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I

SYMEONIS MAGISTRI
ET LOGOTHETAE
CHRONICON
II

CORPUS FONTIUM
HISTORIAE BYZANTINAE
CONSILIO SOCIETATIS INTERNATIONALIS STUDIIS
BYZANTINIS PROVEHENDIS DESTINATAE EDITUM

VOLUMEN XLIV/1

SERIES BEROLINENSIS
EDIDERUNT
H.-G. BECK † · A. KAMBYLIS · R. KEYDELL †

WALTER DE GRUYTER
BEROLINI ET NOVI EBORACI
MMVI
III

SYMEONIS MAGISTRI
ET LOGOTHETAE
CHRONICON

RECENSUIT
STEPHANUS WAHLGREN

WALTER DE GRUYTER
BEROLINI ET NOVI EBORACI
MMVI
IV

Ü Gedruckt auf säurefreiem Papier,


das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN-13: 978-3-11-018557-7
ISBN-10: 3-11-018557-1

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek


Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

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verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Printed in Germany
Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
Vorwort V

VORWORT

Dies ist der erste Band der geplanten zweibändigen Ausgabe für das Corpus
Fontium Historiae Byzantinae der Weltchronik des Symeon Magistros und
Logothetes. In diesem Band sollen sowohl die Grundlagen für das Gesamt-
vorhaben gelegt werden als auch meine Edition des Urtextes vorgelegt wer-
den, d. h. des in vielen Handschriften relativ einheitlich überlieferten Tex-
tes von der Schöpfung der Welt bis zum Jahr 948 und dem Tod und Grab-
legung des Romanos I. Lekapenos; dies ist der Text, der als die Redaktion A,
oder A-Version, bekannt ist. Im zweiten Band sollen Bearbeitungen, darun-
ter die sog. Redaktion B, bzw. Fortsetzungen über das Jahr 948 hinaus ediert
werden.
An dieser Stelle ist eine kurze Bemerkung zur Vorgehensweise und Ziel-
setzung notwendig. Wie bekannt, ist die Überlieferung der byzantinischen
Chroniken weitgehend nicht geschlossen, d. h. die Chroniken wurden nicht
nur abgeschrieben, wobei Fehler entstanden, sondern wurden auch bewusst
verändert. Die Logothetenchronik bietet vielfache Beispiele dafür: einzelne
Worte oder ganze Episoden wurden hinzugefügt oder gestrichen, Sätze wur-
den umformuliert, umfassendere Neuredaktionen entstanden. Diese Vor-
gänge tragen dazu bei, das genealogische Verhältnis von Handschriften zuein-
ander zu verschleiern. In einer derartigen Situation könnte man versucht sein,
auf eine konventionelle Edition zu verzichten, um lieber einzelne Handschrif-
ten zu edieren. Hier wird jedoch der Versuch unternommen, mit der stemma-
tischen Methode möglichst weit zu kommen, und ich möchte, dass man diese
Ausgabe als einen grossen Versuch sieht, das Möglichste in diese Richtung zu
tun. Denn die Edition einzelner Handschriften würde die Tatsache in den Hin-
tergrund verdrängen, dass immerhin die meisten Variationen in der Mehrzahl
der Handschriften Fehler im Sinne der Lachmannschen Textkritik sind, und
dass viel mit textkritischen Methoden an diesem Text zu tun war. Ferner gibt
es schon Editionen von Einzelhandschriften, nicht aber eine Synthese. Wenn
ich also eine Synthese anstrebe, folge ich dem Beispiel derjenigen, die stem-
matische Teilanalysen des Materials unternommen haben und die den Weg für
diese Art von Ausgabe geebnet haben; besonders zu erwähnen ist hier Soti-
roudis 1989. Gleichzeitig darf nicht vergessen werden, dass bei der hier ge-
wählten Zielsetzung für das Projekt andere, ebenfalls wichtige, Fragestellun-
gen in den Hintergrund treten mussten. So gibt es z. B. viele Fragen in bezug
auf die spätere Textgeschichte, für deren Beantwortung meine Edition nur ein
unvollständiges Hilfsmittel sein kann. Auch wird es künftig eine Aufgabe sein,
einzelne Handschriften als Bücher zu betrachten, um zu einem tieferen Ver-
VI Vorwort

ständnis der byzantinischen Chronistik und der byzantinischen Buchkultur zu


gelangen.
Mein Dank gilt zuerst allen Bibliotheken und sonstigen Institutionen, die
Mikrofilme zu meiner Verfügung gestellt oder in anderer Weise meine Studien
gefördert haben: die Bayerische Staatsbibliothek, München; die Biblioteca
Apostolica Vaticana, Rom; die Biblioteca del Monumento Nazionale, Abbazia
di Grottaferrata; die Biblioteca Nazionale Laurenziana, Florenz; die Biblioteca
Nazionale Marciana, Venedig; die Biblioteca Regionale, Messina; die Bibliothè-
que Nationale de France, Paris; Bodleian Library, Oxford; das Centre National
de la Recherche Scientifique (Institut de Recherche et d’Histoire des Textes),
Paris; Library of Congress, Washington (D.C.); die Österreichische National-
bibliothek, Wien; die Real Biblioteca del Monasterio, San Lorenzo del Escorial;
das Staatliche Historische Museum, Moskau; die Stiftsbibliothek, Naumburg-
Zeitz; Uppsala universitetsbibliotek; die Veneranda Biblioteca Ambrosiana,
Mailand. Ich danke den zuständigen Abteilungen der Bayerischen Staatsbiblio-
thek, der Bibliothèque Nationale de France und der Veneranda Biblioteca Am-
brosiana für die Genehmigung, Seiten aus Handschriften in ihrem Besitz im
vorliegenden Band abzubilden.
Mein Dank gilt ferner den Institutionen, die zur Finanzierung des Projektes
beigetragen haben: der HSFR (der schwedische Humanistisch-Gesellschafts-
wissenschaftliche Forschungsrat), die Alexander v. Humboldt-Stiftung, und
die Universität Göteborg (Göteborgs universitets jubileumsfond). Ich danke
der Deutschen Forschungsgemeinschaft für einen freizügigen Zuschuss zur
Deckung der Druckkosten.
Zu guter letzt gilt mein Dank Einzelpersonen. Vor allem möchte ich Herrn
Prof. Dr. Athanasios Kambylis, dem Herausgeber der Series Berolinensis des
CFHB, meine tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Er hat mit grossem In-
teresse und kritischem Blick die Entstehung der Arbeit verfolgt und mit unzäh-
ligen Anregungen dazu beigetragen. Mein tiefgefühlter Dank gebührt auch
Prof. Dr. Diether R. Reinsch, Berlin, unter dessen Obhut ich mehr als drei Jahre
im Byzantinisch-Neugriechischen Seminar der Freien Universität arbeiten
konnte. Ein besonderer Dank muss Prof. Dr. Panagiotis Agapitos, Nikosia,
ausgesprochen werden, der meine Aufmerksamkeit auf die Logothetenchronik
gerichtet hat. Ich danke Herrn Prof. Dr. Ihor Ševčenko für wertvolle Hinweise
und dafür, dass er das Manuskript seiner Neuausgabe der Vita Basilii (Theo-
phanes continuatus) zu meiner Verfügung gestellt hat.
Mein Dank gilt auch Frau Dr. A. Sotiroudis, Thessaloniki; Prof. Dr. A. Mar-
kopoulos, Athen; Prof. Dr. J.-O. Rosenqvist, Uppsala; Dr. D. Afinogenov, Mos-
kau; Frau Prof. Dr. Ch. Faraggiana di Sarzana, Bologna (Ravenna); Leif Inge
Ree Petersen (MA), Trondheim, sowie Fil. Kand. Alexander Bareis, Göteborg.
Zuletzt sei meiner Familie gedankt, und besonders meinen Eltern, Fil. Lic.
Bengt und Fil. Mag. Inger Wahlgren. Sie haben u.a. die Korrektur mitgelesen
und bei der Kollationierung von Handschriften geholfen. Besonders hervorzu-
Vorwort VII

heben ist der Einsatz meiner Mutter, die eine vertretbare Beachtung der slavi-
schen Überlieferung gewährleistet hat.
Das Buch ist meinem Sohn Johannes gewidmet.

Trondheim, den 8. Juni 2006 Staffan Wahlgren


VIII Vorwort
Vorwort IX

INHALT

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V

PROLEGOMENA

I Autor und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3*


II Inhaltsübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9*
III Die handschriftliche Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . 27*
1 Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27*
Übersicht der Handschriften . . . . . . . . . . . . . . 27*
1.1 Urtext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28*
1.2 Slavische Handschriften des Urtextes . . . . . . . . . . 43*
1.3 B-Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43*
1.4 Pseudo-Symeon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46*
1.5 Chronicon Ambrosianum (Pseudo-Polydeukes) . . . . 47*
2 Das Verhältnis der Handschriften zueinander . . . . . 49*
2.1 Codices eliminandi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50*
2.1.1 Bereits als Apographa erwiesene Hss.; 2.1.2 Escoria-
lensis Y-I-4; 2.1.3 Bibliothèque Nationale, Français
9467, Papiers de DuCange, ff. 24rv+26r; 2.1.4 Biblio-
thèque Nationale, Français 9467, Papiers de DuCange f.
25rv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50*
2.2 Die Familie ξ (O F1 P Sl2 H K N) . . . . . . . . . . . . 54*
2.2.1 K und N (= ν); 2.2.2 H ν Sl2 (= ψ); 2.2.3 ψ und P (= φ);
2.2.4 φ und F1 (= ξ ); 2.2.5 φ und O; 2.2.6 Stemma der
Familie ξ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54*
2.3 Die Familie ο (X F2 G B Sl1 A M Z R D S) . . . . . . . 62*
2.3.1 D und S (= ); 2.3.2  und R (= ι); 2.3.3 A M Z (= κ);
2.3.4 B ι κ Sl1 (= μ); 2.3.5 F2 und G (=
); 2.3.6
und X
(= π); 2.3.7 μ und π (= ο?); 2.3.8 Stemma der Familie ο 62*
2.4 Die Familie τ (T L) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72*
2.5 Die Familie ζ (Cr Me Hh Vs) . . . . . . . . . . . . . . 76*
2.5.1 Me Hh Vs (= ε); 2.5.2 ε und Cr (= ζ); 2.5.3 ζ und die
übrigen Hss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76*
2.6 R0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80*
2.7 ξ und ο und τ: Archetypfehler oder Bindefehler . . . . 81*
2.8 Die B-Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84*
X Inhalt

2.9 Die B-Handschriften, Pseudo-Symeon (Par. gr. 1712)


und der Urtext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84*
2.9.1 Pseudo-Symeon (Par. gr. 1712) und ξ (= ξ0 ); 2.9.2 Die
B-Hss. und ξ0 (= ξ00 ); 2.9.3 Stemma der Familie ξ00 . . 87*
2.10 α (ξ00 ο τ ζ R0 ) und Ambrosianus gr. D34 sup. (= Ab)
(Kap. 1–48) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93*
3 Archetypus  und Original . . . . . . . . . . . . . . . 94*
3.1 α als Original des Symeon Logothetes . . . . . . . . . 95*
3.1.1 Problematische Textstellen . . . . . . . . . . . . . . . 96*
3.2 Weiteres zum Archetypus (α): Marginalien und Rubri-
ken; Anfang des Werkes . . . . . . . . . . . . . . . . . 111*
4 Kontamination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114*
5 Übersicht der Handschriften mit Bearbeitungen . . . . 116*
6 Symeo Logotheta continuatus: Übersicht der Fortset-
zungen nach 948 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117*
IV Quellen und Parallelen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118*
V Zur vorliegenden Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121*
1 Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121*
1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121*
1.2 Apparatus criticus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123*
1.3 Einzelne Textabschnitte; apparatus codicum . . . . . . 124*
2 Apparatus historicus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130*
3 Apparatus fontium, parallelorum, testimoniorum . . . 130*
VI Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132*
1 Frühere Ausgaben der Logothetenchronik . . . . . . . 132*
2 Abgekürzt zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . 134*
Stemma codicum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139*

ΣΜΕΝ ΜΑΓΙΣΤΡΟ ΚΑΙ ΛΟΓΟΥΕΤΟ


ΞΡΟΝΙΚΟΝ

Tabula notarum in apparatu adhibitarum . . . . . . . . . . . . . . . . 3


Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

INDICES

Index nominum propriorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347


Index verborum Byzantinorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
Index graecitatis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395
Index locorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
Tafeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427
1*

PROLEGOMENA
2*
Autor und Werk 3*

I Autor und Werk

Es herrscht eine weitgehende Einigkeit darüber, dass hinter dem vorliegen-


den Werk ein Symeon Logothetes steht. Dieser Name Symeon, mit dem Titel
Logothetes, ist auf jeden Fall nicht, wie die anderen überlieferten Namen,
ohne weiteres abzulehnen.1 Die handschriftliche Evidenz dafür wird in III.3.2,
S. 112*ff., diskutiert: sie deutet am ehesten darauf hin, dass der Autor als
Σψμεν μγιστρο« κα λογοωτη« zu bezeichnen ist.
Der Name Symeon samt Titeln und Beinamen, die sich mehr oder weniger
genau mit denen unseres Chronisten decken, kommt jedoch auch anderswo
in mittelbyzantinischen Quellen vor. So ist der Chronist vor allem mit dem Be-
arbeiter von Heiligenviten Symeon Metaphrastes identifiziert worden.2 Diese
Gleichsetzung wird in neuerer Zeit u.a. von Sotiroudis 1989 und, mit umfas-
sender Argumentation, von Markopoulos 1978 unterstützt. Mehr skeptisch ist
A. Kazhdan (ODB s.v. Symeon Logothete), der sich auf Ševčenko 1969/1970
stützt, und insbesondere A. Kazhdan/N. Patterson-Ševčenko (ODB s.v. Symeon
Metaphrastes).3
Es gibt mehrere Gründe der Identifikation von Symeon Logothetes mit
Symeon Metaphrastes kritisch gegenüberzustehen. Argumente chronologi-
scher Art können angeführt werden.4 Ferner scheint die Sprache, scheint die
literarische Technik usw. der Chronik nicht diejenige zu sein, die man erwarten
würde, wenn der bekannte Metaphrastes am Werke gewesen wäre. Der Meta-
phrastes hat, zumindest im Menologion, Sprache und Stil standardisiert und in

1 Die anderen Namen, die überliefert sind, sind Georgios, Leon und Theodosios, mit verschie-
denen Beinamen und Titeln. Obwohl sie als Verfassernamen nicht in Frage kommen, hat ihre
Existenz, in Hss. und gedruckten Büchern, oft die Art der Unterschiede der verschiedenen
Textzeugen in falschem Licht dargestellt und überhaupt zu Verwirrung geführt (siehe dazu
Wahlgren 2001b).
2 Zum Vorkommen der Bezeichnung Metaphrastes in den Hss. der Logothetenchronik, siehe
III.3.2.
3 Die Identifikation des Chronisten mit Symeon Metaphrastes kann mit prosopographischer
Ökonomie zu tun haben (dies wird von Ševčenko 1969/1970 angedeutet).
4 Wenn die Vorstellung Kazhdans richtig sein sollte, dass die Darstellung des Zeitabschnit-
tes 913–948 die eigenen Erlebnisse des Verfassers als Quelle hat, und wenn der Metaphrast
das Jahr 1000 erlebt hat, wie allgemein anerkannt, dürften der Chronist und der Meta-
phrast schwerlich identisch sein, denn kaum einer hat noch das Jahr 1000 erlebt, der persön-
liche Erinnerungen an das Jahr 913 hatte (vgl. unten; zu Symeon Metaphrastes siehe Hoegel
1998).
4* Prolegomena

puristische Richtung verändert, offenbar auch rhetorisch bearbeitet. Wenn wir


nun die Logothetenchronik mit ihren erhaltenen Quellen vergleichen, ist davon
nur wenig nachweisbar.
Eher weisen einige Bearbeitungen der Logothetenchronik, wie die Redak-
tion B, Ähnlichkeiten mit der Technik des Metaphrastes auf. Sie zeigen zumin-
dest eine Tendenz zur Umformulierung in höheren Stil. Doch ist dies wohl nur
ein Merkmal der Zeit und darf nicht als Beweis für einen Zusammenhang mit
Metaphrastes aufgefasst werden.
Ausser dem Hauptwerk des Metaphrastes, dem Menologion, gibt es auch
andere Werke, die nicht Chroniken sind, und die eventuell dem Chronisten zu-
zuschreiben sind. In der Tat gibt es aus dem 10. Jh. eine Fülle von Hinweisen
auf schriftstellerisch tätige Symeones mit verschiedenen Kombinationen von
Titeln; eine einleuchtende Zusammenstellung gibt Ševčenko 1969/1970, 216ff.
Ein Problem ist ja hier, dass nicht nur das Oeuvre des Chronisten sich schwer
umreissen lässt, sondern auch das des Menologisten (und dessen Titulatur).
Folgende Texte seien genannt als Beispiele für solche, die dem Chronisten
zugeschrieben worden sind.5 Es gibt ein Gedicht eines Symeon, das auf den
Tod im Jahre 963 des Stephanos, des Sohnes des Romanos I., verfasst wurde.
Zur Sache gehört hier, dass der Verfasser der Chronik ein besonderes Verhält-
nis zu der Familie der Lekapenen (jedenfalls zu Romanos I. Lekapenos) gehabt
zu haben scheint. Ein zweites Gedicht ist eine Klage eines Symeon μγιστρο«
und λογοωτη« το στρατιτικο anlässlich des Todes von Konstantin VII.
Porfyrogennetos im Jahre 959.
Briefe aus dem 10. Jh. von Absendern (oder einem Absender) namens
Symeon gibt es in mehreren Hss., u. a. die eines Symeon μγιστρο« und λο-
γοωτη« το δρμοψ, sowie die eines πρτασηκρτι«. In der Hs. Patmensis
706 werden die Briefe des Symeon mit Briefen des Patriarchen Nikolaos I. Mys-
tikos vermischt überliefert. Die Tatsache, dass die uns interessierenden Briefe
dieser Hs. sich zusammen mit denen des Patriarchen des frühen 10. Jh. finden,
spricht wohl am ehesten dafür, dass sie auch in diese Zeit gehören. Dies macht
die Identifikation des Briefschreibers mit Symeon Metaphrastes schwierig.
Trotzdem argumentiert Darrouzès dafür, dass der Autor der Briefe tatsächlich
Symeon Metaphrastes war.6

5 Für Zusammenstellungen siehe Ševčenko 1969/1970, 216ff., und ODB s.v. Symeon Logothete
(Kazhdan). Die hier genannten Werke sind diejenigen, die von Kazhdan angeführt werden.
Im übrigen gibt es Homilien, Novellen u.a.m.
6 Siehe Darrouzès 1960, 33ff. und 99ff. So auch Tomadakis 1993, 185 (alles unter der Rubrik
Σψμεν μγιστρο« κα λογοωτη«  Μεταφραστ«). Zur Datierung des Metaphrastes siehe
auch oben, Anm. 4.
Autor und Werk 5*

Abgrenzung des schriftstellerischen Einsatzes des Redaktors bis 948; Aufbau des Urtextes;
Näheres zur Abfassungszeit

Es stellt sich die Frage, was der Chronist, identifizierbar oder nicht, vom über-
lieferten Text der Chronik geschrieben hat. Es steht ausser jedem Zweifel, dass
er grosse Teile davon aus seinen Quellen übernommen hat, was zum Teil in der
Natur des Genres liegt. Umfassende, teilweise wörtliche Parallelen, die diese
pauschale Übernahme von Material beweisen, finden sich bei Theophanes und
Georgios Monachos und im Chronicon Ambrosianum.7 Damit ist unser Chro-
nist, zumindest teilweise, als ein Redaktor zu verstehen, der mehr oder weniger
mechanisch arbeitet.
Wenn man nun die Teile des Werkes bestimmen will, die verschiedenen
Ursprungs sind, ist es sinnvoll, von der Diskussion über die Entstehungs-
geschichte auszugehen.8 Man geht davon aus, dass eine kurzgefasste Chronik
(eine Epitome) von der Schöpfung der Welt bis zu Iustinian II. den Ausgangs-
punkt bildete. Diese Chronik wurde dann fortgesetzt bis zum Jahr 842. Was da-
rauf folgt, sei die „eigentliche“ Chronik des Symeon Logothetes.9 Dieser dritte
Teil wurde in neuerer Zeit mehrmals diskutiert. Am einflussreichsten für die
moderne Auffassung von dessen Aufbau ist Kazhdan gewesen. Kazhdan 1959
geht von den drei Hauptteilen aus: 842–886 (Michael III. und Basileios I.),
886–913 (Leo VI. und Alexandros) und 913–948. Was die beiden letzten die-
ser Hauptteile betrifft, soll, nach Kazhdan, die Quellenlage anders liegen als bei
der übrigen Chronik. Der Abschnitt 886–913 soll auf „Annalen“ der Stadt
Konstantinopel bauen, und der Abschnitt 913–948 auf Reminiszensen des
Chronisten.
Dies enthält natürlich Elemente der reinsten Spekulation, ist jedoch ohne
Vorbehalt im ODB s.v. Symeon Logothete zu finden. Jenkins 1965, z. B., hat eher
an eine Einheit Basileios I. – Alexandros gedacht.
Auch die früheren Teile des Werkes wecken eine Reihe von Fragen auf, die
durch die obige Beschreibung nicht geklärt werden. Es stellt sich z. B. die Frage,
inwiefern der Logothet alles bis zum Jahr 842 fertig vorgefunden hat, oder ob
er freistehende Teile selbst zusammengeflickt hat. Welche waren seine Arbeits-
methoden? Las er seine Quellen und machte Korrekturen dabei? Arbeitete er
mit einem Sekretär zusammen?
Zur Beurteilung der Frage der Abfassungszeit des Urtextes, im Sinne der
Vollendung des Manuskriptes, das bis zum Sommer des Jahres 948 reichte, ist
natürlich das letzte Ereignis – das, mit dem der Text endet – von besonderer

7 D.h. im Text der Hs. Ambrosianus gr. D34 sup. (vgl. III.1.5, S. 47*); zum Verhältnis von die-
ser Hs. zur Logothetenchronik siehe III.2.10, S. 93*f.; zum sonstigen Verhältnis der Logo-
thetenchronik zu ihren Quellen siehe IV, S. 118*ff.; siehe auch III.3.1.
8 Ein Forschungsbericht mit älterer Literatur findet sich auch bei Sotiroudis 1989, S. 1 ff.
9 „The chronicle of Symeon proper“ (so ODB, s.v. Symeon Logothete).
6* Prolegomena

Bedeutung: es handelt sich dabei um die Beerdigung des Romanos Lekapenos


(er ist wahrscheinlich am 15.7, im Jahre 948, gestorben). Der unabdingbare ter-
minus ante quem stellt dagegen das in der Hs. Parisinus gr. 1711 (die Hs., die un-
ten als G bezeichnet wird) überlieferte Datum dar: diese Hs. wurde, wie das
Kolophon erzählt, im Jahr 1013 fertiggestellt. Eine nähere Datierung des Tex-
tes ist jedoch schwierig. Es gibt einige Textstellen, die, mehr oder weniger ein-
deutig, etwas zu sagen haben in dieser Hinsicht, z. B. Kap. 135. (lin.) 4–8 (nach
meiner Edition zitiert), wo die Gesamtdauer der Regierung des Konstanti-
nos VII. Porfyrogennetos bis zu seinem Tode angegeben wird:10
βασ"λεψσεν ο#ν π τ$ν α%το πιτρπν κα σ&ν τ' μητρ (τερα )τη Ψπτ, +μα δ.
’Ρμαν0, πενερ0 α%το, ν 1ποταγ' 2ν (τερα )τη κ«Υ, μονοκρτρ δ. )τη πωντε κα δωκα3
4« ε5ναι τ6ν πντα ξρνον τ« βασιλε"α« α%το )τη νεΥ.

Diese Notiz kann natürlich erst nach dem Tode des Konstantinos VII. im Juli
959 verfasst worden sein.
Die Frage der Abfassungszeit muss ferner in Zusammenhang mit der Chro-
nologie der Redaktion B gesehen werden.11 Markopoulos 1979 hat gemeint,
die Redaktion B stamme aus der Regierungszeit des Nikephoros II. Phokas
(963–969).
Der hier aktuelle Text ist offenbar älter. Soll also seine Vollendung auf die
Zeit zwischen Juli 959 und einem nicht näher feststellbaren Datum während
der Regierungszeit des Nikephoros II. datiert werden?
Wenn auch eine Datierung in diese Zeit die wahrscheinlichste sein mag, blei-
ben einige Fragen offen.
Normalerweise wird davon ausgegangen, dass die Abfassungszeit einer
Chronik kurz nach dem spätesten erwähnten Ereignis liegt, und dass Chroni-
ken bis zur Gegenwart des Chronisten geführt wurden, oder zumindest bis
zum Tode des vorigen Kaisers. Wenn nun der Urtext auf die Zeit nach dem
Tode des Konstantinos VII. im Jahre 959 datiert werden muss, fragt man sich,
warum sie mit dem Tode des Romanos im Jahre 948 endet.
Die einfachste Lösung wäre wohl, davon auszugehen, dass der Text im Jahre
948 enden sollte (so wie er heute vorliegt), und dass alle Ungereimtheiten (d. h.
vor allem Hinweise auf die Zeit nach dem Tode des Konstantinos VII.) durch
spätere Interpolation zu erklären sind.
Dabei ist jedoch auf eine Textstelle besonders einzugehen, Kap. 137, § 3.
Dort wird angekündigt, dass über die göttliche Bestrafung der Helfer des
Konstantinos VII. am Sturz des Romanos I. später erzählt werden soll – was

10 Vgl. Kap. 136.604–05 (ν τα9« :μωραι« τ« α%τοκρατορ"α« Κνσταντ"νοψ) und 136.635–36
(π δ. τ« μονοκρατορ"α« βασιλε"α« Κνσταντ"νοψ), wo es sich wohl um Rückblicke auf
die, nun in der Vergangenheit liegenden, Tage des Konstantinos handelt.
11 Zur Abhängigkeit der Redaktion B und der Chronik des Pseudo-Symeon vom hier heraus-
gegebenen Text siehe III.2.9, S. 84*ff.
Autor und Werk 7*

nicht geschieht.12 Die Fortsetzung in der Hs. Vat. gr. 163 (und die ähnlichen
Fortsetzungen in Vat. gr. 167 und Par. gr. 1712 (Ps.-Symeon)) nimmt dieses
Thema auf. Markopoulos 1979 hat vorgeschlagen, dass diese Fortsetzung vom
Logotheten selbst stammt. Wenn dies richtig sein sollte,13 kann der, allerdings
problematische, Satz in 137, § 3 (siehe Anm. 12), nicht so leicht als Inter-
polation abgefertigt werden (weil das in diesem Satz geäusserte Versprechen
den Logotheten Jahre danach dazu veranlasst haben soll, das Thema wieder-
aufzunehmen).
Aber auch von diesem Problem abgesehen, kann man kaum zufrieden sein.
Ob nun der Text nach 948 oder nach 959 fertiggestellt wurde, es stellt sich den-
noch die Frage, inwiefern Romanos als Held aufzufassen ist, und, wenn er als
Held aufzufassen ist, unter welchen Umständen es in jeder Zeit nach 948 mög-
lich und für jemanden wünschenswert war, auf ihn zu fokusieren, um pro-leka-
penisch und anti-makedonisch zu schreiben.14
Um das Problem der Funktion des Romanos im Werke näher beurteilen zu
können, bedarf es tiefergehender Untersuchungen zur Ideologie und Tendenz
des Textes, und zu byzantinischen literarischen Konventionen.
Es stellt sich dabei auch generell die Frage über den Status des Werkes. Hat es
etwas zu sagen, dass gerade diese Chronik – im Gegenteil zu Theophanes, Ge-
orgios Monachos u.a.m. – kein Vorwort hat? Kann dies etwa dadurch erklärt
werden, dass das Werk nicht fertiggeschrieben wurde – aus welchem Grund
auch immer? In der Tat kann ja die besprochene Stelle Kap. 137, § 3, interpre-
tiert werden, als sei das Werk unfertig. Es gibt auch einen Mangel an Homo-
genität verschiedener Art innerhalb des Werkes usw.15 Auch dieser Problem-
komplex bedarf der Untersuchung.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der terminus post quem für die
Fertigstellung des vorliegenden Textes nach Mitte Juli des Jahres 948 liegen
muss, und, wenn man nicht mit Interpolationen rechnet, nach dem Tode des
Konstantinos VII. im Jahre 959, wobei es eine offene Frage bleibt, inwiefern

12 137.13–15 (§ 3) τ< δ. περ α%τ$ν πλατ=τερν τε κα πε>εργαστικ?τερον ν τ' †προη-


γοψμων@ (sic m et Vat. gr. 153 (Istrin) Vat. gr. 167 (Theoph. cont., Bekker) : )μπροσεν γι-
νομωνη Vat. gr. 163 (C) : προειρημωνηι G : non adhib. L I) πε>ηγσει κσομαι.
13 Jedoch: auch ein mit dem ursprünglichen Autor nicht identischer Fortsetzer kann versucht
sein, einen Faden des ursprünglichen Autors aufzunehmen. Es scheint mir auch wenig plau-
sibel, dass der ursprüngliche Autor den Faden in diesem Zusammenhang wieder aufneh-
men sollte: die Fortsetzung erscheint als Anhang zu einer sekundären Version seines eigenen
Werkes.
14 Es mag zwar verkehrt scheinen, eine allzu scharfe Grenze zwischen den Lakapenen und der
Makedoner-Dynastie zu ziehen; Helene Lakapene war immerhin die Gattin des Konstanti-
nos VII. Jedoch ist das negative Bild der Chronik von mehreren Mitgliedern der Makedoner-
Dynastie auffallend: Basileios wird als Mörder dargestellt, Leon und Alexander als moralisch
verwerflich usw.
15 Siehe dazu Wahlgren 2003.
8* Prolegomena

man überhaupt von einer Fertigstellung sprechen kann. Die Möglichkeit der
Festlegung eines terminus ante quem, der früher liegt als 1013, ist davon abhängig,
wie man von diesem Text abhängige Texte datiert und zwar vor allem davon,
ob man eine Datierung der Redaktion B in die Zeit 963–969 akzeptiert oder
nicht.

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