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Gröbner-Basen
und
nicht-lineare Gleichungssysteme
gehalten an der
U n i v e r s i t ä t Rostock
von
0 Einführung 1
1 Algebraische Varietäten 5
4 Gröbner-Basen 22
5 Eliminationstheorie 34
0 Einführung
−
→
x =−
→
x 0 + t1 · −
→
x 1 + . . . tn−r · −
→
x n−r
mit Parametern t1 , . . . , tn−r . Die Lösungsmenge ist stets ein linearer Teilraum des An (k).
Bei nichtlinearen Gleichungssystemen ist die Situation wesentlich schwieriger, wie schon ein-
fache Beispiele zeigen:
x2 + 1 = 0 hat in k = R keine Lösungen, aber in k = C zwei verschiedene Lösungen; in
k = {0, 1, 2} = Z/3 · Z keine Lösungen, aber in k = {0, 1, 2, 3, 4} = Z/5 · Z wieder zwei
verschiedene Lösungen, wie man leicht nachrechnet.
Wir wollen in dieser Vorlesung nur den Fall char k = 0 betrachten und beschränken uns
daher auf k = R bzw. k = C. Aber auch dann zeigen einfache Beispiele, dass die Struktur der
Lösungsmengen schon von einfachen Gleichungssystemen erheblich vielfältiger als im linearen
Fall ist.
In A2 (k) gilt:
an · xn1 + · · · + a1 · x1 + a0 = 0, an 6= 0, n > 0,
hat genau n Lösungen, wenn wir jede Lösung mit einer geeigneten Vielfachheit zählen.
Wir betrachten im R3 die gemeinsamen Nullstellen von einer, zwei und drei Hyperflächen
F1 : f1 = 0, F2 : f2 = 0 und F3 : f3 = 0:
F1 : f1 = x · y − x3 − z 3 = 0
F2 : f2 = x − z 2 = 0
F3 : f3 = y − z 2 − 1 = 0
0 EINFÜHRUNG 2
y
-2
0
z
-2
-2
0
x
2
Abbildung 1: Fläche F1
-2
y
0
z
-1
2 x
Abbildung 2: Fläche F2
0 EINFÜHRUNG 3
y
-2
0
0
z
-2
-2
0
x
2
z
0
-2
2
2
0
0 y
x
-2 -2
-1
y
0
0 z
-1
0
0.5
1
1.5
x
2
Abbildung 5: Schnittkurve F1 ∩ F2
y
-2
0
z
-2
-2
0
x
2
1 Algebraische Varietäten
Nullstellenmenge von T .
Bemerkung 1.4 1. Der Durchschnitt beliebig vieler algebraischer Mengen ist wieder eine
T S
algebraische Menge: α∈I Vα = Z( α∈I Tα ), denn es wird sich zeigen, dass wir stets
S
mit einer endlichen Teilmenge T ⊆ α∈I Tα auskommen.
Folglich gilt
∅ = V (1) ist abgeschlossen;
An (k) = V (0) ist abgeschlossen;
∅ = An (k) \ An (k) ist offen;
An (k) = An (k) \ ∅ ist offen.
Der Durchschnitt endlich vieler offener Mengen und die Vereinigung beliebig vieler
offener Mengen ist offen.
I(V ) = {f ∈ A : f (P ) = 0 ∀ P ∈ V }
Beispiel V sei die Neilsche Parabel mit der Gleichung y 2 − x3 = 0 (y = t3 , x = t2 ). Dann ist
b) Wir werden sehen, dass die geometrische Beschreibung von V ⊂ An (k) und die algebrai-
sche Beschreibung von I(V ) ⊂ A = k[X1 , . . . , Xn ] gleichwertig sind aber unterschiedlich
gut handhabbar.
Definition 1.8 a) Sei R ein beliebiger kommutativer Ring und a ⊂ R eine nicht-leere
Teilmenge.
(endliche Summe!).
Wir werden es durchweg mit Ringen zu tun haben, in denen jedes Ideal ein endliches Erzeu-
gendensystem besitzt ( noethersche“ Ringe, benannt nach Emmy Noether (1882 - 1935)).
”
a ∼ b :⇐⇒ a − b ∈ a
ā + b̄ := [a + b], ā · b̄ := [a · b]
Allgemein: Sei a ⊂ R ein Ideal. Zu (R, a) gehört ein neuer“ Ring R, der Restklassenring
”
modulo a: R = R/a. Wir haben den
Homomorphiesatz für Ring:
∼
1. Sei ϕ : R −→ R∗ eine homomorphe Abbildung von R auf R∗ . Dann ist der Kern von
ϕ ein Ideal a und es gilt R∗ ∼
= R/a
2. Ist a ⊂ R ein Ideal. Dann gibt es eine homomorphe Abbildung ϕ von R auf R/a mit a
∼
als Kern: ϕ : R −→ R/a.
Bemerkung 1.9 Unter Beachtung der endlichen Erzeugbarkeit von Idealen in A haben wir
hiermit die gleiche Definition wie bei algebraischen Mannigfaltigkeiten V (T ), T endlich, wenn
T ein Erzeugendensystem für a ist (Beweis siehe später!).
Beweis:
a) P ∈ Z(T2 ) =⇒ ∀ f ∈ T2 : f (P ) = 0,
T1 ⊆ T2 =⇒ ∀ g ∈ T1 : g(P ) = 0 =⇒ P ∈ Z(T1 ).
1 ALGEBRAISCHE VARIETÄTEN 9
P ∈ V1 ∪ V2 ⇐⇒ P ∈ V1 oder P ∈ V2 ⇐⇒
(∀ f ∈ I(V1 ) : f (P ) = 0) oder (∀ f ∈ I(V2 ) : f (P ) = 0) ⇐⇒ ∀ g ∈ I(V1 ) · I(V2 ) :
g(P ) = 0 ⇐⇒ P ∈ Z(I(V1 ) · I(V2 )).
T
e) P ∈ λ∈Λ Vλ ⇐⇒ ∀ λ ∈ Λ : P ∈ Vλ ⇐⇒ ∀ f ∈ I(Vλ ) : f (P ) = 0 ⇐⇒
P
P ∈ Z( λ∈Λ I(Vλ ))
Die Struktur algebraischer Mannigfaltigkeiten ist eng mit der Struktur von Idealen verknüpft.
Daher wird diese zunächst näher untersucht.
2 IDEALE IN KOMMUTATIVEN RINGEN 10
4) a + b ∈ a und a ∈ a =⇒ b ∈ a.
Definition 2.2 R heißt noethersch :⇐⇒ jedes Ideal a ⊆ R besitzt ein endliches Erzeugen-
densystem {a1 , . . . , am }.
a) R ist noethersch.
b) Es gilt der Teilerkettensatz für Ideale, d.h. jede aufsteigend Kette von Idealen aus R:
a1 ⊆ a2 ⊆ . . . wird stationär.
( Stationär heißt, ∃ n ≥ 1, so dass ∀ m ≥ 0 gilt: an = an+m .)
c) Es gilt die Maximalbedingung für Ideale, d.h. jede nichtleere Menge von Idealen aus
R enthält ein maximales Element (bezüglich der Inklusion).
S
∞
Beweis: a) ⇒ b) Sei a1 ⊂ a2 ⊂ . . . und a = ai
i=1
=⇒ a ist ein Ideal und nach Voraussetzung endlich erzeugt: a = (a1 , . . . , am )
=⇒ ∃ n : a1 , . . . , am ∈ an =⇒ an = an+1 = . . ..
b) ⇒ c) Angenommen, M sei eine Menge von Idealen ohne maximales Element und M 6= ∅.
=⇒ ∀ a1 ∈ M ∃ a2 ∈ M : a1 ⊂ a2 usw. Daher existiert eine nichtstationäre aufsteigende
Kette von Idealen aus R.
c) ⇒ a) Sei a ⊆ R ein Ideal und
S = {b ⊆ R; b ⊆ a, b endlich erzeugt}.
Nach Voraussetzung besitzt S ein maximales Element, etwa a0 . Ist a ∈ a, dann ist offenbar
(a0 , a) endlich erzeugt und damit in S; also (a0 , a) = a0 , da a0 maximal in S und somit
a = a0 , also endlich erzeugt. ¤
2 IDEALE IN KOMMUTATIVEN RINGEN 11
Folgerung 2.4 Mit R ist auch jedes homomorphe Bild ϕ(R) noethersch.
Beweis: Sei c = Ker ϕ und a0 ⊆ a1 ⊆ . . . eine aufsteigende Kette von Idealen in ϕ(R). Dann
gibt es eine aufsteigende Kette c ⊆ a0 ⊆ a1 ⊆ . . . in R mit ϕ(ai ) = ai , i = 1, 2, . . .. Da R
noethersch, gibt es ein n, so dass an = an+m ∀ m ≥ 0. Daher ist
Satz 2.5 (Hilbertscher Basissatz (David Hilbert, 1862 - 1943)) Ist R noethersch und
X eine Unbestimmte über R, dann ist auch R[X] noethersch. Insbesondere ist k[X1 , . . . , Xn ]
noethersch.
Beweis: Wir zeigen: Ist R[X] nicht noethersch, dann ist auch R nicht noethersch.
Sei a ⊆ R[X] ein Ideal, das nicht endlich erzeugbar ist. Sei
fk+1 ∈ a \ (f1 , . . . , fk ) vom kleinsten Grad nk+1 und höchstem Koeffizienten ak+1 ;
=⇒ n1 5 n2 5 . . . 5 nk 5 . . .
Behauptung: (a1 ) ⊂ (a1 , a2 ) ⊂ . . . ist eine Idealkette in R, die nicht stationär ist.
Angenommen, (a1 , . . . , ak ) = (a1 , . . . , ak+1 )
P k
=⇒ ak+1 ∈ (a1 , . . . , ak ) =⇒ ak+1 = bi · ai (bi ∈ R) und
i=1
k
X
g := fk+1 − bi · X nk+1 −ni · fi ∈ a \ (f1 , . . . , fk ), Grad g < nk+1 = Grad fk+1 .
i=1
Widerspruch. ¤
∼
ϕ : R[X1 , . . . , Xr ] −→ S ∼
= R[X1 , . . . , Xr ]/a.
2 IDEALE IN KOMMUTATIVEN RINGEN 12
Wegen 2.4 ist mit R[X1 , . . . , Xr ] auch jedes homomorphe Bild ϕ(R[X1 , . . . , Xr ]) noethersch.
¤
Definition 1.2 ⇐⇒ Definition 1.2∗ : a ⊆ k[X1 , . . . , Xn ] ⇒ a = (f1 , . . . , fm ) ⇒ Ta :=
{f1 , . . . , fm } ist endlich und V (a) = Z(Ta ).
V als algebraische Mannigfaltigkeit ist eine abgeschlossene Menge in der Zariski-Topologie des
An (k). Wir erhalten daher für abgeschlossene Mengen des An (k) ein entsprechendes Ergebnis
wie 2.5.
Satz 2.7 An (k) ist noethersch, d.h. jede absteigende Kette A1 ⊃ A2 ⊃ . . . abgeschlosse-
ner Mengen ist stationär.
A. Mannigfaltigkeiten
Satz 2.9 Sei V ⊂ An (k) eine algebraische Mannigfaltigkeit. Dann gibt es irreduzible Man-
nigfaltigkeiten V1 , . . . , Vr ⊂ An (k), so dass V = V1 ∪ . . . ∪ Vr .
Gilt Vi * Vj für alle i, j (i 6= j), so sind V1 , . . . , Vr eindeutig bestimmt.
V1 , . . . , Vr heißen die irreduziblen Komponenten von V .
Beweis: a) (Existenz) Sei S die Menge der algebraischen Mannigfaltigkeiten, die keine
solche Darstellung besitzen.
Behauptung: S = ∅
Angenommen, S 6= ∅. Dann besitzt S wegen Folgerung 2.6 ein minimales Element Y ;
Y ist nicht irreduzibel: Y = Y1 ∪ Y2 und Y1 , Y2 $ Y =⇒ Y1 , Y2 ∈
/S
=⇒ sowohl Y1 als auch Y2 besitzen solch eine Darstellung, also auch Y1 ∪ Y2 .
Die Eindeutigkeit ergibt sich später aus Satz 2.19.
B. Ideale
c) Ist a ⊆ R ein Ideal und c = {r ∈ R | ∃% > 0 : r% ∈ a}, dann heißt c das Radikal von a:
b) a · b ∈ q und a ∈
/ p, dann ist b ∈ q.
Idealquotienten haben folgende Eigenschaften, die hier nicht alle bewiesen werden:
2 IDEALE IN KOMMUTATIVEN RINGEN 14
a) a ⊆ b =⇒ a : c ⊆ b : c und c : b ⊆ c : a
b) c = a : b =⇒ b · c = b · (a : b) ⊆ a
c) a : (b, c) = (a : b) ∩ (a : c)
d) a : (b1 , . . . , bs ) = (a : b1 ) ∩ · · · ∩ (a : bs )
f) (a : b) : c = a : (b · c)
Satz 2.16 Seien q1 , q2 Primärideale zum selben Primideal p als Radikal. Dann ist q1 ∩ q2
ein p-primäres Ideal.
Satz 2.17 (1. Zerlegungssatz von E. Lasker (1868 - 1941)) Sei R ein noetherscher Ring.
Dann lässt sich jedes Ideal a ⊂ R als Durchschnitt endlich vieler irreduzibler Ideale darstellen:
a = c1 ∩ · · · ∩ cl , ci − irreduzibel.
Beweis: Ist a irreduzibel, dann sind wir fertig. Andernfalls gibt es Ideale a1 , a2 , die beide a
echt enthalten, so dass a = a1 ∩ a2 ; sind die ai irreduzibel, dann sind wir fertig. Andernfalls
gibt es Ideale a11 , a12 , die beide a1 echt enthalten, so dass a1 = a11 ∩ a12 usw. Das ergibt
eine Teilerkette
a ⊂ a1 ⊂ a11 ⊂ · · · .
Satz 2.18 (2. Zerlegungssatz von E. Noether (1882 - 1935)) Sei R ein noetherscher
Ring. Dann gibt es zu jedem Ideal a ⊂ R eine unverkürzbare Darstellung durch größte“
”
Primärkomponenten
Für Eindeutigkeitsaussagen benötigen wir den Begriff der isolierten und eingebetteten Kom-
ponenten.
Definition 2.19 Sei a = q1 ∩· · ·∩qr eine unverkürzbare Darstellung durch größte Primärkom-
ponenten. Eine Primärkomponente qi heißt eingebettet, wenn eine Komponente qj existiert,
so dass
pi = Rad qi ⊃ Rad qj = pj .
Hilfssatz 2.21 Sei q ein Primärideal p = Rad q und % der Exponent von q, d.h. p% ⊆ q, aber
p%−1 * q, und a ein Ideal. Dann gilt:
a) q : a = q, falls a * p;
b) q : a = q, falls a ⊆ p, a * q.
q ist ein Primärideal zum Radikal p mit einem Exponenten % < %.
Beweis a) Es gilt q : a ⊇ q.
Sei b ∈ q : a =⇒ (b) · a ⊆ q, a * p =⇒ (Satz 2.11 b)) b ∈ q.
b) Sei a ⊆ p, a * q, p% ⊆ q, p%−1 * q.
Sei p ∈ p%−1 =⇒ p · a ⊆ p% ⊆ q =⇒ p ∈ q : a = q =⇒ p%−1 ⊆ q.
Ist a ∈ q = q : a =⇒ a · a ⊆ q ⊆ p, a * q =⇒ a ∈ p =⇒
q ⊆ p =⇒ p%−1 ⊆ q ⊆ p =⇒ Rad q = p = Rad q.
Wir zeigen: q ist primär.
/ q =⇒ b · c · a ⊆ q, b · a * q =⇒ c ∈ p bzw. c% ∈ p% ⊆ q ⊂ q. ¤
Sei b · c ∈ q, b ∈
Beweis zu 2.20 a) Angenommen, a = q1 ∩ · · · ∩ qr = q1 ∩ · · · ∩ qt seien jeweils unverkürzbare
Darstellungen mit pi = Rad qi , pi = Rad qi und etwa p1 maximal in {p1 , . . . , ps , p1 , . . . , pt }.
Wir zeigen: p1 tritt unter {p1 , . . . , pt } auf.
Angenommen, p1 ∈
/ {p1 , . . . , pt }. Dann ist wegen q1 * pi (i > 1) und q1 * pj (j = 1)
=⇒ a : q1 · q1 = q2 ∩ · · · ∩ qr = q2 ∩ · · · ∩ qt = a1 .
a : b = (q1 ∩ b) : b = (q1 : b) ∩ (b : b) = q1 : b = q1
= (q1 ∩ b) : b = (q1 : b) ∩ (b : b) ⊆ q1
Definition 3.1 a) Ein Ausdruck der Form p = X1i1 · · · Xnin (i1 , . . . , in = 0) heißt Potenz-
produkt oder Monom.
b) Ein Ideal a ⊂ R, das eine (nicht notwendig endliche) Basis aus lauter Potenzprodukten
besitzt, heißt Potenzproduktideal oder monomiales Ideal.
Es ist
X α · X β = X γ ⇔ γ = α + β mit α, β, γ ∈ Zn=0 ,
a) X β ∈ a ⇐⇒ ∃ α ∈ A, so dass X α | X β .
Beweis: a) ”⇐=” X β = X α · X γ ⇒ X β ∈ a.
Ps
”=⇒” Ist X β ∈ a, etwa X β = hi X α(i) , dann ist wegen der eindeutigen Darstellung von
i=1
Polynomen o.B.d.A. s = 1 und h1 ein Monom, etwa h1 = X γ , also X β = h1 X α(1) = X γ · X α .
b)”⇐=” trivial!
P
”=⇒” Sei f = ai fi , ai ∈ k und o.B.d.A. fi Monome;
P P
f ∈ a =⇒ ∃ Monome pj ∈ a, so dass f = bj pj = ai fi und etwa ai fi = bi pi , ai ∈ k.
−1
Daher ist fi = ai · bi · pi ∈ a.
c) Da R noethersch ist, besitzt a eine endliche Basis: a = (f1 , . . . , fs ). Nach b) liegt jedes
Monom von f1 , . . . , fs in a, die folglich eine endliche Basis bilden. ¤
Für die Bestimmung einer Basis von Potenzproduktidealen ist das Lemma von Dickson (1913)
von zentraler Bedeutung. Hierzu führen wir auf Nn eine natürliche“ Ordnung ≥nat ein.
”
3 POTENZPRODUKTIDEALE (MONOMIAL IDEALS) 18
Lemma 3.4 (Dickson) Sei A ⊆ Nn eine beliebige Teilmenge. Dann gibt es eine endliche
Teilmenge B ⊆ A, so dass ∀ α ∈ A ∃ β ∈ B mit β ≤nat α.
B0 ⊆ B1 ∪ . . . ∪ Bs .
B := {(β 0 , k) ∈ Nn : 0 ≤ k ≤ s, β 0 ∈ Bk }
Dann gibt es eine endliche Teilmenge A∗ ⊂ A, so dass a = ({X α : α ∈ A∗ }), d.h. es gibt
α(1), . . . , α(s) ∈ A, so dass a = (X α(1) , . . . , X α(s) ).
Für Potenzproduktideale lässt sich der Durchschnitt und damit insgesamt die Idealstruktur
besonders einfach bestimmen.
3 POTENZPRODUKTIDEALE (MONOMIAL IDEALS) 19
a ∩ b = (p1 t q1 , . . . , p1 t qt , p2 t q1 , . . . , p2 t qt , . . . , ps t q1 , . . . , p2 t qt )
a) (a, b) ∩ c = a ∩ c + b ∩ c
b) (a ∩ b, c) = (a, c) ∩ (b, c)
sowie {α ∈ (pi )∩(qj ) ⇐⇒ α ∈ (pi tqj )} wegen der eindeutigen Darstellung, also (pi )∩(qj ) =
(pi t qj ). Hieraus folgt die Darstellung für a ∩ b. ¤
Beweis 3.7 b) Sei a = (p1 , . . . , ps ), b = (q1 , . . . , qt ) und c = (r1 , . . . , rm ).
Dann ist nach 3.6 (a ∩ b, c) = (p1 t q1 , . . . , ps t qt , r1 , . . . , rm ) und
¤
Beispiel: (X12 , X1 X2 X32 , X3 X4 ) ∩ (X1 X32 , X2 X42 )
= (X12 X32 , X12 X2 X42 , X1 X2 X32 , X1 X2 X32 X42 , X1 X32 X4 , X2 X3 X42 )
= (X12 X32 , X12 X2 X42 , X1 X2 X32 , X1 X32 X4 , X2 X3 X42 )
Prime Potenzproduktideale
3 POTENZPRODUKTIDEALE (MONOMIAL IDEALS) 20
Satz 3.10 Sei q ein primäres Potenzproduktideal mit dem Radikal p, etwa p = (X1 , . . . , Xr ).
Dann ist
Definition 3.11 Potenzproduktideale der Form a = (X1%1 , X2%2 , . . . , Xr%r ) heißen reine Po-
tenzproduktideale.
Widerspruch!
”=⇒” folgt, da der Durchschnitt zweier Potenzproduktideale nach 3.6 immer gemischte Po-
tenzprodukte enthalten muss. Qed.
Wir wollen nun einen Zerlegungssatz für Potenzproduktideale in irreduzible Ideale angeben,
der dann insbesondere den Satz 3.10 vollständig beweist.
3 POTENZPRODUKTIDEALE (MONOMIAL IDEALS) 21
Sei a = (p1 , . . . , ps ) ein beliebiges Potenzproduktideal und etwa p1 ein gemischtes Potenzpro-
dukt, d.h. es kommen mindestens zwei Variable in p1 vor. Sei o.B.d.A.
eine (i.a. verkürzbare) Darstellung von (p1 , . . . , ps ) als Durchschnitt irreduzibler Potenzpro-
duktideale.
Beweis: Nach Satz 3.13 ist q ein Durchschnitt irreduzibler Ideale der Art (X1ν1 , . . . , Xrνr ), die
sämtlich primär mit dem Radikal (X1 , . . . , Xr ) sind, also wieder primär nach Satz 2.16. Qed.
Beispiel: 1) a = (X13 , X24 , X12 X2 ) ⊂ k[X1 , X2 ], p = X12 X2 ⇒ m1 = X12 , m2 = X2
4 Gröbner-Basen
Gröbner-Basen wurden von Bruno Buchberger in seiner Dissertation 1965 entwickelt nach
seinem Lehrer Wolfgang Gröbner (1899 - 1980) benannt.
Aus der Idealtheorie und der Geometrie ergeben sich vier grundlegende Probleme für das
praktische Rechnen:
a) Sei a ⊆ k[X1 , . . . , Xn ] ein Ideal. Man gebe ein System von Polynomen f1 , . . . , fs ∈
k[X1 , . . . , Xn ] an, so dass a = (f1 , . . . , fs ).
c) Sei a = (f1 , . . . , fs ). Man gebe V (f1 , . . . , fs ) an, d.h. man finde in kn sämtliche Lösungen
des Gleichungssystems
f1 (x1 , . . . , xn ) = · · · = fs (x1 , . . . , xn ) = 0.
x1 = g1 (t1 , . . . , tm )
..
.
xn = gn (t1 , . . . , tm ).
Wenn in Zn=0 eine Ordnung > definiert ist, soll sich diese auf Monome direkt übertragen:
Definition 4.1 Eine monomiale Ordnung k[X1 , . . . , Xn ] ist eine Relation ”>” auf Zn=0 bzw.
mit obiger Bemerkung auf der Menge der Monome X α , die folgende Bedingungen erfüllt:
(i) ”>” ist eine totale oder lineare Ordnung auf Zn=0 .
(iii) ”>” ist wohlgeordnet, d.h. jede nichtleere Teilmenge von Zn=0 enthält ein kleinstes Ele-
ment bezüglich ”>”.
Beweis: Angenommen, (Zn=0 , >) ist wohlgeordnet und es gibt eine Kette
α(1) > α(2) > · · ·, die nicht endlich ist =⇒ S = {α(1), α(2), · · ·} besitzt kein kleinstes
Element.
Angenommen, jede fallende Kette sei endlich und (Zn=0 , >) ist nicht wohlgeordnet
=⇒ ∃ S ⊂ Zn=0 , S 6= ∅ und S hat kein kleinstes Element.
=⇒ {wenn α ∈ S ⇒ ∃ β ∈ S mit α > β ⇒ ∃ γ ∈ S mit β > γ usw}.
=⇒ ∃ eine unendliche fallende Kette im Widerspruch zur Voraussetzung. ¤
Wenn wir Unbestimmte X1 , . . . , Xn in einer bestimmten Reihenfolge anordnen, etwa X1 >
X2 > · · · > Xn , gibt es im wesentlichen drei praktikable Möglichkeiten, eine monomiale
Ordnung zu erklären:
2. α >grlex β :⇐⇒ |α| > |β| oder |α| = |β| und α >lex β
(X α >grlex X β :⇐⇒ α >grlex β).
3. α >grevlex β :⇐⇒ |α| > |β| oder |α| = |β| und in α − β ist die erste von Null
verschiedene Differenz von rechts negativ
(X α >grevlex X β :⇐⇒ α >grevlex β).
Beispiel: f = 4X1 X22 X3 + 4X32 − 5X13 + 7X12 X32 , die Ordnung sei >lex
=⇒ multideg(f ) = (3, 0, 0); LC(f ) = −5; LM(f ) = X13 ; LT(f ) = −5X13 .
Ist die Ordnung >grlex , dann haben wir:
multideg(f ) = (2, 0, 2); LC(f ) = 7; LM(f ) = X12 X32 ; LT(f ) = 7X12 X32
4 GRÖBNER-BASEN 25
Divisionsalgorithmus in k[X1 , . . . , Xn ]
Satz 4.6 (Divisionsalgorithmus) Sei ”>” eine monomiale Ordnung in Zn=0 und
F = hf1 , . . . , fs i ein geordnetes s-Tupel von Polynomen aus R = k[X1 , . . . , Xn ]. Dann kann
jedes f ∈ k[X1 , . . . , Xn ] geschrieben werden in der Form
f = a1 f1 + · · · + as fs + r, ai , r ∈ R
und entweder r = 0 oder r ist eine Linearkombination von Monomen mit Koeffizienten aus k,
so dass keines von ihnen durch einen der Terme LT(f1 ), . . . , LT(fs ) teilbar ist. Ist ai fi 6= 0,
dann ist multideg(ai fi ) 5 multideg(f ) für i = 1, . . . , s.
F
r heißt der Rest von f bei Division durch F; Bezeichnung r = f¯F oder auch f −→+ r.
2) p + r = (p − LT(p)) + (r + LT(p)) = p0 + r0
III. Jeder Term in ai ist von der Form LT(p)/LT(fi ) für einen gewissen Wert p∗ von p, also
LT(p∗ )
LT(ai fi ) = LT( · fi ) = LT(p∗ ).
LT(fi )
Bemerkung 4.7 r und ai sind nicht eindeutig bestimmt. Sie hängen von der Ordnung und
der Reihenfolge der fi ab.
LT(p)
1. Schritt: LT(p) = X 2 Y, LT(f 2)
= X, a1 = 0, a2 := X
p = p − X · f2 = XY + X + Y 2 , p 6= 0 =⇒
2
LT(p)
2. Schritt: LT(p) = XY 2 , LT(f 2)
= Y, a1 = 0, a2 := a2 + Y = X + Y
2
p = p − Y · f2 = X + Y + Y, p 6= 0 =⇒
Man prüft leicht nach, dass beide Darstellungen richtig sind und demnach ai und r von der
Reihenfolge der fi (und der gewählten Ordnung) abhängig sind. Im allgemeinen ist nicht
einmal r = 0 notwendig dafür, dass f ∈ (f1 , . . . , fs ). Diese Schwierigkeit wird mit Hilfe einer
Standardbasis“ oder Gröbner-Basis“ überwunden.
” ”
Definition 4.8 Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] ein Ideal, a 6= (0). Dann sei bezüglich einer festen
Ordnung ”>”:
Bemerkung 4.9 Ist a = (f1 , . . . , fs ), dann ist zwar LT(f1 ), . . . , LT(fs ) ∈ (LT(a)), im allge-
meinen erzeugen aber LT(f1 ), . . . , LT(fs ) noch nicht (LT(a)).
X · f2 − Y · f1 = X(X 2 Y − 2Y 2 + X) − Y (X 3 − 2XY ) = X 2 ∈
/ (X 3 , X 2 Y ) = (LT(f1 ), LT(f2 )).
Beweis: Der Beweis folgt unmittelbar aus dem Lemma von Dickson.
Definition 4.11 Sei eine monomiale Ordnung festgelegt. Dann heißt die Menge G = {g1 , . . . , gs } ⊂
a eine Gröbner-Basis oder Standardbasis für a ⊂ R
:⇐⇒ (LT(a)) = (LT(g1 ), . . . , LT(gs )).
Beweis: (i) Nach Lemma 3.2 (b) besitzt (LT(a)) eine Basis aus Monomen p1 , . . . , ps . Nach
Konstruktion von (LT(a)) gibt es g1 , . . . , gs ∈ a mit LT(gi ) = pi für i = 1, ..., s. Daher ist
G = {g1 , . . . , gs } eine Gröbner-Basis.
Ps P
s
(ii) Sei f ∈ a und LT(f ) = ai · LT(gi ). Dann ist für f ∗ = f − ai · gi
i=1 i=1
und f ∈ (g1 , . . . , gs ), also a = (g1 , . . . , gs ). Daher bricht dieser Prozess nach endlich vielen
Schritten ab, qed.
Wir kommen nun zu einigen Aussagen, die den Wert der Gröbner-Basen unterstreichen und
eine Berechnungsmöglichkeit aufzeigen.
(i) Kein Term von r ist teilbar durch eines der Elemente LT(g1 ), . . . , LT(gs ).
(ii) ∃ g ∈ a, so dass f = g + r.
r ist nunmehr ein eindeutig bestimmter Rest von f unter der Division“ durch G unabhängig
”
von der gewählten Reihenfolge der Elemente g1 , . . . , gs .
Definition 4.14 Der Divisionsrest von f unter G heißt auch Normalform von f bezüglich
G : r = NG (f ).
Beweis: a) Die Existenz von r mit den Bedingungen (i) und (ii) folgt aus dem Divisions-
algorithmus Satz 4.6.
b) Eindeutigkeit: Angenommen, f = g + r = g ∗ + r∗ und r 6= r∗ . Dann ist
r − r∗ = g ∗ − g ∈ a und r − r∗ 6= 0 =⇒ LT(r − r∗ ) ∈ (LT(a)) = (LT(g1 ), . . . , LT(gs ))
=⇒ ∃ i0 : LT(gi0 ) | LT(r − r∗ ), da Potenzprodukte,
jedoch LT(gi0 ) teilt keinen Term von r oder r∗ . Daher ist r − r∗ = 0, qed.
Folgerung 4.15 Sei G = {g1 , . . . , gs } eine Gröbner-Basis für a. Dann gilt ∀ f, g ∈ k[X1 , . . . , Xn ]
a) f ∈ a ⇐⇒ NG (f ) = 0
b) f − g ∈ a ⇐⇒ NG (f ) = NG (g).
Insbesondere ist in die Menge {NG (f ) : f ∈ k[X1 , . . . , Xn ]} eine Menge von Repräsentanten
für k[X1 , . . . , Xn ]/a und
NG : k[X1 , . . . , Xn ] −→ k[X1 , . . . , Xn ]
Beispiel: G = {X 2 Y − Y 2 , X 4 Y 2 − Y 2 }, >lex
G
=⇒ X 5 Y = (X 3 + XY )(X 2 Y − Y 2 ) + 0 · (X 4 Y 2 − Y 2 ) − XY 3 ⇒ X 5 Y = XY 3 .
Die folgenden Aussagen über S-Polynome bilden das Herzstück des Buchberger-Algorithmus“
”
zur Berechnung von Gröbner-Basen.
Beispiel: f = X 3 Y 2 − X 2 Y 3 + X, g = 3X 4 Y − Y 2 , >grlex
LT(f ) = X 3 Y 2 , LT(g) = 3X 4 Y, α = (3, 2), β = (4, 1) ⇒ γ = (4, 2)
X4Y 2 X4Y 2 1
S(f, g) := X3Y 2
·f − 3X 4 Y
·g =X ·f − 3 · Y · g = −X 3 Y 3 + X 2 + 31 Y 3 .
P
s
Lemma 4.17 Sei ci · fi mit ci ∈ k und multideg(fi ) = δ für alle i ∈ {1, . . . , s} (gleich!).
i=1
P
s P
s P
Wenn multideg( ci · fi ) < δ, dann gibt es cjl ∈ k, so dass ci · fi = cjl · S(fj , fl ).
i=1 i=1 j,l
Insbesondere ist ∀ j, l : multideg(S(fj , fl )) < δ.
P
Beweis: Sei di = LC(fi ) ⇒ ci di = LC(ci fi ) ⇒ (nach Voraussetzung) ci di = 0, da
multideg(fi ) = δ für alle i ∈ {1, . . . , s}. Sei pi = fi /di , d.h. LC(pi ) = 1.
Ps Ps
Wir betrachten die Teleskop-Summe“ ci · fi = ci · di · pi =
” i=1 i=1
P
s
c1 d1 (p1 − p2 ) + (c1 d1 + c2 d2 )(p2 − p3 ) + · · · + (c1 d1 + · · · + cs−1 ds−1 )(ps−1 − ps ) + ( ci · di )ps ,
i=1
Xδ Xδ Xδ Xδ
S(fj , fl ) = · fj − · fl = · fj − · fl = pj − pl
LT(fj ) LT(fl ) dj · X δ dl · X δ
und damit
s
X
ci · fi = c1 d1 S(f1 , f2 ) + (c1 d1 + c2 d2 )S(f2 , f3 ) + · · · + (c1 d1 + · · · + cs−1 ds−1 )S(fs−1 , fs ).
i=1
Satz 4.18 (Kriterium für Gröbner-Basis) Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ], ”>” eine monomiale
Ordnung und G = {g1 , . . . , gs } eine Basis für a. Dann gilt:
Die geordnete Menge G = {g1 , . . . , gs } ist eine Gröbner-Basis für a
G
⇐⇒ ∀ i, j mit i 6= j gilt S(gi , gj ) = 0 in der gewählten monomialen Ordnung ”>”.
4 GRÖBNER-BASEN 30
G
Beweis: ”=⇒” Da S(gi , gj ) ∈ a, ist S(gi , gj ) = 0 nach Folgerung 4.15.
”⇐=” Sei f ∈ a. Wir haben zu zeigen: LT(f ) ∈ (LT(g1 ), . . . , LT(gs )).
P
s
Sei f = hi · gi =⇒ (Lemma 4.5) multideg(f ) 5 max{multideg(hi gi )} = δ
i=1
und δ sei minimal unter allen Darstellungen von f .
Tritt Gleichheit ein, etwa für i = i0 , dann ist
P
s
Wir zeigen: Es gibt eine Darstellung f = h0i · gi mit max{multideg(h0i · gi )} = δ 0 < δ.
i=1
P P
Es ist LT(hi ) · gi = ci · X α(i) · gi . Wir setzen fi = X α(i) · gi und erhalten nach
m(i)=δ m(i)=δ
Lemma 4.17
X X
LT(hi ) · gi = cjk S(fj , fk ).
m(i)=δ j,k
Es ist
Xδ Xδ
S(fj , fk ) = S(X α(j) · gj , X α(k) · gk ) = · X α(j)
gj − · X α(k) gk
X α(j) LT(gj ) X α(k) LT(gk )
s
X
S(gj , gk ) = aijk · gi mit multideg(aijk · gi ) 5 multideg(S(gj , gk )).
i=1
s
X s
X
=⇒ X δ−γjk · S(gj , gk ) = aijk · X δ−γjk · gi = bijk · gi
i=1 i=1
X X s
X
δ−γjk
LT(hi ) · gi = X · S(gj , gk ) = h∗i · gi und multideg(h∗i · gi ) 5 δ ∗ < δ.
| {z }
m(i)=δ j,k i=1
P
s
= bijk ·gi
i=1
Input: F = {f1 , . . . , fs }
Output: Gröbner-Basis G = {g1 , . . . , gt } mit F ⊆ G
G := F
REPEAT
G0 := G
FOR each pair {p, q}, p 6= q in G0 DO
G0
S := S(p, q)
IF S 6= 0 THEN G := G ∪ {S}
UNTIL G = G0
4 GRÖBNER-BASEN 32
Beweis:
I. Die Ausgangsbasis (f1 , . . . , fs ) von a wird solange erweitert, bis alle S-Polynome einer
erweiterten Basis, deren Divisionsrest 6= 0 ist, einen Divisionsrest = 0 bezüglich der
neuen Basis haben.
G0
II. Da mit p, q ∈ a auch S(p, q) ∈ a, ist auch S = S(p, q) ∈ a, also stets G ⊂ a.
Qed.
Wir wollen nun zeigen, dass wir auch eine eindeutig bestimmte Gröbner-Basis für eine fest
vorgegebene monomiale Ordnung erhalten können.
Satz 4.21 Sei a ⊆ k[X1 , . . . , Xn ], a 6= (0). Dann besitzt a für jede fest vorgegebene mono-
miale Ordnung eine eindeutig bestimmte reduzierte Gröbner-Basis.
Angenommen, p0 ist ein echter Teiler von p (sonst wäre p ∈ LT(G0 ) und wir wären fertig!)
=⇒ ∃ p∗ ∈ LT(G) : p∗ | p0 , p∗ = LT(g ∗ ) mit einem gewissen g ∗ ∈ G. Da p∗ auch ein echter
Teiler von p sein muss, gilt g ∗ 6= g. Daher ist LT(g ∗ ) ∈ LT(G \ {g}) und LT(g ∗ ) = p∗ | p im
Widerspruch zur Minimalität von G.
Genauso zeigt man LT(G0 ) ⊆ LT(G).
2) Sind G und G0 minimale Gröbner-Basen von a und g reduziert für G. Wenn g ∈ G0 , dann
ist g auch reduziert für G0 .
Da LT(G) = LT(G0 ) ist auch LT(G \ {g}) = LT(G0 \ {g}). Hieraus folgt die Aussage.
4 GRÖBNER-BASEN 33
Es ist LT(g) = LT(g 0 ), denn ∀ g ∗ ∈ G \ {g} ist LT(g ∗ ) kein Teiler von LT(g)
⇒ LT(g) tritt im Divisionsrest g G\{g} von g auf und ist damit auch sein Führungsterm
⇒ LT(G) = LT(G0 ), g 0 ∈ a ⇒ G0 ⊂ a
⇒ G0 ist Gröbner-Basis und g 0 reduziert für G0 .
Diesen Prozess setzen wir fort, bis alle Elemente reduziert sind. Nach endlich vielen Schrit-
ten erhalten wir eine reduzierte Gröbner-Basis, da ein reduziertes Element wegen LT(G) =
LT(G0 ) reduziert bleibt.
G G
g − ge = 0 und g − ge = g − ge, also g = ge, qed.
5 ELIMINATIONSTHEORIE 34
5 Eliminationstheorie
Elimination bedeutet geometrisch die Projektion auf (affine oder projektive) Unterräume und
algebraisch einfach die Elimination einzelner Variabler wie folgt:
Definition 5.1 Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] (n = 1) ein Ideal. Das i-te Eliminationsideal ai ist
das Ideal
ai := a ∩ k[Xi+1 , . . . , Xn ] (0 5 i 5 n),
Problem: Wie findet man eine Basis für ai , wenn eine Basis für a bekannt ist?
Lösung: Mit Hilfe einer Gröbner-Basis bezüglich der lexikographischen Ordnung.
Beispiel: a = (X 2 + Y + Z − 1, X + Y 2 + Z − 1, X + Y + Z 2 − 1) ⊂ k[X, Y, Z]
G = {g1 , . . . , g4 } mit
g1 = X + Y + Z 2 − 1 ∈ k[X, Y, Z]
2 2
g2 = Y − Y − Z + Z ∈ k[Y, Z]
2 4 2
g3 = 2Y Z + Z − Z ∈ k[Y, Z]
g4 = Z 6 − 4Z 4 + 4Z 3 − Z 2 ∈ k[Z]
Das optische Bild“ ist auch mathematische richtig. Es gilt (siehe Satz 5.2)
”
a = (g1 , g2 , g3 , g4 )
a1 = a ∩ k[Y, Z] = (g2 , g3 , g4 )
a2 = a ∩ k[Z] = (g4 )
a3 = a ∩ k = (0)
Satz 5.2 (Eliminationssatz) Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] (n = 1) ein Ideal und G eine Gröbner-
Basis für a bezüglich der lexikographischen Ordnung X1 > X2 > · · · > Xn . Dann ist für jedes
i (0 5 i 5 n) die Menge
Gi = G ∩ k[Xi+1 , . . . , Xn ]
Beweis: Sei i fest (0 5 i 5 n). Wegen Gi ⊂ ai müssen wir zeigen: (LT(ai )) = (LT(Gi )).
Offenbar ist (LT(Gi )) ⊆ (LT(ai )).
Sei p ∈ (LT(ai )), p = LT(f ) mit f ∈ ai . Dann ist f ∈ a. Folglich ∃ g ∈ G : LT(g) | LT(f ),
und daher enthält LT (g) nur Variable aus der Menge {Xi+1 , . . . , Xn }. Wegen der lexikogra-
phischen Ordnung enthält g ebenfalls nur Variable aus der Menge {Xi+1 , . . . , Xn }. Daher ist
g ∈ k[Xi+1 , . . . , Xn ], also g ∈ Gi ⇒ p = LT(f ) ∈ (LT(Gi )), qed.
5 ELIMINATIONSTHEORIE 35
Nachteil: Die lexikographischen Ordnung ist nicht immer günstig für die Berechnung der
Gröbner-Basis; sie führt mitunter zu einer sehr großen Anzahl von Basispolynomen, während
etwa eine graduierte Ordnung mit wesentlich weniger Basiselementen auskommen könnte.
Erweiterungssatz
Gegeben sei eine algebraische Mannigfaltigkeit
Bei Vorgabe des Ideals a ist es i.a. schwierig, die Lösungsmenge anzugeben bzw. zu beschrei-
ben. Mit Hilfe der Eliminationstheorie wird folgender Weg beschritten:
Sei
ai = a ∩ k[Xi+1 , . . . , Xn ] (i = 1)
= (g1 , . . . , gri )
und ai−1 = (g1 , . . . , gri , . . . , gri−1 ).
Ist (ci+1 , . . . , cn ) eine partielle Lösung von ai , so soll diese ergänzt werden zu einer partiellen
Lösung von ai−1 :
gegeben: g1 (ci+1 , . . . , cn ) = · · · = gri (ci+1 , . . . , cn ) = 0
gesucht: Lösung ci von gri +1 (Xi , ci+1 , . . . , cn ) = · · · = gri−1 (Xi , ci+1 , . . . , cn ) = 0
Beispiel: a = (XY − 1, XZ − 1) = (Y − Z, XY − 1) ⊂ k[X, Y, Z]
Es ist g1 = Y − Z, g2 = XY − 1 und G = {g1 , g2 } eine Gröbner-Basis für a.
Daher: a1 = a ∩ k[Y, Z] = (Y − Z) · k[Y, Z]
{partielle Lösungen für a1 } = {(a, a) : a ∈ k} (Gerade)
⇒ g1 (X, a, a) = a − a = 0, g2 (X, a, a) = X · a − 1 = 0
⇒ für a 6= 0 lässt sich die partielle Lösung (a, a) fortsetzen zu einer Lösung (1/a, a, a) von
a.
Ni = 0, hi ∈ k[X2 , . . . , Xn ], hi 6= 0 (1 5 i 5 s).
Sei (a2 , . . . , an ) ∈ V (a1 ) eine partielle Lösung. Wenn (a2 , . . . , an ) ∈
/ V (h1 , . . . , hs ), dann
∃ a1 ∈ k, so dass (a1 , . . . , an ) ∈ V (a).
Bemerkung 5.4 (i) Die Voraussetzung über V (h1 , . . . , hs ) ist erfüllt, wenn eines der hi
konstant 6= 0 ist, d.h.
(ii) Mit dem Erweiterungssatz kann man sukzessiv Lösungen (a1 , . . . , an ) aufbauen, indem
man die Ideale
an , an−1 , . . . , a1 , a
betrachtet und beim ersten Ideal an0 mit an0 6= (0) (1 5 n0 5 n − 1) mit einer partiellen
Lösung (an0 +1 , . . . , an ) startet.
Ist etwa an = (1), dann existiert keine Lösung!
Zum Beweis des Erweiterungssatzes benötigen wir Aussagen über die eindeutige Faktorisie-
rung im Polynomring k[X1 , . . . , Xn ] und über Resultanten.
Eindeutige Faktorisierung
Satz 5.6 Jedes f ∈ k[X1 , . . . , Xn ] kann als Produkt irreduzibler Polynome dargestellt werden.
Beweis: Wir wählen die lexikographische Ordnung >lex . Sei f ∈ k[X1 , . . . , Xn ]. Ist f irreduzi-
bel, dann sind wir fertig. Andernfalls gibt es nicht-konstante Polynome g, h ∈ k[X1 , . . . , Xn ],
so dass f = g · h, multideg(g) + multideg(h) = multideg(f ), also
Daher ist nach endlich vielen Schritten keine weitere Zerlegung möglich, qed.
Definition 5.8 Sei I ein Integritätsbereich (kommutativer Ring mit Einselement und ohne
Nullteiler). Dann sei
a a a0
Qu(I) = { | a, b ∈ I, a 6= 0 und = 0 ⇔ a · b0 − a0 · b = 0}.
b b b
5 ELIMINATIONSTHEORIE 37
Qu(I) ist, versehen mit der üblichen Addition und Multiplikation, offenbar ein Körper und
heißt der Quotientenkörper von I.
Ist insbesondere I = k[X1 , . . . , Xn ], dann bezeichnen wir den Quotientenkörper von I mit
k(X1 , . . . , Xn ).
e h f1 g1
h = , fe1 = , ge1 = mit h, f1 , g1 ∈ k[X1 , . . . , Xn ],
d d d
also d2 · f = h · f1 und d2 · g = h · g1 . Sei h1 ein irreduzibler Faktor von h mit positivem Grad
in X1 . Dann ist h1 | d2 · f, aber h1 6 |d, da d nicht von X1 abhängt
⇒ h1 | f wegen Satz 5.7. Genauso folgt h1 | g. Qed.
Satz 5.10 Jedes Polynom f ∈ k[X1 , . . . , Xn ] besitzt bis auf die Reihenfolge und Faktoren aus
k eine eindeutig bestimmte Darstellung f = f1 · · · fr mit irreduziblen Polynomen f1 , . . . , fr ∈
k[X1 , . . . , Xn ].
Bemerkung 5.11 Fassen wir gleiche Faktoren bzw. Faktoren, die sich nur um einen Faktor
aus k unterscheiden, zusammen, dann ergibt sich für f die Darstellung
f = c · g1r1 · · · gsrs mit c ∈ k, c 6= 0, und r1 , . . . , rs = 1. Man zeigt wie oben
(ii) a = (f ) = (g1r1 ) ∩ · · · ∩ (gsrs ) ist eine unverkürzbare Darstellung von a als Durchschnitt
größter Primärkomponenten.
(iii) Für n = 1 sind dieses die einzigen Ideale 6= (0) und 6= (1), d.h. k[X1 ] ist ein Haupt-
idealring.
Letzteres sieht man wie folgt: Ist etwa a = (f1 , . . . , fs ) $ k[X1 ], a 6= (0), dann ermittelt man
mit Hilfe des Euklidischen Algorithmus den größten gemeinsamen Teiler g von f1 , . . . , fs mit
den Eigenschaften
Satz 5.12 Seien f, g ∈ k[X] Polynome, Grad f = r > 0, Grad g = s > 0. f und g haben
einen gemeinsamen Faktor ⇐⇒ ∃ A, B ∈ k[X] mit folgenden Eigenschaften:
(iii) A · f + B · g ≡ 0.
g1 · f + (−f1 · g) = g1 · h · f1 − f1 · h · g1 ≡ 0.
”⇐=” Angenommen, f und g hätten keinen gemeinsamen Faktor, also den größten gemein-
samen Teiler 1.
e B
⇒ ∃ A, e ∈ k[X] : A
e·f +B
e · g = 1.
e·f +B
⇒ B = 1 · B = (A e · g) · B = A
e·B ·f +B
e · B · g = (A
e · B − A · B)
e · f,
e · B − A · B)
da B · g = −A · f nach (iii). ⇒ Grad B = Grad (A e + Grad f = r, Widerspruch!
Qed.
Gemäß Satz 5.12 machen wir folgenden Ansatz:
X r+s−1 : a0 c0 +b0 d0 = 0
X r+s−2 : a1 c0 +a0 c1 +b1 d0 +b0 d1 = 0
X r+s−3 : a2 c0 +a1 c1 +a0 c2 +b2 d0 +b1 d1 +b0 d2 = 0
· · · · · · (5.A)
· · · · · ·
X 1 : ar cs−2 +ar−1 cs−1 +bs dr−2 +bs−1 dr−1 = 0
X 0 : ar cs−1 +bs dr−1 = 0
5 ELIMINATIONSTHEORIE 39
Ist I ein Integritätsbereich und f, g ∈ I[X], dann gehen wir zum Quotientenkörper K =
Qu(I) über und erhalten dasselbe lineare Gleichungssystem (5.A), jedoch mit Koeffizienten
ai , bj ∈ I. Da die Berechnung der Determinante nur Addition und Multiplikation erfordert,
also bereits in I erfolgt, wird die X-Resultante Res(f, g, X) wie in 5.13 definiert. Dieses
wird insbesondere für Polynome f, g ∈ k[X1 , . . . , Xn ] verwendet mit X = X1 und I =
k[X2 , . . . , Xn ]. Dann ist die X1 -Resultante Res(f, g, X1 ) ein Polynom in k[X2 , . . . , Xn ].
Lemma 5.14 Sei I ein Integritätsbereich und F, G ∈ I[X] Polynome vom Grad r bzw. s.
Dann gibt es Polynome A, B ∈ I[X] mit Grad A 5 s − 1, Grad B 5 r − 1, so dass
Res(F, G, X) = A · F + B · G.
Res(F, G, X) = 0 = A · F + B · G.
e B
F, G ∈ K[X], (F, G) · K[X] = (1) ⇒ ∃ A, e ∈ K[X] : A
e·F +B
e·G=1
e·F +B
und A e · G = 1 erhalten wir entsprechend wie 5.A das lineare Gleichungssystem
X r+s−1 : a0 c0 +b0 d0 = 0
X r+s−2 : a1 c0 +a0 c1 +b1 d0 +b0 d1 = 0
X r+s−3 : a2 c0 +a1 c1 +a0 c2 +b2 d0 +b1 d1 +b0 d2 = 0
· · · · · · (5.B)
· · · · · ·
X 1 : ar cs−2 +ar−1 cs−1 bs dr−2 +bs−1 dr−1 = 0
X 0 : ar cs−1 bs dr−1 = 1
A0 As−1
c0 = , . . . , cs−1 =
Res(F, G, X) Res(F, G, X)
(Ai , Bj ∈ I).
B0 Br−1
d0 = , . . . , dr−1 =
Res(F, G, X) Res(F, G, X)
e·F +B
e·G= A B
A ·F + = 1,
Res(F, G, X) Res(F, G, X)
Res(f1 , f, X1 ) = Res(f1 , u2 · f2 + · · · + us · fs , X1 )
X
= qα · uα ∈ k[X2 , . . . , Xn , u2 , . . . , us ]
α
qα ∈ k[X2 , . . . , Xn ]
5 ELIMINATIONSTHEORIE 41
P P
Sei A = α Aα · uα , B = β Bβ · uβ , Aα , Bβ ∈ k[X2 , . . . , Xn ] und ui = uei mit
e2 = (1, 0, . . . , 0), . . . , es = (0, . . . , 0, 1). Dann ist
X
qα = Aα · f1 + Bβ · fi ∈ a1 = a ∩ k[X2 , . . . , Xn ] = a1 .
i=2
β+ei =α
Wie oben können wir durch Ersetzen von f2 durch f2 +X1N ·f1 erreichen, dass f1 und f densel-
ben höchsten Koeffizienten h1 (X2 , . . . , Xs ) besitzen, und damit ist h2 (c) 6= 0. Daher können
wir jede Nullstelle (a2 , . . . , an ) von Res(f1 , f, X1 ) ergänzen zu einer Nullstelle (a1 , . . . , an )
von (f1 , u2 ·(f2 +X1N ·f1 )+· · ·+us ·fs ). Da u2 , . . . , us Unbestimmte sind, ist dieses gemeinsame
Nullstelle von (f1 , . . . , fs ), qed.
Als eine der wichtigsten Anwendungen der Eliminationstheorie behandeln wir den
Hilbertschen Nullstellensatz
Sei k ein beliebiger Körper und k sein algebraischer Abschluss. Ist a ⊆ k[X1 , . . . , Xn ] ein
n
Ideal, dann bezeichnen wir mit V (a) die Nullstellenmenge von a in k bzw. An (k), d.h.
n k
V (a) = {(a1 , . . . , an ) ∈ k | ∀ f ∈ a ist f (a1 , . . . , an ) = 0}.
k
⇒ an = k ⇒ 1 ∈ a ⇒ a = k[X1 , . . . , Xn ],
qed.
Bemerkung: Im Beweis zu Satz 5.3 ist natürlich der Fundamentalsatz der Algebra verwendet
worden. Insofern ist der relativ einfache Beweis des Nullstellensatzes erklärbar.
Satz 5.17 (Hilbertscher Nullstellensatzes) Sei k ein Körper, k sein algebraischer Ab-
schluss und f, f1 , . . . , fs ∈ k[X1 , . . . , Xn ]. Wenn V (f ) ⊇ V (f1 , . . . , fs ), dann existiert ein
k k
m = 1, so dass f m ∈ (f1 , . . . , fs ).
5 ELIMINATIONSTHEORIE 42
1 = g1 · f1 + · · · + gs · fs + g · (1 − Y · f ).
Setzen wir Y = 1/f und multiplizieren mit f m , wenn m der höchste Grad von Y in g1 , . . . , gs
ist, dann gilt
qed.
Folgerung 5.18 Seien a und b Radikalideale in k[X1 , . . . , Xn ]. Dann gilt a = b genau dann,
wenn V (a) = V (b).
k k
Definition 5.19 Sei k ein algebraisch abgeschlossener Körper und An (k) der n-dimensionale
affine Raum über k, etwa k = C. Dann sei
die Projektion von An (k) auf An−i (k). Insbesondere ist für V = Z(a):
πi (V ) = {(ai+1 , . . . , an ) | (a1 , . . . , an ) ∈ V }.
Beweis: Wir wählen für a eine Gröbner-Basis (f1 , . . . , fs ) = (f1 , . . . , fri , . . . , fs ), so dass
ai = (f1 , . . . , fri ) ⊆ k[Xi+1 , . . . , Xn ]. Dann gilt:
c = (a1 , . . . , an ) ∈ V ⇒ fj (c) = 0 (j = 1, . . . , s)
qed.
Damit können wir πi (V ) auch folgendermaßen beschreiben:
Im obigen Beispiel sehen wir, dass π1 (V ) eine Gerade g \ {(0, 0)} ist, also keine algebraische
Mannigfaltigkeit ist, während π1 (V ) ∪ (Z(g1 , . . . , gs ) ∩ Z(a1 )) durch Hinzufügen von (0, 0)
wieder eine solche wird. Wir zeigen nun, dass Z(a1 ) die kleinste algebraische Mannigfaltigkeit
ist, die π1 (V ) enthält. Es gilt
1) Z(ai ) ist die kleinste algebraische Mannigfaltigkeit, die πi (V ) ⊆ An−i (k) enthält.
Lemma 5.25 Ist S ⊆ An (k) und I(S) = {f ∈ k[X1 , . . . , Xn ] : ∀ s ∈ S ist f (s) = 0} das
Ideal von S, dann ist Z(I(S)) die kleinste Mannigfaltigkeit, die S enthält.
2) Wir beweisen nur den Fall i = 1, der Fall i > 1 wird durch Induktion und mit dem
erweiterten Resultantenbegriff wie in 5.3 bewiesen, ist aber mit erheblich mehr technischem
Aufwand verbunden ⇒ wird hier weggelassen (siehe[1], Ch. 5, §6).
Wir wissen: Z(a1 ) = π1 (V ) ∪ (Z(g1 , . . . , gs ) ∩ Z(a1 )) und zeigen, dass im wesentlichen
W = Z(g1 , . . . , gs ) ∩ Z(a1 ) das Gewünschte leistet.
a) Z(g1 , . . . , gs ) ∩ Z(a1 ) $ Z(a1 ) ⇒ W := Z(g1 , . . . , gs ) ∩ Z(a1 ).
b) Z(g1 , . . . , gs ) ∩ Z(a1 ) = Z(a1 ) ⇒ Z(g1 , . . . , gs ) ⊇ Z(a1 )
⇒ g1 , . . . , gs ∈ Rad a1 ⊆ Rad a ⇒ Z(g1 , . . . , gs ) = Z(f1 , . . . , fs , g1 , . . . , gs ).
Sei e
a = (f1 , . . . , fs , g1 , . . . , gs ) ⊇ a ⇒ Z(e
a) = Z(a) = V .
Wir ersetzen fi durch fi − X1 · gi = fi Ni e
g1 = 4X 3 Z − 3X 2 Y 2 − 6XY Z + 4Y 3 + Z 2
g2 = 2uY 3 − 2uZ 2 − 4X 2 Y Z + XY 3 − XZ 2 + 5Y 2 Z
g3 = 2uXZ − 2uY 2 + 2X 2 Z − XY 2 − Y Z
5 ELIMINATIONSTHEORIE 45
-2
5 x
y
0
2
0
0
z
-5
Abbildung 7: Tangentenfläche
y 2
-1
1 x
0 0
4
1
0
z
-2
-4
g4 = uXY − uZ − X 2 Y − XZ − 2Y 2
g5 = 2uX 2 − 2uY − 2X 3 + 3XY − Z
g6 = u2 − X 2 + Y
g7 = t + u − X
x1 = f1 (t1 , . . . , tm )
..
.
xn = fn (t1 , . . . , tm )
km+n
i % & πm
F
km −→ kn
i(t1 , . . . , tm ) = (t1 , . . . , tm , f1 , . . . , fn ) ←→ W ;
πm (t1 , . . . , tm , x1 , . . . , xn ) = (x1 , . . . , xn )
⇒ F (km ) = πm (i(km )) = πm (W )
und am = a ∩ k[X1 , . . . , Xn ]. Dann ist Z(am ) die kleinste Mannigfaltigkeit in An (k), die
F (km ) enthält.
Zunächst folgendes
Beispiel: Sei x1 = f1 (t) = t2 , x2 = f2 (t) = t3 und i : k1 → k1+2
mittels i(t) = (t, t2 , t3 ) ←→ W - kubische Kurve.
Dann ist a = (X1 − f1 (t), X2 − f2 (t)) = (X1 − t2 , X2 − t3 ) ⊆ k[t, X1 , X2 ] und
F : k1 −→ k2 , F (t) = (t2 , t3 ) und W der Graph der Abbildung F . Für die Projektion
π1 ergibt sich π1 (k3 ) = F (k1 ) mit π1 (t, t2 , t3 ) = (t2 , t3 ).
5 ELIMINATIONSTHEORIE 47
F (Km ) ⊆ VK = ZK (g1 , . . . , gs ).
qed.
Dieses Prinzip lässt sich auch auf rationale Parameterdarstellungen ausdehnen, wobei den
Nennern eine besondere Bedeutung zufällt.
2 2
Beispiel: Sei x = uv , y = vu , z = u
=⇒ v · x − u2 = 0, u · y − v 2 = 0, z − u = 0 und (x, y, z) liegt stets auf
u4 v 2
x2 · y − z 3 = ( )( ) − u3 = 0.
v2 u
Sei a = (v · X − u2 , u · Y − v 2 , Z − u) ⊂ k[u, v, X, Y, Z]
=⇒ a2 = a ∩ k[X, Y, Z] = (Z · (X 2 Y − Z 3 )) =⇒ V (a2 ) = V (X 2 Y − Z 3 ) ∪ V (Z)
Jedoch: V (a2 ) ist nicht die kleinste Mannigfaltigkeit, die die Parametrisierung enthält!
Sei
f1 (t1 , . . . , tm ) fn (t1 , . . . , tm )
x1 = , . . . , xn = , f1 , . . . , fn , g1 , . . . , gn ∈ k[t1 , . . . , tm ]. (5.C)
g1 (t1 , . . . , tm ) gn (t1 , . . . , tm )
µ ¶
f1 fn
F (t1 , . . . , tm ) = ,..., : km \ W −→ kn ,
g1 gn
5 ELIMINATIONSTHEORIE 48
wobei W = V (g1 · · · gn ) ⊂ km .
Problem: Gesucht ist die kleinste Mannigfaltigkeit von kn , die F (km \ W ) enthält.
km+n
i % & πm
m F
k \W −→ kn
J = (g1 · X1 − f1 , . . . , gn · Xn − fn , 1 − g · Y ) ⊂ k[Y, t1 , . . . , tm , X1 , . . . , Xn ].
Dann ist bei einer Nullstelle von J auch 1 − g · Y = 0 und damit alle Nenner in (5.C) 6= 0.
Wir betrachten jetzt
km+n+1
j % & πm+1
m F
k \W −→ kn
mit
µ ¶
1 f1 (t) fn (t)
j(t1 , . . . , tm ) = , t1 , . . . , tm , ,...,
g(t) g1 (t) gn (t)
J = (g1 · X1 − f1 , . . . , gn · Xn − fn , 1 − g · Y )
mit g = g1 · · · gn und Jm+1 = J ∩ k[X1 , . . . , Xn ]. Dann ist Z(Jm+1 ) die kleinste Mannigfal-
tigkeit in An (k), die F (km \ W ) enthält.
x1 = f1 (t1 , . . . , tm ), . . . , xn = fn (t1 , . . . , tm )
Dann ist V der Zariski-Abschluss von F (km ) und I(V ) = I(F (km )).
Sei g ∈ k[X1 , . . . , Xn ]. Dann wird g ◦ F ∈ k[t1 , . . . , tm ] durch
=⇒ I(V ) = {g ∈ k[X1 , . . . , Xn ] : g ◦ F = 0}
Angenommen, p · q ∈ I(V ) ⇒ (p · q) ◦ F = (p ◦ F ) · (q ◦ F ) = 0
⇒ p ◦ F = 0 oder q ◦ F = 0 ⇒ p ∈ I(V ) oder q ∈ I(V ) ⇒ I(V ) ist prim, qed.
Der Satz gilt auch für rationale Parameterdarstellungen:
Satz 5.28∗ : Sei k unendlich und V ⊂ kn die durch
f1 (t1 , . . . , tm ) fn (t1 , . . . , tm )
x1 = , . . . , xn =
g1 (t1 , . . . , tm ) gn (t1 , . . . , tm )
Wir führen zunächst den Begriff der Dimension eines Ideals bzw. einer Mannigfaltigkeit ein.
(i) Ist p ⊂ R ein Primideal, dann heißt das Supremum d der Länge r aller Ketten von
Primidealen
p = p0 ⊂ p1 ⊂ · · · ⊂ pr ⊂ R (pi 6= pi+1 , pr 6= R)
Satz 6.2 Sei R ein kommutativer noetherscher Ring mit Einselement und p1 ⊆ p2 ⊂ R zwei
Primideale. Dann gilt
Beweis: Jede Kette von Primidealen von p2 zu R lässt sich verlängern zu einer Kette von
p1 zu R. Die Verlängerung ist echt genau dann, wenn p1 $ p2 . Qed.
Satz 6.2 gilt nicht für beliebige Ideale bzw. Mannigfaltigkeiten:
6 DIMENSION UND DURCHSCHNITTE VON IDEALEN 51
V = V0 ⊃ V1 ⊃ ··· Vr ⊃ ∅
l l l l
I(V0 ) ⊂ I(V1 ) ⊂ · · · I(Vr ) ⊂ I(∅)
k k k k
p = p0 p1 pr (1)
deshalb gehen wir einen anderen Weg, vergleichbar mit dem für lineare Räume
(iii) {U1 , . . . , Ur } heißen maximal unabhängig modulo a :⇐⇒ {U1 , . . . , Ur } sind unabhängig
modulo a und {U1 , . . . , Ur } ist in keiner größeren Menge
{U1 , . . . , Ur , Ur+1 , . . . , Us }, s > r, enthalten, die unabhängig modulo a ist.
Wir zeigen hier nur die Beweisidee auf. O.B.d.A. sei a = p ein Primideal.
Sei R = R/p ∼ = k[x1 , . . . , xn ] = k[X 1 , . . . , X n ] der Faktorring und K = Qu(R/p). Dann ist K
eine endlich erzeugte Erweiterung von k. Unter den x1 , . . . , xn gibt es algebraisch unabhängige
und von diesen algebraisch abhängige Elemente entsprechend der Gleichungen
f1 (x1 , . . . , xn ) = · · · = fs (x1 , . . . , xn ) = 0,
wenn (f1 , . . . , fs ) eine Basis von p ist. Ist etwa {x1 = X 1 , . . . , xr = X r } eine Menge algebraisch
unabhängiger Elemente und xr+1 , . . . , xn davon algebraisch abhängig, dann ist {x1 , . . . , xr }
eine sogenannte Transzendenzbasis von K über k.
Geht man von p zu p0 ⊃ p über und bildet K0 = Qu(R/p0 ), so kommt mindestens eine
Relation hinzu und der Transzendenzgrad verringert sich. Man kann zeigen: liegt zwischen
p und p0 kein weiteres Primideal, dann verringert sich die Transzendenzbasis um genau ein
Element. Daher ist dim p = r. Die Aussage folgt nun aus
Beweis: ”=⇒”
a) U i 6= U j für i 6= j, denn andernfalls wäre Ui − Uj ∈ p ⇒ pU 6= (0).
b) B ist algebraisch unabhängig, denn andernfalls ∃ f ∈ k[U1 , . . . , Ur ] :
f (U 1 , . . . , U r ) = 0 ⇒ f ∈ p ∩ k[U1 , . . . , Ur ] = pU 6= (0), Widerspruch!
c) B ∪ {X j }, X j ∈
/ B, sind algebraisch abhängig, denn {U1 , . . . , Ur } ist maximal unabhängig
und daher p∩k[U1 , . . . , Ur , Xj ] 6= (0) ⇒ ∃ f ∈ p∩k[U1 , . . . , Ur , Xj ], so dass f (U 1 , . . . , U r , X j ) =
0. Folglich sind U 1 , . . . , U r , X j algebraisch abhängig.
”⇐=” Seien U 1 , . . . , U r algebraisch unabhängig. Dann ist p ∩ k[U1 , . . . , Ur ] = pU = (0).
Jedes X j ∈ / B ist algebraisch abhängig hiervon. Daher gibt es Polynome fj 6= 0, so dass
fj (U 1 , . . . , U r , X j ) = 0. Dann ist aber fj (U1 , . . . , Ur , Xj ) ∈ p ∩ k[Xj ] 6= (0). Qed.
Bemerkung 6.7 Wenn a nicht prim ist, kann es maximal unabhängige Mengen geben, die
nicht maximale Mächtigkeit haben:
a = (X1 X3 + X3 , X2 X3 + X3 ) = (X1 + 1, X2 + 1) · X3 = (X1 + 1, X2 + 1) ∩ (X3 )
⇒ {X3 } und {X1 , X2 } sind maximal unabhängig.
Lemma 6.9 Sei a ⊂ R und dim a = 0, dann gilt: a maximal ⇐⇒ a ist prim.
Beweis: Angenommen, a prim aber nicht maximal. Dann gibt es ein Primideal p mit p ⊃ a
im Widerspruch zu dim a = 0.
Wir wollen in diesem Abschnitt Methoden angeben, wie man zu vorgegebenen Idealen a und b
deren Durchschnitt a∩b, den Quotienten a : b und das Radikal Rad a berechnet. Anschließend
werden wir sehen, wie man zur Durchschnittsdarstellung
a = q1 ∩ · · · ∩ qs
gelangt.
Satz 6.10 Seien a, b ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] Ideale und t eine Unbestimmte. Dann gilt
a ∩ b = (t · a + (1 − t) · b) · k[X1 , . . . , Xn , t] ∩ k[X1 , . . . , Xn ].
b = (1 − (t1 + · · · + tm ), t1 a1 , . . . , tm am ) · k[X1 , . . . , Xn , t1 , . . . , tm ].
nach Satz 2.15 d). Da wir den Durchschnitt bereits berechnen können, benötigen wir noch
eine Methode für die Berechnung von a : (g).
Beweis: Sei a ∈ (g) ⇒ a = b · g, b ∈ k[X1 , . . . , Xn ]. Dann ist auch hi = h∗i · g und damit
hi /g = h∗i ∈ k[X1 , . . . , Xn ]. Nun ist
⇐⇒ f · g = α1 · h1 + · · · + αr · hr ∈ a ⇐⇒ f ∈ a : (g),
qed.
Für die weiteren Überlegungen ist der Begriff des quadratfreien Polynoms in k[X1 , . . . , Xn ]
wichtig.
Lemma 6.13 Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] und f, g1 , . . . , gs ∈ k[X1 ], so dass f = g1r1 · · · gsrs mit
paarweise relativ primen Polynomen g1 , . . . , gs . Dann ist
s
\
(a, f ) = (a, giri ).
i=1
k[X1 ] ist ein Euklidischer Ring. Daher ist nach dem Satz vom größten gemeinsamen Teiler
ggT(gi , gj ) = 1 für i 6= j, also auch ggT(f1 , . . . , fs ) = 1
P P
=⇒ ∃ αi ∈ k[X1 ] : αi fi = 1 und daher h = αi · fi · h ∈ (a, f ), qed.
7 DER NULL-DIMENSIONALE FALL 55
Wir beschränken uns zunächst auf den wichtigen Fall dim a = 0 und zeigen dann im folgenden
Abschnitt, wie der allgemeine Fall hierauf zurückgeführt werden kann. In der Primärdarstel-
lung a = q1 ∩ · · · ∩ qs , Rad qi = pi ist dann pi maximal für i = 1, . . . , s.
Für die Zerlegung von Idealen in einen Durchschnitt von Primäridealen und die Bestimmung
geeigneter Gröbner-Basen und der Nullstellen a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] sei char k = 0, etwa k = Q
oder k = R. Der algebraische Abschluss von k ist dann k = C.
Die Aussagen gelten auch für perfekte Körper mit positiver Charakteristik, worauf am Ende
dieses Abschnitts kurz eingegangen wird.
∼
ψ : k[X1 ] −→ k[X1 ]/(f1 ) = K
K ist eine einfache algebraische Erweiterung von k und damit wieder ein Körper. Wir setzen
diesen Homomorphismus fort zu
∼
ϕ : k[X1 ][X2 , . . . , Xn ] −→ K[X2 , . . . , Xn ]
Xi 7−→ Xi (i = 2, . . . , s)
Folgerung 7.2 Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] und dim a = 0. Wenn a ∩ k[Xi ] = (fi ) und gi der
quadratfreie Teil von fi ist für i = 1, . . . , n, dann ist
Rad a = (a, g1 , . . . , gn ).
Rad(a, g1 , . . . , gn ) = (a, g1 , . . . , gn ),
qed.
Auch für die Zerlegung von a in Primärkomponenten wird zunächst der Fall dim a = 0
behandelt. Der allgemeine Fall wird über die Konstruktion des Quotientenringes
hierauf zurückgeführt.
Ist dim a = 0, a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] und a = q1 ∩ · · · ∩ qs , dann sei pi = Rad qi . Die pi sind
maximal und isoliert, d.h. für alle i 6= j gilt pi " pj .
1) ca ist maximal und enthält alle Ideale mit (a) als Nullstelle.
Beweis: zu 1) G = {X1 −a1 , . . . , Xn −an } ist offenbar Gröbner-Basis für ca , da die führenden
Terme paarweise disjunkt sind. (Ist z.B. f1 = X1 − a1 , f2 = X2 − a2 ⇒ LT(f1 ) =
X1 , LT(f2 ) = X2 ⇒ S(f1 , f2 ) = XX 1 ·X2
1
f1 − XX1 ·X2
2
f2 = a1 X2 − a2 X1 und a1 X2 − a2 X1 −
G
(a1 f2 − a2 f1 ) = 0 also S(f1 , f2 ) = 0.)
Falls m ⊃ ca und f (X) ∈ m, f (X) ∈ / ca , dann führt der Divisionsalgorithmus modulo ca
zu einem Rest 6= 0 und Grad < 1, also einer von Null verschiedenen Konstanten =⇒ m =
k[X1 , . . . , Xn ].
zu 2) Der Rest des Beweises ergibt sich aus dem Hilbertschen Nullstellensatz. Ist k algebraisch
(i) (i) (i)
abgeschlossen und f ∈ m ∩ k[Xi ] =⇒ f = (Xi − α1 )ν1 · · · (Xi − αs )νs =⇒ z.B. Xi − α1 ∈
m. Daher ist m = ca mit (a) ∈ kn , qed.
Sei k perfekt und k der algebraische Abschluss von k. Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ], dim a = 0 und
n
a = a · k[X1 , . . . , Xn ]. Dann ist a = q1 ∩ · · · ∩ qr mit Rad qi = pi und pi = ca(i) mit (a(i) ) ∈ k
für i = 1, . . . , r.
Geometrisch: Die Projektion der Nullstellen (a(1) ), . . . , (a(r) ) auf die Xi -Achse liefert auf
dieser r paarweise verschiedene Punkte.
Beispiel: a = (Y 2 − X 3 , Y 2 + X 2 − 2X), G = {X 3 + X 2 − 2X, Y 2 + X 2 − 2X}
ist Gröbner-Basis, wenn Y > X. Offenbar ist V = Z(a) der Schnitt einer Neilschen Pa-
rabel mit einem Kreis. (Durch einfaches Ausrechnen erhält man 5 Schnittpunkte
√ √
P1 = {0, 0}, P2 = {1, 1}, P3 = {1, −1}, P4 = {−2, i · 8}, P5 = {−2, −i · 8}.)
Im Reellen ergibt sich folgendes Bild:
1.5
0.5
0.5 1 1.5 2
-0.5
-1
-1.5
-2
X = X 0 + Y 0 , Y = X 0 − 2Y 0
und erhalten als Gröbner-Basis, wenn wir wieder X und Y statt X 0 und Y 0 schreiben:
0.8
0.6
0.4
0.2
-0.4
Abbildung 10: Affines Bild des Schnittes einer Neilschen Parabel mit einem Kreis
Beweis: Sei p1 ⊇ a. Dann ist a offenbar primär, wenn p1 einziges maximales Ideal mit dieser
Eigenschaft ist. Angenommen, es gibt p2 mit dieser Eigenschaft und p1 6= p2 . Dann ist wegen
a ⊆ p1 ∩ p2 auch p ∈ p1 ∩ p2 . Damit erzeugt p sowohl p1 ∩ k[X1 ] als auch p2 ∩ k[X1 ], d.h.
p1 ∩ k[X1 ] = p2 ∩ k[X1 ].
n
Behauptung: p1 und p2 haben dieselben Nullstellen in k .
Sei z1 ∈ k eine Nullstelle von p, p(z1 ) = 0, dann ist z1 eine Nullstelle von p1 ∩ k[X1 ] und
p2 ∩ k[X1 ]. Daher kann nach dem Erweiterungssatz 5.3 z1 ergänzt werden zu einer Nullstelle
sowohl von p1 ·k[X1 , . . . , Xn ] als auch p2 ·k[X1 , . . . , Xn ], die nach Voraussetzung bezüglich der
Normalposition“ gleich sein müssen. Da wir offenbar jede Nullstelle von p1 und p2 auf diese
” n
Weise erhalten, haben p1 und p2 dieselben Nullstellen in k und sind somit wegen Folgerung
5.18 gleich, qed.
Tr
Beweis: Nach Lemma 6.13 ist a = i=1 (a, pνi i ). Wir zeigen:
ν
zu 1) Angenommen, ∃ j, so dass 1 ∈ (a, pj j ). Dann ist
Y ν
\
pνi i ∈ (a, pj j ) ∩ ( (a, pνi i )) = (a, f ) = a
i6=j i6=j
Q
=⇒ pνi i ∈ a ∩ k[X1 ] = (f ) - Widerspruch!
i6=j
ν T
zu 2) Angenommen, ∃ j, so dass (a, pj j ) ⊇ i6=j (a, pνi i )
Q νi ν ν Q νi
=⇒ (wie oben) pi ∈ (a, pj j ). pj j und pi sind relativ prim in k[X1 ]
i6=j i6=j
ν
=⇒ 1 ∈ (a, pj j ) - Widerspruch!
zu 3) Falls pi = pj für i 6= j, dann ist pi , pj ∈ pi und damit 1 ∈ pi - Widerspruch!
Nach Lemma 7.5 ist nun qi = (a, pνi i ) (i = 1, . . . , r) ein Primärideal. Qed.
Bemerkung: Rad(a, pνi i ) ist gemäß (7.2) zu bestimmen für i = 1, . . . , r.
T
5 T
5
Im obigen Beispiel erhalten wir a = (a, pνi i ) = qi und
i=1 i=1
q1 = (X 2 , Y ), q2 = (X − 1, Y ), q3 = (X − 13 , Y − 32 ) (reelle Punkte)
√ √
q4 = (X − z, Y + 23 + 23 2 · i), q5 = (X − z, Y + 23 − 32 2 · i)
Wenn das Ideal a keine mehrfachen Nullstellen hat, besitzt die Gröbner-Basis für eine mono-
miale Ordnung ”≤” mit {X1 } ¿ {X2 , . . . , Xn } eine besonders einfache Struktur.
Damit haben wir die Bestimmung der Nullstellen auf die Transformation auf Normalposition
bezüglich einer Variablen, die Berechnung einer reduzierten Gröbner-Basis und die Bestim-
mung der Nullstellen eines Polynoms in einer Unbestimmten zurückgeführt.
Zum Beweis des Satzes 7.7 benötigen wir einige technische Vorbereitungen.
Wir beschränken und auf den Fall char k = 0, da in praktischen Anwendungen überwiegend
mit k = Q oder k = R gerechnet wird. Die entsprechenden Nullstellen findet man dann stets
im algebraischen Abschluss k = C, wenn sie nicht bereits in k liegen. Die Aussagen selbst
kann man für beliebige perfekte Körper beweisen, zu denen Körper der Charakteristik 0 und
alle endlichen Körper zählen.
Reduzierte Terme
Sei T die Menge aller Monome (Potenzprodukte) X ν = X1ν1 · · · Xnνn , ν = (ν1 , . . . , νn ) ∈ Nn :
und ≤“ eine beliebige monomiale Ordnung. Dann ist für ein Ideal a ⊆ k[X1 , . . . , Xn ]
”
also LM(G) ⊆ LM(a) ⊆ T. Dann ist die Menge der reduzierten Terme modulo a:
RT(a) := T \ LM(a)
= {t = X ν ∈ T | ∀ s ∈ LM(a) gilt s 6 | t}
= {t = X ν ∈ T | ∀ s ∈ LM(G) gilt s 6 | t}.
Letztere Gleichheit gilt, da G eine Gröbner-Basis von a ist und daher die von LM(a) und
LM(G) in k[X] erzeugten Ideale gleich sind:
Lemma 7.8 Sei B = RT(a) = {t ∈ k[X]/a | t ∈ RT(a)}. Dann ist B eine Basis des k-
Vektorraumes Vk = k[X]/a. Insbesondere ist die Abbildung
ψ : RT(a) −→ B (t 7−→ t)
bijektiv.
=⇒ ∃ g ∈ G : LM(g) | t1
7 DER NULL-DIMENSIONALE FALL 61
mit paarweise verschiedenen Primpolynomen p1 (X1 ), . . . , ps (X1 ). Ist f 0 (X1 ) die Ableitung
von f (X1 ) bezüglich X1 und q(X1 ) einer der Primfaktoren von f (X1 ), so dass
dann gilt
woraus q r−1 | f 0 (X1 ) und q r 6 | f 0 (X1 ) folgt, da ggT(q, q 0 )=1 und ggT(q, g)=1. Insbesondere
ist
und damit
Lemma 7.9 Sei char k = 0, K ein Erweiterungskörper von k und f (X1 ) ∈ k[X1 ]. Dann
sind folgende Aussagen äquivalent:
(i) ggT(f, f 0 ) = 1;
Beweis: Da der ggT(f, f 0 ) über den Euklidischen Algorithmus bestimmt werden kann, gilt
die Aussage ggT(f, f 0 ) = 1 gleichermaßen über k und K.
Folgerung 7.10 Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] ein Ideal, dim a = 0 und K ein Erweiterungskörper
von k. Wenn a · k[X1 , . . . , Xn ] ein Radikalideal ist, d.h. Rad a = a, dann ist auch a ·
K[X1 , . . . , Xn ] ein Radikalideal.
7 DER NULL-DIMENSIONALE FALL 62
Beweis: Ist fi ∈ k[Xi ] ∩ a quadratfrei, dann ist auch fi ∈ K[Xi ] ∩ a und quadratfrei nach
Lemma 7.9 und daher a wegen Lemma 7.1 Radikalideal, qed.
Satz 7.11 Sei k ein Körper der Charakteristik 0, L = k der algebraische Abschluss von k
und a ⊆ k[X1 , . . . , Xn ] ein Radikalideal. Dann ist die Anzahl r der Nullstellen von a in Ln
gleich der Dimension des L-Vektorraumes L[X1 , . . . , Xn ]/a:
Beweis Sei G eine Gröbner-Basis von a bezüglich einer beliebigen monomialen Ordnung und
A = G · L[X1 , . . . , Xn ] das von G in L[X1 , . . . , Xn ] erzeugte Ideal. Dann haben a und A in Ln
offenbar dieselben Nullstellen. Da die Bestimmung der S-Polynome und der Normalformen
NG (f ) bereits in k[X1 , . . . , Xn ], d.h. über k erfolgt, ist G auch eine Gröbner-Basis für A.
Daher ergibt sich auch aus Lemma 7.8, dass k[X1 , . . . , Xn ]/a und L[X1 , . . . , Xn ]/A dieselbe
Anzahl von Elementen haben, also
Nach Folgerung 7.10 ist mit a auch A ein Radikalideal. Damit ist A wegen Folgerung 7.3
Durchschnitt von r (= Anzahl der Nullstellen) maximalen Idealen der Art ca = (X1 −
a1 , . . . , Xn − an ), etwa
A = m1 ∩ . . . ∩ mr .
Wir zeigen:
r
M r
M
L[X1 , . . . , Xn ]/A ∼
= L[X1 , . . . , Xn ]/mi ∼
= L
i=1 i=1
ein Vektorraumhomomorphismus.
ϕ ist surjektiv:
L
Sei etwa (f1 + m1 , . . . , fr + mr ) ∈ ri=1 L[X1 , . . . , Xn ]/mi . Da die Ideale mi maximal sind,
T
sind für jedes i die Ideale mi und rj=1, j6=i mj paarweise comaximal, d.h.
r
\ r
\
mi + mj = L[X1 , . . . , Xn ] also 1 ∈ mi + mj .
j=1 j=1
j6=i j6=i
7 DER NULL-DIMENSIONALE FALL 63
Pr
Wir setzen f := i=1 qi · fi und haben damit
ϕ(f ) = (f + m1 , . . . , f + mr ) = (f1 + m1 , . . . , fr + mr ).
Tr
Es ist f ∈ ker ϕ genau dann, wenn f + mi = mi (i = 1, . . . , r), also f ∈ i=1 mi = A. Damit
ist
d = Grad f1 (X1 )
m1 = Anzahl der verschiedenen Nullstellen von f1 (X1 ) in Ln
m = dimk k[X1 , . . . , Xn ]/a
= Anzahl der verschiedenen Nullstellen von a in Ln
Nach Lemma 7.8 hat B = RT(a) eine Basis aus genau d Elementen. Hierzu gehören die
Restklassen von 1, X1 , . . . , X1d−1 , also keine weiteren Elemente. Demnach ist
Xi ∈ LM(a) = LM(G), i = 2, . . . , n.
Da nun G reduziert ist, kann Xi i ∈ {2, . . . , n} nur in einem einzigen Polynom fi von G und
dort auch nur linear auftreten und X1 nur in Potenzen < d, also ist
Satz 7.12 Sei k ein beliebiger Körper, a ⊆ k[X1 , . . . , Xn ] ein Ideal mit einer Basis
wobei g1 (X1 ), . . . , gn (X1 ) ∈ k[X1 ]. Dann ist dim a = 0 und a in Normalposition bezüglich
X1 .
Beweis Da in einer monomialen Ordnung mit {X1 } ¿ {X2 , . . . , xn } von jedem Xi eine
Potenz in (LM(a)) liegt, ist dim a = 0. Ist a = (a1 , . . . , an ) ∈ Ln , L = k - algebraischer
Abschluss, eine Nullstelle von a, dann bestimmt a1 die restlichen Komponenten a2 , . . . , an
wegen ai = gi (a1 ). Daher ist a in Normalposition bezüglich X1 , qed.
8 DER ALLGEMEINE FALL - QUOTIENTENRINGE 65
Eng verbunden mit der Dimensionstheorie ist die Theorie der Quotientenringe
Sei R ein kommutativer, noetherscher Ring mit Einselement und
(i) (a, u) ∼ (b, v) ⇔ a · v = b · u; a/u = (a, u) ist die Restklasse von (a, u)
a + b := av + bu
(ii) u v uv
a · b := a · b
(iii) u v u·v
nM = {a ∈ R | ∃ s ∈ M : a · s = 0}.
Offenbar ist nM ⊂ R ein Ideal und nM ∩M = ∅, denn andernfalls gibt es für jedes a ∈ nM ∩M
ein s ∈ M mit a · s = 0 =⇒ 0 ∈ M - Widerspruch!
RM = {a/m | a ∈ R, m ∈ M } ⊂ Qu(R).
Der für uns wichtigste Fall ist, wenn M das Komplement eines Primideals p in R ist: M =
R \ p. Dann ist M offenbar multiplikativ abgeschlossen:
a, b ∈ M ⇒ a, b ∈
/ p ⇒ a·b∈
/ p ⇒ a · b ∈ M.
Wir betrachten im folgenden die Beziehungen zwischen den Idealen aus R und RM und
führen folgende Bezeichnungen ein:
2. A ⊂ RM =⇒ Ac := A ∩ R
3. a ⊂ R =⇒ aec := a · RM ∩ R
8 DER ALLGEMEINE FALL - QUOTIENTENRINGE 66
b) Sei q ein p-primäres Ideal in R und p ∩ M = ∅, dann ist pe prim, qe primär mit pe als
Radikal sowie qec = q · RM ∩ R = q und pec = p · RM ∩ R = p.
c) Sei Q ein P-primäres Ideal in RM , dann ist Pc = P ∩ R prim, Qc primär mit Pc als
Radikal sowie Qce = (Q ∩ R) · RM = Q und Pce = (P ∩ R) · RM = P.
d) a, b ∈ R =⇒ (a ∩ b) · RM = a · RM ∩ b · RM
A, B ∈ RM =⇒ (A ∩ B) ∩ R = (A ∩ R) ∩ (B ∩ R)
Beweis: a) In RM hat jedes Element aus M ein Inverses. Daher ist 1 ∈ ae genau dann, wenn
a ∩ M 6= ∅.
b) p · RM ist prim:
Sei x0 , y 0 ∈ RM , x0 · y 0 ∈ p · RM und x0 ∈
/ p · RM .
Dann gibt es x, y, z ∈ R, m, n, s ∈ M , so dass x0 = x/m und y 0 = y/n und x0 · y 0 = z/s mit
z ∈ p ⇒ x · y · s − z · m · n = 0 ∈ p ⇒ x · y · s ∈ p, s ∈
/ p ⇒ x · y ∈ p, x ∈
/p ⇒ y∈p ⇒
0
y ∈ p · RM .
Genauso zeigt man: q · RM ist primär.
Wir zeigen noch: q · RM ∩ R = qec = q (die Aussage für p folgt entsprechend).
P
Offenbar ist q ⊆ qec . Sei α ∈ qec = q · RM ∩ R ⇒ α = αi · qi mit αi ∈ RM und
a Q P 0
qi ∈ q ⇒ αi = mi , mi ∈ M . Sei m = mi ⇒ m · α = αi · qi , αi0 ∈ R
i
⇒ m · α ∈ q, m ∈ / p ⇒ α ∈ q.
c) Wir müssen nur Q ⊆ Qce bzw. P ⊆ Pce zeigen. Die anderen Aussagen sind trivial. Sei
q
etwa q 0 ∈ Q, q 0 = m mit q ∈ Q ∩ R und m ∈ M . Dann ist q 0 · m = q ∈ (Q ∩ R) · RM und
q
folglich q 0 = m ∈ (Q ∩ R) · RM = Qce .
d) Es bleibt zu zeigen: a · RM ∩ b · RM ⊆ (a ∩ b) · RM .
Sei α ∈ a · RM ∩ b · RM . Wie im Teil b) gibt es x ∈ R, m ∈ M , so dass α = ϕ(x)/ϕ(m).
Offenbar ist x ∈ a ∩ b und daher α ∈ (a ∩ b) · RM , qed.
8 DER ALLGEMEINE FALL - QUOTIENTENRINGE 67
Satz 8.5 Sei R ein kommutativer, noetherscher Ring mit Einselement und M ⊂ R eine
multiplikativ abgeschlossene Menge. Dann gilt:
a · RM = q1 · RM ∩ · · · ∩ qr · RM
A ∩ R = (Q1 ∩ R) ∩ · · · ∩ (Qr ∩ R)
Satz 8.6 Sei R ein kommutativer Ring mit Einselement und S = R[X1 , . . . , Xn ]. Dann gilt:
(ii) Sei q ein p-primäres Ideal in R, dann ist pe = p · S prim und qe = q · S primär mit pe
als Radikal.
(iii) a, b ∈ R =⇒ (a ∩ b) · S = a · S ∩ b · S.
a · S = q1 · S ∩ · · · ∩ qr · S
Beweis: Es reicht aus, die Aussagen für n = 1 zu beweisen. Sei also S = R[X] mit einer
P
Unbestimmten X über R. Dann lässt sich α ∈ a · R[X] als Polynom α = ai X i mit ai ∈ a
darstellen. Hieraus folgt bereits (i).
8 DER ALLGEMEINE FALL - QUOTIENTENRINGE 68
P
s P
r
(ii) Sei p ⊆ R prim und etwa α = ai X i , β = bj X j derart, dass α · β ∈ p, α ∈
/ p.
i=0 j=0
O.B.d.A. sei as ∈
/ p, as br ∈ p ⇒ br ∈ p. Entsprechend ergibt sich br−1 , . . . , b0 ∈ p und damit
β ∈ p.
Genauso zeigt man, dass q primär ist. Da ein % > 0 existiert mit p% ⊆ q, ist auch p% · S ⊆ q · S
und damit Rad q · S = p · S.
(iii) Wir müssen zeigen: a · S ∩ b · S ⊆ (a ∩ b) · S.
Ps
Sei α = ai X i ∈ a · S ∩ b · S ⇒ ∀ i : ai ∈ a ∩ b ⇒ α ∈ (a ∩ b) · S.
i=0
(iv) ergibt sich nun aus (i), (ii) und (iii). Qed.
Die Bestimmung der Nullstellen von a im Fall dim a > 0 führen wir mit Hilfe folgender
Konstruktionen auf den nulldimensionalen Fall zurück:
IV. Wir wiederholen den Prozess mit (a, f s ) statt a. Der Prozess endet, wenn f = 1.
Lemma 8.8 Sei R kommutativ, noethersch mit Einselement, a ⊂ R ein Ideal in R und
N∗ = N \ {0}. Dann gilt:
a : (f ) ⊆ a : (f 1 ) ⊆ · · · ⊆ a : (f i ) ⊆ · · ·
Die aufsteigende Kette ist stationär, da R noethersch ist. Daher gibt es ein s, so dass
a : (f s ) = a : (f s+1 ) = a : (f s+i ) ∀ i = 1.
1. a : f ∞ = b ∩ k[X].
P
r
Beweis: zu 1. Sei g ∈ b ∩ k[X], g = qi (X, Y )fi + q(X, Y )(1 − Y · f ), qi , q ∈ k[X, Y ].
i=1
In k(X, Y ) bleibt die Gleichung richtig, wenn wir Y durch 1/f ersetzen:
r
X
g= qi (X, 1/f )fi mit qi (X, 1/f ) ∈ k(X).
i=1
P
r
Ist d = max{degY qi | i = 1, . . . , r}, dann gilt f d · g = f d · qi (X, 1/f )fi ∈ a, da
i=1
f d · qi (X, 1/f ) ∈ k[X] =⇒ g ∈ a : (f d ) ⊆ a : f ∞ .
Sei g ∈ a : f ∞ , etwa f d · g ∈ a ⊆ b. Da 1 ≡ Y · f (mod b) =⇒ 1 ≡ (Y · f )d (mod b) =⇒ g ≡
g · Y d · f d ≡ 0 (mod b), also g ∈ b ∩ k[X].
zu 2. Sei g ∈ a : f ∞ = (a, 1 − Y · f )k[X, Y ] ∩ k[X] = (g1 , . . . , gm ). Dann ist
m
X
g = qi · gi (qi ∈ k[X])
i=1
m
X r
X
= qi · (hi (1 − Y · f ) + hij fj ).
i=1 j=1
Für die Rückführung auf den nulldimensionalen Fall haben wir folgende Situation:
Sei k ein Körper, X1 , . . . , Xn Unbestimmte und {U1 , . . . , Ur } ⊆ {X1 , . . . , Xn } maximal un-
abhängig bezüglich a ⊆ R = k[X1 , . . . , Xn ].
Wir setzen zur übersichtlicheren Darstellung U = {U1 , . . . , Ur }, X = {X1 , . . . , Xn } und V =
{V1 , . . . , Vn−r } = {X1 , . . . , Xn }\{U1 , . . . , Ur } = X\U . Dann gehen wir zu k(U1 , . . . , Ur )[V1 , . . . , Vn−r ] =
k(U )[X \ U ] = K[X \ U ] über, wenn K = k(U1 , . . . , Ur ).
Sei T (X) die Menge der Monome in X1 , . . . , Xn und entsprechend T (U ) und T (X \ U ).
Eine monomiale Ordnung in X1 , . . . , Xn bedeutet eine monomoiale Ordnung auf T (X) und
entsprechend auf T (U ) und T (X \ U ).
Für die Relation a = (a, f s ) ∩ (a : f ∞ ) wollen wir ein geeignetes f und a : f ∞ bestimmen:
Lemma 8.10 Sei ”5” eine monomiale Ordnung auf T (X \ U ) und b ⊆ k(U )[X \ U ] ein
Ideal. G sei eine Gröbner-Basis für b bezüglich 5, so dass G ⊂ k[X] (d.h. ∀ g ∈ G ist g
rational in U1 , . . . , Ur und ganz-rational in X \ U =⇒ es wird mit dem Hauptnenner aus
k[U ] durchmultipliziert!). Sei a = (G) · k[X] und f = k.g.V.{LC(g) ∈ k[U ] : g ∈ G}.
Dann ist b ∩ k[X] = bc = a : f ∞ .
LT(g) h
∃ p ∈ G, h ∈ k[U ], s ∈ T (X \ U ), so dass g1 = g − ·p=g− · s · p.
LT(p) LC(p)
f
=⇒ f · g1 = f · g − · h · s · p ∈ b ∩ k[X]
LC(p)
Lemma 8.12 Sei ≤ eine inverse Blockordnung auf T (X) bezüglich U und G ⊆ k[X] ei-
ne Gröbner-Basis für ein Ideal a bezüglich ≤. Dann ist G auch eine Gröbner-Basis für
a · k(U )[X \ U ] in k(U )[X \ U ] bezüglich der Einschränkung ≤0 von ≤ auf T (X \ U ).
m
X
=⇒ q · f = (q · hi )gi ∈ a =⇒ ∃ g ∈ G : LT≤ (g) | LT≤ (q · f )
i=1
Mit diesen Vorbereitungen kommen wir zur entscheidenden Aussage, mit deren Hilfe Radikal
und Durchschnittsdarstellung beliebiger Polynomideale berechnet werden können.
Satz 8.13 Sei ≤ eine inverse Blockordnung auf T (X) bezüglich U und a ⊆ k[X] ein Ideal
mit der Gröbner-Basis G bezüglich ≤. Sei f = k.g.V.{LC(g) ∈ k[U ] : g ∈ G}. Dann ist
Beweis: Nach 8.12 ist G eine Gröbner-Basis für ae = a · k(U )[X \ U ] und nach 8.10 gilt
aec = a : f ∞ , qed.
Was haben wir nun erreicht?
Sei a ⊂ k[X1 , . . . , Xn ] = k[X1 , . . . , Xn ] ein Ideal und {U1 , . . . , Ur } ⊆ {X1 , . . . , Xn } eine
maximal unabhängige Menge bezüglich a.
I. r = 0: =⇒ a ∩ k[Xi ] 6= (0) für i = 1, . . . , n =⇒ dim a = 0 =⇒ ”fertig”:
Es ist a = (f1 , . . . , fm ) = q1 ∩ · · · ∩ qs , qi - primär und Rad qi = pi - prim für i = 1, . . . , s.
Ist k algebraisch abgeschlossen, etwa k = C, dann besitzt pi die Darstellung
(i)
pi = (X1 − a1 , . . . , Xn − an(i) ), i = 1, . . . , s
(i) (i)
Ist Pi = (a1 , . . . , an ) ∈ An (k), dann sind {P1 , . . . , Ps } genau die gemeinsamen Nullstellen
von
f1 = 0, . . . , fm = 0
II. r > 0: Sei ”≤” eine inverse Blockordnung auf T (X) bezüglich U = {U1 , . . . , Ur } und
G = {f1 , . . . , fm } eine Gröbner-Basis für a bezüglich ”≤”, etwa
f = k.g.V.{g1 (U ), . . . , gm (U )}.
aec = a : f ∞ = q1 ∩ · · · ∩ qt1
1. U1 = X3 ⇒ U = {X3 }, X \ U = {X1 , X2 }
2. U1 = X1 , U2 = X2 ⇒ U = {X1 , X2 }, X \ U = {X3 }
Φ : k[Y1 , . . . , Ym ] −→ k[X1 , . . . , Xn ]
ein k-Algebra Homomorphismus. Φ ist ein Ring-Homomorphismus, der ebenfalls eine lineare
k-Vektorraum-Transformation ist mit
Φ : Yi −→ fi (X1 , . . . , Xn ) (i = 1, . . . , m).
P α
P α1
Ist h = h(Y1 , . . . , Ym ) ∈ k[Y1 , . . . , Ym ], h = α cα Y = α cα Y1 · · · Ymαm , dann ist
X
Φ(h) = cα f1α1 · · · fm
αm
= h(f1 , . . . , fm ) ∈ k[X1 , . . . , Xn ].
α
Daher ist
II. Algorithmus für die Entscheidung: Wann gilt für f ∈ k[X1 , . . . , Xn ] auch f ∈ k[f1 , . . . , fm ]?
Satz 9.3 Mit obigen Bezeichnungen sei a = (Y1 −f1 , . . . , Ym −fm ) ⊆ k[Y1 , . . . , Ym , X1 , . . . , Xn ].
Dann ist ker Φ = a ∩ k[Y1 , . . . , Ym ].
und hieraus
Satz 9.5 Mit obigen Bezeichnungen sei a = (Y1 −f1 , . . . , Ym −fm ) ⊆ k[Y1 , . . . , Ym , X1 , . . . , Xn ]
und G eine reduzierte Gröbner-Basis für a bezüglich einer Eliminationsordnung, so dass
X À Y . Dann gilt für f ∈ k[X1 , . . . , Xn ]:
f ∈ Im Φ ⇐⇒ ∃ h ∈ k[Y1 , . . . , Ym ] mit NG (f ) = h,
d.h. der Divisionsrest h = NG (f ) von f unter G liegt in k[Y1 , . . . , Ym ]. In diesem Fall ist
f = Φ(h) = h(f1 , . . . , fm ).
wegen Lemma 9.2. Daher haben f und g unter G wegen Folgerung 4.15 denselben Divisi-
G G
onsrest, etwa h : f −→+ h, g −→+ h. Da g ∈ k[Y1 , . . . , Ym ] und X À Y , kann g nur durch
Polynome aus G ∩ k[Y1 , . . . , Ym ] reduziert werden, also h ∈ k[Y1 , . . . , Ym ].
G
⇐=“ Wenn f −→+ h und h ∈ k[Y1 , . . . , Ym ], dann ist f − h ∈ a, also
”
s
X
f (X1 , . . . , Xn ) − h(Y1 , . . . , Ym ) = gi (X1 , . . . , Xn , Y1 , . . . , Ym )(Yi − fi ).
i=1
Folgerung 9.6 Mit denselben Bezeichnungen wie im Satz 9.5 sei f ∈ k[X1 , . . . , Xn ]. Dann
ist
f ∈ k[f1 , . . . , fm ] ⇐⇒ NG (f ) ∈ k[Y1 , . . . , Ym ].
G = {u3 − v 4 − 3v 3 − 3v 2 − v, xv + x − u, xu2 − v 3 − 2v 2 − v, x2 u − v 2 − v, x3 − v}
Was passiert nun, wenn wir k[X1 , . . . , Xn ] durch k[X1 , . . . , Xn ]/I mit einem Ideal I ⊆
k[X1 , . . . , Xn ] ersetzen? Wir haben dann
mit
Satz 9.8 Mit obigen Bezeichnungen sei a = (I, Y1 −f1 , . . . , Ym −fm ) ⊆ k[Y1 , . . . , Ym , X1 , . . . , Xn ].
Dann ist ker Φ = a ∩ k[Y1 , . . . , Ym ].
m
X
g= hi (X, Y )(Yi − fi ) + w(Y1 , . . . , Ym , X1 , . . . , Xn )
i=1
P
und w = j qj (X, Y ) · vj (X1 , . . . , Xn ), vj (X1 , . . . , Xn ) ∈ I. Dann ist
X
Φ(g) = g(f1 , . . . , fm ) = qj (X1 , . . . , Xn , f1 , . . . , fm ) · vj (X1 , . . . , Xn ) + %
j
¤
Damit können wir auch Satz 9.5 übertragen.
a = (I, Y1 − f1 , . . . , Ym − fm ) ⊆ k[Y1 , . . . , Ym , X1 , . . . , Xn , W ]
G
f + I ⊆ Im Φ ⇐⇒ ∃ h ∈ k[Y1 , . . . , Ym ] mit f −→+ h.
G G
=⇒ ∃ h : f −→+ h und g −→+ h und wegen g ∈ k[Y1 , . . . , Ym ] auch h ∈ k[Y1 , . . . , Ym ].
9 POLYNOMIALE ABBILDUNGEN UND GANZZAHLIGE OPTIMIERUNG 78
G
⇐=“ Sei f ∈ k[X1 , . . . , Xn ], f −→+ h und h = h(Y1 , . . . , Ym ) ∈ k[Y1 , . . . , Ym ]. Dann ist
”
auch f − h(Y ) ∈ a, etwa
m
X
f −h= gi (X, Y )(Yi − fi ) + w, w∈I
i=1
und
X
w= qj (Y1 , . . . , Ym , X1 , . . . , Xn ) · vj (X1 , . . . , Xn ) mit vj (X1 , . . . , Xn ) ∈ I.
j
und daher f + I ⊆ Im Φ. ¤
Folgerung 9.6 erhält nun die Form
Folgerung 9.10 Mit obigen Bezeichnungen ist f +I ∈ k[X1 , . . . , Xn ]/I im Bild von Φ genau
dann, wenn NG (f ) ∈ k[Y1 , . . . , Ym ].
Ganzzahlige Optimierung
Lösungen (σ1 , . . . , σm ) ∈ Nm von (9.A) heißen zulässig. Die Menge aller zulässigen Lösungen
heißt der zulässige Bereich.
Die Hauptschwierigkeit gegenüber der linearen Optimierung besteht im Auffinden des zulässi-
gen Bereiches. Hierzu betrachtet man zunächst die linke Seite“ von (9.A) bzw. die Menge
”
der Optimierungsprobleme
A · σ = b, b-beliebig,
a11 . . . a1m σ1 b1 a1j
. . . . .
wenn A = .
. .. , σ = ..
und b = .. . Sei a = ..
j
.
an1 . . . anm σm bn anj
9 POLYNOMIALE ABBILDUNGEN UND GANZZAHLIGE OPTIMIERUNG 79
Wir untersuchen zunächst den Spezialfall aij , bi ≥ 0 und erweitern anschließend die Über-
legung auf beliebige ganze Zahlen. k sei ein beliebiger Körper, o.B.d.A. sei Char k=0, etwa
k = Q oder k = R.
I. aij ≥ 0, bi ≥ 0 (i = 1, . . . , n, j = 1, . . . , m)
oder auch
( xa111 xa221 · · · xann1 )σ1 · · · ( xa11m xa22m · · · xannm )σm = xb11 xb22 · · · xbnn .
| {z } | {z } | {z }
=f1 (x1 , . . . , xn ) =fm (x1 , . . . , xn ) =f (x1 , . . . , xn )
a a
Φ : k[y1 , . . . , ym ] −→ k[x1 , . . . , xn ] mit Φ(yj ) = x11j · · · xnnj = fj (x1 , . . . , xn )
(j = 1, . . . , m). Dann ist die Existenz einer zulässigen Lösung für eine rechte Seite b von (9.A)
gleichwertig mit b ∈ N bzw.
Dieses leistet
a a
Beweis: Sei a = ({yj −x11j · · · xnnj : j = 1, . . . , m}) und G eine Gröbner-Basis für a bezüglich
einer Eliminationsordnung mit x À y. Dann folgt aus Satz 9.5
G
xb11 · · · xbnn ∈ Im Φ ⇐⇒ xb11 · · · xbnn −→+ h ∈ k[y1 , . . . , ym ]
und x1b1 · · · xbnn = Φ(h). Da sowohl G als auch die S-Polynome Differenzen zweier Monome
sind, ergibt sich in jedem Reduktionsschritt als Ergebnis wieder ein Potenzprodukt, also ist
auch h ein solches. ¤
Der Divisionsalgorithmus liefert gleichzeitig eine zulässige Lösung, wenn eine solche existiert:
G
xb11 · · · xbnn −→+ h ∈ k[y1 , . . . , ym ] und h = y1σ1 · · · ym
σm
sowie
wie oben.
3σ1 + 2σ2 + σ3 + σ4 = 10
Beispiel 9.13
4σ1 + σ2 + σ3 = 5
Φ
Q[y1 , y2 , y3 , y4 ] −→ Q[x1 , x2 ]
y1 7−→ x31 x42
y2 7−→ x21 x2
y3 7−→ x1 x2
y4 7−→ x2
f1 = x1 − y4 , f2 = x2 y4 − y3 , f3 = x2 y33 − y1 , f4 = y2 − y3 y4 , f5 = y1 y4 − y34
9 POLYNOMIALE ABBILDUNGEN UND GANZZAHLIGE OPTIMIERUNG 81
G
x10 5 5 5
1 x2 −→+ y3 y4 ⇒ (σ1 , σ2 , σ3 , σ4 ) = (0, 0, 5, 5)
II. aij , bi ∈ Z (i = 1, . . . , n, j = 1, . . . , m)
Wir müssen nun negative Exponenten der xi zulassen und führen hierzu eine neue Variable w
ein. Dann wird k[x1 , . . . , xn ] ersetzt durch k[x1 , . . . , xn , w]/I mit dem Ideal I = (x1 · · · xn w −
1) ⊆ k[x1 , . . . , xn , w].
Wir wählen a0ij , αj ∈ N derart, dass
a a a0 a0
x11j · · · xnnj + I := x11j · · · xnnj wαj + I.
Die linke Seite betrachten wir wieder als Bild von y1σ1 · · · ym
σm unter dem Homomorphismus
Φ
k[y1 , . . . , ym ] −→ k[x1 , . . . , xn , w]/I
a0 a0
yj 7−→ x11j · · · xnnj wαj + I
Lemma 9.14 Mit obigen Bezeichnungen existiert eine zulässige Lösung für das Optimie-
b0 b0
rungsproblem (9.A) genau dann, wenn x11 · · · xnn wβ + I das Bild unter Φ von einem Potenz-
produkt aus k[y1 , . . . , ym ] ist. Wenn
b0 0
x11 · · · xbnn wβ + I = Φ(y1σ1 · · · ym
σm
),
b0 b0
Lemma 9.15 Ist mit obigen Bezeichnungen x11 · · · xnn wβ + I Bild eines Elementes h ∈
k[y1 , . . . , ym ], dann ist h ein Potenzprodukt y1σ1 · · · ym
σm ∈ k[y , . . . , y ]:
1 m
b0 0
f = x11 · · · xbnn wβ + I = Φ(y1σ1 · · · ym
σm
).
9 POLYNOMIALE ABBILDUNGEN UND GANZZAHLIGE OPTIMIERUNG 82
Beweis: Sei
a0 a0
a = (x1 · · · xn w − 1, {yj − x11j · · · xnnj wαj : j = 1, . . . , m}) ⊆ k[y1 , . . . , ym , x1 , . . . , xn , w]
und G eine Gröbner-Basis für eine Eliminationsordnung mit x, w À y. Dann ist nach Satz
9.9
b0 0 b0 b0 G
x11 · · · xbnn wβ + I ∈ Im Φ ⇐⇒ x11 · · · xnn wβ −→+ h ∈ k[y1 , . . . , ym ].
Da a und damit auch G von Differenzen zweier Potenzprodukte erzeugt wird, ist h ebenfalls
ein Potenzprodukt. ¤
3σ1 − 2σ2 + σ3 − σ4 = −1
4σ1 + σ2 − σ3 = 5
Φ
Q[y1 , y2 , y3 , y4 ] −→ Q[x1 , x2 , w]/I
y1 7−→ x31 x42 + I
y2 7−→ x32 w2 + I
y3 7−→ x21 w + I
y4 7−→ x2 w + I
Der rechten Seite (−1, 5) = (0, 6) + 1 · (−1, −1) entspricht das Potenzprodukt x−1 5
1 x2 und
damit x−1 5 6 6
1 x2 + I = x2 w + I. Wir reduzieren x2 w bezüglich G:
{f1 ,f2 } f4 f4
x62 w −→ y16 y319 y438 −→ y15 y315 y431 −→ y14 y311 y424
f4 f4 f5
−→ y13 y37 y417 −→ y12 y33 y410 −→ y1 y3 y42
und y1 y3 y42 ist reduziert bezüglich G. Da alle Reduzierungen in Q[y1 , y2 , y3 , y4 ] liegen, haben
wir als zulässige Lösungen die Exponententupel
(6, 0, 19, 38), (5, 0, 15, 31), (4, 0, 11, 24), (3, 0, 7, 17), (2, 0, 3, 10), (1, 1, 0, 2).
9 POLYNOMIALE ABBILDUNGEN UND GANZZAHLIGE OPTIMIERUNG 83
Definition 9.17 Eine monomiale Ordnung <c auf den Variablen y1 , . . . , ym heißt kompa-
tibel mit der Kostenfunktion c und der Abbildung Φ, wenn gilt:
0 0 )
σm ) = Φ(y σ1 · · · y σm )
Φ(y1σ1 · · · ym 0 0
1 m σm < y σ1 · · · y σm .
=⇒ y1σ1 · · · ym
0 0 c 1 m
und c(σ1 , . . . , σm ) <c c(σ1 , . . . , σm )
Derartige Ordnungen liefern genau zulässige Lösungen, die die Kostenfunktion minimieren,
wie Satz 9.18 zeigt. Wir betrachten das Optimierungsproblem (9.A) mit der polynomialen
Gleichung
Sei
a0 a0
wobei x11j · · · xnnj wαj = fj (x1 , . . . , xn , w). Dann ist a das Ideal
a0 a0
a = (x1 · · · xn w − 1, {yj − x11j · · · xnnj wαj : j = 1, . . . , m})
= (x1 · · · xn w − 1, y1 − f1 , . . . , ym − fm )k[y1 , . . . , ym , x1 , . . . , xn , w].
Es gilt
Satz 9.18 Mit obigen Bezeichnungen sei G eine Gröbner-Basis für a bezüglich einer Elimi-
nationsordnung, in der x, w À y, und einer Ordnung <c auf den Variablen y1 , . . . , ym , die
mit der Kostenfunktion c und der Abbildung Φ kompatibel ist. Wenn
0 0 G
xb1 · · · xbn wβ −→+ y1σ1 · · · ym
σm ,
wobei y1σ1 · · · ym
σm reduziert bezüglich G ist, dann ist (σ , . . . , σ ) eine zulässige Lösung, die
1 m
die Kostenfunktion c minimiert.
9 POLYNOMIALE ABBILDUNGEN UND GANZZAHLIGE OPTIMIERUNG 84
0 0 G
Beweis: Sei xb1 · · · xbn wβ −→+ y1σ1 · · · ym
σm und y σ1 · · · y σm reduziert bezüglich G. Nach Lemma
1 m
9.15 ist (σ1 , . . . , σm ) eine Lösung von (9.A). Wir müssen zeigen, dass (σ1 , . . . , σm ) minimal
ist.
Angenommen, (σ1 , . . . , σm ) wäre nicht minimal. Dann existiert eine Lösung (σ10 , . . . , σm
0 ) mit
m
X m
X
c(σ10 , . . . , σm
0 )= cj σj0 < cj σj = c(σ1 , . . . , σm ).
j=1 j=1
σ0 σ0
Für das Potenzprodukt y1 1 · · · ymm gilt
σ0 σ0 0 0
Φ(y1σ1 · · · ym
σm ) = Φ(y 1 · · · y m ) = xb · · · xb w β + I.
1 m 1 n
Daher ist
σ0 σ0
y1σ1 · · · ym
σm − y 1 · · · y m ∈ ker Φ ⊆ a,
1 m
σ0 σ0 G
also y1σ1 · · · ym
σm − y 1 · · · y m −→ 0.
1 m +
σ0 σ0 σ0 σ0
Da y1σ1 · · · ym
σm > y 1 · · · y m , ist LT(y σ1 · · · y σm − y 1 · · · y m ) = y σ1 · · · y σm . y σ1 · · · y σm ist
c 1 m 1 m 1 m 1 m 1 m
σ1
reduziert bezüglich G: y1 · · · ym = NG (y1 · · · ym ). Daher kann die Differenz y1σ1 · · · ym
σ m σ1 σ m σm −
σ10 σ 0
y1 · · · ymm nicht zu 0 reduziert werden. ¤
Bemerkung 9.19 Zu einer vorgegebenen Ordnung <c ist das Minimum eindeutig bestimmt.
Verschiedene Ordnungen erzeugen i.A. auch verschiedene optimale Lösungen.
10 ERGÄNZUNG: ORDNUNG UND MULTIPLIZITÄTEN VON IDEALEN 85
Wir haben bereits an dem einfachen Beispiel des Schnittes eines Kreises mit einer Neilschen
Parabel gesehen, dass man Schnittpunkten eine Vielfachheit zuordnen muss, um sämtliche“
”
Schnittpunkte zu erreichen, entsprechend der Vielfachheit einer Nullstelle eines Polynoms aus
dem Fundamentalsatz der Algebra. Dieses ist relativ einfach bei sogenannten vollständigen
”
Schnitten”, d.h.
dim a = d = n − r, d = 0,
erfordert erheblich mehr Aufwand und wird hier nur im Überblick dargestellt.
I. Homogenisierung
Um alle Schnittpunkte zu erhalten, müssen die (im affinen Raum) im Unendlichen“ liegenden
”
Punkte ins Endliche“ transformiert werden, ohne dass sie lediglich gegen andere ausgetauscht
”
werden. Dieses geschieht mittels Homogenisierung wie folgt:
P
Sei f = f (X1 , . . . , Xn ) = aα X α , α = (α1 , . . . , αn ), X α = X1α1 · · · Xnαn ein Polynom in
k[X1 , . . . , Xn ] und m der maximale Grad von f in einer graduierten Ordnung, d.h. wenn
P n P
|α| = αi dann ist m = max{|α| : f = aα X α , aα 6= 0}. Wir führen eine neue Variable
i=1
Xi
X0 ein und ersetzen Xi durch X0 . Dann sei
X1 Xn
F (X0 , . . . , Xn ) := X0m · f ( ,..., ) ∈ k[X0 , X1 , . . . , Xn ].
X0 X0
Definition 10.1 (i) F ist ein homogenes Polynom vom Grad m in X0 , . . . , Xn und heißt
die Homogenisierung von f (X1 , . . . , Xn ). Es ist f (X1 , . . . , Xn ) = F (1, X1 , . . . , Xn ).
Bemerkung 10.2 (i) Ist (f1 , . . . , fr ) eine Basis für a in k[X1 , . . . , Xn ] und Fi die Homo-
genisierung von fi , dann ist aH ⊇ (F1 , . . . , Fr )
(iii) Geometrisch bedeutet die Homogenisierung den Übergang vom affinen Raum zum ”pro-
jektiven” Raum.
(v) Ideale der Dimension −1 heißen triviale Ideale. Dieses sind genau die Primärideale mit
dem Radikal (X0 , X1 , . . . , Xn ).
Ist man lediglich an den gemeinsamen Nullstellen von f1 , . . . , fr und damit F1 , . . . , Fr inter-
essiert, so kann man mit (F1 , . . . , Fr ) fortfahren statt mit aH !
II. Die Hilbert-Funktion
Die Hilbert-Funktion ist der geeignete numerische Charakter, um Ordnung und Vielfachheit
beliebiger Ideale und Primärkomponenten zu definieren.
Sei aH ⊂ k[X0 , X1 , . . . , Xn ] ein beliebiges homogenes Ideal und k stets unendlich. Dann
bilden die Elemente des Grades t (t = 0) aus aH einen k-Vektorraum
¡ ¢
wenn wir m
n = 0 setzen für m < n. Hieraus folgt
¡ t ¢ ¡ t ¢ ¡ t ¢ ¡ t ¢
H(t, aH ) = τ · n − 1 + h1 n − 2 + · · · + hn−1 = h0 · n − 1 + h1 n − 2 + · · · + hn−1
mit h0 , h1 , . . . , hn−1 ∈ Z. h0 = h0 (aH ) = τ heißt die Ordnung von aH und ist hier gleich dem
Grad von F . Diese Darstellung von H(t, aH ) ergibt sich auch für beliebiges aH (siehe unten).
Aus der Theorie der Vektorräume erhält man unmittelbar
(iii) Ist F ∈ k[X0 , X1 , . . . , Xn ] ein homogenes Polynom des Grades τ , dann gilt
Insbesondere ist
(iv) Ist aH ein triviales Ideal, dann gibt es ein t0 = 0, so dass H(t, aH ) = 0 für alle t = t0
und umgekehrt. Das trifft insbesondere dann zu, wenn (X0 , . . . , Xn )t0 ⊆ aH .
sofort (ii).
Zum Beweis von (iii) beachte man, dass nach Satz 2.15 gilt
aH ∩ (F ) = (aH : (F )) · (F )
und daher dimk V(t, aH ∩ (F )) = dimk V(t − τ, aH : (F )). Für die Hilbert-Funktion bedeu-
tet dieses
¡n + t¢
H(t, aH ∩ (F )) = n − dimk V(t, (aH : (F )) · (F ))
¡n + t¢
= n − dimk V(t − τ, aH : (F ))
¡n + t¢ ¡n + t − τ ¢ ¡n + t − τ ¢
= n − n + n − dimk V(t − τ, aH : (F ))
= H(t, (F )) + H(t − τ, aH : (F ))
10 ERGÄNZUNG: ORDNUNG UND MULTIPLIZITÄTEN VON IDEALEN 88
qed.
Folgerung 10.8 Besitzt aH eine triviale Komponente a−1 , dann hat diese keinen Einfluss
auf die Hilbert-Funktion H(t, aH ) für genügend großes t.
Folgerung 10.9 Ist dim aH = 0, dann ist H(t, aH ) = const > 0 für t = t0 .
für t À 0, da (aH ∗ , l) trivial ist. Dann existiert ein t0 , so dass für alle t = t0 gilt
Qed.
t
X tX
0 −1
¡ ν ¢ ¡ ν ¢ ¡ ν ¢ ¡ ν ¢
[h∗0 ∗ ∗
· d − 1 + h1 d − 2 + · · · + hd−1 ] − [h∗0 · d − 1 + h ∗
1
∗
d − 2 + · · · + hd−1 ].
ν=0 ν=0
t ¡ ¢
Unter Beachtung von
P ν = ¡ t + 1 ¢ = ¡ t ¢ + ¡ t ¢ ergibt sich
k k+1 k+1 k
ν=0
¡ ¢ ¡ t ¢
H(t, aH ) = h∗0 · dt + (h∗0 + h∗1 ) d − ∗
1 + · · · + hd
¡ ¢ ¡ t ¢
= h0 · dt + h1 d − 1 + · · · + hd ,
qed.
Satz 10.11 Sei aH = (F1 , . . . , Fr ) ⊂ k[X0 , X1 , . . . , Xn ] ein vollständiger Schnitt, d.h. dim aH =
d = n − r und sei Grad Fi = τi (i = 1, . . . , r). Dann ist h0 (aH ) = τ1 · · · τr .
sowie
τr
¡ t ¢ ¡t − τr ¢ X ¡t + 1 − ν ¢ ¡ t − ν ¢ ¡ ¢
d+1 − d+1 = d + 1 − d + 1 = τr dt + · · ·
ν=1 | {z }
¡t − ν ¢
d
Daher ist
qed.
aH = q1 ∩ · · · ∩ qs ∩ qs+1 ∩ · · · ∩ qt
derart, dass dim qi = d = dim aH für i = 1, . . . , s und dim qi < d für i = s + 1, . . . , t. Dann
gilt
d.h. die Komponenten geringerer Dimension haben keinen Einfluss auf die Ordnung.
10 ERGÄNZUNG: ORDNUNG UND MULTIPLIZITÄTEN VON IDEALEN 90
qed.
Wir wollen noch darstellen, welche Beziehungen zwischen h0 (q) und h0 (p) besteht, wenn q
ein p-primäres Ideal ist.
1. p · u1 ⊆ q1
2. ∃ ai , bi : bi · ui − ai · u1 = 0 (i = 2, . . . , s) und bi ∈
/p
Hierzu gehen wir von R zum Quotientenring Rp über. In diesem ist p · Rp wegen Lemma 8.4
offenbar das einzige maximale Ideal und zwischen q1 · Rp und q2 · Rp kann kein weiteres Ideal
liegen, da dieses ebenfalls das Erweiterungsideal eines p-primären Ideals sein müsste.
u u
=⇒ ∃ u∗ = (u ∈ q2 , m ∈
/ p) : q2 · Rp = (q1 , ) · Rp = (q1 , u) · Rp
m m
H(t, (q1 , u1 , . . . , ui+1 )) = H(t, (q1 , u1 , . . . , ui )) − H(t − τi+1 , (q1 , u1 , . . . , ui ) : (ui+1 )).
Andererseits ist
Nach Hilfssatz 2.21 ist q1 : (u1 ) ein p-primäres Ideal und wegen p · u1 ⊆ q1 auch p ⊆ q1 : (u1 ),
also p = q1 : (u1 ) und daher
q = q1 ⊂ q2 ⊂ · · · ⊂ qµ = p (µ = 1).
Dann gilt
h0 (q) = µ · h0 (p).
µ heißt die Vielfachheit oder Multiplizität von q und wird mit λ(q) bezeichnet.
Beweis: Nach 10.13 ergibt sich
aH = q1 ∩ · · · ∩ qs ∩ qs+1 ∩ · · · ∩ qt
eine Primärdarstellung, so dass dim qi = dim aH = d für i = 1, . . . , s und dim qi < d für
i = s + 1, . . . , t. qi sei pi -primär und µi = λ(qi ). Dann gilt
s
X
h0 (aH ) = µi · h0 (pi ).
i=1
Die Berechnung der Hilbert-Funktion und damit der Ordnungen erfolgt z.B. durch die Be-
rechnung der Syzygien-Module, was ebenfalls korrekt mit Hilfe von Gröbner-Basen erfolgen
kann.
LITERATUR 92
Literatur
[1] Cox, Little, O’Shea; Ideals, Varieties and Algorithms, Springer-Verlag, New York . . .
1997
[8] R. Kochendörffer; Einführung in die Algebra, 3. Aufl., Dt. Verlag der Wiss., Berlin
1966
[9] E. Kunz; Einführung in die algebraische Geometrie, Vieweg Verlag, Braunschweig 1997
[10] B. Renschuch; Elementare und praktische Idealtheorie, Dt. Verlag der Wiss., Berlin
1976