Sie sind auf Seite 1von 4

Ethische Aspekte interkultureller

Personalentwicklung
Bedeutung von Ethik
Die Glaubwürdigkeit des Begriffs "Wirtschaftsethik" ist in letzter Zeit in Frage gestellt worden, da
"Wirtschaftsethik" zunehmend als Widersprüchlichkeit angesehen wird. Es wird allgemein
angenommen, dass Wirtschaft und Ethik nicht nebeneinander bestehen können, und es wird
behauptet, dass Unternehmen von unethischen Praktiken profitieren. Unternehmensethik ist
keineswegs ein Widerspruch in sich, sondern einer der wichtigsten Bereiche der
Managementkompetenz und -verantwortung (Winter, 2005, S. 149).

Ethische relevante Problemfelder internationaler/interkultureller Kommunikation


Viele der ethischen Probleme und Dilemmata im internationalen Wettbewerb sind auf die Tatsache
zurückzuführen, dass sich die politischen Systeme, das Gesetz, die wirtschaftliche Entwicklung und die
Kultur von Land zu Land erheblich unterscheiden. Im internationalen Geschäftsleben sind die
häufigsten ethischen Fragen folgende:

• Beschäftigungspraktiken,
• Menschenrechte (Rassendiskriminierung, Kinderarbeit),
• Umweltvorschriften,
• Korruption,
• Moralische Verpflichtungen von multinationalen Konzernen (Winter, 2005, S. 150-151).

Beziehung zwischen Ethik und Ökonomie


Dass es Überschneidungen zwischen Ökonomie und Ethik gibt, darf nicht verschwiegen werden. Viele
Experten sind der Meinung, dass die Beziehung zwischen Unternehmensethik und Gewinn sehr
kompliziert sein kann. In einigen Fällen stehen die zur Erzielung von Gewinnen erforderlichen Werte
in völligem Widerspruch zu ethischen Gesichtspunkten, was zu unethischem Geschäftsverhalten führt,
da die Unternehmensleitung bestrebt ist, so viel Geld wie möglich einzunehmen. In anderen Fällen
profitieren Unternehmen in vielerlei Hinsicht davon, mit höheren ethischen Standards zu operieren
und die allgemeine Mentalität von Unternehmen, die der Ethik eine hohe Priorität einräumen, scheint
oft Vorteile in nicht verwandten Bereichen zu haben. Ein komplizierter Faktor, der die Beziehung
zwischen Unternehmensethik und Gewinn trüben kann, ist die Tatsache, dass jede Kultur leicht
unterschiedliche ethische Ideale und Erwartungen an das Verhalten von Unternehmen haben kann
(Kneissl, 2013, S. 43-44).

Ethische Personalentwicklung
Für verantwortungsvolles Wirken von MitarbeiterInnen werden entsprechende Fähigkeiten,
Kompetenzen und Informationen für Entscheidungen und Handlungen vorausgesetzt. Ethische Aus‐
und Weiterbildung gehört zu den häufig genannten Maßnahmen zur Umsetzung der
Unternehmensethik in der Praxis → Die Ethik wird zum Inhalt der Personalentwicklung (Kneissl, 2013,
S. 83-87).

In diesem Verständnis ist es die Absicht der Personalentwicklung, die moralische Kompetenz zu
stärken. Diesbezüglich sind wiederum diverse Teilkompetenzen involviert, was eine inhaltliche
Definition des Begriffs erschwert. Diese Abbildung ist der Versuch, das Konzept der moralischen
Kompetenz zu spezifizieren, indem auf die damit verbundenen Teilkompetenzen eingegangen wird
(Kneissl, 2013, S. 87).

Fabienne Kompein, Karl Praxmarer, Ricarda Lechner & Nicola Hütz 1


Abbildung 1: Teilbereiche der moralischen Kompetenz (adaptiert aus Kneissl, 2013, S. 87)

Maßnahmen zur Vermeidung von unethischem Verhalten


Zur operativen Steuerung des Ethik-Personalmanagements können entsprechende Abteilungen,
Stellen oder andere organisatorische Vorkehrungen geschaffen werden (Kneissl, 2013, S. 62).

Ein Großteil der börsennotierten Unternehmen hat Ethikprogramme in ihre Organisationsstrukturen


eingebunden. Neben Ethikkodizes sind auch Ethics Committees of the Board of Directors, Ethics Offices
und Ethics Hotlines etabliert (Kneissl, 2013, S. 63). Einen Überblick dazu gibt die folgende Abbildung 2:

Abbildung 2: Spezielle interne Strukturen zur Unterstützung der Unternehmensethik (adaptiert aus Kneissl, 2013, S. 63)

Verantwortungsethik im Bereich interkulturelle Kommunikation


Verantwortungsethik sollte die Basis für Handeln in unserer europäischen Kulturtradition sein. Diese
Basis befindet sich zwischen einer normativen Position, in der bestimmte Grundsätze nicht
verhandelbar sind und einer pragmatischen Position, in welcher auf verhandelnde Kommunikation
gesetzt wird und die sich der spezifischen Situation anpasst. In unserem Fall bedeutet das, dass sich an
objektive Verbindlichkeiten gehalten werden soll, man aber auch neue Vorgaben verhandeln kann.
Wichtig ist, dass das Handeln gesellschaftlich anerkannt wird. (Winter, S. 159-160)

Dabei sind vor allem drei Problemfelder wichtig:

Fabienne Kompein, Karl Praxmarer, Ricarda Lechner & Nicola Hütz 2


Problemfeld 1: Rückwirkungen von Fremderfahrungen auf das Selbstbild
Interkultureller Kontakt führt zu Auswirkung des Selbstbildes der involvierten Personen. Dabei sind die
eigene Identität, Werte und Ideale wichtig als Basis der Wahrnehmung. Die Selbstwahrnehmen reicht
von Xenophobie, also die Ablehnung und Bekämpfung alles Fremden, bis hin zu Xenophilie, also der
Anerkennung des Fremden als besser. Die Mitte dieser zwei Extremen beinhaltet eine kritische Distanz
zu beiden Seiten die sich unter anderem durch Offenheit, Flexibilität, Anpassungsbereitschaft und
emotionale Toleranz bemerkbar macht. Eine Distanz zum Selbs- und Fremdbild ist notwendig, um
fremdkulturelle Entwicklungsanstöße zu empfangen. Diese Entwicklungsanstöße passieren durch die
vermehrten (interkulturellen) Erfahrungen und Vergleichsmöglichkeiten. (Winter, S. 160-161)

Problemfeld 2: Die kommunikative Perspektive und die Beziehungsebene


Das zweite Problemfeld bildet die Kommunikationsebene. Dabei ist zu beachten, dass die Personen in
interkultureller Kommunikationssituationen immer Kommunikatoren sowie Rezipienten sind. In
solchen Kommunikationssituationen sind verschiedenen Verhandlungsdimensionen anzusehen:

• Verantwortung: Dass die eigene Kommunikation aus der Perspektive des fremdkulturellen
Partners zu verstehen ist
• Authentizität: Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit
• Zurückhaltung: In Bezug auf nonverbaler Kommunikation und deren Deutung
• Soziale und partnerbezogene Verantwortung: Gegenüber der emotionalen Wahrnehmung
des eigenen Verhaltens und Kommunikation vom fremdkulturellen Partner
• Regelgebundenheit und Regeltreue: Die vereinbarten Regeln gelten, ob im Vorhinein oder im
Laufe des Gesprächsfestgelegt
• Verantwortung und Loyalität: Der eigenen Gruppe und Interessen gegenüber
(Winter, S. 161-162)

Problemfeld 3: Rationalität und Gerechtigkeit, Kooperation und Moral


Es wird zwischen kooperativen und nichtkooperativen Strategien, also kurzfristiges,
gewinnorientiertes Eigeninteresse und nachhaltige Strategien für beide Seiten, unterschieden. Das
unmoralische nicht-kooperative Verhalten wird hierbei oft als rational besseres Verhalten gesehen,
weil die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht. Dabei wird aber nicht beachtet, dass
Gewinnchancen verspielt werden können, wenn beide auf der eigenen Gewinnmaximierung beruhen.
Auf der anderen Seite kann ein kooperatives Verhalten von der anderen Seite durch nicht-kooperatives
Verhalten ausgenutzt werden. Daher stellt sich weiterhin die Frage, wann „irrational“ bzw. kooperativ
gehandelt werden sollte. Diese Frage beschreibt das Spannungsfeld und den Zusammenhang zwischen
Ethik und Rentabilität. (Winter, S. 162-164)

Debatte
Eine Debatte ist eine geregelte und geleitete Form einer Diskussion, in der Pro- und Contra-Gruppen
über gesellschaftliche und/oder politische Streitfragen Stellung beziehen. Dabei geht es darum gegen-
und miteinander zu diskutieren, argumentieren und kritisieren sowie die eigene Meinung auch zu
begründen. Die Debatte wird dabei von einer Moderatorin bzw. von einem Moderator geleitet und
folgt strengen Regeln und Zeitlimits.

Möglicher Ablauf einer Debatte:


• Eröffnungsreden (1,5 bis 2 Minuten pro Gruppe)
• Freie Aussprache (10 bis 15 Minuten)
• Schlussreden (1 bis 2 Minuten)
(Jugend debattiert, 2022)

Fabienne Kompein, Karl Praxmarer, Ricarda Lechner & Nicola Hütz 3


Literatur
Ahlrichs, R. (2012). Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik. In: Zwischen sozialer
Verantwortung und ökonomischer Vernunft. VS Verlag für Sozialwissenschaften,
Wiesbaden.

Jugend debattiert (2022). Im Mittelpunkt – die Debatte. Verfügbar unter https://www.jugend-


debattiert.de/programm/debatte-themen

Kneissl, M. (2013). Ethik im Personalmanagement in wirtschaftlichen Krisenzeiten (Diplomarbeit,


Universität Graz). Hs-Mittweida.de Registry. Verfügbar unter
https://docplayer.org/42641598-Diplomarbeit-herr-ing-michael-kneissl-ethik-im-
personalmanagement-in-wirtschaftlichen-krisenzeiten.html

Winter, G. (2005). Theoretische Grundlagen interkultureller Kommunikation und Kooperation. In S.


Schroll-Machl (Hg.), Ethische Leitlinien für interkulturelles Handeln (2. Aufl., S. 149–166).
Vandenhoeck & Ruprecht Verlag.

Fabienne Kompein, Karl Praxmarer, Ricarda Lechner & Nicola Hütz 4

Das könnte Ihnen auch gefallen