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RAF



3· Anschläge, Entführungen, Morde – mehr als zwei Jahrzehnte hielt die Rote Armee
Fraktion (RAF) die Bundesrepublik in Atem. Anfangs hatten ihre Ziele mit denen der
Studentenbewegung viel gemeinsam: Die RAF protestierte gegen Kapitalismus und
stellte die Existenz des bürgerlichen Staates in Frage. Aber sie tat es nicht nur mit
Worten, sondern eröffnete auch den bewaffneten Kampf. Obwohl dieser Kampf viele
Tote forderte, übt die RAF damals wie heute auf viele eine seltsame Faszination aus.
Vielleicht auch deshalb, weil ihre Ziele diffus und viele Aspekte ihrer Geschichte bis
heute im Dunkeln bleiben.
4· Die Anfänge: Militante Studenten formieren sich.
5· Die Geburtsstunde der RAF
6· Der Terror beginnt 1970.
7· Der blutige Mai 1972: Die RAF zündet mehrere Bomben.
8· Die RAF-Spitze wird ins Hochsicherheitsgefängnis Stammheim
gebracht.
9· Der Prozess gegen die Angeklagten war schwierig.
10· Die zweite Generation der RAF versuchte, die Spitze zu befreien.
Die Anfänge
11· Gestorben war einer: Benno Ohnesorg. Getötet durch einen Schuss in den Kopf von
einem Polizisten während der Proteste gegen den Besuch des Schahs von Persien.
Getroffen wurde eine ganze Bewegung: "Der Staat hat auf uns alle geschossen", hieß
es 1967 aus den Reihen der Studenten.
Es war ein Wendepunkt. Militante Gruppen aus dem Umfeld der bisher friedlichen
Studentenbewegung gewannen an Einfluss. Und in Berlin fanden sich zwei, die Gewalt
im Kampf gegen den Staat für unverzichtbar hielten: Andreas Baader und Gudrun
Ensslin.
Um gegen das "imperialistische System" zu protestieren, legten sie am 2. April 1968 mit
weiteren Verbündeten Brände in zwei Frankfurter Kaufhäusern. Schon nach zwei Tagen
wurden sie verhaftet und zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt.
Die Geburtsstunde der RAF
Während sich Gudrun Ensslin und die anderen dem Antritt der Haftstrafe entziehen
konnten, wurde Baader gefasst. Aber er verbrachte nur einen Monat hinter Gittern.
Die Journalistin Ulrike Meinhof
Am 14. Mai 1970 wurde ihm ein Besuch der Bibliothek des "Zentralinstituts für soziale
Fragen" in Berlin zugestanden. Die populäre Journalistin Ulrike Meinhof sollte dort mit
ihm an einem Buch arbeiten. Doch Meinhof hatte sich längst mit der RAF verbündet und
Baader konnte mit der Hilfe bewaffneter Gleichgesinnter befreit werden.
Es war ein medienwirksamer Coup und – so sagt man heute – die Geburtsstunde der
RAF, weil sich die führenden Köpfe nun gefunden hatten: Baader, Meinhof, Ensslin und
der Anwalt Horst Mahler. Tatsächlich aber war die Gruppe zu diesem Zeitpunkt noch
namenlos. Die Medien nannten sie die Baader-Meinhof-Bande.
Der Terror beginnt
Geld musste her. Um Wohnungen, Autos und Waffen zu beschaffen und das Leben im
Untergrund zu finanzieren. 1970 überfiel die Gruppe mehrere Banken, stahl Fahrzeuge
und Dokumente.
1971 gab sich die RAF in Ulrike Meinhofs Strategiepapier "Das Konzept Stadtguerilla"
ihren Namen. Hier erschien auch das Symbol der Roten Armee Fraktion zum ersten Mal:
der rote Stern mit Maschinenpistole.
In ihrem Manifest propagierte Meinhof die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes.
Dieser forderte schnell das erste Opfer: Am 22. Oktober 1971 wurde der Hamburger
Polizist Norbert Schmid bei einer Verfolgungsaktion erschossen.
Der blutige Mai 1972
Um gegen den Vietnam-Krieg zu protestieren, verübte die RAF eine Serie von
Bombenanschlägen, unter anderem auf die Hauptquartiere der US-Armee in Heidelberg
und Frankfurt. Vier US-Soldaten starben.
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Blutiger Anschlag in Hamburg
Aber es gab auch deutsche Ziele: die Polizeidirektion in Augsburg und das Auto des
Bundesrichters Wolfgang Buddenberg, der für die Ermittlungen gegen die RAF zuständig
war.
Am 19. Mai 1972 schließlich gingen im Hamburger Axel-Springer-Haus mehrere
Bomben hoch. Obwohl es zuvor mehrere Warnanrufe gegeben hatte, war das Gebäude
nicht geräumt worden. Mehr als 30 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.
Stammheim
Auf die Bombenanschläge folgte die größte Fahndungsaktion in der Geschichte der
Bundesrepublik. Im Juni 1972 wurden die RAF-Anführer der ersten Generation in
schneller Folge verhaftet und in Gefängnissen in der Nähe ihrer Verhaftungsorte
untergebracht.
"Isolationshaft" nannten die RAF-Mitglieder das und forderten die Zusammenlegung in
ein Gefängnis – mit medienwirksamen und folgenschweren Hungerstreiks. Am 9.
November 1974 starb das Hamburger RAF-Mitglied Holger Meins in der
Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich trotz Zwangsernährung.
1975 wurde die RAF-Spitze in der JVA Stuttgart-Stammheim zusammengelegt. Das
Hochsicherheitsgefängnis war für diesen Zweck völlig umgerüstet worden. Aus Furcht
vor Befreiungsversuchen mit Hubschraubern überspannten Stahlseile große Teile der
Anlage.
Um riskante Gefangenentransporte zu vermeiden, wurde eigens ein fensterloser
Gerichtssaal neben dem Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses gebaut. Hier begann im
Mai 1975 der Prozess gegen die RAF-Spitze.
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Die RAF-Spitze vor Gericht
Der Prozess war schwierig
Vier Morde, 39 Mordversuche und sechs Sprengstoff-Anschläge wurden den
Angeklagten zur Last gelegt. Der Prozess war schwierig. In vielen Fällen ließ sich nicht
feststellen, welche der Angeklagten an welchen Taten beteiligt gewesen waren. So folgte
das Urteil erst nach 192 Verhandlungstagen, am 28. April 1977 – lebenslänglich für
Baader und Ensslin.
Ulrike Meinhof hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon ein eigenes Urteil gesprochen: Am
9. Mai 1976 hatte sie sich am Fenstergitter ihrer Zelle erhängt. Oder sie war das Opfer
eines staatlichen Auftragsmordes geworden – das behaupteten zumindest die anderen
RAF-Mitglieder.
Die Journalistin hatte sich während der Haft von den anderen Mitgliedern der RAF-
Spitze sehr entfremdet und viele Kränkungen, vor allem von Gudrun Ensslin, hinnehmen
müssen.
Ulrike Meinhofs Körper wurde 1976 auf dem Dreifaltigkeits-Friedhof in Berlin bestattet.
Ihr Gehirn wurde erst 2002 beigesetzt. Es war nach ihrem Tod ohne Wissen der
Angehörigen entnommen worden, um medizinische Untersuchungen durchzuführen.
Die Todesnacht von Stammheim
Während die Spitze der RAF im Gefängnis saß, hatte sich draußen eine zweite
Generation zusammengefunden. Ihr dringendstes Ziel war die Befreiung der RAF-
Gründer. Doch alle Versuche, die Gefangenen freizupressen, scheiterten.
1977 entführte ein palästinensisches Terrorkommando eine Lufthansa-Maschine – auch
um die Forderungen der RAF zu unterstützen. Doch die Entführung scheiterte. Als die
Nachricht zur inhaftierten RAF-Spitze durchdrang, begingen Andreas Baader, Gudrun
Ensslin und Jan-Carl Raspe in der Nacht vom 17. zum 18. Oktober 1977 in ihren Zellen
Selbstmord.
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Die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut". 02:37 Min..
Irmgard Möller wurde mit zahlreichen Messerstichen ins Krankenhaus gebracht. Bis
heute bestreitet sie einen kollektiven Selbstmord und spricht von staatlich verordneten
Morden. Anhaltspunkte für ein Fremdeinwirken wurden jedoch nie gefunden.
Autorin: Christine Buth
Sendung
12· Wie die 68er Bewegung unser Land verändert hat | mehr
13· Der Terror der RAF – Deutscher Herbst 1977 | mehr
14· ää GSG 9 – Die deutsche Anti-Terror-Einheit | mehr
Weiterführende Infos
15· Terrorbekämpfung | mehr

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