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Müngstener Brücke

Zahlen, Daten, Fakten zum Projekt


Die Müngstener Brücke wurde 1897 in Form einer Eisenkonstruktion gebaut.
Sie symbolisiert bis heute aufgrund ihrer Abmessungen und den verwendeten zu-
kunftsweisenden Montageprinzipien eine der bedeutendsten deutschen Eisenbahn-
brücken. Die Brücke wurde auf massiven Widerlagern und Fundamenten gegründet.

Die hierauf aufsetzende Stahlkonstruktion besteht aus sechs Gerüstpfeilern und ei-
nem mittleren Bogen. Auf diesen Pfeilern und dem Bogen sind die Gerüstbrücken
einschließlich der aufgesetzten Fahrbahnbrücke aufgelagert. Die Gerüstbrücken zwi-
schen den Pfeilern sind mit Öffnungen von 30 bzw. 45 Metern ausgebildet worden.

Die Öffnung der Gerüstbrücke im Bereich des Bogens zur Überspannung der Talsohle
besitzt eine Stützweite von 170 Metern. Die äußersten und niedrigsten Gerüstpfeiler
vor den Widerlagern werden als Ankerpfeiler bezeichnet. Sie sollen neben den verti-
kalen und horizontalen Kräften Längskräfte aus Bremsen und Anfahren aufnehmen.

Die schadlose Aufnahme von Bewegungen der Gerüstbrücken, z. B. infolge von Wär-
meausdehnung, und die Ableitung der vorhandenen Kräfte der Gerüstbrücken in die
Pfeiler gewährleisten entsprechend angeordnete Rollenlager, Bolzen- und Blattgelen-
ke sowie Pendelstützen.

Für die Durchführung der Inspektionsarbeiten wurden bei der Müngstener Brücke vier
Besichtigungswagen angeordnet. Des Weiteren brachte man Steigleitern und Treppen
Die Gerüstbrücke im Querschnitt. an den Ecksäulen der Pfeiler und längs der südlichen Bogenuntergurte an.

Bau und Geschichte der Brücke


Ende der 1860er Jahren wurden die Städte Solingen und Rem- Im August 1894 begannen die Arbeiten an
scheid getrennt voneinander an das damals schnell wachsende der Eisenkonstruktion in den Werkstätten von
deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen. Es gab jedoch keine MAN. Nach Beendigung der Erd- und Mauerar-
direkte Verbindung zwischen den nur acht Kilometer vonein- beiten im Juni 1895 konnte mit der Montage
ander entfernten Städten. Es musste vielmehr ein Weg von 44 der vorbereiteten Stahlteile begonnen werden.
Kilometern in Kauf genommen werden, um mit der Eisenbahn
von einem Ort zum anderen zu gelangen. Aufgrund des kräfti- Die Gerüstpfeiler wurden mit Hilfe von hölzer-
gen Wachstums der Industrie und der Bevölkerung in den fol- nen Gerüsten zuerst gebaut. Der Mittelbogen
genden Jahrzenten wurde der Druck eine direkte Verbindung wurde anschließend im Freiverbau, also ohne Modellansicht der „neuen“ Müngstener Brücke.

zwischen den beiden Städten zu schaffen immer größer. Jedoch zusätzliches Hilfsgerüst erstellt.
scheiterten Versuche des Brückenbaus am scheinbar unüber-
windbaren, tiefen Tal der Wupper. Nachdem am Tag zuvor der Bogen geschlos-
sen worden war, konnte am 22. März 1897
Das Fundament eines Pfeilers.
Bis sich die Städte Solingen und Remscheid schließlich 1890 Richtfest gefeiert werden. Unter Musikbe-
doch noch durchsetzen konnten. In diesem Jahr genehmigte gleitung zogen die Mitarbeiter der ausführen-
der preußische Landtag 4.978.000 Mark Baukosten für den den Firmen zur Brückenmitte, wo unter dem
Bau einer direkten Eisenbahnverbindung von Remscheid Richtkranz der letzte von 950.000 Nieten fei-
nach Solingen. Hierin eingeschlossen war der Bau einer Brü- erlich eingeschlagen wurde.
cke über die Wupper. Die Kosten für den Grunderwerb von
1.600.000 Mark trugen die beiden Städte. Mit der Umsetzung Da dies genau der 100. Geburtstag von Kai-
wurde die königliche Eisenbahndirektion Elberfeld beauftragt. ser Wilhelm I war, wurde das Bauwerk auf den Aktuelle Bauarbeiten: „Leichtern“. Der Ausbau des Geländers (linkes Foto) sowie der Schwellen auf der Brücke (rechtes Foto).

Namen „Kaiser-Wilhelm-Brücke“ getauft. Die


Für die Ingenieure der damaligen Zeit war der Bau der Brücke darauf hinweisenden Schilder wurden nach dem Ende des Kai-
ein schwieriges Unterfangen. Die Brücke kreuzt in über 100
Metern Höhe die Wupper. Zudem ist das Tal sehr schmal und
serreiches 1918 entfernt und die Brücke in Müngstener Brücke
umbenannt. Den Ort Müngsten gibt es aber seit der Gebiets-
Arbeiten an der Müngstener Brücke in den nächsten Jahren
hat aufgrund der dort fließenden Wupper, schwierige Boden- reform nicht mehr, da das ehemalige Gemeindegebiet in die Nach 116 Jahren des täglichen Gebrauchs und der damit verbundenen Abnutzung, muss die Müngstener Brücke nun Instand gesetzt werden, um die Ver-
verhältnisse. Dies macht die Gründung, also die Verankerung Nachbarstädte integriert wurde. kehrs- und die Standsicherheit auch in den nächsten Jahren zu gewährleisten. Diese Instandsetzung erfolgt in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden
von Brückenpfeilen im Boden, sehr schwierig. und so umweltverträglich wie möglich. Während der Bauarbeiten müssen einige Wander- und Waldwege gesperrt werden. Zum Schutz von Passanten sind
Die Freigabe für den Verkehr erfolgte schließlich am 15. Juli bauzeitlich drei Wege mit Schutzeinhausungen versehen. Blick durch die Gerüstbrücke.
Daher schrieb die Eisenbahndirektion 1891 einen Wettbe- 1897, nachdem das Bauwerk mehrere Belastungstests mit je-
werb über die Konstruktion und den Bau der Brücke zwi- weils 3 Lokomotiven und 18 vollbeladenen Wagen pro Gleis
schen vier deutschen Brückenbaufirmen aus. Die Maschi- problemlos überstanden hatte.
nenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg, heute MAN, bekam den Die Arbeiten erfolgen in drei Bauabschnitten:
Zuschlag mit einer damals gewagten Konstruktion. Sie schlug Zum Schutz der Stahlbauteile gegen Abrostungen erhielt die
Abschnitt 1: Erneuerung der Fahrbahnbrücke und der Rollenlager
vor, eine Bogenbrücke mit beidseitigen Gerüstbrücken zu bau- Müngstener Brücke einen Korrosionsschutz. Nach der Erstbe- Als erster Schritt der Instandsetzung wird die Fahrbahnbrücke, also der Teil der Brücke auf dem die Fahrbahn aufliegt, auf voller Länge komplett ausgetauscht und durch eine neue Schweißkonstruktion ersetzt.
en. Dies hatte den Vorteil, dass nur dort Brückenpfeiler gebaut schichtung im Jahre 1897 wurden in den Jahren 1922, 1928, Die Brücke in den 1970-er Jahren. Dies geschieht mit Hilfe eines fahrbaren Krans, der in 107 Metern Höhe auf dem noch nicht bearbeiten Abschnitt der Brücke steht. Die Brücke wird in Stücken von 7,5 Metern in zwei Arbeitsschritten demontiert.
werden mussten, wo der Untergrund stabil ist und keine hohen 1938 und 1961 Beschichtungen im Rahmen von Instandhal- Zunächst baut der Kran die Geländer, Laufstege sowie die Schienen und Schwellen aus. Fachleute sprechen hier von „leichtern“. Danach folgt die Demontage der eigentlichen Brücke, also der Brückenlängsträger,
Pfeiler erforderlich sind. Herausfordernd war der Entwurf je- tungsarbeiten aufgetragen. Die letzte Beschichtung erfolgte Querträger, Verbände und Aussteifungen. Als Verbände und Aussteifungen bezeichnet man die Stahlbauteile, die die Kräfte der Fahrbahn aufnehmen. Die Demontage beginnt auf der Solinger Brückenseite und
doch vor allem wegen der Statik. 1980 überwiegend im Stützenbereich. Aufgrund des ständig erfolgt dann Stück für Stück in Richtung Remscheid zurück. Der Abtransport der alten Bauteile erfolgt ebenfalls in Richtung Remscheid.
steigenden Verkehrsaufkommens wurden 1914 die Querträger
Der von MAN geplante Bogen war damals nur schwer und um- der Fahrbahnbrücke verstärkt und durch zusätzliche Zugver- Gleichzeitig werden auf Solinger Seite der Brücke die neuen Fahrbahnbrückenelemente auf der Baustelleneinrichtungsfläche angeliefert und endmontiert. Bei der Montage werden sie zu 15 Meter langen Sektio-
nen zusammengeschweißt, mit Schwellen aus Stahl versehen und mit Bauschienen auf denen die Arbeitsgeräte fahren werden, komplettiert. Anschließend werden die Sektionen mit einem eigens für diesen Zweck
ständlich statisch zu berechnen. Die Müngstener Brücke ist ankerungen gesichert.
gebautem Hebe- und Transportwagen in die endgültige Lage gebracht und danach vor Ort verschweißt.
daher die einzige große Bogenbrücke des 19. Jahrhunderts
dieser Art und wurde von vielen als technisches Meister- Im zweiten Weltkrieg kam es zu kleineren Beschädigungen an Neben der Erneuerung der Fahrbahnbrücke werden in diesem ersten Bauabschnitt auch die 28 Rollenlager zwischen den Gerüstbrücken und den Widerlagern bzw. Gerüstpfeilern ausgetauscht. Bei den neuen La-
werk beschrieben. der Brücke. Diese wurden im Jahre 1948 instand gesetzt. In gern handelt es sich um nahezu baugleiche Lager aus modernem, hochfestem Stahl, der eine lange Lebensdauer garantiert. Zum Austauschen der Lager werden die Gerüstbrücken angehoben, die bestehenden Lager
diesem Zusammenhang wurden an der Fahrbahnbrücke weite- werden ausgebaut und die neuen Lager eingebaut. Während dieser Arbeiten muss die Strecke gesperrt werden, damit der Zugverkehr den passgenauen Einbau nicht beeinträchtigt.
Die Vorbereitungsarbeiten für den Bau begannen im Sommer re Arbeiten durchgeführt. In den 1960er Jahren gab es weitere
1893 mit dem Aufbau einer Strom- und Wasserversorgung, der Arbeiten an den Ankerpfeilern und in den 1970er Jahren an der Abschnitt 2: Instandsetzung der Fachwerkgerüste und vollständiger Korrosionsschutz
Einrichtung der Werks- und Lagerplätze, dem Bau von Seilbah- Fahrbahn. Die Gerüstbrücken, die Gerüstpfeiler und der Bogen werden ab 2014 Instand gesetzt. Hierbei werden beschädigte Stahlteile ausgetauscht sowie lose Niete und Schrauben ersetzt. Außerdem erhält das gesamte
Bauwerk im Schutz von Einhausungen einen umfassenden Korrosionsschutz. Die Einhausungen sorgen dafür, dass keine Farben in die Umwelt geraten.
nen und der Errichtung einer Transportbrücke. Im Februar 1894
begann mit den Erd- und Mauerarbeiten unter der Leitung von Abschnitt 3: Erneuerung der Besichtigungseinrichtungen
Anton Riepel der eigentliche Bau der Brücke. Hierzu mussten Quelle: Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Amt für Denkmalpflege:
Die Eisenbahnbrücke über die Wupper bei Müngsten 1893-1897; Wilhelm Damit auch zukünftig die einzelnen Bauteile für eine Besichtigung zugänglich sind und Wartungsarbeiten ausgeführt werden können, werden die vorhandenen Besichtigungseinrichtungen erneuert. Diese bestehen
5.000 Tonnen Eisenkonstruktionen, 27.500 Tonnen Mauerwerk Matthies Rheinisches Industriemuseum Solingen. aus seitlichen Befahrgeräten an den Gerüstbrücken, Befahrgeräten für die Pfeiler und den Bogen, sowie einem gleisgebundenen, motorgetriebenen Wagen in den Gerüstbrücken.
und 1.500 Tonnen Hilfskonstruktionen per Eisenbahn an die
Die Müngstener Brücke während des Baus: Im Bild zu sehen sind die Transportbrücke, bereitgestellte Pfeiler
Baustelle geliefert werden. Fotos: Stadtarchiv Solingen, DB Museum, Ingenieurgemeinschaft Setzpfandt sowie die Gerüst- und Fahrbahnbrücke. Bauherr: DB Netz, Regionalbereich West, Schlägelstraße 12, 40227 Düsseldorf, Projektbetreuung: DB ProjektBau, Regionalbereich West, Hermann-Pünder-Straße 3, 50679 Köln, Kontakt: dbprojektbau-west@deutschebahn.com

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