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Brigitta Schmidt-Lauber (Hg.

Ethnizitat und
Migration
Einführung'in Wissenschaft und
Arbeitsfelder
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sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2007 by Dietrich Reimer Verlag GmbH, Berlin


www.reimer-verlag.de

Lektorat und Satz: Andreas Reucher, Garding


Redaktionelle Mitarbeit: Astrid Baerwolf
Umschlaggestaltung: Nicola Willam, Berlin
Umschlagbild: Team World@Zürich

Alle Rechte vorbehalten


Printed in Germany
Gedruckt auf alterunqsbestandiqern Papier

ISBN 978-3-496-02797-3
Inhalt

Brigitta Schmidt-Lauber
Ethnizitat und Migration als ethnologische Forschungs-
und Praxisfelder. Eine Einführung 7

Theorien und Zugange

Martin Sökefeld
Problematische Begriffe: »Ethnizitát«, »Rasse«,
»Kultur«, »Minderheit« 31

Margit Feischmidt
Ethnizitát - Perspektiven und Konzepte
der ethnologischen Forschung 51

Tsypylma Darieva
Migrationsforschung in der Ethnologie 69

UlfHannerz
Das Lokale und das Globale: Kontinuitat und Wandel 95

Klaus J. Bade
Migration und Ethnizitat in der Historischen Migrationsforschung 115

Jochen Oltmer
Staat, Nation und Migration. Zur politischen Konstruktion
von Minderheiten in der deutschen Geschichte l35

Alltagspraxen und Manifestationen

Regina Römhild
Fremdzuschreibungen - Selbstpositionierungen. Die Praxis
der Ethnisierung im Alltag der Einwanderungsgesellschaft 157
Sabine Hess
Transnationalismus und die Demystifizierung des Lokalen 179

Dorle Dracklé
Jenseits von Verbinden und Trennen: Migration und Medien 195

Gisela Welz
Inszenierungen der Multikulturalitát: Paraden und Festivals
als Forschungsgegenstande 221

Alois Moosmülier
Interkulturelle Kommunikation als Wissen und Alltagspraxis 235

Aufgaben und Praxisfelder

Karin Vorhoff
Ethnologinnen und Ethnologen in der Sozialen Arbeit:
Zwischen Verbandspolitik und Projektarbeit 257

Christine Tuschinsky
Interkulturelle Fortbildungen in der Einwanderungsgesellschaft 263

Elke Bosse
Vermittlung interkultureller Kompetenzen im Hochschulstudium 275

Dieter Kramer
Ethnologen und interkulturelle Handlungsfelder
in Staat und Kommunen 285

Charlotte Uzarewicz
Ethnologische Gesundheitsarbeit und transkulturelle Pflege 293

Christian Giordano
Rechtsanthropologie zwischen Theorie und Praxis 303

Die Autorinnen und Autoren 314

Register 316
Margit Feischmidt

Ethnizitat - Perspektiven und Konzepte


der ethnologischen Forschung

Begriffe und theoretische Konzepte


ethnologischer Ethnizitatsforschung
»Ethnizitát« ist heute sowohl in den Sozial- als auch in den Kulturwissenschaf-
ten ein geUiufiger Terrninus, gehört jedoch nicht zu den Grundbegriffen der
Klassiker. Vielmehr handelt es sich um ein relativ neues Konzept im wissen-
schaftlichen Vokabular. Verlaufer sind bereits in den community studies der
Chicagoer Schule seit den 1920er Jahren zu finden (Park 1950; Wirth 1928;
dazu auch Persons 1987). Ein gröJ3eres Gewicht erfuhr das Konzept der Eth-
nizitat in der amerikanischen Soziologie zur Beschreibung kultureller Rückbe-
sinnungen und sogenannter Revivalphanomene, nachdem die gesellschaftliche
Realitat die Idee des melting pot - also eines Schmelztiegels heterogener
kultureller Traditionen - endgültig widerlegt hatte (Glazer/Moynihan 1963;
Gans 1979). In der britischen Sozialanthropologie erscheint der Begriff zudem
in der Auslegung der sozialen und kulturellen Konsequenzen der Modemisie-
rungsprozesse des postkolonialen Afrika bei den Teilnehmern der sogenannten
Manchester Schule (Mitchell 1956; Cohen 1974; dazu auch Banks 1996).
Doch es dauerte insgesamt recht lang - etwa bis in die 1980er Jahre -, bis
der Begriff Ethnizitat in GroJ3britannien ebenso wie im amerikanischen sozial-
wissenschaftlichen Diskurs die Kategorie Rasse als Modus zur Beschreibung
kultureller Vielfalt ersetzte. In der Europáischen Ethnologie (also der früheren
deutschsprachigen »Volkskunde«) wiederum wurde Ende der 1970er, Anfang
der 1980er Jahre die Perspektive auf»kulturelle Inseln« (sogenannte »Sprach-
inseln«) durch eine neue Art der Ethnizitatsforschung abgelöst, wobei sich die
Forschung hier einerseits auf Fragen von Religion und Politik, andererseits auf
die Alltaglichkeit und interkulturelle Kommunikation fokussierte (Greverus
1981; KöstlinlBausinger 1980; darüber auch Schmidt-Lauber 1998).
Ethnizitat wird heute als eine besondere Dimension sozio-kultureller Unter-
scheidung betrachtet, wobei sie sowohl als strukturelles als auch als symbolisch-
52 Margit Feischmidt

kulturelles Phánomen beschreibbar ist. Allerdings werden diese Aspekte zu


verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Forschem in unterschiedlichem
MaJ3e betont. Wissenschaftler hatten zunachst die soziale Organisation und die
kulturelle Eigenart kleiner, marginalisierter Gruppen entdeckt, deren Sprach en,
Brauche, oft auch raumliche und soziale Lagen sich von der Umgebung, yor
allem von der dominierenden Mehrheit unterschieden. Hauptbegriffe der For-
schung waren aus dieser Perspektive die »ethnische Gruppe« (ethnic group)
und das »gemeinsame kulturelle Erbe«, das als konstitutive Substanz der Kol-
lektive vorgestellt wurde. Spater erkannten Wissenschaftler, dass eine ethnische
Gruppe nur im Verhaltnis mit anderen zu verstehen sei, wie auch die ethnische
Minderheit nur im Verhaltnis zum Staat. Ausdruck findet diese Sichtweise im
Begriff der »ethnischen - oder interethnischen - Beziehungen« (ethnic rela-
tions), der Ethnizitat innerhalb der sozialen Struktur und im Zusammenhang
mit sozialen Verhaltnissen und Interaktionen verankert. Dem folgte eine weitere
Perspektive, die Ethnizitát als Erfahrung von Gemeinsarnkeiten und Unterschie-
den sowie als Folge der Intemalisierung von Fremdzuschreibungen versteht, die
die sogenannte ethnische Identitat des Individuums hervorruft.
Die konzeptuellen Debatten innerhalb der Ethnizitatsforschung werden
oftmals durch zwei entgegengesetzte Begriffspaare dargestellt. Der erste und
vielleicht am haufigsten erwahnte konzeptuelle Unterschied besteht zwischen
den sogenannten Primordialisten oder Essenzialisten einerseits und den Instru-
mentalisten oder Konstruktivisten andererseits. Aus Sieht der Primordialisten ist
Ethnizitat eine grundlegende Ideutitat und beruht auf einem Set von kulturellen
Ausstattungen und Identifikationen, die sich jedes Individuum mit anderen von
Geburt an teilt, und zwar durch die zufallige Zugehörigkeit zu der Familie, in die
es zu einem gegebenen Zeitpunkt und an einem gegebenen Ort hineingeboren
wurde (Isaacs 1975). Der Begriff der Primerdialitat geht auf Edward Shils zu-
rück (Shils 1957). Die damit gemeinte Ethnizitatsperspektive wurde besonders
von Clifford Geertz vertreten, der bei modemen Gesellschaften zwei Formen
der Zusammengehörigkeit unterscheidet: auf der einen Seite die bürgerliche
Zusammengehörigkeit (im Sinne von Demos), die durch den modemen Staat
geschaffen wird, und auf der anderen Seite die primordialen Formen von Zu-
sammengehörigkeit wie Familie, Verwandtschaft und religiöse bzw. ethnische
Gruppe. »Subjective claims to ethnic identity derived from the affective potency
of primordial attachments«, so heillt es bei Clifford Geertz (1973: 259).
Die Gegenposition zum primordialistischen Ansatz folgt der allgemeinen
Theorie des sozialen Konstruktivismus und umfasst ihrerseits zwei Version en,
wobei sich die erste auf die Makroebene der sozialen Phanomene konzentriert
und den elitedominierten instrumentellen Charakter der Ethnizitat betont,
wáhrend sich die zweite Perspektive auf die Mikroebene der sozialen Prozesse
bezieht und die Relationalitat wie auch die Sitnativitat der Ethnizitat hervor-
Ethnizitat- Perspektiven und Konzepte 53

hebt (R. Cohen 1978; Okumara 1981; Jenkins 1994). Nach Ansicht des ersten
konstruktivistischen Ansatzes entstehen die modemen Formen der Ethnizitiit
im Unterschied zu den prarnodernen Formen im Verteilungskampf um knap-
pe Ressourcen. In der Manchester Schule der britischen Sozialanthropologie
wurde in diesem Zusammenhang der Begriff »political ethnicity« eingeführt
für die Strategie der gemeinsamen Handlung und Interessendurchsetzung der
nicht-dominierenden Gruppen (Cohen 1969: 27).
Das zweite theoretische Gegensatzpaar von Ethnizitátstheorien besteht
aus der sogenannten objektivistischen und der subjektivistischen Annáherung
an das Thema. Aus objektivistischer Sieht wird Ethnizitiit von den meisten
Soziologen - auf struktureller Basis - und von vielen Ethnologen - auf kultu-
reller Basis - als ein objektives Merkmal von Gesellschaften betrachtet. Ihre
Ergebnisse sind entweder Beschreibungen der vorgestellten ethnischen Cha-
rakteristika der einzelnen Gruppen oder Erklarungen der sozialen und Macht-
unterschiede der nebeneinander lebenden ethnischen Gruppen.
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat Max Weber die objektivistische
primordiale Sichtweise hinterfragt, als er die These vom geglaubten Herkunfts-
bewusstsein als konstitutiv fűr ethnische Gruppen formulierte. Nach Weber ist
die ethnische Gruppe eine Gruppe von Menschen, die keine »Nation« bilden,
doch auf grund ihrer iiuBeren Erscheinung oder der Ahnlichkeit ihrer Gewohn-
heiten oder aber wegen áhnlicher Erinnerungen an Kolonialisierung und Wan-
derung subjektiv von einer gemeinsamen Herkunft überzeugt sind und diesen
Glauben in einer Weise pftegen und verbreiten, so dass er eine bedeutende Rolle
in der Gemeinschaftsbildung einnimmt (Weber 1990: 234-244, hier 239). We-
bers Paradigma blieb - wie die verstehende Soziologie im Allgemeinen - zu-
nachst ohne unmittelbare Folgen für die empirische Ethnizitiitsforschung. Erst
Jahrzehnte spiiter - Anfang der 1960er Jahre - stellte der Kulturanthropologe
Michel Moerman bezüglich der ethnischen Verhaltnisse in Thailand die Frage:
»Who are the Lue?«, da er keine »objektiven kulturellen Eigenschaften« fand,
die diese Gruppe hatten definieren und von ihren Nachbarn unterscheiden kön-
nen. So formulierte Moerman die erste »subjektive« Definition der Ethnizitat,
indem er sie als emische Kategorie der Zugehörigkeit bezeichnete: »Someone
is Lue by virtue of believing and call ing himself Lue and of acting in ways that
validate his Luesness« (zitiert nach Eriksen 1993: 11). Dieser Ansatz wurde
besonders im Kontext der Phanornenologie weiter entwickelt, innerhalb derer
- etwa in den Arbeiten von Soziologen und Ethnologen wie Rogers Brubaker,
Thomas Hyland Eriksen and Richard Jenkins - die Erfahrungsdimension des
Ethnischen in den Mittelpunkt rückte und Ethnizitat als Aspekt der Sprache,
des Denkens und der sozialen Praxis - im Gegensatz zu »Ethnopolitics« oder
ethnischen Ideologien - konzeptualisiert wurde (siehe BrubakerlFeischmidtJ
Fox/Grancea 2006).
54 Margit Feischmidt

Ethnizitát als soziale Praxis


der Grenzziehung und Kategorisierung

Statt den Fokus auf die Kultur- und Gruppenzugehörigkeit zu lenken, der für
die Ethnizitatsforschung in der Ethnologie anfangs kennzeichnend war, rück-
ten ab den 1970er Jahren also die sozialen Prozesse und Handlungsformen
verstarkt in den Blick. Diese Wende wird im Allgemeinen mit dem Namen des
norwegischen Sozialanthropologen Fredrik Barth in Verbindung gebracht, der
zentralen Einfluss auf die Ethnizitatsforschung wie die ethnologische Gegen-
standsbestimmung insgesamt ausgeübt hat. Nach Barth sind ethnische Grup-
pen das Ergebnis von sozialen Prozessen der Identifizierung und Abgrenzung
zwischen Akteuren. Es gibt also keine »objektiven« kulturellen Unterschiede,
die von wissenschaftlicher Seite als primordial gegebene Kennzeichen von
Ethnizitat betrachtet werden können. Ethnizitatsbildend sind stattdessen nur
Merkmale, die für die Akteure selbst signifikant sind: »(E)thnic groups are cat-
egories of ascription and identification by the actors themselves, and thus have
the characteristic of organizing interaction between people« (Barth 1969: 10).
Um im Barthschen Sinne von Ethnizitát sprechen zu können, ist der stan-
dige Kontakt zwischen zwei Gruppen bzw. ihren Mitgliedern vorauszusetzen.
Die Beziehung zwischen diesen sich unterschiedlich identifizierenden Men-
schen ist das, was Ethnizitát überhaupt erst ermöglicht. Ethnische Gruppen
bilden eine besondere Form der sozialen Organisation, ein »organisational
vessel«, die verschiedene, sich im Laufe der Zeit verandernde »kulturelle
Inhalte« haben kann. Grundbegriff seines Ethnizitats-Konzepts ist die soziale
Grenze, die die Gruppe im organisatorischen Sinne »begrenzt« und, wie Barth
meint, sie sogar erst schafft. Die soziale Grenze zwischen zwei ethnischen
Gruppen wird in den alltaglichen Handlungen, Identifizierungen und Abgren-
zungen ausgehandelt und reproduziert.
Die Tatsache, dass Barth wie auch seine Nachfolger bei der Konstituierung
ethnischer Gruppen die interethnischen Beziehungen und Interaktionen bzw.
die Ereignisse der Grenzziehung in den Mittelpunkt stellten, fuhrte zu einem
bedeutenden Wendepunkt in der empirischen Ethnizitiitsforschung. Vielfach
ist sein Konzept der Grenze angewandt und auch weiterentwickelt worden.
Die Sozialanthropologin Sandra Wallman z.B. konstatierte eine doppelte Be-
deutung des Barthschen Begriffs der sozialen Grenze: »The first (meaning)
is structural and organisational. It is objective to the extent that outsiders can
see it. In this respect the boundary marks the edge of a social system. [... ] The
second kind of meaning inherent in the social boundaries is subjective to the
extent that it inheres in the experience of participants« (Wallman 1986~ 36).
Einerseits beschreibt Ethnizitat also eine Art der Gesellschaftsorganisation,
Ethnizitat ~ Perspektiven und Konzepte 55

andererseits eine Art und Weise der Perzeption, Einordnung und Deutung von
individuellen Erfahrungen (»ethnicity is about the organisation of society and
the organisation of experience« [ebd.j),
Das innovative Potential Fredrik Barths war beachtlich, dennoch blieb sein
Ethnizitatsverstándnis nicht ohne Kritik: So scheint es, als ob die ethnischen
Identitaten lediglich Ergebnisse der Verhandlung gleichgestellter Menschen
seien und die Zugehörigkeit oder Abgrenzung eine Frage der freien Entschei-
dung des Menschen ware, Der britische Sozialanthropologe Marcus Banks
etwa konstatiert in seinem wegweisenden Überblicksbuch zur anthropologi-
schen Ethnizitátsforschung, dass Barths analytische Indifferenz gegenüber
den Machtverhaltnissen und dem Staat ein liberales Modell des ethnischen
Pluralismus impliziert, mit dem man die Effekte von sozialer Ungleichheit nur
schwer analysieren kann (Banks 1996: 76)0 Ein anderer Kritiker, der Sozial-
anthropologe Richard Jenkins, bezieht sich auf die Barthsche These vom Primat
der Definitionen und Wahmehmungen der Akteure und moniert, dass Barth,
obwohl er sowohl die »innere« als auch die »áufiere« Definition der ethnischen
Gruppe erwahnt, nichts Grundsátzliches über Letztere sagt (Jenkins 1994)0
Entsprechend gab es Fortführungen und Differenzierungen des konstruk-
tivistischen Ethnizitátsverstándnisses, die diese Kritik umsetzten, So hat
Richard Jenkins gefordert, neben dem Verstandnis der Gruppe als Ergebnis der
Selbstidentifikation, sie ebenso als Ergebnis der Zuschreibung oder Fremd-
zuschreibung zu verstehen. Die ethni sch en Fremdzuschreibungen kommen
informell oder nicht-institutionalisiert sowie institutionell oder formal zustan-
deo Zu den informellen Zuschreibungsprozessen gehören die routinemaííigen
Interaktionen - wie z.B, die Identifizierung von Unbekanntem mit ethnischen
Kategorien oder die Mobilisierung ethnischer Kategorien durch spezifische
Diskurse oder Stereotypen -, aber auch das Lebensumfeld wie Nachbarschaft,
Freundeskreise oder Familie, das eine starke Kontrolle über die ethnische
Grenze ausübt, so auch über als legitim gesehene Partnerschaften und andere
Beziehungen. Zu den institutionellen Dimensionen, die an der Entstehung und
Reproduktion ethnischer Kategorien beteiligt sind, gehören beispielsweise
der Staat, der die Bevölkerung über Gesetze, Volkszahlungen, Statistiken
und durch die Sozialwissenschaften öffentlich klassifiziert, der Arbeitsmarkt
wie auch die ethnischen Institutionen, z.B. Parteien, Organisationen und Kir-
chen der Minderheiten. Die Klassifikation nach gesellschaftlich anerkannten
und legitimierten Kategorien erfolgt durch Institutionen und ist fest in den
Machtverhaltnissen verwurzelt, da das Vermögen, die Iderititat anderer zu
bestimmen, Macht und Kontrolle über verschiedene Ressourcen voraussetzt
(ebd.: 199): »[00o] identities are imposed upon individuals in school and in the
labour market, in a dialectical process of internal and external definition. [ooo]
The individual's experience of the consequences of being categorized may,
56 Margit Feischmidt

over time, lead to an adjustment in his or her self-image in the direction of the
stigmatizing public image« (ebd.: 206).
In der Geschichte der Ethnizitátsforschung gab es noch weitere Versuche
hinsiehtlich ein er Synthese der strukturellen und der individuellen Kompo-
nenten der Ethnizitat, Ein anderer Ethnologe, Leo Depres, hat beispielsweise
in seiner Forschung in Guyana drei Haupterscheinungsformen oder Ebenen
der Ethnizitát ausfindig gemacht: erstens aus einer Makroperspektive und
organisatorischen Sieht die ethnische Teilung von Arbeit (ethnic division of
labour), zweitens die politische Organisation der ethnischen Gruppe, in deren
Rahmen formuliert und kontrolliert wird, wie innerhalb einer Gruppe die Mit-
gli eder ihre Zugehörigkeit, ihre Identitat reprasentieren können und sollten,
und schlieJ31ich drittens die interethnischen Beziehungen in den alltaglichen
Interaktionen, wo es die gröBte Freiheit für Verhandlungen bezüglich der eth-
nischen Identitat gibt (Depres 1975).
Auch Fredrik Barth selbst unterscheidet in seiner jüngsten theoretischen
Übersicht, in der er seine einflussreichen Thesen von 1969 zum Teil revidiert,
drei Ebenen der Konstituierung der Ethnizitat (Barth 1994). Auf der ersten
Ebene, die er als Mikroebene bezeichnet, wird Ethnizitat in den Interaktionen
hervorgebracht und ausgehandelt, wo auch die individuellen Prozesse der
Identifizierung stattfinden. Die zweite, »mittlere Ebene« ist der Ort der sym-
bolischen Politik, wo sich ethnische Gemeinschaften konstituieren. Auf der
dritten Ebene wird von Barth ebenfalls die Politik in den Mittelpunkt gestelIt,
wobei hier jedoch die Frage, wodurch eine strukturelle Differenz geschaffen
wird, eine starkere Betonung findet. Die Hauptakteure sind hier: die Bürokra-
tie, die den sozialen und ethnischen Gruppen Rechte und Verbote vorschreibt,
die ideologischen Diskurse der Staaten und die globalen Identitatsdiskurse.
Die damit angesprochene Frage nach dem Zusammenhang von Ethnizitat und
Macht bzw. Politik soll nunmehr vertieft werden, da sie eine lange wissen-
schaftliche Tradition in der Ethnologie und Soziologie hat.

Instrumentalisierung der Ethnizitat


Der Zusammenhang von Ethnizitát und Macht bzw. die ethnologische Deu-
tung dieses Verháltnisses wurde schon von der Manchester Schule der bri-
tischen Sozialanthropologie und ihrer klassischen Forschung in Copperbelt
(im ehemaligen Rhodesien, heute Sambia) aufgegriffen. Abner Cohen, der
anfanglich zu dieser Schule gehörte, schrieb spater in seinem Buch Custom
and Politics in Urban Africa (1969) über die Hausa in der nigerianischen Stadt
Ibadan und stellte darin verschiedene Dimensionen der Solidaritat zwischen
Ethnizitat - Perspektiven und Konzepte 57

den Hausa fest: Sie leben in einem segregierten Wohnviertel, sie sprechen eine
gemeinsame und besondere Sprache, sind Teilnehmer an besonderen wirt-
schaftlichen Aktivitaten und rituellen Ereignissen. Jedoch betonte Cohen, dass
keines dieser Merkrnale primordial, bestandig oder unveranderbar sei. Er ver-
suchte, den Prozess der »retribalizationc - heute würden wir das Ethnisierung
nennen - auf der Ebene der Politik zu erklaren und sprach sich damit gegen
die quasi-psychologische Erklarung seiner Kollegen Mitchell und Mayer aus.
Cohen fiihrte den Begriff der politischen Ethnizitdt ipolitical ethnicity, Cohen
1969: 27) ein, womit er Ethnizitat nicht als eine Form der Identitat, sondern als
eine Strategie der corporate action definierte: >>>Retribalization< is a process
by which a group from one ethni c category, whose members are involved in
a struggle for power and privilege with the members of a group from another
ethnic category, within the framework of a formai politicai system, manipulate
some customs, values, myths, symbo ls, and ceremonials from their cultural
tradition in order to articulate an informal politicai organization which is used
as a weapon in that struggle« (ebd.: 2).
Cohen meinte damit eine inoffizielle Politik, die er fiir jene Gruppen als
kennzeichnend erachtete, denen eine formelle Organisation verwehrt ist. Eth-
nizitat stelIt demnach eine Form der informellen politischen Strukturierung
dar, die kulturelle Grenzen und Unterschiede produziert, um die wirtschaftli-
chen Ressourcen der Gruppe oder ihre politische Machtposition zu bewahren.
Cohens einflussreiches Ethnizitatskonzept ist ein k1assisches Beispiel fiir die
sogenannte Jnstrumentalisierungsthese, bei der die raison d'étre der Ethnizitát
in ihrer politischen Funktion liegt. Eine áhnliche These hinsiehtlich des instru-
mentellen Charakters der Ethnizitat wurde auch am Beispiel der europáischen
Minderheiten und Migranten formuliert.
Gemeinsam ist diesen Ansátzen sowohl in der Ethnologie als auch in der
Soziologie die Annahme, dass Zusammengehörigkeitsgefiihle und Gemein-
schaftsvorstellungen der Menschen im Dienst politischer oder materieller In-
teressen instrumentalisiert werden können. Ethnizitát wird als eine Ausprágung
sozialer Interessen, als symbolische Ressource verstanden, die fiir die Inter-
essen der politischen Führung oder bestimmter politischer Eliten im Kampfum
Einfluss oder Macht genutzt werden kann. Wie Brass formuliert: »The cultural
forms, values and practices of groups become political resources for elites in
competition for political power and economic advantage. They become sym-
bols and referents for the identification of members of a group, which are called
up in order to create a political identity more easily« (Brass 1991: 15).
Die meisten Theorien, die Ethnizitat als Element spezifischer Machtkonstel-
lationen erklaren, betrachten Ethnizitat in zweierlei Kontexten: einerseits die
Organisation und Reorganisation der ethnischen Differenzen info Ige der Mo-
dernisierung und Binnenmigration, andererseits das Verhaltnis der Ethnizitat
58 Margit Feischmidt

zur sozialen Gliederung und den institutionalisierten Mechanismen der Macht.


Hinsiehtlich der Wirkung der Modemisierung gibt die soziologische Ethnizi-
tatsforschung zwei grundlegend unterschiedliche Antworten. Mit zunehmender
Modemisierung, so nehmen Max Weber und die me isten Modemisierungs-
theoretiker nach ihm an, reduziert sich infoige des freien Wettbewerbs, der
Individualisierung und der nationalstaatlichen Inklusion die Loyalitat zu den
geglaubten Herkunftsgemeinschaften und damit die Bedeutung von Ethnizitat
und darüber die ethnische Vielfaltigkeit der modemen Gesellschaften.
Kritiker dies er Anschauung behaupten dagegen, dass die Modemisierung
nicht nur funktionale Differenzierung und Individualisierung bedeute, die zur
Überwindung der ethnischen Vergemeinschaftungen fuhrt. Ganz im Gegenteil
hatten gesellschaftliche Modernisierung und die damit einhergehenden Pro-
zesse der Industrialisierung, Urbanisierung und Binnenmigration sogar die
Verscharfung sozialer Ungleichheit und Ethnisierung der neu entstandenen
sozialen Unterschiede zur Folge. So stelIt ein klassischer Vertreter dieser Posi-
tion, der Soziologe Michael Hechter, fest, dass die sozialen Benachteiligungen
in den modemen Industriegesellschaften, die sich aus dem ungleichen Verhalt-
nis der dominanten Kernregion zu der sich kulturell oder ethnisch unterschei-
denden Peripherie ergeben, zur Entstehung ethnoregionaler Bewegungen füh-
ren. Die hierarchische Aufteilung von Arbeit auf kultureller Basis - das heiBt
yor allem die Zuordnung von niedrigeren Arbeitslöhnen und schlechteren
Arbeitsbedingungen zu Minderheitengruppen - starkt die Solidaritat und fiihrt
unter den Mitgliedem der deprivierten Gruppe zu einem ethnischen Zusam-
mengehörigkeitsgefiihl (Hechter 1974; Hechter/Levi 1979). Hechter vertritt
damit eine Variante der marxistischen Klassentheorie, die ursprünglich davon
ausgeht, dass die ethnische Gruppe, ebenso wie jede andere Gruppe, nicht eine
klassenspezifische Form sozialer Unterschiede darstellt, sondem durch Unter-
schiede im Zugang zu Macht und Ressourcen entsteht.
Modemisierungsprozesse fiihren auch im Sinne der sogenannten Wettbe-
werbstheorie (Olzak/Nagel 1982) zur Ethnisierung der Gesellschaft, jedoch
wird das Schlüsselmoment im Unterschied zu den vorangegangenen Theorien
hier darin gesehen, dass sich zuvor getrennt lebende Gruppen in den Stadten,
die zu Zielpunkten der Migration geworden sind, auf dem Arbeitsmarkt der
industriellen Zentren begegnen. Im Sinne dieser Theorie, die sich auf Grund-
thesen der Humanökologie und der Chicagoer Schule stützt, stei gem die in
Immigrationszentren gebildeten gemeinsamen Lebensráume die Möglichkeit
des Konflikts und setzen Krafte des Wettbewerbs frei. Wettbewerb kann aber
auch zwischen Ausassigen unterschiedlicher ethnischer oder regionaler Her-
kunft entstehen, wenn sich eine lang wáhrende institutionalisierte Segregation
auftöst, und zwar insbesondere zwischen Gruppen, die sich zuerst auf dem
Arbeitsmarkt begegnen. Susan Olzaks Ansicht nach bringt die soziale Inte-
Ethnizitat - Perspektiven und Konzepte 59

gration innerhalb des Arbeitsmarktes die Betroffenen in eine Wettbewerbs-


situation, was daraufhin zur ethnischen Mobilisierung führt, Diejenigen, die
diesen Konftikt schüren, gehören dabei selbst nicht zu den sozialen Gruppen
mit dem geringsten Prestige, sondem zu jenen, die bereits mobilisiert worden
sind, doch in diesem Prozess angehalten wurden. Die Frustration der »Minder-
heitenelite«, ob Einwanderer oder einheimische Minderheit, provoziert dies er
Auffassung nach die Ethnopolitik und ist das Schlüsselmoment der Entstehung
von Nationalismen.

Nationalismus und Ethnizitát

Damit ist ein Kempunkt der sozialwissenschaftlichen Ethnizitátsforschung


angesprochen: das Verhaltnis der Ethnizitat zur Politik und yor allem zum
Nationalismus und zu den Nationalisierungsprozessen, In der Deutung dieses
Verhaltnisses stehen sich zwei entgegengesetzte Paradigmen gegenűber, Das
eine Paradigma betont die Kontinuitát der pramodernen Formen der Ethnie,
Das umfangreichste Argumentationssystem hat in dieser Hinsieht Anthony
Do Smith ausgearbeitet, der die Kontinuitat besonderer kultureller Merkmale,
gemeinsamer My then und der sozialen Erinnerung innerhalb einer »Ethnie«
betont: »Ethnie (ethnic communities) may [000] be defined as named human
populations with shared ancestry my ths, histories and cultures, having an asso-
ciation with aspecific territory and a sense of solidarity, [00 o] [1] hope to show
that ethnie (different ones, usually) have emerged and re-emerged at different
periods in several continents and culture-areas right up to the modem era, and
that ethnicity has remained as a socio-cultural smodek for human organization
and communication from the early third millennium Be until today, even if not
every society has followed this model of organization« (Smith 1999: 27)0
Dem anderen Paradigma, den Modemisten oder Sozialkonstruktivisten
zufolge, hat Ethnizitat in spatmodernen Gesellschaften im primordialen Sinn
keine Bedeutung, als gesellschaftspolitische Zuschreibung jedoch schon
(DittrichIRadtke 1990)0 Der Nationalstaat selbst schaffe die aktuellen Formen
von Ethnizitat, wie Katherine Verdery formuliert: »[00 o] die nationale Ideutitat
entwickelt sich nicht aus der ethnischen, sondem schafft vielmehr den Rahmen,
innerhalb dessen sich die Ethnie differenziert, da sie so soziale Anerkennung
gewinnt« (Verdery 1994: 38)0 In ihrer Argumentation folgt Verdery Foucault
und kennzeichnet den Nationalismus als einen homogenisierenden, differenzie-
renden und kategorisierenden Diskurs. In Bezug auf jene Menschen, die von
dieser homogenen Kultur- und Gemeinschaftsvorstellung abweichen, setzen der
Nationalstaat und seine Akteure zwei Strategien ein, einerseits die Assimilation
60 Margit Feischmidt

und damit Ausschaltung jener Elemente, die das nationale Homogenitatskon-


zept stören, und andererseits die Sichtbarmachung und Differenzierung nach
ethnischen oder rassistischen Kategorien. Diese gesellschaftliche Sichtbar-
machung ethnischer Unterschiede wird auch als Segregation beschrieben, die
das Andere nicht nur etikettiert, sondem auch mit besonderen politischen und
sozialen Praxen vom Mainstream der Gesellschaft femhalt, sowie als Politik
des Multikulturalismus, die den Minderheiten einen neuen politischen Status
verleiht, der auf der Anerkennung ihrer Kultur basiert.
Ethnizitát sowie ethnische Erscheinungsweisen können folglich in
(spiit)modemen Gesellschaften nur im Zusammenhang mit der nationalstaat-
lichen Logik und den Ethnisierungsstrategien betrachtet werden, die dieser
Logik folgen. Dabei ist Ethnisierung ein reaktiver Prozess, der nicht nur von
Seiten des Staates, sondem auch von Seiten der Einwanderer oder der Minder-
heiten stattfindet, wobei vieles dafiir spricht, dass Ethnizitat meist strategisch
als Antwort auf den Mangel an Integration eingesetzt wird (Bukow 1996).
Die Ethnisierung sozialer Reprasentationssysteme und sozialer Verhált-
nisse schafft haufig soziale Strukturen der Minderheiten, die in den Sozial-
wissenschaften mitunter als »ethnische Inseln«, »Gettos« oder »Parallelge-
sellschaften« konzeptualisiert wurden. Der Vorlaufer dieser Sichtweise war
in der klassischen Sozialanthropologie der Begriff der plural society, der von
Furnivall im Zusammenhang mit pluriethnischen Gesellschaften, die unter
Kolonialherrschaft standen, verwendet wurde. Die »plurale Gesellschaft«
besteht demnach aus Gruppen, die in derselben politischen Einheit nebenein-
ander leben, jedoch in höchstem Mal3e voneinander separiert sind (FurnivalI
1945: 304-307). In Westeuropa und in (bestimmten) Landern Nordamerikas
bedeutet Pluralismus in erster Linie institutioneller Pluralismus. Das heil3t,
die nebeneinander lebenden ethnischen oder religiösen Gruppen werden von
ethnischen oder religiösen Institutionen inkorporiert und zugleich reproduziert
(Amersfoort 1995: 167). Ethnischer Pluralismus ist jedoch nicht nur und oft
weniger auf der Ebene der Institutionen von Bedeutung, seine gesellschaftli-
che Wirkung ist yor allem und am ehesten durch die ethnisch gepragten Be-
ziehungsnetzwerke greifbar. Raymond Breton beschreibt am Beispiel Québecs
parallele institutionelle Strukturen sowie sich daraus ergebende parallele Netz-
werke. Das bedeutet, dass die meisten gesellschaftlichen Beziehungsnetze sich
innerhalb einer ethnischen Gruppe und nur in den seltensten Fallen über die
ethnische Grenze hinaus organisieren (Breton 1985). Daraus folgen wiederum
die Segregation des Arbeitsmarktes und die partielle Enklavenbildung in der
Wirtschaft. Die Institutionalisierung des ethnischen Pluralismus verleiht der
nicht-staatsbildenden ethnischen Gruppe zwar Würde, Prestige und Status,
wodurch - nach Ansicht der Mehrheit der Experten - die Wahrscheinlichkeit
eines ethnischen Konflikts sinkt, doch werden gleichzeitig individuelle Inter-
Ethnizitat - Perspektiven und Konzepte 61

aktionen, die über die ethnische Grenze hinausreichen, sowie die Kommuni-
kation und in noch gröJ3erem MaJ3e die Kooperation erschwert, in gewissen
Fallen sogar geradezu unmöglich gemacht. Dort, wo die Vorstellung der paral-
lelen oder inselahnlichen gesellschaftlichen Struktur von Minderheiten im po-
litischen AlItagsdiskurs verankert ist, wird sie auch als Legitimationsstrategie
der staatlichen oder zivilen Segregationspolitik verwendet. Deswegen wird
das besonders von Medien und Politik bereitwillig aufgegriffene und genutzte
Konzept der »Parallelgesellschaft« (vgl. Heitrneyer 1998) aus ethnologischer
Perspektive au ch kritisch betrachtet.

Ethnizitát im kommunikativen und alltaglichen Kontext


In der heutigen Ethnizitatsforschung spielen jedoch andere Ausrichtungen als
der Blick auf die politisch-staatliche Gebundenheit von Ethnizitat eine gröBere
Rolle. Der Sozialanthropologe Thomas H. Eriksen machte darauf aufmerksam,
dass man nicht vom kulturellen Kontext der Ethnizitat absehen dürfe, auch
wenn in erster Linie die sozialen Prozesse der Abgrenzung und Identifizierung
fur Ethnizitat bestimmend seien. Ethnizitát wird von ihm in diesem Sinne als
the systematic social communication of cultural difJerence gedeutet (Eriksen
1993). Was aber bedeutet Kultur im Verhaltnis zur Ethnizitat?
Kultur bedeutete über lange Zeit in der Ethnologie bzw. Kulturanthro-
pologie etwas Kontinuierliches und Essenzielles: die gemeinsame Sprache,
Brauche, Werte etc., auf deren Grundlage ethnische Gruppen als eine Form
primordialer Zusammengehörigkeit definiert wurden. Als Antwort auf diesen
lange gültigen kulturellen Determinismus wurde von der darauf folgenden
Generation von Forscherinnen und Forschem genau das Gegenteil angenom-
men. Angeregt durch die sozialkonstruktivistische Theorie verstanden die
meisten von ihnen Kultur nunmehr als austauschbaren, variablen Bestandteil
von Ethnizitat oder als Instrument im Kampf um knappe Ressourcen. Manche
Wissenschaftler argumentierten sogar gegen den Gebrauch des Kulturkon-
zepts (Roosens 1989; Kaschuba 1995). Andererseits wurde der Versuch un-
temommen, dem Begriff der Kultur einen neuen Sinn zu verleihen. Statt von
einer festen und homogenen Kultur auszugehen, konzentriert man sich in der
neueren Ethnizitatsforschung auf die Prozesse der Produktion und Veránde-
rung kultureller Phanomene und auf die kulturellen Austauschprozesse zwi-
schen benachbarten Gemeinschaften (siehe Eriksen 1993 und Jenkins 1997).
Diesen Weg bestritt ansatzweise auch die deutschsprachige Volkskunde, die
sich nach dem Zweiten Weltkrieg in kritischer Auseinandersetzung mit der
Tradition der Sprachinselvolkskunde in Richtung einer Interethnik-Forschung
62 Margit Feischmidt

bewegte. So standen für Ingeborg Weber-Kellermann die Veranderungen des


»kulturellen Inventars« sowie die Austauschprozesse zwischen deutschen
und benachbarten Minderheiten in Süd- und Südosteuropa im Zentrum der
Interethnik-Forschung. Zudem betonte sie (ebenso wie ihre Schüler) die histo-
rische Dimension und damit die sich verandernden Merkmale der Ethnizitat
(Weber-Kellermann 1959, 1978).
Einflussreicher fűr die Forschung als diese noch immer tendenziell es-
sentialistische Sieht auf kulturell definierte Ethnien ist eine Perspektive,
derzufolge Kultur als Reprasentationssystem verstanden wird, und zwar in
einem ahnlichen Sinne wie Stuart Hall die Nation als Reprasentationssystem
bezeichnet hat (Hall 1994), oder als ein Diskurs, wobei Gerd Baumann die
Ansicht vertritt, dass es überhaupt sinnlos sei, über Kultur in einem objekti-
ven Sinn zu sprechen (Baumann 1996). Pierre Bourdieu schreibt in einer von
seinen in der Ethnizitátsforschung vi el zitierten Arbeiten über die diskursiven
und gegenstandlichen Formen der Reprásentation, wobei er unter Letzteren
die symbolischen Gegenstánde versteht, unter Ersteren hin ge gen jene sozialen
Kategorien, welche die sogenannte vision of division, also die Aufteilung der
sozialen Welt, determinieren (Bourdieu 1990). In Übereinstimmung mit die-
ser Auffassung Bourdieus empfiehlt eine Forschungsrichtung die kognitive
Herangehensweise zur Untersuchung der Kategorisierung von Ethnie, Rasse
oder Nation. Rogers Brubaker betrachtet dies sogar als die Möglichkeit der
theoretischen und methodischen Emeuerung der konstruktivistischen Anna-
herung in der Ethnizitátsforschung. »The cognitive view usefully directs our
attention to c1assifying, categorizing, coding, identifying, and so on as mental
processes and social activities. It focuses on the psychologically grounded,
socially sanctioned, and culturally elaborated cognitive schemas aceording to
which c1assification is carried out both in everyday interactions and in special-
ized institutional routines; and it highlights the cognitive and social struggles
over principles and practices of classification and categorization« (Brubaker/
Loevernan/Stamatov 2004: 9).
Die kulturelle Reprasentation der ethni sch en Unterschiede und Gemein-
samkeiten wurde in den Kulturwissenschaften, vor allem in der Volkskunde,
der Stereotypen- und Vorurteilsforschung untergeordnet. Stark von ame-
rikanischen sozialpsychologischen Theorien der 1960er und 1970er Jahre
beeinflusst, ging man davon aus, dass die ethnische Kategorisierung und die
davon untrennbare ethnische Stereotypisierung in jeder Gesellschaft eine der
wichtigsten Formen der Wahrnehmung und Formulierung kultureller und sozi-
alerUnterschiede sei (Gemdt 1988; Roth 1996; Heuberger 1999). Stereotypen
besitzen eine kognitive, eine affektiv-emotionale und eine verhaltenssteuemde
Komponente, sie sind unkritische Verallgemeinerungen, die gegen Überprü-
fung abgeschottet und gegen Veranderungen relativ resistent sind. Für die zu-
Ethnizitat - Perspektiven und Konzepte 63

nachst yor allem sozialpsychologischen Untersuchungen in diesem Feld war


eine wichtige Frage, wie diese stereotypen Bilder und der Verurteilungsgrad
der einzelnen Menschen wie auch ganzer Gesellschaften zu verandern sei en.
Der sogenannten »contact hypothesis« Gordon Allports zufolge vermindem
bestimmte Formen interethnischer Kontakte die Vorurteile (Allport 1954;
vgl. Forbes 1997). Ethnologen waren und sind demgegenüber weniger an den
psychologischen Konsequenzen als an der Reprasentation und Praxis dies er
Kontakte interessiert.
Eine andere Form der kulturellen Reprásentation der ethnischen Un-
terschiede und Gemeinsarnkeiten bzw. der ethnischen Iderititat bilden die
kollektiven Narrative. Viele Etpnologen, beeinflusst durch psychologische
und literaturwissenschaftliche Erzahltheorien im Zuge des linguistic tum,
meinen, dass das ethnische Gemeinschaftserlebnis - wie auch andere Gemein-
schaftserlebnisse - in áhnlichen Erzahlungen wurzelt, wobei die ethnischen
Unterschiede mit abweichenden narrativen Darstellungen ausgedrückt und ge-
schaffen werden. Die gemeinsame narrative Struktur organisiere die Erfahrung
der Einzelnen und versehe sie mit sozialer Bedeutung, das mache nicht nur
einige Dinge erzáhlbar und andere im Gegensatz dazu nicht, sondem versehe
bestimmte Narrative auch mit Macht, wahrend andere diskreditiert würden
(Bruner 1986; Bhabha 1990).
Bezüglich der Bourdieuschen Reprasentationstheorie wurde bereits weiter
oben die Bedeutsarnkeit der Symbole hervorgehoben. Bei den Nachfolgem
der symbolischen Anthropologie in der Ethnizitatsforschung werden nun jene
als ethnische Symbole gedeutet, die nach auBen die Differenz, nach innen die
Gleichheit und den Zusammenhalt bestimmter Menschen kommunizieren.
John Armstrong hat die Barthschen Thesen in Bezug auf ethnic groups and
boundaries weitergedacht, indem er konstatierte, dass die ethnischen Grenzen
besonders von Symbolen aufrechterhalten werden (Armstrong 1982). Ein
áhnliches Argument taucht bei dem Ethnologen Anthony P. Cohen auf, der
das Wesen jeder Gemeinschaftsbildung in der Erzeugung von Symbolen und
in der Bewahrung bzw. Reproduktion der gemeinsamen Bedeutungen dieser
Symbole sieht (A.P. Cohen 1985).
Wird Ethnizitat als Kommunikation kultureller Differenzen definiert, so be-
trifft dies nicht nur die Frage nach dem Inhalt und der Bedeutung, Kommunika-
tion bezieht sich vielmehr auch auf die Form, den praxeologischen und sozialen
Aspekt des Handelns. Damit ist die Frage aufgeworfen, wie die durch Institu-
tionen produzierten Narrative und Symbole der ethnischen Gemeinschaft unter
den Bedingungen alltaglichen Handelns eingesetzt und geschaffen werden, und
über welche Besonderheit die alltagliche Praxis der ethnischen Identifizierung
bzw. Differenzierung verfügt. Ausgangspunkt vieler neuerer ethnologischer
Ethnizitatsforschungen ist damit der Alltag bzw. ein Alltagsverstandnis, das
64 Margit Feischmidt

sowohl den gesellschaftlichen und historischen Kontext als auch das konkrete
Handein von Subjekten in den Blick nirnmt. Demnach stehen im Mittelpunkt
der Forschung: »Erfahrungshorizonte, Handlungsmuster und Selbstentwürfe
von Menschen. Damit entgeht die Forschung der Gefahr, Kultur, Sozialstruktur
oder Politik als verselbstandigte Kategorien zu begreifen, deren Vermittlung
und Gestaltwerdung auBer acht bleiben. Eine Alltagsforschung zu Ethnizitát
fragt vielmehr, wie ethnische Kategorisierungen vermittelt und genutzt werd en,
wie sie im taglichen Leben zur Geltung kommen und wie diese Alltagserfah-
rungen zu den materiellen und sozialen Strukturen einer Gesellschaft in Bezug
stehen« (Schmidt-Lauber 1998: 14). Stephen Cornell und Douglass Hartmann
konkretisieren das Erkenntnispotential wie folgt: »[I]t is in daily experience
that boundaries between groups often are most c\early drawn or most subtly re-
inforced. In day-to-day interactions, people enact their assumptions, conveying
messages about which identities are important to them and what those identities
mean« (Cornell/Hartrnann 1998: 184).
Wichtig sind in dieser Alltagsperspektive die Praxen und Interaktionen
von Individuen gleicher und verschiedener Loyalitaten, wofür oftmals die
theoretischen und methodischen Zugange des symbolischen Interaktionismus
angewendet werden. So ging auch der Barthsche Grenzbegriff davon aus, dass
die Interaktionen zwischen den Mitgliedern verschiedener ethniscber Gruppen
durch bestirnmte gesellschaftliche Regein, Vorschriften, Verbote und Sanktio-
nen gelenkt werden, we1che eine Begegnung in bestirnmten Handlungsberei-
chen erlauben, in anderen hingegen verhindern. Damit determinieren diese
Regein in bedeutendem MaBe auch den Ablauf der Interaktionen. Das Indi-
viduum verfügt trotzdem über eine relative Selbststandigkeit im Umgang mit
ihnen. Es ist fáhig, seine ethnische Identitát entsprechend der Situation bzw.
seiner Interpretation der Situation zu betonen (overcommunicate) oder zu ver-
bergen (undercommunicate) (Eriksen 1993: 31), die Bedeutung im Vergleich
zu seinen anderen Identitaten bzw. Loyalitaten zu steigern oder zu senken.
Somit ist die Bedeutung und Relevanz der Ethnizitát nicht in jeder Situation
gleich bzw. im Hinblick auf die gesamte Gesellschaft homogen. Vielmehr gibt
es Situationen, in denen sie bestirnmend ist, in anderen hingegen ist sie un-
bedeutend. Ebenso gibt es Menschen, die sensibler für ethnische Differenzen
sind und für die die eigene Gruppenzugehörigkeit wichtiger erscheint, wáh-
rend dies bei anderen weniger oder gar nicht der Fall ist (Feischmidt 2003).
Brubaker und seine Mitarbeiter behaupten in ihrer Monografie über everyday
ethnicity sogar, es gebe eine grundsatzliche Asyrnmetrie der subjektiven Er-
fahrung von Ethnizitat und damit eine relative Wichtigkeit derselben für die
Markierten, die Mitglieder der Minderheiten, im Vergleich zur nicht etiket-
tierten Mehrheit der Dominanten (Brubaker/Feischmidt/Fox/Grancea 2006).
Ein Teil der Bedeutungsunterschiede ethnischer od er ethnisch-interpretierter
Ethnizitat- Perspektiven und Konzepte 65

Phánomene kann auf die unterschiedlichen situativen Rahmenbedingungen


zurückgefuhrt werden (Okumara 1981), ein anderer Teil auf die individuellen
Lebensgeschichten und Erfahmngen.
In dies em Zusammenhang werden in letzter Zeit verstarkt auch die Be-
sonderheiten und Einflüsse hybrider Leben(swelten) betont. Die Analyse von
Identitatsnarrativen und -praxen von Individuen und Gemeinschaften, die sich
an mehrere ethnische oder nationale Traditionen gleichzeitig knüpfen, bilden
ein Forschungsfeld, auf dem sich die zuletzt erwahnte Mikro-Annáherung
der neueren Ethnizitatsforschung sowie die postmodemen Theorien treffen
(Werbner/Modood 1997; Hall 1994). Im Anschluss an Homi Bhabha versteht
Stuart Hall hybride Lebenswelten und Identitatsformen als »das Produkt mehre-
rer ineinandergreifender Geschichten und Kulturen. Menschen, die zu solchen
Kulturen der Hybriditát gehören, mussten den Traum und die Ambition aufge-
ben, irgendeine sverlorenec kulturelle Reinheit, einen ethnischen Absolutismus
wiederentdecken zu können« (Hall 1994: 218).

Ausblick
Ethnizitat ist ein analytisches Konzept der Sozial- und Kulturwissenschaften,
das die soziale Organisation kultureller Diversitat beschreibt und sich in ver-
schiedene methodologische und theoretische Richtungen verzweigt. Es handelt
sich um einen Begriff, der in den letzten Jahren ahnlich wie Klasse, Schicht
ader Gender zu einer zentralen soziokulturellen Kategorie avancierte. Ihre
Anwendung als analytische Kategorie fuhrt allerdings auch zur zunehmenden
gesellschaftlichen Prasenz bzw. politischen Instmmentalisiemng von Ethnos
im Sinne des statischen essentialisierenden Kultur- und Gmppenbegriffs.
Manche Sozialwissenschaftler behaupten deshalb, Ethnizitat sei heutzutage
eher ein Begriff der Anerkennungskampfe und als analytisches Konzept gar
unbrauchbar geworden. Andere, so auch die Autorin dieser Abhandlung, sind
der Ansicht, dass die Beschreibung, Analyse und Interpretation der sozial
verankerten Praxen und Prozesse der kulturellen Differenziemng und Ge-
meinschaftsbildung, die wir als ethnisch kennzeichnen, einen unerlasslichen
Teil der kultur- und sozialwissenschaftlichen Arbeit darstellt. Dafur müssen
die wissenschaftlichen Deutungen ethnischer Phanomene jedoch vom Alltags-
verstandnis abgegrenzt werden, so betonen auch Bmbaker (2004) und Eriksen
(1993). Durch Feldforschung, Beobachtungen und Interviews wie auch durch
reflexive Theoriebildung können wir in der Ethnologie die unterschiedlichen
Darstellungsformen und Konstruktionsprozesse von Ethnizitát erklaren und
damit sowohl die alltaglichen Narrative und Praxen der Differenzierung und
66 Margit Feischmidt

Identifizierung als auch die öffentlichen und politischen Diskurse »der Minder-
heiten«, »des Ethnischen« und »der Nation« dechiffrieren. Weiterhin verfügen
wir über die geeigneten theoretischen und methodischen Mittel, um ihren
Bezug zueinander zu verstehen und grundlegende Fragen gesellschaftlicher
Realitat zu beantworten.

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