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1. Auftritt
• Dorfrichter Adam bekommt in seiner Gerichtsstube Besuch von seinem Schreiber Licht
• Adam, der übel zugerichtet ist gibt über diesen Grund seines Zustandes sehr fadenscheinige
Erklärungen ab (hat etwas zu verbergen)
• Licht teilt ihm mit, dass er Besuch des Gerichtsrat Walter bekommt, der auf Revisionsreise durch die
ländlichen Gebiete ist und schon im Nachbardorf Holla für Aufruhr gesorgt hat
Personen:
Das Personenverzeichnis führt auch sprechende Rollen mit Namen an und einige Nebenrollen mit ihren
Funktionen, wie „Bedienter, Büttel, Mägde usw.“ (S. 4).
Die an der Spitze genannten Personen gehören dem Gericht an. Entsprechend seiner hohen Stellung
erscheint der Gerichtsrat Walter an erster Stelle, gefolgt vom Dorfrichter Adam und dem Schreiber
Licht. Die Bewohner des Dorfes machen die zweite Gruppe aus.
Dorfrichter Adam: ist Ankläger, Richter und Verfolger zugleich. Er spinnt aus lächerlichen, dreisten
Lügen ein Netz indem er sich zum Schluss selber fängt.
Gerichtsrat Walter: erteilt Adam, als aufmerksamer Hörer zwischendurch Lehren und behält dabei die
Oberhand.
Frau Mathe Rull: ist als Mutter von Eve sehr aufgebracht und verletzt zugleich, da ihr wertvoller Krug
zerbrochen wurde.
Ruprecht: ist verliebt in Eve und kann den Gedanken kaum ertragen, dass Eve einen nächtlichen
Besucher hatte.
Eve: ist verliebt in Ruprecht und versucht während einem Teil des Stückes, aus Angst, die Wahrheit zu
verheimlichen.
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Die Personenkonstellation:
Das Gericht Die Prozessierenden
Gerichtsrat Walter (Revisor) Frau Marthe Rull (Klägerin)
Dorfrichter Adam (Prozessführer, Verführer Eve Rull (Tochter der Klägerin, Verlobte
Eves) Ruprechts, Verfolgte von Adams
Nachstellungen)
Schreiber Licht (Protokollant) Ruprecht Tümpel (Beklagter, Verlobter Eves)
Bediente, Büttel Veit Tümpel (Vater Ruprechts)
Frau Brigitte (Augenzeugin)
Die Bedeutung der Namen:
Die Verwendung sogenannter „sprechender" oder sinntragender Namen ist in der Volkskomödie
verbreitet. Auch Kleist bedient sich dieses Kunstmittels. Dem Schreiber Licht scheint tatsächlich schon
in der Exposition des Stücks ein Licht aufzugehen, und am Ende ist er nicht unmaßgeblich daran
beteiligt, dass Licht in die Sache gebracht wird. Auch der Name „Tümpel“ regt wohl eindeutige
Konnotationen an. Vermutlich dürfte weniger die lexikalische Bedeutung des Worts zum Tragen
kommen, sondern eher die phonetische Gestalt, die an den „Tölpel" erinnert, eine Bezeichnung, die ja
vorwiegend zur Abwertung der Landbevölkerung verwendet werden ist.
Von auffälliger Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Verwendung der biblischen Namen Adam
und Eve. Natürlich verweist Kleist damit auf den Sündenfall im Buch Genesis. Kleist eröffnet damit eine
religiöse Semantik von Schuld und Bestrafung, die im Stück mehrmals thematisiert wird. Allerdings sind
auch die Unterschiede zur biblischen Erzählung nicht zu übersehen. Adams Begehren allein löst den
Sündenfall aus. Eve bleibt im Grunde unschuldig. Aus Sorge um ihren Bräutigam, also aus wahrer Liebe,
lässt sie sich überhaupt erst mit Adam auf ein fragwürdiges Gespräch ein. Adams unsittliches Angebot
hat sie allerdings nicht angenommen. Vorzuwerfen wäre ihr lediglich, dass sie ein Gesetz, nämlich die
Rekrutierung eines jungen Mannes, nicht respektieren wollte.
Die Sprache:
Die Sprache des Stücks wird von der merkwürdigen Spannung zwischen regelmäßigem Vers und
realistischem Sprachgebrauch geprägt. Kleist bedient sich zwar des klassischen Blankverses. Aber die
Figuren sprechen nicht den hohen Stil des klassischen Dramas. Die Wortwahl wird dem realen
Sprachgebrauch der Figuren, vor allem ihrer sozialen Zugehörigkeit und ihrem beruflichen Umfeld
angenähert. So entsteht nicht selten eine skurrile Mischung aus regionalem Dialekt, Juristendeutsch
und stilisierter Kunstsprache. Wortspiele und doppeldeutige Metaphern tragen zur komischen
Wirkung bei.
Aufbau:
Das Lustspiel „der zerbrochene Krug“ besteht aus 13 unterschiedlich langen Auftritten und hat keine
weitere Einteilung in Akte. Es spielt an einem einzigen Ort –in der „Gerichtsstube“-, fordert demnach
keinen Kulissenwechsel und läuft kontinuierlich in der Zeit vom frühen Morgen bis zum Mittag ab.
Zusammengefasst: Die in antiken Poetiken geforderten drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung sind
gewahrt.
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