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0. Definition, Einschränkung
z(x)
Gegeben sei eine DGL der Form y‘ = g(x,y) =
n(y)
dy z(x)
Dann gilt: y‘ = = , also n(y) dy = z(x) dx
dx n(y)
Die Variablen x und y wurden also getrennt (separiert).
Integriert man beide Seiten, so erhält man die Lösung der DGL (Beweis später mit
dem Integral einer Verketteten Funktion).
x
Beispiel 1: y‘ = g(x,y) = - (also z(x) = -x, n(y) = y)
y
dy x
dx y
y dy = -x dx
ydy = - xdx
y2 x2
=- + C1
2 2
Allgemeine Lösung der DGL lautet also : x2 + y2 = C (= 2C1)
für C>0 : Schar der Kreise mit Mittelpunkt M(0/0)
Bei y‘ = g(x,y) lässt sich jedem Punkt (x|y) ein Winkel zuordnen, so dass gilt:
y‘ = g(x,y) = tan (y‘ gibt ja Tangentensteigung in (x|y) an)
Eine Lösung der DGL y‘ = g(x,y) ist also eine Kurve, die in jedem ihrer Punkte die
vorgeschriebene Tangentensteigung hat.
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x
Beispiel 1: y‘ = g(x,y) = -, Definitionsbereich = 1-Ebene ohne x-Achse
y
Man betrachtet y‘ := k = konstant (zur Bestimmung der sog. Isoklinen)
x
k=-1: - = -1, für Punkte auf g-1: y = x ist also y‘=-1
y
x
k=1: - = 1, für Punkte auf g1: y = -x ist also y‘=1
y
x
k=0: - = 0, für Punkte auf g0: x = 0 (y-Achse) ist also y‘=0
y
x x
k≠0: - = k, für Punkte auf gk: y = - ist also y‘=k
y k
x
Die DGL y‘ = - wird also durch ein Richtungsfeld veranschaulicht.
y
x
Gleichung der Isoklinenschar lautet y = - für k≠0, bzw. x=0 für k=0.
k
Die Isoklinenschar ist also hier eine Geradenschar.
Gibt man eine bestimmte Anfangsbedingung P(x0|y0) vor, so ergibt sich
eine Lösungskurve der DGL, z.B. für x0=0, y0=1:
Man bestimmt nun die Konstante C in der allgemeinen Lösung: 0 + 1 = C,
also C=1. Diejenige Lösungskurve der DGL, die durch den Punkt P(0|1)
geht, hat also die Gleichung x2 + y2 = 1 (Einheitskreis mit M(0|0)).
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Lösung einer DGL mit TI 89 bzw TI Voyage
x
Beispiel 1: y‘ = g(x,y) = -
k
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Beispiel 2: y‘ = ky (k \ {0} )
dy dy
= ky, also = k dx
dx y
dy
y = k dx
kx + C1 C1
ln |y| = kx + C1, also |y| = e = C2 ekx (mit C2 = e +)
Für y>0 gilt daher y = C2 ekx , für y>0 gilt y = - C2 ekx
Für die Funktion y = 0 ist die DGL auch erfüllt.
Zusammengefasst:
Die Lösungsgesamtheit der DGL y‘ = ky ist y = f(x) = C ekx (C )
b) P(0|a) Graph Gf
Einsetzung der Koordinaten von P in Gleichung der Lösungsgesamtheit
bestimmt die Konstante C:
a = C e0 = C
Die Gleichung der gesuchten Kurve heisst also y = f(x) = a ekx
1 + x2 = - 1 + y2 + C
1 + x2 + 1 + y2 = C
(Verzicht der Auflösung der Gleichung nach y)
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Beispiel 4: Bestimme die Lösungsgesamtheit der DGL y‘ = x + y
Diese DGL ist nicht mehr separierbar. Es muss eine neue Methode
verwendet werden:
Substitution u:= x + y (u ist also eine Funktion von x)
Dann ist u‘ = 1 + y‘
Also gilt u’ = 1 + u Dies ist eine separierbare DGL für u
du
=1+u
dx
du
= dx
1+u
du
1 u dx
ln |1 + u| = x + C1
x C1 C1
|1 + u| = e = C2 e x (C2 = e +)
u = C ex - 1 (C )
Resubstitution: x + y = C e x - 1
Resubstitution: 3 + 4(3x + 2y + 1) = C3 e 4x
8y + 12x = C3 e 4x - 7
Also lautet die Lösungsgesamtheit der ursprünglichen DGL
y = C e 4x – 3 x – 7 (C )
2 8
Kontrolle durch Einsetzen in gegebener DGL:
Linke Seite: y‘ = 4C e 4x - 3
2
4x
Rechte Seite: 6x + 4(C e - 3 x – 7 ) + 2 = 4C e 4x - 3
2 8 2
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Verallgemeinerung: Jede DGL der Form y‘ = g(ax + by + c) kann mit Hilfe der
Substitution u := ax + by + c auf eine separierbare DGL in u und x geführt werden:
du
= a + by‘ = a + b g(u)
dx
du
= dx
a bg(u)
du
a bg(u) dx
Daraus entsteht eine Funktion u in Abhängigkeit von x und mit der Resubstitution
dann die Lösungsgesamtheit y = f(x) der ursprünglichen DGL.
Aufgabe: Bestimme die Differentialgleichung aller Kurven, die jede Hyperbel der
Schar xy = a (a ) rechtwinklig schneiden. Von welcher Art ist die zweite
Kurvenschar?
a a
Lösung: Für die gegebene Schar gilt: f(x) = , also f‘(x) = - 2 . Sei y = g(x) die
x x
Gleichung der gesuchten Schar. Im Schnittpunkt S(x|y) gilt:
a
Steigung m1 der gegeben Schar ist - 2 , Steigung m2 der gesuchten Schar
x
a
ist g‘(x)=y‘. Da m1m2 = -1, so gilt: - 2 y‘ = -1 und a = xy. Also lautet die
x
x2 x
Differentialgleichung für die gesuchten Kurven: y‘ = =
xy y
(Sie muss unabhängig von a sein, denn die gesuchte Kurve muss jede
Hyperbel der gegebenen Schar schneiden!)
Die Gleichung ihre Lösungsgesamtheit lautet y2 – x2 = C (selber!)
Dies sind Hyperbeln für C ≠ 0 und zwei Geraden für C = 0.
x
[Lösung der DGL y‘ = :
y
dy x y2 x2
= , also y dy = x dx, daher = + C1, also y2 – x2 = 2C1 = C ]
dx y 2 2
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2. Lineare Differentialgleichungen
Definition: Eine DGL 1. Ordnung heisst linear, wenn sie folgende Form hat:
y‘ = f1(x)y + f2(x) (*)
y‘ = f1(x)y heisst die zu (*) gehörende homogene DGL.
Ist f2(x) ≠ 0, so ist (*) eine inhomogene DGL.
Beispiele:
Beispiel 2: y‘ = ky f1(x)=k, f2(x)=0 Homogene: y‘ = ky
Beispiel 4: y‘ = y + x f1(x)=1, f2(x)=x Homogene: y‘ = y
Beispiel 5: y‘ = 4y + 6x + 2 f1(x)=4, f2(x)=6x + 2 Homogene: y‘ = 4y
Beispiel 6: y‘ = xy + x f1(x)=x, f2(x)=x Homogene: y‘ = xy
1 1 1
Beispiel 7: y‘ = y + sin x f1(x)= , f2(x)=sinx Homogene: y‘ = y
2 2 2
x x x
Beispiel 8: y‘ = -y + e x f1(x)=-1, f2(x)= e x Homogene: y‘ = -y
1dx
Beispiel 4: y‘ = y hat Lösung y = C e = C ex
4dx
Beispiel 5: y‘ = 4y hat Lösung y = C e = C e 4x
x2
xdx
Beispiel 6: y‘ = xy hat Lösung y = C e = Ce 2
1
1 x 2 dx
Beispiel 7: y‘ = y hat Lösung y = C e = Ce x
x2
1dx
Beispiel 8: y‘ = -y hat Lösung y = C e = C ex
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Da y0‘ = -1, so ist y0‘ = x + (-x – 1) = x + y0, d.h. y0‘ ist selber eine Lösung der
inhomogenen DGL (*).
Tatsächlich gilt die Verallgemeinerung:
Satz: Die Lösungsgesamtheit der inhomogenen DGL y‘ = f 1(x)y + f2(x) (*) erhält
man, indem man zur Lösungsgesamtheit der dazugehörigen homogenen DGL
y‘ = f1(x)y eine beliebige Lösung (partikuläre Lösung) y0 von (*) addiert.
Beispiel 5: y‘ = 4y + 6x + 2 (*)
Die homogene DGL y‘ = 4y hat Lösungsgesamtheit y = C e 4x
Partikuläre Lösung y0 = ?
Damit 4y und f2(x) = 6x + 2 ‚verrechenbar‘ sind, machen wir für y0 einen
linearen Ansatz: y0 = mx + q, m= ?, q = ?
Einsetzen von y0 und y0‘ = m in (*): m = 4mx + 4q + 6x + 2, also
x(4m + 6) + 4q – m + 2 ≡ 0 (für alle x)
Daher muss 4m + 6 = 0, folglich m = -1.5 und damit 4q + 1.5 + 2 = 0,
folglich q = - 0.875 sein. Es ist y0 = -1.5x – 0.875.
Die Lösungsgesamtheit der DGL (*) ist also
y = C e 4x – 3 x – 7
2 8
Dies entspricht auch der früher (s. Seite 5) hergeleiteten Lösung.
Beispiel 6: y‘ = xy + x (*)
x2
Die homogene DGL y‘ = 4y hat Lösungsgesamtheit y = C e 2
Partikuläre Lösung y0 = ?
Damit xy und f2(x) = x verrechenbar sind, machen wir für y0 den Ansatz:
y0 = k, k = ?
Einsetzen von y0 und y0‘ = 0 in (*): 0 = xk + x = x (k + 1) (für alle x), also
muss k = -1 ein. Es ist y0 = -1.
x2
Die Lösungsgesamtheit der DGL (*) ist also y = C e 2 - 1
1
Beispiel 7: y‘ = y + sin x (*)
x2
1
1
Die homogene DGL y‘ = y hat Lösung y = C e x
x2
Partikuläre Lösung y0 = ? Schwierig! Allgemeines Verfahren?
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Beispiel 8: y‘ = -y + e x (*)
Die homogene DGL y‘ = -y hat Lösungsgesamtheit y = C e x
Partikuläre Lösung y0 = ?
Damit –y und ex verrechenbar sind, machen wir den Ansatz
y0 = k e x
y0‘ = k e x = - k e x + e x , also 2k e x = e x (für alle x)
Also ist 2k=1, daher k = 0.5. Es ist y0 = 0.5 e x
Die Lösungsgesamtheit der DGL (*) ist also y = C e-x + 0.5 e x
Beispiel 9: xy‘ = x2 + y
1
y‘ = y + x mit x ≠ 0 (*)
x
dy y dy dx
Homogen: = also =
dx x y x
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Beweis: g(x) erfüllt die homogene DGL, also g‘(x) = g(x) f1(x)
f (x)
y‘0 = C‘(x) g(x) + C(x) g‘(x) = 2 g(x) + C(x) g(x) f1(x) = f1(x)y0 + f2(x)
g(x)
Also erfüllt y0 die DGL (*)
Natürlich wird das Verfahren der Variation der Konstanten zum Finden von y0 im
Prinzip nur dann benützt, wenn es keinen einfacheren Ansatz gibt. Als Übung sollen
nun aber doch unsere Beispiele mit diesem Verfahren betrachtet werden.
Beispiel 6: y‘ = xy + x (*)
Lösung mit Hilfe der Variation der Konstanten (selber!)
x2
Zur Kontrolle: C(x) = - e 2
1
Beispiel 7: y‘ = y + sin x (*)
x2
1
Der Ansatz y0 = C(x) e x
führt auf das zu (!) schwierige Integral
1
ex sin x dx
Beispiel 8: y‘ = -y + e x (*)
Lösung mit Hilfe der Variation der Konstanten (selber!)
2
Zur Kontrolle: C(x) = ex dx e2xdx 0.5e2x
Beispiel 9: xy‘ = x2 + y
Lösung mit Hilfe der Variation der Konstanten (selber!)
Zur Kontrolle: C(x) = x
3. „Homogene“ Differentialgleichungen
y
Definition: Eine DGL der Form y‘ = g( ) heisst „homogene“ DGL
x
Bemerkung: Der Begriff „homogen“ hat mit dem früheren Begriff ‚dazugehörige
homogene DGL‘ nichts zu tun!
y
Lösung: Die Substitution u:= x führt immer auf eine separierbare DGL in u und x.
(Ohne Beweis)
y
Beispiel 1: y‘ = 2 x + 1
2
Diese DGL ist auch linear mit f1(x) = x und f2(x) = 1. Es könnte also das
Lösungsverfahren von Kapitel 2 angewendet werden (selber!)
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y
Substitution: u:= x Also gilt y = xu und damit y‘ = u + xu‘
y‘ = 2u + 1 = u + xu‘ und damit u’x = u + 1
du 1
dx
u 1 x
Integration liefert ln |u + 1| = ln |x| + ln |C| =ln |Cx|
u + 1 = Cx mit C
y
Resubstitution: x = Cx - 1, also lautet die Lösungsgesamtheit der
ursprünglichen DGL y = Cx2 – x = x (Cx – 1)
y
y x x 1
Beispiel 2: y‘ = (für x ≠ 0)
y x y 1
x
y
Substitution: u:= x Also gilt y = xu und damit y‘ = u + xu‘
u 1
y‘ = = u + xu‘
u 1
u 1 1
Nach einigem Umformen ergibt sich du dx
u2 2u 1 x
2(u 1)
1
1 du dx
2 2 x
u 2u 1
– 1 ln |u2 – 2u – 1| = ln |x| + ln |C1| =ln |C1x|
2
1
u2 2u 1
2
C1x
1
u2 2u 1
C12x2
1
u2 2u 1 mit C
Cx2
y y2
1
Resubstitution liefert 1 2
2
x x Cx2
Die Lösungsgesamtheit der ursprünglichen DGL lautet also
y2 – 2xy – x2 = C
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Beispiel 3: Gesucht sind alle Kurven, die sämtliche dazugehörigen Ortsvektoren
unter dem gleichen Winkel 45° schneiden.
(vergleiche dazu auch die Lösung des Käferproblems
http://www.mathematik.ch/puzzle/puzzle21.php)
y y2
Resubstitution: arctan x = ln (|kx|( 2 + 1)0.5) = ln (|k| (y2 + x2)0.5)
x
y
Verwendet man Polarkoordinaten (r = x2 y2 , = arctan ), so gilt:
x
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dv
= -k dt
g
v
k
g
ln | v - | = -kt + C1
k
g
v- = C1 e-kt
k
g
v(t) = + C1 e-kt
k
Aus der Anfangsbedingung v(0) = 0 bestimmt man die Konstante C1:
g g g
v(0) = 0: + C1 e-k0 = + C1 = 0, also C1 = -
k k k
g dy
v(t) = (1 – e-kt) =
k dt
g g
Also ist y(t) = (1 - e
-kt
) dt = (t + 1 e kt ) + C2
k k k
Aus der Anfangsbedingung y(0) = 0 bestimmt man die Konstante C2:
g g
y(0) = 0: + C2 = 0, also C2 = -
k2 k2
Die Lösung der DGL mit den gegebenen Anfangsbedingungen lautet also:
g
y(t) = (t + 1 e-kt – 1 )
k k k
Bemerkung: Die DGL v = -kv + g kann natürlich auch mit dem Ansatz für
lineare DGL gelöst werden. Die Lösungsgesamtheit der dazugehörigen
homogenen DGL v = -kv lautet v = C1 e-kt. Eine partikuläre Lösung v0
erhält man durch den Ansatz v0 (= v ) = konstant.
g
Es gilt dann v0‘ = 0 = -k v0 + g, also v0 =
k
Die Lösungsgesamtheit der DGL v = -kv + g ist dann wie oben
g
v(t) = + C1 e-kt
k
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