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Catgacfje J5r.4
Historische Tatsache Nr. 4
Der Verrat an
Osteuropa
von
Udo Walendy
Postfach 1643
1978
Alle Rechte Vorbehalten
Printed in England
Der Verrat an Osteuropa
Ein politisches Urteil bedarf einer festen Ausgangslage. Seziert man die “innere Berechtigung” jener “heilen
Die Vielgestaltigkeit dieser Welt bietet hierfür die un- Welt” um die Jahrhundertwende, so bleibt festzustellen,
wahrscheinlichsten Variationen, je nachdem, welche daß das Ende des 19. Jahrhunderts durch das Zeitalter
Verdrehungen, Inkonsequenzen, Widersprüche, Weg- des Imperialismus gekennzeichnet war. Und jene Im-
lassungen, Glaubensinhalte, Motive man der Wertord- perialstaaten, die also fremde Völker und Länder, ja
nung der eigenen “Erkenntnisse” und damit “Urteilfin- Kontinente sich untertan gemacht bzw. Kolonien an-
dung” zugrundelegt ... geeignet hatten, sind namentlich zu nennen: Mit weitem
In welchem Maße Politiker des 20. Jahrhunderts Recht Abstand voraus: Großbritannien, Rußland, Frankreich,
und
1) Moral verwildert, damit ungeheures Blutvergießen dann in geringerem Maße Holland, Portugal, USA und
und
2) Völkermordkriege verschuldet haben und auf diese nahezu am Ende dieser Skala Deutschland, das auch als
Weise Grundlagen für eine zukünftige Politik noch gigan- letzte dieser Mächte Kolonien erworben hatte. War
tischerer Völkermorde gelegt haben, belegt die Geschich- schon der völkische Siedlungsraum der europäischen
te mit dem “Verrat an Osteuropa” eindringlich. Völker durch internationale Verträge langfristig und
3)
Gleichwohl muß betont werden, daß auch dieses unangefochten gesichert gewesen — zumindest der
Schicksal Osteuropas nur einen Teilausschnitt aus der “souveränen Völker”, zu denen auch Deutschland zählte
furchtbaren Szenerie der gesamten weltpolitischen Lage —, so war auch der gegenseitige Kolonialbesitz respek-
unseres Jahrhunderts darstellt. tiert.
Was ist Recht, Wahrheit, Sachlichkeit, politisch begrün-
4)
detes Erfordernis, Notwendigkeit, Realität? Beginnend Zu den allerorten üblichen Selbstverständlichkeiten
mit diesen Definitionen bleibt festzuhalten: internationalen Zusammenlebens gehörte auch die
Nichteinmischung in die innere Ordnung der souveränen
Wie jeder Mensch, so hat jedes Volk ein gleiches Staaten, somit die vorbehaltlose Anerkennung der
Lebensrecht wie andere Menschen und Völker. Führungsgrundsätze, wie sie im anderen Staat gehand-
Größe, geografische Räume, Begünstigungen oder Be- habt wurden. Doch nicht nur dies: Es gehörte ebenfalls
nachteiligungen durch die Natur, Bodenschätze, geistige zum Souveränitätsrecht der Staaten —
insbesondere der
Entwicklung, wirtschaftliche und technische Möglichkei- Imperialstaaten —
daß sie ihre eigenen außenpolitischen
,
ten der einzelnen Völker sind naturgegeben unterschied- Grundsätze vertreten konnten: Großbritannien z.B. die
lich. “Politik des europäischen Gleichgewichtes”, von der der
Die Welt, in der wir leben, die Geschichte, auf die wir britische Kriegspremier Winston Churchill nach dem
zurück blicken, ist kein Paradies, in dem sich Recht und Zweiten Weltkrieg in seinen Memoiren schrieb:
Wahrheit durch Kraft und Waffen durchsetzen, sondern
leider eine Realitätenlandschaft, in der ausschließlich der "Seit 400 Jahren hat die Außenpolitik Großbritan-
Stärkere — und zwar unabhängig von seiner moralischen niens darin bestanden, sich der stärksten, aggressivsten,
Qualifikation — das Feld beherrscht, der sich meist als beherrschenden Großmacht auf dem Kontinent entge-
der Rücksichtslosere und Brutalere erweist. genzustellen ...
Ungeachtet dessen haben sich im Verlauf der mensch- Gegenüber Philipp II von Spanien, gegenüber Ludwig
lichen Geschichte Sitten und Normen, Gesetze und XIV, unter Wilhelm III und Marlborough, gegenüber
Menschlichkeits-Grundsätze herausgemergelt, die sich Napoleon und Wilhelm II von Deutschland ... schlossen
jedem Realisten als fundamentale Voraussetzungen für wir uns immer den weniger starken Mächten an, schufen
jedes friedliche Zusammenleben von Menschen und zwischen ihnen eine Verbindung und besiegten damit
Völkern aufdrängen. Motivationen und Handlungen der den militärischen Tyrannen auf dem Kontinent, wer
Menschen, somit auch der Politiker sind sachlich, wert- immer er war und welche Nation er auch anführen
neutral analysierbar, als richtig, sachgemäß oder falsch mochte ...
und verwerflich, bzw. dem Frieden dienend oder Krieg Wir müssen bedenken, daß die Politik Englands sich
und Verbrechen heraufbeschwörend zu beurteilen. nicht danach richtet, welche Nation die Herrschaft über
Europa anstrebt. Es handelt sich nicht darum, ob es
So trat die Menschheit in einer weltpolitischen Konstel- Spanien ist oder die französische Monarchie, oder das
lation in das 20. Jahrhundert, in der die Erde aufgeteilt, französische Kaiserreich oder das Hitlerregime. Es han-
verschiedenartigste Staaten durch historisches Siedlungs- delt sich nicht um Machthaber oder Nationen, sondern
und Leistungsrecht einen unangefochtenen bzw. unan- lediglich darum, wer der größte oder der potentiell
fechtbaren Besitzstand (Lebensraum) auf zuweisen dominierende Tyrann ist. Wir wollten uns daher nicht
hatten und selbst die Groß- und Imperialmächte sich vor der Beschuldigung fürchten, daß wir eine pro-franzö-
darüber einig waren, daß sie die Rechte der kleinen sische oder anti deutsche Einstellung hätten. Wenn die
Staaten zu respektieren hatten, wenngleich der Grund- Verhältnisse umgekehrt lägen, könnten wir ebensogut
satz vom “Selbstbestimmungsrecht der Völker” erst im deutsch freundlich und anti-französisch sein ...” (W.
Verlauf des Ersten Weltkrieges zum völkerrechtlichen Churchill “Der Zweite Weltkrieg” 1. Buch Bd. I “Der
Postulat erhoben wurde. Sturm zieht auf” S. 257/259).
5
Reiner Egoismus also, ungeachtet jeglicher sätzen, sondern schuf im Gegenteil Unrecht, Minderhei-
moralischen Bindung, - bis in den Zweiten Weltkrieg tenprobleme, Volkstumskampf, Enteignung, Vertrei-
hinein. Allein schon dieses Zitat des Mannes, der am bung und in erster Linie auf Kosten des besiegten
intensivsten England in den Zweiten Weltkrieg hineinge- Deutschland. Dazu wirkte sich die Entwaffnung, Dauer-
trieben hatte, beweist, daß alle seine moraltriefenden diskriminierung dieses Deutschland durch die siegreichen
Haßtiraden gegen den deutschen Nationalsozialismus Großmächte Frankreich, Großbritannien und USA sowie
grundsatz- und gewissenlose Motivationen zwecks die revolutionäre Unterhöhlung durch die Komintern
Durchsetzung dieser sog. “europäischen Gleichge- gesteuerte kommunistische Partei Deutschlands ver-
wichtspolitik”, wie Churchill sie verstand, waren.Da hängnisvoll aus. Das sich hieraus naturgemäß ent-
dieser Zweite Weltkrieg jedoch nicht nur Deutschland wickelnde Chaos in Deutschland wurde schließlich abge-
betraf, sondern ganz Europa, vor allem aber Osteuropa, fangen durch eine in der Weimarer Demokratie legal bis
ist damit die grundsätzliche Einstellung Churchills zu zur stärksten Partei angewachsene Kraft, die, gestützt
den osteuropäischen Völkern gekennzeichnet. Sie hatten auf das postulierte “Selbstbestimmungsrecht der Völ-
lediglich ihre “Rollen zu spielen” - im Sinne britischer ker”, dieses Deutschland - entgegen den Absichten der
und Churchill’scher “Gleichgewichtspolitik”! Versailler Drahtzieher - wieder in den international
Um auch die anderen Großmächte zu nennen: Frank- geachteten Rang eines gleichermaßen souveränen Staates
reichs außenpolitisches Bestreben in der ersten Hälfte zurückführte.
des 20. Jahrhunderts zielte darauf ab, “aus Sicherheits- Diese internationale Anerkennung war ihr wiederum
gründen” möglichst schwache (Klein-) Staaten an seiner nur möglich, weil sie sich auch allein schon mit ihrer
Ostgrenze zu haben. Rußland war bemüht, die Vereini- Namensgebung als NSDAP — Nationalsozialistische deut-
gung aller slawischen Völker mit möglichst weiterer sche Arbeiterpartei —
sowohl eine nationale Beschrän-
Machtausweitung nach Mitteleuropa zu erreichen, kung (im Gegensatz zu den Imperialstaaten sowie son-
während Deutschland auf die Sicherung seines eigenen stigen Internationalisten) auferlegte, als sich auch den
Besitzstandes bedacht war, - ohne Schwächungs- und sozialpolitischen Aufgaben verpflichtete.
Einmischungsversuche im Hinblick auf andere Staaten Ohne auf Einzelheiten eingehen zu müssen, ist unzwei-
Europas. felhaft:
Der Erste Weltkrieg verschob das Machtgefüge in Euro- 1) Die Machtverschiebung in Deutschland 1933 vollzog
pa zugunsten der Versailler Sieger, vornehmlich Frank- sich unblutig, wie es keine Revolution bisher aufzu-
reichs, Großbritanniens, aber nicht minder der sich vor weisen hatte.
allem wirtschaftlich vorschiebenden USA. 2) Machtveränderungen innerhalb eines Staatsgefüges
Der Erste Weltkrieg aber brachte in Form der kommu- bringen notwendigerweise menschliche Härten für jene
nistischen Macht in Rußland eine neue politische Kom- mit, die jene Machtveränderung bekämpft haben.
ponente ins europäische Kraftfeld, die sich die Revolu-
3) Wertmesser zur Beurteilung jener Härten kann nur die
tionierung, Vernichtung und Eroberung aller europäi-
Gesamtlage des betreffenden Volkes, nicht die persön-
schen Staaten, ja aller Staaten der Welt und sei es mit liche Stellung einzelner sein.
Blut und Terror, Enteignung und Freiheitsverlust zum
4) Zu richten haben hierüber ausländische Staatsmänner
Ziel setzte. Das unter Berufung auf die neuen Völker- ohnehin nicht, schon gar nicht solche, die erst über wer
rechtsnormen vom “Selbstbestimmungsrecht der Völ- weiß wieviel Millionen Tote zur Macht gelangt waren wie
ker” geschaffene “Ordnungssystem von Versailles” schuf die Bolschewiki.
zwar neue Grenzen - vornehmlich in Osteuropa 5) Kein Staatsmann, keine Partei wird so töricht oder in
erzwang die Beseitigung der Monarchie in Deutschland, der Lage sein, binnen 6 Jahren aus einem total wehrlo-
die Zerschlagung von Österreich-Ungarn, — doch was sen, wirtschaftlich am Boden liegenden, an seinen Gren-
verwirklicht worden war, entsprach nicht diesen Grund- zen bedrohten, auf internationaler Ebene diskriminier-
/.U fi nutfiprbt’tuii' Krii'f'sln’ihrr I 939: rechts <ler britische iußi’nminislrr l.ord Halifax, links der polnische
t ii fte n minister Jose f Heek. Hit der \lilte der polnische liul schofler in London , liaezvnxki). \pril 1939. London
6
ten Volk, dazu mit 6 Millionen Arbeitslosen und gut ze; gleichzeitiggaben sie der bereits im Frühjahr 1939
organisierten kommunistischen Gegnern, ohne für eine “kriegerisch gestimmten” polnischen Regierung (übri-
moderne Rüstung wesentliche Rohstoffe, — gegenüber gens ein Ausdruck des britischen Botschafters in War-
der schon im Ersten Weltkrieg siegreichen Koalition der schau vom 25. März 1939), noch zeitig genug vor der von
Welt-Imperialmächte einen Krieg zu planen und vom Polen gar nicht erbetenen britischen Garantie eine Blan-
Zaun zu brechen. kovollmacht gegenüber Deutschland dahingehend, daß es
in ihr(der polnischen Regierung) Belieben gestellt wurde
6) Die Begriffe Kriegsschuld und Aggression sind bis
zu entscheiden, wann und aus welchem Grunde ein
heute nicht verbindlich geklärt. Die Vereinten Nationen
Krieg mit Deutschland ausbricht. Winston Churchill, der
haben ihre Versuche zur Klärung dieser Begriffe seit
es schließlich wissen mußte, erklärte zu dieser Polen-
langem eingestellt.
Garantie:
7) Das Interallierte Militärtribunal in Nürnberg hat 1946
Deutschland nicht des Angriffskrieges gegen Groß- "Die Geschichte durchsucht man vergeblich nach einer
britannien, Frankreich und die USA
angeklagt. Parallele zu diesem plötzlichen und vollständigen Rich-
8) Insbesondere die britische Regierung - mit Unter- tungswechsel einer Politik, die seit 5 oder 6 Jahren
stützung und auf Drängen von US-Präsident Roosevelt — bequeme, versöhnliche Befriedung anstrebte und dann
hat 1939 eine auf Krieg hindrängende, ihn schließlich fast über Nacht die Bereitschaft entwickelte, einen of-
unausweichlich machende Politik mit europäischer, ja fensichtlich nahe bevorstehenden Krieg von größtem
mit weltweiter Auswirkung betrieben. Ausmaß und unter den allerschlimmsten Umständen auf
Ist der Gesamtzusammenhang der Kriegsschuldfrage sich zu nehmen. Die Polen-Garantie war ein Markstein
des Zweiten Weltkrieges in dem wissenschaftlichen Stan- zum Verhängnis
dardwerk “Wahrheit für Deutschland — Die Schuldfrage Endlich war es zu einer Entscheidung gekommen, im
des Zweiten Weltkrieges” umfassend dargelegt, so seien ungünstigsten Augenblick und unter den unbefriedigend-
als Belege für diese Behauptung hier in aller Kürze sten Verhältnissen, zu einer Entscheidung, die mit Ge-
Bruchstücke auf gezählt: wißheit zum Niedermetzeln von Millionen Menschen
a) Die Vorgeschichte und Motive für die britische führen mußte
Garantie an Polen vom 31.3.1939, wie sie nicht zuletzt Ist diese neue Politik begonnen worden, so kann es kein
durch die Dokumentation aus dem Foreign Office mit Zurück mehr geben
den “British Foreign Policy Documents 1919—1939” ein- Hier mit einer Garantie an Polen aufzuhören würde
deutig belegt sind, waren nicht auf den Schutz des bedeuten, im Niemandsland ungeschützt unter dem
polnischen Staates, nicht auf die Erhaltung be- Feuer beider Grabenlinien anzuhalten
stimmter Grenzen, nicht auf die Sicherung des Frie- ”
dens in Europa ausgerichtet, sondern von dem Willen Wir müssen nun vorwärts gehen
Londons (und im Hintergrund auch Washingtons) getra- (W. Churchill "Der Zweite Weltkrieg 1. Buch, Bd.l
gen gewesen, Polen gegen Deutschland aufzuwiegeln mit S.421-423; W.Jedrzejewicz "Poland in the British Parla-
dem Ziel einer militärischen Auseinandersetzung dieser ment 1939-1945” Bd.l S. 15-16)
beiden Staaten, in die dann später weitere Mächte b) Ausweitung der britischen Garantie an Polen Anfang
hineingezogen werden konnten. Man wußte in London, April 1939 mit dem Ziel, daß Polen gegen Deutschland
daß sich Polen nicht vor Deutschland, hingegen aber sehr kämpfen solle auch dann, wenn aus irgendeinem beliebi-
wohl vor der UdSSR gefürchtet hat, was jedoch jene gen Grunde ein Krieg zwischen Deutschland und Eng-
Gentlemen der City nicht bewog, die ostpolnische Gren- land ausbrechen sollte, wobei auch hier “die Frage des
ze zu garantieren, wohl aber die deutsch-polnische Gren-
Aggressors ausgeklammert” war.
c) Der Vertrag zwischen Großbritannien, Frankreich
und der UdSSR vom 15. Juli 1939: er sah einen Automa-
K tismus der Kriegsentwicklung vor, ganz gleich, wie im-
mer sich Hitler verhalten würde; die “interessierten
Mächte” verpflichteten sich zur Kriegserklärung, falls
eine dieser “interessierten Mächte” in bezug auf die
Länder Estland. Lettland, Litauen, Polen und Rumänien
“behaupten sollte”, Deutschland habe durch irgendeine
Aktion die “Neutralität” eines dieser Länder verletzt,
eine “wirtschaftliche Unterwanderung” oder eine “indi-
rekte Aggression” unternommen. Wie gesagt, es genügte,
wenn dies eine “interessierte Partei behauptet” und
selbst militärisch interveniert..
d) Die Deckung und Anreizung aller provokativen
Maßnahmen gegen Deutschland, Danzig oder die deut-
sche Minderheit in Polen durch London, die Garantie-
Ausweitung bis zu dem Passus, daß “nur ein gemein-
samer Waffenstillstand” in Frage komme (25.8.1939),
die bewußte Täuschung der Weltöffentlichkeit durch die
angeblichen britischen Vermittlungsbemühungen kurz
vor Kriegsbeginn usw. sind durch eindeutige Unterlagen
der British Foreign Policy Documents als Kriegsinszenie-
rungsmaßnahmen entlarvt.
Die Burg von der Weichsel aus, 1941 e) Die Kriegsstimmung in London Ende August/Anfang
Krakau (eh. deutsche Universitätsstadt). September 1939 erhellt durch nachfolgende Zitate:
7
. „
Der polnische Botschafter in London, Raczynski, be- "Der Entschluß Polens vom 30. August 1939, der dem
richtete: Befehl zur allgemeinen Mobilmachung zugrundelag,
kennzeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte
Europas. Hitler wurde damit vor die Notwendigkeit
gestellt, Krieg zu führen zu einem Zeitpunkt, da er
"Churchill telefonierte täglich, und gleichermaßen tat weitere unblutige Siege zu erringen hoffte." (So der
es Lord Lloyd an diesem Abend (30.8.1939), Mr. Har- polnische General Kazimierz Sosnokowski, Minister im
court Hohnstone, der die liberale Partei repräsentierte, exilpolnischen Kabinett am 31.8.1943).
kam, um mich zu sehen. Alle Leute drückten ihre Sorge
darüber aus, daß die Polen schwach werden und der "Im britischen Unterhaus herrschte Unruhe. Ein Abge-
Gewalt nachgeben könnten ordneter der Arbeiterpartei begegnete dem britischen
Neben Dalton und Harcourt Johnstone erhielt ich täg- Außenminister Lord Halifax am 2. September in der
lich Telefonanrufe von Churchill, Bracken, Sandys und Wandelhalle des Parlaments. 'Haben Sie noch Hoff-
anderen, in denen die gleichen Befürchtungen wieder- nung? fragte er. 'Wenn Sie Hoffnung auf Krieg meinen',
'
kehrten: Würde der Premierminister sein Wort uns gegen- antwortete Halifax, 'dann wird Ihre Hoffnung morgen
über halten und würden wir unsererseits als der Eckstein erfüllt sein.' 'Gott sei Dank', erwiderte der Vertreter der
der britischen 'Friedensfront' auf dem Kontinent fest- Arbeiterpartei.' (Frankfurter Allgemeine 1.9.1959 und
bleiben? Diese Haltung (Verachtung der Friedens- 12.10.1963)
politik, Anmerk, des Verf.) wurde durch teils signierte Lord Halifax, britischer Außenminister, kurz
teils anonyme Briefe ergänzt, die Tag für Tag herein- nach dem Ultimatum an Deutschland, am 3. September
strömten. In den frühen Stadien der Krise gaben sie uns 1939:
den Rat, Danzig flachzubomben oder den Nazi-Parteitag
in Tannenberg auszunutzen (der dann nicht stattfand),
"Jetzt haben wir Hitler zum Krieg gezwungen, so daß
um Hitler und seine Freunde mit einer wohlgezielten er nicht mehr auf friedlichem Wege ein Stück des
Bombe zu vernichten. "(E. Raczynski "In Allied Lon- Versailler Vertrages nach dem anderen aufheben
"
don" S. 22 ff) kann
8
Das Kriegsziel Grossbritanniens
Von England aus wurde zum erstenmal die Vernich- Und was schreibt Winston Churchill nach Kriegsende in
tung eines Volkes als Kriegsziel verkündet. Weder gab es seinen Memoiren über seine und seiner Bundesgenossen
in Deutschland zu jenem Zeitpunkt ein Programm zur blindwütigen Zielsetzungen?
“Endlösung der Judenfrage” noch eines “zur Vernich-
tung des polnischen Volkes”, noch haben je deutsche “Mein Hauptbeweggrund, die Bekanntgabe festumris-
Redner oder Staatsmänner die Vernichtung Englands sener Friedensbedingungen immer wieder abzulehnen,
oder anderer Völker als Kriegsziel aufgestellt oder auch obwohl sie oft verlangt wurde, war, daß eine Erläuterung
nur als Wunsch anklingen lassen. Großbritannien hat für der Bedingungen, auf denen die drei großen Bundesge-
einen Sachverhalt, der nicht die britischen Interessen nossen unter dem Druck der öffentlichen Meinung hät-
unmittelbar berührte, Deutschland den Krieg erklärt, ten bestehen müssen, auf jede deutsche Friedensbewe-
seine Vernichtung gefordert und alles für die Ausweitung gung noch abstoßender gewirkt hätte als die verschwom-
und Brutalisierung des Krieges getan. Rüssel Grenfell mene Formel 'bedingungslose Kapitulation'. Ich erinnere
schrieb über die Kriegsziele Churchills und damit Groß- mich an einige Versuche, Friedensbedingungen zu ent-
britanniens: werfen, mit denen man dem Rachedurst der Sieger
Genugtuung verschaffen wollte. - Sie wirkten
“Was also blieb für Churchill als Kriegsziel übrig? schwarz auf weiß so fürchterlich und gingen so weit über
Unsere alten Bekannten: die Ausrottung der Nazi - das hinaus, was später in Wirklichkeit geschah, daß ihre
Tyrannei und des preußischen Militarismus Veröffentlichung den deutschen Kampfwillen nur ge-
Diese Tyrannei als solche unterdrückte das englische schürt hätte. Man mußte sie tatsächlich nur niederschrei-
Volk nicht. Was also ging es die Engländer an, ob die ben, um sie zu verwerfen.“
Deutschen unter einer tyrannischen Regierungsform
leben sollten oder nicht? Hatte nicht die Atlantik - Winston Churchill im Unterhaus am 15.2.
Charta erklärt, die Engländer 'respektieren das Recht der 1942:
Völker, die Regierungsform, unter der sie leben wollen,
selbst zu wählen? Wenn sich also die Deutschen nicht
'
9
In einem Brief an Stalin vom 24.1.1944: angewiesen, über die Behandlung nach dem Kriege
keine
''Wir dachten nicht an den Abschluß eines Separat- spezifizierten Versprechungen zu machen. Deutsche
friedens sogar in jenem Jahr, als wir Oppositionelle bekamen in London und Washington
ganz allein waren
und leicht einen solchen Frieden hätten abschließen immer wieder zu verspüren, wie lästig ihre Anwesenheit
können ohne ernste Einbuße für das britische wäre. Es existierte im Bewußtsein der westlichen “De-
Empire
und zwar vornehmlich auf Ihre (Stalins) Kosten. Warum mokraten” nur ein Deutschland, das “bestraft” werden
sollten wir hierüber jetzt anders denken, sollte, d.h. ein Deutschland, dem jede
da die Sache für wie immer gearte-
uns drei dem Siege entgegengeht? " te Rechtsbasis verweigert werden sollte; denn
nur so
konnte das Ziel, Deutschland zu zerstückeln, “gerecht-
Ein Historiker, der sich mit der Geschichte fertigt”, “legalisiert” werden.
der deut-
schen Spaltung beschäftigte, mußte zugeben,
daß die
Pläne über die Teilung Deutschlands bereits
“lange, Churchill empfahl wohl einen Umsturz in Italien,
bevor die diplomatischen Erwägungen sich aber
mit diesen nicht in Deutschland, obwohl dies die eigenen
Planen befaßt haben, in Politik und Publizistik Verluste
diskutiert enorm steigern und den Krieg verlängern mußte. So
worden sind”. Diese Gedanken hätten eine “dauernde
waren sich Churchill und Roosevelt mit Stalin dahin-
Schwächung der deutschen Zentralgewalt in Mitteleuro- gehend einig, auch allein wegen der “Kompensationen
pa vertreten und empfohlen. Herr Eduard Benesch
ging die Polen im Westen erhalten sollte”, d.h. um
bereits unmittelbar nach seinem der
Rücktritt als tschechi- Zerstückelung Deutschlands willen, “den Krieg lieber
scher Staatspräsident im Oktober
1938 soweit vorzu- etwas zu verlängern” (Jalta Dokumente S. 133,
schlagen, daß mindestens 800.000 142). Die
bis 1 Million Sude- Formel “Bedingungslose Kapitulation” schien den
tendeutsche, vornehmlich die Intelligenz
und das Bürger- “Großen Drei” geeignet, sich jeglicher Verpflichtung zu
tum, aus ihrer Heimat hinausgeworfen
werden müßten. entziehen, “mit irgendeinem Deutschen irgendeine
ihre
Zukunft betreffende Frage zu erörtern”. Auch deutsche
Waren die Initiatoren des Versailler Friedens
die ersten Kapitulationsangebote sollten auf die Kriegsverlängerung
ru " dsätzen v °™ “Selbstbestimmungs- keinen Einfluß haben.
h ?,
° ker Grenzv eränderungen zum Nachteil
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Deutschlands}
so vorgenommen haben, daß
millionen- Als einzige Folgerung für diese Haltung bleibt:
große Volksgruppen gegen ihren Eine
Willen fremden Staats- deutsche Kapitulation hätte die Alliierten des “Bestra-
gewalten zwangsweise unterstellt und
von jenen Staaten fungs-Motivs beraubt, das sie für ihre Zerstückelungs-
- msbesonctere Polen und Tschechoslowakei
unter
- politik so dringend brauchten. Niemand
sollte so leicht
r remdenrecht eingestuft,
aus der Wirtschaft gedrängt durchschauen können, daß die eigentlichen “Aggresso-
einem dauerhaften Volkstumskampf
mit ungleichen ren” und “Kriegsverbrecher” in Wirklichkeit
Mitteln ausgeliefert und schließlich in Washing-
schon vor Kriegsbe- ton, London und Moskau saßen. Deshalb Schaffung von
ginn 1939 zu Hunderttausenden
vertrieben wurden so Notwendigkeiten, die “den in die Ecke getriebenen
war es der tschechische Staatspräsident
Eduard Benesch, Gegner zum Kampf zwingen sollten, Vereitelung
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lich um rücksichtsloseste
Machtpolitik nach dem Prinzip anderen Menschen, anderen Völkern gegenüber deutlich,
” ÄÄ
des vermeintlichen “Europäischen ob sich dies nun auf Deutschland als dem Gegner, oder
Gleichgewichtes”
n B h von Valendy: “Europa in Flammen auf die “kleinen Verbündeten” bezieht, die sich nur
939-1945 Bd. IIrTQ S. 83 ff sind diese Fragen im
einzelnen bedingungslos diesem proklamierten Kriegsgeschrei an-
nd S ert worden >- p ater E.J.
Reichenberger zuschließen und sich entsprechend zu schlagen hatten.
?
(m Wider Willkür und Machtrausch“ S. Bei einer so bestellten Sachlage kann es
425) hat dies an sich auch
treffend so zusammengefaßt:
nicht verwundern, daß diese “kleinen Verbündeten”,
vornehmlich jene in Ost-Mittel-Europa bedenkenlos der
''Es ist heute meine Überzeugung,
die sich vor allem in Machtgier des sowjetischen Bundesgenossen geopfert
cngland gefestigt hat, daß der Krieg mit
den Nazis gar wurden, - ohne die geringsten moralischen Hemmungen.
nichts zu tun hat, überhaupt um kein Ideal
geführt wird So ist die Geschichte des Krieges gegen Deutschland
sondern nur das Ziel hat, das deutsche
Volk zu vernich- gleichzeitig ein furchtbares Lehrbeispiel für
ten und Englands Weltmacht den Verrat
aufrechtzuerhalten zum an ganz Osteuropa. Beides stellt eine
Vorteil einer kleinen Clique Einheit dar. Die
Alles was die dort herr- Kriegszielbeschlüsse von Teheran (Nov. 1943), Jalta
schende Clique den Nazis vorwirft, praktiziert
sie selbst (Febr. 1945) und Potsdam (Juli/Aug. 1945) sind nicht
skrupellos.
nur Beschlüsse gegen Deutschland gewesen, sondern
Beschlüsse, die eine moralische Entwurzelung für
Churchill und Roosevelt waren sich darüber einig, daß alle
europäischen Völker zum Inhalt hatten. Nur brutale
man in Deutschland keine
Oppositionsbewegung zu be- Macht war der Maßstab für jene Entscheidungen, nichts
günstigen wünscht. Die westliche Propaganda
wurde anderes!
10
Um die Groteske voll zu machen: Jene Völker, die mit zeit Rat oder gar Billigung ihrer Parlamente oder auch
den Schlachtrufen: “Vorwärts christliche Soldaten”, nur Kabinette eingeholt hatte. Alle “Großen Drei” -
“Für die Freiheit der Völker”, “Für die Demokratie”, Churchill, Roosevelt und erst recht Stalin - haben abso-
“Für die Menschenrechte”, usw. zur Kriegführung aufge- lut diktatorisch gehandelt und entschieden, den ganzen
putscht wurden - natürlich auch mit entsprechender Krieg über, in bezug auf alle den Krieg und die Richt-
Greuelpropaganda gegen die Feinde -, wurden von drei linien der Politik betreffenden Fragen und Problemberei-
Männern geführt, von denen kein einziger sich für die che! Keiner von ihnen war “christlich”, keiner “demo-
entscheidenden Fragen während ihrer gesamten Amts- kratisch”, keiner von Moralgrundsätzen motiviert!
11
Zwar erklärten Großbritannien und Frankreich in Er- "Hätte ich diesen Vertrag nicht unterzeichnet, würdet
füllung ihres Vertrages mit Polen am 3. September 1939 Ihr Soldaten unserer Armee heute entwaffnet und ent-
den Krieg an Deutschland, doch erklärten sie keinen weder in Arbeitsbataillone oder Internierungslager über-
Krieg an die Sowjetunion, als diese am 17. September führt worden sein."
binnen weniger Tage 51% des polnischen Territoriums
besetzte; sie erhoben nicht einmal Protest! Das “morali-
sche Weltgewissen” schwieg zur brutalen Machtpraxis Vollendete Tatsachen
der Sowjets in Ostpolen, zur Zwangsdeportation von 1,7
Millionen Polen in alle Teile der Sowjetunion, von denen Bereits am 7.3.1941 sandte Churchill an Roosevelt ein
1 Million verschollen blieb; es sollte zu allem Nachfolgen-
Telegramm:
dem ebenso schweigen bis auf den heutigen Tag.
"Die wachsende Ernsthaftigkeit des Krieges bewog
Die sich schließlich in England bildende polnische mich zu der Auffassung, daß die Prinzipien der Atlantik-
Exilregierung war lediglich dafür vorgesehen, Truppen Charta nicht so ausgelegt werden sollten, daß Rußland
zum Kampf gegen Deutschland zu mobilisieren; sie hatte auf die Grenzen, die es beim Angriff Deutschlands
zu kämpfen nach britischer Anweisung, nichts weiter. besessen hatte, zu verzichten hätte."
"Ob Sie wollen oder nicht, eine Übereinkunft mit der Wie wenig die beiden Westmächte an den Belangen
Sowjetunion muß unterzeichnet werden".
Polens interessiert waren und wie sehr sie die polnische
Regierung dadurch auf verlorenen Posten stellten, ergibt
Vier Tage später, am 19.7.1941 wurde Sikorski unter
britischem Druck gezwungen, den vom sowjetischen sich u.a. auch daraus, daß London und Washington
nie gegen die unmenschliche Behandlung der verbünde-
Botschafter Maisky vorgelegten Wortlaut anzunehmen.
Der Vertrag, der am 30. Juli 1941 abgeschlossen wurde, ten Polen durch die Sowjets protestiert haben. Alle im
erwähnte keine der für die polnische Unabhängigkeit ostpolnischen Gebiet beheimateten Personen einschließ-
lich der polnischen Botschaftsangehörigen in Moskau
bedeutungsvollen Angelegenheiten (Grenzen, Struktur
des zukünftigen Polen), sondern lediglich die Verpflich-
wurden kurzerhand zu sowjetischen Staatsbürgern er-
klärt. Dadurch wurde die polnische Botschaft in Moskau
tungen, die Polen im Sinne einer gemeinsamen Krieg-
in der zweiten Hälfte des Jahres 1942 in ihrer Tätigkeit
führung gegen Hitler einzugehen habe.
völlig gelähmt, die Versorgung der polnischen Deportier-
Wenige Stunden nach Unterzeichnung betonte
ten in den russischen Lagern unterbunden und die
Washington in einer Note an Sikorski, daß “die USA
Aufstellung einer polnischen Armee verhindert, hinaus-
keine Änderung der Vorkriegsgrenzen” anerkennen.
gezögert und der polnischen Botschaft entzogen.
Aber die Garantie währte nur einen Tag, denn bereits am
31.7.1941 zog Roosevelt “angesichts des erfolgreichen
Abschlusses des polnisch-sowjetischen Vertrages” diese Schweigen zum Massaker von Katyn
Garantie wieder zurück. Mister Eden überreichte Sikors-
ki eine offizielle britische Note:
Als am 5. April 1943 die Reichsregierung der Weltöf-
"Gelegentlich der Unterzeichnung der polnisch-sowjeti- fentlichkeit den Massenmord an über 10.000 polni-
schen Übereinkunft wünsche ich Ihnen auch zu schen Offizieren im Wald von Katyn mitteilte und um
versichern, daß die Regierung Seiner Majestät keine Untersuchung durch das Internationale Rote Kreuz bat,
Veränderungen, welche sich reagierte die polnische Exilregierung schnell, heftig —
territorialen seit August
1939 ereignet haben, anerkennt." und endlich einmal selbständig: Sie schloß sich der Bitte
um Aufklärung durch das Internationale Rote Kreuz an!
Auch diese Garantie war kurzlebig. Aber Churchill protestierte sofort gegen diese “Eigen-
mächtigkeit”, erhob bittere Vorwürfe gegen die Polen
Welchem Druck die polnische Regierung durch ihre und machte sich die sowjetische Auffassung zu eigen,
Freunde ausgesetzt war, erhellt aus einer Ansprache daß jedes Untersuchungsbegehren zu vereiteln und die
Sikorskis am 5. August 1941 vor zwei polnischen Panzer- Schuld an diesen Morden den “Faschisten” zuzuschie-
Bataillonen in Blairgowrie, Schottland: ben sei.
12
Dabei wußte auch Churchill selbstverständlich, bestritten istTatsache, daß die späteren Opfer
die
wie es um Sachverhalt bestellt war, hatte er
diesen von Katyn im September 1939 nicht in die Hand der
doch jahrelang die Klagen seiner polnischen
bereits deutschen Wehrmacht, sondern der Roten Armee
Exilfreunde in den Ohren, die um den Verbleib der gefallen sind.
zwangsdeportierten ostpolnischen Bevölkerung und Als der deutsch-polnische Krieg bereits entschieden
speziell um den Verbleib der polnischen Offiziere auf war und die deutschen Truppen in das östliche Polen
allen diplomatischen Ebenen täglich zirkulierten. Aber vorstießen, überschritt am 17. September die Rote
was scherte diesen Premier des Britischen Empire Armee ohne jede diplomatische Vorankündigung die
Moral ! polnische Grenze, brach den Widerstand der polni-
schen Grenzsicherungen und besetzte das östliche
Daß, was ein us-amerikanischer Senatsausschuß im Polen. Alles, was den Sowjets an polnischen Soldaten
Jahre 1951 noch einmal einer genauen Untersuchung in die Hände fiel, gleichgültig, ob im Kampf, ob
für wichtig genug fand, war in sich der britischen waffenlos durchs Land streifend oder ob bereits im
Regierung auch schon im Jahre 1943 bekannt. Es sei Arbeitsrock daheim, wurde gefangengenommen. Nach
aber hier noch einmal kurz in Erinnerung zurückge- den damaligen Angaben der sowjetischen Presse gerie-
rufen, wobei zunächst die Feststellung bezeichnend ten etwa 2oo.ooo polnische Soldaten in Gefangen-
genug ist, daß sowohl die sowjetische Regierung als schaft
auch die kommunistische Warschauer Regierung sich Von einer dem Völkerrecht entsprechenden Behand-
geweigert haben, diesem US- Senatsausschuß Beweis- lung der gefangenen Soldaten war keine Rede. Der
mittel für ihre Darstellung zur Verfügung zu stellen, Oberst Grobicki (1932-1936 polnischer Militärattache
daß die Deutschen diese Morde auf dem Gewissen in Berlin) und der ehemalige Offiziersanwärter Ga-
hätten. Aus einer Dokumentation zum Ergebnis wiak haben vor dem Washingtoner Sonderausschuß
dieser US-Senats-Untersuchung sei daher folgendes sehr eingehende Bekundungen gemacht.
zitiert, um vor allem auch die Mentalität deutlich zu Grobicki wurde am 26. September 1939, während
machen, der sowohl das polnische wie das deutsche seine Kavalleriebrigade an der Bahnstrecke Lemberg
Volk, ja Europa in den Jahren 1939- 1945 in Form Przemysl im Kampf mit deutschen Truppen stand,
des kommunistischen Terrorsystems und speziell in mitsamt seinem Adjutanten auf einem Ritt zum
seiner stalinistischen Prägung gegenüberstand und mit Korpsgefechtstand von einem 'eingesickerten' Trupp
der sich die westlichen Mächte im vollen Wissen um Rotarmisten überfallen und überwältigt. Er wäre ohne
diese Zusammenhänge verbündet haben: Eingreifen des Kommandoführers, der ihn als Oberst
und daher wichtigen Gefangenen erkannte, sofort er-
"Unzweifelhaft und selbst von den Sowjets nicht schossen worden, da er sich beim Sturz vom Pferde
die Hüfte schwer verletzt hatte und, obschon mit
Kolbenstoßen und Bajonettstichen angetrieben, außer-
stande war zu laufen. Nach wiederholten Vernehmun-
gen durch NKWD-Offiziere wurde er innerhalb der
nächsten Tage zusammen mit anderen Kameraden
nicht weniger als dreimal an die Wand gestellt, um
erschossen zu werden. In jedem Fall erschien in
letzter Sekunde eine Ordonnanz mit dem Befehl: 'Die
Hinrichtung ist abgesagt'
kamen sie erst zwei Tage nach der deutschen Rund- Ein ungesühntes Kriegsverbrechen gegen die Wehrkraft
funkmeldung über die Gräberfunde von Katyn. Die eines Volke^’ - Schriftenreihe der Gesellschaft für
4.143 exhumierten Leichen waren ausschließlich In- Wehrkunde, München, Heft 4, 1952)
14
Wenige Monate später auf der Teheraner Konferenz daß bis Kriegsende eine weitere Million wird dran
ist,
besprachen “Die Großen Drei” die alliierten Kriegszie- glauben müssen”. Dieser Mann also, der sich brüskiert
le. Gab es auch Übereinstimmung in der Zerstücke- fühlte, als Stalin die Erschießung von 50.000 deut-
lung Deutschlands und der Vertreibung von über 12 schen Offizieren forderte, war bemüht, weiterhin
Millionen Deutschen aus Ostpreußen, Memelland, Millionen Tote in Kauf zu nehmen, ebenso wie sein
Posen-Westpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schle- “demokratischer” Bundesgenosse Roosevelt. Und dies
sien, Sudetenland sowie den Volksdeutschen aus den ging nicht nur aus ihrer gemeinsamen Politik der
übrigen osteuropäischen Ländern, so forderte Stalin “Bedingungslosen Kapitulation” hervor, nicht nur aus
die Erschießung von mindestens 50.000 deutschen den Methoden ihrer Kriegführung gegen die deutsche
Offizieren, ein Vorhaben, das bei den westlichen Part- Zivilbevölkerung, sondern auch daraus, daß sie
nern die gerade noch frische Erinnerung an Katyn keinerlei “Widerstands- kreisen” in Deutschland eine
und damit die sowjetische Absicht zur Liquidierung gemäßigte Alternative angeboten hatten.
der gesamten Intelligenz der “kapitalistischen Staa- In der Tat, der Krieg hatte nichts mit dem Na-
ten” wachrufen mußte. Churchill verließ auf diese tionalsozialismus zu tun. Er wurde gegen das
Forderung hin zwar das Konferenzzimmer mit dem deutsche Volk geführt !
Ausschreit ungen der Zivilbevölkerung gegen Juden vor dem Einmarsch deutscher Truppen in Lemberg
15
sich Großbritannien angesichts dieses sowjetischen
Vorgehens zumindest von seinen Verpflichtungen auf
beiderseitige Absprachen mit der Sowjetunion entbun-
den fühlen und den britisch-polnischen Beistandspakt
vom 25.3.1939 verlängern würde , so wurden sie wie-
derum enttäuscht. Der Vertrag mit Polen hatte seinen
Dienst mit der Entfesselung des Krieges gegen Deutsch-
land getan — er wurde nicht verlängert!
Am 4.7.1943 fiel Sikorski einem mysteriös gebliebenen hinter die Molotow-Ribbentrop - Linie zu fliehen.
Flugzeugunglück zum Opfer. Mikolajczyk übernahm den Im Gebiet von Glebokie morden kommunistische Parti-
Posten des polnischen Ministerpräsidenten. Ende August
sanen die Polen. ImNowogrodek-Gebiet rotten Partisa-
1943 empfing er einen Bericht polnischer Partisanen
aus nengruppen "Stalincy" und "Msciciele" (Rächer) ge-
Warschau:
nannt, die Polen aus.
Im Bezirk Bialystok wurde fast die gesamte polnische Reguläre sowjetische Truppen operieren in den Gebieten
von Baranovicze, Nowogrodek und Slonim. Ihre Haltung
Intelligenz von kommunistischen Agenten ermordet.
Diese Politik wurde nicht nur gegenüber einzelnen zu den Polen ist feindlich.
ange- In Wolhynien arbeiten sowjetische Partisanen mit den
wendet. sondern auch gegenüber ganzen Familien unge-
achtet des Alters und Geschlechtes. Dies geschah
polnischen Banden von Kmicic zusammen. Vom II. Juli
ent- bis heute ermordeten sie alle Polen in den Kreisen
sprechend einer Liste systematisch, und zwar an allen
Orten gleichzeitig. In Bialystok selbst wurden 1.25o Kowel, Wlodzimierz und Horochow. Nunmehr haben sie
Per- sich in die Provinzen Tarnopol
sonen ermordet, während die in der gesamten Provinz und Lemberg ausgebrei-
liquidierten Personen auf 6.500 geschätzt wurden.
tet.Ukrainer fordern die Polen unter Androhung der
Todesstrafe zum Verlassen dieser Gebiete auf. In Wilna
In Wolhynien dauerte die Liquidation von Polen
erbar- sind die überlebenden Polen tief unglücklich. Die jünge
mungslos an. Ukrainer ergehen sich in blutigen Massa- ren Polen haben sich unseren Partisanen - Organisationen
kern. Die Polen wurden daran gehindert, westwärts
angeschlossen."
16
'
Angesichts zahlreicher ähnlicher Schreckensnachrich- "Ich sagte dann mit einigem Nachdruck zu Mr. Eden,
ten der polnischen Untergrundeinheiten über das sowje- daß mein Herz nicht brechen wird angesichts der Abtre-
tische Vorgehen sandte die polnische Regierung eine tung eines Teiles von Deutschland an Polen oder ange-
Note an die Alliierten. Sie blieb natürlich unbeantwor- sichts vQn Lemberg."
tet. Mikolajczyk bat Churchill vor der Abreise nach
So behandelte Churchill, der Mitschöpfer der Atlantik -
Teheran um eine Aussprache. Sie wurde verweigert.
Charta, seinen treuen Verbündeten, dessen “Unabhängig-
Auch Roosevelt ging jedem Gespräch mit den Polen aus
keit" ihm angeblich teuer genug war, einen Krieg auszu-
dem Weg.
lösen und ihn zum Weltkrieg auszu weiten.
Winston Churchill auf der Teheraner Konferenz am Mit Streichholzbeispielen demonstrierte der Premier
28.11.1943: des Britischen Imperiums, wie einfach die Vertreibung
von Millionen von Menschen sei. Wußten diese Männer,
"Nach dem Essen an diesem ersten Abend, als wir worüber sie entschieden? US-Präsident Roosevelt frug
gerade durch den Raum schlenderten, führte ich Stalin Stalin, ob Ostpreußen und die deutschen Gebiete östlich
zum Sofa und schlug vor, darüber zu sprechen, was nach der Oder so groß seien wie die polnischen Gebiete, die
dem gewonnenen Kriege geschehen solle ... von der Sowjetunion gefordert würden. Stalin antworte-
te, er wüßte es nicht. Roosevelt: “Ob eine freiwillige
Ich schlug vor, wir sollten über die polnische Frage Umsiedlung dieser Leute möglich sei? ” Stalin versicher-
diskutieren. Er stimmte zu und bat mich zu beginnen. te: “Durchaus möglich!" Die Frage jedoch war nur für
Polen war ja wichtig für uns. Nichts jedoch war wichtiger die Akten bestimmt. In Wirklichkeit hatte Roosevelt es
als die Sicherheit der russischen Westgrenze ... dem tschechischen Exil-Präsidenten Eduard Benesch am
Persönlich dachte ich mir, daß Polen sich westwärts 12.5.1943 längst anvertraut - zu einem Zeitpunkt, als
bewegen solle, wie Soldaten, die zwei Schritt nach links Stalin seine letzten Absichten noch nicht bekanntgege-
aufschließen. Wenn Polen dabei auf einige deutsche ben hatte -, daß eine Vertreibung von 12 bzw. 18
Zehen trete, so könnte man dies zwar nicht verhindern, Millionen Deutschen aus ihrer östlichen Heimat “die
aber es müsse ein starkes Polen geschaffen werden ... Zahl der Deutschen durch diesen Transfer wesentlich
reduzieren würde." (E.J. Reichenberger “Fahrt durch
'Wollen wir versuchen', frug ich, 'die Grenzlinien zu besiegtes Land" S.8).Man gab sich zufrieden, galt es
ziehen? doch, möglichst viele Deutsche umzubringen! Und ob-
'Ja'. gleich es auf der Teheraner Konferenz jenen bekannten
'Ich bin vom Parlament nicht ermächtigt, aber wie ich Disput über Stalins Kriegszielforderung: Erschießung
glaube, hat der Präsident Grenzlinien zu ziehen ...' von mindestens 50.000 deutschen Offizieren gab, den
Stalin frug, ob das polnische Problem ohne polnische Roosevelt dann mit der Reduzierung auf 49.900 zu
Beteiligung entschieden werden solle. Ich sagte 'Ja'. beenden verstanden hatte, hob zum Ende dieser Konfe-
Dann demonstrierte ich mit Hilfe von drei Streichhöl- renz Churchill sein Glas zum Toast auf Stalin mit den
zern meine Idee von der Westbewegung Polens. Das Worten: “Stalin sei es wert, ‘Stalin der Große’ genannt
gefiel Stalin." zu werden.”
17
"Sie haben anzunehmen"
In Anwendung der Teheraner Beschlüsse strich der daß sie sehr unklug handeln würden, wenn sie sie von der
britische Zensor in allen auch den polnischen —
— Hand wiesen. Ich rate ihnen anzunehmen, auch wenn sie
Sendungen über BBC jeden Hinweis auf Lemberg und Lemberg nicht bekommen ..."
Wilna als polnische Städte, sowie Hinweise auf die
Atlantik-Charta in Zusammenhang mit Ostpolen. Die In einer schließlich am 20.1.1944 anberaumten Konfe-
britische Regierung schwieg weiter. Auch Roosevelt renz erklärte Churchill seinen polnischen Freunden: Er
wünschte — angesichts der bevorstehenden Wahlen!
— betrachte die Curzon-Linie als gerechte polnische Gren-
ze. Großbritannien hätte lediglich die westliche Grenze
nicht auf die Teheraner Beschlüsse angesprochen zu
werden. Niemand nahm Anteil an den polnisch-sowjeti- Polens garantiert. Weder die USA noch Großbritannien
schen Beziehungen; die polnische Regierung stand grau- würden der polnischen Ostgrenze wegen in einen Krieg
ziehen. Die am 30.7.1941 angebotene Garantie, “keine
sam isoliert.
territorialen Veränderungen anzuerkennen, die sich in
Wie Churchill sich einsetzte, formulierte er selbst am Polen seit August 1939 zugetragen haben", wäre hinfäl-
lig. Polen werde im Westen bis zur Oder-Linie Kompen-
1. 12.1943:
sationen erhalten.
"Nunmehr kam ich nochmals auf Polen zurück. Ich
“Ich möchte, daß die polnische Regierung die Curzon-
erklärte, es sei mir nicht um
eine feste Vereinbarung zu
Linie ohne Lemberg als Basis für die Gespräche mit den
tun, ich sei auch selbst noch nicht völlig überzeugt;
Russen annimmt ... Sie haben dies nicht nur als Notwen-
dennoch hätte ich gern eine schriftliche Unterlage. Dann
digkeit anzunehmen, sondern Sie haben es gleicher-
schlug ich folgende Formulierung vor:
maßen begeistert anzunehmen, denn es ist eine Lösung
"Man ist der Meinung, daß sich das Territorium des
des polnischen Problems im großen Rahmen. Dies wird
polnischen Staates und des polnischen Volkes im Prinzip
ungefähr zwischen der sogenannten Curzon-Linie und nicht nur im Interesse Polens gefordert, sondern im
Interesse aller Vereinten Nationen. Sie werden Kompen-
der Oder erstrecken soll, und zwar unter Einschluß
Ostpreußens (nach der vorliegenden Definition) und sationen bis zur Oder und Ostpreußen erhalten. Die
Oppelns; die eigentliche Grenzziehung erfordert jedoch Deutschen dieser Gebiete werden vollständig ausgetrie-
weiteres eingehendes Studium und möglicherweise an
ben werden müssen. Daher empfehle ich, diese Lösung
einigen Punkten Bevölkerungs-Umsiedlungen.'' ...
anzunehmen, da ich sie als gerecht ansehe ...
Stalin zeichnete eine Linie in die Karte ein mit den
Der Krieg kann nicht ohne Rußland gewonnen werden.
Worten, Rußland brauche den eisfreien Hafen Königs- Unsere Bomber allein werden ihn nicht gewinnen ...
berg. Dann säße Rußland im Nacken Deutschlands. Nach dem Krieg werden die Russen konservativer wer-
Wenn er Königsberg erhalte, sei er durchaus willens, den ..."
18
)
“Sir,
Ich binvom Ministerium angewiesen. Ihnen den folgen-
den Rundbrief zu übersenden:
Es ist oft die Pflicht guter Bürger und frommer Christen,
ein Auge zuzumachen gegenüber Besonderheiten jener,
die mit uns verbündet sind. Aber es kommt die Zeit, da
solche Besonderheiten, während sie noch in der Öffent-
lichkeit geleugnet werden, berücksichtigt werden müs-
sen, wenn eine Stellungnahme von uns gefordert wird.
Wir kennen die vom bolschewistischen Diktator ange-
wandten Herrschaftsmethoden in Rußland selbst, und
zwar durch die Artikel und Reden des Premierministers
persönlich im Verlauf der letzten zwanzig Jahre. Wir
wissen, wie die Rote Armee sich in Polen 1920 verhielt
und in Finnland, Estland, Litauen, Galizien und Bessara-
bien erst kürzlich.
Wir müssen daher in Rechnung stellen, wie die Rote
Armee sich sicherlich verhalten wird, wenn sie Zentral-
In der Konferenz von Jalta (Februar 1945) begünstigten Zwei Monate später Unterzeichneten Stalin und Bierut,
Roosevelt und Churchill wie in Teheran die Curzon- nachdem 16 führende polnische Politiker heimtückisch
Linie; sie baten Stalin sanft um eine “Geste”: Er möge verhaftet worden waren, entgegen den Jalta-Beschlüssen
doch bitte Lemberg und die galizischen ölgebiete ent- einen Freundschafts- und Beistandsvertrag. Dieser Ver-
sprechend der Grenzziehung von 1919 bei Polen belassen. trag unterstrich die von Stalin geplante Dauerhaftigkeit
Aber dann fanden sie sich stillschweigend mit den der “provisorischen Regierung”. Emeut wurde MikoUy-
sowjetischen Forderungen ab. Niemand erwähnte auch czyk gedrängt, nach Moskau zu fliegen und alle sowjeti-
nur beiläufig die Schwierigkeiten der Umsiedlung von 4 schen Bedingungen anzunehmen, “selbst wenn sie unbe-
bis 5 Millionen Polen aus den östlichen Territorien. friedigend sein sollten”. Die Vorzeichen seiner dies-
Roosevelt versicherte, er und Churchill würden nach maligen Reise waren ähnlich wie bei den bisherigen
Errichtung einer provisorischen Regierung in Warschau Moskau- Besuchen
der exilpolnischen Regierung die Anerkennung ent-
ziehen und deren Vermögen der neuen Regierung über- “1941, gerade als der polnische Premierminister Sikorski
geben. Unverfroren begrüßten Roosevelt und Churchill in Moskau ankam, wurde plötzlich verkündet, daß alle
die Vereinbarungen von Jalta als die “bestmögliche Polen von ukrainischer oder weißrussischer Herkunft als
Lösung, deren Durchführung Polens Freiheit und Unab- sowjetische Staatsbürger betrachtet würden und nicht als
hängigkeit bedeute”. Polen. Als sich später Mikolajczyk auf dem Weg zum
Die Auslieferung Polens unter die kommunistische ersten Besuch nach Kriegsausbruch von London nach
Kolonialherrschaft war widerspruchslos, ja ohne eine Moskau befand, wurde das Lubliner Komitee gegründet.
Geste des Widerstandes genehmigt. Die exilpolnische Als er sich auf dem Weg zu seinem zweiten Besuch
Regierung blieb im Jalta- Kommunique unerwähnt. befand, wurde die Lubliner Regierung formal anerkannt;
und kurz bevor Molotow Moskau verließ, um an der
Alle polnischen politischen Parteien verurteilten die Konferenz in San Francisco teilzunehmen und die polni-
Jalta-Entscheidungen. Die britische und us-amerikani- sche Frage mit mir (Truman) zu diskutieren, Unterzeich-
sche Presse dagegen war voll des Lobes über diese nete die UdSSR ihren 20-Jahr-Pakt mit dem Lubliner
Beschlüsse. Und der “große Staatsmann” Winston Chur- Regime ... Mikolajczyks (jetzige) Mission wurde kom-
chill erklärte noch am 27.2.1945 im britischen Unter- pliziert und erschwert, als Radio Moskau am 14. Juni
haus: (1945) verkündete, daß das Ermittlungsverfahren gegen
die 16 verhafteten Führer abgeschlossen sei und daß sie
“Ich kenne keine Regierung, die fester hinter ihren bald vor das oberste sowjetische Militärgericht gebracht
Verpflichtungen steht, als die sowjetische Regierung.“ werden würden.“
22
Sämtliche bisherigen Erfahrungenmit den Sowjets schen Regierung die Anerkennung.
wurden übersehen. Die am
28.6.1945 begründete “Regie-
rung der nationalen Einigung” unter dem Staatspräsiden- "Alle Kabinettsmitglieder und hohen Persönlichkeiten,
ten Bierut setzte sich aus 14 Kommunisten des Lubliner Präsident Raczkiewicz einbegriffen, die bislang diploma-
Komitees und 2 Polen zusammen. Mikolajczyk erhielt tische Privilegien genossen, hatten sich nunmehr persön-
den Rang eines Zweiten stellvertretenden Staatspräsiden- lich beim britischen Fremdenamt in der Nähe des Picca-
ten und des Ministers für Landwirtschaft und Landrefor- dilly Circus registrieren zu lassen. Die Schlange war lang
men. Auf Präsident Trumans Anregung anerkannten die und die Prozedur langsam genug, um diese früheren
USA und Großbritannien diese Regierung am 5.7.1945. Alliierten zu erniedrigen — jetzt Fremde in einem frem-
Gleichzeitig entzogen die Westmächte der legalen polni- den Land."
23
Verrat an den baltischen Staaten
25
deutschen Divisionen an der Ostgrenze des Reiches. Und
die unschuldigen Knäblein im Kreml sollen Watte in den
Mai/Juni 1940 — Entschluß zur "Kriegführung Ohren gehabt haben? !
gegen den Faschismus" Wer kein Radio hörte, las jedenfalls das offizielle
TASS-Dementi: 'In der ausländischen Presse tauchen in
letzter Zeitprovokatorische Meldungen über eine Kon-
zentrierung deutscher Truppen an der sowjetischen
Die Parteizeitschrift “Kommunist” vom Mai 1958 (S. Grenze auf. TASS ist ermächtigt, auf Grund zuverlässi-
77-84) gab offen zu, daß die Sowjets im Mai/Juni 1940 ger Informationen zu erklären, daß diese Meldungen der
“ihre Einstellung zum Krieg geändert und sich zur ausländischen Presse völlig unbegründet und aus der Luft
Kriegführung und Vernichtung des Faschismus ent- gegriffen sind.'
schlossen” haben. Oder wie es ein anderer sowjetischer Punktum! Die Sowjetmenschen kennen TASS viel zu
Historiker in “Der Zweite Weltkrieg und der proletari- gut, um nicht zu wissen, daß diese Meldung genau das
sche Internationalismus” (S. 11-17) darlegte: Gegenteil von dem bedeutet, was sie sagt."
"Jeder sowjetische Generalstabsoffizier wird laut Diese Regieanweisung war ein Teil jenes Planes der
lachen, wenn jemand behauptet, der Überfall Deutsch- bolschewistischen Weltrevolution, den Molotow 1941 ent-
lands auf die Sowjetunion sei für den Kreml über- worfen hatte und der in dem sowjet-offiziösen Werk
raschend gekommen. Dies mit um so größerer Berechti- “Totale Kriegswirtschaft und die Rote Armee” ver-
gung in Anbetracht der Tatsache, daß keine andere öffentlicht wurde:
Regierung der Welt so gut über die Zustände in ihren
Nachbarländern informiert ist wie der Kreml." "Ein paralleles Nebeneinander-Existieren unseres Sow-
jetstaates mit der übrigen Welt ist auf die Dauer un-
Den Mythos vom unerwarteten "hinterlistigen Überfall" möglich. Dieser Gegensatz kann nur durch Waffengewalt
brauchte man, umdie Mesalliance des Kreml nach außen in blutigem Ringen eine Lösung finden. Eine andere
hin zu rechtfertigen. Mehrere Wochen vor Eröffnung der Lösung gibt es nicht und kann es nicht geben. Nur der
Kampfhandlungen an der sowjetisch-deutschen Front wird gewinnen, der in sich die Entschlußkraft zum
hörten viele Menschen in der Sowjetunion im englischen Angriff verspürt." (Hendrik van Bergh “Die Rote Spring-
Rundfunk Meldungen über den Aufmarsch von 170 flut” München 1958 S. 120)
26
Unbekannter deutscher Posten in Stalingrad, Spätherbst 1942
27
Feinde der Demokratie oder Verrückte können behaup-
nen an sich zu reißen.
ten,daß diese Handlungen der englischen Regierung in
2) Unterstützung eines Beistandspaktes zwischen der
diesem Falle eine Aggression darstellten.
UdSSR und Bulgarien mit dem Inhalt, Land- und
Handelte die Regierung der Vereinigten Staaten von
Marinebasen für die Rote Armee zur “Sicherung der
Amerika richtig,
als sie ihre Truppen in Casablanca
Schwarzmeergrenzen zum Bosporus” zu errichten.
landen obgleich die Marokkaner protestierten und
ließ,
3) Anerkennung Deutschlands, daß die UdSSR Aspira-
die Petain- Regierung in Frankreich, deren
Gewalt sich tionen im Raum südlich Batum und Baku in der allge-
auch auf Marokko erstreckte, direkten militärischen
meinen Richtung auf den Persischen Golf (öl!) ent-
Widerstand leistete? Sie handelte unbedingt richtig!
wickelt.
Dies war ein überaus wichtiges Mittel, einen
Widerstands- 4) Einwirkung Deutschlands auf Japan, seine Konzes-
stützpunkt gegen die deutsche Aggression in unmittel-
sionsrechte auf Nordsachalin zugunsten der UdSSR auf-
barer Nahe Westeuropas zu schaffen, den Sieg
über die zugeben.
Hitlerwehrmacht zu organisieren und damit die Voraus-
5) Einverständnis dahingehend, daß, sollte die Türkei
setzung für die Befreiung Frankreichs von dem
hitler- sich weigern, die sowjetischen Militärbasen am Bosporus
faschistischen Kolonialjoch zu schaffen. Nur Feinde
der anzuerkennen und sich den vier Mächten anzuschließen,
Demokratie oder Verrückte konnten diese Handlungen
der amerikanischen Truppen als Aggression Deutschland, Italien und die Sowjetunion Überein-
bezeichnen. kommen, diplomatische und militärische Schritte gegen
Uas gleiche aber muß von den Handlungen
der Sowjet- die Türkei zu unternehmen.
regferung gesagt werden, die bis
Sommer 1940 die Später kamen sogar noch die Ostseeausgänge zur Nord-
Ost -Front gegen die Hitleraggression organisierte
und see ins Gespräch. Hitler ließ diese Note unbeantwortet,
Truppen möglichst weit von Leningrad, Moskau
ihre
und war somit nicht bereit, die osteuropäischen Völker eines
Kiew nach Westen verlegte. Dies war das einzige Mittel,
um dem ungehinderten Vormarsch der deutschen Trup- nach dem andern preiszugeben.
Die vorerwähnte sowjetamtliche Argumentation ver-
pen nach dem Osten den Weg zu verlegen,
starke gleicht das Vorgehen Englands in Ägypten und der USA
Verteidigungsstellungen zu schaffen und dann
zum in Marokko mit dem Vorgehen Stalins 1940
an der
Gegenangriff überzugehen, um gemeinsam mit
den Ver- gesamten Ostfront. Doch hier verwischen die Sowjets die
bündeten die Hitlerwehrmacht zu schlagen und
damit zu Sachlage grundsätzlich, als es sich seinerzeit bei England
verhindern, daß die friedliebenden
Länder Europas und den USA um kriegführende Mächte handelte, die
darunter Finnland, Estland, Lettland, Litauen
und sich zwar auch nicht um Neutralitätsrechte anderer
Polen, zu Hitlerkolonien wurden. Nur
Feinde der Demo- Völker kümmerten, die aber doch diese Länder nicht
kratie oder Verrückte konnten diese Handlungen
der annektiert haben, wohingegen sich die Sowjetunion als
Sowjetregierung als Aggression qualifizieren. “Friedensnation” aufspielte und mit rücksichtsloser
Daraus folgt jedoch, daß Chamberlain, Daladier und Brutalität ihr Theater über “Demokratisierung” mit dem
ihre
Umgebung, die diese Politik der Sowjetregierung als Ziel der endgültigen Unterjochung jener Völker vorspiel-
Aggression qualifizierten und den Ausschluß der Sowjet- te. So erklärte zum Beispiel Außenminister Molotow:
union aus dem Völkerbund bewerkstelligten, wie Feinde
der Demokratie bzw. wie Verrückte handelten ..." "Man werde das Volk in einer Form befragen, wie es in
den Sowjetrepubliken üblich sei. Wir werden sehen, es
Diese sowjetamtliche Argumentation bestätigt Stalins werden keine vier Monate vergehen, bis sich die litaui-
1)
Kriegsabsicht gegen Deutschland bereits im Jahre sche Bevölkerung für den Anschluß an die Sowjetunion
1940,
die mit der unbegründeten Unterstellung aussprechen wird."
motiviert
wurde, daß Hitler vorhatte, die UdSSR anzugreifen.
Diese Unterstellung war sachlich falsch, und das In diesen Ländern, die sich seit 1917 mit allen ihren
wußte
auch Stalin; d.h. diese Unterstellung war erlogen. Stalins Kräften gegen die Bolschewisierung gewehrt haben,
Handlungen waren somit Kriegshandlungen, die zur stimmten am 14. und 15. Juli 1940 in Estland + 92,9%
Unterjochung der genannten Völker, zur enormen Ex- und in Litauen + 99,2% “für die sowjetische Befreiung”.
pansion der Sowjetunion, schließlich zur Ausweitung
des Man lese in umfassenden Büchern nach, wie sich die
Weltkrieges führten. U.a. waren es diese Maßnahmen bolschewistischen Machtergreifungen mit Hilfe der
Stalins und seine in seiner Note an Hitler vom Roten Armee vollziehen! Moralische Hemmungen gegen-
26.
November 1940 (also nach dem Molotow-Besuch in über Menschenleben gibt es da nicht! Die Tragödien aller
Berlin am 13. November) noch weit darüber hinausgehen- osteuropäischen Völker waren die gleichen.
den Forderungen, die Zusammenziehung und Offensiv-
gliederung von 4,7 Millionen Rotarmisten “in den west-
Doch Roosevelt und Churchill ließen die Wahrheiten
lichen Grenzbezirken”, die Hitler zum Präventivkrieg darüber unterdrücken, —
zugunsten einer verstärkten
gegen die Sowjetunion veranlaßt haben. Wäre doch
das Greuelpropaganda gegen Deutschland. Zwar gab es im
erkennbare Anlaufen der sowjetischen Kriegsmaschine - August 1940 eine “Atlantik-Charta”, in der festgelegt
wie es die Sowjets in ihren konkreten Massierungen und war, keine territorialen Veränderungen gegen den Willen
beabsichtigten Vormarschgeschwindigkeiten längst der Völker zu dulden, jedem Volk müsse das Recht
ver-
öffentlicht haben —
schon von Anfang an nicht aufzu- zustehen, seine Regierungsform zu wählen, wie immer es
halten gewesen. Stalins Forderungen in seiner Note
vom wolle, zwar gab es zudem Unmuts-Erklärungen der USA
26. November 1940, als Voraussetzung zum Beitritt
zum und auch von Großbritannien, doch Stalin berührte das
Dreimächtepakt waren: alles nicht. Und anstatt nun als “großer Alliierter”
Unverzüglicher Rückzug der deutschen Truppen aus standhaft zu sein — man hatte ja gegenüber Stalin
Finnland, (wobei Stalin gleichzeitig heftigsten Druck auf genügend Trümpfe in der Hand, man denke nur an die
die Finnen ausübte, um die Kontrolle über die auch für
Pacht- und Leihhilfe! —, schrieb Winston Churchill
Deutschland lebenswichtige Petsamo-Nickel-Konzessio- bereits am 7.3.1942 an den USA-Präsidenten:
28
"Die angewachsene Schwere des Krieges hat mich dazu Wurde die baltische Frage auf der ersten Außenminis-
veranlaßt zu fühlen, daß die Prinzipien der Atlantik- ter-Konferenz der Alliierten in Moskau im Oktober
Charta nicht so ausgelegt werden sollten, um Rußland 1943 nicht berührt, so präsentierte Stalin auf der Tehe-
die Grenzen streitig zu machen, die es besaß, als raner Konferenz vom 28. November - 1. Dezember 1943
Deutschland es angriff. Dieses war die Basis für Rußland, seine Forderungen auf Nordostpreußen einschließlich
sich der Atlantik-Charta anzuschließen. Und ich ver- Königsberg, was den beiden westlichen “Staatsmännern”
mute, daß ein sehr ernster Liquidations-Prozeß gegen- vollends die Sprache verschlug, überhaupt noch von den
über feindlichen Elementen in den baltischen Staaten baltischen Staaten zu reden. In Jalta im Februar 1945
von den Russen in Szene gesetzt worden ist, als sie diese überraschte Stalin seine Alliierten mit der Forderung,
Gebiete zu Beginn des Krieges an sich gerissen haben. daß neben der UdSSR, Weißrußland und der Ukraine
Ich hoffe daher, daß Sie in der Lage sein werden, uns auch Sowjet- Litauen Mitglied der Vereinten Nationen
freie Hand zu geben, einen Vertrag abzuschließen, den werden sollte. Das wurde dann zwar wieder zurückgewie-
Stalin so bald als möglich wünscht ..." sen, doch man fand sich mit Stalins kategorischem
Argument ab, daß die baltischen Staaten “in Abstim-
Auf diesen Rat hin machte Roosevelt einen “Kom- mungen ihren Willen kundgetan haben, sich der Sowjet-
promißvorschlag’’, den er Stalin zuleiten ließ, dahin- union anzuschließen”. Auf der letzten großen Konferenz
gehend, daß alle Esten, Letten, Litauer und Finnen, die vom 17. Juli bis 2. August 1945 in Potsdam wurde die
den Anschluß an die SU ablehnten, “das Recht erhalten baltische Frage überhaupt nicht mehr behandelt. Das
sollten, gesamten Vermögen ihre Heimat zu
mit ihrem “Weltgewissen” schwieg über die grauenvollen Begleit-
verlassen” (Hüll —
Memoiren, Bd. II S. 1171). Dieser umstände der sowjetischen “Befreiung”, die Zwangs-
Vorschlag wurde 1944 wiederholt. Diese Groteske war deportationen zu Hunderttausenden noch lange nach
ein weiteres Beispiel für Roosevelts Geistesverworren- 1945 und die Zwangseinwanderung von Russen in die
heit. baltischen Länder wie auch nach Ostpreußen. Man hatte
zu tun, ständig neu die Weltöffentlichkeit mit Greuel-
propaganda gegen die Deutschen “abzulenken”. Und so
Doch in England klärte man die Lage, als der britische
ist dies bis heute geblieben.
Außenminister Eden am 5.8.1942 den Gesandten der
drei baltischen Staaten in London zur Kenntnis gab, daß
sie von der diplomatischen Liste gestrichen worden So sah die Mentalität jener “Staatsmänner” aus, die
seien, und der britische Botschafter in Moskau, Sir sich auf weltweiter Ebene zu einem Bündnis gegen die
Stafford Cripps, erklärte, daß die baltischen Staaten der “menschheitsfeindlichen, aggressiven, diktatorischen,
Freiheiten der Atlantik- Charta nicht teilhaftig würden.
— welteroberungslüsternen Faschisten” zusammenschlos-
Man muß ernsthaft fragen, ob Stalin angesichts solcher sen und nach dem Krieg Uber den besiegten deutschen
“Verbündeter” hätte anders handeln können. Gegner “zu Gericht” saßen!
Nemmersdarf (Ostpreußen)
nach der Rückeroberung durch die deutscheWehrmacht im Oktober 1944. So sah “ die Befreiung” durch die Rote Armee aus.
29
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wahrschein- ten retten könnte, wäre, daß es Otto von Habsburg
gelänge, mit Hilfe Ungarns den Thron zu besteigen. Aber
Roosevelt wünscht, so unwahrscheinlich es auch sein sogar Otto von Habsburg würde sich mit den Russen
mag von Stalin das Versprechen, die russischen
Grenzen arrangieren müssen.
nicht über eine gewisse Linie'
hinauszuschieben. Mit Kroatien:
Sicherheit bekommt Stalin Finnland,
die baltischen Der Präsident widersetzt sich der Neugeburt
Staaten, die östliche Hälfte Polens, Jugosla-
Bessarabien. Es wiens und ist für zwei unabhängige Staaten,
besteht kein Anlaß, sich diesen Wünschen einen
Stalins zu kroatischen und einen slowenischen. Churchill dagegen
widersetzen, weil er die Macht hat, sich
diese ohne ist für den "status quo ante".
weiteres selbst zu erfüllen. Deshalb
ist es besser, ihm Deutschland:
alles freiwillig zu geben.
Zwischen R. (Roosevelt) und Churchill ist Übereinstim-
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mung erreicht, daß Deutschland
in verschiedene Staaten abgefunden. Man begnügte sich damit, den westlichen
aufgeteilt wird.Es wird keine Zentralregierung mehr Demokratien zu erklären, daß Stalin ja in Bulgarien,
haben, sondern unter der Oberherrschaft der Großen Ungarn, Rumänien, Albanien, der Tschechoslowakei und
Vier, vor allem Rußlands, stehen. Einen Friedensvertrag Polen “Volksdemokratien” errichtet habe, auch in Jugo-
wird es nicht geben, sondern einen Erlaß der Großen slawien unter etwas gesonderten Verhältnissen. Man
Vier. Vorher sollen noch verschiedene Leute angehört hatte den “Vorkämpfer Für Menschenwürde, Demokratie
werden, aber das würde ohne Einfluß sein. Deutschland und Fortschritt, Freiheit und Recht” — Joseph Stalin —
soll in die folgenden Staaten aufgeteilt werden: mit enormen Hilfslieferungen während des Krieges ver-
sorgt (die USA hatten an die Sowjets mehr Panzer
Bayern, Rheinland, Sachsen, Hessen,
geliefert, als die gesamte deutsche Wehrmacht 1941 über-
Preußen, Württemberg soll ein Teil von Bayern werden,
haupt verfügbar hatte, Kampfflugzeuge für 2.000 Ge-
Sachsen bekommt Teile von Preußen. Hannover soll ein
schwader, 75% aller von der Roten Armee verwendeten
unabhängiger Staat werden; Deutschland wird für vierzig
Jeeps, Lastwagen und Traktoren, dazu jede Menge
Jahre entwaffnet. Keine Luftwaffe, keine Zivilluftfahrt;
Nahrungsmittel usw. usw.).
kein Deutscher darf fliegen lernen.
Polen:
Falls Polen wiedererrichtet wird, bekommt es Ost- Man hatte schließlich auch den kommunistischen Parti-
preußen. sanenführer Jugoslawiens, Tito, mit Waffen versorgt und
Andere Länder: ihm somit die Zerschlagung jeglicher anderen politischen
Abstimmungen sollen in folgenden Ländern stattfinden: Willensbildung in Jugoslawien zugunsten der Westmäch-
Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Norwegen, te ermöglicht. So sah man sich gegen Kriegsende kaum
Griechenland. In der Tschechoslowakei ist keine Volks- in der Lage, zumal man selbst ähnliche Mittel angewandt
befragung zu erwarten'.' hatte und gleiche Ziele verfolgte, böse über sowjetische
Maßnahmen zu werden, die man all die Jahre gefördert
(R.I. Gannon “Kardinal Spellmann” S. 189-192) hatte.
So geschehen, wie gesagt, im September 1943. Und Der Irrsinn ging so weit, daß die amerikanischen
Roosevelt hat bis zu seinem mysteriös gebliebenen Tod Truppen bereits Mitte April 1945 die tschechische
am 12. April 1945 seine Meinung nicht geändert, ja er Grenze erreicht hatten, General Eisenhower jedoch ein
wurde zusehends “noch blutdürstiger” auf der Jalta- weiteres Vorgehen ablehnte, drei Wochen Zeit ver-
Konferenz und “hoffte, daß Marschall Stalin wiederum geudete und “die Befreiung Prags” am 9. Mai 1945 den
einen Trinkspruch auf die Hinrichtung von 50.000 Sowjets überließ, die sich dann mit dem grausigen
Offizieren der deutschen Armee ausbringen werde”. Blutbad an Hunderttausenden von Deutschen und Sude-
Stalin dehnte dieses “noch blutdürstiger” auf alle Kon- tendeutschen vollzog. Auch Berlin hätte von den ameri-
ferenzteilnehmer aus. (Die Jalta Dokumente S. 55). kanischen — statt russischen — Truppen eingenommen
werden können, denn der amerikanische Rückzug aus
In Potsdam im Juli/August 1945 hatte man sich mit der Thüringen und Sachsen auf die Elbe — und das alles vor
sowjetischen Machtpraxis, dem Verschwinden ganzer der Potsdamer Konferenz! — das war politischer Di-
Völker, der Vertreibung von Millionen von Menschen lettantismus.
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Flikhtlingstreek im Kaum von Braunsberg Jan./ Febr. 1945
Und nicht zuletzt die Zwangsauslieferung der Kosaken, herstellung einer auch nur angedeuteten Rechtsordnung
Russen und Osteuropäer, die auf der Flucht vor den oder moralischen Grundsatzordnung vorlegten, sie
Sowjets durch die Briten und US-Amerikaner ausgelie- führten nicht einmal Scheingefechte mit Stalin, um ihre
fert und zum größten Teil dem Tod anheimgegeben
“guten Vorsätze” glaubwürdig zu machen; sie boten
wurden, sollte diesen Irrsinn vollenden. ohne Not und Zwang — noch bevor Stalin überhaupt
seine eigentlichen Ziele demonstriert hatte — Stalin
Ein Druck Roosevelts oder Churchills auf Stalin etwa appetitanregende Beute in Form von ganzen Völkern,
durch eine Drohung, die Pacht- und Leihhilfe einzustel- hunderttausenden von Quadratkilometern Land, ja die
len, widersprach ihren Wünschen, die Sowjets zu bewe- Vertreibungsmöglichkeit der gesamten ostdeutschen Be-
gen, in den längst gewonnenen Krieg im Femen Osten völkerung an. Selbst der Hinweis von Stalin, ob dies
einzusteigen, und ist nie versucht worden. Aber auch denn so einfach sei, wurde von Churchill abgewertet mit
umgekehrt kann keine Rede davon sein, daß diese dem Bemerken, daß nach dem Tod von 6 Millionen
beiden westlichen “Demokraten” etwa unter dem Deutschen und den wahrscheinlich zu erwartenden
“Druck” Stalins gestanden und nur gezwungenermaßen weiteren Millionen Toten in Deutschland Platz genug
Stalin die Beute zugesteckt hätten, hatte “uncle Joe” sein würde für die zu Vertreibenden.
ihnen doch auf der Teheraner Konferenz deutlich zu
verstehen gegeben, daß die Sowjetunion ohne die Pacht- Ein angesehener amerikanischer Publizist und Gelehrter
und Leihhilfe den Krieg verloren hätte. Nein, sie standen kommentierte das Ergebnis Roosevelt ’scher — und man
nicht unter Druck, die beiden westlichen “Großen”. Sie muß ergänzen Churchill ’scher Politik mit den Worten:
besaßen die stärksten Luftflotten, die mächtigsten Ma-
nnegeschwader, die leistungsfähigsten Rohstoff-, “Er hinterließ den zivilisierten Westen in Trümmern,
Rüstungs- und Forschungszentren der Welt und hatten den ganzen Osten als ein Chaos von Schießerei und
nicht zuletzt das Monopol der Atombombe in der Hand. Mord, und unserem eigenen Land zum ersten Mal den
Sie setzten aber dieses Waffenarsenal für ihre eigenwilli- Ausblick auf einen Feind, dessen Angriff tödlich sein
gen Ziele ein, statt für edle Grundsätze. Sie waren sich kann. Und, um dieser verhängnisvollen Bosheit noch die
einig — das war das Geheimnis — in den Zielen: Verach- Krone aufzusetzen, hinterließ er uns eine Welt, die von
tung des Völkerrechts und der internationalen Moral. keinerlei moralischen Grundsätzen mehr zusammenge-
Nicht nur, daß Roosevelt und Churchill der totalitären halten werden kann“ (P.H. Nicoll "Englands Krieg gegen
Welt des Kommunismus keine Bedingungen zur Wieder- Deutschland" Tübingen 1963 S. 90).
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. . .
10.
Der Zweite Kongreß der Kommunistischen Internatio- ) .... fordert das Prinzip des demokratischen Zentra-
lismus' als Organisationsgrundlage für alle zugehörigen
nale vom 19.7.-7.8.192o stellte jene berüchtigten “21
Parteien.
Bedingungen“ zur Zugehörigkeit zur kommunistischen
In der gegenwärtigen Epoche des verschärften Bürger-
“Weltbewegung“
1. auf, die auf eine konsequente Durch-
krieges wird die Kommunistische Partei nur dann
führung der Weltrevolution bei strengster Organisation 13.
imstande sein, ihrer Pflicht zu genügen, wenn sie auf
nach dem Prinzip des “Demokratischen Zentralismus“
möglichst
14. zentralistische Weise organisiert ist, wenn
(was nichts anderes bedeutete als rücksichtsloses Befehls- 8.
eiserne Disziplin in ihr herrscht und wenn ihr Parteizen-
prinzip Moskaus) abgestellt waren. Diese Bedingungen
trum .... mit der Fülle der Macht, Autorität und den
Lenins,
2. die Stalin späterhin - zumindest in der Praxis -
weitestgehenden
15. Befugnissen ausgestattet ist.
verschärfte, lauteten u.a.:
) ... fordert ständige und systematische 'Säuberungen'
) Die gesamte Propaganda und Agitation muß einen 16.
von allen 'kleinbürgerlichen Elementen'.
wirklichen kommunistischen Charakter tragen und den
Jede Partei, die der Kommunistischen Internationa-
)
Beschlüssen
3. der Kommunistischen Internationale ent-
le anzugehören wünscht, ist verpflichtet, einer jeden
sprechen 17.
Sowjetrepublik in ihrem Kampf gegen die konterrevolu-
Die ... Presse und alle Parteiverlage müssen völlig dem
tionären Kräfte rückhaltlosen Beistand zu leisten
Parteivorstand unterstellt werden, ohne Rücksicht
).... Änderung der Parteiprogramme im Sinne
fordert
darauf, ob die Partei in ihrer Gesamtheit in dem
der Beschlüsse der Kommunistischen Internationale.
betreffenden Augenblick legal oder illegal ist
4. Alle Beschlüsse der Kongresse der Kommunistischen
)
7. Dokumente
Klassenkampf in die Phase des Bürgerkrieges ein. Unter sind verpflichtet, alle wichtigen offiziellen
derartigen Verhältnissen können die Kommunisten kein der Exekutive der Kommunistischen Internationale
8.
Vertrauen zu der bürgerlichen Legalität haben. Sie sind abzudrucken.
verpflichtet,
9. überall einen parallelen illegalen Orga- ) fordert die organisatorischen Maßnahmen zur
nisationsapparat zu schaffen, der im entscheidenden Durchsetzung der Beschlüsse der Kommunistischen
Moment der Partei behilflich sein wird, ihre Pflicht Internationale.
gegenüber der Revolution zu erfüllen ) .... Kommunistischen
fordert den Beschlüssen der
) .... Wo die Agitation ( im Heer) durch Ausnahme- Internationale gemäße Umbesetzungen in den Zentral-
gesetze unterbunden wird, ist sie illegal zu führen komitees der einzelnen Sektionen (Parteien).
) Es ist eine systematische und planmäßige Agitation fordert den Ausschluß aller diesen Beschlüssen
)
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