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Ein Interview mit Sean Dundee
Der ehemalige Bundesliga-Profi ber daran kann ich natürlich nichts mehr
Sean Dundee unterstützt die ändern. Ich werde bestimmt nicht mehr von
Kampagne „Weltmeister der Jogi Löw angerufen.
Herzen“ des deutschen Hilfs-
werks ora international. Ziel ist Fußballerisch traut man auch afrika-
es, die Aufmerksamkeit für die nischen Mannschaften einiges zu.
Fußball-Weltmeisterschaft zu Bisher konnten sie dies bei Weltmeis-
nutzen, um Aids-Waisen in Dun- terschaften aber noch nicht abrufen.
dees Heimat Südafrika zu helfen. Warum?
Kurz vor Beginn des großen
Turniers stand der Schirmherr Sean Dundee: Wenn ich die Mannschaften
der Kampagne im Interview Re- in Südafrika und Europa vergleiche, fällt mir
de und Antwort. einfach auf, dass die Europäer wesentlich
Sean Dundee in Nkobongo professioneller auftreten. Beim Afrika-Cup,
Das wichtigste zuerst, Sean Dundee: Wer wird der Anfang des Jahres stattgefunden hat, hat mir vor
Weltmeister? allem die ägyptische Mannschaft gefallen. Leider hat sie
sich nicht für die WM qualifiziert. Dieser Mannschaft
Sean Dundee: Ich tippe auf Deutschland – ich hoffe hätte ich bei der WM einiges zugetraut. Bei anderen
es zumindest. Nachdem sich Michael Ballack verletzt Zur Person:
hat, wird es zwar etwas schwieriger werden. Dank der Sean William Dundee wurde am 7. Dezember
Bayern-Spieler hat die Mannschaft aber durchaus gute 1972 im südafrikanischen Durban geboren, wo
Chancen. er zurzeit wieder lebt. Mitte der 90er Jahre war
er einer der besten Torjäger der Fußball-Bun-
Sie selbst wären fast selbst einmal Teil des desliga. Er war unter anderem für den Karls-
DFB-Teams gewesen – eine Verletzung verhin- ruher SC, den VFB Stuttgart, den FC Liverpool
derte aber Ihren Einsatz. Ähnlich erging es jetzt und für Austria Wien auf Torejagd. Auf dem
Michael Ballack und Rene Adler. Was geht in Höhepunkt seiner Karriere war Dundees Ein-
den Spielern vor? satz für die deutsche Nationalmannschaft fest
geplant. Eine Verletzung verhinderte jedoch,
Sean Dundee: dass er tatsächlich für das Team des DFB auf-
Natürlich viel lief. Seine Karriere beendete Dundee im ver-
Frust und große gangenen Jahr in seiner Geburtsstadt Durban
E n t t ä u s ch u n g. beim dortigen AmaZulu F.C.
Für mich war es
damals auch eine afrikanischen Mannschaften ist die Leistung von Spiel
g roße Enttäu- zu Spiel zu unterschiedlich – sie können nicht konstant
schung. Das hat auf hohem Niveau spielen.
mich schon sehr
getroffen. Es wä- Wie weit kommt die Mannschaft des Gastge-
re mein erstes bers? Übersteht das Team Südafrikas die Vor-
Spiel für die runde?
deutsche Natio-
nalmannschaft Sean Dundee: Vor einem halben Jahr noch hätte ich
Dundee vor der Kamera. Das Video mit gewesen und ich gesagt: Niemals wird diese Mannschaft die Vorrunde
dem ehemaligen Fußballprofi sehen Sie hatte mich sehr schaffen. Mittlerweile denke ich, dass sie für die eine
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darauf gefreut. oder andere Überraschung gut ist, besonders nach dem
An diese Situation muss ich noch oft zurückdenken, a- Spiel gegen Thailand, das die Mannschaft mit 4 : 0 ge-
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winnen konnte. Das war wichtig für das Selbstvertrau-
en. Schon im Eröffnungsspiel gegen Mexiko rechne ich
mir daher Chancen aus. In Johannesburg werden über
90.000 Zuschauer das Team unterstützen. Und bei
WM-Eröffnungsspielen gab es immer wieder Überra-
schungen. Ich erinnere an Italien 1990, als Weltmeister
Argentinien im
Eröffnungsspiel
mit 0:1 gegen
Außenseiter
Kamerun un-
terlag. Es ist
also alles mög-
lich.
Fußball gilt
in Südafrika
als Sport der
schwarzen
B e v ö l k e-
rungsmehr-
heit. Wie ha-
ben Sie dies
Fußballspiel in Nkobongo
in Ihrer Zeit
als Fußballer in Südafrika erlebt? Welche Stel-
lung hat der Sport im Allgemeinen, welche Stel-
lung hat er nun, kurz vor der WM?
Sean Dundee: Fußball ist in Südafrika nicht so beliebt
wie in Deutschland oder anderen Fußballnationen.
Zwar spielen die Kinder in der Schule auch ab und an
Fußball, an den Wochenenden schauen sich die Süd-
afrikaner aber viel lieber Rugby an. Die Fußballstadien
sind zu höchstens 20 Prozent gefüllt. Das habe ich selbst
erlebt: Bis letzten Sommer habe ich ja noch für den
Verein AmaZulu F.C. gespielt. Die Spiele fanden meist
in kleineren Stadien in den Townships statt, zu denen
höchstens 5000 bis 6000 Zuschauer kamen. Inzwischen
hat der AmaZulu F.C. auch schon einige Male in dem
neugebauten Moses Mabhida Stadion in Durban ge-
spielt. Dorthin kamen mehr Zuschauer – die Frage ist
nur, ob die Leute wegen des Fußballs kamen, oder um
das neue Stadion zu bestaunen.
Fußball ist im Moment in aller Munde, in den Groß-
städten sieht man viele Menschen in Südafrika-Trikots.
Die Begeisterung ist groß und wird zumindest in den
nächsten Wochen die beiden anderen populären Sport-
arten Rugby und Cricket in den Hintergrund stellen.
Und der südafrikanische Fußballverband hofft natür-
lich, dass die aktuelle Begeisterung auch nach der WM
noch möglichst lange anhält.
Die Welt wird nicht nur in die Stadien Südafri-
kas schauen. Die Menschen interessieren sich
auch für das Land. Zuerst die Frage: Was hat
Südafrika außer der Weltmeisterschaft zu bie-
ten?
Sean Dundee: Dieses Land ist einfach wunderschön.
Es ist sehr vielfältig. Das Meer und das warme aber
nicht zu heiße Klima. Die Nationalparks, wie z.B. der
Krugerpark, der zahlreiche Tierarten beheimatet. Die
verschiedenen Kulturen und Völker, die hier leben. Der
Tafelberg in Kapstadt ...
Doch es gibt auch Negatives zu berichten. Viele
Beobachter sorgen sich wegen der großen Kri-
minalität, fürchten, dass Streiks das Land
lahmlegen. Teilen Sie diese Befürchtungen?
Sean Dundee: Der Unterschied zwischen Reich und
Arm ist extrem in Südafrika. Es vergeht fast keine Wo-
che, in der nicht gestreikt wird. Gerade in diesen Tagen
haben Hafenarbeiter in Durban, einem der größten Hä-
fen der südlichen Halbkugel, für zehn Tage gestreikt
und den Schiffsverkehr lahmgelegt. Doch die Südafri-
kaner können damit umgehen. Bei der WM selbst glau-
be ich nicht, dass es größere Streiks geben wird. Die
Südafrikaner sind stolz auf ihr Land und wollen es
würdig vertreten.
ora‘s WM-Kampagne
Vier Jahre lang haben Fußball-Fans aus aller
Welt auf diese vier Wochen gewartet: Die WM
in Südafrika. Doch nicht nur für die Milliarden
Begeisterten in den Stadien und vor den Fern-
sehschirmen soll das südafrikanische Winter-
märchen wahr werden. Auch die Aids-Waisen
im Land am Kap der Guten Hoffnung sollen
profitieren. Dafür sorgt ora international mit
der „Kampagne Weltmeister“ der Herzen. Im
Internet, auf
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kann jeder Teil des Teams werden. Und kann
als Pate, als Spender oder als Freund zum
Weltmeister der Herzen eines Kindes im ora-
Projekt Nkobongo werden.
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Glauben Sie, dass der Fußball und insbesonde- die selbst oder deren Angehörige von Aids betroffen
re die Weltmeisterschaft dazu beitragen kann, sind. ora international möchte für diese Kinder Paten
die Gräben in der Gesellschaft des Landes zu finden, damit diese bestmöglich unterstützt werden. Die
überwinden? Kinder werden nach der Schule betreut, sie finden im-

Sean Dundee: Ich erhoffe mir, dass die WM auch Über ora international
dazu beträgt, dass Schwarze und Weiße wieder mehr ora international Deutschland e. V. ist eine
aufeinander zugehen. Der Sport hat schon einmal dieses christlich-überkonfessionelle Hilfsorganisati-
Land in einen kollektiven Freudentaumel versetzt. Das on, die sich seit 29 Jahren weltweit für Men-
war vor genau 15 Jahren, als Südafrika im eigenen Land schen in Not einsetzt. Die Aufgaben des Hilfs-
Rugby-Weltmeister wurde. Nelson Mandela war gerade werks teilen sich dabei in drei Hauptgebiete:
erst Präsident geworden. Für einige Wochen gab es da
keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, Schwarz •Entwicklungszusammenarbeit
und Weiß. Seitdem hat sich viel verändert – die Tren- •Katastrophenhilfe
n u n g z w i- •Patenschaften
s c h e n
Schwarz In Südafrika ist ora im Ort Nkobogo im Ein-
und Weiß ist satz, um Aids-Waisen zu helfen. Rund 1,4 Milli-
wieder stär- onen leben im Land. Oft fehlt es ihnen am Nö-
ker gewor- tigsten. ora schafft Abhilfe und sichert die
den. Grundversorgung der Kinder mit Nahrung,
Kleidung, Schuhen und stellt auch die medizi-
D i e Z u- nische Betreuung sicher.
kunft Süd-
afrikas mer ein offenes Ohr, bekommen Hoffnung, ein ermuti-
wird auch gendes Wort. Für mich sind Kinder etwas ganz Beson-
und vor deres und deshalb hoffe ich, dass sich möglichst viele
allem vom Menschen finden, die hier mithelfen.
Blick auf Nkobongo. Die Menschen leben in U m g a n g
kleinen Häusern, die mit Hilfe der Regie- m i t d e r
rung errichtet wurden. A i d s - E p i-
demie abhängen. Das Thema liegt Ihnen am
Herzen. Wie engagieren Sie sich?

Sean Dundee: Ich habe zwar immer gewusst, dass

Südafrika ein großes Problem mit Aids hat, aber hatte
nie einen persönlichen Bezug dazu. Als Schirmherr un-
terstütze ich die Kampagne „Weltmeister der Herzen“
von ora international. Seit ich Anfang des Jahres ora
kennen gelernt habe, befasse ich mich auch mehr mit
der Thematik und ich muss sagen, dass ich mehr und
mehr sehe, wie viel diese Krankheit im Leben von Men-
schen zerstören kann.

Worum geht es in der Kampagne „Weltmeister

der Herzen“?
Im ora-Projekt werden Mädchen und Jungen, die ihre Mut-
Sean Dundee: ora international unterstützt mit der ter, ihren Vater oder beide Elternteile an Aids verloren ha-
Partnerorganisation NOAH Aidswaisenkinder. Kinder, ben, umfasend versorgt und liebevoll betreut.
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Was brauchen die Aids-Waisen in Nkobongo be-
sonders dringend?
Sean Dundee (lacht): Ich als Fußballspieler würde
mir wünschen, dass sie einen besseren Fußballplatz be-
kommen. Ich habe gesehen, dass der Platz in Nkobongo
in einem schlechten Zustand ist.
burg musste sehr viel mehr gemacht werden als in den
anderen Austragungsorten. Vor allem die Straßen muss-
ten hier noch repariert werden, um Staus zu vermeiden.
In Durban, meiner Heimatstadt, waren die Bauarbeiten
schon viel früher abgeschlossen.
Und heute? Freuen sich die Südafrikaner auf
die Weltmeisterschaft?

Sean Dundee: Jetzt ist die Vorfreude riesig. Alle wol-

len eine gute WM für Südafrika haben. Das zeigen al-
leine schon die vielen „Bafana, Bafana – Fans“ (Spitz-
name der südafrikanischen Nationalmannschaft) in den
Städten.

Was bringt die Weltmeisterschaft den Men-

schen in Südafrika? Kann sie einen Betrag zur
Lösung der zahlreichen Probleme des Landes
leisten?

Sean Dundee unterhält sich bei seinem Besuch in Nko-
bongo mit den Mitarbeitern des ora-Projekts.
Die Kampagne, die Sie unterstützen, wird von
der deutschen Hilfsorganisation ora internati-
onal durchgeführt. Wie sind sie auf ora auf-
merksam geworden und welches Bild haben Sie
von der Arbeit der Organisation?
Sean Dundee: Wie oben schon gesagt, ich glaube,
dass der Sport und gerade so eine Veranstaltung einiges
bewirken kann. Ich war beispielsweise bei der WM-Aus-
losung in Kapstadt im Dezember 2009 dabei. Da war
schon eine große Begeisterung zu spüren, auch wenn
die südafrikanische Gruppe nicht die leichteste ist. Ich
hoffe, dass wir weit kommen und zumindest die Vor-
runde schaffen.

Sean Dundee: Ich bin über einen persönlichen Kon- Letzte Frage, Sean Dundee: Im Sommer ist die
takt zur Organisation ora international gestoßen. Ich Welt ist zu Gast in
bewundere die Arbeit vor Ort von allen Mitarbeiten. Südafrika. Wird sie
Ich war bereits zwei Mal in dem Projekt in Nkobongo sich wohlfühlen? Impressum
und sehe ihre Hingabe und Liebe. Ich selbst habe ja ora international
Am Ziegelgrund 31
auch Kinder. Und ich kann einfach sehen, dass die Sean Dundee: Auf 34497 Korbach
Aidswaisen dort sehr gut versorgt werden. jeden Fall. In Südafrika Layout: Samuel Waldeck
wird es zwar Winter Text: Matthias Boos
Noch einmal zurück zum Fußball: Sie haben sein, aber immer noch Telefon: 0 56 31/95 05-0
selbst in Südafrika gespielt, als die Vorberei- recht warm. Und die Email: info@ora-int.org
info@patenherz.de
tungen zur Weltmeisterschaft auf Hochtouren Südafrikaner freuen
www.ora-international.de
liefen. In Deutschland war damals viel von Ver- sich auf die Gäste aus www.patenherz.de
zögerungen und sogar von einer möglichen Ver- aller Welt und werden
legung des Turniers die Rede. Was kam davon
Spendenkonto
diese bestimmt will- Postbank Frankfurt,
in Südafrika an? Wie haben die Menschen rea- kommen heißen. 50-609, BLZ 500 100 60
giert? oder online Spenden
Herr Dundee, vielen
Sean Dundee: Manche Südafrikaner fühlten sich da Dank für dieses In- FACEBOOK
natürlich schon etwas unverstanden. Sicher war das terview.
Tw i t t e r
auch von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In Johannes-