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A SILVIA SANTANGELO JURA


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THE COLOUR OF FAVELAS

AN EXCURSION INTO BRAZILS 136 SKIN SHADES

Is it by chance that the majority of the poorest is black? In this article, the
historical and structural roots of exclusion and oppression in Brazil along racist
criterias are analysed. The concepts of „Branqueamento” – a cultural, social and
biological “whitening” process, which can be considered as a specific Brazilian racist
theory -, Gilberto Freyre’s concept of race-democracy – the scientific construction
of a generalised afro-brazilian “slavishness” with all corresponding attributes – and
the Vadiagem-bundle – racially determined vagrancy institutionalised by law – are
considered as the fundaments of racist oppression in Brazil. One of today’s main
problems – the so called Favelas, generally described as agglomerations of violence
and poverty - are analysed as result of the dominating racist ideology and politics.

DIE FARBE DER FAVELAS


EIN EXKURS IN DAS BRASILIEN DER 136 HAUTSCHATTIERUNGEN

1. EINLEITEND

Im 3. Jahrtausend steht Brasilien wieder im Zentrum der Welt. Außenpolitisch


überaus aktiv, hat Präsident „Lula“ Ignazio da Silva gerade sein erstes Jahr
Amtszeit hinter sich. Der Metallarbeiter und Gewerkschaftsführer aus dem Nord-
Osten verkörpert viele Hoffnungen – u.a. steht er für eine gerechtere Gesellschaft,
eine, die soziale aber auch rassistische Vorurteile überwinden möchte.
Und da sind wir bei dem Stichwort multi-ethnisches Zusammenleben. Noch in den
60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Brasilien von der UNESCO als das
positive Beispiel für einen multi-ethnischen Staat hervorgehoben - das
«Rassensystem» Brasiliens erlangte universelle Geltung als Beispiel für das
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harmonische Zusammenleben von verschiedenen «Rassen1». Der Begriff der
«Rassen - Demokratie» sollte das brasilianische System kennzeichnen (vgl. Borges
Pereira 1995).
Die Wirklichkeit spricht jedoch eine andere Sprache – die brasilianische Gesellschaft
ist durch Trennung, Konflikte und Ausschließungen gekennzeichnet. Besonderes
Augenmerk ist dabei auf die rassistische Problematik zu werfen, auf welche ich hier
näher eingehen möchte.
Im ersten Teil dieser Arbeit werde ich die drei interagierenden ideologisch-
theoretischen und praktischen Fundamente dieser rassistischen Problematik
beleuchten (das Branqueamento, das Konzept der Rassen-Demokratie und jenes
der vadiagem), im zweiten Teil auf ihre praktische Ausformung eingehen – die
Favelas.

2. EIN BLICK AUF DIE WURZELN

2.1. Eine Frage der BürgerInnenrechte


Es ist beachtenswert, dass Ende des 19. Jahrhunderts, mit der formellen
Abschaffung der Sklaverei 1888 und den ersten Schritten Richtung Republik, der
«wissenschaftliche» Rassendiskurs immer mehr an Bedeutung gewonnen hat.
Obwohl in Brasilien schon 1872 72 % Mestizen - Menschen verschiedensten
ethnischen Ursprungs und unterschiedlichster Hautfarben - lebten (Schwarcz
1996:172) war die Herausbildung einer deterministischen Rassentheorie zu
verfolgen. Rasse wurde zum essentiellen Phänomen, die biologistischen Merkmale
mit moralischen Bedeutungen belegt und Individualismus zu Gunsten des
Gruppencharakters aufgegeben.
Die Entwicklung des rassistischen Diskurses in Brasilien ist mit der
Republikwerdung und den damit verbundenen BürgerInnenrechten eng verknüpft.
Es wurde versucht, den Zugang zu gleichen politischen Rechten, wie jenen der
weißen, europäisch orientierten Oberschicht, für Schwarze, Indios oder Mestizen
mit rassistischem Determinismus zu unterbinden.
Wir können daher in Brasilien die Ausbildung des Rassismus sehr gut in Anlehnung
an Memmis Rassismustheorie (1982) verfolgen. Das Ziel ist soziale, politische und
ökonomische Hierarchien zu natürlichen zu wandeln und sie somit unveränderbar

.
Der Begriff Rasse wird hier im Sinne der englischen race-relations bzw. des portugiesischen raça (in der
brasilianischen Diskussion unhinterfragt) angewandt.
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und zeitlos zu machen. Dies ist in Zusammenhang mit der ideologisch-strukturellen
Grundfeste des brasilianischen Staates, der Sklavenhaltergesellschaft zu sehen.
Die Demographie Brasiliens war der Grund, um den Rassebegriff neu zu definieren,
zu entwickeln, auszuhandeln und zu konstruieren. Dazu wurden die
Rassenreinheitsgebote und bekannten Degenerationstheorien aus Europas und
Amerikas Wissenschaft herangezogen und um eine typisch brasilianische
Komponente erweitert: die Mestizenfrage. So entwickelte sich, im Zuge der
Republikwerdung auch eine eigene Schule hinsichtlich der Rassendefinition - das
Branqueamento (vgl. Schwarcz 1996:174).
Die Ideologie des Branqueamento findet ihren Ursprung in der
Sklavenhaltergesellschaft und ist in der Gleichsetzung «schwarz = SklavIn »
verankert. SklavIn steht als Synonym für Rechtlosigkeit. Der Zustand des
«SklavIn-Seins» war ein totaler - er reichte von der Ausbeutung der Arbeitskraft bis
hin zur geistigen und körperlichen Vereinnahmung. SklavIn sein bedeutete, ohne
Sprache, ohne Religion, ohne Kultur zu leben. Es hieß, die Kontrolle über den
eigenen Körper zu verlieren - die Frauen wurden als Gebärmaschinen für die
Früchte der erlittenen Vergewaltigungen und als Milchammen für die Kinder ihrer
Vergewaltiger missbraucht (vgl. Freyre 1965).

2.2. Branqueamento – aus schwarz mach weiß! (das brasilianische


Wunder)
Die Branqueamento-Theorie ist als eine in sich widersprüchliche,
rassenhierarchische Theorie zu bezeichnen. Sie geht von einer höherwertigen Rasse
(der Weißen) aus und schließt damit an den wissenschaftlichen Rassismus an. Die
Mischlingsbevölkerung ist für sie ein Übergangsstadium, das genau wie die
schwarze Rasse, früher oder später aussterben wird - sich eben in der weißen
Rasse auflösen wird. Andererseits stellt das Branqueamento – durch die
Anerkennung von 136 Hautfarbenschattierungen zwischen schwarz und weiß, dem
brasilianischen Hautfarbenkontinuum (Serbin 1991), welches symbolhaft soziale
(ethnische) Mobilität signalisiert - die Absolutheit von Rassenschranken in Frage.
Durch die Anerkennung der Dynamik der ethnischen Strukturen Brasiliens wurde so
ein Ventil für soziale Mobilität geschaffen, für ein hierarchisches Aufsteigen vom
SklavInnenstatus zur BürgerIn (mit weißen Attributen).
So entwickelte sich ein Kastensystem, das sich nach dem Anteil der weißen
Elemente richtete – je höher der weiße Anteil, desto höher die soziale Hierarchie.
Die Kategorien wurden flexibel gehandhabt, was sozialen Aufstieg für Mischlinge
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(die kulturell und phänotypisch den Weißen nahe standen) ermöglichte. In
Verbindung mit dem Klientelsystem, Geld bzw. ökonomischem Erfolg und eben
«guten Beziehungen zu den Mächtigen» konnten sich Mischlinge «weißwaschen».
Branqueamento (und Hautfarbenkontinuum) setzen auf einem Prozess der

Rassenkonstruktion nach Miles (1989) auf, wo, Menschen aufgrund von


bestimmten biologischen Merkmalen sozialen Gruppen innerhalb der
gesellschaftlichen Hierarchie zugeordnet werden.
Gleichzeitig geht es aber über die Rassenkonstruktion hinaus, da
Branqueamento mit Bedeutungskonstitutionen arbeitet, die das eine im

Spiegel des anderen zeigen. Branqueamento ermöglicht die explizite Belegung


des Schwarzen mit negativen Merkmalen und spiegelt sich in einer positiven
Darstellung alles Weißen.
Wie wir gesehen haben, ist Branqueamento nicht auf eine biologistische Ebene
begrenzt, es geht darüber hinaus und wirkt auch auf der Ebene der Kultur. Es ist
daher, nach Balibar (1989) als «totales soziales Phänomen» zu bezeichnen, welches
eine Vielzahl von Praxisformen umfasst, deren Ziel die Segregation und
Hierarchisierung ist.
Branqueamento steht für eine Übernahme weißer - europäischer - Werte und die
Verdrängung schwarzer - afrikanischer - Werte. Zwecks Hierarchisierung der
kulturellen Ausdrucksformen wurden diese mit Bedeutungskonstitutionen belegt:
primitiv versus zivilisiert, manuell versus intellektuell, heidnisch versus christlich,
gewalttätig versus erfolgreich, faul versus dynamisch etc... Die afrikanische Kultur,
die den SklavInnen bereits mit der Peitsche ausgetrieben wurde und deren
Ausdrucksformen nur als folkloristische Unterhaltung geduldet wurden, musste im
Brasilien des Branqueamentos verdrängt werden, um das angestrebte Ideal der
Europäisierung der brasilianischen Gesellschaft zu erreichen.
Branqueamento wird als Symbol für soziale Mobilität innerhalb einer
Gesellschaftsstruktur gesehen, welche durch rassistisch determinierte Hierarchien
bestimmt ist.
Branqueamento ist mit einem Prozess der Europäisierung (Weißwerdung) in
Aussehen, Verhalten und Kultur gleichzusetzen, mit einer Überstülpung einer
eurozentristischen Kultur und einer Entmenschlichung der schwarzen Kultur und ist
damit gleichzeitig Begründung für eine rassistische Hierarchisierung - denn, wer
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den Ansprüchen des Branqueamentos nicht gerecht wird, bleibt am unteren Ende
der sozialen Skala. Eben auf der schwarzen Seite.
Die Ideologie des Branqueamentos wurde im 19. und 20 Jahrhundert durch die
Immigrations- und Arbeitsmarktpolitik Brasiliens in die Tat umgesetzt – die
staatliche Förderung von europäischen Einwanderungswellen und gleichzeitig die
Gesetzgebung gegen Vadiagem (Strafverfolgung von Arbeitslosen), welche
vorwiegend gegen Afro-BrasilianerInnen eingesetzt wurde, wird weiter unten
beleuchtet.
Ab den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in Brasilien eine positivistische
Haltung charakteristisch für den nationalen Mythos. Die brasilianischen
Wissenschafter verurteilen Rassismus und Rassendiskriminierung und wiesen auf
den positiven Effekt des Branqueamentos - der brasilianischen Rassenvermischung
- auf die Rassenbeziehungen hin. Es erfolgt eine Abgrenzung zu Nationalsozialismus
und wissenschaftlichen Rassismus sowie zur Beurteilung und Hierarchisierung von
Rassen (vgl. Minihuber 1997:99). Auf dieser Überlegung baut die zweite Grundfeste
der brasilianischen Rassen- und Klassen-Gesellschaft, das Konzept der „Rassen-
Demokratie“ nach Gilberto Freyre (1965[1933]), auf. Diese wird als eine direkte
Konsequenz der Intimgeschichte Brasiliens dargestellt, und liefert die dringend
benötigten Argumente für das aufkeimende Nationalbewusstsein und den
brasilianischen Patriotismus, welche im Estado Novo von Getúlio Vargas
ideologisches Leitmotiv sein werden.

2.3. A democracia racial - Demokratie nach Maß


Freyres Werk Casa-Grande & Senzala (1965[1933]) ist das ideologische Fundament
des friedlichen und harmonischen Selbstbildes der brasilianischen Gesellschaft. Das
darin entwickelte Gedankenkonstrukt der Rassen-Demokratie steht für eine
Gesellschaft ohne ethnische Schranken, ohne rassistische Vorurteile und
Diskriminierungspraktiken, steht für Chancengleichheit für alle Menschen,
unabhängig von ihrer Hautfarbe.
Freyres Rassen-Demokratie beruht dabei auf der unerschütterlichen, ideologischen
Grundfeste des brasilianischen Sozial- und Wirtschaftssystems - der
Sklavenhaltergesellschaft. Die Aufteilung der Gesellschaft in Herrschende und
Dienende, in Rechttragende und Rechtlose und in eine Kultur der Herrschenden und
die (Un)-Kultur der Beherrschten ist grundlegend.
Freyre (1965) hat in seinem Werk eine Skala der kulturellen Wertigkeiten
erarbeitet, eine Hierarchie der Kulturen geschaffen, die er in ein friedliches und
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wohlwollendes Zusammenleben zwischen Herren und SklavInnen einbettet. Es ging
ihm um eine Rechtfertigung der Sklavenhaltergesellschaft und die
Aufrechterhaltung der dadurch begründeten oligarchischen Herrschaftsverhältnisse.
Die (kulturelle) Hierarchie der Rassen ist eindeutig festgelegt: an unterster Stufe
sind die Indigenen zu finden, ihnen übergeordnet sind die ackerbautreibenden
AfrikanerInnen in ihrer Funktion als SklavInnen.
Und hier kommen wir zum Kern seiner Forschung - die anthropologisch-
biologistische Sichtweise wird auf eine soziokulturelle Ebene verschoben. Der
soziale Faktor wird vor den Ethnischen gestellt, das SklavInnendasein alleine
bestimmt Leben, Meinungen und Kultur der Schwarzen.
Das SklavInnendasein ist für ihn ausschlaggebend für die Bildung jener
brasilianischen Kultur, die er zu analysieren trachtet. Die von ihm ausgearbeiteten
kulturellen Merkmale der AfrikanerInnen gehen im SklavInnenstatus auf - er ist der
Herr, der, wie Ribeiro (2000 In: Freyre 2000:24) sagt «von oben zusieht».
Freyre hat mit Casa-Grande & Senzala das ideologische Fundament für die
Festigung sozialer, nach Hautfarben konstituierter Klassen geschaffen und die
Schwarzen Brasiliens für immer zu NachfahrInnen von SklavInnen gestempelt.
Freyre kann eindeutig als Ideologe von Rassenkonstruktion nach Miles (1989)
bezeichnet werden.
Die Rassen-Demokratie nach Freyre ist die Beschreibung von Unterdrückung und
Missbrauch afrikanischer und indigener Völker - mit besonders lustvoller
Hervorhebung der laufenden Vergewaltigungspraxen - und bietet gleichzeitig die
ideologische, wissenschaftliche Rechtfertigung dafür.
Die von Freyre angebotene, historisch-diffusionistische, kulturrelativistische und
gleichzeitig funktionalistischen Betrachtungsweise, welche als Normalzustand und
somit als Gleichgewichtszustand der Gesellschaft das patriarchal-patrimoniale
Sklavenhaltersystem ansieht, welches er als «sanfte, wohlwollende, familiäre
Sklaverei» beschreibt und die er in seinem Werk zu rechtfertigen sucht, soll der
patriarchalen Sklavenhaltergesellschaft zu historischer Anerkennung verhelfen. Dies
ist meines Erachtens Grundlage eines differentiellen Rassismus (Balibar 1989),
welcher unüberbrückbare kulturelle Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft
schafft.
Freyre - der den/die BrasilianerIn als "aus zwei einander zugeneigten Hälften"(Freyre
1965:393) bezeichnet und somit die Grundlage für eine einzige brasilianische, unter
dem Primat des Weißen, des Luso-amerikanischen stehende Kultur schafft, bringt
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trotzdem die Unterschiedlichkeit und Unvereinbarkeit der Kulturen in den
Vordergrund. Er stellt sich nicht explizit gegen eine Vermischung der Kulturen, wie
sie in Europa gerne im Zuge der Immigrationsdiskussionen vertreten wird, im
Gegenteil, er gilt als der große Anerkenner der Kulturvermischung Brasiliens.
Aber: der kulturelle Beitrag der AfrikanerInnen an der brasilianischen Kultur wird
als Beitrag der SklavInnen dargestellt. Auf afrikanischer Deszendenz beruhende
kulturelle Beiträge werden von Freyre somit auf folkloristische Beiträge
(„Negerbräuche“, „Negerglauben“) innerhalb der sozialen Hierarchie einer
Klassengesellschaft reduziert, die sich auf afrikanische Wurzeln berufende Kultur
wird mit negativen Bedeutungskonstitutionen belegt: schwarze Kultur ist
SklavInnen-Kultur, mit allen ihren negativen Attributen: von kindlich naiv bis
bösartig rebellisch, von animalisch primitiv bis untertänig angepasst.
Die Unvereinbarkeit der Kulturen - einer luso-brasilianischen BürgerInnen-Kultur,
welche auf dem Primat von Selbstbewusstsein, Demokratie und Recht beruht, und
der SklavInnen-Kultur, welche auf Rechtlosigkeit und Unselbstständigkeit beruht,
ist daraus abzuleiten.
Freyres lustvolle Darstellung der Geschlechterverhältnisse spiegelt und festigt
gleichzeitig den herrschende Sexismus Brasiliens. Die Trennlinie zwischen den
Geschlechtern, die ebenfalls in der patriarchalen Sklavenhaltergesellschaft und in
dem katholischen Weltbild wurzelt, wird durch die ganze brasilianische Gesellschaft
gezogen: die Frauen der Kolonialherren werden ebenso wie die Indigenen und die
Afrikanerinnen auf Lust- bzw. Reproduktionsobjekte reduziert, das sie trennende
sind Rasse und Klasse.
Freyres Rassen-Demokratie spiegelt das Selbstverständnis der brasilianischen
Gesellschaft: ein friedliches, harmonisches und konfliktfreies Zusammenleben
innerhalb klar gefestigter Hierarchien. Es ist somit wirksamer Schutz vor
Rassismus-(und Sexismus)-Kritik und Bürgerrechtsbewegungen. Bestehende
Konflikte und Ungleichheiten werden negiert, um dem Einfordern von
Chancengleichheit vorzubeugen - ein Konzept, das bis heute wirksam ist.

2.4. Vadiagem - Die Exklusivität der Landstreicherei


Den dritten Grundpfeiler der rassistisch begründeten Hierarchie der brasilianischen
Gesellschaft bildet die sogenannte Ideologia de vadiagem, die
„Landstreichermentalität“, welche ihre Institutionalisierung in der Gesetzgebung
findet. Diesen Aspekt möchte ich im Folgenden anhand der historischen
Entwicklung näher beleuchten.
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Die exakte Zahl der SklavInnen Brasiliens lässt sich schwer nachvollziehen, da mit
der Abschaffung der Sklaverei sämtliche Aufzeichnungen über Import und Handel
mit SklavInnen in Brasilien vernichtet wurden. Laut Schätzungen von Curtin(1969)
waren bis 1850 3.648.800 SklavInnen aus Afrika nach Brasilien gebracht worden
(Hofbauer 1995:222). Über SklavInnen im Jahr 1888 gibt es noch weniger
Informationen, Santos (1984:30) schreibt von 723.419, Garcia (2001, Int.) spricht
von fünf Millionen. Die Rekonstruktion der Zahlen ist daher heute meist ein Spiegel
der Perspektive der Sprechenden.
1888 wurde auch in Brasilien die Sklaverei per Gesetz abgeschafft. Die
Sklavenhaltergesellschaft hatte ausgedient, die Profite schwanden, die
Zuckerplantagen hatten unter internationaler Konkurrenz zu leiden (Zucker ohne
Sklavenblut aus Mauritius wurde von England vehementest vermarktet), die
Kaffeeplantagen verlangten neue Arbeitsformen, der kapitalistische Markt brauchte
viele (und neue) KonsumentInnen. Einwanderungswellen aus Europa brachten neue
Arbeitskräfte nach Brasilien, die Ex-SklavInnen wurden nicht mehr gebraucht. Sie
wurden in Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit geschickt. Ohne finanzielle
Entschädigung, ohne Kapital, ohne Bildung. Und sie standen vor einem weiteren
Hindernis am Weg in die Freiheit. Sie waren für immer mit dem Stigma des
SklavInnendaseins behaftet.
Es fand ein Verdrängungsprozess der afro-brasilianischen Bevölkerung am
Arbeitsmarkt statt - und dieser war unter anderem durch die Projektion von
Bedeutungskonstitutionen geprägt. Schwarze und Mischlinge wurden als vadios -
faul und arbeitsunfähig- und auch als Classe perigosa - als gefährlich stigmatisiert.
Auf den Kaffeeplantagen wurden bevorzugt europäische Arbeitskräfte eingestellt,
meist in einem Pacht- bzw. Lehensystem. Für die Schwarzen blieben die
untergeordneten und prekären Tätigkeiten – alles im Kontext des
wissenschaftlichen Rassismus, des Fortschrittsglaubens und Modernisierungstrends.
Gesetze und Realpolitik förderten die europäische Immigration, es wurden keine
Maßnahmen zur Integration der befreiten SklavInnen getroffen. Das Resultat: es
bildete sich ein Heer von (vorwiegend schwarzen) Arbeitslosen – welchen
„angeborene Faulheit und Unverantwortlichkeit“ (Andrews 1988:89) unterstellt
wurde – eben „Landstreichermentalität“ bzw. Ideologia de vadiagem. Sie wurden zu
einer neuen Klasse von Rechtlosen: den Landstreichern, Vagabunden, den Vadios.
Auffallend ist nun, dass die vadios als classe perigosa, als gefährliche Klasse,
bezeichnet werden. In der Literatur (Pinheiro 1994, Guimarães 1981) wird auf diese
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Darstellung als bis heute gültige Repräsentationsform der von Armut betroffenen,
schwarzen und an der Peripherie lebenden Bevölkerung hingewiesen. Es handelt
sich um eine Bedeutungskonstitution, die durch ständigen Gebrauch am Leben
erhalten wird.
Es ist daher festzustellen, dass die Schwarzen vom Arbeitsmarkt mit rassistischen
Begründungen verdrängt werden – und die Ideologia de Vadiagem symbolhaft als
ideologische Verpackung dafür steht. Das Delikt der Landstreicherei, der Vadiagem
war genau auf die neue Klasse der Recht- und Besitzlosen Ex-SklavInnen
zugeschnitten.
Um mit Miles (1989:356f) zu sprechen, geht es hier um Rassenkonstruktion, weil
soziale Beziehungen dadurch strukturiert werden, dass biologische Merkmale die
Bedeutung bekommen, unterschiedliche soziale Gruppen zu konstruieren. Von den
Eliten im neu entstehenden kapitalistischen, wettbewerbsorientierten System
angewandt, stellt die Ideologia de vadiagem die ideologische Brücke für die
Marginalisierung und Stigmatisierung der afro-brasilianischen Bevölkerung dar. Mit
den Vorurteilen «Faulheit, Vagabunden, Arbeitsscheue, Gewaltbereite» wird in der
Gesetzgebung Platz geschaffen, um Freie unter dem Verdacht der Landstreicherei
festzunehmen und sie zu Arbeitsleistungen zu zwingen. Die Gesetzgebung und die
ihr zugrunde liegende Ideologie legitimieren die Anwendung von Gewalt gegen freie
Arbeiter. „ Die Ideologia de vadiagem stellte daher eine Vorurteilsstruktur dar, die sich weniger auf ethnische
oder rassische Differenzen stützt, sondern sich vielmehr auf Klassendifferenzen bezieht“ (Minihuber 1997:41).

Allerdings standen Europäer weniger im Verdacht der Vadiagem, da sie «einer


höheren Rasse angehörten» und es noch kaum Erfahrungen bezüglich ihrer
Arbeitsmoral gab. Auch waren sie von Arbeitslosigkeit nicht so betroffen. Hier ist
daher auch deutlich, anders als Minihuber (1997) vertritt, eine rassistische
Ideologie zu erkennen.
Das Gesetz der Vadiagem war schon unter der portugiesischen Herrschaft
eingeführt worden, in der Gesetzgebung des Kaiserreichs 1830 wurde es noch tiefer
verankert. Es waren schwere Strafen (wie Zwangsarbeit und Gefängnis) für
Menschen vorgesehen, die keiner geregelten Beschäftigung nachgingen bzw. kein
Einkommen nachweisen konnten. Im Brasilien des zu Ende gehenden 19.
Jahrhunderts, im Zuge der Republikwerdung, war die Marginalisierung der
schwarzen - und farbigen Bevölkerung damit gesetzlich verankert worden.
„Die Gaunerei war daher immer eher ideologisch denn real. Es gibt in Brasilien eine "Ideologie der Landstreicherei",
die von oben nach unten konstruiert wurde und eine totale Intoleranz und Unfähigkeit, das brasilianische Volk zu
verstehen, beinhaltet. Sei es durch die Ablehnung der Mestizierung, alternativer Arbeitsformen, sei es durch die
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Ablehnung jeglicher von der europäischen Norm abweichender Kultur, alles wurde in die Tasche «Vadiagem»
gesteckt" (De Mello e Souza 2000:4).
Die Ideologia de vadiagem und das entsprechende Gesetz stehen für
institutionalisierten Rassismus, dessen Zweck die Unterdrückung und Entrechtung
einer sozialen Klasse, die vorwiegend anhand somatischer Merkmale definiert
wurde, ist. Unter dem Vorwand der Vadiagem, der Landstreicherei, wurde alles,
was nicht der europäischen Norm entsprach, verurteilt und strafbar gemacht - dies
gilt für alternative Arbeitsformen ebenso wie für kulturelle Ausdrucksformen, wie De
Mello e Souza (2000) aufgezeigt hat.
Im Zuge der Republikwerdung und zunehmenden Kapitalisierung der brasilianischen
Wirtschaft (Übergang von der Sklavennhaltergesellschaft zu einem liberal
kapitalistischen System) wurde so eine Klasse von Rechtlosen geschaffen, die als
Arbeitskräfte-Reserve-Armee benötigt wurde. Diese findet sich auch heute noch -
unter der Schimpfbezeichnung Favelados - in den Armenvierteln der großen Städte.
Das Gesetz gegen die Vadios, die so bezeichneten Landstreicher und Habenichtse,
betrifft den armen Schwarzen im allgemeinen, der aufgrund seiner Hautfarbe
automatisch als Vadio eingestuft wird. Somit wird er bevorzugtes Opfer von
institutioneller Gewalt - die Soziologin Vilma Reis, Aktivistin der schwarzen
Frauenbewegung in Salvador, der Stadt mit dem größten Anteil schwarzer
Bevölkerung, weist auf die jährlich 40.000 Morde durch Polizeigewalt an vorwiegend
jungen, männlichen, armen Schwarzen hin. Weiters zeigt sie eindrucksvoll die
Konsequenzen der Gesetzgebung auf männliche Schwarze im allgemeinen auf,
welche unter dem Vorwand der Vadiagem festgehalten, gedemütigt und
misshandelt werden (Reis V. 2001).
Wie wir sehen, waren das Branqueamento und die Ideologia de Vadiagem nicht nur
Theorie oder Ideologie, sondern praktische Politik. Die systematische Negierung
und Auslöschung des «Schwarzseins» hat so in der brasilianischen Wissenschaft
ihren Platz ebenso wie in der brasilianischen Geschichte, Ökonomie und Politik
gefunden.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Branqueamento, eingebettet in das
Konzept der Rassendemokratie, institutionalisiert durch die Gesetzgebung der
Vadiagem, die brasilianische Gesellschaft bis heute determiniert und somit als
ideologische und praktische Grundlage einer gesellschaftlichen Spaltung, die alle
Charakteristiken eines rassistischen Determinismus aufweist, zu verstehen ist. Die
Rassismusdefinitionen von Miles (1989), Memmi (1981) und Balibar (1989) sind
anzuwenden.
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Hinsichtlich der Analyse von Identitätsfindung seitens der rassistisch
Ausgeschlossenen und gesellschaftsverändernden Strategien sind daher
Branqueamento, Rassen-Demokratie und Vadiagem als Grundkonstanten zu
berücksichtigen.

3. KONTINUITÄT DER AUSGRENZUNG

Aufbauend auf diesen drei interagierenden ideologisch-theoretischen und


praktischen Fundamente, kommen wir zur aktuellen Ausformung der rassistischen
Problematik im Brasilien des 21.Jahrhunderts: den sogenannten Favelas. Die Frage
der Begriffsbestimmung stellt sich dabei unweigerlich. Da es jedoch den Rahmen
dieser Arbeit sprengen würde, auf die verschiedenen Konzepte der Favela-Eigen-
und Fremddefinitionen einzugehen, möchte ich hier nur einige grundlegende
Aspekte festhalten.

3.1. Favelas - Morros - Armenviertel - Quilombos urbanos - Peripherie...


”Der Morro da Favela ist direkt hinter dem Hafen von Rio gelegen. Er ist das erste, was man sieht, wenn man vom
Meer nach Rio kommt. Er heißt so, weil dort die Fava in großer Menge wächst, eine sich unkrautartig vermehrende,
wilde Bohnenart - die sich umso stärker vermehrt, je mehr sie geerntet wird. So kannst du dir vorstellen, woher der
Begriff Favela kommt." (Jeannette 2001 Int., vergl. auch Souto de Oliveira 1983:8)

Der Begriff Favela leitet sich daher von übermäßigen, wildwuchernden Bohnen ab.
Bohnen sind in Brasilien das den SklavInnen zugeordnete Essen. Dies ist auf die
Ernährung in den Senzalas zurückzuführen. Der Begriff Favela ist daher schon per
se eine Bedeutungskonstitution, da einer Gruppe von freien BrasilianerInnen das
Stigma der Sklaverei zugeordnet wird, mit allen damit verbundenen Assoziationen,
die ich im vorangestellten Teil dieses Artikels aufgezeigt habe.
Favela ist daher als Bezeichnung eines Wohnortes für nach rassistischen Kriterien
und entlang von Klassenhierarchien Ausgegrenzte entstanden und trägt bis heute
diese Bedeutung.
Für die Diskussion der anderen Begrifflichkeiten (auch hinsichtlich Eigendefinitionen
und Identitätsbildung verweise ich auf Santangelo Jura 2002: 76-90)

3.2. Per Gesetz – von der Senzala in die Favela


Die sozialen, politischen und ökonomischen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts
(vor allem die Abschaffung der Sklaverei, die einsetzende Industrialisierung sowie
die Urbanisierung nach europäischem Modell) waren in der Hauptstadt Rio de
Janeiro besonders stark zu spüren. Der freie Arbeitsmarkt, der durch die
Abschaffung der Sklaverei entstanden war, benötigt, im aufstrebenden
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Kapitalismus, eine Reserve-Armee an Arbeitskräften, um die Lohnkosten niedrig
halten zu können. Im Fall von Brasilien, und im speziellen von Rio de Janeiro, war
diese vorwiegend aus Indios, Mestizen und schwarzen Besitzlosen
zusammengesetzt.
Die Landstreicherei (Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit) war, wie wir weiter oben
gesehen haben, zum Strafvergehen erklärt worden und wurde mit Zwangsarbeit
und Gefängnis sanktioniert. Das entsprechende Gesetz ist hauptsächlich ein Gesetz
zur Disziplinierung der Ex-SklavInnen, es sollte die Vormachtstellung der
herrschenden Eliten festigen, die Bürgerrechte der Unterdrückten aufheben (sie
werden als gefährliche Klasse bezeichnet!) und die ökonomische Dominanz
weiterhin aufrecht erhalten. Bis in die heutigen Tage wird es in leicht abgeänderter
Form noch immer zur Diskriminierung der armen, vorwiegend schwarzen
Bevölkerung herangezogen.
Das Problem der Arbeitslosigkeit (und Besitzlosigkeit) verband die Überlebensfrage
der Ex-SklavInnen eng mit der Frage ihrer Wohnverhältnisse. Dass es daher zu
Formen der Subsistenzwirtschaft kam bzw. dass sich versteckte Siedlungen bildeten
- eben auch im urbanen Raum von Rio - ist historisch nachgewiesen (Tauney
1939). Spätestens mit dem Jahr 1888 begann in Rio de Janeiro intensiv die Favela-
Bildung und ist auch zum Teil dokumentiert. Wir können es als gegeben annehmen,
dass die Favelas von den sogenannten Vadios - den Besitzlosen und sogenannten
Landstreichern gegründet wurden - und es ist erwiesen, dass es sich dabei um
größtenteils Schwarze, Mestizen und Indigene handelte.

3.3. Moderne Vadios


Die Bildung der Favelas in Rio de Janeiro ist daher als Folge einer
Ausschließungspraxis, welche Gesetzescharakter hatte und bis heute hat, um in der
Terminologie von Miles (1989) zu sprechen, zu verstehen. Das Resultat dieser
Ausschließungspraxis ist, dass die Gruppe der eigens so bezeichneten und
stigmatisierten Favelados bei der Verteilung von staatlichen Dienstleistungen und
Ressourcen benachteiligt wird, einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt hat
und sich in der Hierarchie der Klassenpositionen ganz unten findet.
Weiters ist die Frage von Gewalt eine essentielle, wie ich weiter unten aufzeigen
werde.
Diese historisch gewachsene Ausschließungspraxis, die im Gesetz der
Landstreicherei verankert ist, führt uns direkt in die Gegenwart. Und hier möchte
ich auf Pereira Ribeiro (2000 <www>) zurückkommen, der das auch heute noch (in
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abgeänderter Form) bestehende Gesetz analysiert hat und die Frage aufwirft: Wer
sind die Landstreicher, die Vadios von heute?
Er zeigt auf, dass jene Menschen, die in Armut leben, in den Favelas, sich bereits
durch ihre Wohnsituation am Rande der Marginalität bewegen. Oft sind sie auch
ohne Papiere, ohne Geburtsurkunde, ohne Ausweis. Dies bedeutet, dass sie sich
permanent in einem Zustand der Gesetzlosigkeit aufhalten, daher bis heute wegen
Landstreicherei verhaftet werden (vgl. auch die Studien von Marcos Bretas 1977)
In dem Artikel Sobrevivendo a Flor da pele negra: Falam as mães dos que
tombaram (Reis V.2002) setzt sich Reis mit der Frage der institutionalisierten
Gewalt gegen Schwarze, der Gegengewalt und den dahinterstehenden
Repräsentationen auseinander. Sie hebt den Aspekt der rassistisch motivierten und
institutionalisierten Gewalt gegen Schwarze, die bis zum Mord an Unschuldigen
geht, hervor: „Oft genügt der fehlende Personalausweis während einer Polizeirazzia in einem Viertel der
Periferie, um einen jungen Schwarzen mitleidlos umzubringen. Die Institution Polizei wendet nicht dieselben
Methoden in Vierteln an, die von der Mittelschicht oder von über große ökonomische Macht Verfügende bewohnt
werden” (Reis V. 2002:6)

Die durch die Eliten und ihre Institutionen als classe perigosa, gefährliche Klasse
bezeichneten, die Armen, die Schwarzen der Favelas und der Peripherie, sind
ständig mit dem Stigma der Gewalt behaftet, wodurch sie automatisch der
institutionellen Gewalt ausgeliefert sind, und gleichzeitig, in einem Prozess der
Spiegelung, selbst in einer Welt der Gewalt leben. Wichtig erscheint mir weiters,
dass sich die Ausschließungspraktiken gegenüber der armen, schwarzen
Bevölkerung auch auf den Zugang zu den elementarsten Menschenrechten
beziehen.
Die historische Kontinuität der rassistischen Ausschließungspraxis ist gegeben - die
im modernen Brasilien ökonomisch, sozial und gesetzlich Diskriminierten sind die
Nachfahren der Vadios des 19. Jahrhunderts, der SklavInnen. Die herrschenden
Klassen- und Rassenschranken sind gefestigt.

3.4. Ökonomische Ausschließung als Kontinuum


Es kam also in Rio de Janeiro, wie bereits ausgeführt, ab 1888 zu einem ersten
Schub an Favela-Bildungen, die eng in Zusammenhang mit der Abschaffung der
Sklaverei und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit und vertieften
Marginalisierung der schwarzen Bevölkerung zu sehen sind.
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Die ersten Favelas in Rio, wie der Morro da Fava, Morro da Formiga, Morro Borrel
und Morro do Salgueiro waren daher hauptsächlich von Schwarzen, Mestizen und
Indigenen bewohnt. Aber nicht alle Favelas in Rio haben solch eine Geschichte.
Für eine Analyse ist es grundlegend, zwei Arten von Favelas zu unterscheiden –
strukturelle und konjunkturelle. Garcia (Int. 2001) sieht die Unterscheidung im
Gründungsprozess bedingt. Die strukturellen Favelas entstanden im Zuge der
Abschaffung der Sklaverei, als sich afro-deszendente Familien, in regional und
ethnisch zusammengehörende Gruppen zusammenfanden und neue
Dorfgemeinschaften bzw. Stadtviertel bildeten. Diese Favelas bauen auf dem
Prinzip der Ethnizität und der Genealogie auf, bilden Gemeinschaften mit einem
starken Wir-Gefühl - sind Heimat im wahrsten Sinn des Wortes.
Die BewohnerInnen identifizieren sich in positivem Sinne mit ihrer Gemeinde, sehen
sie nicht als Übergangslösung an und sehen ihre Lebenspläne in Bezug mit ihrer
Favela - von der Geburt bis zum Tod (vgl. FTB 2001). Die Besiedlung ist historisch
nach zu verfolgen, die soziale Struktur innerhalb dieser Favelas baut auf dem
Prinzip der Genealogie auf. Diese strukturellen Favelas in Rio sind auch jene, die
schon am ehesten von der Urbanisierungspolitik der Stadt eingeschlossen werden,
wo der rechtliche Status der BewohnerInnen mehr oder weniger legalisiert wurde,
die vom Programm Favela Bairro (Favela - Nachbarschaftsviertel) bedient werden.
Die konjukturbedingten Favelas hingegen sind erst ab den 60er Jahren des 20.
Jahrhunderts, vorwiegend aufgrund von Arbeitsmigration aus den ruralen Regionen
Brasiliens, entstanden. Meist in der Nähe von Industriestandorten angesiedelt,
beheimaten sie Arbeitssuchende aus ganz Brasilien. Zum Teil weisen sie eine
ethnisch homogene Bevölkerung auf - MigrantInnen aus Dorfgemeinschaften aus
dem Nord-Osten - charakterisieren sich jedoch eher durch ihre ethnische In-
Homogenität. Sie haben temporären Charakter, meistens keinen legalisierten
Status, die BewohnerInnen fluktuieren. Es kommt daher kaum zu Initiativen, die
die Verbesserung der Infrastruktur der Favela betreffen. Das Wir-Gefühl ist weniger
stark ausgeprägt, der Charakter der Dorfgemeinde fehlt. Die BewohnerInnen sehen
ihren Status als Favela-BewohnerInnen als eine Übergangslösung an und hoffen auf
eine baldige Verbesserung des sozialen und ökonomischen Status - entweder in Rio
oder zurück in der alten Heimat. Selbstverständlich sind auch hier
verwandtschaftliche Beziehungen wichtig, haben aber nicht den Stellenwert wie in
den strukturellen Favelas.
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Diese konjunkturbedingten Favelas entsprechen unserem Verständnis von
Elendsvierteln, während die strukturellen Favelas als arme Stadtvierteln zu
bezeichnen wären.

3.5. Armut hat eine Farbe


Im Großraum Rio de Janeiro leben 10 - 40 % der ca. 10 Millionen EinwohnerInnen
in strukturellen und konjunkturbedingten Favelas. Die Angaben über ihre
Durchschnittseinkommen variieren, bewegen sich aber immer an oder unter der
Armutsgrenze (das brasilianische salário minímo, der sogenannte Mindestlohn, der
von Hausmädchen und prekär Beschäftigten selten überschritten wird und welcher
auch der Mindestpension entspricht, beträgt ca. 180 Real, also ca. 60-70 USD). In
anderen Worten ausgedrückt bedeutet das, dass 1 bis 4 Millionen Menschen (nur in
Rio!) keine Konsumenten sind. Mit den entsprechenden Folgen für die Wirtschaft -
ein Paradoxum für ein kapitalistisch agierendes Marktwirtschaftssystem.
Wenn wir einen Blick in die offiziellen Statistiken Brasiliens werfen und die Faktoren
Armut und Hautfarbe aneinanderfügen, sind erschreckende Strukturen erkennbar.
Der Alltag Brasiliens, seine sozialen und wirtschaftlichen Strukturen, sind
gekennzeichnet durch ein enegrecimento da pobreza - die Einschwärzung der
Armut. Laut dem IBGE 2000 leben, von den ca. 180 Millionen BrasilianerInnen, 22
Millionen unter der Armutsgrenze, d.h. sie haben ein Einkommen, das unter 100
USD/Monat liegt. Von diesen 22 Millionen sind 70 % schwarz. Von den 53 Millionen
BrasilianerInnen, die mit 100 USD/Monat überleben, sind 73 % schwarz. Von den
ärmsten 10 % der brasilianischen Bevölkerung sind 70 % schwarz. (Nochmals sei
auf die Problematik des brasilianischen Hautfarbenkontinuums hingewiesen, da
auch diese Zahlen nicht als absolut gewertet werden können, da die
Kategorisierung in Schwarz / Pardo / Weiß nicht der brasilianischen Realität
entspricht.)
Rückschließend können wir daher behaupten, dass die Bevölkerung der Favelas, der
Armenviertel, zu über 70 % aus schwarzen bzw. dunkelhäutigen Mischlingen
gebildet ist und diese Menschen mehrheitlich vom Stigma des Vadios betroffen
sind. Sie sind vom Zugang zu höherer Bildung offensichtlich komplett
ausgeschlossen.
Für die Volkswirtschaft Brasiliens ist die ökonomische, rassistisch begründete und
entlang von Klassenhierarchien verlaufende Ausgrenzungspraxis gegenüber den
Favelados und Vadios schwerwiegend.
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4. APARTHEID

Wie im vorangestellten Teil dieser Arbeit aufgezeigt, sind die als Favelas
bezeichneten Siedlungen und ihre BewohnerInnen mit einer Sammlung von
vorwiegend negativen Bedeutungskonstitutionen belegt, welche vorwiegend in den
Konzepten der Vadiagem und des Nicht erfolgten Branqueamentos wurzeln. Die als
Favela bezeichnete Siedlungen sind nicht nur Orte der ökonomischen Ausgrenzung.
Hier seien nochmals die fehlende öffentliche Infrastruktur - Gesundheit, Transport,
Grundversorgung etc...-, der beschränkte Zugang zum Arbeitsmarkt sowie der
reduzierte Zugang zu Bildung in Erinnerung gerufen.
Favelas sind als Agglomerate negativer Bedeutungskonstitutionen zu verstehen.
Die BewohnerInnen der Favelas, als Favelados stigmatisiert, werden pauschal als
kriminell, arbeitsscheu und unfähig kategorisiert. Sie bilden eine eigene Klasse,
welche sich am untersten Ende der sozialen Hierarchie befindet. Sie werden als
Angehörige der Classe Perigosa bzw. als Vadios bezeichnet, was den Einsatz
institutionalisierte Gewalt gegen sie und die Zerstörung ihres Lebensraumes
legitimiert.
Gleichzeitig haben sich - als Resultat der Spiegelung - auch interne
Gewaltstrukturen herausgebildet, welche die Sozialstruktur der Favelas bestimmen.
Der/die als Favelado bezeichnete ist der negative Spiegel des guten Brasilianers -
vom Branqueamento ausgeschlossen, bewegt er/sie sich nicht innerhalb der
gesellschaftlich anerkannten Werte. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die als
Favelados Bezeichneten Menschen ohne Bürgerrechte sind - sie leben in prekären
Verhältnissen, haben oft illegalen Status bzw. werden damit assoziiert.
Wie aus den allgemeinen Statistiken ersichtlich, verläuft die Stigmatisierung parallel
zur Hautfarbe.
Die zugrunde liegenden Bedeutungskonstitutionen und damit verbundenen
Ausschließungspraktiken haben historischen, institutionellen und legistischen
Charakter.
Andererseits konnten sich in den als strukturell definierten Favelas
sozioökonomische Strukturen herausbilden, welche als gegenläufig zu den
patriarchal-patrimonialen Strukturen Brasiliens verstanden werden können. Hier sei
auf die große Zahl an Frauenhaushalten und die Existenz von matrifokalen
Strukturen hingewiesen (Santangelo Jura 2002, Queiroz 1968:71-93).
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Aufgrund des bisher aufgezeigten erscheint es mir wichtig, für lokale „Favela“-
Analysen die spezifische historische Entstehung zu untersuchen, auf die
Grundkonstaten „strukturelle“ oder „konjunkturbedingte“ Entwicklung einzugehen.
Zusammenfassend würde ich Favela wie folgt definieren:
1. eine lokale Ansiedlung im urbanen Raum von unbestimmter Größe, welche
sich auf Grund von bestehenden Ausschließungspraxen und
institutionalisierten Diskriminierungen gebildet hat und durch erschwerten
Zugang zu staatlichen und sozialen Ressourcen gekennzeichnet ist.
2. eine, innerhalb einer Klassengesellschaft und innerhalb einer rassistischen
Vision, die sich in der Ideologie des Branqueamentos ausdrückt, von außen
bestimmte und festgelegte negative Identität
3. die Frage der internen Identitätsbildung ist jeweils im konkreten Fallbeispiel
zu untersuchen und kann, aufgrund der Spiegelung im Rahmen der
Gesamtgesellschaft, eine von innen her aufgebaute positive Gegenidentität
oder eine verinnerlichte Negativ-Identität bilden.
Favelas sind daher Resultat und Spiegel der sozialen Strukturen Brasiliens. Als
historische Konsequenz der patriarchalen und patrimonialen
Sklavenhaltergesellschaft, zeigen sie deutlich die rassistischen Strukturen Brasiliens
auf. Innerhalb des liberal-kapitalistischen Systems der Gegenwart sind sie Spiegel
einer Klassengesellschaft, wo der Staat kein soziales Korrektiv bietet. Favelas sind
daher die direkte Folge einer Ausschließungspraxis mit Gesetzescharakter, welche
ökonomische und soziale Ausgrenzung zur Folge hat und eine Klassenhierarchie
festigt, wo sich die (ursprünglich rassistisch) Ausgegrenzten ganz unten befinden.
Aufgabe des brasilianischen Staates wäre, diese verfestigten Strukturen
aufzubrechen und eine Sozial- und Wirtschaftspolitik anzubieten, die gleichen
Zugang zu den Ressourcen und zum Arbeitsmarkt ermöglichen würde. Große
Investitionen in Bildung und Berufsbildung, in Infrastruktur und
Wirtschaftsförderungsmaßnahmen wären nötig. Die Frage von
Restitutionszahlungen an die NachfahrInnen der SklavInnen wäre aufzuwerfen, um
die historischen Ungleichheiten beseitigen zu können.

Wie Präsident Lula in einer (oder zwei) Amtszeiten diese 500 Jahre schweren
Diskriminierungen reduzieren kann… bleibt die offene Frage.

Anmerkungen:
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Zur Autorin
Silvia Santangelo Jura ist Sozial- und Kulturanthropologin und
Kommunikationsberaterin, engagiert sich in Sozial- u. Kulturmanagement, in
Bildungsarbeit und in der Cross-Media Kommunikation von sozio-kulturellen
Inhalten. 2003 wurde ihr Video „Die Königinnen vom Salgueiro haben relative
Bürgerrechte“ als best video production am black international cinema
ausgezeichnet, von der kfb wurde sie 2003 mit dem Herta Pammer Preis für
innovative entwicklungspolitische Bildungsarbeit ausgezeichnet.

Zum Artikel:
Der vorliegende Artikel ist eine Zusammenfassung aus zwei Kapiteln der
Diplomarbeit „Nika Jaina – die Göttin, die für die Frauen kämpft. Selbsthilfe am
Morro do Salgueiro / Rio de Janeiro im Rahmen eines ganzheitlichen, afro-
brasilianischen Kulturkonzeptes im Brasilien des Branqueamentos und der
Rassendemokratie (Wien 2002)“.
Bibliographie:
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