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Interessengemeinschaft
Unternehmerverband Deutschlands e.V. mittelständischer Verbände
und Unternehmen
Initiative Wirtschaftsethik
Vortrag auf der Gründungsversammlung der Bellheim Gesellschaft,
19. April 2007 in Oppenheim
Peter Menke-Glückert
Vorsitzender - Deutsches Forum Nachhaltiger Mittelstand im BVMW
www.nachhaltigermittelstand.de www.dfnm.bvmw.de
Tatsache ist jedoch: Konsens über einfachste Regeln fairen Umgangs miteinander - eben nicht
nur im Geschäftsverkehr fehlen, ja Konsens wird immer unwahrscheinlicher, wegen nicht
ausgeWERTeter Herausforderungen im Globalisierungsdruck. Wegen „clash of civili-
zations“/Widerspruch zu Fremd-WERTkulturen, zu Ideologien mit Ethik-Monopol-Anspruch,
Ethik-Konkurrenzen. Vorgelebt im „clash of culturs“ des 68er-Generationenkonflikts.
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eine Verantwortung für die Überlebensfähigkeit der Menschheit. Von Politikern wie
Unternehmern. Auch als Teil nachhaltiger Welt-Wirtschafts- und Welt-Finanz-Ordnung.
In allen Weltreligionen - nicht nur in den monotheistischen, sondern vor allem schon in
Naturreligionen) - gibt es Ethikregeln des Respekts, täglicher Beachtung der Gesetze der
Schöpfungs- und Naturkosmos-Ordnung. Gleichsam Universalien in Vorwegnahme eines
Weltethikkonsens völkerrechtlicher Nachhaltigkeit, in Respekt vor dem LOGOS der Natur,
naturwissenschaftlich erarbeiteten politikfesten Eckwerten, kulturellen Traditionen. Von
Vorausgedacht von Ägyptern, Mayas, Azteken bis zu Buddhisten, Hindus, China-
Konfuzianern.
Stattdessen fordert SEN „kulturelle Freiheit, selbst zu bestimmen wie man leben will“ -
unabhängig von westlichen Globalisierungsbefangenheiten. SEN wehrt sich „gegen den
„kolonialisierten Geist, der den Westen für den Angelpunkt für Alles und Jedes hält.“
Unumkehrbare Globalisierung braucht nach ihm eine ehrlich-tolerantere Weltethik der
Vernunft. Weniger an substanzlosem, entkernten Wellness- und Konsum-Stimulierungs-
Management. Mehr an kulturell-solidarischer Solidarität mit Teilhabe an politischen
Entscheidungsprozessen. Mehr an selbstbewußter Lebensfreude am Hier und Jetzt, im Wissen
um ein festes Ethik-Fundament. Im persönlichen GE-Wissen als Stabilitätsfaktor für ein
Miteinander und eine gute Völker-Nachbarschaft, vor allem in freiheitlich-mitbestimmter
Demokratie.
Nach SEN kann eine durchdachte politisch-gesellschaftliche Antwort auf den Fundamentalis-
mus nicht „Gegenfundamentalismus“ sein. Zu Recht warnt er vor „terribles simplificateurs“,
die aus Unsicherheit und Angst auch den Kern der völkerrechtlich kodifizierten Achtung der
Menschenwürde selbst über Bord werfen. Einfordern des LOGOS der Vernunft,
sachbezogenes, methodisch nachprüfbares Fakten-Argumentieren, GELTUNG naturwissen-
schaftlich nachhaltiger Eckwerte sind Randbedingungen weltpolitischen Handelns.
Unverzichtbar. Auch nicht um kurzfristiger Platzvorteile willen im globalen Wettbewerb.
Die Bellheim-Gesellschaft will nach ihrer Satzung „Wissenschaft und Forschung in dem
Bereich Wirtschaftsethik mit dem Schwerpunkt der Vermittlung und Umsetzung anerkannter
ethischer Werte in der Unternehmensführung und Managemententwicklung“ fördern. Ein sehr
hoher Anspruch auf Wahrheit, Transparenz, soziale und Umwelt-Innovation, gelebte
lebensdienliche „corporate governance“. Noch nie war Wirtschaftsethik so nötig wie heute!
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ethiken, papiernen PR--Erklärungen ohne jede Verifizierung angeblich eingehaltener „eherner
Ethik-Grundsätze“.
Vertrauen in gewollte Fairness gegenüber Mitmensch und Mitnatur wird durch motivierendes
Vorbild des Chefs erreicht. Nach Pestalozzi ist „Erziehung immer Vorbild und Liebe“. Auf
neudeutsch: Leadership und human-relations-management. Überzeugen durch eigenes
Beispiel und Handeln!
Was sich gehört oder eben nicht gehört, bestimmen Fernsehen und Boulevardpresse,
Medienstars. Selbsternannte Gurus erfolgreichen Wirtschafts- oder Politmanagements wie
Großkommunikatoren, McKinsey-boys, Trendforscher zelebrieren Political Correctness.
Ebenso 68er-Gutmenschen, die immer noch nicht Implosion durch Wirklichkeitsverlust
marxistisch-verquerer Glaubenslehren akzeptieren. Was weitgehend fehlt, ist „Ethik-
Schamgrenze“ - Wissen, was nicht geht, was unter keinen Umständen akzeptabel. Was fehlt
ist DOCTA SPES - überkommene Hoffnung nachhaltigen Respekts vor Mitmensch und
Mitnatur. Wissen um Grenzen, feste Spielregeln, Rechtsgrundsätze. Heute sind Anstand,
Demut, Bescheidenheit, Herzensbildung allesamt aus Alltag verbannte, antiquiert-fremde
Unworte.
Für den schwäbischen Philosophen Friedrich Theodor Vischer verstand sich vor über 100
Jahren „das Moralische von selbst...“. Diese Zeiten sind vorbei. Bei Patent- und Markenklau,
Internet- und Telefon-Power-Überfall-Werbung, „Geiz-ist-Geil-Kampagnen“ Billigstan-
bietern im knallharten Wettbewerb, versteht sich nichts mehr von selbst. Jeder Unternehmer
muss seinen Vertrauensbonus und guten Namen immer wieder aufs Neue aufbauen,
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erkämpfen und - meist von Fall zu Fall - vor allem auf dem Weltmarkt - durchsetzen. Jeder
Service-Fehler, jedes nicht gehaltene Liefer- und Leistungsversprechen wird sofort bestraft,
wie nicht nur das TELEKOM-Service-Desaster oder Banken-Derivate-Täuschungs-Strategien
lehren.
Wortfeld ETHIK
Doch was bedeutet das Wort ETHIK? Was sind heute anerkannte ethische Werte? Wer gibt
Rat in ethisch verzwickter Situation? Etwa bei Preisdruck von der Konkurrenz - oft auch
verbunden mit Kenntnis von Schmiergeldpraktiken Anderer (noch vor vier Jahren als
„nützliche Betriebssausgaben“ steuerlich absetzbar). Wie kann in einem schwierigeren Wett-
bewerbsumfeld gewohnte Markentradition, bewährte Routine, Service-Qualität erhalten
werden? Wo sind mittelständische Firmen-WERTE familien- und altersgerechter Organi-
sationsstrukturen selbstverständlich? Um Humankapital junger Frauen und Männer im
internationalen Wettbewerb ebenso zu nutzen wie die Erfahrung Älterer? Fragen über Fragen
für die Bellheim Gesellschaft. Dieser Problemaufriss kann nicht alle beantworten. Versucht
wird Einiges an Lebenserfahrung, an Leitplanken für Mitdenken weiter zu geben.
Der harte Kern jahrtausende alten europäisch-westlichen Wertekanons stammt aus dem
Altgriechischen. ETHOS/ETHIKA meint im Wortsinn landläufige Sitte, Gewohnheit,
Gesinnung. In menschlicher Gemeinschaft eingeübtes, nicht angezweifeltes Was-sich-gehört
im praktischen Tagesverhalten. Gelebter Ethikkonsens.
Entscheidend ist - und das hat sich vor allem in christlich-paulinischer Tradition der Bibel
erhalten bis heute - Rückbindung/RE-LIGIO des Menschen-Alltags an Gott oder in
aufgeklärter Philosophen-Sprache von heute an transzendentales Fundament aller mensch-
lichen Aktivität, allen Polit-Handelns. Eben weil solche „Geltung von Ethik- und Fairness-
Regeln“ Apriori-Bedingung und Voraussetzung allen menschlichen Nachdenkens, Analysie-
rens, Argumentierens. Auch aus naturwissenschaftlicher Erkenntnis, aus Hirn- oder
Computerwissenschaften kann solch Ethik-Fundament nicht abgeleitet werden. Funktio-
nierendes Gemeinwesen beruht auf Voraussetzungen, die Parlament oder Verwaltung nicht
selbst geschaffen oder jemals schaffen könnte.
So jedenfalls sagen neben Kant, Popper, Goethe, Papst Benedikt XVI auch meine
akademischen Lehrer Carl-Friedrich von Weizsäcker, Georg Picht, Gustav Radbruch, Werner
Maihofer.
Mit einem Goethe-Wort aus dem Gedicht VERMÄCHTNIS „Das SEIN ist ewig, denn
Gesetze bestimmen die lebend`gen Schätze, mit welchem sich das All geschmückt...“. Das
alte Wahre fass es an...“. Oder wie Einstein formulierte: „Gott würfelt nicht...“. LOGOS,
Vernunft, Schöpfungsharmonie ermöglicht den EU-DAIMON, den guten Geist in solcher
erlebter Harmonie Glück zu finden - pursuit of happiness, Chance auf eigenes individuelles
Glück, wie es in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 heißt.
Menschenwürde
Griechen unterschieden ethische Normaltugenden, kanonisiert in der PAIDAIA-
Erziehungslehre - gestaltet von Menschen – von dianoethische Tugenden, dem Menschen-
urteil entzogen, denen die Götter folgten. Von diesem „göttlichem Tugendschatz“ profitiert
auch nach christlicher Lehre jeder Mensch als Angehöriger der Naturgattung HOMO
SAPIENS, vernunftbegabten Erdenbürgern. Ausgestattet durch Geburt - ganz unabhängig von
staatlicher Behörden-Entscheidung - mit SCINTILLA D E I, „göttlichem Funken“, Gott-
Eben-Bildlichkeit. Diese Menschenwürde ist „unantastbar“, jedem politischem Machtan-
spruch entzogen. Jeder Erd-Bürger/ Earth-Citizen hat damit Menschenrechte, „die droben im
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Himmel hangen unveräußerlich“(Schiller), befähigt mit dem Grund-WERT FREIHEIT des
Christenmenschen zur Selbstverantwortung, zur Freiheit in der Aktivität, zur Freiheit sich
selbst Ziele in Vernunftgebrauch zu setzen.
Ohne auf den Staat oder Management-Gurus oder andere selbst ernannte Politpropheten zu
warten.
Jeder deutsche Unternehmer, Einwanderer, Obdachloser hat insoweit doppelte Bürgerschaft:
Er ist deutscher Staatsbürger und zugleich Erd-Bürger. Mitverantwortlich für den Planeten
ERDE- jetzt auch nach Artikel 20a GG in Erd-Bürgerpflichten nachhaltiger „Verantwortung
des Schutzes natürlicher Lebensgrundlagen für künftige Generationen“. Zu belegen in jedem
Unternehmen, etwa in Maßnahmen zu Umweltschutz und Klima-Stabilisierung. Marketing-
ziel: NATURWERT-Bilanz/ Zertifizierung Nachhaltigkeits-Management.
Nach Hitler und kommunistischer Barbarei wissen wir, es gibt „gesetzliches Unrecht“
(Gustav Radbruch), unmenschliche Gesetze, unmenschliche Bürokratie, Verbrechen im
Namen positiven Rechts. Der Rechtsstaat des Grundgesetzes mit verfassungsfesten
Grundrechten, mit Bundesverfassungsgericht als Wächter über Grund- und Freiheitsrechte, ist
etwas völlig anderes, als ein formaler Gesetzesstaat oder Orwellscher „Bürofaschismus-
Überwachungsstaat“, wie noch heute in Militärdiktaturen.
Unsere Verfassung, die freiheitlichste deutscher Geschichte, ist an sich ein hoher Wert, der
Randbedingung, Argumentationsgrundlage jeder Wirtschaftsethik, immer neuer Quell der
Verteidigung von Eigenverantwortung, Gemeinwohlorientierung, öffentlicher Vorbild-
funktion unternehmerischen freien selbstverantworteten Handelns. Auch mit grundgesetz-
lichen Abwehrrechten gegen üppig wuchernden bürokratischen Bazillus.
Ethik-Vordenker
Für Ernst Haeckel, Carl Friedrich von Weizsäcker, Georg Picht, Max Weber, Maihofer oder
Radbruch war höchster Wert jeder Ethik - eben auch jeder Wirtschaftsethik -, Stimmigkeit
zwischen Überzeugung, eigenem Nachdenken und Handeln im Alltag. Dies gilt auch als
Unternehmer in Betrieb und Öffentlichkeit: Klarheit in der Wahrheit, Tapferkeit im
Aussprechen, was ist. Unternehmer werden - jedenfalls mittel - und langfristig - nur ernst
genommen, wenn ihre Worte auch wirklich ernst gemeint - wenn sie das Gegenteil von
Zeitentrend, political correctness, Mitläufertum, populistischer Attitüde des Auch-Dabei-
Seins. Höchster Schatz jeder Firma sind die Mitarbeiter und ihre Ideen, ihre Motivation, ihr
Firmenbindung. Nicht unbedingt das, was Consultants und Management-Gurus anerkennen.
Ganz neue - kaum in Ansätzen begriffene - ethische Herausforderung im 21. Jahrhundert ist
Zusammenschau, Beieinander-Denken, Zusammenführen streng-naturwissenschaftlicher
Methoden mit kulturethisch-philosophischen Erwägungen und Erfahrungssätzen. Exempla-
risch nachzuvollziehen in Carl Friedrich von Weizsäckers Werken und friedenspolitischen
Aussagen. Er wurde auch charakterisiert als aufklärerischer Mystiker, Jakob Böhme in
physikalischer Sprache.
Mit vielen anderen Ethik-Vordenkern - von Albert Schweitzer über den Unternehmer
Schmidtheiny und den Nationalökonomen Kenneth Boulding bis Atomphysiker Andreij
Sacharow - treffen sich Atomphysiker, Theologen, Unternehmer. Ökonomen in gemeinsamer
Ethikaktion auf fundierter christlicher Wertegrundlage. Verbunden mit „Entromantisierung“
der Ethikdiskussion über wissenschaftlich fundierte Eckwerte der Zukunftsvorsorge für Planet
ERDE.
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Seit über vier Jahrzehnten steht dies auf Wirtschaftsethik-Tagesordnungen. Seit der RIO-
Konferenz 1992 auch NACHHALTIGKEITS-DISKURS genannt. Nachgespürt wird in inter-
nationalen Expertenkommissionen seit der ersten Weltklimakonferenz 1970 in MIT/USA dem
LOGOS DER NATUR und ihren wirtschaftspolitischen Konsequenzen, vor allem in
Vorsorge für drohende Weltklima-Destabilisierung. Neudeutsch in wirtschaftsethischer
Sprache sind die Unternehmensziele 2007 sustainable development, sustainable growth,
sustainable business, sustainibility conferences /Verleihung sustainibility awards /
www.sustainibility-congress.de. usw.
Nachhaltigkeitseckwerte
Die Aufgabe der G8-Runde großer Wirtschaftsweltmächte, aber auch jedes einzelnen
Unternehmers ist es 2007, regionale Nachaltigkeits-Ethik-Konsensinseln zu finden, mit zu
gründen, funktionsfähig zu halten - wie dies unter Kaliforniens Gouverneur Schwarzenegger
18 amerikanische Einzelstaaten mit ihrem Weltklimaprogramm - neben vielen anderen
Initiativen rund um die Welt - getan haben.
Forschungsschwerpunkt Wirtschaftsethik
Wirtschaftsethik ist ein erst seit Mitte der 70er Jahre - auch als Kollateralwirkung der
Umweltdiskussion – im deutschen Sprachraum eingeführter Forschungsschwerpunkt, der
neben theologischer Morallehre, Werte-Forschung in Demoskopie, Sozialforschung, Philoso-
phie trat. In angelsächsischen Ländern ist business ethics seit vielen Jahrzehnten fester
Bestandteil der Disziplinen economics, business law, management sciences. Kenneth
Boulding nannte als Vorsitzender der American Economic Association 1968 in seiner
Antrittsrede seine Disziplin in Nachfolge von Adam Smith eine „moral science“, die
ethischen Lebensregeln formuliert.
Erinnert sei: Adam Smith war Professor für Moralphilosophie an der Universität
Edinborough. Ludwig Erhard wurde nicht müde - als Neo(ORDO)Liberaler - immer wieder
darauf hinzuweisen, dass nur mit kräftiger Hilfe des sozialen Rechtsstaates der Markt seine
Freiheitstugenden entfalten könne. Soziale Marktwirtschaft braucht Kartell- und Wett-
bewerbsrecht, Leitplanken für verantwortliches ethikgebundenes Handeln der Unternehmer.
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Abgehobene rein-intellektuelle Wirtschaftsethik-Diskussionen - ohne mittelständischen
Praxisbezug unter anderem ständig steigender Bürokratielasten - etwa im gesamten
Gesundheitsbereich - beherrschen sehr häufig Fernseh-Talkshows und Boulevardpresse. Oft
mit erhobenem political-correctness-Zeigefinger, dass Raubkapitalismus auf globalen
Märkten ethisch verdammenswert. Mit Pauschalverurteilung des Globalisierungs-Trend. Kein
anderes Land profitiert so von der Globalisierung wie Deutschland als Export-Weltmeister.
Motto ist: “die moralische Latte muß man ziemlich tief hängen, um im Leben voran zu
kommen (so der Leitartikel „Das Kreuz mit der Moral“ in Zeitschrift DAS PARLAMENT
vom 8. Januar 2007). Moralinschwere Trauerarbeit an Globalisierung und Grundregeln freier
Wettbewerbs-Wirtschaft ist dabei eine spezifisch-deutsche Form des jahrtausende alten Ethik-
Diskurses. Ironisiert in den französischen Lehnworten „le weltschmerz“ und „le
verdriesslichkeit“.
Wert FREIHEIT
Die 68er-Kulturevolution hat nach Benediktiner Altprimas Notker Wolf „Deutschen die
„Freiheit durch schamanische Reinigungsrituale“ der political correctness „ausgetrieben“. Mit
den Slogans „Macht kaputt, was Euch kaputt macht“ oder gewaltlos-perfider „repressiver
Toleranz“ (Marcuse) wurden bürgerlich-christliche Werte und rechtsstaatlich-westliche
Demokratie denunziert. Mit eigen-moralischem Ehrgeiz Alles abgelehnt, was Eigenverwirk-
lichung des NEUEN MENSCHEN behinderte. Meinungsfreiheit wurde allen denen zugestan-
den, die solcher political correctness folgten - allen anderen Normalbürgern nicht.
Nach Tucholsky hat „Aufklärung“, Befreiung aus selbst verschuldeter Unmündigkeit gegen-
über amtlicher Staatsautorität „in Deutschland nie stattgefunden“. Der 68er Mythos bestätigt
abermals Tucholsky. WERT FREIHEIT - Kern der Menschenwürde -, wird heute weniger als
je zuvor geliebt, wird als Neoliberalismus, als „terreur l´economie“ diffamiert, verteufelt, ja
geradezu gehasst - nicht nur von Spätmarxisten und Fundamentalisten aller Spielarten.
Gleichheit rangiert in Meinungsumfragen als Wert gegenüber Freiheit fast doppelt so hoch.
Überall soll der Staat Gleichheit richten! Eigenverantwortung, eigenes Gewissen ist an den
Staat abgetreten. Postkommunisten in Moralattitude ante portas! SPD hilflos. Zerstritten die
Fraktion der Macht-Opportunisten mit der des Godesberger Programms eines Karl Schiller
und Helmut Schmidt.
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Zu den heute - in für frühere Generationen - ungeahnten objektiven Optionen für selbst-
verantwortete Freiheiten, muß eines hinzukommen: der Wille von solch vorhandenen Optio-
nen auch subjektiv Gebrauch zu machen. Selbst bei Risiken, selbst gegen den Zeitgeist.
Genau dieser Handlungs- und Umsetzungswille für eigene Vision unterscheidet Unternehmer
von Bundesbedenkenträgern / BBT`s in bevormundender Staatsgeborgenheit.
Tua res agitur! Der Mut ganz neu anzufangen, nachhaltig an seiner Idee, seiner Innovation,
seinem kreativen Design zu arbeiten, geht verloren. Ebenso ist Freude an der Freiheit etwas
unternehmen zu können, verschüttet. In weiten Bevölkerungsteilen ganz verloren gegangen.
Heinrich Heine darf nicht recht behalten: „Deutsche haben Blei in den Pantoffeln“. Ohne
jeden theoretischen Unterbau schwebt nach Wolfgang Kersting „Neoliberalismus-Kritik wie
eine Wolke kondensierter moralischer Empörung über einer unbegriffenen welt-gesell-
schaftlichen Wirklichkeit.“
Aus langer Erfahrung aus vielen Ethik-Diskussionen muß vor drei Kardinalfehlern deutscher
Verwirrungszustände intellektueller Szene und Medienlandachaft gewarnt werden:
Drei Kardinalfehler
Erstens
Gewarnt wird vor der Dementia specialis - Verlust an Überblick, Durchschau - an THEORIA
im altgriechischen Sinn, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, das Ganze des
LOGOS der Natur und LOGOS tradierter Menschenkultur, Ethik-Probleme vor der Haustür
Nicht-mehr-sehen. Experten, Superspezialisten ersticken an Informationsverschmutzung. An
Zeit-Trend-Moden, katastrophigen PR-Aufgeregtheiten, wählerwirksamen Polit-Slogans und
Verkürzungen.
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Zweitens
Gewarnt wird vor der Dementia irrealis, Hereinfallen auf an den Haaren herbeigezogenen
Einfachst-GURU-Lösungen, Grusel-Weltuntergangszenarien oder FESTSCHREIBEN des
Augenblicks-Zustandes, Verlust des Vertrauen in die Innovationskraft, den Erfindungsgeist,
menschliche Problemlösungskompetenz. Manches GRÜN-Total-Szenario oder Rente-Mit 67-
Ablehnung des DGB kommt irrealer Wirklichkeitsverweigerung sehr nahe.
Motto: Welt als deutsch-romantischer Sonderweg in virtueller Gutmensch-Vorreiterrolle.
Drittens
Gewarnt wird vor der Dementia fundamentalis mit Berufung auf Extrempositionen
weltanschaulicher, religiöser, politischer Paranoia mit Monopolanspruch., Schluss-Strich- und
Endzeitparolen. Sehr nahe kommt solcher Dementia fundamentalis der zur Zeit ausge-
brochene deutsche Religionskrieg Kernenergie über CO2-Neutralität von Kernkraftwerken.
Solch Neutralität wird geleugnet - entgegen Entscheidung vieler anderer Länder. Stattdessen
gehen Unmengen an Geld und Energie in CO2-freie Kohlekraftwerke, die aus rein pysika-
lisch-energetischen Gründen niemals die CO2-Neutralität von Kernkraftwerken erreichen.
Motto: Umso schlimmer für die Tatsachen! Für viele Grünideologen besteht Technologie-
innovation in deren Abschaffung.
Verstehen des ganz Anderen einer uns im Grunde fremden WERTE-kultur - auch der ameri-
kanischen des leichten Geldes und Schnell-Verschuldens ohne soziale Grundsicherung -
gelingt nur, wenn man sich des Wertes deutscher Sozial-Fairness-Regeln gewiss. Nur wer
weiß, wo die moralische Wurzeln, die starke Mitte seiner Kraft, wird in harten Verhandlungen
überzeugen, kann Freunde gewinnen. Christlich-westliche Werte und Lehren aus deutschen
Polit-Katastrophen-Erfahrungen sind dabei Hilfe, Dolmetsch, um Kulturfremdes zu verstehen,
zu respektieren, aus anderen Kulturerfahrungen dazu zu lernen. Ohne Eigenständigkeit und
die eigene WERTE-kultur aufzugeben. Nach Einstein sind „Atomkerne leichter zu zertrüm-
mern als Vorurteile!“ Nur Ethik-Verantwortung schafft FREIHEIT, gibt nachhaltigem
Optimismus Gründe. Und wird es schaffen mit neuer Unübersichtlichkeit, moralischer
Verwilderung, kommenden Welt-Finanz-Markt-Turbulenzen fertig zu werden.
Glückwunsch den Müttern und Vätern der Bellheim-Gesellschaft, dass sie dazu Mut, unter-
nehmerische Phantasie und nachhaltige Beständigkeit in gelebtem WERTE-bewußtsein
haben!