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H.H.-J.

Panassjuk

DEUTSCHLAND
Imnd und Leute
X. Г.-И. Панасюк

ГЕРМАНИЯ
Страна и люди
Издание 2-е, исправленное

Минск
«Вышэйшая школа»
1998
У Д К 8 0 3 .0 :9 0 8 .4 3 0 ( 0 7 5 )
ББК 8 1 .2 Н ем -922
П 16

Панасюк X . Г.-И.
П 16 Германия: Страна и лю ди.— 2-е и зд ., исправл.—
Мн.: Выш. ш к., 1 9 9 8 .— 365 с.: ил.
ISB N 985 06-0376-3.

П особие адресовано студентам педагогических вузов и ш ирокому кру­


г у читателей, соверш енствую щ их свои знания по немецкому язы ку и ин­
тересую щ ихся историей, культурой, бытом и традициям и народов Герма­
н и и , географией страны и ее достопримечательностями.

Б Б К 8 1 .2 Н ем-922

© X . Г .-И . Панасюк, 1996


© Оформление. И здательство
«Выш эйш ая ш кола», 1996
© X . Г .-И . П анасю к ,
IS B N 9 8 5 -0 6 -0 3 7 6 -3 и сп р авл ен и я , 1 9 9 8
INHALTSVERZEICHNIS
П р ед и с ло в и е........................................................................

B u n d esrep u b lik D e u ts c h la n d .............................................................................................. 7


G eographische Lage der BR D . Staatsaufbau der B undesrepublik D eutschland.
E tw as aus der G eschichte. D ie deutsche Sprache. D ie M enschen. Schu lsystem
der D eutschen Bundesrepublik

B e r l i n .......................................................................................................................................... 17
B erlin. D er Berliner. U n ter den Linden. Bummel durch B erlin. K lein-Istanbul.
H einrich Zille

S a c h s e n ...................................................................................................................................... 33
Land Sachsen. Etw as aus der G eschichte. Dresden. R undgang durch Dresden.
Leipzig. „Mein L eip zig lob ich m ir“. Thomanerchor. B urg Stolpen. W eißes
Gold. G ret Palucca. D as E rzgebirge. E s klappert die Mühle am rauschenden
Bach

T h ü r in g e n ............................................................................
Land Thüringen. E tw as aus der G eschichte. D er Thüringer. E rfurt.
Sp aziergan g durch E rfurt. Leutenbcrg. Lauscha. Friedrichroda. „Einsteigon
bitte!“. W eim ar. Zwicbelmarkt in W eim ar. Friedrich S ch iller. Thüringer W ald.
Gehn m ’r w eng 'rüber

B a y e r n ......................................................................................................................................... 83
Land Bayern. D er Bayer. M ünchen. Spaziergang durch M ünchen. Der
M ärchenkönig. G arm isch-Partenkirchen. Bad Tölz. W asserburg. B ertolt
Brecht. B ayerische A lpen. Tanz rüber, tanz nüber

B r e m e n ....................................................................................................................................... 105
Brem en. Etw as aus der G eschichte. Der Brem er. Schnorr-V iertel. D ie H anse.
Brem er H afen . Bremer Stad tm usik anten. K ein Feuer, keine K ohle

H a m b u r g .................................................................................................................................... 121
H am burg. E tw as aus der G eschichte. Spaziergang durch H am burg. A bends ins
Theater. H am burger A llerlei. F elix M endelssohn Bartholdy. Ick h e ff m ol en
Ham borger Voerinaster sehn

B ra n d e n b u rg ............................................................................................................ 135
Land Brandenburg. Etw as aus der G eschichte. P otsdam s M useen. Spaziergang
I N H A L T S V E R Z E IC H N IS

durch P otsdam . Ein preußisches Symbol. Die Tafelrunde. K olonie


Alexandrow ka. Frankfurt an der Oder. Cottbus. Erwin Strittm atter. Zwei
kleine S c h iffe . Zwei Stühle. Spreewald. Es waren zw ei K önigskinder

M ecklenburg-V orpom m ern 155

Land M ecklenburg-Vorpommern. D er M ecklenburger. Spaziergang durch


Schw erin. W ism ar. Stralsund. A lles Glück dieser Erde. H einrich Schliem ann.
Die M üritz. H iddensee. E s dunkelt schon in der H eide

B aden-W ü rtte m b e rg 173

Land Baden-W ürttem berg. Etwas aus der G eschichte. D as Vesper. S tu ttgart.
Stadtbum m el. D ie Kehrwoche. P forzheim . Baden-Baden. K arlsruhe. H aus der
Lieder. D as V olkslied. A lbrecht-L udw igs-U niversität. D ie K uckucksuhr.
W ilhelm Schickard. Schwarzwald. Schwarzwälder. Schw arzwaldhaus. W enn
alle Brünnlein fließen

H e s s e n ..................................................................................................................................... 201

Land H essen. D ie H essen. W iesbaden. Stadtbum m el. W iesbadener A llerlei.


Frankfurt am Main. Frankfurts Gründung. M arburg. Johann W olfgang
G oethe. D ie R hön. Schön is t die W elt

N ie d e rs a c h s e n ................................................................................. 221

Land N iedersachsen. Etwas aus der G eschichte. Die N iodersachsen. H annover.


Stad tru nd gang. H annover A llerlei. Stade. Lüneburg. G öttingen. „G änseliesel“.
Carl Friedrich Gauß. Lüneburger H eide. K ein schöner Land

N o rd rh e in -W e s tfa le n ......................................................................................................... 241


Land N ordrhein-W estfalen. Etw as aus der G eschichte. D er N ordrhein-
W estfa le. Düsseldorf. D ie „Kö“. K öln. „Fastelovend“. Bonn. H einrich H eine.
Ein populäres Genre. M ünsterland und N iederrheinisches T iefland. W as m acht
der Fuhrm ann

S a c h s e n - A n h a lt.................................................................................................................... 250
Land Sachsen -A nh alt. Etw as aus der G eschichte. M erseburger Raben. 8
B runos. M agdeburg. Stadtbum m el. D essau. H alle. W itten berg. Georg Friedrich
Händol. H arz. So treiben w ir den W in ter aus

R h e in la n d -P fa lz .............................................................. 279

Land R h ein lan d -P falz. Etw as aus der G eschichte. M ainz. Stadtrundfahrt.
K oblenz. W orm s. Trier. „Kröver N acktarsch“. Johann Gutenberg. P fa lz . Ein
Jäger aus K urpfalz

S a a r l a n d ................................................................................................................................. 297

Saarland. Etw as aus der G eschichte. Die Saarländer. Saarbrücken. R undgang.


Saarbrücker A llerlei. Garten der Freundschaft. Sankt W endel. V ölkingen.
M ettlach. Bauernmädchen aus F echinger. Berühm te P ersönlichkeiten des
Saarlandes. Saarländer Landschaft. E s blies ein Jäger wohl in sein Horn
IN H A L T S V E R Z E IC H N IS 5
Schlesw ig-H olstein 315
Land Schlesw ig-H olstein. E tw as aus der G esch ichte. Schlesw ig-H olsteiner.
K iel. Stadtrundgang. K ieler A llerlei. Lübeck. C uxhaven. F lensburg. Till
E ulenspiegel. Theodor Storni. K necht R upprecht. „Schim m elreiter“. N ordsee.
G eh zeiten. A de zur guten N acht

T r a d itio n e n ............................................................................................................................ 341


Die H och zeit. W eih n aeh tsfest. P flau m en toffel. O stern. W etterregeln und
Bauernsprüche

Worterklärungen .... 354


Person en Verzeichnis 360
Quellenverzeichnis .. 364
ПРЕДИСЛОВИЕ

Пособие предназначено для студентов педагогиче­


ских высших учебных заведений и широкого круга лиц,
изучающих немецкий язык. Темы и тексты знакомят с
культурной жизнью, историей Германии, географией и
традициями страны. Тематика пособия призвана способ­
ствовать развитию интереса к стране изучаемого языка,
а также оказывать воспитательное воздействие на сту­
дентов в духе гуманизации их мировоззрения.
Настоящее пособие состоит из 18 тем. В первой теме
дается общая характеристика Германии. Последующие
16 тем рассказывают об истории земель, их диалектах, о
городах, природе и выдающихся личностях этих земель.
Используются также народные песни, так как именно
они раскрывают характер народа. Тексты, включенные
в последнюю тему, знакомят читателя с бытом и тради­
циями Германии.
Основная цель книги — развитие умений и навыков
понимания текстов и разговорной речи. Упражнения
направлены на развитие умения извлекать требуемую
информацию и прогнозировать содержание текстов,
комплексное применение приемов чтения, проверку по­
нимания прочитанного, ведение диалогов по заданной
теме и т. д. Задания к текстам призваны, с одной сторо­
ны, обеспечить проникновение в содержание текста, с
другой — побудить к обсуждению проблематики, выхо­
дящей за пределы текста.
В конец пособия вынесены примечания, поясняющие
некоторые слова, словосочетания и предложения, там
ж е дается именной указатель.
Предлагаемые тексты можно использовать выбороч­
но, независимо друг от друга; решающим является ин­
терес изучающих, уровень их знаний и их языковые
умения.
Авт ор
ЗйпкщериЫй
DEUTSCHLAND
Größe:
3 5 7 0 0 0 qkm

Einw ohnerzahl:
ca. 80,0 Millionen

H auptstadt:
Berlin
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Bücher , Hörbücher und Hörspiele auf Deutsch

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, wann die m eisten B undes­
länder entstanden!

GEOGRAPHISCHE LAGE DER BRD


D ie Bundesrepublik Deutschland liegt im Herzen Europas. Sie ist
umgeben von neun Nachbarstaaten: Dänemark im Norden, den
Niederlanden, B e lle n , Luxemburg und Frankreich im W esten,
der Schweiz und Österreich im Süden und von Tschechien und
Polen im Osten. Das Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland
ist 357 000 qkm groß. Die längste Ausdehnung von Norden nach
Süden beträgt in der Luftlinie 876 km, von W esten nach Osten
640 km. Die äußersten Grenzpunkte sind: List auf der Insel Sylt
im Norden, das sächsische Deschka im Osten, das bayerische
Oberstdorf im Süden und Selfkant (Nordrhein-W estfalen) im
W esten. Die Grenzen der Bundesrepublik haben eine Länge von
insgesam t 3767 km.
Deutschland zählt rund 80 M illionen Einwohner. Die Bundes­
republik ist nach Rußland der bevölkerungsreichste Staat Euro­
pas, vor Italien m it 58, Großbritannien m it 57 und Frankreich
m it 56 M illionen Menschen. In der Bundesrepublik leben 6 ,5 M il­
lionen Ausländer.
Die deutschen Landschaften sind außerordentlich vielfältig und
reizvoll. Niedrige und hohe Gebirgszüge wechseln m it Hochflä­
chen, Stufenländern, Hügel, Berg- und Seenlandschaften sowie
weiten, offenen Ebenen. Von Norden nach Süden unterteilt sich
Deutschland in fünf große Landschaftsräume: das Norddeutsche
Tiefland, die M ittelgebirgsschwelle, das Südwestdeutsche M ittel-
gebirgsstufenland, das Süddeutsche Alpenvorland und die Bayeri­
schen Alpen.
K lim atisch liegt Deutschland im Bereich der gemäßigt kühlen
W estwindzone zwischen dem A tlantischen Ozean und dem Kon­
tinentalklim a im Osten. Große Temperaturschwankungen sind
selten. Niederschlag fällt zu allen Jahreszeiten. Im W inter
schwankt die Durchschnittstem peratur zwischen 1,5 Grad Celsius
im Tiefland und m inus 6 Grad im Gebirge. Die M ittelwerte im
10 B U N D E SR E P U B L IK D E U T SC H L A N D

Ju li liegen bei 18 Grad Celsius im Tiefland und bei 20 Grad in den


geschützten Tälern des Südens.
Die Bundesrepublik besteht aus 16 Ländern (in Klammern die
Hauptstädte): Baden-Württemberg (Stuttgart), Bayern (München),
Berlin, Brandenburg (Potsdam), Bremen, Hamburg, Hessen (W ies­
baden), Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin), Niedersachsen
(Hannover), Nordrhein-W estfalen (Düsseldorf), Rheinland-Pfalz
(Mainz), Saarland (Saarbrücken), Sachsen (Dresden), Sachsen-
Anhalt (Magdeburg), Schleswig-H olstein (Kiel) und Thüringen
(Erfurt). Berlin, Bremen und Hamburg sind Stadtstaaten. Die
Hauptstadt der BRD ist Berlin. Deutschland war immer in Län­
der gegliedert, aber die Landkarte änderte sich im Laufe der
Jahrhunderte. Die Bundesländer in ihrer heutigen G estalt sind
größtenteils nach 1945 und nach dem 3. Oktober 1990 gebildet
worden.

2. A n tw orten Sie auf die Fragen!


M it welchen Staaten grenzt die Bundesrepublik?
W ie groß ist das Staatsgebiet?
W ieviel Menschen leben in Deutschland?
W elche Landschaften prägen das Land?
W ie ist das Klima?
W ie heißen die Länder der BRD?

3. Erzählen S ie anhand der A ntw orten der Übung 2 über die


geographische Lage der BRD!
4. Ziehen Sie einen Vergleich zwischen der geographischen Lage
der BRD und Ihrer H eim at!
5. Lesen Sie den Text! Sagen Sie, welche Verfassungsorgane es in
der Bundesrepublik gibt!

STAATSAUFBAU
DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“ — dieses Grund­
prinzip ist in der Verfassung der BRD festgelegt. Das Volk übt
die Staatsgewalt in W ahlen und Abstimmungen aus, durch
besondere Organe der Gesetzgebung.
Der Bundespräsident ist das Staatsoberhaupt der Bun­
desrepublik Deutschland und wird von der Bundesversammlung
gewählt. Er vertritt die BRD völkerrechtlich. Der Bun­
despräsident schließt im Namen der Bundesrepublik Verträge m it
B U N D E SR E P U B L IK D E U T SC H L A N D

16Länder
Bundeskanzler M in iste r ^ “ l/linisterpr'äsident
Chef der Chef einer Landes­
Bundesregierung regierung

О -
B u n d e stag B un d esrat
■ L a nd ta g
1
Parlament 498 Abgeordnete 2 Parlamentskammer Parlament eines Landes

alle 4 Jahre

Das politische Wahlsystem in der Bundesrepublik Deutschland

anderen Staaten ab und beglaubigt sowie empfängt Botschafter


ausländischer Staaten. Die Richtung der Außenpolitik bestim m t
aber die Regierung.
Die Volksvertretung der Bundesrepublik ist der Bundestag.
Seine Aufgabe ist die Gesetzgebung. Er wählt außerdem den
Kanzler und befaßt sich m it der Kontrolle der Regierung. Der
Bundestag wird jede vier Jahre gewählt.
Der Bundesrat ist eine Vertretung der Bundesländer. Er
arbeitet bei der Gesetzgebung m it sowie auch bei der Verwaltung
des Bundes. M itglieder des Bundesrates sind Vertreter der
Landesregierungen.
Die Bundesregierung besteht aus dem Bundeskanzler und den
Bundesministern. Der Bundeskanzler nimmt in der Regierung
eine Sonderstellung ein. Er bildet die Regierung, wählt die
M inister aus, entscheidet über ihre Anzahl und bestim m t die
R ichtlinien der Regierungspolitik.
Das Bundesverfassungsgericht befindet sich in Karlsruhe. Es
hat die Aufgabe, über die Elinhaltung des Grundgesetzes zu
wachen. Es schlichtet außerdem die Streitigkeiten zwischen
dem Bund und den Ländern sowie zwischen einzelnen Bundes­
organen.
12 B U N D E SR E P U B L IK D E U T SC H L A N D

6. Gliedern Sie den Text! M achen Sie sich zu jedem Gliede­


rungspunkt Stichpunkte!

7. Erzählen S ie anhand d er Stichpunkte über den S taatsaufbau


der BRD!

8 . Lesen Sie den Text, und sagen Sie, wann das W ort „deutsch"
aufkam!

ETWAS A U S DER GESCHICHTE


Noch im vorigen Jahrhundert glaubte man genau zu wissen,
wann die deutsche Geschichte begonnen hat: im Jahre 9 n. Chr. In
jenem Jahr besiegte Arm inius, ein Fürst des germanischen
Stammes der Cherusker, im Teutoburger Wald drei römische
Legionen.
H eute sieht man dies von einer anderen Sicht. Die Entstehung
des deutschen Volkes war ein sehr langer und schwerer Prozeß
von Jahrhunderten. Das W ort „deutsch“ ist wohl erst im 8.
Jahrhundert aufgekommen. Dieser B egriff war zuerst nur auf die
Sprache gerichtet, die im östlichen Teil des Frankenreiches
gesprochen wurde. Dieses Reich umfaßte viele Völkerschaften. Sie
sprachen germanischen oder romanischen Dialekt. Nach dem Tode
von Karl des Großen fiel das Reich bald auseinander. Durch
Erbteilung entstanden ein Ost- und ein W estreich. Die Grenze fiel
fast m it der Sprachgrenze zusammen. In dem einen Teil wurde
Französisch und in dem anderen Teil Deutsch gesprochen. Erst
nach einem großen Zeitabschnitt konnte man ein Gefühl der
Gemeinschaft entdecken. Später wurde das W ort „deutsch“ von
der Sprache auf die Menschen und auf ihr Wohngebiet
übertragen. Es wurde von Deutschland gesprochen.
Die W estgrenze wurde sehr schnell fixiert und blieb auch
recht stabil. Die Ostgrenze hingegen war jahrhundertelang
fließend. Um 900 verlief sie etwa an den Flüssen Elbe und Saale.
Später wurden die deutschen Siedlungsgebiete teils friedlich, teils
gewaltsam w eit nach Osten ausgedehnt.

9 . W ollen Sie etw as über die deutsche Sprache erfahren? W enn


ja , hören Sie sich diesen T ext aufm erksam an!

DIE DEUTSCHE SPRACHE


Deutsch gehört zur Großgruppe der indogermanischen
Sprachen, innerhalb dieser zu den germanischen Sprachen und ist
m it der dänischen, der norwegischen und der schwedischen
B U N D E SR E P U B L IK D E U T SC H L A N D 13
Sprache, m it dem Niederländischen und Flämischen, aber auch m it
dem Englischen verwandt. Die Ausbildung einer gemeinsamen
Hochsprache geht auf die Bibelübersetzung durch Martin Luther
zurück.
Deutschland ist reich an Mundarten. An Dialekt und A u s­
sprache kann man bei den m eisten Deutschen erkennen, aus
welcher Gegend sie stammen. Wenn beispielsweise ein Friese oder
ein Mecklenburger und ein Bayer sich in ihrer reinen Mundart
unterhielten, hätten sie große Schwierigkeiten, einander zu
verstehen.
Während der deutschen Teilung hatte sich in den beiden
deutschen Staaten überdies ein unterschiedlicher politischer
W ortschatz entwickelt; auch kamen neue W örter auf, die im
jew eils anderen Staat nicht ohne weiteres verstanden wurden.
Doch der Grundwortschatz und die Grammatik blieben in W est
und Ost gleich.

10. H ören Sie nochmals den Text, und antw orten Sie, welche
Besonderheiten die deutsche Sprache h at!

11. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, worüber der Text A usku nft
gibt!

DIE MENSCHEN
Deutschland ist ein Land mit einer großen Bevölkerungsdichte.
Pro Quadratkilometer leben 224 Menschen. Zur Zeit leben in der
BRD mehr als 80 M illionen Menschen. 6 ,5 M illionen sind davon
Ausländer.
Die Bevölkerung in Deutschland ist räumlich sehr
unterschiedlich verteilt. Der W esten des Landes ist wesentlich
dichter besiedelt als der Osten. Dort leben auf 30 Prozent der
Fläche nur 16 Millionen Menschen. Von den 20 Städten m it mehr
als 300 000 Einwohnern liegen vier im östlichen Teil Deutsch­
lands. Fast jeder dritte Einwohner der Bundesrepublik lebt in
einer der 85 Großstädte (über 100 000 Einwohner). Dies sind nur
26 M illionen Menschen. Die m eisten Menschen leben in
Kleinstädten oder in Dörfern.

12. Lesen und übersetzen Sie!

SCHULSYSTEM DER DEUTSCHEN


BUNDESREPUBLIK
Das Grundgesetz gibt jedermann das Recht, seine Per­
sönlichkeit frei zu entfalten und Schule, Ausbildungsstätte wie
Beruf nach den jeweiligen Neigungen und Fähigkeiten frei zu
14 B U N D E SR E P U B L IK D E U T SC H L A N D

2. Bildungsw eg U niversität— L
F a c h o ß e r -1 und Hochschule R
schule

Gymnasium

G rundschule

Schule und Ausbildung in der Bundesrepublik Deutschland


l
wählen. Die Bildungspolitik der BRD verfolgt dabei das Ziel,
jedem Einzelnen eine optimale Förderung und eine gute
A usbildung zu ermöglichen.
Das Schulwesen der BRD steht unter der A ufsicht des Staates.
Für die Schulangelegenheiten sind die Bundesländer selbst
zuständig. Deswegen treten in jedem Bundesland Unterschiede
auf. Zum Beispiel bestimmen die Länder selbst die Zeit für die
Ferien und auch die Stundenpläne der Schulen.
Das Schulsystem hat 3 Stufen: Prim arstufe, die Sekundarstufe
I und II.
In der BRD besteht die Schulpflicht vom vollendeten sechsten
bis zum 18. Lebensjahr.
D ie Grundschule umfaßt vier Klassen. Die Schüler bekommen
K enntnisse im Lesen, Rechnen, Schreiben, werden m it der Na­
turkunde, K unst und anderen Fächern bekanntgemacht. In vielen
Grundschulen lernt man auch eine Fremdsprache.
Nach den Grundschuljahren kann jeder Schüler eine andere
Schulform auswählen. Mehr als ein D rittel geht in die H aupt­
schule. Die Bildung in der Hauptschule dauert 5 oder 6 Jahre.
Die anderen W ege der I. Sekundarstufe sind die Realschule oder
B U N D E SR E P U B L IK D E U T SC H L A N D 15
das Gymnasium. Nach Abschluß einer Hauptschule kann man in
die Berufsschule gehen.
Die Realschule steht zwischen der H auptschule und dem
Gymnasium. Die Realschule umfaßt die Klassen 5— 10 und
beginnt m it einem Probehalbjahr. W enn die Schüler in diesem
Halbjahr gute Leistungen zeigen, können sie weiterlernen. Der
Abschluß dieser Realschule führt zu einem m ittleren Bildungs­
abschluß. Dieser Abschluß gibt das Recht in einer Fachschule oder
einer Fachoberschule zu studieren.
Das neunjährige Gymnasium ist die traditionelle hohe Schule
in Deutschland. Im Gymnasium beschäftigen sich die Schüler m it
Fächern, die sie besonders interessieren und welche ihren N eigun­
gen entsprechen. Durch diese W ahl wird ihnen der Übergang zur
Hochschule erweitert. Am Ende des Bildungsprozesses im Gym­
nasium wird das Abitur abgelegt. D ieses berechtigt zum Studium
an der Hochschule.
Der andere W eg ist die Gesamtschule, wo die oben genannten
Typen der Schule zusammengefaßt sind. Die Schüler verlassen je
nach Begabung die Schule früher oder später.

13. A ntw orten Sie!


M it welchem A lter gehen die Kinder in die Grundschule?
Unter welcher A ufsicht steht das Schulwesen der BRD?
W elche Stufen hat das Schulsystem?

14. S tellen Sie Fragen über


a ) die Grundschule, b) die H auptschule, c ) die Realschule und
d ) das Gymnasium!

Suchen Sie die A ntw orten auf die Fragen im Text!

15. Erzählen Sie kurz nach den Punkten der Übung 14 über das
Schulsystem der BRD!

16. Verfolgen Sie ein Gespräch eines belorussischen Lehrers m it


seinem baden-württembergischen Kollegen! Sagen Sie, worüber
sie sich unterhalten!
— Sagen Sie bitte, ist das wahr, daß alle Gymnasien eine dritte
Fremdsprache anbieten können?
— Ja, das stim m t. Die Möglichkeit, überall eine dritte Fremd­
sprache als Pflichtfremdsprache zu erlernen, bildet den
Kernpunkt einer Neustrukturierung des Baden-Württember­
gischen Gymnasiums.
16 B U N D E SR E P U B L IK D E U T SC H L A N D

— W ann müssen sich die Gymnasiasten zwischen der mathe­


m atisch-naturwissenschaftlichen R ichtung und der neusprach­
lichen m it dritter Fremdsprache entscheiden?
— Die Entscheidung fällt in der 9. Klasse. Bis dahin erhalten die
Schüler denselben Unterricht.
— Also müssen die Schüler nicht wie bisher m it 10 Jahren eine
Entscheidung über ihren späteren Schwerpunkt im Unterricht
treffen?
— Nein, die W ahl wird durch das neue Modell auf das Ende der
8. Klasse verschoben.
— A u f welchen Fächern liegt denn jetzt die Hauptbetonung?
— Die Hauptfächer (Deutsch, M athematik, erste und zweite
Fremdsprache) bleiben die tragenden Fächer der Allgem einbil­
dung und Studierfähigkeit.

17. A n tw orten Sie!


W ieviel Sprachen lernt man im Gymnasium?
W ann müssen sich die Schüler für eine Spezialisierung
entscheiden?
W ie heißen die Hauptfächer im Baden-Württembergischen
Gymnasium?

1 8 . Sprechen Sie über das Gym nasium in Ihrem H eim atland! Be­
richten Sie
а ) über seine Spezialisierung, b) ab welcher K lasse m an im
Gym nasium lernt, с) wie es m it dem Studium einer Fremd­
sprache steh t, d ) wie lange der Besuch eines Gym nasium s
dauert!

19. Lesen S ie die kleine Episode, und erzählen Sie sie Ihren S tu ­
dienkollegen!

Vater: W ie war es heute in der Schule?


Sohn: Nicht besonders. In Geographie ist es mir schlecht er­
gangen.
Vater: Warum?
Sohn: Ich habe die Donau nicht gefunden.
Vater: Da haben wir's! W eil du immer so eine Unordnung in
deiner Schultasche hast!
Größe:
883 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 3,1 Millionen

Landeshauptstadt:
Berlin
I
\

1. Inform ieren Sie sich im folgenden T ext über die H a u p tsta d t


der Bundesrepublik D eutschland/ Sagen Sie, wann B erlin гит
politischen und wirtschaftlichen Zentrum D eutschlands wurde!

BERLIN
Berlin ist ein deutsches Land und zugleich eine Stadt. Dam it
ähnelt Berlin den beiden anderen Stadtstaaten Hamburg und
Bremen.
Der berühmte Bär ist das Stadtwappen. Er tr itt schon in den
Siegeln um 1280 auf. Die klangliche Ähnlichkeit deutet auf die
gemeinsame sprachliche W urzel hin, so daß der Name „Berlin“
möglicherweise vom Bär abgeleitet ist.
Berlin liegt am Zusammenfluß von Spree und Havel. Es ist m it
888 qkm die größte Stadt in Deutschland. Doch wer glaubt, daß
sie im Laufe der Jahrhunderte zu dieser Größe wuchs, irrt
gew altig. Bis kurz nach dem Ersten W eltkrieg bestand Berlin aus
seinem historischen Zentrum und einigen Vorstädten. Erst 1920
wurden auf Grund einer Gebietsreform sämtliche Dörfer,
Kleinstädte und Gutshöfe der Umgebung eingem eindet, in der
Begrenzung, die bis heute als Stadtgrenze gültig ist.
Berlin besteht aus 23 Bezirken, in denen rund 8,1 M illionen
Menschen leben. Die wichtigsten Stadtbezirke heißen Treptow,
Tempelhof, Tiergarten, Köpenik, Lichtenberg, Karlshorst usw.
Die erste schriftliche Nachricht zur Geschichte Berlins stam m t
aus einer Urkunde des Jahres 1287 über die Schlichtung eines
S treites, in welcher der Pfarrer Symeon von „Cölln“ als Zeuge
fungierte1*. Erst sechs Jahre später erscheint auch der Name
„Berlin“. A ls Stadt wird Berlin 1251 erstm als erwähnt, obwohl
keine Stadtgründungsurkunde existiert.
Seit dem 15. Jahrhundert wurde Berlin zur Residenz der
Kurfürsten2. Aber erst Friedrich W ilhelm der Große, Kurfürst
(1640—1688), begann m it dem Ausbau Berlins. Sein Nachfolger
Kurfürst Friedrich III., ab 1701 preußischer König, schuf dann

* Sehen S ie S . 864-369.
B E R L IN

eine königliche R esidenz­


stad t. Sein R egierungsan­
tr itt m achte B erlin aucn
zum geistig en und p o liti­
schen Zentrum Preußens,
M it der K aiserprokla­
m ation 1871 w urde dann
Berlin auch zum p o liti­
schen, ökonom ischen, w is­
senschaftlichen und A n­
fan g des 20. J h . zum
kulturellen Zentrum
D eutschlands.
Berlin ist heute Brenn­
punkt des politischen und
kulturellen Lebens und
auch zugleich die bedeu­
tendste Industriestadt
Deutschlands.
Berlin ist eine Stadt der
Kultur. Über 70 Museen
und Schlösser, über SO Ga­
lerien, 82 Theater, Opern,
Kabaretts und freie Thea­
tergruppen erfreuen täg-
Berliner Antikensammlung: lieh Tausende von Be-
Der Pergamon-Altar Suchern.
Der längste Urlaub
reicht nicht aus, um auch
nur annähernd alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in Berlin zu
besuchen. Zu den schönsten gehören der Berliner Dom, das
Brandenburger Tor, die Nikolaikirche, der Neptunbrunnen, die
M useumsinsel und natürlich das Pergamonmuseum.
Berlin ist eine Stadt der Natur. Typisch für Berlin sind seine
Parks, die an die pompösen Gartenanlagen in Frankreich erinnern;
W asserwege, auf denen Schiffe der Weißen Flotte zur A us­
flugsfahrt ablegen; Gärten, die Fauna und Flora zum Kennen­
lernen bereithalten.
Berlin ist aber auch eine Stadt der Studenten. Die größte
U niversität ist die Humboldt-Universität in der Straße Unter den
Linden. Diese Universität wurde 1810 eröffnet.

2 . A n tw orten S ie!
W elche Flüsse fließen durch Berlin?
In welchem Jahrhundert wurde Berlin Residenzstadt?
BF.RLIN 21
W elches E reignis m achte Berlin zum Zentrum des geistigen
und politischen Lebens von Preußen?
W ieviele Bezirke gibt es in Berlin und wieviel Menschen leben
dort?
W elche Sehenswürdigkeiten werden im Text erwäl-r.t?
W ie heißt die berühmte Berliner Universität?

3. Ergänzen S ie die Sätze!

Die Stadt liegt am Zusammenfluß ... . In Berlin leben ... . Die


Fläche der Stadt beträgt ... . Berlin wurde erstm als ...
erwähnt. Nach 1871 wurde Berlin zum ... . Die Berliner
erholen sich ... . Einige der schönsten Sehenswürdigkeiten
Berlins sind . . . . Die Berliner Stadtbezirke heißen . . . .

4. S tellen S ie Fragen zu den Sätzen!

Berlin ist die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.


Durch Berlin fließen die Spree und die Havel.
Die Einwohnerzahl der Stadt beträgt rund 8,1 M ill. Menschen.
Berlin breitet sich auf einer Fläche von 889 km2 aus.
Berlin ist Zentrum der W issenschaft, K ultur und Politik.
Die Berliner haben viele Möglichkeiten der Erholung.
Die Humboldt-Universität wurde 1810 gegründet.

5 . Verneinen oder bejahen Sie die Aussagen!

Das Stadtwappen Berlins ist der Bär. (?) /


Die Anzahl der Stadtbezirke beträgt 24. (?)
Die größte Universität Berlins wurde 1815 eröffn et. (?)
85 Museen, SO Theater und 82 Galerien laden täglich Besucher
ein. (?)
A u f den Schiffen der Weißen Flotte und in herrlichen Parks
können sich die Berliner erholen. (?)
Gegenüber dem Fernsehtrrm auf dem Alexanderplatz befindet
sich die Humboldt-Universität. (?)

6. Erzählen S ie anhand der T extstellen über

а ) die Entw icklung der S ta d t Berlin, b) die eventuelle E n tste ­


hung des N am ens, c ) das K ulturleben der S ta d t, d ) die
Erholungsm öglichkeiten der Berliner!
B E R L IN

Berlin: Mu8eum8in8el an der Spree

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, welche Speisen die Berliner
besonders lieben! Erklären Sie, was eine W eiße ist?

DER BERLINER
W ie der Berliner ist, so iß t und trinkt er auch. Er schätzt die
feine Küche, liebt aber das Eisbein über alles — mit, Sauerkraut
und Erbsbrei. Dies g ilt auch für die Bulette.
Die B ulette ist ein Erbstück aus der Zeit der H ugenotten8. Sie
wurden im 17. Jh. nach Berlin geholt und spielten im gesell­
schaftlichen Leben der Stadt bald eine nicht unbedeutende Rolle.
Aus ihrer Heimat hatten sie feine Pasteten mitgebracht, die von
den Berlinern zunächst m ißtrauisch betrachtet, dann aber m it
Freuden zubereitet wurden. A us magerem Rindfleisch und fettem
Schweinefleisch stellten die Berliner ganz spezielle Pasteten her,
die sie Buletten nannten. Sie werden m it viel Senf gegessen.
Die Berliner haben auch ihr spezielles Getränk — die Berliner
Weiße. Die Berliner W eiße is t ein leicht säuerliches Weißbier. Es
B E R L IN

wird m it einem Schuß (80 g) Himbeer- oder Johannisbeersirup


getrunken.

2 . Die B erliner haben natürlich auch ihren D ialekt. Lesen Sie


diese Zeilen, und versuchen Sie sie zu verstehen!

W at der ist, bin ick schon lange jewesen.


Det kann eener alleene nich wissen.
Det sieht doch'n Blinder m it’n Krückstock.

3. H ören und antw orten Sie!


Von den Berlinern sagt man: „Die Berliner haben das Herz auf
dem rechten Fleck.“
W ie verstehen Sie diesen Ausspruch?

1 , M achen Sie sich m it d er schönsten S traße B erlins bekannt!

UNTER DEN LINDEN


Viel besungener und berühmtester Boulevard Berlins. Hier
stehen die imposanten Gebäude dicht an dicht. — Die ältesten —
wenn auch fa st alle rekonstruiert — aus der Zeit der
Preußenkönige Friedrich I. und II.
Einen Spaziergang beginnt man am besten am Brandenburger
Tor. Es ist das einzige noch existierende von früher einmal
achtzehn Stadttoren. Carl G. Langhans erbaute es nach einem
griechischen Vorbild. Schadow setzte die Quadriga oben drauf, die
von 1807 bis 1814 Beutestück Napoleons war.
Ein Stück weiter — hinter dem Pariser Platz — steh t die
Russische Botschaft. Sie paßt sich durch ihre M onumentalität den
historischen Gebäuden recht gut an. Zum Beispiel der
Staatsbibliothek (1908—1914), die um die drei M illionen Bände
beherbergt. Gleich nebenan die Humboldt-Universität. Das
24 B E R L IN

Unter den Linden: Brandenburger Tor

Gebäude wurde ursprünglich als Palais für Prinz Heinrich gebaut.


Seit 1810 befindet sich dort die Hochschule. Berühmte
W issenschaftler lehrten hier: Ludwig Feuerbach, Friedrich Hegel,
die Brüder Grimm, Albert Einstein und Max Planck, Robert Koch
und Rudolf Virchow. Gegenüber ist die ehemalige Königliche
Bibliothek (1775—1780), wegen ihrer Form vom Volksmund
„Kommode“ genannt. Hier hat auch Lenin 1895 Bücher studiert,
die ihm zu Hause in Rußland nicht zugänglich waren. Daneben die
Staatsoper im Stil eines Tempels. Dann folgen au f dieser
Straßenseite noch das ehemalige Prinzessinnen-Palais (heute
Opern-Cafö). Seitenwechsel zur Schinkelschen Neuen Wache
(1817/18), seit Kriegsende „Mahnmal für die Opfer des
Faschism us und M ilitarismus“. Das Gebäude nebenan ist das
ehemalige Zeughaus4, der größte erhaltene Barockbau aus der Zeit
König Friedrich I.
Natürlich bieten die „Linden“ nicht nur historische Gebäude,
sondern auch schicke Läden, Cafds und elegante Restaurants.
B E R L IN 25
2 . A n tw orten Sie!
A us welchen Jahrhunderten stammen die Häuser, die auf der
Straße „Unter den Linden“ stehen?
In welchem Zeitraum wurde die Humboldt-Universität gebaut?
W elche berühmten W issenschaftler lehrten in der Berliner U ni­
versität?
Warum wird die Königliche Bibliothek „Kommode“ genannt?
W ie heißt der größte erhaltene Barockbau?

3. Beschreiben Sie die S traße „ U nter den Linden “!

4. Ih r Freund in der BRD m öchte etw as über Ihre H eim a tsta d t


erfahren. Beschreiben Sie eine interessan te Straße! B enutzen
Sie dabei folgende W örter:
breit — schmal; lang — kurz; ruhig — laut; wenig Verkehr —
verkehrsreich; Einkaufsstraße; historische Gebäude

5. D iskutieren Sie! W o lebt man besser, am Rande oder im Z en t­


rum der S tadt? Begründen Sie Ihre M einung!

6. Lesen Sie den Text! Gibt der T ext A u sku nft über den
Gründungsort der S ta d t Berlin?

BUMMEL DURCH BERLIN


Berlin ist eine Reise wert. Das konnten die Studenten eines
belarussischen Instituts feststellen, als sie ihr Partnerinstitut in
Berlin besuchten. Sie wurden von Lehrern und Studenten durch
die Stadt geführt.
Der Bummel begann auf dem Alexanderplatz: „Wir stehen auf
dem A lex, so wird er von den Berlinern liebevoll genannt. Dieser
Platz bekam diesen Namen zu Ehren des Zaren Alexander, der in
Berlin weilte. Die W eltzeituhr ist ein beliebter Treffpunkt der
Berliner. W ir gehen jetzt nach W esten zum Rathaus. Dabei
kommen wir am 865 m hohen Fernsehturm vorbei.“
Vor einem roten Gebäude erklärte ein Student: „Hier, im Roten
Rathaus, ist der S itz des Bürgermeisters. Dahinter liegt das
N ikolaiviertel. W ir wollen es uns ansehen. Vor über 750 Jahren
ist dort Berlin gegründet worden. Jenseits der Spree seht ihr den
Palast der Republik. Anschließend bummeln wir durch Berlins
Prachtstraße „Unter den Linden“ und gehen zum Gendar­
menmarkt, einem der schönsten Plätze Europas.“
B E R L IN

Aussicht auf Berlin

A u f dem Turm des Französischen Doms ergriff ein anderer


Student das Wort: „Könnt ihr von hier aus einige bekannte
Bauwerke sehen? Besonders gu t ist die Kuppel des Berliner Doms
zu sehen und links davon die bekannte M useumsinsel. Von der
Straße „Unter den Linden“ sind nur einige Gebäude zu erkennen,
zum Beispiel die Humboldt-Universität. W estwärts liegt das
Brandenburger Tor, ein Wahrzeichen von Berlin. Gleich dahinter
ist das Reichstagsgebäude. Links liegt der Tiergarten, Berlins
größter Park.“
Vor dem Bahnhof Zoo bestiegen die Studenten einen
Doppelstockbus. Die Fahrt führte an der Technischen Universität
vorbei über den Ernst-Reuter-Platz zum Schloß Charlottenburg.
Nach einer kurzen Rast im Schloßpark ging es weiter zum
Messegelände. Daneben liegt das Internationale Congreß-Centrum.
Müde, aber voll von vielen Eindrücken, fuhren die Studenten zum
„Alex“ zurück.

7. Lesen Sie den Text noch einm al! Sagen Sie, m it welchen
Sehenswürdigkeiten Sie vertrau t gem acht wurden!

8 . Lesen Sie den Text, und sagen Sie, welche V erkehrsm ittel es in
Berlin gibt!
B E R L IN •^Й П чЗТ'

fiin fjru ß айв der Metropole der (B(RF)

ßiebe filtern!
'Pünktlich erreichten w ir unser Ziel, die (Hauptstadt der
(BdKD — (Berlin. fiin Faxi brachte uns zu unserem
Quartier. % r seht es auf der leigelegten Fotografie, fis ist
die (klerberge am (Hermsdorfer Юатт. W ir hätten auch
dorthin m it der S~(Bann fahren können. (Aber w ir wollten
möglichst schnell alle Sachen аЫедеп und dann die Stadt
erkunden.
4m (Reisebüro bekamen w ir auf alle Fragen (Antwort und
kostenlos einen (Plan des "(Berliner {Nahverkehrs- und
Schnellbahnnetzes”.
(Hier gibt es Straßenbahnen, (Busse, 0-(Busse, SABahnen
und ЧЛ-lBahnen, ähnlich wie in M insk. N u r die
(Bahnhöfe sind nicht so prunkvoll. Noch am (Abend
machten w ir Pläne fü r die Urlaubslage hier, fganz
bestimmt werden w ir den cAlexanderplatz besuchen und
auch die Sternwarte. (Aber w ir wollen auch das Per­
gamon-Museum betrachten und ■auch zum (Reichstags­
gebäude gehen. (Besonders aber freuen w ir uns a u f eine
Seenrundfahrt im Motorboot. U te (Havel bildet zwischen
(Berlin und Potsdam bis weit ins (Brandenburgische große,
ausgedehnte Seen. (Also, bitte wünscht uns gutes W etter!
(Bleibt gesund, 4hr ßieben!
fis grüßen fiuch die Urlauber aus (Berlin
28 B E R L IN

9. S tellen S ie sich vor, Sie m achten einen abendlichen Spazier­


gang durch Berlin! Benutzen Sie bei Ih rer Erzählung folgende
W örter!
Schaufenster ansehen
Reklam elichter leuchten
vielsprachigen Menschen begegnen
auf dem Alexanderplatz stehen
eine Bar besuchen
durch verkehrsreiche Straßen gehen

10. S tellen Sie sich vor, Sie sin d im Fernsehturmcafe. Vor Ihnen
liegt die ganze S ta d t. D er Ausblick verändert sich langsam
durch das Drehen des Cafes. Berichten Sie, was Sie sehen!

11. Lesen und übersetzen Sie den Text!

KLEIN-ISTANBUL
Freitagnachm ittag. Kreuzberg6. Nur wenige Schritte von der
Kottbusser Brücke entfernt. In „Klein-Istanbul“ findet der
„Türkenmarkt“ statt. Hier ist Einkäufen wirklich noch Ein­
käufen, nämlich Begutachten, Beschnuppern, Betasten, Bewun­
dern, Bemäkeln, um schließlich zu handeln. Basar-Atmosphäre.
W as als Erinnerung an den Basar bleibt, sind neben Tomaten, die

Berlin: Der Tilrhenmarkt


B E R L IN 29
nach Tomaten schmecken, Spezialitäten made in Hongkong und
vor allem Eindrücke: Stimmen, Gesichter, Gerüche.
Eine bunte Kinderschar, die M utter vorneweg, Hunde
begleiten sie. Eine Blinde, die sich lächelnd m it ihren Stock den
W eg tastet. Der dicke Obstverkäufer, dem der Schweiß über die
W angen läuft. Die Frauen, m it ihren mobilen Einkaufsbehältern,
ganz in ihre Gewänder gehüllt. Die Männer m it ihren ernsthaften
Blicken, bärtig, m it bestickten Käppchen.
Sind wir wirklich in Berlin? Ja, wir sind m itten im Kiez®, m it
der U-Bahn, auch „Orient-Expreß“ genannt, sind wir bis zum
K ottbusser Tor gefahren.
Der Türkenmarkt gehört schon lange nicht mehr nur den
Türken. Inzwischen kommen die Käufer aus allen Teilen der
Stadt, und natürlich ist der Markt auch eine Touristenattraktion.
In seinem Wirrwarr7, in den Geruchswolken, zwischen ver­
schleierten Frauen und geschäftigten Männern finden sich ganze
Schulklassen aus der Bundesrepublik. Hausfrauen, Geschäftsmän­
ner m it Diplomatenkoffer, Obdachlose, die in den K isten und
Kartone etwas zu Eissen suchen, und farbige amerikanische
Soldaten. Der Türkenmarkt m itten im Kiez ist nicht nur ein
Einkaufsmarkt, er ist vor allem, und das erklärt seine magne­
tische Anziehungskraft, auch ein Fest für das Auge.

12. A n tw orten Sie!


Warum erhielt der Basar einen solchen Namen?
W as erzählt der Text über die Menschen au f diesem Basar?
Warum ist der Türkenbasar ein so großer Anziehungspunkt
für alt und jung?

1. Lesen Sie den T ext, und sagen Sie, woher der K ü n stler seine
M otive nimm t!

HEINRICH ZILLE
Der Name Heinrich Zilles, eines der populärsten deutschen
Zeichner und Maler, ist aufs engste m it Berlin verbunden.
Leicht hat es Heinrich Zille sein Leben lang nicht gehabt.
Schon in seiner frühen Kindheit lernte er N ot und Entbehrungen
der armen Menschen kennen.
B E R L IN

Heinrich Zille wurde am 10.


Januar 1858 in Radeburg geboren.
Bald darauf übersiedelte seine Fa­
m ilie nach Berlin. Obwohl sich die
Stadt damals rasch entwickelte, war
es sehr schwer, eine feste E xistenz­
grundlage zu finden. So mußten die
Kinder künstlichen Schmuck und
S tofftiere, die in Heimarbeit herge­
stellt wurden, verkaufen oder durch
andere D ienstleistungen zum U nter­
halt beitragen.
A uf die Fürsprache seines
Zeichenlehrers w illigten die Eltern
endlich ein, daß Heinrich nach seiner
Heinrich Zille: Selbstbildnis Schulentlassung Litograph werden
dürfte. Er wurde Abendschüler der
Königlichen Kunstschule und bald darauf zeichnete er im Saal
der Akademie.
Bald begann man auf den jungen Mann aufmerksam zu
werden. Erstm alig wurden 1901 in einer A usstellung in Berlin
Arbeiten von ihm gezeigt. Rasch gewann der Name Zille auch über
die Grenzen der Stadt Berlin hinaus an Bedeutung. In
Zeitschriften wurden seine sozialkritischen Zeichnungen veröf­
fentlicht. Heinrich Zille, der selbst die bittere N ot kannte, wählte
die meisten seiner Modelle aus der armen Bevölkerung.
1907 wurde Zille nach dreißigjähriger Tätigkeit bei der
Photographischen Gesellschaft entlassen.
Von nun an widmete er sich als freischaffender Künstler ganz
den einfachen Menschen. Das Volk war ihm dafür sehr dankbar.
Die im Volk entstandenen Bezeichnungen „Vater Zille“ und
„Pinselheinrich“ künden von der tiefen Dankbarkeit und Anerken­
nung. Das Jahr 1907 brachte noch ein weiteres Ereignis. Es diente
als breites M otiv für sein künstlerisches Schaffen. Erstm alig gab
es in Deutschland Freibäder. Besonders in den Szenen vom Trei­
ben am W asser entfaltete sich der typische Humor der Berliner.
1924 wurde Zille M itglied der Akademie der Künste und
erhielt den Professorentitel.
Am 9. A ugust 1929 starb Heinrich Zille, und die Berliner
trugen ihn zu Grabe.
Solange Menschen ihren Großen ehrend gedenken, werden sein
Name und seine Kunst nicht vergessen werden.
B E R L IN 31
2 . A n tw orten Sie!
Wann und wo wurde Zille geboren?
Warum zog die Familie nach Berlin?
W om it verdiente sich Zille seinen Unterhalt?
Wen und was zeichnete er?
W as wurde Zille 1924 verliehen?

3 . Lesen Sie den T ext noch einmal! W elche Inform ationen en t­


hält der T ext über
a ) seine K inder- und Jugendjahre, b) die Themen seiner Zei­
chenkunst, с ) die Verbundenheit d er B erliner m it dem
K ünstler, d ) die Anerkennung seiner Verdienste?

Belegen Sie die A ntw orten m it entsprechenden T extstellen!

4. Formulieren Sie Fragen zu den Punkten der Übung 3 und


schreiben Sie die A n tw orten nieder!

5 . Erzählen Sie anhand Ih rer Aufzeichnungen über H einrich


Zille!

6. Schauen Sie sich drei Zeichnungen von Z ille an!

Heinrich Zille: Die W itwe Heinrich Zille: Die Ratte


„M utta, wächst so'ne W urscht „Von wat is se denn ge-
im m er wieder? “ storb'n?“
,U nse‘ W ohn un g is zu naßl“
32 B E R L IN

Heinrich Zille: Die Witwe


„M utta, w at heiratete nicht?“
„W ozu'n A lfredchen?“
„Na, d et ick nu endlich aus
V aters Badehose rauskom mel“

W elche Gedanden werden beim Anblick dieser Zeichnungen bei


Ihnen geweckt?
7. Sprechen Sie über einen berühmten M a ler Ihres Landes!
^öcfisen

Torgau

Leipzig Hoyerswerda

Grimma
Görlitz
О Borna

Dresden Zlttad

Pirna
Freiberg
Chemnitz
Glauchau

Zwickau

Plauen

2 Германия
Größe:
18 337 qkm

Einw ohnerzahl:
ca. 4,9 Millionen

Landeshauptstadt:
Dresden
1. Lesen und übersetzen Sie den T ext!

LAND SACHSEN
Das Bundesland Sachsen zählt rund 4 ,9 Millionen Einwohner.
Es grenzt im Norden an Brandenburg und Sachsen-Anhalt, im
Osten an Polen, im Süden an Tschechien und im W esten an
Thüringen und ein Stück von Bayern.
Die Landeshauptstadt ist Dresden. W eitere wichtige Städte
sind Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Görlitz, Plauen und Bautzen.
Das Land verfügt m it der Sächsischen Schweiz, dem
Erzgebirge, dem Vogtland und dem Elbtal über Landschaften von
romantischer Schönheit. Durch das Land fließen die Elbe, Spree
und Mulde. Sachsen ist das Land m it einer starken
W irtschaftskraft. Schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts, als man
im Erzgebirge Silber und später Zinn abbaute, wurde die
w irtschaftliche Stärke Sachsens begründet.
Sachsens Geschichte ist von Bildung und K ultur geprägt. Die
1409 in Leipzig gegründete Universität gehört zu den ältesten
Universitäten Deutschlands.
Einer der bekanntesten deutschen Dichter Gotthold Ephraim
Lessing wurde in diesem Land geboren. Eine Fülle klangvoller
Namen, die m it dem Land Sachsen verbunden ist, kann man
nennen: die Komponisten Richard Wagner und Richard Strauss,
den Erfinder des Porzellans Johann Friedrich Böttger, den
Dichter Theodor Körner, die Schriftsteller Karl May und Stefan
Hey m.
Sachsen war auch ein Zentrum der deutschen Arbeiterbe­
wegung. Bedeutungsvoll ist Sachsen ajs Zentrum der W issen­
schaften. Eine Reihe der sächsischen Hoch- und Fachschulen kann
auf unverwechselbare Traditionen und Spezifika verweisen. Zum
Beispiel befindet sich in Freiberg die einzige m ontanistische1
Bergakademie Ostdeutschlands, die Handelshochschule Leipzig
g ilt als erste bürgerliche Handelshochschule in Deutschland.
Im Osten Sachsens liegt die Stadt Bautzen. Hier leben
Menschen, die eine andere Sprache als die deutsche sprechen. Es
ist ein Volk slawischer H erkunft — die Sorben. Ein Teil der
Sorben lebt auch im Land Brandenburg. Die Sorben setzten sich
36 SACH SEN

ursprünglich aus mehreren Stämmen zusammen und sind um 681


das erste Mal chronologisch erwähnt.

2. A n tw orten Sie au f die Fragen!


A n welche Länder grenzt das Land Sachsen?
Wann begann die wirtschaftliche Entwicklung des Landes?
Welche berühmten Menschen sind mit dem Land verbunden?
W elcher H erkunft sind die Sorben?
Welche Landschaften prägen das Land Sachsen?

3. W ie heißen die Fragen zu diesen Sätzen?


In Sachsen leben rund 4,9 M illionen Menschen.
Sachsen ist als ein Zentrum der W issenschaft bekannt.
Der Abbau von Zinn und Silber machte die w irtschaftliche
Entwicklung möglich.
Friedrich Böttger erfand das weiße Hartporzellan.
Die größten Flüsse des Landes sind die Elbe, Spree und Mulde.
Die Leipziger Universität ist eine der ältesten Deutschlands.

4. Ergänzen Sie!
... liegt i n hat rund ... Einwohner. ... grenzt im ...
an ... . Die Landeshauptstadt ... . In der Stadt Bautzen ... die
Sorben, die von ... Herkunft . . . . Verschiedene Landschaf­
ten ... .

5. Bejahen oder verneinen Sie!


Sachsen grenzt im Norden an Brandenburg und im Osten an
Bayern. (?)
Die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge und die Alpen laden
die Touristen im Land Sachsen zu Wanderungen ein. (?)
Die Dresdner Universität ist die älteste Universität Deutsch­
lands. (?)

6 . Gliedern Sie den Text! Geben S ie jedem Gliederungspunkt eine


Überschrift!

7. M achen Sie sich zu jedem Punkt Stichwörter!

8. Erzählen Sie anhand der Stichpunkte über das L an d Sachsen!


SACH SEN 37

1. Lesen S ie den Text, und sagen Sie, woher das L and seinen
N am en hat!

ETW AS A U S DER GESCHICHTE


Die Sachsen waren im 7. und 8. Jahrhundert ein germanischer
Volksstamm. Sie lebten zwischen dem unteren Rhein und der
unteren Elbe. Im 10. und 11. Jahrhundert lag der Schwerpunkt
des sächsischen Stammes am Harz und der unteren Elbe.
Meißen war zuerst das Zentrum von Sachsen. Hier lebten
Menschen aus W estslawen, aus anderen Gebieten, die sich zuerst
in verschiedenen Sprachen verständigten. Mit der Zeit verschm ol­
zen diese Sprachen und man konnte eine gemeinsame Sprache
finden. Der sächsische Dialekt enthält zum Beispiel noch heute
viele slawische Elemente.
Die früheren Staatsmänner waren Grafen, Fürsten und
Kurfürsten, die dem Kaiser untertan waren, sich aber o ft
bekämpften. Wurde einer zum Kurfürsten ernannt, bekam er als
Symbol zwei gekreuzte Schwerter, die noch heute die Produkte
des weltberühmten Meißner Porzellans zieren. Aus dem
germanischen W ort Schwert entstand der Name Sachsen, denn
„saks“ war ein einschneidiges Kurzschwert m it sehr starkem
Rücken und langem G riff, das bei den Germanen als Hieb- und
Stichw affe benutzt wurde.

1. M achen Sie sich m it dem sächsischen D ialekt bekannt! Ver­


suchen Sie ihn zu verstehen!

W as Sachsen sin von echtem Schiaach,


die sin nich dod zu griechn.
D rifft die ooch Gummer Daach fier Daach,
ihr froher Mut wärd siechen.
38 SA C H SE N

1. Lesen und übersetzen Sie den Text!

DRESDEN
Dresden ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Die Stadt
liegt im Elbtal eingebettet.
Im Jahre 1206 wurde die Stadt Dresden das erste Mal
erwähnt. Der Name Dresden ist von dem sorbischen W ort
„dreszany“ abgeleitet.
Dresden erblühte und wurde zu einer der schönsten barocken
Residenzen Europas, als Dresden zur Regierungsstadt wurde und
der Silberbergbau im Erzgebirge den nötigen Reichtum brachte.
Eine große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Dresden hat
A ugust der Starke, König von Sachsen und Polen gehabt. Er lebte
von 1670— 1733. A ugust der Starke holte die besten Baum eister,
Bildhauer und Maler ins Land. Ihm hat man den herrlichen
Zwinger, das Schloß P illnitz, die Semperoper und noch viele
m eisterhafte Gebäude zu verdanken.
Viele Künstler machten schon früher die Stadt berühmt. Die
Komponisten Heinrich Schütz, Carl Maria von Weber, Richard
W agner, Robert Schumann, die Dichter E. Т. H. Hoffmann, Erich
Kästner und Karl May, die Maler Canaletto, Caspar David
Friedrich, der Baumeister Pöppelmann lebten und wirkten in
Dresden. Jahrhundertelange Musiktraditionen werden auch heute
noch gepflegt. Sie werden m it dem Kreuzchor2, der Staatskapelle,
dem Orchester der Semper-Oper und der Dresdner Philharmonie
fortgesetzt.
Dresden ist eine Stadt der Touristen. Viele Sehenswürdigkeiten
ziehen Besucher aus aller W elt an. Dresden ist vor allem
sehenswert durch seine historischen Bauten. Der Zwinger g ilt als
Edelstein der Dresdner Barockarchitektur. Sein Kronentor stellt
das W ahrzeichen Dresdens dar. Er beherbergt mehrere Galerien
und Sammlungen, von denen die Gemäldegalerie „Alter M eister“
die bedeutendste ist. Sie wurde von Gottfried Semper entworfen
und um faßt jetzt 2000 Werke von Malern aus Deutschland,
Flandern, Holland, Frankreich und Italien. Am bekanntesten sind
die „Sixtinische Madonna“ von Raffael und Dürers „Sieben
Schmerzen der Maria“.
Dresden ist H eim stätte der W issenschaften. Die größte
SA C H SE N

Dresden: Ein malerischer Winkel

Bildungsstätte ist die Technische Universität. Einen guten R uf


genießen auch die zahlreichen Fach- und Ingenieurschulen.
Für die Lernenden und Lehrenden gibt es umfangreiche
w issenschaftliche Sammlungen und Bibliotheken: das Stadtarchiv,
das Museum für Stadtgeschichte, aber vor allen Dingen die
Sächsische Landesbibliothek. Herausragende Bedeutung besitzen
ferner das Deutsche Hygienemuseum und die Zentrale
Kunstbibliothek.
Dresden hat auch eine herrliche Umgebung. Das Elbsand­
steingebirge — die „Sächsische Schweiz“, aber auch die Erholungs­
gebiete der Dresdner Heide und des Tharandter W aldes, die
umliegenden Burgen, Schlösser, Gärten und Parks bieten
zahlreiche landschaftliche Schönheiten und vielfältige M öglich­
keiten zu aktiver Erholung.
2 . A n tw orten S ie auf die Fragen!
Wann lebte A ugust der Starke?
W elche Künstler lebten und wirkten in Dresden?
W ie heißen die bekanntesten W erke der Dresdner Gemälde­
galerie, und wer hat sie gemalt?
Warum ist Dresden eine Stadt der Touristen?
W elche bedeutenden W issensquellen gibt es in der Stadt?
40 SAC H SEN

3. Gliedern Sie den Text! Geben Sie jedem A bschnitt eine p a s­


sende Überschrift!

4 . N otieren Sie sich zu den einzelnen A bschnitten Stichw orte!


Geben Sie anschließend m it H ilfe der Gliederung und der
Stichw orte den Inhalt des Textes wieder!

5. Inform ieren Sie sich — an H an d zusätzlicher L ite ra tu r —


über

а ) den D resdner Kreuzchor, b) Rem brandt, с) Dürer,


d ) R affael und halten Sie Kurzvorträge!

6. Schauen Sie sich ein B ild aus der D resdner Gemäldegalerie


an! Beschreiben Sie das B ild, und sagen Sie, was Ihnen an
ihm besonders gu t gefällt!

7. Spielen Sie einen Dialog! Lesen Sie den Dialog in verteilten


Rollen! A n tw orten Sie:
Worüber sprechen die Freunde?
Zwei Freunde treffen sich in der S tad t.

W olodja: Na, wie war es in Dresden?


O leg: Wunderbar. Du weißt ja, wir haben im Hotel „Newa“
direkt in der Prager Straße gewohnt. Dresden ist wirk­
lich eine schöne Stadt.
W olodja: Und was hat dir dort am besten gefallen?
Oleg: Am besten? Die Gemäldegalerie im Albertinum 3, die neu­
en Meister.
Wolodja'. Ist die Galerie nicht im Zwinger?
O leg: Im Zwinger ist die Sempergalerie. Das sind die Gemälde
der alten Meister. Du weißt sicher, daß dort die
Sixtinische Madonna von Raffael hängt. Dieses Gemälde
bewundern die meisten Besucher. Aber ich finde, daß
andere Gemälde ebenso schön und kostbar sind.
W olodja: Aber du interessierst dich wohl mehr für moderne Ma­
lerei, nicht wahr?
Oleg: Ja, das stim m t. Ich bin dreimal im Albertinum gewesen.

8 . Lesen Sie den Brief, und sagen Sie, auf welche Fragen K laus
antw ortet!
SAC H SEN 41
i

ßieber Sergej!
Heute sollst H u endlich (Antwort au f Heine vielen fragen
bekommen. Ja , die В P H ist in viele ßänder gegliedert.
M eine Heimatstadt Hresden ist die ßandeshauptsiadt von
Sachsen. H ie Stadt ist groß. In ihr leben ungefähr
§ 2 0 0 0 0 Einwohner. H ie Hingebung ist einfach herrlich.
(Neben den vielen Möglichkeiten der Naherholung im
> Stadtgebiet, haben w ir hervorragende Slusflugsmöglichkeilen
in die ßöbauer (Berge, in das Zittauer ßebitge sowie in
das Erzgebirge. N atürlich mache ich auch manchmal m it
der 'Weißen Hotte с Ausflüge auf der Elbe. Vorige 'Woche
z. B . war ich m it dem Schiff nach Meißen unterwegs.
H ort besuchte ich die berühmte 'Porzellanmanufaktur. H ie
\ Besichtigung war sehr interessant. Heiner B itte entspre­
chend werde ich im nächsten Ja h r versuchen, meinen U r­
laub so einzurichien, damit w ir uns gemeinsam die
Schönheiten meiner Heimat ansehen können.
Habe ich m it meinem B rief Heine Prägen genügend
' beantwortetf
Schreibe m ir bitte bald. 'Ich warte auf Post von H ir

Es grüßt Hich herzlich


H ein freund Klaus

9. Ih r Freund möchte eine A u sku nft im D resdner Reisebüro. W el­


che Fragen ste llt er?
A: ...?
B: Im Kulturpalast findet morgen ein Konzert m it der Dresdner
Philharmonie statt.
A : ...?
42 SAC H SEN

В: Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Der Preis der Eintrittskarten


liegt zwischen 20 DM und 55 DM.
A : ...?
B: Morgen steht das Klavierkonzert von Tschaikowski auf dem
Programm. Ich rate Ihnen, die Karten schon heute
mitzunehmen. Es kann passieren, daß die Eintrittskarten
schon morgen ausverkauft sind.
A : Danke.
B: B itte sehr. Ich wünsche Ihnen morgen einen angenehmen
Abend.
A: A uf Wiedersehn!

10. Stellen Sie sich vor. Sie wären in der E lbestadt! B ilden Sie
m it den folgenden W ortgruppen kleine Situationen!

a. besichtigen b. Schnellzug nach Dresden


herrliches W etter Abfahrt 12.40 Uhr von Berlin
Gemäldegalerie geschlossen Ankunft 15.20 Uhr in Dres­
Stadtrundfahrt den
Abendbrot in der Gaststätte W eiterfahrt m it der Straßen­
bahn
Hotelzimmer, 3. Etage,
schöne A ussicht

11. M achen Sie sich m it den Sehenswürdigkeiten der S ta d t Dres­


den bekannt!

RUNDGANG DURCH DRESDEN


Für eine Stadt m it einer halben Million Einwohnern bietet
Dresden eine für den Spaziergänger ideale Konzentration der
Kunstschätze — zu beiden Seiten der Elbe in Höhe der A ugustus-
brücke.
Die Frauenkirche war ein mächtiger Barock-Kuppelbau. Sie
wurde 1726 erbaut. Die Ruine ist heute Mahnmal für die
Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Die W iederherstellung
ist geplant.
Der Fürstenzug ist ein 101 m langes Wandbild, das größte
Porzellanbild der W elt. 24 000 Kacheln formen die Porträts von
35 Markgrafen, Herzögen und Königen. Er stellt die 891 Jahre
alte Geschichte des sächsischen Herrscherhauses dar.
Das Residenzschloß war seit dem 16. Jh. bis 1918 Residenz der
sächsischen Kurfürsten und Könige.
Die Hofkirche ist eine dreischiffige Basilika m it vier Kapellen.
1739 wurde der Bau begonnen.
SAC H SEN 43

Dresden: Briihlsche Terrasse und Katholische Hofktrche

Die Semperoper wurde 1838—1841 von G ottfried Semper


erbaut. In dieser Oper hatten Richard W agners Opern großen
Erfolg. 1869 brannte sie ab. Seit dem Jahre 1985 steht sie wieder
in ihrer alten Pracht.
Der Zwinger ist die berühmteste und kostbarste Barockanlage
Dresdens. Er ist das Ergebnis der Gem einschaftsarbeit des
A rchitekten Daniel Pöppelmann m it dem Bildhauer B. Permoser.
Der Bau beherbergt berühmte Sammlungen. Die Gemäldegalerie
„Alte M eister“, das H istorische Museum und die berühmte
Porzellansammlung. Der Zwinger wurde als Festplatz des
Kurfürsten von Sachsen und König von Polen Friedrich A u gust I.
(August der Starke) erbaut.
Das Neue Rathaus ist ein großer Gebäudekomplex. Es wurde
1907— 1910 errichtet. Vom 100 m hohem Turm kann man auf die
ganze Stadt sehen. A uf der Spitze des Turmes steht die Figur des
„Goldenen Mannes“.
44 SA C H SE N

Der Goldene Reiter ist ein Reiterstandbild A ugust des Starken


auf dem Neustädter Markt.
Die Augustusbrücke verbindet die Stadtteile beiderseits des
Flusses.
Der Theaterplatz ist einer der schönsten Plätze der W elt. Er
präsentiert baukünstlerische Leistungen bedeutender A rchitekten
verschiedener Epochen. Reichlich drei Jahrhunderte, von der
M itte des 16. Jh. an, haben ihn geform t.
12. A n tw orten Sie auf die Fragen!
Über welche Sehenswürdigkeiten erzählt der Text?
W as erfahren Sie über den Zwinger?
Welche Informationen bekommen Sie über den Fürstenzug?
Über welche berühmten Menschen gibt der Text Auskunft?

13. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t Dresden!

DRESDEN

W a p p en A u f goldenem Grund erkennt


man die ältesten wettinischen
Herrschaftswappen: links den
meißnischen Löwen, rechts die
schwarzen Landsberger Pfähle.
G rü n dungsjahr 1206
L age An der oberen Elbe, in der
Dresdner Elbtalweitung.
L an d Sachsen
H öhe 106—315 m über dem Meeres-
Spiegel
Fläche 226 km2
E in w oh n erzah l 500 000
U m gebu n g Dresdner Heide, Sächsische
Schweiz, Zittauer Gebirge,
Tharander Wald
P ersön lich keiten G. Semper, R. W agner, M. D.
Pöppelmann, Gret Palucca u. a.
Seh en sw ü rdigkeiten Frauenkirche, Semperoper, Zwin­
ger, Residenzschloß, Golde­
ner Reiter, Theaterplatz, R at­
haus
SACH SEN

1. Die zw eitgrößte S ta d t Sachsens ist Leipzig. Lesen Sie den


T ext, und bekommen Sie einen Einblick über die Bedeutung
dieser S ta d t!

LEIPZIG
Leipzig (rund 575 ООО Einwohner) ist eine Stadt der Vielfalt;
eine Stadt der M esse, des Buches, der W issenschaft, der Musik.
Leipzig, 1015 als Handwerker- und Kaufm annssiedlung
erstm alig erwähnt und seit 1165 als Stadt, ist m it dem Handel
groß geworden. Die kaiserlichen Privilegien von 1497 und 1507
hoben die Messen in den Rang von Reichstagsm essen. H eute g ilt
die Leipziger Messe weltweit als „Mutter der Messen“.
Der Buchdruck ist durch die Messen begünstigt, schon seit
1500 heimisch. Leipzig ist auch Sitz weltbekannter Verlage.
Seit 1409 hat Leipzig eine Universität. Die Universität gilt
auch als W ahrzeichen der Stadt. Auch zahlreiche Hochschulen
sind in Leipzig beheimatet.
Den R uf als M usikstadt begründete der Thomanerchor, der von
Bach gegründet wurde, sowie das Gewandhaus4. 1843 wurde die

!«I ■«,!* M i;

Leipzig: A ltes Rathaus


46 SA C H SE N

M usikhochschule ins Leben gerufen. Die Operntraditionen reichen


bis in das Jahr 1693 zurück. Mit dem Opernhaus verfügt die Stadt
über eines der modernsten M usiktheater Europas. Die Stadt
Leipzig ehrt den großen Komponisten Bach durch internationale
Bach-W ettbewerbe und das Bacharchiv.

2. Lesen Sie den Text noch einm al, und geben Sie jedem A bsatz
eine Überschrift! Schreiben Sie das W ichtigste zu jedem A bsatz
heraus!

3. A n tw orten Sie auf die Fragen!


Warum nennt man Leipzig die Stadt des Buches, der Musik,
der W issenschaft und Messe?

4. Geben Sie den In h alt des T extes wieder!

5. Lesen Sie den Text, und versuchen Sie die fünf angegebenen
W endungen an der richtigen Stelle einzufügen! Beachten Sie
die stilistisch en Veränderungen!

a. eine Gastrolle geben5


b. jemandem schöne Augen machen6
C. jemandem einen Korb geben7
d. wieder auf die Beine kommen8
e. seine Zelte abbrechen9

„MEIN LEIPZIG LOB ICH MIR“


Gegenüber Auerbachs Keller, vor der alten Börse im Leipziger
Stadtzentrum , steht ein Goethe-Denkmal. Es erinnert daran, daß
Goethe kurze Zeit als Student in Leipzig war.
Das Denkmal zeigt also nicht den berühmten Dichter, sondern
den jungen Goethe. Am Sockel des Denkmals sieht man zwei
Frauenbildnisse. Das eine ist Friederike Oeser, die Tochter des
Direktors der Kunstakademie, bei dem Goethe Zeichenunterricht
nahm. Mit Friederike verband ihn eine enge Freundschaft.
Das zweite Bild zeigt Kätchen Schönkopf, die Tochter des
W einwirtes, bei dem Goethe zu M ittag aß. Der Student Goethe
liebte Kätchen, aber seine Liebe blieb unerfüllt.
Der 18jährige Goethe brach aus gesundheitlichen Gründen sein
Studium in Leipzig ab und kehrte in sein Vaterhaus nach
Frankfurt am Main zurück.
Unter der Fürsorge seiner M utter erholte er sich schnell
wieder.
SA C H SE N 47
Goethe hat aber der Stadt seinen persönlichen M ißerfolg nie
übelgenommen. Im Gegenteil! Man kennt sein Kompliment:
Mein Leipzig lob ich mir,
es ist ein Klein Paris
und bildet seine Leute.

6. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, wann der weltberühmte
Knabenchor gegründet wurde!

THOMANERCHOR
Der Leipziger Thomanerchor wie auch der Dresdner Kreuzchor
gehören zu den bekanntesten deutschsprachigen Knabenchören.
Der Leipziger Chor wurde 1212 gegründet und gewann seine
besondere Bedeutung dadurch, daß Johann Sebastian Bach von
1723— 1750 sein Kantor10 war. Ursprünglich nur im Leipziger

D er Leipziger Thomanerchor im H intergrund das J. S. Bach-Denkmal


48 SAC H SEN

Raum tätig, tragen heute die Knaben und jungen Männer die
Bachsche Musik in alle W elt. Fragen wir nach dem A lltag der
Thomaner in Vergangenheit und Gegenwart, fragen wir nach
Schulbesuch, Chorpflege11 und Freizeit der jungen Leute.
Aus der ersten gedruckten Leipziger Schulordnung aus dem
Jahre 1634 erfahren wir, daß das Thomasalumnat12 bereits in
jener Zeit etwa 55 Schülern Platz bot, eine Zahl, die bis ins 19.
Jahrhundert hinein unverändert bleiben sollte. W er in den Chor
und dam it in das Alumnat eintreten wollte, mußte sich einer
Prüfung unterziehen und vor dem Kantor nachweisen, daß er „ein
Stück fertig und artig musicieren“18 konnte.
W ie noch heute lebten in den einzelnen Wohn- und
Arbeitsräumen des Alum nats jeweils Thomaner aller Klassen
zusammen. Jedes der Zimmer hatte seine eigenen Gesetze, die
zum Teil recht unterschiedlich waren. Um die Ordnung
aufrechtzuhalten, gab es beispielsweise ein System verschiedenster
Strafen und Geldbußen14. In der sechsten Stube zahlte man vier
Groschen, wenn man den Hausschlüssel verlor oder ihn im Schloß
stecken ließ. Einen Groschen hatte zu zahlen, wer als letzter seine
Stube verließ und die Tür nicht hinter sich schloß oder wer sich
übergeben16 mußte. Fluchen kostete sechs Pfennige, das
Verschlafen nur halb so viel. Gleichfalls drei Pfennige zahlte, wer
vergaß, sein Bett in Ordnung zu machen.
Eine Geldstrafe war für die Thomaner möglich, weil sie eine
kleine Summe verdienten. Eine Geldstrafe traf die Thomaner aber
hart.
Das tägliche Leben im Internat folgt auch heute nach einem
straffen, jedoch wohldurchdachten Zeitplan. An jedem Schultag
schrillt16 um 6.30 Uhr der W ecker. Um 7.45 Uhr beginnt der
Unterricht. Um 15.30 Uhr beginnt montags bis donnerstags die
Probe, zuerst für Sopran und A lt, eine Stunde später m it dem
Männerchor. In der letzten der drei Probestunden arbeitet der
Kantor m it dem Gesamtchor. Am Freitag wird gemeinsam m it
den Musikern des Gewandhausorchesters bereits um 14.30 Uhr in
der Thomaskirche geprobt. Nach dem Abendessen sieht der
Wochenplan Freizeit vor. Wenn die Thomaner ihre Hausaufgaben
erledigt haben, können sie diese Stunden nach eigenem W unsch
gestalten, lesen, Briefe schreiben, basteln, musizieren.
Eine genaue Ordnung, nach A ltersstufen geordnet, besteht
auch für das Zubettgehen17. Die Thomaner der vierten bis
sechsten Klasse gehen gegen 20 Uhr ins Bett. Haben die
Thomaner etw as Freizeit, nutzen sie sie zum Besuch ihrer
Angehörigen. W er wegen der weiten Entfernung nicht heimfahren
kann, findet im Internat viele Möglichkeiten, die Freizeit zu
verbringen.
SA C H SE N 49
7. A n tw orten Sie!

Wann wurde der Knabenchor gegründet?


W elche Aufgaben mußte man erfüllen, um in den Chor auf­
genommen zu werden?
W ie ist das tägliche Leben im Internat geregelt?
W elche Strafen gab es früher bei den Thomanern?
8 . Gliedern Sie den T ext! Versehen Sie die A bschnitte m it der
passenden Überschrift!

9. Nehm en Sie die Gliederung, und notieren Sie zu den einzelnen


A bschnitten Stichpunkte!

10. Geben Sie den In h alt m it H ilfe der S tich w örter der Übung 9
w ieder!
11. Inform ieren Sie sich m it H ilfe anderer L itera tu r über
a ) den Leipziger Thomanerchor, b) Johann Sebastian Bach
und halten Sie Kurzvortrüge!

12. Lesen Sie den Text, und geben Sie den In h alt auf deutsch
wieder!

BURG STOLPEN
Kennen Sie die Burg Stolpen? Nein, auf der Burg Stolpen bei
Dresden lebte 49 Jahre die Gräfin Cosel.
Die Gräfin Cosel war eine sehr schöne Frau, überaus ehrgeizig
und klug. A ls A ugust der Starke sie 1705 kennenlernte, war sie
gerade 25 Jahre. Anna von Hoym, so hieß sie damals noch, wurde
1706 zur Gräfin Cosel ernannt. Sie hatte m it A ugust dem Starken
drei Kinder, doch geheiratet hat er sie nie — obwohl er es ihr
versprochen hatte.
Bei H ofe durchschaute sie schnell die machtbesessenen
M inister, sah, wie sie sich bereicherten und nur ihren eigenen
Vorteil suchten. 1712 bemühte sich A ugust der Starke um die
polnische Krone. Die M inister sahen in dieser Situation ihre
Chance, die Gräfin Cosel loszuwerden. Sie redeten A ugust ein, er
müsse sich nun eine Polin zu seiner Geliebten machen. Sie redeten
gegen die Cosel und erzählten, daß sie den König vergiften w ill.
1715 floh die Gräfin nach Preußen. Sie galt als Staatsverräterin.
Der Preußenkönig lieferte sie den Sachsen aus. Am 25. Dezember
1716 traf die Gräfin Cosel unter strenger Bewachung auf der
Burg Stolpen ein. Hier lebte sie bis zu ihrem Tode im Jahre 1769.
13. Lesen S ie den Text, und sagen Sie, welche Begebenheit
B öttger bei der Erfindung des weißen Goldes half!

W EISSES GOLD
Seit dem 7. Jahrhundert stellen die Chinesen bereits Gefäße
aus Porzellan her. Schon im M ittelalter kamen einzelne Stücke
davon nach Europa und erregten großes Aufsehen.
Der Kurfürst von Sachsen, A ugust der Starke, hielt seit
Jahren den Apotheker Johann Friedrich Böttger in seinen
Diensten. Dieser hatte versprochen, m it H ilfe des „Steines der
W eisen“ aus unedlem M etall Gold zu gewinnen. Der ver­
schwenderische König erhoffte sich davon eine R ettung aus seinen
Finanznöten. Er ließ Böttger streng bewachen und drohte ihm die
Todesstrafe an, falls er sein Versprechen nicht einhalten würde.
Böttgers Versuche hatten lange keinen Erfolg. A ls ihm eines
Tages der Friseur die Haare puderte, kam ihm der Gedanke,
warum das Puder so schwer war. Böttger ließ sich eine Probe von
ihm geben, prüfte es im Glühfeuer und erkannte, daß es mine­
ralische Eigenschaften besaß. Die Herkunft des Puders ließ sich
leicht feststellen.
Böttger setzte nun m it diesem Pulver seine Versuche im
Brennofen fort, und es gelang ihm tatsächlich, das begehrte
„weiße Gold“ herzustellen.
Es entstand die berühmte Meißner Porzellanmanufaktur.
Meißner Porzellan ist in der ganzen W elt bekannt und begehrt.

1. H aben Sie schon einm al über Gret Palucca gehört? W enn


nicht, inform ieren Sie sich über das Leben und Schaffen dieser
großen Künstlerin!

GRET PALUCCA
Der Name Palucca ist eng m it der Entwicklung des Neuen
Künstlerischen Tanzes verbunden, der sich etwa im ersten
Jahrzehnt unseres Jahrhunderts in Deutschland entwickelte.
SAC H SEN 51
Palucca hatte, als sie ihre Ausbildung als Tänzerin aufnahm,
noch wenig von den Theorien des Neuen Tanzes gehört. Sie wußte
zunächst nur, daß sie tanzen müsse. In Dresden, wohin ihre
M utter aus Kalifornien übergesiedelt war, hatte Palucca bei dem
Ballettm eister Heinrich Kröller schon während ihrer Schulzeit
Unterricht genommen. Während ihres Studium s kam sie zu
der Überzeugung, daß der Klassische Tanz für sie nicht das
Richtige ist. Sie fühlte, daß eine neue Form des Tanzes für die
Gegenwart notwendig sei.
Sie tra f Mary W igman. Diese spielte für die weitere künst­
lerische Entwicklung der Tänzerin eine große Rolle.
Palucca, damals achtzehn Jahre alt, wurde die erste Schülerin
Mary W igmans.
Bald begann sie auch schöpferisch selbständig zu arbeiten. Sie
konnte 1924 m it einem Solotanzabend vor die Ö ffentlichkeit
treten. Palucca versuchte, das Menschliche, die W irklichkeit, eine
W elt m it ihren Tiefen, Leidenschaft und Würde darzustellen.
In wenigen Jahren war Palucca in die erste Reihe der
deutschen Tänzerinnen aufgerückt. Sie gab Gastspiele in allen
großen und kleinen Städten Deutschlands.
Bald senkten sich Schatten auf Paluccas Kunst. Zwar konnte
sie in den ersten Jahren noch weiterhin ihre Triümphe feiern,
doch bösartige Stimmen griffen sie an, denn der hum anistische
Gehalt ihrer K unst, ihr unbeirrbares Schöpfertum und auch ihre
Neigung zu ausländischen, vor allem slawischen und romanischen
Musikern mußten den Faschisten bald verdächtig werden. Man
schränkte ihre Schaffensm öglichkeiten immer mehr ein. 1939
schloß man ihre Schule.
Sofort nach der Befreiung begann Palucca m it neuer K raft ihr
Schaffen. Durch die zerstörten Straßen Dresdens wanderte sie
morgens stundenlang, einen kleinen Rucksack mit Trainingsanzug
und kärglichem Essen auf dem Rücken, an eine irgendwo ent­
deckte neue A rbeitsstätte. Sie hatte kaum etw as anzuziehen, doch
ihr Mut und ihre Schaffenskraft waren ungebrochen; sie war nur
glücklich, wieder arbeiten zu können. Sie stellte sich für den
W iederaufbau des Dresdner Kulturlebens zur Verfügung.
Sie begann, innerlich und äußerlich befreit, ihr Publikum neu
zu erobern. Gastspielreisen führte sie wieder durch viele deutsche
Städte, und sie tanzte nicht nur, sie beteiligte sich auch an
Vorträgen über den Neuen Künstlerischen Tanz.
Einige Jahre später wird die Palucca-Schule eröffnet. Palucca
arbeitet erfolgreich als Tanzpädagogin an dieser Schule. Die Pä­
dagogik Paluccas wird von ihrer eigenen Autorität und führenden
Rolle als Lehrerin, ihrer hohen fachlichen M eisterschaft und
hum anistischen Einstellung gegenüber dem Schüler, der A chtung
52 SA C H SE N

vor der Persönlichkeit, bestim m t. Diese Pädagogik is t eigener


Prägung. Sie und der von Palucca gelehrte Neue Künstlerische
Tanz sind die Ursachen der internationalen Anerkennung und
Anziehungskraft der Palucca-Schule, sie sind die Besonderheit
dieser Ausbildungsstätte junger Tänzer.

2. A n tw orten Sie auf folgende Fragen!


W er spielte für die künstlerische Entwicklung Paluccas eine
große Rolle?
W as w ollte Palucca in ihrem Tanz ausdrücken?
Warum schloß man 1939 die Schule der Künstlerin?
W ie war ihr Leben nach der Befreiung?
W elche Eigenschaften besitzt Palucca als Pädagogin?
W orin besteht die Besonderheit der Palucca-Schule?

3. Gliedern Sie den Text! Geben Sie jedem Gliederungspunkt eine


passende Überschrift!

4. Geben Sie A u sku nft über

a ) das Studium der Künstlerin, b) ihre ersten selbständigen


S ch ritte, с) den Grund des A u ftrittverb o ts, d ) den Neu­
anfang, e ) die A rbeit als Tanzpüdagogin!

Modernes B allett
SACH SEN

5. Sagen Sie, welches Verhältnis Sie ги г Tanzkunst haben!


Lieben Sie m ehr den modernen oder klassischen Tanz?
Begründen Sie ihre Aussagen!

6. Sprechen Sie über eine berühmte Tänzerin Ihres Landes!

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, m it welcher T radition der
G ruß „Glück auf“ verbunden ist!

DAS ERZGEBIRGE
Ein reizendes Stück deutscher Landschaft ist das Erzge­
birge.
Vor rund 300 M illionen Jahren falteten große Erdkräfte
das Gebirge. A us flüssiger G esteinsglut stiegen Metalldämpfe auf
und schlugen sich beim Erkalten als Erze in den Spalten der
Gesteine nieder. A uf W asserscheiden entstanden Hochmoorland­
schaften m it einer interessanten Flora und Fauna. Der aufmerk­
same Beobachter kann zahlreiche Vogelarten, reichen W ildbestand
sowie eine A rtenvielfalt an Lurchen, Kriechtieren und seltenen
Insekten wahrnehmen. Früher standen überall im Erzgebirge Tan-
nen-Rotbuchenwälder. Heute tr ifft man überwiegend Fichten. In
den höheren Lagen gibt es die Eberesche, auch Vogelbeerbaum
genannt. Er schmückt die Landschaft und wurde wegen seiner
H eilkraft zum Lieblingsbaum der Erzgebirgler.
In den Tiefen der Berge lagern viele Bodenschätze: Zinn- und
Eisenerze, aber auch Silber, Kobalt, Nickel, W ism ut, Blei, Zink
und Uran. Schon über 800 Jahre betreiben die Menschen hier den
Bergbau, der Sachsen einst reich gemacht hat.
Die Menschen im Erzgebirge sind eng m it ihren alten Tradi­
tionen verbunden. Bergtraditionen vergangener Zeiten werden in
vielzähligen Museen und A usstellungen dokumentiert. Das Klöp­
peln, Schnitzen und Drechseln wird auch jetzt noch gepflegt.
Schnitz- und Drechselfiguren kann man in jeder W ohnung zur
Im Erzgebirge
SA C H SE N 55
W eihnachtszeit bewundern. Auch die Tradition des M usizierens
blieb bis in die heutige Zeit erhalten. In vielen Heimatgruppen
singt und m usiziert man zum eigenen und anderer Leute
Vergnügen. Auch heute noch g ilt der Gruß „Glück auf“, ein alter
Bergmannsgruß.
Große Bedeutung hat das Erzgebirge als Zentrum des Tou­
rism us. Viele Menschen, ob im Sommer oder im W inter, suchen
im Gebirge Stunden der Ruhe und Entspannung.
Viele Möglichkeiten sportlicher Betätigung im W inter gibt es
in den bekanntesten W intersportgebieten bei Oberwiesenthal,
Altenberg, Zinnwald und Geising. W er im Sommer wandern w ill,
findet um den Auersberg, um den Kahleberg bei Zinnwald sowie
in den Flußtälern der Mulde viele schöne W andergebiete. Und wer
höher hinaus w ill, kann sich auf den höchsten Berg des Erz­
gebirges, den Fichtelberg (1214 m), begeben.

2. A n tw orten Sie!

W as wissen Sie über die Geschichte des Erzgebirges?


W as erfahren Sie im Text über die Flora und Fauna des Gebir­
ges?
W elche Bodenschätze findet man im Erzgebirge?
W elche Traditionen werden auch noch heute gepflegt?
A u f welche W eise können sich die Menschen im Erzgebirge er­
holen?

3 . Gliedern Sie den Text! Schreiben Sie zu jedem Gliede-


rungepunkt Stichworte!

4. Geben Sie m it H ilfe d er Gliederung und der Stichw orte den


T ext wieder!

5. Geben Sie den inhaltlichen K ern der T extabschnitte m it we­


nigen S ätzen wieder!

6. Berichten Sie über eine G ebirgslandschaft Ih rer H eim at!


SAC H SEN

D L Gedicht stammt
Bs klappertdie
von dem Leipziger Lehrer
Emst Anschütz, der es um
1824 geschrieben und
am rauschenden ‘Bach
zunächst auch eine eigene
Melodie dazu geschaffen
hatte. Gedruckt wurde es
1830. In SchuHieder-
6ücfiem setzte sichjedoch
die Verbindung mit der Уf E s klo p - p e r r dit Muh~le от rau -se h e n -d e n В och. Ifcjü»
\ B e iJ ä g u n d bei N ach t is t d e r M ü l- Ie r ste ts w a c n j
Melodie zu dem Volkslied p F fr V ' ок Ь к D7K N К
»Es ritten drei Reiter zum
Tore flinaus« durch. Diese F Г Р r F F 'T ^
Melodie findet sich erst­ klapp (klipp kla p p )! Er m a h -k t das K o m ZU dem
mals 1774 in einem römi­ F. BK
C7|
schen Druckwerk, mit der
Anmerkung, ein deutscher J F -И г r F Ft ~ T F F F
Bettler fiobe sie 1770 in k ra f- -h '-g en t/nd ho - ben
B rot, w ir die 5C5 50

den Straßen Roms n F C er F

gesungen.
Т Т Т С Г Г 7 7 T f
h a t ’s k e i-п е N o t, klipp klapp, klip p klapp, k lip p k la p p !

2. 3
Ffink laufen die. Kader und Wenn reichliche Körner das
drehen den Stein, klipp klapp! Ackerfeld trügt, klipp, klapp!
Und mahlen den Weizen zu D it Mühle dannflink ihre
Mehl uns so fein, klipp (Hupp1 Räder bewegt, klipp klapp!
Der BöAer dann Zwieback uni Und schenkt uns der Himmel nur
Kuchen draus backt, immerdar Brot,
der immer den Kmdem so sinl wir geborgen uni
besonders gut schmeckt. feilen rnAt Not.
Kßpp klapp, klipp klapp, klipp Kipp klapp, klipp klapp, klipp
klapp! klapp!
Tfiüijin^en

Nordhausen

Sondershausen

Cf Mühlhausen

Apolda
Eisenach Erfurt
Gotha Altertum
W eim ar

Arnstadt

Thüringen
Saalfeld

Meiningen

Sonneberg
Größe:
16 251 qkm

Einw ohnerzahl:
ca. 2,68 Millionen

Landeshauptstadt:
Erfurt
1. Lesen Sie den Text, und machen Sie sich m it dem L an d
Thüringen bekannt!

LAND THÜRINGEN
Das Land Thüringen liegt fast in der M itte der BRD. Durch
sein Land fließen die Saale, die Ilm und die U nstrut. Das
Territorium Thüringens ist 16 251 km2 groß. Die Landeshaupt­
stadt ist Erfurt. Andere große Städte sind Gera, Suhl, W eimar,
Gotha, Eisenach, Meiningen, Nordhausen usw. Mit rund 2,6 M il­
lionen Einwohnern gehört Thüringen zu den weniger dicht besie­
delten deutschen Ländern.
Thüringen grenzt im Osten an Sachsen, im Süden an Bayern,
im W esten an Hessen, im Norden an Sachsen-Anhalt und im
Nordwesten an Niedersachsen. Mit allen diesen Bundesländern ist
Thüringen historisch und kulturell verbunden.
Das Land Thüringen kann als Blüte der deutschen K ultur
bezeichnet werden. Thüringen ist mit solchen berühmten Namen
wie Goethe, Schiller, Bach, Liszt, Zeiß und Fröbel verbunden.
Martin Luther hielt sich bekanntlich im 16. Jh. in der W artburg
auf, wo er an der Übertragung der Bibel vom Lateinischen ins
Deutsche arbeitete.
Die Stadt Weimar war und ist eng mit Johann W olfgang von
Goethe verbunden. Er traf 1775 am Hof der Herzogwitwe Anna
Am alia und des jungen Herzogs Carl A ugust ein. Es wurde für
ihn ein A ufenthalt fürs Leben. Seit 1772 lebte der Dichter
Christoph M artin W ieland als Prinzenerzieher in Weimar. -1776
kam Johann G ottfried Herder als Intendant nach Weimar. 1787
kam Schiller in die Stadt und blieb dort bis zu seinem Tode.
In der Stadt Jena wirkten die W issenschaftler Zeiß und AbM.
Sie bauten die ersten wissenschaftlich errechneten Mikroskope für
den Dienst an der friedlichen W issenschaft.
Auch in anderen Städten konnten K ultur und W issenschaft
ungehindert gedeihen. In Apolda wurden im Zeitraum von 1754
bis 1902 die größten Glocken der W elt gegossen. 1782 wird in
Oberweißbach der bekannte Pädagoge Friedrich Fröbel geboren.
Sein ganzes Leben war der Entwicklung der Vorschulerziehung
gewidmet.
60 T H Ü R IN G E N

Thüringen wurde und ist bekannt durch seine Glas- und


Spielzeugindustrie. Die Weihnachtsbaumkugel aus Glas — erst­
mals 1848 geblasen — und die ersten in Deutschland hergestellten
künstlichen Menschenaugen aus Glas, kommen aus der thürin­
gischen Stadt Lauscha.
Das Land Thüringen ist nicht nur durch sein politisches und
kulturelles Leben bekannt. Die Landschaften Thüringens sind eine
Augenweide. Der Thüringer W ald, das bedeutende Feriengebiet,
g ilt allgem ein als Synonym für die Thüringer Landschaft. Die
höchsten Bergspitzen erreichen fast 1000 Meter. Städte und Dör­
fer haben einen vielgestaltenen Reiz. In den Dörfern sind zahl­
reiche Häuser in Fachwerkbauweise anzutreffen. Auch die Städte
lohnen den Besuch.

2. A n tw orten Sie!
Wo liegt das Land Thüringen?
W ieviel Menschen leben dort?
W ie heißen die größten Städte?
A n welche Länder grenzt Thüringen?
W as übersetzte Luther ins Deutsche?
W er lebte in Weimar?
W as bietet gute Eirholungsmöglichkeiten?
In welchem Stil sind die alten Häuser gebaut?

3. E rgäm en Sie!
In Thüringen leben . . . . Thüringen grenzt an ... . Durch Thü­
ringen fließen ... . In Weimar lebten . . . . Lauscha ist bekannt
durch ... .

4 . S tellen Sie Fragen

a ) zu den Grenzen des Landes, b) über die S tä d te Thüringens,


c ) über die Flüsse, d ) über die S ta d t W eim ar, e ) über den Thü­
ringer W ald, f ) über die Industrie!

5. M achen Sie sich Stichw orte


a ) zu r geographischen Lage, b) zu r K u ltu r, c ) zu den Sehens­
würdigkeiten, d ) zu r Indu strie des Landes!

6. Sprechen Sie anhand der Stichw orte über das L an d Thü­


ringen!
T H Ü R IN G E N 61

1. Inform ieren Sie sich anhand der Übersetzung des T extes über
die Geschichte des Landes Thüringen!

ETW AS A U S DER GESCHICHTE

Die Geschichte Thüringens beginnt im 5. Jahrhundert, als das


zeitw eilig bis zur Donau reichende Königsreich Thüringen ent­
stand, dessen Macht allerdings nur etwas mehr als 100 Jahre
bestand: Im Jahre 531 erlitten die Thüringer in der Schlacht an
der U nstrut eine folgenschwere Niederlage gegen ihre fränkischen
und sächsischen Nachbarn.
Bis auf ein kleineres, den Sachsen überlassenes Gebiet fiel das
thüringische Reich zunächst unter fränkische H errschaft. Wäh­
rend der Regentschaft Karls des Großen (742—814) wurden in
Thüringen zahlreiche Städte, Kirchen und Burgen errichtet. In
der M itte des 11. Jahrhunderts gewannen die Ludowinger unter
Leitung Ludwigs dem Bärtigen Einfluß im Thüringer Raum und
erlangten 1130 die Landgrafenwürde.
1247, m it dem Tod des Heinrich Raspe, deutscher Gegenkönig
des Kaisers Friedrich II., starb das Geschlecht der Ludowinger
aus. H eftige Auseinandersetzungen um die Erbfolge setzten ein,
in deren Ergebnis die W ettiner, Stamm geschlecht der sächsischen
Fürsten und Könige, die Oberhand gewannen.
Sie übernahmen fast das gesam te thüringische Gebiet und seine
Grafschaften. W eitere Erbteilungen der W ettiner brachten
schließlich Ende des 16. Jh. die endgültige, bis nach dem ersten
W eltkrieg andauernde Zersplitterung Thüringens m it sich.
Erst 1920 vereinigten sich durch Volksabstimmung diese
K leinstaaten zum Land Thüringen. Die Landeshauptstadt wurde
Erfurt.
Auch wenn der politische B egriff Thüringen jahrhundertelang
im Hintergrund stand, Schauplatz deutscher Geschichte ist
Thüringen immer gewesen.
Hier war Luther, der Reformator tätig, dessen Bibelüber­
setzung ins Deutsche auch zur Herausbildung der einheitlichen
deutschen Sprache, dem Hochdeutsch1 führte. Nicht vergessen
darf man, daß die Reformation (Trennung der katholischen
62 T H Ü R IN G E N

Kirche in die protestantische lutherische Richtung und in die


katholische) Martin Luthers außer ihrer geistesgeschichtlichen
auch eine w ichtige politische Bedeutung hatte. Sie gab der gä­
renden Unruhe unter den Bauern neuen A uftrieb. Luthers Geg­
ner, der Bauernführer Thomas Müntzer, nutzte Luthers neue
Ideen, den Bauern neuen Mut zu machen. Hier in Thüringen
fanden blutige Kämpfe zwischen den Bauern und den Rittern
sta tt, in denen die Bauern unterlagen.
Ende des 19. Jh. wurde Thüringen zu einem Zentrum der
deutschen Arbeiterbewegung. Am 7. A ugust 1869 trat in Eisenach
unter dem Vorsitz von A ugust Bebel, Wilhelm Liebknecht der
A llgem eine Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterkongreß zusam ­
men, der sich am 9. A ugust als Sozialdemokratische A rbeiter­
partei Deutschlands konstituierte.
1919, nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches, kam es zur
Schaffung der Weimarer Republik. Sie scheiterte durch den
W ahlsieg der Nationalisten.
Von 1945—1990 war Thüringen ein Bestandteil der DDR.
Nach den W ahlen, am 14. Oktober 1990, wurde Thüringen ein
gleichberechtigtes Bundesland der BRD.

1 . Lesen Sie den Text, und sagen Sie, was einen Thüringer von
den anderen Deutschen unterscheidet!

DER THÜRINGER

Das Land Thüringen ist Ihnen nun gewiß schon etwas ver­
trauter. W ie ist es aber m it dem Thüringer und der Thüringerin?
W as unterscheidet sie von den anderen Deutschen? Danach
gefragt werden diese Ihnen spontan antworten: „die Sprache“ —
und gelassen hinzufügen, daß es vor allem das Sächsische sei, wo­
ran man die Thüringer erkenne. Das stim m t ein bißchen, ein biß­
chen aber auch nicht. Verrät doch eine „Sprachenkarte Thü­
ringens“ so viele Besonderheiten und Nuancen, die die obrige
Einordnung als nicht ganz richtig erklärt. Sagt man da „nich“,
heißt es dort „nit“. Wer hier „Hüs“ sagt, m eint etwa an der Saale
T H Ü R IN G E N 63
deutlich „Haus“. Und wer in Erfurt „ich“ spricht, kann das weiter
nördlich als „ech“ hören. Ähnlich bunt verhielt es sich im
wahrsten Sinne des W ortes2 in der Vergangenheit m it der
traditionellen Kleidung. Wo also sind die typischen Thüringer zu
erkennen? Natürlich beim Essen. „Ein Sonntag ohne Klöße, ist
kein Sonntag“, sagen die Thüringer. Beliebt sind auch die Bre-
deln, die Bratwurst und die Rostbratwurst. Und noch eins ist es,
daß die „echten Thüringer“ kennzeichnet: die Lust zum Feiern.
Die Thüringer sind ein sehr geselliges und hilfsbereites Volk.

2 . Erschließen Sie das Rezept m it H ilfe des Wörterbuches!


A ls man Bürger des Landes fragte, woran sie zuerst bei dem
Stichwort „Thüringen“ denken, nannten 31,7 Prozent den Thü­
ringer Wald und 40,1 Prozent aber die Thüringer Klöße.
Das Rezept für die Klöße besteht schon seit 1616.

Thüringer Klöße
Z u ta te n : 1,6 K ilogram m K a rto f­ Zwei D rittel d e r K arto ffeln roh
feln, 100 G ram m K arto ffelstä r­ lassen, reihen, in einem Leinensäckchen
ke, 2 B rötchen, IOC Gramm oder — tuch auspressen, m it Balz und
B u tter. S a le K arto ffelstärk e m ischen. Ein D rittel d e r
K arto ffeln kochen, m it W asser pürieren,
den dlcksam lgen B rei zum Kochen
bringen und die Rohm asse d am it
OberbrQhen. Die B rätchen in kleine
W ürfel schneiden, in B u tte r k n usprig
rösten. A us dieser Masse KlOße form en
und in die M itte d rei bis v ier
Semmelwürfel drücken. Die Klöße dann
in kochendes W asser legen u n d sie — je
nach Größe — etw a 10 bis 15 M inuten
ziehen lassen.
— G u ten A p p e tit! —

1. Lesen Sie den Text, und versuchen Sie ihn zu verstehen!

ERFURT
Die Hauptstadt des Landes Thüringen liegt m it ihren rund
200 000 Einwohnern im weiten Tal des Flüßchens Gera. Die Stadt
verdankt ihre Entwicklung ihrer verkehrsgünstigen Lage.
64 T H Ü R IN G E N

Erfurt: Die gotische Baugruppe Dom und Severthlrche

Das Stadtgebiet von Erfurt zählt zu den ältesten Siedlungs­


zentren deutscher Geschichte. Im Jahre 742 wurde die Stadt
erstm als urkundlich erwähnt. K aufleute und Handwerker begrün­
deten in der Folgezeit den machtvollen Aufschwung des Ortes.
Äußeres Zeichen dieser Entwicklung waren die aus dem 12.
Jahrhundert stammenden großen Steinbauten, von denen noch
heute Reste des ersten M auerrings und der ehemaligen
Klosterkirche auf dem Petersberg sowie Teile des Doms künden.
Zahlreiche weitere romanische und gotische Kirchenbauten
machten die Stadt als Stadt der Türme berühmt.
Im Jahre 1392 wurde die Universität gegründet. Sie war die
erste Universität. Ihre höchste Blüte erlebte sie im 1 5 .—16.
Jahrhundert, als hier, wie auch in der Engelsburg, die Erfurter
Humanisten wirkten.
Der große Reformator Martin Luther verbrachte in dieser
Stadt von 1501 bis 1512 als Student und als Mönch wichtige
Jahre seines Lebens; daran erinnern solche Gedenkstätten wie das
A ugustinerkloster. In einem Flügel der alten Universität befindet
T H Ü R IN G E N 65
sich heute die W issenschaftliche Allgemeinbibliothek der Stadt
Erfurt m it der berühmten Handschriftensam mlung „Amplo-
niana“.
Im 16. Jahrhundert kam es zu einem erneuten w irt­
schaftlichen Aufschwung, der zu einer regen Bautätigkeit führte.
Zahlreiche prächtige Patrizierhäuser der Gotik und Renaissance
entstanden, die bis in die Gegenwart von der K unstfertigkeit der
Erfurter Handwerker zeugen. Im 18. Jahrhundert wirkten au f die
geistige Entwicklung der Stadt bedeutende Persönlichkeiten wie
Goethe, Herder, Humboldt, Wieland und Schiller.
1806 besetzten französische Truppen die Stadt und zwei Jahre
später fand hier ein Fürstenkongreß statt, auf dem sich Napo­
leon I. und Zar Alexander trafen. Nach der Völkerschlacht bei
Leipzig 1813 besetzten die Franzosen Erfurt, bis im darauf­
folgenden Jahr die verbündeten Russen und Preußen in die Stadt
einzogen.
Während des zweiten W eltkrieges wurden auch viele Gebäude
zerstört. Trotzdem kann man wieder den früheren Reichtum der
Stadt bewundern.

2. A n tw orten Sie au f die Fragen!

W ieviele Menschen leben in Erfurt?


Wann wurde die Stadt das erste Mal urkundlich erwähnt?
W elche Sehenswürdigkeiten wurden im 12. Jahrhundert ge­
baut?
Wann erlebte die Erfurter Universität ihren Höhepunkt?
Wann lebte Luther in der Stadt?
In welchem S til wurden die prächtigen Häuser des 16. Jahr­
hunderts gebaut?
W ann trafen sich Napoleon und Zar Alexander in Erfurt?

3. Sagen Sie, was der Text über

a ) M a rtin Luther, b) die französische Arm ee, c ) die


U niversität, d ) bedeutende Persönlichkeiten E rfu rts erzählt!

4. Lesen Sie den Dialog, und sagen Sie, welche neue Inform ation
er über E rfu rt enthält!

A u f dem B ahnhof treffen sich zwei Freunde, Boris und A lexander.

A: Hallo!
B: Hallo!
A: W as machst denn du hier auf dem Bahnhof?
3 Г ерм ани я
Bummel vorbei am Springbrunnen

B: Ich komme gerade aus der BRD. War für eine Woche in Er­
furt.
A: W arst du als Tourist dort, oder hattest du geschäftlich etwas
zu tun? Erzähle!
B: Ich war auf Dienstreise. Trotzdem habe ich viel gesehen.
А : W as hat dir denn am besten gefallen?
В : Begeistert bin ich vom Dom. Kannst du dir vorstellen, er be­
sitzt die größte noch in Funktion befindliche m ittelalterliche
Glocke Europas.
A: W ie ich dich kenne, warst du natürlich auch in den Museen.
B: Ja, ich besuchte mit meinen deutschen Kollegen das Museum
für Stadtgeschichte und das Angerm useum.
A: W as gibt es denn im Angermuseum zu besichtigen?
B: Das Angermuseum hat einen großen Bestand an Landschafts­
malerei des 19. Jh. und thüringischem Porzellan des 18. Jh.
T H Ü R IN G E N 67
A: Und was hast du am Abend gemacht?
B: Oh, Erfurt hat viele Möglichkeiten zum Bummeln und Ein­
kehren. Die H auptgeschäftsstraße ist der Anger, in dem
zahlreiche Restaurants und СаГёв zum Erholen einladen.
A: Und wie lange warst du dort?
B: Eine Woche. Entschuldige, b itte, ich muß jetzt gehen. R ufe
mich an! W ir verabreden uns, und ich werde dir alles dann
ganz genau berichten. Tschüß!
A : Tschüß!

5. M achen Sie sich m it den Sehenswürdigkeiten E rfu rts bekannt!

SPAZIERGANG DURCH ERFURT


Während eines Rundganges kann man eine Menge entdecken:
reizvolle Fachwerkhäuser, fantasievolle Brunnen, dazwischen
immer wieder Ausblicke auf die Gera.
Ausgangspunkt des Stadtrundganges ist die Kaufmannskirche.
Die Kaufmannskirche ist ein gotischer Bau aus dem 14.
Jahrhundert. Die Eltern von J . S. Bach heirateten hier. Der Name
hat mit ihrem Standort zu tun. Hier lebten reiche Kauf leute.
Die Krämerbrücke ist 125 m lang und 19 m breit. Sie ist das
älteste westliche Bauwerk Erfurts. Zuerst war die Brücke ein
Holzbau, 1325 wurde sie nach dem Brand als Steinbrücke neu
errichtet. Die Krämerbrücke beherbergt das Krämerbrücken­
museum.
Der Fischmarkt ist Zentrum der m ittelalterlichen Siedlung.
1275 wurde das alte Rathaus erbaut. A u f der Nordseite des
Marktes steht das Haus „Zum breiten Herd“; eines der schönsten
Renaissancehäuser. Schräg gegenüber ist das Haus m it der
„Galerie am Fischmarkt“.
Der Domplatz ist 4 ha groß und der größte Platz Deutschlands.
Hier befinden sich die Apotheke und das 1538 erbaute
Renaissancehaus „Zur hohen Lilie“. Hier wohnten Luther und der
Schwedenkönig Adolf.
Das ehemalige Universitätsballhaus war 1808 Treffpunkt
Napoleons mit Zar Alexander I. Beim Umbau 1833 entstanden die
Kaisersäle.
Das A ugustinerkloster ist gut erhalten. Es wurde 1277 erbaut.
Hier kann man die Lutherzelle besichtigen. Das K loster ist auch
Gedenkstätte für die Bombenopfer der Stadt.

6. A n tw orten Sie auf die Fragen!


W as beherbergt die Krämerbrücke?
W as befindet sich auf dem Fischmarkt?
68 T H Ü R IN G E N

M it welchen Persönlichkeiten ist der Domplatz verbunden?


W as können Sie vom Augustinerkloster berichten?

7. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t E rfurt!

ERFU R T

Wappen Das weiße, sechsspeichige


„Mainzer Rad“ auf rotem
Grund stam m t aus dem
Mainzer Stadtwappen; Erfurt
führt dieses Wappen seit dem
17. Jahrhundert.
Gründungsjahr 742
Lage In einem weiten Talkessel des
Flusses Gera, m itten im
Thüringer Becken.
Land Thüringen
Höhe 165—378 m über dem M eeres­
spiegel
Fläche 107 km2
Einwohnerzahl 200 000
Persönlichkeiten Goethe, Luther, Schiller,
Herder, Humboldt, Wieland
Industrie Leicht- und Lebensm ittel­
industrie
Sehenswürdigkeiten Krämerbrücke, Domplatz,
Fischmarkt, Augustinerkloster

1. M achen Sie eine kleine Reise durch Thüringen! Lesen und


übersetzen S ie die Texte!

LEUTENBERG
Von Saalfeld in Richtung Lebensstein fahrend, beginnt nach
17 km flußaufwärts eines der romantischsten, landschaftlich
T H Ü R IN G E N 69
reizvollsten Gebirgstälern Thüringens, das Sem itztal. Eingebettet
in einen Talkessel, schützend von Bergen umgeben, befindet sich
die Stadt der sieben Täler — Leutenberg.
Leutenberg beherbergt bereits seit 1884 Gäste. Umgeben von
Wald und eingebettet in dem idyllischen Ilm tal liegt das
städtische Schwimmbad, das 1926 entstand und als eines der
landschaftlich schönsten Freibäder in der Umgebung gilt.
Leutenberg hat ein ausgedehntes W andernetz, das zu schönen
Wanderungen einlädt. 100 m über der Stadt, auf dem Schloßberg,
erhebt sich das Schloß Friedensburg, dessen Entstehung bis in das
9. Jahrhundert zurückgeht.
Die Traditionspflege wird in der Stadt großgeschrieben.
Zahlreiche Kulturgruppen der Stadt laden zu Heimatabenden, zu
Konzerten und Tanzabenden ein. Volksfeste auf dem M arktplatz
und m itten im grünen Wald zeigen, daß die Leutenberger gern
m it ihren Gästen feiern.
Leutenberg und seine Umgebung sind ein lockendes Urlaubsziel
zu allen Jahreszeiten. W er einmal vom W ahrzeichen Leutenbergs,
der Friedensburg, auf die liebevoll erhaltene A ltstadt und die
Umgebung gesehen hat, der hat sein Herz endgültig an Leuten­
berg verloren.

LAUSCHA
Vor mehr als 6000 Jahren begann das
Glas, seinen W eg in alle Erdteile zu
nehmen und ist seit jener Zeit
unentbehrlich im Handwerk, in der
Industrie und im Hause.
Für das Thüringer Städtchen Lauscha
hat das Glas eine besondere Bedeutung.
1597 entstand hier die erste Glashütte.
Bis zur M itte des 18. Jahrhunderts
wurden nur Gebrauchsgläser aller Art
hergestellt. Später begann man mit der
Fertigung von Glasperlen, W eihnachts­
schmuck. Im Jahre 1835 gelang es die
ersten künstlichen Menschenaugen in
Deutschland herzustellen. Seitdem sind
Lauschaer Glasaugen in aller W elt
gefragt.
Entstehung und Entwicklung der
G lasindustrie des Thüringer Waldes
veranschaulicht das in seiner A rt ein­
zige Museum für Glaskunst in Lauscha.
Es ist für die Besucher der Stadt ein
beliebter Anziehungspunkt. Bereichert Der wahre Kunstgegenstand
70 T H Ü R IN G E N

mit neuem Wissen und schönen Eindrücken, so verlassen jährlich


etw a zweihunderttausend Gäste aus dem In- und Ausland die
schöne und bedeutende Stadt im grünen Herzen der BRD.

FRIEDRICHRODA

Schon im 11. Jahrhundert wurde Friedrichroda im Thüringer


Wald als Siedlung des K losters Rheinhardsbrunn gegründet.
Lange lebten die Einwohner der Stadt vom Bergbau, einer
bescheidenen Landwirtschaft und vor allem von Weberei und
Zwirnhandel3. Bis im Sommer 1837 der wirtschaftliche A u fstieg
m it der Entwicklung des Fremdenverkehrs begann: Der Gothaer
Buchhändler Friedrich Perthes entdeckte Friedrichroda als
Kurort. 1852 wurden 333 Kurgäste gezählt, 1911 war ihre Anzahl
bereits auf 15 000 Gäste angestiegen.
Das ganze Territorium der Stadt gehört zum Thüringer
Landschaftsschutzgebiet. Die Stadt liegt in einer sehr reizvollen
Landschaft, um ringt von Tälern und Bergen, eingebettet in einer
sauberen Natur zwischen W iesen und Wäldern. Deshalb nutzen
viele Menschen die Möglichkeiten, die hier geboten werden, um
ihre Gesundheit zu verbessern.

2. Sagen Sie, warum Lauscha, Leutenberg und Friedrichroda


beliebte A usflugsziele sind!

3. Lesen Sie den Text, und versuchen Sie ihn ohne W örterbuch
zu verstehen!

„EINSTEIGEN BITTEI “
Am 17. J u li 1929 ertönte zum ersten Mal der Ruf: „Einsteigen
bitte! “ — und die Thüringer Waldbahn von Gotha nach Tabarz
setzte sich in Bewegung. 21,7 Kilometer beträgt das N etz der
elektrisch betriebenen Schmalspurbahn von 1000 M illim eter
Breite. Die Fahrt von einer W endeschleife zur anderen dauert
etwa 70 Minuten; sie führt durch schöne Landschaften und vorbei
an manchen Sehenswürdigkeiten.
Eine Station ist der Ortsteil Schnepfental. Vor 200 Jahren
gründete hier der Pädagoge Christian G otthilf Salzmann eine
Erziehungsanstalt, deren Ziel die harmonische Ausbildung von
G eist und Körper war. Dazu gehörten neben den w issenschaft­
lichen Fächern Gartenarbeit, die Verm ittlung von handwerklichen
T H Ü R IN G E N 71

Die erste deutsche Eisenbahnlinie

Fähigkeiten und sportlichen Übungen. 1785 kam der junge


Pädagoge Johann Christoph Friedrich Guts-M uths an die Schule,
einer der W egbereiter des Turnunterrichts in Deutschland. Von
ihm stam m t das erste Lehrbuch in deutscher Sprache für den
Turnunterricht.
In Friedrichroda hält die Bahn in der Nähe der Marien­
glashöhle, die 1784 beim Abbau von Gips entdeckt wurde. Ihren
Namen bekam sie vom Marienglas, einer seltenen Form von Gips,
das aus durchsichtigen Kristallen besteht und im 18. Jh. und im
19. Jh. zum Schmücken der Marienbilder verwendet wurde.
Endstation der Bahnfahrt ist Tabarz, schon vor hundert
Jahren ein beliebter Urlaubsort. Hier haben die Touristen viele
M öglichkeiten sich zu erholen, ob im W inter oder im Sommer.

4. A n tw orten Sie au f die Fragen!


W ie lang ist die Strecke?
Wer wirkte in Schnepfental?
M it welchem Namen ist die Erziehungsanstalt noch verbunden?
W as wurde in Friedrichroda entdeckt?
W elcher Ort bildet die Endstation der Reise?

5. Lesen Sie den Text nun genau, und erzählen Sie dann über
a ) die W aldbahn, b) das Schaffen von G. Salzm ann,
c) den Pädagogen Guths-M uths, d ) den Gipsabbau!
72 T H Ü R IN G E N

6. A n tw orten Sie!
Warum ersetzt man diese Waldbahn nicht durch ein modernes
Verkehrsmittel?
W as würden Sie erzählen, wenn ein Deutscher Sie nach einem
ähnlichen Verkehrsmittel in Ihrer Heimat fragen würde?

7. Lesen Sie den Text! Sagen Sie, wodurch W eim ar weltbekannt


wurde!

WEIMAR
W eimar liegt in einer breiten Talmulde, die von der Ilm und
ihren Nebengewässern durchflossen wird. Hier leben ungefähr
65 000 Menschen.
Die eigentliche Stadtgründung erfolgte um 1250. 1547 wurde
W eimar Hauptstadt des Herzogstums Sachsen-Weimar und in der
Folgezeit als Residenz ausgebaut. Nach Abschluß der m it­
telalterlichen Stadtbefestigung, an die noch heute der Bücherturm
der Zentralbibliothek der deutschen Klassik und der Kasseturm
am Goetheplatz erinnern, entstanden in der zweiten H älfte des 16.
Jahrhunderts u. a. das Grüne und das Rote Schloß. Im 1 7 ./1 8 .
Jahrhundert wurden die Schlösser Ettersburg und Belvedere
errichtet.
Von 1552 bis zu seinem Tode war der berühmte Maler und
Graphiker Lucas Cranach d. Ä. in Weimar tätig. Am Weimarer
H of w irkte der geniale Musiker und Komponist Johann Sebastian
Bach von 1708 bis 1717.
W eimars weltgeschichtliche Stunde schlug in der klassischen
Zeit. In dieser Periode wuchs es zum Zentrum des Geisteslebens,
das den Völkern zum Symbol des Humanismus und menschlicher
Größe wurde und den Namen des Ortes hinaustrug in die fernsten
W inkel der Erde.
Den M ittelpunkt dieser Entwicklung bildete Johann W olfgang
Goethe, der 1775 als 26jähriger in die kleine Residenzstadt kam.
Hier entstanden die meisten seiner Werke, die er m it dem Faust
krönte. Groß war auch sein Einfluß auf das Theaterwesen
W eim ars. Friedrich Schiller siedelte 1799 nach W eimar und lebte
bis zu seinem Tode 1805 hier. Neben Goethe und Schiller prägten
damals die Schriftsteller Wieland und Herder das hum anistische
Profil dieser Stadt.
Die erste H älfte des 20. Jahrhundert brachte der Goethestadt
das dunkelste Kapitel ihrer tausendjährigen Geschichte. 1937
wurde nordwestlich der Stadt auf dem Ettersberg das fasch isti­
sche Konzentrationslager Buchenwald errichtet.
Nach 1945 war der Neubeginn schwer. Doch unverzagt begann
T H Ü R IN G E N

73

Weimar: Goethe-Schiller-Denkmal

der W iederaufbau. A us den Trümmern entstanden auch die


klassischen Gedenkstätten in alter Schönheit. Vor aller W elt
präsentiert sich Weimar wieder als bedeutendes K ulturzentrum .
Jedes Jahr kommen Tausende von Touristen nach Weimar, um
das Goethe- und Schillerhaus, das Gartenhaus, den Schloßpark
und das Nationaltheater zu besuchen.

8 . A n tw orten Sie auf die Fragen!


Wann wurde die Stadt Weimar gegründet?
W elche Bauten entstanden im 16. Jahrhundert?
In welcher Zeitperiode arbeitete Bach am Weimarer Hof?
W ieviel Jahre lebte Schiller in Weimar?
Wo und wann wurde das Konzentrationslager errichtet?
T H Ü R IN G E N

9. Erzählen Sie anhand der gegebenen W ortgruppen über die


S ta d t W eim ar!

W EIM A R

Größe mittelgroß, ruhig, 65 000


Einwohner
Aussehen kleine Häuser m it freund­
lichem Aussehen
Lage Land Thüringen, am Fluß
Ilm
Historische Bedeutung Hier lebten Schiller, Goe­
the, Herder, Bach
Heutige Bedeutung M ittelpunkt der Pflege des
deutschen Kulturerbes,
hervorragende Bildungs­
stätte
Sehenswürdigkeiten Nationaltheater, Schiller-
und Goethehaus, Garten­
haus, Schloßpark

10. Lesen Sie den Text, und geben Sie ihm eine andere Überschrift!

ZWIEBELMARKT IN WEIMAR
Traditionen sind erträglich, wenn sie den Menschen erneuern.
Dann bewahrt er sie, weil er sie braucht. Werden Sie nur
künstlich ernährt, wirken sie lächerlich und langweilig. Ein
klassisches Gegenbeispiel: die Zwiebel in Weimar.
Am 24. Mai 1653 wird der Zwiebelmarkt zum ersten Male
urkundlich erwähnt. In einem Schreiben des Rates der Stadt an
den sächsischen Herzog ist von „Viehe- und Zippelmarkt“ die
Rede. Freitags, sonnabends und montags darf er stattfinden, legte
der Landesvater4 fest. Den genauen Zeitpunkt im Herbst
bestim m te die Ernte. Später einigte man sich, nur einen Oktober-
Sonnabend dafür zu nehmen.
Für Zwiebeln brauchte man keinen besonderen Markt. So
selbstverständlich wie sie wachsen, will man sie kaufen. Aber die
Menschen vor uns sind auf manchen glücklichen Einfall gekom­
T H Ü R IN G E N 75
men: es war m eist irgendeine N ot, an
die wir uns nicht mehr erinnern, die
so erfinderisch machte. Da mag auch
die Idee entstanden sein,
Zwiebeln der Größe nach mit
Stroh zu binden, damit sie sich
gu t transportieren, auch
luftig aufbewahren lassen —
und damit war der
Zwiebelzopf, auch Rispe
genannt, geboren.
Schon 1827 beschreibt
ein Freund Goethes —
Carl Friedrich Zelter —
ausführlich, was er bei
einem Besuch in Weimar
sah: „Zu allen Toren der
Stadt kamen heute früh
große Fuhren von Zwie­
beln und Sellerie, die
appetitlich ausgelegt
waren. Die Zwiebeln sind
an langen Fäden wie Per­
lenschnüre aufgezogen und
nehmen sich gar artig
aus6. Goethe ließ davon
für 14 Pfennig für das
ganze Jahr einkaufen und
hing sie an seinem Fenster
auf, was einiges Aufsehen
machte.“
W as ist nun das
Besondere am Zwiebel­
markt in Weimar? Früh t Z U

um sechs wird der Zwie­


belmarkt vom Zwiebel­
turm des Schlosses ein­
geläutet6. Schon in der Dunkelheit, sehr zeitig also, kann man
Porree, Blumenkohl und gelbe Äpfel leuchten sehen. Die Ver­
käuferinnen hängen Blumenkugeln aus Strohblumen auf,
Bratwurst wird auf Holzkohle gebraten, Bier steht in Fässern und
Flaschen bereit. Auf dem Töpfermarkt, der auch zum Zwiebelmarkt
gehört, wird Tongeschirr aufgebaut. Thüringer Wurstspezialitäten
liegen auf hölzernen Platten. Zwiebelkuchen wird geschnitten. Alles
ist da, was der Herbst hervorbringt: Blumen, grüner Salat, Paprika,
Beifuß, Petersilie, Meerrettich und—Zwiebeln, bunt, duftend, schön.
Der Kenner trägt wenigstens zwei Zwiebelzöpfe nach Hause.
Apropos7 Zwiebelkuchen. Die Weimaraner bekommen glänzende
76 T H Ü R IN G E N

Augen, wenn sie allein das W ort „Zwiebelkuchen“ in den Mund


nehmen. Der Kuchen muß heiß und frisch gegessen werden. Es
scheint, daß auf dem Weimarer Zwiebelmarkt Quadratkilometer
davon verkauft werden, sein D uft liegt über der Stadt.

Und damit er sich noch weiter ausbreite, hier das Rezept:

Zwiebelkuchen

Z u ta te n fü r den Teig: 300 g M ehl, Z uerst b ereitet man den H efeteig


100 g M argarine, 100— 150 g vor. E r muß eine S tunde zugedeckt
M ilch, 25 g H efe, etw as S a lz ru h en . In dieser Zeit d ü n stet man
Z u ta te n fü r d en Brei: 80 g Grieß, geschälte und gesch n itten e Zwiebeln
500 g M ilch, 5 g S a lz in Öl und Salz glasig. Die Zwiebeln
Z u ta te n fü r d en B elag: 1 kg sollen aber n ich t ganz weich sein.
Zwiebeln, 100 g Öl, 1 E l, 10 g M it den angegebenen Z utaten is t d e r
K üm m el, etw as S a lz Brei zu kochen. E r soll eine Zeit
abkühlen. Danach ro llt man den T eig
au f dem Blech aus und läßt ihn
einige M inuten steh en , d am it er
g eh t. Dann w ird der Brei
au f gestrichen, u n d die Zwiebeln
werden a u f den T eig v e rte ilt. D as Ei
is t m it etw as Milch zu verrü h ren und
über die Zwiebeln zu gießen. Dann
s tre u t man etw as Kümmel a u f den
Kuchen und schiebt ihn in den
vorgeheizten Backofen. Bei g u te r
M ittelhitze wird er goldgelb
gebacken. Zwiebelkuchen schm eckt
ausgezeichnet zu W ein und zu Bier.
— G u te n A p p e tit! —

11. A n tw orten Sie auf die Fragen!

W ie entstand der Zwiebelmarkt?


Warum wurden Zwiebeln in Zwiebelzöpfen verkauft?
W as kann man alles auf dem Zwiebelmarkt kaufen?
W ie beschreibt Goethes Freund den Zwiebelmarkt?
Welche Zutaten braucht man für den Zwiebelkuchen?

12. N otieren Sie sich zu den einzelnen A bschnitten Stichw örter!

a. Entstehung des Zwiebelmarktes


b. Vergangenheit
c. Gegenwart
T H Ü R IN G E N 77
13. Geben Sie m it H ilfe der Gliederung und der Stichw örter den
Text wieder!

14. Geben Sie m it wenigen S ätzen das W ich tigste des Textes
wieder!

15. Versuchen Sie m it H ilfe des W örterbuches folgende


Redewendungen zu verstehen!
jemandem die Suppe versalzen
abwarten und Tee trinken!
den Braten riechen

16. A n tw orten Sie!


W elche Volksfeste feiert man in Ihrer Heimat?
Werden an diesen Tagen bestim m te Speisen und Getränke zu­
bereitet?

1. Friedrich Schiller lebte und wirkte viele Jahre in W eim ar. M a­


chen Sie sich m it dem Leben dieses großen deutschen
K lassikers bekannt!

FRIEDRICH SCHILLER
Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach
geboren. Ab 1766 besuchte er die Lateinschule. Seine ersten
Theatereindrücke empfing er im Ludwigsburger H oftheater. Der
Vater nahm ihn gelegentlich zur Belohnung für gute schulische
Leistungen dorthin m it. Von 1773 bis 1780 mußte Friedrich
Schiller auf der Karlsschule studieren. Für den dreizehnjährigen
Friedrich, der eigentlich Pfarrer werden w ollte, begann eine
bedrückende Jugendzeit. Sein Zorn auf den Herzog, der ihn dazu
zwang, begann zu wachsen. Er hatte diesen E ingriff in sein Leben
nie verwunden. Das stum pfe Kasernenleben unterdrückte die
Neigungen der Schüler. Der Tagesablauf wurde streng geregelt.
Schiller studierte zuerst Rechtswissenschaft und wechselte 1775
7Ь T H Ü R IN G E N

zum Medizinstudium über. Begeistert las er m it meinen Kame­


raden im „geheimen Klub“ Leasings „Emilia Galotti“, Goethes
„Götz von Berlichingen“.
Das W eltbild des jungen Schillers wurde stark geprägt von
seinen Erfahrungen, die er in der Familie und in den acht Jahren
au f der Karlsschule gemacht hatte. Sie entwickelten seinen Drang
nach Freiheit sowie den W illen, das Bestehende entschlossen und
aktiv anzugreifen. Diese H altung ist in den „Räubern“ und in
„Kabale und Liebe“ besonders zu erkennen.
1780 konnte Schiller endlich die Karlsschule verlassen. Er
arbeitete als Regim entsarzt in Stuttgart. Nach der stürmischen
Aufführung der „Räuber“ mußte der Dichter fliehen. Er ging 1782
nachts über die Grenze nach Mannheim.
Im J u li 1787 siedelte Schiller nach Weimar über. Hier tra f er
Herder und W ieland, lernte Goethe kennen. Schiller studierte
Geschichte, um sich ein gesichertes Auskommen zu verschaffen.
Durch die Verm ittlung Goethes arbeitete er in Jena an der
U niversität als Professor.
Charakteristisch für die Lebenssituation Schillers ist, daß der
bereits bekannte Dichter sich ständig in finanziellen
Schwierigkeiten befand. Doch immer fand er auch Freundschaft
und H ilfe.
Eine große Bedeutung für das Schaffen von Schiller hatte die
Freundschaft m it Goethe. Sie dauerte leider nicht sehr lange.
Schiller starb — nicht einmal 46 Jahre — in Weimar. Er hinter­
ließ ein W erk, das zu den größten Leistungen der deutschen
N ationalliteratur zählt.

2. Lesen Sie den T ext noch einmal! Suchen Sie im T ext Sätze
heraus, die über
a ) das Elternhaus des D ichters, b) das Studium an der
K arlsschule, c ) die Jahre in W eim ar, d ) seine N otlage
berichten!

3 . Finden Sie im T ext Satzstellen , die das W eltbild des D ichters


zeigen!

4 . Erzählen Sie anhand der angegebenen D aten über das Leben


von Friedrich Schiller!

1759, 177; -1 7 8 0 , 1775, 1787, 1805

5. Lesen Sie die Ode von F. Schiller ,A n die Freude“.übersetzen


Sie sie ins Russische m it dem Wörterbuch!
T H Ü R IN G E N 79

An die Freude
F'eude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
W:r Detmten feuertr jnKen,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mnae streng geteilt,
Alle Menschen wei den Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Se>d jmschlungen Millionen!
Diese. Kuß der ganzer. Welt!
Brüder — überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.

Freude heißt die starke Feder


In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen W sltenuhr.
Blume.' lockt sie aus den Keimen,
Sonner aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
Die des Sehers Rohr nicht kennt.
Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels präcnt'gen Plan.
Wandelt, Brüder, eure Bahn.
Freudig, wie ein Held zum Siegen.

1. Lesen und Übersetzen S ie den Text! N ehm en Sie, wenn nötig,


das W örterbuch zu H ilfe!

THÜRINGER WALD
Wer die BRD besucht, um sie kennenzuiernen, wird gewiß
nicht versäumen, im schönen Thüringer Land Station zu machen.
Thüringen liegt im Südwesten der BRD und der größte Teil
dieses Gebietes ist bewaldetes M ittelgebirge, das sich von der
Thüringer Wald

Stadt Eisenach im Nordwesten bis zum obrigen Saalefluß im


Südosten erstreckt. Der Thüringer Wald ist ein 60 km langes,
stark bewaldetes Gebirge. Es erhebt sich 800—900 m über den
Meeresspiegel. Die höchsten Berge sind der große Beerberg (982 m
ü. d. M.) und der Schneekopf (978 ü. d. M.) sowie der Große
Inselsberg (916 m ü. d. M.).
Thüringen ist nicht nur Erholungsgebiet, sondern wegen seiner
Bodenschätze befinden sich dort auch viele wichtige Indu­
striezw eige, wie z. B. holzverarbeitende Industrie, Glasindustrie,
Uhrenindustrie und nicht zu vergessen die Industrie der
W intersportgeräte. Die bedeutendsten Industrieorte liegen am
T H Ü R IN G E N

Rande des Thüringer W aldes. Es sind z. B. Eisenach, Ilmenau,


Suhl und Schmalkalden.
Das Klima des Thüringer W aldes ist kühl und
niederschlagsreich. Die W inter sind lang und bringen reichlich
Schnee. Daher bestehen günstige Voraussetzungen für jeglichen
W intersport. Der Frühling setzt erst sehr spät ein, während er in
den Gebirgsvorländern schon längst Einzug gehalten hat.
Der Thüringer Wald ist wegen seiner landschaftlichen
Schönheit und wegen der herrlichen Wälder, Berge und Taler ein
im Sommer wie W inter gleichermaßen stark besuchtes
Erholungsgebiet. A lle Städte und Dörfer im „Wald“ bieten
vielfältige Unterkunftsm öglichkeiten. Es gibt Heime, private
H otels, und auch moderne, gepflegte Unterkünfte bei Familien.
Der bekannteste Erholungsort ist zweifellos Oberhof. Neben den
herrlichen bequemen Heimen befinden sich hier auch noch
ausgezeichnete Sportanlagen für Ski-, Bob-, Rodel-, Eislaufsport
und Tennis.
Gut m arkierte Wanderwege bieten dem Besucher Möglich­
keiten zu kleinen und größeren Wanderungen. W er besonders fit
ist, kann an dem jährlichen „Rennsteiglauf“ teilnehmen. Aber da
muß man schon einen recht durchtrainierten Körper besitzen,
denn der Rennsteig ist ein Wanderweg, der 160 km über die
Kämme des gesam ten Thüringer W aldes entlangführt. Trotz der
großen Anstrengungen nehmen jährlich Tausende Bürger aus der
BRD und aus anderen Ländern an diesem Lauf teil.

2. Lesen Sie den T ext noch einm al, und gliedern Sie ihn!
M achen Sie sich zu jedem Gliederungspunkt N otizen!

3. A n tw orten S ie au f die Fragen!


M it welcher Landschaft werden Sie bekanntgemacht?
Wo liegt der Thüringer Wald?
W ie heißen die größten Berge?
W elche Industriezweige gibt es in diesem Gebiet?
W as haben Sie über das Klima des Thüringer W aldes erfahren?
W elche Möglichkeiten gibt der Thüringer Wald für die Erho­
lung der Bevölkerung?

4. Führen Sie ein Gespräch m it Ihrem Studienkollegen über den


Thüringer W ald! Fragen S ie nach
a ) der Lage des Thüringer W aldes, b) dem K lim a, с ) der
In du strie, d ) der Gästeunterbringung, e ) der sportlichen
Betätigung!
T H Ü R IN G E N

D L humorvolle.
Cjefui mrzveng ’rüBer
Volkslied stammt aus
Thüringen. С Hartenstein
veröffentlichte es 1933 in
Weimar in der Sammlung
»Thüringische Volks-
Heden. Schnell wurde es
ungemein popufir.
Bei genauerem Hinnören
entpuppt sieft die Melodie
als Parodie auf das
thüringische KinderGed
»Es tanzt ein Bi-Ba-
Butzemann«.
Heutzutage wird es gern
zum Schunkeln gesungen;
das uraüe Motiv von den
TöcRtem, die gern S ch m ied Sei - n e r T rau! Ja da *nü ~ ber zum .

geheiratet sein wollen, F ( W e n ig e ? £ __________ „g , С

gibt oft Anlaß zu teilweise


»unanständigem Zusatz­
strophen. S c h m ie d !
т т
jS d v n ie d , der
г
hat
.
zw ei
'f. h e r ^ möch - fc/i
. F , 11 О |
1 1Г-
7r5— ^-----T ----1 ----1

\ h ei * r a ~ t e t Sein. Ja , da

2. 3.
Der Schmied, der hat Der Schmied, der hat
e Kanapee, en runden Tisch,
und wetmnjV skfi. cfraufsetzt, und wemtjTj'r 51^Я 'nas^.tzt,
dageht's ind'Höh, da dreht er sich,
ja da gehn mV weng... ja da gehn mV weng...

*) Vor den Strophen 2 und 3 von vom


nur die unterstrichenen Kehrreim-Zeiten.1
^ßoyei^n
Größe:
70 550 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 11,2 Millionen

Landeshauptstadt:
München
1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, welche Betriebsform en ty ­
pisch für B ayern sind!

LAND BAYERN
Bayern liegt im M ittelpunkt Europas. In der Oberpfalz ist noch
heute jener Stein zu sehen, den Napoleon 1805 setzen ließ, um die
„Mitte Europas“ zu kennzeichnen. Brüssel, Mailand, W ien,
Budapest, Paris, Rom oder Zürich sind von Bayern aus in kurzer
Reisezeit zu erreichen. Kein Wunder, daß der Freistaat Bayern
einer der w ichtigsten europäischen Knotenpunkte für Luftfahrt,
Eisenbahn und Straßenverkehr wurde.
Bayern ist m it 70 500 km2 das flächenmäßig größte Land der
Bundesrepublik Deutschland. M it rund 11 M illionen Einwohnern
hat es die zweitgrößte Bevölkerungszahl unter den Bundesländern.
Die Landeshauptstadt ist München. Das Land grenzt an die
Bundesländer Hessen, Thüringen, Baden-Württemberg und Sach­
sen.
Die bayrische Landschaft zeichnet sich durch ihre große
V ielfalt aus. Von den Großlandschaften sind die Bayrischen Alpen
am bekanntesten. Viele Flüsse durchziehen Bayern. Die längsten
sind die Donau und der Main. Ein D rittel der W aldfläche und über
ein Viertel der W asserfläche der Bundesrepublik Deutschland
befinden sich in Bayern.
Bayern war noch nach dem Krieg ein reines Agrarland. Heute
ist es zu einem modernen Industriestaat geworden. Bayern besteht
heute nicht nur aus schöner Landschaft m it zahlreichen
Kulturdenkmälern, Bayern ist nicht nur ein Land der Gastlichkeit
und der Erholung; es wurde auch zu einem der w ichtigsten
wissenschaftlich-technischen und industriellen Zentren Europas. In
Bayern sind moderne Betriebe der Elektronik, M ikroelektronik,
Chemie und der K raftfahrzeugindustrie zu Hause. Neben
internationalen Großunternehmen besteht Bayerns W irtschaft aus
vielen kleinen und mittleren Betrieben.
Besondere Kennzeichen Bayerns sind von jeher die Schönheit
seiner Landschaft, seine geschichtliche Vergangenheit und der
Reichtum seiner K ultur. Der Fremdenverkehr hat sich zu einem
86 BAYERN

Oberbayern: Bad Tölz

bedeutenden W irtschaftsfaktor entwickelt. Erholsame Wander-


und Spaziermöglichkeiten, Klöster und Kirchen, Schlösser und
Gärten haben Bayern zum w ichtigsten Fremdenverkehrsland in der
Bundesrepublik Deutschland gemacht.
Unvergleichlich reich ist die M useumslandschaft Bayerns. In
fa st 700 Museen werden Kunstschätze aus aller W elt bewahrt und
gepflegt. Jährlich kommen 17 Millionen Besucher in die Museen
und Kunstsammlungen, zu den Schlössern. Bayern ist neben
Baden-Württemberg das an Baudenkmälern reichste Land der
Bundesrepublik.
Zu den wesentlichen Aufgaben bayerischer K ulturpolitik zählt
auch die Förderung von Volksmusik, Gesangs- und Trachten­
vereinen1. 31 feste Schauspiel-, Opern- und Operettenbühnen sowie
Puppentheater sorgen für ein vielseitiges Kulturprogramm.

2 . A n tw orten Sie!
Wodurch ist Bayern zum Knotenpunkt des Verkehrs geworden?
W ie heißt die Landeshauptstadt?
A n welche Bundesländer grenzt Bayern?
In welchen Bereichen ist die Industrie entwickelt?
W ie nennen sich die größten Flüsse des Bundeslandes?

3. Ergänzen Sie!
Bayern hat eine Fläche von ... . Im Lande leben ... . Die Alpen
sind . . . . Bayern wurde zum Land der Touristen durch ... . Das
bayerische Kulturm inisterium fördert . . . .
BAYERN 87
4 . Vergleichen Sie!

In Sachsen leben 4,9 Mill. Menschen, aber in Bayern . . . .


Das Land Niedersachsen hat eine Fläche von 47 447 qkm,
aber ... .
Die Hauptstadt Thüringens ist Erfurt, aber . . . .
In Sachsen gibt es das Erzgebirge, aber . . . .
Durch das Land Brandenburg fließt die Havel, aber . . . .
Im Freistaat Hamburg ist der Schiffbau und die Ölverarbei­
tungsindustrie stark entwickelt, aber . . . .
5. Lesen S ie den T ext noch einm al, und gliedern Sie ihn!
Schreiben Sie sich das W ichtigste zu jedem Gliederungspunkt
auf!

6. Sprechen Sie über

a ) die geographische Lage, b) die Indu strie, c ) den


Frem denverkehr, d ) die K u lturpolitik des Landes Bayern!

N ehm en Sie die Stichpunkte der Übung 5 zu H ilfe!

1. Lesen Sie den Text, und machen Sie sich etw as näher m it
den B ayern bekannt!

DER BAYER
Woher kommt der Bayer oder Bajuwar, dieser prächtige,
selbstbewußte Mensch? Er weiß es wohl selbst nicht. Irgendwann
und irgendwie kamen sie wohl aus Böhmen — oder vielleicht
einfach die Donau herauf? Oder kamen sie etwa doch vom W esten
her? W en aber „lasen“ sie unterwegs „auf“2. Und noch w ichtiger,
wen trafen sie im altbayerischen Gebiet an? Gewiß lebten da noch
Nachkommen der Römer, die als Soldatenfam ilien den Grenzwall
„Limes“ bewachten oder bewacht hatten.
Auch die Sprache ist nicht einheitlich. W as den Fremden
in Bayern als einheitlicher Dialekt erscheint, ist in W irklichkeit
eine Vielzahl von verschiedenen Mundarten. Die 3 w ichtigsten
BAYERN

Unterarten sind: das Nordbairi­


sche, das M ittelbairische und
das Südbairische.
Aber wen stört das schon,
wenn die Bayern miteinander
gemütlich plaudern oder ein
Bierchen trinken.
Der Bayern kann urgemütlich
sein, aber er hält auch stets
seine höchstpersönlichen, sub­
jektiven Grenzen im Verhalten
ein. Er weiß genau, wann es
„gnua“ ist. Und über diese
Grenze geht nichts mehr. Das
muß der Fremde wissen und
akzeptieren, sonst schlägt ihm
am Ende derbe Grobheit entge­
gen3.
Die Bayern sagen über sich
und ihr Land Folgendes: „Über
Bayern lacht zu jeder Zeit die
Sonne, auch wenn's zwischen­
durch mal regnet, was letztlich
nur äußerlich ist. Und wir Bay­
ern sind überzeugt davon, daß
Die Bayern es sich in keinem Land der W elt
so gut leben läßt wie in un­
serem.“
Eines können die Bayern gut, sich selbst „auf den Arm
nehmen“4.
Und so sagt ein Verslein:

Ja, mia samma Bayern, Ja, wir sind Bayern,


mia zvin ned gern Schdeian, wir zahlen nicht gern Steuern,
mia san aa ned gschead, wir sind auch nicht ungehobelt,
mia san Leid wiasase ghead. wir sind Leute, wie es sich gehört.

2. A ntw orten Sie!

Woher stam m t der Bayern?


W as erfahren Sie über die Sprache der Bayern?
Was können Sie über den Charakter des Bayern erzählen?
BAYERN 89

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, wann und un ter welchem
N am en M ünchen das erste M al urkundlich erwähnt wurde!

MÜNCHEN
Die bayerische Hauptstadt ist m it rund 1,3 Millionen
Einwohnern nach Berlin und Hamburg die drittgrößte Stadt
Deutschlands. An der Isar gelegen, m it den Alpen in der Nähe und
umgeben von Seen, bietet sie viele Möglichkeiten für die sportliche
und kulturelle Tätigkeit. Nach München kommen nicht nur
deutsche Touristen, sondern auch viele Besucher aus dem Ausland.
Die zahlreichen Museen und Gemäldesammlungen Münchens
sind ebenso weltberühmt wie seine Musik- und Theaterszene. In
keiner anderen Stadt werden so viele Filme und Fernsehsendungen
produziert. Aber es ist nicht nur eine internationale Metropole für
Theater und Musik, es hat auch Deutschlands größte U niversi­
täten m it fa st 100 000 Studenten. In München haben mehr Verlage
ihren Sitz als in jeder anderen Stadt Deutschlands. München steht
auch bei Mode, Messen und Kongressen an erster Stelle. In den
letzten Jahrzehnten entwickelte sich die Stadt zu einem
erstrangigen technischen Zentrum: Siemens, BMW, MBB, MTU
und andere W eltfirm en haben hier ihren Stam m sitz.
Trotzdem hat München in vielem einen dörflichen Charakter
und eine ruhige Lebensart bewahrt; man pflegt die bayerischen
Traditionen, man liebt seine Heimat.
O ffiziell wird München zum ersten Mal 1158 n. Ch. erwähnt,
aber m it dem Namen „Munichen“ (Hochdeutsch „Mönche“). Kaiser
Friedrich Barbarossa verlieh dem rasch wachsenden Flecken das
Marktrecht. So wurde die politische und wirtschaftliche
Entwicklung der Stadt begründet.
Im nächsten Jahrhundert war die Stadt in Krieg und
Belagerung verwickelt. Hungersnot und Arm ut hielten Einzug5.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts besetzten ein Jahr lang die
Franzosen die Stadt. Durch die A llianz m it Napoleon im Jahre
1806 kam die Stadt zu neuen Ehren. 1819 trat in München das
erste bayerische Parlament zusammen.
In den nächsten Jahren entwickelte sich München zu einer
W eltstadt. 1900 hatte die Stadt schon 500 000 Einwohner.
München: Das BMW-Betriebs-Symbol
BAYERN 91
Im zweiten W eltkrieg wurde die Stadt stark zerstört. Heute
erinner* den Besucher nichts mehr an die Zerstörung des Krieges.
Die w ichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind: das R at­
haus im neugotischem S til, die H eiliggeistkirche aus dem 14.
Jahrhundert, das A lte Rathaus auf dem Marienplatz und das
Münchner Stadtmuseum.

2, A n tw orten Sie!
W ie groß ist die Bevölkerungszahl der Stadt München?
Wo liegt die Stadt?
W elcher Fluß ist m it der Stadt München verbunden?
W as macht die Stadt weltberühmt?

3. W ae erfahren Sie über die Geschichte der S ta d t im 4. Absatz?

4. Lesen Sie den letzten A bsatz, und erzählen Sie, welche


Sehenswürdigkeiten es in M ünchen gibt!

5. Lernen Sie durch einen Rundgang die Sehenswürdigkeiten von


München etw as näher kennen!

SPAZIERGANG DURCH MÜNCHEN


München ist weiträumig und hat so viel zu bieten, daß ein
Gang zu allen Sehenswürdigkeiten nicht möglich ist. Es wird Ihnen
ein Rundgang vorgeschlagen, auf dem Sie vor allem die Residenz-
und Regierungsstadt. München kennenlernen.
Der Marienplatz ist der ehemalige M arktplatz, M ittelpunkt der
Stadt. Hier steht die Mariensäule, das Neue und das A lte Rathaus
und im Hintergrund die Türme von St. Peter. Die Mariensäule
wurde 1638 zum Dank für die Bewahrung der Stadt vor der Zer­
störung durch die Schweden errichtet.
Das stattliche Rathaus beherrscht m it seinem 85 m hohen
Turm den Platz. Es wurde zwischen 1867 und 1908 erbaut.
Pünktlich um 11 Uhr und von Mai bis Oktober auch um 17 Uhr
ertönt vom Rathausturm das Glockenspiel.
Das A lte Rathaus an der O stseite des M arienplatzes wurde
1470 und 1474 erbaut. Sein gotischer Saal ist einer der prächtig­
sten in Deutschland.
Die Pfarrkirche St. Peter war die erste Kirche der Stadt aus
dem 1 8 ./1 4 . Jahrhundert. Sie wurde im letzten Krieg zerstört und
orginalgetreu wieder auf gebaut.
Das W einstadl ist der älteste bürgerliche Repräsentationsbau
Münchens. Ab 1550 ist dort die Stadtschreiberei. Das Haus hat
eine reiche Fassadenmalerei.
BAYERN

München: Glockenspiel im Rathaus

Die Residenz ist historisch und künstlerisch betrachtet Mün­


chens bedeutendster Gebäudekomplex. Mit dem Bau wurde Ende
des 16. Jahrhunderts begonnen. Die W ittelsbacher, die hier das
Schicksal Münchens 800 Jahre lang lenkten, residierten bis zur
Abdankung des letzten Königs von Bayern im Jahre 1918. Seit
1920 ist die Residenz als Museum den Besuchern geöffnet. Zu
besichtigen sind der Königsaal, die Schatzkammer, das A n ti­
quarium und der Herkulessaal. Im Antiquarium finden auch heute
noch Staatsempfänge statt, im Herkulessaal Konzerte.
Der Hofgarten wurde 1613—1617 als ein italienischer Garten
angelegt. Im Zentrum befindet sich der Brunnenpavillon.
Das Bayerische Nationalmuseum wurde 1894—1899 errichtet.
Hier befinden sich bedeutende Sammlungen aus neun Jahrhunder­
ten: K unst, K unstgeschichte, Kunstgewerbe.
Nach Plänen von E. Riedel wurde 1858—1874 das Staatliche
Museum für Völkerkunde gebaut. Hier kann man viel über die
Kunst und K ultur außereuropäischer Völker sehen.
BAYERN 93
6. A n tw orten Sie!
M it welchen Sehenswürdigkeiten wurden Sie im Text bekannt­
gemacht?
Was erfahren Sie über die Residenz?

7. Lesen Sie den Dialog, und sagen Sie über welche Traditionen er
en ä h lt!
M achen w ir ein e kleine Pause und setzen w ir uns in ein gem ütliches klein es
C aft. Solche gib t e s überall in M ünchen.
U n ser Tischnachbar is t ein M ünchner und gern bereit a u f unsere Fragen zu
antw orten.

A : Sagen Sie bitte, was ist ein Münchner Schäfflertanz?


B: Ein Schäfflertanz? W issen Sie, das ist der älteste und wohl
bekannteste Münchner Brauch. Zwar weiß man nicht genau,
auf welches Jahr er zurückgeht, aber man kennt den Anlaß
seiner Entstehung.
A : Und der wäre?
B: Es war eine jener Pestepedemien, ich glaube, die von 1517. Sie
versetzte die Menschen in A ngst und Schrecken0. Da
entschlossen sich die Münchner Schäffler (Böttcher) einfach
die Bürger m it fröhlicher Musik wieder aufzuheitern.
A: W ird der Brauch auch heute noch gepflegt?
B: Ja, alle sieben Jahre wird der Tanz m it seinen genau festge­
legten Figuren erneut aufgeführt, jeweils zwischen Dreikönigs­
tag und Aschermittwoch.
A: Ich habe auch gelesen, daß die Münchner Volkssänger eine lan­
ge Tradition haben. Stim m t das?
B: Ja, das stim m t. M it Schwänken und Couplets, auch m it poli­
tischen Texten, traten sie schon im vergangenen Jahrhundert
auf.
A: Einer von diesen Sängern war doch Karl Valentin.
B: Richtig. Bei ihm ging sogar Bertolt Brecht in die Lehre. Ihm
zu Ehren wurde ein Museum eingerichtet. Der Eintrittspreis
ist etwas kurios. Eine Eintrittskarte kostet 299 Pfennig.

8 . E rw eitern Sie den Dialog! Fragen Sie nach


a ) der E ntsteh ung der S ta d t, b) den M öglichkeiten des K u ltu r­
lebens, с) den Sehenswürdigkeiten Münchens!
Verwenden Sie dabei die Fragen:
Können Sie mir (vielleicht) sagen, ...?
W issen Sie vielleicht, ...?
Können Sie mir bitte erklären, ...?
/

94 BAYERN

9. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t München!

MÜNCHEN

Wappen A u f silbernem Schild ein Mönch in


schwarzer K utte und roten Schuhen.
In der einen Hand hält er ein
rotes Eidbuch, die andere ist zum
Schwur erhoben. Der Mönch taucht
erstm als 1304 im Stadtsiegel auf
und erinnert an den ursprüngli­
chen Namen der Siedlung „bei
den Munichen“, also bei den Mön­
chen.
Gründungsjahr 1158
Lage Voralpenland
Land Bayern
Höhe 480—580 m über dem Meeres­
spiegel
Fläche 311 km2

Einwohnerzahl 1 300 000


Industrie A utoindustrie, Verlage, Film indu­
strie
Sehenswürdigkeiten M arienpietz, A ltes Rathaus, Hof
garten, Bayerisches Nationalmu
seum, Residenz, Pfarrkirche

1 0 . Lesen und übersetzen Sie den Text!

DER MÄRCHENKÖNIG
„Er is t leider so schön und geistvoll, seelenvoll und herzlich,
daß ich fürchte, sein Leben müsse wie ein Göttertraum zerrin­
nen7“, schrieb Richard Wagner nach seiner ersten Begegnung m it
dem jungen Bayernkönig Ludwig II. Er war gerade achtzehn Jahre
alt, als er 1864 den Thron bestieg. Eine seiner ersten Am tshand­
lungen bestand darin, den verehrten Wagner nach München zu
holen und dessen Schulden zu bezahlen.
Ludwig war ein musischer Mensch, ein Liebhaber vor allem des
Theaters und der Musik. Eine respekteinflößende8, hochgewachse­
ne G estalt von großer Schönheit, glich er in seiner Jugend auch
BAYERN 95
äußerlich einem Märchen­
prinzen. Das Volk liebte ihn,
aber er wußte m it den
Sympathien, die ihm entge­
gengebracht wurden, nichts
anzufangen. Er mochte nicht
angestarrt werden, und bald
w ollte er überhaupt nieman­
den mehr empfangen. Im
ersten Jahr nach seiner
Inthronisation widmete er
sich noch m it großem Eifer
dem Regieren. Er war darauf
nicht vorbereitet und den
Regierungsgeschäften nicht
gewachsen0. Später zog er
sich immer tiefer in die
Einsamkeit der bayerischen
Wälder und Berge zurück.
Die Geschäfte überließ er
lieber den M inistern, die in
seinem Namen regierten.
Abgestoßen von der W irk­
lichkeit, enttäuscht von den Der Märchenkönig
Menschen, floh er in eine
W elt der Träume. Er ließ opernhafte Schloßbauten errichten, nur
für ihn allein bestim m t und für die G esellschaft edler Geister.
Ludwig lebte in dem Glauben, ein ebenbürtiger Nachfolger
des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. zu sein; Schloß
Herrenchiemsee ist eine Kopie von Versailles, die ihn darin
bestätigen sollte. Seine Bauten sind funktionslose Theaterkulissen,
ungeeignet zum Wohnen, Regieren: steingewordene Träume. H eute
wälzt sich jedes Jahr ein Strom von M illionen Touristen durch die
Prunkgemächer, in denen der einsame und unglückliche König sich
einschloß wie in eine goldene Muschel.
Ludwigs Bauwut1® richtete zunächst keinen Schaden an, da er
die Kosten aus einem Fonds zu seiner persönlichen Verwendung
bestritt. Die bayerischen M inister wurden erst nervös, als der Kö­
nig sein Budget überzog.
1886 ließ die Regierung den König von vier Psychiatern für
verrückt erklären. Ludwig wurde abgesetzt und ins Schloß Berg
geschafft. Dort ist er am Abend des 13. Juni 1886 zusammen m it
seinem A rzt ertrunken aufgefunden worden. Die Version, Ludwig
habe aus Verzweiflung Selbstmord begangen, wurde immer in
Zweifel gezogen11.
Die Reichsgrürdung 1871 schmälerte die königliche Souverä­
nität. Nur ein großes politisches Genie hätte an der Stelle Ludwigs
BAYERN

das weitere Abbröckeln der königlichen Macht aufhalten können.


Einem Mann wie ihm, einem Idealisten und Ästheten, blieb nur die
Flucht in den W ahnsinn12, wenn er seinen Traum leben und sich
unsterblich machen wollte. A ls einziger König der neueren Zeit ist
er eine geheim nisum witterte18 Legendenfigur geworden, den viele
Bayern noch immer verehren und auf den sie nichts kommen
lassen.
11 . A n tw orten Sie!
W ie alt war Ludwig, als er König wurde?
W elchen Komponisten verehrte er?
W as liebte der König Ludwig II.?
Wem überließ er die Regierungsgeschäfte?
Woher nahm der König die Kosten für den Bau von Schlössern?
Warum wurde der König abgesetzt?

12. Suchern Sie im T ext Sätze heraus, die über


а ) das Aussehen Ludwigs, b) den C harakter des K önigs, с) sei­
ne B auten, d ) die Liebe der Bayern zum K ön ig erzählen!

13. A ntw orten Sie!


Warum nannte man Ludwig II. den Märchenkönig?

1. Im L and B ayern gibt es viel Sehenswertes! M achen Sie sich


m it einigen bayerischen S tädten bekannt!

GARMISCH-PARTENKIRCHEN
Zu den Füßen des Gebirges liegt der schöne Kurort Garmisch-
Partenkirchen. Garmisch wurde im Jahre 802 erstm als urkundlich
erwähnt. Partenkirchen wurde als „Parthanum“ von den Römern
errichtet. Während Garmisch in erster Linie von der Landwirt­
schaft lebte, lag Partenkirchen am Handelsweg nach Augsburg.
Das brachte für die Gemeinde W ohlstand. Anläßlich der Olympi­
schen Spiele 1936 wurden Garmisch und Partenkirchen 1935
BAYERN 97
vereint. M it 25 ООО Einwohnern ist Garmisch-Partenkirchen heute
der größte Markt Deutschlands. Der Ort ist A ustragungsort für
nationale und internationale M eisterschaften in allen W intersport­
disziplinen. Sehenswert in Garmisch ist die gotische A lte Stadt­
kirche St. Martin (1456—1520) m it ihren bedeutenden Wandmale­
reien und die neue Pfarrkirche m it ihren Deckenfresken (1730—
1734). In Partenkirchen ist die W allfahrtskirche14 St. Anton
(1704) einen Besuch wert.

BAD TÖLZ

Bad Tölz liegt besonders schön im Isartal, am Rande der


Bayerischen Alpen. An der Stelle eines römischen Brückenkopfes
bildete sich eine Fischer- und Schiffersiedlung. 1182 wurde der
Ort erstm als urkundlich erwähnt. 1331 wurde der Ort zum Markt
erhoben, erhielt aber erst 1906 die Stadtrechte. Quellen frühen
W ohlstands waren Flößerei und Salzhandel, es entstand eine der
reizvollsten Städte Oberbayerns. 1846 wurde eine jodhaltige Quelle
entdeckt, seit 1899 ist Bad Tölz Heilbad.
Am rechten Isarufer liegt die historische A ltstadt m it der
prachtvollen Marktstraße. Besonders schön is t das alte Rathaus,
das heute das Heimatmuseum beherbergt. Sehenswert ist die
spätgotische Stadtkirche, die barocke Mühlfeldkirche sowie der
Kalvarienberg über der Stadt.
Links der Isar liegt das K urviertel m it den Kliniken, H otels
und Pensionen in Parks und Gärten. An der neugestalteten
Promenade liegt das Kurhaus aus dem Jahre 1914.

W ASSERBURG

In vielen Beschreibungen wird W asserburg am Inn als „Venedig


des Nordens“ bezeichnet. W er über die Innbrücke in die historische
A ltstadt fährt, kann diesen Eindruck nur bestätigen. Die Häuser­
front erstreckt sich direkt am Innufer. Kleine Erker geben den
Gebäuden einen venezianischen Charakter. In der A ltstadt stehen
einige Bürgerhäuser, die wegen ihrer Farbe und Bemalung in der
Adria-Stadt stehen können. Die Stadt hat rund 11 000 Einwohner.
Die Ufer des Flusses Inn laden zu ausgedehnten Wanderungen ein.
Aber auch der neurenovierte Stadtkern ist einen Rundgang wert.
Gegenüber dem gotischen Rathaus m it seinen zwei hohen
Giebeln aus dem 15. Jahrhundert steht das stolze Kernhaus, ein
typischer Patrizierbau aus dem Jahre 1738 m it einer wunderbar
erhaltenen Rokokofassade. Seine Gänge setzen sich in den Nach­
bargebäuden fort. In diesen Gängen sind kleine Geschäfte unter­
gebracht, sowie kleine Cafös.
4 Германия
Bad Tölz

Das Schloß, nach dem die Stadt benannt ist, wird privat ge­
nutzt. Nur die Schloßkapelle kann man besichtigen.
2. Lesen Sie die Texte noch einmal! A n tw orten Sie au f die
Fragen!
In welchem Jahrhundert sind die Städte entstanden?
In welchem S til wurden die Gebäude gebaut?
W elche Rolle spielt jede Stadt im öffentlichen Leben?
W elche Sehenswürdigkeiten gibt es?
BAYERN ш
3 . N ehm en Sie eine K a rte von B ayern zu r H and, und erzählen
Sie m it H ilfe dieser über die S tädte
а ) Garmisch-Partenkirchen, b) B ad Tölz, с ) W asserburg!

1 . Lesen Sie den Text, und sagen Sie, welches Theaterstück


Brecht den ersten E rfolg brachte!

BERTOLT BRECHT
Der Dichter Bertolt Brecht gehört zu den größten Schriftstel­
lern des 20. Jahrhunderts. Er war auch ein bekannter Theoretiker
des Theaters und berühmter Regisseur. Brecht wurde am 10.
Februar 1898 in Augsburg geboren. Sein Vater war Direktor eines
Betriebes in Augsburg. Hier besuchte Brecht auch die Schule.
Danach begann Brecht ein M edizinstudium in München, brach es
aber 1921 ab, weil er sich ganz der literarischen Arbeit widmen
wollte. Sein Interesse ist dem Theater gewidmet.
1924 verließ Brecht München und ging nach Berlin. Am D eut­
schen Theater arbeitete er m it bekannten Regisseuren zusammen.
1928 hatte er seinen ersten großen Erfolg m it der „Dreigro­
schenoper“. Brecht schrieb den Text, die Musik ist von Kurt
W eill. 1933 mußte Brecht emigrieren. Er ging zuerst über
Österreich, die Schweiz und Frankreich nach Dänemark und von
Dänemark über andere Länder in die USA. In der Emigration
schrieb er einige seiner weltbekannten Theaterstücke, zum Beispiel
„Mutter Courage und ihre Kinder“. Brecht schildert in diesem
Werk wie eine Händlerin in der Zeit des 30jährigen Krieges mit
ihren drei Kindern durch das verwüstete deutsche Land zieht. Sie
will m it den Soldaten Handel treiben. Aber ihr Geschäft wird
ruiniert, und ihre drei Kinder kommen im Krieg um. Brecht
schrieb dieses Stück vor dem zweiten W eltkrieg, um die „kleinen
Leute“ zu warnen, daß sie im Krieg nichts zu gewinnen, aber alles
zu verlieren haben.
In seinen W erken versucht Brecht Antwort auf viele Probleme
des gesellschaftlichen Lebens zu geben.
Nach dem zweiten W eltkrieg kam Brecht nach Berlin zurück
und baute m it seiner Frau Helene W eigel das Berliner Ensemble
auf. Bertolt Brecht starb 1956.
100 BAYERN

2. A ntw orten Sie!

Wann wurde Brecht geboren?


W o studierte Brecht?
Wann und warum verließ er die Universität?
In welchem Jahr wurde die „Dreigroschenoper“ aufgeführt?
Wo lebte Brecht in der Emigration?
Mit wem gründete er das Berliner Ensemble?
Wann starb Brecht?

3. Bejahen oder verneinen Sie!

Brecht wurde am 10. Februar 1890 in Augsburg geboren. (?)


Sein großes Interesse galt dem Theater. (?)
1933 em igrierte Brecht in die Sowjetunion. (?)
Das Theaterstück „Mutter Courage und ihre Kinder“ wurde in
der Zeit der Emigration geschrieben. (?)
Brecht und seine Frau Helene W eigel gründeten in Berlin das
Deutsche Theater. (?)
M utter Courage verliert ihre Kinder während des Krieges. (?)

4. Suchen Sie A ntw orten im Text!

W as wissen Sie über das Leben Brechts vor der Emigration?


W ohin em igriert Brecht und was schreibt er dort?
Worüber erzählt das Theaterstück „Mutter Courage und ihre
Kinder“?

5 . Erzählen Sie das W ichtigste über das Leben und Schaffen


B ertolt Brechts!

6. S in d Sie m it dem literarischen Schaffen B rechts bekannt?


W enn ja, erzählen Sie, wie Ihnen seine W erke gefallen!

7. Lesen Sie den Text! Versuchen Sie zu verstehen, was Brecht


dam it sagen wollte!

Ich bin aufgewachsen als Sohn


wohlhabender Leute. Meine Eltern haben mir
einen Kragen umgebunden und mich erzogen
in den Gewohnheiten des Bedientwerdens
und unterrichtet in der Kunst des Befehlens.
BAYERN 101

Aber als ich erwachsen war und um mich sah


gefielen mir die Leute meiner Klasse nicht,
nicht das Befehlen und nicht das Bedientwerden.
Und ich verließ meine Klasse und gesellte mich
zu den geringen Leuten.

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, wo sich die Alpen aus­
dehnen!

BAYERISCHE ALPEN
Wenn am Wochenende die Sonne lacht, zieht es die Münchner
zum Skilaufen und Wandern in die nahen Bayerischen Alpen.
Doch die Berge locken auch viele Urlauber aus ganz Deutschland
und dem Ausland an.
Die Hochgebirgslandschaft im Süden Deutschlands hat eine
bewegte Geschichte. Vor 250 M illionen Jahren wurden die Alpen
von einem Meer überflutet. Viele M illionen Jahre lang setzten sich
am Meeresboden Kalkschalen und Skelette von M eerestieren ab,
wuchsen auf großen Tiefen mächtige R iffe. A us dem Kalk en t­
standen die festen Kalksteine. Schichten, die ursprünglich 50 bis
150 m unter dem Meeresspiegel abgelagert wurden, liegen jetzt
2000 bis 3000 m über dem Meer.
Die Alpen befinden sich zwischen dem Allgäu im W esten, dem
Inntal im Osten und dem Unterbayerischen Hügelland im Norden.
Im Süden grenzen sie an Tirol.
Die höchsten Erhebungen der Alpen sind die Zugspitze m it
2962 m, der Schneefernerkopf mit 2874 m und die Dreitorspitze
m it 2633 m Höhe.
In den heutigen Wäldern der Bayerischen Alpen dominiert die
Fichte, doch es gibt auch Tannen, Buchen, Birken, Eschen und
K iefern. Leider geht die V ielfalt der Pflanzenarten durch das
ständige Eingreifen in die Natur zurück. Zahlreiche vom A u s­
sterben bedrohte Pflanzen wie Orchideen haben nur noch in den
Naturschutzgebieten eine Überlebungschance. Viel eher sieht der
Wanderer dagegen Schlüsselblumen, Primel oder Alpenveilchen am
W egesrand. Im Botanischen Alpengarten wachsen mehr als 1000
Bayerische Alpen
BAYERN 103
Blütenpflanzen des Hochgebirges. Größere Raubtiere wie Bären,
W ölfe und Luchse sind seit über 100 Jahren ausgerottet. Lediglich
Füchse, Iltis, Marder und W iesel leben noch hier. In den tieferen
Berglagen gibt es große Rotwildbestände, in den Hochlagen
vereinzelt Gemsen und M urmeltiere. Lange W inter und kühle
Sommer schränken die Landwirtschaft stark ein. Getreide wächst
nur in geschützten Lagen. Die Bewohner führten früher ein
entbehrungsreiches Leben. A ls am Ende des 19. Jh. die ersten
„Fremden“ in den Alpentälern Urlaub machten, begann eine
grundlegende Umwandlung.

2. Suchen Sie im Text Sätze, die über


а ) die E n tsteh ung der Alpen, b) die Flora und Fauna berichten!

3 . H olen Sie sich zusätzliche Inform ationen über die Bayerischen


Alpen in der folgenden Legende!

BAYERISCHE ALPEN

Land Bayern
Ausdehnung W est-Ost ca. 110 km; Nord-Süd
ca. 30—40 km
W ic h tig ste Flüsse Lech, Ammer, Loisach, Isar,
Inn
L an dsch aftsform en Markante Hochgebirgsgipfel,
tie f eingeschnittene und m eist
bewaldete Täler, ausgedehnte
Moorgebiete am Alpenrand,
viele kleine und große Seen

4. Erzählen Sie anhand des T extes und der Legende über


die Alpen!
,
BAYERN

А
J .1 \_ueR dieses ‘Tanz rüßer tanz
bayerische Volkslied
'wurde durch die Jugend­
bewegung allgemein
nüßer
bekannt. Ihre Beliebtheit
verdankt (he Ländler­
melodie nicht zuletzt dem
Umsttiruf, daß sie auch
im Kanon gesungen
werden kann, mit dem
zweiten Einsatz nach den
ersten beiden Takten.
ln der mundartlichen
Form wurde das Lied r. т
nit~ do! «7
durch Franz W ilhelm von
Ditfurtk mitgeteilt, der
es in der Sammlung
»Fränkische Volksliedern leih dir sehe mt; i <?a d ir sehe nit~, коп
(Leipzig 1855) drucken
ließ.

sou a Sch m a-ru t-zer, den brauch i Jo nit-f*

2.
»Und wenn du sau stolz mit deim
Schotzla willst sei,
so nemm a Papierla
und wiekeise nei1
Uiuf ncmm a roats Bandei
und stneksefist zu,
nackert Himmt dir fea sau
a Scftmarutier deizuLt
Größe:
404 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 0,65 Millionen

Landeshauptstadt:
Bremen
1. Leeen und übersetzen Sie den Text!

BREMEN
Zum Land Bremen gehört neben der Freien Hansestadt Bre­
men, welche 38 km lang und 16 km breit ist, auch die Stadt
Bremerhaven. M it einer Fläche von rund 400 Quadratkilometern
und einer Bevölkerung von rund 650 000 is t das Land Bremen das
kleinste Bundesland überhaupt. Von diesen rund 650 000 Bürge­
rinnen und Bürgern leben allein 521 000 in der Stadt Bremen. Mit
seinen 1618 Einwohnern je Quadratkilometer liegt es in der
Bevölkerungsdichte an dritter Stelle hinter Berlin und Hamburg.
Beide Städte, Bremen und Bremerhaven liegen an der W eser.
Bremen und Bremerhaven sind 65 Kilometer voneinander
entfernt. Dazwischen liegt niedersächsisches Territorium. Um
Bremen den freien Zugang zum Meer zu sichern, kaufte der
Bremer Bürgermeister Johann Smidt 1827 ein Stück Land vom
Königreich Hannover an der Wesermündung, um hier einen Hafen
entstehen zu lassen.
Der Charme der Freien H ansestadt zeigt sich schon bei einem
kurzen Spaziergang durch Bremens historischer Innenstadt. A u f
engstem Raum — rund um den Marktplatz — wird jahrhunder­
tealte Geschichte und Tradition spürbar.
Die Bewahrung des Alten und der Mut zur Erprobung des
Neuen prägen Charakter der Bewohner dieser Stadt. Das prächtig­
ste Bauwerk am Marktplatz ist zw eifellos das 1405—1410 im
gotischen S til errichtete Rathaus m it seiner Fassade im Stil der
Renaissance aus dem Jahr 1608; eine der schönsten Renaissance-
Fassaden Europas.
Die Bremer nennen ihren M arktplatz „die gute Stube“1.
Nirgendwo sonst gibt sich die Stadt so schmuck. Inm itten der
historischen Fassaden von Rathaus, Dom tr ifft man sich, setzt
sich zusammen und wird gesehen.
Der Stadtstaat im Norden der Bundesrepublik ist ein bedeu­
tendes W irtschaftszentrum . Neben den traditionellen Industrie­
zweigen wie Fischverarbeitung, Verarbeitung von Tee und Kaffee
sowie Schiffbau sind auch Maschinenbau und die Elektroindustrie
zu Hause. In den letzten Jahren verstärkte sich der Zugang von
Betrieben aus der Luft- und Raumfahrtbranche. Im Jahre 1974
wurde Bremen zum europäischen Luft- und Raumfahrtzentrum.
Große Tradition besitzt auch der Automobilbau, fertig t doch in
BREM EN

Bremen die Daimler-Benz


AG Personenkraftwagen der
Oberklasse an.
Die Universität Bremen
und die Fachhochschulen
Bremens und Bremerhavens
arbeiten in zunehmendem
Maße zusammen. Das Bre­
mer Innovations- und Tech­
nologiezentrum (BITZ) ist
nicht nur Nachbar der Uni­
versität sondern auch ein
guter Partner.
Die Touristen haben in
Bremen viel zu sehen. Neben
dem Zoo am Meer und dem
Nordseemuseum gibt es noch
das Deutsche Schiffahrts­
museum.
Das weltweit bekannteste
Symbol der Stadt an der We­
ser sind wohl die Bremer
Stadtmusikanten, eine Bron­
Roland, Symbol der Fretchelten und zeskulptur vor dem Rathaus.
Stadtrechte

2. A ntw orten Sie auf die Fragen!

W ie groß ist die Fläche des Landes?


W ieviel Menschen leben dort?
Wo liegen die beiden Städte, Bremen und Bremerhaven?
W elche Industriezweige gibt es in dem Stadtstaat?
W as bildet den Kern der Stadt?
Von welchen Sehenswürdigkeiten ist im Text die Rede?
W as ist das Symbol der Stadt und wo befindet es sich?

3 . S tellen Sie Fragen zu den Sätzen!

In der Stadt Bremen leben 521 000 Menschen.


Bremerhaven liegt 65 km von Bremen entfernt.
1827 kaufte der Bremer Bürgermeister vom Königreich Hanno­
ver Land, um dort einen Hafen zu errichten.
Das Rathaus befindet sich auf dem Marktplatz.
BREM EN 109
Im Land Bremen sind die Fischverarbeitung, der Maschinen­
bau, die Elektroindustrie und der Automobilbau entwickelt.
Bremen hat eine Universität und viele Fachschulen.

4. Verneinen S ie oder bejahen Sie die Aussagen!

Im Bundesland leben mehr als 700 000 Menschen. (?)


Das Territorium ist 480 Quadratkilometer groß. (?)
Das Rathaus wurde 1405—1410 erbaut. (?)
Fischverarbeitung, Schiffbau, Maschinenbau, Elektronik und
Automobilbau sind typische Industriezweige des Landes. (?)
Die Bremer Stadtmusikanten sind das Symbol der Stadt. (?)

5. Vergleichen Sie die Aussagen!

Das Land Rheinland-Pfalz hat eine Fläche von 20 000 km2.


Und das Land Bremen?
Typischer W irtschaftszw eig für Sachsen ist die Porzellan­
industrie. Und für Bremen?
Im Bundesland Nordrhein-W estfalen leben 17,1 M illionen Men­
schen. Und im Land Bremen?
Das Symbol der Stadt Berlin ist der Bär. Und das von Bre­
men?
Hamburg ist ein Freistaat. Und Bremen?
Das prächtigste Gebäude von Dresden ist der Zwinger. Und das
von Bremen?

6. Ergänzen Sie!

Bremen und Bremerhaven liegen ... . Die Fläche des Landes


beträgt ... . Im Bundesland leben ... . Um freien Zugang zum
Meer zu haben, kaufte ... . Die Industriezweige des Landes
sind ... . Den Kern der Stadt bildet ... . Sehenswert für die
Touristen sind . . . .

7. Gliedern Sie den Text! M achen Sie sich zu jedem Gliederungs­


punkt Stichpunkte!

8 . Erzählen Sie anhand der Gliederung über

а ) die geographische Lage, b) die Sehenswürdigkeiten, с ) die


W irtsch aft und d ) die Bildungseinrichtungen des Landes!
110 BREM EN

ш
1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, wann die B rem er dem
H ansebund beitraten!

ETWAS AU S DER GESCHICHTE


Die Geschichte führt weit zurück in die Zeit des Sachsenauf­
standes von 782 gegen Karl des Großen. Damals wurde die
Fischer- und Fahrleutesiedlung2 an der W eser zum ersten Mal
erwähnt.
Zu den großen Zeiten in der Geschichte Bremens gehört das
11. Jahrhundert, als von Bremen aus Missionare nach Skandi­
navien wanderten, um dort das Christentum zu verbreiten.
Damals wurde Bremen als „Rom des Nordens“ bezeichnet. Die
M issionare reisten m eistens in Begleitung von K aufleuten, so daß
die Bremer sehr früh schon die W elt kennenlernten. Im Jahr 1358
traten sie dem Bund der Hanse bei. A u f dem letzten Hansetag im
17. Jahrhundert in Lübeck wurden Lübeck, Hamburg und Bremen
beauftragt, die Rechte der Hanse fortan wahrzunehmen.
Im 16. und 17. Jahrhundert mußte Bremen einen künstlichen
Hafen bauen. Die W eser drohte zu versanden. Er wurde um das
Jahr 1620 fertig.
1827 kaufte der Bremer Bürgermeister ein Stück Land an der
Wesermündung. Hier entstand später der jetzige Hafen.
1945 wurde die Stadt von alliierten Truppen besetzt. Die Stadt
wurde zu einer amerikanischen Enklave.
Am 21. Januar 1947 wurde Bremen zusammen m it Bremer­
haven und Wesermünde als selbständiges „Land“ wiederher­
gestellt.

2, A ntw orten Sie!


Wann wurde Bremen das erste Mal erwähnt?
Zu welcher Zeit wurde Bremen „Rom des Nordens“ bezeichnet?
Warum war es möglich an der Wesermündung einen Hafen zu
bauen?
W er besetzte die Stadt 1945?
W elche Orte wurden 1947 zum Land Bremen zusammenge­
faßt?
BREM EN 111

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, was Sie über den B rem er
Bürger erfahren haben!

DER BREMER
W as sind das für Leute die Bremer? Man sagt, die Bremer sind
sehr stur und steif, zurückhaltend und zugeknöpft. Stim m t das?
Der W ahrheit die Ehre: Sie lassen den Fremden nur langsam an
sich heran — aber er sollte es dennoch versuchen! Dann lernt er
Menschen kennen, die einen guten Humor haben, gastfreundlich
sind, höflich und hilfsbereit — auch wenn sie dabei etwas ge­
diegen bleiben. Die Bremer gebrauchen die plattdeutsche3 Spra­
che, selbst in den angesehensten Familien. Wenn der Bremer
herzlich und vertraulich wird, spricht er plattdeutsch. Hier ein
paar Kostproben:

anjappen — jemanden unentwegt ins Gesicht sehen


inne K latten kriegen — streiten
Klockenschoster — Uhrmacher
Knallköhm — Sekt
Bremer Flagge — durchwachsener Speck
kumpabel sein — zu allen fähig sein

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, woher das Viertel seinen
N am en hat!

SCHNORR-VIERTEL
Eine ganz besondere Atmosphäre bietet das Schnorr-Viertel. Es
ist Bremens ältester erhaltener Stadtteil m it Innenhöfen, Brunnen
112 BREM EN

und schönen Gaststätten und Cafes sowie Schaufenstern. Schon im


M ittelalter lebten hier Fischer, Schiffer, Handwerker. Es gab eine
„Tobacks-Fabrik“4, Branntwein5 und Essig wurden hergestellt und
Grützmacher trockneten den Hafer im Hof von Schnorr Nr. 10.
Die schmalen Häuser, wie auf einer Schnur aufgereiht —
daher verm utlich der Name Schnorr — sind auf dem ersten Blick
idyllisch, bei genauem Hinsehen entpuppen sie sich m eist jedoch
als Bauten, die bestim mten Zwecken dienen.
Im Schifferhaus wurden früher beispielsweise die Seeleute
selbst noch m it Proviant versorgt, wenn sie spätnachts an die Tür

Bremen: Schnorr-Viertel
BREM EN из
klopften. Hier gab es auch Badestuben — einen Brunnen am
Stavendamm erinnert daran. Und hier gibt es heute Heinrich
Thein, den Blechblasinstrumenten-Baumeister, dessen berühmte
Instrum ente weltw eit bekannt sind.
Um in letzter M inute einen Abriß dieses V iertels zu
verhindern, schuf Bremens Bürgermeister 1959 ein besonderes
O rtsstatut: das Gesetz über die bauliche G estaltung des Schnorr-
Viertels und der Umgebung der St. Johanniskirche.

2. A n tw orten S ie auf die Fragen!

Wer lebte vor allem in diesem Viertel?


W elche Rolle spielte das Schifferhaus?
W as sollte den Abriß dieses Viertels verhindern?

3 . Lesen und übersetzen Sie den Text! N ehm en Sie, wenn nötig,
das W örterbuch zu H ilfe!

DIE HANSE
W as haben die Städte Brügge und Nowgorod, Lübeck und
Bergen, Braunschweig und Reval gemeinsam? — Diese Städte —
und noch 200 weitere — gehörten zwischen dem 12. und 17.
Jahrhundert dem Städtebund der Hanse an. Dieser Bund war
w irtschaftlich und politisch mächtiger als jeder deutsche Staat
vor 1871 und m ilitärisch stärker als manches Königreich seiner
Zeit.
Die Hanse war ursprünglich gegründet worden als Zusammen­
schluß deutscher K aufleute im Ausland, zum Schutz vor Über­
fällen, zur Durchsetzung ihrer Interessen und zur gemeinsamen
N utzung von Büros und Lagerhäusern. A u s dieser losen Organi­
sation wurde im Lauf der Zeit ein immer festerer Zusam­
menschluß von immer mehr Städten, vor allem aus dem Norden
Deutschlands. Ab M itte des 14. Jahrhunderts kontrollierte dieser
Städtebund unter der Führung Lübecks den gesam ten Nord- und
Ostseehandel. Die Hanse konnte als w irtschaftliche, politische
und m ilitärische Macht auftreten, weil ihre M itglieder strenge
Regeln zu befolgen hatten, deren Übertretung hart geahndet6
wurde.
A u f den sogenannten Hansetagen wurden w ichtige Beschlüsse
über gemeinsam interessierende Fragen gefaßt, die für alle bin­
dend waren. W er sich nicht daran hielt, dem drohte die
Verhansung, ein Handelsboykott durch sämtliche Hansemit-
114 BREM EN

Karte der Hansestädte

glieder. Damit steuerte die Hanse aber nicht nur die w irtschaft­
liche Entwicklung einer Stadt, sondern auch die politisch-soziale.
Im Lauf der Zeit wurde die Hanse so mächtig, daß sie es 1370
sogar wagen konnte, Krieg gegen den dänischen König um ihre
Privilegien und den freien Zugang zur Ostsee zu führen. Der
Städtebund siegte, zwang Dänemark einen neuen König au f und
setzte sämtliche Forderungen durch. Die Hanse schützte so ihren
Markt, der sich von Brügge und London im W esten bis nach
Nowgorod im Osten erstreckte.
Man transportierte Rohstoffe, wie Pelze, Wachs, Salz, Honig
und Bernsteine aus dem Osten und transportierte Metallwaren,
Textilien, aber auch W ein und Bier aus dem W esten. Die Hanse
unterhielt Handelsrouten zu fast jeder größeren Stadt Nord- und
M itteleuropas.
Der Höhepunkt der hansischen Macht war am Ende des 15.
Jahrhunderts überschritten. Immer mehr Fürsten gewannen die
Kontrolle über die auf ihrem Gebiet liegenden Städte, der A u fstieg
der Nationalstaaten (Schweden, Rußland, England) engte den
Raum weiter ein, die Solidarität der Hansestädte zerbrach. 1598
wurde der letzte ausländische Stützpunkt, London, aufgegeben.
Noch heute zeugen prächtige Gebäude in den norddeutschen
BREM EN 115
Hansestädten und nicht zuletzt der Stolz vieler Bürgerschaften
von der mächtigen Vergangenheit.

4. A ntw orten Sie!


W as ist das „die Hanse“?
Warum schlossen sich die Städte zur Hanse zusammen?

5. Lesen Sie den 1., 2. und 3. A bsatz! Ordnen Sie die folgenden
S ätze dem Inhalt des Textes zu!
Vom 12. bis 17. Jahrhundert gehörten der Hanse mehr als 200
Städte an.
Die Hanse war eine Vereinigung von Städten zum Schutz der
Interessen und zur Entwicklung des Handels.
Besonders viele Städte aus dem nördlichen Deutschland waren
M itglieder der Hansegemeinschaft.
Gemeinsam wurden Arbeitsräume und Lagerhäuser genutzt.
A u f den Hansetagen wurden Fragen der Zusammenarbeit
erörtert und wichtige Beschlüsse gefaßt.

6. Lesen Sie den 6. A bsatz! Geben Sie den Grund der Schwächung
der H anse an!

7. Sprechen Sie kurz über die H anse! Nehm en Sie die Übungen
zu H ilfe!

8 . Lesen Sie den Dialog, und sagen Sie, was S ie Neues über den
H ansebund erfahren haben!
D er H ansische G eschichtsverein hält eine T agung in Brem en ah. In der Pause
en tstan d ein Gespräch zw ischen einem Journalisten und einem V ereinsm itglied.

J: Während der Tagung habe ich schon viel über die Bedeutung
und Entstehung der Hanse erfahren. Mich interessieren die
Menschen, die K auf leute, die in diesem Bund vereinigt waren.
Ich habe gehört, es wurden nur bestim m te junge Männer
aufgenommen. Stim m t das?
V: Ja, Sie haben recht. Es wurden nur m utige und kräftige Män­
ner gebraucht, weil das Leben in den auswärtigen Kauf­
mannshansen sehr hart und rauh war. In den norwegischen
Bergen, in London wie in Reval und Nowgorod brauchte man
Männer, die nicht nur hart verhandeln, sondern auch notfalls
im Hafen oder an Bord die W affe benutzen konnten.
BREM EN

J : Könnten Sie vielleicht sagen, wie so eine Aufnahme vonstatien


ging?
V: Elin Schriftstück aus dem Jahre 1530 berichtete, daß es ein
Burg-, Wasser- und Rauchaufnahmespiel gab. Dem Neuling
wurde z. B. ein Sack über den Kopf gezogen und unten
zusammengebunden. Er mußte, ohne sehen zu können, zu
einer ihm vorher gezeigten Stelle de»* „Burg“ kriechen. Die
Umherstehenden peitschten m it Ruten in dieser Zeit seinen
nackten Rücken. Das W asserspiel war ebenfalls grausam. Der
junge Mann wurde an ein Seil gebunden und dreimal unter
einem Kahn hindurchgezogen.
J : Ja, grausame Prüfungen gab es früher. W ie war es aber mit
dem A ltei der Kaufleute?
V: Die jungen Kauf leute sollten möglichst unverheiratet sein. Sie
wohnten gemeinsam im Hansekontor. Später, wenn sie dann
selbst ein Unternehmen hatten, kannten sie aus Erfahrung die
Bedingungen des Überseehandels, seine Gefahren, aber auch
Gewinne.
J: Wann kam es zur Aufnahme Bremens in die Hai^se?
V: Dies war im Jahre 1358. Die Bremer Kauf leute zwangen ihren
Senat, die Aufnahme in die Hanse auch unter sehr harten
Bedingungen zu erbitten. So konnten auch sie die Freiheiten
und Privilegien der K aufleute anderer Hansestädte nutzen.
J : Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch.

9 . Lesen und übersetzen Sie den Text! Erzählen Sie in Ih rer


H eim atsprache, welche Rolle die einzelnen H äfen spielen!

BREMER HAFEN
In den bremischen Häfen gibt sich seit Jahrhunderten die
w eite W elt ein Stelldichein7. Bremen steht in Verbindung mit
über tausend Häfen aller Kontinente. 12 000 Seeschiffe, davon
8000 in Liniendiensten, schlagen hier jährlich rund 26 M illionen
Tonnen Seegüter um. Rund um die Uhi kommen in den Häfen
Baumwolle, W olle, Rundholz, Schnittholz, Papier, Pappe, Getrei­
de, Südfrüchte, Tabak, Kaffee und W ein an. Das sind die
traditionellen Handelsgüter Bremens. Der Export reicht vom
hundert Tonnen schweren Bagger über komplette Maschinen­
anlagen bis zum Transistorgerät. Heute sind an der W eser alle
Seeverkehrstechniken zu Hause. Bremen zählt zu den ersten
Hafenstädten m it Containerverkehr.
Am Weserbahnhof, dem Verteiler für Exportsammelgüter,
werden die m it Bahn oder Lkw eintreffenden Sendungen nach
Bestimmungshäfen sortiert und dann viermal täglich an die
In den bremischen Häfen

Seeschiffe in den Freihäfen weitergeleitet. Außerdem werden am


W eserbahnhof Sammelgut-Export-Container bepackt.
Der Hohentorshafen ist Um schlagplatz für Küsten- und Bin­
nenschiffe, die hier vorwiegend Baustoffe und skandinavisches
Holz löschen.
M assengut, wie Kohle, Phosphat, Kali, Mineralöl und Bau­
stoffe werden vorwiegend im Industrie- und Handelshafen
umgeschlagen und gelagert. Auch Holz, lebendiges Vieh und W ein
werden hier eingefiihrt.
Der Stückgutverkehr8 konzentriert sich in Bremen-Stadt auf
den Europa-, den Übersee- und den Neustädter Hafen, die als
Freihäfen m it einem Zollgüter umschlossen sind. Hier können
Importgüter unverzollt, ohne Beschränkungen gehandelt, gelagert
und gegebenfalls wieder ausgeführt werden. Für den Um schlag der
Güter stehen 153 Uferkräne und drei Schwimmkräne zur Ver­
füg an f.
A u f den Containerverkehr stellte sich Bremen rechtzeitig ein.
Bereits 1966 wurde im Neustädter Hafen am Schuppen 24 die
erste Containerbrücke m it 25 t Tragkraft in Betrieb genommen.
H eute stehen zwei Brücken m it 25 bzw. 45 t Tragkraft für den
118 BREM EN

Um schlag der Großbehälter zur Verfügung. Rund 117 000 qm


Freiflächen werden im Container-Terminal Bremen für das
A ufstellen und Sortieren der Container vorgehalten.
10 . S tellen Sie sich vor, Sie sin d in Brem en und haben die M ög­
lichkeit ein Gespräch m it einem der S ta d tv ä te r zu führen.
W as würden Sie über die S ta d t wissen wollen?
11. Erzählen Sie ausführlich anhand der Texte und des Dialogs
über das kleinste B undesland der BRD!

12 . Lesen Sie den Text, und geben Sie seinen In h alt wieder!

Brenner Stadtmusikanten
Ein Mann hatte einen alten Esel. Er hatte keine Kräfte mehr,
deshalb wollte man ihn tötet i. Doch der Esel lief fort und ging in
Rieht tng Rremen. Dort, meinte er, könnte er Stadtmusikant
werden.
Unterwegs traf er einen Hund. Der Hurd erzählte, daß sein
Herr ihn töten wollte, weil er alt war.
„Weißt du was“, sagte der Esel, „ich gehe nach Bremen. Geh
doch mit! Ich spiele die Laute, und de schlägst die 'Pauke “ Der
Huna war einverstanden, Lnd sie gingen weiter. Am Weg saß
eine haurige Katze.
„Was ist mit dir?“ sprach der Esel. „W!e kann ich lustig sein,
wenn meine Herrin mich ertränken wollte. Ich bin alt und kann
ke!ne Mäuse mehr fangen.“
„Geh mit uns nach Bremen, da kannst du Stadtmusikant
werden.“ Die Katze war einverstanden.
Bald darauf kamen sie ar. einen Bauernhof. Da saß der Hahn
auf dem Zaun und schrie. „Morgen kommen Gäste. Die Hausfrau
will mor je n von mir Suppe kochen. Nun schreie ich, solange ich
noch kann.“
„Komm mit uns. Du hast eine gute Stimme, und wenn wir
zusammen musizieren, muß e s eine Freuae sein“, sagte der
Esel.
Dem Hahn gefiel der Vorschlag, und sie gingen zu viert
weiter.
Sie konnten aber die Stadt Bremen an einem Tag nicht
erreichen und катер abends in einen Wald, wo sie übernachten
wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen Baum,
die Katze setzte sich auf einen Ast, und aer Hahn flog bis in die
Spitze. Bevor er einsrhlief, sah er sich noch einmal nach allen
vier Seiten um, da schien e s ihm, als sähe er in der Ferne ein
BREM EN 119

erleuchtetes Fenster. Alle vier entschlossen sich, dorthin zu


gehen. Sie hofften, etwas zu essen zu finden. Am Haus
angelangt, schaute der Esel durchs Fenster. Er sah einen
gedeckten Tisch mit leckeren Speisen und Getränken Die
Räuber, die dort wohnten, saßen am Tisch und aßen mit großem
Appetit.
„Das wär was für uns!“ rief der Hahn.
„ja, ja“, sagte auch der Esel
Da berieten sich die Tiere, wie sie e s anfangen sollten, um
die Räuber hinauszujagen. En flieh fanden sie ein Mittel.
Der Esel stellte sich mit der Vorderfüßen auf das Fenster, der
Hund sprang auf den Rücken des Esels, die Katze kletterte auf
den Hund, Lind der Hahn flog hinauf und setzte sich auf der
Kopf der Katze. Als das geschehen war, fingen sie auf ein
Zeichen ar, gemeinsam Musik zu machen: Der Esel schrie, der
Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krflnte. Dann
stürzten sie durch das Fenster in die Sl Jbe hinein. Die Räuber
erschraken — sie meinten nicht anders, als ein Gespenst käme
nerein — und flohen in den Wald.
Nun setzten sich die Vier an den Tisch und aßen, was die
Räuber übriggelassen hatten. Als sie satt waren, löschten sie das
Licht und gingen schlafen.
Als Mitternacht vorbei war und die Rä iber von weitem sahen,
daß kein Licht mehr im Hause brannte, sagte der Hauptmann:
„Geh du ins Haus und sei iaue, ob die Gespenster noch dort
sind “ Der Räuber fand alles still und ging in die Küche, um ein
Licht anzuzünden. Die Katze sah ihn mit Augen an wie glühende
Kohlen. Sie sprang ihm ins Gesicht, an der Tür sprat tg der Hund
auf und biß ihn ins Вып. Als er über den Hof ging bekam er noch
vom Esel einen kräftigen Tritt. Der Hahn, der aufgewacht war,
rief vom Balken herab laut sein „Kikeriki!“
Da rannte der Räubei so schnell ihn seine Füße trugen zu
seinem Hauptmann zurück und rief: „Wir können nicht zurück! In
unserem Haus sitzt eine Hexe! Die hat mir aas Ges'cht zerkratzt.
Und vor dei Tür steht ein Mann mit einem langen Messer, der
hat mich ins Bein gestochen. Auf dem Hof liegt ein schwarzes
Ungetüm, das hat auf mich losgeschlagen. Und oben auf dem
Dach sitzt der Richter, der rief: .Biingt ihn mir her!‘ Da machte
ich, daß ich fortkam9“. Von nun an getrauten sich die Räuber
nicht m ehi, in das Haus zurückzukehren.
Den vier Bremer Stadtmusikanten gefiel e s aber so gut darin,
äaß sie nicht wied эг heraus wollten und für immer dort blieben.
BREM EN

D , Text dieses Volks­


üfmiffmer)
liedes von der Heirrdick-
keit, Schönheit und Treue
der Liebe findet sich
ferne, IKgfik
(Heimliche Liebe)
bereits im jahre 1786
innerhalb eines acht-
strophigen Schäferliedes
a u f einem aus Schlesien
stammenden Fliegenden
Blatt. i. Keirx Teu-er, kei-ne Koh-le kann bren~ner\ so
Die heute allgemein
bekannte Fassung geht auf
die »Sammlung deutscher
Volkslieder« zurück, die
von den Volksliedforschem
Büscfting und von der
Hagen 1807 in BerGn
veröffentlicht wurde. nie — m and nichts weiß,

Der melodische Schluß


mit Verzierungen, die an
eine Opemkoloratur
erinnern, (äßijedoch von der nie — m and nichts weiß.

vermuten, da Fuer ein


kunstbeflissener 2 . 3.
»Bearbeiter« am Werk Keine Rose, keine NeCke, Setze du mir einen Spiegel
war. So wird auch kann Blühen so schon, ins Herze hinein,
als wenn zwei verfiele Seelen damit du kannst sehen,
verständlich, warum das beieinander tun stehn, wie so treu ich es mein,
Lied zahlreiche Beieinander tun stehn. wie so treu ich es mein.
Nachdichtungen und
Strophenergänzungen
eijaftren hat.
3?am6ur£
Größe:
755 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 1,6 Millionen
Landeshauptstadt:
Hamburg
1. Lesen S ie den Text, und versuchen Sie ihn zu verstehen!
N ehm en Sie, wenn nötig, das W örterbuch zu H ilfe!

HAMBURG
Die Freie- und Hansestadt Hamburg ist Stadt und gleich Land
der Bundesrepublik Deutschland. Sie breitet sich um die
Einmündung1 von A lster und B ille in die Elbe aus, etwa 100
Kilometer von der Mündung dieses großen internationalen
Seeschiffsw eges in die Nordsee entfernt. Die Fläche des
Stadtstaates um faßt 755 Quadratkilometer. Davon sind rund 665
Quadratkilometer Land- und 60 Quadratkilometer W asserfläche.
Hamburg hat rund 1,6 M illionen Einwohner, darunter etwa
170 000 Ausländer.
Hamburg ist die grünste Stadt der Bundesrepublik Deutsch­
land. Fast die H älfte der gesamten Landfläche der Hansestadt
entfällt auf Parks, öffentliche Grünanlagen, Acker- und Gar­
tenland, auf W ald, Moor und Heide2.
Das Stadtbild wird geprägt durch die Türme der 5 Haupt­
kirchen, darunter die bekannteste, der „Michel“, wie die
Hamburger ihn nennen. Die St.-M ichaelis-Kirche g ilt als eine der
schönsten Barockkirchen Europas, und ihr Turm ist das
W ahrzeichen der Hansestadt.
Für Norddeutschland und für das nördliche Europa ist
Hamburg ein Verkehrsknotenpunkt ersten Ranges. Hier trifft
sich der Seeschiffahrtsw eg der Elbe m it der internationalen
Binnenwasserstraße Oberelbe und bei „Geesthacht“ — dem Elbe-
Seitenkanal.
Der Flughafen bietet dem Hamburger Raum und der
norddeutschen Region vielfältige Anschlüsse an das nationale und
internationale Luftverkehrsnetz.
Von Hamburg sprechen, heißt vom Hafen sprechen. A ls
größter deutscher Seehafen gehört der Hamburger Hafen zur
Spitzengruppe der europäischen Umschlagplätze.
Die H afenstadt Hamburg vereinigt alle Funktionen eines
großen Industrie-, Außenhandels- und Dienstleistungszentrum s.
Gemessen an ihrer W irtschaftskraft, gehört sie zu den
bedeutendsten europäischen W irtschaftsregionen.
In Hamburg sind rund 880 000 Menschen beschäftigt bei
1,6 M ill. Einwohnern in Hamburg und etwa 2,8 M ill. im
W irtschaftsraum Hamburg, der in einem Umkreis von 40
Kilometern rund um die Stadt weite Gebiete Schleswig-H olsteins
und Niedersachsens umfaßt. 48 der 500 um satzstärksten
deutschen Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und
D ienstleistungen haben ihren Firmensitz in Hamburg. Das sind
mehr als in einer anderen Stadt Deutschlands. In Haml urg
sind die Mineralölverarbeitung, ebenso die Nahrungs- und
Genußm ittelindustrie, der Getreidehandel, die Reedereien3 und
der Schiffbau zu Hause.
Auch als Universitätsstadt hat Hamburg einen Namen. Neben
der Universität Hamburg m it 19 Fachbereichen und der
Technischen Universität Hamburg-Harburg, der jüngsten Univer­
sität Deutschlands, hat eine der beiden Bundeswehruniversitäten
ihren Sitz an der Elbe. Auch die Hochschulen für M usik und
Bildende Kunst tragen zum guten R uf der H ansestadt bei.
Um weltforschung, Biotechnologie, Meerestechnik, M eeresfor­
schung, Holzbiologie: das sind nur einige Forschungsbereiche, in
denen Hamburg weltweiten R uf besitzt.
Das kulturelle Leben Hamburgs hat W eltruf. Bis ins M it­
telalter zurück reicht seine M usiktradition. Besonders
hervorzuheben ist die Kirchenmusik. Die Orgeln der Hamburger
Hauptkirchen waren und sind weltberühmt. Hamburgs Operntra­
dition ist bereits mehr als drei Jahrhunderte alt. Die Hamburger
Oper war in der Zeit der Hoftheater die erste ständige Bürger-
Oper in Europa.
2. A n tw orten Sie au f die Fragenf
W ie groß ist die Fläche des Stadtstaates?
W ieviel Menschen leben in der Stadt Hamburg?
W as ist das Wahrzeichen der Stadt?
Warum ist Hamburg ein Verkehrsknotenpunkt?
Welche Hochschulen und Universitäten gibt es in der Stadt?
Warum wird Hamburg als Stadt der Kunst bezeichnet?

3 . S tellen Sie Fragen zu den Sätzen!


Hamburg ist die grünste Großstadt Deutschlands.
Die Stadt Hamburg tr itt als Zentrum der Industrie, des
Außenhandels und der Dienstleistungen auf.
Die Hamburger Staatsoper gehört zu den führenden Bühnen in
der W elt.
Die Universität hat 19 Fachrichtungen.
Hamburger Institute forschen auf den G sbieten der
Um weltforschung, Holzforschung und Meeresforschung.
Hamburg: Das Rathaus

4. Ergänzen Sie die S ätze!

Hamburg liegt an ... . Die Fläche des Stadtstaates umfaßt ... .


In Hamburg leben ... . Das Wahrzeichen Hamburgs ist ... .
Die Stadt ist ein Verkehrsknotenpunkt für ... . Der größte
Hafen Deutschlands liegt ... . Die Hochschulen Hamburgs
erforschen . . . .

5. Bejahen oder verneinen Sie!


Die Fläche der Stadt Hamburg beträgt 600 km2. (?)
In Hamburg leben 1,6 M illionen Menschen. (?)
Hamburg ist für die Verbindung m it den nördlichen euro­
päischen Ländern sehr wichtig. (?)
In Hamburg gibt es viele Parks und Grünanlagen. (?)
Das W ahrzeichen der Stadt ist das Rathaus. (?)
Der größte Seehafen Deutschlands ist der Hamburger Hafen. (?)

6. Belegen Sie anhand der T extstellen, d a ß H am burg


a ) eine M u sikstadt, b ) eine U n iversitätsstadt, c ) ein
Verkehrsknotenpunkt, d ) eine H u n deisstadt ist!
126 H AM BURG

1. M achen Sie sich m it der Geschichte der S ta d t H am burg


bekannt! Lesen und übersetzen Sie den Text!

ETWAS A U S DER GESCHICHTE


Das sich aus der Lage der Siedlung Hammaburg an der
Mündung von A lster und B ille in die Elbe Kapital machen ließ,
wußte schon Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen. Mit
dieser Burg (9. Jh .) wollte er einen sicheren Hafen schaffen, der
den A ustausch mit nördlichen und westlichen Nachbarn
ermöglichte. Im 11. Jh. fuhren von Hamburg aus bereits die
ersten Hochseefischer weit in die Nordsee hinaus.
M it der Verleihung der Freihandelsrechte („Freibrief“) im
Jahre 1189 begann die Entwicklung Hamburgs zu einer
wohlhabenden Handelsstadt.
1415 wurde Hamburg zur Reichsstadt und war faktisch ein
eigenständiger Stadtstaat, der sogar den Dreißigjährigen Krieg
überstand.
Vom 17. Jahrhundert an verdienten Hamburger K aufleute
beim Transport von Rohstoffen und Menschen zwischen Europa
und den neuen Kolonien kräftig m it. A us dieser Zeit stammen
auch Hamburgs Beiträge zur Entwicklung des deutschen
Geistesleben. Seit 1776 war Lessing in Hamburg. Hebbel, Heine,
Brahms, Händel und Telemann lebten und arbeiteten in Ham­
burg.
Der B eitritt zum Deutschen Zollverein brachte enorme
Handelsvorteile und die Ansiedlung von neuen Industrien. A ls
1918 Deutschland fast seine gesamte H andelsflotte an die
Siegesmächte ausliefern mußte, traf dies Hamburg besonders
hart.
1937 wurden die Städte Harburg und Wandsbek einge­
meindet. Damit erreichte Hamburg seine heutige Ausdehnung von
755 Quadratkilometern. Der zweite W eltkrieg brachte Hamburg
wegen seiner wirtschaftlich-strategischen Bedeutung enorme
Zerstörungen. Doch auch diesen Schlag hat die Stadt mit
Gelassenheit weggesteckt, die Trümmer fortgeräumt und einen
neuen Anfang gemacht.
Heute ist Hamburg mit seinen 1,6 Mill. Einwohnern die
zweitgrößte Stadt Deutschlands.
H AM BURG 127
2. A n tw orten Sie auf die Fragen!
W om it begann die eigentliche Entwicklung Hamburgs?
Wann wurde Hamburg eine Reichsstadt?
W elche berühmten Persönlichkeiten lebten und wirkten in
Hamburg?
Warum trat Hamburg dem Zollverein bei?
W ie erreichte Hamburg seine heutige Fläche?
W ieviel Menschen leben in Hamburg?
3. A n tw orten Sie! M it welchen Ereignissen sin d die folgenden
D aten verbunden? M achen Sie sich Stichpunkte dazu!

9. J h ., 11. J h ., 1415, 17. J h ., 1937

4. Sprechen Sie anhand der Stichpunkte Uber die Entw icklung


der S ta d t Hamburg!

5. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t Hamburg!

HAMBURG

W appen Die dreitürmige Burg auf


rotem Grund bildet den zwei­
ten Teil des Stadtnamens ab.
Geschichte 1415 Reichsstadt
Lage Am Beginn der Elbmündung
Land Hamburg
Höhe 0— 116 m über dem Meeres­
spiegel
Fläche 755 km2
Einwohnerzahl 1 600 000
Persönlichkeiten Heine, Brahms, Händel, Tele-
mann
Industrie Fischverarbeitung, Ölverarbei­
tung, Schiffbau
Sehenswürdigkeiten Hafenstraße, Fischmarkt, Mu­
seum für Geschichte
H AM BURG
F l
U n iv e rsitä tssta d t Techniche Universität, Ham­
burger Universität, Hochschu­
le für Musik und Bildende
Kunst

1. W ie steh t es m it einem Stadtrun dgang durch Hamburg?


H am burg hat viele Sehenswürdigkeiten. Lernen Sie sie kennen!

SPAZIERGANG DURCH HAMBURG


Die St. Pauli Landungsbrücke nahe beim A lten Elbtunnel ist
der Ort, den viele Besucher Hamburgs zuerst besuchen. Hier
landeten früher die alten Segelschiffe und Ozeandampfer. Heute
fahren hier die Boote der Hafenrundfahrt ab.

Hamburg: Innenstadt
HAM BURG

In der Nähe der Landungsbrücke liegt die Reeperbahn, ein


Vergnügungsviertel.
A u f dem Fischmarkt kann man frisches Obst, Gemüse, Fische
und Blumen kaufen. Nicht w eit vom Fischmarkt entfernt befindet
sich die Kirche St. M ichaelis. Dieses barocke W ahrzeichen
Hamburgs m it einer herrlichen A ussicht auf den Hafen ist besser
bekannt als „Michel“. Am Michel findet man die
Krämeramtswohnungen. Diese Wohnungen werden heute als
Museum, Galerie und G aststätte benutzt. N icht w eit davon
entfernt steht das Museum für Hamburgische Geschichte mit
vielen Schiffsm odellen. Das feinere Hamburg lernt man kennen,
wenn man von Hamburger Hauptbahnhof aus durch die
Innenstadt spaziert. Die m eisten der historischen Gebäude sind
zwar Nachbildungen, aber es lohnt sich trotzdem . Vor dem
Bieberhaus (Touristeninformation) kann man in einen kleinen Zug
steigen, der die Besucher durch die Innenstadt transportiert.
Gleich nebenan steht das Deutsche Schauspielhaus (1900), dessen
Aufführungen W eltruf genießen. Um die Ecke locken die Läden
der Mönckebergstraße. Aber interessant ist auch die Kirche St.
Petri, die älteste Kirche Hamburgs. In der Steinstraße liegt die
Kirche St. Jacobi m it der kostbaren Schnitger-Orgel (17. Jh .) und
dem Lucas-Altar (1499). Am Ende der Mönckebergstraße steht das
Rathaus, erbaut 1886/87 und heute Sitz von Senat, Bürgerschaft
und R at der Stadt Hamburg.
2. A n tw orten Sie!
Mit welchen Sehenswürdigkeiten werden Sie in diesem Text
' vertrautgemacht?
W as wird über den Fischmarkt erzählt?
W ozu werden jetzt die Krämeramtswohnungen verwendet?
W as berichtet man in diesem Text über das Rathaus?

3. Lesen Sie den Text, und erzählen Sie, was Sie über die
S taatsoper erfahren haben!

ABENDS IN S THEATER
Und abends ins Theater! Das ist leichter gesagt als getan; denn
wer die Wahl hat, hat die Qual4. Opernfreunde gehen natürlich in
die Hamburgische Staatsoper. Diese Staatsoper wurde vor 300
Jahren gegründet. Damals richteten 5 K aufleute in Hamburg die
erste feste Bühne ein, die der ganzen Bevölkerung und nicht nur
einer auserwählten Oberschicht offenstehen sollte. H eute zählt die
Hamburgische Staatsoper zu den besten Bühnen der W elt. Sie
besitzt ein international bedeutendes Ensemble und ein Ballett der
Spitzenklasse.
5 Германия
13U HAM BURG

Hamburg: Die Musihhalle

Dann laden noch 20 weitere Theater zu Schauspiel, Kabarett,


Operette und Musical ein. Von den großen Bühnen des Deutschen
Schauspielhauses und des Thalia-Theaters spannt sich der Bogen5
bis zum „Theater im Zimmer“ und dem Puppentheater für Kinder.
R ichtig hamburgisch geht es im St.-Pauli-Theater und im
Ohnsorg-Theater zu. Hier wird vor allem volkstüm liches Theater
gezeigt.
4. Lesen Sie den Dialog, und antw orten Sie au f die Fragen:
Wo war Peter?
W er war der Komponist der Oper?
W as begeisterte Peter besonders?
Jochen und P ete r treffen eich spät am A bend an der T a xih altestelle.

J: Sei gegrüßt, Peter!


P: Sei gegrüßt, Jochen!
J: Wo kommst du denn noch so spät her?
P: Ich war in der Oper. Du weißt doch, daß ich ein begeisterter
Opernfreund bin.
J : W as stand denn auf dem Spiel plan?
P: „Cosi fan tu tte“, eine Oper von Mozart.
HAM BU RG

J: Und wie hat es dir gefallen?


P: Ich war begeistert von den herrlichen Stimmen.
J: Peter, entschuldige, da kommt mein Taxi. Mach's gut und
laß mal wieder etwas von dir hören.
P: Gut. Ich komme in einigen Tagen bei dir vorbei. Tschüß!

5 . Sie haben die Absicht, m it Ihrem Freund (F reundin) in


H am burg ins Theater zu gehen. Sprechen Sie darüber,
a ) an welchem Tag Sie gehen wollen, b) welches Theater
Sie besuchen möchten, c ) welche Aufführung Sie sich
aneehen wollen!

6 . Gäste aus der BRD möchten gern das Theater Ihrer S ta d t


besuchen. Inform ieren Sie die Gäste über das hiesige Theater!
Name, Größe, Entstehungsjahr, W ohnsitz des Theaters, W eg
zum Theater, Spielplan des Theaters usw.

7. Lieben Sie das Theater? Begründen Sie Ihre Aussage!

8 . Erzählen Sie über ein berühmtes Theater Ihres Landes!

9. Lesen Sie folgende Texte!

HAMBURGER ALLERLEI
Frühlingsträum e im A lten Land. Das größte zusammen­
hängende Obstanbaugebiet Deutschlands liegt südlich der Elbe:
Das A lte Land. Im Frühling verwandeln die Blüten an rund sechs
Millionen Bäumen diese ohnehin malerische Ebene in eine
Zauberwelt. Hier wandert man vorbei an alten Windmühlen,
überquert auf kleinen Holzbrücken Flüßchen und Wassergräben,
schaut von der Höhe der Deiche über Land und die Elbe. Reizvolle
kleine Orte wie Cranz, Francop, Jork und Neuenfelde doku­
mentieren den W ohlstand der Bauern. Prachtvolle Bauernhäuser
reihen sich aneinander. Die Schönheit dieser Landschaft fasziniert
zu jeder Jahreszeit.

„Gehen wir m al zu H agenbeck“. Mit über 2000 Tieren in 56


Freigehegen m it Troparium wartet Hagenbecks Tierpark auf seine
Gäste. Angefangen hat es m it einem W aschbottich, in dem der
Fischhändler Gottfried Carl Hagenbeck 1848 auf dem St. Pauli-
Fischmarkt sechs Seehunde ausstellte. Durch die Neugierde der
Hamburger beflügelt, weitete er seine Fischhandlung zu einer
H AM BURG

Menagerie aus, die sein Sohn Carl 1866 übernahm und zu einem
bedeutenden Unternehmen machte. Tiere aus fremden Ländern
sollten sich in seinem „Zukunftstierpark“ in einer m öglichst
artgerechten Umgebung tummeln. 1907 schuf er eine Parkanlage
m it unsichtbaren Gräben, künstlichen Bergen und Seen, die zum
Dorado der Tierfreunde wurde.

O rginale und O rginelles. Sonntagsmorgens um fünf Uhr


beginnt auf dem Gelände zwischen St.-Pauli-Landungsbrücken und
Großer Elbstraße der Hamburger Fischmarkt. Seine Tradition
reicht bis ins Jahr 1703 zurück. Der Magistrat® der Stadt
erlaubte den Fischern hier ihre verderbliche W are auch sonntags
zu verkaufen. M ittlerweile wird hier fast alles zum Kauf
angeboten: vom lebenden Hammel bis zu Opas Gehstock. Natürlich
gibt es auch Fische, Obst, Gemüse und Blumen. Inm itten der
Menschen tr ifft man die verrücktesten Typen von M arktschreiern7
und Hamburger Orginalen. Um zehn Uhr, wenn die letzten
Bananen verkauft sind, ist Feierabend auf dem Fischmarkt.
10. A n tw orten Sie!
Warum heißt der erste Text „Frühlingsträume im Alten
Land“?
W ie entwickelte sich der Tierpark in Hamburg?
W as erfahren Sie über den Fischmarkt?

1 . Lesen Sie den Text, und machen Sie sich m it dem Leben des
berühmten Kom ponisten bekannt!

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY


Am 3. Februar 1809 wurde Felix Mendelssohn Bartholdy in
Hamburg geboren. Damals war Hamburg wie die m eisten Gebiete
Deutschlands von den Truppen Napoleons besetzt.
Schon sehr früh zeigte sich seine starke m usikalische
Begabung. Mit sechs Jahren erhielt er von der M utter den ersten
K lavierunterricht, m it neun Jahren spielte er bereits öffentlich
ein schwieriges Klavierkonzert. Bald begann er selbst zu
komponieren. Mit e lf Jahren schrieb er seine ersten Sinfonien,
HAM BURG 133
Konzerte und Lieder. Mozart, Haydn und Beethoven waren seine
Vorbilder. Das Haus der Familie Mendelssohn war M ittelpunkt
eines G esellschaftskreises, dem bedeutende Gelehrte, Musiker und
Schriftsteller angehörten. Hier verkehrten der Philosoph Hegel,
der Naturforscher Alexander von Humboldt, der Dichter Heinrich
Heine, der Sprachforscher Jacob Grimm und der Komponist Carl
Maria von Weber.
Carl Friedrich Zelter, der Direktor der Singakademie, hatte für
die m usikalische Entwicklung Felix Mendelssohn Bartholdys eine
große Rolle gespielt.
Im Frühjahr 1825 schickten ihn die Eltern nach Paris, zum
Direktor des dortigen Konservatoriums. Das Lob, das Felix für
seine vorgezeigten Kompositionen erhielt, war für seine weitere
M usikerlaufbahn m itentscheidend. Ein Jahr später schrieb der
Siebzehnjährige eines seiner Meisterwerke: die Ouvertüre zu
Shakespeares „Sommernachtstraum“.
Sein späteres Schaffen war auch m it England und Italien
verbunden.
M it 26 Jahren übernahm Mendelssohn die Leitung der
Gewandhauskonzerte. Hervorragende Solisten wie Franz Liszt und
Clara Schumann traten in den ersten von ihm geleiteten
Konzerten auf. Mendelssohn führte in Leipzig den Gebrauch des
Taktstockes beim Dirigieren ein. Zuvor hatte der Konzertmeister
vom ersten Geigenpult aus das Orchester „im Takt“ gehalten.
A u f den Konzertprogrammen erschienen immer wieder die
Werke der großen klassischen M eister Haydn, M ozart, Beethoven,
die W erke Bachs und Händels.
A ls Robert Schumann die große, verloren geglaubte S-Dur-
Sinfonie von Franz Schubert entdeckte, brachte sie Mendelssohn
m it seinem Gewandhausorchester zur Uraufführung, denn zu
Lebzeiten Schuberts war sie nie erklungen.
Mendelssohn ist im Jahre 1847 infolge eines Gehirnschlages
gestorben.

2. Lesen Sie dem Text noch einmal! Suchen Sie im Text die
Sätze heraus, die über
a ) die K in dh eit B artholdys, b) seine Jugendjahre,
с ) seine T ätigkeit m it dem O rchester erzählen!
M achen Sie sich zu diesen Punkten Stichw örter!

3 . Finden Sie im Text Sätze, die über M endelssohn als


K om ponist erzählen!

4. Erzählen Sie über das Leben und Schaffen Felix M endelssohn


B artholdys!
HAM BURG

п ieses Lied geht molen


zurück a uf den Song
»Camptown Races«
des volhstümhchen
wrßer
amerikanischen
LiederKomponisten Ibermaster sefm
Stephen Coffins Foster
(1826-1864). E r pries
darin die Pferderennen,
6ei denen m an viel 1' ■{\ ЛJckе Mo- if m 50 stheef o t den Schip-per sier\ been,
Geldgewinnen Könne
(»De Camptown ladies
sing dis song, doodah!
doodafi!«). »Plenty o f
gold« wollten auch jene
deutscRen Auswanderer
macRen, die unter
äußerst schlechten Be­
dingungen nacR
»Califcr 'io« segelten.
.Seeleute aus Hamburg
und Schleswig-Holstein, p le r x - ty of y o ld so Jv e beer\ t o l d
die zuvor den Shanty
aus den USA m it nacR
Hause geRracRt Ratten,
mögen die ^euet Stro­ T ^ Г г гт — T T
banks o f So - c r a - m en-to. Do do d o ! m en -ha.
phen ins Plattdeutsche
' »übersetzt« und Rurnor-
voll ergänzt haben: So 2. 5.
Dat Deck weur vun Isen, Un wufin wi mof seffn,
wurde »Schiffszwieback vuff ScAiet und vuli Schmeer. / idt segg datjo nur, /
(Biskuit)« zu »Beschu »Rein ScAipp« weur den. Käpten denn 1«и£_Ае (free vorut
ten« (was übersetzt sqt gröstet Pläseer. / un veer weddier retur. /
»beschissen«bedeutet),
und schanghait" erin­ 3. 6.
D(tt_Lpgis weur vuff Wqnjen, A&dßt Schipp weur,
nert doppelsinnig an die de Komfiüs weur vuff Dreck, / so weur oAde Kanitein, /
Hafenstadt SRangRai de BescAüten, de feupen de Lüdfor dai ScAipp
und an den »ScRanKnai« vun süffien aff weg. / weum oA 6lbt scAangAait. /
(ScRanKwirt). 4.
Dat SoAjleescA weur greun,
un de Speck weur vuff Mßdjn. /
Köm gäv dat 6C0JS an
WieAnacAtsoAend. /
5 ^lQndcnurg
7 6

A n g e rm ü n d e
Nfeuruppln

Rathenow

Berlin

Fürstenw alde
Potsdam

F ra n k fu rt1
B ra n d e n b u rg
F se nhütten srnd t

G uD en

C ottbus

F J n s te iw a ld e
Falkenl
Größe:
20 059 qkm

Einw ohnerzahl:
ca. 2,7 Millionen

Landeshauptstadt:
Potsdam
1. Lesen Sie den Text, und versuchen Sie ihn zu verstehen!

LAND BRANDENBURG
Das Land Brandenburg wurde aus den ehemaligen DDR-
Bezirken Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) gebildet. Die
Einwohnerzahl des Landes beträgt rund 2,7 Millionen. Das
Bundesland grenzt im Osten an Polen, im Süden an Sachsen, im
W esten an Sachsen-Anhalt und im Norden an Mecklenburg-
Vorpommern. Die Landeshauptstadt ist Potsdam.
Für das Land Brandenburg sind Kleinsiedlungen typisch, ca.
95 Prozent der Ortschaften haben weniger als 5000 Einwohner.
Brandenburg ist das östlichste der Länder in der gemeinsamen
deutschen Republik. Es hat nicht nur den längsten Grenzverlauf
zu Polen, sondern auch durch die Bahnhöfe Frankfurt und Guben
starke w irtschaftliche Bindungen nach dem Osten.
Große Bedeutung hat die Land- und Forstw irtschaft. Im
Havelland liegt das größte Obstanbaugebiet des östlichen
Deutschlands. Das größte Industriegebiet ist das Braunkohlen­
revier in der Niederlausitz. W eitere wichtige Industriepunkte sind
Schwedt (Erdölverarbeitung), Eisenhüttenstadt (M etallurgie).
Das Land Brandenburg ist an reizvollen Gegenden reich, die
Anziehungspunkte für viele Urlauber sind. Solche N atur­
kostbarkeiten sind der Spreewald, die Seen und die Wälder, der
Park von Sanssouci. Unter den Naturschönheiten ist der Spree­
wald eine echte Perle. Er ist ungefähr 75 km lang.
In der Niederlausitz lebt ein Volk slawischer Herkunft — die
Sorben, die über Jahrhunderte ihre eigene K ultur fördern und
pflegen. Es sind rund 60 000 Menschen.
Im Land Brandenburg lebten und wirkten viele Leute, die weit
über die Grenzen Deutschlands bekannt sind, unter ihnen: der
Schriftsteller Theodor Fontane, der Dichter Heinrich von K leist,
die Künstlerin Käthe K ollwitz, der Schriftsteller Erwin
Strittm atter und der Generalfeldmarschall Blücher.
Die Landeshauptstadt Potsdam ist Anziehungspunkt für viele
Touristen aus dem In- und Ausland.
±88 BRANDENBURG

2. A n tw orten Sie auf die Fragen!


W ieviel Menschen leben im Land Brandenburg?
A n welche Länder der BRD grenzt das Land?
W ie heißt die Landeshauptstadt?
W as ist typisch für dieses Bundesland?
W elche Industriezweige sind im Land Brandenburg stark
entwickelt?

3. S tellen Sie Fragen zu den Sätzen!


Die Naturkostbarkeiten des Landes sind der Spreewald, viele
Seen und Wälder.
Ein kleines Volk, die Sorben, leben im Land Brandenburg.
Im brandenburgischen Land lebten und arbeiteten die Schrift­
steller Theodor Fontane und Erwin Strittm atter und die
Künstlerin Käthe Kollwitz.

4 . Vergleichen Sie!
Das Land Sachsen-Anhalt verfügt über Chemieindustrie. Und
das Land Brandenburg?
Thüringen umgrenzen die Länder Hessen, Bayern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Niedersachsen. Und das Land Brandenburg?
Die Sachsen erholen sich im Erzgebirge und in der Sächsischen
Schweiz. Und die Brandenburger?
Die Berliner sind stolz auf ihren Bürger Heinrich Zille. Und
die Brandenburger?

5. Suchen Sie im T ext die Sätze heraus, die über


a ) die geographische Lage, b) die Indu strie, c ) die
Sorben, d ) die Persönlichkeiten des Landes erzählen!
M achen Sie sich N otizen!

6. Erzählen Sie anhand der N otizen der Übung 5 über das L and
Brandenburg!
BRANDENBURG

1. Lesen und übersetzen Sie den T ext!

ETWAS AU S DER GESCHICHTE


W ann und wie Brandenburg in die Geschichte eingegangen ist,
kann man genau sagen. Der deutsche Kaiser Otto I. ließ 948 in
den Landen zwischen Elbe und Oder die beiden Bistümer1 grün-

Residenz von Hohenzollern


B RA N D E N B U R G

den. Ihren Namen erhielten sie nach neu errichteten Siedlungen:


Havelberg und Brandenburg.
Gegen Ende des 6. Jahrhunderts n. Ch. ström ten dann in einen
siedlungsarm en Raum Slawen. Sie kamen von der anderen Seite
der Oder und waren m eist Bauern. Das Leben dieser Menschen
war hart, aber ohne Krieg. Nach Beginn des 10. Jh. wurden die
Slawen in schwere Kämpfe verwickelt. Heinrich I. hatte die
Absicht, den Menschen den christlichen Glauben aufzuzwingen. Er
erreichte aber keinen Erfolg. Die Eindringlinge wurden
vertrieben.
Bei einem neuen Versuch waren die Deutschen erfolgreicher.
Das slawische Gebiet wurde erobert. Albrecht der Bär wurde
Markgraf von Brandenburg. Die Nachfolger Albrechts sorgten für
eine weitere Ausbreitung des Territoriums.
Nach 1320 begann der Streit um das Land. Den Kaiser, er hieß
Sigism und, beunruhigten die Zustände. Er gab dem Grafen
Friedrich von Hohenzollern den Befehl, die Zustände zu ordnen2.
M it seinem und m it dem Namen des Schnes beginnt ein neuer
A bschnitt in der Geschichte Brandenburgs.
Im 15. Jahrhundert unternahmen die brandenburgischen
Herrscher viele Anstrengungen, um ihr Land weiter zu ver­
größern. Sie führten fast ohne Erfolg viele Kriege gegen
Pommern3. In der Folgezeit erreichte die herrschende Klasse mit
Erbverträgen und anderen Machenschaften4 viel mehr. Sie
erwarben z. B. die Gebiete Krossen, Cottbus und Peitz. 1618 wird
Brandenburg m it Preußen vereinigt, das unter Friedrich II. zur
europäischen Großmacht wird.
Brandenburg ist nach 1815 bis 1945 Provinz. 1947 bis 1952 ist
es Land Brandenburg, danach in den Bezirken Potsdam,
Frankfurt/O und Cottbus aufgegangen. Seit 1990 gibt es wieder
das Land Brandenburg.

2. A n tw orten Sie auf die Fragen!


W ann wurde das Bistum Brandenburg gegründet?
W er lebte noch im Raum der Elbe?
Mit welchen Namen ist das 14. Jh. verbunden?
A u f welche W eise vergrößerten die Machthaber im 15. Jh. ihr
Territorium?
In welcher Zeitperiode war Brandenburg Provinz?

3 . A n tw orten Sie! M it welchen Ereignissen sin d die folgenden


D aten verbunden?

948, 10. J h ., 1320, 15. J h ., 1618, 1815— 1945, 1990


BRANDENBURG 141
M achen Sie sich kurze N otizen zum H auptgedanken jeder
Entwicklungeetappe!

4. Erzählen S ie anhand Ih rer N otizen kurz über die. Entw icklung


des Landes Brandenburg!

1. Lesen Sie den Text, und machen Sie sich m it den M useen
Potsdam s bekannt! Sagen Sie, m it welchen M useen der Text
Sie vertra u t macht!

POTSDAMS MUSEEN
W er nach Potsdam kommt, eilt zum Schloß Sanssouci. Das
weltbekannte Sommerschloß von Friedrich II. nicht besucht zu
haben, bedeutet, nicht in Potsdam gewesen zu sein. A lle zwanzig
Minuten beginnt eine Führung, rund eine halbe M illion Besucher
machen sich jährlich m it den Räumen des Schlosses bekannt.
Das Schloß ist reich an Möbeln, Gemälden, Plastiken und
Porzellan aus dem 18. Jh. Einer der schönsten Räume des
deutschen Rokoko ist das Konzertzimmer, in dem sich Malerei,
Plastik und Kunsthandwerk zu einem Gesamtbild verbinden. Eine
Kostbarkeit in diesem Raum ist der Flügel. Er wurde um 1745
vom berühmten sächsischen Orgelbaumeister G ottfried Silbermann
gebaut.
Nicht minder sehenswert ist das Neue Palais. Die dreihundert
Gemälde des Palais haben vornehmlich italienische, nieder­
ländische und französiche Künstler geschaffen. Rund 250 Jahre
alte Vasen aus der berühmten Meißner Porzellanmanufaktur
schmücken die Räume. Der Gartensaal ist faszinierend durch seine
M uscheln, M ineralien, Korallen und Fossilien.
Eine historische Bedeutung hat das Schloß Cecilienhof. Im Ju li
und A ugust 1945 trafen sich hier die Siegermächte der A nti-
H itlerkoalition, um über die Zukunft Deutschlands zu ent­
scheiden. Der Konferenzsaal und die Arbeitszim mer der Dele­
gationen sind in der ursprünglichen Form erhalten und wurden
Gedenkstätten. Am 17. Ju li nahmen Truman, Churchill und Stalin
erstm als am Verhandlungstisch Platz.
Potsdam: Schloß Sanssouci

2. A n tw orten S ie auf die folgenden Fragen!


W ieviel Besucher zählt das Schloß Sanssouci jährlich?
Woher kommen die herrlichen Vasen im Neuen Palais?
W odurch ist der Gartensaal sehenswert?
W er verhandelte am 17. Juli 1945 im Schloß Cecilienhof?

3 . Inform ieren Sie Ihren Studienkollegen über


а ) das In ven ta r des Schlosses Sanssouci, b ) die Gemälde
des Neuen P alais und с) das Treffen der Siegerm ächte im
Schloß Cecilienhof!

4. Lesen Sie den T ext, und sagen Sie m it welchen Sehens­


würdigkeiten Sie vertraut gem acht wurden!

SPAZIERGANG DURCH POTSDAM


Der Stadtrundgang beginnt in der Schopenhauerstraße und
geht in R ichtung zum Brandenburger Tor. Von dort aus geht es
in die Brandenburger Straße m it Abstecher5 zum Jägertor.
BRANDENBURG 143
Südöstlich des Nauerner Tors befindet sich das Holländische
Viertel und die Peter-Pauls-Kirche. Nach Überquerung der Straße
Am Kanal kommt man zum A lten Markt m it der Nikolaikirche
und dem A lten Rathaus. Am A nfang der Breiten Straße stehen
beiderseits barocke Bürgerhäuser. Nach dem Predigerhaus8 in
westlicher Richtung liegt das Wasserwerk.
Das Brandenburger Tor wurde 1770 zur Eirinnerung an den
Siebenjährigen Krieg gebaut.
Das Jägertor ist ein barockes Stadttor und wurde 1733 als Teil
der Maueranlage um die zweite N eustadt erbaut. Es ist das einzig
noch erhaltene Tor aus dieser Zeit.
Das Nauener Tor ist ein neugotisches Bauwerk.
Das Holländische Viertel wurde von 1733—1742 für
holländische Bauarbeiter errichtet.
Die Peter-Paul-Kirche ist eine katholische Pfarrkirche und
wurde in den Jahren 1867— 1870 errichtet.
Die Nikolaikirche ist ein klassizistischer Zentralbau m it einer
Kuppel nach dem Vorbild der Londoner St.-Pauls-Kathedrale.
Das A lte Rathaus ist ein dreischössiges Gebäude verschiedenen
S tils. In diesem Gebäude befindet sich heute das Kleine Theater.
Das Predigerhaus stam m t aus dem 18. Jh. und wird als
W ohnhaus genutzt.

5. Lesen Sie den Dialog! A n tw orten Sie au f die Fragen!

W ohin möchte der Reisende fahren?


W elches Reiseziel em pfielt ihm der A ngestellte des
Reisebüros?
W ie kommt der Reisende ans Reiseziel?
Warum wird der Zug empfohlen?
Personen: A n g estellter des R eisebüros, R eisender

R: Guten Tag. Ich b itte um einige Auskünfte und Ratschläge.


Mein W unsch ist es, die Deutsche Bundesrepublik zu besuchen.
Könnten Sie mir bitte Reisetips für die Reiseroute geben?
Aj Aber gern, mein Herr (meine Dame). B itte sagen Sie mir, ob
Sie bestim m te Wünsche haben. Ich meine, wollen Sie K unst­
stätten besuchen, oder haben Sie mehr Interesse an sportlichen
Ereignissen, Sportstätten oder Sportarten? Lieben Sie beson­
ders die Baukunst oder literarische Ereignisse, oder möchten
Sie vor allem Erholung und Gesundung in der Natur?
R: О je, das sind ja so viele schöne Dinge. Da fällt die Auswahl
schwer. Aber ich denke, Sie können mir vielleicht einen
Vorschlag unterbreiten7, wenn ich Ihnen sage: Es sollte eine
BRANDENBURG

schöne Gegend sein, aber ich möchte auch Kunsterlebnisse


haben und mich weiterbilden.
A: Dann zeige ich Ihnen ein paar Prospekte, und Sie wählen aus.
Da empfehle ich zuerst Potsdam m it seinen Sehenswürdig­
keiten und der herrlichen nahen Umgebung m it Wäldern und
Seen.
R: Ja, bitte, bleiben wir gleich bei Ihrem Vorschlag. Bleiben wir
bei Potsdam. 1. Frage: W ie komme ich am besten dorthin?
A: Fahren Sie m it dem PKW8, oder wollen Sie ein öffentliches
Verkehrsmittel benutzen?
R: Nein, nein, ich habe keinen PKW. Ich brauche die Bahn, oder
ich nehme ein Flugzeug von Minsk aus.
A: M it dem Zug von hier fahren Sie sehr günstig, er geht von
Brest über W arschau-Posen-Frankfurt/O nach der Hauptstadt
Berlin. Dort müssen Sie um steigen und noch eine halbe Stunde
nach Potsdam fahren. Und m it dem Flugzeug...
R: Ach, ich glaube, Sie brauchen da nicht erst weitere Auskünfte
zu geben. Ich denke, ich nehme den Zug. Da dauert zwar die
Fahrt länger, aber 1. ist es billiger, und 2. kann ich da gleich
von hier abfahren.
Das 1. Problem ist also geklärt. Nun die 2. Frage: W as emp­
fehlen Sie mir anzuschauen?
A: Da habe ich hier einen Reiseführer durch Potsdam. In dieser
Broschüre stehen so viele schöne Vorschläge. Die können Sie

Orangerie Potsdam
BRANDENBURG 145
sich alle in Ruhe durchlesen. Und außerdem werden Sie in
Potsdam selbst bestens von netten Hostessen beraten. Ich gebe
Ihnen nur noch einen Tip: Wählen Sie nicht das teuerste Hotel
zur Übernachtung. Die etwas billigeren bieten Ihnen bestim m t
auch ausreichenden Komfort, Sie können m it dem gesparten
Geld noch ein wenig mehr ansehen und unternehmen.
R: Ich bedanke mich herzlich bei Ihnen. A u f W iedersehen.
A: A u f W iedersehen, wir beraten Sie jederzeit gern wieder.

6. Spielen Sie! Führen Sie ein Gespräch im Reisebüro in P otsdam


m it einem Reisenden! Em pfehlen S ie ihm bestim m te
Sehenswürdigkeiten anzusehen! Begründen Sie Ihre Em p­
fehlung!

7. Lesen S ie N otizen aus der Geschichte d er S ta d t Potsdam !

EIN PREUSSISCH ES SYMBOL


„Üb immer Treu und R edlichkeit...“9, klang es zu jeder halben
Stunde vom mächtigen Turm der Garnisonskirche, und zur vollen
Stunde tönte es „Lobe dem H erren...“. In der Nacht zum 15. April
1945 brachte eine englische Fliegerbombe das Glockenspiel ein
letztes Mal zum Klingen — doch nur, um das Ende Preußens
einzuläuten. A ls die Garnisonskirche abgerissen wurde, erhob sich
ein weltw eiter Protest. Nach 1989 wurde das Glockenspiel aus
privaten M itteln nachgebaut und am 14. April 1991 in der Nähe
der ehemaligen Garnisonskirche frei aufgestellt.

DIE TAFELRUNDE
Die Tafelrunde Friedrichs des Großen wurde durch ein
Gemälde berühmt. Allabendlich von 1747 bis 1753 versam m elte
der König am runden Tisch gelehrte Männer. Berühmtester Gast
am reichgedeckten Tisch war natürlich Voltaire. Knapp 3 Jahre,
von 1750 bis 1753, hielt sich der berühmte Franzose in Potsdam
auf. Für 20 000 Francs mußte der Philosoph täglich zwei Stunden
m it dem König arbeiten und dessen schriftstellerische Arbeiten
korrigieren.
In einer anonym verbreiteten Schrift schrieb der Franzose
1752 seinem König, daß er Geist und Anmut besitze, stellte aber
fest, daß dieser „fast alle W elt wie Sklaven“ behandle.
Voltaire verließ Potsdam am 26. März 1753.
146 BRANDENBURG

8 . A n tw orten Sie!
Worüber erzählt der erste Text?
W elche Charakterzüge stellte Voltaire bei König Friedrich
fest?

9 . Lesen S ie den T ext, und geben Sie ihm, eine andere Über­
schrift!

KOLONIE ALEXANDROWKA
Am 10. April 1826 Unterzeichnete Friedrich W ilhelm III.
einen Vertrag über den Bau einer russischen Kolonie. Ein Jahr
später zogen zwölf russische Sänger in hübsche Holzhäuschen ein.
Sie waren kom plett eingerichtet — von Kochtöpfen übers Spinn­
rad10 bis zu den Möbeln. Im Stall standen auch M elkeimer, die
Kuh wurde einige Monate später gekauft. Die Russen waren 1812
als Kriegsgefangene nach Preußen gekommen. Nach dem
preußisch-russischen Militärbündnis bildete der König aus ihnen
einen russischen Chor. W eil er sich so an dessen melancholische
Lieder gewöhnt hatte, bekam er von Zar Alexander den gesamten
Chor geschenkt. Damit das Geschenk nicht so dürftig11 aussah,

Kolonie Alexandrowha
BRANDENBURG 147
schickte der russische Zar noch sieben Mann als Ersatz. Einige
Sänger waren schon an Heimweh und an den Kriegswunden
gestorben.
Diese hübschen Häuser kann man auch noch heute besichtigen.
W er sehr aufmerksam diese Häuser betrachtet, kann hölzerne
Namensschilder finden. Die heutigen Bewohner stehen in schwar­
zer Schrift auf weißem Grund, die verstorbenen Fam ilienm it­
glieder in weißer Schrift auf schwarzem Grund.
Nur noch drei Familien sind direkte Nachfahren der russischen
Sänger. Das liegt vor allem an den strengen Bestimmungen zur
Preußenzeit. Das Nutzungsrecht blieb nur bestehen, wenn als
erstes Kind ein Knabe geboren wurde. Um M anipulationen zu
verhindern, mußte bei den Entbindungen ein offizieller Zeuge
zugegen sein12. Er mußte bestätigen, ob ein Junge oder Mädchen
das Licht der W elt erblickte.
Etwas abseits wurde eine russisch-orthodoxe Kirche gebaut.

10. Lesen Sie den 1. A bsatz, und sagen Sie, worum es eich darin
handelt!

11. Lesen Sie den 2. A bsatz, und antworten Sie au f die Fragen!
Sind die Häuser bis zur heutigen Zeit erhalten geblieben?
W elche Bedeutung haben die Namensschilder?

1 2 . Lesen Sie den 3. A bsatz, und finden Sie S ätze, die folgendes
bestätigen!
Das Nutzungsrecht der Häuser bestand nicht für alle Russen.

13. Geben Sie kurz das W ichtigste zum Inhalt wieder!

14. Erzählen Sie m it H ilfe der Legende über die S ta d t Potsdam !

POTSDAM

Wappen Nachdem Potsdam 1660 vom


Großen Kurfürsten offiziell zur
zweiten Residenz erhoben
worden war, führte die Stadt
den Adler auf goldenem
Grund.
Lage An der Havel, am südwestli­
chen Stadtrand Berlins
148 BRANDENBURG

Land. Brandenburg
Höhe 35,6 m über dem Meeresspiegel
Fläche 101 km2
Einwohnerzahl 140 000
Sehenswürdigkeiten Schloß Sanssouci, Schloß
Charlottenhof, Schloß Ceci­
lienhof, Friedenskirche, Bran­
denburger Tor, A ltes Rathaus,
Russische Kolonie u. a.

1. M achen Sie sich m it zwei S tädten des Landes Brandenburg


bekannt!

FRANKFURT AN DER ODER


Frankfurt an der Oder wurde 1253 gegründet. Von Beginn an
war die Stadt ein Knotenpunkt des Fernhandels. A ls die
Handelsbeziehungen nach Osteuropa erweitert wurden, nahm
Frankfurt eine bedeutende Stellung ein. Reiche K aufleute
bestim men die Geschichte der Stadt. Im 17. Jh. wurde die Stadt
M essestadt.
Da man zur Verwaltung des Territoriums des Landes
Brandenburg kluge Beamte brauchte, wurde 1506 in Frankfurt
die „Viadrina“ gegründet. Diese Hochschule existierte bis 1811
und hier studierten solche Berühmtheiten wie Thomas Müntzer,
Ulrich von H utten, später K leist und die Brüder Alexander und
W ilhelm von Humboldt. Die Universität hat 1991 wieder ihre
Türen geöffnet.
Frankfurt ist eine Grenzstadt. Hier verläuft die Grenze zu
Polen.
Trotz Kriegszerstörungen hat Frankfurt viele Sehenswürdig­
keiten. Das Rathaus wurde vom 13.—15. Jh. errichtet und zählt
zu den bedeutendsten Werken norddeutscher Gotik. Sehenswert
ist auch die Friedenskirche, das älteste Baudenkmal der Stadt. Sie
BRANDENBURG 149
wurde um 1300 erbaut. N icht zu vergessen ist das Kleist-
Museum. Früher war hier die ehemalige Garnisonsschule unter­
gebracht.
Frankfurts berühmter Sohn war Heinrich von K leist. Der
Dichter, Dramatiker und Erzähler wurde 1777 hier geboren.

COTTBUS

Dort, wo die Spree langsam ein großes Delta zu bilden beginnt,


liegt Cottbus (Chocebuz). Die Stadt, die bereits 1156 urkundlich
erwähnt wurde, lag an einer bedeutenden Fernhandelsstraße, die
aus M itteldeutschland nach Schlesien führte. A u f ihr wurde seit
ältesten Zeiten das Salz von Halle nach dem Osten gefahren.
Im 16. Jahrhundert bestim m ten die Handwerker das
w irtschaftliche Gesicht der Stadt. Niederländische Flüchtlinge
waren nach Gottbus gekommen, die auf dem Gebiet der
W ollweberei einige technische Neuerungen mitbrachten.
Die kulturelle Entwicklung der Stadt ist beachtlich. Im
Fürstensaal des Schlosses traten schon um 1800 Schauspie­
lertruppen auf. Sogar die berühmten „Meininger“ — eine
Theatertruppe aus Thüringen — gastierte 1908 in Cottbus. Im
gleichen Jahr wurde auch das Stadttheater eingeweiht.
Cottbus ist auch das Zentrum des Sorbentums in der
Niederlausitz. Hier begann bald nach dem Zusammenbruch des
Faschismus der Wiederaufbau der sorbischen Nationalkultur.
Die Stadt besitzt heute noch viele Bauwerke, die von
vergangenen Jahren sprechen. Der Münzturm m it der W et­
terfahne von 1603 erzählt von der einstigen Münzstätte.
Vereinzelt stehen noch Reste der alten Stadtmauer. In der
Innenstadt stehen der Spremberger Turm, ein R est des Stadttores
und alte Lohgerberhäuser aus dem 18. Jahrhundert. In der
Sandower Straße finden wir einige sehr schöne Barockbauten. Ein
schönes Bild bietet auch der Cottbuser Altm arkt.

2. Sagen Sie, warum Cottbus und F rankfurt /O d er beliebte


A usflugsziele für viele Touristen sind!

3 . Teilen Sie Ihrem Freund m it, das Sie die BRD besuchen
wollen! Ih r Reiseziel ist Cottbus und F rankfurt/O der. Sagen
Sie, warum diese beiden S tädte für Sie sehenswert sind!

4. N ehm en Sie die K a rte zu r H and, und schauen Sie, wo sich die
beiden S tä d te befinden!
шшшшшшш
С
150 BRANDENBURG

1 . Lesen Sie den Text, und sagen Sie, worüber er erzählt!


N otieren Sie die A d je k tiv e aus dem T ext, und erzäh len Sie
m it H ilfe derer über E. S tr ittm a tte r !

ERW IN STRITTMATTER
Strittm atter war ein Schriftsteller, der im östlichen Teil
Deutschlands sehr bekannt und beliebt war. Im Januar 1994 starb
er m it 81 Jahren. Der gebürtige Brandenburger aus Spremberg
hat unzählige Geschichten, Episoden, Romane und Erzählungen
hinterlassen, die von Menschen seiner heimatlichen Umgebung
erzählen. Er, der selbst aus einfachen Verhältnissen stam m te und
der alles, was er wußte, besaß und konnte, aus eigener Kraft
erworben hatte, verstand die Menschen seiner Zeit. Und seine
literarischen Figuren waren solche blutvollen18 Menschen, wie wir
sie aus eigenem Erleben kennen.
Er liebte, schützte und pflegte Mensch und Tier und die
gesamte Natur. Er wurde geliebt und verehrt von den Menschen
besonders darum.

2. Lesen Sie einzelne kleine Beispiele aus seinem Schaffen!


Es sin d Begebenheiten aus seinem Leben.

Zwei kleine Schiffe


Mein Sohn Mathes schenkte mir zwei kleine Schiffe. Sie sind
aus goldenem Staniolpapier und haben eine besondere Eigenart:
Niemand sieht ihnen an, daß sie Schiffe sind, gekrümmte
Papierblättchen. Wenn ich e s nicht von Mathes erfahren hätte, so
wüßte auch ich nicht, daß e s zwei Schiffe sind.
„Wozu hast du die Goldpapierfetzen auf dem Bücherregal?“
werde ich gefragt. „Laßt sie liegen, e s sind zwei Schiffe!" Die
Schiffe werden auf dem Bücherbord bleiben, bis der älter gewor­
dene Mathes mir etwas anderes dafür hinstellt.
BRANDENBURG

Ich denke an mein 1. Gedicht. Es war ein Fetzcnen


bekritzeltes Papier14, und niemand wollte es als Gedicht gelten
lassen.

Zwei Stühle
Ich wollte aufs Feld, doch es regnete, regnete.
„Flick15 du zwei Stühle!" sagte meine Frau.
Es waren zwei niederträchtige16 Stühle; ein schlechter Tischler
hatte sie hinterhältig gemacht: Einmal kamen Schulkinder. Ich
sollte ihnen Geschichten erzählen. Die Lehrerin setzte sich. Der
Stuhl brach zusammen.
Einmals saß die Großmutter vor dem Fernsehapparat. Es lief
ein aufregender Film. Die Großmutter rutschte hin und her. Der
Stuhl brach zusammen. Die Großmutter ist schwer. Zu dritt
mußten wir sie aufheben. Ich zog unter jeden Stuhl zwei Leisten.
Die Leisten befestigte ich mit Holzschrauben, und e s zeigte sich,
daß der Charakter der Stühle von mir repariert17 wurde.
Schön wär's, könnte man Niedertracht allemal so
wegreparieren.

3. A n tw orten Sie!
W elches Thema wird in der ersten Episode berührt?
Was m einte Strittm atter m it den Worten: „Ich habe den
Charakter der Stühle repariert“?
Gibt es „niederträchtige“ Stühle?

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, welche M enschen auf
diesem L andstrich leben!

SPREEWALD
Der Spreewald — das sind W asser, W iese und Wald. Machen
Sie einen kleinen A usflug dorthin und für Sie wird diese Formel
verständlich sein.
152 BRANDENBURG

Im. Spreewald: Eine typische Wasserstraße

Im Spreewald: M it dem Kahn zu Gast

Der Spreewald liegt 100 km südöstlich von Berlin und ist ein
beliebtes Reiseziel für viele Menschen. Um den Spreewald
kennenzulernen, braucht man kein A uto, eventuell ein Fahrrad,
aber besser noch 1 Kahn. Zuerst geht es zum Lübbenauer
Kahnhafen. Dort steigt man in einen Kahn. Los geht die Fahrt.
D ie erste Station ist das Dörfchen Lehde. In diesem Gebiet leben
Deutsche und Sorben gemeinsam. In Lehde ist fast jedes Haus von
W asser umgeben. Es steht auf einer Insel, denn im Spreewald gab
es früher nur W asserstraßen. Der Kahn war das w ichtigste
Verkehrsm ittel. M it dem Boot fuhr man zur Schule, zur
BRANDENBURG 153
H ochzeit, zur Arbeit. Die Ernte wird auch noch heute m it dem
Kahn eingebracht. In den letzten Jahren hat man viele Straßen
gebaut. Jedes D orf ist an eine Straße angeschlossen.
In Lehde befindet sich ein Museum. Hier kann man Häuser
besichtigen, die für den Spreewald typisch sind. Zu einem
typischen Spreewälder Bauernhof gehörten ein Haus, in denen
Menschen und Rinder zusammenlebten, außerdem ein Stall für die
Schweine und ein Backhäuschen. Besonders interessant ist das
Fam ilienbett. Früher schlief die ganze Familie in einem B ett, nur
das jungverheiratete Paar durfte vier Wochen auf dem Dach­
boden schlafen. Danach m ußte es zurück in das Familienbett.
Nach der Besichtigung des Museums geht die Fahrt weiter.
Bauern schaffen m it ihren Kähnen die Ernte nach Hause. Im
Spreewald werden vor allem Gurken, Möhren, Zwiebeln und
anderes Gemüse angebaut. Haben Sie schon einmal die berühmten
eingelegten Spreewälder Gurken gegessen? Schade, sie sind eine
wahre Delikatesse.
Inzwischen ist es M ittag geworden. Der Kahn ist an der
G aststätte „Zum fröhlichen H echt“ angelangt. W as wird
gegessen? Natürlich das Spreewälder Nationalgericht: Hecht in
Spreewaldsoße.

2. A n tw orten S ie auf die Fragen!


Wo befindet sich der Spreewald?
W as ist typisch für diese Landschaft?
W elche Rolle spielte und spielt auch heute noch der Kahn im
Spreewald?
W as haben Sie über das Familienbett erfahren?
W ie heißen die typischen Landwirtschaftsprodukte des
Landstriches?
3. Fragen Sie in einem Gespräch nach
a ) den Sorben, b) dem M useum in Lehde, c ) der
B edeutung des K ah ns für die M enschen im Spreewald!

4. Ih r S tu dien freund möchte auch in den Spreew ald fahren.


Geben Sie ihm eine ausführliche Inform ation über diese L and­
schaft!

5 . Gibt es bei Ihnen in d er H eim at auch so einen Landstrich?


W enn ja , wo und worin bestehen die Ä hnlichkeiten und U nter­
schiede?
BRANDENBURG

D iese Ballade geht


Ts waren, zwei
auf den ahgriechischen
Sagenstoff von Него und
Leander zurück. Im
Tffnffjslqnäer
12.Jahrhundertfindet
man ihn erstmals in
deutschen Texten, im 9~.—r- Fi , i c? , F, ci i к
15. ist er Bereits landein,
landaus 6e£annt. T f F Г Г "РГ T f СП f
Die fuer vorgelegte I. Es wa-rerv zwei K ö - n ig s - k in - d e r , die hot—t-en ein-

Fassung der Melodie


stammt aus Brandenburg: l.t / . n i J'i |9r ' I°J J| i I
Die Volksliedsammler
Büsching und von der
T~r г г
сил — d er so
üuxh' r
Heb, sie
f f r i'
konn —ten z a-sam -m en nicht
Hagen veröffentlichten sie D | Sn r G7
c?r i
1807 in BerGn in der
»Sammlung deutscher ^ ft r r г r r t
Volkslieder«. ko m -m en , das U /as-ser w or viel zu
Die hehannte hoch­
deutsche Fassung des ij *i eM F| ^ r r,
Textes mit 17(!) Strophen г г г nrr f
zeichnete Hoffmann von tief, das W as-ser tv a r viel zu tief.
Faflersfeoen 1819 als
Bonner Student in der z. 4.
näheren Umgehung der »Al/i Schätzchen, könntest du Es war an ei'm Sonntagmorgen,
Universitätsstadt auf. sckwimmcii, die Leut waren аЯе so JroA,
so scAwimm. doch, herüber zu mir! nicht so die Kömgstockicr,
Drei Kerzfein witt ich anziinden, i thrc Augen saßen ihr zu. :|
|: und die. soflen leucfiten tfir.« :|
5.
3. ■ArA, Mutter, fterzßekste Mutter,
Das kört’ eine jabcRe Nonne/ die mein Kcpf tut mir so wek!
tat, ab wenn sie schlief; IcA möcfit so gem spazieren
sie tat die Kerzlein ausföscfien; |: wofii an die grüne See.« :|
): derJiingüng ertrank so tief.
JlIecßlenßurgAbrpommcijn
' \
Große:
23 835 qkm

Einwoitnereahl:
ca. 2,0 Ml'lionen

Landesh au ptstadt:
Schwerin
1. Lesen Sie den Text, und versuchen Sie ihn zu verstehen!
N ehm en Sie, wenn nötig, das W örterbuch zu H ilfe!

LAND MECKLENBURG-VORPOMMERN
Mecklenburg-Vorpommern ist das nordöstlichste Bundesland
in Deutschland. Es ist dünner besiedelt als andere Teile Deutsch­
lands. Das Bundesland bedeckt eine Fläche von 23 835 km2. In
diesem Land leben ungefähr 1,9 M illionen Einwohner. Seine
Nachbarn sind die Bui. desläuder Schleswig-H olstein, Nieder-
sachsen und Brandenburg sowie Polen. Die natürliche Grenze
bildet die Ostsee.
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es zwei Landessprachen:
Hochdeutsch und Plattdeutsch. Das Landeswappen zeigt für
Mecklenburg einen gekrönten Stierkopf, für Vorpommern einen
aufrecht streitenden Greifen. Die gemeinsame Landesflagge ist
blau-weiß-rot m it gelbem M ittelstreifen.
Bis heute ist das an industriell nutzbaren R ohstoffen arme
Land von der Landwirtschaft geprägt. Der w irtschaftliche
Schwerpunkt liegt eindeutig an der Ostseeküste und im küsten­
nahen Binnenland. Für diese Entwicklung haben die Schiffahrt,
Seefischerei, W erftindustrie aber auch der starke Fremdenverkehr
in den v»stseebäderr und die Landwirtschaft auf den guten Böden
die Grundlage gelegt. Entlang der Ostseeküste liegen m it Rostock,
Schwerin, W ism ar, Stralsund und Greifswald auch die
bedeutendsten Städte Mecklenburg-Vorpommerns.
Die alten Hansestädte m it ihren markanten Backsteinbauten1
zeugen vom Reichtum und der Macht, den der Ostseehandel im
M ittelalter m it sich brachte.
Die Hauptutadt Schwerin m it ihren 130 000 Einwohnern ist
gleichzeitig die älteste Stadt dieses Bundeslandes. Sie wurde 1160
gegründet. Hier residierten2 die mecklenburgischen Herzöge.
Die Ostsee ist reich an Inseln. Sie bieten w eit mehr als nur
gute Erholung. Eine Wanderung über die langgestreckte Halbinsel
Darß m it ihren Sandstränden, Landschaftsschutzgebieten und
Fischerhäusern ist immer wieder ein Erlebnis. Die Insel Rügen,
158 M E C K LE N B U R G -V O R P O M M E R N

die größte Ostseeinsel m it den Kreidefelsen g ilt als ein


Naturparadies. Durch den 2,5 km langen Rügendamm sind die
Insel und das Festland verbunden.
Zu den Berühmtheiten, die das Land hervorgebracht hat,
zählen der Maler Caspar David Friedrich und der Archäologe
Heinrich Schliemann.
2 . A n tw orten Sie!
Wo liegt das Land Mecklenburg-Vorpommern?
W ie groß ist die Fläche des Bundeslandes?
W ieviel Menschen leben dort?
Wo liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt des Landes?
W elche W irtschaftszweige sind in Mecklenburg-Vorpommern
besonders etwickelt?
W ie heißt die Landeshauptstadt?
W o befinden sich hauptsächlich die großen Städte und wie hei­
ßen sie?
W elche berühmten Persönlichkeiten wurden im Land Mecklen­
burg-Vorpommern geboren?

Melancholischen Moorräume
M E C K L E N B U R G -V O R P O M M E R N

3. Bejahen oder verneinen Sie!


Mecklenburg-Vorpommern grenzt an Schleswig-H olstein, Sach­
sen und Brandenburg. (?)
Das Land um faßt eine Fläche von 23 850 km2. (?)
Die Schiffahrt, Seefischerei, W erftindustrie und Landwirt­
schaft sind die w ichtigsten w irtschaftlichen Bereiche. (?)
In Schwerin leben ungefähr 130 000 Einwohner. (?)
Die größte Insel ist die Insel Rügen. (?)

4. Ergänzen Sie!
Das Bundesland grenzt an ... . Es hat eine Fläche von ... .
Die größten Städte sind ... . Der Rügendamm verbindet ... .
Die größten W irtschaftszw eige sind . . . .

5. Suchen Sie im T ext die Sätze, die folgendes bestätigen!


Die Mecklenburger haben verschiedene Möglichkeiten sich
sprachlich auszudrücken.
Der nördliche Teil des Landes entwickelte sich auf verschie­
denen Gebieten.
Die Natur des Landes zieht viele Touristen an.
6. Gliedern Sie den Text, und geben Sie jedem Gliederungspunkt
eine Überschrift! Schreiben Sie zu jedem Punkt das W ichtigste
auf!
7. Sprechen Sie über das L an d Mecklenburg-Vorpommern! Neh­
men Sie den Plan d er Übung 6 als Stützpunkt! E rläutern Sie
Ihre Aussagen an der K arte!

1. D as L an d M ecklenburg-Vorpommern kennen Sie nun etw as.


E rfahren Sie im Text auch etw as über die M ecklenburger!

DER MECKLENBURGER
Die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns stam m en von den
W estfalen ab, aber auch slawisches Blut rollt in so mancher
nördlichen Ader3. Man bezeichnet sie als „swienplitsch“, was
160 M EC K • E N B U R G -V O R P O M M E hN

soviel bedeutet wie: es faustdick hinter den Ohren haben4. Sie


sind wortkarg und im Temperament vielleicht etw as schwer-
fälltig. Die Mecklenburger und die Vorpommern sind humorvoll.
Es zeichnet sie keine rheinische Fröhlichkeit aus, sie lieben eher
den nachdenklichen Humor, der ihnen h ilft, über die Schwie­
rigkeiten im Leben hinwegzukommen. Der Mecklenburger spricht
m eistens platt.
Das „Mecklenburgisch-Vorpommersche P latt“ ist einer der Dia­
lekte der niederdeutschen Sprache. Es zerfällt in sich wiederum in
eine Vielzahl von Mundarten. Sie können allerdings von Außen­
stehenden kaum noch unterschieden werden. So lauten die
niederdeutschen Bezeichnungen für Pferd, Gans und Liebe z. B.
„Peerd“, „Goos“ und „Leew“.
In Mecklenburg-Vorpommern spielt man plattdeutsches Thea­
ter und liest plattdeutsch. A ls Umgangssprache in der Familie
und bei der Arbeit war das Plattdeutsch nie völlig erloschen. Die
Sprache ist von großem Ausdrucksreichtum und einem derben,
vollen Klang. Sie läßt manches sanft und zärtlich klingen, was im
Hochdeutschen völlig unmöglich wäre. W enn ein verliebter
Bursche seinem Mädchen ins Ohr flüstert: „Ach, du min lütten
säuten Schietbüdel, du!“, so kann er ihrer Zuneigung sicher sein.
Sagte er dagegen dasselbe hochdeutsch5, so gäbe es sicher einen
handfesten Krach. Ein guter Rat an die Reisenden: W er es nicht
kann, soll es lassen. Falsches P latt wird entschieden weniger
honoriert als richtiges Hochdeutsch.

2 . A n tw orten Sie auf die Fragen!

Welche Vorfahren hatten die Mecklenburger?


W as erfahren Sie über ihren Charakter?
W elchen Dialekt spricht man in Mecklenburg?
W ie pflegt man seine Sprache, und welche Ausdruckskraft hat
sie?

3. M achen Sie sich m it dem P lattdeu tsch bekannt! Versuchen Sie


ев zu verstehen!

Wo de Ostseewellen Wo die Ostseewellen


Trekken an den Strand, Ziehen hin rum Strrvnd
Wo de gele Ginster Wo der gelbe Ginster
Bleugt in’n Dünensand, Bläht im Dünensand,
W o de Möwen schriegen Wo die Möwen scnreien
Grell in ’t Stormgebrus, Schrill im Sanrrgebraus,
Da is mine Heimat, Da ist meine Heimat,
Da bün ick to Hus. Da bin ich zu Haus.
M E C K L E N B U R G -V O R P O M M E R N 161

r\

\
1. Lernen Sie durch einen Rundgang die Sehenswürdigkeiten von
Schw erin kennen!

SPAZIERGANG DURCH SCHWERIN


W o anders könnte ein Besuch Schwerins beginnen als am
Schloß! Zwar wird der Höhepunkt dadurch vorweggenommen, aber
Schloß und Schloßgarten lohnen auch einen besonderen Zeitauf­
wand. Der eigentliche Spaziergang fängt dann am A lten Palais an
und führt über Schloß- und Puschkinstraße ins Zentrum, wo der
Dom als herrliches Gebäude der A ltstadt ein Gegengewicht zum
Schloß bildet. Nach Durchqueren der Paulsstadt gelangt man mit.
der Fähre „Petermännchen“ vom W estufer des Pfaffenteichs zur
Schelfstadt m it der Kirche. Über die Innenstadt erreicht man

Schwerin: Residenzschloß mecklenburgischer Herzöge


6 Германия
162 M E C K LE N B U R G -VO R PO M M ER N

wieder den A lten Garten, wo das Staatliche Museum und das


Staatstheater den Rundgang beschließen.
Das Schloß wurde 1843—1857 nach Plänen von Demmöer und
Stüler im Stil der Renaissance gebaut. Der Bau m it seinen
zahlreichen Türmen und Zinnen g ilt als schönstes Bauwerk des
H istorism us in Norddeutschland. Die schönsten Räume sind im
Schloßmuseum. Zum Museum gehört auch die Galerie „Malerei in
Mecklenburg“ m it Gemälden aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Der Schloßgarten wurde von Jean Laurent Legeay 1748— 1756
im Barockstil angelegt. Im Zentrum stehen 14 Plastiken. 1840
kam ein Grünhausgarten hinzu.
Das A lte Palais ist ein zweistöckiges Gebäude am Alten
Garten. Ende des 18. Jahrhunderts wurde es für die W itw en der
mecklenburgischen Herzöge errichtet. Heute sind die Landes­
behörden darin.

2 . A n tw orten Sie!
M it welchen Sehenswürdigkeiten Schwerins wurden Sie
bekanntgemacht?

3. Lesen Sie den Dialog, und antw orten Sie auf folgende Fragen!

W ohin möchten die Studenten fahren?


Warum kann nur einer von ihnen mitfahren?
W o wollen sie sich treffen?

P e r A n h a lte r

A : Können Sie uns bitte nach Rostock mitnehmen?


B: Ich fahre nur bis Schwerin, und ich kann nur einen m itneh­
men. Ich habe zuviel Gepäck im Wagen.
A: Nur einen? Macht nichts. Einer kommt von uns auf jeden
Fall m it.
B: Wer? Sie?
C: Ja, gut. Fahr du mit!
B: Legen Sie Ihr Gepäck auf den Rücksitz, und setzen Sie sich
schnell neben mich! Ich habe keine Zeit.
A: Du, wo treffen wir uns eigentlich?
C: Ich denke, in der Nähe vom Dom. Dort ist ein kleines Hotel.
A: Mach'8 gut! Bis heute abend und viel Glück!
C: Mach's gut!
M E C K LE N B U R G -V O R P O M M E R N 163
4. Schreiben Sie nach H ause!
Sie sind per Anhalter nach Schwerin gefahren, haben im Hotel
übernachtet und viele Sehenswürdigkeiten der Stadt gesehen.

5. Führen Sie einen Dialog!


Sie fahren per Anhalter. Sie möchten nach ..., der Fahrer
fährt aber nur bis ... . Sie fahren bis ... m it. Ihr Gepäck
besteht aus einer Tasche und einem kleinen Koffer. Der
Fahrer bittet Sie, das Gepäck in den Gepäckraum zu legen und
sich auf den Rücksitz zu setzen.

6. Sagen Sie:
Warum fahren die Studenten per Anhalter?
Ist es Mode auch bei Ihnen in der Heimat per Anhalter zu
fahren?

7. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t Schwerin!

SC H W ER IN

W a p p en Auf blauem Grund ist hoch zu


Roß der Stadtgründer Heinrich
der Löwe dargestellt. Er trägt
eine Fahne und ein Schild mit
dem welfischen Löwen.
G rü n dungsjahr 1160
L age Liegt im W esten an der Meck­
lenburgischen Seenplatte
Land Mecklenburg-Vorpommern
H öhe 37—86 m über dem Meeres-
Spiegel
Fläche 130 km2
E in w oh n erzah l 130 000

S eh en sw ü rdigkeiten Schloß, Schloßgarten, A ltes


Rathaus, Dom, Schelfkirche,
Staatliches Museum
M E C K LE N B U R G -V O R P O M M E R N

I . Im L and Mecklenburg-Vorpommern gibt ев viel Sehenswertes!


M achen Sie sich m it zw ei S tädten des Landes bekannt!

W ISM AR

W ism ar ist eine Hafen- und W erftstadt. Sie gehörte im M it­


telalter zum Städtebund der Hanse, gelangte nach dem Dreißig­
jährigen Krieg in schwedischen Besitz und kam erst 1803 wieder
an Deutschland. Zu den Bauten aus der hanseatischen Zeit
gehören die mächtigen gotischen Kirchen, die durch den zweiten
W eltkrieg zerstört wurden.
A u f dem großen Markt steht die sogenannte W asserkunst, eine
alte zentrale Brunnenanlage. Unter den wenigen alten Giebel­
häusern®, die heute den Markt umschließen, fällt die historische
Seem annsgaststätte „Alter Schwede“ besonders auf. In dem alten
Gastraum m it seinen Schiffsm odellen und Erinnerungsstücken, die
Seeleute aus fernen Ländern mitorachten, treffen sich Seeleute,
Hafenarbeiter und W erftangestellte.
In der Krämerstraße gibt es ebenfalls noch mehrere Häuser mit
schönen gotischen und barocken Giebeln.
Im alten Hafen machten zur Hansezeit die Schiffe aus Nor­
wegen, Schweden und Rußland, aus den Niederlanden-und anderen
Ländern fest. H eute sind wohl der alte Hafen als auch der neue
von internationalem Leben erfüllt. Die echte Atmosphäre eines gro­
ßen Hafens liegt über den Kais7, den Lagerplätzen und Speichern.

STRALSUND
Stralsund wurde vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts
an Stelle des Fähr- und Fischerdorfes Stralow gegründet. Nach
eirem Überfall der Lübecker Flotte (1249) trat die Stadt 1278 der
Hanse bei. Neben Lübeck wurde Stralsund zur mächtigbten Han­
sestadt an der Ostsee. Nach Aussterben des rügenschen Fürsten­
hauses kam Stralsund 1325 unter pommersche Herrschaft. Im 16.
Jahrhundert schlug sich die Stadt der Reformation wegen auf die
Seite der Schweden und hatte dann bis 1815 seine sogenannte
M E C K L E N B U R G -V O R P O M M E R N

I * *

Stralsund: Das Rathaus

Schwedenzeit. In diesem Jahr dann wurde Stralsund m it Neu­


vorpommern und der Insel Rügen preußisch.
Die Stadt ist der Brückenkopf für den Verkehr8 nach der Insel
Rügen. A ls Eisenbahnknotenpunkt für die Hauptstrecken nach
Berlin und Rostock sowie nach Greifswald ist die Bedeutung von
Stralsund nicht verschwunden. Auch nach dem zweiten W eltkrieg
wurde Stralsund wieder ein w ichtiger Ostseehafen. Die A ltstadt
steht unter Denkmalschutz. Hier sind wahre Kleinoden9 der Bau­
kunst aus der Backsteingotik noch erhalten. Sehenswert ist das
prächtige Gebäude des Rathauses, eines spätgotischen Back­
steinbaus. Ebenfalls das Katharinenkloster, welches das Natur-
und Heimatmuseum beherbergt.
166 M E C K LE N B U R G -V O R P O M M E R N

2 . Sagen Sie, warum W ism ar und Stralsu n d beliebte A usflugsziele


für viele Touristen sind! Gibt es zwischen beiden S tädten
Gem einsam keiten? W enn ja, nennen Sie diese!

3. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, worüber der T ext A usku nft
gibt!

ALLES GLÜCK DIESER ERDE


Mecklenburg ist traditionell ein Land der Pferdezucht. Für
wen alles Glück ist, auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen, sollte
mal nach Ganschow bei Güstrow fahren. Das dortige Gestüt ist das
größte Europas. Daß es in Mecklenburg herrliche Pferde gibt,
wußte auch Napoleon. A ls die französischen Truppen 1806 in
Mecklenburg einmaschierten, wurde der H engst Heredot vor
Napoleon versteckt. Napoleon forderte ihn als Beute. Das Pferd
wurde gefunden, und Napoleon ritt den Schimm elhengst10 bei Pa­
raden. Nach der Niederlage der Franzosen wurde Heredot zu­
rückgeholt. Unter einer Eiche liegt er begraben.
H eute befinden sich im Mecklenburger Land viele
„Reiterhöfe“11. Das sind Gehöfte m it vielen braven Pferden.
Dorthin kommen Menschen aller Altersklassen, wenn sie Urlaub
auf dem Bauernhof machen wollen. Sie lernen dort das Reiten,
und sie unternehmen später A usritte in die wunderschöne Um­
gebung. W er noch engere Verbindung zum Pferd sucht, beteiligt
sich an der täglichen Pflege und Versorgung der treuen Tiere.
In jüngster Zeit kommen auch Körperbehinderte zu diesen
Reiterhöfen. A u f den Pferden zu sitzen, auf ihnen die ersten
Reitübungen zu machen ist eine besondere A rt der Heiltherapie,
die Körper und Seele dient; denn der Behinderte kann so das
Glück erleben, eng m it einem lieben Tier verbunden zu sein und
Ähnliches zu tun wie ein Gesunder. Sein W ertgefühl wird
gesteigert, sein Selbstbewußtsein wächst. Und das h ilft, körper­
liche Leiden besser zu verkraften und einzuschätzen.

4. A n tw orten Sie!

Über welches Gestüt ist im Text die Rede?


W er schätzte Mecklenburgische Pferde in der Vergangenheit?
Wofür werden vor allen Dingen aie Pferde jetzt verwendet?
Warum ist es für einen Behinderten besonders w ichtig, den
Pferdesport treiben zu können?
M E C K LE N B U R G -V O R P O M M E R N 167

1. Lesen Sie den Text! Finden Sie die S ätze heraus, die über die
Ausgrabungen Schliem anns erzählen!

HEINRICH SCHLIEMANN
Der Trojaentdecker Heinrich Schliemann erblickte am 6.
Januar 1822 das Licht der W elt. Kindheit und Jugend erlebte
Heinrich Schliemann in Ankershagen. Sein Vater erzählte ihm die
klassischen Sagen des griechischen A ltertum s. W eihnachten 1829
schenkte der Vater seinem bald achtjährigen Sohn „Illustrierte
W eltgeschichte für Kinder“. In dem Buch fand der kleine Heinrich
eine Abbildung des brennenden Troja. Der Anblick dieses Bildes
packte ihn derart, daß12 er im Gespräch m it seinem Vater
erklärte, er werde dereinst13 Troja ausgraben.
Doch Heinrich Schliemann sollte fast 50 Jahre alt werden, ehe
sich sein Kindheitstraum zu erfüllen begann. Zunächst lernte der
junge Mann m it Ausdauer und Fleiß. Nach dem frühen Tod seiner
M utter und wegen fehlender finanzieller M ittel mußte er 1836
vom Gymnasium in N eustrelitz abgehen. Er nahm eine Lehre als
Handelsgehilfe in Fürstenberg auf. Zwischen H eringsfässern14 und
Krämerwaren15 eignete er sich in intensivem Selbststudium weiter
klassisch-hum anistisches Bildungsgut an.
1841 machte sich Schliemann dann über Rostock auf den W eg
nach Hamburg. Für ihn begann ein neues Leben, das reich an
Begebenheiten und Abenteuern werden sollte. Sein erstes Reiseziel
hieß Südamerika. A ls Kajütenjunge heuerte16 er auf einem Schiff
nach Venezuela an. Doch schon vor der holländischen Küste endete
die Fahrt m it einem Schiffbruch.
Schliemann erhielt eine Stelle als Laufbursche17 in einem
Amsterdamer Handelshaus. Hier erlernte er autodidaktisch von
den 17 Sprachen, die er später beherrschte, zunächst Holländisch,
Englisch, Spam sch, Italienisch und Russisch. Der einstige klein­
städtische Kaufm annslehrling stieg nun rasch zu einem inter­
national erfolgreichen Exportkaufmann auf. Im Januar 1846
schickte ihn die Amsterdamer Firma Schroeder und Co. als ihren
Vertreter nach Petersburg. Bereits ein Jahr später gelang es
Schliemann, sich als Großhändler selbständig zu machen. 1852
richtete er in Moskau eine eigene Filiale ein.
168 M E C K LE N B U R G -VO R PO M M ER N

Durch seine kaufmännische Tätigkeit zu einem großen Ver­


mögen gelangt, zog er sich 1863 vom Handel zurück. Er widmete
sich dem Studium des Neu-, dann des A ltgriechischen. In
Griechenland fand Heinrich Schliemann seine Lebensgefährtin, die
wie er von den Helden Homers begeistert war. Gemeinsam be­
gannen sie 1870 zusammen mit 150 Arbeitskräften auf eigene
Kosten in Kleinasien zu graben und fanden das historische Troja.
Schliemann grub Mykenä, die Stadt Agcmmemnons wieder
aus, fand in Ithaka die Reste einer uralten Stadt und in
Orchomenos das Schatzhaus der Minyas und den Palast der
Könige von Tirnyns. Er wurde Ehrenmitglied vom Queen's Col­
lege18 und Ehrenbürger von Berlin. Dort ist auch ein Großteil
seiner archäologischen Schätze aufbewahrt.
A u f der Rückkehr von einer Reise nach Deutschland und
Frankreich verstarb er am 26. Dezember 1890 in Neapel.

2. Lesen Sie den Text, und betiteln Sie den 1. und 2. A bsatz!

3. Lesen Sie den 3. A bsatz, und beantworten Sie die Fragen!


W ohin reiste der junge Mann?
W ie endete die Reise nach Venezuela?

4. Lesen Sie den 4. A bsatz!


W om it beschäftigte sich Schliemann in Amsterdam, Peters­
burg und dann in Moskau?

5 . Finden Sie im 5. A bsatz die S ätze, die folgendes bestätigen:


Schliemann wurde reich.
Er heiratete.
Er und seine Frau beschäftigten sich m it den Ausgrabungen.

6. Lesen Sie den 6. A bsatz, und sagen Sie, worum es sich


handelt!

7. Geben Sie den In h alt in Form von Thesen wieder'

8 . G estalten Sie ein Gespräch über das Leben und Schaffen


Schliem anns m it allen Einzelheiten, die aus dem Text
ersichtlich sind!

9. Interessieren Sie sich auch für das griechische A ltertum ?


W enn ja, warum?
M E C K LE N B U R G -V O R P O M M E R N 169

1. Lesen Sie den T ext, und sagen Sie, auf welche W eise die
M ü ritz entstand!

DIE MÜRITZ
Die über 1000 mecklenburgischen Seen sind ein Ergebnis der
Eiszeit, eine H interlassenschaft der Gletscher, die vor rund 15 000
Jahren das Land überzogen. Herzstück ist die Müritz, der zw eit­
größte Binnensee Deutschlands. Das kleine Meer, wie die Slawen
den See tauften, und seine Umgebung bilden Heimat für viele,
schon vom Aussterben bedrohte Tierarten. Seit 1949 ist am fla ­
chen O stufer der Müritz das größte Naturschutzgebiet Deutsch­
lands angelegt. Elin Fünftel seiner fast 5000 Hektar sind W asser.
Dazu kommen Sum pf und Moor, riesige Rohrflächen, new« idetes
Grünland und viel Wald.

Die Milritz: Oase für Weißstörche


170 M E C K LE N B U R G -VO R PO M M ER N

Im Naturschutzgebiet befindet sich die größte Buche Deutsch­


lands. Sie hat im Stamm einen Um fang von zehn M etern. Es
existieren zahlreiche vorgeschichtliche Funde, so z. B. Beile, Äxte
und Tongefäße, die beweisen, daß hier früher Menschen lebten.
In Müritzmuseum in der Stadt Waren, das 1866 als „Natur­
historisches Museum für Mecklenburg“ gegründet wurde, findet
man ausführliche Informationen über die Besiedlung und die
gesellschaftliche Entwicklung im Müritzgebiet. Die Vogelsamm­
lung des Müritzmuseums gehört zu den größten und ältesten
ornithologischen Sammlungen im Norden der BRD.
Die größte Stadt im Müritzgebiet ist die Stadt Waren. Das
Gründungsjahr der Stadt ist aktenkundlich nicht nachweisbar. Die
Stadt wurde mehrmals durch Brände zerstört.
Der Fremdenverkehr für die Stadt Waren begann Ende des 19.
Jahrhunderts. Kein geringerer als Theodor Fontane, ein Kenner
der Landschaften, gehörte damals zu den ersten Gästen. H eute ist
Waren ein Ort der Erholung für viele Menschen aus der BRD.

2 . A n tw orten Sie!

W as vereint das Naturschutzgebiet?


W as erfahren Sie über die größte Buche Deutschlands!
W elche Informationen kann man im Müritzmuseum bekom­
men?
W ann begann die Stadt Waren m it dem Fremdenverkehr?

3. Lesen Sie den Text, und geben Sie ihm eine andere Über­
schrift!

HIDDENSEE
Die ersten Gäste auf dem 17 Kilometer langen Landstreifen,
der als riesiger Wellenbrecher westlich vor Rügen liegt, waren
Zisterzienser Mönche. Sie gründeten auf der damals dänischen
Insel 1297 ein Kloster. Nur noch ein Torbogen ist davon erhalten.
Fischfang und ein wenig Landwirtschaft waren Jahrhunderte
die Lebensgrundlage der Bevölkerung. Im Inselmuseum wird
anhand von H ausrat19 und M itbringseln20 der Seefahrer über das
einfache Leben der Menschen inform iert. Ende des letzten Jahr­
hunderts entdeckten Künstler und Intellektuelle die Insel. Sie
entwickelte sich, wie Gerhart Hauptmann 1899 schrieb, „zum
geistigsten aller Seebäder“21. Für Hauptmann wurde der Sommer­
aufenthalt auf der Insel zu einem festen Bestandteil seines Le­
bens- und Schaffensrhythm us. Ein halbes Jahrhundert nach
M E C K LE N B U R G -V O R P O M M E R N 171
seinem ersten A ufenthalt erwarb er das Haus Seedorn. Der
Schriftsteller wurde auch auf der Insel begraben.
Nach dem ersten W eltkrieg wurde die Insel zur Künstler­
kolonie. Thomas Mann kam und trai Hauptmann. Albert Einstein
spazierte bei W ind und W etcer22 über die Hügel. Für die
Schauspielerin A sta Nielsen wurde ein Haus gebaut. „Nirgends ist
man so jung, so froh und frei, wie auf dieser schönen Insel.“ W ie
A sta Nielsen scheinen viele Gäste gefühlt zu haben. Sie kamen in
Scharen. Käthe K ollwitz, Ernst Barlach, Stefan Zweig und viele
andere, so auch die große Palucca. Sie lebte dort viele Monate im
Jahr und fand nun auch auf Hiddensee ihre letzte Ruhestätte23.
W eitere treue Gäste der Insel sind die vielen Vögel, die all­
jährlich auf ihrem Zug nach Süden hier rasten und schlafen,
teilw eise auch überwintern. Kanadagänse, Pfeifenten und Schwäne
fliegen die Flachwassergebiete der Insel an. Die Insel ist zum
Naturschutzgebiet erklärt worden, das Autofahren ist verboten.
Die Insel als „Perle der Ostsee“ berühmt — ist bei reichen und
armen, jungen und alten Gästen beliebt. Alle sind von dieser
Naturschönheit begeistert. Ein Lieblingsort ist Hiddensee vor
allen Dingen für die K unststudenten, die hier für ihr Schaffen
viele Anregungen bekommen.

4. Suchen Sie im Text die S tellen heraus, die über


a ) die ersten Inselbewohner, b) das Inselm useum , c ) den
A u fen th alt von G. H auptm ann, d ) die N a tu r der Insel
erzählen!

5. A n tw orten Sie!
Warum nennt man Hiddensee auch Künstlerinsel?

6. A n tw orten Sie!
Wo und m it wem verlebten Sie Ihren letzten Urlaub?
W as halten Sie von passiver und aktiver Erholung?
Ist Ihre Entspannung m it besonderen Bildungserlebnissen
verbunden?
Erholen Sie sich gern in der Natur, beim Wandern oder
Camping?
Begründen Sie Ihre Aussagen!
172 M E C K LE N B U R G -VO R PO M M ER N

E L inhakdche
‘Es скткф. schm
Motiv ist bereits in der
»Rostocker Lieder-
handsdnrifu von 1478
itiderhHzidz
angesprochen.
Im Anschluß daran gißt
es zahlreiche Varianten
von Text und MeCocfie.
Die frier mitgeteiite
Fassung geht auf
ein ostpreußisches Spinn-
stuoenGm zurück, das
durch den »Zupfgeigen-
hunsh undden
»Spießmanm in ganz
Deutschland, heimisch
wurde.
Wir ho - ge - schnit— ten mit"

Y D 'l fl

7 p
un — scrm b/an — k e n Schwert:

2. 5.
Ich hörte die Sichel rauschen, Der Schnee, der ist zerschmolzen,
sie rauschte durch c£as Kcm; das Wasser läuft dahin;
|: ich hörte mein FeinsGeß klagen, |: hommst nur aus meinen Augen,
sie hätt ihr Lieh verfora. :| kommst mir aus meinem Sinn. ;|

3. 6.
»Hast che dein Ließ verloren, In meines Vaters Garten,
so haß ich doch das mein. da stehn zwei Bäumelein;
|: So wollen wir ßgide mitnander k der eine, der trägt Muskaten,
uns l dndfn ein Kränzelein. :| der and're Brr unnägelem.;]

4. 7.
Ein Kränzelein von Rosen, Muskaten, die sind süße,
ein Strüuj5efein von Klee. Braunnägelein sind schön;
\pZu Frankfurt auf der Brüche, |: wir Beide müssen uns scheiden,
da hegt ein tiefer Schnee. :| ja scheiden, das tut weh. :|
^ßodenW ürttemberg

У [Hetaeibergi
a u b e rb ls c h t

Heiibronn ISchwäbisch Hall

Karlsruhe

Ludwigs bürg 4>~ v .. ? J /


P fo rz h e im
Stuttgart ^ ~Г*К A »*®n
O Baden Baden < Schwäbisch jGmünd
^ - i^xGöppingen ft-

GefslIngervA

O ft'e n b u rg W - ^ V - ReütUngen

B a d e n -W ü rtte m b e rg

Sigmaringen?
Villingen-Schwenningen
Prelburg Donau
J 7 T uttiingen
jnaueschingen

Ravensburg,

Lörrach Friedrlchshafen_
Größe:
35 751 qkm

Einw ohnerzahl:
ca. 10,0 Millionen

Landeshau ptstadt:
Stuttgart
1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, was Friedrich B enz 1885
konstruierte!

LAND BADEN-WÜRTTEMBERG
Baden-Württemberg liegt im Südwesten der Bundesrepublik
Deutschland. Bedeutende Städte sind neben der Hauptstadt S tu tt­
gart — Karlsruhe, Heidelberg, Freiburg und Tübingen.
Vom 1500 Meter hohen Feldberg im Schwarzwald liegt dem
Betrachter Baden-Württemberg zu Füßen: die Oberrheinische
Tiefebene und das Neckarbecken, in dem die Landeshauptstadt
Stuttgart liegt, nebenan die Schwäbische Alb und im Süden
zwischen der Schweiz, Deutschland und Österreich der Bodensee.
Baden-Württemberg grenzt im Osten an Bayern, im Norden an
Hessen, im Nord-W esten an Rheinland-Pfalz und im W esten an
Frankreich.
Reich sind die Traditionen in der K ultur. Im Land wirkten
Schiller, H esse und Hegel.
In Baden-Württemberg ist auch der Sport groß geschrieben.
W er den W intersport liebt, findet im Schwarzwald beste Gege­
benheiten.
Unter den Ländern der Bundesrepublik Deutschland nimmt
Baden-Württemberg die w irtschaftliche Spitzenstellung ein. Den
wirtschaftlichen Aufschwung verdankt Baden-Württemberg dem
Fleiß, der Ausdauer, Sparsamkeit und Bescheidenheit seiner Be­
wohner. Eine positive Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung
hat auch die wirtschaftliche Integration gespielt. Baden-Württem­
berg exportiert Maschinen, elektrotechnische A rtikel und K raft­
fahrzeuge.
Die W irtschaft Baden-Württembergs hat eine m ittelständige
Struktur. Zu den großen technischen W egbereitern zählen G ott­
lieb Daimler, der 1883 den Benzin-Motor erfand, der Ingenieur
Carl Friedrich Benz, der 1885 in Mannheim das Automobil
konstruierte. Graf Ferdinand von Zeppelin baute 1898 in Fried­
richshafen am Bodensee seine berühmten lenkbaren Luftschiffe.
Die Landwirtschaft spielt in Baden-Württemberg eine kleine
Rolle.
B A D E N -W Ü R T T E M B E R G

Der Tourismus ist im Land stark entwickelt. Herrliche


Fremdenverkehrsbetriebe sind der Schwarzwald, der Bodensee, die
Schwäbische Alb, das Allgäu, der Odenwald m it der Bergstraße.
Bade:i-Württemberg verfügt über ein gutes Bildungssystem .
Neben den neun Universitäten gibt es Fachschulen sowie
wissenschaftliche Institute m it internationalem Rang. Baden-
W ürttemberg ist durch gezielte Investitionen Forschungsland Nr. 1
geworden. Hier arbeiten, gerechnet auf 10 000 Einwohner, 90
W issenschaftler in Forschung und Entwicklung.

2 . A n tw orten Sie!
W ie heißt die Landeshauptstadt?
W elche Landschaften gibt es im Land Baden-Württemberg?
A n welche Länder und Staaten grenzt das Bundesland?
W elche Namen sind m it dem Land verbunden?
Wem verdankt das Land den wirtschaftlichen Aufschwung?
W as sind die Exportartikel von Baden-Württemberg?

3. Ergänzen Sie!
Ein Großer der deutschen Autoindustrie ist ... . Die
L andw irtschaft des Bundeslandes spielt ... . Ein schönes
W intersportgebiet ist ... . Das Bildungssystem entspricht den
Anforderungen von ... . In Forschung und Entwicklung
arbeiten auf ... . Die herrlichsten Erholungsgebiete Baden-
W ürttembergs sind . . . .

4 . K orrigieren Sie, wenn nötig!


Zu den großen Städten des Landes Baden-Württemberg
gehören Karlsruhe, Köln, Freiburg und Tübingen. (?)
Der Feldberg im Schwarzwald ist 1550 m hoch. (?)
Der Bodensee ist ein Teil von Deutschland, Österreich und
der Schweiz. (?)
Baden-Württemberg ist ein Land m it hoch entwickelter W irt­
schaft. (?)
Die m eisten Bürger des Landes arbeiten in großen Betrieben(?)
Gottlieb Daimler erfand den Benzin-Motor. (?)

5 , M achen Sie sich Stichpunkte über


a ) die geographische Lage, b) die In du strie, c ) die
Erholungsgebiete für Touristen, d ) die Bildungseinrichtun­
gen in Baden-W ürttemberg!

6 , Erzählen Sie anhand der Stichpunkte über das L an d Baden-


W ürttemberg! N ehm en Sie dabei eine K a rte zu r H and!
B A D EN -W Ü R TTE M B ER G 177

Ш
1. Inform ieren Sie sich anhand der Übersetzung des T extes über
die Geschichte des Landes Baden-W ürttemberg!

ETWAS A U S DER GESCHICHTE


Viele Völker, viele Herrscherhäuser hinterließen in viel­
tausendjähriger Geschichte des Landes Baden-Württemberg ihre
Spuren. Die Römer zogen den Limes, ihre nördlichste Grenzbe­
festigu ng, durchs Land, die Staufer1 gründeten Städte wie Schwä-
bisch-Hall oder Ravensburg und errichteten mächtige Burgen.
A u f das letzte deutsche Kaisergeschlecht verw eist der Stam m sitz,
die Burg Hohenzollern.
Die Anfangsgeschichte beginnt ca. 500 v. Chr. Im Breisgau
lebten die K elten2.
Im I. Jahrhundert nach Christi kamen die Römer an den Ober­
rhein. Zu ihren w ichtigsten Siedlungen zählten Baden-Baden, Ba­
denweiler, Hüfungen und Rottweil.
2 5 9 /6 0 überschritten die Franken und Alemannen den Limes,
die Franken besiegten die Alemannen.
Im Jahre 643 wurde das erste Kloster rechts des Rheines
erbaut. Die K loster wurden in der Folgezeit nicht nur geistliche
und geistige Zentren, sondern auch Ausgangspunkte der Besied­
lung.
Die Stadt Freiburg wurde von den Herzögen von Zähringer
gegründet. Später traten die Macht die Grafen von Baden und die
Grafen von Fürstenberg an. Das Jahr 1457 war das Gründungs­
jahr der Universität Freiburg.
Im Jahre 1535 wurde die Grafschaft Baden in verschiedene
Gebiete geteilt.
Der Schwarzwald und der Oberrhein wurden im Dreißigjähri­
gen Krieg zu Kampfgebieten.
Die Textilindustrie wurde im 1 7 ./1 8 . Jahrhundert zum wich­
tigsten W ertschaftsunternehm en in W ürttemberg. Die Flößerei3
gewann zunehmend an Bedeutung: Schwarzwaldholz wurde nach
Holland verkauft. Um 1670 begann die Uhrenfabrikation. Die
ersten Kuckucksuhren wurden um 1740 hergestellt. Uhren­
händler vertrieben ihre W aren bis Nordamerika, England, Ruß­
land und in die Türkei.
1677— 1707 herrscht im Lande Markgraf Ludwig W ilhelm von
Baden-Baden.
B A D E N -W Ü R TTE M B E R G

Romantisches Heidelberg

Die Gebiete Durlach und Baden-Baden wurden 1771 wieder


vereinigt und in den Jahren 1803—1806 wird Baden Groß­
herzogtum und Württemberg zum Königreich. Im Jahre 1918
danken der Großherzog von Baden und der König von W ürttem ­
berg ab. Die Länder Baden und Württemberg gehörten zu den
Stützen der Weimarer Republik. In der Zeit des II. W eltkrieges
wurden die Städte Freiberg und Freudenstadt stark zerstört.
Bis zum Jahre 1952 gehörte Nordbaden zum Land W ürttem ­
berg-Baden. Die Haupstadt war Stuttgart. Südbaden bildete dage­
gen das Land Baden. Seine H auptstadt war Freiburg.
B A D E N -W Ü R TTE », BERG

1952 entstand aus den beiden Ländern und dem Lanc' W ürt­
temberg-Hohenzollern (H auptstadt Tübingen) das neue Bundes­
land Baden-Württemberg.

2 . A n tw orten S ie au f die Fragen!


W elche R olle spielten die Klöster?
W elcher Industriezweig entwickelte sich im 1 7 ./1 8 . Jahrhun­
dert?
W ohin wurden die Uhren exportiert?
W ann war das Gründungsjahi der Freiberger Universität?

3 . S tellen S ie Fragen zu folgenden Zeitangaben!

500 v. Chr., 643- 1457, 1 7 ./1 8 . J h ., 1670, 1803— 1806, J918,


1952

4. Fassen S ie gan z kurz das W ich tigste über die Geschichte zu­
samm en!

1 . Lesen Sie die Texte, und sagen Sie, welche D ialekte es in


Baden-W ürttem berg gibt, und was m an unter einem Vesper
versteht!

D ie Bevölkerung von Baden-Württemberg gehört außer den


Rheinfranken, die den Norden besiedeln, dem Volksstam m der
Alemannen an, heute m eist „Schwaben genannt. Jeder Deutsche
erkennt den Schwaben an seinem typischen D ialekt, dessen
Intonation auch dann noch hörbar ist, wenn er hochdeutsch
spricht. In Schwaben sagt man beispielweise „Poscht“ (Post). Es
gibt nordschwäbischen und hochalemannischen Dialekt, der im
Schwarzwald und am Bodensee gesprochen wird.
18(т B A D E N -W Ü R TTE M B E R G

DAS VESPER
Der Südwesten Deutschlands g ilt
als kulinarisches Paradies. In der
fruchtbaren Rheinebene, in den
Tälern des Schwarzwaldes gedeihen
Gemüse und Obst in großer
b’ülle. Die Hänge sind gesäumt
von W einbergen, von Nuß-,
Zwetschgen- und Kirschbäumen.
Von den Höhen kommen Tannenho­
nig, Waldbeeren, Pilze und reichlich
Wild, und in den Bächen tummeln sich
die Fische. Überall gibt es kernigen
Speck4 und herzhafte Würste, dazu das
typische, krumige5 durchbackene
Bauernbrot, ... W as will der Mensch
mehr zum Vesper?
Das Ves(ch)per ist hier die
wichtigste M ahlzeit des Tages,
schon, weil es zu jeder Stunde
außerhalb der üblichen Essens­
zeiten eingenommen werden kann.
Ursprünglich eine deftige6, kalte
Mahlzeit am späten N achm it­
tag, die Stärkung zwischen
Tagwerk und Feierabend. Eine
ländliche M ahlzeit, die schon
lange von den Städtern lie­
bevoll gepflegt wird. Es gibt
nichts Schöneres, als in einem
Bauerngarten oder in einer
Stube zu sitzen, eine dicke
Scheibe tannengeräucherten7
Specks, Blut- und Leberwurst auf dem
Holzbrett vor sich. Übrigens muß die
Speckscheibe mindestens fingerdick sein, das
ist nicht barbarisch, sondern im Gegenteil
hochzivilisiert. Sie bietet größten Genuß,
wenn man sie in zarte Scheiben schneidet.
Klar,daß man hier auch jedes
Landgasthaus an der Qualität
seines Vespers mißt, an der Gü­
te der oft hausgemachten Wür­
ste, am Speck, der möglichst lan­
ge hoch oben im kühlen Rauch hat
hängen dürfen und deshalb nicht
weich, sondern kernig fest ist.
B A D E N -W Ü R T T E M B E R G 181
Die Baden-Württemberger lieben auch die süßen Köstlich­
keiten. Hier ein Beispiel dafür.

Schw arzwä \ der irschtorte

Z u ta te n : i ß Tasse Zucker, SO g A lle s g u t m ischen, T e ig 3 0


M a rg e Ine, 3 E ß lö ffel K a­ M inuten backen, te ile n , die
kao, 2 Tassen M e li, 1 Tee­ zw ei T eilen oben m it Schlag-
lö ffel N a tro n , 1 Tcese sa u ­ Rah nep bedecken, K irschen
dnrauflegen, den oberen Teil
re S ahne m it geriebener Schokolade und
Sah.'chäufchen verzieren
— G u te n A p p e tit ! —

1. Lesen Sie, und sagen Sie, woher die H a u p tsta d t ihren N a­


m en h a t!

STUTTGART
Die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg hat rund
600 000 Einwohner. Sie liegt in einer landschaftlich reizvollen
Lage. Bewaldete Höhenzüge umgeben den engen Talkessel, es ge­
deihen Obst und Wein.
Der Name Stuttgart geht auf ein um 950 angelegtes Gestüt
(Stuotgarten) zurück, das Stadtwappen, ein springendes Pferd in
goldenem Feld, erinnert noch heute daran. Der Stutgarten, an
Stelle der heutigen A ltstadt gelegen, wurde urkundlich zuerst
1160 unter diesem Namen erwähnt. Neben einer erbauten W asser­
burg entwickelte er sich zu einer Stadt.B is gegen Ende des 19. Jh.
waren Landwirtschaft, Handwerk und Handel die Hauptzweige
der Stuttgarter W irtschaft. M it dem Beginn der Industriali­
sierung setzte eine neue Phase der Entwicklung ein. Namen wie
Daimler, Benz, Bosch, Bleyle haben schon lange einen W eltruf
erlangt. Zu ihnen gesellten sich im Laufe der Jahrzehnte
bedeutende Unternehmen des Maschinenbaus, der feinm echa­
nischen Industrie, der Elektroindustrie, der holzverarbeitenden
Industrie und der Papierindustrie, der Nahrungs- und Genuß­
m ittelindustrie, der Textil- und Bekleidungsindustrie, die den R uf
Stuttgarts als Zentrum der Industrie und des Exports begrün­
deten.
182 B A D E N -W Ü R T T E M B E R G

S tu ttg a r ts Bedeutung lie g t jedoch nicht nur auf


w irtsch aftlich em G ebiet, es ist auch der k u ltu relle M ittelpunkt
Südw estdeutschlands. Zwei U n iversitäten, drei H ochschulen,
ein e Staatsbau sch ule, zanlreiche Berufs- und Fachschulen, das
W ürttem bergische Staatsth eater, die Komödie und andere, te ils
private Bühnen, ausgezeichnete O rchester und Chöre,
zahlreiche M useen und Sam m lungen profilieren das g e istig e
Leben der S tad t. S tu ttg a r ts m oderne A rchitektur, vor allem
seien der Fernsehturm und das K onzerthaus genannt, is t
w eith in bekannt.
Charakteristisch für Stuttgart sind die zahlreichen Parks, der
Schloßgarten, der Ausstellungspark und der Botanisch-Zoolo­
gische Garten W ilhelma. Eine Besonderheit ist das reiche Mine­
ralvorkommen, das für Trink- und Badekuren Verwendung findet.
Beliebte A usflugsziele der näheren Umgebung sind vor allem das
Schloß Solitude und der Rotenberg, der eine herrliche A ussicht
bietet.

2. A ntw orten Sie auf die Fragen!

W ieviel Menschen leben in Stuttgart?


W as wird an den Hängen angebaut?
Was waren die Hauptzweige der Stuttgarter W irtschaft bis
Ende des 19. Jahrhunderts?
W elche Industrie gibt es jetzt in Stuttgart?

3 . Lesen S ie den 2. A bsatz, und sagen Sie, was über die Ge­
schichte d er S ta d t berichtet wird!

4. Lesen Sie den 4. Absatz!

W as erfahren Sie über Stuttgart als Stadt der Bildung und


Kunst?

5 . A n tw orten Sie!

Wohin gehen die Stuttgarter, um sich etwus zu erholen?

6. Erzählen Sie kurz über

a ) die W irtsch aft, b) die Bildung, c ) die K u ltu r in der


S ta d t S tu ttg a rt!
B A D E N -W Ü R T T E M B E R G 183

7. Lernen Sie die Sehenswürdigkeiten von S tu ttg a rt etw as näher


kennen!

STADTBUMMEL
Der vorgeschlagene Rundgang verläuft innerhalb des Stadtteils
Stuttgart-M itte und verschafft einen guten Eindruck — sowohl
von den historischen Bauten als auch von der modernen A rchi­
tektur des Zentrums. Mit etw a 4 km ist die Strecke natürlich
anstrengend. Deshalb fährt man lieber m it einer Kutsche.
Der Rundgang beginnt m it dem Schloßgarten. Das ist eine
Parkanlage, die sich von der Stadtm itte bis an den Neckar bei Bad
Cannstatt erstreckt.
Die Staatsgalerie
besteht aus dem klas­
sischen Altbau (1843)
und dem Neubau. In der
alten Staatsgalerie be­
finden sich Gemälde vom
M ittelalter bis zum 19.
Jahrhundert. Hier kann
man Gemälde von
Rubens, Rembrandt,
Renoir und Liebermann
bewundern.
Das Kunstgebäude
wurde 1912/13 von
Theodor Fischer erbaut.
Im Kunstgebäude ist
der württembergische
Kunstverein zu Hause
und die Galerie der
Stadt S tu ttgart unter­
gebracht.
Der Schillerplatz ist
das Zentrum des alten
Stadtkerns. In der M it­
te steht das Sohiller-
denkmal (1839). Die
A lte Kanzlei m it der
Säule an der nordöst­
lichen Seite des Platzes
wurde um 1550—1560
erbaut. Der im 17.
Jahrhundert erbaute
Prinzenbau schließt sich Stuttgart: Der Schtllerplatz
an.
184 B A D E N -W Ü R T TEM BERG

Das Hegelhaus ist das Geburtshaus des Philosophen Georg


W ilhelm Friedrich Hegel. Er wurde hier im Jahre 1770 geboren.
Im Lindenmuseum kann man eine der reichsten völkerkund­
lichen Sammlungen von Europa sehen. Die Schwerpunkte Am eri­
ka, A frika, Orient, Süd- und Ostasien werden seit 1985 in moder­
nisierten Museumsräumen präsentiert.
Die Markuskirche ist 1906— 1908 von Heinrich Dolmetsch
gebaut. Sie ist eine der ersten Eisenbetonkirchen Deutschlands.
Innen ist die Kirche im Jugendstil gebaut worden.
S tu ttgart hat auch einen Zoologisclien-Botanischen Garten.
Hier gibt es viele Freigehege, Voliere, Aquarien- und Terrarien­
häuser, Freibecken, Gewächshäuser und eine großartige Bepflan­
zung m it exotischen Sträuchern und Bäumen.
Die W eißenhof-Siedlung ist eine M ustersiedlung für ein schö­
nes, zweckmäßiges Wohnen. An diesem Bau nahmen viele inter­
national bekannte Architekten teil.
8. A ntw orten Sie!
Welche Sehenswürdigkeiten lernen Sie beim Rundgang ken-
nen?
9. Geben Sie Ih rer Phantasie freien Lauf! Berichten Sie in einem
B rief an Ihre Studienkollegen über Ihre Eindrücke vom S ta d t­
bummel!

10. Erzählen S ie anhand der Legende über die S ta d t S tu ttg a r t!

STU TTG ART

Wappen Ein Pferd auf gelbem Grund,


es wird als Symbol für den
Namen der Stadt angesehen.
Geschichte 1160 erstm als urkundlich er­
wähnt
Lage Das Stadtzentrum liegt um ­
geben von Hügeln, W ald und
Weinberge.
Land Baden-Württemberg
Höhe 208—549 m über dem Meeres­
spiegel
Fläche 207 km2

Einwohnerzahl 600 000


HA DEN W Ü R T T E M B E R G 185

P ersön lich keiten Hegel, Daimler, Benz, Schil­


ler
In d u strie Buchdruck, Verlage, A utoin­
dustrie
S eh en sw ü rdigkeiten Schillerplatz, Schloßgarten,
Staatsgalerie, Kunstgebäude,
Hegelhaus, Lindenmuseum,
Zoologischer Garten, Markus­
kirche

11. S tellen Sie sich vor. Sie sind R eiseleiter in S tu ttg a rt und
erwarten eine belorussische Touiistengruppe.

Sie haben die Aufgabe, einen viertägigen Tagesplan auszuar­


beiten. Der Plan soll M ahlzeiten, Besichtigungen von Sehens­
würdigkeiten, Theater- und Konzertbesuch sowie ein Treffen
mit Studenten einschließen.
Geben Sie ihn nach dem E intreffen der Reisegruppe bekannt!

12. Lesen Sie den Text, und antw orten Sie!


Worüber erzählt diese kleine Geschichte und welche Bedeutung
hat das Ritual für die Schwaben?

DIE KEHR WOCHE


Der Kehrbesen ist ein Stuttgarter Denkmal und die Kehrwoche
ein schwäbisches Ritual. Geht es dem Wochenende zu, sieht man
von Haus zu Haus oder von Gehweg zu Gehweg eine Tätigkeit. Es
wird gekehrt. Diese Tätigkeit wird von kleinen Pausen
unterbrochen. Sie werden zum Gespräch mit dem Nachbarn gegen­
über ausgenutzt. Bei dieser Tätigkeit muß man gehört und
gesehen werden, denn die wachsamen Augen und Ohren der
Anwohner9 wissen sehr gut die Geräusche10 des Fegers und
Schaufelklapperns zu deuten: als wahre schwäbische Pflichterfül­
lung, oder aber sollten die Geräusche fehlen, als Drückeberge­
rei“ . Sieht man den Nachbarn nicht, wird er getadelt. Dem
ehemals für die Einhaltung der R einigungspflicht zuständigen
Inspektor, wird noch heute von vielen pflichtbewußten Schwaben
nachgetrauert.
t»6 B AD E N-W Ü R T T E M B E R G

1. M achen Sie eine kleine Reise durch die S tädte von Baden-
W ürttemberg! Lesen und übersetzen Sie die Texte!

PFORZHEIM
„Goldstadt“ an der Schwarzwaldpforte. Diese kurze Formel
beschreibt viel von den Reizen dieser Stadt. In Pforzheim leben
rund 107 000 Einwohner. Die Stadt ist das Zentrum der
deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie und Ausgangspunkt der
„Schwarzwald-Bäderstraße“.
Von der einstigen Römersiedlung sind Überreste in den Museen
aufbewahrt. Bis 1565 war die Stadt badisch-markgräfische
Residenz.
Pforzheim ist reich an Museen: Schmuckmuseum im Reuch-
linhaus, Technisches Museum der Schmuck- und Uhrenindustrie,
Edelsteinausstellung Schütt, Bäuerliches Museum und M ineralmu­
seum Pforzheim. A ls bedeutendstes Bauwerk ist die Schloßkirche
St. Michael zu erwähnen. Das kulturelle und unterhaltsame
Angebot ist groß. Daneben können kleinste Seminare bis hin zum
Kongreß in den H otels und in der Stadthalle durchgeführt
werden.
Durch seine reizvolle Lage bietet Pforzheim ideale Vorausset­
zungen für Wanderungen in den Nördlichen Schwarzwald. Die
Stadt ist Ausgangspunkt der drei Höhenwege nach Basel.

BADEN-BADEN
Baden-Baden ist eine europäische Sommerhauptstadt und liegt
in einer zauberhaften Gegend. Heilquellen, beste Bedingungen für
eine gute Erholung und eines der schönsten Spielcasinos der W elt
sind die Gründe dafür, daß Baden-Baden so viele Menschen besu­
chen.
Baden-Badens Tradition als Kurort geht bis in die Zeit der
Römer zurück und ist seit 1507 urkundlich belegt. 1838 eröffnete
hier ein Franzose seinen luxuriösen Spielsalon. A uf einmal wurde
es Mode, nach Baden-Baden zu fahren. Im Sommer kamen neben
der europäischen Aristokratie, Schriftstellern und Musikern auch
stets einige Staatsoberhäupter hierher. Regelmäßige Besucher wa­
ren der preußische König, russische Prinzen, die englische Kö-
BADEN WÜRTTEMBERG

Baden-Baden

Residemschloß ln Karlsruhe
B A D E N -W Ü R T T E M B E R G

nigin, Johannes Brahms und natürlich der berüchtigte12 Spieler


Dostojewski.

KARLSRUHE
Berichten zufolge hatte Markgraf Karl W ilhelm von Baden
eines Tages genug von seiner strengen Frau und ließ sich an
einem anderen Ort einen Palast bauen. So entstand die Stadt
Karlsruhe. Bereits um 1805 war Karlsruhe H auptstadt des
Herzogtums Baden und breitete sich um das Schloß, heute das Ba­
dische Landesmuseum, aus. Ganz in der Nähe sind die Ma­
nufaktur, die Staatliche Kunsthalle m it der besten A usstellung
europäischer Malerei in Süddeutschland und der Botanische Gar­
ten mit der Orangerie.
2 . A n tw orten Sie!
W ieviel Menschen leben in Pforzheim?
Welche Industrie ist in Pforzheim zu Hause?
Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in der Stadt?
Wen zog es besonders in die Stadt Baden-Baden und warum?
W elchen Grund gab es für die Entstehung der Stadt Karls­
ruhe?
W elche Sehenswürdigkeiten gibt es in Karlsruhe?

3. Sagen Sie, warum die S tä d te Baden-Baden, Pforzheim und


K arlsruhe sehenswert für viele Touristen sind! Zeigen S ie diese
S tädte auf einer Landkarte, und beschreiben S ie deren
geographische Lage!

4 . M achen Sie sich m it einem interessanten H aus bekannt!

HAUS DER LIEDER


In Freiburg gibt es ein Haus der Lieder. Es liegt idyllisch am
Rand der Stadt. A lle, denen Text oder Melodie eines alten
Volksliedes abhanden gekommen13 ist, die Kindheits- oder Jugend­
erinnerungen auffrischen oder sich über den geschichtlichen
K ontext eines Liedes informieren wollen, gehen dorthin.
H ier, inm itten der Schwarzwaldmetropole, liegt ein Schatz an
deutschem und europäischem Liedgut.
Die Summe des Gesammelten: 334 000 Liedaufzeichnungen,
davon allein 211 000 ungedruckte Volkslieder, knapp 170 000
Flugschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert, Jodler14, Mar­
sche, „Fliegende Blätter“15, Lieder und aktuelle Dramen der
B AD E N WÜRTTEMBERG

Bänkelsänger16. Dazu gehört eine Fachbibliothek, die m it


über 40 000 Bänden die w issen sch aftlich e L iteratur über
V olkslied, G esellschaftslieder, Kriegs- und H eldenlieder,
K inderlieder sow ie Balladen des deutschsprachigen In- und
A uslands verein igt.
D ie S tätte ist vor allem ein H aus der Forschung, in dem
man sich m it dem historischen, soziologischen, politischen und
m usikalischen K ontext der Lieder befaßt. Die Summe des
E rforschten schlägt sich — um nur ein iges zu nennen — in den
acht Bänden „Deutsche V olkslieder m it ihren M elodien“ und
den „Landschaftlichen V olksliedern“ in 44 H eften nieder.
D as H aus der Lieder ist offen für jedermann: W ie sich 's
gehört für ein H aus, das sich dem Lied des V olkes verschrieben
hat.

5. A n tw orten Sie!

W as sammelt das Haus der Lieder?


W ieviel Bände gibt es in der Fachbibiiothek?
W om it befaßt sich das Haus der Lieder?
Wo wurden die Ergebnisse der Forschungsarbeit aufgrschrie-
ben?

6. Lesen und übersetzen Sie!

DAS VOLKSLIED
Johann G ottfried Herder prägte 1773 den Terminus „Volks­
lied“. Und er legte m it seiner Liedersammlung einen Grundstein
für die Forschung und beschleunigte damit die Verbreitung des
deutschen Volksliedgutes. Folklore, das ist die W eisheit eines
Volkes, überliefert in Märchen, Sagen und Legenden, in Sprich­
wörtern und Anekdoten, in Liedern und Tänzen. Volkslieder
berichten von allem, was die Menschen bewegte, von der Lebens­
freude, der lie b e und dem Leid, von Geburt und Tod, von Armut
und dem schweren Los der täglichen Arbeit, von der H offnung
und von dem Kampf für ein besseres Leben. Früher sang man
überall und zu jeder Gelegenheit, bei der Arbeit auf dem Feld oder
in der W erkstatt, abends im W irtshaus, bei Hochzeiten, zur
Fastnacht und zu anderen Festen. A u f dem Lande hatte das
Volksliedersingen seine längste Tradition. Bauern und Tagelöh­
ner17 hinterließen einen reichen Schatz. Viele Lieder sind durch
die fahrenden Gesellen überliefert, das waren junge Hand­
werksburschen, die auf W anderschaft gingen, um Arbeit zu su ­
chen und bei verschiedenen M eistern ihr Handwerk zu ver­
vollkommnen. W irkliche Volkslieder entstanden immer dann,
uo B A D E N -W Ü R T T E M B E R G

wenn sie von den Menschen in Stadt und Land als ihre Lieder
erkannt und genutzt werden. Dank ihrer Inhalte, ihrer klaren,
einfachen Sprache und ihrer musikalischen Qualität überdauerten
sie die Zeiten.
7. A ntw orten Sie!
W ie entstanden die Volkslieder?
W as wird im Text unter Folklore verstanden?
Wovon erzählen die Volkslieder?
Wann sind die Lieder wirklich Volkslieder?

8 . Sagen S ie Ihre M einung!


Lieben Sie die Volksmusik? Begründen Sie Ihre Aussage!
Zeigt man in Ihner Heimat Interesse für das Volkslied?
W ie denken Sie: Hat das W iegenlied auch heute noch eine Be­
deutung? Begründen Sie Ihre Aussage!

9 . Inform ieren Sie sich etw as näher über das Leben und Schaffen
von Johann G ottfried H erder! Sprechen Sie in einem K u rz­
vortrag darüber!

10. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, warum die U n iversität die­
sen N am en trägt!

ALBRECHT-LUD WIGS -UNIYERSITÄT


Die Albrecht-Ludwigs-Universität liegt im Herzen der Stadt
Freiburg. Die wissenschaftliche V ielfalt dieser Universität zieht
vor allem die Studenten an. Die Universität besitzt 14 Fakultäten,
64 Studienfächer stehen den Studenten zur Auswahl.
Die Universität wurde 1457 gegründet. Schon zu dieser Zeit
konnte sie das Studium in der Theologischen, Juristischen,
Medizinischen und Philosophischen Fakultät anbieten. „Die W is­
senschaft hat sich ein Haus erbaut.“ Dieses Leitm otiv wählte sich
M atthäus Hummel, der erste Rektor der Universität, für seine
Eröffnungsrede. Doch Erzherzog Albrecht VI. wollte durch diese
U niversität die Ausbildung von jungen Leuten für die katholische
Kirche. Damit wurden die W issenschaften eingeengt.
Großherzog Ludwig sicherte Anfang des 19. Jahrhunderts den
Fortbestand der Freiburger Universität. Die Universität nannte
man als Dank ihren Gönner18 Albrecht-Ludwigs-Universität. Mit
der Reichsbildung ging es mit den Studentenzahlen bergauf: Der
Zustrom norddeutscher Studenten ließ die Universität bald aus
ihren m ittelalterlichen Mauern herauswachsen. Von etwa 200 Im­
B A D E N -W Ü R T T E M B E R G

m atrikulierten im Jahre 1870 stieg die Zahl auf 1000 Studenten


im Jahre 1885. 1904 waren es bereits 2000.
Heute hat die Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg mehr als
23 500 Studenten. Mit den G eisteswissenschaften und der Univer­
sitätsbibliothek im Zentrum, dem Institutsvierte] im Norden und
dem großen Klinikum im W esten der A ltstadt ist die Universität
fest m it der Stadt verbunden.
Die 14 Fakultäten gliedern sich in die Bereiche Theologie,
Rechtswissenschaften, W irtschaftswissenschaften, Medizin, Phi­
losophische Fakultäten, M athematik, Physik, Biologie, Chemie
und Pharmazie, Geowissenschaften und Forstwissenschaften.
Traditionell nehmen die G eisteswissenschaften an der Univer­
sität Freiburg eine wichtige Rolle ein. Herausragende Leistungen
in der Philosophie, der Philologie verschiedener europäischen
Sprachen und der historischen Forschung sind m it Namen Frei­
burger Gelehrter verbunden.
Die Medizinische Fakultät genießt mit ihrer theoretischen,
experim entellen wie auch der klinischen Forschung hohes inter­
nationales Ansehen.
Die Universität hat breite Inform ationsm öglichkeiten. Mehr als
zwei M illionen Bücher — aneinandergereiht sind das 56 laufende
Kilometer — warten hier auf Besucher.
Mehr als 1800 Studenten kommen aus dem Ausland. In den
Sommermonaten hört man in der Universität besonders viele
Sprachen. Seit 1911 finden im Ju li und A ugust die Internatio­
nalen Sommerkurse statt.

11. A n tw orten Sie auf die Fragen!

Wann wurde die Universität gegründet?


Warum konnte die Universität nicht nach ihrem Leitm otiv
handeln?
Wo liegt der Grund für die Steigerung der Studentenzahl an
der Universität?
In welche Fakultäten gliedert sich die Freiburger Universität?
Wodurch genießt die Medizinische Fakultät internationales A n­
sehen?
W elche Forschungsgebiete sind mit Leistungen Freiburger Ge­
lehrter verbunden?
W oraus können die Studenten ihr W issen schöpfen?

12. Berichten Sie über Ihre Hochschule, an der Sie studieren!

Sprechen Sie über ihre Geschichte, dem Aufbau der Hoch­


schule, über die Organisation des Studium s und die Studien­
bedingungen sowie über die Lebensbedingungen der Studenten!
192 B A D E N -W Ü R T T E M B E R G

13. A ntw orten S iel


Sind Sie m it Ihrer Ausbildung zufrieden? Wenn nein, was wür­
den Sie ändern?
W elches W issenschaftsgebiet interessiert Sie? Begriinden Sie
Ihre Aussage!

14. Inform ieren Sie sich im folgenden Dialog über Traditionen in


einer deutschen m ittelalterlichen U niversität!
Im Studentenklub sitzen ein belorussischer und ein deutsch er S tu d en t und
plaudern.

A: Prima, daß in deiner Uni alte Traditionen gepflegt werden.


Seit wann existiert sie eigentlich?
B: Sie hat noch nicht soviel Jahre auf dem Buckel19. Die andere
Uni in unserer Stadt ist um vieles älter und hat ihre
Geschichte. Interessiert dich das?
A: Natürlich. Von wem wurde eigentlich früher eine Uni geleitet?
B: Die hohen Schulen des M ittelalters wurden vom Rektor geleitet
und repräsentiert. Dieser wurde vom K ollektiv und aller
Imm atrikulierten gewählt.
A: W ieviel Fakultäten gab es gewöhnlich an einer m ittelalterlichen
Universität?
B: Sie war in der Regel in vier Fakultäten auf geteilt. Die un­
terste, wenn gleich zahlenmäßig größte Fakultät, war die
„Artistenfakultät“, die spätere Philosophische Fakultät. Nur
wer ihre Grundausbildung durchlaufen hatte, konnte seine
Studien an den „höheren“ Fakultäten der Juristen, Mediziner
und Theologen fortsetzen.
A: Sag mal, in welcher Sprache wurde unterrichtet?
В : In latainischer Sprache natürlich.
A.- Gab es schon so etwas wie Semester?
B: Ja, die Studiengänge waren innerhalb der Fakultäten genau ge­
gliedert. Am Ende der Abschnitte standen Prüfungen. Nach
deren Bestehen wurden Grade verliehen.
A : Konnte man auch promovieren?
B: Diese Möglichkeit bestand. W er einen Grad besaß, konnte nach
einjähriger Lehrtätigkeit mit einer Disputation20 zum Doktor
promovieren. Mit dieser Graduierung war eine alte Zeremonie
verbunden. Dem neuen Doktor wurde ein Doktorring und ein
Doktorhut überreicht, sowie ein geschlossenes und offenes
Buch.
A: W as hatten die Bücher für eine Bedeutung?
B: Das offene Buch sollte den neuen Doktor symbolisch zu w ei­
teren Studien, das geschlossene zum Nachdenken über das
Gelesene auffordern. Das ist noch nicht alles. Für den Kandi­
B A D EN -W U R TTE M B ER G 193
daten war die Piüfung sehr kostspielig. Er m ußte viele Gäste
zum Essen einladen.
A: Gab es auch ein spezielles Zeremoniell für die Aufnahm e in eine
Universität?
B: Ja, natürlich. Diesen offiziellen A kt nannte man Deposition.
Dem jungen Mann wurden künstliche Hörner und Zähne ab­
geschlagen, ein angeklebter Bart gekämmt und dann abge­
schnitten. Anschließend streute ihm der Dekan das „Salz der
W eisheit“ in den Mund und goß ihm den „Wein der Läute­
rung“21 über den Kopf.
15. A n tw orten S ie!
W ie hießen die Fakultäten einer m ittelalterlichen deutschen
Universität?
In welcher Sprache wurden Vorlesungen gehalten?
W as war die Voraussetzung, um promovieren zu können?
Warum überreichte man dem neuen Doktor Bücher?

16. B erichten Sie über Traditionen, die es in Ih rer U niversität


gibt!

17. Erzählen S ie eine lustige Geschichte über Ih r Studentenleben!

18. Lesen S ie den T ext, und geben Sie ihm eine andere Über­
schrift!

DIE KUCKUCKSUHR
Ein Uhrmachermeister aus der
Gegend von Schonach war für die
Nachbarn ein komischer Kauz22. Sie
wunderten sich besonders über seine
vielen Besuche am Blindensee. Dort saß
er oft stundenlang und sprach m it dem
„Moormännlein“. Aber er sprach auch
m it den Tieren, vor allem m it den
Vögeln.
Sie alle m einten, daß die Menschen
verrückt sein müßten, weil sie lieber von
toten Uhren die Zeit ablasen, als sich
nach Sonne, Mond und Vogelgezwitscher
zu richten. Der Mann protestierte:
„Meine Uhren sind keine toten Kästen.“
Doch dann versprach er zu überlegen,
wie er die Uhr m it der N atur verbinden
7 Германия
19 4 BAD EN WÜRTTEMBERG

könne. Die Lösung kam ihn, als er einen aus dem Nest gefallenen
jungen Kuckuck gesund pflegte. Der Vogel gewöhnte sich so an
die Uhren im Hause, daß er zu jeder vollen Stunde so oft
Kuckuck rief, wie die Uhren anschlugen. Seine nächste Uhi
schnitzte der Uhrmacher m it einem Vogel, dem Kuckuck. Die
Kuckucksuhr war erfunden.
Der Blindensee, an dem der Uhrmacher mit den Tieren sprach,
liegt westlich von Triberg an der Landstraße nach Scho nach.

1 9 . Lesen Sie den T ext nochmals, und geben Sie kurz den Inhalt
des T extes wieder!

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie:


Wem verdankte Schickard die Idee zum Bau einer Rechenma­
schine?

WILHELM SCHICKARD

Am 22. April 1552, im württembergischen Herrenberg wurde


W ilhelm Schickard geboren. A ls Professor für biblische Sprachen
an der Tübinger Universität verfaßte er bedeutende Abhandlun­
gen, die schon unter den Zeitgenossen große Beachtung fanden.
Berühmt machten ihn damals vor allem seine neue Methode, die
hebräische Sprache zu lehren, eine Chronologie der persischen Kö­
nige und ein Büchlein, in dem er die arabischen Namen der Stern­
bilder erklärte.
W ilhelm Schickard, der aus einer angesehenen Handwerker­
und Künstlerfamilie stam m te, hatte schon früh eine umfassende
Ausbildung erhalten. Seinen umfassenden Neigungen entspre­
chend, erhielt er eine breite allgem einwissenschaftliche Grund­
lage, wie es das Institut erlaubte. Mit 19 Jahren erwarb sich
W ilhelm Schickard den Titel eines M agisters. 1613 war er bereits
als Vikar23 tätig. Im selben Jahr kehrte er nach Tübingen zurück
und hielt dort ab 1614 ein hebräisches Privatkolleg. Er arbeitete
B A D E N -W Ü R T TE M B ER G

trotzdem wissenschaftlich
weiter. 1619 wurde er als
Professor an die Tübinger
Universität berufen.
Die Idee, eine mechanische
Rechenmaschine zu bauen,
verdankte W ilhelm Schik-
kard seiner Brieffreundschaft
m it dem Astronomen Johan­
nes Kepler, den er 1617 ken­
nenlernte. M itte 1623 hatte
er ihm eine Berechnung von
Logarithmen zugesandt. W il­
helm Schickard ließ sich vom
Manuskript zum Bau einer
Apparatur anregen. Am 20.
September 1613 schrieb er
stolz an Johannes Kepler
zurück: „Übrigens habe ich Wilhelm Schickard
d as, w as du rech n erisch
m achst, kürzlich m echa­
nisch versu ch t und eine
M aschine k on stru iert, die m it gegebenen Zahlen sofort
selb sttätig rechnet, sie addiert, su btrahiert24, m u ltip liziert
und d iv id ie r t.“ Da W ilhelm Schickard jedoch w eiter keinerlei
A ufheben um seine Erfindung m achte, g eriet sie rasch wieder
in V ergessenheit. Erst 1957 wurden die U n terlagen, in denen
W ilhelm Schickard seine K onstruktion beschrieb, vom
K eplerforscher Franz Hammer w iederentdeckt. 1960 entstand
das erste Exem plar eines Nachbaus.
Für W ilhelm Schickard war die Rechenmaschine nur eine kur­
ze Periode. Er befaßte sich m it der Geographie, reiste durch das
Land und entwickelte geographische Karten. Dabei kam ihn
zugute, daß er ein ausgezeichneter Maler und Kupferstecher war,
so daß die Qualität seiner Vermessungen erst wieder Ende des 18.
Jahrhunderts erreicht wurden.
1634 herrschte die Pest. W ilhelm Schickard verlor Frau und
drei Töchter. Im September 1635 floh er m it seinem Sohn aus
Tübingen. Da er aber fürchtete, daß die katholischen Truppen, die
in Tübingen waren, seinen Besitz und die wertvolle Biblio­
thek rauben könnten, kehrte er zurück. Zu früh, denn auch er
starb am 23.10.1635 an der Pest und nur wenige Tage später sein
Sohn.
1УЪ В А D EN-W Ü RTTEM BERG

2. A n tw orten Sie auf die Fragen!


W ann wurde Wilhelm Schickard geboren?
W oher stam m te der Gelehrte?
Wo studierte er?
W as wurde er m it 19 Jahren?

3. Suchen Sie im T ext Sätze, die von W. Schickard als


а ) Pädagoge, b) Gelehrter, с) Geograph und d ) K ü nst­
ler erzählen!

4 . Welche Aussagen gibt der Text über die Rechenmaschine?

5. Korrigieren Sie, wenn nötig!

Der Gelehrte arbeitete einige Zeit als Rektor einer Uni­


versität. (?)
Der Gelehrte konstruierte eine Mechanik für alle vier Grund­
rechensarten. (?)
1957 wurde die Maschine das erste Mal nachgebaut. (?)
Schickard machte Landesaufnahmen seiner württembergischen
Heimat. (?)

6. Erzählen Sie kurz über das Leben und Schaffen des großen
Deutschen!

1. Lesen und übersetzen Sie! Nehm en Sie, wenn nötig, das W ör­
terbuch zu H ilfe!

SCHWARZWALD
Der Schwarzwald ist das höchste M ittelgebirge Süddeutsch­
lands und das größte zusammenhängende W aldgebiet Baden-
W ürttembergs. Er erstreckt sich über eine Länge von mehr als
160 km und besitzt eine abwechslungsreiche Landschaft m it einem
W echsel von freien Hochflächen, weiten Tälern, klaren Seen und
wildromantischen Schluchten.
B A D EN -W Ü R TTE M B ER G 197
Der Schwarzwald gliedert sich in den nördlichen, mittleren
und südlichen Schwarzwald. Die höchsten Erhebungen sind im
südlichen Schwarzwald der Feldberg und der Herzogenhorn.
Früher war der Schwarzwald dunkel und furchterregend25. Die
Menschen haben die einstige W ildnis im Laufe der letzten 2000
Jahre gezähmt. Seit langem ist der Schwarzwald mit einem Netz
von Straßen, Eisenbahnen und Spazierwegen durchzogen. Im 16.
Jahrhundert fand besonders in den schiffbaren Flußtälern des
Schwarzwalds eine bedeutungsvolle Veränderung sta tt. Das Land
wurde gerodet, die Felder bestellt, Kleinbetriebe des Glas- und
Uhrmacherhandwerks entstanden.
Die bezaubernde Vereinigung von Rheinebene und Bergen, die
bis auf 1200 m ansteigen, zieht seit dem 18. Jahrhundert
Urlaubsgäste an. In der Eibene sind die Sommertage heiß und die
Nächte warm. Die bewaldeten Bergkuppen laden zu ausgiebigen
Wanderungen ein. Auerhähne und Fasane, Bussarde und Ha­
bichte, Hirsche, Füchse, Dachse und Hunderte von Schm etter­
lingsarten bevölkern die abgelegenen Gegenden, wo die 3ewohner
immer noch an ihre Traditionen festhalten und an Feiertagen die
wunderschönen verzierten Trachten tragen.

2. A ntw orten Sief

Wo befindet sich der Schwarzv. ald?


Welche Landschaften sind für ihn charakteristisch?
W ie gliedert sich der Schwarzwald?

3. Suchen Sie im Text Stellen, die über die Geschichte und die
Tierw elt des Schw arzw alds erzählen!

4. Vergleichen Sie den Schw arzw ald im L an d B aden W ürttem-


berg m it dem Thüringer W ald im L and Thüringen! Heben Sie
die Unterschiede oder Ähnlichkeiten hervor!

5. M achen Sie sich etw as näher m it den Schw arzw äldern be­
kannt!

Schwarzwälder
nach Warnet О Feißt
len bin ein Schwarzwattier und möente ihnen etwas über uns
erzählen. Der Umgang mit uns ist etwas schwierig. Wir sprechen
eine altertümliche Sprache, das Aiemarisch. Es hat die zweite
1У8 B A D E N -W Ü R T T E M B E R G

I autversoi liebung nicht mitgemacht. Man sagt noch „Hus“ statt


„Haus“, aber „Mueder“ statt „Mutter“. Der Schwarzwälder hat
viele altertümliche Begriffe, die Butter nennt er „Anke“ und die
Gurke „Gugumere“. Er hat meistens die Erfahrung gemacht, daß
die Fremden, mit denen er spricht,, ihn aufgrund seiner fremden
Sprache oder seines etwas mühsamen Hochdeutscn nicht imn er
für vol1 nehmen26. Manch einer aus dem Norden hat gemeint, er
könne einen Schwarzwälder übers Ohr hauen. Am Schluß fühlte
er sich selbst ausgelacht. Der Schwarzwälder ist listig, schlau
und verschlagen27. Er nat einen sehr kühlen und praktischen
Verstand und einen derben Humor. Wenn Sie wirklich in ein
Gespräch kommen wollen, dann müssen Sie versuchen, die
Wand zu durchbrechen. Gelingt e s Ihnen, dann stellen Sie
fest, wie klug und lebenseifahren der Mann oder die Frau ist,
wie charakterfest und unabhängig, wie heiter und gelassen.
Aber Sie werden auch feststeilen, daß Schwarzwälaer
dickköpfig sind. Schwarzwälder Dickköpfigkeit, sprich
Entschlossenheit, sprich Unbeirrbarkeit und Charakter­
festigkeit, verbunden mit einem praktischen scharfen
Verstand hat sie zu jenen Menschen gemacht, die
in den winterlichen Baucrnstr iben ein paar Jahrhunderte lang
Uhren gebaut haben, damit sie überleben konnten.
Schwarzwälder Oickköpfigken hat sie auch freie Bauern sein
lassen und erbitterte Rabelien gegen jeae Dedrückende
Obrigkeit.
Wenn Sie einmal im Schwarzwald weilen, nehmen Sie sich
die Zeit für ein Gespräch mit dem Bauern, der neben dem
Wanderweg seir.e Wiese mäht, oder der Bäuerin, die gerade
vor ihrem Hof die Milchkannen spült. Und vielleicht, vielleicht
auch nicnl, werden Sie auch hereingebeten zu einem Kaffee,
einem Schnaps, zu einem Stück Brot mit Speck. Wenn nicht,
sollten Sie das nicht für fehlende Gastfreundschaft halten,
sondern für Scheu und Angst, sich zu blanveren, weil die
Leute, die so feir.es Hochdeutsch reden, zu Hause sicherlich
eine viel schönere Wohnstube haben und kein so
altm odisches Zeug.

6 . A n tw orten Sie!

Wird im Schwarzwald Hochdeutsch gesprochen?


Welche Charaktereigenschaften findet man beim Schwarz­
wälder?
BA D E N -W Ü R T T E M B ER G 199

Eine Bauernfamilie im Schwarzwald

7. Um das B ild über den Schw arzw ald abzurunden, lesen Sie die­
sen Text, und beschreiben Sie eine typische Schw arzw aldstube!

SCHWARZWALDHAUS
Es geht nichts über eine Schwarzwälder Stube. Sie ist
geräumig, hat eine Bank an der Wand rundherum, damit viele
Gäste kommen können. In der einen Ecke ein Tisch, darüber eine
Hängelampe, in der anderen Ecke ist der H ergottswinkel28. Stroh­
blumen stehen dort, die die Bäuerin im eigenen Garten zieht. Den
Fenstern gegenüber ist der Kachelofen, um den die Bank
herumführt. An der einen Seite ist er lang bis zur Wand. Am
Ofen wärmen sich die Bauern im W inter oder liegen darauf, wenn
sie krank sind. Normalerweise betritt man die Stube nur zu
Festen und wenn Gäste kommen. Und natürlich bei den Festen:
Taufe, H ochzeit, wieder Taufe und der Leichenschmaus: Nudel­
suppe gibt es, Fleisch m it M eerrettich, Schäufele m it K artoffel­
salat, Linzertorte. In weiten Teilen tauchen da und dort bei
jungen Menschen wieder Trachten auf, am Sonntag. Und noch
immer werden Schäppel gemacht, die Kopfbedeckung der jungen
Mädchen und der Braut am Hochzeitstag.
200 ВA D EN -W U R TTE M B ER G

п ieses schwäbische.
Wenn äße
VotksÜed Begegnet uns
erstmals in der Hand­
schrift Leonhard Klebers
ßeßen
(um 1520) unter dem
TiteC: »Die Brünnlein; die
da fließen, cfie soff
man trinken«. Im Gegen­
satz zur Melodie, die sich
oft änderte, wurde der
Textinhalt nur wenig
abgewandeß. Schließlich
setzten sich die Studenten
mit iffrer KcrmmersBuch-
fassung durch: Sie ist auf
Mozarts Papageno-Liea
»Ein Mädchen oder
Weibchen« aus der
»Zaußerfföte« (1791)
zurikkzufuhren.
Übernahme und
Umbildung des Mittelteils ru - ftn darf, tu Uh ihm win — Ken.
müssen 6ereiis in der
1. Haßte des 19. Jahr­ 2. 4.
hunderts erfolgt sein. Ja winken, mit den Äugefein Sie fiat zwei rote Wängefein,
und treten auf den Fuji sind röter als der Wein.
’s ist eine in der Sfufe drin, Ein solches Mädel findst du nit
cfie meine werden muß; wofd unterm Sgnnetismeüt!
's ist eine in der Stufe cfrin, Ein sofcfies Mädeffindst du nü,
jigaStufie cfrin, juja findst du nit
dhmeinewerdepmuß. wofd unterm Sgrmgtscfiein!

3.
Warum sollt sie’s nit werden?
Icfi fiafr' siejg_sp gern
sie fiat zwei frfitue Äugefein,
cfiegfiinzen wjezjyei Stem!
Sie fiat zwei blaue Äugefein,
jcga Äugefein,
cfiegfiinzen wie zwei Stem!
Jessen
Größe:
21 114 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 5,6 Millionen

Landeshauptstadt:
Wiesbaden
1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, welche Flüsse durch das
L and H essen fließen!

LAND HESSEN
Hessen ist ein modernes Land auf historischem Boden. Es
verfügt über eine lange und tragitionsreiche Geschichte. Hessen
hat gemeinsame Grenzen mit den Bundesländern Bayern, Baden-
Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-W estfalen, Niedersach­
sen und m it Thüringen. Die Landeshauptstadt ist Wiesbaden, die
nach Frankfurt am Main die zweitgrößte Stadt des Landes ist.
Das im Wechsel zwischen Bergen und Tälern liegende Hessenland
hat etwa 5,6 Millionen Einwohner.
Zu den bedeutendsten Flüssen des Bundeslandes zählt man den
Rhein. Es folgen die Fulda, die Lahn, der Main und die Werra.
Die höchsten Bergspitzen sind fast 1000 Meter hoch.
W ie die Bilder eines bunten Teppichmusters wechseln die
Landschaften in ihrer Eigenart und Gegensätzlichkeit. Hier liegt
geballte1 Industrie, dort reiches Bauern-, da armes, karges
Bergland und dazwischen, über das ganze Land verstreut,
zahlreiche Heilbäder, freundliche Luftkurorte und geschichts­
reiche Burgen und Schlösser.
Zu den landwirtschaftlichen Verschiedenartigkeiten Hessens
treten die der S itte und Mundart seiner Bewohner. Die
Unterschiede zwischen Ebene und Gebirge, zwischen den großen
Städten und der Einsamkeit der kleinen Ortschaften prägen auch
noch heute die Unterschiede der Menschen.
Hessen — Land der M itte. Es ist das natürliche Verkehrskreuz
der westdeutschen und europäischen Hauptverkehrslinien. Es ist
Bindeglied zwischen Nord- und Süddeutschland, Brücke zwischen
dem W esten und der M itte Europas.
Hessen hat ein gut entwickeltes D ienstleistungssystem und
eine verzweigte Industriestruktur. In Frankfurt am Main haben
die Deutsche Bundesbank und alle großen Geschäftsbanken ihren
Sitz. Hinzu kommen noch mehr als 250 ausländische Banken. Im
Land Hessen sind der Maschinenbau, die Autoindustrie und die
Lederindustrie zu Hause.
Land Hessen: Darmstadt
HESSEN 205
Hessen ist auch das waldreichste Bundesland und ein
attraktives Ferienland. Neben den großen Städten gibt es male­
rische Kleinstädte und Dörfer.
Hessen hat auch eine Bedeutung als Ort der W issenschaft. Es
verfügt über fünf hochangesehene Universitäten sowie fünf
Fachhochschulen.
Auch im kulturellen Bereich hat Hessen etw as zu bieten.
Höhepunkte sind die moderne K unstausstellung „documenta“ und
das „Gustav-Mahler-Fest“ in Kassel, die Bad-Hersfelder Festspiele
und die Frankfurter Buchmesse. Viele bedeutende Museen
befinden sich in Frankfurt am Main.

2. Lesen Sie den 1. A bsatz, und antw orten Sief

M it welchen Bundesländern grenzt das Land Hessen?


W ie heißt die Landeshauptstadt?
W ieviel Menschen leben in diesem Land?

3. Lesen Sie den 3. und 4. Absatz!

W as erfahren Sie über die geographische Lage und die


Menschen des Landes Hessen?

4. Lesen Sie den 5. und 6. A bsatz!

W as wird über Industrie und D ienstleistung berichtet?

5. Suchen Sie im Text Sätze, die bestätigen, d a ß K u ltu r und


Bildung eine große Rolle spielen!

6. Fragen Sie nach


а ) der geographischen Lage, b) dem Verkehrsnetz, с ) der
Industrie, d ) den Banken, e ) den Kultur- und B ildungs­
einrichtungen!

7. Erzählen Sie das W ichtigste über das L and Hessen!

8 . Vergleichen Sie
a ) die geographische Lage, b) die Industrie, c) die K ultur- und
Bildungseinrichtungen des Bundeslandes H essen m it einem an­
deren Bundesland!
206 HESSEN

1. Lesen Sie die N otiz, und geben Sie ihren In h alt wieder!

DIE HESSEN
Im Land Hessen haben die Menschen in jedem Gebiet
verschiedene M entalität. Im Rhein-Main-Gebiet und in Frankfurt
sind die Menschen w eltoffen, entsprechend den vielen Kontakten
nach allen Seiten, demokratisch, geistig regsam, aber auch
unruhig.
In den ländlichen Gebieten, besonders in den abgeschlossenen
Tälern der M ittelgebirge, findet man einen ruhigen Menschentyp
m it viel Sinn für Tradition. Hier haben sich noch alte bäuerliche
Trachten erhalten.
2. Lesen Sie das Gedicht! Suchen Sie darirn die Zeilen, die die
Behauptung der Überschrift bestätigen!

Wir waren der Zeit schon immer voraus


n a ch H e in z S c h e n k

Die Sachsen sind feurig, die Bremer sind stolz,


die Bayern sind lustig, drum hacken sie holz,
die Friesen sind blond, das weiß jedes Kind,
doch gibt e s auch Blonde, die nicht von dort sind.
Die Berliner sind höflich und immer bescheiden.
Die Schwaben sind sparsam und baun sich ein Haus,
doch wir Hessen, wir warn unser Zeit stets voraus.

Wir haben den Goethe und dessen Zitate,


die r assen für alles, die können nie schade.
Ja, und hätte der Goexhe den Götz nicht geschrieben,
wiird der Menscnheit was fehlen, nicht übertrieben.
Der Raketenantrieb wurd' in He isen erfunden,
und zwar in de. Wirtschaft bei einem Kunden.
Da gab’s keinen Fehlstart bei dem Verfahren,
HESSEN 207

vvenn's die Amerikaner schon hätten, da würden sie sparen!


Sie warn übern Mond längst hinaus,
wir Hessen, wir warn unsrer Zeit stets voraus.

Wir Hessen, wir haben auch ganz unumwunden


das Haoio als erste in der Welt hier erfunden;
Unsre Musik, die kam aus dem Handkäs2 heraus —
wir Hessen, wir warn unsrer Zeit stets voraus.

1. Lesen Sie den Text! Sagen Sie, ob man in W iesbaden H eilung


finden kann!

W IESBADEN
Die hessische Landeshauptstadt erstreckt sich m it ihren
Vororten bis zum Rhein. Der A u fstieg W iesbadens zur
internationalen Kurstadt begann erst vor 160 Jahren. Ein
weitblickender A rchitekt, ein genialer Zeitgenosse Schinkels,
Christian Zais, erbaute damals vor den Mauern der Stadt das
erste Kurhaus und legte m it seiner Gesamtplanung inm itten von
Parks und Alleen den Grund zu dem großzügigen Kurviertel.
Das 19. Jahrhundert brachte der Stadt eine stetige
Aufwärtsentwicklung. Die Zahl der Fremden stieg ständig. Sie
kamen aus aller W elt in die Stadt. Auch die Einwohnerzahl wuchs
stetig, so daß die Hauptstadt des 1945 geschaffenen Landes
Hessen heute rund 260 000 Einwohner zählt.
A ls Heilbad genoß Wiesbaden schon zu römischer Zeit, also vor
fast 2000 Jahren, großen Ruf. Die alten Römer schätzten die
Heilwirkung der Wiesbadener Quellen. Heute finden Badegäste
moderne Badehäuser m it allem Komfort. Die 27 Quellen sprudeln
wie einst m it unverminderter Fülle und Kraft. Heilung und
Linderung bringen die Quellen bei rheumatischen Leiden aller A rt
und bei Erkrankungen der Atm ungsorgane. Es besteht in
Wiesbaden eine Rheumaklinik.
zu » HESSEN

Natürlich hat Wiesbaden auch Industrie. Das größte


Zementwerk, die Stahlgießerei und die chemische Industrie sind
hier zu Hause. Berühmt ist die Stadt durch ihren Sekt. Die
W iesbadener sagen: „Was Reims für den Champagner, ist
Wiesbaden für den Sekt.“ Nach dem zweiten W eltkrieg
entwickelte sich die Stadt zur Verlags- und Film stadt. A us den
Anforderungen der internationalen Kurstadt und aus höfischer
Tradition erwuchs schon sehr früh die K ulturstadt Wiesbaden.
Oper und Schauspiel genießen heute weithin einen hervorragenden
R uf. Die M aifestspiele mit internationalen Gastspielen bilden den
alljährlichen Höhepunkt der Saison.
Die günstige Lage in der M itte der Bundesrepublik sowie alle
übrigen Voraussetzungen machen Wiesbaden auch zu einem
beliebte Tagungsort für Sitzungen, Kongresse und A usstellungen.
Die Rhein-Main-Halle enthält den großen Kongreß- und Kund­
gebungssaal mit 4000 Sitzplätzen sowie weitere große und kleine
Sitzungssäle.

2. A ntw orten Sie!

Wann begann die Entwicklung zum Kurort?


Warum wuchs die Einwohnerzahl der Stadt sehr schnell?
W elche Heilung bringen die Wiesbadener Quellen?
W as erzählt der Text über das Kulturleben der Stadt?

3 . Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t W iesbaden!

W IESBADEN

W appen Drei goldene Lilien in einem


blauen Schild.
L age W estliches Rhein-Main-Gebiet
L an d Hessen
H öhe 8 3—608 m über dem Meeres­
spiegel
Fläche 204 qkm
E in w oh n erzah l 260 000
H ESSEN 209

B eson derheiten Kurort, Heilquellen


K u ltu r Tagungsort, Kongresse und
A usstellungen, Film stadt,
Theater
In d u strie Chemische Industrie, Verlags­
wesen, Plastewerk, Zement­
werk, Stahlgießerei
S eh en sw ü rdigkeiten Das Kurhaus, das Römertor,
das alte Rathaus, das
Staatstheater, die Griechische
Kapelle
4. M achen Sie sich au f einem Rundgang m it den Sehens­
würdigkeiten W iesbadens bekannt!

STADTBUMMEL
Gut eine Stunde dauert der Stadtbummel, den man Ihnen
vorschlägt. Volle drei Stunden brauchen Sie, wenn Sie ihn um
den schönen Spaziergang zum Neroberg und zur Griechischen
Kapelle erweitern. Und ein weiteres Viertelstündchen müssen Sie
für diesen Abstecher einplanen: die W ilhelmstraße hinauf bis zur
Villa Clementine, weiter zur Englischen Kirche.
Das Staatstheater wurde 1892— 1894 von den Wiener
Theaterarchitekten Fellner und Helmer im Renaissancestil erbaut.
Das Kurhaus wurde 1904—1906 von Friedrich von Thiersch
gebaut. Es hat eine eindrucksvolle Tempelfassade und eine
imposante Kuppel.
Das Römertor ist eine hölzerne Rekonstruktion von 1902. Die
unvollendete Stadtmauer des 4. Jahrhunderts wurde zu dieser
Zeit erneuert.
Die Marktkirche hat fünf Türme und ist im neugotischem Stil
erbaut worden.
Die Villa Clementine ist eine besonders eindrucksvolle Villa
aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde für die Königin Natalie von
Serbien erbaut.
Die Englische Kirche wurde 1863—1865 für englische
Kurgäste erbaut.
Die Endstation ist die Griechische Kapelle. Sie hat fünf
vergoldete Kuppeln wie bei russischen Kathedralen. Sie wurde
vom H erzof A dolf von Massau zum Gedenken an seine früh
verstorbene Gemahlin Elisabeth Michailowna, eine Zarennichte,
gebaut.
HESSEN

Wiesbaden: Griechische Kapelle mit den goldenen Zwiebeltiirmen


HESSEN 2 1 1

5. A ntw orten S ie!


W as erfahren Sie über das alte Rathaus?
Warum baute der Herzog von Nassau die Griechische Kapelle?
W elche Sehenswürdigkeit Wiesbadens interessiert Sie? Be­
gründen Sie Ihre Aussage!

6. Führen Sie das Gespräch fort!


W olodja r u ft sein e Eltern aus einer T elefonzelle an.

Hallo Mutti! Sie mir bitte nicht böse, daß ich Euch erst jetzt
anrufe. Ich hatte einfach früher keine Zeit dazu. Jeden Tag bin
ich von früh bis abends auf den Beinen. Ihr könnt Euch gar
nicht vorstellen, wieviel Interessantes und Sehenswertes es in
Wiesbaden gibt. Heute war ich...
7. Lesen Sie folgende T exte!

WIESBADENER ALLERLEI
E inkäufen. Natürlich hat Wiesbaden eine Fußgängerzone. Und
man findet dort alles, was man w ill, auch wenn es nicht
unbedingt zum täglichen Leben notwendig ist: Luxus, Überfluß,
Kunst. In den kleinen Passagen, in der A ltstadt, in der
Antiquitätenstraße und in der W ilhelmstraße, von den W ies­
badenern liebevoll „Unsere Rue“ genannt, wird Einkäufen zum
„Shopping3“. W enn Mailand oder Paris zu weit entfernt sind,
kommt man ins nahe gelegene Wiesbaden. Mode oder Schmuck,
Antiquitäten oder modernste Einrichtungen, hier ist fa st alles
vom Feinsten. Auch die Preise natürlich — Wiesbaden ist eine der
teuersten Städte Deutschlands. W as soll's?

Die Nerobergbahn. Die Nerobergbahn ist ein technisches


Denkmal von 1888. In diesem Jahr wurde die „Standseilbahn mit
W asserballast“ in Betrieb genommen. A uf der 440 m langen
Strecke fahren zwei Wagen, die m it einem Drahtseil über die
Bergstation verbunden sind. In den 7000-Liter-Tank des jeweils
oben stehenden W agens wird so viel Wasser eingelassen, wie nötig
ist, um den unteren nach oben zu ziehen. Gebremst wird über
Zahnräder So werden bis zu 25% Steigerung überwunden. Unten
angekommen, läßt der oben „vollgetankte“ Wagen das W asser
einfach ablaufen.
8. A ntw orten Sie/
Warum kommen besonders gern reiche Menschen nach
Wiesbaden?
Warum braucht die Nerobergbahn Wasser?
212 HESSEN

1. Bei einer R undfahrt durch das Bundesland H essen lernen Sie


die S tä d te Frankfurt am M ain und M arburg kennen. Lesen Sie
den T ext!

FRANKFURT AM MAIN
Die Stadt mit ihren 670 000 Einwohnern liegt zwischen den
Bergen und weiten Wäldern. Durch ihre günstige Verkehrslage ist
Frankfurt einer der bedeutendsten Handelsplätze Deutschlands.
Frankfurt ist Sitz bedeutender Industrieunternehmen, des Groß­
handels und vieler Banken, darunter auch der Deutschen Bank.
Die nur 800 Jahre bestehende Frankfurter Messe ist die älteste

Frankfurt am Main: Der Römcbergplatz


HESSEN

Deutschlands. Seit der Erfindung der Buchdruckerkunst ist der


Buchhandel und das Verlagswesen in Frankfurt heimisch. Jährlich
werden in Frankfurt Buchmessen durchgeführt.
Seinen Einzug in das Geschichtsbuch Europas hielt Frankfurt
am Main im Jahre 794 n. Chr. Im Jahre 1372 erwarb die Stadt
den Charakter der Freien Reichsstadt. Für kurze Zeit, von 1806
bis 1810, wurde sie Hauptstadt des Rheinbundes und anschließend
Hauptstadt des Großherzogtums Frankfurt. Nach der Befreiung
von den napoleonischen Truppen im Jahre 1813 hatte der
Reichsfreiherr Karl von Stein seinen Sitz in der Stadt. Im Jahre
1848 tagte die erste Nationalversammlung. Frankfurt wurde eine
freie Stadt. 1866 wurde sie gewaltsam in Preußen einverleibt.
Aus der Reihe der Sehenswürdigkeiten ragt als Gesamtdenkmal
die A ltstadt hervor. Was viele Generationen erbauten, fegte der
Krieg hinweg4. Doch wurde auch manches Schöne erhalten. So
wurde Goethes Geburtshaus am Großen Hirschgraben als Erin­
nerungsstätte wieder aufgebaut, auch der gotische Dom wurde
restauriert.
Das Städelsche K unstinstitut gehört zu den bedeutendsten
Gemäldesammlungen in Deutschland. Die Naturfreunde wird
natürlich der große Zoo anlocken. Überaus rege ist auch das
Theater leben.

2. A ntw orten Sie!


Wodurch bekam Frankfurt/M ain internationale Bedeutung?
Was erfahren Sie über die Geschichte der Stadt?
W elche Sehenswürdigkeiten der Stadt erfreuen die Besucher?
Wo findet man in Frankfurt Erholung und Entspannung?

3. E tw as aus der Geschichte der S ta d t. Lesen und geben Sie den


In h alt des Textes wieder!

FRANKFURTS GRÜNDUNG
In den langen und schweren Kriegen, die der Frankenkönig
Karl gegen die Sachsen führte, geschah es einmal, daß die
Franken geschlagen wurden. Sie flohen vor den Sachsen bis an den
Main. Dort fanden die Flüchtigen weder Brücken noch Schiffe.
Ratlos liefen sie am Ufer hin und her, denn der Fluß war zu breit
und zu tief, um hindurchzugehen. Schon war der Feind ganz nah,
da bemerkten sie, wie ein Hirsch gemächlich durch den Fluß an
das andere Ufer hinüberwechselte. Das schien den Franken ein
Wink des Himmels. Ungefährdet durchschritten sie die Furt, die
ihnen der Hirsch gezeigt hatte. Nun waren sie in Sicherheit, denn
die verfolgenden Sachsen konnten den Übergang nicht finden.
2X4 HESSEN

Von dieser wunderbaren Rettung seines Heeres war Karl tief


ergriffen. Er sah, daß an dieser Stelle ein liebliches und frucht­
bares Land war, legte hier eine Stadt an und nannte sie „der
Franken Furt“.
4 . L esen und a n tw orten Sie!
Warum nennt man Marburg die Stadt der Bildung und des
Glaubens?
MARBURG
Marburg ist eine Universitätsstadt. Bei rund 75 000
Einwohnern stellen die rund 17 000 Studenten und 6000 M itar­
beiter der Universität nicht nur den größten W irtschaftsfaktor
dar, sie prägen auch das Leben in der A ltstadt. Die 21
Fachbereiche der Philipps-Universität sind über das Stadtgebiet
zerstreut. Die Universität wurde 1878 gegründet. Viele Tafeln an
den alten Häusern der Stadt erinnern an die großen Gelehrten der
Universität.
Die größte Sehens­
würdigkeit ist die E li­
sabethkirche. D iese K ir­
che hat ihre Vorge­
schichte.
In Marburg lebte
Elisabeth, die Frau des
Landgrafen Ludwig von
Thüringen und Hessen. Als
sie zwanzig Jahre alt war,
verlor sie ihren Mann. Der
neue Landgraf vertrieb die
junge Frau von der
Wartburg. Die junge Frau
und ihre Kinder
verbrachten ein ganzes
Jahr in großer Armut.
Doch schließlich erhielt
Elisabeth ihren Mar-
burger W itw ensitz. Sie
begann sofort etwas Gutes
für die Armen zu tun.
Sie gründete in Marburg
ein Armenhospital. Sie
arbeitete bis ans Ende
ihres Lebens dort. Vier
Marburg: Heilige Elisabeth-Figur aus Jahre nach ihrem Tod
der Elisabeth Kirche wurde Elisabeth heilig­
gesprochen5 und man
HESSEN 215
begann mit dem Bau der Elisabethkirche. Dann dauerte es nicht
lange, bis von den ersten Wundern am Grab der Heiligen
gesprochen wurde. Marburg entwickelte sich zu einem der
bedeutendsten W allfahrtsorte” des M ittelalters.

1. Lesen Sie den Text, und antw orten Sie auf die Frage:
W om it beschäftigte sich Goethe als M inister in Weimar?

JOHANN WOLFGANG GOETHE


Goethe wuchs in Frankfurt auf, die m it ihren 36 000
Einwohnern zu den größten und reichsten Städten Deutschlands
zählte. Bereits in der Kindheit hatte Goethe alle M öglichkeiten,
seine Anlagen und Talente auszubilden. Den Unterricht erteilten
der Vater und Hauslehrer. Goethe erlernte fremde Sprachen,
beschäftigte sich m it M athematik, Geschichte, Geographie und
Zeichnen sowie mit Klavierspielen. A uf den Knaben machte auch
das Puppentheater einen großen Eindruck.
1765 kam der Sechszehnjährige in Leipzig an. Er studierte m it
wenigem Eifer Rechtswissenschaft, erweiterte vor allem seinen
künstlerischen Gesichtskreis und schloß viele Bekanntschaften. Zu
dieser Zeit entstanden erste Gedichte, die Anette-Lieder und
Lustspiele. Eine heftige Krankheit zwang Goethe, ohne Abschluß
des Studium s 1768 nach Frankfurt zurückzukehren.
Goethe reiste im Frühjahr 1770 nach Straßburg, um seine
juristische Ausbildung abzuschließen. Dort lernte er Herder
kennen, der auf ihn einen großen Einfluß ausübte. W eite R itte
durch die herrliche Landschaft im Elsaß verm ittelten Goethe das
Erlebnis der Schönheit der Natur; auf Anregung Herders
sammelte er elsässisclie Volkslieder. A us einem Volkslied entstand
Goethes Version des „Heidenrösleins“, das Liebesverlangen und
Liebesleid ins Bild setzt.
Wieder nach Frankfurt zurückgekehrt, eröffnete Goethe ein
Rechtsanwaltbüro.
Der mit seiner Lebenssituation in Frankfurt unzufriedene
Dichter folgte 1775 der Einladung des achtzehnjährigen Herzogs
Karl August an den Hof nach Weimar. Geplant war ein Besuch
von Wochen oder Monaten. Es wurden 57 Jahre. Goethe versuchte
216 HESSEN

Johann Wolf gang Goethe

als M inister den Straßenbau und die Finanzen in Ordnung zu


bringen, kümmerte sich um den Bergbau und die Landwirtschaft.
Goethe war viel unterwegs. Er trieb geologische und
mineralogische Studien.
In den Jahren 1786 bis 1788 weilte Goethe in Italien. Kurz
nach seiner Rückkehr lernte er die 24jährige Christiane Vulpius
kennen. Aus dieser Bekanntschaft wurde bald eine feste Bindung.
Die Zeit in W eimar war auch m it Friedrich Schiller verbunden.
Beide großen M eister verband eine tiefe Freundschaft.
Johann W olfgang Goethe starb in Weimar am 22. März 1832.
Goethe war der genialste Dichter des Sturm und Drangs7 und
gab den bürgerlich-revolutionären und nationalen Idealen dieser
Zeit einen überzeugenden Charakter. Seine Werke „Götz von
Berlichingen“, „Prometheus“, „Die Leiden des jungen W erthers“,
„Nathan der W eise“ und natürlich der „Faust“ machten ihn in der
ganzen W elt bekannt.
2 . A ntw orten Sie!
Wann wurde Goethe geboren?
W er erteilte ihm Unterricht?
Wo studierte er?
Wen lernte er in Straßburg kennen?
Mit wem verband ihn eine lange und herzliche Freundschaft?
3. Suchen Sie im Text S ä t 2 e, die folgendes bestätigen!
Goethe war mit dem Liedgut des Volkes verbunden.
Der junge Goethe erhielt vom Vater eine allseitige Erziehung.
Am Hofe des Herzogs beschäftigte sich Goethe vielseitig.
HESSEN 217
4. E rzählen S ie a n h a n d des biographischen Überblicks über das
Leben von J . W. Goethe!

28.8.1749 Goethe in F ra n k fu rt am M a in geboren;


S tu d iu m in L eipzig u nd Straßburg;
W erke „G ötz von B erlichingen“, „Die
Leiden des ju n g en W erthers“, Lyrik.
1775 Übersiedlung nach W eim ar; A rbeit am
H ofe als M in ister; L y rik u. a. „Über allen
G ipfeln“, B alladen, dram atische W erke
„Egm ont“.
1786— 1788 Reise nach Ita lien .
1794— 1805 S ch a ffe n sb u n d m it Friedrich Schiller;
„Faust“ I. (1 8 0 6 ); „D ichtung und
W a h rh e it“ (1 8 1 1 — 1817); „Faust“ I I .
(1 8 3 2 ).
Gestorben am 22.3.1832 in W eim ar.

5. Lesen Sie die Gedichte! Sagen Sie, welche Gefühle der D ichter
ausdrücken will! L ernen S ie die Gedichte auswendig!

Mailied

Wie herrlich leuchtet Im Blütendampfe


Mir die Natur! Die volle Welt.
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur! О Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Es dringen Blüten Wie blickt dein Auge!
Aus jedem Zweig, Wie liebst du mich!
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch, So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Freud' und Wonne Und Morgenblumen
Aus jeder Brust. Den Himmelsduft,
О Erd', о Sonne!
О Glück, о Lust! Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
О Lieb', о Liebe! Die du mir Jugend
So golden schön, Und Freud' und Mut
Wie Morgenwolken Zu neuen Liedern
Auf jenen Höhn! Und Tänzen gibst.
Du segnest herrlich Sei ewig glücklich,
Das frische Feld, Wie du mich liebst!
HESSEN

W anders Nachtlied

Über allen Gipfeln


Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

G efunden

Ich ging im Walde „Soll ich zum Welken


so für mich hin, gebrochen sein? “
und nicht zu suchen,
das war mein Sinn. Ich grub's mit allen
den Würzlein aus,
Im Schatten sah ich zum Garten trug ich's
ein Blümchen stehn. am hübschen Haus.
wie Sterne leuchtend,
wie Äuglein schön. Und pflanzt' es wieder
am stillen Ort;
Ich wollt' es brechen, nun zweigt e s immer
da sagt' e s fein. und blüht so fort.

1. Lesen und übersetzen Sie!

DIE RHÖN
Die Wasserkuppe ist der höchste Berg der Rhön (950 m), und
der Katzenbuckel (626 m) überragt alle seine Nachbarn im
Odenwald. Beide Berge sind vulkanischen Ursprungs und ragen
HESSEN 219
aus einer mächtigen Gesteinsdecke aus Buntsandstein heraus, die
das Landschaftsbild zwischen diesen beiden Erhebungen verbindet
und weitgehend prägte und prägt. Buntsandstein ist gleich­
bedeutend m it kärgsten Böden, und das wiederum bedeutete bis
vor wenigen Jahrzehnten noch Armut.. Arm sind die Menschen
schon lange nicht mehr. Die kargen Böden sind heute weitgehend
unberührte Landschaft, die im Zeitalter der Um weltzerstörung
immer wertvoller wird.
W ie sieht die Rhönlandschaft aus? Man unterscheidet von
Süden nach Norden die Südrhön, die Hohe oder Lange Rhön und
die Vorderrhön. In der Vorderrhön erkennt man noch am
einfachsten die vulkanische Landschaftsgeschichte des Gebirges.
Hier durchstießen Vulkanschlote den Untergrund. Ihre Füllungen
aus vulkanischem Gestein waren härter als die Umgebung, und die
Abtragung präparierte kegelförmige Berggestalten heraus. Man
spricht zwischen Bad Hersfeld und Hünfeld deshalb auch vom
„Hessischen Kegelspiel“. Markantester Berg dieser Region ist die
Milseburg, eine weithin sichtbare Erhebung, deren beherrschende
Lage sich bereits die Kelten zunutze machten. Sie legten hier
einen mächtigen Ringwall an. Die Hohe Rhön ist der Rest einer
Basaltdecke, die von den Flüssen in einzelne Erhebungen
zerschnitten wurde. Streckenweise ist der flächenhafte Charakter
der früheren Basaltdecke noch erhalten. In diesem Teil der Rhön
erhebt sich die Wasserkuppe. In der Südrhön tritt der vulkanische
Charakter stark in den Hintergrund, weil hier die Abtragung am
stärksten war.
Das Gebirge war von Natur aus ein siedlungsfeindliches
Waldland. Trotzdem begann die Besiedlung schon um 800. Es
wurden die Kloster in Hersfeld und Fulda gebaut. Auch weltliche
Herren fanden Interesse an der Besiedlung und K ultivierung der
Rhön. Das führte zu ständigen Grenzkonflikten, so daß sogar die
Kirchen zu Burgen ausgebaut wurden. Die größte Kirchenburg
steht heute noch in Ostheim.

2. A n tw o rten S ie !
Wodurch bildete sich die Rhönlandschaft?
W ird die Landschaft landwirtschaftlich genutzt?
W ie heißen die größten Berge?

3. C harakteiisieren Sie
a ) die Vorderrhön, b) die H ohe R hön und c ) die Süd­
rhön!
220 HESSEN

D kses Vofofiaf aus


Schön ist die W elt
Hessen hat uns Franz
Magnus Böhme. 1835 in
der Sammhmg
»Volkstümliche Lieder der
Deutschem mitgeteilt. Es
scfteint erst kurz vor dem
Erscfieinungsj aftr des
Bucfies geschaffen worden
i. Schön ist dit Welt; drum hru-dtrl laßt uns
zu sein; von wem, das
weiß man nicht -
viefleicAt sogar von
Franz Magnus Böhme
seibst.
Wie aucA immer:
Das Anapp formulierte,
prägnante Wanderlied
fand cdshcdd große
Verbreitung. Heute zählt
es in der Schule mit Z. 4.

zu den am meisten Wir sind nickt stofe. Wir CaBen uns


wir Brauchen keine Pferde, an jeder Wasserquelle,
gesungenen VofAsQedem. |: ttie uns von dannen zieAn. :| |: wo frisches Wasserfließt. :|

5.
Wir steig'n hinauf Wir reisenfort
auf Berge und auf Hüget, von einer Stadt zur andenij
|: wo uns die Sonne stfefit. :| |: wo uns die WeSt gefällt. ^
Iliedeizsadisen
Cuxhaven
Norden Wilhelm гадап

I Aljrich J<v n Sremerhaven

.Bremen

'erden Lüchow i

.Quakenbrück
leppen
HepfrOlz
iNordhorn |
Wolfsburgj
.Lehne,
X^^Hannover
lückeburg ( SÄ

HafeeirT HUdesheim Salzgitter

H olz->
minden
Harzbui
Northeim-
Größe:
47 412 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 7,3 Millionen

Landeshauptstadt:
Hannover
1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, wo und wann die erste
deutsche technische Hochschule gegründet wurde!

LAND NIEDERSACHSEN
Niedersachsen ist flächenmäßig das zweitgrößte Bundesland,
und m it einer Bevölkerungsdichte von 152 Einwohner pro qkm,
das am dünnsten besiedelte. Es grenzt im Norden an die Nordsee,
im Nordosten an Schleswig-H olstein, Hamburg und Mecklenburg-
Vorpommern, im Osten an Sachsen-Anhalt, im Südosten an
Thüringen, im Süden an Hessen und Nordrhein-W esfalen, im
W esten an die Niederlande und an den Stadtstaat Bremen.
Hauptstadt ist Hannover. Im Land Niedersachsen leben 7,3
Millionen Menschen. Die Größe des Landes ist 47 412 qkm. Die
Weser, Elbe und die Aller durchfließen das Land.
Die Industrie des Landes verfügt über zahlreiche Branchen wie
den Fahrzeugbau, die Elektrotechnik, die chemische Industrie, den
Maschinenbau und die Nahrungsgüterwirtschaft. Ballungsräume
sind Hannover, B raunschw eig/W olfsburg/Salzgitter und Osna­
brück.
Rund 122 000 Studenten haben sich an den Hoch- und
Fachschulen eingeschrieben. Unter anderen an den Universitäten
in Göttingen, Hannover, Oldenburg und Osnabrück sowie den
Technischen Universitäten in Braunschweig — 1745 als erste
deutsche technische Hochschule gegründet — und Clausthal.
Sommerfreuden am Meer und Skivergnügen im W inter — das
und noch vieles mehr bietet Niedersachsen. Eingebettet in
M ittelgebirge und das Norddeutsche Tiefland besitzt es als
einziges Bundesland gleichermaßen Gebirge, Tiefland und Küste.
Das Land hat viele Gesichter: Der Harz, Lüneburger Heide, die
Nordseeküste, das Weserbergland sind wohl die bekanntesten. Sie
ziehen jährlich rund sechs M illionen Touristen an.
Verkehrsmäßig ist Niedersachsen gut erschlossen. Es hat mit
5100 km das um fangreichste Schienennetz aller Bundesländer.
Zur Freude der Touristen haben in Niedersachsen alle Baustile
ihre Spuren hinterlassen, sei es die Romantik, die Gotik, die
N IE D E R S A C H S E N

norddeutsche Bachsteingotik. Zahlreich sind im Lande auch die


Schlösser und Gärten im Stil der Renaissance, des Rokoko,
Bürgerhäuser des Klassizism us und auch moderne Architektur.

2. A ntw orten Sie!


W ie groß ist die Fläche des Bundeslandes?
An welche Länder grenzt Niedersachsen?
W ieviel Menschen leben im Lande?
W ie heißen die Flüsse, die das Land durchfließen?
W as bildet die natürliche Grenze?

Land Niedersachsen: Die Stadt Hameln an der Weser


N IE D E R S A C H S E N 225
3. S tellen Sie Fragen zu den S ätzen !
Im Bundesland sind vor allem die chemische Industrie, die
Elektrotechnik und der Fahrzeugbau entwickelt.
In Braunschweig wurde die erste deutsche technische
U niversität gegründet.
Die Zentren der Industrie liegen in Hannover, Braunschweig,
Salzgitter und Osnabrück.
Ungefähr 122 000 Studenten besuchen die Universitäten und
Hochschulen des Landes.

4. Ergänzen Sie!
Das Land grenzt an . . . . Die wichtigsten Ingustriezweige s in d . . . .
Die bekanntesten Erholungsgebiete Niedersachsen sind ... . Im
Norden bildet die Nordsee ... . A ls einziges Bundesland besitzt
Niedersachsen ... . Im Bundesland findet man solche Baustile
wie ... .
5. M achen Sie sich Stichw orte
а ) zu r geographischen Lage, b) zu r Industrie des Landes,
c ) zu den Bildungseinrichtungen, d ) zum Verkehr und
e ) zu den B au stilen Niedersachsens!

6. Erzählen Sie anhand Ih rer Aufzeichnungen über das Bundes­


land Niedersachsen!

I. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, aus welchen Gebieten das
L and gebildet wurde!

ETW AS AUS DER GESCHICHTE


In der Geschichte haben die Niedersachsen o ft eine bedeutende
Rolle gespielt. Im 5. Jahrhundert siedelten sich Sachsen in
England an; im M ittelalter kamen viele deutsche Kaiser aus
sächsischem Geschlecht. Sächsische Bauern zogen nach Osteuropa
und machten Land urbar, K aufleute gründeten Handelsnieder­
lassungen und Städte.
H Г ерм ания
226 N IE D E R S A C H S E N

Niedersachsen ist noch ein sehr junges Land. Es wurde durch


Verordnung Nr. 55 der britischen M ilitärregierung am 1.11.1946
aus der ehemaligen preußischen Provinz Hannover und den
Ländern Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie
seit dem 1.1.1947 aus Teilen des Landesgebietes Bremen gebildet.
Der Name Niedersachsen bezieht seinen historischen Ursprung von
einer Urkunde, die als „Saxonia Inferior“ oder „Neddersassen“
erstm als 1340 etwa das Gebiet Erzdiözesen1 Bremen und
Magdeburg sowie im weitesten Sinne Mecklenburg-Vorpommern
umschloß.

1. M achen Sie sich näher m it den Niedersachsen bekannt!

DIE NIEDERSACHSEN
Daß Niedersachsen ein wunderschönes Land ist, wissen nicht
nur seine Einwohner, sondern auch all die Durchreisenden, die
seine W iesen und Felder und die riesigen Wälder auf ihrer Fahrt
durchqueren.
Das Land ist noch jung an Jahren, doch mit alten Traditionen.
Tradition und K ultur des Landes werden von den damaligen
Bewohnern, den Sachsen, W elfen und den Friesen geprägt.
Die Umgangssprache auf dem Land mit Ausnahme der
friesischen Inseln ist das P latt, also Niederdeutsch. Natürlich
lernen alle Kinder in der Schule Hochdeutsch. W er es spricht,
unterscheidet m eist gut
zwischen P latt und Hoch­
deutsch. An das Nieder­
deutsche erinnert aber oft noch
die Aussprache des „st“ und
„sp“ an Wortanfang: z. B.
„man s-pricht; der S-tudent
s-tolpert über einen s-pitzen
S-tein“.
Den heutigen Niedersach­
sen sagt man nach, daß sie
hervorragende Charaktermerk­
male haben, die heute von
Max und Moritz, die unschätzbarem W ert sind:
Hauptpersonen des Wilhelm Buschs- Gelassenheit und einen tief-
Poems gründigen Humor. Das beweißt
i^ M i
N IE D E R S A C H S E N 227
nicht zuletzt der populäre Sohn des Landes W ilhelm Busch. Und
dafür steht vor allem auch die Tatsache, wie der ostfriesische Be­
völkerungsteil m it den oft platten W itzen fertig wird2. Sie
„stecken“ die darin enthaltene negative W ertung einfach „weg“3.
„Wat m ut, dat mut (was sein muß, muß sein)“, sagt der
Niedersachse, und wird so m it W idrigkeiten des Lebens fertig.
Bestim m t form te auch die Auseinandersetzung der Niedersachsen,
besonders der Ostfriesen, mit den Stürmen des Meeres ihren
Charakter. Unerschütterlich widersetzten sie sich den Gewalten
der Natur.
Außerdem kann den Niedersachsen Sinn für Nützliches und
Praktisches sowie ein nüchterner Realismus bescheinigt werden.

2. A n tw orten Sie!
W elche Bewohner prägten K ultur und Tradition des Landes?
W ie heißt die Umgangssprache der Niedersachsen?
Worin besteht der W esenszug der Menschen in Niedersachsen?

1. Inform ieren Sie sich über die H a u p tsta d t des Landes N ieder­
sachsen! Sagen Sie, warum H annover den Beinam en
„Großstadt im Grünen“ trügt!

HANNOVER
Die Hauptstadt des Bundeslandes Niedersachsen liegt an der
Leine. Reiche Bodenschätze und die günstige geographische Lage
schufen schon früh die Voraussetzungen für die rasche
Entwicklung einer vielseitigen Industrie. Ihre w ichtigsten Zweige
sind: Gummi, Maschinen-, Stahl- und Fahrzeugbau, Elektrotech­
nik, Lebensmittel, chemische Industrie, Textil, Druck und
Bekleidung. Viele bekannte Unternehmen haben hier ihren Sitz.
Die Bedeutung als w irtschaftliches Zentrum wird noch erhöht
durch die Hannover-Messe.
Hannover ist auch Verkehrszentrum für das westliche
Deutschland und ein wichtiger Knotenpunkt für die Eisenbahn, das
Straßennetz und den Luftverkehr, denn hier kreuzen sich die
bedeutendste Ost-West-Verbindung Europas (Paris-Moskau) und
die wichtige Nord-Süd-Verbindung (Skandinavien-Alpen).
22 8 MIEDERS A C H S E N

Im Jahre 1163 wurde Hannover erstm als urkundlich erwähnt.


Von 1369 gehört die Stadt zum Herzogtum Braunschweig-
Lüneburg. Nach dem Krieg von 1866 wurden Stadt und Land
Hannover preußisch. Im zweiten W eltkrieg erlitt die Stadt
schwere Schäden, die A ltstadt wurde fast völlig zerstört.
Von den vielen historischen Baudenkmälern ist manches Schöne
dem Krieg zum Opter gefallen4, aber viele bedeutende Bauwerke
sind auch erhalten geblieben, so dos A lte Rathaus, die gotische
Marktkirche — seit Jahrhunderten das Wahrzeichen der Stadt —,
das Opernhaus und das W eifenschloß.
Charakteristisch für Hannover, das seit Jahrhunderten den
Beinamen „Die Großstadt im Grünen“ trägt, sind die Parks und
Grünanlagen. Berühmtheit haben die Gärten im Nordwesten der
Stadt erlangt. Eine 2 km lange herrliche Lindenallee führt den
Besucher durch den Georgengarten, einen schönen Garten im
englischen S til, zu dem Großen Garten. Die fast 50 ha große
Anlage wurde 1666 begonnen und 1714 vollendet. An der O stseite,
im Norden und im Süden weit um die Innenstadt greifend, zieht
sich Hannovers Stadtwald.

2. A n tw orten Sie!
Warum konnte sich die Stadt wirtschaftlich schnell entwik-
keln?
W elche Industriezweige gibt es heute in Hannover?
Wodurch wird die Bedeutung der Stadt erhöht?
Wofür ist die Hauptstadt ein wichtiger Knotenpunkt?
Was erfahren Sie über die Geschichte der Bundeshauptstadt?
Wie heißt das W ahrzeichen der Stadt?

3. M achen Sie einen Rundgang durch die S ta d t H annover, und


lernen Sie dabei ihre Sehenswürdigkeiten kennen!

STADTRITNDGANG
Der Rundgang dauert ungefähr zwei Stunden und beginnt am
Opernhaus.
Das Opernhaus wurde 1845—1852 gebaut. Sein Architekt war
Georg Friedrich Loves. Er richtete es als Königliches H oftheater
ein.
Der Gartenfriedhof ist die Ruhestätte bekannter Persön­
lichkeiten wie Charlotte Kestner, der Lotte aus den „Leiden des
jungen W erthers“.
Das Niedersächsische Landesmuseum hat viele Abteilungen.
Zum Beispiel: für Urgeschichte, Natur- und Völkerkunde. In der
N IE D E K S A C H S E N 229
Landesgalerie sind Werke der Malerei und Plastik seit dem 11. Jh.
ausgestellt.
Das Neue Rathaus wurde in den Jahren 1901— 1913 nach
Plänen von Eggart und Halmhuber erbaut. Man hat einen schönen
Rundblick von der 100 m hohen Turmkuppel.
Das Kestner-Museum zeigt ägyptische und antike Kunst,
Kunsthandwerk vom M ittelalter bis zur Gegenwart.
Das Leineschloß ist ein ehemaliger Sitz der hannoverschen
Fürsten und Könige. Im zweiten W eltkrieg wurde es stark
zerstört. 1959—1962 wurde es zum Landtagsgebäude umgebaut.
Die Marktkirche ist ein gotischer Ziegelbau aus dem 14. Jh.
Diese Hallenkirche ist das W ahrzeichen Hannovers. Diese Kirche
besitzt einen gotischen A ltar und gotische Glasfenster.
Der W elfengarten ist ein Landschaftspark. 1857 wurde hier
mit dem Bau eines Schlosses begonnen. Heute ist dort der Sitz der
Universität. Davor steht ein Roß, das Wappentier Niedersachsens.

4. A n tw orten Sie!

Mit welchen Sehenswürdigkeiten wurden Sie beim Rundgang


der Stadt vertraut gemacht?
W as würden Sie sich bei einem Hannoverbesuch ansehen und
warum?

5. Übernehmen Sie die Rolle eines Stadtführers!

6. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t Hannover!

HANNOVER

Wappen Erstes Stadtsiegel wurde 1266


vergeben. Es wurde mehrfach
verändert. Das heutige
Wappen wird seit 1929
verwendet: zwischen zwei
Stadttürmen steht ein Löwe
und im Tor ist ein drei­
blättriges Kleeblatt.
Lage An dem Fluß Leine, am
südlichen Rand des norddeut­
schen Flachlands zwischen
dem Weserbergland und der
Lüneburger Heide.
230 N IE D E R S A C H S E N

Land, Niedersachsen

Höhe 55—106 m über dem Meeres­


spiegel

Fläche 204 qkm

E in w oh n erzah l 513 000

In d u strie Maschinen- und Fahrzeugbau,


Elektrotechnik, Textil, Gum­
mi, Lebensmittel, Druck

S eh en sw ü rdigkeiten Landesmuseum, Opernhaus,


Gartenfriedhof, A ltes R at­
haus, Leineschloß, W elf en­
garten, Kestner-Museum, N eu­
es Rathaus

7. Lesen Sie folgende Texte!

HANNOVER ALLERLEI
Tierklinik und Transplantationen. Um die königlichen Pferde
nötigenfalls zu kurieren, wurde 1778 in Hannover eine „Roß-
arzney-Schule“ gegründet. Aus ihr ging die Tierärztliche
Hochschule hervor, die damit weltweit zu den ältesten
Einrichtugen ihrer A rt zählt. An der Hochschule gibt es die größte
Rinderklinik der W elt. Sie verfügt ebenfalls über eine
Virenisolierstation. Das ist einm alig in Europa. Hier werden
wichtige Erkenntnisse zur Bekämpfung von Tierseuchen gewonnen.
W eltweiten R uf genießt auch die Medizinische Hochschule
Hannover (MHH), ein bedeutendes Zentrum m edizinisch­
naturwissenschaftlicher Forschung. Über 37 000 Patienten werden
in dem Großklinikum jährlich behandelt. Das Transplanta­
tionszentrum der MHH gehört zu den wichtigsten in Europa.
Luftsprünge und Rekorde. In der Vahrenwalder Heide bei
Hannover nahm die Geschichte des M otorflugs ihren Anfang. Der
städtische Angestellte Karl Jatho erhob sich m it seiner Maschine
im A ugust 1903 3 m vom Erdboden und schaffte einen Luftsprung
von 60 m. Erst vier Monate später taten es die amerikanischen
N IEDERSACH SEN 231
Brüder W right gleich, die jedermann als Flugpioniere kennt. Karl
Jathos Name ist dagegen nur Spezialisten bekannt, obwohl er
dafür sorgte, daß Hannover bereits 1907 im Vahrenwald einen
Flugplatz baute.

8 . A n tw orten Sie!

Warum erhielt der erste Text eine solche Überschrift?


W er schaffte den ersten M otorflug und wie w eit war er?

1. Inform ieren Sie sich über einige S tädte des Bundeslandes Nie-
dersachsen!

STADE
Einst lag Stade näher an der Elbe — heute etwa vier Kilometer
davon entfernt — und war bedeutender als Hamburg. Während
der Hanse hatte Stade seine Blütezeit5. Nach dem Dreißigjährigen
Krieg blieben die Schweden bis 1712, sie bauten Festungsanlagen
und prägten das Aussehen der Stadt nach dem großen Brand 1659.
Die St. W ilhadi-Kirche ist eine gotische Hallenkirche. Die St.
Cosmae- und Damiani-Kirche erhielt ihren Namen von zwei
Märtyrern, illyrischen Ärzten des 3. Jahrhunderts. Der Bau
stammt aus dem 13. Jahrhundert, der barocke Turmhelm ist das
Wahrzeichen der Stadt. Das herrliche Rathaus wurde zehn Jahre
nach dem Brand im flämischen Frühbarock neu errichtet (1668).
Das Zeughaus am Pferdemarkt entstand 1698 für die schwedischen
Truppen. Es ist heute ein bedeutendes Regionalmuseum. Das
Freilichtmuseum befindet sich auf der „Insel“ innerhalb des
Festungsgrabens, ein Heimatmuseum ist daneben.

LÜNEBURG
951 wurde auf dem Kalkberg die erste Burg errichtet. Nach
der Zerstörung des Nachbardorfes Bardowick 1189 nahm Lüneburg
seinen w irtschaftlichen Aufschwung. Die Salzquellen machten die
232 N IE D E R S A C H S E N

Rieht. LuoecK

Hamburg

Lüneburg: Das Rathaus

wachsende Siedlung reich. 1247 erhielt Lüneburg die Stadtrechte.


Ab 1267 gab es das Fürstentum Lüneburg. 1371 eroberten die
Lüneburger die Burg und vertrieben die Fürstenfamilie nach Celle,
die dort ab 1378 ihre Residenz hat.
Lüneburg trat der Hanse bei und wurde durch den Salzhandel
eine der reichsten Städte Norddeutschlands. Während des
Dreißigjährigen Krieges ging es m it Lüneburg bergab, nur Ende
des 18. Jahrhunderts gab es noch eine kurze wirtschaftliche
Blütezeit.
Die A ltstadt von Lüneburg ist mit ihren jahrhundertealten
Patrizierhäusern heute besonders reizvoll.
N IE D E R S A C H S E N 233
Straßen m it schönen Backstein-Giebelhäusern schmücken die
A ltstadt. Sehenswert ist das Kaufhaus, das Museum für das
Fürstentum. Hier werden Sammlungen über Stadt, Land, K unst
und Volkskunde gezeigt.
Das K loster Lüne entstand 1412 neu. Seine größte Sehens­
würdigkeit sind die W eißstickereien6 des 13. und 14. Jahr­
hunderts.
D as Rathaus am Marktplatz ist in seiner Größe und Schönheit
in Deutschland einzigartig; es entstand in Jahrhunderten (1240—
1720). Am M arktplatz befindet sich auch das Schloß. Es wird
heute als Gericht verwendet.

GÖTTINGEN
Göttingen hat rund 135 000 Einwohner. Neben dem D orf
„Gutingi“, welches das erste Mal 953 erwähnt wurde, entwickelte
sich im 11. Jahrhundert eine M arktsiedlung. Sie erlangte 1210
Stadtrechte. Einen großen Aufschwung bekam die Stadt 1734 m it
dem Bau der ersten modernen Universität. H eute zählt sie mehr

Gottingen: Das Universitätsgebäude


234 N IE D E R S A C H S E N

als 30 000 Studenten sowie rund 2500 Professoren und


w issenschaftliche Mitarbeiter. Eng m it der Universität verbunden
sind die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek mit
fast drei M illionen Bänden sowie die Akademie der W issenschaften
und die M ax-Planck-Gesellschaft zur Förderung der W issen­
schaften.
Sehenswert ist die liebevoll restaurierte historische Innenstadt.
Das alte Rathaus am Markt erhielt zwischen 1369 und 1443 seine
heutige G estalt. Vor dem Rathaus steht der Marktbrunnen mit
dem Göttinger Wahrzeichen dem „Gänseliesel“. Herrliche alte
Häuser, Kirchen und Museen machen die Stadt sehenswert.
Göttingen ist das kulturelle Zentrum Südniedersachsens. Seine
beiden Sprechbühnen — das Deutsche Theater und das junge
Theater — bieten ein breites Spektrum von der Klassik bis zum
modernen Theaterschauspiel. Die jährlichen Händel-Festspiele und
die alle zwei Jahre Internationalen Orgeltage sind w eit über die
Grenzen der Stadt bekannt.
V ielseitige Sportanlagen wie Hallenbäder, Radrennbahn, Tennis­
halle, Sportplätze geben den Einwohnern und den Gästen der Stadt
viele Möglichkeiten zur sportlichen Erholung.

2. A n tw orten Sie!
W elche Sehenswürdigkeiten machen die Stadt Stade einer Reise
wert?
Wodurch wurde die Stadt Lüneburg reich?
W ann erhielt Lüneburg die Stadtrechte?
Über welche Sehenswürdigkeiten der Stadt Lüneburg haben Sie
A uskunft bekommen?

3 . Sagen Sie: W as erfahren Sie aus dem Text über

а ) die B ildungsstätten, b) die Sehenswürdigkeiten, с ) das


K ulturleben der S ta d t Göttingen!

4 . Sagen Sie, warum die drei S tä d te beliebte A usflugsziele für


viele Touristen sind!

5 . Vergleichen Sie die S tädte Göttingen und Lüneburg nach

a ) der Einwohnerzahl, b) dem Griindungsjahr und dem


W ahrzeichen, с) der Erhaltung der S tadtrech te und
d ) dem Beginn des w irtschaftlichen Aufschwungs!
N IE D E R S A C H S E N 235
6. Lesen Sie die Erzählung, und geben Sie kurz den Inhalt
wieder!

„GÄNSELIESEL“
Göttingens Wahrzeichen ist
das „Gänseliesel“. Man sagt, es
sei das meistgeküßte Mädchen
der W elt, weil jeder
frischgebackene Doktor7 der
Göttinger Universität der
Schönen aus Bronze einen Kuß
auf den Mund drücken muß.
1926 allerdings hatte der
Göttinger Rat das Küssen der
Brunnenfigur bei Strafe
verboten. Ein Jurastudent, der
gegen das Kußverbot klagte,
verlor seinen Prozeß. Trotzdem
wurde weiter geküßt, und
inzwischen hat auch keiner
mehr etwas dagegen.

Symbol der Stadt Göttingen:


„Gänseliesel“

7. Lesen Sie den Text, und geben Sie ihm eine andere
Überschrift!

EIN STREICH
Vor dem Jahre 1848 war in deutschen Städten das Rauchen auf
der Straße verboten. Vor allen die Studenten hielten sich nicht an
das Gesetz, und bekamen deshalb Ärger m it der Polizei.
N IEDERSACH SEN

Da dachten zwei Studenten in Göttingen darüber nach, wie sie


der Polizei einen Streich spielen könnten, und kamen auf einen
guten Einfall. Sie bestellten eine etwa vier Meter lange P feife mit
zwei Mundstücken8. Den großen Pfeifenkopf stopften sie voll
Tabak, setzten ihn in Brand und ließen dann die P feife aus einem
Fenster des ersten Stockes auf die Straße hinab und rauchten.
Das Haus, in dem die Studenten wohnten, stand in der
Hauptstraße. Menschen blieben stehen. Es dauerte nicht lange, da
kam ein Polizist. Er rief den Studenten zu: „Das Rauchen auf der
Straße ist verboten!“ „Wir rauchen im Zimmer!“ „Ihre P feife ist
auf der Straße!“
So ging es eine W eile hin und her9, bis die Polizei m it den
Studenten auf die Polizeistation ging. Der Polizeikomm issar war
ein kluger Mann und verstand Spaß. Er entließ die Studenten,
behielt aber die Pfeife da. Später wurde sie zurückgegeben und
wird heute noch als Erinnerungsstück an die Zeit der Großväter
aufbewahrt.

8 . A ntw orten Sie!


Warum kamen die Studenten auf die Idee, der Polizei einen
Streich zu spielen?
W ie führten sie ihre Idee aus?

i . Lesen Sie den Text, und sagen Sie, für wen der T ext von
besonderem Interesse ist!

CARL FRIEDRICH GAUSS

Am 30. April 1777 wurde C. F. Gauß in Braunschweig geboren.


Er gehört zu den bedeutendsten Mathematikern seiner Zeit.
Schon bevor er als Siebenjähriger in einer Braunschweiger
Volksschule eingenommen wurde, hatte er selbständig lesen und
rechnen gelernt. Schon m it neun Jahren erkannte er das Wesen
der Arithm etik. Er erhielt bald Gelegenheit, sich in das Studium
mathematischer Werke zu vertiefen.
N IE D E R S A C H S E N

1793 bezog Gauß das Collegium Carolinum in Braunschweig,


eine Bildungsanstalt, die eine Fülle von Bildungsgut und
humanistischem Geist verm ittelte. Drei Jahre später ging er an die
U niversität nach Göttingen. Im Jahre 1798 beendete er sein
Studium.
Bereits m it 19 Jahren fand er die Theorie der K reisteilung, die
Konstruktion des regelmäßigen Siebzehnecks. Für Gauß war die
Entdeckung sehr bedeutend. Er entschied sich endgültig zwischen
dem Studium der klassischen Literatur und der M athematik.
1797 gelang ihm der Beweis, daß jede algebraische Gleichung
wenigstens eine Lösung hat. Für diese Untersuchung bekommt er
die Doktorwürde verliehen. Gauß untersuchte die komplexen
Zahlen und veranschaulichte sie geometrisch. A u f ihn gehen die
Methode der kleinsten Quadrate sowie wichtige Begriffe der
höheren M athematik.
1800 kehrt Gauß nach Braunschweig zurück und widmete sich
der Astronom ie. Er berechnete die Laufbahn neuentdeckter
Planeten. Sein Werk „Die Theorie der Bewegung der
Himmelskörper“ machte ihn bei den Astronomen Europas berühmt.
Gauß übernahm die Leitung der Gradmessung des Königreiches
Hannover. Große Verdienste hat er sich um die Entwicklung der
Geodäsie erworben. Gauß errichtete ein magnetisches Obser­
vatorium in Göttingen ein.
Zusammen m it dem jungen Physiker W ilhelm Weber schuf er
den ersten brauchbaren Telegrafen.
Der Gelehrte befaßte sich intensiv mit den Sprachen. Neben
den alten Sprachen beherrschte er Englisch und Französisch.
Später lernte er noch die russische Sprache, um russische
O rginaltexte zu lesen.
Gauß leistete Großes auf den Gebieten der M athematik, der
Astronomie, der Physik und der Geodäsie und wird mit Recht als
„Fürst der M athematik“ bezeichnet.

2. A n tw orten Sie!

W ann wurde Gauß geboren?


W as konnte er schon als Siebenjähriger?
W o studierte Gauß 1793?
W ieviel Jahre studierte Gauß an der Universität?

3. Suchen Sie im Text Sätze, die über

а ) die Theorie der K reisteilung, b) Gauß als Astronom und


Sprachtalent erzählen!
238 N IE D E R S A CH S E N

4 . Sprechen Sie über Leben und Schaffen von C. F. Gauß anhand


der folgenden Daten!

1777, 1793, 1798, 1796, 1797 1 0 )0

1 . Lesen und übersetzen Sie!

LÜNEBURGER HEIDE
Die Lüneburger Heide, umgeben von den Großstädten
Hamburg, Bremen, Hannover und Braunschweig, gehört zu den
beliebtesten A usflug- und Urlaubsgebieten Deutschlands.
Besonders beliebt ist der Naturschutzpark Lüneburger Heide.
Vor rund 260 Millionen Jahren bildeten sich in der Heide
mächtige Salz- und Gipslagerstätten sowie erdölführende Dolom ite.
Die Lüneburger Heide war von mächtigen Eismassen
skandinavischer Gletscher überzogen. Die Gletscher der dar-

Lüneburger Heide
N IE D E R S A C H S E N 239
auffolgenden Saale-Eiszeit haben ein hügeliges R elief der
Landschaft geprägt.
V ielfältig wie die Pflanzenwelt sind auch die Tierarten der
Heide. Man kann immer wieder kreisende Bussarde und Milane auf
der Suche nach Mäusen oder anderem Kleintier entdecken. An den
Gewässern der Heide lassen sich Fischreiher, Haubentaucher und
manchmal sogar Fischadler beobachten. In der Dämmerung tritt
das W ild auf die freien Flächen. In der Heide m it ihren extremen
Lebensbedingungen wie Trockenheit und großen lem peratur-
gegensätzen verbergen sich seltene Heuschrecken- und Spinnenar­
ten.
In der Lüneburger Heide gibt es in W alsrode einen Vogelpark.
In natürlicher Umgebung leben 5000 Vögel in 900 Arten. Dieser
Park ist der größte Vogelpark der W elt.
Die Heidelandschaft rund um den W ilseder Berg ist der älteste
Naturpark Deutschlands. Bereits 1921 hatte der preußische Staat
dieses Gebiet m it 200 qkm Ausdehnung unter Naturschutz
gestellt. Heidekraut und Wacholder bedecken etwa ein D rittel des
Gebiets, der Rest sind weitläufige Nadel- und Laubbaumwälder,
Moore und Niederungen. Dort befinden sich die gefährdeten
Pflanzen Quendel und Zypressen. Ideale Lebensbedingungen gibt
die Heide den Insekten.
Der Serengeti-Großwildpark eröffnete am 28. Mai 1974 seine
Pforten für den Besucher. Die Größe des Parks beträgt heute ca.
165 ha, wovon der Großwildpark allein 130 ha an Fläche
einnimmt. Bis heute haben ca. 950 wilde und exotische Tiere aus
allen Teilen der W elt eine neue Heimat im Park gefunden.

2. A n tw orten Sie!

W elche Tiere kann man in der Lüneburger Heide


antreffen?
Von welchen Städten ist die Heide umgeben?
W ie entwickelte sich die Heide?
W as haben Sie über den Vogel- und Großwildpark
erfahren?
240 N IE D E R S A C H S E N

T i
tzsesvonden
%jtinschönerLand
meisten Deutschen cds
»iftr« heBstes Volkslied
empfundene Werk wurde
183 8 von dem rheini­
schen VoiksÜedsammler
August Wilhelm Fforentin H |, f E |
■p p / , E . 1
von ZMcadmagho
geschahen. Den Text U V V F»f r ' £cr i ff
1. Kein schä-ner Land in d ie s e r Zeit; als hier d as
schrieb er selbst;
cfie Metocfie fiat er in
Anlehnung an die cdten
Volkslieder »Ade, mein
an s-re weit und breit, wo wir uns fin —den wohl
Schatz, ich muß nun fort«
uncf »Ich kann und mag GП fi E* p
f А I D t
nicht fröhlich seim
gestaltet.
u n -te r
a>Zs г ^ 'т г
Lir\— den zur А - bend-zeit,
r
wo wir uns

2. 4.
Da haben wir so manche Stund JetzU Brüder, eine gute Nacht!
gesessen da in froher Rund Der Herr im hohen Himmet wacht,
|: imd taten singen, |: in seiner Güten
die Lieder klingen, uns zu. behüten
im Eiehengrund. :| ist er 6eddcht. i

3.
Daß wir uns hier in (fiesem Taf
noch trejfjfen so vief hundertmal,
|: Gott mag es schenken,
Gott mag es lenken,
er hat die Gnad! :|
Jßordrficin-^cstfülen

Rheine,

Münster,

Bocholt
N o rd rh e in -W e s tf a len
Kleve
Wfesel Reckling­ s^Upp/jtsdt
hausen Rv3e«-biMM
Hamm'
öelsen-
) irchen"

Dulsburgj
Bochum* Be»ne,
K re fe ld \ ) j '
Düsseldorf- 'Wuppertal
Winter Oe« J
’ Mönchen­ Lüdenscheid
iRemscheid
gladbach*
!Leverkusen

.Siegen
!Sieg bürg
)ü re n '
lachen
Größe:
34 067 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 17,1 Millionen

Landeshauptstadt:
Düsseldorf
1. Lesen Sie den Text! Sagen Sie, wieviel M enschen im D ienst­
leistu ngssektor arbeiten!

LAND NORDRHEIN-WESTFALEN
M it 17,1 Millionen Menschen auf 34 067 qkm ist Nordrhein-
W estfalen das bevölkerungsreichste Land der Bundesrepublik
Deutschland. Die Landeshaupstadt heißt Düsseldorf. Die fünf
Regierungsbezirke Düsseldorf, Köln, Münster, Detmold und
Arnsberg sind in 31 Kreise aufgeteilt. Das Land hat 396
Gemeinden, davon sind 23 kreisfreie Städte und 29 Großstädte mit
über 100 000 Einwohnern. Die größten Flüsse sind: der Rhein, die
Lippe und Ems.
W as die W irtschaft im Land Nordrhein-W estfalen anbetrifft,
so kommen aus diesem Land 65 Prozent der deutschen Eisen- und
Stahlproduktion, über 90 Prozent der Kohle und 39 Prozent der
chemischen Produkte, 44 der größten Konzerne haben hier ihren
Sitz.
Der Strukturwandel hat das wirsehaftliche Gesicht Nordrhein-
W estfalens grundlegend verändert. Die Zahl der Beschäftigten in
der Stahlindustrie ist in den letzten Jahren von 240 000 auf
140000 zurückgegangen. Andere W irtschaftszw eige haben an Be­
deutung gewonnen. Nicht weniger als 3,7 M illionen Beschäftigte
zählt die klein- und m ittelständische Industrie, davon drei Viertel
der Dienstleistungssektor.
Das Land verfügt über ein breites, landesweites Forschungs­
netz. An 49 Hochschulen studieren rund 476 000 Studenten.
Der ungewöhnliche Reichtum an Kontrasten macht Nordrhein-
W estfalen unverwechselbar und liebenswert. Die Skala der
Kindrücke reicht vom Industrieland Ruhrgebiet über die großen
Metropole Düsseldorf und Köln, Bonn bis hin zur romantischen
Kcken im Sauerland am nördlichen Niederrhein oder im
Hergischen Land.

2. A n tw orten Sie!
W ieviel Menschen leben in Nordrhein-W estfalen?
W ie groß ist die Fläche des Bundeslandes?
N O R D R H E IN -W E S T F A LE N

Welche Flüsse fließen durch das Land?


W ie heißen die Regierungsbezirke?

3 . Suchen Sie im Text Stellen, die über die In du strie und B il­
dung erzählen!

4. S tellen Sie Fragen

а ) zu r geographischen Lage, b) zu r Industrie, с ) zu r Bildung


und d ) zu den Landschaften des Landes!

5 . Erzählen Sie kurz über das L and Nordrhein-W estfalen!

1. Lesen Sie die N otiz! Geben Sie ihren Inhalt wieder!


Nach 1945 waren innerhalb der britischen Besatzungszone die
rheinischen Regierungsbezirke Düsseldorf, Köln und Aachen zur
Nordrheinprovinz zusammengefaßt worden. Am 23. A ugust 1946
wurde dieses Gebilde mit W estfalen vereinigt: Ein neues Land war
geboren. Es wurde „Nordrhein-Westfalen“ getau ft. Ein Jahr
später kam das Land Lippe hinzu.

1. Lesen Sie den Text!

DER NORDRHEIN-WESTFALE
Nordrhein-W estfalen — das ist Münsterland, Sauerland,
Rheinland, Siebengebirge und Siegerland-W ittgenstein; das ist das
Ruhrgebiet, das Bergische Land, Weserbergland, die E ifel, das
N OR DH IIEIN - W K S T FA L E N 245

Land Nordrhein-Westfalen: Im Bergischen Land

Lipperland, der Teutoburger Wald und der Niederrhein. Und jede


dieser Landschaften hat ihren besonderen Reiz und ihre Eigenart,
die sich auch in den Dialekten, der Sprachmelodie, dem Brauch­
tum und mancher kulinarischer Spezialität äußert.
Die Rheinländer sind, im Gegensatz zu den bedächtigen und
ruhigen W estfalen, ein temperamentvolles lustiges Völkchen. Am
besten kann man das während des rheinischen Karnevals erleben.
Einem ganz anderen Menschen begegnet man im Ruhrgebiet.
Hierher kamen im letzten Jahrhundert Bergleute aus anderen
Teilen Deutschlands und Europas.
In Nordrhein-W estfalen, besonders in der Gegend von Köln,
wurde früher und wird auch heute noch eine A rt Plattdeutsch
щл
246 N O R D R H E IN W E ST F A LEN

gesprochen. Der Kölner Dialekt hat m it der eigentlich nieder-


sächsischen Mundart nur sehr entfernte Ähnlichkeit.
Eine von vielen kulinarischen Spezialitäten ist der herzhafte
W estfälische Schinken mit Pumpernickel1. Oder am Nachm ittag
die berühmte üppige „Bergische K affeetafel“ m it Korinthen und
Butter, M ilchreis m it Zucker und Zimt, H onig, A pfelkraut,
Quark, Schwarzbrot, W affeln und Brezeln.

2 . Sagen Sie, was der Text über


a ) die M enschen, b ) die Sprache und c ) die kulinarischen
S pezialitäten berichtet!

1. Lesen Sie den Text! Was erzählt der Text über das Heine-
Archiv?

DÜSSELDORF
Düsseldorf ist ein Verwaltungs- und Bankenzentrum des Ruhr­
gebietes und zugleich die Hauptstadt des Landes Nordrhein-W est-
falen.
Düsseldorf, einst ein kleines Fischerdorf auf dem rechten
Rheinufer an der Mündung der Düssei, heute eine Messe- und
Kongreßstadt, ein Kultur- und Handelszentrum, erinnert an die
berühmten deutschen Komponisten und Dichter. Schumann und
Mendelssohn-Bartholdy gehören zu den Musikern, die für den Ruf
Düsseldorfs als M usikstadt gesorgt haben.
In der A ltstadt, auf mehr als einem halben Quadratkilometer
Grundfläche, stehen eine Reihe sehr interessanter alter Bauwerke.
Etwa die über siebenhundert Jahre alte Sankt Lambertuskirche,
oder das historische Rathaus von 1573.
Düsseldorf ist die Heim atstadt von Heinrich Heine. Sein
Geburtshaus befand sich in der A ltstadt, Bilkerstraße 53. In
dieser Straße wurde das H eine-Institut im Jahre 1974 eingeweiht.
Im Archiv des Instituts werden etwa 4000 Heine-Manuskripte
N O R D R H E IN W E S T F A L E N 247
aufbewahrt. In der Bibliothek befinden sich rund 10 000 Bände
von und über Heine.
Düsseldorf hat mehrere Museen, z. B. die Kunstsam mlung Nord­
rhein-W estfalen m it Meisterwerken des 20. Jahrhunderts und das
Kunstmuseum m it Hauptwerken der Düsseldorfer Malerschule.
Das Goethe-Museum enthält Manuskripte, Stiche und Autogra­
phen von Goethe sowie Gemälde und Büsten des Dichters.
Die Oper und das Schauspielhaus gehören zu den führenden
Bühnen Deutschlands. Kunst und Mode sind eng m it der Stadt
verbunden. Die Kunstakademie wurde 1777 gegründet und
entwickelte sich zu einer der angesehensten des Landes.
Düsseldorf ist die Hauptstadt des Kunsthandels. Neben den
großen Ausstellungshallen gibt es auch viele kleine Galerien.
Mode wird vorwiegend auf internationalen Modemessen im
März und September vorgestellt. Daß die Mode eine große Rolle
spielt, kann man auch auf der Königsallee sehen. Hier gehen die
etwas reicheren Leute spazieren und zeigen, was zur Zeit modern
ist.

2. A n tw orten Sie!
W elche Sehenswürdigkeiten gibt es in Düsseldorf?
W elche berühmte Persönlichkeiten sind eng mit der Stadt ver­
bunden?
W as beherbergen die Düsseldorfer Museen?

3. Erzählen Sie kurz über die Landeshauptstadt!

4. Inform ieren Sie sich ausführlicher anhand von Z u satzm aterial


über das Leben und Schaffen von Robert Schumann! Berichten
Sie in einem K u rzvortrag darüber!

5. Lesen und erzählen Sie die N otiz!

DIE „KÖ“
Das Herz der Stadt Düsseldorf ist die Königsallee, sie wird
kurz „Kö“ genannt. Dort zeigt sich die elegante W elt, dort trifft
man sich in den Straßencafes und dort wurde der Preußenkönig
bei einem Besuch in Düsseldorf 1848 m it einem Pferdeapfel
beworfen. Der A ttentäter traf nur den Mantel des Königs. Aber
den Düsseldorfern war die Geschichte furchtbar peinlich. Damit
der König nicht dachte, daß sie schlechte Preußen sind, benann­
ten sie die Straße Königsallee.
248 N O R D R H E IN -W E S T F A L E N

6. S tellen Sie sich vor, Sie sind in Düsseldorf.


Bei einem Bummel durch die Stadt haben Sie etwas verloren.
Sie gehen auf die Polizei, um diesen Verlust zu melden.
Spielen Sie eine Szene „Im P olizeirevier“! Nehmen Sie dabei
den Dialog und die Verlustanzeige als H ilfe!

Im P olizeirevier
Einwohner: Guten Tag!
P olizist: Guten Tag!
E: Ich komme wegen einer Verlustmeldung.
P: Ja, und was haben Sie verloren?
E: W issen Sie, ich war gestern im Theater. A ls ich nach Hause
kam und meine Wohnungstür öffnen wollte, sah ich, daß ich
meine Handtasche nicht bei mir hatte.
P: A lso, haben Sie Ihre Tasche im Theater vergessen.
E: Ja, so ist es.
P: Dann schreiben Sie eine Verlustmeldung. Wird Ihre Tasch*
gefunden, werden Sie sofort benachrichtigt. Sie müssen nur
ganz genau Ihre Tasche beschreiben und den Inhalt angeben.
Außerdem brauchen wir noch Ihre Adresse, wenn Sie ein
Telefon haben, auch Ihre Telefonnummer.

V E R L U ST M E L D U N G

eflm Sonntag, dem 4 8 .6 .4 9 9 5 vergaß ich gegen 2 2 W ir


im Theater meine Blandtasche. < D ie lasche ist aus brau­
nem bieder, РВЮ -Produktion, das Bormat ist ungefähr
2 § m al 2 § cm. BHe Basche hat einen vergoldeten V er­
schluß. 9n der Basche befinden sich mein (Personalausweis,
eine kleine Kosmetiktasche, ein Baschentuch sowie eine
ßetdbörse m it 2 f ' ЮМ,
N O R D R H E IN W E S T F A L E N 249

1. M achen Sie eine Reise durch das Land N ordrhein-W est­


falen! Die Reise beginnt m it der S ta d t Köln.

KÖLN
Köln gehört zu Deutschlands ältesten Städten. Mit rund
850 000 Einwohnern ist sie nach Berlin, Hamburg und München
die viertgrößte Stadt der Bundesrepublik und ein w ichtiges Ver­
kehrs- und W irtschaftszentrum . Köln darf sich auch m it Recht
als kulturellen M ittelpunkt betrachten. Die Stadt hat einige
architektonisch interessante und daher auch sehenswerte K ultur­
bauten. Der Dom, das größte gotische Bauwerk auf deutschem

Köln: Gotische Dom


250 N O R D R H E IN W E S T F A L E N

Boden, ist das Wahrzeichen der Stadt. Neben dem Dom gibt es
romantische Kirchen, Bauten von hoher geistes- und bau­
geschichtlicher Bedeutung.
Das A n tlitz der City2 wird wesentlich geprägt durch die neuen
Kulturbauten. A ls Beispiel kann das neue Theater gelten. Köln ist
auch reich an Museen. Das Wallraf-Richartz-M useum offenbart
jedem Museumsbesucher seine Funktion als Schatzhaus und be­
herbergt die m ittelalterliche Kölner Malerschule und eine reiche
moderne Galerie. Das Schnütgen-Museum birgt kostbare Schätze
christlicher Kunst des M ittelalters.
Köln ist Handels- und Industriestadt. Das Finanzzentrum zeigt
sich in der Vielzahl großer Bank- und Versicherungsunternehmen.
Zahlreiche Fachverbände der W irtschaft und W issenschaft haben
sich in Köln niedergelassen. Kennzeichnend für den Messeplatz
Köln sind die Fachmessen im Frühjahr und im Herbst.

2. Antwoiden Sie!

W ie heißt das Wahrzeichen der Stadt Köln?


W elche Müseen gibt es in Köln?
W as beherbergen sie?
Warum kann sich Köln eine Handels- und Industriestadt nen­
nen?

3. Lesen Sie den Text! Sagen Sie, worüber er erzählt!

„FASTELOVEND“
Köln ist eine Stadt des Karnevals. Die Kölner sagen
„Fastelovend“. Freilich der Abend dauert sehr lange. Offiziell
beginnt der Karneval am Elften im Elften um e lf Uhr elf, um
dann allerdings bis Weihnachten in den einstweiligen Ruhestand
zu treten. An Silvester aber erwacht er zu neuem Leben, nimmt
nach und nach von der ganzen Stadt Besitz und steigert sich
schließlich in den Rausch der drei tollen Tage. Drei Tage herrscht
pure Lebensfreude. Die W eiberfastnacht3 ist die Ouvertüre für die
drei tollen Tage, die am Sonntag m it den „Veedelzög“, den
fröhlichen Maskenzügen der Stadtviertel, beginnen, am Rosen­
montag4, wenn „d’r Zog kütt“ (der kilometerlange Zug), ihren
Höhepunkt erreichen und am Dienstag m it dem Kehraus5
ausklingen. Am Aschermittwoch6 ist alles vorbei — ausgenommen
für die Müllmänner, die tonnenweise K onfetti und Luftschlangen
wegkehren müssen.
N O R D R H E IN W E S T F A L E N 251

Das alte Bonner Barock-Rathaus

4. E rw eitern Sie den Dialog! N ehm en Sie dabei den Text zu


H ilfe!
A: Waren Sie schon einmal beim Kölner Karneval?
B: Jedes Jahr bin ich dabei. Ich komme extra hierher. Man muß
sowas einfach erleben. Sie sind wohl das erste Mal hier?
и Jtb Ьэ Ib-

: Ja.
: Das sieht man. W issen Sie, in Köln geht das Treiben schon...
С

5. A n tw orten Sie!
W ie verläuft der Kölner Karneval?
Gibt es in Ihrer Heimat auch so ein Fest?
2 52 N O R D R H E IN -W E S T F A L E N

6. Lesen Sie den Text!

BONN

Bonn ist eine nicht sehr große Stadt. Hier leben rund 280 000
Menschen. Durch seine schöne Lage ausgezeichnet, war sie von
jeher M ittelpunkt deutschen Geisteslebens. H eute hat sich Bonn
zu einer Stadt m it bemerkenswerten wirtschaftlichen U nter­
nehmungen entwickelt wie: Metallwerke, Zement-, Kunstoff- und
Leichtm etallindustrie, pharmazeutische und chemische Fabriken,
Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Verlage, Druckereien und
W irtschaftsverbände.
In der Vorzeit war Bonn eine keltische Siedlung, wurde dann
unter dem Namen „Castra Bonnensia“ bekannt. Um 400 wird
Bonn von den Franken besetzt. In der fränkischen Zeit ist Bonn
Sitz von Grafen und Marktort. 1244 wird Bonn als Stadt
bestätigt. Bis 1814 gehörte Bonn zu Frankreich. 1815 kam sie m it
dem Rheinland an Preußen. Die Revolution 1848 findet auch in
Bonn großen W iderhall. Sechs Professoren der Bonner Universität
ziehen als Abgeordnete in die Nationalversammlung ein. Nach
dem zweiten W eltkrieg wird Bonn Hnupstadt der BRD. Die
H auptstadt ist jetzt nach Berlin verlegt worden.
Bonn hat viele Sehenswürdigkeiten. An einer der schönsten
Stellen liegt, die Beethovenhalle, eine moderne Konzert- und
Kongreßhalle. 1965 wurde ein neues Theater eröffnet. Eindrucks­
voll ist das spätromanische Münster (11. bis 13. Jh.). Karl IV.
wurde hier zum deutschen König gekrönt. Das imposante kur­
fürstliche Schloß, das heute die Universität beherbergt, stammt
aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Ein besonderer W all­
fahrtsort ist das Geburtshaus von Beethoven. Sehenswert sind
ferner das Poppelsdorfer Schloß m it Botanischem Garten, das
Rathaus und das Koblenzer Tor. Das zoologische Museum ist das
bedeutendste seiner A rt in Europa.

7. A ntw orten Sie!

W as erfahren Sie über die Geschichte der Stadt?


W elche Sehenswürdigkeiten gibt es in Bonn?
Ist die Stadt Bonn eine industrieelle Stadt? Begründen Sie die
Aussage!
N O R D R H E IN -W E S T F A L E N
ш

1. Lesen Sie den Text!

HEINRICH HEINE
Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Sein Vater
war ein kleiner Kaufmann, sein Bruder dagegen ein reicher
Bankier in Hamburg. Der Onkel stellte den jungen Heine 1815 als
Lehrling ein. Aber er fühlte sich weder hier noch in seinem
eigenen Geschäft nicht wohl. 1819 durfte er ein Studium antre-
ten; es führte ihn nach Bonn, Göttingen und Berlin. 1825 wurde
er Doktor der Rechtswissenschaften. In Berlin lernte er Hegel und
Alexander von Humboldt kennen und kam m it vielen anderen
W issenschaftlern und Künstlern in Berührung. Auch für ihn
interessierte man sich mehr und mehr. 1822 war ein erster Band
m it Gedichten erschienen, 1826 der erste Teil der „Reisebilder“.
1831 begab sich Heine nach Paris. Er wollte dort sein, wo der
Puls der Geschichte schneller und heftiger schlug. Von hier aus
berichtete er für die „Allgemeine Zeitung“. 1835 wurden die
Schriften Heines und anderer demokratischer Schriftsteller in
Deutschland verboten. Seit dieser Zeit wurde Frankreich endgültig
Heines Exil.
1843 traf er m it Karl und Jenny Marx zusammen, die
ebenfalls ins Exil mußten und Paris als Zuflucht gewählt hatten.
Als sie auch dort 1845 ausgewiesen wurden, schrieb Marx an
Heine: „Vor allem, was ich hier an Menschen zurücklasse, ist mir
die Heinesche H interlassenschaft7 am unangenehm sten.“ Dies
spricht von dem fruchtbaren Gedankenaustausch, der zwischen
dem Dichter und dem großen Philosophen stattfand. M itten in
dieser Zeit fällt die Veröffentlichung der „Neuen Gedichte“, die
unter anderem die Gedichte „Die schlesischen Weber“, „Lebens­
fahrt“ enthalten, sowie das Erscheinen von „Deutschland. Ein
Wintermärchen“.
Im Mai 1848 ging der Dichter zum letzten Male aus dem
Haus. Von dieser Zeit an war er 8 Jahre ans B ett gefesselt8.
Am 17. Februar 1856 starb Heinrich Heine in Paris.
2. A n tw orten Sie au f die Fragen!
Wann begann Heine sein Studium?
Wen lernte Heine in Berlin kennen?
Warum übersiedelt Heine nach Paris?
Was verbirgt sich hinter Marxs Aussage?
254 N O R D R H E IN - W E S T E A L E N

3. Erzählen S ie anhand des Textes und des biographischen Über­


blicks über das Leben und Schaffen H einrich Heines!

13.12. 1797 in Düsseldorf geboren;


1819— 1824 Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie
und Philologie in Bonn, Berlin und G öttingen;
„H arzreise“ (1 8 2 4 ), Reisen nach Polen, Eng­
land, Italien („R eisebilder“).
1825 Doktorexamen (J u ra ); „Buch der L ie d er“ —
Gedichtband (1827).
1831 Übersiedlung nach Paris; Schriften: „Die Roman­
tische Schule“, „Zur Geschichte der Religion und
Philosophie in D eutschland“.
1843 Begegnung m it K a rl M arx, Freundschaft und
Zusam m enarbeit; „Deutschland. Ein W interm är­
chen ".
1848 Beginn der schweren Krankheit.
Gestorben am 17.2.1856.

4. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, von welchem literarischen
W erk die Rede ist!

EIN POPULÄRES GENRE 9


Heine als Prosaautor gewann rasch eine große Leserschaft. Die
„Reisebilder“ stellen eine neue Kunstform aus Elementen der
Reportage, des Reisetagebuchs, der Novelle und des Pamphlets
dar, die Heine in Vollendung beherrschte. Es geht weniger um die
Reisen im einzelnen, als um die M öglichkeit, auf eine sehr
persönliche W eise durch kleine Begebenheiten, Situationsschil­
derungen und Kommentare ein Bild der Realität zu vermitteln:
Reiseschilderung als Gesellschaftsschilderung. Heines „Harzreise“
verknüpft Beobachtungen und Erlebnisse einer Reise durch den
Harz m it Gedanken über die Zustände in seinem Vaterland, über
die Geschichte von Land und Leuten.
Der Leser begleitet den Erzähler von der U niversitätsstadt Göt­
tingen hinauf zum Brocken bis ins Ilsetal. Man erfährt von zwei
W elten, die einander gegenüberstehen: die W elt der „glatten Säle“
und die W elt der „frommen Hütten“. Heine erzählt über die Schön­
heit der Natur, über junge Menschen in einem poetisch­
warmherzigen Ton, oft auch m it Humor. Kräftige ironisch­
satirische Töne herrschen dagegen vor, wenn vom Leben der
Bürger in Göttingen oder anderswo erzählt wird, von ihrer
Untertänigkeit und Deutschtümelei10.
N O R D R H E IN W E S T F A LEN 255
Man spürt beim Lesen der Erzählung die Frische und
Leichtigkeit des Erzählens. Heine beherrschte die Vielfalt
stilistischer M ittel.
5. A ntw orten Sie!
W elche literarische Formen benutzt Heine in seinen
„Reisebildern“? Worüber erzählt der Dichter?

6. Lesen Sie das Gedicht! Sagen Sie, worüber es erzählt!

Lorelei
Ich weiß nicht, was soll e s bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist so kühl und e s dunkelt,


Und ruhig fließet der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet


Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt e s mit goldenem Kamme,


Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe


Ergreift e s mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen


_= Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.
256 N O R D R H E IN -W E S T F A L E N

7. M achen Sie sich m it noch einem Gedicht aus H eines Schaffen


bekannt! Nehmen Sie zum besseren Verstehen das W örterbuch
zu H ilfe!

Es erklingen alle Bäume


Es erklingen alle Bäume,
Und e s singen alle Nester—
Wer ist der Kapellenmeister
In dem grünen Waldorchester?
Ist es dort der graue Kiebitz,
Der beständig nickt so wichtig?
Oder der Pedant, der dorten
Immer kuckuckt, zeitmaßrichtig?
Ist e s jener Storch, der ernsthaft,
Und als ob er dirigieret,
Mit dem langen Streckbein klappert,
Während alles musizieret?
Nein in meinem eignen Herzen
Sitzt des Walds Kapellenmeister,
Und ich fühl', wie er den Takt schlägt.
Und ich glaube, Amor heißt er.

8. A ntw orten Sie!


W elches Gefühl drückt Heine in diesem Gedicht aus?

1. Lesen und übersetzen Sie den Text!

MÜNSTERLAND UND NIEDERRHEINISCHES


TIEFLAND
Wer m it dem Auto im Münsterland oder im Niederrheinischen
Tiefland unterwegs ist, wird sich auf weiten Strecken des
Eindrucks nicht erwehren können11, fernab jeglicher Ballungs­
gebiete in einer richtigen Idylle zu sein, genau m itten auf dem
platten Land12, wobei das W ort „platt“ keineswegs negativ ge­
meint ist. Denn dazu ist die Landschaft viel zu abwechs-
N O R D R H E IN W E S T F A L E N 257

Münsterland: Ein typisches Wasserschloß

lungsreich, zu schön, und das, obwohl dieses Gebiet fast voll­


kommen flach ist.
Die Landschaft erweckt auf weiten Strecken den Eindruck
eines riesenhaften Parks. Kleine Wälder, Felder, W iesen und
Weiden wechseln einander ab. Baumreihen oder W allhecken
umsäumen häufig die Parzellen, so daß man nur selten in die
Ferne schauen kann. Richtige Dörfer sind selten. Viel verbreiteter
sind Einzelhöfe oder — im Münsterland — sogenannte Streusied­
lungen; am Niederrhein sind es Reihendörfer, deren Häuser sich
an den Rändern der vom Rhein auf geschotterten Terrassen13
aufreihen. Und überall, auch an den kleinen Nebenstraßen, stößt
man auf versteckt gelegene W asserschlösser, deren Gemäuer sich
in Wassergräben widerspiegeln.
Einen ländlichen Eindruck hinterlassen auch die kleinen Städ­
te, die sich wie die Knoten eines weitm aschigen N etzes über das
flache Tiefland verteilen. In den meisten Fällen liegen sie genau
dort, wo früher zwischen zwei unpassierbaren Mooren ein ge­
fahrlos begehbarer Durchgang existierte. Hier war es ein leichtes,
W egezölle14 zu erheben und Feinden den W eg zu versperren.

2. Sprechen Sie über die Landschaft des Bundeslandes!


8 Г ер м ания
258 N O R D R H E IN W E STF A LEN

D, iese westfälische
Polka hat in unserem
Jahrhundert durch den
»Spiebmmm und durch
‘Was macht der
ffufirmami
(Fuhrmann und Fährmann)
Aufnahme in zahlreiche
5chuffieder6ücher eine
F 7____ . . В
gefurden. Dies dürfte
sowofd an dem humor-
1. Was m ach t der Tuhr - mann ? D er Ju h r-m an n
voflen Zwiegespräch
zwischen Fuhrmann und ß t > k t f ir-d r
Fährmann hegen ah — -h
auch an der musikalischen ч — } ------- И ff f f ~~7 f f " f - f - ' f f
Möglichkeit, das Lied S p a n n t den Ufa - gen an , die P fer-d e rttehn, die
langsam zu 6eginnen und ß, i к I К F?. . &
mitreißend zu.
beschleunigen. ff v V Г т Т ' T f F
Der Pader6omer Peit-sche knallt, daß la u te s durch die Stra-ß en h a llt
PxligionslehrerJohannes
Hatzfeld gab das Lied in
der Sammlung »West-
fälische Volkslieder« He, Tuhr-m ann he, he, h o l- la , he.
(Münster 1328) heraus,
wobei er auf einen 4.
weniger beachteten Was macht der Fährmann? Da sprach der Fährmann:
Erstdruck aus demJahre Der Fährmann (egt ans Ujer an sichfahr euch nicht,
und denkt: Gevattersmann,
1884 zurikkgreifen »Ich halt nicht lange still, gebt ihr mir nicht aus jeder Kist'
konnte. es komme, wer da kommen w illi ein Stoch van dem, was drinnen ist.«
He, Fährmann he, He, Fährmann he,
he, holla, he'. he, hottt, hef

3.
Da kam der Fuhrmann
mit seinem großen Wagen an,
der war mit Kisten voOgespirht,

2 sich der Fährmann


erschrickt.
He, Fuhrmann he,
he, holla, he!
SacfLsen^nfiolt

\
Magdeburg

Halberstadt

S S ta ß fu rt Y L V j \
W ittenberg1
Wernigerode JCr Г / Q j Bernburg \r
''Quedlinburg f VI X/

S a c h s e n -A n h a lt к
i i \\S
/ Eisleben
Л -о Halle d i * ^ ,

Merseburg

W elßenfels'

/
Größe:
20 443 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 2,8 Millionen

Landeshauptstadt:
M agdeburg
1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, was in der L andw irtsch aft
angebaut wird!

LAND SACHSEN-ANHALT
Das Land Sachsen-Anhalt ist ein sehr junges Land. Es
existierte von 1945 bis 1952 und wieder ab 1990. Das neue
Bundesland hat eine Fläche von 20 448 qkm. Es grenzt an die
Länder Brandenburg, Nieder Sachsen, Thüringen und Sachsen. Die
Landeshauptstadt ist Magdeburg. Die gößten Städte des Landes
sind Dessau und Halle. Die Elbe, Mulda, die U nstrut, die Saale
und ein kleines Stück der Havel fließen durch Sachsen-Anhalt.
Sachsen-Anhalt ist geprägt von verschiedenen reizvollen Land­
schaften, die Tausende Touristen anziehen. An den Hängen der
Flüsse Saale und Unstrut gedeihen Weintrauben. In der Gegend
von Naumburg und Freyburg wird eine beträchtliche Ernte
eingebracht. Dieses Anbaugebiet ist wohl das nördlichste in ganz
Europa.
Erhabene Naturschönheiten und Industriegiganten verdeut­
lichen den Kontrast des Landes. Der Süden des Landes zählte
früher zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Regionen der ehema­
ligen DDR.
Sachsen-Anhalt ist ein bergiges Land. Der höchste Berg des
Harzes ist der Brocken. Im Harz wird man zurückversetzt in eine
Bilderlandschaft deutscher Romantik. Fachwerkhäuser1 in kleinen
Städten und Dörfern wechseln sich ab m it Feldern auf dunklem
Boden höchster Qualität, auf denen Zuckerrüben, Weizen und
Gerste angebaut werden.
Das Bundesland Sachsen-Anhalt zählt zu den an Denkmälern
reichsten Gebieten Deutschlands. Unter den zahlreichen
architektonischen Kleinoden: Quedlinburg, Halberstadt, Gernrode,
Wernigerode, Eisleben und Dessau. N icht zu vergessen Halle mit
seinem m ittelalterlichen Stadtkern und einer Fülle wertvoller
Denkmäler bzw. Sehenswürdigkeiten, angefangen vom Händel-
Haus bis hin zu den Franckeschen Stiftungen.
A u f dem Territorium des heutigen Sachsen-Anhalts haben
viele berühmte Männer gewirkt oder sind hier geboren. Unter
SACH SEN-AN H ALT

M artin Luther auf einer von vielen Kanzeln des Landes

ihnen: Schütz, Telemann, Klopstock, Novalis. Halle ist die


Geburtsstadt des weltberühmten Komponisten Georg Friedrich
Händel. In Eisleben wirkte und lebte der große Reformator Martin
Luther. Der Bauerntheologe Thomas Müntzer wurde in Stolberg
im Harz geboren.
Das kulturelle Erbe des Landes wird gepflegt und gefördert.

2 . A n tw orten S iel
W ie groß ist das Territorium des Landes Sachsen-Anhalt?
An welche Bundesländer grenzt es?
W elche Flüsse fließen durch das Land?
W ie heißt der höchste Berg des H an es?
W as wird an den Hängen der Saale und der U nstrut angebaut?

3 . Stellen Sie Fragen zu den Sätzen!


A u f den Feldern des Bundeslandes werden Zuckerrüben,
W eizen und Gerste angebaut.
A u f dem Territorium des Landes gibt es viele wertvolle
Baudenkmäler.
Viele bedeutende Menschen wie Händel, Telemann und Luther
lebten im Land Sachsen-Anhalt.
SA C H SE N -AN H ALT 263
D ie Städte Quedlinburg, Halberstadt, Dessau und Eisleben
gehören zu den schönsten Städten Deutschlands.

4. Bejahen oder verneinen Sie!


Das Land grenzt an fünf Bundesländer^?)
Zwickau gehört m it zu den größten Städten Sachsen-
Anhalts.(?)
Händel wurde in diesem Gebiet geboren.(?)
Der größte Berg des Harzes ist der Fichtelberg.(?)

5. Gliedern Sie den Text! M achen Sie sich zu jedem Gliederungs­


punkt Stichw orte!

6. Erzählen Sie anhand der Gliederung kurz über das L and


Sachsen-Anhalt!

7. Inform ieren Sie sich ausführlicher über das Leben und


Schaffen von Luther, Telem ann, Schütz und N ovalis! H alten
Sie K urzvorträge!

/~ г \

1. Lesen und übersetzen Sie!

ETW AS A U S DER GESCHICHTE


Von vielen vergessen sind die Ereignisse um 1 8 1 5 /1 6 , das Ende
der Ära Napoleons. A uf dem W iener Kongreß wurde die Karte
Europas neu geordnet. Preußen war schon vorher im Besitz
großer Teile M itteldeutschlands und erhielt nun noch weitere
sächsische Gebiete. Es entstand aus den alten und neuen Gebieten
die neue Provinz Sachsen, sozusagen das Ursprungsgebiet des
heutigen Landes Sachsen-Anhalt.
264 SACH SEN A N H A L T

A ls Enklave2 lag inm itten dieser Provinz Anhalt, das 1863 zu


einem Herzogtum wurde. Anhalt wurde sehr oft geteilt und
wieder zusammengefügt. Diese Entwicklung mündete schließlich
1918 in den Freistaat Anhalt, der bis 1933 bestand. Die Provinz
Sachsen bestand auch nach dem Ersten W eltkrieg weiter als
preußische Provinz.
Die neuere Geschichte Sachsen-Anhalts begann 1945. A us dem
Freistaat Anhalt und der preußischen Provinz Sachsen, die nichts
zu tun hat m it dem Königreich Sachsen, entstand zunächst die
Provinz Sachsen-Anhalt, die 1947 ein Land der DDR wurde. Mit
der Verwaltungsreform 1952 wurde sie wieder abgeschafft und in
Bezirke aufgeteilt. 1990 wurde das Gebiet ein neues Bundesland
der BRD.

2. A ntw orten S ie!


Wann entstand die Provinz Sachsen?
W as wurde 1918 gegründet?
Aus welchen Gebieten entstand 1945 das Land Sachsen-
Anhalt?

3. Erzählen Sie anhand der D aten kurz über die Geschichte des
Bundeslandes Sachsen-Anhalt!

1815/16, 1863, 1918, 1933, 1945, 1947, 1990

1. Lesen Sie die zwei Sagen, und geben Sie ihren In h alt wieder!

Ohne Poesie läßt sich


nichts in der W elt wirken.
Poesie aber — ist Märchen.
J . W. Goethe

Sachsen-Anhalt ist ein Land voll von Märchen, Legenden und


Volkssagen. Ohne das W issen dieser überlieferten „W ahrheiten“
S A CH S E N A N H A L T 265
vergangener Zeiten bleibt Geschichte nur Chronologie, nacktes
Zahlengerüst und „Schulwissen“. Die Brüder Grimm meinen, daß
das „unerschöpfliche Gut der Märchen, Sagen und G eschichten...
uns die Vorzeit als einen frischen und lebenden Geist
nahezubringen... strebt... Das Märchen ist poetischer, die Sage
historischer...“

Merseburger Raben
Das ist die Geschichte vom „Merseburger Raben“. Im Vorhof
des Renaissance-Schlosses begrüßt er den Besucher. Seit der
Zeit des Merseburger Bischofs Thilo von Trotha, auf der Schwelle
vom 14. zum 15. Jahrhundert, vertritt der pechschwarze Vogel
dessen Wappentier. Die Sage erzählt aber, entgegen der
historischen „Wahrheit“ etwas anderes. Thilo habe den Raben mit
Ring aus Reue in sein Wappen aufgenommen, da er seinen
treuen Diener Johann hinrichten lassen ließ. Er hatte geglaubt,
daß der Diener seinen Ring gestohlen habe. Später jedoch fand
sich der Ring bei Dachdeckerarbeiten neben einem toten Raben
in dessen Nest. Es ist eine Volkssage geworden. Fragt man in
Merseburg oder in Magdeburg, in Halle, im Museum und auf der
Straße, man wird die Sage erzählen und auch die Begründung
geben, daß nun immer einer aus der Familie der Raben „büßen“
muß für den Diebstahl seines Artgenossen vor langer, langer Zeit.

8 Brunos
Das ist die Sage von den 8 Brunos (Brüder Grimm): Zu alter
Zeit herrschte Graf Gebhard mit seiner Gemahlin auf Burg
Querfurt. Diese gebar in Abwesenheit des Grafen 9 Kinder auf
einmal, worüber sie heftig erschrak. Denn der Graf hielt schon
die Geburt von Zwillingen für unredlich3. Deshalb wollte sie 8
Kinderlein in einem Kessel heimlich beiseite schaffen, ertränken
und nur das neunte, stärkste behalten. Er wurde Burkhard
genannt. Doch der heilige Bruno, Bruder des Burgherrns, fragte
nach dem Kesselinhalt: „Junge Wölferlin4 oder Hundlein?“,
verhinderte den Kindstod im Mühlenteich, taufte alle auf den
Namen Bruno und ließ sie heimlich aufziehen. Vor seiner
Preußenmission offenbarte er das Geheimnis. Die neun Knaben
wurden ihren wahren Eltern vorgestellt — mit glücklichem Ende.
Den Kessel gibt e s noch heute, nach der Sage heißt der Teich
Wölferteich.
266 SACH SEN-AN H ALT

1. Lesen Sie den Text! Sagen Sie, ob der Text A uskunft über die
ä lteste Bibliothek im Osten Deutschlands gibt!

MAGDEBURG
Die H auptstadt des Landes Sachsen-Anhalt hat rund 290 000
Einwohner. Die Stadt dehnt sich in 15,3 km Länge an der Elbe aus
und liegt in einer Tiefebene. Durch die Elbe hat Magdeburg
Verbindung m it dem europäischen Schiffahrtsnetz.
Magdeburg wurde 805 erstm als urkundlich erwähnt. Nach
Auseinandersetzungen mit dem bischöfischen Hof entwickelte sich
der Ort im M ittelalter zu einem bedeutenden Handelszentrum. Im
Dreißigjährigen Krieg wurde Magdeburg 1631 zerstört. M it der
Industrialisierung im 19. Jahrhundert bildete sich eine starke
Arbeiterklasse heraus.
International is t Magdeburg vor allem durch seinen Schwer­
maschinenbau bekannt.
Magdeburgs kulturelles Leben ist reich und vielseitig. Die
Stadtbibliothek ist die älteste im Osten Deutschlands. Sie wurde
1525 gegründet. Mehrere Hochschulen widerspiegeln ebenfalls
Magdeburgs Rolle als Stadt der Bildung.
Sehenswürdigkeiten im althergebrachtem5 Sinne hat
Magdeburg relativ wenige. Zwei Zerstörungen — 1631 und 1944
— haben viele Zeugen der Stadtgeschichte, der A rchitektur, der
K unst und K ultur vernichtet. Historisches Zentrum Magdeburgs
ist der A lte Markt. Der Marktplatz war stets der bürgerliche
M ittelpunkt der Stadt. Dagegen konzentrierte sich die adlig­
kirchliche Herrschaft im Dombezirk. Dieses Nebeneinander währte
Jahrhunderte. Der Bau des Domes dauerte 311 Jahre. Er begann
1209 und war erst 1520 beendet. Kulturdenkmal ist der
Magdeburger Dom in mehrfacher Hinsicht: als Symbol m it­
telalterlichen christlichen Glaubens, als Baudenkmal, als
Bauensemble. Wände, Bögen, Portale vereinen architektonische
und bildhauerische M eisterschaft.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Kloster „Unser Lieben
Frauen“. Über Jahrhunderte gehörte es zu den Bauwerken, die das
Stadtbild beherrschten und Magdeburgs Silhouette form te. Heute,
nach gründlicher Restaurierung, nimmt das als K ulturstätte
genutzte Kloster unter den romanischen Baudenkmälern Europas
einen hohen Rang ein.
S A C H SEN -ANH A LT 267

Magdeburger Dom: Außen- und Innenansicht

Außer dem Barleber See gibt es in Magdeburg mehrere


Badeseen, die sich gut für Erholung und sportliche Betätigung
eignen.
N icht w eit vom Neustädter See befindet sich der zoologische
Garten. Als Heim attiergarten eröffnet, beherbergt er jetzt in
modernen Gehegen rund 300 Tierarten. Zu seinen Besonderheiten
gehören Nasenbären, Antilopen, Spitzmaulnashörner und
Balistare.

2. A ntw orten Sie!

W ieviel Menschen leben in Magdeburg?


W om it hat die Stadt Verbindung zum Schiffahrtsnetz?
A u f wieviel Kilometer dehnt sich Magdeburg aus?
268 S A C H SE N -A N H A LT

3 . W as wird im Text über


а ) die Geschichte, b) das kulturelle Leben, с ) das
Zentrum , d ) den M agdeburger Dom, e ) das K lo ste r und
f ) den H eim atgarten erzählt?

4 . Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t M agdeburg!

M AGDEBURG

W appen A u f Silber eine rote Burg m it


zwei Türmen sowie ein
Mädchen mit dem grünen
Kranz in der Hand.

G rü n dungsjahr 805

L age An der m ittleren Elbe, am


Ostrand der Magdeburger
Börde.

L an d Sachsen-Anhalt

H öhe 50 m über dem Meeresspiegel

Fläche 171 qkm


E in w oh n erzah l 292 000

In d u strie Schwermaschinenbau

P ersön lich keiten Georg Philipp Telemann, Otto


von Guericke

S eh en sw ü rdigkeiten Magdeburger Dom, Kloster


„Unser Lieben Frauen“, H ei­
m atgarten, Bibliothek

5. Lernen Sie bei einem Rundgang durch die S ta d t etw as näher


die Sehenswürdigkeiten M agdeburgs kennen!

STADTBUMMEL
Machen Sie einen etwa eineinhalbstündigen Rundgang. Er
beginnt bei der Ruine der Johanniskirche. Man kann sie in
SA C H SE N -AN H ALT 269

Magdeburg: Das K loster „Unser Lieben Frauen'

wenigen M inuten vom Parkplatz an der Ernst-Reuter-Allee


erreichen. Zuerst führt die Tour durch die A ltstadt, dann am
Elbufer entlang zum Dom.
Von der Johanneskirche stehen seit 1945 nur noch die Türme
und die Mauern. Sie ist jetzt Gedenkstätte für die Zerstörung
Magdeburgs. In der Turmhalle gibt es eine stadtgeschichtliche
A usstellung.
Das Rathaus ist ein Barockbau aus dem 17. Jahrhundert. 14
Bronzereliefs an der Rathaustür würdigen Persönlichkeiten wie
Till Eulenspiegel, Doktor Eisenbarth, Georg Philipp Telemann und
270 SACH SEN-AN H ALT

den Magdeburger Bürgermeister und Physiker Otto von Guericke.


Gegenüber dem Rathaus steht ein Denkmal für den Physiker.
Der Magdeburger Reiter ist ein Reiterstandbild aus der Zeit
um 1240. Der Reiter ist der Kaiser Otto I.
Das K loster „Unser Lieben Frauen“ ist aus dem 11.
Jahrhundert. Einige Gebäude des Klosters entstanden später. Die
Liebfrauenkirche ist heute Konzerthalle. Im Kloster befindet sich
die ehemalige Klosterbibliothek und ein Museum.
Der Dom ist die w ichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt. Er
wurde im 14. Jahrhundert eingeweiht.

6 . A n tw orten Sie!
Mit welchen Sehenswürdigkeiten konnten Sie sich bekannt­
machen?
W elche Sehenswürdigkeiten würden Sie am meisten interes­
sieren, wenn Sie zu einem Besuch in Magdeburg wären?
Begründen Sie Ihre Aussage!

7. Schreiben Sie einen B rief an Ihre E ltern! Berichten Sie darin,

daß der Zug m it zwei Stunden Verspätung abfuhr,


daß Sie sich deshalb eine ganze Stunde im Bahnhofscafe
aufhielten,
daß Sie in Magdeburg erst nach M itternacht eintrafen,
daß Sie eine Taxi bis zum Hotel nahmen,
daß Sie in einem herrlichen Hotelzimmer bis um 9 Uhr
schliefen,
dann einen ersten Stadtbummel unternahmen, dabei eine nette
Bekanntschaft machten und für morgen nach Hause eingeladen
wurden!

8 . Führen Sie den Dialog fort!


Zwei B ekannte treffen sich im Zug und kommen in s Gespräch.

A : Hallo! Ist das eine Überraschung! Woher kommst du denn?


B: Ich komme aus Magdeburg. War zu einer Konferenz über
Umweltfragen.
A: Ich komme auch von dort. Meine deutschen Bekannten hatten
mich für eine Woche eingeladen. Raus m it der Sprache! W as
hast du erlebt? Welche Eindrücke von der Stadt hast du?
B: ...
A:
SA C H SE N -AN H ALT 271

1. M achen Sie sich m it den Sehenswürdigkeiten einiger S tä d te


des Landes Sachsen Anhalt bekannt!

DESSA U
Dessau ist eine Residenzstadt im Land Sachsen-Anhalt.
W ichtig für die Entwicklung der Stadt waren zwei bis heute
bekannten Regenten6, Fürst Leopold und sein Enkel Fürst Franz.
Ab M itte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Dessau zum
W irtschaftszentrum .
Neue Impulse kamen in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts
vom Bauhaus und m it dem Flugzeugbau. 1945 wurde die Stadt
zu 84% zerstört. Jetzt entsteht eine Großstadt, die mit ihren
historischen Bauten und ihren Parks eines der Zentren des Landes
sein wird.
Das Bauhaus ist eines der w ichtigsten und interessantesten
Architekturdenkmäler des 20. Jahrhunderts. Es wurde nach
Entwürfen von W alter Gropius erbaut und 1926 eröffnet. Heute
versteht sich das Bauhaus als eine wissenschaftliche und
künstlerische Arbeitsgem einschaft. Sie beschäftigt sich m it sozial
und um weltorientierten Stadt- und Raumplanungen.
Die Dessau-W örlitzer K ulturlandschaft, das berühmte
Gartenreich des Fürsten Leopold Friedrich Franz (1740—1817)
fand seine Krönung im W örlitzer Park, dem ersten
Landschaftspark Europas. A u f dem W eg zwischen Dessau und
W örlitz liegen klassizistische Schlösser mit englischen Gärten.
Park- und Industriebauten liegen in natürlicher Landschaft dicht
beieinander.
Dessau und Umgebung haben viele Kulturschätze. Im Schloß
Georgium befindet sich die Galerie m it Gemälden alter M eister
und eine bedeutende grafische Sammlung, Kunstwerke vom 12.
bis zum 20. Jahrhundert.
Die Stadt hat auch ein Theater, Tennisplätze, Fitnessräume,
zwei Schwimmhallen und all die anderen Sportanlagen bieten den
Gästen und den Einwohnern Dessaus vielfältige Erholungs­
möglichkeiten.
272 SACH SEN-AN H ALT

HALLE
H alle an der Saale ist die größte Stadt in Sachsen-Anhalt und
deshalb wissenschaftliches, w irtschaftliches und kulturelles
Zentrum der Region. Zugleich ist Halle eine der ältesten Städte im
m itteldeutschen Raum.
Halles Lage an der Kreuzung alter Handelsstraßen und in der
Nähe wichtiger Salzquellen begünstigte die Entwicklung der Stadt.
Salzgewinnung und Salzhandel brachten Halle vor allem im M it­
telalter Ansehen und Reichtum.

Halle: Marhthirche
SA C H SE N -A N H A LT

Nach der Gründung der Halleschen U niversität im Jahr 1694


und der Franckeschen Stiftungen ein Jahr später entwickelte sich
in der Stadt ein reiches kulturelles und geistiges Leben. Berühmte
Gelehrte, W issenschaftler und Künstler siedelten sich an und
begründeten den guten Ruf Halles als Schulstadt. Aber auch als
M usikstadt errang Halle W eltruf. Hier wirkten bedeutende
Komponisten wie Georg Friedrich Händel, Samuel Scheidt,
Friedemann Bach und Robert Franz. Georg Friedrich Händel, am
23. Februar 1685 in Halle geboren, wird noch heute als „Großer
Sohn der Stadt“ verehrt.
M it seinen kulturhistorisch wertvollen Baudenkmälern,
Museen, Theatern und wissenschaftliöhen Einrichtungen ist Halle
— die über tausendjährige Stadt an der Saale — heute eine
blühende und liebenswerte Großstadt.

WITTENBERG

Martin Luther, der berühmteste Sohn W ittenbergs, verbrachte


35 Jahre seines Lebens in dem Elbestädtchen.
Das m it 2500 Einwohnern als Stadt geltende Dorf profitierte
Ende des 15. Jahrhunderts von der Aufgeschlossenheit seines
Kurfürsten Friedrich des W eisen. Er war entschlossen, aus dem
Städtchen eine Zierde der modernen W issenschaft zu machen.
Nicht nur architektonisch änderte W ittenberg sein Bild, die
Studenten waren nach der Gründung der Universität 1502
unübersehbar. M it ihnen kamen viele Gelehrte wie der berühmte
Reformator Martin Luther und das junge Genie Philipp
Melanchthon. Damit dieser Flair der Stadt nicht verlorengeht, tu t
W ittenberg auch heute noch viel für seine A ltstadt. Die
einheitlichen Fassaden der Collegien- und Schloßstraße verbinden
seit Jahrhunderten das fürstliche und geistige Zentrum der Stadt.

2. A n tw orten Sie!

W as erfahren Sie über das Bauhaus Dessau?


Wo befindet sich der erste Landschaftspark Europas? W er hat
ihn geschaffen?
Welche K ulturschätze befinden sich im Schloß Georgium?
Wohin gehen die Einwohner Dessaus, um sich sportlich und
kulturell zu erholen?
Warum nennt man Holle Zentrum der W issenschaft,
W irtschaft und Kultur des Landes Sachsen-Anhalt?
W er lebte in W ittenberg?
SACH SEN-AN H ALT

3. Sagen Sie, warum die S tä d te Dessau, H alle und W ittenberg


beliebte A usflugsziele für viele Touiisten sind! Nehmen Sie
eine K a rte zu r H and, und berichten Sie über die geographische
Lage der drei Städte!

1. Lesen Sie den Text, und antw orten Sie auf die Fragen!
W elche Instrum ente lernte Händel spielen?
Erzählt der Text über die Studienjahre des Komponisten?

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL


Georg Friedrich Händel wurde am 23. Februar 1685 bei Halle
geboren.
Schon sehr früh zeigte Georg Friedrich Händel besondere Liebe
zur Musik. Er lernte Klavichord, Orgel, Violine und Oboe spielen.
Auch in der Komposition machte er in kurzer Zeit erstaunliche
Fortschritte. Bald schrieb er seine ersten Stücke.
A uf Wunsch des Vaters ging Georg Friedrich auf die
Universität. Er sollte Rechtswissenschaft studieren. A us dem
Studium wurde aber nichts. Mit achtzehn Jahren verließ er seine
H eim atstadt und ging zunächst nach Hamburg. In Hamburg
leitete er das Opernorchester.
Im Jahre 1706 fährt er nach Italien, später nach England. Er
schrieb mehrere Opern für die Londoner Bühnen. Bis zum Jahre
1740 komponierte er über 40 Opern. Der S toff war größtenteils
dem klassischen Altertum oder der orientalischen Geschichte
entnommen.
Um die italienische Oper zu bekämpfen, wurde 1728 die
sogenannte „Bettler-Oper“ aufgeführt. Mit bewußt volkstümlichen
Melodien, die zum Teil sogar aus Handels Opern entnommen
waren, und derben Texten machte man sich über die italienischen
Opern lustig. Der Erfolg dieser „Bettler-Oper“ war so groß, daß
sie neunzigmal wiederholt werden mußte.
Etwa seit 1740 schrieb Händel ausschließlich Oratorien, im
ganzen 27. Sie gehören zu den großartigsten W erken der
Menschheit.
Infolge jahrelanger Überanstrengung waren seine Augen so
schwach geworden, daß er die Komposition unterbrechen mußte.
SA C H SE N -AN H ALT 275
Händel m ußte noch viele Jahre in voller Blindheit zubringen.
Er starb 1759 und wurde in der W estm inster-A btei7 in London
beigesetzt.
Seine Zeitgenossen schildern Händel als eine eindrucksvolle
Persönlichkeit. In all seinen Handlungen war er energisch und
zielbewußt. Die Menschen m it seiner K unst zu erziehen,
betrachtete er als seine größte Aufgabe. Nahezu unübersehbar ist
die Anzahl seiner Werke. Die Gesamtausgabe um faßt hundert
Bände.
Ludwig van Beethoven verehrte Händel zeitlebens als den
größten Komponisten. „Händel ist der unerreichte M eister aller
M eister“, rief er einmal aus, „geht hin und lernt, m it so einfachen
M itteln so Großes hervorzubringen!“

2. A ntw orten Sie auf die Fragen!


Wann wurde Georg Friedrich Händel geboren?
W ie heißt seine Geburtsstadt?
A u f wessen W unsch ging Händel auf die Universität?
W as studierte er dort?
Wohin ging Händel m it achtzehn Jahren?

3 . Fragen Sie in einem Gespräch nach


a ) den Jahren in Italien und England, b) d er „Bettler-
Oper“, c ) der K rankheit H andels, d ) den Aussagen der
Zeitgenossen von Händel!

4. Erzählen Sie kurz über das Leben und Schaffen des großen
Kom ponisten!

Nach Orginal zu Handels Oper „Radamlsto“


276 SACH SEN-AN H ALT

1. Lesen und übersetzen Sie den Text! Nehmen Sie, wenn nötig,
das W örterbuch zu H ilfe!

HARZ
Der dicht bewaldete Harz ist das höchste und wohl auch
schönste M ittelgebirge Norddeutschlands. Jäh steigt das Gebirge
aus seinem flachen Vorderland auf, und die 1142 m hohe
Granitkuppe des Brockens ist schon aus großer Entfernung
sichtbar. Hier sollen der Sage nach dämonische G estalten ihr
Unwesen treiben8, und kein geringerer als Johann W olfgang von
Goethe ließ sich davon für seinen „Faust“ inspirieren.

Harz: A uf dem „Königswege“


SACHSEN A N H A L T 277
Das etwa 90 km lange und nur 30 km breite Gebirge gliedert
sich in den rund 600 m hohen Oberharz im Nordwesten und dem
Unterharz im Osten. Dazwischen erhebt sich das mächtige
Brockenmassiv, dessen Hochfläche in rund 800 m Höhe das
zentrale Bergland des M ittelharzes bildet.
Die Flora des Harzes bietet eine Vielzahl seltener Pflanzen,
während Flur und Wald einen großen Reichtum an Pilzen und
Beeren auf weisen.
Auch die Tierwelt hat sich trotz der Industrialisierung
erhalten. Der letzte Bär wurde zwar um 1700 und der letzte W olf
um 1800 erlegt, aber das Hoch- und Rotwild zeigt sich in
stattlichen Rudeln, und das Schwarzwild wühlt in den
Schluchten9. Die gefiederten Waldsänger geben dem Wanderer ein
vielstim m iges Konzert.
A ls K ulturlandschaft besitzt der Harz seine traditionelle,
unverwechselbare Individualität, wie sie im Lauf der Geschichte
von den Menschen geprägt wurde, die hier wohnten. Es war
besonders eine Gruppe, die dem Gebirge seit dem Ende des M it­
telalters ihren Stempel aufgedrückt hat: die Harzer Bergleute, die
ursprünglich gar keine Harzer waren, sondern aus dem Erzgebirge
stammten.
Für kulturhistorisch interessierte Menschen ist der Harz eine
wahre Fundgrube10. Schlösser und Burgen, Pfalzen und
B ischofssitze, Dome und Kirchen sind Zeugnisse der über
eintausendjährigen Geschichte dieser Region. Hier waren Sitz und
W irkungsfeld der ersten deutschen Könige und Kaiser sowie
unbekannter M eister.
Im Harz gibt es viele m ittelalterliche Fachwerkstädte. Zum
Beispiel die malerischen Orte wie W ernigerode, Quedlinburg und
Stolberg sind nur einige von ihnen.
Im Harz gibt es viele Tropfsteinhöhlen. Der höchste Berg des
Harzes ist der Brocken.

2. A n tw orten Sie!
W as charakterisiert die Flora des Harzes?
Welche Tiere bestimmen die Tierwelt des Gebirges?
W elche Menschengruppe machte Geschichte im Harz?

3. Lesen Sie den Text noch einmal! Gliedern Sie den Text!
M achen Sie sich zu jedem Punkt Stichpunkte!

4. Erzählen Sie anhand der Stichpunkte über


а ) die Lage, b) Flora und Fauna, с ) die Bergleute
und d ) B auten des Gebirges!
SACH SEN-AN H ALT

D e r abte Brauch vom


So treiben wir
Austreiben des Winters
6zw. des Todes wurde in
den verschiedensten
den‘Winter aus
Genenden Deutschlands
gepflegt: An Lätare, dem
dritten Sonntag vor
Ostern, vertrieboder
verbrannte man den
i. S o trei — ben wir den Win — fe r aus durch
Winter in Gestabt einer
Strohpuppe und feierte
gleichzeitig den Einzug
des Friddmgs.
— sre Sradt- zum ihr hin - aus. m it
Dabei wurde dieses Lied
gesungen.
Seine Meboaie wurde
durch Martin Luthers
Parodie »Nun treiben Sein jße — tru g und Li — sttr\, den

wir den Babst heraus«


(Wittenberg 1545)
bekannt, während sich der
Text erst 1584 in
einem Gespräch über den
Gregorianischen Kalender 2. 3.
findet. Wir stürzen iAn von Nun fusb'n den Winter wir
Berg zu Tat auMeiriefi'n,
damit er sich zu Tode/ad so bringen wir den Sommer wieder
und uns niefu mehr betrüge den Sommer und den Maien
durcA/alscde Lehr und Lüge. mit Btündein manefierteien.
щ

Kheinland'f’falz
Größe:
20 000 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 3,7 Millionen

Landeshauptstadt:
Mainz
1. Lesen S ie den Text, und sagen Sie, wer die Schönheit des
Landes preiste!

LAND RHEINLAND-PFALZ
Das Bundesland Rheinland-Pfalz liegt im Herzen Europas und
im W esten Deutschlands — an den Grenzen zu Frankreich,
Belgien und Luxemburg. Mehr als 3,7 Millionen Menschen leben
in diesem Bundesland, das sich über eine Fläche von rund 20 000
Quadratkilometer erstreckt. Fast 48 Prozent der Fläche sind
landwirtschaftlich genutzt, hier befindet sich Deutschlands
größtes W einbaugebiet. Über ein D rittel der Fläche von
Rheinland-Pfalz nehmen Wälder ein. Der Rhein durchfließt das
Bundesland von Süden nach Norden. Das Bundesland ist in drei
Regierungsbezirke eingeteilt. Das sind Koblenz, Trier und
Rheinhessen-Pfalz. Die Landeshauptstadt ist Mainz. W eitere
größere Städte sind Koblenz, Ludwigshafen, Neuwied, Trier und
Worms.
Die industriellen Zentren liegen außerhalb des Landes
Rheinland-Pfalz. In einigen Regionen ist die Schuhindustrie und
die weltbekannte Edelstein- und Schmuckwarenindustrie stark
entwickelt.
Rheinland-Pfalz wird oftm als auch als die Drehscheibe des
Verkehrs1 bezeichnet. Durch die Autobahnen (775 km) und das
große Straßennetz ist das Land in das nationale und interna­
tionale Verkehrsnetz eingebunden.
Einen guten Klang hat das Land als Herkunftsland des
Weines. Drei von vier Gläsern deutschen W eines, die weltweit
getrunken werden, stammen aus den Anbaugebieten des größten
deutschen Weinlandes. Der Weinbau hat die K ultur in den
Landschaften zwischen Rhein und Mosel und in der Pfalz in
Jahrhunderten geprägt. Er verleiht ihnen ihren einzigartigen
Charakter — und erweist sich bis in unsere Tage als Magnet für
viele Gäste.
Die m annigfaltigen Landschaften mit Flußtälern und Wäldern
bieten noch fast unberührte Natur und viel G eselligkeit. Die
R H E IN L A N D PFALZ

Rheinland-Pfalz: Romantische Tal d e s R ti e in la u fs

Pfälzer vertreten die Meinung, daß es keinen anderen Landstrich


auf Erden gibt, der schöner ist als ihre Pfalz.
Das Tal des Rheinlaufs zwischen Bingen und Koblenz gilt seit
Jahrhunderten als der Inbegriff der Romantik2. Heinrich Heine,
Clemens Brentano, Victor Hugo, Richard W agner sind die wohl
bekanntesten Künstler des vergangenen Jahrhunderts, die den
Rhein in dieser Landschaft priesen. Die Ritterburgen, gotischen
Dome, Sanatorien, Promenaden und weißen Ausflugsdam pfer
wirken wie früher: beruhigend und wunderschön. Sie geben auch
einen Einblick in die kulturellen und geschichtlichen Ereignisse
dieses Landes.

2. A ntw orten Sie!


An welche Länder grenzt das Bundesland?
W ieviel Menschen leben in Rheinland-Pfalz?
W ie groß ist das Landesgebiet?
W elche Bezirke gehören zum Land Rheinland-Pfalz?
R H E I N L A ND PF A L Z 283
W ie heißen die Landeshauptstadt und die anderen großen
Städte?
W elche Flüsse durchfließen das Territorium?

3. Ergänzen Sie.'
Viele bekannte Künstler priesen in ihren W erken ... . Die
Industrie von Rheinland-Pfalz besteht aus ... . Ein Drittel der
Fläche nehmen ... ein. Das größte deutsche Weinbaugebiet
befindet sich ... .

4. Suchen Sie im Text Sätze, die folgende Gedanken bestätigen!


Das Bundesland Rheinland-Pfalz ist durch seinen Weinanbau
bekannt.
Rheinland-Pfalz bietet gute Möglichkeiten zum Reisen.
Jahrhundertealte Spuren berichten von der Kultur und
Geschichte des Landes.

5. Erzählen Sie kurz über das B undesland Rheinland-Pfalz!

1. Inform ieren Sie sich anhand dieses Textes über die Geschichte
des Bundeslandes! Geben Sie kurz den In h alt wieder!

ETWAS AUS DER GESCHICHTE


Rheinland-Pfalz ist ein junges Land, wenn auch älter als die
Bundesrepublik Deutschland. A ls politische Einheit, als deutsches
Bundesland wurde Rheinland-Pfalz nach dem Krieg am 30.
August 1946 per Dekret des französischen Oberkommandierenden
in Deutschland geschaffen. Viele Menschen hatten damals
bezweifelt, daß das, was durch einen Befehl ins Leben gerufen
worden war, Bestand haben3 könnte. Es hat tatsächlich eine Zeit
gedauert, bis die vielen verschiedenen Völkergruppen zu einer
Einheit zusammengewachsen waren. Heute fühlen sich alle als
Rheinlandpfälzer. Nur die Unterschiede in der M entalität und die
„Färbung der Sprache“ erinnern an die einmal unterschiedlichen
Völkergruppen.
In den mehr als 40 Jahren des Zusammenlebens ist aus dem
„Armenland“ der Bundesrepublik ein weithin beachtetes Land
284 R H E IN L A N D -P F A L Z

geworden. Die Bürger können stolz darauf sein. Es war das


Ergebnis gemeinsamer, erfolgreicher Anstrengungen, daß aus
diesem Land ein Land mit Zukunft wurde.

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, ob er eine Inform ation über
einen berühmten Deutschen enthält!

MAINZ
Mainz, die H auptstadt des Landes Rheinland-Pfalz, hat eine
äußerst verkehrsgünstige Lage. Diese war es auch, welche schon
frühzeitig Handel und Gewerbe zur Blüte brachte. Die Stadt zählt
rund 182 000 Einwohner.
A ls Metropole des größten deutschen W einbaugebietes spielte
Mainz schon immer eine bedeutende Rolle im internationalen
W einhandel. Die Industrie um faßt vor allem die Computer-
Produktion (größtes Werk in Europa), Waggon- und Karos-

Weinschiff (3. Jh.)


R H E IN L A N D PFALZ 285
seriebau, Sektherstellung, Möbel-, Glas-, Zement- und Zellulo­
seproduktion, Buchdruckerei und Schiffbau.
Mainz beging 1962 seine 2000jährige Geschichte. Um 38 v.
Chr. legten die Römer in der Nähe einer K eltensiedlung ein
M ilitärlager an, dessen Namen auf den keltischen Lichtgott
„Mago“ hinweist. Bald schloß sich dem M ilitärlager eine Zivil­
siedlung an, aus welcher das heutige Mainz entstand.
Um die M itte des 15. Jahrhunderts erfand in Mainz der
Patrizier und Goldschmied Johannes Gutenberg die Buch­
druckkunst m it beweglichen Lettern.
Neben der Johannes-Gutenberg-Universität und ihren Insti­
tuten hat Mainz zahlreiche kulturelle Einrichtungen von Rang
aufzuweisen. Eine staatliche Ingenieur- und W erkkunstschule, ein
Konservatorium und zahlreiche W irtschaftsfachschulen sind hier
zu nennen.
Mehrere reich ausgestattete Museen — das Römisch-Germani­
sche Zentralmuseum, das Altertum sm useum der Stadt Mainz, das
Gutenbergmuseum, das Naturhistorische Museum und viele
andere — bergen viele Schätze der Mainzer Vergangenheit.
Berühmt ist das gesellige Leben in Mainz, voran der Mainzer
Karneval. Mainz ist auch Sitz des Zweiten Deutschen Fernsehens.
Bemerkenswert sind die Grünanlagen der Stadt Mainz. Dort,
wo sich früher die Gärten des Schlossen erstreckten, befindet sich
heute der prächtige Stadtpark m it dem Rosengarten. In der
Rheingoldhalle und im Kurfürstlichen Schloß, einem der herrlich­
sten Bauwerke der Hochrenaissance, hat das gesellschaftliche
Leben in Mainz seine M ittelpunkte. Hier finden Jahr für Jahr
bedeutende Tagungen und Kongresse statt.

2. A n tw orten Sief
W ieviel Menschen leben in Mainz?
W elche Industriezweige gibt es in Mainz?
W oraus entstand die Stadt Mainz?
W ann und von wem wurde der Buchdruck erfunden?
W elche Bildungsstätten befinden sich in der Landeshaupt­
stadt?
W ie heißen die w ichtigsten Museen der Stadt?

3. Suchen Sie im Text Stellen, die über

a ) die Industrie, b) die Geschichte, c ) die K u ltu r und


B ildungseinrichtungen, d ) M ain z als Tagungsort erzählen!
R H E IN L A N D P FALZ

4. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t M ain z!

M AIN Z

W appen W eiße Raden m it rotem Schild


Geschichte 38 v. Chr.
Land Rheinland-Pfalz
Einwohnerzahl 182 000
Persönlichkeiten Johannes Gutenberg
Industrie Computer-Produktion,
Waggon- und Karosseriebau,
Sektherstellung, Möbel waren
S eh en sw ü rdigkeiten Stadtpark, Kurfürstliches
Schloß, Dommuseum, A lter­
tumsmuseum, Zentralmuse­
um
Bildungsstätte Johannes-Gutenberg-
Universität

5. Lesen Sie den Text!

STADTRUNDFAHRT
W ollen Sie mehr über die Sehenswürdigkeiten von Mainz
erfahren? Ja! Dann lade ich Sie herzlich ein.
Unser Stadtrundgang beginnt am sechstürmigen Dom St.
M artin. Dieser Dom wurde 975 begonnen, 1009 geweiht und am
selben Tag brannte er ab. Im Jahre 1036 wurde er
wieder auf gebaut. Er war im Laufe vor Jahrhunderten Objekt
vieler Brände. Dieses mächtige Bauwerk kann man völlig
unterschiedlich erleben. Gehen wir erst zum Liebfrauenplatz. Von
hier aus können wir die Frontseite sehen. Und hier vom
M arktplatz aus, sind alle Türme sichtbar. Hier befindet sich auch
der Eingang.
Schauen Sie bitte in diese Richtung. Hier fallen besonders die
schönbemalten Häuser auf. Sehen Sie sich b itte den Brunnen
genauer an. Er stam m t von 1526 und ist damit einer der ältesten
und schönsten Renaissancebrunnen Deutschlands.
Hier am Liebfrauenplatz 5 liegt das Gutenbergmuseum „Das
W eltm useum der Druckkunst“. Besonders beeindruckt ist das
Orginal des ersten, m it beweglichen Lettern gedruckten Buches.
RH E IN L A N D PFALZ 287

Mainz: Dorn St. M artin

Auf dem Gutenbergplatz steht ein Standbild von Johannes


Gutenberg. Er wurde 1397 in Mainz geboren.
So unsere letzte Station ist das fürstliche Schloß. Dieses
Schloß stam m t aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Hier ist das
Römisch-Germanische Zentralmuseum untergebracht. Hier sind
Funde aus verschiedenen Zeiten zu besichtigen.

6. A ntw orten Sief


Über welche Sehenswürdigkeiten von Mainz hat die
Reisegruppe etw as erfahren?
Was wird über den Dom, das Gutenbergmuseum und das
fürstliche Schloß erzählt?
288 R H E IN L A N D -P F A L Z

1. D as L and Rheinland-Pfalz ist reich an Sehenswürdigkeiten.


M achen Sie sich m it einigen bekannt!

KOBLENZ

Wenn die erste Rheinbrücke seit Mainz zu sehen ist, ist


Koblenz erreicht. Von der Festung Ehrenbreitstein hat man einen
herrlichen Blick über die ganze Stadt m it ihrer Liebfrauenkirche
und der Kirche St. Kastor aus dem 13. Jahrhundert. In der
Festung m it Deutschlands größter Jugendherberge ist das
interessante Rheinmuseum untergebracht. A u f der anderen
Rheinseite ist das kurfürstliche Schloß.

WORMS
Zwanzig Kilometer nördlich von Mannheim erreicht man die
alte Reichsstadt W orms, deren Geschichte etwa 5000 Jahre
zurückreicht. Die Stadt war oft Schauplatz wichtiger Reichstage,
so auch 1521, als Martin Luther seine Thesen gegen Rom und den
Kaiser verteidigen mußte. Das Städtische Museum erlaubt einen
Überblick über die wechselhafte Stadtgeschichte. H auptse­
henswürdigkeit ist in Worms der zentral gelegene Dom (12. bis
13. Jahrhundert). Besonders sehenswert ist das gotische
Südportal, dessen „Bilderbibel“ bezeichneter Bilderschmuck die
Menschen in Erstaunen versetzt.
W estlich der Kathedrale liegt der älteste (11. Jahrhundert)
und m it rund 2000 Gräbern größte jüdische Friedhof
Deutschlands. Ebenso besuclienswert: das Rathaus, die nach 1945
im Innern modernisierte Dreifaltigkeitskirche (1709—1725) und
das sogenannte „Rote Haus“, ein Renaissancebau von 1624 an der
Römerstraße. Auch das neu renovierte alte Judenviertel lohnt
einen Abstecher.

TRIER
P ete r erzählt seinem Freund A lfred über einen Besuch in Trier.

A : Peter, du warst doch voriges Jahr in Trier. Kannst du mir


nicht einige Tips geben?
R H E IN L A N D -P F A LZ 289
P: Natürlich kann ich das. Wenn du aber die Absicht hast dort
länger zu verweilen, nimm lieber einen Stadtführer. Den
kannst du in jedem Kiosk kaufen.
А : Ich weiß von Trier nur, daß sie die älteste Stadt Deutschlands
ist und, daß dort Karl Marx geboren wurde.
P: In Trier gibt es sehr viele Sehenswürdigkeiten. Ich empfehle dir
unbedingt den Trierer Dom zu besichtigen. Er beeindruckt
durch seine stilistische Vielfalt und natürlich die Porta Nigra.
Die Porta Nigra ist das Wahrzeichen von Trier. Das ehemalige
Nordtor der römischen Befestigung ist das größte römische
erhaltene Tor.
A: Gibt es denn nicht auch ein Landesmuseum dort?
P: Ja, du hast recht. Ich glaube, dieses Museum wird besonders
für dich als Student interessant sein. In diesem Museum
bewahrt man bedeutende archäologische Funde aus
vorgeschichtlicher, römischer und m ittelalterlicher Zeit.
Vergiß aber auch nicht den Trierer Hauptmarkt zu besichtigen.
Er gehört zu den eindrucksvollsten Marktplätzen Deutschlands.
Dort befindet sich die 1970 wiederaufgebaute Steipe.
A: W as ist das eine Steipe?
P: Die Steipe ist ein Trink- und Festhaus aus dem 15. Jahrhun­
dert und wurde im gotischen Stil erbaut.
A: Schon diese Informationen reichen aus, um Trier zu besuchen.
Ich danke dir.
P: B itte. Gern geschehen.

2. A ntw orten Sie!


W elche Sehenswürdigkeiten gibt es in Koblenz?
Was ist in Worms besonders sehenswert?
Von welchen Sehenswürdigkeiten der Stadt Trier berichtete
Peter?
W as ist das Wahrzeichen von Trier?
3. Lesen und übersetzen Sie!

„KRÖVER NACKTARSCH“
Kröv ist eine Stadt an der Mosel in einem bekannten
Weinbaugebiet. „Kröver Nacktarsch“ gehört zu den bekanntesten
Weinen der W elt. Bei den Menschen ruft dieser W ein m it dem
frechen Namen Heiterkeit und Frohsinn hervor. Bei manchen aber
auch Betroffenheit, Ablehnung und Empörung. Aber diese
Menschen sind in der Minderzahl.
„Kröver Nacktarsch“ ist eine uralte, volkstümliche Lagebe­
zeichnung in Kröv, die sich in Familienaufzeichnungen bis in das
17. Jahrhundert zurückverfolgen läßt. Gegen Ende des ersten
10 Г ер м а н и я
290 R H E IN L A N D -P F A L Z

W ein - und Fremdenverkehrsgeroeirtde Krdv


an der schönen M Ittel mosel

Das berühmte E tikett

W eltkrieges wurde der W ein außerhalb Krövs bekannt. Ein


W inzer verkaufte an Düsseldorfer Weinhändler unter diesem
Namen W ein aus seinem dortigen Weinberg. „Kröver Nacktarsch“
wurde in wenigen Jahren zu einem großen Erfolg und in der gan­
zen W elt bekannt.
Oft wollen Weinfreunde wissen, woher der Name stamme, wie
er entstanden sei. Es gibt einige Legenden über die Entstehung des
Weinnamens.
Die Sprachforscher meinen, der Name komme von dem Namen
„Nektar“, dem Göttertrank in den antiken Sagen, da ja der
Weinbau an der Mosel bis in die römischen Zeiten zurück reicht.
Andere führen den Namen auf den R itter Götz von
Berlichingen zurück. Er weilte in dieser Gegend und war von
diesem W ein begeistert.
W as sagen die Kröver Winzer? Bevor es eine moderne
Schädlingsbekämpfung gab, stand dieser schiefrige Berghang im
Herbst oft recht nackt ohne Laub und Trauben da — daher der
Name.
Eine andere Version sagt, das Kloster habe dort eine felsige
kahle Kuppe besessen und diese erst gerodet und m it Reben
bepflanzt, nachdem rundum schon alles bepflanzt war. A ls die
erste Ernte eingebracht wurde, riefen die Mönche voll
R H E IN L A N D -P F A L Z 291
Begeisterung: „Wer hätte das von diesem nackigen Arsch gedacht,
daß er so reichlichen und guten Wein liefern würde!“
Eine sehr volkstümliche Darstellung des Namens findet man
auf dem Etikett. Ein paar Lausbuben haben im Keller eine
Weinprobe veranstaltet. Der Weinbauer erscheint, packt einen
Jungen am Kragen und versohlt0 ihm das nackte H interteil.

Was begeistert A lte loben,


Moselwein — das edle Naß,
wollt' die Kröver Jugend proben,
tie f im Keller, Faß an Faß.

Der Küfer sah's m it Bangen


und wurde grob und barsch,
er haut den kleinen Rangen
den blanken, nackten Arsch.

4. A ntw orten Sief


W ieviel Legenden gibt es über die Entstehung des
Weinnamens?
Welche Vorstellung haben
a ) die Sprachforscher, b) die Mönche, c ) die K röver
W in zer und d ) die K ü nstler Uber die Nam ensentstehung?

1. Inform ieren Sie sich über das Leben und Schaffen von Johann
Gutenberg!

JOHANN GUTENBERG
Keine deutsche Erfindung des 15. Jh. war von so großer
internationaler Bedeutung wie die Erfindung des Typendrucks.
Wer war der Mensch, dem die W elt diese Erfindung zu verdanken
hatte?
Er hieß Johann Gutenberg und war der Sohn eines vornehmen
Bürgers aus Mainz. Das genaue Geburtsjahr des Erfinders ist
292 R H E IN L A N D -P F A L Z

nicht bekannt. Es wird angenom­


men, daß Johann Gutenberg
zwischen 1394 und 1398 in Mainz
geboren ist. Über die erste Hälfte
weiß man so gut wie nichts.
Nach dem Tode seines Vaters
übersiedelte Gutenberg nach Straß­
burg. Seinen Lebensunterhalt ver­
diente er als Kunsthandwerker.
Während der Straßburger Zeit ließ
Gutenberg seine erste Drucker­
presse bauen. Unermüdlich war er
damit beschäftigt, die Techno­
logie des Buchdrucks zu ver­
bessern.
Zu Gutenbergs Zeit war eine J o h a n n G u te n b e r g
einfache A rt des Drucks, der
Blockdruck, schon weit verbreitet. Der Blockdruck war eine
chinesische Erfindung aus dem 6. Jahrhundert. Beim Blockdruck
wurde der Text einer ganzen Buchseite aus einem Holzblock
herausgearbeitet. Von einer solchen Druckplatte machte man dann
Abzüge. Der nächste Entwicklungsschritt war der Letterndruck7,
eine koreanische Erfindung. Lettern sind Einzelbuchstaben aus
Holz oder Metall. Man konnte sie nach Bedarf zusammensetzen
und auseinandernehmen.
Gutenberg entwickelte ein anderes Verfahren, welches auch
noch heute angewendet wird. Zunächst stellte er aus sehr hartem
Material Urtypen oder Patrizen her. Mit H ilfe dieser Patrizen
wurden aus weicherem Material Abdrücke geschlagen, die
Gutenberg als Matrizen bezeichnete. Matrizen sind also kleine
Gießformen, mit denen man völlig gleiche Typen gießen kann.
Diese Drucktypen können dann zu Zeilen zusamm engesetzt und
wiederverwendet werden.
A ls Gutenberg die neue Technologie fast fertig ausgearbeitet
hatte, kehrte er um 1448 nach Mainz zurück. Er besaß aber nicht
genug Geld, um so viel Typen herstellen zu können, wie er zum
Druck eines Buches brauchte. Deshalb lieh er 800 Gulden für die
H erstellung von Druckgeräten. 1456 oder vielleicht auch schon
1455 wurde Gutenbergs Hauptwerk, die Bibel, vollendet. Aus
unbekannten Gründen kam es zwischen Gutenberg und dem
Geldverleiher zu Streitigkeiten, und das Gericht verurteilte
Gutenberg zur Rückzahlung des geliehenen Geldes. Dadurch
verlor Gutenberg das gesamte Druck- und Typenmaterial zu
R H E IN L A N D -P F A L Z 293
seiner Bibel und wurde kurz vor Vollendung des Bibeldrucks
böswillig um die Früchte seiner Arbeit gebracht8.
Noch zu Lebzeiten Gutenbergs entstanden in vielen deutschen
Städten Druckereien, die den Typendruck übernahmen. Erst als
Gutenberg fast 70 Jahre alt war, wurde ihm die verdiente
Anerkennung zuteil, und der Bischof zu Mainz bewilligte ihm eine
kleine Rente.
Am 3. Februar 1468 ist Gutenberg in seiner Vaterstadt Mainz
gestorben. A u f einer Gedenktafel in Mainz kann man heute die
W orte lesen: „Hier auf dem grünen Berge wurde die Kunst aes
Buchdruckes erfunden, von hier aus verbreitete sich das Licht in
die W elt.“

2. A ntw orten Sie!


Wann wurde Johann Gutenberg geboren?
Welche einfachen Druckarten waren zu Gutenbergs Zeit schon
verbreitet?
W ieviel Geld mußte Gutenberg leihen, um eine Druckerei
einrichten zu können?
Warum mußte Gutenberg seinem Geldgeber die Druckerei
überlassen?
Wann wurde Gutenberg die verdiente Anerkennung zuteil?

3. Suchen Sie im Text Stellen, die über


a ) den Blockdruck, b) den L etterndruck und c ) den
Typendruck erzählen!

4. Erklären Sie die W orte auf Gutenbergs Gedenktafel:


„Von hier aus verbreitete sich das Licht in die W elt“!

1. Lesen und übersetzen Sie den Text!

PFALZ
Der von der Saar im W esten und vom Rhein im Osten
begrenzte Raum ist eine Landschaft der Gegensätze.
Pfalz: Merl an der Mosel
R H E IN L A N D -P F A L Z 295
Geologischer Aufbau, Oberflächengestaltung, W irtschafts­
formen, Klima und Geschichte ändern ihre Gesichter auf engstem
Raum. Rauchende Industrieschlote wechseln m it stillen
Waldbergen; idyllische Flußtäler, ausgedehnte Rebfluren und
bizarre Felsenburgen lösen sich ab m it Arbeiter- und
Bergmannssiedlungen, alten Städten und einladenden W inzer­
dörfern.
Wälder, Sandsteinfelsen, Dome und W ein, so könnte man die
Besonderheiten der Pfalz umreißen, wobei zu ergänzen wäre, daß
sich die Dome und der W ein auf die Osthälfte, der Wald und die
Sandsteinfelsen auf die W esthälfte dieser Landschaft beschränken.
Die klare räumliche Trennung in Ost und W est ist kein Zufall.
Hier hat die Natur äußere Rahmenbedingungen vorgegeben, denen
sich der Mensch von Anfang an unterwerfen mußte.
Die östliche Pfalz wird von der W esthälfte des
Oberrheingrabens gebildet. Hier gibt es fruchtbare Böden und
optimale klim atische Voraussetzungen für intensive Land­
w irtschaft.
Genau das Gegenteil finden wir im W estteil der Pfalz. Er
besteht aus dem Saar-Nahe-Bergland im Norden und dem Pfälzer
Land im Süden. Beide Bergländer sind im Durchschnitt etwa 500
Meter hoch, und es herrscht ein der Hochlage entsprechendes
kühles Klima. Die Böden — besonders im Pfälzer Wald — sind
zudem nur sehr karg. Die Landwirtschaft erreichte nur eine
geringe Intensität im Pfälzer W ald, bloß in den Tälern.
Ein völliges anderes Bild bietet die Pfälzer Landwirtschaft am
Oberrhein. An den Randhügeln des Pfälzer W aldes erstreckt sich
Deutschlands größtes W einbaugebiet, und in der Rheinebene
reihen sich Tabak-, Getreide- und Gemüsefelder aneinander.

2. A ntw orten Sie!


Wo befindet sich die Pfalz?
Welche Besonderheiten hat sie?
W as kann man über die östliche Pfalz berichten?
W as kennzeichnet den W estteil der Pfalz?
Wo befindet sich das größte Weinbaugebiet?
Und was wird in der Rheinebene angebaut?

3. Erzählen Sie m it H ilfe der A ntw orten der Übung 2 über die
P falz!
296 R H E IN L A N D -P F A L Z

n Text ist schon


‘Linfjäßer
seit 1763 nachweisbar
(u. a. auf Fliegenden
Blättern), ctie Melodie
aus
wurde 1807 in Schwaben
aufgezeichnet. Erk-Irrner
veröffentlichten es 1839,
und Feßx Mendelssohn
Bartho(dy schrieb am.
1. E in J a - g e r a u s K u r - p f o lz , der re# - tet* durch d en
15.8.1843 anseine
Schwester Fanny Hensel: С . F7 . Cl
»Das ist das pfälzische
Natiorudhed. . . , das wird f r H f 1b f V
den ganzen Tag gesungen, g rü -r\e r\ Wo/d, tr «c/ließt* d a « W ild d a - her, cj/eich
von den Postillonen Ft . C 7. . F
geblasen, von der
Regimentsmusik als W T ' y
Ständcfien gespielt, als w ie es ih m g e - fallt: Ju - Jo , J u - ja , ,g o r
MarscR gebraucht...« J e к к . . . <L
DurcR .Studenten
(»Allgemeines Deutsdies . W f T T T T
Kommers6udu<) und / u -s t-ig ist" d ie Jd ~ge ~rej all - h i e r a u f g r ü - n e r
durchjugendliche F7 C| F. a C7 . F
(»Zupfgeigenhansh) fand
dieses jägerüed größte
F Г
Verbreitung. Heid, a ll - h ie r auf grü -n e r Und.

2. 3.
Auf, satteltmir meinPferi Wohl zwischen seineBein,
uni (egtiarai^ien Mantelsach, da muß der Hirsch geschossen sein,
soreit iefthin unihex geschossen muß ersein,
alsJäger ausKurp/ak. aufeinsuni zwei uni drei!
|:Juja,juja, |:Jig'a,juja,
gar fustigist iie Jägerei gar Custigist iie Jägerei
affilier aufgrünerHeii, affilier aufgrünerHeii,
affilier aufgrünerHeii.:| affilier aufgrüner Heii. :|
^OQijland
\
Größe:
2570 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 1,06 Millionen

Landeshauptstadt:
Saarbrücken
1. Lesen Sie den Text!

SAARLAND
M it rund 2570 Quadratkilometern ist das Saarland der kleinste
Flächenstaat der Bundesrepublik Deutschland. Es ist das
w estlichste von allen Bundesländern und hat eine gemeinsame
Grenze m it Frankreich und Luxemburg. Im Norden und Osten
grenzt es an das Bundesland Rheinland-Pfalz. Im Saarland leben
etwas mehr als 1 Million Menschen. Die Landeshauptstadt ist
Saarbrücken. Hier ist rund ein Fünftel der saarländischen Be­
völkerung zu Hause. Das Saarland umfaßt sechs Landkeise. Neben
fünfzehn Städten gibt es 32 Großgemeinden, von denen zehn
weniger als 10 000 Einwohner haben. Die traditionelle dörflich­
kleinstädtische Struktur ist weitgehend erhalten geblieben, und
sogar in Gebieten wie dem Industrierevier.
Die Landschaft des Saarlandes kennzeichnen grüne Hügel, die
malerische Ortschaften umrahmen. Das Saarland ist von
Weinbergen umgeben. Rund ein Drittel des Landes ist m it Wald
bedeckt. An zahlreichen Flüssen haben sich unberührte
Landschaften m it seltenen Pflanzen und Gewächsen erhalten.
Das Saarland ist ein ideales Wandergebiet. Bei den Streifzügen
durch dieses Land begegnet man der Geschichte auf Schritt und
Tritt. Kirchen, Burgen, Schlösser geben Kunde vom Leben in
grauer Vorzeit.
Zu den w ichtigsten W irtschaftszweigen des Saarlandes gehören
Kohle und Stahl. Saarländische Gruben gehören zu den
erfolgreichsten der W elt, sie müssen auch in einer europäischen
Energiepolitik ihren Platz haben. Die Stahlindustrie ist auf dem
Markt konkurrenzfähig.
Das Saarland hat viele Forschungseinrichtungen: Deutsches
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Max-Planck-
Institut für Informatik und Institut für Neue M aterialien.
Leistungsfähige Häfen, der bedeutendste unter ihnen ist der
Hafen Saarlui-Dillingen, erschließen der saarländischen W irt­
schaft den neuen Wasserweg.
300 SAARLAND

2. A ntw orten Sie!


W ieviel Menschen leben im kleinsten Bundesland?
W ie heißt die Hauptstadt?
Wo leben vor allem die Menschen?

3. Lesen Sie den 2. Absatz! W as erfahren Sie über die Landschaft


des Saarlandes?

S a a r la n d : A m . F u ß d e s W e in h ü g e ls
SAARLAND 301

4. A ntw orten Sie!

W ie heißen die wichtigsten W irtschaftszweige?


W elche wissenschaftliche Institutionen gibt es im Saarland?

5. Erzählen Sie über das Saarland!

1. Lesen und übersetzen Sie!

ETWAS AUS DER GESCHICHTE


Das Saarland wurde erst Ende der 50er Jahre in die
Bundesrepublik eingegliedert. Zuvor erlebte das Saarland seine
wechselvolle Geschichte. Um 1835 gab es das heutige Saarland
noch gar nicht. Der größte Teil des Landes gehörte zur
preußischen Rheinprovinz, der zweitgrößte zum Bayerischen
Rheinkreis und der kleinste Teil zum Großherzogtum Oldenburg.
M itte des letzten Jahrhunderts waren die Kohlevorkommen an
der Saar Basis des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die Eisenbahn
verband die Saargruben m it dem wichtigsten Absatzmarkt
Süddeutschlands, und per Eisenbahn kam von der Lahn auch das
Erz als R ohstoff für die Saarhütten. Eine wahre Völkerwanderung
setzte in Richtung Saar ein.
Im Kaiserreich orientierten sich die Saarhütten nach W esten.
Größter Arbeitgeber an der Saar war der preußische Staat als
Eigentümer der Kohlengruben. Die übrige Industrie war m eist in
der Hand zugewanderter Unternehmerfamilien.
Mit dem Versailler Vertrag geriet die Saar 1920 unter die
Obhut Frankreichs.
1945 wurde das Saarland durch amerikanische Truppen von
der Naziherrschaft befreit. Fast ein Jahrzehnt lang war es danach
Teil der Republik Frankreich. Erst am 1. Januar 1957 ist das
Saarland Bundesland geworden. Die nachträgliche Eingliederung
war das Ergebnis von Verhandlungen Bonns m it dem Nachbarn
Frankreich und einer Volksabstimmung. Der politischen Ein­
gliederung folgte die wirtschaftliche Eingliederung in die
Bundesrepublik. Das war im Jahre 1959.
302 SAARLAND

2. A ntw orten Sie!


Wann wurde das Saarland Land der Bundesrepublik?
W as legte die Grundlage für den w irtschaftlichen A uf­
schwung?
Unter welcher Obhut stand die Saar nach 1920?
Wer befreite 1945 das Saarland von der Naziherrschaft?
Wodurch kam es zur Eingliederung in das Bundesland?

3. Erzählen Sie kurz anhand der angegebenen D aten über die Ge­
schichte des Saarlandes!

1835, 1920, 1945, 1957, 1959

1. Lesen Sie den Text! Sagen Sie, was Sie über die Saarländer,
ihre Sprache und die saarländische Küche erfahren haben!

DIE SAARLÄNDER
Die Saarländer sind kein spezieller Volksstamm, sondern eine
Folge des Ersten W eltkrieges. Damals wurde ein Teil des Landes
gegen den W illen der meisten Saarländer unter die Kontrolle
Frankreichs gestellt.
Die Saarländer, dem fränkischen Volksstamme zuhörend,
sprechen im Süden rheinland-pfälzische Mundart, und sie sind von
den Pfälzern auch in ihren sonstigen Lebensäußerungen kaum zu
unterscheiden. Im Norden wird mosel-fränkisch gesprochen; und
im W esten des Landes wird lothringische Mundart gesprochen,
und das ist wieder ein Beweis für die engen und o ft sehr
herzlichen Beziehungen der Saarländer zu den Franzosen.
Wenn man auch besonders in Saarbrücken vielfach den Einfluß
der Franzosen spürt, so sieht man auch eine enge Verwandtschaft
m it der Pfalz. W omit man dem Saarländer eine große Freude
bereiten kann: mit einem guten K artoffelgericht. Das gilt
besonders für Kartoffeln, hier Grumbeeren genannt, in Form der
Grumbeerenworscht. Das ist eine W urst aus Schweinefleisch und
Zwiebeln mit Kartoffeln. Sie wird mit Sauerkraut und Semmeln
SAARLAND 303

gegessen. Auch wird im Saarland gut gewürzt m it allem, was der


Markt an Kräutern verkauft, Knoblauch steht sehr hoch im
Kurs1, was bei dem Knoblauchduft, der aus Frankreich
herüberweht, kein Wunder ist. W ie überhaupt der Franzose so
manche Eßgewohnheit des Saarländers beeinflußt hat.

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, was das geistige Zentrum
Saarbrückens bildet!

SAARBRÜCKEN
Die Landeshauptstadt des Saargebietes, m it rund 200 000
Einwohnern, liegt im Tal der Saar, in waldreiches Hügelgelände
eingebettet.
Saarbrücken ist die bedeutendste Industrie- und Handelsstadt
des Saarlandes und gleichzeitig M ittelpunkt der saarländischen
W irtschaft. Die wichtigsten Industriezweige, die vorwiegend auf
den Grundstoffen Kohle und Eisen basieren, sind die maschinen-,
eisen- und metallverarbeitende Industrie, die Elektronik, Optik
und Feinmechanik sowie die Kalk- und Zementfabrikation. Ferner
sind von Bedeutung das graphische Gewerbe, die Brauerei­
wirtschaft und die H erstellung von Seife, Nährmitteln und
Keramik.
Saarbrücken war bereits in der Römerzeit Standort eines
römischen K astells, dessen Grundmauern noch heute zu sehen
sind. Die damalige Römerbrücke gab der Stadt ihren Namen. Im
5. Jahrhundert ging die römische Siedlung in den Besitz der
fränkischen Könige über, die hier einen Königshof „Sarabrücca“
errichteten. Kaiser Heinrich III. schenkte diesen Königshof im
Jahre 1046 dem Bischof von Metz und dem S tift St. Arnual. Seit
999 waren die Grafen von Saarbrücken, die ihren Sitz auf einer
fast 3 km entfernten Burg hatten, Vögte dieses S tifts. Am Fuße
dieser m ittelalterlichen Berg, auf die der Name Sarabrücca
übergegangen ist, und an deren Stelle das heutige Fürstenschloß
steht, entstand der Ort Saarbrücken, der 1321 Stadtrechte erhielt.
Saarbrücken hat viele alte Baudenkmäler. So die 1762— 1775
erbaute Ludwigskirche, ferner das Schloß, die Stiftkirche St.
304 SAARLAND
шшшшл
Arnual. Zahlreiche neue Bauwerke von architektonischer
Schönheit und herrliche Garten- und Grünanlagen geben der Stadt
heute ein modernes Aussehen.
Das geistige Zentrum Saarbrückens bildet die junge U ni­
versität m it ihren vier Fakultäten. Auch als kultureller M it­
telpunkt ist Saarbrücken bedeutsam. Das Stadttheater mit
dem Großen Haus und der Kammerspielbühne ist m it den
modernsten technischen Einrichtungen versehen und bringt
historisch wertvolle und zeitnahe Stücke zur Aufführung.
Das Saarlandmuseum zeigt wechselnde Ausstellungen von

S a a r b r ü c k e n : D ie L u d w ig s h ir c h e
SAARLAND 305

kulturhistorischen Schätzen. Die A usstellung moderner Kunst


usw. finden in der „Modernen Galerie“ statt.

2. Lesen Sie den 1. A bsatz, und antworten Sie auf die Fragen!
W elche Industriezweige gibt es in Saarbrücken?
W elche G rundstoffe bilden die Basis für die Industrie?

3. Übersetzen Sie den 2. Absatz!

4. Lesen Sie den 3. Absatz! Sagen Sie, welche Sehenswürdigkeiten


es in Saarbrücken gibt!

5. A ntw orten Sie! Ist Saarbrücken ein Kultur- und Bildungs-


zentrun des Landes? Begründen Sie Ihre Aussage!

6. Erzählen Sie anhand der Legende über die S ta d t Saarbrücken!

SAARBRÜCK EN

W a p p en In Silber die fünfblättrige Rose


mit goldener Samenkapsel.
Daneben Hammer, Schläger
und Eisenzange als W ahrzei­
chen für Bergbau und Indu­
strie. Im M ittelfeld befindet
sich der „Saarbrücker Löwe“.
G esch ich te 1321 Erhalt der Stadtrechte
L age An der Saar, an der Grenze zu
Lothringen (Frankreich)
L and Saarland
H öhe 179—401 m über dem Meeres­
spiegel
Fläche 167 qkm
E in w oh n erzah l 200 000
In d u strie Metallverarbeitende Industrie,
Elektrotechnik, Optik, Fein­
mechanik, Nahrungsm ittelin-
dusturie, Keramik u. a.
11 Г е р м а н и я
306 SAARLAND

Seh en sw ü rdigkeiten A lte Brücke, Schloß, S tift­


kirche, Friedenskirche, Saar-
landmuseun, Deutsch-Franzö­
sischer Garten

7. Lernen Sie au f dem vorgeschlagenen Rundweg die Sehenswür­


digkeiten der H au ptstadt des Landes kennen! Der S ta d tru n d ­
gang verm ittelt einen guten Überblick über das historische Saar­
brücken.

RUNDGANG
A lte Brücke, heute eine Fußgängerbrücke, wurde von 1546—
1548 gebaut. Sie wurde im 18. Jahrhundert erneuert. Während
des zweiten W eltkrieges wurde sie zerstört und wieder instand­
gesetzt.
Die Schloßkirche ist Ende des 15. Jh. erbaut worden. Sie
wurde mehrmals beschädigt, besonders im zweiten W eltkrieg. Der
Turm ist seitdem mit einem Pyramidendach versehen.
Das Barockschloß mit drei Flügeln und einer Parkanlage
entstand in der Jahren 1738—1748. Nach dem zweiten W eltkrieg
wurde es restauriert.
Im A lten Rathaus aus der M itte des 18. Jh. befindet sich das
Abenteuermuseum. Es ist besonders für Kinder interessant und
zeigt Dokumente von Expeditionen. Man kann Skulpturen, Kult-
und Gebrauchsgegenstände von „Naturvölkern“ sowie eine 2000
Jahre alte Mumie, Schrumpfköpfe2 der Kopfjäger3 sehen.
Die Friedenskirche aus dem 18. Jh. diente im 19. Jh. als
Gymnasium und wird heute gemeinsam von der altkatholischen
orthodoxen Gemeinde genutzt.
Das Saarlandmuseum/Moderne Galerie wurde 1965—1968
durch Hans Schönecker erbaut. Die Sammlung enthält moderne
Malerei, Plastik und Grafik.
Der Deutsch-Französische Garten mit dem Ehrenmal ist die
letzte Sehenswürdigkeit. Er hat einen gepflegten Garten und ist
Treffpunkt zweier Völker.

8. A n tw orten Sie!
Mit welchen Sehenswürdigkeiten wurden Sie beim Rundgang
bekanntgemacht?
Welche Sehenswürdigkeiten würden Sie persönlich mehr in te­
ressieren und warum?
SAARLAND 307

Saarbrücken: Das Staatstheater

9. Stellen Sie sich vor, Sie sind S tadtfü h rer in der S ta d t Saar­
brücken! Führen Sie eine Touristengruppe durch die S tadt!

10. Lesen und antw orten Sie!


Worüber erzählt der Text?
W as ißt man am meisten?

SAARBRÜCKER ALLERLEI
Lyoner, Grumbeere, Dibbelabbes. „ £ Ringel Lyoner“ — für
die meisten Nicht-Saarbrücker gewinnt dieser B egriff bei einem
längeren A ufenthalt bald Bedeutung. Die Fleischwurst,
hierzulande Lyoner genannt, wird nicht grammweise, sondern im
Ring, als ganzer oder halber, gekauft und verzehrt. Bei Festen ist
warme Lyoner nicht wegzudenken. Sie gehört ebenso wie „Bib-
belschesbohnesupp“ (Suppe aus grünen Bohnen), „Grumbeer-
kieschelscha“ (Kartoffelpuffer) zur Saarbrücker Hausmannskost4.
Ursaarländisch ist der „Dibbelabbes“, ein schweres Kar­
toffelgericht aus rohen K artoffeln, die im gußeisernen Topf
308 SAARLAND

gebraten werden. Die Saarbrücker Küche ist in ihren Ursprüngen


eine Bergarbeiterküche. Kaninchen und Ziegenfleisch wird am
meisten verbraucht.
W eine Europas an der Saar.
Zwar wächst in Saarbrücken selbst
gar kein Wein mehr, aber die Stadt
liegt inm itten der Anbaugebiete
Saar, Mosel, Ruwer, Elsaß usw. Es
ist also empfehlenswert in Saar­
brücken Wein zu probieren und
zu kaufen. Viele Importeure ha­
ben noch aus der Zeit der
wirtschaftlichen Zugehö­
rigkeit zu Frankreich
ihren Sitz in Saarbrücken.
Andere junge Händler sind
hinzugekommen, und auch
die Supermärkte zeigen
ein W einangebot, das in
Deutschland seinesglei­
chen sucht. Das Schöne
am Weinprobieren — und
trinken in Saarbrücken
ist, daß es nicht darum
geht, lokale Interessen zu
schützen, sondern einen
breiten Markt kennen­
zulernen — ein Stück Eu­
ropa.

11. Suchen Sie im Text Sätze, die folgendes bestätigen:

Saarbrücken ist ein Zentrum des Weinhandels.

12. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, warum der Deutsch-Fran­
zösische G arten angelegt wurde!

GARTEN DER FREUNDSCHAFT


Der Deutsch-Französische Garten hat seine Geschichte. Sie
beginnt m it dem Deutsch-Französischem Krieg 1 8 70/71, noch
genauer m it der Schlacht vor den Spicherer Höhen, deren
erfolgreiche Erstürmung den deutschen Truppen den W eg nach
Metz eröffnete.
SAARLAND 309

Im Stadtführer der Stadt Saarbrücken wird darüber folgendes


geschrieben: „Am Nachm ittag des 2. A ugust war Napoleon III.
m it seinem Sohn Louis auf dem Exerzierplatz eingetroffen.
Napoleon ließ seinen Sohn auf Saarbrücken ein Geschütz abfeuern.
Eine große Schlacht folgte danach“.
Die traurige Geschichte dieses Gebietes wurde in den dreißiger
Jahren fortgesetzt.
Franzosen und Deutsche beschlossen nach dem zweiten
W eltkrieg — und nachdem die Franzosen die Zugehörigkeit des
Saarlandes zur Bundesrepublik anerkannt hatten — dieses
Gelände, das in der Geschichte der beiden Länder kein Ruhmes­
blatt5 darstellt, in einen Garten zu verwandeln.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde dort am 23. April 1960 eine
Deutsch-Französische Gartenschau eröffnet. Sie bildete die
Grundlage für den Deutsch-Französischen Garten, der auch die
Grenze zwischen beiden Ländern ist.

1. W ie wäre ев m it einer S tädtefah rt durch das Saarland? Lesen


Sie Inform ationen über die S tädte Sankt W endel, Völklingen
und M ettlach!

SA NK T WENDEL

Sankt Wendel ist eine Kreisstadt mit rund 28 000


Einwohnern. Die Stadt wurde 1291 zum erstenmal urkundlich
erwähnt, Stadtrecht erhielt sie 1332.
Von Tholey kann man auf dem W anderweg bis zur
W endalinus-Basilika in der Stadtm itte gehen. In der Basilika
begegnet man auch dem Stadwappen des Nikolaus von Cues. Das
Rathaus südlich vom Dom war einmal das Coburger Schloß. Das
M issionshaus im Osten über der . Stadt erreicht man über die
M issionshausstraße. In der Balduinstraße stehen die Magda-
lenenkapelle und der Wendalinusbrunnen. Das Museum im Mia-
Münster-Haus zeigt vor- und frühgeschichtliche Funde, Zeugnisse
zur Stadtgeschichte und zum Namensgeber Sankt Wendalinus.
Außerdem finden W echselausstellungen m it Gegenwartskunst
310 SAARLAND

sta tt. Das Dorfmuseum im Ort gibt A uskunft über die Flachsver­
arbeitung.
In Sankt Wendel beginnt die 18 Kilometer lange „Straße der
Skulpturen“. Die Skulpturenstraße ist dem Maler Otto Freundlich
gewidm et, der 1943 im Konzentrationslager Majdanek ermordet
wurde.

VÖLKLINGEN

Völklingen ist die zweitgrößte Stadt des Saarlandes. Hier leben


ungefähr 48 000 Menschen. Die Hälfte des Stadtgebietes ist Wald.
A ls Fucolinga ist der Name im Jahre 822 zum erstenmal in einer
Urkunde belegt. Im Jahre 951 überließ Kaiser Otto I. den Hof
dieses Namens in einer Schenkung dem Bischof Adalbert. 1080
fiel der H of dann dem Saarbrücker Sigibert zu. 1572 begann man
Eisen zu verhütten. 1881 kaufte Carl Röchling das Hüttenwerk
Völklingen, dessen Konsolidierung dem Gründer nicht gelungen
war. Die Hochöfen wurden 1986 stillgelegt. Sie arbeiten jetzt in
Dillingen für die ganze Saarindustrie.
Die bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind das
A lte Rathaus, die Versöhnungskirche und der Marktplatz.

METTLACH

M ettlach liegt an der Saarschleife. Die Saarschleife g ilt als


einer der landschaftlichen Glanzpunkte des Landes. Man kann sie
von M ettlach erkunden. Viele Ortsteile sind rund um M ettlach
und die Saarschleife gruppiert.
Die Benediktinerabtei wurde 695 gegründet. Der Barockbau
dient seit 1809 der Keramikmanufaktur. Der A lte Turm,
verm utlich Teil einer Kirche aus der Zeit um 990, ist gründlich
restauriert worden. Man findet ihn rechts neben dem Barockbau
im Park.
Schloß Ziegelberg zeigt Keramik aller Epochen in 12 000
Exponaten.
Die Burg Montclair auf dem Bergrücken der Saarschleife, von
M ettlach aus gut zu wandern, ist ein beliebtes W anderziel für
viele Touristen.

2. A ntw orten Sie auf die Fragen!

W as zeigen die Museen der Stadt Sankt Wendel?


W as erfahren Sie über die Geschichte der Stadt Völklingen?
W as macht die Stadt M ettlach sehenswert?
SAARLAND 311

Malerische Saarschleife

3. Lesen Sie den Text, und geben Sie kur 2 den In h alt wieder!

BAUERNMÄDCHEN AU S FECHINGEN
Auch im Saarland erlebt man Geschichte in Geschichten.
Im Jahre 1789 wurde von dem Fürsten Ludwig von Nassau-
Saarbrücken Dillingen gekauft. Dies hatte einen besonderen
Anlaß. Der Fürst veranlaßte Ludwig XVI. von Frankreich ein
neues Herzogstum zu gründen. Was auch geschah.
Die Herzogin von Dillingen wurde die zweite Frau des Fürsten,
Katharina Margarete — die als Gänsehirtin von Fechinger in die
Geschichte eingegangen ist. Sie wurde die populärste Frauen­
gestalt des Landes.
Sie hieß m it vollem Namen Katharina Margarete Kest und war
ein Bauernmädchen aus Fechingen. Als Kammerjungfer kam sie
an den Hof nach Saarbrücken, wo Fürst Ludwig sie sah. Er
verliebte sich sofort in das Mädchen und schickte es zur
Ausbildung in ein Pensionat nach Paris. Danach ließ er Katharina
Margarete in den Adelsstand erheben. 1787, nach dem Tode seiner
ersten Frau, heiratete der Fürst das Mädchen vom Lande. Die
beiden bekamen miteinander sieben Kinder und führten eine
glückliche Ehe. Nach dem Tode Ludwigs ging Katharina Mar-
312 SAARLAND

garete nach Mannheim, wo sie unter dem Namen „Katzengräfin“


bekannt und beliebt war. Sie starb 1829.

1. Lesen Sie die N otizen! Erzählen Sie, wodurch diese M enschen


bekannt wurden!

BERÜHMTE PERSÖNLICHKEITEN
DES SAARLANDES
L iesbet D ill. Die Verfasserin vieler Romane wurde am
28.3.1877 in Dudweiler geboren. Ort ihrer Kindheit war der
jetzige Nassauer Hof. Sie lebte nach 1905 in Berlin, nach dem
zweiten W eltkrieg in Wiesbaden, wo sie am 15. April 1962 starb.
Gut die H älfte ihrer über hundert Bücher spielt an der Saar. Sie
berichtet genau über das Grenzland, aus der Sicht groß­
bürgerlicher Erfahrungen. Alle anderen Autoren aus dem
Saarland schreiben aus der Erfahrungswelt kleiner Leute.
G ustav R egler. Gustav Regler wurde in Merz am 25. Januar
1889 geboren und starb 1963 in Neu-Dehli. 1928 erschien sein
erster Roman „Zug der Hirten“. 1933 folgten Emigration und
Ausbürgerung als Kommunist. 1937 kämpfte Regler auf
republikanischer Seite im spanischen Bürgerkrieg und wurde
schwer verwundet. Ab 1940 lebte er in Mexiko. 1958 erschien
seine Biographie „Das Ohr des Malchus“. 1960 bekam er den
Kunstpreis des Saarlandes. Sein Leben war voller
W elterfahrungen, voller Aufbrüche und Neuorientierungen.
Max Ophüls. Der große Film autor und Regisseur wurde am
6. Mai 1902 als Maximilian Oppenheimer in Saarbrücken geboren.
Nach seinen großen Filmerfolgen von 1932, dem Opernfilm „Die
verkaufte Braut“ und der Verfilmung „Liebelei“, mußte er bereits
ein Jahr später aus Deutschland emigrieren. Nach dem zweiten
W eltkrieg kehrte Ophüls nach Europa zurück und drehte zwischen
1950 und 1955 in Frankreich die Filme, die ihn berühmt machten.
Er starb 1957 in Hamburg.
Seit 1980 findet immer im Januar das Film festival Max-
Ophüls-Preis in Saarbrücken statt. Der Preis wird von einer
internationalen Jury an Jungfilm er verliehen.
SAARLAND 616

P eter W ust. Peter W ust kam aus einer einfachen Familie. Er


wurde am 28. A ugust 1884 in Rissenthal geboren. Der W eg zum
Philosophielehrstuhl in Münster war langwierig. Erst 1932 wurde
er Professor. Bis zu seinem Tode im Jahre 1940 kämpfte er m utig
gegen H itlers Ideologie. Daß der Saarkatholizism us eine Sache der
kleinen Leute war, bedeutete seine Chance, etwas Neues zu
entwickeln: Peter W ust form ulierte katholische Existenzphilo­
sophie.

I. Lesen Sie aufm erksam den Text, und geben sie den In h alt
wieder!

SAARLÄNDER LANDSCHAFT
Die Landschaft des Bundeslandes ist von kleinräumiger
V ielfalt. Das Gebiet östlich der Saar rechnet man zum Sanr-Nahe-
Bergland. Hier gibt es aber keine markante Erhebungen.
Die Kalklandschaften links der Saar heißen Graue. Dort gibt
es Muschelkalk und Sandstein. Im Süden und Südosten ist das
Saarland von Muschelkalkhöhen bis zu 150 m umgeben.
Bewachsen sind die steileren Hänge m it Laubwald, die anderen
m it Obstwiesen, die sehr typisch für das Saarland sind.
Berge, die sich an manchen Plätzen herausheben, gibt es
einige. Der Schaumberg bei Tholey m it 571 Metern ist der höchste
Berg im Land. Der Litermont (413 m) ist besonders bei den
Wanderern beliebt.
Die M oselgaulandschaft befindet sich im westlich gelegenen
Teil des Saarlands, dort wo die Mosel Grenzfluß zu Luxemburg
und Frankreich ist. A uf den Gauhöhen gibt es Laubwald.
Im Saarland gibt es auch einige Flüsse. Der größte Fluß ist die
Saar. Sie mündet in die Mosel.Von den 246 Kilometern Länge ist
fast ein D rittel saarländisch.Die wichtigsten Nebenflüsse der Saar
sind die Blies, die Bist, die Nied und die Priems. Den Mangel an
natürlichen Seen im Land vermindert man m it drei Stauseen.
Das Saarklima unterliegt atlantischen Einfluß und ist
deswegen feucht-gemäßigt. Es gibt warme und regenreiche
W inter. Die Sommer sind ohne große Hitze.
SAARLAND

Г )
_L _ 7ie öftesten
Es ß ß e s ä n Jä
Textfassungen reiefxen bis
zumjaftr 1700 zurück;
danach begegnen uns die
wofit in sein Eforn
(Die scfiwarz6raune Hexe)
Worte wieder in Friedrich (Textfassung' Norbert Linie)
Nicolais »Eynfeyner (Echo)
kleyner Almanacfu n c 1О D,
Pi* 13 cr
(Berlin 1777).
Aus praktiscfi allen
1 Es blies ein Jö
Г
- g e r wohl in sein Horn,wohl
V
Gegenden Deutschlands
sind Textvarianten n11 I о г- ] Г . D
1 a7i 1
6ekannt geworden/ dazu
aucft viele unterscftiedEcfie Г F " Т Т F Т Пг ui
Melodieversionen. in sein Horn. Und оI - les, was er blies, dos
Durch den »Zupjgeigen-
fiansb fand jene Melodie
mit dem НотееЯо die
größte Verbreitung,
die zum erstenmal 1842
durch Hoffmaxm von
FaÜerslefien und Emst
Ricfiter mitgeteilt wurde;
sie stammt aus Bienowitz
im Kreise Liegnitz. Z. 3.
»So(l denn, meinBlasen Er warfsein' Netze
verlorensein, wohl übem Strauch,
verlorensein? wohl übem Strauch,
Sowollte ich nicht da sprang einschwartbraun
länger Jctger sein! Mäielein fieraus.
Hussassa!Trara, trara1. Hussassa!Trara, trara!
So wollte ich nieftt Dasprang einschwarzbraun
längerJägersein!« Mädclcm fieraus.
M iebüll F le n s b u iy

Schleswig
Fehman Puttgarden
Husum EckernturJe

Rendsburg G roße ibrode

Heide W A V V i// 43
Schlesw ig-H olstein
A
V Neum ünster tu
®
с? ■^
Itzehoe
unsbüttel Lübeck

■Imshorn
it.zleburg

lamburg.
Größe:
15 721 qkm

Einwohnerzahl:
ca. 2,6 Millionen

Landeshauptstadt:
Kiel
1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, ob der T ext über die Sorgen
der Fischer erzählt!

LAND SCHLESWIG-HOLSTEIN
Schleswig-H olstein, das nördlichste Land der Bundesrepublik,
liegt zwischen der Nordsee und der Ostsee. Im Norden grenzt es
an Dänemark, im Osten an Mecklenburg-Vorpommern, im Süden
bis Südwesten an Hamburg und Niedersachsen.Die Landeshaupt­
stadt ist Kiel. Das Land besitzt eine Fläche von 15 721 qkm m it
rund 2,6 M ill. Einwohnern. Schleswig-H olstein gliedert sich in
drei Naturräume: die Marsch an der W estküste und an der
Unterelbe (Holsteinische Elbmarschen), das östliche Hügelland an
der Ostküste und die Geest im m ittleren Teil des Landes.
Die größten Inseln der Bundesrepublik gehören zu Schleswig-
Holstein: Fehmarn, Sylt, Föhr, Nordstrand und Pellworm. Der
Osten Schleswig-H olsteins hat viele Seen.
Große Bedeutung hat der Küstenschutz, 426 km entlang der
Nordsee und 130 km entlang der Ostsee.
Das Bundesland Schleswig-Holstein gliedert sich in e lf Kreise
und vier kreisfreie Städte (Kiel, Lübeck, Flensburg, Neumünster).
Die traditionellen W irtschaftszw eige sind: Landwirtschaft,
Schiffbau, Elektroniksektor und Energieanlagenbau. Der
Landwirtschaft, zwei D rittel der Landfläche, wird das Leben
durch die europaweite Überproduktion schwergemacht. Fischer
verzeichnen Ertragsminderung vor allem als Folge der
Überfischung der Fanggebiete in Nord- und Ostsee.
Ein w ichtiger Erwerbszweig für Schleswig-H olstein ist der
Tourismus. Rund acht M illionen Feriengäste hat jährlich das Land
zwischen den Meeren. Kein anderes Gebiet in der BRD ist so
w irtschaftlich darauf angewiesen und eingestellt wie Schleswig-
Holstein.
Das ist einer der Gründe den Natur- und Um weltschutz zu
verbessern. Es wurde ein Um weltm inisterium eingerichtet. Es
g ilt, den guten R uf des Reinluftlandes mit intakter Natur zu
erhalten. Dazu gehört die Pflege und der Erhalt landestypischer
Naturschönheiten wie das W attenmeer.
318 S C H L E S W I G -H O L S T E IN

Günstige Verkehrsverbindungen bietet sich der W irtshaft und


dem Fremdenverkehr. Reiselinien der Bundesbahn führen bis auf
die Insel Sylt. Sechsspurige Autobahnen verbinden die wichtigsten
Städte. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist der Nord-Ostsee-
Kanal.
Besondere Aufmerksamkeit wird dem Ausbau der
Bildungsstruktur beigemessen. In Kiel entstand ein Institut für
marine1 Geowissenschaften, in Itzehoe wird ein Institut für
Silicium technologie aufgebaut und an der Christian-Albrecht-
Universität in Kiel eine Technische Fakultät eingerichtet.

2. A ntw orten Sie!


W elche Fläche besitzt das Land?
W ie heißen die Landschaftsräume?
Mit welchen Ländern grenzt das Land Schleswig-Holstein?
W ie heißt die Landeshauptstadt?

3 . S tellen Sie Fragen zu den Sätzen!


Eine große Bedeutung für das Bundesland hat der Tourismus.
Die größten Inseln des Landes sind Fehmarn und Sylt.
Der Küstenschutz hat auch eine große Bedeutung für das
Land.
Die Elektroindustrie und der Energieanlagenbau sind im Land
Schleswig-H olstein sehr entwickelt.
4 . Ergänzen Sie!

Große Aufmerksamkeit mißt man ... bei. Wegen Überfischung


der Fanggebiete verzeichnen ... . Fast acht M illionen Urlauber
verbringen . . . . Zum Natur- und Um weltschutz gehört ... . Für
den Touristenverkehr gibt es ... .

5. Suchen Sie im T ext Stellen, die folgendes bestätigen!

Vor der Landwirtschaft stehen Probleme.


Große Aufmerksamkeit wird der Umwelt geschenkt.
Das Bundesland Schleswig-Holstein ist ein Industrieland.
Große Bedeutung im Bundesland hat die Bildung.

6 . M achen Sie sich Stichpunkte


a ) zu r geographischen Lage, b) zum Tourismus, c ) zur
W irtsch aft und d ) zum Verkehr des Landes!

7. Sprechen Sie m it H ilfe der Stichw örter über das B undesland


Schleswig-H olstein!
SC H I.E S W IG -H O L ST E 1N 319

1. Inform ieren Sie sich anhand der Übersetzung des Textes über
die Geschichte des Landes Schleswig-Holstein!

ETWAS A U S DER GESCHICHTE


Der Stamm der Herzoge von Holstein erlosch im Jahre 1459
mit A dolf VIII. 1460 wählte man in Ripen den Dänenkönig Chri­
stian I. zum Landesherrn. Der Herrscher gelobte, daß Schleswig
und H olstein ewig zusammenbleiben sollten. Ein Versprechen, das
nicht eingehalten wurde. Über Jahrhunderte blieb das Land
zwischen Nord- und Ostsee Zankapfel2 dänischer Könige, H ols­
teiner Grafen und schleswigscher Herzoge. Der W iener Kongreß
erklärte H olstein zu einem Glied des deutschen Bundes, der
darum gegen Dänemark 1848 bis 1850 Krieg führte, jedoch ohne
Ergebnis. Schleswig-H olstein blieb den Dänen überlassen. Dies
wurde von Preußen und Österreich m it dem deutsch-dänischen
Krieg von 1864 korrigiert: Der König von Dänemark verzichtete

Historische Feldgrenzen
320 S C H L E S W I G -H O L S T E IN

au f alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig, H olstein


und Lauenburg zugunsten des Kaisers von Österreich und des
Königs von Preußen. A uf Grund des Versailler Vertrages kam
nach Volksabstimmung 1920 Nordschleswig zu Dänemark. 1946
bildete die britische M ilitärregierung im wesentlichen Teil aus
dieser preußischen Provinz das Land Schleswig-Holstein.

2. M achen Sie sich zu folgenden D aten Stichpunkte! Erzählen


Sie m it H ilfe dieser kurz über die Geschichte des B undes­
landes!

1459, 1460, 1848, 1864, 1920, 1946

1 . Lesen und antworten Sie!

W as erfahren Sie über die Menschen und ihre Sprache?


W as wird in Schleswig-Holstein besonders gern gegessen?

SCHLESWIG-HOLSTEINER
Die Menschen im Land Schleswig-H olstein, vom Kampf gegen
die Natur geprägt, sind im allgemeinen ruhig, zurückhaltend und
traditionsbewußt. Man macht nicht viele W orte, ist aber sehr
freiheitsliebend und individualistisch.
Das ursprüngliche Plattdeutsch, kein Dialekt, sondern eine
eigenhändige Sprache, wird heute noch — allerdings vorwiegend
von den älteren Leuten — gesprochen. Dänisch ist die Sprache
einer kulturell sich zu Dänemark bekennenden M inderheit mit
eigener Zeitung, eigenen Schulen im Grenzraum. Nordfriesisch
schließlich, eine m it dem Englischen und dem W estfriesischen in
Holland enger als mit dem Deutschen verwandte Sprache, wird
nur noch von einer kleinen Zahl der Nordfriesen gesprochen. Zu
den Problemen der Sprache gehört, daß sie sich in nicht weniger
S C H L E S W I G -H O L S T E IN 321

friesische Windmühle

als sieben Dialekte auf fächern, die untereinander nur schwer


verständlich sind.
So bunt wie die Sprache sind auch die Gerichte. Die schlesw ig­
holsteinische Küche zeichnet sich weniger durch R affiniertheit als
durch derbe Hausmacherkost aus. Vorzüglich sind vor allem die
Fisch- und Krabbengerichte. Besonders beliebt: Gebratene Scholle,
Räucheraal und Busümer Krabbensuppe.
322 S C H L E S W I G -H O L S T E IN

1. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, welche Studienm öglich­
keiten es in K iel gibt!

KIEL
Kiel liegt am Südende und zu beiden Seiten der Förde3. Die
Einwohnerzahl von Kiel zählt rund 270 000. W erftindustrie, Ma­
schinen-, Fahrzeug- und Stahlbau, Elektrotechnik, Feinmechanik
und Optik, Lebensmittel- und chemische Industrie bilden das
Schwergewicht. In Kiel spielen alle Zweige des Handels eine
w ichtige Rolle. Kiel ist Einkaufszentrum. Dies findet in der
steigenden Bedeutung des Kieler Handels- und Passagierhafens
seinen Ausdruck.
Die Stadt wurde Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet und
hieß damals „tom Kyle“, nach dem Gewässer, an dem sie lag. 1242
erhielt Kiel das Stadtrecht verliehen und 1260 die Zollfreiheit im
Herzogtum Schleswig-Holstein. 1284 trat die Stadt der Hanse bei
und brachte im 14. Jahrhundert den Hafen völlig in ihren Besitz.
Seit 1544 gehört Kiel zum Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf.
A ls 1848 die Dänen Schleswig-Holstein trennen wollten, erhoben
sich die beiden Provinzen, Kiel wurde Sitz der „Stadthalterschaft“
und später, 1864/65, Sitz der herzoglichen Landesregierung von
Schleswig-H olstein. 1866, nach dem Dänischen Krieg, fiel
Schleswig-H olstein an Preußen. Provinzhauptstadt wurde aber
Schleswig. Erst 1947 trat Kiel an die Stelle Schleswigs und ist
seitdem Landeshauptstadt des Bundeslandes Schleswig-H olstein.
Die Christian-Albrechts-Universität der Stadt Kiel besteht seit
dem Jahre 1665. Die Zahl der Studenten ist mit 7500 die höchste,
die jemals in Kiel zu verzeichnen war. Im „Haus W eltclub“, das
in Verbindung m it Kiels berühmten Institut für W eltw irtschaft
gebaut wurde, wohnen Studenten von mehr als 20 Nationen. —
Ein großes modernes Klinikviertel ist der traditionelle A us­
gangspunkt für den besonderen Ruf der medizinischen Fakultät
der Kieler Universität. Landesingenieurschule und Fachschulen,
wie die M uthesius-W erkschule, die Fachschule des deutschen
Photo- und Kinohandels und die W irtschaftsakadem ie, ziehen
weitere Studierende nach der Landeshauptstadt.
Der Nord-Ostsee-Kanal, der im Norden der Stadt in die Förde
mündet, entstand 1887— 1895. Er ist ca. 100 km lang und erspart
den Schiffen 36 Stunden Seeweg.
S C H L E S W I G -H O L S T E IN 323
Alljährliches Hauptereignis ist seit 1882 die „Kieler Woche“
m it Segelregatten, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen.
Beliebte A usflugsziele sind die Badeorte an der Förde, das Marine-
Denkmal in Laboe sowie die kaum 30 km südöstlich von Kiel
gelegene wald- und seenreiche Landschaft der Holsteinischen
Schweiz.

2. A ntw orten Sief


Wo liegt Kiel?
W elche Industrie gibt es in der Landeshauptstadt?
Worin besteht die Bedeutung des Hafens?

3. Übersetzen Sie den 2. A bsatz!

4. W as erzählt der T ext über die Bildungseinrichtungen?

5. Stellen Sie einen Plan auf! M achen Sie sich zu jedem Punkt
Stichpunkte!

6. Erzählen Sie anhand der Stichpunkte über die S ta d t Kiel!

7. Lesen und antworten Sie!

Warum ruft Kiel reges Interesse bei den Touristen


hervor?

STADTRUNDGANG
Der Rundgang beginnt am Rathaus und führt durch die Kieler
Innenstadt. Wenn man gemütlich bummelt, braucht man etwa
zwei Stunden. Das Rathaus wurde 1907—1911 nach Plänen eines
Karlsruher Architekten gebaut. Das Rathaus hat 400 Räume. Sein
Turm ist 106 m hoch und g ilt als Wahrzeichen Kiels.
Der Warleberger Hof ist ein Adelshof aus dem 17.
Jahrhundert. Seit 1970 befindet sich dort das Stadtmuseum .
Hier werden Ausstellungen zur Stadt- und K ulturgeschichte
gezeigt.
In den Jahren 1961—1965 wurde das A lte Schloß aus dem
16. Jh. neu errichtet. In dem Schloß befindet sich die Landes­
bibliothek m it 150 000 Bänden. Auch ein Konzertsaal mit einer
Orgel gibt es dort. Die Gemäldegalerie mit wichtigen Werken
S C H L E S W IG H O L S T E IN

Im Schiffahrtsmuseum

europäischer Malerei vom 17. Jh. bis zum 20. Jh. laden Besu­
cher ein.
Auch das Franziskaner Kloster ist sehenswert. Es stam m t aus
dem 13. Jahrhundert.
M ittelpunkt der Stadt ist der Markt m it Pavillonbauten und
Brunnen.
Das Schiffahrtsm useum wurde 1909/10 errichtet. Europäische
Segelschiffm odelle von der Hanse bis zum 20. Jahrhundert kann
man hier bestaunen. Dokumente zur Arbeitswelt und zur
Revolution von 1918 werden ausgestellt.
Am nördlichen Ende der Förde ist das Marine-Ehrenmal Laboe.
Es wurde zwischen 1927 und 1936 erbaut. Von dem 85 m hohen
Turm hat man einen weiten Blick über Land und See.

8 . Stellen Sie sich vor, Sie waren schon einm al früher in K iel
und kennen die S ta d t recht gut.
Ihr Freund, der m it Ihnen einen Bummel durch die Stadt
macht, möchte alles wissen.
Zeigen und erklären Sie/

9 . Lesen Sie den Dialog! Sagen Sie, wom it sich die K ieler in
der freien Z eit beschäftigen?
S C H L E S W I G -H O L S T E IN 325
M it einem J ou rn alisten u n terw eg s
J: Guten Tag, ich bin vom Kieler M orgenblatt. Darf ich Sie
fragen, was Sie sich für den Sonntag vorgenommen hoben?
A: H eute haben wir herrliches W etter, deswegen möchte ich m it
meinen Kindern baden gehen.
J : Na dann, viel Spaß dabei!

J : Entschuldigen Sie, bitte! Und wie wollen Sie heute den Tag
verbringen?
B: Ich gehe zu einem Studententreffen. Vor 3 Jahren habe ich die
Christian-Albrecht-Universität absolviert und heute trifft sich
meine ehemalige Gruppe wieder. A uf das Wiedersehn freue ich
mich natürlich riesig.
J : Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.

J : Verzeihung, darf ich Sie etw as fragen? W as haben Sie denn für
den heutigen Tag geplant?
C.: Ich will heute mit meiner Frau mal ohne Hast einen richtigen
Stadtbummel machen. W ir hatten schon lange keine Zeit dazu
gehabt. Vielleicht gehen wir dann auch in ein kleines Cafe, hier
in Kiel gibt es ja sehr viele davon, um ein gu tes Eis zu essen.

J : Und darf ich fragen, woher Sie kommen?


D: Ich komme aus Belorußland, genauer gesagt aus Brest und bin
für einige Tage m it einer Touristengruppe hier.
J : Nun, wie gefällt Ihnen unsere Stadt?
D: Einfach prima. Ich denke, ich werde nicht das letzte Mal hier
sein.
J: Danke für das Gespräch und noch ein paar schöne Tage hier bei
uns in Kiel.

10. Fragen Sie noch andere Passanten! Erkundigen Sie sich über
ihre Pläne!

1 1. S in d Sie m it dem Sprichwort:


„Zu Gast sein ist gu t, zu Hause ist es aber besser“
einverstanden? Begründen Sie Ihre Aussage!

12. Lesen Sie folgende Texte!

KIELER ALLERLEI
K ieler W oche — Fest der N ationen. Seit 1882 gibt es Segel­
regatten größeren Ausmaßes auf der Kieler Förde. Und spätestens
326 S C H L E S W I G -H O L S T E IN

seit der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals im Jahr 1895 heißt


das jährliche Spektakel „Kieler Woche“. Im Lauf der Jahrzehnte
ist daraus ein traditioneller Höhepunkt im sportlichen,
kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt geworden. Seit
1948 ergänzt man die Segel Wettbewerbe durch A usstellungen,
Theater- und Konzertaufführungen sowie Tagungen unter besonde­
ren Leitthemen. M ittelpunkt bleiben natürlich die Regatten, bei
denen sich Sportler aus aller W elt auf dem idealen Segelrevier der
Förde messen.
K nurrhahn, Seepferdchen und N agelrochen. Dem Knurrhahn
begegnet man im Aquarium des Kieler Instituts für Meereskunde
ebenso wie dem Kabeljau, dem Nagelrochen oder dem
Seepferdchen. In 27 Schaubecken werden hier vorwiegend Tiere
der Nord- und Ostsee sowie des Nordatlantik gezeigt. Einige
Becken verm itteln auch einen Einblick in die Fauna heimischer
Seen und Flüsse. A ls Ergänzung findet der Besucher außerdem
eine Anzahl geheizter Schaubecken, in denen die Bewohner
tropischer und subtropischer Meere ihre Formen- und Farben­
pracht demonstrieren. In einer mit Ostseewasser versorgten
Außenanlage tummeln sich zur Freude der Kinder Seehunde.

Ländliche Idylle — neu aufgebaut. Über 60 ländliche Bau­


werke vom 16. bis 19. Jh. vereint das Schleswig-H olsteinische
Freilichtmuseum in Kiel-Molfsee zu einem „Dorf“ von
eindrucksvoller Schönheit. A lle typischen Gebäudearten des
Landes sind hier orginaltreu wiederaufgebaut worden.
Unmittelbar lebendig wird die Vergangenheit, wenn Bäcker,
Schmiede, Stellmacher4 und Korbflechter5 in den alten Häusern
das Handwerk von einst demonstrieren.

13. A ntw orten Sie!

W as versteht man unter der Kieier Woche?


W as kann man im Kieler Institut für Meereskunde
bewundern?
W as haben Sie in der 3. Notiz erfahren?

14. Lesen Sie den Dialog, und führen Sie ein ähnliches Gespräch
m it einem Gast Ihrer S ta d t!

А : Guten Tag. Ich bitte um Entschuldigung. Ich glaube, ich habe


mich verlaufen. Hier in der Nähe muß ein Museum sein.
B: ln welches Museum wollen Sie denn gehen? In unserer Stadt
gibt es viele. Wofür interessieren Sie sich?
A : Ich interessiere mich eigentlich mehr für Malerei.
S C H L E S W I G -H O L S T E IN 327
В: Wenn das so ist, dann nehmen Sie ein Taxi oder fahren Sie
zwei H altestellen mit dem O-Bus Nr. 5. Gleich in der Nähe der
H altestelle befindet sich die Gemäldegalerie „Neue M eister“.
А : Danke.

15. A n tw orten Sie!

Gehen Sie oft ins Museum?


W elche Kunstschätze interessieren Sie am meisten? Begründen
Sie Ihre Aussage!

1. Lernen Sie während einer Reise das L and Schleswig-H olstein


etw as näher kennen! Lesen Sie die Texte!

LÜBECK
Lübeck war 250 Jahre lang Handelsmetropole Deutschlands.
Im Bund mit Hamburg und Bremen sicherten sich die K aufleute
der Stadt Freiheit, Macht und Einfluß bis zum Dreißigjährigen
Krieg (1618—1648).
Gegründet durch Heinrich den Löwen entwickelte sich die
Stadt seit dem Sieg der Lübecker über die Dänen in der Schlacht
im Jahre 1227 zum Ausgangspunkt der gemeinsamen Fahrten der
K aufleute über die Ostsee nach Norden und Nordosten. Hier
wurden Fische und Holz aus dem Norden gegen flandrische Tuche
und niederrheinisches Eisen getauscht. Honig und Bernstein aus
dem Baltikum konnte als Bezahlung für Schafwolle, Kupfer und
Zink aus England dienen.
Ab 1356 galt Lübeck als die mächtigste der kaufmännisch und
politisch verflochtenen Hansestädte. In dieser Zeit entwickelte
sich hier der Baustil der Barocksteingotik zur Vollkommenheit,
und die erhaltenen Gebäude aus dieser Zeit machen den Besuch
Lübecks zu einem einmaligen optischen Genuß.
Die sieben Türme Lübecks kann man aus großer Entfernung
sehen. Der Dom wurde im 13. und 14. Jahrhundert in seiner
heutigen gotischen Form vollendet.
Im Zentrum der Stadt liegt das gotische Rathaus, eines der
ältesten in Deutschland. Ein paar Schritte weiter liegt das Haus
S C H L E S W IG -H O L S T E IN

L ü b ec k : H o ls t e n to r

der Buddenbrooks, in dem Thomas und Heinrich Mann ihre


Jugend verbrachten.
In der Stadt Lübeck leben z. Z. rund 220 000 Einwohnern.

CUXHAVEN

Cuxhaven ist eine nicht sehr große Stadt. Sie wirkt immer
noch klein und ist überschaubar. Das spürt man sofort bei einem
Gang durch die gemütlichen Fußgängerzonen m it schönen ge­
pflegten alten Häusern. Hier macht das Einkäufen wirklich Spaß.
Natürlich gibt es in Cuxhaven auch Museen, zum Beispiel das
Wrackmuseum. Hier findet man die Überreste von Schiffen, die
durch Strandung, Kollisionen, Stürme und Krieg in der Nordsee
oder in den Flußmündungen versanken. Details wie Anker,
Kompaß, Steuer, Kanonen und alte Schatztruhen erzählen
dramatische Geschichten von Seenot, Krieg und menschlichen
Schicksal.
S C H L E S W I G -H O L S T E IN 329
Kunstfreunde finden Freude an Grafiken, Plastiken und
Malerei in ständig wechselnden Ausstellungen.
Der Kulturpark ist mehr als nur ein Park der Erholung. Er
befindet sich unm ittelbar in der Nähe der offenen See und besitzt
weite Grünflächen mit altem Baumbestand und vielen bunten
Blumen. M itten im Park gibt es einen großen Teich m it der
Seevogel wiese, wo sich einheimische und exotische W asservögel
lautstark streiten.

FLENSBURG
Flensburg mit seinen 90 000 Einwohnern ist die nördlichste
Stadt Deutschlands. Sie entstand im 12. Jahrhundert aus einem
Fischerdorf, später eine dänische Handelssiedlung. Die Bürger­
häuser und öffentliche Gebäude zeigen, daß Flensburg seit dem
13. Jahrhundert eine wohlhabende Handelsstadt und im 16.
Jahrhundert der größte Seehandelshafen Dänemarks war. Das
Nordertor aus dem 16. Jahrhundert ist das W ahrzeichen der
Stadt.
Die A ltstadt hat ihr Gesicht gut bewahrt, am schönsten wohl
in den Straßen Holm-Große- Straße-Nordenstraße. An lauen Som-

F le n s b u r g : I n n e n h o f in d e r N o r d e n s tr a ß e
330 S C H L E S W I G -H O L S T E IN

mertagen herrscht ein fröhliches Treiben auf der Fußgängerzone


m it ihren Restaurants, Straßencafes und gemütlichen Kneipen.

2. A n tw orten Sie!

W er gründete die Stadt Lübeck?


W om it handelten die K aufleute in der Zeit der Hanse?
Welche Länder handelten untereinander?
W as für ein Stil entwickelte sich im 14. Jahrhundert be­
sonders?
W as ist in Cuxhaven sehenswert?

3 . Lesen und antworten Sie!

W ie heißen die kleinen Geschichten und was spiegeln sie


wider?

Ein Gespräch vor dem Denkmal für T ill Eulcnspicgcl in B raunschw eig.

A : Haben Sie das Buch über Till Eulenspiegel gelesen?


B: Nein, gelesen habe ich es nicht, aber von den Streichen des Till
Eulenspiegel habe ich gehört. Gab es diesen Menschen
eigentlich?
A : Man sagt es gab einen Bauernjungen, der von Ort zu Ort zog
und den Leuten Streiche spielte.
B: Und natürlich wurden diese Streiche vom Volk weitergegeben.
A: Sie haben recht. Das Volk verstand diese kleinen humorvollen
Geschichten, auch Schwänke genannt. Sie enthalten einen
tiefen Sinn. Vor allen Dingen erzählen sie von den Sorgen und
H offnungen, den Fi'euden, Leiden und Wünschen der armen
Bevölkerung.

4. Lesen Sie eine dieser Geschichten!

Till Eulenspiegel

E. war zu Eulenspiegels Zeiten eine berühmte Stadt. Dort


befand sich sogar eine Universität. Aber der Rektor, die Gelehr­
ter und die Studenten liebten ein lustiges Leben. Anstatt die
Wissenschaften zu studieren, saßen sie in den Schenken, aßen,
tranken und sangen fröhliche Lieder. Als sie erfuhren, daß
SCHLESW IG H O L ST E IN 331

Eulenspiegel nach E. gekommen sei, Waien sie sehr beunruhigt.


„Man sagt, daß Eulenspiegel sehr klug ist", dachten sie.
„Vielleicht ist er sogar klüger als wir." Also versammelten sie sich
und sprachen darüber, was sie tun müßten, um klüger als
Eulenspiegel zu erscheinen.
„Wir wollen ihm einen Esel geben, damit er ihn das Lesen
lehre“, sprach endlich der Rektor. „Das isl eine Aufgabe, die er
bestimmt nicht lösen kann.“
Alle waren einverstanden, und am nächsten Tag wurde Till in
die Universität eingeladen. „Lieber Kollege", sagte der Rektor zu
ihm. „In Stadt und Land ist Eure Klugheit bekannt. Und da wir
wissen, daß Ihr jede Aufgabe lösen könnt, beschlossen wir, Euch
einen jungen Esel in die Lehre zu geben. Könnt Ihr ihn das Lesen
lehren?“
Eulenspiegel schaute von einem zum anderen und dachte:
„Es gibt viele alte und junge Esel in E.“ „Warum nicht“,
antwortete er. „Aber e s ist eine schw eie Aufgabe, die lange Zeit
und guten Lohn braucht. Ihr wißt doch selbst, daß der Esel ein
Tier ohne Sprache und Verstand ist.“
Die Gelehrten berieten und beschlossen, Till zwanzig Jahre
Zeit für den Unterricht zu geben. Das gefiel Eulenspiegel. Er
nahm den Esel, bekam einen Teil des Geldes für den Unterricht
und ging in seine Herberge. Sein Schüler bekam einen
besonderen Stall. Eulenspiegel legte vor den Esel ein großes
dickes Buch. Zwischen die einzelnen Blätter des Buches streute
er etwas Hafer. Obwohl das Tier so dumm wie alle anderen Esel
war, merkte e s doch bald, wo e s den Hafer finden kann. Und
wenn er Hunger hatte, schlug es mit dem Maule die Blätter des
Buches um und fraß den Hafer auf. Wenn aber der Esel noch
nicht satt war, dann schrie er laut: „l-A! I-A!“
Eulenspiegel ging nach einigen Tagen zum Rektor der
Universität und bat ihn, sich von den ersten Erfolgen seines
Unterrichts zu überzeugen. „Aber lieber Kollege“, sagte der
Rektor erstaunt, „ist es denn möglich, daß der Esel schon etwas
gelernt hat?“
„Es ist natürlich sehr schwer, ihn zu unterrichten“, antwortete
Eulenspiegel. „Aber ich habe ihn doch schon so weit gebracht,
daß er bereits einige Buchstaben kennt und sprechen kann.“
Der Rektor traute seinen Ohren nicht. Er eilte mit Eulenspiegel
in die Herberge.
Till hatte schon am Morgen dieses Tages seinem Schüler das
Buch fortgenommen und ihn hungern lassen. Als sie jetzt in den
Stall gingen, legte er das Buch wieder vor den Esel. Diesmal war
aber kein Hafer zwischen den Blättern. Der Esel, der seinen
Hafer suchte, schlug die Seiten um, und als er keinen Hafer
fand, schrie er laut: „l-A! I-A!“
332 SCHLESW IG H OLSTE IN

„Gut, gut“, lobte Till. „Spricht er nicht deutlich die Laute А


und I? So wird er mit der Zeit das ganze ABC lernen."
Eulenspiegel bekam den zweiten Teil des Geldes für den
Unterricht. Dann dachte er: „Wenn du alle Esel zu E. klug
machen willst, so brauchst du dazu ein langes Leben. Es ist Zeit,
E. und die Esel zu verlassen, und sich auf den Weg zu machen“.
Und das tat er auch.

5. Suchen Sie im Text die Stellen, die

a ) Lehrer und Studenten charakterisieren, b) den H aupt­


gedanken sowie die Beziehung Tills zu den Einwohnern der
S ta d t ausdrücken!

1. Hören Sie den Text, und geben Sie den Inhalt wieder!

THEODOR STORM
Theodor Storm wurde am 14.9.1817 in Husum geboren.
Seinem Vater nacheifernd, studierte er 1837—1842 Jura in Kiel
und Berlin. Ab 1843 arbeitete er als Rechtsanwalt in seiner
Vaterstadt. Die Revolution 1848 berührte Storm kaum. An der
schleswig-holsteinischen Volkserhebung gegen Dänemark (1848)
nahm er aber teil und schuf ausdrucksstarke patriotische
Gedichte. 1853 kam er nach Potsdam. Dort lernte er Fontane und
Heyse kennen. 1864, nach dem Abzug der Dänen, konnte er in
seiner geliebten Heimatstadt als Richter arbeiten.
Das Lyrikwerk von Storm nimmt einen hervorragenden Platz
zwischen volkstümlicher Spätromantik und kritischem Realism us
ein. Seine Lyrik ist stets mit der Natur seiner norddeutschen
Heimat verbunden. Storm hat Gedichte geschaffen, die durch ihre
Formschönheit, ihre Schlichtheit und Echtheit, M usikalität zu den
Perlen deutscher Lyrik gehören. Hier ein kleines Beispiel.
Knecht Rupprecht
Von drauß, vom Walde komm ich her,
ich muß euch sagen, e s weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen.
Und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht'6 durch den finsteren Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht,“ rief es, „alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!7
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan.
Al't und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn.
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn e s soll wieder Weihnachten werden.“/
Ich sprach: „O lieber Herre Christ, f -
meine Reise fast zu Ende ist. /Ж Ш
Ich soll nur noch in diese Stadt, Щ.
wo's eitel gute Kinder hat.“ vJ '
„Hast denn das Säcklein auch bei dir?“ /^ 5
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier, ( l
denn Äpfel, Nüß' und Mandelkern
essen fromme Kinder gern!”
„Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier!
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.“
Christkindlein sprach: „So ist e s recht.
So geh mit Gott, mein treuer Knecht.“
Von drauß, vom Walde komm ich her,
ich muß euch sagen, e s weihnachtet sehr.
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find:
Sind’s gute Kind? Sind's böse Kind? -ff
334 S C H L E S W I G -H O L S T E IN

2. Lesen und übersetzen Sie das Gedicht!

3 . A n tw orten Sie!

Worüber erzählt dieses Gedicht?

4 . Eine sehr bekannte Novelle von Theodor Storm heißt „Schim­


m elreiter.“ Lesen Sie einen A usschnitt daraus, und versuchen
Sie den In h alt zu verstehen! Nehm en Sie, wenn nötig, ein
W örterbuch zu H ilfe!

„Schim m elreiter“
Es war im dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, an einem
Oktobernachmittag — so begann der damalige Erzähler — , als
ich bei starkem Unwetter auf einem nordfriesischen Deich
entlang ritt.
Zur Linken hatte ich jetzt schon seit über einer Stunde die
öde, bereits von allem Vieh gelehrte Marsch, zur Rechten, und
zwar in unbehaglichster Nähe, das Wattenmeer der Nordsee;
zwar sollte man vom Deiche aus auf Halligen8 und Inseln sehen
können; aber ich sah nichts als die gelbgrauen Wellen, die
unaufhörlich wie mit Wutgebrüll an den Deich hinaufschlugen und
mitunter mich und das Pferd mit schmutzigem Schaum
bespritzten; dahinter wüste Dämmerung, die Himmel und Erde
nicht unterscheiden ließ; denn auch der halbe Mond, der jetzt in
der Höhe stand, war meist von treibenden Wolkendunkel
überzogen. Es war eiskalt; meine verklommenen Hände9 konnten
kaum den Zügel halten, und verdachte e s nicht den Krähen und
Möwen, die sich fortwährend krächzend und gackernd vom Sturm
ins Land häneintreiben ließen. Die Nachtdämmerung hatte
begonnen, und schon konnte ich nicht mehr mit Sicherheit die
Hufe meines Pferdes erkennen; keine M enschenseele war mir
begegnet, ich hörte nichts als das Geschrei der Vögel, wenn sie
mich oder meine treue Stute fast mit den langen Flügeln
streiften, und das Toben von Wind und Wasser. Ich leugne nicht,
ich wünschte mich mitunter in sicheres Quartier.
Jetzt aber kam auf dem Deiche etwas gegen mich heran; ich
hörte nichts; aber immer deutlicher, wenn der halbe Mond ein
karges Licht herabließ, glaubte ich eine dunkle Gestalt zu
erkennen, und bald, da sie näher kam, sah ich es, sie saß auf
einem Pferde, einem hochbeinigen hageren Schimmel; ein
dunkler Mantel flatterte um ihre Schultern und im Vorbeifliegen
sahen mich zwei brennende Augen aus einem bleichen Antlitz an.
SCHLESW IG H O LSTE IN 335

Wer war das? Was wollte der? — Und jetzt fiel mir ein, ich
hatte keinen Aufschlag, kein Keuchen des Pferdes vernommen;
und Roß und Reiter waren doch hart an mir vorbeigefahren.
In Gedanken darüber ritt ich weiter, aber ich hatte nicht lange
Zeit zum Denken, schon fuhr e s von rückwärts wieder an mir
vorbei, mir war, als streifte mich der fliegende Mantel, und die
Erscheinung war, wie das erste Mal, lautlos an mir
vorbeigestoben10. Dann sah ich sie fern und ferner von mir; danrt
war’s, als säh ich plötzlich ihren Schatten an der Binnenseite des
Deiches hinuntergehen. Etwas zögernd ritt ich hinterdrein. Als ich
jene Stelle erreicht hatte, sah ich hart am Deich im Kooge11
unten das Wasser einer großen Wehle blinken — so nennen sie
dort die Brüche, welche von den Sturmfluten in das Land
gerissen werden, und die dann meist als kleine, aber tiefgründige
Teiche stehenbleiben.
Das Wasser war, trotz des schützenden Deiches, auffallend
unbewegt; der Reiter konnte e s nicht getrübt haben; ich sah
nichts weiter von ihm. Aber ein anderes sah ich; das ich mit
Freuden jetzt begrüßte, vor mir lag ein großes Haus, an der
Südseite, rechts von der Haustür, sah ich alle Fenster erleuchtet,
dahinter gewahrte ich Menschen und glaubte trotz des Sturmes
sie zu hören. Mein Pferd war schon selbst auf den Weg am Deich
hinabgeschritten, der mich vor die Tür des Hauses führte. Ich
sah, daß es ein Wirtshaus war.
Theodor Storm, 1889

5. B etrachten Sie die Skizze! Vergleichen Sie diese S kizze m it


den Beschreibungen im Text!
SC H L E S W IG H O L S T E IN

6. A n tw orten Sie!
W elche Tiere begleiteten den Erzähler?
W en begegnete er?
A u f welchem Deich ritt er?
W as erfahren Sie über das W etter?
Wo weiden oft Schafe und manchmal Rinder?
Warum hörte der Erzähler keinen Aufschlag, kein Keuchen,
als die Gestalt von Roß und Reiter dicht an ihm vorbeijagten?

7. Gibt der Text Auskunft über

а ) die Landschaft, b) die Leute und ihre Tagesaufgaben an


der K üste, с ) von inrem K am pf m it dem M eer und d ) von
dem Aberglauben?

W enn ja, beweisen Sie dies anhand der Textstellen!

1. Lesen und übersetzen Sie den Text!

NORDSEE
Das Leben in dem Land Schleswig-Holstein ist eng m it der
Nordsee verbunden.
Die Nordsee ist ein typisches Gezeitenmeer12. Der W echsel von
Ebbe und Flut beherrscht den Tagesablauf aller Lebewesen, die im
oder unm ittelbar am W asser leben. Es ist wissenschaftlich belegt,
daß der Meeresspiegel um 25 cm in 100 Jahren an der
Nordseeküste steigt — der Atlantische Ozean „schwappt“
gewissermaßen „über“. Seit dem Ende der jüngsten Eiszeit dringt
das Meer an der Nordseeküste gegen das Land vor. Noch vor
10 000 Jahren war der Boden der Nordsee trocken. Der
durchschnittliche Höhenunterschied zwischen dem von den
Gezeiten erzeugten Hoch- und Niedrigwasser beträgt an der
schleswig-holsteinischen Nordseeküste je nach Ort etw a 2,5 bis
3,5 m. Da der Meeresboden hier sehr flach abfällt, gibt die
Nordsee bei Ebbe jeweils für ungefähr sechs Stunden w eite Flä­
chen frei. An einigen Stellen ist das von kleinen und großen
N o r d s e e : D ie A n le g e b r ü c k e
12 Г е р м а н и я
338 S C H L E S W I G -H O L S T E IN

W asserläufen durchzogene W att 20 bis 30 km breit. Der Boden,


der dann zeitweise trockenfällt, sieht indes nicht gerade einladend
aus: schwarzblauer Schlick und Sand, der manchmal nach faulen
Eiern stinkt und in dem man bis über die Knöchel versinkt — eine
Landschaft, nicht mehr Ozean und noch nicht Land, in der für
Lebewesen kein Platz zu sein scheint.
Aber der Watteboden gehört zu den am dichtesten m it Tieren
besiedelten Lebensräumen der Erde. Muscheln, Krebse, Schnecken,
Würmer und viele andere Tiere leben in und auf ihm. Schollen,
Flundern, Aale und andere Seefische rücken m it der Flut auf das
W att vor. Für Tiere ist das W att ein Schlaraffenland. Sie
brauchen sich um Nahrung nicht zu kümmern, jede Flut
schwemmt nährstoffhaltige Schlammteilchen heran.
Die Grenzen zwischen Erde und W asser sind an der
Nordseeküste nirgends messerscharf gezogen. Beide Elemente
überlappen und greifen ineinander. Die Nordsee im schleswig-
holsteiner Land hat viele kleine Inseln. Diese Inseln schützen als
natürliche Wellenbrecher die W estküste, haben aber unter dem
Ansturm der See selbst am stärksten zu leiden. Vor allem Sylt,
die mit fast 100 qkm größte deutsche Nordseeinsel, muß Jahr für
Jahr stärkere Landverluste hinnehmen.

2. A ntw orten Sie!

W ie lange dauert die Ebbe?


W elche Tiere leben im Watteboden?
W elche Aufgabe haben die Inseln in der Nordsee?
W ie heißt die größte Nordseeinsel?

3. Lesen und übersetzen Sie die N otiz!

GEHZEITEN
Die Gehzeiten sind das täglich zweimalige Ansteigen (Flut) und
Absinken (Ebbe) des M eeresspiegels. Sie werden hervorgerufen
durch die auf die Erde wirkende Anziehungskraft von Mond und
Sonne und die Fliehkraft infolge der Rotation von Erde und Mond
um einen gemeinsamen Schwerpunkt. Dabei überwiegt auf der
mondzugewandten Erdhälfte die Anziehungskraft, der mondab-
gewandten die Fliehkraft. Die resultierende K raft dieser beiden
Kräfte erzeugt die Flut bzw. Ebbe. Wirken Sonne und Mond in
gleicher Richtung (bei Voll- und Neumond), so ist die
A nziehungskraft besonders groß, es entsteht eine Springflut. Zur
Zeit der Mondviertel schwächen sie sich dagegen ab, es entsteht
eine N ippflut. Gehzeiten werden bereits in Gehzeitkraftwerken
genutzt.
S C H L E S W I G -H O L S T E IN 339
4. A ntw orten Sie!
W as sind Gehzeiten?
Wodurch werden Sie hervorgerufen?
W ann ist die Anziehungskraft besonders groß?

5. H olen Sie sich zusätzliche Inform ationen über die Nordsee in


der folgenden Legende!

NO RD SEE

Lage Zwischen dem Schleswig-Hol­


steinischen W attenm eer und der
Unterelbe, im W esten, östlich
an das Hügelland und im
Norden an Dänemark angren­
zend.
Ausdehnung Nordwest-Südost 220 km, W est-
Ost 80 km
Länder Schleswig-H olstein, im Süd­
osten Hamburg
Höchste Erhebungen Inseln: Helgoländer Oberland
62 m, Uwe-Düne auf Sylt
52 m
W ichtigste Flüsse Elbe, Eider, Treene, Stör,
A lster
Landschaftsformen W attermeer m it Inseln, einge­
deichte Marschen, sandige
Landschaften und Moore
N aturpark/N atio­ An der Grenze zum Hügelland
nalpark Naturpark Aukrug; im W es­
ten Nationalpark; Schleswig-
H olsteinisches W attenmeer

6 . Erzählen Sie anhand der Legende und des T extes über die
Nordsee!
S C H L E S W IG -H O L S T E IN

- 1 3 ereits 1848
ßlde zurguten 9\(acfvt
enistomf dieses Bekannte
Volkslied. Zuerst wurde es
nur in der Rhanyfalz,
in Franken und in Sachsen
gesungen. Von. dort aus
fand es jedoch durch die D А A D G

Jugendbewegung sehr
sehnen seinen Weg in ade
-f. А - de. z u r cju-tren Nacht*. J e t z t wird der
Gebiete Deutschlands.
Daß das Lied in so kurzer
Zeit Beliebt wurde und es
Bis heute geb heben ist,
hegt vor adern an der Schluß g e - m a c h t; daß ich m uß
т °г
schei - den.
eingängigen Melodie, die
sich durch verschiedenste
Formen der Wiederholung
auszeichnet. Jm S o m -m e r wächst- d er Klee, im
Und die Geschichte, die
erzählt wird, gibt es heute,
so wie es sie immer ge­
geben hat: Ein LieBenaer schneits den Sehnte, da komm
w id sich nicht Binden,
sucht sein Heil in z. 4.
Ausflüchten, g e h t... Es treuem Berg und T at Die Mädchen in der Wett
wo ich viel tausendmal sindjdtcher ab das Geld
bin drüber gangen; mit ihrem Lie6en.
|: das hat deine Schönheitaemacht, |: Ade zur guten Nacht!
hat mich zum Ue6enjeEracht Jetzt wird der Schluß gemacht,
mit großetnVerCangen. :| daß ich muß scheiden. :|

3.
Das Brünnlein rinnt und rauscht
woftt unterm Holderstrauch,
wo wir gesessen.
|: Wie manchen Clockenschlng
da Herz bei Herzen lag,
das hast vergessen. $
Traditionen
Feste und Bräuche:
Die Hochzeit

Weihnachtsfest

Pflaumentoffel

Ostern
1. Lesen und übersetzen Sie den Text!

DIE HOCHZEIT
Feste in der Familie spielen eine große Rolle. Eines der w ichtig­
sten Feste ist die Hochzeit. Früher wurde sie im großen Kreis
gefeiert und war ein Ereignis m it festen Bräuchen.
Ein Stück K ulturgeschichte ist die traditionelle Hochzeit der
Sorben. A lle Schichten der Bevölkerung hatten den gleichen
H ochzeitritus1. Der Unterschied bestand nur in der Zahl der
Gäste, der Qualität der Speisen und Getränke. Hochzeit wurde im
Frühling gefeiert, und zwar am Dienstag.
Vor der Hochzeit war es Brauch, sich zu verloben. Der Vater
des Bräutigams kam in das Haus der Braut. Er sah sich
W ohnung, Gebäude und Ställe aufmerksam an. Dann fragte er, ob
die Braut gesund sei. Der Vater der Braut erzählte über ihren
Charakter und wieviel Geld sie als M itgift2 bekommt. M eistens
liebten sich die jungen Leute, manchmal wurde auch „Geld m it
Geld“ verheiratet.
Wenn sich die Parteien einig waren, begannen die
Hochzeitsvorbereitungen. Die jungen Leute durften nicht mehr
am Jugendleben des Dorfes teilnehmen. Die Braut mußte von
ihrer Verlobung bis zur Hochzeit, 6 W ochen, grüne Tracht
tragen. Das hieß, sie war Braut. Nach alter Tradition wurde eine
sorbische Hochzeit von einem Hochzeitsbitter3 geleitet. Er mußte
die Gäste einladen. W enn er von Haus zu Haus ging, tru g er
einen Hut und einen Stock mit bunten Bändern und einen Strauß.
Am H ochzeitstag sorgte er für gute Laune.
Bevor die Gäste zur Trauung fuhren, warf die Braut Semmeln
in die wartenden Menschen. Sie waren für die Kinder. W er Glück
hatte, fand in der Semmel eine Silbermark. Dies sollte die Güte
der neuen Bäuerin zeigen.
Nach der Trauung warteten die Jugendlichen. Die Jungen und
Mädchen hatten Tücher zusammengebunden und hielten die Gäste
auf. Zahlten die Braut und der Bräutigam g u t, durften sie durch
das Tor.
344 TRAD ITIO N E N

Waren die Gäste vor dem Haus der Braut angekommen, blieb
die Tür zunächst zu. Erst, wenn die jungen Leute versprochen
hatten, m it den alten Eltern gut zu leben, wurde die Haustür
geöffnet. Kam eine Schwiegertochter ins Haus, wurde eine Henne
der Braut zu den anderen Hennen des Hofes gelassen. Vertrug sie
sich gut m it ihnen, war ein gutes Verhältnis Schwiegermutter und
Schwiegertochter gesichert4.
Nach gutem Eissen begann das Schenken. Für das Geschenk gab
es zwei Schnäpse. Zum Schluß holte der Hochzeitbitter von der
Straße zwei kleine Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Beide
setzte er in einen Korb und stellte ihn auf einen Tisch. Die Kinder
mußten einige Male „Mama“ und „Papa“ sagen. Der Sinn dieser
Handlung bedeutet, dem jungen Paar viele Kinder zu wünschen.
Dann wurde getanzt. Die ersten Tänze durften nur rechtsherum
getanzt werden, damit alles sich zum Rechten wende5. Der
Bräutigam durfte die ersten Tänze nicht mit seiner Frau tanzen.
Er sollte zeigen, daß er nicht eifersüchtig ist.
Nach der Hochzeit brachte man die M itgift in das neue Heim.
A lle Leute sollten die vielen Sachen bewundern. Nach der Anzahl
der Federbetten6 wurde die M itgift beurteilt.
Nach vier Wochen kamen die Verwandten zu Besuch. Die
junge Hausfrau bewirtete die Gäste m it Kuchen und Kaffee. An
diesem Tag tru g sie zum ersten Mal die Frauenhaube7.
Viele dieser Bräuche haben auch heute noch einige Bedeutung.
W ird eine traditionelle sorbische Hochzeit gefeiert oder nicht,
entscheiden heute die jungen Leute selbst.
2. A ntw orten Sie auf die folgenden Fragen!
Worin besteht der Unterschied zwischen einer Hochzeit eines
Groß- und Kleinbauern?
W ie verging das Verlobungszeremoniell?
W elche Hochzeitsvorbereitungen begannen, als die Eltern sich
einig waren?
W elche Aufgaben hatte der Hochzeitsbitter?
Was machte die Braut vor der Hochzeit?
W as geschah vor dem Haus der Schwiegereltern?
W ie verlief das Schenken an der Hochzeit?
W elche Bedeutung hatte der abendliche Tanz?
W as erfahren Sie über die M itgift?
W elches Ereignis geschieht vier Wochen nach der Hochzeit?

3 . Gliedern Sie den Text! Versehen Sie die A bschnitte m it den


passenden Überschriften!

4 . Nehmen Sie die Gliederungspunkte der Übung 3 und notieren


Sie zu jedem Punkt Stichwörter!
T R A D IT IO N E N H W lK

5. Geben Sie den Inhalt m it Hilfe der Stichw örter wieder!

6. A n tw orten Sie auf die folgenden Fragen!


Gibt es bei Ihnen zu Hause feste Hochzeitsregeln? Wenn ja,
welche?
W elche Vorstellung haben Sie über Ihre Hochzeit?
W elche Ansprüche stellen Sie an Ihren Partner?
Feiert man bei Ihnen auch die Wiederkehr des Hochzeitstages?
Wenn ja, wie?

7. Erzählen Sie über die H ochzeit eines Bekannten oder Verwand­


ten!

8. Lesen Sie den Text, und versuchen Sie ihn zu verstehen!


Schlagen Sie, wenn nötig, im W örterbuch nach!

WEIHNACHTSFEST
Viele Menschen feiern im Erzgebirge das W eihnachtsfest nach
altem Brauch, obwohl es für die m eisten Menschen eine ganz

Wintermärchen im Erzgebirge
.«*«. T R A D IT IO N E N

Die Weihnachtssymbole: Nußknacher und Knusperhäuschen

andere Bedeutung hat als früher. W eihnachten ist ein Fest des
Friedens, der Freude und des gegenseitigen Schenkens geworden.
Schon am 23. Dezember muß alles sauber sein: Tische und
Schränke blank geputzt, die Dielen gebohnert, die Wäsche
geplättet und der Stall geweißt. Obwohl bis zum M ittag des 24.
alle K isten, Kästen und Gefäße gefüllt sein müssen, damit es in
Zukunft keinen Mangel an Trank und Speise gibt, darf den ganzen
Tag nichts gegessen werden. Man muß abends richtigen Hunger
haben. M it dem Glockenschlag sechs beginnt das Essen, keine
M inute später und schon gar keine früher. Warum das so ist,
wissen die wenigsten. Um sechs Uhr beginnen die 12 Nächte. Die
Träume in diesen zwölf Nächten haben eine große Bedeutung für
das kommende Jahr. W ichtig ist auch das W etter. Scheint am
Tage nach der ersten Nacht die Sonne, gibt es ein gutes Jahr,
regnet es während der zwölf Nächte, steigern sich die
M ilcherträge, und je länger die Eiszapfen an dem Dach sind, um
so länger wird der Flachs im kommenden Jahr.
Zum feierlichen Abendessen wird das beste Geschirr auf den
Tisch gestellt. Ein Gedeck wird mehr als benötigt hingestellt. Es
ist für einen Gast gedacht, der draußen vorbeigeht und H ilfe
braucht. Man faßt sich bei den Händen, wünscht sich gegenseitig
Wohlbekommen und ißt so viel wie möglich von den vielen
schmackhaften Dingen. Neun verschiedene Speisen müssen auf
T R A D IT I O N E N 347
dem Tisch stehen. Sie symbolisieren, was sich die Erzgebirgler für
das kommende Jahr wünschen. A lle wissen, daß Linsen Kupfer
bedeutet, H irse Gold und Sauerkraut viel Stroh. Butterm ilch
vertreibt den Kopfschmerz, und rote Rüben machen schöne
W angen. Suppe, nur keine Suppe essen, denn die läßt einem das
Jahr über die Nase tropfen. Und Sellerie regt die Fruchtbarkeit
an. Unter jedem Teller liegt ein Geldstück. A lle wissen davon. Es
wird helfen, daß immer Geld im Hause ist. Nach dem Essen
werden Brot, Salz und das W eihnachtslicht in die Tischdecke
eingeschlagen.
Dann kommt Knecht Ruprecht zu den Kindern. Jedes Kind
muß ein Sprüchlein aufsagen. Dafür bekommt es Geschenke.
Am 1. W eihnachtsfeiertag darf der erste Stollen gegessen
werden. Doch die m eisten essen schon Ende November davon. Nur
noch selten backen die Frauen selber den Stollen. Man kauft ihn
meist im Laden um die Ecke. Doch auf jedem Karton ist
geschrieben, daß es sich hierbei um den „Original erzgebirgischen
W eihnachtsstollen“ handle.

9. B eantw orten Sie folgende Fragen!

W elche Bedeutung hat für die Erzgebirgler der Abend des


24. Dezembers?
W elche Speisen stehen auf dem Tisch, und welche Erwar­
tungen sind mit den einzelnen Speisen verbunden?
W elche Bedeutung haben die zwölf Nächte?
W as geschieht am 24. Dezember abends?
W er bringt den Kindern die Geschenke?
W as wissen Sie über den Stollen?

10. Gliedern Sie den Text! Geben Sie jedem Gliederungspunkt eine
Überschrift! N otieren Sie zu jedem einzelnen Punkt
Stichpunkte!

11. Geben Sie m it Hilfe der Stichpunkte den Inhalt wieder!

12. Versuchen Sie den inhaltlichen K ern m it wenigen Sätzen wie­


derzugeben!

13. A n tw orten Sie auf die Fragen!


Feiert man bei Ihnen das W eihnachtsfest?
Gibt es bei Ihnen auch alte Traditionen zum Fest? W enn ja,
welche?
W ie begehen Sie das Fest in Ihrer Familie?
Warum hat das W eihnachtsfest auch heute noch eine Be­
deutung?
34S TR AD ITIO N E N

1 4 . Schreiben Sie einer deutschen Familie eine Glückwunschkarte


zum W eihnachtsfest oder zum neuen Jahr!

15. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, auf welcher historischen
Begebenheit der Plaum entoffel zurückzuführen ist!

PFLAUMENTOFFEL
Er bringt Glück, sagt man, zum W eihnachtsfest und zum
Jahreswechsel. Manche nennen ihn Pflaumenfeuerrüpel,
Pflaum enkerl, Pflaum enaugust, Pflaumenruprecht oder sogar
Pflaumenpopel. Gemeint ist immer ein und derselbe: der
Pflaum entoffel.

Der kleine Kerl war einst in ganz


Sachsen verbreitet. A u f dem Dresdner
Striezelm arkt ist er über die Jahrhun­
derte erha ten geblieben. Jedes Jahr
steht er riesengroß gleich neben dem
Eingang. Dabei war sein
Vorbild ziemlich klein —
ein Kind von sieben oder
acht Jahren: 1635 erhielten
alle Schlotfeger (so nannte
man seinerzeit die Schorn­
steinfeger) die königliche Ge­
nehmigung, sich „einen Jun­
gen, welcher die engen und
hohen Feuer-Essen durch­
kriechen kann, zu halten“.
Klein und dünn mußte er
sein — und ein geschickter Kletterer dazu. Der Schornsteinfeger
galt von jeher als Glücksbringer. Warum sollte es bei seinem
kleinen H elfer anders sein? Und so verbanden die Leute das
W undersame auch mit dem aus Backpflaumen, Holzstäbchen,
Leiter und Zylinder nachgebildeten Schornsteinfegerknaben. Sie
sahen fortan im Pflaum entoffel ein süßes Glückssymbol.

16. Lesen Sie den Text, und sagen Sie, worum es in diesem Text
geht!

OSTERN
W er bringt die Eier? W er versteckt sie? Für die Eltern von
heute ist diese Frage leicht beantwortet: der Osterhase. In der
Vergangenheit gab es darauf in den verschiedensten Landschaften
T R A D IT IO N E N

auch verschiedene Antworten: der Fuchs, der


Hahn, die Henne, der Kuckuck, der Storch
oder auch der Hase. Schließlich gewann der
Hase.
Bei vielen Völkern war und ist
das Ei Symbol des Lebens, der
Lebensfreude und Lebenskraft. So
bekam es im Osterbrauch eine
w ichtige Rolle zugewiesen.
W ir sind nicht sicher, wann
das Bemalen der Eier begann: ein
früher Beleg stammt aus dem
Jahre 1553. Die als Geschenk
überreichten oder gefundenen Eier
wurden zu einer österlichen Tradi­
tionsspeise. Aber das Eiersuchen- und
schenken ist nur ein Teil der alten Oster­
bräuche. Um das Osterfest häuften sich die
Frühlingsbräuche. Sie spiegeln die Empfin­
dungen der Menschen, die unter den Härten des W inters gelitten
hatten, an dem Erwachen in der Natur wider. Und sie versuchten,
gerade bei ihrer starken Abhängigkeit von Natur und Um welt, bei
noch unzureichendem Ackergerät, diesen Prozeß m it magischen
M itteln zu fördern. Mit der Arbeit auf dem Feld verbanden sich
H offnungen auf eine gute Ernte im Sommer und im Herbst sowie
zahlreiche Bräuche, die auf Fruchtbarkeit zielten.
So begann das Jahr für den frühen Bodenbebauer8 auch im
Frühling. Manche der Bräuche gründeten sich auf Erfahrungs­
wissen, so die Brunnenreinigung und die Flurum ritte, bei denen
das Feld und die Grenzen in Augenschein genommen wurden. Eine
große Bedeutung haben auch die Osterfeuer. Sie wurden
entzündet, um die Sonne zu wecken. Über die Äcker wurden auch
Feuerräder gerollt, um die Fruchtbarkeit der Fluren zu sichern.
Junge Burschen trugen während dieser Zeit Kämpfe aus. Sie
zeigen den Kampf zwischen W inter und Sommer. Der W inter,
eine Strohpuppe, wurde verbrannt und der Sommer,
grüngewandet, konnte kommen.
Wenn die Christen Ostern als Fest der Auferstehung begehen,
stim m t dies m it den Volksbräuchen überein: Ostern bedeutet
Neubeginn des Lebens und H offnung auf die Zukunft.
Frühling
T R A D ITIO N E N 351
17. Lesen Sie den Text noch einmal, und beantworten Sie die
Fragen!
Wer bringt und brachte den Kindern Ostergeschenke?
Seit wann bemalt man Eier?
W omit sind die Frühlingsbräuche verbunden?
W orauf sind die Bräuche aufgebaut?
Warum werden Osterfeuer entzündet?
Was bedeuten die Kämpfe der jungen Burschen?
W ie feiert man bei Ihnen das Osterfest?
Welche Unterschiede und gemeinsame Züge gibt es in den
Osterbräuchen in Deutschland und in Ihrer Heimat?

18. M achen Sie sich m it einigen deutschen W etterregeln und B au­


ernsprüchen bekannt!

Wetterregeln und Bauernsprüche

Januar muß vor Kälte knacken,


wenn die Ernte soll gut sacken.

Ist der Februar schön warm,


friert man Ostern bis zum Darm.

Märzenschnee tut den Saaten weh.

Wenn der April bläst in sein Horn,


steht es gut um Heu und Korn.

Ist der Mai kühl und naß,


füllt dieser dem Bauern Scheuer und Faß.

Wenn kalt und naß der Juni war,


verdirbt er meist das ganze Jahr.

Im Juli muß vor Hitze braten,


was im September soll geraten.

Tau im August
ist des Bauern Lust.

Wenn der September noch donnern kann


so setzen die Bäume viel Blätter an.
352 TR AD ITIO N E N

Wenn die Hiche im Oktober das Laub behait,


so folyt im Wintor st. ange Kalt.

Blühen im November die Bäume a.'fs neu,


dai in währet der Winter bis in den Mai.

Weihnachten klar — gutes Jahr.


Weihnacntan naß — leei Speicher und Faß.

1 9 . Inform ieren Sie sich m it Hilfe eines W örterbuches über den


W ortsch atz, d er Ihnen unbekannt ist!

2 0 . W ie sin d Ihrer M einung nach solche Bauernregeln en tstan ­


den?

2 1 . Gibt es in Ihrem L and vergleichbare Regeln und Sprüche? Be­


richten Sie darüber!

2 2 . Äußern Sie Ihre M einung zu folgender Aussage!

„Ich brauche keine W ettervorhersage, ich kenne die Bauernre­


geln. Das genügt m ir.“
T R A D IT IO N E N

23. Lesen Sie m it Hil fe des W örterbuches folgende Epigramme!

Ein netter Mensch


Ein guter Mensch fragt einer, Meteoro'ogen nie.
Wie wird das Wetter?
Nein Er wird viel freundlicher una netter, so daß er tragt:
Was hatten wir der in gestern so für Wetter?

üer Lenz
Dei Lenz ist da! Ich hoffte nicht vergebens,
so daß mein Herz wild schlägt, mit doppelter Frequenz.
Der Lenz ist da, Frfüliung meines Lebens
der Klempnern leister
August Gottlieb Lenz!
WORTERKLÄRUNGEN

BERLIN
1 a ls Z euge fu n g ie re n — быть свидетелем
2 K u rfü rs t m — ист . курфюрст, князь
8 H u g e n o tte m — ист . гугенот
4 Z eu g h au s n — цей хгаус, арсенал
5 K re u z b e rg m — К ройцберг, городской район Берлина
6 K iez m — центральная часть района Кройцберг
7 W ir rw a rr п — путаница, неразбериха

LAND SACHSEN
1 m o n ta n istisc h а — горный, горно-металлургический
2 K re u z c h o r т — К ройцхор, хор мальчиков в Дрездене
8 A lb e rtin u m п — А льбертинум , музейны й комплекс в Дрездене
4 G ew andhaus п — Гевандхаус, концертный зал в Л ейпциге
5 e in e G a stro lle geben — гастролировать
6 jem an d em schßne A ugen m ach en — р а зг. строить глазки кому-л.
7 jem an d em ein en K o rb geben — р а зг. отказывать ком у-л. (ж ен и х у )
8 w ieder a u f die B eine kom m en — становиться на ноги, выздоравливать
8 die Z elte a b b rech en — отправляться, возвращаться
10 K a n to r m — кантор, руководитель хора
11 C horpflege f — традиция хорового пения
12 A lu m n a t п — общ еж итие
18 e in S tü ck fe rtig u n d a r tig m u sicieren — правильно и мастерски спеть песню
14 G eldbuße f — денеж ны й штраф
16 e r ü b erg ib t sich — его рвет (тош нит)
16 sc h rille n v i — резко звучать
17 Z u b ettg eh en п — отход ко сну

LAND THÜRINGEN
1 H ochdeutsch п — литературный немецкий язы к
2 im w a h rste n S in n e des W o rte s — в полном смы сле слова
8 Z w irn h an d el m — торговля нитками
4 L a n d e sv a te r т — главный администратор зем ли
6 sich a r tig au sn e h m e n — им еть хорош ий вид
6 einlS uten v t — звоном оповещать о начале (ч его-л), созывать
7 ap ro p o s [-'po:j a d v — кстати

LAND BAYERN
1 T ra c h te n v e re in m — общ ество, занимаю щ ееся сохранением национальной
одеж ды (костюмов)
WORTERKLARUNGEN 355
2 u n terw eg s jem an d en a u fle se n — подбирать кого-л. по пути
3 derbe G rob heiten en tg e g en sc h la g e n — отвечать грубостью (грубым словом)
4 sich se lb st a u f den Arm neh m en — ш утить над собой
5 H u n g ersn o t und A rm u t h ie lte n H inzug. — Н уж да и голод вступили в свои
права.
6 in A n g st und S ch reck en v e rsetz en — повергать в страх и уж ас
7 w ie e in G ättertrau m zerrin n en — рассеиваться как божественный сои
8 resp ek tein flö ß en d e — внушающий уваж ение
9 den G esch äft n ic h t gew ach sen sein — быть не в состоянии справиться с делом
10 B a u w u l f — страстное ж елание строить
11 in Z w eifel z ieh en — подвергать сомнению (чт о-л).
12 F lu ch t in den W ah n sin n — зд. уход в безум ие
18 g e h e im n isu m w itte rt а — овеянный тайиой
14 W a llfa h r tsk ir c h e f — церковь, посещ аемая поломниками

BREMEN
1 die g u te S tu b e — гостиная
2 F a h r le u te sied lu n g f — поселок паромщиков
3 p la ttd e u tsch а — ли н гв, ниж ненем ецкий, на ниж ненемецком диалекте
4 T obacks-F ab rik = T abak fabrik f — табачная фабрика
5 B ran n tw ein т — (выдержанная) водка
6 ahn den v t — карать, наказывать
7 S te lld ic h e in п — свидание
8 S tü ck g u tv erk eh r т — транспортировка товара в тюках
9 fortk om m en vi — уходить

HAMBURG
1 E inm ündung f — впадение, устье (р е к и )
2 H eid e f — лес с вереском
3 K eederei f — пароходная компания
4 W er die W a h l h a t, h a t d ie Q ual. — поел. К ому выбирать, том у и голову себе
ломать,
5 den B ogen sp an n en — натянуть лук
6 M a g istra t т — магистрат, муниципальный совет (и сп олн и т ельн ы й орган
к р уп н ы х городски х служ б)
7 M ark tsch reier т — шарлатан

LAND BRANDENBURG

1 B istum п — епископство
2 die Z ustände o rd n en — упорядочить состояние (полож ение вещей)
3 P om m ern — Померания
4 M ach en sch aft f — махинация, интрига
5 A b stech er т — кратковременная поездка, заезд
6 P re d ig e rh a u s п — здание, в котором собираются лю ди, чтобы послуш ать про­
поведь
7 ein en V orschlag u n te rb re ite n — вносить предлож ение
8 P K W = P erso n en k raftw ag e n т — легковая автомашина
9 „Üb im m er T re u und R ed lich k eit...“ — „Будь всегда верным и честны м ...“
10 S p in n rad п — прялка
11 d ü rftig а — скудны й, бедный
12 zugegen sein — присутствовать
356 WORTERKLÄRUNGEN

18 b lu tv o ll а — полнокровный, полный ж изн ен ны х сил


14 e in F etz ch en b e k r itz e lte s P a p ier — клочок исписанной каракулями бумаги
15 flic k e n v t — чинить (ч т о-л.)
16 n ied erträch tig а — н и зк ий, подлы й, мерзкий
17 den C h arak ter rep arieren — исправлять (изменять) характер

LAND MECKLENBURG-VORPOMMERN
1 B ack stein b au т — постройка и з обож ж енного кирпича
2 resid ieren vi — пребывать, иметь резиденцию
8 slaw isches B lu t r o llt in sein en A d ern — в его ж и л ах (в нем) течет славянская
кровь
4 es fa u std ick h in te r den O hren h a b en — быть себе на уме
5 hochdeutsch а — л и н гв, верхненемецкий
8 G iebelhaus п — дом с фронтонами
7 K ai т — набереж ная
8 d e r B rückenkopf fü r den V e rk e h r sein — являться плацдармом для перевозок
9 w a h re s K leinod — настоящ ее сокровищ е (ж ем чуж ина)
10 S chim m elh en g st m — белая лош адь
11 R e ite rh o f m — конный двор (завод)
12 es p ack te ih n d e ra rt, daß... — это захватило его таким образом, ч то...
18 d e re in st a d v — со временем, когда-то
14 H erin gsfaß п — бочка с селедкой
15 K räm erw are f — мелкие товары
16 a n h e u e rn v t — нанимать на сл уж бу в судовую команду
17 L au fb u rsch e т — мальчик на побегуш ках, рассыльный
18 Q ueen's C ollege J'kalidj] n — королевский колледж
19 H a u s ra t m — вещи домаш него обихода
20 M itbringsel п — маленький подарок, сувенир
21 S ie e n tw ick e lte sich... „zu m g eistig sten a lle r S eebäder“. — Ои превратился...
„в духовны й очаг всех курортов“.
22 bei W ind und W e tte r — зд. в любую погоду
23 die le tz te R u h e stä tte — эвф . последнее пристанищ е (м о ги л а )

LAND BADEN-WÜRTTEMBERG
1 S ta u fe r p l — ист . гогенштауфены
2 K elten p l — кельты (ed. кельт), древние индоевропейские племена
8 F löß erei f — сплав (л есн ы х м ат ери ал ов)
4 k ern ig er S p eck — грудинка
5 k ru m ig а — рассыпчатый, крошащ ийся
6 d e ftig о — ср.-нем. р а з г. тяж елы й , увесисты й, грубый (о с л о в а х , ш ут к а х
и т. п .)
7 bannen geräu ch ert а — копченый в еловом дыму
8 S c h la g sa h n e f — взбитые сливки
9 A n w oh n er m — сосед, ж ивущ ий по соседству ( с чем-л.)
10 G eräusch п — ш орох, легкий шум
•1 D rückeberger т — лодырь, трус
12 b erü ch tigt а — пресловутый, пользую щ ийся дурной славой
18 abh and en kom m en — затеряться (о чем -л.)
14 J o d le r т — песня с переливами ( н а т ирольский л а д )
15 „ flie g en d e B lä tter “ — листовки
16 B änk elsänger т — шарманщик
17 T agelöh n er т — поденщ ик, батрак
18 G önner т — покровитель, меценат
WORTERKLÄRUNGEN 357
19 noch n ich t so v ie l J a h r e a u f dem B uckel hab en — иметь не так уж много лет
за плечами
20 D isp u ta tio n f — диспут (п р и защ и т е научного т р уд а )
21 W ein der L äu teru n g — зд. облагораживаю щ ее вино
22 e in k o m isch er K auz — смеш ной чудак
23 V ik ar т — викарий
24 su b tra h ieren v t — вычитать
25 fu r c h ter r eg e n d а — страшный
26 n ic h t für v o ll n eh m en — не принимать всерьез (кого-л.)
27 v e rsch la g e n а — хитры й, лукавы й, искушенный
28 lle r g o lts w in k e l т — святой угол

LAND HESSEN
1 g e b a llt а — сконцентрированный
2 H ändkäs= H andkäse т — домаш ний сыр
8 S h o p p in g — посещ ение магазинов с целью покупки
4 h in w eg fe g e n nt — сносить, сметать с лица земли
5 h e ilig sp re c h e n v t — церк. канонизировать, причислять к лику святых
6 W a llfa h r tso r t т — место паломничества
7 S tu rm und D ran g — литературное течение „Буря и натиск“

LAND NIEDERSACHSEN

E r z d iö z e s e f — р е л . эрц еп ахия, несколько епархий, объединенны х под началом


архиепископа
2 m it e tw a s fe r tig w erd en — справиться с чем-л.
8 e in fa ch w e g ste ck en — не замечать (чего-л.)
4 zum O pfer fa lle n — стать жертвой (чего-л.)
5 B lü te ze it f — время расцвета
6 W eiß stick erei f — вышивка
7 frisch g eb a ck en er D oktor — зд. новоиспеченный доктор
8 M undstück п — мундш тук
9 e in e W e ile h in und h e r geh en — зд. некоторое время разговор чередуется

LAND NORDRHEIN-WESTFALEN

1 P u m p ern ick el m — рж аной хлеб, вестфальский пряник


2 C ity [siti] — а н гл . сити (ц ен т ральн ая деловая част ь гор о д а )
8 W e ib er fa stn a ch t — вайберфастнахт, четверг на первой неделе великого поста
4 K osen m on tag т — розенмонтаг, предпоследний день карнавала
5 K eh rau s т — кераус, заключительный танец
6 A sch erm ittw och — аш ермитвох, среда на первой неделе великого поста
7 H in te r la sse n sc h a ft f — наследие
8 a n s B e tt g e fe s s e lt — зд. прикованный к постели
9 G enre I'jSrr] т — вид, ж анр
10 D eu tsch tü m elei f — немецкий ш овинизм
11 sich des Eindrucks n ic h t erw eh ren k ön n en — не быть в состоянии отделаться
от впечатления
12 das p la tte Land — равнина
18 a u fg e sc h o tte r te T errasse — терраса, засыпанная щебнем
14 W e g ez o ll т — дорожны й налог
W ORTERKLÄRUNGEN

LAND SACHSEN-ANHALT
1 F a ch w erk h a u s n — фахверковый (каркасный) дом
2 E n k lave / — анклав, часть государства расположенная на территории другого
государства
3 u n red lich а — нечестный, недобросовестный
4 W ölferlin п — волчонок
5 a lth e rg e b r a ch t о — традиционны й, стародавний
е R eg en t т —- правитель
7 W e slm in ste r-A b tei / — Вестминстерское аббатство (особая королевская цер­
ковь в Л он дон е)
8 se in U n w esen treib en — бесчинствовать
9 in den S c h lu ch te n w ü hlen — рыться в овраге
10 e in e w ah re F u nd gru be sein — быть настоящей находкой (сокровищ ницей)

LAND RHEINLAND-PFALZ

1 D reh sch eib e d es V erk eh rs — центр движ ения


2 g e lte n a ls d er I n b e g riff der R om an tik — считаться (слыть) воплощ ением роман­
тизм а, воплощенной романтикой
8 B estan d h ab en — быть постоянным (прочным)
4 W agn er т — каретный мастер, каретник
5 e in e S chm ach a n tu n — опозорить (к ого-л .)
6 v e rso h len v t — р а з е . отлупить (и зб и т ь кого-л.)
7 L ettern d ru ck т — литерная печать ( т ип ограф ская)
8 um d ie F rü ch te der A rb eit b rin gen — пользоваться результатами труда

SAARLAND
1 hoch im K urs ste h e n — высоко котироваться, пользоваться больш им ув аж е­
нием, авторитетом ( у кого-л.)
2 S ch ru m p fk o p f т — усохш ая и сморщенная после удаления костей голова
( в качест ве т роф ея)
3 K opfjäger т — охотник за скальпами
4 H au sm a n n sk o st f — домаш няя еда
5 R u h m e sb la tt in der G esch ich te — зд. славная страница в истории

LAND SCHLESWIG HOLSTEIN

1 m arin а — морской
2 Z a n k a p fel m — яблоко раздора
8 Förde f — узкий залив, глубоко впадающий в суш у, фиорд
4 S te llm a c h e r т — каретник
6 K orb flech ter т — корзинщ ик (м а ст е р )
6 str o lch en vl — бродяж ничать, шататься
7 sp u te dich sc h n ellt — поворачивайся быстрей!
8 H a llig f — не защ ищ енны й от волн островок (вб л и зи побережья Северного
м оря)
9 verk lo m m en e H ände — одеревеневш ие (озябш ие) руки
10 v o rb eistieb en v t — проноситься мимо (кого-л .)
11 K oog т — прибреж ная полоса, защ ищ енная от моря плотинами
12 e in ty p isc h e s G ezeiten m eer п — типичное море с приливами и отливами
W O RT ERKLÄRUNGEN 359
TRADITIONEN
1 K itu s m — обряд, ритуал
2 M itg ift f — приданое
3 llo c h z e its b ilte r m — человек, который приглашает на свадьбу
4 ein g u te s V erh ä ltn is sich ern — обеспечивать хорош ие отнош ения
5 d am it a lle s sich zum lie c h te n w end e — зд. чтобы все ладилось
6 F ed erb ett п — перина
7 F ra u en h a u b e f — ж ен ск ий чепчик
8 B odenbebauer т — зем леделец, крестьянин
PERSONEN VERZEICHNIS

A bbe Ernst (1 8 4 0 -1 9 0 5 ), P hysiker


A d o lf von N a ssa u (1 2 5 5 -1 2 9 8 ), d eutsch er K önig
A gam em n on , sagen h after K önig von Mykene
A lbrech t I., A lbrecht der Bär (1 1 0 0 -1 1 7 0 ), M arkgraf von Brandenburg
A le x a n d e r I. (1 7 7 7 -1 8 2 5 ), russischer Zar

Bach Johann Sebastian (16 8 5 -1 7 5 0 ), K om ponist


Bach W ilhelm Friedemann (17 1 0 -1 7 8 4 ), K om ponist
B arbarossa: Beinam e K aiser F riedrichs I. (1 1 52-1190)
B arlach Ernst (18 7 0 -1 9 3 8 ), Bildhauer, Graphiker, D ichter
Bebel A u g u st (18 4 0 -1 9 1 3 ), A rbeiterführer ч
B eethoven Ludwig van (17 7 0 -1 8 2 7 ), K om ponist und D irigent
B en z Carl Friedrich (18 4 4 -1 9 2 9 ), Ingenieur und Unternehm er
Berlichingen Götz von (1 4 8 0 -1 5 6 2 ), fränkischer R eich sritter
Blücher Gebhard Leberecht von (17 4 2 -1 8 1 9 ), preußischer G cneralfeldm arschall
B ö ttg e r Johann Friedrich (16 8 2 -1 7 1 9 ), A lch im ist, Erfinder d es P orzellan s
B rah m s Johannes (18 3 3 -1 8 9 7 ), K om ponist
B rech t B ertolt (1 8 9 8 -1 9 5 6 ), S c h r iftsteller , Dram aturg
B ren ta n o C lem ens (1 7 7 8 -1 8 4 7 ), S ch riftsteller
B usch W ilhelm (1 8 3 2 -1 9 0 8 ), D ich ter, Zeichner, Maler

C a n a le tto (1 7 2 1 -1 7 8 0 ), italien isch er M aler und Radierer


C ran ach Lucas der Ältere (1 4 7 2 -1 5 5 3 ), Maler und Graphiker

D a im le r G ottlieb (1 8 3 4 -1 9 0 0 ), Ingenieur und U nternehm er


D ill L iesbet (1 8 7 7 -1 9 6 2 ), Sch riftstellerin
D ostojew ski Fjodor M ichailowitsch (18 2 1 -1 8 8 1 ), russisch er S c h r iftsteller
D ürer A lbrecht (14 7 1 -1 5 2 8 ), M aler und Graphiker

E in ste in A lbert (18 7 9 -1 9 5 5 ), P hysik er


E isen barth Johann Andreas (1 6 6 3 -1 7 2 7 ), vagabundierender W undarzt
E ulenspiegel T ill (um 1300-1350), H andw erksgeselle au s dem B raunschw eigischen

Feuerbach L udw ig (18 0 4 -1 8 7 2 ), Philosoph


F ischer Theodor (1 8 6 2 -1 9 3 8 ), A rch itek t und F ach schriftsteller
F ra n z Robert (18 1 5 -1 8 9 2 ), K om ponist
F riedrich A u g u st I., A u gu st der Starke (1 6 7 0 -1 7 3 3 ), K urfürst von Sachsen
P E R S O N E N V E R Z E IC H N IS

F riedrich Caspar D avid (17 7 4 -1 8 4 0 ), Maler


F riedrich I. (1 3 7 1 -1 4 4 0 ), H ohenzollcr, M arkgraf und K urfürst von Brandenburg
F riedrich II. (1 1 9 4 -1 2 5 0 ), S tau fer, deutsch er K önig und K aiser
F riedrich III., Friedrich der W eise (1 4 6 3 -1 5 2 5 ), K urfürst, H aupt der ern estin isch en
L inie der W ettin er
F riedrich W ilhelm II I. (1 8 3 1 -1 8 8 8 ), d eutsch er K aiser und K önig von Preußen
Fröbel Friedrich W ilhelm A u gu st (1 7 8 2 -1 8 5 2 ), Pädagoge

G a u ß Carl Friedrich (1 7 7 7 -1 8 5 5 ), M athem atiker, A stronom , P hysik er


Goethe Johann W olfgang (1 7 4 9 -1 8 3 2 ), D ichter, V ertreter der klassischen bürger­
lichen deutsch en Literatur
G rim m Jacob (1 7 8 5 -1 8 6 3 ), Sp rachw issenschaftler, Ju rist
G rim m W ilhelm (1 7 8 6 -1 8 5 9 ), Sprach- und L iteraturw issen sch aftler
G ropius W alter (1 8 8 3 -1 9 6 9 ), A rch itek t, K unsthandwerker und F ach sch riftsteller
G uericke O tto (1 6 0 2 -1 6 8 6 ), P hysiker
G u tenberg Johann (zw . 1394 und 1 3 99-1468), Erfinder d es Buchdrucks
G u tsM u th s Johann Christoph Friedrich (1 7 5 9 -1 8 3 9 ), Pädagoge und V ertreter des
P hilan th rop ism u s, W egbereiter des T urnunterrichts in D eutschland

H a m m e r Franz (1 9 0 8 -1 9 8 5 ), S ch riftsteller
H än del G eorg Friedrich (1 6 8 5 -1 7 5 9 ), K om ponist
H a u p tm a n n Gerhard (1 8 6 2 -1 9 4 6 ), D ram atiker, Erzähler
H a yd n Joseph (1 7 3 2 -1 8 0 9 ), österreichischer K om ponist
H ebbel C hristian Friedrich (1 8 1 3 -1 8 6 3 ), S ch riftsteller
H egel Georg W ilhelm Friedrich (1 7 7 0 -1 8 3 1 ), Philosoph
H eidegger M artin (1 8 8 9 -1 9 7 6 ), Philosoph
H ein e H einrich (1 7 9 7 -1 8 5 6 ), D ichter, E ssayist und literarischer P u b lizist
H einrich I. (8 7 5 -9 3 6 ), Liudolfinger, H erzog von Sachsen , deu tsch er K önig
H ein rich II I. (1 0 1 7 -1 0 5 6 ), deutsch er K önig und K aiser
H einrich R aspe (1 2 0 4 -1 2 4 7 ), Landgraf von Thüringen, letz ter Ludowinger
H erd er Johann G ottfried (1 7 4 4 -1 8 0 3 ), G esch ichts- und R eligionsph ilosop h, S c h r ift­
ste lle r, Ä sthetik er
H eym S tefan (geb. 19 1 3 ), S ch riftsteller
H o ffm a n n E rnst Theodor A m adeus (1 7 7 6 -1 8 2 2 ), S c h r iftsteller , K om ponist, D iri­
gen t und M aler
H ugo V ictor (1 8 0 2 -1 8 8 5 ), französischer S ch riftsteller
H u m b o ld t A lex a n d er Freiherr von (1 7 6 9 -1 8 5 9 ), N atu rw issen sch aftler
H u m b o ld t W ilhelm Freiherr von (1 7 6 7 -1 8 3 5 ), K un st- und Sp rachw issensch aftler,
preußischer P olitik er
H u tte n U lrich von (1 4 8 8 -1 5 2 3 ), D ichter und P u b lizist, R eich sritter

K a rl A u g u st (1 7 5 7 -1 8 2 8 ), H erzog von Sachsen-W eim ar-E iscnach


K a r l /., Karl der Große (7 4 2 -8 1 4 ), K önig der Franken, 8 0 0 in Rom zum K aiser
gekrönt
K a r l X ., Karl von Stein (1 7 5 7 -1 8 3 6 ), K önig
K ä stn e r Erich (1 8 9 9 -1 9 7 4 ), Lyriker und K inderbuchautor
K e p le r Johannes (1 5 7 1 -1 6 3 0 ), A stronom , P hysiker und M athem atiker
K le ist H einrich von (1 7 7 7 -1 8 1 1 ), D ichter
K lo p sto ck Friedrich G ottlieb (1 7 2 4 -1 8 0 3 ), D ichter
K och Robert (1 8 4 3 -1 9 1 0 ), Bakteriologe
K o llw itz Käthe (1 8 6 7 -1 9 4 5 ), Graphikerin und Bildhauerin
K ö rn er Theodor (1 8 7 3 -1 9 5 7 ), österreichischer sozialdem okratischer P olitik er

L a n d h a u s Carl G otthard (1 7 3 2 -1 8 0 8 ), A rch itek t


L eopold (1 6 7 6 -1 7 4 7 ), preußischer Feldm arschall
P E R S O N E N V E R Z E IC H N IS

L essin g G otthold Ephraim (1 7 2 9 -1 7 8 1 ), D ichter, L iteraturtheoretiker und -kritiker


Lieberm ann Max (1 8 4 7 -1 9 3 5 ), M aler und Graphiker
L iebknecht W ilhelm (18 2 6 -1 9 0 0 ), M itbegründer der deutschen Sozialdem okratie
L is z t Franz (1 8 1 1 -1 8 8 6 ), ungarischer Kom ponist
L u d w ig X V I. (1 7 5 4 -1 7 9 3 ), französischer K önig
L u th er M artin (14 8 3 -1 5 4 6 ), K irchenreform er

M a n n H einrich (1 8 7 1 -1 9 5 0 ), S ch riftsteller
M a n n Thom as (1 8 7 5 -1 9 5 5 ), S ch riftsteller
M a r x Jen n y (1 8 1 4 -1 8 8 1 ), Frau von Karl Marx
M a r x Karl (1 8 1 8 -1 8 8 3 ), Begründer des M arxism us, P hilosoph
M a y Karl (1 8 4 2 -1 9 1 2 ), J u gen d sch riftsteller
M elan ch th on P h ilip p (1 4 9 7 -1 5 6 0 ), H um anist und Reform ator
M en delssoh n -B arth oldy F elix (1 8 0 9 -1 8 4 7 ), Kom ponist
M o z a r t W o lfgan g A m adeus (1 7 5 6 -1 7 9 1 ), österreichischer K om ponist
M ü n tze r Thom as (14 9 0 -1 5 2 5 ), Bauernführer

N apoleon I. (1 7 6 9 -1 8 2 1 ), französischer K aiser


N apoleon III. (1 8 0 8 -1 8 7 3 ), französischer K aiser
N ielsen A sta (1 8 8 1 -1 9 7 2 ), dänische Schauspielerin
N o v a lis (1 7 7 2 -1 8 0 1 ), D ichter und Philosoph

O ppenheim er M axim ilian (19 0 2 -1 9 5 7 ), F ilm autor und -regisseur


O tto I. (9 1 2 -9 7 3 ), deutscher K önig, erster K aiser des H eiligen R öm ischen R eich es

P alu cca G ret (1 9 0 3 -1 9 9 3 ), Tänzerin, Pädagogin


P erm oser B althasar (1 6 5 1 -1 7 3 3 ). österreichischer Bildhauer
P la n ck M ax (1 8 5 8 -1 9 4 7 ), P hysiker
P öppelm ann M atthäus Daniel (16 6 2 -1 7 3 6 ), A rch itek t

R a ffa e l S an ti (1 4 8 3 -1 5 2 0 ), italien isch er M aler und A rch itek t


R egler G ustav (18 8 9 -1 9 6 3 ), S ch riftsteller
R em b ra n d t H arm ensz van Rijn (1 6 0 6 -1 6 6 9 ), holländischer Maler
R enoir O gjust (1 8 4 1 -1 9 1 9 ), französischer M aler, Graphiker und Bildhauer
R ubens P ieter P auel (1 5 7 7 1640), fläm ischer Maler

Sch adow Johann G ottfried (17 6 4 -1 8 5 0 ), Bildhauer


S c h e id t Sam uel (1 5 8 7 -1 6 5 4 ), K om ponist
S ch ickard W ilhelm (15 9 2 -1 6 3 5 ), W issen sch aftler
S c h ille r Friedrich von (1 7 5 9 -1 8 0 5 ), V ertreter der klassisch en bürgerlichen
deutschen Literatur
S ch in kel Karl Friedrich (1 7 8 1 -1 8 4 1 ), B aum eister
S ch liem an n H einrich (18 2 2 -1 8 9 0 ), Archäologe
S chu bert Franz (1 7 9 7 -1 8 2 8 ), österreichischer Liederkom ponist
S chu m ann Robert (18 1 0 -1 8 5 6 ), K om ponist und M usiksch riftsteller
S ch ü tz H einrich (1 5 8 5 -1 6 7 2 ), K om ponist, K apellm eister, O rgelspieler und Pädagoge
S em per G ottfried (1 8 0 3 -1 8 7 9 ), A rch itek t und K unsttheoretiker
Shakespeare W illiam (1 5 6 4 -1 6 1 6 ), en glisch er Dram atiker und D ichter
S ig ism u n d (1 3 6 8 -1 4 3 7 ), deutsch er K önig
S ilberm an n G ottfried (16 8 3 -1 7 5 3 ), Orgel- und K lavierbauer
S to rm Theodor (1 8 1 7 1888), Erzähler, Lyriker
S tra u ss Richard (1 8 6 4 -1 9 4 9 ), K om ponist und D irigent
P E R S O N E N V E R Z E IC H N IS

S tr ittm a tte r Erwin (geb. 1912), S ch riftsteller


S tü ler Friedrich A u g u st (18 0 0 -1 8 6 5 ), A rch itek t

T elem ann G eorg P hilipp (1 6 8 1 -1 7 6 7 ), K om ponist

V alen tin Karl (18 8 2 -1 9 4 8 ), Kom iker und Bühnenautor


Virchow R u dolf (18 2 1 -1 9 0 2 ), A rzt, W issen sch aftler
V oltaire (1 6 9 4 -1 7 7 8 ), französischer P hilosoph und S ch riftsteller
V ulpius C hristiane (1 7 6 5 -1 8 1 6 ), J. W . G oethes Frau

W a g n er Richard (1 8 1 3 -1 8 8 3 ), M usikdram atiker, S c h r iftsteller , K un sltheoretik er,


D irigent, T heaterleiter und R egisseur
W eber Carl Maria von (1 7 8 6 -1 8 2 6 ), K om ponist
W eber W ilhelm Eduard (1 8 0 4 -1 8 9 1 ), P hysik er
W eill K urt (1 9 0 0 -1 9 5 0 ), Kom ponist
W ie la n d Christoph M artin (1 7 3 3 -1 8 1 3 ), S c h r iftsteller , Ü bersetzer, H erausgeber und
E ssayist
W igm an Mary (1 8 8 6 -1 9 7 3 ), Tänzerin, Choreographin und Pädagogin
W ust P eter (1 8 8 4 -1 9 4 0 ), P hilosoph

Z e iß Carl (1 8 1 6 -1 8 8 8 ), M echaniker und U nternehm er


Z e lte r Carl Friedrich (1 7 5 8 -1 8 3 2 ), K om ponist
Zeppelin Ferdinand G raf von (1 8 3 8 -1 9 1 7 ), L u ftsch iffk onstruk teu er
Z ille H einrich (1 8 5 8 -1 9 2 9 ), Zeichner, Graphiker
Z w eig S tefan (1 8 8 1 -1 9 4 2 ), österreichischer S ch riftsteller
QUELLENVERZEICHNIS

1. Bildatlas: D er R hein zw ischen Köln und M ainz. H B Vorlags-und V ertriebsge­


sellsch a ft mbH. H amburg, 1985.
2 . B ildatlas: Lüneburger H eide. HB Verlags- und V ertrieb sgesellschaft mbH.
Ham burg, 1985.
3. Bildatlas: Osnabrücker und Tecklenburger Land. HB Verlags- und V ertriebsge-
scllsch a ft mbH. Ham burg, 1985.
4 . B ild atlas Sachsen. HB Verlags- und V crtricb sgcsellschaft mbH. Ham burg, 1989.
5. Brandenburg / D ressier H ., Bryn Günter de, Pech K. u. a. V erlag C. J . Bücher.
M ünchen, 1991.
6. D eutschland. A P A RV -Verlag, 1991.
7. D ressier F ., K em powski W ., Borchert J . M ecklenburg-Vorpommern. V erlag C. J.
Bücher. M ünchen, 1991.
8 . Ebi G. Freiburg. Promo V erlag GmbH, 1993.
9. «Für D ich», 1972.
10. Gulden A ., K eller P . C. Verlag C. J . Bücher. M ünchen, 1993.
11. H oller E. G eschichte in G eschichten. D eutsch es Taschenbuch Verlag GmbH.
M ünchen, 1976.
12. Jugcndlcxikon a-z. VEB B ibliographisches In stitu t. Leipzig, 1981.
13. K rull E ., G om m lich W . Palucca. H enschelvcrlag. B erlin, 1964.
14. K ürzinger G ., A m ery C. Bayern. Verlag C. J . Bücher. M ünchen, 1993.
15. Lehrbuch für den Literaturunterricht: 10. M asse. V olksbuchverlag. Berlin,
1976.
16. M agdeburg. Fremdenverkehrsbüro M agdeburg, 1990.
17. MERIAN — B erlin. H offm ann und Campe Verlag. Ham burg, 1989.
18. MERIAN — Schlesw ig-H olstein. H offm ann und Cainpe Verlag. Ham burg, 1989.
19. M ERIAN — Schw arzwald. H offm ann und Campe Verlag. H am burg, 1989.
20. M osler A . M ., Rau J ., W eißhuhn H. Thüringen. Verlag C. J . Bücher. M ünchen,
1 991.
2 1. «N eues D eutsch lan d», 1990.
22. «N eues Leben», 1990.
23. R eiseland Thüringen: Reisebroschüre. 1991.
2 4. Sachsen-A nhalt: Ein Land m acht G eschichte. Landesverkehrsverband. H alle,
1 992.
2 5. «Sächsische Z eitu ng», 1980.
26. Schlesw ig-H olstein / Krause Т ., Gansei N -, Schröder R . u. a. Verlag C. J . Bü­
cher. M ünchen, 1991.
27. «Sprachpraxis», 1970.
2 8. Städteführer. AJDAC-Verlag GmbH. M ünchen, 1993.
QUELLEN V E R Z E IC H N IS 365
29. S tille r R. F reizeit R evue N 19, Schw arzw ald. Südw estdeutsche R o llen o ffsct
GmbH. S tu ttg a r t, 1990.
30. Tatsachen Ober D eutschland. Societäts-V erlag. F ran kfurt/M , 1994.
31. U n ser D eutschland neu gesehen. Falkcn-Verlag GbmH. N iedernhausen, 1994.
3 2 . Urlaub im grünen Sachsen: Reisebroschüre. 1990.
33. W enzel J ., Kühn A ., H erzog A . D eutsch für F ortgesch ritten e. V erlag E nzyklo­
pädie. L eip zig, 1989.
3 4. W otjak B ., R ich ter M. D eutsch e P hraseologism en. V erlag Enzyklopädie. L eip­
z ig , 1988.
3 5 . W u rlitzer B . Potsdam m it U m gebung. M airs G eographischer V erlag, 1990.
3 6. Z ille W . Z ille ... und sein Berlin. C opyright by V erlag D as N eue B erlin, 1949.
Учебное издание

Панасюк Хяннелоре Ганс-Иоахимовна

Германия. Страна и люди


Н а немецком язы ке

Редактор И . К . Б у р а к
Х удож н и к В . П . М а с т е р о в
Х удож ественны й редактор А . Г. З в о н а р е в
Т ехнический редактор Г. М. Р о м а н ч у к
Подписано в печать с диапозити­
вов и зд ател ь ств а «В ы ш зйш ая
ш кола * 09.01.98. Ф ормат 60 X
X 90 /1 6 . Бумага офсетная. Гарни­
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ведческих реалий немецкоязычных государств (ФРГ, Ав­
стрия, Швейцария, Люксембург, Лихтенштейн). Вклю­
чает названия важнейших исторических событий и до­
кументов, географические и административно-терри­
ториальные наименования, названия государств, ор­
ганизаций, политических партий, учреждений, имена
исторических личностей, представителей науки, куль­
туры и искусства, названия литературных и музыкальных
произведений, названия праздников и достопримеча­
тельностей, наименования предметов быта и т. п. Тол­
кование немецких понятий дается на русском языке,
во многих случаях приводятся иллюстрации. Издание
значительно переработано и дополнено реалиями, отра­
жающими современную ситуацию после объединения
Германии, а также иллюстрациями и картами.
Первое издание вышло в 1986 г. под названием
«Страноведческие реалии немецкого языка».
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части грамматические явления отрабатываются в мно­
гочисленных, тщательно подобранных по принципу на­
растания трудностей упражнениях. Каждая тема за­
вершается тестом, позволяющим установить уровень
овладения данным грамматическим явлением, прове­
ряя выполнение заданий по ключу. Вторая часть пред­
ставляет собой грамматический справочник, содержащий
правила по всем темам, изложенные на русском языке.
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