Sie sind auf Seite 1von 33

von Udo Walendy

Catgacfje J5r.4
Historische Tatsache Nr. 4

Der Verrat an
Osteuropa
von
Udo Walendy

Titelbild: Die Zonengrenze, Verzeihung!', "Die Staatsgrenze der DDR"


(Foto: Bundes Presse- und Informationsamt)

Bildmaterials. 7, 10, 15, 18, 26, 28, 30. 31, 36


.
dankenswerterweise vom
Bundesarchiv in Koblenz

Alleinauslieferung für die


deutsche Ausgabe

Verlag für Volkstum und


Zeitgeschichtsforschung

Postfach 1643

4973 Vlotho/ Weser

1978
Alle Rechte Vorbehalten

Herausgegeben von Historical Review Press,


Chapel Ascote, Ladbroke, Southam, Warwickshire, England

Printed in England
Der Verrat an Osteuropa

Ein politisches Urteil bedarf einer festen Ausgangslage. Seziert man die “innere Berechtigung” jener “heilen
Die Vielgestaltigkeit dieser Welt bietet hierfür die un- Welt” um die Jahrhundertwende, so bleibt festzustellen,
wahrscheinlichsten Variationen, je nachdem, welche daß das Ende des 19. Jahrhunderts durch das Zeitalter
Verdrehungen, Inkonsequenzen, Widersprüche, Weg- des Imperialismus gekennzeichnet war. Und jene Im-
lassungen, Glaubensinhalte, Motive man der Wertord- perialstaaten, die also fremde Völker und Länder, ja
nung der eigenen “Erkenntnisse” und damit “Urteilfin- Kontinente sich untertan gemacht bzw. Kolonien an-
dung” zugrundelegt ... geeignet hatten, sind namentlich zu nennen: Mit weitem
In welchem Maße Politiker des 20. Jahrhunderts Recht Abstand voraus: Großbritannien, Rußland, Frankreich,
und
1) Moral verwildert, damit ungeheures Blutvergießen dann in geringerem Maße Holland, Portugal, USA und
und
2) Völkermordkriege verschuldet haben und auf diese nahezu am Ende dieser Skala Deutschland, das auch als
Weise Grundlagen für eine zukünftige Politik noch gigan- letzte dieser Mächte Kolonien erworben hatte. War
tischerer Völkermorde gelegt haben, belegt die Geschich- schon der völkische Siedlungsraum der europäischen
te mit dem “Verrat an Osteuropa” eindringlich. Völker durch internationale Verträge langfristig und
3)
Gleichwohl muß betont werden, daß auch dieses unangefochten gesichert gewesen — zumindest der
Schicksal Osteuropas nur einen Teilausschnitt aus der “souveränen Völker”, zu denen auch Deutschland zählte
furchtbaren Szenerie der gesamten weltpolitischen Lage —, so war auch der gegenseitige Kolonialbesitz respek-
unseres Jahrhunderts darstellt. tiert.
Was ist Recht, Wahrheit, Sachlichkeit, politisch begrün-
4)
detes Erfordernis, Notwendigkeit, Realität? Beginnend Zu den allerorten üblichen Selbstverständlichkeiten
mit diesen Definitionen bleibt festzuhalten: internationalen Zusammenlebens gehörte auch die
Nichteinmischung in die innere Ordnung der souveränen
Wie jeder Mensch, so hat jedes Volk ein gleiches Staaten, somit die vorbehaltlose Anerkennung der
Lebensrecht wie andere Menschen und Völker. Führungsgrundsätze, wie sie im anderen Staat gehand-
Größe, geografische Räume, Begünstigungen oder Be- habt wurden. Doch nicht nur dies: Es gehörte ebenfalls
nachteiligungen durch die Natur, Bodenschätze, geistige zum Souveränitätsrecht der Staaten —
insbesondere der
Entwicklung, wirtschaftliche und technische Möglichkei- Imperialstaaten —
daß sie ihre eigenen außenpolitischen
,

ten der einzelnen Völker sind naturgegeben unterschied- Grundsätze vertreten konnten: Großbritannien z.B. die
lich. “Politik des europäischen Gleichgewichtes”, von der der
Die Welt, in der wir leben, die Geschichte, auf die wir britische Kriegspremier Winston Churchill nach dem
zurück blicken, ist kein Paradies, in dem sich Recht und Zweiten Weltkrieg in seinen Memoiren schrieb:
Wahrheit durch Kraft und Waffen durchsetzen, sondern
leider eine Realitätenlandschaft, in der ausschließlich der "Seit 400 Jahren hat die Außenpolitik Großbritan-
Stärkere — und zwar unabhängig von seiner moralischen niens darin bestanden, sich der stärksten, aggressivsten,
Qualifikation — das Feld beherrscht, der sich meist als beherrschenden Großmacht auf dem Kontinent entge-
der Rücksichtslosere und Brutalere erweist. genzustellen ...

Ungeachtet dessen haben sich im Verlauf der mensch- Gegenüber Philipp II von Spanien, gegenüber Ludwig
lichen Geschichte Sitten und Normen, Gesetze und XIV, unter Wilhelm III und Marlborough, gegenüber
Menschlichkeits-Grundsätze herausgemergelt, die sich Napoleon und Wilhelm II von Deutschland ... schlossen
jedem Realisten als fundamentale Voraussetzungen für wir uns immer den weniger starken Mächten an, schufen
jedes friedliche Zusammenleben von Menschen und zwischen ihnen eine Verbindung und besiegten damit
Völkern aufdrängen. Motivationen und Handlungen der den militärischen Tyrannen auf dem Kontinent, wer
Menschen, somit auch der Politiker sind sachlich, wert- immer er war und welche Nation er auch anführen
neutral analysierbar, als richtig, sachgemäß oder falsch mochte ...

und verwerflich, bzw. dem Frieden dienend oder Krieg Wir müssen bedenken, daß die Politik Englands sich
und Verbrechen heraufbeschwörend zu beurteilen. nicht danach richtet, welche Nation die Herrschaft über
Europa anstrebt. Es handelt sich nicht darum, ob es
So trat die Menschheit in einer weltpolitischen Konstel- Spanien ist oder die französische Monarchie, oder das
lation in das 20. Jahrhundert, in der die Erde aufgeteilt, französische Kaiserreich oder das Hitlerregime. Es han-
verschiedenartigste Staaten durch historisches Siedlungs- delt sich nicht um Machthaber oder Nationen, sondern
und Leistungsrecht einen unangefochtenen bzw. unan- lediglich darum, wer der größte oder der potentiell
fechtbaren Besitzstand (Lebensraum) auf zuweisen dominierende Tyrann ist. Wir wollten uns daher nicht
hatten und selbst die Groß- und Imperialmächte sich vor der Beschuldigung fürchten, daß wir eine pro-franzö-
darüber einig waren, daß sie die Rechte der kleinen sische oder anti deutsche Einstellung hätten. Wenn die
Staaten zu respektieren hatten, wenngleich der Grund- Verhältnisse umgekehrt lägen, könnten wir ebensogut
satz vom “Selbstbestimmungsrecht der Völker” erst im deutsch freundlich und anti-französisch sein ...” (W.
Verlauf des Ersten Weltkrieges zum völkerrechtlichen Churchill “Der Zweite Weltkrieg” 1. Buch Bd. I “Der
Postulat erhoben wurde. Sturm zieht auf” S. 257/259).
5
Reiner Egoismus also, ungeachtet jeglicher sätzen, sondern schuf im Gegenteil Unrecht, Minderhei-
moralischen Bindung, - bis in den Zweiten Weltkrieg tenprobleme, Volkstumskampf, Enteignung, Vertrei-
hinein. Allein schon dieses Zitat des Mannes, der am bung und in erster Linie auf Kosten des besiegten
intensivsten England in den Zweiten Weltkrieg hineinge- Deutschland. Dazu wirkte sich die Entwaffnung, Dauer-
trieben hatte, beweist, daß alle seine moraltriefenden diskriminierung dieses Deutschland durch die siegreichen
Haßtiraden gegen den deutschen Nationalsozialismus Großmächte Frankreich, Großbritannien und USA sowie
grundsatz- und gewissenlose Motivationen zwecks die revolutionäre Unterhöhlung durch die Komintern
Durchsetzung dieser sog. “europäischen Gleichge- gesteuerte kommunistische Partei Deutschlands ver-
wichtspolitik”, wie Churchill sie verstand, waren.Da hängnisvoll aus. Das sich hieraus naturgemäß ent-
dieser Zweite Weltkrieg jedoch nicht nur Deutschland wickelnde Chaos in Deutschland wurde schließlich abge-
betraf, sondern ganz Europa, vor allem aber Osteuropa, fangen durch eine in der Weimarer Demokratie legal bis
ist damit die grundsätzliche Einstellung Churchills zu zur stärksten Partei angewachsene Kraft, die, gestützt
den osteuropäischen Völkern gekennzeichnet. Sie hatten auf das postulierte “Selbstbestimmungsrecht der Völ-
lediglich ihre “Rollen zu spielen” - im Sinne britischer ker”, dieses Deutschland - entgegen den Absichten der
und Churchill’scher “Gleichgewichtspolitik”! Versailler Drahtzieher - wieder in den international
Um auch die anderen Großmächte zu nennen: Frank- geachteten Rang eines gleichermaßen souveränen Staates
reichs außenpolitisches Bestreben in der ersten Hälfte zurückführte.
des 20. Jahrhunderts zielte darauf ab, “aus Sicherheits- Diese internationale Anerkennung war ihr wiederum
gründen” möglichst schwache (Klein-) Staaten an seiner nur möglich, weil sie sich auch allein schon mit ihrer
Ostgrenze zu haben. Rußland war bemüht, die Vereini- Namensgebung als NSDAP — Nationalsozialistische deut-
gung aller slawischen Völker mit möglichst weiterer sche Arbeiterpartei —
sowohl eine nationale Beschrän-
Machtausweitung nach Mitteleuropa zu erreichen, kung (im Gegensatz zu den Imperialstaaten sowie son-
während Deutschland auf die Sicherung seines eigenen stigen Internationalisten) auferlegte, als sich auch den
Besitzstandes bedacht war, - ohne Schwächungs- und sozialpolitischen Aufgaben verpflichtete.
Einmischungsversuche im Hinblick auf andere Staaten Ohne auf Einzelheiten eingehen zu müssen, ist unzwei-
Europas. felhaft:
Der Erste Weltkrieg verschob das Machtgefüge in Euro- 1) Die Machtverschiebung in Deutschland 1933 vollzog
pa zugunsten der Versailler Sieger, vornehmlich Frank- sich unblutig, wie es keine Revolution bisher aufzu-
reichs, Großbritanniens, aber nicht minder der sich vor weisen hatte.
allem wirtschaftlich vorschiebenden USA. 2) Machtveränderungen innerhalb eines Staatsgefüges
Der Erste Weltkrieg aber brachte in Form der kommu- bringen notwendigerweise menschliche Härten für jene
nistischen Macht in Rußland eine neue politische Kom- mit, die jene Machtveränderung bekämpft haben.
ponente ins europäische Kraftfeld, die sich die Revolu-
3) Wertmesser zur Beurteilung jener Härten kann nur die
tionierung, Vernichtung und Eroberung aller europäi-
Gesamtlage des betreffenden Volkes, nicht die persön-
schen Staaten, ja aller Staaten der Welt und sei es mit liche Stellung einzelner sein.
Blut und Terror, Enteignung und Freiheitsverlust zum
4) Zu richten haben hierüber ausländische Staatsmänner
Ziel setzte. Das unter Berufung auf die neuen Völker- ohnehin nicht, schon gar nicht solche, die erst über wer
rechtsnormen vom “Selbstbestimmungsrecht der Völ- weiß wieviel Millionen Tote zur Macht gelangt waren wie
ker” geschaffene “Ordnungssystem von Versailles” schuf die Bolschewiki.
zwar neue Grenzen - vornehmlich in Osteuropa 5) Kein Staatsmann, keine Partei wird so töricht oder in
erzwang die Beseitigung der Monarchie in Deutschland, der Lage sein, binnen 6 Jahren aus einem total wehrlo-
die Zerschlagung von Österreich-Ungarn, — doch was sen, wirtschaftlich am Boden liegenden, an seinen Gren-
verwirklicht worden war, entsprach nicht diesen Grund- zen bedrohten, auf internationaler Ebene diskriminier-

/.U fi nutfiprbt’tuii' Krii'f'sln’ihrr I 939: rechts <ler britische iußi’nminislrr l.ord Halifax, links der polnische
t ii fte n minister Jose f Heek. Hit der \lilte der polnische liul schofler in London , liaezvnxki). \pril 1939. London
6
ten Volk, dazu mit 6 Millionen Arbeitslosen und gut ze; gleichzeitiggaben sie der bereits im Frühjahr 1939
organisierten kommunistischen Gegnern, ohne für eine “kriegerisch gestimmten” polnischen Regierung (übri-
moderne Rüstung wesentliche Rohstoffe, — gegenüber gens ein Ausdruck des britischen Botschafters in War-
der schon im Ersten Weltkrieg siegreichen Koalition der schau vom 25. März 1939), noch zeitig genug vor der von
Welt-Imperialmächte einen Krieg zu planen und vom Polen gar nicht erbetenen britischen Garantie eine Blan-
Zaun zu brechen. kovollmacht gegenüber Deutschland dahingehend, daß es
in ihr(der polnischen Regierung) Belieben gestellt wurde
6) Die Begriffe Kriegsschuld und Aggression sind bis
zu entscheiden, wann und aus welchem Grunde ein
heute nicht verbindlich geklärt. Die Vereinten Nationen
Krieg mit Deutschland ausbricht. Winston Churchill, der
haben ihre Versuche zur Klärung dieser Begriffe seit
es schließlich wissen mußte, erklärte zu dieser Polen-
langem eingestellt.
Garantie:
7) Das Interallierte Militärtribunal in Nürnberg hat 1946
Deutschland nicht des Angriffskrieges gegen Groß- "Die Geschichte durchsucht man vergeblich nach einer
britannien, Frankreich und die USA
angeklagt. Parallele zu diesem plötzlichen und vollständigen Rich-
8) Insbesondere die britische Regierung - mit Unter- tungswechsel einer Politik, die seit 5 oder 6 Jahren
stützung und auf Drängen von US-Präsident Roosevelt — bequeme, versöhnliche Befriedung anstrebte und dann
hat 1939 eine auf Krieg hindrängende, ihn schließlich fast über Nacht die Bereitschaft entwickelte, einen of-
unausweichlich machende Politik mit europäischer, ja fensichtlich nahe bevorstehenden Krieg von größtem
mit weltweiter Auswirkung betrieben. Ausmaß und unter den allerschlimmsten Umständen auf
Ist der Gesamtzusammenhang der Kriegsschuldfrage sich zu nehmen. Die Polen-Garantie war ein Markstein
des Zweiten Weltkrieges in dem wissenschaftlichen Stan- zum Verhängnis
dardwerk “Wahrheit für Deutschland — Die Schuldfrage Endlich war es zu einer Entscheidung gekommen, im
des Zweiten Weltkrieges” umfassend dargelegt, so seien ungünstigsten Augenblick und unter den unbefriedigend-
als Belege für diese Behauptung hier in aller Kürze sten Verhältnissen, zu einer Entscheidung, die mit Ge-
Bruchstücke auf gezählt: wißheit zum Niedermetzeln von Millionen Menschen
a) Die Vorgeschichte und Motive für die britische führen mußte
Garantie an Polen vom 31.3.1939, wie sie nicht zuletzt Ist diese neue Politik begonnen worden, so kann es kein
durch die Dokumentation aus dem Foreign Office mit Zurück mehr geben
den “British Foreign Policy Documents 1919—1939” ein- Hier mit einer Garantie an Polen aufzuhören würde
deutig belegt sind, waren nicht auf den Schutz des bedeuten, im Niemandsland ungeschützt unter dem
polnischen Staates, nicht auf die Erhaltung be- Feuer beider Grabenlinien anzuhalten
stimmter Grenzen, nicht auf die Sicherung des Frie- ”
dens in Europa ausgerichtet, sondern von dem Willen Wir müssen nun vorwärts gehen
Londons (und im Hintergrund auch Washingtons) getra- (W. Churchill "Der Zweite Weltkrieg 1. Buch, Bd.l
gen gewesen, Polen gegen Deutschland aufzuwiegeln mit S.421-423; W.Jedrzejewicz "Poland in the British Parla-
dem Ziel einer militärischen Auseinandersetzung dieser ment 1939-1945” Bd.l S. 15-16)
beiden Staaten, in die dann später weitere Mächte b) Ausweitung der britischen Garantie an Polen Anfang

hineingezogen werden konnten. Man wußte in London, April 1939 mit dem Ziel, daß Polen gegen Deutschland
daß sich Polen nicht vor Deutschland, hingegen aber sehr kämpfen solle auch dann, wenn aus irgendeinem beliebi-
wohl vor der UdSSR gefürchtet hat, was jedoch jene gen Grunde ein Krieg zwischen Deutschland und Eng-
Gentlemen der City nicht bewog, die ostpolnische Gren- land ausbrechen sollte, wobei auch hier “die Frage des
ze zu garantieren, wohl aber die deutsch-polnische Gren-
Aggressors ausgeklammert” war.
c) Der Vertrag zwischen Großbritannien, Frankreich
und der UdSSR vom 15. Juli 1939: er sah einen Automa-
K tismus der Kriegsentwicklung vor, ganz gleich, wie im-
mer sich Hitler verhalten würde; die “interessierten
Mächte” verpflichteten sich zur Kriegserklärung, falls
eine dieser “interessierten Mächte” in bezug auf die
Länder Estland. Lettland, Litauen, Polen und Rumänien
“behaupten sollte”, Deutschland habe durch irgendeine
Aktion die “Neutralität” eines dieser Länder verletzt,
eine “wirtschaftliche Unterwanderung” oder eine “indi-
rekte Aggression” unternommen. Wie gesagt, es genügte,
wenn dies eine “interessierte Partei behauptet” und
selbst militärisch interveniert..
d) Die Deckung und Anreizung aller provokativen
Maßnahmen gegen Deutschland, Danzig oder die deut-
sche Minderheit in Polen durch London, die Garantie-
Ausweitung bis zu dem Passus, daß “nur ein gemein-
samer Waffenstillstand” in Frage komme (25.8.1939),
die bewußte Täuschung der Weltöffentlichkeit durch die
angeblichen britischen Vermittlungsbemühungen kurz
vor Kriegsbeginn usw. sind durch eindeutige Unterlagen
der British Foreign Policy Documents als Kriegsinszenie-
rungsmaßnahmen entlarvt.
Die Burg von der Weichsel aus, 1941 e) Die Kriegsstimmung in London Ende August/Anfang
Krakau (eh. deutsche Universitätsstadt). September 1939 erhellt durch nachfolgende Zitate:
7
. „

Der polnische Botschafter in London, Raczynski, be- "Der Entschluß Polens vom 30. August 1939, der dem
richtete: Befehl zur allgemeinen Mobilmachung zugrundelag,
kennzeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte
Europas. Hitler wurde damit vor die Notwendigkeit
gestellt, Krieg zu führen zu einem Zeitpunkt, da er
"Churchill telefonierte täglich, und gleichermaßen tat weitere unblutige Siege zu erringen hoffte." (So der
es Lord Lloyd an diesem Abend (30.8.1939), Mr. Har- polnische General Kazimierz Sosnokowski, Minister im
court Hohnstone, der die liberale Partei repräsentierte, exilpolnischen Kabinett am 31.8.1943).
kam, um mich zu sehen. Alle Leute drückten ihre Sorge
darüber aus, daß die Polen schwach werden und der "Im britischen Unterhaus herrschte Unruhe. Ein Abge-
Gewalt nachgeben könnten ordneter der Arbeiterpartei begegnete dem britischen
Neben Dalton und Harcourt Johnstone erhielt ich täg- Außenminister Lord Halifax am 2. September in der
lich Telefonanrufe von Churchill, Bracken, Sandys und Wandelhalle des Parlaments. 'Haben Sie noch Hoff-
anderen, in denen die gleichen Befürchtungen wieder- nung? fragte er. 'Wenn Sie Hoffnung auf Krieg meinen',
'

kehrten: Würde der Premierminister sein Wort uns gegen- antwortete Halifax, 'dann wird Ihre Hoffnung morgen
über halten und würden wir unsererseits als der Eckstein erfüllt sein.' 'Gott sei Dank', erwiderte der Vertreter der
der britischen 'Friedensfront' auf dem Kontinent fest- Arbeiterpartei.' (Frankfurter Allgemeine 1.9.1959 und
bleiben? Diese Haltung (Verachtung der Friedens- 12.10.1963)
politik, Anmerk, des Verf.) wurde durch teils signierte Lord Halifax, britischer Außenminister, kurz
teils anonyme Briefe ergänzt, die Tag für Tag herein- nach dem Ultimatum an Deutschland, am 3. September
strömten. In den frühen Stadien der Krise gaben sie uns 1939:
den Rat, Danzig flachzubomben oder den Nazi-Parteitag
in Tannenberg auszunutzen (der dann nicht stattfand),
"Jetzt haben wir Hitler zum Krieg gezwungen, so daß
um Hitler und seine Freunde mit einer wohlgezielten er nicht mehr auf friedlichem Wege ein Stück des
Bombe zu vernichten. "(E. Raczynski "In Allied Lon- Versailler Vertrages nach dem anderen aufheben
"
don" S. 22 ff) kann

Das britische lKriegskabinett


I l t t 1939
n.*r? f!te^ üd)
von lks. n.r. % r John Anderson (Minister für Innere Sicherheit), Lord
Churchill (Erster Lord der Admiralität), Kingsley
Hankev (Minister
Wood (Staatssekretär für Luftfahrt).
tlore-Belisha (Kriegs minister),
isha [rhrtegsnunvatn miuivii W.IHVIM«
/, rWinston -™J ° J -'»
• ..
Anthony Eden i -
(Staatssekretär für
n„ i« n
fr- die Dominien),
I
Edward Rri/hrots (§olcrotnr
Bridge (Sekretär des
tlv*
i'
Kriemkabinetts).
Kriegskabinetts). o » n

SeviUe Chantberlam (Premterm,n» ter), SamnelUoareoan,

(»tzenJ> Lord Halifax (Außenmimzter), lohn Simon JSchatzSanzler)


(Lord Siegelbewahrer) und Lord Qiatfield (Minister für Verteidigungskoordination).

8
Das Kriegsziel Grossbritanniens

Von England aus wurde zum erstenmal die Vernich- Und was schreibt Winston Churchill nach Kriegsende in
tung eines Volkes als Kriegsziel verkündet. Weder gab es seinen Memoiren über seine und seiner Bundesgenossen
in Deutschland zu jenem Zeitpunkt ein Programm zur blindwütigen Zielsetzungen?
“Endlösung der Judenfrage” noch eines “zur Vernich-
tung des polnischen Volkes”, noch haben je deutsche “Mein Hauptbeweggrund, die Bekanntgabe festumris-
Redner oder Staatsmänner die Vernichtung Englands sener Friedensbedingungen immer wieder abzulehnen,
oder anderer Völker als Kriegsziel aufgestellt oder auch obwohl sie oft verlangt wurde, war, daß eine Erläuterung
nur als Wunsch anklingen lassen. Großbritannien hat für der Bedingungen, auf denen die drei großen Bundesge-
einen Sachverhalt, der nicht die britischen Interessen nossen unter dem Druck der öffentlichen Meinung hät-
unmittelbar berührte, Deutschland den Krieg erklärt, ten bestehen müssen, auf jede deutsche Friedensbewe-
seine Vernichtung gefordert und alles für die Ausweitung gung noch abstoßender gewirkt hätte als die verschwom-
und Brutalisierung des Krieges getan. Rüssel Grenfell mene Formel 'bedingungslose Kapitulation'. Ich erinnere
schrieb über die Kriegsziele Churchills und damit Groß- mich an einige Versuche, Friedensbedingungen zu ent-
britanniens: werfen, mit denen man dem Rachedurst der Sieger
Genugtuung verschaffen wollte. - Sie wirkten
“Was also blieb für Churchill als Kriegsziel übrig? schwarz auf weiß so fürchterlich und gingen so weit über
Unsere alten Bekannten: die Ausrottung der Nazi - das hinaus, was später in Wirklichkeit geschah, daß ihre
Tyrannei und des preußischen Militarismus Veröffentlichung den deutschen Kampfwillen nur ge-
Diese Tyrannei als solche unterdrückte das englische schürt hätte. Man mußte sie tatsächlich nur niederschrei-
Volk nicht. Was also ging es die Engländer an, ob die ben, um sie zu verwerfen.“
Deutschen unter einer tyrannischen Regierungsform
leben sollten oder nicht? Hatte nicht die Atlantik - Winston Churchill im Unterhaus am 15.2.
Charta erklärt, die Engländer 'respektieren das Recht der 1942:
Völker, die Regierungsform, unter der sie leben wollen,
selbst zu wählen? Wenn sich also die Deutschen nicht
'

selbst dafür entschieden, ihre Nazityrannei abzuschüt-


“Davon (Eintritt der USA in den Krieg) habe ich
teln, warum sollten dann viele viele Engländer sterben, geträumt, darauf habe ich hingearbeitet, und nun ist es
um die Deutschen davon zu befreien? soweit.“

Angenommen aber, daß die zwangsweise Unter-


drückung von Tyrannei in fremden Ländern eine Pflicht
der Engländer sei, wieso wurde dann eine andere Tyran-
nei zu einem Partner der Engländer bei diesem Vorhaben
gemacht? Die kommunistische Tyrannei in Rußland war
schlimmer als die Nazityrannei in Deutschland; die
allgemeinen Lebensumstände des russischen Volkes
lagen weit unter denen der Deutschen. Sklavenarbeit
hatte in Rußland, gemessen an Vergleichbarem in
Deutschland, einen gigantischen Umfang

Und doch begrüßte Churchill Rußland als willkomme-


nen Verbündeten, als es in den Krieg hineingebracht
wurde: einen Tyrannen als Helfer, einen anderen zu
schlagen. Es ist klar: die Tyrannei an sich zu vernichten,
war nicht Mr. Churchills Ziel. Er war nicht einmal sehr
daran interessiert, die Nazityrannei selbst zu über-
winden, als ihm eine Möglichkeit geboten wurde, dieses
Ziel zu erreichen (mit Hilfe des deutschen Widerstan-
des).... Churchills Erklärung, die Nazityrannei ausrotten
zu wollen, wirkte durchaus nicht überzeugend auf die
Deutschen, daß diese Tyrannei schlecht für sie sei; im
Gegenteil, sie mußten sie als so erfolgreich ansehen, daß
Deutschlands Feinde entschlossen waren, sie zu zerstö-
rA _ n
Winston Churchill, Ilaßagitator Jur den Krieg

9
In einem Brief an Stalin vom 24.1.1944: angewiesen, über die Behandlung nach dem Kriege
keine
''Wir dachten nicht an den Abschluß eines Separat- spezifizierten Versprechungen zu machen. Deutsche
friedens sogar in jenem Jahr, als wir Oppositionelle bekamen in London und Washington
ganz allein waren
und leicht einen solchen Frieden hätten abschließen immer wieder zu verspüren, wie lästig ihre Anwesenheit
können ohne ernste Einbuße für das britische wäre. Es existierte im Bewußtsein der westlichen “De-
Empire
und zwar vornehmlich auf Ihre (Stalins) Kosten. Warum mokraten” nur ein Deutschland, das “bestraft” werden
sollten wir hierüber jetzt anders denken, sollte, d.h. ein Deutschland, dem jede
da die Sache für wie immer gearte-
uns drei dem Siege entgegengeht? " te Rechtsbasis verweigert werden sollte; denn
nur so
konnte das Ziel, Deutschland zu zerstückeln, “gerecht-
Ein Historiker, der sich mit der Geschichte fertigt”, “legalisiert” werden.
der deut-
schen Spaltung beschäftigte, mußte zugeben,
daß die
Pläne über die Teilung Deutschlands bereits
“lange, Churchill empfahl wohl einen Umsturz in Italien,
bevor die diplomatischen Erwägungen sich aber
mit diesen nicht in Deutschland, obwohl dies die eigenen
Planen befaßt haben, in Politik und Publizistik Verluste
diskutiert enorm steigern und den Krieg verlängern mußte. So
worden sind”. Diese Gedanken hätten eine “dauernde
waren sich Churchill und Roosevelt mit Stalin dahin-
Schwächung der deutschen Zentralgewalt in Mitteleuro- gehend einig, auch allein wegen der “Kompensationen
pa vertreten und empfohlen. Herr Eduard Benesch
ging die Polen im Westen erhalten sollte”, d.h. um
bereits unmittelbar nach seinem der
Rücktritt als tschechi- Zerstückelung Deutschlands willen, “den Krieg lieber
scher Staatspräsident im Oktober
1938 soweit vorzu- etwas zu verlängern” (Jalta Dokumente S. 133,
schlagen, daß mindestens 800.000 142). Die
bis 1 Million Sude- Formel “Bedingungslose Kapitulation” schien den
tendeutsche, vornehmlich die Intelligenz
und das Bürger- “Großen Drei” geeignet, sich jeglicher Verpflichtung zu
tum, aus ihrer Heimat hinausgeworfen
werden müßten. entziehen, “mit irgendeinem Deutschen irgendeine
ihre
Zukunft betreffende Frage zu erörtern”. Auch deutsche
Waren die Initiatoren des Versailler Friedens
die ersten Kapitulationsangebote sollten auf die Kriegsverlängerung
ru " dsätzen v °™ “Selbstbestimmungs- keinen Einfluß haben.
h ?,
° ker Grenzv eränderungen zum Nachteil
nf J
Deutschlands}
so vorgenommen haben, daß
millionen- Als einzige Folgerung für diese Haltung bleibt:
große Volksgruppen gegen ihren Eine
Willen fremden Staats- deutsche Kapitulation hätte die Alliierten des “Bestra-
gewalten zwangsweise unterstellt und
von jenen Staaten fungs-Motivs beraubt, das sie für ihre Zerstückelungs-
- msbesonctere Polen und Tschechoslowakei
unter
- politik so dringend brauchten. Niemand
sollte so leicht
r remdenrecht eingestuft,
aus der Wirtschaft gedrängt durchschauen können, daß die eigentlichen “Aggresso-
einem dauerhaften Volkstumskampf
mit ungleichen ren” und “Kriegsverbrecher” in Wirklichkeit
Mitteln ausgeliefert und schließlich in Washing-
schon vor Kriegsbe- ton, London und Moskau saßen. Deshalb Schaffung von
ginn 1939 zu Hunderttausenden
vertrieben wurden so Notwendigkeiten, die “den in die Ecke getriebenen
war es der tschechische Staatspräsident
Eduard Benesch, Gegner zum Kampf zwingen sollten, Vereitelung

der als erster die Vertreibungspolitik aller


von Millionen von Friedens ver hand lu ngen und -Vermittlungen,
Menschen in die Kriegszielvorstellungen der Ausweitung
Alliierten des Krieges auf eine Vielzahl von
ein brachte. Ländern, Brutalisie-
rung des Krieges bei gleichzeitiger Verstärkung
der Ver-
leumdungs- und Greuelhetze gegenüber diesem
Man kann alle d, e Fragen im einzelnen durchgehen, Gegner
ob Bei so arrangierter Sachlage ließ sich dann
England 1939 - 1945 für den Frieden, das von
die Freiheit, die vornherein ins Auge gefaßte Ziel motivieren
Humanität die Demokratie, gerechte Grenzen, und durch-
Gleichbe- setzen.
handlung der Volker, Verhinderung von
Aggressionen,
keinerlei Expansion irgendeiner
Macht usw. kämpfte, Die Analyse der britischen oder auch der us-amerikani-
und wird feststellen, daß Englands Krieg schen Kriegsziele (von den sowjetischen ganz zu schwei-
damit nicht das
geringste zu tun hatte, sondern es in gen) macht eine erschreckend grundsatzlose Haltung
der Tat ausschließ-

Ä
lich um rücksichtsloseste
Machtpolitik nach dem Prinzip anderen Menschen, anderen Völkern gegenüber deutlich,

” ÄÄ
des vermeintlichen “Europäischen ob sich dies nun auf Deutschland als dem Gegner, oder
Gleichgewichtes”
n B h von Valendy: “Europa in Flammen auf die “kleinen Verbündeten” bezieht, die sich nur
939-1945 Bd. IIrTQ S. 83 ff sind diese Fragen im
einzelnen bedingungslos diesem proklamierten Kriegsgeschrei an-
nd S ert worden >- p ater E.J.
Reichenberger zuschließen und sich entsprechend zu schlagen hatten.
?
(m Wider Willkür und Machtrausch“ S. Bei einer so bestellten Sachlage kann es
425) hat dies an sich auch
treffend so zusammengefaßt:
nicht verwundern, daß diese “kleinen Verbündeten”,
vornehmlich jene in Ost-Mittel-Europa bedenkenlos der
''Es ist heute meine Überzeugung,
die sich vor allem in Machtgier des sowjetischen Bundesgenossen geopfert
cngland gefestigt hat, daß der Krieg mit
den Nazis gar wurden, - ohne die geringsten moralischen Hemmungen.
nichts zu tun hat, überhaupt um kein Ideal
geführt wird So ist die Geschichte des Krieges gegen Deutschland
sondern nur das Ziel hat, das deutsche
Volk zu vernich- gleichzeitig ein furchtbares Lehrbeispiel für
ten und Englands Weltmacht den Verrat
aufrechtzuerhalten zum an ganz Osteuropa. Beides stellt eine
Vorteil einer kleinen Clique Einheit dar. Die
Alles was die dort herr- Kriegszielbeschlüsse von Teheran (Nov. 1943), Jalta
schende Clique den Nazis vorwirft, praktiziert
sie selbst (Febr. 1945) und Potsdam (Juli/Aug. 1945) sind nicht
skrupellos.
nur Beschlüsse gegen Deutschland gewesen, sondern
Beschlüsse, die eine moralische Entwurzelung für
Churchill und Roosevelt waren sich darüber einig, daß alle
europäischen Völker zum Inhalt hatten. Nur brutale
man in Deutschland keine
Oppositionsbewegung zu be- Macht war der Maßstab für jene Entscheidungen, nichts
günstigen wünscht. Die westliche Propaganda
wurde anderes!
10
Um die Groteske voll zu machen: Jene Völker, die mit zeit Rat oder gar Billigung ihrer Parlamente oder auch
den Schlachtrufen: “Vorwärts christliche Soldaten”, nur Kabinette eingeholt hatte. Alle “Großen Drei” -
“Für die Freiheit der Völker”, “Für die Demokratie”, Churchill, Roosevelt und erst recht Stalin - haben abso-
“Für die Menschenrechte”, usw. zur Kriegführung aufge- lut diktatorisch gehandelt und entschieden, den ganzen
putscht wurden - natürlich auch mit entsprechender Krieg über, in bezug auf alle den Krieg und die Richt-
Greuelpropaganda gegen die Feinde -, wurden von drei linien der Politik betreffenden Fragen und Problemberei-
Männern geführt, von denen kein einziger sich für die che! Keiner von ihnen war “christlich”, keiner “demo-
entscheidenden Fragen während ihrer gesamten Amts- kratisch”, keiner von Moralgrundsätzen motiviert!

Der Ausverkauf Polens


Die Führer der britischen Kriegspartei waren um die Mit an Dreistigkeit sich steigernden Initiativen bis hin
Jahreswende 1938/1939 “beunruhigt darüber, daß die zu mehrfachen Kriegsdrohungen (die erste am 26. März
Polen die deutsche Seite wählen könnten”, und bestärk- 1939), verstärkten Aktionen gegenüber den Volksdeut-
ten bereits zu jener Zeit mit Hilfe einer unentwegten schen in Polen, Aushungerung Danzigs usw. testeten die
Gerüchtepolitik, Hilfszusagen und Anerkennung des pol- polnischen Führungskreise die Zuverlässigkeit der briti-
nischen “Großmachtstandpunktes” die polnische Regie- schen Ermutigungen; sie wurden in der Tat bis Kriegs-
rung in dem Glauben, ihre Ambitionen gegenüber dem beginn hierin nicht enttäuscht. Doch man wußte in
Dritten Reich mit Hilfe Großbritanniens durchsetzen zu Warschau nicht, daß London und Paris bereits seit
können. Der hierfür von London inszenierte Eifer über- langem vorher die Sowjetunion in die beabsichtigte
raschte die polnischen Politiker unentwegt. So war militärische Auseinandersetzung hineinzuziehen bemüht
Warschau von der britischen Garantie - vor allem auch waren und dem Drängen Stalins auf Einmarscherlaubnis
vom weitreichenden Wortlaut, der eine Blankovollmacht auch in Polen sowohl mit ihrem Vertrag vom 15. Juü
war - überrascht, hatte doch die polnische Regierung 1939, als auch in ihren Noten vom 22. August 1939 auf
nicht darum gebeten; sie war weiter überrascht über die Kosten der polnischen Selbständigkeit und polnischen
nicht enden wollenden Gerüchte aus London über militä- Rechte längst stattgegeben hatten. Überhaupt war man in
rische Vorbereitungen Deutschlands gegenüber Polen, Warschau zu hochmütig und damit den Realitäten der
die Ermutigungen in der Danzig-Frage, über das Be- machtpolitischen Lage zwischen Deutschland und der
mühen, Polen zum Helden des Widerstandes gegen UdSSR gegenüber blind geworden. So merkte man nicht,
Deutschland zu machen ohne dabei im geringsten den daß niemand dieser “Freunde” eine “Großmacht Polen”
polnischen Befürchtungen gegenüber der UdSSR Rech- im Auge hatte, sondern Polen als Mohren benutzte, dem
nung zu tragen. man einen Tritt geben konnte, nachdem er seine Rolle
des Kriegsauslösers gespielt hatte.

11
Zwar erklärten Großbritannien und Frankreich in Er- "Hätte ich diesen Vertrag nicht unterzeichnet, würdet
füllung ihres Vertrages mit Polen am 3. September 1939 Ihr Soldaten unserer Armee heute entwaffnet und ent-
den Krieg an Deutschland, doch erklärten sie keinen weder in Arbeitsbataillone oder Internierungslager über-
Krieg an die Sowjetunion, als diese am 17. September führt worden sein."
binnen weniger Tage 51% des polnischen Territoriums
besetzte; sie erhoben nicht einmal Protest! Das “morali-
sche Weltgewissen” schwieg zur brutalen Machtpraxis Vollendete Tatsachen
der Sowjets in Ostpolen, zur Zwangsdeportation von 1,7
Millionen Polen in alle Teile der Sowjetunion, von denen Bereits am 7.3.1941 sandte Churchill an Roosevelt ein
1 Million verschollen blieb; es sollte zu allem Nachfolgen-
Telegramm:
dem ebenso schweigen bis auf den heutigen Tag.
"Die wachsende Ernsthaftigkeit des Krieges bewog
Die sich schließlich in England bildende polnische mich zu der Auffassung, daß die Prinzipien der Atlantik-
Exilregierung war lediglich dafür vorgesehen, Truppen Charta nicht so ausgelegt werden sollten, daß Rußland
zum Kampf gegen Deutschland zu mobilisieren; sie hatte auf die Grenzen, die es beim Angriff Deutschlands
zu kämpfen nach britischer Anweisung, nichts weiter. besessen hatte, zu verzichten hätte."

Aus dem Schweigen der westlichen Politiker und Diplo-


Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der maten zur polnischen Frage konnte Stalin schließen, daß
Sowjetunion die Westmächte Ost polen bereits preisgegeben und auch
die weiteren sowjetischen Kolonialansprüche gegenüber

Besorgt um ein britisch-sowjetisches Abkommen, aber


Polen in Kauf genommen hatten. —
In einer Konferenz
zwischen Eden und Roosevelt im März 1943 empörte
auch, (angeblich!) “um die Amerikaner nicht zu ermuti-
sich der britische Außenminister über “den unmäßigen
gen, den europäischen Problemen den Rücken zu keh-
Ehrgeiz der Polen, aus diesem Kriege als das mächtigste
ren” (E. Rozek “Allied Wartime Diplomacy - A Pattern
Land in Osteuropa hervorzugehen, wenn Deutschland
in Poland” New York 1958 S. 59 - 61 und folgende)
und die UdSSR geschwächt sein würden”. Roosevelt
drängten Churchill und sein Außenminister Eden den
ging über diese Kritik hinaus:
exil-polnischen Ministerpräsidenten Sikorski, einen
polnisch-sowjetischen Vertrag unter Ausschluß der "Der Präsident sagte, daß nach allem die Großmächte
Grenzfrage abzuschließen. Sikorski wurde untersagt, den zu entscheiden haben, was Polen bekommen solle und
von Eden vorgelegten Entwurf mit seinem Kabinett zu daß er, Roosevelt, nicht beabsichtige, zu der Friedens-
erörtern; Korrekturen durfte er nur in aller Eile vorneh- konferenz zu gehen und mit Polen oder anderen kleinen
men; berücksichtigt wurden sie ohnehin nicht. Eden: Staaten zu verhandeln."

"Ob Sie wollen oder nicht, eine Übereinkunft mit der Wie wenig die beiden Westmächte an den Belangen
Sowjetunion muß unterzeichnet werden".
Polens interessiert waren und wie sehr sie die polnische
Regierung dadurch auf verlorenen Posten stellten, ergibt
Vier Tage später, am 19.7.1941 wurde Sikorski unter
britischem Druck gezwungen, den vom sowjetischen sich u.a. auch daraus, daß London und Washington
nie gegen die unmenschliche Behandlung der verbünde-
Botschafter Maisky vorgelegten Wortlaut anzunehmen.
Der Vertrag, der am 30. Juli 1941 abgeschlossen wurde, ten Polen durch die Sowjets protestiert haben. Alle im
erwähnte keine der für die polnische Unabhängigkeit ostpolnischen Gebiet beheimateten Personen einschließ-
lich der polnischen Botschaftsangehörigen in Moskau
bedeutungsvollen Angelegenheiten (Grenzen, Struktur
des zukünftigen Polen), sondern lediglich die Verpflich-
wurden kurzerhand zu sowjetischen Staatsbürgern er-
klärt. Dadurch wurde die polnische Botschaft in Moskau
tungen, die Polen im Sinne einer gemeinsamen Krieg-
in der zweiten Hälfte des Jahres 1942 in ihrer Tätigkeit
führung gegen Hitler einzugehen habe.
völlig gelähmt, die Versorgung der polnischen Deportier-
Wenige Stunden nach Unterzeichnung betonte
ten in den russischen Lagern unterbunden und die
Washington in einer Note an Sikorski, daß “die USA
Aufstellung einer polnischen Armee verhindert, hinaus-
keine Änderung der Vorkriegsgrenzen” anerkennen.
gezögert und der polnischen Botschaft entzogen.
Aber die Garantie währte nur einen Tag, denn bereits am
31.7.1941 zog Roosevelt “angesichts des erfolgreichen
Abschlusses des polnisch-sowjetischen Vertrages” diese Schweigen zum Massaker von Katyn
Garantie wieder zurück. Mister Eden überreichte Sikors-
ki eine offizielle britische Note:
Als am 5. April 1943 die Reichsregierung der Weltöf-
"Gelegentlich der Unterzeichnung der polnisch-sowjeti- fentlichkeit den Massenmord an über 10.000 polni-
schen Übereinkunft wünsche ich Ihnen auch zu schen Offizieren im Wald von Katyn mitteilte und um
versichern, daß die Regierung Seiner Majestät keine Untersuchung durch das Internationale Rote Kreuz bat,
Veränderungen, welche sich reagierte die polnische Exilregierung schnell, heftig —
territorialen seit August
1939 ereignet haben, anerkennt." und endlich einmal selbständig: Sie schloß sich der Bitte
um Aufklärung durch das Internationale Rote Kreuz an!
Auch diese Garantie war kurzlebig. Aber Churchill protestierte sofort gegen diese “Eigen-
mächtigkeit”, erhob bittere Vorwürfe gegen die Polen
Welchem Druck die polnische Regierung durch ihre und machte sich die sowjetische Auffassung zu eigen,
Freunde ausgesetzt war, erhellt aus einer Ansprache daß jedes Untersuchungsbegehren zu vereiteln und die
Sikorskis am 5. August 1941 vor zwei polnischen Panzer- Schuld an diesen Morden den “Faschisten” zuzuschie-
Bataillonen in Blairgowrie, Schottland: ben sei.

12
Dabei wußte auch Churchill selbstverständlich, bestritten istTatsache, daß die späteren Opfer
die
wie es um Sachverhalt bestellt war, hatte er
diesen von Katyn im September 1939 nicht in die Hand der
doch jahrelang die Klagen seiner polnischen
bereits deutschen Wehrmacht, sondern der Roten Armee
Exilfreunde in den Ohren, die um den Verbleib der gefallen sind.
zwangsdeportierten ostpolnischen Bevölkerung und Als der deutsch-polnische Krieg bereits entschieden
speziell um den Verbleib der polnischen Offiziere auf war und die deutschen Truppen in das östliche Polen

allen diplomatischen Ebenen täglich zirkulierten. Aber vorstießen, überschritt am 17. September die Rote
was scherte diesen Premier des Britischen Empire Armee ohne jede diplomatische Vorankündigung die
Moral ! polnische Grenze, brach den Widerstand der polni-
schen Grenzsicherungen und besetzte das östliche
Daß, was ein us-amerikanischer Senatsausschuß im Polen. Alles, was den Sowjets an polnischen Soldaten
Jahre 1951 noch einmal einer genauen Untersuchung in die Hände fiel, gleichgültig, ob im Kampf, ob
für wichtig genug fand, war in sich der britischen waffenlos durchs Land streifend oder ob bereits im
Regierung auch schon im Jahre 1943 bekannt. Es sei Arbeitsrock daheim, wurde gefangengenommen. Nach
aber hier noch einmal kurz in Erinnerung zurückge- den damaligen Angaben der sowjetischen Presse gerie-
rufen, wobei zunächst die Feststellung bezeichnend ten etwa 2oo.ooo polnische Soldaten in Gefangen-
genug ist, daß sowohl die sowjetische Regierung als schaft
auch die kommunistische Warschauer Regierung sich Von einer dem Völkerrecht entsprechenden Behand-
geweigert haben, diesem US- Senatsausschuß Beweis- lung der gefangenen Soldaten war keine Rede. Der
mittel für ihre Darstellung zur Verfügung zu stellen, Oberst Grobicki (1932-1936 polnischer Militärattache
daß die Deutschen diese Morde auf dem Gewissen in Berlin) und der ehemalige Offiziersanwärter Ga-
hätten. Aus einer Dokumentation zum Ergebnis wiak haben vor dem Washingtoner Sonderausschuß
dieser US-Senats-Untersuchung sei daher folgendes sehr eingehende Bekundungen gemacht.
zitiert, um vor allem auch die Mentalität deutlich zu Grobicki wurde am 26. September 1939, während
machen, der sowohl das polnische wie das deutsche seine Kavalleriebrigade an der Bahnstrecke Lemberg
Volk, ja Europa in den Jahren 1939- 1945 in Form Przemysl im Kampf mit deutschen Truppen stand,
des kommunistischen Terrorsystems und speziell in mitsamt seinem Adjutanten auf einem Ritt zum
seiner stalinistischen Prägung gegenüberstand und mit Korpsgefechtstand von einem 'eingesickerten' Trupp
der sich die westlichen Mächte im vollen Wissen um Rotarmisten überfallen und überwältigt. Er wäre ohne
diese Zusammenhänge verbündet haben: Eingreifen des Kommandoführers, der ihn als Oberst
und daher wichtigen Gefangenen erkannte, sofort er-
"Unzweifelhaft und selbst von den Sowjets nicht schossen worden, da er sich beim Sturz vom Pferde
die Hüfte schwer verletzt hatte und, obschon mit
Kolbenstoßen und Bajonettstichen angetrieben, außer-
stande war zu laufen. Nach wiederholten Vernehmun-
gen durch NKWD-Offiziere wurde er innerhalb der
nächsten Tage zusammen mit anderen Kameraden
nicht weniger als dreimal an die Wand gestellt, um
erschossen zu werden. In jedem Fall erschien in
letzter Sekunde eine Ordonnanz mit dem Befehl: 'Die
Hinrichtung ist abgesagt'

Der damals 19-jährige Offiziersanwärter Gawiak


{kam nach empfindlichen Haftbedingungen) über das
Lager Szypytowka (Sowjetunion), wo etwa 8.000
Polen und zwar Offiziere, Polizeibeamte, Soldaten,
Beamte, Gutsbesitzer und andere Zivilisten zusammen-
gepfercht waren, schließlich in das Lager Kosielsk.
Dort wurde er erneut bei einer Vernehmung bewußt-
los geschlagen und danach in eine Strafzelle gebracht.
Gawiak berichtet darüber:

'In diesen Baracken machte ich die Bekanntschaft


mit ihren modernen und neuen Foltermethoden. Als
ich das Bewußtsein wiedererlangt hatte, brachten sie
mich in eine Zelle, die niedriger war als ich. Ich
mußte während
meines ganzen Aufenthaltes in ihr
gebückt stehen. konnte mich nicht setzen, weil
Ich
die Zelle bis in Kniehöhe mit Wasser gefüllt war und
mit dem Kot derer, die vor mir darin gewesen wa-
ren.... Ich blieb 24 Stunden in dieser Zelle einge-
sperrt. Als ich herauskam, konnte ich weder die
Arme noch die Beine bewegen Diese Prozedur
praktizierten sie vor allem an den jüngeren Gefange-
nen.../
Die Überstellung von kriegsgefangenen Soldaten an
die NKWD, also Eincr der 15.000: Ein polnischer Major
ihreBehandlung als politische Ver-
brecher oder als Staatsfeinde.... ist eine von Anbeginn
geübte Praxis des bolschewistischen Systems, das aus
seiner Ideologie heraus nur Werkzeuge oder Feinde sassen des Lagers Kosielsk. Die weiteren 10.000 sind
seiner selbst kennt." nach wie vor spurlos verschwunden geblieben, doch
besteht keinerlei Zweifel daran, daß sie das gleiche
Die polnische Exilregierung in London hat mit ihrer Schicksal erlitten haben. Auch Churchill wußte das,
1946 veröffentlichten Dokumentation ‘‘Facts and Do- war er doch bereits in den zwanziger Jahren jener
cuments Conceming Polish Prisoners of War Captured Mann, der mit größerem Eifer als andere drohend
by the U.S.S.R. during the 1939 Campaign” als fest- und warnend auf den “blutrünstigen Bolschewismus”
stehende Tatsachen bestätigt: In den sowjetischen Ge- und die von ihm ausgelöste “finstere Barbarei” mit
fangenenlagern in Kosielsk (etwa 5.000), in Staro- Anführung konkreter Beispiele bereits aus jener Zeit
bielsk nahe Charkow (etwa 4.000). nahe Ostaschkow und den Massenmörder Josef Stalin hingewiesen hat-
auf einer Insel im Seligersee (6.500) waren rund te!
15.000 Offiziere und Dienstgrade der polnischen Sein Außenminister Anthony Eden beendete für die
Armee erfaßt, intensiven Verhören und Umerziehungs- britische Politik mit einer Erklärung am 4. Mai 1943
tests unterworfen, dann inTransportzügen in die Nähe diese “Affaire”:
von Smolensk, dann mit Gefangenen-LKWs in die
Katyner Wälder verbracht worden. Seitdem wurden "Sr. Majestät Regierung hat ihr Bestes getan, um sowohl
15.000 zur Elite des polnischen Volkes gehörende die Polen wie die Russen davon zu überzeugen, daß man
Offiziere, Ärzte, Wissenschaftler, Geistliche vermißt. diesen deutschen Manövern nicht gestatten dürfe, auch
Alle Interventionen bei den Sowjets um Auskunft nur einen Anschein von Erfolg zu erzielen. Sie hat des-
über das Schicksal dieser Menschen wurden mit halb mit Bedauern erfahren, daß infolge eines Gesuches
nichtssagenden Phrasen abgewiesen. Nur eine einzige der Polnischen Regierung an das Internationale Rote
Ausrede hatte keiner der sowjetischen Vertreter je- Kreuz um Untersuchung der deutschen
Darstellung
mals verwendet: daß nämlich diese Gefangenen nach die Sowjetregierung sich veranlaßt sah, die Beziehun-
Beginn des Rußlandfeldzuges den Deutschen in die gen zur Polnischen Regierung abzubrechen."
Hände gefallen wären, weil man sie nicht rechtzeitig
hätte abtransportieren können. Auf diesen Dreh “Katyn -

kamen sie erst zwei Tage nach der deutschen Rund- Ein ungesühntes Kriegsverbrechen gegen die Wehrkraft
funkmeldung über die Gräberfunde von Katyn. Die eines Volke^’ - Schriftenreihe der Gesellschaft für
4.143 exhumierten Leichen waren ausschließlich In- Wehrkunde, München, Heft 4, 1952)
14
Wenige Monate später auf der Teheraner Konferenz daß bis Kriegsende eine weitere Million wird dran
ist,
besprachen “Die Großen Drei” die alliierten Kriegszie- glauben müssen”. Dieser Mann also, der sich brüskiert
le. Gab es auch Übereinstimmung in der Zerstücke- fühlte, als Stalin die Erschießung von 50.000 deut-
lung Deutschlands und der Vertreibung von über 12 schen Offizieren forderte, war bemüht, weiterhin
Millionen Deutschen aus Ostpreußen, Memelland, Millionen Tote in Kauf zu nehmen, ebenso wie sein
Posen-Westpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schle- “demokratischer” Bundesgenosse Roosevelt. Und dies
sien, Sudetenland sowie den Volksdeutschen aus den ging nicht nur aus ihrer gemeinsamen Politik der
übrigen osteuropäischen Ländern, so forderte Stalin “Bedingungslosen Kapitulation” hervor, nicht nur aus
die Erschießung von mindestens 50.000 deutschen den Methoden ihrer Kriegführung gegen die deutsche
Offizieren, ein Vorhaben, das bei den westlichen Part- Zivilbevölkerung, sondern auch daraus, daß sie
nern die gerade noch frische Erinnerung an Katyn keinerlei “Widerstands- kreisen” in Deutschland eine
und damit die sowjetische Absicht zur Liquidierung gemäßigte Alternative angeboten hatten.
der gesamten Intelligenz der “kapitalistischen Staa- In der Tat, der Krieg hatte nichts mit dem Na-
ten” wachrufen mußte. Churchill verließ auf diese tionalsozialismus zu tun. Er wurde gegen das
Forderung hin zwar das Konferenzzimmer mit dem deutsche Volk geführt !

Bemerken, daß er die Ehre seines Volkes nicht durch


eine solche Niedertracht beschmutzen lasse, doch ließ
er sich mit dem “Kompromiß Vorschlag” des US-Präsi-
denten Roosevelt wieder begütigen, “nur” 49 000 zu Verweigerte Verlängerung des britisch-polnischen
erschießen. Man erklärte schließlich, “Stalin habe ge- Beistandspaktes
scherzt” - “und der Rest des Abends verlief ange-
nehm”.
Der britisch-polnische Beistandspakt lief am 25.8.1944
Winston Churchill, der sich angesichts dieser Stalin* aus. Bereits im Mai 1942 hatten Eden und Molotow eine
sehen Forderung entsetzt und angewidert mokierte, Übereinkunft darüber erzielt, daß sie keine einseitigen
war es aber, der seinem Kumpanen Stalin mit Vereinbarungen mit irgendeinem kontinental-europäi-
Streichholzbeispielen vorschlug, die Polen “westwärts schen Land treffen würden. Als bekannt wurde, daß die
zu bewegen, wobei es nichts ausmache, wenn sie auf ‘Tschecho-Slowakei” mit der UdSSR einen Vertrag über
“einige deutschen Zehen treten” und wo “auch die Zusammenarbeit nach dem Kriege abzuschließen
Raum genug sei”, da Deutschland im Zweiten Welt- gedachte, legte das Foreign Office mit dem Hinweis auf
krieg bereits 6 Millionen Tote habe und “zu hoffen diese Übereinkunft von 1942 ein Veto ein. Stalin ver-

Ausschreit ungen der Zivilbevölkerung gegen Juden vor dem Einmarsch deutscher Truppen in Lemberg

15
sich Großbritannien angesichts dieses sowjetischen
Vorgehens zumindest von seinen Verpflichtungen auf
beiderseitige Absprachen mit der Sowjetunion entbun-
den fühlen und den britisch-polnischen Beistandspakt
vom 25.3.1939 verlängern würde , so wurden sie wie-
derum enttäuscht. Der Vertrag mit Polen hatte seinen
Dienst mit der Entfesselung des Krieges gegen Deutsch-
land getan — er wurde nicht verlängert!

russische Panzer während der deutsch-russischen


Parade vor General Guderian und dem
loschen anläßlich der Besetzung der Demarkationslinie

Weittragende Beschlüsse in Teheran

Am 4.7.1943 fiel Sikorski einem mysteriös gebliebenen hinter die Molotow-Ribbentrop - Linie zu fliehen.
Flugzeugunglück zum Opfer. Mikolajczyk übernahm den Im Gebiet von Glebokie morden kommunistische Parti-
Posten des polnischen Ministerpräsidenten. Ende August
sanen die Polen. ImNowogrodek-Gebiet rotten Partisa-
1943 empfing er einen Bericht polnischer Partisanen
aus nengruppen "Stalincy" und "Msciciele" (Rächer) ge-
Warschau:
nannt, die Polen aus.
Im Bezirk Bialystok wurde fast die gesamte polnische Reguläre sowjetische Truppen operieren in den Gebieten
von Baranovicze, Nowogrodek und Slonim. Ihre Haltung
Intelligenz von kommunistischen Agenten ermordet.
Diese Politik wurde nicht nur gegenüber einzelnen zu den Polen ist feindlich.
ange- In Wolhynien arbeiten sowjetische Partisanen mit den
wendet. sondern auch gegenüber ganzen Familien unge-
achtet des Alters und Geschlechtes. Dies geschah
polnischen Banden von Kmicic zusammen. Vom II. Juli
ent- bis heute ermordeten sie alle Polen in den Kreisen
sprechend einer Liste systematisch, und zwar an allen
Orten gleichzeitig. In Bialystok selbst wurden 1.25o Kowel, Wlodzimierz und Horochow. Nunmehr haben sie
Per- sich in die Provinzen Tarnopol
sonen ermordet, während die in der gesamten Provinz und Lemberg ausgebrei-
liquidierten Personen auf 6.500 geschätzt wurden.
tet.Ukrainer fordern die Polen unter Androhung der
Todesstrafe zum Verlassen dieser Gebiete auf. In Wilna
In Wolhynien dauerte die Liquidation von Polen
erbar- sind die überlebenden Polen tief unglücklich. Die jünge
mungslos an. Ukrainer ergehen sich in blutigen Massa- ren Polen haben sich unseren Partisanen - Organisationen
kern. Die Polen wurden daran gehindert, westwärts
angeschlossen."
16
'

Angesichts zahlreicher ähnlicher Schreckensnachrich- "Ich sagte dann mit einigem Nachdruck zu Mr. Eden,
ten der polnischen Untergrundeinheiten über das sowje- daß mein Herz nicht brechen wird angesichts der Abtre-
tische Vorgehen sandte die polnische Regierung eine tung eines Teiles von Deutschland an Polen oder ange-
Note an die Alliierten. Sie blieb natürlich unbeantwor- sichts vQn Lemberg."
tet. Mikolajczyk bat Churchill vor der Abreise nach
So behandelte Churchill, der Mitschöpfer der Atlantik -
Teheran um eine Aussprache. Sie wurde verweigert.
Charta, seinen treuen Verbündeten, dessen “Unabhängig-
Auch Roosevelt ging jedem Gespräch mit den Polen aus
keit" ihm angeblich teuer genug war, einen Krieg auszu-
dem Weg.
lösen und ihn zum Weltkrieg auszu weiten.
Winston Churchill auf der Teheraner Konferenz am Mit Streichholzbeispielen demonstrierte der Premier
28.11.1943: des Britischen Imperiums, wie einfach die Vertreibung
von Millionen von Menschen sei. Wußten diese Männer,
"Nach dem Essen an diesem ersten Abend, als wir worüber sie entschieden? US-Präsident Roosevelt frug
gerade durch den Raum schlenderten, führte ich Stalin Stalin, ob Ostpreußen und die deutschen Gebiete östlich
zum Sofa und schlug vor, darüber zu sprechen, was nach der Oder so groß seien wie die polnischen Gebiete, die
dem gewonnenen Kriege geschehen solle ... von der Sowjetunion gefordert würden. Stalin antworte-
te, er wüßte es nicht. Roosevelt: “Ob eine freiwillige
Ich schlug vor, wir sollten über die polnische Frage Umsiedlung dieser Leute möglich sei? ” Stalin versicher-
diskutieren. Er stimmte zu und bat mich zu beginnen. te: “Durchaus möglich!" Die Frage jedoch war nur für
Polen war ja wichtig für uns. Nichts jedoch war wichtiger die Akten bestimmt. In Wirklichkeit hatte Roosevelt es
als die Sicherheit der russischen Westgrenze ... dem tschechischen Exil-Präsidenten Eduard Benesch am
Persönlich dachte ich mir, daß Polen sich westwärts 12.5.1943 längst anvertraut - zu einem Zeitpunkt, als
bewegen solle, wie Soldaten, die zwei Schritt nach links Stalin seine letzten Absichten noch nicht bekanntgege-
aufschließen. Wenn Polen dabei auf einige deutsche ben hatte -, daß eine Vertreibung von 12 bzw. 18
Zehen trete, so könnte man dies zwar nicht verhindern, Millionen Deutschen aus ihrer östlichen Heimat “die
aber es müsse ein starkes Polen geschaffen werden ... Zahl der Deutschen durch diesen Transfer wesentlich
reduzieren würde." (E.J. Reichenberger “Fahrt durch
'Wollen wir versuchen', frug ich, 'die Grenzlinien zu besiegtes Land" S.8).Man gab sich zufrieden, galt es
ziehen? doch, möglichst viele Deutsche umzubringen! Und ob-
'Ja'. gleich es auf der Teheraner Konferenz jenen bekannten
'Ich bin vom Parlament nicht ermächtigt, aber wie ich Disput über Stalins Kriegszielforderung: Erschießung
glaube, hat der Präsident Grenzlinien zu ziehen ...' von mindestens 50.000 deutschen Offizieren gab, den
Stalin frug, ob das polnische Problem ohne polnische Roosevelt dann mit der Reduzierung auf 49.900 zu
Beteiligung entschieden werden solle. Ich sagte 'Ja'. beenden verstanden hatte, hob zum Ende dieser Konfe-
Dann demonstrierte ich mit Hilfe von drei Streichhöl- renz Churchill sein Glas zum Toast auf Stalin mit den
zern meine Idee von der Westbewegung Polens. Das Worten: “Stalin sei es wert, ‘Stalin der Große’ genannt
gefiel Stalin." zu werden.”

Unterzeichnung des britisch-polnischen Militärabkommens am 5. August 194o in London.


Von lks.. n.r.Lord Halifax, Raczinski, General Sikorski, W. Churchill , Zaleski und Attlee

17
"Sie haben anzunehmen"

In Anwendung der Teheraner Beschlüsse strich der daß sie sehr unklug handeln würden, wenn sie sie von der
britische Zensor in allen auch den polnischen —
— Hand wiesen. Ich rate ihnen anzunehmen, auch wenn sie
Sendungen über BBC jeden Hinweis auf Lemberg und Lemberg nicht bekommen ..."
Wilna als polnische Städte, sowie Hinweise auf die
Atlantik-Charta in Zusammenhang mit Ostpolen. Die In einer schließlich am 20.1.1944 anberaumten Konfe-
britische Regierung schwieg weiter. Auch Roosevelt renz erklärte Churchill seinen polnischen Freunden: Er
wünschte — angesichts der bevorstehenden Wahlen!
— betrachte die Curzon-Linie als gerechte polnische Gren-
ze. Großbritannien hätte lediglich die westliche Grenze
nicht auf die Teheraner Beschlüsse angesprochen zu
werden. Niemand nahm Anteil an den polnisch-sowjeti- Polens garantiert. Weder die USA noch Großbritannien
schen Beziehungen; die polnische Regierung stand grau- würden der polnischen Ostgrenze wegen in einen Krieg
ziehen. Die am 30.7.1941 angebotene Garantie, “keine
sam isoliert.
territorialen Veränderungen anzuerkennen, die sich in
Wie Churchill sich einsetzte, formulierte er selbst am Polen seit August 1939 zugetragen haben", wäre hinfäl-
lig. Polen werde im Westen bis zur Oder-Linie Kompen-
1. 12.1943:
sationen erhalten.
"Nunmehr kam ich nochmals auf Polen zurück. Ich
“Ich möchte, daß die polnische Regierung die Curzon-
erklärte, es sei mir nicht um
eine feste Vereinbarung zu
Linie ohne Lemberg als Basis für die Gespräche mit den
tun, ich sei auch selbst noch nicht völlig überzeugt;
Russen annimmt ... Sie haben dies nicht nur als Notwen-
dennoch hätte ich gern eine schriftliche Unterlage. Dann
digkeit anzunehmen, sondern Sie haben es gleicher-
schlug ich folgende Formulierung vor:
maßen begeistert anzunehmen, denn es ist eine Lösung
"Man ist der Meinung, daß sich das Territorium des
des polnischen Problems im großen Rahmen. Dies wird
polnischen Staates und des polnischen Volkes im Prinzip
ungefähr zwischen der sogenannten Curzon-Linie und nicht nur im Interesse Polens gefordert, sondern im
Interesse aller Vereinten Nationen. Sie werden Kompen-
der Oder erstrecken soll, und zwar unter Einschluß
Ostpreußens (nach der vorliegenden Definition) und sationen bis zur Oder und Ostpreußen erhalten. Die
Oppelns; die eigentliche Grenzziehung erfordert jedoch Deutschen dieser Gebiete werden vollständig ausgetrie-
weiteres eingehendes Studium und möglicherweise an
ben werden müssen. Daher empfehle ich, diese Lösung
einigen Punkten Bevölkerungs-Umsiedlungen.'' ...
anzunehmen, da ich sie als gerecht ansehe ...
Stalin zeichnete eine Linie in die Karte ein mit den
Der Krieg kann nicht ohne Rußland gewonnen werden.
Worten, Rußland brauche den eisfreien Hafen Königs- Unsere Bomber allein werden ihn nicht gewinnen ...
berg. Dann säße Rußland im Nacken Deutschlands. Nach dem Krieg werden die Russen konservativer wer-
Wenn er Königsberg erhalte, sei er durchaus willens, den ..."

meiner Formel über Polen zuzustimmen. Ich kam auf


Unter Verleugnung aller objektiven geschichtlichen
Lemberg zurück. Stalin erwiderte, er werde die
Zusammenhänge erklärte Winston Churchill im briti-
Curzon-Linie akzeptieren."
schen Unterhaus am 22.2.1944:

"Zweimal zu unseren Lebzeiten wurde Rußland gewalt-


Irgendwie mußte den Polen der englisch-sowjetisch-
sam von Deutschland angegriffen. Viele Millionen
amerikanische Wille dennoch beigebracht werden.
Russen wurden erschlagen und weite Teile russischen
Churchill sandte seinem Außenminister Eden am
Bodens Ergebnis wiederholter deutscher Aggression
als
30.12.1943 ein Telegramm:
verwüstet. Rußland hat das Recht, sich gegen zukünftige
Angriffe aus dem Westen zu sichern, und wir sehen
"Ich glaube, es ist an der Zeit, daß Sie mit den Polen gemeinsam zu, daß es diese Sicherungen erhält, nicht nur
das Problem ihrer künftigen Grenzen erörtern. Sagen Sie kraft seiner Waffen, sondern mit Billigung und Zustim-
ihnen, es geschehe auf meinen ausdrücklichen Wunsch ... mung der Vereinten Nationen."
Zeigen Sie ihnen die Formel und auf einer Landkarte die
ungefähre Grenzlinie im Osten und im Westen die Nicht nur log Churchill, was die Ursachen und Anlässe
Oderlinie einschließlich des Regierungsbezirkes Oppeln. für die militärischenAuseinandersetzungen von 1914-1918
Sie bekämen derart eine herrliche Heimat von fünf- bis und 1941-1945 waren, sondern er log auch im Hinblick
sechshundert Kilometer Länge und Breite. Die Küste auf die Möglichkeiten, Voraussetzungen und humanitä-
wäre, auch wenn sie erst westlich Königsbergs beginnen ren Grundsätze für zukünftige Friedenssicherungen.
würde, fast zweihundertfünfzig Kilometer lang. Obwohl Denn das wußte auch er: Vertreibung, Mord, Raub,
es sich vorerst nur um sehr ungefähre Vorschläge han- Expansion können keine geeigneten Friedenssicherungs-
delt, müssen sich die Polen dennoch darüber klar sein. Maßnahmen sein!

18
)

Man wußte also in den Londoner Ministerien genau,


was den Polen beiihrer “Befreiung” bevorstand.
Im übrigen propagierte die britische Regierung in-
zwischen die Curzon- Linie mit Stalin’schen Veränderun-
Ablenkung der Öffentlichkeit gen. Mit Bedacht auf die polnischen Wählerstimmen
schob Roosevelt seinem Busenfreund die Aufgabe zu,
den exilpolnischen Widerstand zu brechen.

Am 29.2.1944 gab das britische Informationsministe-


rium eine Note an höheren Beamten und die
alle
Gestalter der öffentlichenMeinung in Umlauf, durch die
sie angewiesen wurden, von den zu erwartenden Greueln
der nach Mitteleuropa vorstoßenden Roten Armee durch
eine “gegen den Feind gerichtete Greuelpropaganda
abzulenken”:

“Sir,
Ich binvom Ministerium angewiesen. Ihnen den folgen-
den Rundbrief zu übersenden:
Es ist oft die Pflicht guter Bürger und frommer Christen,
ein Auge zuzumachen gegenüber Besonderheiten jener,
die mit uns verbündet sind. Aber es kommt die Zeit, da
solche Besonderheiten, während sie noch in der Öffent-
lichkeit geleugnet werden, berücksichtigt werden müs-
sen, wenn eine Stellungnahme von uns gefordert wird.
Wir kennen die vom bolschewistischen Diktator ange-
wandten Herrschaftsmethoden in Rußland selbst, und
zwar durch die Artikel und Reden des Premierministers
persönlich im Verlauf der letzten zwanzig Jahre. Wir
wissen, wie die Rote Armee sich in Polen 1920 verhielt
und in Finnland, Estland, Litauen, Galizien und Bessara-
bien erst kürzlich.
Wir müssen daher in Rechnung stellen, wie die Rote
Armee sich sicherlich verhalten wird, wenn sie Zentral-

Europa überrennen wird. Wenn nicht Vorsichtsmaßnah-


men in Angriff genommen werden, dann werden die
augenscheinlich unvermeidlichen Schrecken, die sich Serbische Soldaten und Zivilisten in Nisch grüßen mit
ergeben, eine unpassende Belastung auf die öffentliche dem deutschen Gruß ( 14.4.1941
Meinung in diesem Lande werfen. Wir können die
Bolschewisten nicht reformieren, aber wir können unser
Bestes tun, um sie — und uns — vor den Konsequenzen
ihres Handelns zu retten. Die Enthüllungen des letzten
Viertels eines Jahrhunderts geben lediglich nicht über-
zeugende Verleugnungen wieder. Die einzige Alternative “Ratschläge“ der britischen Regierung
zur Verleugnung ist, die öffentliche Aufmerksamkeit
von dem ganzen Thema abzulenken.
Erfahrung hat gezeigt, daß die beste Ablenkung eine
Ende Juli 1944 flog Mikolajczyk nach Moskau. Er
gegen den Feind gerichtete Greuel Propaganda ist. Un-
glücklicherweise ist die Öffentlichkeit nicht mehr so erhielt vor seiner Konferenz mit Stalin und Molotow
empfänglich wie in den Tagen der "Leichen-Fabriken“, vom dortigen britischen Botschafter Kerr folgende Rat-
der “verstümmelten belgischen Kinder“ und der “ge- schläge, die nach Auffassung der britischen Regierung
kreuzigten Kanadier“. seine Position “stärken” sollten:
Ihre Zusammenarbeit ist daher ernsthaft erbeten, um die
a) “Die Umbildung der polnischen Regierung in
der
öffentliche Aufmerksamkeit von den Taten der Roten
Armee abzulenken, und zwar durch Ihre volle Unterstüt- Weise, daß gewisse Elemente, die hier als reaktionär und
zung der verschiedenartigsten Anklagen gegen die Deut- antisowjetisch angesehen werden, auszuschließen sind.
b) Die Anerkennung der Curzon-Linie als
Ausgangs-
schen und Japaner, welche bereits vom Ministerium in
Umlauf gebracht worden sind und weiter in Umlauf punkt für Verhandlungen.
c) Zurückziehen der Behauptung, daß die
Massenmorde
gebracht werden.
von Katyn von Russen begangen worden sind ... Der
Ihre zum Ausdruck gebrachte Anschauung in diesen
Dingen möge andere überzeugen. einfachste Weg, aus diesen Schwierigkeiten herauszu-
Ich bin, Sir, Ihr ergebener Diener, kommen, wäre die Anerkennung der Gutachten der
gezeichnet H. Hewet, Assistant Secretary sowjetischen Kommission, die dieses Verbrechen unter-
Das Ministerium kann in keinerlei Korrespondenz über sucht hat.
d) Eine Art Arrangement mit dem polnischen Komitee
diese Mitteilung, welche nur verantwortlichen Persön-
lichkeiten eröffnet werden sollte, eingehen.“ der nationalen Befreiung.“
19
... Ich schob den Zettel Stalin zu, der mittlerweile
die
Übersetzung gehört hatte. Eine kleine Pause trat ein.
Keine Konsequenzen aus dem Warschauer Aufstand Dann ergriff er seinen Blaustift, machte einen großen
Haken und schob uns das Blatt wieder zu. Die ganze
Sache beanspruchte nicht mehr Zeit
als sie zu schildern.
Natürlich hatten wir unsere Haltung lang und
Am 29.7.1944 rief der Moskauer Rundfunk zum
Auf- überlegt; auch handelte es sich nur um eine
sorgfältig
stand in Warschau auf. Hätte die polnische momentane
Untergrund- Kriegsmaßnahme. Alle größeren Fragen stellten beide
bewegung nicht sofort auf diesen Appell reagiert, so
Seiten für die, wie wir damals hofften, auf den
wäre sie von der roten Propaganda noch intensiver Sieg
als folgende Friedenskonferenz zurück.
Handlanger des Faschismus” diffamiert worden.
Mos- Diesmal trat ein langes Schweigen ein. Das mit Bleistift
kau hatte diesen “Beweis” präsentiert, daß alles
Gerede beschriebene Papier lag in der Mitte des Tisches. Schließ-
von der Londoner Po len- Regierung über ihre
Unter- lich sagte ich:
pundbewegung erfunden sei. Das NKWD
hätte ein
leichtes Spiel gehabt, die nationalen, auf
die Londoner "Könnte man es nicht für ziemlich frivol halten, wenn
Exilregierung vereidigten Widerstandsgruppen
in aller wir diese Fragen, die das Schicksal von Millionen Men-
Stille zu liquidieren.
schen berühren, in so nebensächlicher Form behandeln?
Wir wollen den Zettel verbrennen."
Bekanntlich blieb die Rote Armee am - "Nein, behalten Sie ihn", sagte Stalin
östlichen
...
Weichselufer Gewehr bei Fuß stehen und ließ
die Auf-
ständischen sich in einem zweimonatigen Kampf
verblu- Polen war auf diesem Zettel schon gar nicht mehr
ten. Vergeblich protestierte Churchill dagegen,
daß erwähnt, es war schon zu 100% abgeschrieben.
Stalin sich sogar weigerte, britischen
Hilfsflugzeugen Anläßlich der Moskauer Konferenz vom 14.10.1944
Landeerlaubnis im sowjetischen Machtbereich zu
ertei- weigerte sich Mikolajczyk gegenüber Churchill,
len -
Konsequenzen zog er nicht; er erwog sie noch nes 1 odesurteil, das in Teheran bereits
sein eige-
nicht einmal. Die westlichen Pacht- und gefällt worden
Leihlieferungen war, auch noch freiwillig zu unterzeichnen.
an die Sowjetunion wurden weder gestoppt
noch einge-
schränkt, noch ihre Unterbrechung angedroht.
Die briti- Churchill: “Das Lubliner Komitee sollte bevorzugt
sche Presse schwieg entsprechend der an
zitierten Anwei- dieser Regierung beteiligt werden.”
sung des britischen Informationsministeriums
zum War- Stalin: “Ihr Plan hat zwei große Schwächen: einmal
schauer Aufstand.
ignoriert er das Lubliner Komitee, das in dem
durch die
russische Armee befreiten Teil Polens so gute
Arbeit
geleistet hat, und zweitens läßt er die
Anerkennung der
Curzon- Linie vermissen, ohne die keine polnische Regie-
Von den "Freunden” rung zu Rußland in Beziehung treten kann. Der
verlassen Rest des
Planes ist vielleicht annehmbar; aber diese beiden
Punkte
müssen berichtigt werden. ”
Churchill: “Ich sehe hier eine Möglichkeit zur
Ver-
Am 9.10.1944 konferierte Churchill mit Stalin in Mos- ständigung. Was die Grenzfrage angeht, so muß
ich im
kau über Osteuropa: Namen der britischen Regierung sagen, daß in Anbe-
tracht der schweren Verluste, die Rußland
erlitten hat,
"Da mir der Moment günstig erschien, um die Dinqe und angesichts der russischen Mithilfe bei der Befreiung
entschlossen anzupacken, sagte ich: Polens die Curzon-Linie als Polens neue Ostgrenze
aner-
"Lassen Sie uns unsere Angelegenheiten im Balkan kannt werden sollte. Für das im Osten verlorene
Gebiet
regeln. Ihre Armeen
sind in Rumänien und Bulgarien. wollen wir Polen mit Ostpreußen und einem Teil
Schle-
Wir haben dort Interessen, Missionen und siens entschädigen. Alle seine Wünsche sollen
Agenten. befriedigt
Lassen Sie uns dort nicht in kleinlicher Weise werden: es soll einen Zugang zum Meer haben, einen
gegenein-
ander arbeiten. Um
nur von Großbritannien und Ruß- guten Hafen und wertvolle Bodenschätze.
land zu sprechen, was würden Sie dazu sagen, Der neue polnische Staat wird keine Fiktion sein,
wenn Sie wie
in Rumänien zu neunzig Prozent das Übergewicht hätten Versailles sie sich ausdachte, sondern eine
wirkliche,
und wir zu neunzig Prozent in Griechenland, während solide nationale Heimat, in deren Grenzen
die Polen in
wir uns in Jugoslawien auf halb und halb einigten? " Geborgenheit und Wohlstand leben können. Was
ich
Wahrend das übersetzt wurde, schrieb ich auf ein halbes soeben gesagt habe, werde ich bei Friedensverhandlun-
Blatt Papier: gen wiederholen, falls man auf meine Stimme Wert
legen
Rumänien: sollte.”
Rußland 90% Mikolajczyk (zu Stalin): “Sie werfen mir vor,
ich
Die anderen 10% ignoriere das Lubliner Komitee. Sie aber ignorieren die
Griechenland: polnische Regierung, die seit fünf Jahren ununter-
Großbritannien 90% brochen gegen die Deutschen kämpft, die starke Heere,
(im Einvernehmen mit den USA) eine Flotte und Luftstreitkräfte aufgestellt hat und nun
Rußland 10% an allen Fronten im Kampfe steht.”
Jugoslawien 50 - 50%
Ungarn 50 - 50% “Sie aber haben von der guten Arbeit des Lubliner
Bulgarien:
Komitees gesprochen. Dieses Komitee hat es zugelassen:
Rußland 75% daß Soldaten der polnischen Heimatarmee, die der
Die anderen 25% Roten Armee bei der Befreiung Polens geholfen haben,
20
verhaftet und deportiert wurden. Nennen Sie das gute
6 Sie die Grenze nicht akzeptieren, sind Sie für immer
Arbeit? ”
ausgeschaltet. Die Russen werden Ihr Land überschwem-
Stalin (lachend): “So etwas kommt überall vor.”
men und Ihr Volk liquidieren. Sie stehen am Rande der
Mikolajczyk: “Ich kann die Curzon-Linie nicht akzep-
Vernichtung”!
tieren. Ich habe nicht das Recht, 48 Prozent meines
Landes mit fünf Millionen Einwohnern abzutreten.” ... Über die Moskauer Besprechung wurde am 21. Oktober
Churchill: “Dann geben Sie wenigstens zu, daß die 1944 folgendes offizielle Schlußkommunique veröffent-
Curzon-Linie die de-facto-Grenze ist. Später, auf der licht:
Friedenskonferenz, können Sie ja dann um Abänderung
nachsuchen.” “In den Besprechungen wurden in der Richtung auf
“Das eine möchte ich sofort klarstellen: Was
Stalin: eine Lösung der polnischen Frage, die zwischen den
Mr. Churchill soeben von einer eventuellen späteren Regierungen der UdSSR und Großbritanniens gründlich
Abtretung sagte, ist für die Sowjetunion unannehmbar. besprochen worden ist, bedeutsame Fortschritte erzielt
Wir ändern unsere Grenzen nicht nach Wunsch und
Laune.”
Mikolajczyk: “Beabsichtigen Sie, nach dem Kriege aus Churchill in einer zweiten Konferenz am gleichen Tage
Polen einen kommunistischen Staat zu machen? ” zu Mikolajczyk:
Stalin: “Nein, keineswegs. Der Kommunismus paßt
nicht zu den Polen. Sie sind zu individualistisch, zu
nationalistisch. Polens künftige Wirtschaft dürfte auf “Sie sind keine Regierung, wenn Sie unfähig sind,
privatem Unternehmertum basieren, denn es wird zu den Entscheidungen zu fällen. Sie sind ein abgestumpftes
kapitalistischen Staaten gehören. Es gibt kein Zwischen- Volk, das Europa zu ruinieren wünscht. Ich werde Sie
system. Der Kapitalismus kann viele Formen annehmen Ihren eigenen Schwierigkeiten überlassen. Sie haben
und den verschiedenartigsten Kontrollen unterstehen. keinen Sinn für Verantwortung, wenn Sie Ihr Volk zu
Aber was nicht Kommunismus ist, ist Kapitalismus.” Hause preiszugeben wünschen und gegenüber dessen
Mikolajczyk: “Werden Sie der kommunistischen Partei Leiden indifferent sind. Sie kümmern sich nicht um die
in Polen verbieten, nach dem Kriege eine Revolution Zukunft Europas; Sie haben nur Ihr miserables Selbst-
anzustreben? ” interesse im Sinn. Ich werde die anderen Polen herbei-
Stalin: “Jawohl, das werde ich. Polen soll von ideologi-
rufen müssen, und diese Lubliner Regierung mag sehr
schem Hader verschont bleiben. Aber es gibt Leute — gut funktionieren. Sie wird die Regierung sein. Es ist ein
sowohl wie rechts —
links , die wir im politischen Leben krimineller Versuch Ihrerseits, die Übereinkunft der
Polens nicht dulden können.” Alliierten durch Ihr “Liberum Veto“ zunichte zu
Mikolajczyk: “Aber, Marschall, man kann nicht diktie- machen. Es ist Feigheit von Ihnen ...”
ren, wer in der Politik eines Landes nicht mitmachen “Sie sind absolut unfähig, Tatsachen ins Auge zu sehen.
darf, wenn hinter dem Betreffenden eine Partei steht.” Niemals in meinem Leben habe ich solche Leute qe-
sehen!“
Stalin sah ihn an, “als habe er einen Wahnsinnigen vor
sich”, und brach die Unterredung ab. Churchill wollte in Churchill in seinen Memoiren über diese Moskauer
Moskau unbedingt zu einer Einigung kommen, und so Konferenzen:
versuchte er nochmals, Mikolajczyk umzustimmen. Es
kam zu einer erregten Auseinandersetzung.
Churchill: “Wenn Sie die Curzon-Linie als künftige “Bei der Abreise von diesen äußerst interessanten
Grenze annehmen, können Sie vielleicht von Stalin noch vierzehn Tagen, in denen wir dichter an unseren sowjeti-
einige andere Konzessionen erreichen. Was spielt es für schen Verbündeten herankamen als jemals zuvor — oder
eine Rolle, wenn Sie die Unterstützung von einigen überhaupt seitdem - schrieb ich Stalin:
Polen verlieren. Denken Sie daran, was Sie damit für “Eden und ich sind aus der Sowjetunion erfrischt und
Polen gewinnen.” gefestigt von den Diskussionen, die wir mit Ihnen,
Mikolajczyk: “Und welche Garantie habe ich, daß die Marschall Stalin, und mit Ihren Kollegen hatten, zurück-
Unabhängigkeit dessen, was nach so einem Handel noch gekehrt. Dieses denkwürdige Treffen in Moskau hat
von Polen übrigbleibt, respektiert wird? ” gezeigt, daß es nichts gibt, was zwischen uns nicht
Churchill: “Vergessen Sie nicht, daß Großbritannien geregelt werden könnte, wenn wir einander in offener
und die Vereinigten Staaten dafür sorgen werden, daß und vertrauter Diskussion begegnen ..." (Churchill:
die Unabhängigkeit Polens geachtet wird!” Triumph and Tragedy, Boston 1953, S. 242/243)
Mikolajczyk: “Trotzdem kann ich der Forderung nicht
nachgeben. Territoriale Fragen müssen vom ganzen Volk Am 2.11.1944 bot die britische Regierung in einer Note
entschieden werden.” an die exilpolnische Regierung eine anglo-sowjetische
Churchill: “Wenn Sie auf Ihrer Starrköpfigkeit behar- Garantie für das neue polnische Gebiet einschließlich
ren, wird die britische Regierung die Sache Stettin an, mit der Aussicht auf Übernahme dieser
einfach
aufgeben. Wegen Zänkereien zwischen Polen lasse ich Garantie durch die UNO. Mit dieser vagen Garantie sie —
nicht den Frieden Europas gefährden. Sollte es zum war mit Stalin nicht einmal abgesprochen wurden —
Ausbruch eines neuen Krieges kommen, der mindestens jedoch Auflagen verbunden: Mikolajczyk solle nach
25 Millionen Menschen das Leben kosten wird, dann ist Moskau fliegen und ein Übereinkommen mit dem Lub-
Polen dafür verantwortlich!” liner Komitee zustandebringen, andernfalls Churchill
Mikolajczyk: “Nun weiß ich endlich, daß das Schicksal
“alles als beendet betrachtet und nicht zögert, sich
Polens in Teheran besiegelt worden ist.”
gegen ihn zu stellen“ ... Ich werde Stalin telegraphieren,
Churchill: “Gerettet worden ist es in Teheran! Wenn und lasse dann kommen was mag.“
21
:

Juden im Ghetto Ix>dz 1941

Die Entscheidung über Polen

In der Konferenz von Jalta (Februar 1945) begünstigten Zwei Monate später Unterzeichneten Stalin und Bierut,
Roosevelt und Churchill wie in Teheran die Curzon- nachdem 16 führende polnische Politiker heimtückisch
Linie; sie baten Stalin sanft um eine “Geste”: Er möge verhaftet worden waren, entgegen den Jalta-Beschlüssen
doch bitte Lemberg und die galizischen ölgebiete ent- einen Freundschafts- und Beistandsvertrag. Dieser Ver-
sprechend der Grenzziehung von 1919 bei Polen belassen. trag unterstrich die von Stalin geplante Dauerhaftigkeit
Aber dann fanden sie sich stillschweigend mit den der “provisorischen Regierung”. Emeut wurde MikoUy-
sowjetischen Forderungen ab. Niemand erwähnte auch czyk gedrängt, nach Moskau zu fliegen und alle sowjeti-
nur beiläufig die Schwierigkeiten der Umsiedlung von 4 schen Bedingungen anzunehmen, “selbst wenn sie unbe-
bis 5 Millionen Polen aus den östlichen Territorien. friedigend sein sollten”. Die Vorzeichen seiner dies-
Roosevelt versicherte, er und Churchill würden nach maligen Reise waren ähnlich wie bei den bisherigen
Errichtung einer provisorischen Regierung in Warschau Moskau- Besuchen
der exilpolnischen Regierung die Anerkennung ent-
ziehen und deren Vermögen der neuen Regierung über- “1941, gerade als der polnische Premierminister Sikorski
geben. Unverfroren begrüßten Roosevelt und Churchill in Moskau ankam, wurde plötzlich verkündet, daß alle
die Vereinbarungen von Jalta als die “bestmögliche Polen von ukrainischer oder weißrussischer Herkunft als
Lösung, deren Durchführung Polens Freiheit und Unab- sowjetische Staatsbürger betrachtet würden und nicht als
hängigkeit bedeute”. Polen. Als sich später Mikolajczyk auf dem Weg zum
Die Auslieferung Polens unter die kommunistische ersten Besuch nach Kriegsausbruch von London nach
Kolonialherrschaft war widerspruchslos, ja ohne eine Moskau befand, wurde das Lubliner Komitee gegründet.
Geste des Widerstandes genehmigt. Die exilpolnische Als er sich auf dem Weg zu seinem zweiten Besuch
Regierung blieb im Jalta- Kommunique unerwähnt. befand, wurde die Lubliner Regierung formal anerkannt;
und kurz bevor Molotow Moskau verließ, um an der
Alle polnischen politischen Parteien verurteilten die Konferenz in San Francisco teilzunehmen und die polni-
Jalta-Entscheidungen. Die britische und us-amerikani- sche Frage mit mir (Truman) zu diskutieren, Unterzeich-
sche Presse dagegen war voll des Lobes über diese nete die UdSSR ihren 20-Jahr-Pakt mit dem Lubliner
Beschlüsse. Und der “große Staatsmann” Winston Chur- Regime ... Mikolajczyks (jetzige) Mission wurde kom-
chill erklärte noch am 27.2.1945 im britischen Unter- pliziert und erschwert, als Radio Moskau am 14. Juni
haus: (1945) verkündete, daß das Ermittlungsverfahren gegen
die 16 verhafteten Führer abgeschlossen sei und daß sie
“Ich kenne keine Regierung, die fester hinter ihren bald vor das oberste sowjetische Militärgericht gebracht
Verpflichtungen steht, als die sowjetische Regierung.“ werden würden.“

22
Sämtliche bisherigen Erfahrungenmit den Sowjets schen Regierung die Anerkennung.
wurden übersehen. Die am
28.6.1945 begründete “Regie-
rung der nationalen Einigung” unter dem Staatspräsiden- "Alle Kabinettsmitglieder und hohen Persönlichkeiten,
ten Bierut setzte sich aus 14 Kommunisten des Lubliner Präsident Raczkiewicz einbegriffen, die bislang diploma-
Komitees und 2 Polen zusammen. Mikolajczyk erhielt tische Privilegien genossen, hatten sich nunmehr persön-
den Rang eines Zweiten stellvertretenden Staatspräsiden- lich beim britischen Fremdenamt in der Nähe des Picca-
ten und des Ministers für Landwirtschaft und Landrefor- dilly Circus registrieren zu lassen. Die Schlange war lang
men. Auf Präsident Trumans Anregung anerkannten die und die Prozedur langsam genug, um diese früheren
USA und Großbritannien diese Regierung am 5.7.1945. Alliierten zu erniedrigen — jetzt Fremde in einem frem-
Gleichzeitig entzogen die Westmächte der legalen polni- den Land."

Der Abschluss in Potsdam


Hatten schon die Exilpolen in London Ostpreußen und "Ich habe niemals geglaubt, daß ich Mikolajczyk noch
die Odergebiete niemals unter Berufung auf “historische einmal lebend Wiedersehen werde."
Rechte” beansprucht, so sollte auch die nach Potsdam
geladene Delegation Bieruts keine “historischen Rechte”
Treffend im Sinne der damaligen britischen Politik
geltend machen, sondern in ihrem Drang nach Westen
rechtfertigte Anfang Februar 1947 der ehemalige Staats-
lediglich auf die “menschenleeren” deutschen Gebiete
minister in Churchills Kabinett, Richard K. Law, in einer
verweisen. Doch die Großmächte entschieden ja darüber,
Diskussion mit britischen Studenten die britische Kriegs-
was Polen bekommen sollte. Sie entschieden auch diplomatie:
darüber, die im westlichen Ausland lebenden Polen zu
repatriieren. Die Mehrheit dieser Polen freilich versagte
sich angesichts des langjährigen Verrates diesen letzten
Empfehlungen der Alliierten. "Die Kriegskoalition im allgemeinen und die Konserva-
Um die bisherige Schamlosigkeit noch zu überbieten, tiven im besonderen waren und sind der Meinung, daß
stellte Churchill den unter Lebensgefahr aus Polen ge- die osteuropäischen Nationen politisch nicht reif genug
flüchteten, aber von ihm —
Churchill —
unter persön- sind, sich selbst zu regieren. Daher waren wir immer der
lichen Drohungen nach Moskau und Warschau hinge- Meinung, daß Osteuropa unter die sowjetische, West-
stoßenen Mikolajczyk Ende 1947 dem britischen Unter- europa einschließlich Deutschland dagegen unter unsere
haus mit folgenden Worten vor: Einflußsphäre kommen solle."

23
Verrat an den baltischen Staaten

Die Neuordnung der europäischen Staaten weit nach


Danzig hineingezogen und ihr unverhohlen Expansions-
dem Ersten Weltkrieg hat —
auch unter teil weiser Mit- gewinne auf Kosten zahlreicher freien Völker zugesagt.
wirkung Deutschlands - 1918/1919 zur Selbständigkeit Daß auf Grund solcher Verratspolitik an Osteuropa —
folgender Staaten geführt, die bis dahin Teügebiete des
wohlgemerkt vor Kriegsausbruch! — Hitler reagieren
zaristischen Rußland waren: Finnland, Estland, Lett-
mußte und somit gezwungen wurde auch seinerseits
einen Preis zu zahlen — “für den Fall politischer Verän-
land, Litauen, Polen (hiervon gehörte Posen-Westpreu-
ßen zu Deutschland, kleine Teile im Süden zu Öster-
derungen” — war bereits eine Folge der “Diplomatie”
reich-Ungarn), dann andere Länder wie die Tschecho-
Englands und Frankreichs. Hitler hatte dennoch einen
slowakei und Ungarn, Jugoslawien, deren Gebiete bzw.
erheblich geringeren “Preis” gezahlt. Anstatt —
wie die
Teilgebiete zur Österreich-Ungarischen Monarchie ge-
Westmächte — der UdSSR einen Freifahrtschein zur
hörten.
militärischen Besetzung der osteuropäischen Staaten zu
In welchem Maße hatten sich nun jene “friedliebenden erteilen, sah sich Hitler im Geheimen Zusatzabkommen
Nationen”, die nicht müde wurden zu erklären, sich für zum Nichtangriffsvertrag mit der UdSSR genötigt (muß-
den “Schutz der kleinen Nationen” einzusetzen und te er doch den von London gebildeten Koalitionsring
ihren Krieg schließlich vornehmlich, wenn nicht aus- gegen Deutschland zu vereiteln suchen), die von Stalin
schließlich um dieser edlen Ziele willen zu führen, für bestimmte “Interessensphäre” nördlich der litauischen
jene Staaten eingesetzt? Grenze bis zur ungefähren Linie der Flüsse Narew,
Im Fall Polen haben wir gesehen, daß Großbritannien Weichsel und San zwischen Polen und der Sowjetunion
alles darangesetzt hat, es zu einem von London für
sowie das sowjetische Interesse an Bessarabien (Teil
geeignet erscheinenden Zeitpunkt zur militärischen Aus- Rumäniens) anzuerkennen, — für den Fall von politi-
einandersetzung mit Deutschland zu treiben, den Russen schen Veränderungen in jenen Gebieten.
grünes Licht “auch gegen den Willen der Polen” zum
Der hierdurch ermöglichte Nichtangriffspakt zwischen
Einmarsch in Polen - vor Kriegsbeginn, am 22.8.1939! — Deutschland und der UdSSR, wäre er vom Kreml nicht
zu geben, es total der bolschewistischen Unterwerfung als “taktischer Vertrag” (im Sinne Lenins von der
auszuliefern, es “wie ein Volk auf Rädern”, das man hin- “Strategie und Taktik”), um für den groß angelegten
und herschiebt, wie die Großmächte es für richtig hiel- “Befreiungsfeldzug” gegen ganz Europa Zeit zu gewin-
ten, behandelten”. Polen hat damit unter ungeheueren nen, aufgefaßt worden, sondern als aufrichtige Grund-
Verlusten seine Freiheit und seine Grenzen verloren. Es lage für eine dauerhaft gewollte Zusammenarbeit, hätte
wurde verraten von jenen, die sich seine “Freunde” er für Europa sogar beachtlichen Nutzen bringen kön-
nannten. nen. Weder mit diesem Nichtangriffsvertrag noch mit
Das Schicksal Europas wurde 1939 lange vor dem seinem Geheimen Zusatzabkommen war etwas verspielt
eigentlichen Kriegsbeginn in einen Schwung gesetzt, worden, denn selbst nach dem 23.8.1939 hatte es Eng-
dessen Auswirkungen die Initiatoren nicht mehr kon- land noch in der Hand, Polen auf seine außenpolitische
trollierbar steuern konnten, aber auch in vielerlei Hin- Isolierung aufmerksam zu machen und zur Vernunft
sicht offensichtlich nicht steuern wollten, zumindest
anzuhalten und damit einen Kriegsausbruch zu verhin-
nicht im Sinne der Freiheit und Menschenwürde, Ge- dern.
rechtigkeit und Friedenssicherung. Die Einladung an den
Die British Foreign Policy Documents, die britische
Sowjetdiktator Stalin, sich doch mit dem Gedanken an
Presse und anderweitige Dokumente enthüllen jedoch
ein militärisches Vorgehen — “auch gegen den Willen der
eindeutig, daß Männer wie hauptsächlich Lord Halifax
osteuropäischen Völker” — nach Mitteleuropa, sprich als Außenminister, Lord Robert Vansittard, Duff
Deutschland — zu befreunden, ging von den Kriegstrei-
Cooper, Anthony Eden, Winston Churchill und ihre
bern an der Themse aus und zwar seit März 1939!
Helfer in den Parteiführungen, der Presse mit ihrem
London und Paris (im Hintergrund Washington) haben
Premierminister Neville Chamberlain als “Mitläufer”
a) ohne Not und Zwang
auf Krieg gesetzt haben und um der “Vernichtung des
b) nach monatelangen intensiven Warnungen Estlands, Faschismus” bzw. Deutschlands willen Augen und
Lettlands, Litauens, Polens und Rumäniens
Ohren gegenüber den Nöten anderer Völker verschlos-
c) nach Studium der weltrevolutionären Zielsetzung und
sen.
der historischen Praktiken der bolschewistischen Füh-
Systemgerecht, geradezu strategisch meisterhaft und
rung
rücksichtslos nutzte Stalin seine Chance noch bevor
d) nach der militär-strategischen Lageeinschätzung, daß Polen ganz geschlagen und er über 12 Millionen Weißrus-
allenfalls Deutschland fähig sein könnte, einem Vor- sen, Ukrainer und Juden “befreit” hatte: Ultimativ
marsch der Roten Armee in Europa Einhalt zu gebieten, forderte er von Estland, Lettland und Litauen “Bei-
die Sowjetunion in die — angesichts kommender Gefah- standspakte”, die zum Inhalt hatten, daß jene baltischen
ren — belanglosen Streitigkeiten über den Vorwand Staaten der Sowjetunion Flug- und Marinebasen, also
24
Militärstützpunkte sowohl auf dem Festland, als auch
den vorgelagerten Inseln zu überlassen hätten. Die hier-
Dieses Gespräch fand ein ganzes Jahr vor dem
Rußlandfeldzug - im Juni 1940 - statt !
bei nach außen zum Ausdruck gebrachte Zusage, “keine
Einmischung in die inneren Angelegenheiten”, “keine
Einschränkung der Souveränität” zu beabsichtigen, Doch die “Weltöffentlichkeit” befaßte sich mit der
erwies sich schon wenig später als Lug und Trug. Waren Niederlage Polens, nahm von jenen “kleinen Ländern”
angesichts der ultimativen Drohung und der Aussichts- kaum Notiz, schoß sich weiter auf “den Aggressor
losigkeit für jegliche Hilfe die baltischen Staaten geneigt, Hitler” ein und katalogisierte die Sowjetunion unter die
“friedliebenden Nationen”.
jene Bedingungen Moskaus anzunehmen, so erweiterte
Stalin plötzlich seine Forderungen auf zahlreiche Stütz-
und Knotenpunkte im Innern dieser Länder und auf die Allein Finnland schreckte etwas auf: Am 14. Oktober
Polizeigewalt “in den bedrohten Küstenländern”. So 1939 erhielt auch Helsinki die entsprechenden Forderun-
wurde der sowjetisch-estnische “Beistandspakt” am gen Moskaus, ein Gebiet von Hangö, einen Teil Kareliens
28.9.1939 unterzeichnet, und 25.000 Rotarmisten be- und mehrere Inseln im Finnischen Meerbusen an die
setzten ihre vorgesehenen Positionen in Estland. Die UdSSR abzutreten. Auf die Weigerung der Finnen folg-
erste Etappe der sowjetischen Machtergreifung war be- ten die üblichen sowjetischen Beschuldigungen, finnische
gonnen. Lettland folgte am 5. Oktober 1939, Litauen am Truppen hätten Einheiten der Roten Armee brutal
10. Oktober 1939. überfallen. Auch weitere Einschüchterungen fruchteten
nichts. Die Folge war die Aufkündigung des finnisch-
sowjetischen Nichtangriffspaktes durch Moskau und der
Wie wenig das
alles mit Adolf Hitler zu Einmarsch der Roten Armee in Finnland am 30. No-
tun hatte, geht daraus hervor, daß diese sowje-
allein vember 1939.
tische Zielsetzung sowohl was die Weltrevolution an
sich als auch speziell die Baltischen Staaten anbe- Der bis zum 12. März 1940 andauernde “finnische
traf, in den bolschewistischen Revolutionsjahren be- Winterkrieg” hat zwar dem finnischen Volk weltweite
reits fest programmiert gewesen war. Bereits am 25.
Dezember 1918 hatte die sowjetische Parteizeitung Sympathie eingetragen und den Ausschluß der UdSSR
Iswestija - und dies war nur eine der gleichlautenden aus dem Völkerbund bewirkt, doch was bedeutete das
Ergüsse dieser Art - geschrieben
I :
schon! Der Völkerbund starb sowieso kurz darauf, und
Sympathiebekundung war keine Hilfe. Moskau hatte
sein Ziel erreicht, seine
Grenzen auch im Norden erheb-
"Estland, Lettland und Litauen liegen auf dem di-
lich weiter vorgeschoben und strategisch wichtige
rekten Weg zwischen Rußland und Westeuropa. Sie
Positionen und Rohstoffquellen gewonnen.
sind daher ein Hindernis für unsere Revolution
Dieser trennende Wall muß niedergerissen werden". — während des
Doch im Juni 1940 Frankreichfeldzuges
— ging es erst richtig los:
Die Iswestija wurde natürlich auch in England gele-
sen. Und übrigens: einen Politiker Adolf Hitler gab es Am 14. Juni 1940 erhielt Litauen, am 16. Juni 1940
damals noch nicht! Lettland und Estland sowjetische Ultimaten, die zur
totalen Einverleibung jener Staaten in die “Union der
Sozialistischen Sowjetrepubliken” führten. Wie sich
Am 12. März 1940 schreibt die gleiche Iswestija: diese “Befreiung” im einzelnen vollzog, ist den diesbe-
züglichen Büchern wie H. v. Bergh “Die Rote Springflut”
" Betrachtungen kleiner Staaten über die
Alle oder B. Meissner “Die Sowjetunion, die baltischen Staa-
Frage von Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit in den ten und das Völkerrecht” u.a. zu entnehmen.
Beziehungen zu den Großmächten, die über ihr Sein
oder ihr Nichtsein bestimmen, sind zum mindesten Am 1. August 1940 erklärte der sowjetische Außen-
naiv. Wir möchten nochmals daran erinnern, daß
sie kommissar Molotow vor dem Obersten Sowjet in
die Neutralitätspolitik kleiner Länder nur mit Selbst- Moskau:
mord bezeichnet werden kann."
"Die Eingliederung der baltischen Staaten in die
UdSSR bedeutet, daß die Sowjetunion sich um die
Der sowjetische Außenkommissar Molotow wurde Bevölkerung Litauens in Stärke von 2.880.000, Lett-
gegenüber dem litauischen Außenminister kurz vor lands in Stärke von 1.950.000 und Estlands in Stärke
militärischen Besetzung des Baltikums durch die Rote von 1.120.000 vergrößert.
Armee noch deutlicher: Die primäre Bedeutung besitzt aber die Tatsache, daß
nunmehr die Grenzen der Sowjetunion bis an die Küste
des Baltischen Meeres vorgetragen werden. Damit ge-
"Sie müssen der
Wirklichkeit ins Auge sehen und winnt unser Land die eisfreien Häfen am Baltischen
begreifen, daß kleinen
die Staaten verschwinden Meer, die wir so sehr benötigen ...
müssen. Ihr Litauen wird ebenso wie die anderen Der Erfolg, den wir hatten, ist nicht unbeträchtlich, aber
baltischen Staaten einschließlich Finnland nichts ande- wir haben nicht vor, bei dem, was wir erreicht haben,
res tun können, als sich der ruhmreichen Familie der
zufrieden zu verweilen.
Sowjetrepubliken anzuschließen. Deshalb sollten Sie Wenn wir alle es als heilige Pflicht in uns tragen, unser
sofort damit beginnen, Volk in das Sowjetsystem
Ihr ganzes Volk zum Aufbruch bereitzuhalten, dann können
einzuführen, das in Zukunft überall herrschen wird - wir nicht überrascht werden, und die Sowjetunion wird
in ganz Europa!" noch glänzendere Fortschritte machen."

25
deutschen Divisionen an der Ostgrenze des Reiches. Und
die unschuldigen Knäblein im Kreml sollen Watte in den
Mai/Juni 1940 — Entschluß zur "Kriegführung Ohren gehabt haben? !

gegen den Faschismus" Wer kein Radio hörte, las jedenfalls das offizielle
TASS-Dementi: 'In der ausländischen Presse tauchen in
letzter Zeitprovokatorische Meldungen über eine Kon-
zentrierung deutscher Truppen an der sowjetischen
Die Parteizeitschrift “Kommunist” vom Mai 1958 (S. Grenze auf. TASS ist ermächtigt, auf Grund zuverlässi-
77-84) gab offen zu, daß die Sowjets im Mai/Juni 1940 ger Informationen zu erklären, daß diese Meldungen der
“ihre Einstellung zum Krieg geändert und sich zur ausländischen Presse völlig unbegründet und aus der Luft
Kriegführung und Vernichtung des Faschismus ent- gegriffen sind.'
schlossen” haben. Oder wie es ein anderer sowjetischer Punktum! Die Sowjetmenschen kennen TASS viel zu
Historiker in “Der Zweite Weltkrieg und der proletari- gut, um nicht zu wissen, daß diese Meldung genau das
sche Internationalismus” (S. 11-17) darlegte: Gegenteil von dem bedeutet, was sie sagt."

"Schon in der zweiten Hälfte des September 1939 Am 9. Mai 1941 —


sechs Wochen vor Beginn des
wurde von den kommunistischen Parteien begonnen, die Rußlandfeldzuges —
erhielt der jugoslawische Kommu-
vom ZK der Komintern ausgearbeitete neue taktische nistenchef von der Komintern aus Moskau einen Befehl,
Linie zu verwirklichen ... den man als die Regieanweisung für den kommunisti-
In Verbindung mit dem
Einfall der deutsch-faschisti- schen Staatsstreich bezeichnen kann. In ihm heißt es:
schen Eroberer Frankreich änderten die französischen
in
Kommunisten ihre taktische Haltung. Ende Mai 1940 "Die Zeit ist gekommen, die Weltrevolution einen
nahm die kommunistische Partei eine Deklaration an entscheidenden Schritt vorwärtszutreiben. Sie muß aber
über den Kampf mit den fremden Eroberern und den so getarnt werden, als handele es sich um eine Reihe von
nationalen Verrätern ... Maßnahmen zur Verwirklichung der 'wahren Demokra-
Das Manifest der kommunistischen Partei vom 10. Juli tie'.
1940 war der erste Aufruf zur Entfaltung des anti- Die kommunistische Partei muß in allen Ländern, in
hitlerischen Krieges ..." denen die Revolution vorbereitet wird, mit aller Sorgfalt
und Vorsicht gute Beziehungen zu nationalgesinnten
Die sowjetischen Historiker begründen die Angriffs- und religiösen Kreisen pflegen. Wo es sich als notwendig
vorbereitungen der Roten Armee, über die sie sich erweist, soll man bei der Durchführung der Revolution
nunmehr ganz offen auslassen, nicht mit konkreten Vertreter der Kirche mithelfen lassen. Ihre zahlenmäßige
Maßnahmen der Reichsregierung. Bei der seit 1917 konse- Stärke ist bestimmend dafür, in welchem Umfang der
quent verfolgten Weltrevolutions-Zielsetzung verwundert kirchliche Einfluß später auszumerzen ist.
dies nicht. Über die sowjetischen Angriffsabsichten Sofort nach der Machtergreifung wird das Zentralkomi-
und
strategischen Vorbereitungen Moskaus, unter Aus- tee eine neue Regierung einsetzen. Sie soll die breiten
nutzung der Kriegslage, Deutschland bzw. Europa zu Massen des Volkes repräsentieren und ein demokrati-
einem geeigneten Zeitpunkt —
mutmaßlich Anfang sches Gesicht haben.
Oktober 1941 — mit massivsten Kräftekonzentrationen Gegner des neuen Regimes sind so rasch wie möglich zu
anzugreifen, hat sich der Verfasser, gestützt auf sowjet- beseitigen, aber auf demokratische Manier, das heißt,
amtliche Veröffentlichungen, in seinen Büchern “Wahr- durch Aburteilung vor einem Volksgerichtshof. Diesem
heit für Deutschland —
Die Schuldfrage des Zweiten soll ein bekanntes Parteimitglied und zwei heimlich
Weltkrieges” und “Europa in Flammen 1939-1945” Bd. Sympathisierende angehören.
II eingehend auseinandergesetzt, so daß hier Parteiverräter sind ohne Rechtsverfahren zu liquidieren.
vielleicht
die Ausführungen eines weiteren authentischen Zeugen Todesstrafe ist Vorschrift.
ergänzend hinzugesetzt werden sollten: Gregory Folgende Gruppen sind 'Klassenfeinde': Mitglieder
Klimow, eh. Major der Sowjetarmee und enger Mitarbei- nationalistischer oder religiöser Bewegungen, Geistliche,
ter Marschall Schukows, machte hierüber in seinem Buch Offiziere, Angehörige der Polizei, Diplomaten und
“Berliner Kreml” (Köln/Berlin 1952, S. 58-60) folgende Staatsbeamte, die sich weigern, auf die Seite der Revolu-
Ausführungen, die nicht der Vergessenheit anheimfallen tion zu treten, und schließlich alle Personen, die nach-
sollten: weislich der Revolution Widerstand leisten."

"Jeder sowjetische Generalstabsoffizier wird laut Diese Regieanweisung war ein Teil jenes Planes der
lachen, wenn jemand behauptet, der Überfall Deutsch- bolschewistischen Weltrevolution, den Molotow 1941 ent-
lands auf die Sowjetunion sei für den Kreml über- worfen hatte und der in dem sowjet-offiziösen Werk
raschend gekommen. Dies mit um so größerer Berechti- “Totale Kriegswirtschaft und die Rote Armee” ver-
gung in Anbetracht der Tatsache, daß keine andere öffentlicht wurde:
Regierung der Welt so gut über die Zustände in ihren
Nachbarländern informiert ist wie der Kreml." "Ein paralleles Nebeneinander-Existieren unseres Sow-
jetstaates mit der übrigen Welt ist auf die Dauer un-
Den Mythos vom unerwarteten "hinterlistigen Überfall" möglich. Dieser Gegensatz kann nur durch Waffengewalt
brauchte man, umdie Mesalliance des Kreml nach außen in blutigem Ringen eine Lösung finden. Eine andere
hin zu rechtfertigen. Mehrere Wochen vor Eröffnung der Lösung gibt es nicht und kann es nicht geben. Nur der
Kampfhandlungen an der sowjetisch-deutschen Front wird gewinnen, der in sich die Entschlußkraft zum
hörten viele Menschen in der Sowjetunion im englischen Angriff verspürt." (Hendrik van Bergh “Die Rote Spring-
Rundfunk Meldungen über den Aufmarsch von 170 flut” München 1958 S. 120)
26
Unbekannter deutscher Posten in Stalingrad, Spätherbst 1942

“Die führenden Kreise Englands und Frankreichs, die


die UdSSR wegen der von ihr geschaffenen “Ost"-Front
Die Preisgabe der baltischen Staaten 1941-1945
auch weiter als Aggressoren beschimpften, schienen sich
keine Rechenschaft darüber abzulegen, daß die Schaf-
fung dieser “Ost“-Front einen einschneidenden Um-
schwung in der Entwicklung des Krieges — gegen die
Die Einverleibung der baltischen Staaten in die UdSSR Hitlertyrannei und zugunsten des Sieges der Demokratie
im Juni 1940, die sofortige Inszenierung kommunisti- — bedeutete.
scher “Volksaufstände” mit Hilfe russischer Zivilisten daß es sich nicht um Beeinträchti-
Sie begriffen nicht,
und aus Gefängnissen freigesetzter “Avantgardisten”, die gung oder Nichtbeeinträchtigung der nationalen Rechte
Bildung von “Volksregierungen” und die Umwandlung Finnlands, Litauens, Lettlands, Estlands und Polens
in Sowjetrepubliken vollzog sich so rasch vor dem handelte, sondern darum, durch Organisierung des Sieges
Hintergrund des deutsch- französischen Krieges und so über die Hitlerfaschisten die Verwandlung dieser Länder
“unbemerkt” von der Weltöffentlichkeit, daß sich die in eine rechtlose Kolonie Hitlerdeutschlands zu ver-
Großmächte rasch damit abgefunden haben. hindern."
Waren schon Großbritannien und Frankreich gemein-
sam nicht in der Lage, den Polen im entscheidenden ''Sie begriffen nicht, daß es sich darum handelte, dem
Augenblick zu helfen, so konnte Großbritannien allein Vormarsch der deutschen Truppen überall, wo das nur
die baltischen Staaten noch weniger schützen. Protest möglich war, Schranken zu setzen, starke Verteidigungs-
und Nichtanerkennungserklärungen blieben wirkungslos stellungen anzulegen und dann zum Gegenangriff über-
und erwiesen sich angesichts der nachfolgenden Ereignis- zugehen, die Hitlertruppen zu schlagen und dadurch
se als unehrlich, da sich jene Mächte nie mehr für die diesen Ländern eine freie Entwicklung zu ermöglichen.
Freiheit jener Völker tatkräftig eingesetzt haben. Sie begriffen nicht, daß es andere Wege zum Sieg über
Stalin wußte aber auch, daß eine deutsche Hilfe für die die Hitleraggression nicht gab.
baltischen Staaten nicht möglich war. Handelte die englische Regierung richtig, als sie während
Nach Beendigung des Krieges gaben die Sowjets auch in des Krieges ihre Truppen nach Ägypten schickte, ob-
ihren amtlichen Veröffentlichungen zur “Rechtferti- gleich die Ägypter protestierten und manche Elemente
gung” ihrer damaligen Nord- und Westexpansionen die in Ägypten sogar Widerstand leisteten? Sie handelte
Kriegsabsicht Stalinsund die für diese Zielsetzung not- unbedingt richtig! Dies war ein höchst wichtiges Mittel,
wendigen Vorausmaßnahmen zu. So liest sich das dann um der Hitleraggression den Weg nach dem Suezkanal zu
in “Geschichtsfälscher — Aus Geheimdokumenten über verlegen, Ägypten vor Anschlägen Hitlers zu schützen,
die Vorgeschichte des 2. Weltkrieges” (Berlin-Ost 1955, den Sieg über Hitler zu organisieren und damit zu
S. 56-58): verhindern, daß Ägypten eine Hitlerkolonie wurde. Nur

27
Feinde der Demokratie oder Verrückte können behaup-
nen an sich zu reißen.
ten,daß diese Handlungen der englischen Regierung in
2) Unterstützung eines Beistandspaktes zwischen der
diesem Falle eine Aggression darstellten.
UdSSR und Bulgarien mit dem Inhalt, Land- und
Handelte die Regierung der Vereinigten Staaten von
Marinebasen für die Rote Armee zur “Sicherung der
Amerika richtig,
als sie ihre Truppen in Casablanca
Schwarzmeergrenzen zum Bosporus” zu errichten.
landen obgleich die Marokkaner protestierten und
ließ,
3) Anerkennung Deutschlands, daß die UdSSR Aspira-
die Petain- Regierung in Frankreich, deren
Gewalt sich tionen im Raum südlich Batum und Baku in der allge-
auch auf Marokko erstreckte, direkten militärischen
meinen Richtung auf den Persischen Golf (öl!) ent-
Widerstand leistete? Sie handelte unbedingt richtig!
wickelt.
Dies war ein überaus wichtiges Mittel, einen
Widerstands- 4) Einwirkung Deutschlands auf Japan, seine Konzes-
stützpunkt gegen die deutsche Aggression in unmittel-
sionsrechte auf Nordsachalin zugunsten der UdSSR auf-
barer Nahe Westeuropas zu schaffen, den Sieg
über die zugeben.
Hitlerwehrmacht zu organisieren und damit die Voraus-
5) Einverständnis dahingehend, daß, sollte die Türkei
setzung für die Befreiung Frankreichs von dem
hitler- sich weigern, die sowjetischen Militärbasen am Bosporus
faschistischen Kolonialjoch zu schaffen. Nur Feinde
der anzuerkennen und sich den vier Mächten anzuschließen,
Demokratie oder Verrückte konnten diese Handlungen
der amerikanischen Truppen als Aggression Deutschland, Italien und die Sowjetunion Überein-
bezeichnen. kommen, diplomatische und militärische Schritte gegen
Uas gleiche aber muß von den Handlungen
der Sowjet- die Türkei zu unternehmen.
regferung gesagt werden, die bis
Sommer 1940 die Später kamen sogar noch die Ostseeausgänge zur Nord-
Ost -Front gegen die Hitleraggression organisierte
und see ins Gespräch. Hitler ließ diese Note unbeantwortet,
Truppen möglichst weit von Leningrad, Moskau
ihre
und war somit nicht bereit, die osteuropäischen Völker eines
Kiew nach Westen verlegte. Dies war das einzige Mittel,
um dem ungehinderten Vormarsch der deutschen Trup- nach dem andern preiszugeben.
Die vorerwähnte sowjetamtliche Argumentation ver-
pen nach dem Osten den Weg zu verlegen,
starke gleicht das Vorgehen Englands in Ägypten und der USA
Verteidigungsstellungen zu schaffen und dann
zum in Marokko mit dem Vorgehen Stalins 1940
an der
Gegenangriff überzugehen, um gemeinsam mit
den Ver- gesamten Ostfront. Doch hier verwischen die Sowjets die
bündeten die Hitlerwehrmacht zu schlagen und
damit zu Sachlage grundsätzlich, als es sich seinerzeit bei England
verhindern, daß die friedliebenden
Länder Europas und den USA um kriegführende Mächte handelte, die
darunter Finnland, Estland, Lettland, Litauen
und sich zwar auch nicht um Neutralitätsrechte anderer
Polen, zu Hitlerkolonien wurden. Nur
Feinde der Demo- Völker kümmerten, die aber doch diese Länder nicht
kratie oder Verrückte konnten diese Handlungen
der annektiert haben, wohingegen sich die Sowjetunion als
Sowjetregierung als Aggression qualifizieren. “Friedensnation” aufspielte und mit rücksichtsloser
Daraus folgt jedoch, daß Chamberlain, Daladier und Brutalität ihr Theater über “Demokratisierung” mit dem
ihre
Umgebung, die diese Politik der Sowjetregierung als Ziel der endgültigen Unterjochung jener Völker vorspiel-
Aggression qualifizierten und den Ausschluß der Sowjet- te. So erklärte zum Beispiel Außenminister Molotow:
union aus dem Völkerbund bewerkstelligten, wie Feinde
der Demokratie bzw. wie Verrückte handelten ..." "Man werde das Volk in einer Form befragen, wie es in
den Sowjetrepubliken üblich sei. Wir werden sehen, es
Diese sowjetamtliche Argumentation bestätigt Stalins werden keine vier Monate vergehen, bis sich die litaui-
1)
Kriegsabsicht gegen Deutschland bereits im Jahre sche Bevölkerung für den Anschluß an die Sowjetunion
1940,
die mit der unbegründeten Unterstellung aussprechen wird."
motiviert
wurde, daß Hitler vorhatte, die UdSSR anzugreifen.
Diese Unterstellung war sachlich falsch, und das In diesen Ländern, die sich seit 1917 mit allen ihren
wußte
auch Stalin; d.h. diese Unterstellung war erlogen. Stalins Kräften gegen die Bolschewisierung gewehrt haben,
Handlungen waren somit Kriegshandlungen, die zur stimmten am 14. und 15. Juli 1940 in Estland + 92,9%
Unterjochung der genannten Völker, zur enormen Ex- und in Litauen + 99,2% “für die sowjetische Befreiung”.
pansion der Sowjetunion, schließlich zur Ausweitung
des Man lese in umfassenden Büchern nach, wie sich die
Weltkrieges führten. U.a. waren es diese Maßnahmen bolschewistischen Machtergreifungen mit Hilfe der
Stalins und seine in seiner Note an Hitler vom Roten Armee vollziehen! Moralische Hemmungen gegen-
26.
November 1940 (also nach dem Molotow-Besuch in über Menschenleben gibt es da nicht! Die Tragödien aller
Berlin am 13. November) noch weit darüber hinausgehen- osteuropäischen Völker waren die gleichen.
den Forderungen, die Zusammenziehung und Offensiv-
gliederung von 4,7 Millionen Rotarmisten “in den west-
Doch Roosevelt und Churchill ließen die Wahrheiten
lichen Grenzbezirken”, die Hitler zum Präventivkrieg darüber unterdrücken, —
zugunsten einer verstärkten
gegen die Sowjetunion veranlaßt haben. Wäre doch
das Greuelpropaganda gegen Deutschland. Zwar gab es im
erkennbare Anlaufen der sowjetischen Kriegsmaschine - August 1940 eine “Atlantik-Charta”, in der festgelegt
wie es die Sowjets in ihren konkreten Massierungen und war, keine territorialen Veränderungen gegen den Willen
beabsichtigten Vormarschgeschwindigkeiten längst der Völker zu dulden, jedem Volk müsse das Recht
ver-
öffentlicht haben —
schon von Anfang an nicht aufzu- zustehen, seine Regierungsform zu wählen, wie immer es
halten gewesen. Stalins Forderungen in seiner Note
vom wolle, zwar gab es zudem Unmuts-Erklärungen der USA
26. November 1940, als Voraussetzung zum Beitritt
zum und auch von Großbritannien, doch Stalin berührte das
Dreimächtepakt waren: alles nicht. Und anstatt nun als “großer Alliierter”
Unverzüglicher Rückzug der deutschen Truppen aus standhaft zu sein — man hatte ja gegenüber Stalin
Finnland, (wobei Stalin gleichzeitig heftigsten Druck auf genügend Trümpfe in der Hand, man denke nur an die
die Finnen ausübte, um die Kontrolle über die auch für
Pacht- und Leihhilfe! —, schrieb Winston Churchill
Deutschland lebenswichtige Petsamo-Nickel-Konzessio- bereits am 7.3.1942 an den USA-Präsidenten:

28
"Die angewachsene Schwere des Krieges hat mich dazu Wurde die baltische Frage auf der ersten Außenminis-
veranlaßt zu fühlen, daß die Prinzipien der Atlantik- ter-Konferenz der Alliierten in Moskau im Oktober
Charta nicht so ausgelegt werden sollten, um Rußland 1943 nicht berührt, so präsentierte Stalin auf der Tehe-
die Grenzen streitig zu machen, die es besaß, als raner Konferenz vom 28. November - 1. Dezember 1943
Deutschland es angriff. Dieses war die Basis für Rußland, seine Forderungen auf Nordostpreußen einschließlich
sich der Atlantik-Charta anzuschließen. Und ich ver- Königsberg, was den beiden westlichen “Staatsmännern”
mute, daß ein sehr ernster Liquidations-Prozeß gegen- vollends die Sprache verschlug, überhaupt noch von den
über feindlichen Elementen in den baltischen Staaten baltischen Staaten zu reden. In Jalta im Februar 1945
von den Russen in Szene gesetzt worden ist, als sie diese überraschte Stalin seine Alliierten mit der Forderung,
Gebiete zu Beginn des Krieges an sich gerissen haben. daß neben der UdSSR, Weißrußland und der Ukraine
Ich hoffe daher, daß Sie in der Lage sein werden, uns auch Sowjet- Litauen Mitglied der Vereinten Nationen
freie Hand zu geben, einen Vertrag abzuschließen, den werden sollte. Das wurde dann zwar wieder zurückgewie-
Stalin so bald als möglich wünscht ..." sen, doch man fand sich mit Stalins kategorischem
Argument ab, daß die baltischen Staaten “in Abstim-
Auf diesen Rat hin machte Roosevelt einen “Kom- mungen ihren Willen kundgetan haben, sich der Sowjet-
promißvorschlag’’, den er Stalin zuleiten ließ, dahin- union anzuschließen”. Auf der letzten großen Konferenz
gehend, daß alle Esten, Letten, Litauer und Finnen, die vom 17. Juli bis 2. August 1945 in Potsdam wurde die
den Anschluß an die SU ablehnten, “das Recht erhalten baltische Frage überhaupt nicht mehr behandelt. Das
sollten, gesamten Vermögen ihre Heimat zu
mit ihrem “Weltgewissen” schwieg über die grauenvollen Begleit-
verlassen” (Hüll —
Memoiren, Bd. II S. 1171). Dieser umstände der sowjetischen “Befreiung”, die Zwangs-
Vorschlag wurde 1944 wiederholt. Diese Groteske war deportationen zu Hunderttausenden noch lange nach
ein weiteres Beispiel für Roosevelts Geistesverworren- 1945 und die Zwangseinwanderung von Russen in die
heit. baltischen Länder wie auch nach Ostpreußen. Man hatte
zu tun, ständig neu die Weltöffentlichkeit mit Greuel-
propaganda gegen die Deutschen “abzulenken”. Und so
Doch in England klärte man die Lage, als der britische
ist dies bis heute geblieben.
Außenminister Eden am 5.8.1942 den Gesandten der
drei baltischen Staaten in London zur Kenntnis gab, daß
sie von der diplomatischen Liste gestrichen worden So sah die Mentalität jener “Staatsmänner” aus, die
seien, und der britische Botschafter in Moskau, Sir sich auf weltweiter Ebene zu einem Bündnis gegen die
Stafford Cripps, erklärte, daß die baltischen Staaten der “menschheitsfeindlichen, aggressiven, diktatorischen,
Freiheiten der Atlantik- Charta nicht teilhaftig würden.
— welteroberungslüsternen Faschisten” zusammenschlos-
Man muß ernsthaft fragen, ob Stalin angesichts solcher sen und nach dem Krieg Uber den besiegten deutschen
“Verbündeter” hätte anders handeln können. Gegner “zu Gericht” saßen!

Nemmersdarf (Ostpreußen)
nach der Rückeroberung durch die deutscheWehrmacht im Oktober 1944. So sah “ die Befreiung” durch die Rote Armee aus.

Die gesamte Dorfbevölkerung wurde auf diese bestialische Weise ausgemordet!

29
*

Die Völker Europas werden sich


Es kommt hinzu, daß die Bevölkerung Ostpolens
angeb-
gewöhnen müssen lieh russisch werden möchte. Aber es ist
keineswegs
sicher, ob Stalin sich mit diesen
Grenzen begnügen wird
E me Ceherabesprechung zwischen Präsident Auf den Hinweis, Rußland habe bereits
Roosevelt Regierunqen
und Kardinal Spellmann vom 3. September kommunistischen Charakters für Deutschland
1943 gibt Öster-
e reich und andere Länder ernannt, die
ie orsteUun 8en bei de n Oberhäuptern dort ein kommu-
Ü Y
Alliierten über die öffentlich
der nistisches Regime errichten würden,
so daß die Russen
bekanntge wordenen Vor-
gänge hinaus beachtlichen Aufschluß. nicht einmal einzumarschieren brauchten,
Man dachte wahr- gab Präsident
lich in Kontinenten, und befaßte eV U daß dies zu erwarten sei. Ferner
sich nicht etwa mit u °i ah
'
fragte ich,
kleinen Völkern”. Mag Roosevelt ob die Alliierten nicht von sich aus etwas
hier in seinen Aus- tun könnten
führungen auch gegenüber den Strategen um diese Entwicklung zu hemmen, indem
sie die guten
in London zu
weit gegangen sein, grundsätzlich Elemente ebenso forderten, wie die Russen die
aber teilten sie die Kommu-
Grundzuge seiner Auffassung, und danach nisten gefördert haben; Roosevelt
erklärte, so etwas
haben sie wurde nicht erwogen. Deshalb steht zu
auch gehandelt. Die nachfolgenden Ausführungen erwarten, daß
Roo- kommunistische Regimes errichtet werden. Aber
sevelts sind einem Memorandum was
aus den Akten des können wir dagegen tun? Vielleicht bleibt Frankreich
Erzbischofs von New York, Kardinal Spellmann,
mit der verschont, falls es eine Volksfront-Regierung
Überschrift “Einige der wichtigsten nach Art
Gesprächsgegenstän- der von Leon Blum bildet. Die Volksfront
de entnommen. Es handelt sich hierbei könnte solche
um die zusam- Fortschritte machen, daß die Kommunisten
menfassende Niederschrift Spellmanns über eine sie womöq-
andert- ich hinnehmen. Auf die eindeutige
halbstundige Unterredung mit Roosevelt: Frage, ob Österreich,
Ungarn und Kroatien unter ein russisches
Protektorat
irgendwelcher Art geraten würden, gab Präsident
Roose-
"Zusammenarbeit der 'Großen Vier': velt ein klares Ja zur Antwort.
Es !st ein Abkommen der Großen
Aber er fügte hinzu wir
Vier geplant. Danach durften die hervorragenden wirtschaftlichen
soll die Welt in vier Einflußsphären Leistungen
aufgeteilt Rußlands nicht übersehen. Die Finanzlage der
Lhma bekommt den Fernen Osten; die USA den werden: union sei gesund. Es versteht sich, daß die
Sowjet-
Pazifik- europäischen
Großbritannien und Rußland erhalten Lander gewaltige Verwandlungen durchmachen
Afrika bzw! müssen
turopa. Aber da Großbritannien vorwiegend um sich Rußland anzupassen; aber Roosevelt hofft, daß
koloniale
Interessen hat, darf angenommen werden, im Laufe von zehn oder zwanzig Jahren der
daß Rußland europäische
0 3 beherrschen wird. Obwohl Tschiang Einfluß die Russen weniger barbarisch machen
u
«:hek Zu -*?,
bei den großen Entscheidungen
Kai- wird.

Pi
J

nflfJ?K
Einfluß
Z e98n Se n W rd St6ht
SS soll.
haben ,. i
über die Zukunft
d3ß er kein€n
'
'

Dasselbe mag, wenn auch in geringe-


^ Wie dem auch sei, fügte der Präsident hinzu, jedenfalls
könnten die USA und Großbritannien nicht gegen Ruß-
land kämpfen. Die russische Produktion sei
so groß, daß
rade * ur die USA gelten. Roosevelt
r, : hofft — man in Rußland - Lastwagen ausgenommen — auf
obwohl es Wunschdenken sein mag -,
daß Rußland in amerikanische Hilfe verzichten könne. Er hofft, daß
turopa nicht gar zu gewaltsam eingreifen wird die
Zwangsfreundschaft zwischen den Vereinigten Staaten
Volkerbund:
und der Sowjetunion sich zu einer wahren, dauernden
Der vorige Völkerbund führte nicht
zum Erfolg weil Freundschaft entwickeln wird. Die europäischen Völker
auch den kleinen Staaten das Recht
zur Einmischunq werden
eingeraumt war. Der künftige Bund wird
nur aus den vier müssen,
die russische Herrschaft einfach
ertragen
der Hoffnung, daß sie nach zehn oder
in
Großmächten bestehen (USA, Großbritannien, zwanzig Jahren in der Lage sein würden, mit den Russen
Rußland
China). Die k e n e n Staaten werden eine beratende
I i
gut zusammenzuleben. Schließlich hofft er, daß
Versammlung ohne das Recht der Abstimmung die
und der Russen vierzig Prozent des kapitalistischen Systems
Entscheidung bilden. So haben z.B. die über-
Griechen, Jugo- nehmen und die Kapitalisten nur sechzig Prozent ihres
slawen und Franzosen verlangt, den
Waffenstillstand mit Systems behalten werden, so daß eine Verständigung
Italien mit zu unterzeichnen. 'Das
haben wir rundheraus möglich wird. Dies ist auch Litwinows Meinung.
abgelehnt. Sie haben kein Recht, im
Kreis der Großen zu Ungarn:
sitzen.Nur die Großen werden zugelassen, weil sie qroß Er schätzt die Ungarn. Er möchte, daß sie zu uns
und stark sind und sich einfach aufdrängen'.
übergehen. Er wäre bereit, sie als Alliierte aufzunehmen,
Rußland:
wenn sie umschwenkten.
Ein Gespräch mit Stalin soll sobald
wie möglich statt- Österreich:
finden. Präsident Roosevelt glaubt,
ihm fiele es leichter Es ist kein Plan für eine österreichische Exilregierung
lr U erständi 9ung
Th!, km Vu uM? seiY
r zu kommen, als aufgestellt oder gebilligt. Gegen ein von Rußland gesteu-
Churchill. Churchill zu idealistisch, während e r ertes Regime in Österreich wird man keine Einwände
genau so wie Stalin, realistisch sei. Deshalb
scheint eine erheben. Das einzige, was Österreich vor den Kommunis-

lich
^
StanC Un g aU ^ rea st sc ^ er Grundlage
*‘ '
wahrschein- ten retten könnte, wäre, daß es Otto von Habsburg
gelänge, mit Hilfe Ungarns den Thron zu besteigen. Aber
Roosevelt wünscht, so unwahrscheinlich es auch sein sogar Otto von Habsburg würde sich mit den Russen
mag von Stalin das Versprechen, die russischen
Grenzen arrangieren müssen.
nicht über eine gewisse Linie'
hinauszuschieben. Mit Kroatien:
Sicherheit bekommt Stalin Finnland,
die baltischen Der Präsident widersetzt sich der Neugeburt
Staaten, die östliche Hälfte Polens, Jugosla-
Bessarabien. Es wiens und ist für zwei unabhängige Staaten,
besteht kein Anlaß, sich diesen Wünschen einen
Stalins zu kroatischen und einen slowenischen. Churchill dagegen
widersetzen, weil er die Macht hat, sich
diese ohne ist für den "status quo ante".
weiteres selbst zu erfüllen. Deshalb
ist es besser, ihm Deutschland:
alles freiwillig zu geben.
Zwischen R. (Roosevelt) und Churchill ist Übereinstim-
30
mung erreicht, daß Deutschland
in verschiedene Staaten abgefunden. Man begnügte sich damit, den westlichen
aufgeteilt wird.Es wird keine Zentralregierung mehr Demokratien zu erklären, daß Stalin ja in Bulgarien,
haben, sondern unter der Oberherrschaft der Großen Ungarn, Rumänien, Albanien, der Tschechoslowakei und
Vier, vor allem Rußlands, stehen. Einen Friedensvertrag Polen “Volksdemokratien” errichtet habe, auch in Jugo-
wird es nicht geben, sondern einen Erlaß der Großen slawien unter etwas gesonderten Verhältnissen. Man
Vier. Vorher sollen noch verschiedene Leute angehört hatte den “Vorkämpfer Für Menschenwürde, Demokratie
werden, aber das würde ohne Einfluß sein. Deutschland und Fortschritt, Freiheit und Recht” — Joseph Stalin —
soll in die folgenden Staaten aufgeteilt werden: mit enormen Hilfslieferungen während des Krieges ver-
sorgt (die USA hatten an die Sowjets mehr Panzer
Bayern, Rheinland, Sachsen, Hessen,
geliefert, als die gesamte deutsche Wehrmacht 1941 über-
Preußen, Württemberg soll ein Teil von Bayern werden,
haupt verfügbar hatte, Kampfflugzeuge für 2.000 Ge-
Sachsen bekommt Teile von Preußen. Hannover soll ein
schwader, 75% aller von der Roten Armee verwendeten
unabhängiger Staat werden; Deutschland wird für vierzig
Jeeps, Lastwagen und Traktoren, dazu jede Menge
Jahre entwaffnet. Keine Luftwaffe, keine Zivilluftfahrt;
Nahrungsmittel usw. usw.).
kein Deutscher darf fliegen lernen.
Polen:
Falls Polen wiedererrichtet wird, bekommt es Ost- Man hatte schließlich auch den kommunistischen Parti-
preußen. sanenführer Jugoslawiens, Tito, mit Waffen versorgt und
Andere Länder: ihm somit die Zerschlagung jeglicher anderen politischen
Abstimmungen sollen in folgenden Ländern stattfinden: Willensbildung in Jugoslawien zugunsten der Westmäch-
Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Norwegen, te ermöglicht. So sah man sich gegen Kriegsende kaum
Griechenland. In der Tschechoslowakei ist keine Volks- in der Lage, zumal man selbst ähnliche Mittel angewandt
befragung zu erwarten'.' hatte und gleiche Ziele verfolgte, böse über sowjetische
Maßnahmen zu werden, die man all die Jahre gefördert
(R.I. Gannon “Kardinal Spellmann” S. 189-192) hatte.

So geschehen, wie gesagt, im September 1943. Und Der Irrsinn ging so weit, daß die amerikanischen
Roosevelt hat bis zu seinem mysteriös gebliebenen Tod Truppen bereits Mitte April 1945 die tschechische
am 12. April 1945 seine Meinung nicht geändert, ja er Grenze erreicht hatten, General Eisenhower jedoch ein
wurde zusehends “noch blutdürstiger” auf der Jalta- weiteres Vorgehen ablehnte, drei Wochen Zeit ver-
Konferenz und “hoffte, daß Marschall Stalin wiederum geudete und “die Befreiung Prags” am 9. Mai 1945 den
einen Trinkspruch auf die Hinrichtung von 50.000 Sowjets überließ, die sich dann mit dem grausigen
Offizieren der deutschen Armee ausbringen werde”. Blutbad an Hunderttausenden von Deutschen und Sude-
Stalin dehnte dieses “noch blutdürstiger” auf alle Kon- tendeutschen vollzog. Auch Berlin hätte von den ameri-
ferenzteilnehmer aus. (Die Jalta Dokumente S. 55). kanischen — statt russischen — Truppen eingenommen
werden können, denn der amerikanische Rückzug aus
In Potsdam im Juli/August 1945 hatte man sich mit der Thüringen und Sachsen auf die Elbe — und das alles vor
sowjetischen Machtpraxis, dem Verschwinden ganzer der Potsdamer Konferenz! — das war politischer Di-
Völker, der Vertreibung von Millionen von Menschen lettantismus.

Ebenfalls Nemmersdorf (Ostpreußen), Oktober 1944

31
Flikhtlingstreek im Kaum von Braunsberg Jan./ Febr. 1945

Und nicht zuletzt die Zwangsauslieferung der Kosaken, herstellung einer auch nur angedeuteten Rechtsordnung
Russen und Osteuropäer, die auf der Flucht vor den oder moralischen Grundsatzordnung vorlegten, sie
Sowjets durch die Briten und US-Amerikaner ausgelie- führten nicht einmal Scheingefechte mit Stalin, um ihre
fert und zum größten Teil dem Tod anheimgegeben
“guten Vorsätze” glaubwürdig zu machen; sie boten
wurden, sollte diesen Irrsinn vollenden. ohne Not und Zwang — noch bevor Stalin überhaupt
seine eigentlichen Ziele demonstriert hatte — Stalin
Ein Druck Roosevelts oder Churchills auf Stalin etwa appetitanregende Beute in Form von ganzen Völkern,
durch eine Drohung, die Pacht- und Leihhilfe einzustel- hunderttausenden von Quadratkilometern Land, ja die
len, widersprach ihren Wünschen, die Sowjets zu bewe- Vertreibungsmöglichkeit der gesamten ostdeutschen Be-
gen, in den längst gewonnenen Krieg im Femen Osten völkerung an. Selbst der Hinweis von Stalin, ob dies
einzusteigen, und ist nie versucht worden. Aber auch denn so einfach sei, wurde von Churchill abgewertet mit
umgekehrt kann keine Rede davon sein, daß diese dem Bemerken, daß nach dem Tod von 6 Millionen
beiden westlichen “Demokraten” etwa unter dem Deutschen und den wahrscheinlich zu erwartenden
“Druck” Stalins gestanden und nur gezwungenermaßen weiteren Millionen Toten in Deutschland Platz genug
Stalin die Beute zugesteckt hätten, hatte “uncle Joe” sein würde für die zu Vertreibenden.
ihnen doch auf der Teheraner Konferenz deutlich zu
verstehen gegeben, daß die Sowjetunion ohne die Pacht- Ein angesehener amerikanischer Publizist und Gelehrter
und Leihhilfe den Krieg verloren hätte. Nein, sie standen kommentierte das Ergebnis Roosevelt ’scher — und man
nicht unter Druck, die beiden westlichen “Großen”. Sie muß ergänzen Churchill ’scher Politik mit den Worten:
besaßen die stärksten Luftflotten, die mächtigsten Ma-
nnegeschwader, die leistungsfähigsten Rohstoff-, “Er hinterließ den zivilisierten Westen in Trümmern,
Rüstungs- und Forschungszentren der Welt und hatten den ganzen Osten als ein Chaos von Schießerei und
nicht zuletzt das Monopol der Atombombe in der Hand. Mord, und unserem eigenen Land zum ersten Mal den
Sie setzten aber dieses Waffenarsenal für ihre eigenwilli- Ausblick auf einen Feind, dessen Angriff tödlich sein
gen Ziele ein, statt für edle Grundsätze. Sie waren sich kann. Und, um dieser verhängnisvollen Bosheit noch die
einig — das war das Geheimnis — in den Zielen: Verach- Krone aufzusetzen, hinterließ er uns eine Welt, die von
tung des Völkerrechts und der internationalen Moral. keinerlei moralischen Grundsätzen mehr zusammenge-
Nicht nur, daß Roosevelt und Churchill der totalitären halten werden kann“ (P.H. Nicoll "Englands Krieg gegen
Welt des Kommunismus keine Bedingungen zur Wieder- Deutschland" Tübingen 1963 S. 90).
32
. . .

10.

11. ) fordert einen hartnäckigen Kampf gegen die

Internationale Zielrichtung Amsterdamer 'Internationale'


12.
und Organisation )
fordert die Unterstellung der Parlamentsfraktio-
....

nen unter die Parteivorstände.

Der Zweite Kongreß der Kommunistischen Internatio- ) .... fordert das Prinzip des demokratischen Zentra-
lismus' als Organisationsgrundlage für alle zugehörigen
nale vom 19.7.-7.8.192o stellte jene berüchtigten “21
Parteien.
Bedingungen“ zur Zugehörigkeit zur kommunistischen
In der gegenwärtigen Epoche des verschärften Bürger-
“Weltbewegung“
1. auf, die auf eine konsequente Durch-
krieges wird die Kommunistische Partei nur dann
führung der Weltrevolution bei strengster Organisation 13.
imstande sein, ihrer Pflicht zu genügen, wenn sie auf
nach dem Prinzip des “Demokratischen Zentralismus“
möglichst
14. zentralistische Weise organisiert ist, wenn
(was nichts anderes bedeutete als rücksichtsloses Befehls- 8.
eiserne Disziplin in ihr herrscht und wenn ihr Parteizen-
prinzip Moskaus) abgestellt waren. Diese Bedingungen
trum .... mit der Fülle der Macht, Autorität und den
Lenins,
2. die Stalin späterhin - zumindest in der Praxis -
weitestgehenden
15. Befugnissen ausgestattet ist.
verschärfte, lauteten u.a.:
) ... fordert ständige und systematische 'Säuberungen'
) Die gesamte Propaganda und Agitation muß einen 16.
von allen 'kleinbürgerlichen Elementen'.
wirklichen kommunistischen Charakter tragen und den
Jede Partei, die der Kommunistischen Internationa-
)
Beschlüssen
3. der Kommunistischen Internationale ent-
le anzugehören wünscht, ist verpflichtet, einer jeden
sprechen 17.
Sowjetrepublik in ihrem Kampf gegen die konterrevolu-
Die ... Presse und alle Parteiverlage müssen völlig dem
tionären Kräfte rückhaltlosen Beistand zu leisten
Parteivorstand unterstellt werden, ohne Rücksicht
).... Änderung der Parteiprogramme im Sinne
fordert
darauf, ob die Partei in ihrer Gesamtheit in dem
der Beschlüsse der Kommunistischen Internationale.
betreffenden Augenblick legal oder illegal ist
4. Alle Beschlüsse der Kongresse der Kommunistischen
)

Jede Organisation, die sich der Kommunistischen


) 19.
Internationale, wie auch die Beschlüsse ihres Exekutiv-
Internationale anschließen will, muß
5. planmäßig aus komitees sind für alle der Kommunistischen Internatio-
allen mehr oder weniger verantwortlichen Posten der
6.
20. angehörenden Parteien bindend
nale
Arbeiterbewegung die reformistischen und Zen- ) Die Kommunistische Internationale hat der
trumsleute entfernen und sie durch bewährte Kom- ganzen bürgerlichen Welt und allen gelben sozialdemo-
21.
munisten ersetzen. kratischen Parteien den Krieg erklärt
Fast in allen Ländern Europas und Amerikas tritt der
) 1 Alle führenden Preßorgane der Parteien aller Länder
)

7. Dokumente
Klassenkampf in die Phase des Bürgerkrieges ein. Unter sind verpflichtet, alle wichtigen offiziellen
derartigen Verhältnissen können die Kommunisten kein der Exekutive der Kommunistischen Internationale
8.
Vertrauen zu der bürgerlichen Legalität haben. Sie sind abzudrucken.
verpflichtet,
9. überall einen parallelen illegalen Orga- ) fordert die organisatorischen Maßnahmen zur
nisationsapparat zu schaffen, der im entscheidenden Durchsetzung der Beschlüsse der Kommunistischen
Moment der Partei behilflich sein wird, ihre Pflicht Internationale.
gegenüber der Revolution zu erfüllen ) .... Kommunistischen
fordert den Beschlüssen der
) .... Wo die Agitation ( im Heer) durch Ausnahme- Internationale gemäße Umbesetzungen in den Zentral-
gesetze unterbunden wird, ist sie illegal zu führen komitees der einzelnen Sektionen (Parteien).
) Es ist eine systematische und planmäßige Agitation fordert den Ausschluß aller diesen Beschlüssen
)

auf dem flachen Lande notwendig widersprechenden Personen


Jede Partei, die der III. Internationale anzugehören
)
Sowohl aus diesen “21 Bedingungen“ als auch aus der
wünscht, ist verpflichtet, den Arbeitern systematisch allerorten erkenntlichen “revolutionären Praxis" der
vor Augen zu führen, daß ohne revolutionären Sturz des kommunistischen Parteien war die “Kriegserklärung“
Kapitalismus keinerlei internationale Schiedsgerichte,
der kommunistischen Parteien, gestützt auf den “starken
Kriegsrüstungen, keinerlei 'demokratische' Erneuerung
des Völkerbundes imstande sein werden, neue imperia-
Arm der Sowjetrepubliken in Rußland“ eine für alle
Staaten außerordentlich ernstzunehmende Angelegen-
listische Kriege zu verhüten.
heit. Dies um so mehr, als es Stalin unter Ausnutzung
) Die Kommunistische Internationale fordert un- marxistisch-leninistischen Ideologie, der kommu-
der
bedingt und ultimativ die Durchführung dieses Bruches nistischen Parteistatutenund der “legalisierten“ Terror-
(mit dem Reformismus) in kürzester Frist und Mordpraxis verstand, die Komintern über ihr Exeku-
).... fordert die Verjagung der Imperialisten aus den tivkomitee immer mehr zu seinem persönlichen Herr-
Kolonien schaftsinstrument auszubauen. Und Stalin war es dann
) .... fordert kommunistische Tätigkeit innerhalb der mit seinem Politbüro der KPdSU, der “den revolutionä-
Gewerkschaften, der Arbeiter- und Betriebsräte der , ren Volkswillen“ in allen möglichen Ländern zu offenen
Konsumgenossenschaften und anderer Massenorgani- Bürgerkriegen entfachte oder die offiziellen militärischen
sationen. Aggressionen befahl.

33

Das könnte Ihnen auch gefallen