Aluminium und
Aluminiumlegierungen
Von
Dr. D. Altenpohl
Vizedirt'ktor bei der Schweizerischen Aluminium AG, Zürich
und von
Prof. Dr. P. Beck, Prof. Dr. T. Federighi, Prof. Dr. V. Gerold,
Dr. E. Macherauch, Prof. Dr. G. Schoeck, Dr. H. Stüwe
2.101 übersicht. . . . . . . . . . . 97
2.102 Gleichgewicht zwischen Entgasen und Begasen beim Abstehen
einer Schmelze. Einflußgrößen . . . . . . . . . . . 98
2.1021 Wasserdampfgehalt in der Ofenatmosphäre . . 98
2.1022 Oxydschichten auf der Oberfläche der Schmelze 100
2.1023 Temperatur der Schmelze. . . . . . . . . . 101
2.1024 Standhöhe der ~chmelze während der Abstehbehand-
lung oder während des Durchperlens von reinigenden
Gasen . . . . . . . . . . . . . . . 102
2.103 Resultate bei technischen Entgasungsverfahren 103
2.1031 Entgasen durch ~pülgase . . . . . . . 103
2.1032 Entgasen durch Abstehen. . . . . . . 105
2.1033 Heinigen von Schmelzen durch Salzbehandlung 106
2.104 Zusammenfassender Vergleich technischer Entgasungs-
verfahren. Hinweis auf neue, kontinuierliche Verfahren 110
3. Metallkundliehe Probleme beim Gießen von Knetlegierun-
gen (D. ALTE::-IPOHL) . . . . . . . . . . . . . . 114
3.1 Einfluß der Erstarrungsgeschwindigkeit . . . . 114
3.2 Faktoren, die beim Stranggießen zu beachten s i n d . . 117
3.21 übersicht über die wichtigsten Variablen beim Stranggießen 117
3.22 Hinweis auf die Wichtigkeit des Verständnisses für die in Frage
kommenden Grundlagen . . . . . . . . . . . . . 117
3.3 Geometrie der Erstarrungsfront, Wärmeableitung, innere Span-
nungen und Rißbildung beim Stranggießen . 119
3.31 Lage der Erstarrungsfront . . . 119
3.32 Lage der Isothermen im Barren 122
3.33 Innere Spannungen. . . . . . 123
:t:{4 Rißbildung beim Stranggießen . 125
3.341 Vergleich von Flach- und Rundbarren . 126
3.342 Kaltrisse . . . . . . . . . . . . . 126
3.34:3 Warmrisse . . . . . . . . . . . . . 126
3.4 Einfluß von Gießgeschwindigkeit und Barrenformat auf Rißbildung,
Sumpftiefe und Korngröße . . . . . . . . . . . 127
3.5 Makroskopische Seigerungsvorgänge im Gußgefüge 128
3.51 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . 128
3.52 Makroskopische Bereiche mit starken Unterschieden in der
Ausscheidungsform der Legierungselemente 128
3.521 Untersuchungen an Reinaluminium . 128
3.522 Untersuchungen an Knetlegierungen 130
3.6 Umgekehrte Blockseigerung . . . . . . . . . 135
3.61 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . 135
3.62 Beobachtungen an Gußbarren aus Aluminium-Legierungen 135
3.621 Unstetigkeiten der umgekehrten Blockseigerung in
Stranggußbarren . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
3.622 Zusammenhang zwischen Unstetigkeiten in der Korn-
größe und Seigerungen . . . . . . . . . . . . . . . 139
3.623 Theorie der umgekehrten Blockseigerung von Alu-
miniumlegierungen . . . . . . . . . . . 140
3.7 Ausschwitzungen und Seigerungen nahe der Gußhaut . 143
3.8 Zusammenhang zwischen Gasgehalt, Porosität und Seigerungen . 150
VIII Inhaltsverzeichnis
1. Grundlagen
Von D. Altenpohl, Zürich
1 Altenpohl, Altuninium
2 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
fest flüssig
"" 659°e "" 661 oe
liegt für Aluminium von 700 oe bei einer Koordinationszahl von 10,6,
der zugehörige \Yert der Gitterkonstante beträgt 2,96 A. Zur Erklärung
eignet sich z. B. ein Kettenmodell mit Ketten von 4 bis 5 Atomen, die
regellos clurcheinandergewürfelt sind [18].
1.11 Viskositätsbestimmung
+-1-1-
schiede in den Ergebnissen der ein-
elznen Autoren hervorruft (Abb.1).
Messung der Durchflußge-
6,0Ht--~--~1--~-'----~ ~
8chwindigkeit ("Kapillarviskosität").
Diese Methode wurde hauptsächlich 5,0 HH~~ -+----
von F. SAUERWALD [3] angewandt. {;
Nachteilig ist das leichte Verstop-
:
'~4,0 HI---"-..4--
-<
fen der Kapillare, wodurch die ~
Ergebnisse stark beeinträchtigt
::I~
werden!.
1'11e88ung der Oberflächenreib~lng
eine8 8chwingenden Tor8ionskörpers 1,0 --~I=="T~--j-~~=d
("Schwingungsviskosimeter") [7,20].
Bci diesem Verfahren, dat; gegen- o~ ~I~~~~~~~n~
~ ~ ~ WOCD
über Meßfehlern am anfälligsten Temperafur
sein dürfte, wird ein Zylinder oder Abb. 1. Abhängigkeit derViskosität des Aluminiums
eine Kugel in Drehung versetzt (nachvon der 'temperatur nach verschiedenen Autoren
E. GEBHARDT, M. BEOKER ll. S. DORNER [7]).
und die Veränderung der Vü;kosi- 1 E. GEBHARD~" M. BEOKER ll. S. DORN1m; 2 E. V.
tät mittels des unterschiedlichen POLACK ll. S. V. SERGUEmV; " T. P. YAO ll. V.
KO~DlO; 4 D.SAITO ll.T.MATSl;KAWA; 5\V.R.D.
Reibungswiderstandes zwischen JONES ll. W. L. BARTLETT.
der Drehkörperoberfläche und der
Schmelze gemessen. Auf der Schmelzoberfläche bildet sich eine Oxyd-
haut, die das Ergebnis beeinflußt.
Me8sung mit rotierendem Flü88igkeitszylinder. Diese Methode
wurde hauptsächlich von E. GEllHARDT und Mitarbeitern [7] ange-
wendet. Das Verfahren des "Torsionsviskosimeters ohne Eintauch-
körper" schaltet die in Abb. 1 (Kurve 2 bis 5) erkennbaren Meßfehler aus.
1 Ein für betriebliehe Messungen geeignetes Gerät, das nach diesem Prinzip
arbeitet, wurde von H. KESSLER U. K. DETERING [19] entwickelt.
1*
4 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Die auf der Oberfläche der Schmelze befindliche, in Phase mit dem Ver-
suchstiegel schwingende Oxydhaut stellt einen "oberen Tiegelboden"
dar, der bei der Eichung berücksichtigt werden kann.
Da diese Methode als die bisher genaueste gilt, werden wir im folgen-
den in der Hauptsache einige mit ihr erhaltene Ergebnisse wiedergeben.
1,2or-----r-----~-----,-----,-----,-----,
.10-2
Poise 11
1,18
Mg
__ .1n _______ _
2 3 4
Legierungszusätze
Abb.2. Einfluß von Zusätzen auf die Viskosität des Aluminiums bei 700°0 (nach E. GEBHARDT,
M. BEOKER U. S. DORNER [7]).
444r-----,------.------r-----~----~
cm3/g
0,42 r\~"="';;:---t----
0,36
O'~A~l----~~----t~0----~~~----2~0~G~ew-~~%~25
Legierungszusälze
Einfluß von Kupfer-, Eisen- und Titanzusätzen auf das spezifische Volumen des Aluminiums
Abb. 3.
bei 800'C (nach E. GEBHARDT, lI-L BEOKER u. S. DORNER [7]).
- - - K. BORl<E~fAXX u. F. SAcERWALD; - - E. GEBHARDT, M. BECKER U. S. DORXER.
1,6,-----~------,-----_"
·10-z
Poise
1,4~-----+ ----+---~--+-l
2,5
·10-
Poisez \ I
2,0
l?> \
1; 1,5 r-------- 1\
'%'"
,~
I
'\ ~l3M92
~1,0
'l::
i'l
"-,
--\C "-
:S!. 0,5 r---- - - -I---- "-
.........
~OO 600 700 800 BOO°C1000
Temperafur
Abb. 4. Isothermen der Viskosität von Abb.5. Abweichung der Viskositäts-Isothermen vom
Aluminium-Magnesium-Legiernngen in Ab- Normalverlauf in Abhängigkeit von der Temperatur.
hängigkeit vom Magnesiumgehalt (nach Aluminium-Magnesium-Legiernng der Zusammen-
E. GEBHARDT u. K. DETERING [23]). setzung Al3 Mg, (nach E. GEBHARDT u. K. DETERING
[23]).
0b.----,----,-----,----,----,
.10-2
Poise
2,3
e
750 0
0,8
1,4 800 e
0
I,°A~l----2~O----~40----_~LO----~~~
10 ZO Gew.-% 30
Zinkgeha/t SIliziumgehalt
Abb. 6. Isothermen der Viskosität von Aluminium- Abb. 7. Isothermen der Viskosität von Alu-
Zink-Legierungen in Abhängigkeit vom Zinkgehalt minium-Silizium-Legierungen in Abhängig-
(nach E. GEBHARDT, 111. BECKER 11. S. DORNER [7]). keit vom Siliziumgehalt (nach E. GEBHARDT
U. K. DETERING [23]).
0,$
·10-Z 1\
Poise 1 \
\
0,8
,1\
0,7
1\ \~
1 '\
1 \
I
0,6
I
""\
1
I
~o,5
l~0,4 II ~~
I
0,3
1
I I ~
I
1
I
I
~~
o,z 0,3 ---
~.
0,1 0,1
o 10 zo 30 mm40 o 20 40 60 min 80
Zeit Zeit
Abb. 8. Einfluß von Natriumzusätzen auf die Abb. 9. Viskositätsänderung einer eutektischen
Viskosität von Aluminium-Silizium-Legierungen Aluminium-Silizium-Legierung in Abhängigkeit
bei 700 bis 800°0 (nach G. AKIMOV [28]). von der Zeit nach Zugabe verschiedeuer Zusätze.
0,2% Na; D. 0,1% Na; X 0,05% Na. Temperatur: 760 bis 800°0 (nach G. AKI~lOV
[28]).
wenn die Schmelze z. B. nur auf 720 bis 730°C erwärmt worden wäre.
Auch der Zusammenhang zwischen Viskosität und Gasgehalt sollte ein-
gehender untersucht werden, allein im Hinblick auf die Schwierigkeit, die
Phänomene der technischen Entgasung zu erklären.
Mg Zn Si
in Gew.-%
I
A. E.'·
I in Gew.-%
I
A. E."
I
in Gew.-% A. E."
~O,---r---,---,---,
dyn/em
.........
Li
600 H--4-+-~
$O~-+-----+-~ #o~-+--~--+-~
4400
0/1- 0,8 1,2At-% 1,(,
Zusatz Zusatz
Abb. 10. Einfluß von diversen Legierungszu- Abb. 11. Einfluß von diversen Legierungszu-
sätzen auf die Oberflächenspannung einer Alu- sätzen auf die Oberflächenspannung einer Alu-
minium·Kupfer·Legierung mit 5% Cu bei 700°C minium·Magnesium-Legierung mit 10,6% Mg bei
(nach L. KUBITSCHEK [31]). 700°C (nach L. KUBITSCHEK [31]).
feines Korn erhalten wird, wenn die Schmelze auf ca. 1000°0 erhitzt und
mit dieser hohen Temperatur vergossen wird. Ein dritter Temperatur-
bereich bei ca. 1400°0 ergibt ein mittleres Korn. Zwischen diesen drei
Feinkornbereichen - und auch bei höheren Überhitzungstemperaturen
- tritt Grobkorn auf. Analoge Ergebnisse werden auch von E. O","ITSCH
[54] berichtet, welche nach Überhitzung von Reinaluminium auf 1200 bis
1400°0 ein feinkörniges Gußgefüge erhielt, was die Verfasserin mit der
starken Unterkühlbarkeit dieser "keimfreien Schmelze" in Zusammen-
hang bringt. Die Ergebnisse von R. MITSCHE U. E. ONITSCH sind schw'ierig
zu interpretieren, denn die Entstehung einer keimreichen Schmelze ist
bei hohen Temperaturen auch dadurch möglich, daß ein feiner Oxyd-
schleier entsteht, der die Rchmelze durchsetzt.
2
,1
%~~----~m~O~----~2~OO~----~3~OsO~---S~400
ZeH
Al)b. 1~. Thernlit4C'he ~.\Iialy~e durch langsi:une Al,külllung einer Ilnbewegten Reinstaluminiumsehluelze
(na ..!l Y. KONDIC U. D. SHliTT [49]).
1 Temperaturwrlauf 3 lllIll ullterhalb uer Schmelzenoberfläche; 2 Tem]leraturverlauf im ]liittel-
punkt der Rl'hmelze.
.
. /
Inlösunggehen von natürlichen
Verunreinigungen des Reinst-
/' ~m
aluminiums die Ursache für den
§ 4 __ - - •
~ 3 " beobachteten Grenzwert der
.~
~2
~ Unterkühlung ist.
:§1
V.KONDICundD.SHUTT [49]
I 0 510 30 JV grdjs haben eine recht ähnliche Unter-
i Abküh/ungsgeschwindigkeif
o 1 2 3 grd/s 4 suchung durchgeführt und fan-
Abküh/ungsgeschwindigkeit den bei niedrigen bis mittleren
Abb. 14. Einfluß geringer bis mittlerer Abkühlungs- Abkühlungsgeschwindigkeiten
geschwindigkeiten auf die Unterkühlung von Reinst·
aluminiumschmelzen vor Einsetzen der Erstarrung
gleichfalls eine Unterkühlbar-
(nach V. KONDIC U. D. SHUTT [49)). keit des Reinstaluminiums um
maximal 4 bis 5 grd (Abb. 14).
Nach ihren Beobachtungen hatte eine vorherige Überhitzung auf 5 bis
230 grd über dem Schmelzpunkt keinen Einfluß auf die Unterkühlung.
Reinaluminium ist nicht unterkühlbar, wenn die Überhitzung weniger
als 25 grd beträgt, was die weiter oben beschriebene Annahme der nicht
aufgelösten natürlichen Verunreinigungen unterstützt.
Bei Überhitzungen von über 25 grd verhält sich Reinaluminium
bezüglich der Unterkühlbarkeit wie Reinstaluminium1 .
J. A. REYNOLDS und C. R. TOTTLE haben die Kokillenwand mit
verschiedenen Metallpulvern bedeckt, um deren Einfluß auf eine
Kornverfeinerung des erstarrenden Aluminiums zu untersuchen [58].
Aluminiumpulver ergab im Gußgefüge eine Steigerung der Korn-
zahl pro Flächeneinheit um den Faktor 4 bis .15, verglichen mit der
Erstarrung ohne Aluminiumpulver unter sonst gleichen Bedingungen.
1 Die Ergebnisse von L. HORN und G. MASING [57] sowie von V. KONDIC und
D. SHUTT [49] wurden bei Abkühlungsgeschwindigkeiten erhalten, wie sie bei
technischen Gießverfahren vorkommen.
Lit. S. 193] 1.2 Faktoren, welche die Erstarrung beeinflussen 17
1.22 Einfluß von Bewegung oder Vibration der Schmelze auf Keimbildung
und Erstarrung
Es liegen zahlreiche Beobachtungen vor, wonach die Bewegung der
Schmelze nahe der Erstarrungsfront oder die Einwirkung von Vibration
Einfluß auf das Gußgefüge ausüben.
1.221 Zuftuß der Schmelze zur Erstarrungsfront. Wenn man einen
bereits erstarrten Kristall in eincr schwach unterkühlten Flüssigkeit be-
wegt, so tritt ein ganzer Schwarm neuer Keime auf; dagegen würde unter
gleichen Bedingungen der in der unterkühlten Flüssigkeit ruhende Kristall
weder wachsen noch neue Keime bilden.
Eine interessante Deutung der erhöhten Keimbildung durch das
Vorbeifließen von Schmelze an der Erstarrungsfront geht auf Unter-
suchungen von H. KOS'I'RON und M. SCHIPPERS [59] zurück. Eine an der
Erstarrungsfront durch Konvektion oder induktives Rühren entlang-
strömende Schmelze löst die bereits erstarrten Kristalle teilweise wieder
auf [60]. Zum Beispiel haben Versuche von O. SCHAABER [61] gezeigt,
daß sich die wachsenden Kristalle beim induktiven Rühren der Schmelze
entgegen neigen (s. Abb. 15). Dies kann durch die Ansammlung einer
Fremdatomwolke im StrömungRschatten der einzelnen Dendriten erklärt
werden (Abb. 16), welche dort gemäß Zustandsdiagramm den Schmelz-
punkt erniedrigt und dic Erstarrung verlangsamt oder ein lokales Wieder-
aufschmelzen bewirkt [59].
Da ein solcheR lokales Aufschmelzen aber bei Temperaturen knapp
oberhalb der Liquidustemperatur erfolgt, ist das Auftreten von nicht auf-
gelösten Krü;tallresten nahe der Erstarrungsfront hier sehr wahrschein-
lich, was somit die Kornverfeinerung durch Bewegung der Schmelze
erklären könnte.
F. SAUERWALD [63] weist darauf hin, daß ein Rühren in erstarrenden
Metallschmelzen bei verschiedenen Aluminiumlegierungen eine Korn-
verfeinerung nach sieh zieht.
K. E. MANN und E. RIEPERT [64] haben die Kornverfeinerung von
Stranggußbolzen durch mechanisches oder induktives Rühren eingehen-
der untersucht:
Mechanisches Rühren ergab bei Legierungen zwar ein feines Korn,
aber gesteigerte Rißanfälligkeit (infolge hereingerissener Oxyd-Häute?).
2 Altenpohl, Aluminium
18 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Induktives Rühren brachte gleichfalls feines Korn aber keine Risse, jedoch
verstärkten Kaltschweißl der Oberfläche und beeinflußte im übrigen
auch die umgekehrte Blockseigerung.
Abb. 15. Geätzter Querschnitt durch einen Reinaluminium-Rundbarren. bei"" 1: 3 dessen Erstarrung
die Schmelze durch ein elektromagnetisches Drehfeld entgegen dem Uhrzeigersinn bewegt wurde
(nach W. ROTH u. M. SCHIPPERS [60]).
(Gefüge eines ohne Drehbewegung erstarrten Barrens s. Abb. 2.6.)
1I . I ·O~ --
Srol/lungs-
rc~tvng
-
Abb. 16. In strömender Schmelze wachsende Kristallnadeln. Im Strömungsschatten (II) Anreiche-
rung von Fremdatomen verglichen mit der Konzentration bei I (nach H. KOSTRON u. M. SCHIPPERS
[59]).
1 Die Entstehung von Kaltschweiß ist ein rein mechanischer Vorgang. Kalt-
schweiß tritt bei zu kaltem und/oder zu langsamem Gießen auf Grund der Ober-
flächenspannung des flüssigen Metalls auf, s. Abb. 111, S. 148.
Lit. S. 193] 1.2 Faktoren, welche die Erstarrung beeinflussen 19
1.222 Vibration. Die Angaben über den Einfluß der Vibration auf
das Gußgefüge sind widerspruchsvoll. Mehrere Autoren weisen auf die
Kornverfeinerung durch Ultraschalleinwirkung hin. (Eingehende Litera-
turübersicht siehe [66, 67].) E. SCHMID [68] führt die durch Ultraschall
bewirkte Kornverfeinerung auf ein Abbrechen der aus der Erstarrungs-
front herausragenden und daher einseitig "eingespannten" Kristall-
nadein oder Dendritenarme zurück. Ultraschall hat in Schmelzen eine
dispergierende Wirkung, z. B. auf die Verteilung von Blei in Aluminium
[68], und bewirkt eine feinere Verteilung von Mn Al 6 in Stranggußbarren
aus manganhaltigen Legierungen [69].
2*
20 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
800
oe
700 ~
I~ rA.1J600e
J2 600
12<b
"-
~soo ~
'50D C
~
~
U
400
System I Al-Ti I AI-V I AI-Cr Al-Mn Al-Fe Pb-Na Pb-Fe Pb-Ca Cu-Cr
Max_ Gleich-
gew.
0,15 0,37 0,7 1,4 0,052 1,2 0,1 0,1 0,7
Löslichk. in
Gew.-%
Max. Über-
sätt. in 0,32 1,17 5,5 9,2 0,17 3,3 0,28 0,18 1,45
Gew.-%
Amerikanisehe
Legierung 25 17 10 3 75 59
(G-AICu)
Deutsche I
Legierung 27 19 20 8 76 48
(G.AlZnCu)
Silumin 28 21 9 10 79 55
(G-AISi) I
a = Erstarrung unter hohem hydrostatischem Druck (12000 bis 20000 kp/cm2 );
b = Kokillenguß.
1000
i:!z (ffZY
cm-2
( "11
'~f,O'1%Fe
If o,s %Fe
11= ,a09%S!
@OHft+-1+----~----+----4----4
/
800
11 Ifa s %S,
1 i!
_~0~"~~l----~----+----4----4
-Ti al/ein
,~ I! I
~~0~"-4-+----~----+---~----~
200
j' li !
;;/
11
i
I
~O~ll~V!~-rli----+----+----4---~
a
/ -MGew.-%as
~..Je
Si b
!J
.j
I
o 0,1 0,2 0,3 o 0,1 0,2 0,3
Legierungszusatz lftanuehalt
Abb. 19a u. b. Wirkung von Titan-, Eisen- und Siliziumzusätzen auf die Kornzahl des Gußgefijges von
ReinstaJuminium (nach F. LIHL, E. NACHTIGALL U. G. PIESSLINGER [89]).
a) Einfluß eines Eisen-, Silizium- oder Titanzusatzes allein. Gießtemperatur l000'C; b) Einfluß eines
Titanzusatzes bei gleichzeitiger Anwesenheit von Eisen oder Silizium. Gießtemperatur 700 'C
- - - mit Eisen; ------ mit Silizium.
Die Verfasser weisen darauf hin, daß eine Kornverfeinerung dann auf-
tritt, wenn der Zusatz für das Einsetzen einer peritektischen Reaktion
genügend hoch ist (Abb. 21 f1 und b, Abb. 23).
400
cm- 2
I
J
I
300 I -"' \ - -
I
---
I \ I
------- - -
I
\
I
--- ---
\ I
I .,- I \-
-t--~---
-
/
-----
I
'\
, I \
\\T-
, I \
~ JI
100 1,55-
b
o I
664
Schmelze.--J- Schmelze:+ CrAl 7 Sch.I Sch/nelze + ZrAl3 ,1" _
~;& 6WC
=-+ - -CC05°C
~660 I~:
~
lHtrAl7 a, I a+ ZrAl3
~ 658
o 0.25 0,50 .0,'75 'tOOGew.-J,g250 o.,sO tJ7S 1,OOGew.-%1.ZS
a Chromgehalt b Zirkon gehalt
2
I I
1 I
I
b 0 Abb. 21a-c. Korngröße von Gußproben
\
~ ,
0
(2 bis 4 cm Durchmesser) aus binären Alu-
minium-Chrom-, Aluminium-Zirkon- und
~i
66Z
!
! ,
,
Aluminium-Eisen-Legiernngen, die durch
langsame Erstarrung einer zuvor um
, i Schmelze 100 grd überhitzten Schmelze hergestellt
660 wurden, in Abhängigkeit vonl Legierungs~
-r---L +FeALj
~ 658
=C-- gehalt. Zum Vergleich ist der entspre-
•
652
"
--- f---- a+ FeAl 3
reinheit Al 99,90 (nach F. A. CROSSI,EY u.
L. F. MONDOLFO [90]).
I
650
648 0 i
1,0 1.5 z,06ew.-% 2rS
C Eisengehalt
~00r----,----,-----r----,----,-----r----,
cm- 2
1000 -- -1-
800
4-00
Abb. 22. Einfluß von Titanzusätzen auf die Korngröße des Gußgefüges nach verschiedener Vor~
behandlung (nach F. A. CROSSLEY u. L. )<'. lIfONDOLFO [90]). Ausgangsmaterial: Al 99,90.
a Die Scbmelze war nicht im Kontakt mit Kohlenstoff; b Nach Titanzusatz wurde die Schmelze mit
Argon durchspült, sonst wie a; c Die Schmelze wurde mit Kohlenstoff in Kontakt gebracht.
1
740
oe
720 /
Ji;:0
700
/ I
s
Q:
~ 580 / S+ Ti Al 3
/
~Or---,---,----,~~---,
oe I
-
'" Schmelze
. I
/j/j0 Konzen fmftons- InfervallZl/Be-
bo{) rnflder[r-
rx ! ~~=+~~~==~~~~s~w.rrunQ
540 I i
~ IiZO 1---++----+--+-+--+-----1
7,6 76
fn'11 milf/erer 11 mm
-2 13
Komdurchmesser ~ 1i00 }---*--+--+-+--+----I
I'I"1 ~
7,4
/- ~Ol---+-~~--~--I--+---~
~ //' 1
V)
7,2 /
?
~
iornzah!
~
N
\ / I70
\
Os 1,0
'~"" I
/
\ I
\
O,B
~
~ I I
I i
I
\ I
'""
0,6
\ I \ I
I
0,4 I
1'\ 4
1\
I
~
1
"\ I
r +---
!z
O,Z /' ~
-- --
I
0
~
I
o I
0 07 OZ oJ Gew.-%O 4 2 4 fi 8(Jew..JJ/o 10
Kupfergehalf
Abb. 23. Ausschnitt auf dem Zustandsdiagramm Abb. 24. Ausschnitt auf dem Znstandsdiagramm
Aluminium-Titan mit darunter gezeichneter Aluminium-Kupfer mit darunter gezeichneter
Kurve der typischen Gußkorngröße. Das starke Kurve der typischen Gußkorngröße. Man be-
Anwachsen der Kornzahl fällt deutlich mit dem achte die wachsende Länge der Konzentra-
Beginn der peritektischen Reaktion bei 0,15% tionsintervalle zu Beginn der Erstarrung bzw.
Ti zusammen (nach H. BERNSTEIN [4RJ). die abnehmende Korngröße bei zunehmendem
Kupfergehalt der J,egierung (nach H. BERNSTEIN
[ 48]).
ohne Init 1: 5
0 ,03% Ti
Abb. 25. Geätzte Querschnitte aus Reinaluminium·Stranggußbarren (Al 99,6) ohne und mit Titan-
zusatz (nach ALUSUISSE).
Von außen nach innen kommt zuerst eine meist sehr schmale, fein-
körnige Zone, danach eine transkristalline Zone ("Stengelkristalle") und
in der Mitte des Guß barrens oftmals eine Zone von statistisch orientierten
globulitischen Körnern.
Abb. 26 gibt ein typisches, aus drei Zonen bestehendes Gefüge wieder.
(Die globulitische Mittelzone zergliedert sich wiederum in zwei Bereiche
unterschiedlicher Korngröße.)
1:3
AbI>. 26. Geätzter Querschnitt durch einen Rundbarren von 170 mm Durchmesser aus AICu!VIg.
Das Gefüge weist drei verschiedene konzentrisch e Zonen auf (nach W . ROSENKRANZ [240]).
3 A Itenpohl. Aluminium
34 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Wie in Abb. 27 gezeigt wird, kann man durch diese vier Parameter
die Entstehung verschiedener Erstarrungstypen erklären.
Die Legende zu Abb. 27 a beschreibt die Bedingungen für das trans-
kristalline Wachstum, yerursacht durch geringe Breite der unterkühlten
Zone und daher geringe Keimbildung.
In Abb. 27 b wird die Verbreiterung TS
der unterkühlten ZOllE' beschrieben,
welche zur Keimbildung vor der Er- fes! flüssig 2;
starrungsfront und damit zu globuli-
tiRehem Gefüge führt.
b) Verhältnisse bei Temperaturinver-
sion in der Schmelze. In der Abb. 27
wird von einem stetigen Anstieg der
Temperatur vor der En:tarrungsfront
3*
36 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
ao~--~-----,
oe
aSO
I~-II
6mo~--~----~----~-----4L--m-m~S~
fes! flüssig
Ahh. 20a--('. üer L"nterküh-
}~r1äuterllllg
Diese Faktoren sind miteinander und mit der Unterkühlung nahe der
Erstarrungsfront in Wechselwirkung. Die Verhältnisse werden dadurch
noch verwickelter, daß die Erstarrungsfront - selbst bei Reinalu-
minium - durch Ansammlung von Restschmelze zwischen den schon
großenteils erstarrten Primärkristallen oft stark zerklüftet ist.
Wir werden versuchen, die einzelnen Faktoren möglichst getrennt zu
erörtern.
?i I
~ 3200 " ...... ~...-_---~
1i" .,\ .......... i ... I ......... .......
\,
';5 +!'b-x -___
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'4.
Mg,Zn
11 /800
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320 \"'<4~~--.____
'~ 0 '~-Mg
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!
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'-
~ 2,Of-+----?'-Ir--./'_
b
0,7 1 (jew.-% 70
Legierungszusafz
Abb. 32 a u. b. Einfluß der Höhe des Legierungszusatzes auf Korn- und Zellengröße \'on binären
Aluminiumlegierungen (im Laborofen erstarrte 100 g-R.eguli) (nach H. KOSTRON [112]).
a) Korn- und Zellengröße ; b) Zellenunterteilung der Körner. F K durchschnittliche :Fläehe eines Korns;
Fz durchschnittliche Flächp einer Zelle; x Fe; ... lIIg; • Cu; 6, Mn; 0 Si; + Ti; V Zn.
120:1
Abb. :Ja a - d. Abnahme der Zellengrül.le im Gul.lgefiige einer AICuMg-Legierung mit zunehmender
Erstarrungsgeschwindigkeit. Zusa.mmensetzung: 2,62 % Cu, 1,48 % lfg, 0,790/0 l\in, O,6<ro Si, 0,25 % Fe.
"ltzung nach KELLER (3 min) (nach H. KOSTRON [112]).
a) SUlldguß .200 llUll Dnrdlluesser (ungeützt); L) Stab 20 x 30 nun, Guß in warme Kokille; c) Stübchen
:'5 11lm Durr.lllllesspf. Guß in wanll!:' Kokille; <1) Blättchen 0,5 nun dick (beinl Guß in warme Kokille
Plltstandencr dünner Grat).
Unlerkühlung
450:1
Abb. 35. Anisotropes Wachstum von Einkri· Abb. 36. Wachstumsringe eines Dendritenarmes
stallen bei der Erstarrung des Aluminiums in Reinaluminium-Strangguß. Die Wachstumsringe
(schematisch) (nach R. J\L SERGEANT [10.3]). veranschaulichen von innen nach außen folgende
Phasen der Erstarrung: Anfänglich gerundeter Quer-
schnitt, Kristallographische Abplattung, Furchen-
bildung, WiederausrundlIng (nach H. KOSTIWN 11_
M. SCHIPPERS r104]).
1 Eine Ausnahme bildet das 'Vachstum einer transkristallinen Zone, wobei die
Stengelkristalle entgegengesetzt der resultierenden Richtung der Wärmeableitung
wachsen, und zwar parallel zu einer [100]-Richtung [60, 102, 123, 124].
Wir haben bereits weiter oben darauf hingewiesen, daß dieses selektive \Vachs-
turn der transkristallinen Zone zusammenbricht, sobald die konstitutionelle Unter-
kühlung vor der Erstarrungsfront stark genug ausgebildet ist.
Lit. S. 193] t.3 Erstarrung von Aluminium 45
120:1
160:1
Abb. 38. Schnitt durch einzelne Arme (Zellen) eines dendritisch gewachsenen Kornes (Strangguß
Al 99,5, mit induktiver Bewegung der Schmelze im Sumpf) (nach H . KOSTROX u. M. SCHIPPERS [59]).
1, 2 H ier erscheinen die WachstuIllsringe eines Dendritenar",es einseitig abgeschnitten, weil nachträg·
lieh eine Auflösung an einer Rest schmelzeader sta ttfand. Die gestrichelte Linie gibt den Verlauf der
Wachstumsringe vor d er Störung wieder; 3 Bei einer usprünglichen Einbuchtung der "Zelle" ist
eine R estschmelzeader eingedrungen. Der Dendritenarm wurde auch hier durch konzentrierte R est-
schmelze teilweise a ufgelöst ; 4 Auf dieser Seite des Einbruches konnte die Zelle etwas weiter wach"en.
Di e \\fa,chstumsringe schließen sich eng an eine Unlhüllende an ; 5 Spur einer Zwillingsebene. Nach
geeigneter Xtznng war der Oriellti erullg~wechsel an dieser Ebene gut zu sehen.
46 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1 Diese Erklärung des dendritischen 'IVachstums durfte eher zutreffen, als die
weiter oben wiedergegebene von A. PAPAPETROU.
Lit. S. 193] 1.3 Erstarrung von Aluminium 47
150: 1
und so weiter (Abb. 37) .•Jede Position eines Stillstandes der Erstarrung
ist als "Jahresring" erkennbar, der bei Reinaluminium als eine Zone
mit angereichertem Eisen- und Silizium-Gehalt identifiziert wurde.
Aus dem Gefüge kann abgelesen werden, daß außerdem ein zeit-
weiliges Wiederaufschmelzen bereits erstarrter Gefügeteile durch T empe-
raturwellen wie auch durch Konzentrationswellen vorkommt.
Wie bereits in Abschn. A 1.22 bericbtet, werden solche Abbauerschei-
nungen verstärkt beobachtet. wenn die Schmelze im erstarrenden Sumpf
künstlich bewegt wirr}.
Mikrohärte in
kpjmm 2
Zellen-Außenzone 65 92 81 72
Zellen -Innenzone 37 65 55 44
Kupfergehalt in %
Zellen-Außenzone 2,88 4,65 3,94 2,27
Zellen -Innenzone 0,85 2,87 2,24 1,42
Seigerung * 2,03 1,78 1,70 0,85
* Differenz im Kupfergehalt zwischen Zellenaußen- und Zelleninnenzone in %.
1 Mikrosondenanalysator von der Cambridge Instrument Co., Cambridgej
England.
Lit. S. 193] 1.3 Erstarrung von Aluminium 49
a b
420: 1 30:1
Abb. 42a H. b. 13estilllm1l1lg <leI' Yerteilllng yonl,egierungHelelllenten mit Elektronen· bzw. Röntgen-
strahlen
a) Wiedergabe der Eisenverteilung, aufgenommen mit der Mikrosonde. Stranggnßbarren der Legie-
rung AlZnMg1. FeKa-Linie (nach ALUSUISSE); b) Röntgendurchstrahlaufnahme durch einen
Dünnschliff (0,1 mm dick) aus einem Strauggußbarren der Legierung AlZnMgCu (US-Legierung
7075). Die Vergrößerung wurde iu einem Röntgenmikroskop erzielt (keine photographische Nach-
vergrößerung). Man erkennt Dendriten mit nlmuiniumreichem Kern (dunkel) und Anreicherung der
schwereren Elemente, speziell des Zinks, an Zellen- und Korngrenzen (hell). Vereinzelt Gußporosität
(schwarz) (nach H. C. STUMPF [134]).
4 Altenpohl, Aluminium
50 A. Eigpnschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Abb. 43. Gefüge eines A1CuMg· Kokillen- wärmt werden können, ohne daß Auf-
gußbarrens (400 nun 0). Das EutektikuUl schmelzungen auftreten. Weist das Ge-
enthält insbesondere <x-lVlischl<ristallc, A1 2Cu
und M!!2Si (nach ALt'SLISSE). füge aber Einlagerungen von Eutekti-
kum auf, so schmelzen diese bereits bei
449 ce. Allerdings läßt sich durch Glühen kurz unterhalb 449 oe und lang-
sames Steigern der Temperatur eine Abdiffusion des im Eutektikum aus-
geschiedenen Magnesiums in das Korninnere erreichen. Auf diese Weise
300: 1
Abb. H. Scbraffurgeätztes Gefüge von AIZnMgCu-Strangguß, geätzt mit 1 %iger NaOH bei 50T.
Die Abbildung zeigt entartetes Eutektikum 1 mit dazwischen erstarrter Restschmelze 2, umgeben
von primär erstarrtem <x-Mischkristall 3. Durch die Schrafl'urätzung wird deutlich, daß die sekundär
erstarrte Restschmelze teils die Orientierung Za angrenzender iX-l\1ischkristalle, teils aber auch selb-
ständige Orientierung 2b hat. Bei 2b könnte es sich möglicherweise um primäre (X-Mischkristalle
haudein, die senkrecht zur Schliffehene in das EutektikulII hineingewachsen sim] (nach H, KOSTRO!\
U. M. SCHIFPERS [138]).
Lit. R. 19a] l.;~ Erstarrung von Aluminium 51
-
/000
Knetlegierungen erstarren die dynfom ~
Resteutektika anomal, da zu- 900 ::--..
"" \
~ :::;;-- Al-Zn
yor erstarrte 'X-Mischkristalle
---- I<>-.
"" '"
§ 800
ringsum reichlich vorhanden
f'ind [1381.
Nach Untersuchungen VOll {l
~
~ 100
~-Mg
-----
~
Mg-Al "0
E. SCHElL [1391 ist dies dic ty- ~Cl; 600 .......... ~n
>-
piHche Voraussetzung für die c§5
500
Erstarrung der Re::;tschmelzc i'o
aIR .. entartetes Eutektikum". 400
o /0 20 30 40 50 60 (Jew.-%80
Die Restschmelze erstarrt Le!lierungszusofz
oftmals so, daß die Orientie- AbI>. J5. Oberfläehl'llKp,mlllltu( üer Re"tsehlllelzell
rung naheliegender ).-Mi,,('h- yon Allllllinilllll- und }Iagllesiumlcgiernngen in
Ahhiingigkr,it "on deT ZUR:11111nenRetzung (n:H'h E.
kristalle sich inncrhalb det; PELZET, pn]).
4"
52 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1 Restsehmelze
Leg-Zusammeu- Oberfl.-Spannung
setzung in 0/0 in dyn/em 1 Sehmelzp. I Zusammensetzg.
in oe in 0/0
Zusammen-
setzung I 4 Cu; 0,8 Mg 800 535 29 Cu; 7,1 Mg
Zusammen-
setzuug II 3 Cu; 1,5 Mg 600 471 10Cu; 27Mg
das soeben erstarrte Gefüge in dem für die Diffusion günstigen Tempera-
turbereich zugebracht hat.
Bleibt durch rasches Abkühlen nach dem Erstarren die Annäherung
an den Gleichgewichtszustand aus , so kann dies durch eine spätere
Barrenhochglühung nachgeholt werden.
1.342 Gefügeänderungen bei einer Barrenhochglühung (Homogeni-
sicrungsglühung) .
,
J
.J .... ..... -
~
r
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a b
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1 ........... d'
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.• •"
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.,
" .,
c 'd ,/
"
400:1
Ahu . 46a-d. Gefüge von R einaluminium-Strangguß (Al 99,1) im Gußzust and und nach verschiedener
Glühbehandlung (nach ALUSUISSE).
a) GIIßgefiige ; b) 24 h bei 500 ' C geglüht; c) 24 h bei 550'0 geglüht; d) 24 h bei 600 ' 0 geglüht.
Die Homogenisierung des Guß gefüges hat zahlreiche Folgen für Ver-
arbeitbarkeit und Eigenschaften des aus dem Guß barren hergestellten
Halbzeuges.
Hiprauf werden wir bei späteren Kapiteln noch zurückkommen.
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fllühzeif(bei 500°C)
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~o~--~z~--~m~~a?~m~i~n~~
Illühzl?if{bei SWOC)
17:1
Abb. 48. Einfluß einer Lösungsglühung bei 500"0 Abb. 49. Korngrenzenverschiebung im Gußge-
auf die Mikrohärte des Gußgefüges von AlCuMg- füge von Al 99,98. Zwei der drei sichtbaren
Strangguß (nach P. BRENNER U. H. KOSTRON Korngrenzen (1 und 2) sind nach dem Erstarren
[125]). nach rechts unten gewandert, während die Ans-
- - Außenzone der Zellen scheidungen ihre Lage beibehalten haben (nach
- - - Innenzone der Zellen. U. BENEDICT n. H. J. SEEUANN [121]).
U Ursprüngliche Lage des Treffpnnktes der drei
Korngrenzen ; N N ene Lage des Treffpunktes der
drei Korngrenzen.
2.1 Übersicht
Die nichtmetallischen Verunreinigungen sind für die Eigenschaften
des Gefüges von Guß- und Knetlegierungen gleichermaßen wichtig. Dies
gilt vor allem für den Gehalt des Aluminiums an Wasserstoff und Oxyden.
Die hierüber vorliegenden Angaben der Literatur enthalten relativ viele
Unklarheiten. Manche der Feststellungen basieren auf vereinzelten Unter-
suchungen oder speziell gearteten Voraussetzungen. Es ist heute noch
nicht möglich, in allen Fällen eindeutig zu entscheiden, welche auf repro-
duzierbaren Messungen beruhen und somit gesichert sind.
Wir haben im folgenden vorzugsweise Ergebnisse richtungweisender
neuerer Untersuchungen wiedergegeben, auch wenn diese teilweise noch
der Reproduktion bedürfen, um auf Ansatzpunkte für weitere Arbeiten
hinzuweisen. Aus dem gleichen Grunde haben wir auch auf bestehende
Widersprüche aufmerksam gemacht.
Literaturübersicht siehe insbesondere [144 bis 149].
Von allen Gasen, die unter normalen Bedingungen mit Aluminium
in Berührung kommen, ist nur der Wasserstoff in nennenswerter Menge
löslich [146]. Stickstoff reagiert mit dem flüssigen Aluminium unter
Bildung von AlN, Sauerstoff bildet Al 20 a. Diese Verbindungen sind im
flüssigen oder festen Aluminium so gut wie unlöslich.!
80 bis 90% des in Aluminium enthaltenen Gases ist im Regelfall
Wasserstoff. Dber die Restgehalte gibt es keine zuverlässigen Angaben
(hauptsächlich scheinen Methan und Stickstoff in Frage zu kommen).
Im folgenden beschränken wir uns daher auf die Erörterung des
Wasserstoffgehaltes des Aluminiums und seiner Folgen.
In der Praxis kommt der Wasserstoffgehalt des Aluminiums haupt-
sächlich aus der Reaktion zwischen Wasserdampf und Schmelze. Um
jedoch das Verhalten des Wasserstoffs und die Verfahren zu seiner Be-
stimmung im Aluminium zu verstehen, werden wir zunächst auf das
System Aluminium-Wasserstoff eingehen.
1 Die Angaben über die Löslichkeit von A1 2 0;j in Aluminium schwanken
zwischen 0,003 und 0,04% [l4fil. Der untere "Vert dürfte eher zutreffen.
58 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
l = K , · PlI
l = gelöste Menge
K, = Konstante
Durch Einsetzen des Wertes für PH aus dem Dissoziationsgleichgewicht
folgt das SIEVERTsche Gesetz:
I
0,007
/
/ J88 480 588 688 100
I
800 oe 900
Temperlltur
Abb. 50. Wasserstoffgehalt in Reinalnminimll und magnesiumfreien Legierungen in Abhängigkeit
von der Temperatur.
- - in l~einstaluminium gelöste Wasserstoffmenge im Gleichgewicht mit gasförmigem Wasser-
stoff von 760 Torr (nach W. EICHENAUER, K. HATTENBACH u. A. PEBLER [150]); - - - in Knet·
legierungen vorkommende maximale und minimale Gehalte; .... typischer )Iittelwert bei Knet·
legierungen.
Der in der l'raxis beobachtete Wasserstoffgehalt ist in starkem AusmaD VOIll Wasserdampfgehalt der
Ofenatmosphäre (und anderen Faktoren) abhängig, insbesondere bei Temperaturen oberhalb ca.
750'C. Daher wurde auf die Eintragung von beobachteten Wasserstoffgehalten der Schmelze ober·
halb 750 oe verzichtet.
Abb. 51. Druck- und Temperaturabhängigkeit der Löslichkeit von Wasserstoff in Aluminium
(99,9985% Al) über und unter dem Schmelzpunkt. Die Druckangaben beziehen sich auf den Gleich-
gewichtsdruck des im Kontakt mit dem Aluminium stehenden molekularen Wasserstoffs bei der an-
gegebenen >Temperatur. Bei der Ausscheidung von molekularem Wasserstoff wird dieser Druck als
"Entwicklungsdruck" bezeichnet (nach C. E. RANSLEY U. N. NEUFELD [177]).
Aus diesen Werten folgt der linke Teil der Abb. 51.
Dagegen geben W. EICHENAUER und Mitarb. [150] für den Bereich
von 670 bis 1020°0
2.31 Vorbemerkung
Bis zu 70% des Ausschusses beim Formgießen kann auf zu hohen oder
zu tiefen Wasserstoffgehalt des Metalls zurückgeführt werden [169].
Beim Gießen größerer Barrenformate aus hochfesten Legierungen
wird nunmehr auch bei Knetlegierungen die genaue Bestimmung des
Wasserstoffgehaltes immer wichtiger. 1
Eine genaue Wasserstoffbestimmung ist aber nicht einfach zu reali-
sieren.
Wasserstoff kann im Aluminium gelöst, in Poren oder Kanälen "aus-
geschieden", als Hydrid z. B. an Alkali- oder Erdalkalimetalle gebunden
und schließlich an der Oberfläche adsorbiert sein. Hinzu kommt evtl. ein
störender Wasserfilm auf der Oberfläche, der sich bei vielen Gasbestim-
mungsverfahren zu Wasserstoff und Oxyd umsetzen kann. Laut einer
von F. ROHNER verfaßten übersicht [190] ergeben sich durch einige der
zuvor genannten Faktoren bei allen Gasbestimmungsmethoden relativ
große Schwierigkeiten. Wir werden im folgenden kurz die drei Haupt-
gruppen der Gasbestimmungsverfahren erwähnen, nämlich die quanti-
tativen Laboratoriumsmethoden, die halb quantitativen und die quali-
tativen Verfahren.
2.323 Verfahren von Y. DardeI. Das als "first bubble test" in der
Literatur beschriebene Verfahren wurde bereits Anfang der vierziger
Jahre von Y. DARDEL ausgearbeitet [155J und späterhin in einer Reihe
von Veröffentlichungen von Y. DARDEL beschrieben, siehe z. B. [199,
200].
Das Prinzip wurde neuerdings wieder aufgegriffen und zu einer
quantitativen Kontrollmethode ausgebaut! [201]. Die zu untersuchende
Schmelze wird unter ein zunehmendes Vakuum gesetzt. Durch ein
Schauglas beobachtet man, wann die erste Gruppe von Blasen aus der
Schmelze austritt. Gleichzeitig werden Druck und Temperatur abgelesen,
woraus man aus den bekannten Gleichgewichtskurven den Wasserstoff·
gehalt unmittelbar ablesen kann (siehe z. B. Abb. 51).
Das Verfahren eignet sich vor allem für höhere Gasgehalte. Die Ge·
nauigkeit beträgt etwa ±0,03 cm 3 Wasserstoff/100 g, was somit eine
Meßungenauigkeit von ±30% bei dem in Knetlegierungen oft vor·
liegenden Gasgehalt von ca. 0,1 cm 3/100 g bedeutet. 2
Bei der Anwendung der Vakuumprobe nach Y. DARDEL interessiert
insbesondere die Gesetzmäßigkeit für die Bildung von Wasserstoffblasen
im flüssigen Aluminium. Diese erfolgt nach H. KOSTRON [193] dann,
wenn
2N
P.>Pa+Ps+ -;:-
ist.
5 Altenpohl, Aluminium
66 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze lLit. S. 193
2N
r
5*
68 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Unterdruck von etwa 50 bis 100 Torr [202, 204]. Die erstarrten Proben
werden einer Dichtemessung unterworfen, um eine vergleichbare Meß-
größe zu haben, was dem visuellen Vergleich der aufgesägten porösen
Querschnitte unbedingt vorzuziehen ist [202]. In dieser Form kann die
STRAUBE-PFEIFFER-Probe als halb quantitatives Verfahren eingestuft
werden.
Während in Formgießereien der erwünschte relativ hohe Gasgehalt der
Schmelzen oft bei einem Unterdruck von 1/8 at untersucht wird, wählt
man bei Knetlegierungen zweckmäßig einen Druck von 50 Torr [202].
Bei besonders gasarmem Metall, welches z.B. nach kräftigem Chlorie-
ren erhalten wird, wird ein Druck von 5 oder 10 Torr gewählt, was die
Empfindlichkeit der Methode verbessert. Jedoch kommt dieser niedrige
Druck für gasreiches Metall nicht in Betracht, da vor der Erstarrung
zuviel Gas verloren ginge (s. dazu auch Abb. 72, S. 104).
Untersucht man den Gasgehalt einer Schmelze einige Minuten nach
einer Raffinationsbehandlung mit Gasen oder spaltbaren Salzen, so zeigt
die STRAuBE-PFEIFFER-Probe einen hohen Gasgehalt an, wobei es sich
aber zum großen Teil um Reste von Stickstoff oder AlCls handeln kann,
die sich noch in der Schmelze befinden. 10 bis 20 Minuten nach der
Raffination verschwindet dieser Gasanteil, und die STRAUBE-PFEIFFER-
Probe erfaßt dann nur noch den Wasserstoffgehalt.
Neuerdings haben K. J. BRONDYKE U. P. D. HESS [338] die Einsatz-
fähigkeit der verfeinerten STRAUBE-PFEIFFER-Probe untersucht und
weisen darauf hin, daß auch das vor und während der Erstarrung unter
Vakuum entweichende Gas als Meßgröße mit heranzuziehen ist (visuelle
Beobachtung).
In Europa wird die STRAUBE-PFEIFFER-Probe vorerst mehr als
qualitatives Prüfverfahren eingestuft. Eine Untersuchung von H. GINS-
BERG und W. KEESE [198 a] hat ergeben, daß der Gasgehalt einer Schmelze
mit zunehmender Abstehzeit konstant blieb, während die STRAUBE-
PFEIFFER-Probe mit zunehmender Abstehzeit immer weniger Blasen an-
zeigte. Die Erklärung hierfür wurde weiter oben bereits gegeben (Ver-
ringerung der als Blasenkeime wirkenden Oxydpartikel durch das Ab-
stehen). Immerhin ergibt aber die verfeinerte STRAUBE-PFEIFFER-Probe
ein wirkungsvolles Kontrollinstrument, im Betrieb, zumal die Erstarrungs-
geschwindigkeit ähnlich ist wie bei den technischen Gießverfahren. Daher
kann man anhand einer porösen bzw. porenfreien STRAUBE-PFEIFFER-
Probe mit ziemlicher Sicherheit vorhersagen, ob man im Barren oder
Gußstück Gasporosität haben wird oder nicht.
Zunächst i::;t hier die Beobachtung der Oberfläche der Schmelze vor
und während der Erstarrung sowie die Beurteilung des Querschnitts von
Gußstücken zu erwähnen [200a].
Außer der "Ausgießprobe" ist sodann die Gruppe derjenigen Ver-
fahren zu nennen. bei denen das Aluminium in einer speziell geformten
Kokille oder Sandform zur Erstarrung gebracht wird. Anschließend wird
entweder die Dichte des gesamten Regulus [205] oder aber der Dichte-
quotient ermittelt [206j. Beim letzteren Verfahren wird der Quotient
zwischen der Dichtc' im relativ poröspn Oberteil und im weniger porösen
Lnterteil gebildet.
2.3;~3 Qualitativt' Hasbestimmung durch die Ermittlung der Blasen-
bildung an geglühten Bll'chen. Die Ermittlung des Gasgehaltes kann
durch Untersuchung df'r Blasenbildung nicht nur in der Schmelze,
sondern auch am feRten Mf'tall erfolgen. Auch hier wieder gilt die weiter
oben wiedergegebenf' Formel für den notwendigen Entwicklungsdruck
des Wasserstoffs, jedoch kommt hier noch ein für die Verformung des
festen Gefüges notwf'mliger Druckanteil hinzu. Um den Gasgehalt
bestimmen zu können, sollte der Entwicklungsdruck des Wasserstoffs
nach Möglichkeit dif' einzigf' Variable sein. :Man glüht daher bei möglichst
hohen Temperaturen, vorzugsweise zwischen Liquidus- und Solidus-
temperatur, um den Yerformungswiderstand des festen Aluminiums
möglichst zu verringrrn.1 Eine weitere Voraussetzung ist, daß während
drr Blasenglühprobr Was8erstoff vom Aluminium weder abgegeben
noch aufgenommf'n wird. Besonders gut geeignet ist die Glühung in
stark oxydierenden Salzbädern, da die hierbei entstehende OxydRchicht
den Durchtritt von "\Yasserstoff verhindert.
Die Beurteilung deo; Gasgehalts nach der Blasenglühprobe kann ent-
weder visuell odel' durch Dichtemessung erfolgen. Eine Zusammen-
fassung von Ergebnis8en, welche mit diesem Prüfverfahren erreicht
wurden, gibt H. KmnRo"" [193].
2.4 Wasserstoffdiffusion
1 Bei diesen fünf Schritten handelt es sich um eine willkürliche Auswahl; man
könnte olme weiteres noch weitere Schritte hinzunehmen. Ein Vorgang, der bei der
Diffusion des Wasserstoffes durch festes Aluminium ausschlaggebende Bedeutung
haben kann, ist z. B. die Ausscheidung des Wasserstoffs in inneren Hohlräumen.
Dies ergibt eine Pufferwirkung, welche die Diffusion des Wasserstoffs verlangsamt
(s. S. 77).
Lit. S. 193] 2. ~ichtmetallische Verunreinigungen 71
2.42 DifJusionskoefJizient
Der Frequenzfaktor und die Aktivierungsenergie der Diffusion des
Wasserstoffs sind von C. E. RANsLEYund Mitarbeitern [151] für drei ver-
schiedene Metalle ermitt.elt worden (Tab. 10 u. 11).
Tabelle 10. Frequenzfaktor und Aktivierungsenergie für die Diffusion
von Wasserstoff in Schmelzen von Aluminium, Kupfer und Nickel
(nach C. E. RANSLEY u. D. E. J. TALBO'l' [151])
Frequenzfaktor Aktivierungsenergie
}[etall
D. in cm'/s Q in cal/go . atom
'0~\
-J
peraturen (bis etwa 200°C) im Alumi-
nium praktisch nicht diffundiert 1,
-4
während es bei diesen Temperaturen in
~1,
-'J · Kupfer und Nickel schon ziemlich leicht
*c::, -5 beweglich ist.
=
o ,~\ Bei höheren Temperaturen ist es ge-
-6 rade umgekehrt und kurz unterhalb
~Al ~;
- 7
~, der Solidustemperatur ist laut Tab. 11
der Wasserstoff im Aluminium beweg-
-8 5
\ ,,
'\
Ni' licher als in den anderen Metallen.
Bei 600°C diffundiert der Wasser-
10 7S 20
7O";T stoff im festen Aluminium bereits so
Ahh. 53. Diffusionskoeffizient D für die Dif- schnell, daß 98% des Wasserstoffs aus
fusion von "1'" asserstoff in Alunliniulll, Kup- einem Zylinder von 10 mm Durch-
fer lind Nickel (nach C. E. RANHLEY 11.
D. E. J. TALBOT [151]). messer in 10 Minuten herausdiffun-
" D 0_ Diffllsionskoeffizient diert, wenn man den Partialdruck des
• D -- lJ"p-RT- gemessen in em'/s; 'Vasserstoffs an der Oberfläche der Probe
D o ~ 'Freqllenzfaktor
auf praktisch Null bringt (durch An-
wendung von Vakuum).
Bei Temperaturen unter ca. 400°C haben W. EICHENAUER und
A. PEBLER [148] eine wesentlich höhere Beweglichkeit des Wasserstoffs
gefunden als C. E. RANSLEY und Mitarbeiter. Auf die Gründe für die
großen Unterschiede in den Meßwerten der beiden Autorengruppen wer-
den wir weiter unten eingehen (s. S. 77).
r
... _.' ... .. o
,
" e
.- ~ @
.I ,
\t I
.~ "
I . ..,
" ~
I
/.
.~ !
'a
': -. b
®
I
230:1 230: 1
Abb. 55 a u. b. Auftreten kugelförmiger Hohlräume im Stranggußgefüge von Al 99,2. ];Iektrolytisch
polierter Schliff (nach D. E. J. TALBOT U. D. A. GRA~GER [153]).
a) Gußgefüge ohne thermische Behandlung. Durchmesser der Hohlräume etwa 2 iJ.m; b) 12 Stunden
bei 580 oe geglüht. Durchmesser der Hohlräume etwa 5 iJ.1ll.
1 Die in Abb. 55a sichtbaren feinen Poren können durch einen Kompressions-
test nicht erkannt werden, wohl aber die in Abb. 55b wiedergegebenen dilatierten
Poren [335]. (Beim Kompressionstest findet je eine Dichtemessung vor und nach
einer kräftigen Stauchverformung bei z. B. 500°C statt [151]).
Lit. S. 193] 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 77
I
mittlerer PorenvoI.
Zustand des Metalls Anzahl pro Durch- ----·10·
10 mm' messer Gesamtvol.
I inl/-m
Tabelle 13. Verhalten von Poren ent8tanden durch Kondensation von Leer8tellen während
einer GlülWehandlung bei 525 bzw. 545°0. Legierung: 4,75% Ou zuge8et;!.t zu Reinst-
aluminium (nach O. RENON U. J.OALVET [157])
Poren
Temperatur und mittlerer Porenvol.
Zustand des Metalls Dauer der Glüh- Anzahl pro Durch- --:G=--e-sa-m""'t'--v--:ol:-. . 10'
behandlung 10 mm' messer
inlLm
\
0 räume dieser Art durch anschließende
,/ Erwärmung zum Verschwinden ge-
" bracht werden können.
""
\
Zur Erklärung der in Abb. 55 bis 58
'" " wiedergegebenen Phänomene hat man
",'"
/'" die Hohlräume als Quellen bzw. Senken
25 50 75 % TOO für Leerstellen zu betrachten. Außer-
Kollverformungsgrad dem ist der Einfluß der Probenober-
*
! !
1M5mm 1Z
8
Dicke
o fläche und der auf ihr befindlichen
Abb.57. Entstehen und Verschwinden von
Oxydhaut zu beachten. Je dünner die
Hohlräumen während des Abwalzens einer untersuchten Proben sind, um so
Legierung mit 6% Cu, zugesetzt zu Reinst-
aluminium (nach C. RENON u. J. CALVET
leichter können durch Glühung die
[157]). Hohlräume zum Verschwinden ge-
bracht werden.
Abb. 58. Einfluß einer Glühbehandlung auf die Porosität in der Nachbarschaft spröder Einlagenmgen
in einer Legierung mit 6% Cu, zugesetzt zu Reinstaluminium. Blechdicke 1,41 mm (nach C. RENON
u. J. CALVET [157]).
Lit. :-:l. 19:~J 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 81
2000:1
Abb. ;,)H. "ThermopHs" auf lier Oberflä.che yoll langsarn abgekühlten l~inkrb-;tallen aus Rein~t·
alttminium (n<1"h P. Je. DOHEHTY tt. P,. S. DAVIS [159]).
() Altl'llpohl, Alllllliniulll
82 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 19:3
•
•
•••
•• • • ...
•
•
••
= 175: 1 90: 1
Abb. 60. Fehlen von •.Thermopits" rings um eine Pore Abb. 61. Auftreten von Mikroporosität an
im Gußgefiige von Reinstaluminium (nach P. E. den Korngrenzen von Gußgefüge nach
DOHEI<TY u. R . S. DAVIS [159]). einer Gltihung von 16 Stunden bei 550 oe
mit anschließender Wasserabschreckung.
Relnstaluminium Al 99.99 (nach D. E. J .
TALBOT u. D. A. GRANGER [153]).
. " "
a h
100:1 350: 1
Abb. 62a u. b. Schichtförmige Ansammlung von W,,"serstoff in kleinen Hohlräumen. Reinstalumini-
um, bei 625 oe im Vakuum entgast, anschließend durch Protonenbestrahlung auf einen Wasserstoff-
gehalt von 16 ppm angereichert. Schliff elektrolytisch poliert und zur besseren Sichtbarmachung der
Hohlräume geätzt. Weichgeglühte Proben. (Eine Korngrenze durchläuft das Bild in etwa vertikal)
(nach e. E. ELLS u. W. EYANS [763a]).
h) Vergrößerter Aussehnitt aus Abb. 63a.
70: 1 60:1
Ahb. 63. Wie Abb. 62a und b. jedoch Abb. 64. Wie Abb. 63, jedoch nach der Kaltverformung
Wasserstoffgehalt 22 ppllI und Probe vor 1 Stunde bei 250"e geglüht. Die WasserstolfaHsschei-
der Anreicherung mit 'Vasserstoff 50~{) !lungen wirken als Hindernis für wandernde Korn-
kalt abgcwalzt. Aufnabme in polarisier· grenzen bei der Rekristallisation (nach e. E. ELLS H.
tem Licht nach anodischer Oxydation. W. EVANS [16.1al).
Die poröse Zone verläuft geradlinig durch
mehrere verformte Körner (nach C. I~.
ELIS n. W. EV.\.NS [lf;,)(J]).
fi*
84 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
800: 1
240:1
Abb. 65. Reinstaluminium Al 99.99 bei ca. 550 oe weichgegliiht und auf Tuunelbildullg geätzt.
.Ätzung in wässeriger ,NaCI-Lösung nlit Gleichstrom bei anodischer Schaltung der Alunünhnuprobe.
Im unteren Teil der Abbildung erkennt man, daß die Richtung der Tunnels sich jeweils an einer
Korngrenze ändert.
1,2 = Angeschnittene Xtztunnel, die senkrecht (1) bzw. parallel (2) zur Bildebene verlaufen (nach
ALUSUISSE).
b
8,5: 1
66h. TritiulIlverteilung in :2 PruLen gleicher Vorgeschichte (entnollllllCll aus delllt;elLen Ein-
~-\..hb.
kristall). Beide Proben wnr<!"n llIit Hilfe einer Zerreißmasehine bis kmz unterhalb der Zugfestigkeit
belastet.
Die Probe A \vurde nach dew Begasen verformt.
Die Probe B wurde zuerst WrfOl'lllt und danach bei 600 C begast.
1 Somit weisen die IIntf'rmeht.pn Proben ein langsam erstarrtes Gußgefüge auf.
86 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
c D 8:1
Abb. 66c. In der Probe C wurde die Tritiumverteilung auf Grund der Autoradiographie untersucht.
Teilbild D zeigt dieselbe Probe nach chemischem Glänzen in einer Mischung von H,PO, und HNO,
(R 5·Glänzverfahren).
"r.
stoffausscheidung ist im einzelnen noch ungeklärt. C. E. ELLS und
EVANS weisen darauf hin, daß außer der Kondensation von Leer-
stellen auch andere mefallphysikalische Mechanismen in Betracht zu
ziehen sind [163aJ.
=1:2
Abb. 68. Rückseite von mit Fettstift beschrifteten Proben nach einer Glühung von 1-6"Stnnden bei
400'0 in Luft. Material: AIRMg 0,5, 0,5 mm dick. Eingetragene Zahlen = Glühzeit In Stunden
(nach ALUSUISSE [334]).
Ein anderes Verfahren besteht darin, das Aluminium oberhalb ca. 480
bis 520 °0 in einem Schutzgas zu glühen, welches einen möglichst tiefen
Taupunkt (z. B. unter 7°0) und einen Sauerstoffgehalt unter 0,2% hat.
Dabei entweicht bis zu HO% des Wasserstoffes [227]. Diese beiden Ver-
fahren werden hauptsächlich zur Verringerung der Porosität von Legie-
rungen angewendet.
Hat man ein Gußgefüge vorliegen, welches kleine Lunker oder Oxyd-
einschlüsse hat (Diffusionszentren für "Wasserstoff), so kann man durch
eine Entgasungsglühung bei 600°0 den nach Abwalzen und Weich-
glühen auftretenden Blasenausschuß deutlich senken [228].
Die bisherigen Erörterungen betrafen den Durchgang von Wasser-
stoff durch Aluminiumoberflächen, welche eine natürliche Oxydhaut auf-
weisen (je nach der angewendeten Glühtemperatur ca. 0,01 bis 0,05 [Lm
dick, s. S. 844 u. f.). Wird die Oxydhaut z. B. durch anodische Oxydation
auf ca. 10 [Lm verstärkt, so werden die weiter oben genannten Reak-
tionen I und II gleichermaßen unterdrückt, d. h. der Wasserstoffgehalt
des Aluminiums ist unabhängig von der Glühatmosphäre. 1
1 Anders ist die Situation, wenn korrodiertes Aluminium geschmolzen oder ge-
schweißt wird: dann reagiert die wasserhaltige Oxydschicht sofort mit der Schmelze
und durch den freiwerdenden Wasserstoff entstehen poröse Schweißnähte [156]
oder gasreiches Metall.
92 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Die Befunde über den Einfluß des Natriums auf das Gleichgewicht
Aluminium-Wasserstoff sind recht widerspruchsvoll [144, 146, 168].
Betrachtet man den Einfluß des Natriums auf den Wasserstoffgehalt
des Aluminiums, so ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob nach der
Zugabe von Natrium zur Schmelze noch eine weitere Gasaufnahme statt-
findet oder nicht.
Nach Untersuchungen von C. E. RANSLEY und D. E. J. TALBOT [154]
bildet sich z. B. in natriumhaltigen AlMg-Legierungen eine Verbindung
zwischen Natrium, Aluminium und Silizium. Nur das niehtgebundene
Natrium kann mit Wasserstoff reagieren, wobei eine Verbindung NaH
zustande kommt.
Die Verbindung NaH bildet in reiner Form kleine weiße Kristalle
[154].
Wenn eine stark natriumhaltige Schmelze im Kontakt mit Wasser-
stoff oder Wasserdampf steht, so begünstigt der Natriumgehalt die
Wasserstoffaufnahme der Schmelze. Der Natriumgehalt bewirkt (ähnlich
wie ein Gehalt an anderen Alkali- oder Erdalkali-Metallen) eine locker
strukturierte Oxydhaut auf der Oberfläche der Schmelze, was somit die
Aufnahme von Gas aus der Atmosphäre begünstigt. Außerdem zerreißt
diese Oxydhaut leichter und kann dann in der Schmelze eingebettet
werden [146].
Hat man eine Schmelze völlig entgast, so kann man an der Wasser-
stoffaufnahme durch Reaktion mit dem Wasserdampfgehalt der Luft
unmittelbar ablesen, ob Natrium ohne Bindung an Silizium vorhanden
ist [163]. Analoges dürfte für die Yeränderung des Gasgehaltes beim
Abstehen gelten (Abb. 69).
Lit. S. 193] ~. Xiehtmetallische YE'l'\lllreinigungen 93
Ein Zusatz von ~atrium wird teilweise zum Entgasen von Reinstalu-
minium eingesetzt [149, 169J.
Die Entgasung von Reinstaluminium mit Natrium erfordert z. B.
den Zusatz von 0,05% Na. Nach der Behandlung bleiben etwa 0,01 bis
0,03% Na im ::\Ietall, welehe nötig sind, um den normalerweise vor-
kommenden Wasserstoffgehalt als Natriumhydrid zu binden. Somit
wirkt die "Entgasung" des Aluminiums durch Natriumzusatz nur in-
direkt, d. h., der Wasserstoff wird in
ZB
Wirklichkeit an Natrium gebunden g7cm 3
2,7
und hierdurch (wenigstens teilweise)
2,6 1\
unschädlich gemacht [169].
Die erwähnte Behandlung einer *
2,5 \
_\b V
a_ -
-.:::: 2/f L
Schmelze mit Natrium dürfte ab c::; 13 2,3 \.. /
Sonderfall gelten, der damit zusam-
2,2
v. c
............
menhängt, daß Reinstaluminium sehr 2) / r-.
~
schwer durch Abstelwn oder (,hlo-
rieren zu entgasen i"t. Die Gründe 6 72 78 h24
Absfehdauer
hierfür sind unbekannt (bereits bei
Abb. 6!l. Verhalten von nirhtentga,ten
Zusatz von 0,1% ~Ig geht die Ent- und entgasten Schmelzen während des Ah-
,tehens (teilweise nach C. L. RROOKS [204]).
gasung sehr viel leichter vonstatten
Schmelze,,: X ormules Yerhalten; Srlnllelzc
als bei Al 99,99). 1m allgemeinen i8t b: Vor dem Abstehen entgast: Schmelze
man bestrebt, den Natriumgehalt "0 hat jedoch einen relativ hohen N,üriuJll'
I-'ehalt; Schmelze c: Stark mit Oxyden
klein wie möglich zu halten, vor allem angereiclwrt.
bei AIMg-Legierungen und hoC'hfesten * DichtebestinUllltllgwH'h Yakl1unmlCthode
(verfeinertes R'I'RA {' Hl<~-I)FBIF.FEH-Yer
Legierungen. !;ohren).
Beim Glühen von kaltgewalzten Blechen (Dicke 0,5 bis 5 mm) treten
gelegentlich Blasen auf, verursacht durch die Eindiffusion von über-
sättigtem Wasserstoff in geeignete Diffusionszentren. Diese Blasenbildung
tritt vor allem bei unsauberem Metall auf (hoher Oxyd- und/oder Wasser-
stoffgehalt ).
Es gibt verschiedene Ursachen für die Blasenbildung in gekneteten
Aluminiumwerkstoffen.
2.101 Obersicht
1 Diese Bemerkungen beziehen sich auf kleinste Oxydgehalte, welche als zu-
fällige Verunreinigungen vorkommen, also nicht auf SAP und ähnliche Materialien.
7 Altenpohl, Aluminium
98 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Wasserdampf A
.-.......:::........
3}100g
7 V'" - I-
l// ..... -
I 1./'.
V
./
/-0- ~
l--O""""
2 6 8 70 72 74 min 76
Zell
Abb. 70. Diffusion des Wasserstoffes in geschmolzenem Aluminium (AI 99,8) bei 740'C. Die Schmelze
im Rohrschenkel A wurde mit einem darüber geleiteten Wasserdampfstrom begast (Kurve A).
Das Ansteigen des Wasserstoffgehaltes im Rohrschenkel B wurde durch Probennahme verfolgt
(Kurve B). I"änge des Diffusionsweges etwa 800 mlll (nach C. E. RA:\:SLEY u. D. E. J. THßOT [151]).
in die Schmelze hineindiffundiert (Kurve Bin Abb. 70). Will man daher
eine Schmelze absichtlich mit Wasserstoff anreichern, was beim Form-
guß erwünscht ist, so wird oftmals die Reaktion mit Wasserdampf als
Verfahren gewählt, z. B. durch Einrühren von feuchten Salzen.
H. KOSTRON hat die Gleichgewichtsverhältnisse bei der Aufnahme
von Wasserstoff aus Wasserdampf eingehend untersucht [146]. Wir
müssen uns auf einige kurze Zitate aus seiner Arbeit beschränken.
Die Umsetzung zwischen Wasserdampf und Aluminium erfolgt nach
folgender Formel: 2AI + 3H 2 0 -i> Al 2 0 a + 3H2 • Diese Reaktion läuft
um so rascher ab, je durchlässiger die Oxydhaut auf der Oberfläche des
Metalls ist.
Läßt man trockenen Wasserstoff bei 700°0 durch Aluminium hin-
durchperlen, so steigt der Gehalt des gelösten Wasserstoffs wesentlich
langsamer an als beim Durchleiten von feuchtem Wasserstoff oder Dampf
(s. Tab. 14) [175].
Tabelle 14. Abhängigkeit des Gasgehaltes von Aluminium vom Feuchtiglceitsgehalt
der Ofenatmosphäre (nach W. R. OprE u. N. J. GRANT [175]).
Temperatur gelöster H, in
Legierung Gasphase
'e em'/100 g
7*
100 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
-
stigt hingegen die Oxydbildung, teil- a __
weise durch den hohen Dampfdruck des
Natriums verursacht.
Die Menge der Krätze, welche durch ~
Abschäumen entfernt werden muß, ist ~
außer von der Legierungszusammen-
setzung insbesondere von der Herkunft
des eingeschmolzenen Metalls abhängig.
Je höher z. B. der Schrottanteil und je 2,550
kleiner die Partikelgröße des einge- 15 30 min 45
Absfehdauer
schmolzenen Schrotts sind, um so größer I I I
850 oe 800 150 700
sind die Mengen von Oxyd, welche auf 5ießfemperofur
der Oberfläche der Schmelze anfallen. Abb. 71. Gasabgabe aus einer Aluminium-
Auch der Feuchtigkeitsgehalt des schmelze in Abhängigkeit von Abstehzeit
und Gießtemperatur. Eine Schmelze
Schrotts bzw. der Ofenatmosphäre er- wurde von 850 ce innerhalb 45 Minuten
höht den Anfall an Oxyd erheblich. auf 700 e abgekühlt. Während dieses
0
Die Theorie der Entgasung von Schmelzen beim Durchspülen mit ver-
schiedenen Gasen oder durch Vakuumbehandlung ist eingehend von
Y. DARDEL behandelt worden [168].
2.1031 Entgasen durch Spülgase. In Abb. 73, Kurven a-c, wird die
Entgasungswirkung von Stickstoff sowie von Stickstoff-Chlor-Gemischen
und rcinem Chlor miteinander verglichen. Bereits ein Chlorgehalt von
10% in Mischung mit Stickstoff bewirkt fast die gleiche Entgasung wie
reines Chlor allerdings bei erheblich längerer Behandlungsdauer.
Die Verwendung einer Mischung von z. B. 90% N 2 und 10% Cl z hätte
betriebstechnisch manche Vorteile (die Gasmischung ist weniger korrosiv
als reines CI 2 ), jedoch bewirkt die Mischung, ebenso wie reiner Stick-
stoff, ein starkes Verspritzen des flüssigen Aluminiums beim Austritt der
Blasen aus der Badoberfläche, falls die Durchströmgeschwindigkeit etwas
zu hoch ist. Somit muß man für die Anwendung der Gasmischung genaue
Dosiergeräte benutzen. Unter vergleichbaren Bedingungen tritt dagegen
bei der Anwendung von Chlorgas ein ruhiges Wallen der Oberfläche auf,
wobei keine Oxydeinschlüsse entstehen.
Die Frage, warum ein Chlorieren des Aluminiums viel stärker ent-
gasend wirkt als eine Behandlung mit gasförmigem Stickstoff, ist wieder-
holt untersucht worden, ohne allerdings eindeutig beantwortet zu werden
[168,215,216,223a].
Eine Erklärung geht z. B. davon aus, daß das Chlorgas in der Schmelze
eine große Anzahl kleiner Blasen von verdampfendem Aluminiumchlorid
104 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
erzeugt. Trotz der in Tab. 15, S. 111, genannten Nachteile wird Ohlorgas
nach wie vor in größerem Ausmaß zur Reinigung von Schmelzen ein-
gesetzt. Die Verwendung von zersetzbaren Ohloriden ergibt nicht ganz
die Wirkung von gasförmigem Ohlor.
Im allgemeinen genügt für eine weitgehende Entgasung eine Ohlor-
menge in der Größenordnung von etwa 0,6 Gewichtsprozent, bezogen auf
die zu entgasende Schmelze. Verschiedene andere Faktoren sind gleich-
zeitig von Einfluß, insbesondere die Zuführmethode für das Ohlor, die
Temperatur der Schmelze, die Badhöhe und der Wasserdampfgehalt der
Atmosphäre [217).
2,8
g/cm
, i 4
2,8~~~~--~~-~-~
g/cm'
2, 7 2,7
50mm~ V V I"
I
2f
I
Ä' 2,6
2, 5
/ 1/ I .D- --
/' iI ~ 2,5 -
/
~2,4 -<:
../V I ~ 2,~
~2, 3 /C V I
I 2,3
2,2 / Unlerdruck Z.. 5mmHg 2,2
2, lP!
2,11 •
91
2,10 40 60 80 100 120 140
Behandlungsdauer
min 180
~o 2 J • 5 6 7 8 9 • nh~
Absiehdauer Abb. 73. Vergleich der Wirkung dreier
Entgasungsmittel beim Behandeln einer
Abb. 72. Entgasen einer Schmelze aus AIZnMgCu (US-
Schmelze aus AIZnMgCu (nach C. L.
Legierung 7075) durch Abstehen. Die beiden Kurven BROOKS [204]).
verbinden die Mittelwerte, während der Streubereich
durch die senkrechten Geraden angegeben wird. Me- Ofentyp : Offener Herdofen; Chargenge-
talltemperatur 730°C, Atmosphäre: Luft (nach C. L. wicht : 180 kg; Metalltemperatur : 705°C;
BROOKS [204]). Gasdurchsatz : 1401/h .
• Dichtebestimmung nach der Vakuummethode (ver-
feinertes RTRA UßE-PFEIFFER- Verfahren). Kurve a: Behandelt mit 100% Chlorgas;
Kurve b: Behandelt mit 90% Stickstoff
nnd 10% Chlorgas; Kurve c: Behandelt
mit 100% Stickstoff.
• Dichtebestimmung nach der Vakuum-
methode (verfeinertes STRAUßE-
PFEIFFER- Verfahren).
Man kann sich den Einfluß der einzelnen Faktoren auf Grund des
bisher Gesagten relativ leicht herleiten. So ist beispielsweise klar, daß
beim Entgasen mit Ohlorgas ein möglichst lang andauernder Kontakt
dcs Ohlors mit der Schmelze erwünscht ist, was für eine gewisse l\1indest-
Badtiefe beim Ohlorieren spricht [218]. Auf jeden Fall ist es erwünscht,
die Ohlorblasen möglichst fein verteilt einwirken zu lassen, was auch für
Entgasen mittels Durchleiten von Inertgas gilt [219].
Eine Ohlorierung ist besonders wirkungsvoll bei AIMg-Legierungen
unter der Voraussetzung, daß die Temperatur der Schmelze hoch genug
ist, damit das entstehende Magnesiumchlorid an der Reinigung der
Schmelze von Oxyden aktiv teilnimmt. Allerdings tritt während der
Lit.8.193] 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 105
-
..........
Aus Abb. 75 geht hervor, 2,5 r--..... O,Zg/f- -
daß beim Abstehen die Ent- ~2,4 \ -r-
\
gasung durch kleine Chlorge- :§ 2,3
halte in der über der Schmelze
c::,
2.2 1"-
WusserdompfgehaJt
'-!.n Otenotmosphöre
~
3. Reinigungssalze.
Hauptaufgabe : Die Salzmischung muß geeignet sein, Oxyde zu um-
hüllen und aus der Schmelze herauszutransportieren.
Bestandteile: Chloride des Natriums, Kaliums, Magnesiums, mit
Zusätzen von Fluoriden.
Diese Salzmischungen eignen sich auch, um Oxyde im kontinuier-
lichen Durchlaufverfahren aus dem Metall herauszuwaschen (Abb. 77).
4. Entgasungssalze
Hauptaufgabe: Verringerung des Wasserstoffgehaltes.
Bestandteile: Aluminiumchlorid, Manganchlorid oder Hexachlor-
äthan, teilweise in Kombination mit Salzen der Gruppen 2 und 3 und
kornverfeinernden Zusätzen (Fluoride von Titan und Bor). Andere Salze,
die Stickstoff und/oder CO 2 entwickeln, sind weniger wirksam.
Die Wirkung der typischen Entgasungssalze beruht darauf, daß beim
Tauchen in die Schmelze durch Zersetzung und/oder Reaktion mit dem
flüssigen Aluminium eine große Anzahl feiner Bläschen entstehen (in der
Hauptsache aus Aluminiumchlorid-Dampf), welche nach oben durch die
Schmelze perlen und dabei Wasserstoff aufnehmen.
5. Hydridbildende Salze
Hauptaufgabe: Bindung des Wasserstoffes als Hydrid. Hierdurch
wird der Wasserstoff daran gehindert, frei zu diffundieren und Porosität
zu erzeugen.
Bestandteile: Am besten eignen sich Mischungen, die zirkonhaltige
Salze enthalten, wie z. B. K 2ZrF s. Dieses Salz ist nicht hygroskopisch
und daher gut verwendbar.
Auch ein Zusatz von Natrium zu Aluminium wirkt hydrid bildend,
jedoch können die schädlichen Einflüsse des Natriums überwiegen
(siehe dazu auch S. 93).
7. Kornverjeinernde Salze
Hauptaufgabe : Anreicherung der Schmelze mit titanhaItigen Keimen
in möglichst feiner Suspension, die auch beim Umschmelzen erhalten
bleibt.
Lit. S. 193] 2. Nichtmetallische Verunreinigungen 109
Ir. In USA wird vielfach gut getrocknetes AlOl 3 in die Schmelze ein-
gebracht. Es bewirkt eine Entgasung bei gleichzeitiger Entfernung der
Oxyde. AlOl 3 erzeugt eine "trockene" Krätze, d. h. ein mit nur wenig
flüssigem Aluminium durchsetztes Oxyd, was die Metallverluste durch
Abschäumen gering hält.
Es ist ungeklärt, inwieweit das Aluminiumoxyd in flüssigen Salzen
in echter Lösung vorkommt. Hauptsächlich scheint bei der Aufnahme
von Oxyden in Reinigungs- oder Abschäumsalzen eine mechanische
Umhüllung der Oxyde vorzuliegen, wobei die Oberflächenspannung der in
Frage kommenden Phasengrenzen eine wichtige Rolle spielt und durch
die Salzzusammensetzung beeinflußt werden kann [217].
Die reinigende Wirkung der Salzmischungen beruht vermutlich dar-
auf, daß das flüssige Salz an der Grenzfläche Metall-Oxyd eindringt, da
die Summe der Grenzflächenspannungen von Oxyd-Reinigungssalz +
Aluminium-Reinigungssalz geringer ist als die Grenzflächenspannung von
Aluminium-Oxyd.
Tabelle 15. Wirkung von 01 2 ,0 201 6 , AIOl a und N 2 als Entgasungsrnittel für
Leichtmetall-Schmelzen (nach J. E. DORE [225])
Hexachlor-
Chlorgas Al-Chlorid Stickstoff
Faktor äthan
Cl, AICl, N,
C2 CIs
durch Filtrieren noch durch Abstehen beseitigt. Daher wird durch das
kontinuierliche Chlorieren z. B. gemäß Abb. 76a eine Abstehbehandlung
als Reinigungsverfahren überflüssig.
Der große Vorteil einer kontinuierlichen Chlorierung unmittelbar vor
dem Vergießen offenbart sich beim Gießen großer Barren aus hochfesten
Schieber
-+
Fließrichtung der Schmelze
wiihrend der Einwirkung des
Chlorgases.
a
Abschiiumrampe Melallspiegel Abstichlach
Eintriftsöffnung fürungereinigte Schmelze
aus dem Schmelzherd
CI,-6as
=--==-_-=~
Eingabe der Schmelze
1F=;::::;;;;;;3I\ !Mallspiegel
---
~\~~ Al CI,-ZugabelDampf}
--4-
Oberlauf fürgereinigfes
\ +--,. renfgllstesJ
Metall
Knetlegierungen, bei denen der Gasgehalt oftmals bei 0,05 bis 0,08 cm 3 /
100 g liegen soll. Man kann so tiefe Gasgehalte auch im GieBofen erreichen,
wenn man 30 bis 60 Minuten lang kraftig chloriert; beim anschlieBenden
LeergieBen des Ofens aher kann die Schmelze je nach dem AusmaB der
Luftfeuchtigkeit ihren Gasgehalt wieder deutlich erhohen, so daB die zu-
letzt gegossenen Barren wegen zu
hohen Gasgehaltes AusschuB her-
vorrufen (z. B. Risse beiderWarm-
verformung der hochfesten Legie-
rungen). Diese unerwiinschte Er-
scheinung wird beim kontinuier-
lichen Chlorieren unmittelbar vor
dem VergieBen ausgeschaltet.
Eimi interessante Kombination
von Entgasen undAuswaschen von
Oxyden ergibt das in Abb. 77 dar-
gestellte Verfahren der kontinuier- Abb. 77. Anlage znm kontinuierlichen Reinigen
lichen Salzwasche: Der Oxydgehalt von Sclnnelze (Salzwăsrhe) (nach FosEco [186]).
einer stark verunreinigten Schmelze
geht dabei nach Angaben von R. G. DucKET von 0,013 auf 0,003%
Al 2 0 3 und der Gasgehalt von z. B. 0,25 auf 0,15 cm 3 /100 g zuriick
[208]. Die Wirksamkeit der Salzwasche wird durch Abb. 78 veran-
schaulicht.
0,6:1
Abb. 78. Wirkung einer Schmelzebehandlung in einer kontinnierlichen Salzwiische. Links STRAFHE-
PFEIFFER-Probe von behandelter Schmelze, rechts von unhehandelter Schmelze
(nach R. G. DUCKET [209]).
8 Altenpohl, Aluminium
114 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze rLit. S. 193
Rcchteckig
(Walzbarren) max. 1500 breit
Rund 100 bis 8000
I
100 bis 400 dick ( Kokillen· I
guß
(1)
1 bis 3 ca. 10 min* Ica. 100 min*
(Preßbolzen)
Quadratisch ca. 80 bis 150 {I Strang. I .
(Draht. Kantenlänge \ guß 5 bis 15 Ica. 0,5 min** [ca. 3 min**
barren) (2) I '
Rechteckig 6 bis 20 dick Band- 50 bis ca. 10 s bis ca. 1 bis 3min
(gegossene max. 1500 breit gießen 600 1 min
Platten oder (3)
Bänder)
8*
116 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
.3.2:2 Hil/weis auf die Wichtigkeit des Verständnisses für die in Frage
kommenden Grundlagen
Die Bemühungen, neue Varianten oder Kombinationen der 18 Fak-
toren zu finden, welche in Tab. 18 aufgeführt werden, gehen stetig
weiter, und zwar sowohl von der konstruktiven Seite (neuartige Ver-
118 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Einflnßgrößen (A. B)
Resultierendes Gefüge (C) Art des Einflusses
Abb. 80a u. b. Gußgefüge von Strangguß-Walzbarren aus Reinaluminium bei waagerechtem und senk-
rechtem Metalleinlauf (nach ALUSUISSE).
a) Waagerechter MetaJleinlauf nach Abb.79a. Gefüge besteht vorwiegend aus Fiederkristallen;
b) Senkrechter Metalleinlauf nach Abb. 79b. Globulitisches feinkörniges Gefüge.
Lit. ~. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 121
7.5cm!min 22.5cmjmin
30
35
cm
40
Allh. tla. Verlauf der Isothermen in Rundbarren bei zwei verRchiedenen Gießgeschwindigkeiten
(nach D. M. LEWIS [128]).
Besser steht es mit der Berechnung der Isothermen, die weiter von
der Erstarrungsfront entfernt liegen, aber gefügemäßig weniger wichtig
sind.
Beachtlich sind die Messungen von D. M. LEwIs und Mitarbeitern
mit Hilfe eingefrorener Thermoelemente und die Ergebnisse ihrer elek-
trodynamischen Analogie betrach -
tungen [128, 235], Abb.8:3 gibt
typische Meßergebnissc von D. M.
LEWI"; wieder. UnbE'friedigend ist
bei allen Messungcn diE' Ungewiß-
hpit über die Lage der IsothE'rmen
nahe der Kokillenwand und im
Bereich des Einsetzen" der direk-
ten Kühlung [1281- Eine der Ur-
---r--h--/{üh!- ~
sachE'n liegt darin. daß im BE'-
o Wirkung der ~
l"E'ich des Schrumpf8paltes der ? Sprühdüse am unfe.J!
\\'ärmeübergang untcrbrochcn ren Kokillenrand §
c::
wird (Abb. 84). und zwar in eiJ1E'r ",c. 0.0
~
Weit'c, dic von Zufälligkciten '"~ 15 ~
stark abhängt [143.243,2501. c,
c::
Gam allgemein haben D. M. --2 'Co
oQ
13
(p/mm z fangenfia/
8
4
0
-4
.,c::
""c::c:::::. 4
.,c::
~ 0
-4
8
0
-4 Blockmiffe J
Abb.85. Gußspannungen in einem Strangguß·Rund· Abb.86. Zonen der Druck· uud Zugspan·
barren aus AlCuMg (nach G. SEEGER [254]). Bungeu in einem Walzbarren (nach W. A.
-;- Zugspannungen - Druckspannnngen LIWANOW [255]).
1 Die von G. SEEGER untersuchten Walzbarren waren bereits sechs Jahre ge-
lagert, was die Ergebnisse beeinflußt haben kann.
Lit. ~. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 125
z:;
1~lr
, Q2
78 \
ib
1\
b2 \
Qll\ \
,I \
c\ \\, 1\
I
t\ \"~
c2\ .~ ~
~. ~ ~ r-
! ~
I'----400"-mmf::--bOO
c 100 200 300
Blockdurchmesser
.Abo. l::\i. _-\.bhängigkeit der lttaximalell GieIJge· Abb. 88. Zusammenhang zwischen Rlack-
~('hwindigkeit vom Blockdurc1nllcsser und Legie- dicke. Gieß geschwindigkeit nnd Neignng zur
rungstyp. Rißbildung bei gegebenem Seitenverhältnis
(11 , . ". naeh U. PORItO H. 1'. LmIBARDl [256]) (nach W. A. LIWANOW [255]).
(11,. b,. c, nach W. HOTH [23Ii]). iJ maximal zulässige nIackdicke bei gegebe-
Kurve a 1 : ReinalUIllinium und nlchtrißanfä1ligp nem Seiten verhältnis ; C zulässige Gieß ge-
Legierungen Kurve ('1: Stark rißanfällige I~egip ,chwindigkeit. die bei der Blarkdicke bein-
rnngen; Kurve (12: ReinallullilliuIll und eutekthwhe wandfreien Guß gewähr]f'i~t.pt.
T.pgierungptl; Kurve b2 : Nichtri ßanfäl1igr IJrgierun-
U"Pll: hnrVf' ('2: Hiß;\llfillligp T.f'gierllll~f'll.
Die Rißbildung it;t nach don Arbeiten von W. ROTII [236] und
W. A. LIWANOW [255] insbesondere mit folgenden Faktoren ver-
knüpft:
1. Spannungsverteilung im heißen bzw. kalten Block. (Zu beeinflus-
sen durch die Gießbedingungen. insbesondere durch die Art der \Värme-
abfuhr.)
126 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
3.343 Warmrisse. Diese treten meist in der Gestalt feiner Risse auf,
die oft nur schwer zu erkennen sind. Von diesen Rissen werden ins-
besondere die Legierungen des Typs AIMgSi sowie AIMn und AIMgMn
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 127
3.51 Übersicht
siehe z. B. Abb. 89 oder Abb. 92 auf S. 131. Bei Längsschnitten unter den
beim Stranggießen verwendeten vertikalen Einlaufdüsen tritt oftmals
daR .. Tannenbaumgefüge" auf (Abb. 90).
1:~
Abb. BUa u. h. ).Iukroskuphiche Bereiehe unterschiedlicher Atzbarkeit iUl Gefüge von Strangguß-
barrf'll ans .-\1 99,6. Ahzeiehnullg der drei Düsen des l\ietalleinlaufs. G-ießgeschwindigkeit: 9.5 crnjmin.
Cleiitzt in HCl -+- FeC!" (nach AL 1:SrISSE [2.50]).
9 A!tpnpohL Alllllliniullt
130 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1:5
Abb. 90a u. b. "l'annenbaullIge!üge" unter der Düse. Längsscbnitt durch Stranggnßbarren
aus A199,6. Gieß geschwindigkeit 8 cllIjmin. Geätzt in HCl + }'eCl, (nach ALlJSUISSE [250]).
'Schni//flddJe Mmm
, linler der 6ußhoui
ongeschndlene
• Tonnenbaumosle·
1: 10
sirichpunkher er Teil wurde weggeschntflen Abb. 92. Beispiele für die dreidimensio-
nale Forln der G-efügezonen unterschied-
Abb. 91. Schnittflächen !lurch einen Stranggußbarren licher Ä tzbarkeit. .ÜJSehllitt aus einem
aus Reinalulniniulll. Dreidimensionale Form der Ge- Strallggußbarren "''' Al 99.6. Ange-
!üge7,Onen unterschiedlicher Ätzbarkeit (nach A1,l"- ;-\('hllittene .,Tanllenhaumäste". Geätzt in
SFTSf\E [200]). Rn + F'rC1, (nm'h ALrSIHSSE).
9*
132 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
So/idusfemperalur
der Korngrenzen-
subsfanz (keine
Isofherme , ca
verspannfe Zone 617 '" czg oe ,je nach
lokaler Zusammen-
sefzung der Resf-
schmelze)
.. ,-'. ,.
.
:,..
, .' - ... -
~
-, - -~
l~
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J-
,..'" t;"- . ,..,
,.i
.- , I ~_ , •
,I , ";:
11 ~~
/
,... .
~
' /'" , ./
, /.
- " .'
_. 4.'-
60: 1
Abb. 94a u. b. Vergleich zwischen nonnaleJu Gußgefüge und deut Gefüge eines "Trulllellbalunaste~'·.
Querschliffe aus Stranggußbarren aus Al 99,6. Elektrolytisch reliefpoliert (nach AL U8 UISSE [2.50]).
a) "Tannenhaumast" ; b) normales Gefüge.
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 133
= 1:1
,I
, , ..J
•
)
. .•
b
120: 1
ALL. 95a - c. AnfKchlllelztempemtur der He,t-
schmelze im •. Tannenbaumgefü!(e'· eineK
Reinaluminium-Stranggullbarrens (AI 99.6:
. 520x 160 nun; Gießgeschwindigkeit 9.ocm!nlin)
-
~
(nach ALUSl:ISSE [143]).
J"r I a) Schnittfläche 40 mm tief parallel zur Hllf.:-
, •
) •
haut. Geätzt in HCI + ~'eCJ3' Pleil ~ Giel.\-
richtung; b) Gefüge des Harrenabsehnittes nJll
j Teilbild a bei Erwärmung alll 513 "C. Keine
Gefügeänderullg gegenüber deIn kalten Zu-
stall(l: c) Geliige des gleichen AbHehnitte, bei
Erwärmung auf 638 oe. Anschmelznng einer
inlermc,liiiren l'hase (Pfeil).
l~O: 1
liegt das Mangan in feinster Verteilung vor. Wird aber eine frische Legie-
rung unter Verwendung von Rein-Mangan oder Mangan-Vorlegierung
erschmolzen, so wird häufig festgestellt, daß das Mangan in "Wolken"
von der Größenordnung 1 mm angereichert ist. Daher kann bei
einer Spektralanalyse des Guß gefüges der Mangangehalt lokal relativ
stark schwanken, wenn die Legierung zum ersten Male erschmolzen
wurde. (Diese Schwankungen sind u. U. auch noch nach dem Abwalzen
auf ca. 1 mm spektralanalytisch erkennbar.)
= 1:1
) \
- ) '-
.~
\
)
r
120: 1
,
•
Abb. 96,,- c. Aufschmelztemperatur der Rest-
schmelze in der Seigerungszone eines strang·
gußbarrens aus Reinstaluminium (Al 99,995)
(nach ALUSUISSE [143]).
a) Ausschnitt aus einer Seigerungszone, die
quer durch die Primärkörner verläuft. b) Schliff
durch. die Seigerungszone von Teilbild a nach
Erwärmung auf 635 oe. Keine Gefügeänderung
gegenüber dem kalten Zustand. c) Die gleiche
c GefügesteIle wie Teilbild b nach Erwärmen anf
651°e. Starkes Anspressen von Restschmelze.
120:1
3.61 V ()rbemerkung
~~ ohne GußsfrahlJlerfeiler
%
'1.0
3.C
.3.2
::!:::
~ 2,8
"2>
~
mif Gußsfrahlyerfeiler
~'I.
*
*. 0
3.C
3.2
2,8
E
E 0 0 o 0 0 0 0 o 0 o 0
<::>
~
Abb. 97. Einfluß der Schmelzeznfuhr auf die Seigerung von Walzbarren 100 x 400 mm aus AlCuMg
(nach H. Kästner [241]).
Schmelz zufluß
In Abb. 99 und 100 kommt zum Ausdruck, daß sowohl bei Strangguß
als auch bei Kokillenguß 6 bis 9 Minima in den Seigerungskurven auf-
treten, wenn der Kupfergehalt von Barren aus AICuMg über den Barren-
querschnitt untersucht wird. Der Vergleich der Abb. 99 und 100 läßt
außerdem erkennen, daß die Blockseigerung beim Kokillenguß wesent-
lich stärker auftritt als beim Strangguß, wenn die normalerweise an-
gewendete Gießgeschwindigkeit von 6 bis 10 cmJmin beim Strangguß
zugrunde gelegt wird.
\
'( \
I
a 3,7 i~----'-----:--:-----~---+--J...J
~- ---+-- - 8arrend/dre.IS?4mm,-~~+----H
3,8~;--T--~--+1---~----~~
, ' ' 1 I
3,6:- Durchschnilfsanafvse 3,5~ %Cu - ----j-----+
I:
--------;-----~,------~---T-'
! ,'I 'I \
I ,
c 3,0 : ,
~, - --I -- BarrendlckMS3Smm ---
36' , " ,
, ,- Durchschniffsanafvse 3,54 %CU-I---7""=~--'-----+i
" I i 1 /
U
11
1 '
,I
- ---------j--
I
Barrendicke -152 mm
a c
Abb. 101. Ableitung des diskontinuierlichen Verlaufs der Seigerung bei AlCuMg (ohne Auftreten von
Ausschwitzungen) (nach H. VOSSK1tHLER [242]).
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 139
3,9
3,8 H
% 5,02%
-."
<::: ~
~
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rv
CQ
! ! glob~/ifisch \ ~OO
L
20 *0 mm CO
Lsehr feinglobulifisch Absfand von der Blockoberfläche
- grob sfengelig
sehr fein globulifisch Abb. 103. Seigerungsverlauf in einem
fein sfengelig Rundbarren aus AICuMg, 100 mm Durch-
messer. Von 800 oe sehr langsam abgekühlt,
20 *0 CO mm 80 radiale Wärmeableitung stark gehemmt
Absfand von der ßlockoberflöche (nach W. ROSENKRANZ [240]).
Kmia//selgerung
,
" ....-
....---- _----
/'
,/
/
// umgekehrfe
/ B/ockselgerung
//
a Abküh/geschwlndlgkeif
--,
b
.
";Innen
C
_~=<innen
außen
\
\
auöen ""
"-
"
h ZeH
Abb. 104 a u. b. Zusammenhang zwischen Abkühlungsgeschwindigkeit und Seigerung.
a) Einfluß der Abkühlgeschwindigkeit auf Kristallseigerung und Blockseigerung (schematisch); (nach
W. CLAUS [272] sowie P. BRENXER U. W. ROTH [276]; b) Schematische Darstellung des Abkühl-
verlaufs bei verschieden schneller Abkühlung von Schmelzen (nach W. ROSENKRANZ [240]).
Kurve a: sehr schnelle Erstarrung; Kurve b: mittlere Erstarrungsgeschwindigkeit (technischer Barren-
guß) ; Kurve c: sehr langsame Erstarrnng.
?Im im Falle b wird starke Blockseigerung beobachtet
142 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S; 193
W. ROSENKRANZ [240] weist darauf hin, daß nur bei mittleren Erstar-
rungsgeschwindigkeiten die Voraussetzungen für die umgekehrte Block-
seigerung gegeben sind, wie aus dem Vergleich der Erstarrungskurven in
den Außen- und Innenzonen hervorgeht (s. Abb. 104b).
Außerdem sind noch die geometrischen Verhältnisse zu berücksichti-
gen: Hier ist vor allem die Form der Erstarrungsfront wichtig; Tüten-
guß (flacher Sumpf) unterdrückt z. B. die umgekehrte Blockseigerung.
Ein anderes Beispiel ist das Zonenschmelzen : Bei diesem erfolgt die
Erstarrung extrem langsam, und trotzdem hat man eine äußerst starke
Blockseigerung. Dies ist darauf zu-
Sfronggußborren rückzuführen, daß beim Zonen-
20mml0 0
~ schmelzen die Anreicherung der Rest-
(f fe-arm , 0.&8 "foFe schmelze an Legierungsbestandteilen
I
fe zunehmend absichtlich hoch gehalten wird: Die
[J ' ß "chI Gründe hierfür sind von W. G. PFANN
I b h' b d
o %~ /!.e-\ / A . Je rt ung . •
lIll emze nen esc ne en wor en
.6Z e '!!Fm' ' fe mox, (9G%Fe [281].
Als treibende Kraft kann an-
0.7'" 'k Fe
Fe zunehmend stelle des Ansaugens durch Volumen-
~ - Anreicherungen in der
' GuBhouf, '" 1,2 %Fe schrumpfung auch die Kapillarwir-
.
~
05S %fe (Fe~, / A
,orf!J.
4,
S h,]
femax.1.52%fe
h1 - 0; bis aGmm
hi!-aSbis 1,1mm
kung angenommen werden [136].
H. VOSSKÜHLER [242] hat erklärt,
daß die Oberflächenspannung des
flüssigen Aluminiums (proportional
(jußh ou,' A- Ausschwtlzung der Steighöhe der Schmelze in den
Kokille g!alf
(jew-% Fe
0.15 Si
f-A-----+----=*~-----'=F~~d--___i
~-=7 --1
I" ':::"...,=1 - 'Fe- -
p-""'---
3a:'r' nmlife(
Si
--
~~y-
"cl
I'~ '~7 ~
-1
70 75 20 0 5 70 15 mm 20
Absland von der Oberfläche
Abb. 106 a-f. Seigerung an Strangguß-Walzbarren aus A199,6 (nach ALUSUISSE [243]).
a), b) Düsenguß (eine Düse 10 mm Durchmesser) Gießgeschwindigkeit 8,5 em/min; c), d) Guß durch
Loehbecher, Gießgeschwindigkeit 12,0 em/min; e) Guß dureh Loehbecher, Gieß geschwindigkeit
10,0 cm/min; f) Guß durch offene Rinne, Gieß geschwindigkeit 6,5 cm/min.
Nahe der Oberfläche von Gußbarren wird oftmals eine enge Gefüge-
zone beobachtet, welche an Eutektikum verarmt ist [242, 243].
Allerdings hängt es von den Gießbedingungen ab, wie die Seigerungs-
kurve verläuft, und Abb. 106 zeigt, daß das System der Metallzufuhr, die
Rauheit der Kokillenwand und die Gießgeschwindigkeit beim Strang-
gießen einen starken Einfluß auf die Seigerungen nahe der Barrenober-
fläche haben.
144 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
*(nach Zusfandsdiagramm)
Abb. 107. Einfluß der Meniskushöhe auf die Erstarrung von Reinaluminium nahe der Kokillenwand.
Links: Entstehung von starken Ausschwitzungen; Rechts: Gußhaut weitgehend frei von Ausschwit-
zungen_ Längsschnitt durch Stranggußkokille.
A Ausschwitzung; SR Solidustemperatur der Restschmelze an Korngrenzen und zwischen Dendriten-
armen (keine Isotherme, da abhängig vom Ausmaß der Kornseigerung); Absenkgeschwindigkeit
"" 8cmjmin.
was nach Abb. 107 (rechter Teil) durch Gießen mit möglichst niedrigem
Meniskus gelingt. Jedoch ist es nicht ganz einfach, einen Meniskus so tief
und konstant zu halten. Hierzu sind z. B. absolut plane Kokillen zu
verwenden.
8arren-
Oberfläche
Schmelze
~m
.~ferder
Oberfläche
Wärmesfau
im Luffspalf
~
'"<:: i Einfluß der
'§ rdirekfen
~ I Kühlung
~ , i
c03
Liquldusfemp Liqu idusfemp.
a Solidusfemp (nach Zusfands- Solidusfemp. (nach
diagramm) Zusfandsdiagramm)
Warmesfrom
Schmelze
.imm
/unferder
Oberfläche
Warmesfau
_ L
,
'1 1m Luffspalf
-: -t ---
0.>
----+-1:)
I Einfluß der
<:: 'rdireMen
r~ lKühlun g
t ]
-- -I ~/ Liquidusfemp.
Solidusfemp (nach Zusfands-
Llquidusfemp diagramm)
b Solidusfemp (nach Zusfandsdiagramm)
Abt. 108 a u. h. JiJrläuterullg der
Entl'iteh1Ln~ periodischer Ausschwitzungen beiIn StranggieI3en YOll
Reinalumininm ("~199.5). Längsschnitt durch eine Hälfte der Kokille mit zngehörigem Wärmest rom
lInd wit zugehörigen Temperaturen an der Barrenoberfläche bzv{. 5 nun darunter
(lI:tch ALFSTTISSE [243]).
a) Kurz nach (leI' Rnt:'lltphnng einpf Anssrh\vitzung;
b) Kurz vor der Eutstehung einer AllSsrhwitzung.
A AllS~-l('hwitzlLng; S' Seigernngsband lnit angereieherter Restsclullelze.
10 c\ltenpohl, Aluminiulll
146 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
1 :2.5
Abh. 110 a - c. Periodische KaltschwcifJstcllen (li/,,,,) und Ausschwitzullgen (.11 ifte und rechts) auf
Stran!l:gufJharren aus Al g[l. 420 x 130 mIll. Pfeil: Gießrichtllng (nach ATXSl:ISSE).
a) Gieß temperatur 080 oe. UieHgesehwilldigkeit. 5 cm/Illill, Surnpftiefe 5 (,111; b) Gießtemperatur
700'cC. Gießgeschwindigkeit 1:3.5 cllljmill, SU1llpftiefe 12 eIn: e) Gieß temperatur 700°C, Gießgeschwin-
digkeit 1:1.;) ('lll/lIIin SlIIllpftiefe H,;> ('111 (l\:feni~kn:-; 2,5 eIU tiefer ab bei b).
10*
148 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
j( j(
a b c
Abh. 111 ,,-c. Bildung einer KaltschweißstelJe beim yertikalen Stranggießen
(nach B. H. W ATERS [287]).
E erstarrte Kruste; K Kokillenwand
Durch zu kaltes oder zu langsmnes Gießen erstreckt sich die erHtarrte Kruste zu hoch, so daß neu zu-
fließendes ~Ieta\l an der vorliegenden Phasengrenze gemäß den Gesetzen der Oberflächenspannung
eine Kaltschweißstelle bildet.
in der Kokille auf, und für einige Zeit bleiben Ausschwitzungen aus , bis
der Schrumpfspalt wieder breit genug ist usw.
Es ist durchaus möglich, daß beim Auftreten der Ausschwitzung das
darüberliegende Flächenelement der Gußhaut sich kurzzeitig an die
Kokillenwand anlegt. da zu diesem Zeitpunkt die Oberfläche des Barrens
'" 1:4
Ahh. j 12 a u. h. AllsschwitzlIngsf;wpcll und ScigcfnngslJänder ilu Län gsschnitt eines Strangguß·
barrcllH au:,; Al ~)9,6. Eilll;lIIfs~·H tem: Offene Hinne. (HeßgeHchwilluigkeit: 9 em /m in.
GeiHzt ill HCl L FeCI,. Pfe il: Oießrichtlllli! (nach ALUSUISSE).
;1) Yonl r r:->('.itr ; h) :Rü('ks(' it t"
in dieser Zone sehr wenig Festigkeit haben dürfte 1 Daß das Auftreten
ciner Ausschwitzungsraupe von einem sehr schroffen lokalen Schrumpf-
vorgang begleitet ist, geht aus Abb. 112 hervor. 2
Diese Abbildung läßt außerdem erkennen, daß zwischen peri-
odischen Ausschwitzungen ein t:leigef'Ungsbaml unter J er Oberflächt' des
1 Sobald die flü ssigp Hestst'h melze volumenmäßig ptwa 5% a usmacht, sinkt
die Festigkeit des Aluminiums auf pra ktiseh Null [287].
2 Der Vergleich von Abb . 112a mi t 112b zeigt, daß ein Ansaugzentrum relativ
klein ist, da auf der R üebeite der gleichen Platte (.-\bb. 112b ) der auf der Vorder-
,,~it e siehtbitre Ansaugkq!e] (.. Tannen lmumaKt") nicht mehr g(' sdmitten wird .
150 A. Eigen~chaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
cm 3 /100 g. 0.3
Abb. 114 zeigt gleichfalls die
starke Abhängigkeit der Gußporo- 0.2--- -1-
sität vom Gasgehalt, sobald dieser
einen gewissen Schwellwert über- 0,1r----+r-r-~~·---+------+---~
schreitet: auf die in Abb. 114 er-
kennbaren Seigerungseffekte wird
0.
weiter unten noch eingegangen.
M.F.JORDAN,G.D.DENYER Abh. 118. Porosität in stranggllßba..rrell am:.
und A. K. TURNER [160J weisen AICuMg und Sandgnl.\stüeken aUR Aleu in Ab-
hängigkeit VOll dem 'V nsserRtoffgehalt der
darauf hin, daß bei ungünstigen ~chmelze und VOll deu llarrcllahmcssungen
(nach M. ~' .•TORDAX. 0. D. D~~N,ER H.
Nachspeü.;ebedingungen bei sehr A. X. l'ruXER [160]).
tiefem Gasgehalt Schrumpfporen * ]~rgelmh;sc von n. T. ME'l'tJAL.Fg [2.9U);
vorkommen können. Teilweise ** BrgcblliHi"e VOll C. E. J{AX,'":II,EY n. D. E. J.
TALBOT [1,,11.
sind sogar Ergebnisse erhalten
worden, wonach ein gewisser Gasgehalt auch beim Stranggießen er-
wünscht ist, um die erwähnten Schrumpfporen zu unterdrücken.
Oft findet man im Gußgefüge Porosität und starke lokale Anreiche-
rung von Re:->tsehnwl7.!' nah!' hpipinander, Rif'hf' Abh. 115.
--t-
~ 5,0
'" {Jew-'y, f(upfergehall I
.1
~-t
~ 1f,5 C-- in der Sch~ - r- 1;---"""""
~
~
§- 4,0 I.:?<V
-;tf----
'\j
I Lt !
+- ----
1
I~
I
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9 ..,.' i • ~
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I
~-l--:-- I~
~
..
fiasgehalfiE:-+ I __
der Schmelze i I
I I .~
I
1\ ~ ~~- I
i
!
,
V i 1/ ..n'I I
a. I I~ i c --1. j
50 100 1500 so 100 1500 so 100 mm 150
Absfand von Barrenoberfläche
Abb.114 a-c. Verteilung des Kupfer· und Wasserstolfgehalts sowie der Porosität in Barren aUR
AICuMg aus Schmelzen mit verschiedenem Gasgehalt (nach M. F. JORDAN, G. D, DEXYER U. A, N.
TURNER [160]).
a) durchschnittlicher Gasgehalt 0,28 cm'/100 g; b) durchschnittlicher Gasgehalt 0,19 cm'/100 g;
c) durchschnittlicher Gasgehalt 0,13 cm'/100 g.
Dies ist nach dem bisher Gesagten einfach einzusehen, denn so bald die
nachgesaugte Restschmelze durch Einfrieren nicht genügend nach-
gespeist wird, müssen im Ansaugbereich Hohlräume entstehen.
Darüber hinaus ist immer wieder
der Gasgehalt als Hauptursache [272]
oder als teilweise Ursache der Seigerun-
gen in Aluminium bezeichnet worden,
Literaturübersicht siehe Z. B. [270]
oder [271].
,
.
Es hat sich aber gezeigt, daß auch
beim Erstarren von völlig gasfreien
Schmelzen umgekehrte Blockseigerung
auftritt, so daß die Gastheorie die um-
gekehrte Blockseigerung nicht völlig
erklären kann [136, 270, 288]. In der
90: 1
Arbeit von D. E. ADAMS [136] wurde
Abb. 115. Seigerungen von Mg,Al, in Lun-
kernähe, eingebettet in Normalgefüge von
dem Auftreten von Porosität in Zusam-
Druckguß aus AlMg (nach ALUSUISSE). menhang mit der Seigerung und dem
Gasgehalt besondere Beachtung ge-
schenkt. Es wurden Schmelzen mit 3 bzw. 7% Cu einer einsinnigen
Erstarrung unterworfen. Einige Ergebnisse sind in der Abb. 116 wieder-
gegeben.
Man erkennt dort, daß sogar bei der gasfreien Legierung eine poröse
Zone nahe der gekühlten Kokillenwand auftritt, wobei es sich um kleine
Schrumpfporen handeln dürfte.
Lit. S. 193] 3. Probleme beim Gießen von Knetlegierungen 153
I i/
3
~
Isolofion
Abb. 114 zeigt folgendes: Falls der Gasgehalt hoch genug ist, zeigt
die Porosität eine starke Abhängigkeit von der Entfernung zu der Guß-
haut. Diese Abhängigkeit ähnelt der Veränderung des Kupfergehaltes
durch umgekehrte Blockseigerung.
Die Kupferseigerung wird schwächer, wenn der Wasserstoffgehalt ver-
ringert wird.
Dcr Gasgehalt ist über den Querschnitt des Blockes ziemlich gleich-
mäßig verteilt. Der Gasgehalt der Schmelze ist identisch mit dem-
jpnigen, der nach der Erstarrung gefunden wird.
Verfeinerte Gefügeuntersuchungen haben gezeigt, daß unabhängig
von der z. B. in Abb. 114 sichtbaren Verteilung der Porosität die Poren
meistens in Nestern auftreten. Der in Abb. 115 wiedergegebene Befund
legt dip Vermutung nahe. daß Pormlität bevorzugt in solchen Bereichen
154 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
~lr\t4?t1
parallel geht. Das Vorkom-
men und die Lage der po-
rösen Zone hängen stark
D,1~----~~----~----~~--~
von den Gießbedingungen
o 2,5 5,0 7,5 cm 10
ab. Die in Abb. 117 er-
Absfand von einer Blockseifenfläche
Abb. 117. Yerteilung des Kupfer- und Wasserstoffgehalts kennbare Seigerung des
sowie der Porosität über den Querschnitt eines 200 mm Wasserstoffes überrascht
dicken stranggegossenen Barrens aus A1Cul\lg
(nach C. E. RANSLEY u. D. E. J. TALEOT [151]). zunächst. Jedoch muß
man berücksichtigen, daß
bei den meisten technischen Gieß verfahren durch den Übergang "flüssig
--+ fest" der Wasserstoff um mindestens den Faktor 10 übersättigt vor-
liegt. Wasserstoff dürfte speziell in der Restschmelze angereichert sein,
und es erscheint verständlich, wenn somit der Wasserstoff ähnlich
seigert wie z. B. das in der Restschmelze angereicherte Kupfer.
D.5.----r----~--~----~---,
I Gießserie
i B C D
Höhere Kennziffer in dem Diagramm bedeutet höheren Blasenanfall. Unterschiede in der Blasigkeit
sind nicht auf unterschiedliche Metallzusammensetzung zurückzuführen, da eine einheitliche Schmelze
verwendet wurde (nach ALUSUISSE [143]).
3.92 Korngräße
b a
=1:2.5 =70:1
Abb. 120 a u. lJ. Ficderkri,talle iu Tüteugllßharren aus Al U9.5. (Wärmeableitung beim TütenglIß
nur nach unten) (nach W. ItOTH u. M. SCHIPPERS [60]).
a) ]'iederkristall zwischen St.eJlgelkri~taI1en: Längsschnitt durch einen Tütengußbarren; b) Schliff
durch einen }'iederkristall. Die geraden Linien sind Schnitte durch Zwillingsebenen.
daß eine [100]-Achse parallel zum Wärmefluß liegt. Ein Schliff durch
einen Fiederkristall sieht dagegen ganz anders aus. In Abb. 120b erkennt
man, daß die Zwillings ebenen im Schnitt als gerade Linien auftreten.
240: 1 60: 1
Abb. 121. Schliff durch StengeJlrristaJle senk· Abb. 122. Schliff durch FiederkristaJl im Gefüge
recht zur Faserachse. Tütengußbarren aus eines Stranggußbarrens aus AICuMg. Schraflilr·
Al 99,5 (nach W. ROTH u. M. SCHIPPERS [60]). ätzung nach KOSTRON
(nach ALCOA. New Kensingtoll).
(111)
(110) (110)
Abb. 123. Schematische Darstellung der Orientierung von Fiederkristallen. Rechteckige Schliffprobe
mit in Zwillingslage befindlichen Kristalliten und den zu erwartenden Atzfiguren. Zwillingsebene (111)
(nach W. ROTH U. M. SCHIPPERS [60]).
3.922 Beeinflussung der Korllgröße. Wenn auch die weiter üben ge-
nannten sechs Variablen die Korngröße beeinflussen, so beschränkt man
sich in der Praxis oft darauf, nur eine der Einflußgrößen zu variieren.
Hierfür folgen einige Beispiele:
Gießtemperatur. Aus Abb. 125a bis c erkennt man, daß das Gußkorn
wesentlich feiner wird, sobald die dem Sumpf zugeführte Schmelze eine
Temperatur hat, welche weniger als ca. 15 grd über der Liquidustempe-
ratur liegt, bei Reinaluminium somit unter ca. 675°C.
Erslarrungszone
~l%~~if!(l
rasches Gießen langsames Gießen
r2Z2] grobkornig ~mJ feinkornig
Abb. 124. Einwirkung von raschem und langsamem Gießen auf die Breite der Erstarrungszone und auf
das Guß gefüge beim Stranggießen einer AlCuNi·I,egierung (nach W. ROTH [236]).
1:6
Abb. 125 a- c. Einfluß der Gießtemperatur auf die Korngröße von Stranggußbarren aus Rein-
aluminium Al 99.5 (nach ALUSUISSE).
a) Gießtemperatur 665 bis 670'0; b) Gießtemperatur 675 bis 680'0; c) Gießtemperatur 685 bis 690'C.
--koki/le
schwache kühlung
mif Wasser-
Sprühnebel
direkfe
Wasserkühlung
ers/orr/er
Wa/zbarren- -
Abb. 126. Gießen von Walzbarren mit verzögerter Wärmeableitnng nach dem "Isomet"-Verfahren
(Gießen mit tiefem Rumpf). Schnitt durch Barrenschmalseite (nach G. TRAPIED [229]).
Wn"erdiise: n Preßluftdilse.
11 *
164 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
A::J!!!!III!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!I!i;;{7
r
A
H-HttttHttttltltHtttttW
Abb. 127. Gießen von Walzbarren mit verzögerter Wärmeableitung nach dem "Isotrop"-Verfahren
(Gießen mit absichtlich tiefem Sumpf). Ansicht der Kokille mit Schürze (zur Verzögerung der Abküh-
lung). Das aus der Kokille austretende Kühlwasser wird durch die "Schürze" vom oberen Teil des
Gußstranges ferngehalten. Die Form der Schürze verhindert eine vorzeitige Abkühlung der von drei
Richtungen gekühlten Seitenzonen des Gußstranges und bewirkt somit einen tassenförmigen Sumpf.
Die Schürze ist zur Wasserfübrung außen grob gerieft (nach G. ~ALMON [282]).
_-~Mefalleinlauf
durch ßießrinne
Kokille
Kühlwasser
I kaslen
I
} BereICh der dtrek-
~--
Sumpf~- 1 I len Kühlung
...... _1 I~':> Preß/uffdüsen in
Ablenkplafle, ~-::::
fur Kühl- "\QY"' ~~ } ringförmiger
Anordnung
wasser
--- Barren
Abb. 128. Stranggießanlage mit be-
grenzter Blockkühlung unterhalb
,Ier Kokille zum Gießen rißanfälliger --- frockene Barren-
Legierungen (nach A. T. TAyr,oH. oberflöche
E. H. THO)[PSON u . •T. J. WF.(lNEI(
[262]).
!::r====:::::===;J ~-- Fußplalie
-----hydraulische Hebe-
vorrichfung
r 1 . I i II
md, '"
.1I
ohne
I
Unferbrechung der direkfen Kühlung
50 l/
~ 11
1/
r~
~)
0~
1
/
bf/""sItlT ~~
W
f--Io"'<t,
v
kiff ~I - l--
V ~
I/ 7
v
V
V
f3/ ~
"""
o\y 1
/1
ce>
Abb. 129. Isothermen während des
0 Stranggießens von Quadratblöcken mit
V /
V
~\JI\
ohne Unterbret·.hullg der direkten Kühlung
("ach A. T. TAYLOR, E. H. THOMPSON 11.
J. J. WRUNER [262]).
550
.1 Ort der Kühlwasserablenk1lng.
mm
650
o 100 ZOO 0 100 mm ZOO
Absland ron B!ockmille
166 A. EigellJlchaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Hieraus erkennt man, daß allein durch das Phänomen der Krusten-
bildung die einzuhaltende Analyse und Gießtemperatur einer Knet-
legierung in ziemlich engen Grenzen festgelegt wird.
Das Gesagte gilt auch für den Zusatz von Kornverfeinerern:
Sobald z. B. bei Reinaluminium mehr als 0,05% Ti oder bei Reinst-
aluminium mehr als ca. 0,15% Bor zugesetzt werden, tritt Krusten-
bildung auf. Daher bleibt man mit kornverfeinernden Zusätzen meist
kurz unter dem Gehalt, bei dem die Krustenbildung oder das Entstehen
grober Primärkristalle 7.U befürchten ist.
'4
'._ . . . . ~ .,- c
.... "'!" • •
~()O: 1 40: 1
A hb. 130. Al,}[n-l'rilllärkristalle im Uußge!üge Abb. 131. Geknetetes Gefüge der Legierung
von Rcinstaluminiunl nlit 4% )1n AIZnMgCu. Al,Cr-Primärkristalle, die während
(na("h ALUn'ISSE). der Erstarrung entstanden sind
(nach ALFSUISSE).
..0
da., I
I
.
I
-- 3.95 Festigkeitswerte von Gußgefüge
i dB
!
..... i
do.2 ./10___ In der Abb. 132 werden Festig-
L ~---
keitswerte von AIMgSi-Strangguß-
-.
/ ~ .JL
°10 barren wiedergegeben.
Man erkennt im Teil c der Ab-
a 0 0
M 40 bildung, daß die Dehnungswerte bei
% kpjmrrf ..f!.o OB niedrigen Mangangehalten in den
Randzonen des Barrens wesentlich
~
00.2
~
höher sind als in Barrenmitte.
Dies ist darauf zurückzuführen,
daß die rasch erstarrte Randzone
010 weniger Gußporosität hat als die lang-
::-
-C>-
dB
sam erstarrte Mittelzone des Barrens.
dO•2
Mit zunehmendem Mangangehalt
verschwinden allerdings die Unter-
h 0 0 schiede und schließlich hat man so-
gar in Barrenmitte etwas höhere
Dehnungswerte als in den Außen-
c zonen. Dies dürfte auf manganhaltige
Ausscheidungen zurückzuführen sein,
Abb. 132 a-c. Festigkeitseigenschaften von welche in einem Seigerungsband in
AIMgSil mit verschiedenen Mangangehalten ~ähe der Oberfläche verstärkt auf-
(nach ALUSUISSE).
a) Stranggußbarren 610 x 185 mm,
treten (ähnlich wie die in Abb. 112
• - - - • Gußzustand, Warm-
0 -- 0 erkennbaren FeSi-haltigen Seigerungs-
ausgehärtet 165'C 14 Stunden; b) Bleche
2,3 mm dick, . - - . Weich (3 Stunden bänder). Der Vergleich zwischen
bei 380'C geglüht), 0 - - 0 Warmausge- Abb. 132a und b zeigt, daß man im
härtet 165'C 14 Stunden; c) Unterschiede
der Dehnung zwischen Mitte und Rand des Gußgefüge nach einer Warmauslage-
Gnßbarrens, Ausschnitt aus a (Gußzustnnd). rung beachtliche Werte von Zugfestig-
-
Warmverformen zu Beginn der Querschnitts-
mm'
reduktion ein Zustand auftritt, in welchem
das Gefüge besonders zu Trennbrüchen ~
neigt [308]. /
Dies wird auch in der Praxis beobachtet,
~
denn das Aufreißen von Poren beim Warm- V
z
walzen oder Schmieden tritt meist zu An- Jmm
/
/
fang der Warmverformung ein. Zur genauen
Verfolgung eignet sich vor allem die Unter-
suchung von Mikro-Zerreißstäben sowie von
Kerbschlagproben, welche bei verschiedenen
Temperaturen untersucht werden [308]. i'-..
"'" '"'-
~
19 i I---
3.96 Einfluß der Gießbedingungen auf die "-
'"
.~ 1,3
'"
~mm
Festigkeitswerte nach dem Abwalzen ~
~Z1
P. BRENNER und W. ROTH [309] haben ~
'-
.1% 09
~ --...,
darauf hingewiesen, daß nach Abwalzen oder ~ • I.f. B 8 cmjm!n 1E
Strangpressen die Festigkeitswerte von Absenkgescnwindigkeil
Stranggußmaterial bei Legierungen wesent- Abb. 133. Festigkeitseigenschaften
von kaltausgehärteten Blechen aus
lich günstiger liegen als bei Kokillenguß- AlCuMg, 1 mm dick, in Abhängig·
material. Beim Stranggießen haben die keit von der Absenkgeschwindigkeit
beim Stranggießen (nach H. BOTH·
Gießbedingungen Einfluß auf die Festigkeits- MANN U. H. VOssKttHLER [244].
Es ließen sich noch viele Beispiele aufzählen, wie durch die Gieß-
bedingungen die mechanischen oder Oberflächen-Eigenschaften des ab-
gewalzten oder stranggepreßten Materials beeinflußt werden.
Auf einige Beispiele werden wir in späteren Kapiteln zurückkommen.
0 .• NB
° 02
kpj Illlll ,
(JB
kpjlllIll' 0
/0 kpjrr1n1"l
Kokillengußstück G-AlMg3
Guß zustand, 100 mm~-Zerreiß· H,2 17,0 7;2 ;54
probe aus 15 mm WanddickP ent·
nommen
Flachprofil gepreßt
AIMg3 "weich" 15 X :~O mm 10.ß 22.8 24.1 ;")2
100 mm 2-Zerreißprobe
,-
'--
.- ................
,
... '
13: 1
Abb. 134:1. Korngrenzenlücken in G-All'1l4Ti·Salldguß (na("h ALrSUISS}~).
.... . . . .
".
70: 1
Abb.134b. Ausscheiduugen von Kupferaluminid in G-AICu4Ti (nach ALUSUISSE).
links: Gnßzustand (Sandguß) rechts: warmgewalzt, Verformungsgrad 90%.
4.22 Kokillenguß
zerstört und oft erst nach Tausenden von Abgüssen durch Abnutzung
und Deformation unbrauchbar. Formstoffreaktionen sind nicht zu be-
fürchten, dagegen muß der Undurchlässigkeit der Form wegen für ein
ungehindertes Entweichen der im Formhohlraum befindlichen Luft ge-
sorgt werden. Dies wird durch Fugen, Schlitze, Bohrungen und Steiger
bewerkstelligt.
Die gute Wärmeleitfähigkeit des Formwerkstoffes bewirkt eine rasche
Erstarrung, weshalb das Kokillengußgefüge feiner und dichter ist als das
Sandgußgefüge. Hierzu ist es allerdings Voraussetzung, daß eine ge-
nügende Wärmekapazität der Form (Kokille) die Temperatur derselben
nicht zu rasch und zu hoch ansteigen läßt. Aus diesem Grund ist es not-
wendig, daß die Kokillenwanddicke ein Mehrfaches derjenigen des Guß-
stückes beträgt. Gegenüber der Formoberseite oder infolge von Schrumpf-
spannungen auch an anderen Gußstückpartien kann wie beim Sandguß
ein wärmeisolieTender Luftspalt entstehen, der eine Kornvergröberung
bewirkt.
4.23 Druckguß
Das MetRll wird durch einen sehr hohen Druck (bis zu 1000 kp/cm 2)
in mehrteilige Formen aus Warmarbeitsstahl gepreßt ("gespritzt"). Die
Innenwände der Formen tragen nur einen äußerst dünnen, nicht per-
manenten ölhaltigen Schutzfilm (Schmiermittel). Eine Druckgußform
hält in der Regel viele 10000 Güsse aus.
Die Erstarrung in den verhältnismäßig kalten, oft wassergekühlten
Formen vollzieht sich sehr rasch und setzt schon in der Füllbüchse ein,
bevor das Metall den Formhohlraum erreicht hat. Druckgußstücke sind
daher sehr feinkörnig, und auf das Einbringen von Fremdkeimen in die
Schmelze kann verzichtet werden. Die sich in Millisekunden vollziehende
gewaltsame Formfüllung ("Schuß") gestattet trotz der Vorerstarrung
das präzise, scharfkantige Gießen sehr dünnwandiger, komplizierter Teile.
Die große FließgeschWindigkeit bewirkt sogar ein Wiederaufschmelzen
bereits erstarrter Metallanteile durch Reibungswärme.
Die im Formhohlraum befindliche Luft sowie Ölgase des Schmier-
mittels können nicht vollständig zum Entweichen gebracht werden und
mischen sich teilweise mit der Legierung. Druckgußstücke sind daher
mehr oder weniger stark von Bläschen durchsetzt, die aber oft nur mikro-
skopische Größe annehmen. Durch Evakuieren der Form gelingt es,
diesen Nachteil etwas zu mildern (Vakuumdruckguß). Der Bläschengehalt
der Druckgußteile bewirkt eine Abnahme der Dichte und der elektrischen
Leitfähigkeit von 5 bis 20%. Auch dürfen die Gußstücke in den meisten
Fällen einer Lösungsglühung nicht unterworfen werden, weil die ein-
geschlossene Luft bei der erforderlichen Temperatur (500 bis 540°0) so
große Drucke erreicht, daß Blasen und Deformationen auftreten. Die
Lit. f-j. 193] 4. Probleme beim Gießen von Gußlegierungen 175
Ein häufiger Fehler beim Formgießen besteht darin, daß das flüssige
Metall im engen Formhohlraum durch vorzeitige Erstarrung stecken-
bleibt, bevor es den ganzen Riwm des Abgusses einnimmt. In erster
Linie sind zur Vermeidung solcher Schadensfälle formtechnische Maß-
nahmen erforderlich:
Verkürzen der Flie13wege durch Erhöhen der Zahl der Anschnitte.
Herabsetzen der Gießzeit durch Vergrößern der Querschnitte des
Anschnittsystem:,; .
Erhöhen det; mctallostatischen Druckes und damit der kinetischen
Energie des fließenden Metalls.
Sodann kann metallseitig durch Erhöhen der Gießtemperatur eine
größere Beweglichkeit des fließenden Metalls erreicht werden.
Allen diesen Maßnahmen sind relativ enge Grenzen gesetzt, die bei
den Aluminiumlegierungen gewissenhaft beachtet werden müssen:
Eine ü bcrmäßigc Beschleunigung des Metallflusses in der ]'orm
fördert durch da:,; Vorherrschen turbulenter Strömung und durch das
Ansaugen von Luft und Formgasen die Entstehung von Oxydschaum,
welcher sich mit dem Yletall mischt und später den erstarrten Abguß
durchsetzt.
Eine Erhöhung der Gieß temperatur über eine gewisse, aus der Praxis
hervorgegangene Grenze hinaus läßt die Nachteile erhöhten Abbrandes
und verstärkter Wasserstoffaufnahme fühlbar werden.
Daraus geht die Wichtigkeit hervor, die Gußlegierungen so zu wählen,
oder metallurgisch so zu behandeln, daß das Metall in der Form mög-
lichst leicht fließt.
176 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
Abb. 135. Spiralprabe nach Pli. SCHNEIDER [310] zur Bestimmung des Fließ- unu 1<'ormfüllungs-
vermögens . Offene Maskenfarm, ;l-bguß und Meßplatte.
900 200
oe cm
-
V ~'"
V
800 1,0
~
V
\ "'--'" /
. 600 ~
\
~
r--...........-
V
/' \ so
SOO
o
/ 10
3iliziumgehalf
1S 20 Gew.-% 2S
o
140 .
'"
.g>
~ 130
f:
o1Z0 70
cm
li
"'.
,~50
~
~
':5
'( 30
90
10
0 5 10 75 ZO Gew.-% cf)
Siliziumgehalf
Abb.137. Vergleich des Flicll- Abb. 138. Fließvermögen im System Aluminium-Silizium, Gieß-
vcrmögem3 verschiedencrGuß- temperatur 50 grd über dem T.iquidnspunkt (nach W. PATTERSON
lPgiernngcn (nach R. IInf.\Kx und R. Kt~)Jl\rF,RLE r311]).
[331J).
12 Altenpohl. Aluminium
178 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. s. 193
Abb. 139. Auslauf-Zunge des Spiralabgusses . Abb. HO. Querschnitt einer Spi-
rale zur Bestimmung des Form-
füllungsvermügens (nach W. PAT-
TERSON und R. KÜMMERLE [311]).
lănge von der Gesamtlănge einnimmt. Da bei erwies es sich als vorteilhaft,
dem Querschnitt der Spirale anstelle des Trapezes sternformige Gestalt
zu geben (Abb. 140) und die Proben in Graphitformen zu gieBen.
Das bei einer GieBtemperatur von 80 grd liber Liquidus am System
Aluminium-Silizium mit Hilfe der Sternspirale ermittelte Formfiillungs-
vermogen ist in Abb. 141 dargestellt. Zum Vergleich sind Werte der
kinematischen Viskosităt und der Oberflăchenspannung in reziproker
1~8
S 10 1S Gew. -% ZO
Si/iziumgeha!f
Abb. 141. Formfiillungsvermiigen und rcziproke Werte von Oberflăchenspannung und Viskosităt bei
Giel.ltemperaturen von 80 grd iiber dem Liquiduspunkt im System Aluminium-Silizium
(nach W. PATTERSON u. H. BRAND [313]).
12*
180 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. S. 193
nung. Daraus kann geschlossen werden, daß Habitus, Größe und Anzahl
der während des Fließens entstehenden Primärkristalle Fließ- und Form-
füllungsvermögen zusätzlich zu den den schmelzflüssigen Zustand kenn-
zeichnenden physikalischen Größen beeinflussen.
100
% 6.
80
iil
:~
~
if, 60
g>
8:'
~
~
~ 40
(} s cO Gew.-% Zfi
4.32 Erstarrungsvorgänge
4.33 Gasausscheidung
9
% Bei Aluminium-Magnesium- und Aluminium-
8
Silizium-Gußlegierungen sind in der Regel höhere
7
Wasserstoffgehalte feststellbar als bei Rein-
aluminium.
I I I ! ! I
610 1\ Obklh/en
I.
oufheJzen I
800 \ 4006 %Na (wenig veredelf) V
SUO \
I
/
S80 \ 11
S?O
\ r------.. I
f----
\ 1
1
h
SEiO
o 6 1& 18 Z40 8 1Z 18 mm Pt
Zei!
Abb. 146 a ll. b. Vergleich der Thermoanalysen VOll veredelten und nnveredelten Schmelzen
mit 7,5% Si (nach R. C. PLUMB ll. J. E. LEWIS [132]).
500
oe abkiih/;n
I
aufheizen
I
,90
Irdrn~es EuleM"lrum, unveredell
,80
Abh; fgeschwindigkell1:8ogrdjmin [)
7
/
~
\ : i -;
1/
/
/
SIiO
's
~ SSO
a 1\
~600 i
I
590
lamellares Eulekfikum, unveredell
'lbkiihlgeschwindiglreif 220grd/min
580
I IJ
90 ~ /
~/
~
l....-- --... 11
\
560
550
o
b
5 12
1/
18 0 6' 12
Zeil
Abb. 147 " u. b. Abkühl- und Aufheizkurven entektischer Aluminium-Silizium-Legierungen
(nach G. GÜRTLER [316]).
a) mit körnigem Eutektikum ; b) mit lamellarem Eutektikum.
100: 1
Abu . 148 lt u. b. Eutektikum in einer Aluminium-Silizium -Legierung mit 12.7 % Si (unveredelt),
(nach ALUSUISSE).
a) lamellar 0,00005% P , O,OOOO~% Na; b) körnig 0,0002 % 1',0,0004 % Na.
188 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze [Lit. A. 193
.r
70: 1 150:1
Aht.. 151 a u. h. EutektikulII in einer A lulllinilllu-Silizilull -Legier nn~ mit 12.2 bi s 12,5% Si (Sanuguß)
(nach ALl'Sl'IRSE).
a) untervel'edelt 0.004''." Na: 1,) iiberveredelt 0.035% Na. (11 ~ natrinlllreiche Rest.~chmelze)
\
begrenzt ist. Abb. 152 zeigt die 0,030
Abbrandkurve des Natriums Cew.-%
0,0iJ5
[317]. In der Praxis des Sand-
" "
gusses ist eine beträchtliche I\. !
Überveredelung, beispielsweise ~ I" 1
mit 0.015 bis 0.02%) Na. hei I ""
I
I
."-~
~
ist beinahe unverformt gebrochen, der veredelte jedoch erst mit einem
Winkel von 50°. Abb. 154 enthält eine Gegenüberstellung von Zugfestig-
keit und Dehnung des unveredelten und des veredelten Metalls im
System Aluminium-Silizium. Die Auswirkungen des Veredelungseffektes
erscheinen hier deutlich als an die Größe des Anteils an Eutektikum im
Gußgefügc gebunden [320J.
Der Grund zu dieser '"erbesserung des mechanischen Verhaltens liegt
auf der Hand: Kantige und spießige Gefügeeinlagerungen mit einem
Verformungsverhalten, das von jenem der
Grundrnasse verschieden ist, führen bei
angelegter Zugspannung zu Störungen im
Kraftlinienfluß und damit zu örtlichen
SpannungsüberhöhungeIl. An solchen
Stellen treten Anribse auf, die einen vor-
zeitigen Bruch einleiten. Legierungen mit
kugeligen Heterogenitäten unterliegen
diesem Nachteil bedeutend weniger. Dies ---1---
zeigt sich wiederum als Analogiefall zum ~-
Gußeisen mit Kugelgraphit.
s ---r I ~
\
welche das Auffinden der tieferen Ur- (noch 3f. T,. GHAXD [3201).
13 Altenpohl. Aluminium
194 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze
13*
196 A. Eigenschaften der Aluminiumschmelze
Für das mechanische Verhalten der Metalle spielt die Existenz von
Störstellen im Kristallgitter eine ausschlaggebende Rolle. Über die Einzel.
heiten besteht eine umfangreiche Literatur (siehe z. B. [1,2,3]). In dem
vorliegenden Kapitel beschränken
wir uns darauf, kurz die wesentlichen
~
a Eigenschaften der Gitterfehler auf·
f zuzählen und spezielle Betrachtun·
e
gen für das Aluminium anzustellen.
f--<d
Folgende Gitterfehler sind zu unter.
• c
scheiden:
1. Punktförmige Gitterfehler,
auch atomare Fehlordnung genannt
(Leerstellen, Zwischengitteratome
f
und Fremdatome).
Abb. 155. Schematische übersicht über wich-
tige Gitterbaufehler (kubisch-primitives
2. Linienhafte Gitterfehler (Ver-
Gitter). setzungen) .
aLeerstelle; b Zwischengitteratom; c,d gelöste 3. Flächenhafte Gitterfehler
Fremdatome : c Substitutionsatom, d Einla-
gerungsatom ; e Versetzung; ft Korngrenze. (Korngrenzen, Stapelfehler).
4. Störzonen des Gitters mit drei-
dimensionaler Ausdehnung (wie z. B. Ausscheidungen). Diese gehören
zwar nicht mehr zu den eigentlichen "Gitterfehlern". Da sie aber aus
den vorhergenannten Gitterfehlern hervorgehen und zudem einen wesent-
lichen Einfluß auf die mechanischen Eigenschaften haben, werden wir
sie zusammen mit den Gitterfehlern erörtern.
Eine schematische Darstellung einiger Störstellen ist in Abb. 155
gegeben.
[Lit. S. 253] 1. Metallphysikalisehe Grundlagep 203
v= Vo z e
k e-kT (2)
Hier ist ))0 die sogenannte DEBYE-:Frequenz, die als die Grund-
frequenz der Schwingung der Atome um ihre Gleichgewichtslage gedeutet
werden kann. Für Aluminium ist ))0 = 9· 1012 • S-1. z ist die Anzahl der
nächsten Nachbaratome die ihren Platz mit der Leerstelle austauschen
können. Für Aluminium ist z = 12. Der dritte und vierte Faktor gibt
204 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
~~i
Berandung eine sogenannte "un-
vollständige Versetzung" (auch
Halbversetzung genannt). Diese
Versetzung ist unvollständig, weil
eine Verschiebung um weniger als Abb. 160. Stapelfehler in einem kubisch-flächen-
zentrierten Metall, erzeugt durch das teilweise
eine Identitätsperiode stattgefun- Fehlen einer (111)-Atomebene.
den hat.
Für das Verhalten von Metallen dichtester Kugelpackung sind Stapel-
fehler deshalb so wichtig, weil in solchen Strukturen Versetzungen in zwei
Halbversetzungen aufspalten, zwischen denen sich ein Stapelfehlerband
aufspannt. Dies hat weitgehende Folgen für die Beweglichkeit der Ver-
setzungen. Es erschwert z. B. das gegenseitige Durchschneiden, die Quer-
gleitung und auch das Klettern von Versetzungen, weshalb im allgemeinen
kubisch-flächenzentrierte und hexagonale Metalle bessere Hochtempera-
tureigenschaften haben als Metalle ohne Stapelfehler mit derselben
Schmelztemperatur. Ferner tragen Stapelfehler wesentlich zum elek-
trischen Widerstand von Versetzungen bei.
208 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
beim Anlassen von Legierungen, die aus dem Gebiet des homogenen
Mischkristalls abgeschreckt worden sind, in der Regel über mehrere
metastabile Zwischenstufen (Kalt- und Warmaushärtung).
Die Bedeutung der Ausscheidungen und ihrer Vorstadien liegt vor
allem darin, daß sie Hindernisse für die Bewegung von Versetzungen
bilden.
14 Altenpohl, Alumininm
210 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
20 2.10-12 104
200 1.10-7 5.107
400 2,5.10-5 3.109
600 4,7·10-4 4. 1010
660 (fest) 9,4·10-4 6. 1010
1,2
,~~
0,8 ~ Al 99,995 %
'Abschreck-
lemperafur 600 0 C\\ 4T~ \ \\350
0
1
\1}SOOC\ \\:40h
D,2
o
-200 -150 -100 -50
'\~\
o
"- ..l..
50
Anlaßlemperafur
\\
100
-
~'-- 150 ~200.... C 250
0
Abb. 162. Relative Widerstandsänderung Aele. von Al 99,995 nach Abschrecken von verschiedenen
Temperaturen in Abhängigkeit von der Anlaßtemperatur (nach O. PANSERI u. T. FEDERIGHI [11]).
Abb. 163. Bildung eines Versetzungsringes (gezeichnet im Schnitt) durch plattenförmige Kondensation
von Leerstellen im kubisch-primitiven Gitter.
14*
212 B. Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
1.13 Versetzungen
Die Größe der Kraft kann aus Abb.158 hergeleitet werden. Wenn die
Schubspannung (J an dem Körper der Breite 1 und Tiefe d angreift, so
ist die wirkende Kraft (J. 1 . d. Damit wird die Arbeit, wenn die gesamte
obere Hälfte des Kristalls um einen BURGERs-Vektor abgeglitten ist,
W = (J. l· d . b. Bezeichnet man andererseits die Kraft pro Längen-
einheit der Versetzung mit k, so ist die Gesamtkraft auf die Versetzung
k . d und die während der Abgleitung geleistete Arbeit W = k . d . l,
da sich die Versetzung über die Strecke 1 bewegt. Durch Gleichsetzen der
beiden Arbeitsbeträge ergibt sich
k = (J. b (5)
lagen für die Atome gibt, wie in Abschnitt B 1.115 besprochen wird. Die
Struktur der aufgespaltenen Versetzung in Abb. 164b ist folgende: links
der linken Halbversetzullg ist Stapelfolge ABCAB ... , die linke Halb-
versetzung überführt Atome etwa aus der Lage A in der Gleitebene in die
Lage B und invertiert damit dort die Stapelfolge, und die rechte Halb-
versetzung überführt daun wieder Atome aus der Lage B in die Lage A,
nun um einen Burgersvektor a/2 (110) versetzt.
Die Aufspaltung in Halbversetzungen wird hier deshalb so ausführ-
lich behandelt, weil sie einen ganz ausschlaggebenden Einfluß auf die
plastische Verformung der verschiedenen kubisch-flächenzentrierten
Metalle hat. Die charakteristischen Unterschiede im Verformungsverhalten
oder bei der Erholung von Aluminium und anderen kubisch-flächenzen-
trierten Metallen wie z. B. Kupfer lassen sich weitgehend durch die ver-
schiedene Größe der Versetzungsaufspaltung in beiden Metallen erklären.
Einige der wichtigsten Folgerungen werden daher im folgenden näher
diskutiert:
1.133 Weite der Aufspaltung. Die Weite der Aufspaltung ist durch
die Größe der spezifischen Stapelfehlerenergie y bestimmt. Da man einen
Stapelfehler im kubisch-flächenzentrierten Gitter auch als einen aus einer
einzigen Atomschicht bestehenden Zwilling beschreiben kann, so ist die
Stapelfehlerenergie zumindest größenordnungsmäßig gleich der doppel-
ten Zwillingsgrenzen energie.
Für Aluminium ist y ~ 200 erg/cm 2 [1], und damit ergibt sich die
Weite der Aufspaltung zwischen 1 und 2 Burgersvektoren b.
Dagegen ist für Kupfer ein Wert von y = 40 erg/cm 2 angenommen
worden, und damit ergab sich eine Aufspaltungsweite für Schrauben-
versetzungen von etwa 4,5 b und für Stufenversetzungen von etwa 12b.
Nach neueren Messungen [33] scheint aber y größer zu sein und die Auf-
spaltungsweite damit zwischen 1,5b und 3,2b zu liegen. Auf jeden Fall
ist die Aufspaltungsweite in Kupfer und anderen Edelmetallen gräßer als
in Aluminium.
1.134 Durchschneidungssprünge. Wenn eine sich bewegende Ver-
setzung auf andere Versetzungen trifft, die die Gleitebene durchstoßen,
so muß sie diese durchschneiden. Falls die Versetzungen aufeinander
senkrecht stehen, so tritt im isotropen Fall im allgemeinen keine elastische
Wechselwirkung auf. Dagegtm tritt an der Stelle, wo sich die beiden Ver-
setzungszentren durchdringen, eine starke lokale Störung des Gitters auf.
Diese Störung ist besonders ausgeprägt, wenn sich zwei Stapelfehler
durchdringen, und die Atome müßten an dieser Stelle eine energetisch sehr
ungünstige Lage einnehmen. Um dieses zu vermeiden, bildet eine auf-
gespaltene Versetzung an dieser Stelle eine Einschnürung, wie dies
schematisch in Abb. 165 dargestellt ist.
216 B. .Allgemeine Metallkunde und Metallphysik [Lit. S. 253
Abb. 165. Eine aufgespaltene Versetzung durchschneidet eine stationäre Schraubenversetzung und
bildet zunächst eine Einschnürung (E) und dann einen Sprung (8). Die stationäre Versetzung ist der
übersicht wegen nicht aufgespalten gezeichnet.
b Burgers-Vekfor
a b c
IIlIIIIlllllI G/eilebene des Sprunges / Versefzungsbewegung
Abb. 166a~c.Bewegung von VerRetzungen, die einen Sprung enthalten. Die Gleitebene des Sprunges
ist schraffiert gezeichnet.
a) Schraubenversetzung : Der Sprung kaun nur durch .,Klettern" bewegt werden, wobei Leerstellen
oder Zwischengitteratome gebildet oder absorbiert werden; b, c) Versetzung mit teilweisem oder reinem
Stufencharakter: Der Sprung kann auf seiner Gleitebene gleiten.
Dichte und Art des Versetzungswaldes und von Einzelheiten des Ver-
formungsvorganges ab, die durchaus noch nicht geklärt sind. Wenn man
die verschiedenen vorgeschlagenen Modelle vergleicht [2], so kann man
als eine Abschätzung der Größenordnung für die Konzentration c der
atomaren Fehlstellen, die während einer plastischen Verformung mit dem
Verformungsgrad B erzeugt werden, die Formel
c = 10-3 B
a c
Abb. Hi8a-c. Quergleitung (schematisch).
a) Eine aufgespaltene Versetzung nähert sich einem Hindernis und hat sich infolge thermischer
Schwankungen teilweise vereinigt; b) ]'alls die Vereinigung eine kritische Länge I. erreicht, kann sich
eine nene Aufspaltung in einer anderen Gleitebene bilden: c) Die neue Aufspaltung breitet sich in der
neuen Gleitebene aus und ermöglicht damit die üherschreitung des Hindernisses.