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„Colonia Dignidad“ – Psychotherapie im ehemaligen Folterlager einer deutschen Sekte

(Niels Biedermann, Judith Strasser, Julian Poluda)a


Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 14, 2006, Nr. 1+2, S. 111-127

Einleitung

Nur wenig erinnert äußerlich an das Grauen, das sich über fast vier Jahrzehnte hinter den Mauern
der „Colonia Dignidad“, der „Gemeinschaft der Würde“ abspielte. Die Tore haben sich geöffnet, die
ehemals starke Überwachung in Form von Elektrozäunen, Mauern, Bewegungsmeldern und Wach-
personal existiert nicht mehr. Schlafsäle, in denen früher Männer, Frauen und Kinder getrennt un-
tergebracht waren, sind in Wohnungen umgewandelt worden, in denen jetzt Familien leben. Vor
dem majestätischen Hintergrund der Andengipfel zeigt sich die quasi perfekte Kopie eines
deutschen Dorfes aus einer längst vergangenen Epoche.

Rund 200 Mitglieder der früheren Sektengemeinschaft leben heute noch auf dem 16 000 Hektar
großen Gebiet der „Villa Baviera“, wie die ehemalige „Colonia Dignidad“ heute genannt wird. An-
fang 2005 wurde seitens des Auswärtigen Amtes ein psychotherapeutisches Betreuungsprogramms
für die Bewohner initiiert, mit dem wir, ein Psychiater und zwei therapeutisch ausgebildete Psy-
chologinnen, beauftragt wurden.

Die „Colonia Dignidad“ war eines der verschiedenen düsteren Kapitel der jüngsten chilenischen
Geschichte. Fast vier Jahrzehnte lang hatte sich auf chilenischem Boden ein Staat im Staate
etablieren können. Eine ganze Generation von Kindern wuchs hier in einem fortschreitend repres-
siver werdenden System heran, das wohl in erster Linie darauf ausgerichtet war, dem Sektenführer
Paul Schäfer uneingeschränkte Herrschaft sowie das Ausleben seiner pädophilen Neigungen zu er-
möglichen. Doch wie konnte es dazu kommen? 


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Introducción

Exteriormente, nada recuerda el horror que tuvo lugar durante casi cuatro décadas detrás de los
muros de la "Colonia Dignidad", la "comunidad de la dignidad". Las puertas se han abierto, la an-
tigua y fuerte vigilancia en forma de cercas eléctricas, paredes, detectores de movimiento y
guardias de seguridad ya no existe. Los dormitorios, que anteriormente habitaban a hombres, mu-
jeres y niños, se han convertido en hogares donde ahora viven familias. Contra el majestuoso telón
de fondo de los picos andinos, se puede ver la copia casi perfecta de un pueblo alemán de una
época pasada.

Alrededor de 200 miembros de la antigua comunidad sectaria todavía viven en las 16,000 hectáreas
de la "Villa Baviera", como se llama hoy la antigua "Colonia Dignidad". A principios de 2005, la
Oficina de Relaciones Exteriores inició un programa de atención psicoterapéutica para los resi-
dentes, al cual nos asignaron a nosotros, un psiquiatra y dos psicólogos capacitados terapéutica-
mente.

"Colonia Dignidad" fue uno de los varios capítulos sombríos de la historia reciente de Chile. Du-
rante casi cuatro décadas, un estado ha podido establecerse en suelo chileno. Una generación en-
tera de niños creció aquí en un sistema que se estaba volviendo cada vez más represivo, y que fue
diseñado principalmente para permitir que el líder de la secta, Paul Schäfer, disfrutara del control
sin restricciones y el cumplimiento de sus inclinaciones pedófilas. Pero, ¿cómo podría pasar eso?

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Aufstieg und Fall der „Colonia Dignidad“

Bereits im Jahre 1961 gründet der deutsche Laienprediger Paul Schäfer die „Sociedad Benefactora
y Educación Dignidad“ in Chile. Sich selbst auf der Flucht vor Anklagen wegen sexuellen Miss-
brauchs von Kindern in Deutschland befindlich, überzeugt er eine Gemeinde von 200 Anhängern,
zum Teil Baptisten aus den sowjetisch besetzten und später abgetrennten Ostgebieten,

ihm zu folgen, indem er die Gefahr einer kommunistischen Invasion in Deutschland beschwört und
die Vision eines urchristliches Lebens im „gelob- ten Land“ entwirft. Minderjährige wurden dabei
aus Deutschland entführt. Noch im gleichen Jahr erwirbt er mit dem Geld seiner Anhänger nahe des
Or- tes Parral, 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago, das Landgut „El Lavadero“. Hier
bauen Schäfer und seine Gemeinschaft trotz schwierigster Lebensbedingungen eine nach außen
heile Welt auf, ein „deutsches Muster- gut“, wie das Landstück von den chilenischen Medien beze-
ichnet wird. Es gelingt dem Sektenführer, das öffentliche Bild einer hart arbeitenden Gemeinschaft
zu vermitteln, die selbstlos auch für die arme Bevölkerung der Umgebung sorgt, etwa im siedlung-
seigenen Krankenhaus oder der Schule.

Doch der äußere Schein trügt. Bereits in der Anfangszeit der Kolonie werden die Siedler massiven
Repressionen ausgesetzt. Ein Lager entsteht, die Bewohner werden kaserniert, das Gelände wird
nach innen und außen hermetisch abgeriegelt. Da unter der Regierung von Salvador Allende Beset-
zungen von Ländereien und Gutshäusern stattfinden, um eine Radikalisierung der eingeleiteten
Landwirtschaftsreform zu erzwingen, ist es für Schäfer leicht, die Abschottung der Siedlung als
Schutz vor der „kommunistischen Gefahr“ darzustellen. So wird die immer undurchdringlicher
werdende Abgrenzung des Landgebietes von den Einwohnern lange Zeit als Schutz vor äußerer
Bedrohung wahrgenommen. Des Weiteren tragen die ausländische Herkunft der Siedler und die
fehlende Förderung der Landessprache zur fortschreitenden Isolierung der Gemeinschaft bei. Erst
als einzelne Sektenmitglieder versuchen zu fliehen, realisieren die Siedler allmählich, dass es sich
auch – und später ausschließlich – um eine Grenze handelt, die sie nicht überschreiten dürfen. Es
entsteht ein System, das sich durch eigene Wertvorstellungen von Gut und Böse und durch fest ver-
ankerte Verhaltensrituale von selbst trägt und weiter verstärkt. Diejenigen, die in ihm aufwachsen,
kennen keine andere Realität als die der Gemeinschaft. Nachdem Paul Schäfer sich nach an-
fänglichen Macht- kämpfen zum Alleinherrscher seines fest umgrenzten Reiches erhoben hat, gilt er
als Maß aller Dinge. Selbst Gefühle der Empörung einzelner Sektenmitglieder, die Unrecht erlei-
den, verwandeln sich durch den massiven sozialen Druck des Systems zu schweren Schuldgefühlen
und zu öffentlichen Schuldbekenntnissen.

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Während die wirtschaftlichen Beziehungen zur Außenwelt prosperieren, müssen die Sektenmit-
glieder unter härtesten Bedingungen unentgeltlich arbeiten. Schon früh dringen erste Berichte über
schwere Menschenrechtsverletzungen innerhalb des Lagers an die Öffentlichkeit. So macht die
chilenische Journalistin Erika Vexler in einer Reportage der Zeitschrift „Ercilla“ bereits in den
sechziger Jahren auf die menschenunwürdigen Bedingungen in der Kolo- nie aufmerksam. Erste
gerichtliche Untersuchungen der Kolonie in den Jahren 1966-68 bleiben jedoch ohne Ergebnis.

Mit dem Militärputsch im Jahre 1973 unter dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte General Augusto
Pinochet erfolgt dann die endgültige Abschottung der „Colonia Dignidad“. Am 15. Juni 1974, neun
Monate nach dem blutigen Staatsstreich gegen die demokratisch gewählte Regierung Allendes,
gründet die Miltärjunta die chilenische Geheimpolizei DINA, die in den folgenden Jahren aufgrund
der Brutalität ihrer Foltermethoden und der systematischen Ermordung von Regimegegnern
zweifelhaften internationalen Bekanntheitsgrad erringen wird. In den Jahren der Militärdiktatur
unter General Pinochet erweist sich diese als wirkungsvolle Schutzmacht der „Colonia Dignidad“.
Keinem Außenstehenden gelingt es mehr, das Tor der Kolonie zu passieren. Wer auch nur den Ver-
such unternimmt, wird auf Monate hinaus von der DI- NA überwacht. Auch eine Klage des
deutschen Auswärtigen Amtes auf der Grundlage von Zeugenaussagen des ehemals engsten Mitar-
beiters Schäfers, des Baptistenpfarrers Hugo Baar, und der ehemaligen Sektenmitglieder Georg und
Lotti Packmor führt zu keinen nennenswerten Ergebnissen. Vielmehr entscheidet im September
1989 der chilenische Oberste Gerichtshof, dass es kei- ne Menschenrechtsverbrechen in der „Colo-
nia Dignidad“ gegeben habe. Der Sektenchef bleibt während der gesamten Zeitspanne der Mil-
itärdiktatur praktisch unantastbar.

Im Dezember 1989, nach 17 Jahren Militärdiktatur, wird Patricio Aylwin als erster demokratisch
legitimierter Präsident Chiles nach der Militärdiktatur gewählt. Ein langwieriger Übergang in die
Demokratie beginnt. Doch das En- de der Diktatur bedeutet noch nicht das Ende der „Colonia Dig-
nidad“. Ob- wohl bereits im Jahre 1991 die Vorwürfe, in der Kolonie seien ab 1974 Regimegegner
gefoltert worden, durch den so genannten „Rettig-Bericht“ offiziellen Charakter erhalten, genießt
das als soziale Einrichtung getarnte Unter- nehmen weiterhin Steuerbefreiung des chilenischen
Staates. Weitere fünf Jah- re müssen vergehen, bis die Auflösung der gemeinnützigen Gesellschaft
„Dignidad“ endgültig vom obersten Gerichtshof anerkannt wird. Erst im Jahre 1996 wird der in-
zwischen 81 Jahre alte Paul Schäfer durch die Abteilung 5 der chilenischen Kriminalpolizei wegen
Kindesmissbrauchs angeklagt. Hausdurchsuchungen und Verhaftungen ehemaliger Führungsmit-
glieder der „Colonia Dignidad“ folgen. Einmal mehr muss Schäfer vor dem Zugriff der Justiz

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fliehen. Während er sich vorerst noch innerhalb der Kolonie verbergen kann, ist er schon bald zur
Flucht nach Argentinien gezwungen, wo er ein Gut in Chivilcoy kauft.

Nun endlich, am 17. November 2004, erklärt ein chilenisches Gericht Paul Schäfer, den ehemaligen
„Herrn über Leben und Tod“, des sexuellen Missbrauchs von 27 Kindern für schuldig. 22 weitere
chilenische und deutsche Mitglieder der Colonia werden für schuldig befunden, den Kindesmiss-
brauch vertuscht und die Justiz behindert zu haben. Sie erhalten in erster In- stanz Freiheitsstrafen
von bis zu fünf Jahren. Zusätzlich werden Entschädigungszahlungen an die Opfer und deren Fami-
lien in Höhe von 690 000 Euro festgesetzt. Auch Schäfer entgeht der Verhaftung letztendlich nicht.
Am 10. März 2005, acht Jahre nach seinem Untertauchen, nimmt ihn die argentinische Polizei in
Tortuguitas, 40 Kilometer außerhalb von Buenos Aires, fest. Erst allmählich wird das ganze Aus-
maß der Zusammenarbeit zwischen Schäfer und der DINA offenbar. Im Juni 2005 werden zahlre-
iche Container mit Kriegswaffen aus der Zeit der Militärdiktatur entdeckt; nur einen Monat später
entdecken die Untersuchungsbehörden der Polizei mehr als 40 000 Doku- mente und Aufzeichnun-
gen, die nun weiteren Analysen unterzogen werden.

Bereits im Jahr 1974 hatte die deutsche Sektion von amnesty international und der „Stern“ bekannt
gegeben, dass die „Colonia Dignidad“ als Haft-, Folter- und Ausbildungslager der DINA verwendet
wird. Drei Jahre später schließt sich auch die Menschenrechtskommission der UNO dieser Ein-
schätzung an. Zur gleichen Zeit veröffentlicht amnesty international eine Broschüre mit dem Titel
„Colonia Dignidad – ein deutsches Mustergut – ein Folterlager der DINA“. Daraufhin verklagt die
Siedlung die Menschenrechtsorganisation. Erst im Jahre 1997 wird das Landgericht Bonn nach 20-
jährigem Rechts- streit die Klage der Kolonie abweisen. Einer der längsten Zivilprozesse in der
deutschen Rechtsgeschichte ist damit beendet; die Prozesskosten für ai betragen mehr als 160 000
DM.

Einer der engagiertesten Gegner der Sekte in Deutschland ist Wolfgang Kneese. 1962 war er von
Schäfer nach Chile verschleppt und mehrfach miss- braucht und misshandelt worden. Drei
Fluchtversuche scheitern; erst 1966 gelingt es dem damals 20jährigen über die Anden nach Argen-
tinien zu entkommen. Von diesem Zeitpunkt an wird er gegen Schäfer und die „Colonia Dignidad“
kämpfen. Auf seine Initiative hin entsteht 1997 der Verein „Flügelschlag“ in Hamburg. Dieser ver-
steht sich als Weiterentwicklung der seit 1982 bestehenden Not- und Interessengemeinschaft für die
Geschädigten der Kolonie und möchte „religiösem, ideologischem, sexuellem, körperlichem und
seelischem Missbrauch durch Sekten, bei dem vor allem junge Menschen geistig, körperlich und
seelisch Schaden erleiden, entgegentreten – insbesondere im Zusammenhang mit der ‚Colonia Dig-
nidad’ in Chile.“ (Auszug aus der Satzung)
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Doch die Foltervorwürfe von verschiedensten Seiten ziehen nicht die Schließung der Siedlung nach
sich. Ihr Unterstützerumfeld in Deutschland hat Rang und Namen, die Dokumentation von amnesty
international wird als Verleumdungskampagne gebrandmarkt. Als „Drahtzieher“ hat man schnell
Pastor Helmut Frenz ausgemacht. Bis 1975 hat er in Chile gewirkt. Die „Colonia Dignidad“ lag in
seinem Wirkungsbereich als Pastor; einmal konnte er sie so- gar selbst besuchen. Nach seiner Mi-
gration nach Deutschland wird er den

Prozess gegen die Kolonie über zehn Jahre als Generalsekretär der deutschen Sektion von amnesty
international begleiten. (Videobeiträge zum Thema von W. Kneese, H. Frenz und N. Biedermann
auf www.ai-aktionsnetz- heilberufe.de.)

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Ascenso y caída de la "Colonia Dignidad".

Ya en 1961, el predicador laico alemán Paul Schäfer fundó la "Sociedad Benefactora y Educación
Dignidad" en Chile. Al residir huyendo de los cargos de abuso sexual de niños en Alemania, con-
vence a una comunidad de 200 seguidores, algunos bautistas de los territorios orientales ocupados
por los soviéticos y más tarde separados, Seguirlo evocando el peligro de una invasión comunista
de Alemania e ideando la visión de una vida cristiana primitiva en la "Tierra Prometida". Los
menores fueron secuestrados de Alemania. En el mismo año, con el dinero de sus seguidores, com-
pra la finca "El Lavadero" cerca de Parral, a 400 kilómetros al sur de la capital, Santiago. A pesar
de las condiciones de vida más difíciles, Schäfer y su comunidad están construyendo un mundo ex-
ternamente sano, un "buen modelo alemán", como lo llaman los terrenos chilenos. El líder de la
secta logra transmitir la imagen pública de una comunidad trabajadora que cuida desinteresada-
mente a las personas pobres en el área, como el hospital de la aldea o la escuela.

Pero la apariencia es engañosa. Ya en los primeros días de la colonia, los colonos están expuestos
a represiones masivas. Se crea un campamento, los residentes se dividen en cuartos, el área está
herméticamente sellada hacia adentro y hacia afuera. Dado que el gobierno de Salvador Allende
ocupa tierras y granjas para forzar una radicalización de la reforma agrícola introducida, es fácil
para los pastores retratar el aislamiento del asentamiento como protección contra el "peligro co-
munista". Por lo tanto, la demarcación cada vez más impenetrable de la superficie terrestre es
percibida por los habitantes durante mucho tiempo como protección contra amenazas externas.
Además, el origen extranjero de los colonos y la falta de apoyo a la lengua nacional contribuyen al
aislamiento progresivo de la comunidad. Solo cuando los miembros individuales de la secta inten-
tan huir, los colonos se dan cuenta gradualmente de que es, y más tarde solo, un límite que no
deben superar. El resultado es un sistema que contribuye y se refuerza a sí mismo a través de sus
propios valores del bien y el mal y a través de rituales de comportamiento firmemente anclados.
Quienes crecen en él no conocen otra realidad que la de la comunidad. Después de que Paul
Schäfer se haya convertido en el único gobernante de su imperio firmemente limitado después de
las luchas iniciales por el poder, se lo considera la medida de todas las cosas. Incluso los sen-
timientos de indignación de los miembros individuales de la secta que sufren injusticia se transfor-
man por la presión social masiva del sistema en culpa y culpa pública.

Mientras que las relaciones económicas con el mundo exterior están prosperando, los miembros del
culto deben trabajar en las condiciones más duras de forma gratuita. Los primeros informes de vio-
laciones graves de derechos humanos dentro del campamento se filtran al público. Por ejemplo, la
periodista chilena Erika Vexler llamó la atención sobre las condiciones inhumanas en la colonia en
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los años sesenta en un reportaje en la revista "Ercilla". Las primeras investigaciones judiciales de
la colonia en los años 1966-68, sin embargo, permanecen sin resultado.

Con el golpe militar en 1973 bajo el mando del General Augusto, Pinochet obliga a la ejecución
final de la "Colonia Dignidad". El 15 de junio de 1974, nueve meses después del sangriento golpe
de Estado contra el gobierno democráticamente elegido de Allende, Miltärjunta funda la policía
secreta chilena DINA, que obtendrá un dudoso reconocimiento internacional en los próximos años
debido a la brutalidad de sus métodos de tortura y al asesinato sistemático de los opositores al rég-
imen. En los años de la dictadura militar bajo el General Pinochet, esto demuestra ser un poder
protector efectivo de la "Colonia Dignidad”. Ningún forastero logra pasar la puerta de la colonia.
Cualquier persona que intente hacerlo será monitoreada por la DINA durante meses. Incluso una
queja del Ministerio de Relaciones Exteriores de Alemania sobre la base de testimonios de los an-
tiguos asociados más cercanos Schäfers, el pastor bautista Hugo Baar y los ex miembros del culto
George y Lotti Packmor no da resultados significativos. Más bien, en septiembre de 1989, la Corte
Suprema de Chile dictaminó que no había crímenes de derechos humanos en la "Colonia
Dignidad". El jefe de la secta permanece virtualmente intocable durante el período de la dictadura
militar.

En diciembre de 1989, después de 17 años de dictadura militar, Patricio Aylwin fue elegido como el
primer presidente de Chile legitimado democráticamente después de la dictadura militar. Comienza
una prolongada transición a la democracia. Pero el fin de la dictadura no significa el fin de la
"Colonia Dignidad". Aunque en 1991 las denuncias de que los opositores al régimen habían sido
torturados en la colonia a partir de 1974 han sido reconocidas oficialmente por el llamado "In-
forme Rettig", la empresa disfrazada de institución social sigue gozando de una exención de im-
puestos del estado chileno. Transcurrirán otros cinco años antes de que el Tribunal Supremo re-
conozca finalmente la disolución de la empresa benéfica "Dignidad". Sólo en 1996, el Departamen-
to 5 de la Policía Criminal Chilena procesa a Paul Schäfer, de 81 años de edad, por abuso infantil.
Siguen registros de casas y arrestos de ex líderes de la "Colonia Dignidad". Una vez más, Schäfer
tiene que huir del acceso del poder judicial. Mientras que todavía puede esconderse dentro de la
colonia por el momento, pronto se ve obligado a huir a Argentina, donde compra una granja en
Chivilcoy.

Finalmente, el 17 de noviembre de 2004, un tribunal chileno encontró a Paul Schäfer, el antiguo


"Señor de la vida y la muerte", culpable de abuso sexual de 27 niños. Otros 22 miembros chilenos y
alemanes de la Colonia son declarados culpables de encubrir el abuso infantil y obstruir el poder
judicial. En primera instancia, reciben penas de prisión de hasta cinco años. Además, se establecen
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pagos de indemnización a las víctimas y sus familias por un importe de 690 000 euros. Schäfer,
también, no se pierde el arresto. El 10 de marzo de 2005, ocho años después de su desaparición, la
policía argentina lo arrestó en Tortuguitas, a 40 kilómetros de Buenos Aires. Solo gradualmente se
hará evidente el alcance total de la cooperación entre Schäfer y la DINA. En junio de 2005, se des-
cubrieron numerosos contenedores de armas militares desde el momento de la dictadura militar;
Un mes después, los investigadores de la policía descubren más de 40,000 documentos y registros,
que ahora están siendo analizados.

Ya en 1974, la sección alemana de Amnistía Internacional y el "Stern" anunciaron que se utiliza la


"Colonia Dignidad" como un campo de detención, tortura y entrenamiento de la DINA. Tres años
después, la Comisión de Derechos Humanos de la ONU está de acuerdo con esta evaluación. Al
mismo tiempo, Amnistía Internacional está publicando un folleto titulado "Colonia Dignidad - Una
muestra alemana - Un campo de tortura de DINA". Como resultado, el acuerdo demandó a la or-
ganización de derechos humanos. Solo en 1997, el Landgericht Bonn desestimará la acción de la
colonia después de una disputa legal de 20 años. Uno de los juicios civiles más largos en la historia
legal alemana ha terminado; los costos del proceso para ai ascienden a más de 160,000 DM.

Uno de los opositores más comprometidos de la secta en Alemania es Wolfgang Kneese. En 1962,
fue deportado de Schäfer a Chile y fue maltratado y maltratado repetidamente. Tres intentos de es-
cape fallan; No fue hasta 1966 que el joven de 20 años logró escapar a través de los Andes a Ar-
gentina. A partir de entonces luchará contra Schäfer y la "Colonia Dignidad". Por iniciativa suya,
el club "Flügelschlag" fue fundado en 1997 en Hamburgo. Esto se ve a sí mismo como un desarrol-
lo adicional de la comunidad de interés y emergencia existente desde 1982 para las víctimas de la
colonia y quisiera "abusos religiosos, ideológicos, sexuales, físicos y emocionales por parte de las
sectas, en los que especialmente los jóvenes sufren daños mentales, físicos y emocionales, - espe-
cialmente en el contexto de la 'Colonia Dignidad' en Chile "(extracto de los estatutos)

Pero las denuncias de tortura de varias partes no implican el cierre del asentamiento. El entorno
de sus partidarios en Alemania tiene una reputación y un nombre, la documentación de Amnistía
Internacional se califica como una campaña de difamación. El pastor Helmut Frenz fue identificado
rápidamente como el "cerebro". Hasta 1975 trabajó en Chile. La "Colonia Dignidad" estaba en su
campo de actividad como pastor; Incluso podría visitarla una vez. Después de su migración a Ale-
mania, se convierte en el

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Acompañar el juicio de la colonia durante más de diez años como secretario general de la sección
alemana de Amnistía Internacional. (Video contribuciones sobre el tema de W. Kneese, H. Frenz y
N. Biedermann en www.ai-aktionsnetz- heilberufe.de).


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Das psychotherapeutische Betreuungsprogramm

Während man vonseiten der Justiz bemüht war, die Geschlossenheit der „Colonia Dignidad“ erst-
mals auf rechtlichem Wege aufzubrechen, wurde offen- bar, dass die gerichtliche Aufarbeitung
allein nicht ausreichen würde, um die abgeschottete Siedlung wieder in die Gesellschaft zu integri-
eren. Das Anliegen unseres Teams war es daher, im Rahmen eines psychotherapeutischen Betreu-
ungsprogramms auch die zwischenmenschliche Isolation der in der Kolonie verbleibenden Mit-
glieder zu bearbeiten. Unsere Aufgabe bestand darin, die Geschichte der „Colonia Dignidad“ im
Lichte der Rehabilitation und nicht der Strafverfolgung zu sehen, die vielmehr von den zuständigen
Instanzen weitergeführt wurde. Uns ging es um die Rückführung der Mitglieder einer extrem
isolierten und auf Abwege geratenen Minderheit in die sie umgebende Umwelt und um die Heilung
erlittener Traumatisierungen.

Nach der Flucht Schäfers im Jahre 1996 war die Atmosphäre in der Kolonie von allgemeiner Ver-
wirrung und Führungslosigkeit geprägt. Viele be- richteten, sie hätten sich damals wie ein Teil einer
„hirtenlosen Herde“ empfunden. Die zeitweilige Übernahme der Führung durch eine andere Person,
die den sexuellen Missbrauch bekannt machen wollte und damit eine erste kritische Distanz zum
Sektenführer hergestellt hatte, wurde seitens der Gemeinschaft schon bald nicht mehr akzeptiert.
Bis heute ist es der Gemeinschaft nicht wirklich gelungen, eine neue Führung aufzubauen.

Außerhalb der Gerichtsprozesse bestand nach wie vor keinerlei Kontakt zwischen Regierungsin-
stanzen und Vertretern der Gemeinschaft. Weiterhin funktionierte die Gemeinde in starker Isolation
von der Außenwelt. Eine erste Öffnung entstand erst seit 2004 durch die regelmäßigen Besuche
seitens zweier Beauftragter der Deutschen Botschaft. Dies ermöglichte es einem Teil der Gruppe,
sich von den alten Strukturen zu distanzieren. So meldeten sich bei unserer Ankunft etwa 50 Perso-
nen, die sich einer psychotherapeutischen Betreuung gegenüber aufgeschlossen zeigten.

Was wir während der ersten Konsultationen in den folgenden Tagen er- fahren mussten, überstieg
jedoch trotz angelesener Vorkenntnisse unsere Vorstellungen. Wir waren zuvor bereits Zeugen von
Menschenrechtsverletzungen unter der Militärdiktatur Pinochets geworden, aber eine derartige
Gemeinschaft war uns noch nie zu Augen gekommen. Mitunter hatten wir den Ein- druck, das alles
könne und dürfe nicht wahr sein. Der Grund für unsere Bestürzung lag in den zutiefst abnormen
und menschenverachtenden Herrschafts- und Gehorsamsstrukturen der ehemaligen „Colonia Dig-
nidad“.

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El programa de atención psicoterapéutica.

Si bien el poder judicial intentó romper la unidad de la "Colonia Dignidad" por primera vez por
medios legales, se hizo evidente que el trabajo judicial por sí solo no sería suficiente para reinte-
grar el asentamiento aislado en la sociedad. Por lo tanto, la preocupación de nuestro equipo era
trabajar en el aislamiento interpersonal de los miembros restantes de la colonia como parte de un
programa de atención psicoterapéutica. Nuestra tarea era ver la historia de la "Colonia Dignidad"
a la luz de la rehabilitación en lugar de la persecución, que fue llevada a cabo por las autoridades
pertinentes. Nos preocupaba la repatriación de los miembros de una minoría extremadamente ais-
lada y perdida en el entorno y la curación de los traumas sufridos.

Después de la fuga de Schafer en 1996, la atmósfera en la colonia se caracterizó por la confusión


general y la falta de orientación. Muchos informaron que se sentían parte de una "manada sin re-
baños" en ese entonces. Pronto, la comunidad ya no aceptó la toma temporal del liderazgo por otra
persona, que quería dar a conocer el abuso sexual y, por lo tanto, había establecido una primera
distancia crítica con el líder del culto. Hasta la fecha, la comunidad realmente no ha logrado con-
struir un nuevo liderazgo.

Fuera del proceso judicial, todavía no había contacto entre las autoridades gubernamentales y los
representantes de la comunidad. Además, la comunidad funcionó en un fuerte aislamiento del mun-
do exterior. La primera apertura se realizó solo en 2004 a través de las visitas regulares de dos rep-
resentantes de la Embajada de Alemania. Esto permitió que parte del grupo se distanciara de las
estructuras antiguas. Entonces, cuando llegamos, unas 50 personas informaron que estaban abier-
tas a la atención psicoterapéutica.

Sin embargo, lo que tuvimos que experimentar durante las primeras consultas en los días siguientes
superó nuestras expectativas, a pesar de que ya teníamos algún conocimiento previo. Anterior-
mente habíamos presenciado violaciones a los derechos humanos bajo la dictadura militar de
Pinochet, pero nunca antes habíamos visto una comunidad así. A veces teníamos la impresión de
que todo podía y no debía ser verdad. El motivo de nuestra consternación radica en las estructuras
de dominación y obediencia profundamente anormales e inhumanas de la antigua "Colonia Dig-
nidad".

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Schaffung eines pervertierten Systems

Es ist schwer vorstellbar, wie die innere Machtstruktur der „Colonia Dignidad“ im Dienste eines
einzigen Mannes so lange aufrechterhalten werden konnte. Nur aus der Perspektive der Psychologie
Paul Schäfers ist die Organisation der Kolonie wirklich verständlich. Man kann zwei Achsen der
Organisation rekonstruieren: zum einen die Motivation der Gemeinschaft, die darin bestand, ihre
Lebensaufgabe aus der gemeinsamen religiösen Überzeugung zu schöpfen. Die Motivation von
Schäfer zum anderen lag in der Schaffung von Strukturen, die ihm unumschränkte Macht und die
ungestrafte Auslebung sei- ner pädophilen Neigungen gaben. Schäfer gelang es über Jahrzehnte,
diese beiden Achsen parallel laufen zu lassen und die Religion in einer Weise zu mystifizieren, die
allererst seinen eigenen Anliegen, einschließlich seiner Triebbefriedigung, diente und die Mitglieder
der Sekte in seinem Bann hielt. Durch den Bezug auf eine umgedeutete Eschatologie konnte Paul
Schäfer ein System der Bestrafung, der Überwachung und der gegenseitigen Denunziation religiös
untermauern und rechtfertigen. Seine Lehre forderte die Trennung von der Welt und den weltlichen
Angelegenheiten: Nur innerhalb der Gemeinschaft wahrer Christen und unter der Leitung von Paul
Schäfer gäbe es Schutz und Sicherheit vor den teuflischen Einflüssen dieser Welt. Dies bildete die
Grundlage einer einheitlichen Binnenstruktur und des Zusammenhalts, mit der die Sekte sich nach
außen abgrenzte und verteidigte. So sollte ein Zaun und ein ausgeklügeltes Überwachungssystem
den Kontakt zur Außenwelt, mögliche Fluchtversuche und die Überprüfung des von Schäfer kon-
struierten Feindbildes der äußeren Realität unterbinden.

Das ganze Netz weiterer, vielfältiger Unterdrückungsmechanismen ist jedoch nicht über einen re-
ligiösen Bezug zu verstehen, sondern Ausdruck ei- nes Systems, das sich im Dienste der sexuellen
Perversion Schäfers organisierte. So wurden Kinder von ihren Eltern getrennt und in separaten
Kinderhäusern von Aufsichtspersonal – den so genannten „Tanten“ und „Onkeln“ – betreut. Harte
Strafen und körperliche Züchtigung waren die Regel, während liebevolle Gefühle wie auch Schutz-
und Anlehnungsbedürfnisse ignoriert und verpönt wurden. Religiös begründete Schäfer die Zer-
störung der familiären Bindungen durch den Verweis auf die endzeitliche „Brautgemeinde“ als die
eigentlich anzustrebende Verbindung. Nur als „freier Christ“, der sämtliche familiären Bindungen
aufgegeben hat, könne man Gott wirklich dienen. Schäfer selbst ließ sich von den Mitgliedern der
Gemeinschaft „tío permanente“ („ewiger Onkel“) oder auch „O“ nennen, nahm Umdeutungen der
Heiligen Schrift vor und ließ in Kinderbibeln Textstellen schwarz färben, die auf

Liebes- oder Familienbeziehungen verwiesen. Die Zerstörung der Familie, als scheinbar notwendi-
ge Maßnahme, um eine direkte Beziehung zu Gott herzu- stellen, galt letztlich der Sicherung der
uneingeschränkten Machtposition Schäfers. Die Gemeinschaft sollte so organisiert sein, dass die
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Kinder der Mitglieder ihm direkt unterstanden und der sexuelle Missbrauch an ihnen nie zur
Sprache kommen konnte.

Zu diesem Zweck kontrollierte Schäfer das gesellschaftliche Leben der Gemeinschaft bis in die in-
timsten Sphären seiner Mitglieder. Frauen und Männer lebten getrennt, Liebesbeziehungen waren
untersagt, Eheschließungen mussten von Schäfer bewilligt werden, und schwangere Frauen wurden
isoliert. Ein ausgefeiltes System gegenseitiger Überwachung und Bespitzelung sollte verhindern,
dass Informationen ausgetauscht wurden oder Aus- sprachen stattfinden konnten. Private Gespräche
waren untersagt. Wer einen Regelverstoß beobachtete, hatte ihn zu melden. Die Gemeinschaft un-
terlag dem Beichtzwang bei „O“, vor dem auch intimste Gedanken und Handlungen offen gelegt
werden mussten. So lebten die Mitglieder in der ständigen Befürchtung, gegenseitige Mitteilungen
könnten bei der nächsten Beichte an Schäfer weitergeleitet werden. Vor allem für die Kinder wurde
der Beicht- zwang zu einem perfiden psychologischen Kontrollinstrument: Paul Schäfer war
alleinige Bezugsperson und oberster Erzieher in einem, so dass den Kindern selbst im Falle einer
Aussage kein Glaube geschenkt wurde – der sexuelle Missbrauch konnte als Seelsorgegeheimnis
verschwiegen werden, während außer Schäfer keine Person existierte, bei der die Kinder hätten
Schutz finden können. Ergebnis der vielseitigen Überwachungsmechanismen war die Zerstörung
aller persönlicher Bindungen. Alleiniger Ersatz hierfür war die per- verse Beziehung zu „O“ als
allmächtigem Objekt.

Unseres Erachtens ist die Logik all dieser Maßnahmen nicht mehr vor dem Hintergrund religiöser
Vorstellungen verständlich, sondern nur unter Berücksichtigung der Pädophilie Schäfers und der
aktiven Ausübung des sexuellen Abusus. Will man nämlich in einer so kleinen Gemeinschaft sys-
tematisch sexuellen Missbrauch an den männlichen Kindern und Jugendlichen betreiben, bedarf
dies einiger Sicherheitsmaßnahmen: (1) Die Opfer dürfen das, was ihnen passiert, nicht weiter-
erzählen. (2) Wenn doch jemand über den Missbrauch berichtet, darf ihm kein Glauben geschenkt
werden. (3) Wenn doch etwas von dem Missbrauch in die Gemeinschaft durchsickert, dürfen die
zuständigen staatlichen Behörden nichts davon erfahren. (4) Sollten sie den- noch davon erfahren,
muss man sich gegen ihr Eingreifen absichern. Vor diesem Hintergrund sind die Auflösung der
Familie, die Trennung der Kinder von den Eltern, der Beichtzwang, die Verhaltenskontrolle über die
Allgemeinversammlung und die Isolierung der Gemeinschaft von ihrem Umfeld durch eine
Vielzahl von Sicherheitsvorkehrungen zu verstehen. Durch die Zusammenarbeit mit der chilenis-
chen Diktatur konnte der Sektenchef zudem

jeden Eingriff von außen verhindern. 


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Creación de un sistema pervertido.

Es difícil imaginar cómo la estructura de poder interna de la "Colonia Dignidad" podría manten-
erse durante tanto tiempo al servicio de un solo hombre. Sólo desde la perspectiva de la psicología
de Paul Schäfer es la organización de la colonia realmente comprensible. Uno puede reconstruir
dos ejes de la organización: por un lado, la motivación de la comunidad, que era sacar su tarea de
vida de la convicción religiosa común. La motivación de Schäfer estaba en la creación de estruc-
turas que le daban un poder ilimitado y la expresión sin distorsiones de sus inclinaciones pedófilas.
Durante décadas, Schäfer logró paralizar estos dos ejes y mistificar la religión de una manera que
sirvió ante todo a sus propias preocupaciones, incluido su impulso instintivo, y lanzó un hechizo
sobre los miembros de la secta. Al referirse a una escatología reinterpretada, Paul Schäfer pudo
fundamentar y justificar religiosamente un sistema de castigo, vigilancia y denuncia mutua. Su doc-
trina requería la separación del mundo y los asuntos mundanos: solo dentro de la comunidad de los
verdaderos cristianos y bajo la dirección de Paul Schäfer, habría protección y seguridad contra las
influencias malignas de este mundo. Esto formó la base de una estructura y cohesión domésticas
unificadas con las que la secta se defendió y se defendió a sí misma. Por lo tanto, una cerca y un
sofisticado sistema de vigilancia deberían evitar el contacto con el mundo exterior, los posibles in-
tentos de escape y la revisión de la imagen enemiga de la realidad externa de Schäfer.

Sin embargo, toda la red de otros mecanismos opresivos múltiples no debe entenderse como una
referencia religiosa, sino como la expresión de un sistema organizado al servicio de la perversión
sexual de Schafer. Por ejemplo, los niños fueron separados de sus padres y atendidos en hogares
separados por personal de supervisión, las llamadas "tías" y "tíos". Los castigos duros y los casti-
gos corporales eran la regla, mientras que los sentimientos afectivos, así como las necesidades de
protección y de apoyo, eran ignorados y mal vistos. Religiosamente, Schäfer justificó la destrucción
de los lazos familiares por la referencia a la "iglesia nupcial" escatológica como la conexión real-
mente deseada. Solo como un "cristiano libre" que ha renunciado a todos los lazos familiares, uno
podría realmente servir a Dios. El propio pastor fue llamado por los miembros de la comunidad
"tío permanente" ("tío eterno") u "O", hizo reinterpretaciones de las Sagradas Escrituras y se tiñó
en textos bíblicos para niños en negro sobre el

Relacionado amor o relaciones familiares. La destrucción de la familia, como medida aparente-


mente necesaria para establecer una relación directa con Dios, en última instancia sirvió para ase-
gurar la posición de poder sin restricciones de Schäfer. La comunidad debe organizarse de manera
tal que los hijos de los miembros estén directamente bajo su cargo y el abuso sexual de ellos nunca
pueda ser discutido.
15
Para este propósito, el pastor controlaba la vida social de la comunidad hasta las esferas más ínti-
mas de sus miembros. Las mujeres y los hombres vivían separados, los asuntos amorosos estaban
prohibidos, los matrimonios debían ser otorgados por pastores y las mujeres embarazadas estaban
aisladas. Se diseñó un sofisticado sistema de vigilancia mutua y espionaje para evitar que se inter-
cambie información o se mantengan discusiones. Se prohibieron las conversaciones privadas.
Cualquier persona que observara una violación de una regla, tenía que informar. La comunidad
estaba sujeta a la obligación de confesar en "O", frente a la cual debían revelarse incluso los pen-
samientos y acciones más íntimos. Así que los miembros vivían con el temor constante de que los
mensajes mutuos se pudieran reenviar a Schäfer en la próxima confesión. Especialmente para los
niños, el confesionario obligatorio se convirtió en un pérfido instrumento de control psicológico:
Paul Schäfer era el único cuidador y educador principal en uno, de modo que a los propios niños
no se les dio ninguna fe en el caso de una declaración: el abuso sexual podría ocultarse como un
secreto pastoral. mientras que nadie, excepto Schafer, existía, donde los niños podrían haber en-
contrado refugio. El resultado de los versátiles mecanismos de monitoreo fue la destrucción de to-
dos los vínculos personales. El único sustituto de esto fue la relación perversa con "O" como un
objeto omnipotente.

En nuestra opinión, la lógica de todas estas medidas ya no es comprensible en el contexto de las


creencias religiosas, sino solo a la luz de la pedofilia de Schäfer y el ejercicio activo del abuso sex-
ual. Para participar sistemáticamente en el abuso sexual de niños y adolescentes varones en una
comunidad tan pequeña, se requieren algunas medidas de precaución: (1) Las víctimas no deben
transmitir lo que les sucede. (2) Si alguien denuncia abusos, no debe ser creído. (3) Si algo se es-
capa del abuso a la comunidad, a las autoridades estatales competentes no se les permite escuchar-
lo. (4) Si aún lo sabe, debe protegerse contra su intervención. En este contexto, la resolución de la
familia, la separación de los hijos de los padres, la compulsión de confesar, el control de compor-
tamiento de la reunión general y el aislamiento de la comunidad de su entorno por una variedad de
medidas de seguridad para comprender. Al trabajar con la dictadura chilena, el jefe de la secta po-
dría evitar cualquier intervención externa.


16
Ausbeutung, Erniedrigung, Strafe

Seine Anhänger unterwarf Paul Schäfer einem unentlohnten Arbeitsdienst, der bis zu 16 Stunden
täglich betrug. Auch außerhalb der Arbeit waren die Tage strikt durchorganisiert, so dass kein Raum
für Freizeit oder spontane Begegnung blieb. Unter dem Motto „nicht rotten“ sollten jegliche Grup-
penbildungen verhindert werden. Musikalische Aktivitäten und Spiele fanden in der Großgruppe
statt, was für eine volle Zeitauslastung und Integration der Mitglieder sorgen sowie Angst lösen
sollte. Zuwiderhandlungen gegen das strenge Regelwerk der Vorschriften wurden hart bestraft. Ab-
weichler wurden durch Arrest, Nahrungseinschränkung und Geißelungen gefügig gemacht und/oder
öffentlich erniedrigt. Außerdem gab es eine Art Strafkolonie, die so genannte „lila Gruppe“, bei der
besonders schwere Arbeiten ausgeführt wer- den mussten. In diese Gruppe kamen die Jugendlichen,
die sich „straffällig“ gemacht hatten, und mussten so lange dort bleiben, bis sie sich „bewährt“ hat-
ten.

Leitendes Organ der internen Ordnung waren die so genannte „Herren- runde“ und der „Gebet-
skreis“, zu denen Frauen nicht zugelassen waren. Die Allgemeinversammlung hingegen fungierte
als Instrument sozialer Kontrolle. Hier wurden Kinder und Erwachsene, die sich „gegen Gott
schuldig gemacht“ hatten, für ihre „Schandtaten“ öffentlich angeprangert, bloßgestellt und teils hart
bestraft. Auch und gerade seine engsten Mitarbeiter unterzog Schäfer immer wieder der öffentlichen
Erniedrigung, um seine unanfechtbare Alpha- Position zu demonstrieren. Zudem sollte dieser
Herrschaftsritus öffentlicher Bloßstellung der einzelnen Mitglieder eine Konditionierung der
Gemeinschaft zur kollektiven Zustimmung bezwecken.

17
Explotación, humillación, castigo.

Sus seguidores sometieron a Paul Schäfer a un servicio de trabajo no remunerado que duraba has-
ta 16 horas al día. Incluso fuera del trabajo, los días estaban estrictamente organizados, sin dejar
espacio para el ocio o encuentros espontáneos. Bajo el lema "No se pudra" se debe prevenir
cualquier formación de grupo. Las actividades musicales y los juegos se llevaron a cabo en un
grupo grande, lo que debería garantizar la utilización e integración de los miembros a tiempo
completo, así como liberar la ansiedad. Las violaciones del estricto conjunto de reglas fueron cas-
tigadas severamente. Los disidentes se hicieron dóciles y / o públicamente humillados por el ar-
resto, la restricción de alimentos y la flagelación. Además, había una especie de colonia penal, el
llamado "grupo púrpura", que tenía que llevar a cabo un trabajo particularmente pesado. Los
jóvenes que habían cometido "delincuencia" vinieron a este grupo y tuvieron que quedarse allí has-
ta que se "demostraran".

El principal órgano de orden interno fue la llamada "ronda de caballeros" y el "círculo de oración"
en el que las mujeres no fueron admitidas. La Asamblea General, por otro lado, actuó como una
herramienta de control social. Aquí, los niños y adultos que habían sido "culpables de Dios" fueron
denunciados públicamente por sus "atrocidades", expuestos y, a veces, severamente castigados.
Una y otra vez, sus asociados más cercanos sometieron repetidamente a Schäfer a la humillación
pública para demostrar su posición alfa incuestionable. Además, este reinado de la regla de ex-
posición pública de los miembros individuales debe apuntar a condicionar a la comunidad para un
acuerdo colectivo.

18
Sexualfeindlichkeit und Missbrauch der Psychiatrie

Paul Schäfer forderte von seinen Anhängern sexuelle Askese und verbot jeglichen
gegengeschlechtlichen Kontakt. Versuche gegengeschlechtlicher Begegnung wurden öffentlich
angezeigt und als eine Abwendung vom „wahren Christentum“, als „Einfluss des Teufels“ inter-
pretiert. Schon Blickkontakte zwischen Jungen und Mädchen wurden abgewehrt. Um jegliches sex-
uelle Empfinden zu unterbinden, ließ der Sektenführer brutalste Maßnahmen an- wenden. Die so
genannte aversive Behandlung, d.h. die Verbindung einer Empfindung mit negativen Konsequen-
zen, wurde in der Kolonie benutzt, in- dem Minderjährige mit Elektroschocks an den Genitalien
gequält wurden.

Kindern drohte auch Bestrafung und soziale Ächtung, wenn sie sich dem sexuellen Missbrauch
durch Schäfer widersetzen oder andere Anordnungen nicht befolgen wollten. Weiteres Mittel der
Verhaltenskontrolle war die breit gestreute Verabreichung hoch dosierter Psychopharmaka, ein-
schließlich Antipsychotika. Ohne jegliche psychiatrische Indikation und Begründung wur- den diese
oft über Jahre verabreicht, mitunter zur Strafe nach misslungenen Fluchtversuchen, vor allem je-
doch anscheinend zur sozialen Kontrolle systemwidrigen Verhaltens. Sogar Elektrokrampftherapie
wurde zu diesem Zweck eingesetzt. Es gibt viele Einwohner der Kolonie, unter ihnen vor allem
Frauen, die als Kinder im Alter zwischen neun und zwölf Jahren Erinnerungslücken, amnestische
Episoden, aufweisen. Hier liegt die Vermutung nahe, dass auch sie missbräuchlicher Elek-
trokrampfbehandlungen ausgesetzt wurden, wobei uns in diesen Fällen der Zweck nicht ganz klar
ist.

Im lagereigenen Hospital, das als Aushängeschild der Kolonie galt und einen guten Ruf genoss,
wurde auch die arme Bevölkerung des Umlandes kostenlos behandelt. Später wurden chilenische
Kinder, die zur Behandlung in das Krankenhaus gebracht worden waren, einfach dort behalten und
über zweifelhafte Wege adoptiert. Gegenwärtig laufen verschiedene Gerichtsverfahren wegen
Zwangsadoption. Andererseits gab es auch Kinder aus Familien der ärmsten und kinderreichsten
Landbevölkerung, die den „alemanes“ gerne in Obhut gegeben wurde. Ihr Schicksal war dann das
gleiche wie das aller Kinder in der Kolonie, ohne dass die Eltern etwas davon ahnten.

19
La hostilidad sexual y el abuso de la psiquiatría.

Paul Schäfer exigió a sus seguidores el ascetismo sexual y prohibió cualquier contacto entre
géneros. Los intentos de encontrar al sexo opuesto se anunciaron públicamente y se interpretaron
como una desviación del "verdadero cristianismo" como la "influencia del diablo". Ya se libraron
los contactos oculares entre niños y niñas. Para evitar cualquier sensación sexual, el líder del culto
había tomado medidas brutales. El llamado tratamiento aversivo, i. La conexión de una sensación
con consecuencias negativas se utilizó en la colonia en la que los menores fueron atormentados con
descargas eléctricas en los genitales.

Los niños también enfrentaron el castigo y el ostracismo social si resistían el abuso sexual de los
pastores o si no querían obedecer otras órdenes. Otro medio de control de la conducta fue la ad-
ministración generalizada de psicotrópicos en altas dosis, incluidos los antipsicóticos. Sin ninguna
indicación y justificación psiquiátrica, a menudo se administraron durante años, a veces como cas-
tigo por intentos fallidos de escape, pero sobre todo, aparentemente, por el control social de la
conducta sistémica. Incluso la terapia electroconvulsiva se ha utilizado para este propósito. Hay
muchos habitantes de la colonia, entre ellos principalmente mujeres, que, como niños entre las
edades de nueve y doce años, tienen huecos de memoria, episodios de amnésis. Esto sugiere que
también han sido sometidos a tratamientos electroconvulsivos abusivos, aunque en estos casos el
propósito no nos queda claro.

En el propio hospital del campamento, que se consideraba una figura representativa de la colonia y
gozaba de una buena reputación, la población pobre de la zona circundante fue tratada de forma
gratuita. Más tarde, los niños chilenos, que habían sido trasladados al hospital para recibir
tratamiento, simplemente fueron mantenidos allí y adoptados a través de formas dudosas. En la ac-
tualidad, se encuentran en curso varios juicios de adopción obligatoria. Por otro lado, también
había niños de familias de la población rural más pobre y más poblada que con mucho gusto reci-
bieron el cuidado de los "alemanes". Su destino era el mismo que el de todos los niños de la colonia
sin que sus padres lo supieran.


20
Psychotherapeutische Interventionen und ihr Verlauf

Wir verstanden uns anfangs hauptsächlich als Einzeltherapeuten für die Opfer – teils auch mit
Täteraspekten – einer Sektengemeinschaft. Den anfänglichen Andrang von etwa fünfzig Patienten,
die sich für therapeutische Sitzungen eingeschrieben hatten, konnten wir zunächst kaum bewältigen.
Außerdem stellten wir bald fest, dass sich die Kolonie in zwei Gruppen spaltete: in die Gruppe der
Reformwilligen und die der Konservativen. Letztere befolgten weiterhin die alte Heilslehre und
wollten die gewohnten Machtstrukturen aufrechterhalten, auch wenn sie sich von Schäfer selbst
schon distanziert hatten. Die Reformwilligen waren diejenigen, die zu uns in die Therapie kamen.
Sie empfanden sich stärker als Opfer, waren unzufrieden mit ihrem Leben in der Gemeinschaft und
blickten kritisch darauf zurück. Von der Gruppe der Konservativen wurde unser Therapieangebot
als Anstoß zur Abwanderung aus der Gemeinschaft wahrgenommen, was den sozialen Druck auf
die Therapiewilligen und auf das Behandlungsteam erhöhte.

Schon zu Beginn der Arbeit mit Einzelpatienten fielen uns Eigentümlichkeiten auf, die uns zwan-
gen, unsere Praxis anders zu gestalten als üblich. Erstens gehörte das Konzept der Psychotherapie
ganz und gar nicht zum kulturellen Hintergrund der Gemeinschaft. Therapie wurde mit Seelsorge
ver- wechselt und daher gleich nach der Vereinbarkeit mit der jeweiligen Glaubensausrichtung
überprüft. Da Schäfer unter ihnen – aus leicht ersichtlichen Gründen – die Überzeugung verbreitet
hatte, Psychiater und Psychologen sei- en „Gehilfen des Teufels“, filterten bereits diese pseudore-
ligiösen Vorurteile den Zugang zu uns.

Bei den Patienten, mit denen wir schließlich arbeiteten, fiel besonders auf, dass ihnen die notwendi-
ge psychische Selbststruktur fehlte, um die therapeutische Erfahrung positiv auswerten und integri-
eren zu können. Sie waren so sehr an Abhängigkeitsbeziehungen und Befehle von oben gewöhnt
und auf diese angewiesen, dass sie klare Anweisungen im Sinne von Handlungsanleitungen er-
warteten. Ferner stand für sie die Darstellung ihres akkumulierten Leids im Vordergrund, und sie
benötigten vor allem menschliche Zuwendung, um sich kathartisch aussprechen zu können. Die
Stärkung von Selbststrukturen, das Entwickeln eines kritischen Bewusstseins, die Auseinanderset-
zung mit Konflikten und das Bearbeiten eigener Empfindungen als klassische Zielbestimmungen
moderner Psychotherapie schienen ihnen zunächst fremd und unverständlich. Wir entdeckten
außerdem, dass viele der Patienten sehr schnell in eine ambivalente Beziehung mit uns eintraten
und in Zweifel ver- fielen, ob sie uns trauen könnten. Wie wir im Laufe des Prozesses erkannten,
handelte es sich hierbei zum einen um ein Übertragungsphänomen: Die ambivalente Beziehung zu
Schäfer, der einerseits der anerkannte Vater aller war, andererseits aber derjenige, der ihnen heftiges
Leid zugefügt hatte, wurde gegenüber uns Therapeuten reinszeniert; jede neue, enge und intensive
21
Bezie- hung schien ähnlich ambivalent erfahren zu werden. Zum anderen spielten auch mehr oder
weniger unbewusste Loyalitätskonflikte eine Rolle: Auf bewusster Ebene hatten sie plötzlich von
sich gesprochen und uns – zu viel? – Information gegeben; unbewusst stellte sich für sie die Frage,
ob sie jemanden anders anerkennen durften als die ehemalige Vaterfigur Schäfer.

Wir versuchten das Problem zu lösen, indem wir eine unstrukturierte Gruppentherapie einführten.
Auch hier erlebten wir Phänomene, die wir so aus anderen therapeutischen Gruppenerfahrungen
nicht kannten. Während wir darauf warteten, dass die Beteiligten von ihren Erfahrungen und Kon-
flikten sprachen, reagierten sie plötzlich mit heftiger Angst und Abwehr. Einige ver- ließen fluchtar-
tig den Raum, von heftigen Emotionen bewegt. Wir vermute- ten, dass sich in diesem Setting die
Ängste während der Gruppentreffen unter der Führung Schäfers wiederholten. Es war zu viel
Schweigen entstanden, und offenbar hatten wir zu wenig Struktur gegeben, um den Emotionen, die
beim Aussprechen der erlittenen Traumata entstanden, einen stützenden Halt zur Verfügung zu
stellen. In dem Versuch, die Gruppentherapie neu zu konzipieren, griffen wir ein Interesse auf, das
von allen geteilt wurde: die Familie. Vor dem Hintergrund des Verbots der Familie durch den Sek-
tenführer existierte ein großes Interesse an Familienstrukturen und -beziehungen. Wir organisierten
daher mit psychoedukativer Absicht eine Vortragsreihe über die Familie und den Lebenszyklus des
Menschen. Es wurde zunächst über die Eltern-Kind-Beziehung gesprochen, dann über den Ablö-
sungsprozess der Adoleszenten, die Ausbildung der eigenen Identität in Abgrenzung zu den Eltern
und die Paarbildung – über all jene Individuationsprozesse also, die unter den Bedingungen der
„Colonia Dignidad“ nicht hatten stattfinden können und gewaltsam unterdrückt worden waren. Die
zunächst eher informativen Vor- träge ermöglichten es den Anwesenden mithin, sich mit ihren eige-
nen Erfahrungen einzubringen. In diesem strukturierten und sehr geschützten Rahmen, in dem die
Klient/inn/en weder Kritik noch Verpönung ausgesetzt waren, konnten sie allmählich auch von
ihren traumatischen Erlebnissen berichten. Die eigenen Erfahrungen konnten dadurch kommuniziert
werden, ohne dass, wie früher, die Zugehörigkeit zur Gruppe riskiert werden musste. So gelang ein
langsamer Aufbau persönlicher und graduell vertrauensvoller Gegenseitigkeit. Die bisherige Identi-
fizierung über die Gemeinschaft wich dem Wunsch, „doch auch mal man selbst zu sein“. Augenfäl-
ligster Erfolg des gruppentherapeutischen Prozesses war die Änderung der Körperhaltung: Während
die Teilnehmer zu Beginn in rigider Haltung, mit starr nach vorn gerichtetem Blick da saßen und
keinen Kontakt untereinander hatten, unter- hielten sie sich nach ungefähr einem Jahr bereits
entspannt in gemeinsamer Runde.

Dennoch mussten wir feststellen, dass auch unter den Reformwilligen die Neigung zur Abwan-
derung aus der Gruppentherapie wuchs. Sie fühlten sich von der Kerngruppe der Konservativen

22
unter Druck gesetzt, ausgegrenzt und in ihren Interessen nicht wahrgenommen. Zeitgleich wurden
vier Mitglieder der alten Führung, die Schäfer sehr nahe standen, verhaftet. Obwohl diese Verhaf-
tungen weder in Zusammenhang mit unserer Anwesenheit noch mit unserer Arbeit standen, ver-
stärkten sie das Misstrauen uns gegenüber. Dies hatte zur Folge, dass die Isolierung der verbleiben-
den Patienten und unseres Teams zunahm und die Gruppe der Konservativen sich mehr und mehr
ab- schottete. Die Konservativen waren zu jener Zeit in ihrer Haltung noch ziemlich realitätsfern
und arbeiteten in gewisser Weise gegen sich selbst. Indem sie nämlich der gesellschaftlichen Öff-
nung der Siedlung und den unerlässli- chen wirtschaftlichen und rechtlichen Reformen noch mis-
strauisch und ab- weisend gegenüberstanden, erschwerten sie den Erneuerungsprozess der Gemein-
schaft und entzogen ihr damit zugleich die existenzielle Grundlage.

Insofern sahen wir uns mit dem Dilemma konfrontiert, entweder nur noch mit der Gruppe der Pro-
gressiven zu arbeiten oder aber gewissermaßen die Gesamtgruppe als „Kollektivklient“ zu betracht-
en. Da uns die Öffnung der geschlossenen Gemeinschaft aber nur unter Beihilfe der chilenischen
Staatsgewalt möglich schien, wandten wir uns in dieser Situation schließlich an die chilenische
Regierung. Daraufhin wurde ein Regierungsdelegierter er- nannt, der mit der Umsetzung eines
staatlichen Interventionsprogramms be- traut wurde. Das „Programa Integral de Transición“ (Inte-
griertes Übergangsprogramm) sieht vor, die Gemeinschaft aufrecht zu erhalten, während die Betrof-
fenen behandelt werden und gleichzeitig eine Wandlung der siedlungsinternen Strukturen er-
möglicht wird. Vorraussetzung dafür ist die Trennung zwischen psychosozialer Intervention und
Strafverfolgung. In Koordination mit dem Regierungsvertreter fanden ungeachtet des partiellen
Wider- stands in der Kolonie regelmäßige Besuche in der Gemeinschaft statt. In unterschiedlichen
Arbeitsgruppen werden nun Themen wie Gesundheit im Alter, Ausfüllung der Elternrolle sowie
Adoption von Kindern behandelt. Seminare zu Unternehmungsführung und Interventionen zur Kon-
fliktlösung sollen der Gemeinschaft den schwierigen Übergang erleichtern. Ein gerontopsychia-
trisches Angebot ergänzt die psychosoziale Versorgung.

23
Intervenciones psicoterapéuticas y su curso.

Al principio nos entendíamos como terapeutas únicos para las víctimas, en parte también con as-
pectos de perpetrador, una comunidad sectaria. Inicialmente, apenas pudimos hacer frente a la
afluencia inicial de unos cincuenta pacientes inscritos en sesiones terapéuticas. Además, pronto
descubrimos que la colonia se dividía en dos grupos: los reformados y los conservadores. Este úl-
timo siguió la antigua doctrina de la salvación y quiso mantener las estructuras de poder habit-
uales, incluso si ya se habían distanciado de Schäfer. Quienes estuvieron dispuestos a reformar
fueron los que acudieron a nosotros para terapia. Se sentían más como víctimas, insatisfechos con
su vida en la comunidad, y miraban hacia atrás críticamente. El grupo conservador percibió nues-
tra oferta de tratamiento como un impulso a la indignación de la comunidad, aumentando la pre-
sión social sobre los terapeutas y el equipo de tratamiento.

Incluso al comienzo del trabajo con pacientes individuales, notamos peculiaridades que nos
obligaron a diseñar nuestra práctica de manera diferente a lo habitual. Primero, el concepto de
psicoterapia no pertenecía en absoluto a los antecedentes culturales de la comunidad. La terapia se
confundió con el cuidado pastoral y, por lo tanto, se verificó de inmediato la compatibilidad con la
orientación religiosa correspondiente. Dado que Schäfer había difundido la convicción, por ra-
zones obvias, de que los psiquiatras y los psicólogos eran "ayudantes de demonios", estos pre-
juicios pseudo-religiosos ya estaban filtrando el acceso a nosotros.

Los pacientes con los que trabajamos finalmente notaron que carecían de la estructura psíquica
necesaria para evaluar e integrar positivamente la experiencia terapéutica. Estaban tan acostum-
brados a las relaciones de dependencia y las órdenes de arriba que necesitaban instrucciones
claras en forma de manuales de acción. También se centraron en la presentación de su sufrimiento
acumulado y, sobre todo, en la atención humana necesaria para ser catárticos. El fortalecimiento
de las autoestructuras, el desarrollo de una conciencia crítica, la confrontación con los conflictos y
el procesamiento de las propias sensaciones como objetivos clásicos de la psicoterapia moderna
inicialmente les parecieron extraños e incomprensibles. También descubrimos que muchos de los
pacientes entablaron una relación ambivalente con nosotros muy rápidamente y dudaron si podían
confiar en nosotros. Por un lado, como vimos en el curso del proceso, esto fue un fenómeno de
transferencia: la relación ambivalente con Schäfer, quien por un lado fue el reconocido padre de
todos, pero por otro lado, el que les había infligido un sufrimiento severo, se representó frente a
nosotros los terapeutas; Todas las relaciones nuevas, cercanas e intensas parecían ser igualmente
ambivalentes. Por otro lado, los conflictos de lealtad más o menos inconscientes también jugaron
un papel: en un nivel consciente, de repente hablaron de sí mismos y hablaron con nosotros, ¿de-
24
masiado? - información dada; Inconscientemente, surgió la pregunta de si podían reconocer a otra
persona que no fuera la figura paterna Schäfer.

Intentamos resolver el problema introduciendo la terapia grupal no estructurada. Nuevamente, ex-


perimentamos fenómenos que no sabíamos de otras experiencias de grupos terapéuticos. Mientras
esperábamos a los involucrados para hablar de sus experiencias y conflictos, de repente re-
spondieron con miedo y defensa intensos. Algunos salieron volando de la habitación, movidos por
emociones violentas. Sospechamos que en este contexto los temores se repitieron durante las re-
uniones de grupo bajo el liderazgo de Schäfer. Hubo demasiado silencio y, al parecer, le habíamos
dado muy poca estructura para proporcionar un apoyo de apoyo a las emociones que surgieron al
pronunciar los traumas sufridos. Al tratar de re-conceptualizar la terapia de grupo, nos intere-
samos en todos: la familia. En el contexto de la prohibición del líder de la secta a la familia, hubo
un gran interés en las estructuras y relaciones familiares. Por lo tanto, organizamos con intención
psicoeducativa una serie de conferencias sobre la familia y el ciclo de vida de los humanos. Fue
primero sobre la relación padre-hijo, luego sobre el proceso de separación de los adolescentes, la
formación de su propia identidad en contraste con los padres y el emparejamiento, sobre todos los
procesos de individuación que no tenían las condiciones de la "Colonia Dignidad". Mantenido y
reprimido violentamente. Las conferencias inicialmente más bien informativas hicieron posible que
los presentes contribuyeran con sus propias experiencias. En este ambiente estructurado y protegi-
do, donde los clientes no estaban sujetos a críticas o vergüenza, gradualmente comenzaron a com-
partir sus experiencias traumáticas. Las propias experiencias se podían comunicar por lo tanto, sin
que, como anteriormente, la afiliación al grupo tuviera que ser arriesgada. Así se logró una lenta
acumulación de reciprocidad personal y gradualmente confiada. La identificación previa de la co-
munidad dio paso al deseo, "pero también a ser uno mismo". El éxito más sorprendente del proceso
terapéutico grupal fue el cambio de postura: mientras que los participantes se sentaron al principio
en una postura rígida, con una mirada fija hacia adelante y sin contacto entre ellos, hablaron de-
spués de un año ya relajado en una ronda conjunta.

Sin embargo, encontramos que la tendencia a emigrar de la terapia de grupo también creció entre
los reformistas. Se encontraron bajo la presión del grupo central de conservadores, marginados y
no reconocidos en sus intereses. Al mismo tiempo, cuatro miembros de la antigua dirección, que
estaban muy cerca de los pastores, fueron arrestados. Aunque estos arrestos no estaban relaciona-
dos con nuestra presencia ni con nuestro trabajo, aumentaron su desconfianza en nosotros. Como
resultado, el aislamiento de los pacientes restantes y nuestro equipo aumentó y el grupo conser-
vador se aisló cada vez más. En ese momento, los conservadores todavía estaban lejos de ser real-

25
istas en cuanto a su actitud y de alguna manera trabajaban en contra de ellos mismos. En con-
traste, todavía desconfiaban y rechazaban la apertura social del asentamiento y las reformas
económicas y legales indispensables, lo que dificultaba el proceso de renovación. Comunidad y por
lo tanto la privó de su base existencial.

En este sentido, nos enfrentamos con el dilema de trabajar solo con el grupo de progresistas o, en
cierta medida, de considerar a todo el grupo como un "cliente colectivo". Sin embargo, dado que la
apertura de la comunidad cerrada parecía posible solo con la ayuda de las autoridades chilenas,
en esta situación finalmente nos dirigimos al gobierno chileno. Posteriormente, se designó un dele-
gado gubernamental, a quien se le encomendó la implementación de un programa de intervención
estatal. El "Programa Integral de Transición" (Programa Integrado de Transición) tiene la inten-
ción de mantener a la comunidad mientras trata a los afectados, al mismo tiempo que facilita la
transformación de las estructuras internas. Un requisito previo para esto es la separación entre la
intervención psicosocial y el procesamiento. Coordinado con el miembro gubernamental, a pesar
de la resistencia parcial en la colonia, se realizaron visitas regulares a la comunidad. Ahora, difer-
entes grupos de trabajo tratan temas como la salud en la vejez, el cumplimiento del rol de los
padres y la adopción de niños. Los seminarios de emprendimiento y las intervenciones de resolu-
ción de conflictos están diseñados para facilitar la difícil transición para la Comunidad una oferta
gerontopsiquiátrica complementa la atención psicosocial.

26
Gegenübertragungsphänomene

Da die Gegenübertragung eine besondere Art der Information über den Klien- ten vermittelt, die
sich auf die emotionale und zum Großteil unbewussten Grundlagen des Handelns beziehen, ist es
aufschlussreich, die Entwicklung unserer eigenen Gegenübertragungsphänomene im Kontakt mit
den Gemeinschaftsmitgliedern kurz darzustellen. Diese begannen mit einer Phase der Verwirrung,
Entfremdung und alptraumhafter Empfindungen, die den Bezug zur Realität in Frage stellten. Später
tauchte der Wunsch auf, die Opfer in für- sorglichen Schutz zu nehmen. Bald jedoch erlebten wir
auch Frustration und Hoffnungslosigkeit: Die Ambivalenz der Beziehungen trat in den Vordergrund,
und wir merkten, dass ein stabiles Arbeitsverhältnis nur schwer aufgebaut werden konnte. Gaben
wir dem Anlehnungsbedürfnis der Patienten nach, leisteten wir der Schwächung ihrer Selbststruk-
turen Vorschub, aber auch der unbewussten Befürchtung, von neuem „seelsorgerisch“ fehlgeleitet
werden zu können. Griffen wir hingegen die Zweifel bezüglich des Loyalitätsbruchs auf, förderten
wir Misstrauen, Distanz und Entwertung uns Therapeuten gegen- über. Die Angst vor dem Verlust
des allmächtigen Objekts dominierte das Erleben der Patienten und ließ sich besser im Gruppenkon-
text behandeln, wo die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft stabilisierend wirkte.

Wenn wir uns als Therapeuten zu sehr von den Reaktionen der Gemeinschaft „misshandelt“ fühlten,
verspürten wir Wut und den Wunsch, auch ein- mal aggressiv werden zu dürfen. Immer dann, wenn
wir glaubten, dass sich Vertrauensverhältnisse stabilisiert hätten, brachen diese schon im nächsten
Moment wieder zusammen, ganz als hätte es sie nie gegeben. Dort wo Freundlichkeit und Zuwen-
dung gewesen war, erschien plötzlich Zurückweisung, Wut und die Vermittlung eines starken
Gefühls der Entwertung.

Schließlich erlebten wir auch das „Dr.Jekyll-und-Mr.Hyde-Phänom“ und mussten wahrhaben, dass
auch jeder von uns gewissermaßen „einen kleinen Paul Schäfer im Inneren trägt“.

Nach der Verhaftung der alten Führung sahen wir uns plötzlich einem unsichtbaren Feind
gegenüber: Die soziale Kontrolle war überall spürbar, doch konnten wir niemanden mehr identi-
fizieren, von dem sie ausging. Nun verstanden wir aus eigenem Empfinden heraus, was uns wieder-
holt mitgeteilt worden war: Wenn man das Gebiet der „Villa Baviera“ betrete, sei es, als ob einem
der Himmel auf den Kopf fiele – so mächtig sei der soziale Druck. In dieser Zeit brach der Dorfrat
zusammen, und in der Siedlung herrschte völliges Chaos.

Mit Beginn der Regierungsinterventionen organisierte sich dann eine Gruppe jüngerer Mitglieder
um den staatlichen Delegierten, der sich unter anderem um die Reformierung der Un-
ternehmensstrukturen bemühte. So entstanden erste Brücken zu neuen Beziehungen. Es bildete sich
27
eine neue Führungsschicht aus jüngeren Personen, die weniger durch die früheren Umgangsformen
belastet war. Dadurch konnten die alten Machtstrukturen weitestgehend abgelöst und an die neuen
Verhältnisse angepasst werden.

28
Fenómenos contratransferenciales.

Debido a que la contratransferencia transmite un tipo especial de información sobre el cliente que
se relaciona con los fundamentos emocionales y en gran parte inconscientes de la acción, es in-
structivo describir brevemente la evolución de nuestros propios fenómenos de contratransferencia
en contacto con los miembros de la comunidad. Comenzaron con un período de confusión, alien-
ación y sensaciones de pesadilla que desafiaron la relación con la realidad. Más tarde, hubo un de-
seo de proteger a las víctimas con una protección humanitaria. Pronto, sin embargo, también ex-
perimentamos frustración y desesperanza: la ambivalencia de las relaciones pasó a primer plano, y
nos dimos cuenta de que era difícil construir una relación de trabajo estable. Si nos rendimos a la
necesidad de apoyo de los pacientes, contribuimos al debilitamiento de sus autoestructuras, pero
también al miedo inconsciente de poder ser desviados de nuevo como "pastorales". Por otro lado,
si planteamos las dudas con respecto a la ruptura en la lealtad, promovemos la desconfianza, la
distancia y la devaluación para nosotros los terapeutas. El miedo a perder el objeto todopoderoso
dominó la experiencia de los pacientes y se trató mejor en un contexto grupal donde la afiliación de
la comunidad parecía estabilizarse.

Cuando nosotros, como terapeutas, nos sentimos demasiado "maltratados" por las reacciones de la
comunidad, sentimos ira y el deseo de ser agresivos. Cuando creemos que las relaciones de confi-
anza se han estabilizado, se colapsan en el momento siguiente, como si nunca hubieran existido.
Dondequiera que había habido amistad y afecto, de repente apareció el rechazo, la ira y la me-
diación de un fuerte sentido de devaluación.

Finalmente, también experimentamos el "fenómeno del Dr.Jekyll-and-Mr.Hyde" y tuvimos que


darnos cuenta de que cada uno de nosotros, por así decirlo, "lleva a un pequeño Paul Schäfer
adentro".

Después de la detención del antiguo liderazgo, de repente nos enfrentamos a un enemigo invisible:
el control social estaba en todas partes, pero ya no podíamos identificar a nadie de quien emanaba.
Ahora, por nuestros propios sentimientos, entendimos lo que nos habían dicho repetidamente:
cuando entras en el área de la "Villa Baviera", es como si el cielo cayera sobre tu cabeza, tan
poderosa es la presión social. Durante este tiempo, el consejo de la aldea se derrumbó, y el asen-
tamiento fue un completo caos.

Con el inicio de la intervención del gobierno, un grupo de miembros más jóvenes se organizó
alrededor del delegado del estado, que buscó, entre otras cosas, reformar la estructura corporativa.
Así es como se crearon los primeros puentes a nuevas relaciones. Formó un nuevo liderazgo de
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personas más jóvenes que estaba menos agobiada por los modales anteriores. Como resultado, las
viejas estructuras de poder fueron reemplazadas y adaptadas en gran medida a las nuevas condi-
ciones.

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Das „Colonia Dignidad-Syndrom“

Wenn auch die vorgefundenen Störungen und Schwierigkeiten der Klienten voneinander abwichen
und wir sie in eine Vielzahl diagnostischer Kategorien einteilten, so fanden wir doch auch Gemein-
samkeiten vor, die sich als verallgemeinerbares Zustandsbild beschreiben lassen. Aus Gründen der
Schweigepflicht können wir selbstverständlich nicht auf Einzelfälle eingehen; wir be- schränken
uns deshalb auf die Beschreibung eines „Typus“ einer Störung der Persönlichkeitsentwicklung, die
mehr oder minder ausgeprägt und in verschiedenen Ausgestaltungen die in der Gemeinschaft
aufgewachsenen Klien- ten betraf. Da die folgende Typus-Beschreibung versucht, alle vorgefunde-
nen Störungen und Einzelfälle quasi skizzenhaft in einem Störungsbild zusammenzufassen, sollte
sie mit Vorbehalt gelesen werden.

Die psychischen Störungen unserer Klienten erklärten sich vor dem Hintergrund ihrer unaus-
gereiften Persönlichkeitsentwicklung aufgrund der sekteninternen Sozialisation und äußerten sich
hauptsächlich durch einen Mangel an selbststrukturierenden Fähigkeiten. Fehlende Individuation
wurde durch die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft ersetzt. Einige Klienten sprachen von einem
„zweiten Gewissen“ und bezogen sich damit auf die Internalisierung des Wertesystems der Gemein-
schaft. Umgekehrt konnte die Sektengemeinschaft jederzeit an dieses Gewissen appellieren und
damit individuellen Widerstand neutralisieren. Bei verschiedenen Patienten erstaunte uns die ger-
ade- zu kindliche Naivität, mit der sie allem Neuen begegneten und was ihnen diese gesunde
Neugierde und Lernfähigkeit bescheren konnte. Die Abhängigkeit von Autoritätsfiguren, die Nei-
gung zur Unterwerfung einerseits, zu ohnmächtigem Aufbegehren andererseits waren weitere Ze-
ichen dafür, dass kindliche Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen beibehalten und übliche
Reifungsprozesse nicht vollzogen worden waren. Es zeigten sich auch verschiedene Störungen in
der Abgrenzung zu anderen Menschen, der Wahrnehmung des Innenlebens anderer sowie der Ab-
grenzung von sich selbst. Viele hatten Schwierigkeiten, ihre Affekte zu differenzieren, sie als eigene
anzuerkennen und zu regulieren. Bei Einschränkung der Affekte von außen kam es leicht zu starken
impulsiven Ausbrüchen. Aufgrund der unsicheren Identität und fragilen Selbstwertregulation
reagierten die Patienten auf die Aussprache von Konflikten oft mit starker Kränkung. In der Begeg-
nung mit anderen überwogen Abwehrmechanismen der Idealisierung oder aber der Entwertung. Die
Wahrnehmung des Anderen war in der Regel eingeschränkt und konfliktgefärbt. Er konnte oft nur in
seinen Teilaspekten wahrgenommen werden, diente entweder der Bedürfnisbefriedigung oder wirk-
te beängstigend und drohte als Gegenüber verloren zu gehen. Die inneren Objekte erschienen häufig
strafend und entwertend, während zu äußeren Objekten starke Abhängigkeitsgefühle vorherrschten,
ohne dass engere Beziehungen eingegangen werden konnten. Die Schwierigkeiten beim Aufbau

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persönlicher Bindungen deuteten darauf hin, dass zwischenmenschliche Beziehungen nach wie vor
durch einen internalisierten Dritten – ehemals der äußere Sektenführer – reguliert wurden. Die- ser
Dritte konnte in der Projektion nun das Oberhaupt der Gemeinschaft sein, die „Gruppentante“, der
Gleichaltrige, der einen verrät, oder die Allgemeinversammlung, die demütigt und bestraft. Auch in
der Partnerwahl war das Element Gemeinschaft als vermittelndes drittes Glied zwischen den Part-
nern präsent. Ferner begegneten wir bezüglich der psychosexuellen Entwicklung in einigen Fällen
Zweifeln an der eigenen Männlichkeit und allgemein Schwierigkeiten, gegengeschlechtliche
Beziehungen einzugehen. Besonders aber die Frauen litten darunter, durch eine pseudo-religiöse
Begründung entwertet und in ihrer Rolle als Frau verunsichert worden zu sein.

Insgesamt waren die Möglichkeiten des Umgangs mit anderen deutlich limitiert. Die Unfähigkeit,
kleine Interessengemeinschaften zu bilden, welche Zugehörigkeit und Differenzierung gleichzeitig
erlauben, führte oftmals zu Gefühlen der Einsamkeit und Isolation.

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El "Síndrome de la Colonia Dignidad"

Si bien las diferencias y dificultades de los clientes difirieron y las dividimos en una variedad de
categorías de diagnóstico, también encontramos similitudes que se pueden describir como una
condición generalizable. Por razones de confidencialidad, por supuesto, no podemos responder a
casos individuales; Por lo tanto, nos limitamos a la descripción de un "tipo" de un trastorno de la
personalidad, que fue más o menos pronunciado y se refería de diversas maneras a los clientes que
crecieron en la comunidad. Dado que la siguiente descripción de tipo trata de resumir todas las
perturbaciones encontradas y los casos individuales de forma esquemática en una imagen de per-
turbación, se debe leer con reserva.

Los trastornos mentales de nuestros clientes se explicaron en el contexto de su desarrollo inmaduro


de la personalidad debido a la socialización intrasectaria y se expresaron principalmente por la
falta de capacidades de autoestructuración. La individuación perdida ha sido reemplazada por la
pertenencia a la comunidad. Algunos clientes hablaron de una "segunda conciencia", refiriéndose a
la internalización del sistema de valores de la comunidad. Por el contrario, la comunidad sectaria
podría apelar a esta conciencia en cualquier momento y neutralizar así la resistencia individual.
En varios pacientes nos sorprendió la naturaleza ingenua casi ingenua con la que se encontraron
con todo lo nuevo y lo que esta sana curiosidad y capacidad de aprendizaje podrían aportarles. La
dependencia de las figuras de autoridad, la tendencia a la sumisión, por un lado, a la rebelión im-
potente, por otro lado, son signos adicionales de que los rasgos de personalidad y comportamientos
del niño se han conservado y los procesos de maduración normal no se han completado. También
hubo varios disturbios en la demarcación a otras personas, la percepción de la vida interior de los
demás y la demarcación de sí mismos. Muchos tuvieron dificultades para diferenciar sus efectos,
reconocerlos como propios y regularlos. Cuando se afectaron los efectos externos, se produjeron
fuertes brotes impulsivos. Debido a la identidad incierta y la frágil regulación de la autoestima, los
pacientes a menudo reaccionaron a la discusión de los conflictos con gran ofensa. Al encontrarse
con otros, los mecanismos de defensa predominaban desde la idealización o la devaluación. La
percepción del Otro era usualmente limitada y de color conflictivo. A menudo se le podía percibir
solo en sus aspectos parciales, ya sea para satisfacer la necesidad o parecía atemorizante y ame-
nazaba con perderse como contraparte. Los objetos internos a menudo parecían punitivos y desval-
orizados, mientras que los objetos externos estaban dominados por fuertes sentimientos de depen-
dencia, sin que fuera posible establecer relaciones más estrechas. Las dificultades para establecer
vínculos personales indicaron que las relaciones interpersonales aún estaban reguladas por un ter-
cero internalizado, anteriormente el líder de la secta externa. Este tercero ahora podría proyectar

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al jefe de la comunidad, la "tía del grupo", el par que la traiciona o la asamblea general que humil-
la y castiga. El elemento de comunidad también estuvo presente en la elección de pareja como un
tercer vínculo mediador entre los socios. Además, en algunos casos relacionados con el desarrollo
psicosexual, nos encontramos con dudas sobre la propia masculinidad y, en general, las dificul-
tades para entablar relaciones con los compañeros. Pero especialmente las mujeres sufrieron haber
sido devaluadas por una justificación pseudo-religiosa y desconcertadas en su papel de mujer.

En general, las posibilidades de tratar con otros eran significativamente limitadas. La incapacidad
de formar pequeñas comunidades de intereses que permiten la afiliación y la diferenciación al mis-
mo tiempo a menudo condujo a sentimientos de soledad y aislamiento.

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Perversion und Gruppe

Außer in eindeutig totalitären Regimen und deren extremsten Erscheinungs- formen, den Konzen-
trationslagern verschiedener Art, dürfte es selten zuvor in der Geschichte eine derartige Umkehrung
der Werte in einer Gemeinschaft gegeben haben. Aus psychoanalytischer Perspektive lässt sich hier
im pathologischen Sinne von Perversion sprechen. Der Perverse stellt den anderen in seinen Dienst,
erniedrigt ihn und verwandelt ihn in ein Gebrauchsobjekt sei- ner eigenen Bedürfnisse. Schäfer
forderte von seinen Anhängern absolute Treue und Gefolgschaft, ohne je eine adäquate Gegenleis-
tung erbracht zu haben. Durch Aufhebung der gewöhnlichen geschlechtlichen und gesetzmäßigen
Interaktionsregeln beraubte er die sich ihm anvertrauenden Menschen jeglicher normativer Orien-
tierung. Diese perverse Aufhebung des Wertesystems nach innen wie auch die Isolierung der
Gemeinschaft nach außen waren denn auch der Ausgangspunkt unserer psychotherapeutischen In-
terventionen.

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Perversion y grupo.

Excepto en los regímenes claramente totalitarios y en sus manifestaciones más extremas, los cam-
pos de concentración de diversos tipos, es poco probable que en la historia haya ocurrido tal inver-
sión de valores en una comunidad. Desde una perspectiva psicoanalítica, esto es patológico en el
sentido de perversión. El pervertido pone al otro a su servicio, degradándolo y convirtiéndolo en un
objeto de utilidad de sus propias necesidades. Schäfer exigió lealtad absoluta y seguimiento de sus
seguidores, sin haber hecho nunca una contribución adecuada. Al abolir las reglas de interacción
sexuales y legales habituales, privó a las personas encomendadas de cualquier orientación norma-
tiva. Esta suspensión perversa del sistema de valores hacia adentro, así como el aislamiento de la
comunidad hacia afuera, fueron el punto de partida de nuestras intervenciones psicoterapéuticas.

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Work in progress – Öffnung zur Außenwelt

Von Beginn an lag unser Bemühen darin, den pervertierten Anteil der Werte der vormaligen Sek-
tengemeinschaft in Frage zu stellen, um den Mitgliedern die Anpassung an die offene,
demokratisch-pluralistische Gesellschaft zu er- leichtern. Dabei möchten wir nicht unerwähnt
lassen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft über wichtige Werte verfügen, die es anzuerkennen
gilt: das starke Verantwortungsbewusstsein, das allerdings auch oft zu Arbeitsüberlastung und Er-
schöpfung führt, die Fürsorge gegenüber Schwächeren, gegenseitige Solidarität, die Sorge darum,
die zerstörten Familienbindungen wieder aufzubauen, ausgeprägte Liebe zu Kindern und der Wun-
sch nach rechtmäßiger Adoption bei kinderlosen Ehepaaren, die Wertschätzung der angestammten
Kultur, wozu auch die Pflege gemeinsamen Musizierens gehört, das trotz hoher Arbeitsbelastung
weiterhin aktiv betrieben wird.

Bei alle dem stellt die Regierungsintervention ein probates Hilfsmittel dar, den Bezug zur Außen-
welt, die praktisch immer nur als „Feind“ erlebt werden konnte, wieder aufzunehmen. Auch für die
zukünftige Praxis wird uns dies als Aufgabe verbleiben. Die Veränderungen, die in 21 Monaten er-
reicht werden konnten, sind jedoch beachtlich. Die Isolierung wurde weitgehend durchbrochen, die
alten autoritären Hierarchien abgebaut, Konflikte können mittlerweile offener ausgetragen werden.
Im Moment scheinen die Veränderungen jedoch viele Betroffene noch zu überfordern. Wichtige
Aufgaben, wie eine gezielte Aufarbeitung der Vergangenheit, stehen daher noch aus.

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Trabajo en progreso - apertura al mundo exterior

Desde el principio, nuestros esfuerzos han sido poner en tela de juicio la parte pervertida de los
valores de la antigua comunidad sectaria para facilitar que los miembros se adapten a una so-
ciedad abierta, democrática y pluralista. No dejemos de mencionar que los miembros de la comu-
nidad tienen valores importantes que reconocer: un fuerte sentido de la responsabilidad, que a
menudo causa sobrecarga de trabajo y agotamiento, el cuidado de los más débiles, la solidaridad
mutua, la preocupación por aquellos que han sido destruidos La reconstrucción de los lazos famil-
iares, el pronunciado amor por los niños y el deseo de adopción legal entre las parejas sin hijos, la
apreciación de la cultura ancestral, incluido el cuidado de la música conjunta, que continúa siendo
perseguida a pesar de la alta carga de trabajo.

En todo esto, la intervención del gobierno es una herramienta probada para reanudar la conexión
con el mundo exterior, que casi siempre podría experimentarse como un "enemigo". Para la prácti-
ca futura, también, esta seguirá siendo nuestra tarea. Sin embargo, los cambios que se han logrado
en 21 meses son considerables. El aislamiento se rompió en gran medida, las antiguas jerarquías
autoritarias fueron desmanteladas, los conflictos ahora pueden ser descargados más abiertamente.
Por el momento, sin embargo, los cambios parecen abrumar a muchas personas afectadas. Tareas
importantes, como una revisión específica del pasado, por lo tanto, aún están pendientes.

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