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Wie peinlich

Ramona Heinze ist 16 Jahre alt. So lange, bis sich ihre Wange nicht mehr heiß anfühlten und die roten
Flecken am Dekolleté verblasse. Sie versuchte, die Haut mit kaltem Wasser zu beruhigen, und riss das Fenster
auf, damit frische Luft hereinströmt. Erst wenn sie mit dem Blick in den Spiegel zufrieden war, traute sie sich
wieder auf den Flur. Die langen Haare trug sie offen, wie ein Vorhang fielen sie ihr ins Gesicht.
Sie hat blaue Augen, blonde Haare und einen blassen Teint. Helle Typen wie sie erröten schnell. Beim
Sport, in warmen Räumen, in unangenehmen Augenblicken. Die meisten Menschen belastet das nicht weiter,
zumindest fühlen sie sich nicht in ihrem Leben eingeschränkt. Aber Ramona allerdings fürchtete diese
Situationen so sehr, dass sich die Angst immer tiefer in ihre Seele fräste. Und je mehr sie sich fürchtete, desto
häufiger wurde sie rot. Sie rutschte in eine Depression und seine Leben wurde so unerträglich, dass sie
monatelang in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden musste. Sie hat Erythrophobie.

Manch einer entscheidet sich aus Verzweiflung für eine riskante Operation: Chirurgen können den
Sympathikus durchtrennen, jenen Nerv, dessen Tätigkeit die Röte in die Wangen jagt.
Dabei hat sich in den vergangenen Jahren viel getan in der Errötungsforschung. Die Chancen, das
Problem ohne Skalpell in der Griff zu bekommen, sind besser denn je. Allerdings müssen die Patienten eines
akzeptieren Geheilt zu sein bedeutet nicht, nie wieder zu erröten.
Rot zu werden ist normal jeder Mensch kennt es. Es braucht zwei bis drei Sekunden, bis die Gefäße
sich weiten, die Durchblutung ansteigt, die Haut sich verfärbt. Ein Notfallmedikament dagegen gibt es nicht.
Und auch durch Willenskraft erblass man nicht.
„Wir können allerdings erreichen, dass sie ihre Angst verlieren. Und so zumindest seltener rot werden.

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