden durch materielle Gewalt, .... Radikal sein ist die Sache an der Wurzei fassen. Die Wurzel ftir den
Menschen ist aber der Mensch selbst."[Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung (vgl. MEW Bd'
i, s.385)1.

Die aktuellen produktionsverhältnisse. die den Rahmen darstellen, in dem die Gesellschaftsmitglieder handeln, sind das
Ergebnis yergangenen geseilschalllichen Zusammenlebens uncl werden zugleich beständig durch die Menschen immer
neü als fiemde-Machl reproduziert. Entscheidend sind aber die Momente und Elemente der gesellschaftlichen
Tätigkeiten, sprich der Produktivkraft der Arbeit, die diese Produktionsverhältnisse nicht nur reproduzieren sondern auch
rpr-"irgrn. 6s'entsteht ein Antagonismus zrvischen den in Strukturen gerolrnenen vergangener sozialer Handlungen und
den aif dieser Basis sich entfaltenden neue soziale l{andh;ngen. "...aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich
entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die ryrateriellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus.".[Marx:
Zur Kritik der politischen Ökonomie 1vgl. I,IEW Bd. i3, S. 9)1. Diese Lösung, "...der Kommunismus ist für uns nicht ein
Zustand, der hergestellt werden soll, iin ldeal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen
Kommunismus die wirkliche Bervegung, welche den jetzigel Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser Bewegung
ergeben sich aus der jetzt bestehenden Vöraussetzung." [MatxlEngels; Die deutsche Ideologie (vgl. MEW Bd- 3, S. 35)].

Die Herrschaft des Kapitats, d.h. die durch den Markt vermittelte Beziehung der Gesellschaftsmitglieder untereinander
rind die Unterwerfung des sozialen Lebens unter dem Diktat der en+'eiterten Akkumulation, der Profifmaximierung, ruft
in produktiontpror*ö eine Sczialisierung der Arbeit hervor, indem die Lohnarbeiter während des Arbeitstages immer
stärker auf die koordination ihren produktiven Tätigkeiten angewiesen sind. lm Produktionsprozeß selber flndet kein
Warenaustaussh stalt sondem das Wirken eines Kollektivs. Diese Alltagserfahrung ist seinem W'esen nach der Logik des
Marktes entgegengeselzt. Sie produziert neue historische Verhaltensweisen und neue soziale Bedürfnisse, die weit über

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die biologisch bestimmte Bedüftigkeit hinausgehen. Hier wächst eine neue Menschheit, die zu neuen auf kollei.tive
Kontrolie rrnd Organisation des Austausch mit der"Natur basierenden Menschenverhältnisse drängt. lm selben Atemzug
wird die Vielfalt und Menge an produzierte Güter dernraßen gesteigefi, daß eine kollektive Aneignung geradezu
gelordefi wird. Eine individuelle Nutzung der in der kapitalistischen Gesellschafl entwickelten Produlctionsmittel wird
buchstäbiich unmöglich. Der gigantische gewonnene materielle Reichtum wird begleitet durch einen ebensolchen
Reichturn an sozialen und nicht mehr bialogischen Bedürfnisse. ln anderen Wörter schafft die Dynamik der entfremdeten
Arbeit sowohl die materielle Voraussetung als auch den iristorischen neuen Subjekt, die beide zusammen eine wahre
Kritik der Kapitalverhältnisse, d. h. das Ende der Lohnarbeit, ermöglichen. Ohne diese aus der Entfaltung des Kapitals
entstehenden Bedingungen ist der Kommrrnismus vom Marx'schen Staldpunkt eine reine Schimäre.

Das Proletariat als revolutionäres Subjekt

Das revalutionäre Wesen des Proletariats besfelf in a) seiner Eigentumslosrgkeit, h)


den sozialen Charakter der lebendigen Arbeit und c) serner Verallgerneinerung und
Vereinheitlichung7.L -.*"2e., Ule-ea^ ;äqt k/neu,- tt-t3st',, r

Pauperisierung. Die Reproduktian der Bedingungen für das Kapital. Kooperation der Arbeit Proletarisches Gedächtnis
(Kultrx, Kontinuität der Kämpfe). Der Trend zur weitp'eiten Konkurrenz der Kapitalien. Die Zentralität der Produklion.
Im Begriff der Produktivi,raft fallen obiektive und subjektive n"9**:S:*ijommunisnus zusammen.

Die Bedingungen für revolutionäre proletarische Bewegungen

entstehen.
oi es{Aissea-Jclr iiiat
Dfes{müss_e4Jlch tieieiie ri und
veral,gemeinern u nd schtießlic\g1g$ffis Prolefariat von einet
Klasseileflbürgerlichen GeselJschaft zu einer aktiven subversiven Klasse werden.
Der ökonomische Zyklus. Die Krisenhaftigkeit des Kapitals. Die Ariflösung der Entfremdung (Kontrolle der Kär:rpfe)
und der qualitative Sprung zwischen dem ökonomischen Zwang zurn Ki*npfen und der bewußte Wille zur Schaffung
einer beileiten Gesellschaft.

Unr die Frage zu behandeln, rvieso ein an sich revolutionäres Proletariat nicht permanent versucht der Herrschaft des
Kapitals ein Ende zu setzen, müssen wir erstmals davon ausgehen, daß Wesen und Erscheinung nicht identisch sind. Da
Erscheinungen Monrentaufnahmen der Wirklici*eit sind, enthalten sie keine Erklärung für die unterschiediichen
Erscheinungen und für die Entstel'rung einer Erscheinung aus der vorherigen - aiso für geselischaftliche Dynamik -.
Demgegenüber können diese Kräfte, diese Tendenz, die zur Veränderung der Erscheinung treibt, a1s Wesen erfaßt
q,erden.

Dieses Wesen ist aber nicht metaphysisch. denn es ist selber das Ergebnis vorangegangenen Prozesse unter konkreten
historischen Bedingungen. Das revolutionäre Wesen des Proletariats schält sich aus dem Drang des Kapitals zu
akkumulieren heraus und letaer aus der Warendynamik, wenn diese auf dem Boden der feudalen Gesellschaftsstruktur in
der Lage versetzt wird, die Produktionsmifteln mit einzubeziehen. Daß diese Warendynamik nicht "harmonisch" veriäuft
beweist die schreckliche und gewaltsame Durchsetzung der "ursprünglichen Akkumulation".

Dieses Wesen wirkt und entfaltet sich nur unter bestimmten Bedingungen. Im Alltag der kapitalistischen
Produktionsweise ist das Proietariat ein Element, ein Moment des Kapitals. Sein handeln, seine Lebensbedingungen
werden vom Kapilal diktiert und obwolri es aktiv in die Veräinderung der materielledobjekriven Welt eingreift, benimmt
es sich passiv der gesellschaftlichen Struktur gegenüber, das heißt es übemimmt keine soziale Verantwortung im Bereich
der Produktion und Verteilung des Reishtums. Es verhält sich so, solange die Veränderungen der Lebens* und
,A.rbeitsbedingungen halbr.vegs nrit clen yon der bürgerlichen Gesellschaft ideologisch selbstgestellten Ziele des
ökonomischen und sozialen Fortschritts im Einklang stehen.

Das Kapital konnte allerdings bis jetzt iund es wäre die Auflabe einer erneuten Beschä{tigung mit der Krisentheorie zu
zeigen. daß es in dem "W'esen" des Kapitals liegt, daß es auch in der Zukunft der Fall sein wird) diese Ansprüche nicht
kontinuierlich und systematisch garantieren. Iarmer wiederkehrende ökonomische Krisen bzw. Angriffe gegen vorher
ereichten Verbesserungen der Lage der Lohnarbeiter. drängen das Proletariat einerseits zur Wiederaulnahme von
ökonomischen Kämpfen und andererseits zur mehr oder rvenigen Infragestellung der ökonomischen und,oder politischen
llerrschaft der Bourgeoisie.

Die ökonomischen Kämpfe sind an sich noch reine Reaktionen, das heißt sie bervegen sioh auf das Terrain und in
Abhängigkeit der Kapitaldynamik, aber das revolutionäre Wesen des Proletariats kommt zum Ausdruck, in dent
Moment, wo die Proletarier diese Kämpfe als kollektiver Akt bewußt organisieren. Ab dann betreten sie ein neues Feld.

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In den Kämpfen wird eine Dlnamik sichtbar, die nicht mehr, aus der des Kapitals direkt abzuleiten ist. Die Übernahme
der Kämpfe in ihren eigenen Händen bricht mit der täglichen Erfahrung der Entfremdung einerseits und andererseits setzt
die im Produktionsprozeß gewonnene Erfakung der Kollektivkraft fbr-t. Sollte die Auseinandersetzung länger dauern als
die Arbeiterfamilienvorräte, so sehen sich die Proletarier damit konfrontiert" die Versorgung der Kämpfenden
gewlihrieisten zu müssen" Da sie über keine finanaielle Ressourcen verfiigen, greifen sie auf ihre Erfahrung im
Prcduktionsprozeß zurück. Sie nehmen die Produktion gezielt wieder auf, um die benötigten Güter zu erstellen und
organisieren die Verteilung nach den Bedürfnissen der Menschen, so wie ciie Verteilung der Produktiansnittel innerhalb
eines Betriebs nach den technologischen .,Bedürfnisse" der Produktion und nicht nach den Cesetzen des
Warenaustausches staftfindet. Auch ilir die materielle Fortsetzung und die Verbreiterung des Kampfes bedienen sich die
Proletarier von den existierenden technischen Mittel. In anderen Worten verlangen die Proletarier de facto, daß sie sich
einen unmittelbaren Zugang zum gesellschaftlichen Reichturn verschaffen und zwar sofort und umsonst. Erst dann
erscheinen im Handeln und im Bewußtsein der Masse der Proletarier Risse, durch die das revolutionäre "Wesen" des
Proletariats dringen kann. Die Dynamik des Kapitals hat eine andere ihr entgegengesetzte Dynamik hervorgerufen. Eine
neue Organisationsfonn des gesellschaftlichen Lebens kündigt sich an. Die Keime des Kommunismus nehnen eine
konkrete Gestalt an.

Hat das Kapital die Tendenz, sich auldie ganze Welt auszuweiten, so verallgemeinert es das proletarische Dasein: auch
seine Krisen bekomrren tendenziell einen internationalen Charakter. Damit ist der Boden, auf dem lokale Kämpfe zu
globalen Kämpf'e gedeihen können, gegeben. Der Kampf gegen den einen Boß kann sich in eine Konfrontation mit der
ganzen Bourgeoisie venvandeln. Schlummerten die subversiven Bedürfnisse des Proletariats nur unter dem Cervicht des
Alltags, so können sie plötzlich irffen treten, aus den Bedürfirissen wird ein kollelciver Wille: von einer Klasse der
bürgerlichen Gesellschaft wird das Proletariat zur subversiven Klasse, zum Subjekt der Geschichte, zum Geburtshelfer
des Kommrrnismrrs.

Im Gegensatz dazu. überlassen die Proletarier ihre Kämpfe - in der ,,Tradition" ihrer Unteru'erftlng unter der Kontrolle
des ,,Unternehmens" - spezialisienen Irstitutionen wie den Gewerkschaften oder den Parteien und schafft das Kapital
eine rasche Überwindung der Krise (so daß das Grundvertrauen an die Shukturen der bürgeriichen Gesellschaft in den
Köpfen der Proletarier bsstehen bleibt), so respeklieren sie die herrschenden Verhältnisse und letztendiich befestigen sie
sie. Ihr revolutionäre Charakter bleibt eine theoretische Annahme * ein Trost füt unsere Hoffnungen - ohne praktische
Auswirkung.

Die reale Arbeiterbewegung seit der 2. Hälfte des XIX Jahrhunderts

Wir rnüssen fesfsfellen, daß entgegen den Entwicklungen am Anfang des XIX
Jahrhunderts die Arbeiterbewegung srch seifdem durch ihre Tendenz zur Integration
in die bürgerliche Gesellschaft charakterisiert hat.
Wahlrecht, Arbeitsrecht, Sozialstaat. Verstaatsbürgerlichung. Refonnismus. Haltung gegenüber dem Kolonialismus und
dem eigenen Imperialismus. Das Verlangen nach Frieden ("konservative" Forderungen, wenn der Staat oder die
Untemehmer r,r'as verändern wollen: defensive statt offensive Kämpfe). Die Unterwerfung unter Spezialisten (?olitiker,
Cewerkschaftsführer). Nur punktuell und in Minoritäten (Räte. Spanien 34) sind Ansätze einer bewußten kollektiven
Überwindung von Warenverhältnissen zu verzeichnen. Selbst in 68 war außer die wieder möglichen "Vorsteilungen"
einer anderen Gesellschaft in der Praxis kaum was unrgesetzt. "Belanglosigkeit" von Absenteismus, Sabotage und
individuelie Arbeitsverweigerung (integrieil die bewußte koliektive Haltung nicht). Sogar die Suche nach individueilen
Lösungen ist Ausdruck der ideologischen Herrschaft der bürgerlichen Gesellschaft.

Warum, lrotz aller vorher dargestellten Wesenbestimnungen und Tendenzen. hat das Proletariat den Kommunismus
(vermutlich sein r.vahres Sein) bis heute nicht durchgesetzt? Das ist die brennende Frage, der wir uns ohne Scheuklappen
widmen müssen.

Die Veränderungen des Proletariats

Die Veränderungten, die im Proletariat im selben Zeitraun stattgefunden haben,


verstärken nicht sein revolutionäres lfesen.

Migrationen. Leiharbeit, Ze.itarbeit, Eigentum (Ersparnisse, Wohnung, Auto, Massentourismus und -kultur, Börsel),
internationale Unterschiede, Weltbevölkerungsrvachstum und Proletarisierung, weltvl'eite Marginaiisiserung.

Die Einverleibung der Sozialirät durch das Kapital (in den Arbeitslxitteln/Technologie) - Heimarbeit.

Verschwinden der Arbeiterviertel und -kultur. Das Generationsioch {mehr als 50 Jahren ohne revolutionäre Kämpfen}.

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Reichtcrn und Atommüll.

Selbstveränderung des Proletariats und gesch ichtlicher Determinism us


Das Proletariat ist nicht schicksathaft dazu "verdammt", revolutianär zu werden

Das doppeite Wesen des Proletariats (als Bürger, Warenbesitzer und als kollektiver Arbeiter). Zwang und Freiheit in der
geschichtlichen En&vicklung. Die Nicht-Reduzierbarkeit der Geschichte auf otrjektiven "Gesetzte". Die Geschichte und
vor allem soziale Bewegung an der Schwelle der Subversion kann man nicht "logisch" ableiten, erklären und
rekonskuieren. Es gilt viel mehr die Breite der Potentialitäten jeweils aufzuzeigen und die konkreten subjektiven
Elemente, die in einem konkreten Moment die letzlich historische reale Wende der Ereignisse maßgebiich entschieden
hat-

Es gibt nur Situationen, die eine revoiutionäre Umrvälzung der Gesellschaft unmöglicir machen, andere die für eine
solche Umäizung ungünstig sind und letzlich andere die dafür girnstig sind. Keine füh$ automatisch zur Umwälzung.
Aber es gibt auch keine Linearität von der Unmöglichkeit bis zur immer günstigeren.

Wohin mit unserem Wille?


Wir sind Teil der Bedingungen, die belegen, daß die Möglichkeit der Revalution nicht
e n d g ü lti g ve rsc hw u nden isf.

Unsere Bedürfuisse. Unser Eingreifen in Konflikten" Vielleicht kommen in den nächsten 30 oder 40 Jahren doch
gilnstigeren Zerten Internet, Globalisierung, lnfiagestellung der Wertung der Arbeit und vor allem ökonomische Krisen
mit unberechen bare Ausx'irkunsen.

Berlin. November 2000.

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