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1 Integration im R2

1.1 Das Volumen im R3

Wir wollen das Volumen zwischen dem Graphen einer Funktion f : D ⊂ R → R und der
x − y−Ebene bestimmen. Dabei werden, wie bei univariaten Funktionen, die Teile oberhalb
der x − y−Ebene positiv und unterhalb negativ gezählt.
Beispiel: Die Funktion f : [0, 2π ) × [0, 1] → R, f ( x, y) = sin( x ) hängt nicht von y ab.

Das Volumen sollte also 0 sein, da der Graph, wegen der Symmetrie der Sinusfunktion, zu
gleichen Teilen oberhalb und unterhalb der x − y−Achse liegt.
Die Idee ist nun, für eine ist nun für D ⊂ R2 und f : D → R den Definitionsbereich D in
Kurven aufzuteilen und für diese Kurven das Linienintegral für f zu bestimmen. In einem
zweiten Schritt werden all diese Flächen “aufgesammelt” durch ein weiteres Integral.
Dies ist motiviert durch folgende Interpretation des Integrals f : [ a, b] → R. Fassen wir die
Punkte zwischen dem Graphen von f und der x −Achse auf als Vereinigung aller Strecken
von ( x0 , 0) nach ( x0 , f ( x0 )) für alle x0 ∈ [ a, b] auf, so ist die Streckenlänge (oberhalb der
x −Achse positiv, unterhalb negativ gezählt):
Z f ( x0 )
f ( x0 ) − 0 = 1dt
0

und Z b Z b  Z f ( x0 ) 
f ( x0 )dx0 = 1dt dx0
a a 0

Erinnerung: Für eine ndBp Kurve γ(t) : [ a, b] → Rn , |γ0 (t)| = 1 für alle t ∈ [ a, b], ist das
Linienintegral erster Art für eine Funktion f : R → R definiert als
Z Z b
f (s)ds = f (γ(t))dt
γ a

Ist γ(t) eine beliebige Kurve, so gilt:


Z Z b
f (s)ds = f (γ(t))|γ0 (t)|dt
γ a
R
Bemerkung: Ist F eine Stammfunktion von f (γ(t)), so gilt γ f (s)ds = F (b) − F ( a). Das
Linienintegral hängt also nur ab von den Werten der Stammfunktion an den beiden Stellen
a und b.
Beispiel: Ist γ(t) = r (cos(t), sin(t)) für t ∈ [0, 2π ), und f ( x, y) = h , so beschreibt
(r cos(t), r sin(t), h) einen Kreis mit Radius r in Höhe h. Es ist
Z Z 2π
h(s)ds = hrdt = 2πhr
γ 0

also die Mantelfläche des Zylinders mit Radius r und Höhe h.


Definition: Eine treue Parametrisierung von D ist eine Kurvenschar γα (t), α ∈ [cα , dα ], t ∈
[ a, b], so daß |γα0 (t)| = 1 für alle t ∈ [ a, b] und es gilt:

|γα (t) − γβ (t)| = |α − β|

Weiter gelte für jedes ~x ∈ D: Es ist ~x = γα (t) für genau ein α ∈ [c, d] und t ∈ [ a, b].
   
x0 0
Beispiel: i) Ist f : [ a, b] → R, dann gilt für festes x0 : γx0 (t) = +t für
0 1
   
x0 0
t ∈ [0, f ( x0 )] ist die Verbindungstrecke zwischen und . Es ist |γx0 (t) −
0 f ( x0 )
R R f (x )
γx1 (t)| = | x0 − x1 |. Es ist die Bogen länge von γx0 gleich γx 1ds = 0 0 1dt = f ( x0 ).
0
Summiert man alle diese Bogenlängen mit dem Integral
Z b
f ( x0 )dx0
a

auf, so ist das das gewöhnliche Integral.


ii) Ein Kreis mit Radius r um ~0 ist durch r (cos( ϕ), sin( ϕ)), ϕ ∈ [0, 2π ) parametrisiert.
Allerdings ist dies keine Parametrisierung nach der Bogenlänge. Deshalb betrachten wir
γ(t) = r (cos(cos( 1r ϕ), sin( 1r ϕ)), ϕ ∈ [0, 2πr ). Dann ist
Z 2πr
1 1
Z
f (s)ds = f (r (cos( ϕ), sin( ϕ))dϕ
γ 0 r r

Nun ist
γ( ϕ0 )
Z 2π ·r Z 2π
ϕ
f (γ( ))dϕ = rf( )dϕ0
0·r r 0 r

denn, wegen der Kettenregel für univariate Integrale, gilt: Ist y = xr , so ist dy = 1r dx und
Z b ·r x Z b
f dx = f (y)rdy
a ·r r a

Außerdem ist |γ0 (t)| = 1.


Darüberhinaus haben Kreise mit Radien r1 und r2 um ~0 für jedes ϕ den gleichen Abstand.
~
Also  um 0 mit Radius R treu parametrisiert durch die Kurvenschar γr ( ϕ) =
 ist der Kreis
1
cos ϕ
r r  
sin 1r ϕ
   
x 0
iii) Eine Rechteck R := [ a, b] × [c, d] ⊂ R2 wir durch γx (t) = +t für t ∈ [c, d]
0 1
treu parametrisiert. Für eine Funktion f : R → R gilt:
Z b Z  Z b Z d

γx (t)dt dx = f ( x, t)dt dx
a a c

Definition: Ist D ⊂ R und D durch γα (t), α ∈ [ a, b], t ∈ [c, d] treu parametrisiert, so definie-
ren wir Z Z b Z d 
f ( x, y) := γα dt dα
D a c

Konvention: Um Klammern zu sparen, werden iterierte Integrale “von innen nach außen”
gelesen, also
Z bZ d   Z b Z d
f ( x, y) dydx = f ( x, y)dy dx
a c a c
 
x
Beispiel:i) Sei D = { | x2 + y2 ≤ R}, f : D → R, f ( x, y) = 1. Wir hatten oben eine
y
treue Parametrisierung von Kreisen gesehen, mit der ist:
Z R Z 2π Z R
1
Z
f ( x, y) = 1 · rϕr dr = 2πr dr = 2π r2 |0R = πR2
D 0 0 0 2

also die Fläche des Kreises mit Radius R.


ii) Ist D = [ a, b] × [c, d] und f : D → R, f ( x, y) = 1, so gilt
Z Z bZ d
f ( x, y) = 1 dtdx = (d − c)(b − a)
D a c

also die Fläche des RechtecksD


 
x
| x2 + y2 ≤ R}, f : D → R, f ( x, y) = R2 − x2 − y2 , d.h. der Graph
p
iii) Sei Sei D = {
y
von f ist die obere Halbkugel der Kugel um ~0 mit Radius R. Dann gilt:
Z q Z R Z 2π q
R2 − x 2 − y2 = R2 − r cos( ϕ) − r sin( ϕ)r dϕdr
D o 0

Z R Z 2π p
1
=− R2 − r2 (−2r ) · dφdr
0 0 2

Mit der Substitution s = g(r ) = R2 − r2 erhalten wir:

1 2 √ 3 √ 23
Z 0√
2
−4π sds = −2π · · ( 0 − R ) = πR3
R2 2 3 3

also das Volumen der halben Kugel mit Radius R.


Das obige zeigt den folgenden
Satz: i) Integration über Rechtecke: Ist R = [ a, b] × [c, d] ein Rechteck, f : R → R, so gilt
Z Z bZ d
f ( x, y) = f ( x, y)dydx
R a c

ii) Integration in Polarkoordinaten: Ist D = {(r, ϕ)|r1 ≤ r ≤ r2 , ϕ1 ≤ ϕ ≤ ϕ2 } ein “polares


Rechteck”, so gilt:
Z Z r2 Z ϕ2
f ( x, y) = f (r cos( ϕ), r sin( ϕ))r dϕdr
D r1 ϕ1

Achtung: Beim Übergang zu Polarkoordinaten nicht den Faktor r vergessen!


Hinweis: Bei diesen Integraltypen dürfen die Integrale vertauscht werden, was manchmal
eine Berechnung erleichtert bzw. überhaupt erst möglich macht.
Beispiel:Ist f ( x, y) = 2x und R = [0, 1] × [0, 3], so ist F ( x, y) = x2 y. Der Graph vom f und
das Rechteck R beschreiben also ein Prisma.
 
Dessen Volumen ist 21 · 1 · 2 · 3 = 3. Es ist

y =3
x2 y| xx= 1 2
=0 | y =0 = (1 − 0 ) · (3 − 0 ) = 3

Weiter ist
Z 1Z 3 Z 1 Z 3Z 1
6
2xdydx = 2x (3 − 0)dy = x2 | xx= 1
=0 = 3 = 2xdxdy
0 0 0 2 0 0

Beispiel: Wir betrachten unser Beispiel vom Anfang: f : [0, 2π ) × [0, 1] → R, f ( x, y) =


sin( x ) . Dann ist
Z Z 2π Z 1 Z 2π
y =1
f ( x, y) = sin( x ) dydx = − cos( x )y|y=0 dx
R 0 0 0
Z 2π
= − cos( x )dx = 0
0
R
Satz: Das Integral D f ( x, y) ist nicht abhängig von der Art der treuen Parametrisierung von
D.
Satz: Ist f : [ a, b] × [c, d] → R von der Form f ( x, y) = g( x )h(y) , so gilt:
Z Z b Z d
f ( x, y) = g( x )dx · h(y)dy
R a c

RbRd RbRd Rb Rd Rb
Gund: a c f ( x, y)dxdy = a c g( x )h(y)dydx = a g( x ) c h(y)dy = a g( x )dx ·
Rd
c h ( y ) dy
2
Beispiel: Die Funktion f ( x ) = e− x besitzt keine Stammfunktion, die man aufschreiben
R∞ 2
könnte. Man kann sich aber wie folgt behelfen: Sei E := −∞ e− x dx. Dann gilt:
Z ∞ Z ∞ Z ∞ Z ∞
− x2 − y2 2 + y2
E = 2
e dx · e dy = e− x dxdy
−∞ −∞ −∞ −∞
Der Übergang zu Polarkoordinaten liefert:
Z ∞ Z 2π Z ∞  
−r 2 −r 2 1
e r dϕdr = 2π e (−2r ) · − dr
0 0 0 2

Dies liefert mit der Substitution t = −r2 , also dt = −2rdr:


Z −∞
−π et dt = π (e0 − e−∞ ) = π
0


Also erhalten wir: E = π
Definition: Eine Bereich D ⊂ R2 der Form D = {( x, y)| a ≤ x ≤ b, u( x ) ≤ y ≤ v( x ) für
Funktionen u, v : [ a, b] → R
heißt Normalbereich bezüglich der x −Achse.
Satz: Ist D ein Normalbereich bezüglich der x −Achse und f : D → R, so gilt
Z Z b Z v( x )
f ( x, y) = f ( x, y)dydx
D a u( x )
   
x 0
Grund: Sei Wir betrachten γx (t) := f +t für t ∈ [u( x ), v( x )]. Dann ist γ
0 1
eine treue Parametrisierung von D und es gilt:
Z Z bZ Z b Z v( x )
f ( x, y) = f (s)ds = f (γ(t))dt
D a γ a u( x )

Z b Z v( x )
= f ( x, t)dtdx
a u( x )

Achtung: Hierbei dürfen die Integrale nicht vertauscht werden.


R1Rx R1
Betrachten wir zum Beispiel 0 x2 1dydx = 0 x − x2 dx = 21 x2 − 13 x3 |10 = 21 − 13 = 16
Rx R1 Rx
Vertauschen wir jedoch die Integrationen so erhalten wir : x2 0 1dxdy = x2 1dy = x2 − x,
also keine konkrete Zahl, so daß das keinerlei Sinn ergibt.

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