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Peter Weibel { f i f § r f grafischen Beschreibung des netengesetze der pythagorâ-

Kosmos. Umweltspezlfische ischen Proportionslehre von


Spektral Musik Computermusik- statt computer- den musikalischen Harmonien
MUSICA. COSMOGRAPHICA immanente ist das Ërgebnis an, die von den ganzzahligen
Klang-Monument für Johannes dieser Klang-lnstallation. Proportionen (Verhâltniszahlen)
Kepler- - zwischen den schwingenden
Für die Griechen hatten die 5 und nichtschwingenden Ab-
TonînstaMation. Éine Y regelmâbigen Kôrper eine my- schnitten einer Saite ausgeht.
Inein.anderschachtelung von stische Bedeutung. Plato hatt.e Wenn zwei Abschnitte in der
akustischer-Nâhe und visueller 'die 5 regelmâGigen Kôrper (Te- Proportion '3:2 stehen und der
Feme, .v - traeder, _ Hexaeder, Oktaeder, lângere Abschnitt scbwingt, er-
Technische Assistenz: Ikosaeder, Dodekaeder), welche halten wir aïs Ton die Quint. Da
Franz Xaver Euklid im 13. Buch seiner „Ele- die Abstânde der Planetenbah-
Skulpturale Assistenz: Hans mente“ untersucht hatte, jenen nen, die Umlaufzeiten und die
Weigand irdischen Elementen zugeord- Bewegung der Planeten harmo-
net, welche die Materie der Welt nikalischen Proportionsgeset-
. ,. ; Ubi materia, ibi geometria; (J. K.)
.Ubi gèometria,- ibi musica. (P. W.) ausmachen. Das Feuer sollte zen zu gehorchen schienen,
dem Tetraeder, die Erde dem muGte es eine überirdische, nur
Diese ’ Klang-Skufptur ; bezieht Würfel, die Luft dem Oktaeder, für den Verstand intelligible
■ihr Ton mate ri al au s der Urnweit, das Wasser dem Ikosaeder und Sphârenmusik geben, welche
■in-sofern - îst sïé éine umwelt-' die Himmelsmaterie (der Àther) die Planeten auf ihren Umlauf-
spezifische Klangskulptur, was dem Dodekaeder zugeordnet bahnen begleitete und das Uni-
das Thema des Klangparks ist. sein. Deswegen nennt man versum erfüllte. Die „Spharen-
Diese- Installation bezieht aber heute diese 5 regelmâGigen harmonie'1 war gefunden: „Har-
niçht Tone -aus der Umwelt; die Kôrper platonische Kôrper. monice Mundi“ (Weltharmonik),
sie dann verstàrkt odef vër’ân- Kepler folgtë Platons Spur und 1619 publiziert. Friedrich Wil­
dert wiedergibt, Sondent sîe’ be­ glaubte, in den platonîschen- helm Herschels Entdeckung
zieht BILDER aus der Umwelt, Kôrpern den Schlüssel zum des Planeten Uranus im Jahre
und nicht-emmaf aus der unmit- Planetensysteni, dem „Myste- 1781 hat Keplers Erklârung der
telbaren Umwelt, sondern Bilder rium Cosmographicum11 (1596), Bahnradien durch die platoni­
aus einer weit ëntfernten, o.rbf- zu finden. Die Zahl der Planeten schen Kôrper zerstôrt, nicht
tàlèn-Urnweit. Diese Bilder wer- und ihre Abstânde von der Son­ aber die Idee der „Sphârenhar-
den tele- bz'w. satelliten-kbm- ne erklârte Kepler durch die monie“, deren Echo wir noch
muniziert. ' Was vo'r Ort ge- Ineinanderschachtelung der bei der Deutung des Atomauf-
schieht, ist 'die. Umwandlung fünf regelmâGigen platonischen baus in der Kreisbahn der Elek-
der Bilder in Tonë. Vor Ort Kôrper, welchen Kugeln einbe- tronen finden. Erwin Schrôdin-
horen. w ir diè..Tône, von. ;weit schrieben sind. Die Radien der gers Gleichung für die Elektro-
entferhten Bildern. Diesé unige- jeweiligen Kugelschalen ergâ- nen des Atoms, 1926 in seinen
bungs:spëzif!sche Umwândlung ben die 6 Sphâren, auf denen „Abhandlungen über Wellenme-
geschieht auf computerunter- sich die Planeten „sphârenhar- chanik" verôffentlicht, ist eine
stützter, digitaler Basis. Die monisch" bewegen. Die Qua- Übertragung von Pythagoràs’
umweltspezifischen Tône wer- drate der Umlaufzeiten' der Pla­ Harmonienlehrer schwingender
den mit Hilfe eines Computers neten verhalten sich wie die zweidimensionaler Saiten auf
erzeugt clessen Programm so- Kuben der Abstânde der.Plane­ die Schwingungsformen des
wohl die' visuellen Daten in ten von der Sonne. Dieses dritte dreidimensionalen Atoms. Wie
akustische Daten umwandelt Keplersche Gesetz, nach eige- nur gewisse Frequen'zen bei
âls aUch die Klang-Komposition nen Angaben am 15. Mai 1618 Pythagoras môglich waren, so
des Synthesizers rechnerisch (in Linz) entdeckt, verglich die sind auch nur bestimmte
steûert. Es; handelt sich. also Proportionen der Umlaufzeiten Schwingungsformen des Elek-
um berechnete Musik, MUSICA zweier Planeten mit den Pro- trons im Atom môglich und jede
COMPUTA. ‘ .Diese. Computèr- portionen der mittleren Abstân- dieser Schwingungsformen ent-
Musik 'ist aber gleichzeitig MU- de, der Bahnen selber. spricht einer genau festgeleg-
SiCA COSMOGRAPHICA, denn ten Energie, die beim Übergang
sie bezieht ihr Materia! aus der Dadürch nâherten sich die Pla- von einer Schwingungsform in
die andere als ejektromagneti- h-\ y Sl-c M. -. n » ffcA p-« ..
sche Strahlung das Atom ver-
Iâi5t. „Was wir.heutzutage aus
der Sprache der Spektren her-
aushôren, ist eine wirkiiche
Sphârenmusik. des Atpms, ein
Zusammenklingen ganzzahliger
Verhâltnisse. . . .A i le ganzzah-
ligen Gesetze der SpektralJinien.
und der Atomistik flieGen letz- .
ten Endes aus der Quanten­
theorie. Sie ist das geheimnis-
volie Organon, auf dem die
Natur die Sphârenmusik
spieit.. schreibt Arnold
Sommerfeld in ,;Atombau iind
Spektrallinien” .(1931). Éine
Sphârenmusik ist . also :
durchaus nocb môglich, insbe-
sondere in Linz, wo Johannes; 5 LAUT$1^-HS«fsÀvc€^
Kepler die Jahre 1612 bis 1626
verbracht und die fünf Bûcher
seiner „Weltharmonik“ ge-
schrieben hat.

Die ldee derS.phârenmusik wird


beim Wort genommen und Mu­
sik von der Atmo-Sphâre direkt
abgeleitet.

1) Ein Wettersateilit namens


Meteosat ;
sendet seine digitalen - Bilder
(800 x 800 Bildpunkte pro Bild)
von der Erde und von ihrem
atmo-sphâriscfien Zuçtand di­
rekt aile halben . Stunden-,zu
einer im Donaupark statidriier-
ten Satelliten-Antenne. Diese
Antenne leitet die Bilder weiter
zum Bildschirmspeicher des
Computers, an den ein Monitor
angeschlôssen ist, auf dem die­
se Erd-Bilder (Kontinente, Wol-
ken) zu sehen sind. ■ .

2) Dieser Monitor
befindet sich in der Erde,' von
einer Giasplatte überdeckt Der T||£ - f ' LA vîSnvEC W /U irl/ueiv'
Betrachter steigt auf eine-PJatt- .. ■ o»i :
form und dann auf die Giasplat­ • ffwTA 'iW M
te über dem TV-Apparat: Wenn
er auf den Bildschirm blickt,
blickt er direkt in das Erd- 5 .. ' ■

I
digitalen (Satelliten-)Bilder wer-
den also im Arbeitsspeicher
des Computers in digitale Tône
umgewandelt, indem das Pro-
gramm die Kurven-Werte als
musikalische Parameter für ei-
nen Synthesizer verwendet.

4) Eîn Synthesizer. /'


Ein externaiisiertes, im Ail fret f§
schwebendes Auge, das wie ein ||
Planet die Erde umkreist, die f|
Satelliten-Kamera, liefert Bilder
der Erde, die im TV-Schirm als S
Linien von Punkten aufgebaut |1
werden. . Diese Scan-Lines,
gleichsam ’ Spektrallinien der
Bilder, tastet der Computer ab (t
und verwendet sie als Grundla- ||f
gen für die musikalische Kom-
innere, in das Zentrum der t r - 3) Ein Computer. position. Als zweiter musikali-
de, auf der er. steht. Sein Blick Ein künstliches Auge (Satellit) scher Parameter dienen die !§§
aber hat eine Position weit jen- beschreibt den Kosmos, liefert Spektralfarben. Die - Farben ' r
seits der Erde. De.r Mensch uns Bilder vom (atmo-)sphâri- (Weil3- und Grau-Werte) des
steht auf .der Erde, sein Auge schen Zustand der Erde. Ein in Wolkenbildes ândern sich nâm-
aber fliegt gleichsam über der den orbitalen Sphâren sich be- lich - computergesteuert - -
Erde. Kôrperliche und -visuelle wegendes Auge liefert „kosmo- stândig, es kônnen die Bilder
Wahrnehmung sind gespalten, graphische“ Sphâren-Bilder, computergesteuert eingefârbt
Er ist ; gleichzeitig anwesend die wir hier auf der Erde (in werden. Diese visuellen Para- lil;
(Korper) und abwësend (Auge). Linz) mit einer Antenne empfan- meter (Kurven-Wellen und
Live nimmt. der Betrachter Bil- gen und auf einem Fernseh- Farb-Werte) werden vom Com- ff
der der Erde wahr, die er ei- Schirm wiedergeben. Diese vi- puter in akustische umgesetzt
gentlich nur- sehen kônnte, suelle, graphische Beschrei- und für eine Komposition be-
wenn er sich auüerhalb der bung des Kosmos, der (Atmo-) nützt. Das sich stândig verân-
Erde befande. Er. blickt in die Sphâre verwandelt ein Compu- dernde Wetterbild der Erde lie- -
Erde,' aber glëichzeitig live auf ter in eine akustische Beschrei- fert ein sich stândig verândern- ■;
die Erde von auüen. Er steht auf bung der Sphâre: Musica Cos- des Klangbild. Das Computer-
der Erde, aber was er sieht, ist mographica entsteht. Die Bilder programm, das die visuellen, ||
die Erde, Tausende Kilometer der irdischen Sphâre im TV- digitalen Werte des Wetterbil-
entfernt. Der vom Korper dislo- Sphirm, die sich stândig an- des in akustische digitale Werte 11
zierte Blick ist ein doppelter dern, erzeugen computerunter- umgesetzt hat, steuert die mu-
Blick (vom realen Augé und stützt eine sich stândig ândern- sikalischen Parameter (wie ||
vom Prothesen-Auge). Zwei Bil- de „Sphâren“-Musik. Im Bild- Tonhôhe, -dauer, Klangfarbe f§
der und ■zwei- Empfindungen schirmspeicher des Computers etc.) im Synthesizer. Dadurch ||
steffen sich ein:-auf der Erde zu konnen die ietzten elf Bilder entsteht computerunterstützte
sein und nicht zu sein, in die des Meteosat gespeichert wer- Musik, die aus dem Sphâren- §f
Erde zu schauen und àuf die den. Die Spektral-Werte dieser kosmos (in Form von Wetter-
Erde zu schauen, Gefangener Wolken-Bilder (Weii3-, Grau- Bildern) gewonnen wurde. Die
der Gravitation, festgeklebt an- Werte) ergeben Kurven, die von Synthesizer-Kiànge gehen dann
die Erde, und Triumphator über einem eigens hergestellten.Pro- über Verstârker zu den Laut-
die Graviîation, .freisabwebend ..gramm in akustische Kurven sprechern in den „kontinenta-
im.'Râüm, zu'sëiri.' ' ■ ' (Weilen) umgesetzt werden. Die len“ Sâulen.

11.8
Franz Xaver Es lassensich die Bilder mittels -. me des GesaBes erzeugt mittels
der herkômmlichen-.Méthode, ; Elektronik 'einen Ton. Mit die-
RadioArtives der kontinuierl.ichen Geschwin- sem akustischen Signal wird
Konferenzmobel digkeit und dér Verschiedenheit direkt der ElektronenstrahI ge-
der Lichtimpulse darstellen. !n lenkt und gesteuert. Die Elektro-
Akustische Umsetzung der Ge- mehrschichtiger- Wéise kbnnen nenywerden somit auf das Ge-
sâBwârme der Konferenzteil- auch .parailele-Bilder .(Informa-.-saB gefeuert. Der Tisch stelit
nehmer tionen) mittels Geschwindigkeit, ' die Koppelung der vier Hocker
Visuelle Gegenkoppelung der Richtung und Farbgehalt des akustisch und visuell her.
Tone Elektronenstrahls. v: dargèstellt . Fremdeinflüsse - die eines Ta-
w,erden,..B£i.,4eby>râdjc^^^
K onferen^ol^ïïjyÿÊ êra^ " Signalflüsse
Die optischen Eigenschaften akustièchéf ' Sfghaie-birëIfr’tn if :manùëli: eingeschIëiïst werden.
der Bildrohre lassen sich durch Geschwindigkeit, Richtung und. Di.ese Art. Hochgeschwindig-
Anbau verschiedener Polyester- SchwarzwèîBgehalt des Elektro--. • keitsarbeit, Schwingungen mit
formen und der richtigen Aus- nenstrahts zu ei'nem- neuen Biid - Hilfe . ; einer hôherwertigen
wahl des Bildschirmausschnit- geform't. Die akustischen Signa- - Schwingung- aufzuafbeiten, wird
tes in eine Skulptur wandeln. le werdcn zum einen innerhalb in don letzten Jghr.en meiner
Diese Vakuumrôhre mit der da- der Sitzgelegenheiten' : mittels ", Arbeit immerdeutiichër. Instal-
zugehorigen Elektronik bewirkt Wârme, zum anderen • - im/. lationen -mit Laser haben ge-
eine Verschiebung der IVLaterie Randbereich - .dër Installation zeigt. daB dieses .Medium zu
innerhalb des Objektes. Die von einer AuBenperson. (Cas- stark : eine •. Richtung . benotigt.
Skulptur wird somit nicht mehr settendeckj erzeugt; ■■■»• * Der Elektro nenstrah I bietet in
zum statischen Objekt In die- • sei ner- Formbarkei t - mittels
sem Sinn Iâl3t sich auchdas Die . Bildrohre .aïs -Sitzgelegen.-: - magnetischer und : elektrischer
âuBere Erscheinungsbild durch heît. - t Felder-als variablerès Medium
physikalische. ■ Gegebe.nheiten In sich geschlossene Kretsiâufe an. hVerschiedene Kombinatio-
verschieben. " innerhaib der Hocker. Die'War- • nen,TForm des Bildschirmaus-

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