Sie sind auf Seite 1von 3

Die 1960er-Jahre gingen durch den Mauerbau und den Ausbau WestBerlins zur glitzernden und

provozierenden Konsuminsel inmitten der DDR in die Geschichte ein, brachten aber auch die
Studentenrevolte hervor. Die 1970er-Jahre ließen Berlin im Westen wie im Osten zum Zentrum der
Aussteigerbewegungen werden. Und schließlich begannen die hedonistischen 1980er-Jahre, die mit
dem Fall der Mauer ausklangen.

Im Westen der Stadt löste am 2. Juni 1967 während einer Demonstration gegen den Schah von
Persien die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten –inzwischen als
Spitzel der ostdeutschen Staatssicherheit identifiziert –die Studentenunruhen und die sogenannte
68er-Bewegung in West-Deutschland aus.

Viele Studenten oder junge Leute, die kein ausreichendes Raum zum Experimentieren auf der
konventionellen Kunstszene Westberlins fanden, schlossen sich in Gruppen ein und auf diese Art und
Weise ist die Subkultur Westberlins entstanden: Pinks und Postpunkbands. Sie suchten nach
schöpferische Entfaltung und Experimentierfreiheit. Solche Musikgruppen sind: ,,Die Tödliche Doris”,
,,Die Toten Hosen”, usw.

In der subventionierten Exklave des Westens wurden neue Kunsttheorien entworfen. Bars und Clubs
erscheinen als Hochbergen der kulturellen Entfaltung des Individen. So entstand zum Beispiel der Bar
,,Kumpelnest 3000”, als Abschlussarbeit eines Kunststudenten, Mark Ernestus der danach zum
Entwicklung der Technoszene in Berlin beigetragen hat. Auf diese ArT tund Weise sind viele Galerien
und Kunstnukleen entstanden während andere sich in diletantthaftigen, bohemen Unternehmentum
verloren gegangen sind.

Westberlin bedeutete Freiheit zugleich aber auch Avantgarde, unbestimmtes Raum und
unbestimmte Zeit. Der Musiker Alexander von Borsig, damals Gitarrist bei den "Einstürzenden
Neubauten", erinnert: "In den Achtzigerjahren lief ein ganz normaler Tag folgendermaßen ab:
Irgendwann hast du deine Wohnung verlassen und bist losgegangen, von einem Ort zum nächsten.
Wahrscheinlich bist du dann mal sechs Stunden in der Wohnung von irgendjemandem hängen
geblieben. Von dort aus bist du wieder in den Club gegangen, der gerade aufgemacht hatte oder
noch auf war. Danach bist du wieder weitergezogen. Möglicherweise hast du mal eine Weile
geschlafen, bei dir zu Hause oder irgendjemandem, den du kennen gelernt hast. Das ging
fortwährend immer so weiter".

Wolfgang Müller hat über die West-Berliner Subkultur und ihre ,,Geniale Diletanten” zwei Bücher
geschrieben. Die frecke Lebenskünslter, das Lebendige Westberlins, experimentelle Bands und jener
freie, amateurhafte Geist aller Künstlerm, Möglichkeiten zur Selbstentfaltung durch
Subventionierung: alles hört zu dem Kaleidoskop der Momentaufnahmen seines Buchs.

In seinen Bücher zeichnet er die Porträts von underschiedlichen Promis, die in Berlin gelebt haben
.Unter ihnen zählt auch David Bowie, der in Berlin gelebt und Musik registriert hat. Darüber hat eine
Freudin, die Designerin Claudia Skoda erzählt. Sie berichtet über ein unbeschwertes Leben in
Westberlin, wo alles vor allem nachts stattgefunden ist: In Clubs, die damals noch Diskotheken
hießen mit psychedelischer Musik, bei Live Koncerte, in Queer Bars und alles erst am morgen ein
Schluss fand, wenn man zum Tortenessem am Kudamm ging. Weiterhin erzählt sie auch über die
Punkbewegung, die Hausbesetzerszene in Kreuzberg und die Prozesse gegen die RAF, die ebenfalls
zur Kultur Westberlin zählen.

Was noch über den Geist jener West-Berlin Periode spricht so freie Geiste wie Müller, liegt
heutzutage im Stadtviertel Neukölln unter dem Namen ,, Galerie Studio St. St.“ und ist nichts anderes
als ein Wirrwarr von Gemälde, die Champagne Feier mit langen, gewickelten Beinen in Strümpfen
darstellen - kurz gesagt geht es um eine Cabarett Galerie, ein Salon wo es am Abend rosa beleuchtete
Shows gebe.

Vieles mehr spricht für das Anziehungskraft Westberlins. Die Abschaffung der Sperrstunde hat mit
sich ein blühendes Nachtleben gebracht. Das alte Berlin war zugleich eine Avantgarde Metropole, mit
Frontstadt Gefühl, Tunichts Atittude, wo die Bohemen alternativ lebten. Dazu kam das
KudammGlamour, mit den Boutiquen, mit dem eleganten City West, das nach dem Mauerbau zum
Zentrum West-Berlins geworden ist.

Flucht der Wirtschaft


Die kurze wirtschaftliche Blütezeit der Mode- und Konfektionsindustrie auf dem Kurfürstendamm
ging mit dem Mauerbau abrupt zu Ende. Die Modehäuser verlagerten die Produktion von
Modellkleidung entweder nach West-Deutschland, oder ins Ausland, oder sie stellten sie ganz ein.
Übrig blieben Boutiquen und Kaufhäuser. Auf den Leerstellen, und da wo es noch Spuren des Krieges
gaben entstanden am Kurfürstendamm morderne Großbauten mit moderner Architektur. 1965 war
das Europa Center am Breitschedplatz fertiggebaut worden und bis heute herrscht es da mit dem
drehendem Mercedes Benz Stern, der noch an dem Wirtschaftswunder erinnert.

Zu dem Stadtkultur gehörten auch die politischen Demonstrationen, die jetzt am Kurfürstendamm
stattfanden. Die Einweihung dieser Tradition wurden von den Amerikanern gemacht, als sie eine
Woche vor dem Mauerbau am 20. August 1961 über den Kurfürstendamm eine Militarparade
führten.

Ähnliches ist stattgefunden, als Kennedy nach Berlin kam und ein Triumphzug am Kudamm mache.
Das Gleiche tat Nixon, Queen Elisabeth II, Armstrong und viele andere. Danach wuchs die
Demonstrationskultur am Kudamm und man protestierte gegen den Vietnam-Krieg, gegen die
Ermordung Martin Luther Kings, gegen die Besetzung der Tschehoslowakei, gegen
Umweltschmutzung, Abriss von besetzten Häusern und vieles mehr.

Was bis jetzt als anziehend für Zentrum Westberlins galt, wie zum Beispiel Peep-Shows und
Spielsalons, wo auch Transexuelle und Nackte auftauchten, wurden als unangemessen empfunden.
In den achzigen Jahren wollte man Abstand von der Dekadenz nehmen und eine Kulturmeile zu
schaffen So sind der Weltkugelbrunnen auf dem Breitschedplatz, eine neue Schaubühne am Lehniner
Platz eröffnet worden. Dazu kammen die ,,Verschlingenen Röhrenarme“, eine statueartige
Installation, die viel Aufmerksamkeit gewonnen hat und zugleich an der Trennung Deutschlands
erinnerte. Danach 1987 folgte die Skulptur die "Zwei Beton-Cadillacs in Form der nackten Maja" von
Wolf Vostell, die als eher umstritten galt.

Zu dem Bild der Kunst im West-Berlin gehörte auch das Berliner Kulturforum, das zwischen Ende der
50‘ Jahren und 1960 am Rande West-Berlin mit politischer Förderung eingerichtet worden ist.
Obwohl es heute als negatives architecktonisches Bild gilt, bedeutete dieses Forum zu jener Zeit die
Etablierung der Kultur im West-Berlin Zu diesem Komplex gehören die Philarmonie, die Neue
Nationalgalerie, aber auch die Staatsbibliothek.

Lass uns aber ein bisschen tiefer in der Welt der Künstler, die in Berlin nach dem Mauerbau und bis
zum Mauerfall gelebt haben. Under ihnen zählen Günther Gras, Johannes Grützke, Oskar Pastior,
Hannah Höch und Christoph Meckel.

das Individualistische, das Hedonistische, die Staatsferne, das trashige Unternehmertum


Kunstanarchisten. Wolfgang Müller: „Subkultur Westberlin 1979-1989“

Das könnte Ihnen auch gefallen