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Kommunikationsethik I

Vorlesung mit Übungen


Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft
Universität Leipzig

Dr. Carsten Brosda


Worum geht es in dieser Vorlesung?

„ Was ist Kommunikations- und Medienethik?


„ Was untersucht sie?
„ Wie lässt sie sich begründen?
„ Welche empirische Relevanz besitzen sie?
„ Wie kann Ethik in der Praxis helfen?
„ auf der Makroebene (Gesellschaft)
„ auf der Mesoebene (Mediensysteme)
„ auf der Mikroebene (Individuum)

ª Erarbeitung eines Analyserasters


zur Beantwortung dieser Fragen

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Worauf stützt sich diese Vorlesung?

„ Leipziger Tradition der medienethischen Analyse


„ Das Analyseraster hat sich bewährt
„ z.B. Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Michael Haller (WS 07/08)
„ Breite Literatur zum Thema, z.B.
„ Debatin, Bernhard / Funiok, Rüdiger (Hrsg.) (2003):
Kommunikations- und Medienethik. Konstanz.
„ Funiok, Rüdiger (2007): Medienethik. Verantwortung in der
Mediengesellschaft. Stuttgart.
„ Haller, Michael / Holzhey, Helmut (Hrg.) (1992): Medien-Ethik.
Beschreibungen, Analysen, Konzepte. Opladen. (2. Aufl. 1993)
„ Schicha, Christian / Brosda, Carsten (Hrsg.) (2000): Medienethik
zwischen Theorie und Praxis. Normen für die
Kommunikationsgesellschaft. Münster
„ Weitere Literaturhinweise folgen
„ eigene Liste
„ im Verlauf der Lehrveranstaltung

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Um welche Fragen geht es heute?

„ Wieso ist Kommunikations- und


Medienethik relevant?
„ Was ist Ethik?
„ Wie wird Medienethik als
angewandte Ethik konzipiert?
„ Welche Spannungsfelder
entstehen zwischen
Normsystemen?
„ Wie funktioniert Abwägung?
„ Wie löst man Konflikte generell?
„ Nach welchem Schema analysiert
man Wertkonflikte?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Immer wieder sonntags…

„ …äußern sich Medienmacher zu


Problemen ihres beruflichen
Alltags.
„ …klagen gesellschaftliche
Gruppen einen anderen Stil in
Journalismus, Werbung oder
Public Relations ein.
„ …empören wir uns als Publikum
über die Medien.

„ Dabei geht es oft um ethische


Fragen – einige Beispiele für
heftig diskutierte Ereignisse:

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Geiselnahme mit Live-Interviews

„ Dreitägiges Geiseldrama 1988


„ Banküberfall – Irrfahrt von Gladbeck über
Bremen nach Köln weiter nach Frankfurt
„ Drei Tote
„ Medienhysterie
„ Live-Interviews in der Kölner City
„ Boulevard-Reporter fuhr im Auto mit.
„ Journalisten behindern Polizeiarbeit

„ Sensationslust oder Erfüllung des


Informationsauftrags?

„ P.S.: Der Presserat hat diese Frage


beantwortet und solche Interviews für
unzulässig erklärt.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Was darf Satire -?

„ In 30. September 2005


veröffentlichte die dänische
Zeitung Jyllands-Posten
eine Serie „islamkritischer“
Karikaturen.
„ An den Veröffentlichungen
entzündeten sich wütende
Proteste im Nahen Osten.

„ Freiheit der Satire oder


Verunglimpfung einer
Religionsgemeinschaft?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

„Experimente wie mit Ratten“

„ „Performatives
Ereignisfernsehens“
„ Die erste Big Brother-Staffel
war heftig umstritten.
„ Kritiker fürchteten die Aufgabe
der Menschenwürde.
„ Befürworter betonten die
Freiwilligkeit der Teilnahme.
„ Mittlerweile läuft die
Sendung in der 8. Staffel,
ohne Aufsehen zu erregen.

„ Mediennormalität oder
Menschenverachtung?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Gekaufte Dialoge im „Marienhof“

„ Initiative Neue Soziale


Marktwirtschaft hat 2002
Dialogteile der ARD-Serie
„Marienhof“ produziert.
„ 60.000 Euro, 7 Sendungen
„ Themen: Zeitarbeit, Bildung,
Steuer-/Abgabensenkung
„ Kein Quellenverweis
„ „Monitor“ deckt
Zusammenarbeit in 2005 auf

„ Propaganda oder Werbung


für die Marktwirtschaft?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Bunte Pullis für Sterbende

„ Benneton schockt in den


90er Jahren mit Bildern von
Kranken und Kriegsopfern.
„ Zeitungen lehnen Motive
teilweise ab.
„ Kampagnenmacher
Oliviero Toscanini: „Mag
die Werbung auch eine
Industrie sein, so ist sie
doch trotzdem eine Kunst.“

„ Provokation oder Kunst?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Ethische Fragen sind allgegenwärtig

„ Beispiele stammen aus allen


Bereichen der Medien
„ Journalismus
„ Unterhaltung
„ Public Relations
„ Werbung
„ Politische Kommunikation
„ Kritik nimmt oft eine
Kommunikations- und
Medienethik zum Maßstab

„ Aber was charakterisiert


ethische Fragen?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Was ist Ethik?

„ Wissenschaftliche Beschäftigung mit Genese und


Anwendung von Normen

„ „Moralphilosophie“ bzw. „Reflexionstheorie der Moral“


„ Moral bezeichnet die Normen, die Handeln anleiten.
„ Ethik reflektiert diese moralischen Normen und ihre Begründung.

„ Ethik sucht nach allgemeingültigen


Begründungen für gutes und gerechtes Handeln.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Verantwortungsbewusstsein als Ziel

„ Aufklärung menschlicher Praxis


„ Einübung in ethische Argumentationsweisen
„ Moralisches Handeln als unverzichtbare Qualität
der Humanität

„ Ethik macht sensibel dafür, dass jeder über


die Güte seines Handelns verantwortlich
entscheiden sollte und (meistens) auch kann.

„ Sie zielt auf Innen- bzw. Selbststeuerung.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Struktur kommunikativen Handelns

Machteinflüsse Machteinflüsse

Wahrheit begründen Wahrheit


Richtigkeit Richtigkeit
Wahrhaftigkeit prüfen Wahrhaftigkeit

Gemeinsame
Situationsdefinition

Verständigungsorientierung durch Grundstruktur von Sprache

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Kommunikative Interaktion beruht auf


weit reichenden Annahmen
„ Widerspruchsfreiheit und
Konsistenz
„ Wahrhaftigkeit und
Argumentativität
„ Fairness
„ Gleichberechtige Anerkennung
aller Teilnehmer
„ Transparenz
„ Offenheit
„ Freiheit von äußeren Zwängen

ª Diese Diskursregeln sind Grundlage einer


allgemeinen Kommunikationsethik!
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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Angewandte Ethik: Ideale in der Praxis

„ Angewandte Ethiken
beschäftigen sich mit
dem Verhältnis von

Idealnormen
(Philosophie)
Ù
Praxisnormen
(v.a. Recht und Politik)

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Die Erzengel-Perspektive

„ Idealnormen formulieren Prinzipien,


„ die abstrakt sind und
„ die intersubjektive Gültigkeit besitzen.

„ Diskurse über Ethik sind in der


Idealvorstellung „herrschaftsfrei“.

„ Problem: Idealnormen sind oft


„ zu allgemein,
„ zu unbestimmt,
„ zu rigide,
um faktisch als Regeln für die
konkrete Praxis dienen zu können.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Verschiedene Quellen für Idealnormen

„ Mögliche Begründungen
für normative Ethik
„ Grund- und
Menschenrechte
„ allgemeine Prinzipien oder
Maximen
„ Institutionelle
Rollenerwartungen
„ Vertragsmodelle
„ Argumentative Diskurse
„ Religion
„ Tradition
„ …

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Die Mühen der Ebenen

„ Praxisnormen: bereichsspezifische
„Durchführungsregeln“, die den
historischen und sozio-ökonomischen
Rahmen berücksichtigen.

„ Diskurse über Ethik sind geprägt von


„ Zeitknappheit
„ konkreten Herrschafts- und
Gewaltverhältnisseen,
„ Informationsgefälle.

„ Ethische Diskurse werden erst durch


institutionelle Vorkehrungen möglich.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Medien sind ethisch relevant

„ Praxisnormen werden in
angewandten Ethiken formuliert.

„ Angewandte Ethiken gibt es in


vielen Bereichen:
„ Medizin
„ Wissenschaft
„ Ökologie
„ …

„ Auch mediales Handeln braucht


angesichts seiner
gesellschaftlichen Bedeutung
eine angewandte Bereichsethik.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Gesellschaftliche und politische


Bedeutung der Medienkommunikation

„ Herstellen von Öffentlichkeit


„ Konstitutiv für Demokratie
„ Konkrete gesellschaftliche Erwartungen
„ Information
„ Orientierung
„ Partizipation
„ Soziale Integration

„ Qualität von Medienkommunikation


ist entscheidend.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Spezifika der Medienkommunikation

„ Medienkommunikation basiert
auf Humankommunikation
„ Geltungsansprüche
„ Verständigungsorientierung
„ Aber: höhere Komplexität
„ Keine direkte Interaktion
„ Dritter Partner vermittelt
„ Geltungsansprüche sind
mehrfach gebrochen
„ Nicht rein lebensweltlich
„ Systemischer Rahmen mit
entsprechenden Machtstrukturen
„ Fiktionale Formate
„ Ludische (spielerische) Formate

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Ethik in den Medien

„ Medienmacher haben als Vermittler


einen Freiraum, der nicht durch
harte Normen geregelt ist.
„ Harte Normen sind v.a. strafrechtliche
oder privatrechtliche Vorschriften
(erlaubt vs. nicht erlaubt)

„ Es gibt nicht eine „Top-Norm“ oder


ein Regelwerk, die eine
Unterscheidung zwischen „falsch“
und „richtig“ ermöglichen würden.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Ethische Spannungsfelder der


Medienkommunikation
„ Aufgrund der Komplexität medialer
Kommunikation gibt es mehrere
Werte- und Normensysteme
„ Sie sind nicht deckungsgleich,
„ aber gleichzeitig gültig.

„ Widersprüchliche Zielnormen
erzeugen Spannungsfelder.

„ Die verschiedenen Ansprüche und


Erwartungen können sich im
konkreten Fall ergänzen oder
widersprechen.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Sechs relevante Wert- und


Normensysteme des Medienhandelns
Medialer
Kommunika-
tionsmodus
Systemische
Individuelle
Funktions-
Einstellungen
zuschreibungen

Medienhandeln

Ökonomische
Berufsrolle
Imperative

Kommunika-
tionswünsche
des Publikums

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

1. Medialer Kommunikationsmodus

„ Öffentliche Kommunikation Medialer


Kommunika-
tionsmodus

„ allgemeines Interesse Individuelle


Einstellungen
Systemische
Funktions-
zuschreibungen

„ Prangerwirkung („Bloßstellen“) Medienhandeln

„ Vermittelte Kommunikation Berufsrolle


Ökonomische
Imperative

Kommunika-

„ Disperses Publikum
tionswünsche
des Publikums

„ Wünsche und Bedürfnisse nur


begrenzt und abstrakt bekannt
„ Spezifika der Mediengattungen
und -typen
„ Formate sind vorgegeben
„ Technik bestimmt Art der
Kommunikation

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

2. Funktionszuschreibungen an das
jeweilige Funktionssystem
„ Beispiel Journalismus Medialer
Kommunika-
tionsmodus

„ demokratietheoretische Aufgaben Individuelle


Einstellungen
Systemische
Funktions-

(Information; Meinungsbildung)
zuschreibungen

Medienhandeln

„ gesellschaftspolitische Funktionen Berufsrolle


Ökonomische
Imperative

(wie Integration, Mobilisierung oder Kommunika-


tionswünsche

Nutzwert) des Publikums

„ meritorische Funktionen*
„ *Meritorik = Lehre vom
(ökonomisch nicht rentablen)
allgemeinen Gut (Bildung,
Gesundheit)

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

3. Ökonomische Imperative

„ Medienwettbewerb Medialer
Kommunika-
tionsmodus

„ Duales System Individuelle


Einstellungen
Systemische
Funktions-
zuschreibungen

„ Koppelung an Werbefinanzierung Medienhandeln

„ Mehrwertstreben Berufsrolle
Ökonomische
Imperative

Kommunika-

„ Privatwirtschaft: Wachstum, Rendite tionswünsche


des Publikums

„ Machtstreben
„ Unternehmermentalität
„ Konzern-Management

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

4. Kommunikationswünsche des
Publikums (Bedürfnisstrukturen)
„ Partizipationswünsche Medialer
Kommunika-
tionsmodus

„ Sozialität Individuelle
Einstellungen
Systemische
Funktions-
zuschreibungen

„ Kompensationswünsche Medienhandeln

Entschädigung für Mühen


Ökonomische
„ Berufsrolle
Imperative

der Rezeption
Kommunika-
tionswünsche
des Publikums

„ Versicherungswünsche
„ Minderung von Unsicherheit
und Ungewissheit
„ Kontemplationswünsche
„ Gedankliche und
emotionale Verbundenheit
mit der Welt

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

5. Berufsrolle

„ Traditionen (Herkünfte) Medialer


Kommunika-
tionsmodus

„ Berufsorganisation Individuelle
Einstellungen
Systemische
Funktions-
zuschreibungen

(Rollenverständnis) Medienhandeln

Ökonomische

„ Formalisierung des
Berufsrolle
Imperative

Kommunika-

Handwerks (Ausbildung)
tionswünsche
des Publikums

„ Selbstkontrolle (als
Ausdruck der
Professionalisierung)

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

6. Individuelle Einstellungen der


Medienakteure
„ Selbstbilder Medialer
Kommunika-
tionsmodus

„ Sozialisation Individuelle
Einstellungen
Systemische
Funktions-
zuschreibungen

„ Berufsperspektiven Medienhandeln

Ökonomische
Berufsrolle

„ Persönlichkeitsstruktur
Imperative

Kommunika-
tionswünsche
des Publikums

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Normenkonflikte sind Alltag

„ Auf den einzelnen


Handlungsebenen

…und…

„ zwischen den verschiedenen


Handlungsebenen

„ Keine der einzelnen


Ebenen ist
„unmoralischer“ als eine
andere

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Wie kann Medienethik bei der Lösung


dieser Normkonflikte helfen?

„ Sie kann der medialen Praxis Hinweise


geben und sie anleiten.

ª Sie hilft dabei, die Normsysteme (z.B. Profession


vs. Publikum) gegeneinander abzuwägen.

ª Konkrete Entscheidungen müssen


Medienakteure moralisch selbst rechtfertigen.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Wie wäge ich richtig ab?

„ Ein kniffliges Beispiel aus


dem SZ-Magazin vom
29.9.2006

„ Stimmt das konkret?


Wer wohnt hier wirklich?

„ Dokumentarische
Verantwortung
vs.
Zuspitzung im Leseinteresse

„ Wie entscheidet man sich


hier richtig?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Was wäge ich ab?

Informationsfunktion Präsentationslogik
Sachüberprüfung; Sachbericht vs. Zuspitzen, aber nicht überziehen
erfordert dokumentarische Bilder (Glaubwürdigkeit erhalten)

Orientierung auf
Verständigung Vertragstreue
Sprachliche Interaktion ist auf vs. Leistungserbringer bemüht sich, die
Geltungsansprüche (wahr, richtig, nachgefragte Leistung zu erbringen
wahrhaftig) bezogen

Folgen der eigenen Eigenes


Handlungen für Dritte vs. Selbstverständnis
„Was kann ich vor mir selbst
Objekte/Betroffene des Berichts
verantworten?“; Gewissen

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Wie wird dieser permanente


Abwägungsprozess verlässlicher?
„ Grundkonsens
„ Schnittmengen („gesicherte“ Normen
wie: Wahrhaftigkeit, Verzicht auf
physische Gewalt,
Gleichbehandlung)
„ Grundrechte & Wertekonsens

„ „Kodifizierung“ dieses
Grundkonsenses in einer
angewandten Bereichsethik
(„Medienethik“), die die
Besonderheiten medialen
Handelns berücksichtigt.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / I 36


Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Aber: Das Meiste bleibt unsicher und


muss regelmäßig verhandelt werden
„ Konkrete Normenkonflikte auf verschiedenen
Handlungsebenen und Wertemustern lassen sich nicht
prinzipiell lösen.

„ In diesen Konflikten geht es


„ nicht um Moral gegen Unmoral,
„ sondern um Synchronisation dissonanter oder gegensätzlicher
Moralen.

„ Wichtig: Unterschiedliche Bereichsethiken dürfen


nicht zu unterschiedlichen Ethiken führen.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Sechs theoretische Vorschläge


zur Konfliktlösung
„ Hierarchisierung der
Normen
„ Begrenzung der Geltung
von Moralen
„ Sonder-/Berufskodizes
„ Universalisierung
moralischer Sätze
„ empirische Analyse der
Motive und
Funktionsablaufe
„ Synchronisation der
Berufs- bzw. Sonderethik

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / I 38


Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

1. Hierachisierung der Normen

„ top-down-Verfahren
„ Klassischer Ansatz

„ Je nach Blickwinkel stehen


unterschiedliche Normen an der
Spitze der Hierarchie:
„ Allgemeine Moral: „Du sollst nicht lügen“
„ Berufsnorm: „Stell‘ Öffentlichkeit her!“
„ Systemnorm Marktwirtschaft: „Sorg‘ für
die größtmögliche Reichweite/Quote!“

„ Problem: autokratische
Normenbegründung

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

2. Begrenzung der Geltung von Moralen

„ regionale, zeitliche, strukturelle


Begrenzungen
„ Liberaler Ansatz

„ Beispiele
„ Aufmerksamkeit ist das Höchste (und
was ist mit der Menschenwürde?)
„ Voyeurismus ist legitim (und wie steht
es um Privatsphäre?)
„ Das „Normale“ bestimmt die Moral (aber
das Amoralische wandelt sich)

„ Problem: Grenzziehungen
können sehr willkürlich sein.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

3. Sonder- und Berufskodizes

„ wie in Medizin, Recht, Kirche, Medien


„ industriegesellschaftlicher Ansatz

„ Beispiele:
„ Ich habe das Leben zu schützen bzw. zu
verlängern (und Thema Sterbehilfe?)
„ Ich darf andere täuschen (Recherche)

„ Problem: Kollisionen zwischen


allgemeiner Moral und Berufsmoral
schaffen Legitimationsprobleme.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / I 41


Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

4. Universalisierung moralischer Sätze


und Interessen
„ Ansätze für Globalisierung und
Zivilgesellschaft

„ Beispiele:
„ Menschenwürde (Oder doch zuerst die
Grundbedürfnisse?)
„ Unversehrtheit (Wer/was macht krank?)
„ Rechte auf Persönlichkeitsentfaltung
(Aber was ist, wenn man sie nicht
entfalten will?)

„ Problem: Verallgemeinerung von


Werten geht nur um den Preis
ihrer Abstraktion.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / I 42


Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

5. Empirische Analyse der Motive


und Funktionsabläufe
„ bottom-up-Verfahren
„ angelsächsische Tradition

„ Beispiele:
„ Folgenhaftigkeit des Handelns
„ Fallbezogene
Konfliktentscheidungen

„ Problem: Wie begründet


man, dass die Normen
allgemein gelten sollen?

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

6. Synchronisation der Berufsethik

„ auf dem Boden der Grundwerte


durch Situationsanalyse
„ Ansätze für werteplurale, komplexe
Zivilgesellschaften

„ Beispiele aus dem redaktionellen


Entscheidungshandeln:
„ Aktualität – Wahrheit/Vollständigkeit
„ Öffentlichkeit – Persönlichkeitsschutz
„ Marketing für redaktionelle Themen

„ Problem: Aufwändiges,
anspruchsvolles Verfahren, das
hohe Professionalität verlangt.

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Also: Was tun bei Konflikten?

„ Generell:
„ Konfligierende
Normensysteme genau
kennen
„ Sich Geltungsgründe bewusst
machen
„ Situativ:
„ Normenkonflikt erkennen
„ Situation analysieren
„ Handlungsspielräume
erfassen

„ Es gibt kein ethisches


Patentrezept!

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Die Analyseebenen…

1. Die Makroebene - Die Organisation der


Gesellschaft: Werte, Normen, Rechtssystem

2. Die Mesoebene - Die Organisation der


Medien: Ökonomie des Mediensystems und
Funktionen des Medienhandelns als Beruf

3. Die Mikroebene - Handlungsweisen des


Medienakteurs: individuelles Berufshandeln

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

…und der übliche Kollisonsverlauf

1. Die Makroebene - Die Organisation der


Gesellschaft: Werte, Normen, Rechtssystem

2. Die Mesoebene - Die Organisation der


Medien: Ökonomie des Mediensystems und
Funktionen des Medienhandelns als Beruf

3. Die Mikroebene - Handlungsweisen des


Medienakteurs: individuelles Berufshandeln

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Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Der Analyseansatz

Die Kultur (ihre Geschichte, Makroebene


ihre Mentalitäten, ihre
Wertemuster) bestimmt die Die mit der demokratischen Ordnung
Geltungsgründe der Moral verbundenen Erfordernisse
(Gewährleistungen)

Mesoebene Mesoebene
„
Die Imperative der An Medienkommunikation
Ökonomie (Markt und gebundene Merkmale und
Wettbewerbsgesellschaft) Erfordernisse

Medienakteur
Mikroebene

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / I 48


Beispiele Ethik Medienethik Spannungsfelder Abwägung Konfliktlösung Analyseansatz Ausblick

Die nächsten Vorlesungstermine

5.5. Begründungen der Medienethik


19.5. Makro-Ebene:
„ Gesellschaftliche Erwartungen
„ Rechtlicher Rahmen
2.6. Meso-Ebene:
„ Organisatorische Rahmenbedingungen
„ Ökonomische Imperative
16.6. Mikro-Ebene:
„ Handeln und Entscheiden unter
Medienzwängen
30.6. Medienethische Reformbedarfe

im Juli Klausur

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Kommunikationsethik II

Vorlesung mit Übungen


Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft

Dr. Carsten Brosda


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Rückblick: Wo stehen wir?

„ Themen der letzten Sitzung


„ Wieso Medienethik?
„ Spannungsfelder zwischen
unterschiedlichen Normsystemen
„ Beispiele für argumentative
Abwägung

„ Offen geblieben ist die Frage


nach den Begründungen
unterschiedlicher Ethiken

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 2


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Um welche Fragen geht es heute?

„ Vorlesung: Wie werden ethische


Anforderungen begründet?
„ Tugenden
„ Werte
„ Zwecke
„ Diskurse
„ Funktionen
„ Gruppenarbeit: Wie lassen sich die
klassischen Ethik-Konzepte auf die
Medien übertragen?
„ Abschluss: Welche Medienethik-
Perspektiven gibt es?

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Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Begründungsfragen

„ Ethik richtet sich auf moralisches


Handeln
„ Deskriptive Ethik: Eingrenzung und
Explikation
„ Normative Ethik: Erörterung der
fundamentalen Begründungsfragen

„ Begründung oder Rechtfertigung von


Moral kein rein philosophisches,
sondern Alltags-Problem

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 4


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Wie entsteht eine Pflicht zur


Begründung? – Ein Beispiel
[nach Norbert Hoerster 1976]

„ A will sich von seiner Frau scheiden lassen,


um seine Sekretärin zu heiraten
„ B hält das für moralisch falsch und macht A
deswegen Vorhaltungen
„ A fragt nach Gründen für die moralische
Verurteilung

„ B könnte folgende Begründungen ins Feld


führen:

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Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Grund 1: Der Wille Gottes

„ „Wenn Du Dich scheiden lässt,


versündigst Du Dich; nach dem
Willen Gottes darf eine gültig
geschlossene Ehe zu Lebzeiten
der Ehepartner nicht aufgelöst
werden.“

ªReligiöse Begründung

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Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Grund 2: Das Versprechen

„ „Du hast Deiner Frau durch die


Eheschließung in bindender und
feierlicher Form versprochen,
zeitlich unbegrenzt mit ihr zu leben.
Ein solches Versprechen darf man
nicht brechen, nur weil man
jemanden kennen gelernt hat, den
man attraktiver findet.“

ªDeontologische
Begründung
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Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Grund 3: Der allgemeine Nutzen

„ „Das Unglück, das Du durch eine


Scheidung über Deine Frau und
Deine Kinder brächtest, würde das
Glück, das Du in Deinem Alter noch
für Dich und Deine neue Frau
erwarten könntest, weit überwiegen.
Man darf sein eigenes Glück nicht
auf Kosten anderer verfolgen.“

ªUtilitaristische
Begründung
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 8
Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Grund 4: Die eigenen Interessen

„ „Auf die Dauer gesehen würdest


Du Dir in Deiner Situation mit
einer Scheidung und einer
Wiederheirat nur schaden. Man
sollte nie etwas tun, wodurch
man auf lange Sicht die eigenen
Interessen verletzt.“

ªEgoistische
Begründung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 9


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Debatte beginnt, wenn die Geltung der


Gründe bestritten wird

„ Immer zwei Aspekte


„ Begründung eines moralischen Prinzips
„ Behauptung, dass kritisiertes Handeln unter das Prinzip fällt
„ A kann…
„ …bestreiten, dass die Norm sein Handeln betrifft.
„ …die Norm anzweifeln.

„ Zweite Option ist Grundlage einer ethischen


Debatte, in der Gründe für und wider die
Geltung einer Norm diskutiert werden.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 10


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Gängige Wege der Moralbegründung

„ Tugenden (Aristoteles, Platon)


„ Deontologie (Kant)
„ Utilitarismus (Bentham, Mill)
„ Gesinnung vs. Verantwortung
(Weber)
„ Gerechtigkeit (Rawls)
„ Verantwortung (Jonas)
„ Diskurse (Habermas)
„ Funktionen (Luhmann)
„ Begründende Selbstreferenz
(Konstruktivismus)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 11


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Platon: Idee des Guten als Ursprung


aller Tugenden
„ Ethik ist eine praxisorientierende Theorie

„ Tugenden im Zentrum

„ Ein Leben gemäß der Tugenden ist


Voraussetzung dafür, Glück zu erreichen

Platon, 427-347 v. Chr.


„ Tugenden richten sich nicht gegen
falsche Neigungen, sondern sollen die
richtigen wecken.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 12


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Die Kardinaltugenden

„Seelenbestandteil“ Tugend Staatsaufbau


Erkennen Ù Einsicht Ù Philosophenkönige
Mut Ù Tapferkeit Ù Krieger
Begehren Ù Selbstzucht Ù Erwerbtreibende
Gerechtigkeit
(als koordinierende Tugend)

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Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Aristoteles: Politisch-sittliche Existenz

„ Kritik an der Ideenlehre Platons


„ Ideen sind Teil der „Gesamtheit der
Erscheinungen“
„ Empirischer Ansatz
„ Tugenden werden gelehrt bzw. eingeübt

„ Praxis zielt auf Glück (eudaimonia)


Aristoteles
„ Vier Strategien, Glück zu erreichen 384 -322 v. Chr.
„ Genussausrichtung
„ Gelderwerb
„ Politisch-sittliche Existenz
„ Theoretische Existenz

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 14


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Tugenden einüben

„ Verstandesmäßige Tugenden
„ wie Weisheit, Klugheit, Auffassungsgabe
„ sind das Ergebnis von Belehrung

„ Ethische Tugenden
„ wie Großzügigkeit, Besonnenheit, Tapferkeit
„ sind das Ergebnis der Gewöhnung und Einübung.

„ Klugheit (sittliche Einsicht) ermöglicht, die sittliche


Grundausrichtung situationsgerecht zu
konkretisieren.

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Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Das Maß der Mitte als Maßstab

„ „Mesótes-Lehre“ nach Aristoteles


„ Reflektieren von Extrempositionen,
„ und gefühlte Identitätsbalance.

„ Beispiele:
„ Mitte von Furcht und Tollkühnheit
Æ Tapferkeit
„ Mitte von Wolllust und Stumpfheit
Æ Mäßigung
„ Mitte von Verschwendung und Geiz
Æ Großzügigkeit

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 16


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Kant: Vom Wert der Handlung an sich

„ Nicht mehr gutes Leben, sondern gutes


Handeln im Mittelpunkt

„ Zentrale Annahmen
„ Menschen sind vernunftbegabt
„ Menschen haben einen freien Willen

„ Guten Willen formulieren und seine


Immanuel Kant,
Umsetzung ermöglichen 1724-1804
„ universelle Grundlage des Guten
„ nicht Interessen, sondern aus Pflicht gespeist
„ für sich genommen bereits moralisch wertvoll

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 17


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Suche nach der Maxime des Handelns

„ Moralische Gesetze
„ Subjekt wird selber zum Gesetzgeber
„ Moral ist nicht heteronom, sondern autonom
„ Maximen wie der kategorische Imperativ leiten Handeln
„ Handlungsgründe sollen universell gelten und sind deshalb
notwendig abstrakt
„ Bewertung danach, ob eine Handlung von einer bestimmten
inneren Beschaffenheit ist

ª „Handle nur nach derjenigen Maxime,


durch die du zugleich wollen kannst, dass
sie ein allgemeines Gesetz werde.“
(aus: „Kritik der praktischen Vernunft“, 1788)
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 18
Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Pflichten sind wichtig

„ Vier Typen von Pflichten


„ Pflicht gegen sich selbst
„ Pflicht gegen andere
„ Vollkommene Pflicht (Verstoß nicht denkmöglich)
„ Unvollkommene Pflicht (Verstoß denkmöglich,
widersprüchlich)

ª Deontologische Pflichtethik

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 19


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Bentham & Mill: Vom Nutzen der Dinge

„ Utilitaristische Ethik
„ Nutzen einer Handlung für die
Allgemeinheit
„ Ziel: Maximierung des allgemeinen Glücks

Jeremy Bentham
„ Drei Begründungen 1748-1832
„ Werttheorie
„ Aggregation individuellen Wohlergehens
„ Konsequentialistische Auslegung

„ Teleologische (zielorientierte) Ethik


John Stuart Mill,
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 1806-1873 20
Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Probleme des Utilitarismus

„ Handlungskonsequenzen nur
schwer abschätzbar -
„Gefangenendilemma“.
„ Nutzenmaximierung bedeutet
noch keine gerechte
Nutzenverteilung
„ Moralische Rechte wie
Menschenrechte nicht
begründbar
„ Vergangene Vereinbarungen kein
Maßstab

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 21


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Weber: Gesinnung oder Verantwortung?

„ Gesinnungsethik beurteilt allein die


Intention des Handelns.

„ Verantwortungsethik beurteilt auch


den Zweck der Handlung im Lichte
der empirischen Umstände.

ª Weber: „abgrundtiefer Gegensatz“


Max Weber,
1864-1920
ª Aber: Verantwortungsethik ist
keine reine Folgenethik,
sondern berücksichtigt auch
Handlungspflichten

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 22


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Rawls: Ein Vertrag über Gerechtigkeit

„ Gerechtigkeit als Fairness

„ Grundsätze nach Rawls


„ Grundfreiheiten so umfangreich wie sozial
verträglich möglich
„ Ungleichheiten müssen wenig Begünstigten John Rawls
die bestmöglichen Aussichten bieten 1921-2002

„ Wahl dieser Grundsätze erfolgt im


Urzustand

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 23


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Faire Entscheidungssituation als


Gedankenexperiment
„ „Urzustand“ heißt „Schleier des Nicht-Wissens“
über späteren gesellschaftlichen Status

Konsequenz:

ª Jeder wird eine Gesellschaft wählen, in


der auch der schlechteste Platz
akzeptabel ist

„ Vertragstheorie plus Spieltheorie („Maximin-Regel“)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 24


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Jonas: Das Prinzip Verantwortung

„ Das Gute ist „objektiv“ im Sein bestimmt

„ Ökologischer Imperativ
„Handle so, daß die Wirkungen deiner
Handlungen verträglich sind mit der
Permanenz echten menschlichen
Lebens auf Erden.“
Hans Jonas
1903-1993
„ Ähnlich schon Albert Schweitzer:
„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von
Leben, das leben will.“

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 25


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Habermas: Ethik im Diskurs

„ Ziel: argumentativer Konsens über Normen

„ Diskursethik besagt, „[…] daß nur die


Normen Geltung beanspruchen dürfen, die
die Zustimmung aller Betroffenen als
Teilnehmer eines praktischen Diskurses
finden (oder finden könnten)“.

„ Prozedurale Moraltheorie Jürgen Habermas


* 1929
ª deontologisch
ª kognitivistisch
ª formalistisch
ª universalistisch

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 26


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Regeln für Diskurse

„ Abstinenz zu inhaltlichen Klärungen


„ Moralphilosophie beschreibt die Prozeduren
„ Konkrete Fragen werden von den Betroffenen diskutiert

„ Fokus auf Diskursregeln


„ Widerspruchsfreiheit und Konsistenz
„ Wahrhaftigkeit und Argumentativität
„ Fairness

„ Institutionelle Vorkehrungen für Diskurse

„ Keine Letztbegründung, sondern Plausibilität der


Geltung der Regeln

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 27


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Luhmann: Ethik ist gescheitert

„ Akademische Ethik ist gescheitert


(„paradigm lost)
„ Ethik kann Moral nicht begründen,
sondern findet sie vor
„ Moral soll mit moralfreien Begriffen erfasst
werden – z.B. als Komplexitätsreduktion

Niklas Luhmann
„ „Die Gesamtheit der faktisch 1927-1998
praktizierten Bedingungen
wechselseitiger Achtung und
Missachtung macht die Moral einer
Gesellschaft aus.“

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 28


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Ironie als ethische Chance

„ Moral neigt zum Enthusiasmus.


„ Für eine enthusiastische Moral gibt es
keine Ethik.

„ Ethik ist in Moral verwickelt:


„ Betroffensein und Mitleiden einerseits
„ ironische Distanz andererseits.

„ Nur in ironischer Distanz ist Reflexion


der Moral möglich
„ Moralischen Enthusiasmus vermeiden
„ Problemidentifikation ermöglichen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 29


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Konstruktivistische Ethik

„ Frage nach der Verantwortung des


„Beobachters“ bzw. des „Konstruierenden“

„ Soziologisch: Zweckrationale Dimension


„ mit Blick auf das Handeln in Systemen und in der
Interaktion kognitiver Systeme
„ Frage nach der Brauchbarkeit der Konstruktion

„ Erkenntnistheoretisch:
Wertrationale Dimension
„ mit Blick auf das handelnde Individuum
„ volle Verantwortung und Begründungsfähigkeit

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 30


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Verantwortung des „Konstruierenden“

„ Fünf ethische Prinzipien


(Baum/Scholl 2000)

„ ethische Reflexivität gegenüber


den eigenen Konstruktionen und
ihren Wirkungen auf andere
„ Verantwortungsakzeptanz für die
Konstruktion als Folge der
Autonomie des Konstruierenden
„ Verlässlichkeit der Konstruktionen
„ Toleranz gegenüber der Vielzahl
möglicher Konstruktionen
„ Begründungspflicht für die jeweils
eigene Konstruktion
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 31
Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Statt einer Zusammenfassung:


Ein Moralphilosoph, der etwas taugt,…

„ …predigt nicht Moral, sondern analysiert sie.


„ …ist ein Spezialist dafür, moralische Überzeugungen
explizit zu formulieren.
„ …ist darauf trainiert, moralische Dissense zu
strukturieren.
„ …wird unangenehm, wenn in die Kiste schmutziger
Tricks gegriffen wird:
„ Immunisierungsstrategien,
„ moralische Diskreditierung Andersdenkender,
„ Zuständigkeitsanmaßen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 32


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Statt einer Zusammenfassung:


Ein Moralphilosoph, der etwas taugt,…

„ …weiß, dass es in moralischen Kontexten


Fragenverbote und Reflexionstabus gibt, aber er
akzeptiert sie nicht.
„ …geht nicht davon aus, dass die motivierende Kraft
moralischer Überzeugungen allzu groß ist.
„ …weiß, dass zur Klärung moralischer Fragen auch
Sachverstand aus anderen Disziplinen
herangetragen werden muss.
(Rainer Hegselmann)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 33


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

…und jetzt

PAUSE!
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 34
Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Gruppenarbeit

„ Begründungsmuster müssen
von Ideal- auf Praxisebene
konkretisiert werden.

„ Gruppendiskussion zu
„ Tugendethik
„ Deontologische Ethik
„ Utilitarismus
„ Vertragsmodellen
„ Diskursethik

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 35


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Leitfragen für Gruppenarbeit

„ Inwiefern lassen sich die Überlegungen


des jeweiligen Ansatzes übertragen?
„ …auf einzelne Bereiche
„ Journalismus
„ PR
„ Werbung
„ Fiktionale Angebote
„ Spielshows
„ …auf welcher Ebene
„ Individuen
„ Institutionen
„ Publikum

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 36


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Wie geht‘s weiter?

„ 20 Minuten Gruppendiskussion

„ 5 Minuten Präsentation je Gruppe

„ Diskussion

„ Ausblick

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 37


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Tugenden in der Medienethik

„ Normativ-ontologische Ansätze

„ Ausführliche Tugendkataloge
(z.B. von Emil Dovifat 1962)

„ Idee der Mäßigung


„ berufliche Tugend des Journalismus (Boventer)
„ angemessener Medienkonsum (Lübbe)

„ Heute kaum mehr zeitgemäß!

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 38


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Deontologie in der Medienethik

„ Handlungsprinzipien, die „gutes“


mediales Handeln anleiten können,
sind im ethischen Diskurs weit
verbreitet.

„ Berufliche Kodizes (Pressekodex,


PR, Werbung) sind häufig in
deontologischer Sprache verfasst.

„ In Frankreich heißt die journalistische


Berufsethik sogar „Déontologie“

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 39


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Utilitarismus in der Medienethik

„ Medienethische Ansätze greifen v.a. die


Folgenbewertung auf, ohne umfassend
utilitaristisch zu argumentieren.

„ Folgen medialen Handelns sind schwer


abzuschätzen
„ Ausdifferenziertheit
„ Vermittlung
„ unsichere Wirkungshypothesen

„ Eher individuell - Utilitarismus lässt sich


kaum in allgemeine Gebote fassen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 40


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Gesinnung vs. Verantwortung in der


Medienethik

„ Beliebte kommunikationswissenschaftliche
Unterscheidung mit Weberschen Begriffen
„ Journalismus (gesinnungsethisch – Herstellen von
Öffentlichkeit)
„ Politik oder PR (verantwortungsethisch – Zwecke).

„ Aber: Diese Interpretation ist unzulänglich


„ Deontologische Ethik ist nicht gleich Gesinnungsethik
„ Journalisten haben eigene Handlungsziele
„ Journalismus muss sich auch für Folgen rechtfertigen
„ Maxime und Folgen kollidieren heftig im Journalismus

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 41


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Verträge in der Medienethik

„ Rawlssche Theorie ist relevant für die


Begründung einer demokratischen
Medienordnung und ihre Institutionen.

„ Vertragstheoretische Überlegungen
spielen bei der Formulierung von
Kodizes etc. eine Rolle

„ Gedankenexperiment des „Schleiers


des Nichtwissens“ ist eine wertvolle
Entscheidungsheuristik

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 42


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Diskurse in der Medienethik

„ Formal: Ethik für Diskurse über Ethik


„ Verfahren zur Klärung berufsethischer Fragen
„ Selbststeuerung über ethische Diskurse
„ Anleitung für berufliche Debatten über Ethik

„ Aber auch materiell: Ethik medialer Diskurse


„ Prüfung der Akzeptabilität von Geltungsansprüchen
„ reflexive Vermittlung; Einhaltung der Diskursregeln
„ gesellschaftliche Teilhabe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 43


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Systeme in der Medienethik

„ Starker Kontrapunkt zum normativen


Individualismus

„ System- und Rollenerwartungen


thematisieren

„ Individualethik muss um Professions-


und Institutionenethik ergänzt werden.

„ Bietet wenig Handlungsanleitung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 44


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Konstruktivismus in der Medienethik

„ Erkenntnistheoretischer Schwerpunkt

„ Ertrag der Reformulierung des


individualethischen
Verantwortungsbegriffs offen

„ Probleme:
„ Möglichkeit intersubjektiver
Vereinbarungen bleibt unklar
„ Gefahr der Beliebigkeit

„ Aber auch:
Chance der individualethischen Ansprache

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 45


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Nicht nur eine Frage der Perspektive...

„ Medienethik ist keine Frage einer bestimmten


theoretischen Ausrichtung
„ Selbst „amoralische“ Theorien denken über Ethik nach
„ Ideologiebildung hat keinen Zweck
„ Den einen Begründungsrahmen gibt es nicht

„ Medienethische Konzepte…
„ …beziehen meist Handlungsmaxime und Handlungsfolgen
aufeinander – und untersuchen Kollisionen.
„ …sind heute eher formal als materiell angelegt, d.h. sie
beraten eher die Praxis, als dass sie sie anweisen.
„ …differenzieren zwischen Individuum, Institution, System etc.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 46


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Geltungsgründe in der Empirie

„ Ab jetzt geht es um diese verschiedenen Ebenen


der Geltung ethischer Überlegungen

„ Wechsel von der normativen zur deskriptiven


Ethik (Explikation und Eingrenzung)

„ Beim nächsten Mal: Die Makro-Ebene


„ der gesellschaftlichen Erwartungen und
„ des rechtlichen Rahmens

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 47


Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick

Die nächsten Vorlesungstermine

19.5. Makro-Ebene:
„ Gesellschaftliche Erwartungen
„ Rechtlicher Rahmen
2.6. Meso-Ebene:
„ Organisatorische
Rahmenbedingungen
„ Ökonomische Imperative
16.6. Mikro-Ebene:
„ Handeln und Entscheiden unter
Medienzwängen
30.6. Medienethische
Reformbedarfe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 48


Kommunikationsethik III
- Die Makro-Ebene

Vorlesung mit Übungen


Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft

Dr. Carsten Brosda


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Rückblick: Wo stehen wir?

„ Themen der letzten Sitzungen


„ Warum ist eine Kommunikations-
und Medienethik relevant?
„ Wie können ethische Aussagen
begründet werden?
„ Welche Spannungsfelder bestehen
zwischen unterschiedlichen
ethischen Ansprüchen?

„ Jetzt kann der Einstieg in die


Analyse der verschiedenen
Ebenen beginnen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 2


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Makro-Perspektive
Die mit der
gesellschaftlichen,
Makroebene
demokratischen
Ordnung
verbundenen
Erfordernisse
Mesoebene Mesoebene
„
Die Imperative der An Medienkommunikation
Ökonomie (Markt und gebundene Merkmale und
Wettbewerbsgesellschaft) Erfordernisse

Medienakteur
Mikroebene

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III [von Michael Haller übernommen] 3
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Um welche Fragen geht es heute?

„ Vorlesung: Welche kulturellen und


gesellschaftlichen Anforderungen und
Begrenzungen formulieren wir für
Medienkommunikation?
„ Öffentlichkeitskonzepte
„ Menschenrechte, Grundgesetz
„ BVerfGE, Rundfunkstaatsverträge,
Landespressegesetze
„ Gruppenarbeit: Diskussion aktueller
Fallbeispiele
„ Abschluss: Wie lassen sich die Normen
der Makroebene operationalisieren?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 4


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Einige Literaturhinweise
Zum Thema Öffentlichkeit u.a.
„ Habermas, Jürgen (1990): Strukturwandel der Öffentlichkeit.
Untersuchung zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft.
Frankfurt am Main. (Neuauflage mit aktualisierendem Vorwort)
„ Gerhards, Jürgen (1997): Diskursive versus liberale Öffentlichkeit. In:
KZfSS, Heft 1/1997, 49. Jg., S. 1-34.
„ Imhof, Kurt (2003): Der normative Horizont der Freiheit. „Deliberation“
und „Öffentlichkeit“: zwei zentrale Begriffe der Kommunikationswissen-
schaft. In: Publizistik Sonderheft 4/2003, S. 25-57.
„ Pöttker, Horst (Hrsg.) (2000): Öffentlichkeit als gesellschaftlicher
Auftrag. Klassiker der Sozialwissenschaft über Journalismus und
Medien. Konstanz.
Zum Thema Medienrecht u.a.
„ Branahl, Udo (1996): Medienrecht. Eine Einführung. 2., überarbeitete
Auflage. Opladen. [mittl. 5., vollständig überarbeitete Auflage 2006]
„ Berg, Klaus / Kohl, Helmut / Kübler, Friedrich (Hrsg.) (1992):
Medienrechtliche Entscheidungen. Höchstrichterliche Rechtsprechung
zum Presse- und Rundfunkrecht. Konstanz.
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 5
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Zwei Perspektiven

Historisch Systematisch

Wie ist Öffentlichkeit Wie wird Öffentlichkeit


entstanden? heutzutage gewährleistet?
Welche idealtypischen Grundgesetz und Urteile des
normativen Erwartungen sind Bundesverfassungsgerichts
mit ihr verknüpft? Landespressegesetze und
Rundfunkstaatsverträge

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 6


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Herausforderungen der Moderne

„ Wirtschaftlich
„ Erhöhter Informationsbedarf
„ Gewerbefreiheit ermöglicht ‚Handel‘ mit Informationen
„ Politisch
„ Abstraktion des Staates vom Herrscher - Vermittlungsinstanz
„ Wachsendes bürgerliches Selbstbewusstsein
„ Kulturell
„ Buchdruck schafft Schriftkultur
„ Legitimationsverlust kirchlicher oder monarchischer Interpretation
„ dynamisches Gesellschaftsverständnis
„ Verkehr und Technik
„ Verbesserte Reproduktionsbedingungen
„ Verbesserte Verbreitungsbedingungen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 7


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Herstellung von Öffentlichkeit nötig

„ Reaktion auf Differenzierung und


Segmentierung
„ Weniger individuelles
Erfahrungswissen
„ Geschwächter Blick für
gesamtgesellschaftliche Probleme
„ Schwindende Kompetenz, allgemein
verbindliche Entscheidungen zu treffen

ª Es braucht eine Sphäre, in


der Orientierung und
Gemeinsamkeit entstehen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 8


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Idealtypus bürgerliche Öffentlichkeit

„ Räsonnement statt Machtdemonstration


„ Sphäre zur Diskussion allgemeiner Angelegenheiten
„ Zunächst: Literatur – dann Politik
„ (rechtliche) Gewährleistung privater Schutzräume
„ Prinzipiell unabgeschlossenes Publikum
„ Teilnehmerkreis: Bürgerliche ‚Klasse‘ – Bildung und Besitz
„ Entscheidungen anhand argumentativer Qualität

ª Ideal: Unbeschränkte Kommunikation als


Grundlage von Demokratisierung
ª Faktisch nie verwirklicht,
aber Idee zeigt Wirkung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 9


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Enorme normative Bedeutung

„ konzeptionelle Einlösung der


bislang abstrakten Beteiligungs-
rechte aufgeklärter Bürger

„ Arkanbereiche werden
öffentlich begründungsbedürftig

„ Idee der Öffentlichkeit dringt


regulativ auf ihre Umsetzung
„ Streben nach Meinungs- und Pressefreiheit
„ Kritik und Kontrolle der Staatsmacht

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 10


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Öffentlichkeit wird zum


gesellschaftlichen Strukturprinzip
„ kommunikative Verflüssigung von Macht- und
Herrschaftsansprüchen
„ argumentationsgestützte Revision
gesellschaftlich-politischer Entscheidungen
„ rationale Begründung gesellschaftlicher
Prinzipien des Zusammenlebens
„ Bewährung von Traditionen im Räsonnement
aller Betroffenen
„ Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit

ª Makro-Normen
einer Ethik der Öffentlichkeit

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 11


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Strukturwandel der Öffentlichkeit

„ Formale Relevanz von Öffentlichkeit als


Legitimationsressource im demokratisch-
politischen Prozess steigt

„ Sicherung der formalen Funktionsfähigkeit von


Öffentlichkeit
ª durch Verrechtlichung
ª durch Etablierung von Massenmedien

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 12


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Verrechtlichung von Öffentlichkeit

„ positiv formulierte staatsbürgerliche


Partizipationsrechte
„ institutionelle und verfassungsrechtliche
Garantien

ª Öffentlichkeit wird zu einer Institution im


Zentrum des demokratischen Prozesses.
ª Sie vermittelt zwischen staatlichen und
gesellschaftlichen Institutionen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 13


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Etablierung von Massenmedien

„ Gesellschaftliche Bedeutung
„ materielle Grundlage öffentlicher Kommunikation
„ institutionelle Gewährleistung von Öffentlichkeit
„ Politische Bedeutung
„ intermediäres System
„ „Resonanzboden für externe Themen, Informationen oder
Meinungen“ (Otfried Jarren)
„ Volkswirtschaftliche Bedeutung
„ Voraussetzung einer hochgradig differenzierten und
anpassungsfähigen Wirtschaft
„ ‚Informationstransport‘ aller Art

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 14


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Folgen des Strukturwandels

„ Öffentlichkeit wird zweiseitig begehbar


„ Ursprünglicher Zugang: Lebensweltliche Kommunikation
„ Jetzt auch: Zugriff durch Staats- und Wirtschaftsakteure

„ Gefahr einer normativen Entleerung durch


Funktionalisierung

„ Die Qualität ihrer rechtlichen Sicherung wird zur


zentralen ethisch-politischen Aufgabe!

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 15


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Debatte über das „richtige“


Öffentlichkeitsmodell

„ Liberale Öffentlichkeitsmodelle
„ Marktverständnis öffentlicher Kommunikation
„ Prinzip eines freien Gedanken- und Meinungsaustauschs
„ zentrale Anforderung: Zugangsoffenheit.

„ Deliberative Öffentlichkeitsmodelle
„ Gleiche Teilnahme- und Artikulationsmöglichkeiten
„ Selbstaufklärung der Beteiligten‘, Lernfähigkeit
„ Rationalerer Output durch Begründungspflichten

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 16


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Es geht um die Ausgestaltung

„ Wichtig: Umstritten ist nicht, dass


Öffentlichkeit gebraucht wird, sondern nur,
was von ihr erwartet wird!

„ Die Unterschiede in den Konzepten haben


Auswirkungen auf die abgeleiteten Normen.
„ Die wichtigsten Makro-Normen sind die
rechtlichen Rahmenbedingungen.

„ Daher: Wechsel zur systematischen Analyse

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 17


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Meinungsfreiheit ist ein


Menschenrecht
„ Artikel 19 der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte von
1948

„Jeder hat das Recht auf


Meinungsfreiheit und freie
Meinungsäußerung; dieses Recht
schließt die Freiheit ein, Meinungen
ungehindert anzuhängen sowie
über Medien jeder Art und ohne
Rücksicht auf Grenzen
Informationen und Gedankengut zu
suchen, zu empfangen und zu
verbreiten.“

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 18


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Präzisierung notwendig

„ Ähnliche Aussagen in:


„ Konvention zum Schutze der Menschenrechte und
Grundfreiheiten des Europarates
„ Erklärung zum Weltethos des Parlaments der
Weltreligionen
„ Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten

„ Aber: Menschenrechte müssen


in einklagbare Grundrechte übersetzt werden

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 19


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Grundrechte formulieren Werte und


Ansprüche
„ Konkretisierung und Ergänzung der Menschenrechte
„ unmittelbare Geltung - für den Staat bindend
„ Nicht nur
„ klassische Grundrechte / Abwehrrechte
sondern auch
„ soziale Leistungsrechte
„ institutionelle Garantien
„ Mitwirkungsrechte

„ Kollisionen zwischen verschiedenen Grundrechten


verlangen Abwägung und Entscheidung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 20


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Meinungsfreiheit im Grundgesetz

Artikel 5

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und
Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus
allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu
unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der
Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden
gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften
der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen
Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem
Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.
Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur
Verfassung.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 21


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Folgerungen aus Artikel 5 GG?

„ Meinungsfreiheit
„ Informationsfreiheit
„ Medienfreiheit
„ Zensurverbot

auch
„ Grundrechtsschranken

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 22


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Meinungsfreiheit

„ bezieht sich auf das Äußern und Verbreiten der eigenen


Meinung oder von Informationen
„ umfassende Rede- und Mitteilungsfreiheit
„ Schutz umfasst jede denkbare Form – aber es gibt eine
bedeutende Unterscheidung
„ Unwahre Tatsachenbehauptungen sind nicht verboten
(Ausnahme: „Ausschwitzlüge“), aber nicht geschützt. Sie
müssen im Streitfall gerichtlich beweisbar sein.
„ Wertende Stellungnahmen umfassend geschützt
unabhängig davon, ob sie „wertvoll“ oder „wertlos“, „richtig“
oder „falsch“, emotional oder rational sind.
„ Auch Kunst ist geschützt.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 23


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Informationsfreiheit

„ Recht, sich ungehindert aus allgemein zugänglichen


Quellen zu informieren
„ Allgemein zugänglich sind Quellen, aus denen ein individuell
nicht bestimmbarer Personenkreis schöpfen kann
„ insbesondere auch ausländische Quellen
„ Auf individueller Ebene komplementär zu
Meinungsfreiheit

ª Meinungs- und Informationsfreiheit wurden als


individuelle Abwehrrechte etabliert
ª Meinungsfreiheit ist mittlerweile ein etabliertes
Teilhaberecht, Informationsfreiheit zunehmend
auch (Beispiel: Informationsfreiheitsgesetz)
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 24
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Medienfreiheit

„ „Öffentliche Aufgabe“ der Medien


„ Massenmedien sind „Medium“ und „Faktor“ im
Prozess der öffentlichen Meinungs- und
Willensbildung (BVerfG zu Rundfunk)
„ staatsunabhängig organisierter Meinungsmarkt,
der die gesellschaftliche Vielfalt widerspiegelt
„ Vielfaltspostulat bezogen auf das
Gesamtangebot der Berichterstattung
„ Außenpluralität (verschiedene Anbieter)
„ Binnenpluralität (medieninterne Vielfalt)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 25


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Medienfreiheit: Presse

„ „Eine freie Presse ist für die


freiheitliche Demokratie
schlechthin konstitutiv“
(BVerGE 1958 ff.)

„ Schutz umfasst den gesamten


Herstellungsprozess (Rechte für alle
Mitarbeiter)
„ Pressetätigkeit darf nicht von
staatlicher Zulassung abhängig sein
„ Keine Standesgerichtsbarkeit

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 26


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Medienfreiheit: Rundfunk

„ Schutz umfasst gesamte


Programmgestaltung
„ öffentlich-rechtliche Anstalten:
binnenpluralistischer Ansatz
„ private Sender: unterschiedliche
Modelle des Pluralismus
„ Bindung an Programmgrundsätze, die
vom Aufsichtsrat (öffentlich-rechtlich)
bzw. von LMA (privat) kontrolliert
werden

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 27


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Zensurverbot

„ Staatliche Maßnahmen, durch die


die Herstellung oder Verbreitung
eines Geisteswerks von
behördlicher Vorprüfung und
Genehmigung seines Inhalts
abhängig gemacht wird sind
verboten

„ Es darf kein
Veröffentlichungsverbot mit
Erlaubnisvorbehalt geben!

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 28


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Grundrechtschranken

„ Normkollisionen zwischen Meinungsfreiheit


und anderen Grundrechten möglich

„ Schutz der persönlichen Ehre


„ Üble Nachrede und Verleumdung (Tatsachenbehauptungen)
„ Schmähkritik (Meinungsurteile)
„ Schutz der Persönlichkeitsrechte
„ Schutz der Jugend
„ Schutz von Unternehmen
„ Schutz des Staates
„ Schutz des öffentlichen Friedens

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 29


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Kollision mit unsicherem Ausgang

„ Normen können Meinungsfreiheit begrenzen


„ z.T. klare gesetzliche Schranken (falsche Tatsachen)
„ z.T. Güterabwägung (Berichte aus der Privatsphäre)

„ Öffentliches Interesse ausschlaggebend


„ Oft: Grundrechtsschutz für die Meinungsfreiheit
„ Aber: Es bleibt ein ungeregeltes „Niemandsland“.
„ Und: Manche Grundrechtsschranken wiegen auch aus
kultureller Tradition schwer

„ Medienakteure müssen auch selbst abwägen, ob


sie höherrangige andere Rechte verletzen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 30


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Grundgedanken des Medienrechts

„ Öffentliche Aufgabe der Medien und insbesondere


des Journalismus durch Privilegien schützen und
stärken (z.B. Informationsrechte)
„ Sorgfaltspflichten – auch ethische relevante
Hinweise – formulieren (z.B. Beweislastumkehr;
Recherche)
„ Ansprüche der Betroffenen auf faire Behandlung
sichern (z.B. Gegendarstellungsrecht)

ª Landespressegesetze und
Rundfunkstaatsvertrag versuchen diese
Normen zu synchronisieren

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III [von Michael Haller übernommen] 31
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Öffentliche Aufgabe lt. LPGe und RStV

 Einerseits:
„ Aus „unabhängiger Sicht“ berichten
„ zutreffend (wahrhaftig) informieren
„ über allgemein Wichtiges informieren
„ Beitrag zur Meinungsbildung leisten
„ Würde des Menschen achten (insb. RStV)

ª normative Funktionszuweisungen
ª berufethische Forderungen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III [von Michael Haller übernommen] 32
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Öffentliche Aufgabe lt. LPGe und RStV

Andererseits Á
„ keine strafbaren Inhalte publizieren (LPGe)
„ die „Achtung vor Leben, Freiheit, [...] vor Glauben
und Meinung anderer“ wahren (RStV)
„ Kommentar und Bericht „deutlich trennen“
„ Kennzeichnung „entgeltlicher“ Veröffentlichungen

ª Ebenfalls normative Zuweisungen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III [von Michael Haller übernommen] 33
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Ethikrelevante Rechtsforderungen

„ Trennung von öffentlicher und privater Sphäre


„ Unabhängige Information und Kommentierung
als Voraussetzung der Orientierung
„ Respekt vor der Menschenwürde

ª Voraussetzungen einer funktionierenden


Öffentlichkeit (am Beispiel Journalismus)

ª Aber: Qualität von Öffentlichkeit lässt sich


rechtlich nicht abschließend regeln!

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III z.T, [von Michael Haller übernommen] 34
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

…und jetzt

PAUSE!
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 35
Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Gruppenarbeit: Fallbeispiele

Leitfragen
„ Wo liegt das ethische Problem –
auch angesichts der verschiedenen
Anspruchssysteme (Sitzung I)?
„ Wie ist der Fall der Erwartungen an
Öffentlichkeit zu bewerten?
„ Sind – auf den ersten Blick -
rechtliche Probleme erkennbar?

Vorgehen
„ 20 Minuten Gruppendiskussion
„ 5 Minuten Präsentation je Gruppe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 36


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Darf man das Foto eines toten


Mädchens veröffentlichen?
„ Die BILD
veröffentlichte am
5. April 2008 ein
Obduktionsfoto
eines in Schwerin
in der Wohnung
ihrer Eltern
verhungerten
fünfjährigen
Mädchens.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 37


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Sind Beleidigungen Pflicht?

„ Pop-Produzent Dieter
Bohlen fällt in der
RTL-Sendung
„Deutschland sucht
den Superstar“
regelmäßig durch
Ausfälle gegenüber
den Kandidaten auf.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 38


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Lässt sich alles ästhetisieren?

„ Die italienischen
Modedesigner
„Dolce & Gabbana“
haben 2007 u.a. mit
diesem Motiv
Werbung für ihre
Kreationen
gemacht.
„ Besonders in Italien
und Spanien gab
es heftige Kritik.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 39


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Darf man Demonstranten kaufen?

„ Die Kassenärztliche
Bundesvereinigung
hat im Dezember
2006 bezahlte
Hostessen vor dem
Reichstag gegen
die von der
Bundesregierung
geplante
Gesundheitsreform
demonstrieren
lassen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 40


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Rechtfertigt die Konfrontation in einem


scharf geführten Wahlkampf alles?
„ Im hessischen
Landtagswahlkampf
2008 hat der Roland
Koch (CDU) ein
kontroverses Plakat
in einer „negative
campaigning“-Aktion
vorgestellt.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 41


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Ist das Private immer öffentlich?

„ Immer mehr
Menschen
veröffentlichen
private
Informationen
über sich im
Internet…
„ …und wundern
sich, wenn
Dritte davon
Gebrauch
machen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 42


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Darf man Witze über Nazis machen?

„ Im Herbst 2007 präsentieren


Harald Schmidt und Oliver
Pocher in ihrer ARD-Sendung
ein Gerät namens „Nazometer“,
das bei historisch „sensiblen“
Begriffen Alarm schlägt.
„ Die viel kritisierte Satire war
Thema in den ARD-
Programmgremien.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 43


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Wie stellt man ethnische


oder religiöse Gruppen dar?
„ Am 23. Dezember 2007
hat die ARD einen
„Tatort“-Krimi mit dem Titel
„Wem Ehre gebührt“
ausgestrahlt, in dem es
um einen mutmaßlichen
Inzest-Fall in einer
alevitischen Familie ging.
„ Die Aleviten warfen den
„Tatort“-Machern vor,
uralte Vorurteile wieder
aufleben zu lassen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 44


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Gesellschaften brauchen Öffentlichkeit

„ Öffentlichkeit ist weiter eine normative Kategorie


„ Ihre Gewährleistung verändert sich
„ Viel-Kanal-Bedingungen (Ausdifferenzierung vs.
Marginalisierung)
„ Internet (Zerfaserung vs. Interaktivität)
„ Gesellschaftswandel (veränderte Rezeptionsbedingungen)
„ Erwartungen bleiben
„ Information, Orientierung
„ Partizipation
„ Rationalisierung
„ auch: Bildung, Unterhaltung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 45


Einführung Öffentlichkeit Grundrechte Spannungsfelder Gruppenarbeit Ausblick

Verantwortung im Mediensystem

„ Medienrecht gibt ethisch relevante Orientierung


„ Allgemeine Handlungsmaximen
„ Konkrete Verbote und Grundrechtsschranken

„ Aber: Abstrakte Rechtsvorschriften reichen nicht –


ethische Orientierung erwächst aus Medienhandeln.

„ Deshalb beim nächsten Mal:

Der Blick auf die Meso-Ebene der


Medieninstitutionen und der Selbststeuerung!

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / III 46


Kommunikationsethik IV
- Die Meso-Ebene

Vorlesung mit Übungen


Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft

Dr. Carsten Brosda


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Rückblick: Wo stehen wir?

„ Themen der letzten Sitzungen


„ Begründungskontexte der
Kommunikations- und Medienethik
„ Normen auf der Makro-Ebene –
Öffentlichkeits-Modelle und
rechtliche Vorschriften

„ Jetzt geht es weiter mit den


Spannungsfeldern und
Selbstregulierungsversuchen der
Meso-Ebene.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 2


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Um welche Fragen geht es heute?

„ Welche Spannungsfelder existieren auf der


institutionellen Ebene des Mediensystems
und wie wird damit in den einzelnen
Feldern umgegangen?
„ Mechanismen der ethischen Selbstregulierung
„ Profitorientierung vs. Herstellung von
Öffentlichkeit
„ Was steht in den verschiedenen
Medienethik-Kodizes?
„ Publizistische Grundsätze
„ DPRG-Selbstverpflichtung
„ Werberat
„ Programm-Richtlinien
„ etc.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 3


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Der Analyseansatz

Die Kultur (ihre Geschichte, Makroebene


ihre Mentalitäten, ihre
Wertemuster) bestimmt die Die mit der demokratischen Ordnung
Geltungsgründe der Moral verbundenen Erfordernisse
(Gewährleistungen)

Imperative der
Ökonomie (Markt und
Wettbewerb) „
Mesoebene
Medienkommunikation
gebundene Merkmale
und Erfordernisse
Medienakteur
Mikroebene

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV [von Michael Haller übernommen] 4
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Steuerung von Makro zu Meso

„ Makro-Ebene

=> Rechtliche
Steuerung
=> Gesellschaftliche
Moral

„ Meso-Ebene

=> Berufsethische
Steuerung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 5


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Presse- oder Gewerbefreiheit?

Pressefreiheit Gewerbefreiheit
„ Freiheit von Zensur „ Eigentumsfreiheit –
– Orientierung auf Orientierung auf
Öffentlichkeit Ökonomie
„ „Jedermannsrecht“ „ Freiheit der
„ vorwiegend Medienbetriebe
individualrechtlich „ strukturrelevante
Regulierung

Starke Wechselwirkungen
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 6
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

(1) Meinungsfreiheit vs.


Arbeitnehmerpflichten

Pressefreiheit Gewerbefreiheit
Artikel 5 GG z.B. Arbeitsrecht

Recht auf freie Pflichten als Arbeit-


Meinungsäußerung oder Auftragnehmer

Medienschaffende
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 7
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

(2) Öffentlichkeit vs. Markt

Pressefreiheit Gewerbefreiheit
Öffentlichkeit Markt

diskursfähig marktfähig
meritorisch werberelevant

Medienprodukte
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 8
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Medienprodukte sind „Kuppelprodukte“

„ Koppelung von immateriellen Inhalten und materieller


Form => Verkaufbarkeit
„ Erfolg auf Zuschauermarkt und Werbemarkt angestrebt
„ Publizistisch-redaktioneller Teil
„ Primär auf Lesermarkt gerichtet
„ Öffentliches und meritorisches Gut
„ nicht marktfähig
„ Werbeteil
„ Primär auf den Werbemarkt gerichtet
„ Privates und nicht meritorisches Gut
„ voll marktfähig
„ Querfinanzierung:
Werbeerlöse ermöglichen redaktionelle Inhalte

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 9


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Konsequenz der Kuppelung

„ Notwendige
Ressourcen für „gute“
Quote /
Inhalt Medienprodukte sind in
Auflage
einem marktgesteuerten
Mediensystem nur bei
Erfolg (auf beiden
Märkten) vorhanden

Budget

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 10


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

(3) Publizistik vs. Ökonomie

Pressefreiheit Gewerbefreiheit
Publizistische Ziele Ökonomische Ziele

Kommunikative Ökonomischer
Qualität Profit

Medienbetrieb
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 11
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Medien als Wirtschaftsbetriebe

„ Zweck eines Medienbetriebs ist (nach Otfried Jarren) die


„kostengünstige Her-, Bereitstellung und Distribution
von Informations- und Kommunikationsangeboten“
„ Dies geschieht nach ökonomischen Prämissen

„ Offene Alltagsfragen
„ Wer bestimmt, was geschrieben, produziert und gesendet wird?
„ Wer legt die Selektions- und Präsentationskriterien fest?
„ Wer entscheidet über Erfolgsmaßstäbe?

ª Rein zweckrational utilitaristisch?


ª Oder auch werthaltige Handlungsmaximen?
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 12
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Handeln im Medienbetrieb

Medienbetrieb
Publizistische Ökonomische
Programme Berufsrollen / Organisation / Programme
technische Strukturen

Mediatisierung
Strukturierung Kolonialisierung
(ermöglichend) (Zwänge)

Medienhandeln
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 13
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Empirisch: Profitinteresse wird in allen


Spannungsfeldern wichtiger

„ Bedeutung der ökonomischen Programme im


Medienbetrieb wächst

„ Verschärfter Wettbewerb als zunehmend


dominierendes Steuerungsprinzip

„ Das heißt: Ökonomisierung


„ …der Entscheidungsprämissen
„ …der Entscheidungsprogramme
„ …der Ressourcenallokation
„ …des Angebots (nach Klaus-Dieter Altmeppen)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 14


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Gesucht: Eindämmungsstrategien

„ Unterschiedliche Blickwinkel in der Praxis


„ Medienakteure (Journalisten, auch Unterhaltungsexperten)
klagen über wachsenden Einfluss der Wirtschaftsinteressen.
„ Werbe- und PR-Fachleute sehen Chancen der
Medienbeeinflussung

„ Normative Suche nach einer Stärkung der


Öffentlichkeitslogik in den Medien. Möglichkeiten:
ª Eine auch rechtlich gewährleistete
Sphärentrennung
ª Mechanismen verstärkter ethischer
Selbststeuerung (Selbstkontrolle)
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 15
Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Unterschiedliche Mediensphären

Medienproduktion

„Forumsbereich“
Meritorische Öffentliche Private Gebrauchswert-
Information Information information

„ ökonomischer Wettbewerb zur „ ökonomischer Wettbewerb


Steuerung unangemessen zur Steuerung angemessen
„ flexible Organisationsstrukturen „ Korrektur von Marktversagen
„ Organisatorische Stärkung durch Urheberrechts-,
publizistischer Normen Qualitätstransparenz- und
(z.B. durch Redaktionsstatute etc.) Wettbewerbspolitik

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 16


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Ethische Selbstkontrolle ist in allen


Sphären von Bedeutung
„ Forumsbereich
„ Verantwortung für Meinungsfreiheit
„ Notwendige Alternative zur staatlichen Regulierung
ª Selbstkontrolle notwendig

„ Private Gebrauchswerte
„ Verantwortung für Gewerbefreiheit
„ Minimierung staatlicher Regulierung
ª Selbstkontrolle sinnvoll

ª Beide Bereiche streben nach…


„ …Akzeptanz und Vertrauen des Publikums
„ …weitreichender Autonomie

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 17


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Freiwillige Medienselbstkontrolle

„ Gesellschaftliche Leistungsfähigkeit
von Öffentlichkeit als regulierendes
Prinzip
„ Orientierung auf das Gemeinwohl
„ Wahrung der Berufsethik nach innen
„ Verteidigung von Medienfreiheiten
nach außen

Literaturhinweis:
Achim Baum u.a. (Hrsg.): Handbuch
Medienselbstkontrolle. Wiesbaden 2005

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 18


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Die Maxime der Freiwilligkeit

Fremdkontrolle Ù Selbstkontrolle

Außensteuerung Ù Innensteuerung

Medienrecht Ù Öffentliche Moral

rechtliche Vorschriften Ù professionelle Anerkennung

kodifizierte gesellschaftliche Selbstbindung durch


Ù
Anforderungen berufliche Moral
Gewährleistung Abwehr äußerer
Ù
gesellschaftlicher Leistungen Eingriffe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 19


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Media Accountability Systems

„ „An M*A*S is any non-


governmental means of
inducing media and
journalists to respect the
ethical rules set by the
profession. “
(Claude-Jean Bertrand)

„ Über 80 derartige M*A*S sind


weltweit bekannt

„ www.media-accountability.org

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Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Differenzierung von M*A*S

„ Dokumente (geschrieben, gesendet, online)


„ z.B. Ethik-Kodizes, Korrekturboxen, Leserbriefe
„ Individuen, Gruppen und Institutionen
„ z.B. Ombudsleute, Media-Watch-Dogs, Medienkritiker
„ Prozesse
„ z.B. Ethik-Ausbildung, Forschung, Zuschauerbeteiligung

„ M*A*S können sowohl intern, als auch extern


oder kooperativ gestaltet sein.

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Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

M*A*S-Beispiel: Verbände und Räte


der Medienselbstkontrolle

„ Professionelle Zusammenschlüsse von Akteuren


des jeweiligen Medienzweigs
„ zum Teil inklusive gesellschaftlicher Akteure
„ zum Teil inklusive wirtschaftlicher Akteure

„ Unterschiedliche Regulierungsmodelle:
„ (I) Freiwillige Selbstkontrolle
„ (II) Regulierte Selbstkontrolle
„ (III) Gesellschaftliche Kontrolle

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 22


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

(I) Freiwillige Selbstkontrolle

„ Ziel ist die Bewahrung von Handlungsfreiheiten


„ gesetzliche Eingriffe verhindern
„ Image der Branche schärfen
„ Professionalisierung stärken
„ Verstöße mit öffentlichen Rügen ahnden („Prangerwirkung “)
„ Träger: Berufs- oder Wirtschaftsverbände
„ Beispiele
„ Deutscher Presserat
„ Deutscher Werberat
„ Deutscher Rat für Public Relations

ª professionelle Anerkennung

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Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Freiwillige Selbstkontrolle I:
Deutscher Presserat

„ Freiwillige Selbstkontrolle der gedruckten Medien


„ Zuständig für redaktionellen Teil der Printmedien
„ Mitglieder des Presserates
„ journalistische Berufsverbände djv und dju
„ Verlegerverbände BDZV und VDZ
„ Grundlage: „Publizistische Grundsätze“
(erstmals 1973, aktuelle Fassung von 2005)
„ Instrument: Rügen durch Beschwerdeausschuss
„ Spruchpraxis: www.presserat.de

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Freiwillige Selbstkontrolle II:


Deutscher Werberat

„ Gründer: Zentralausschuss der Dt. Werbewirtschaft


„ Grundlagen der Entscheidungen
„ Grundregeln zur kommerziellen Kommunikation (2007)
„ spezifische Richtlinien z.B. zu Werbung mit und vor Kindern,
Alkoholwerbung, Reifenwerbung, Verkehrsgeräuschen,
Diskriminierung, Werbung mit Politikern
„ Bearbeitung von Beschwerden durch
Branchenvertreter
„ Wenn berechtigt: Hinweis an den Werbetreibenden
„ Wenn die Kampagne nicht beendet wird: öffentliche Rüge
„ Spruchpraxis: www.werberat.de

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Freiwillige Selbstkontrolle III:


Deutscher Rat für PR e.V.

„ Träger
„ Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG)
„ Gesellschaft der Public Relations Agenturen (GPRA)
„ Beschwerdeausschuss mit Branchenvertretern
und kooptierten Experten (Hochschullehrer und
Altgediente)
„ Grundlage der Beurteilungen:
„ Code d‘Athenes
„ Code de Lisbonne
„ DPRG-Selbstverpflichtungen
„ Richtlinien des Rates
„ Spruchpraxis: www.drpr-online.de
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(II) Regulierte Selbstkontrolle

„ Umsetzung gesetzlicher Vorschriften


„ Explizite Zuweisung der Verantwortung an die
Medienakteure
„ Insbesondere im Bereich Jugendschutz
„ Grundlage: Jugendschutzgesetz von 2003
„ Beispiele
„ Freiwillige Selbstkontrolle Film
„ Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen
„ Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle
„ Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia

ª Professionelle und staatliche Anerkennung


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Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Regulierte Selbstkontrolle I: Freiwillige


Selbstkontrolle Filmwirtschaft

„ Jugendgefährdende Filme
„ Träger: Filmwirtschaft, Bundesregierung (Kultur und
Medien sowie Familie), Landesjugendschutzbehör-
den, Kirchen, ARD, ZDF, Landesmedienanstalten
„ Experten prüfen Filme, Videos, Trailer und
Werbefilme auf Antrag durch Inhaber der Rechte
„ Altersfreigaben: O.A., ab 6, ab 12, ab 16, n.u. 18
„ www.fsk.de

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Regulierte Selbstkontrolle II:


Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen

„ Jugendgefährdende Sendungen im Fernsehen


„ Vorbild FSK
„ gegründet durch private Fernsehsender
„ Tätigkeiten
„ Begutachtung von Fernsehsendungen
„ Altersfreigabe nach Sendezeit
„ Beratung der Sender
„ Experten prüfen Programm und bestimmen
Altersfreigabe
„ www.fsf.de

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Regulierte Selbstkontrolle III:


Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle
„ Jugendgefährdende Computerspiele
„ Träger: Wirtschaftsverbände, Oberste Landes- und
Bundesjugendbehörden, Kinder- und Jugendhilfe,
Kirchen, Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien,
Kultusministerkonferenz, Medienpädagogen
„ Leistungen
„ Beratung von Anbietern von Softwareprodukten
„ Prüfung von Informations-, Instruktions- und Lernprogrammen
„ Alterskennzeichnung durch Experten:
O.A., ab 6, ab 12, ab 16, keine Jugendfreigabe
„ www.usk.de

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Regulierte Selbstkontrolle IV:


Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia

„ Jugendgefährdende Beiträge um Internet


„ Mitglieder: AOL, Deutsche Telekom, T-Online,
Google, Microsoft, Yahoo, VPRT,
Bundesverband digitaler Wirtschaft
„ Einrichtung einer Beschwerdestelle
„ Bemängelt werden Kinderpornographie, Rechtsradikalismus
und Gewaltdarstellungen im Netz
„ Prüfungsausschuss: Juristen, Medienwissenschaftler,
Medienpädagogen, Soziologen, Journalisten, IT-Experten
„ www.fsm.de

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Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

(III) Gesellschaftliche Kontrolle

„ Einbeziehung gesellschaftlicher Akteure in die


Medienkontrolle
„ Prinzip der öffentlich-rechtlichen Institutionen
„ Staatsferne soll gewährleistet sein – maximal
Aufgabe der Rahmenbestimmung
„ Gesellschaftlich relevante Gruppen übernehmen
Steuerung und Zielkontrolle

ª professionelle und gesellschaftliche


Anerkennung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 32


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Gesellschaftliche Kontrolle I:
ZDF-Fernsehrat (1962)
„ 77 Mitglieder
„ Bund und Länder „ Deutscher Beamtenbund
„ Politische Parteien „ Arbeitgeberverbände
„ christliche Kirchen „ Landwirtschaft
„ Zentralrat der Juden „ Zeitungsverleger
„ DGB und Verdi „ Journalistenverband
„ Aufgaben u.a.
„ Beratung in Programmfragen
„ Wahl des Intendanten
„ Genehmigung des Haushaltes
„ Behandlung von Zuschauerbeschwerden

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 33


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Gesellschaftliche Kontrolle II:


Landesanstalt für Medien NRW

„ Strukturmerkmale
„ öffentlich-rechtlich organisiert
„ gebührenfinanziert
„ gesetzlich festgelegte Aufgaben u.a.
„ Förderung der Medienkompetenz
„ Sicherung der Meinungsvielfalt
„ Sanktionierung bei Rechtsverstößen
„ Förderung offener Kanäle
„ Medienforschung
„ Beratung von Betreibern der Kabelbetreiber
„ Überwachung des Jugendschutzes
„ Überwachung der Werbebestimmungen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 34


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Kritik an den Selbstkontrollinstanzen

„ Konflikte zwischen publizistischen und


wirtschaftlichen Zielen (z.B. Presserat)
„ Manchmal nur „Alibifunktion“
„ Nur Rügen, keine Geldstrafen - „Zahnlose Tiger“
„ Nichtöffentlichkeit der Beschwerdeverfahren
„ Mangelnde Bekanntheit der Gremien

ª Aber nachvollziehbares Prinzip: Kontrolle bleibt


in der „Währung“ der Öffentlichkeit – das heißt:
Aufmerksamkeit für Verfehlungen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 35


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Ethik-Kodizes liefern Maßstäbe

„ Selbstkontrollinstitutionen gewährleisten die


Verfahren der Selbstkontrolle
„ Debatte über Normen
„ Feststellen und Ahnden von Normverstößen

„ Dafür braucht es Maßstäbe.

„ Diese finden sich in ethischen Kodizes und


Leitlinien der Berufs- oder Branchenverbände.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 36


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Kodizes in vielen Formen

„ Print-Journalismus: Publizistische Grundsätze


des Deutschen Presserates
„ Public Relations: Selbstverpflichtung von DPRG-
Mitgliedern und Code de Lisbonne
„ Werbung: Grundregeln zur kommerziellen
Kommunikation des Deutschen Werberates
und Advertising Self Regulation Charta
„ Fernsehen: z.B. Richtlinien für Sendungen des
Zweiten Deutschen Fernsehens

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 37


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Gruppenarbeit: Ethik-Kodizes

Leitfragen
„ Welche Kernvorgaben formulieren
die Ethik-Kodizes?
„ Inwiefern sind die Kernvorgaben für
den jeweiligen Medienbereich
spezifisch?
„ Wie sehen Sie die Chancen einer
Realisierung in der Praxis?

Vorgehen
„ 20 Minuten Gruppendiskussion
„ 5 Minuten Präsentation je Gruppe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 38


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Charakteristika der Ethik-Kodizes

„ Kodizes sind meist Mischung aus


„ deontologischen Handlungsmaximen und
„ teleologischen Folgenabschätzungen.
„ Regelmäßig finden sich
„ Bekenntnisse zum Prinzip der
Öffentlichkeit
„ Bekräftigungen rechtlicher Vorschriften
„ Hinweise zur Regelung gängiger
Normkonflikte
„ Praktische Konkretisierungen abstrakter
Postulate

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 39


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Kritik an Ethik-Kodizes

„ Idealisierende Forderungen
„ zum Teil sehr vage
„ zum Teil bloße Wiederholung gesetzlicher
Regelungen
„ oft nur Verbote, keine „positiven“ Leitbilder
„ bisweilen historisch erklärliche,
aber heute willkürlich wirkende Geltungsbereiche
„ z.B. Pressekodex nur Print
„ Was ist mit einem Journalismuskodex?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 40


Einführung Presse- vs. Gewerbefreiheit Eindämmung Selbstkontrolle Kodizes Ausblick

Der Einzelne bleibt in der Pflicht

„ Selbstkontrollinstanzen und Ethik-Kodizes


„ dämpfen die Wucht ökonomischer Einflüsse und
„ geben Hinweise für gutes Medienhandeln.
„ Aber sie lassen den Einzelnen nicht aus der
Verantwortung.
„ Die Umsetzung der Normen bewährt sich in
konkreten Entscheidungssituationen.

„ Deshalb beim nächsten Mal:


Die Mikro-Ebene des medialen Handelns
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / IV 41
Kommunikationsethik V
- Die Meso-Ebene (Forts.)
- Die Mikro-Ebene

Vorlesung mit Übungen


Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft

Dr. Carsten Brosda


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Rückblick: Wo stehen wir?

„ Themen der letzten Sitzungen


„ Begründungskontexte der
Kommunikations- und Medienethik
„ Normen auf der Makro-Ebene –
Öffentlichkeits-Modelle und
rechtliche Vorschriften
„ Spannungsfelder auf der Meso-
Ebene – ökonomische Logik und
Selbstkontrolle
„ Jetzt geht es weiter mit den
Inhalten der Ethik-Kodizes und
der Verantwortung der Akteure
auf der Mikro-Ebene.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 2


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Um welche Fragen geht es heute?

„ Was steht in den wesentlichen


medienethischen Kodizes?
„ Welche Kernvorgaben werden
formuliert?
„ Sind sie jeweils branchen- und
bereichsspezifisch?
„ In welchen Situationen agieren
Medienakteure ethisch?
„ Spannungsfelder medialen
Entscheidens und Handelns
„ Welche Leitbilder helfen bei der
Synchronisation konflikthafter Normen?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 3


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Ethische Kodizes geben Hinweise

„ Beispiele
„ Print-Journalismus: Publizistische Grundsätze des
Deutschen Presserates
„ Public Relations: Selbstverpflichtung von DPRG-
Mitgliedern und Code de Lisbonne
„ Werbung: Grundregeln zur kommerziellen
Kommunikation des Deutschen Werberates
und Common Principles der EASA
„ Fernsehen: z.B. Richtlinien für Sendungen des Zweiten
Deutschen Fernsehens

ª Welche Kernvorgaben werden formuliert?


ª Sind sie jeweils bereichsspezifisch?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 4


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Pressekodex normiert Printmedien

(1) Wahrhaftigkeit und (9) Schutz der Ehre


Achtung der (10) Religion,
Menschenwürde Weltanschauung,
(2) Sorgfalt Sitte
(3) Richtigstellung (11) Sensationsbericht-
(4) Grenzen der erstattung,
Recherche Jugendschutz
(5) Berufsgeheimnis (12) Diskriminierungen
(6) Trennung von (13) Unschuldsvermutung
Tätigkeiten (14) Medizin-
(7) Trennung von Werbung Berichterstattung
und Redaktion (15) Vergünstigungen
(8) Persönlichkeitsrechte (16) Rügenabdruck
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 5
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Normenkonflikte im Pressekodex

„ Beispiele auf der Makroebene


„ Menschenwürde - Persönlichkeitsrechte
Î vs. Imperativ des Veröffentlichens
„ Verbot sensationeller Darstellung
Î vs. Sensorfunktion der Öffentlichkeit
(Berichte über Katastrophen und Bevölkerungswarnungen
„ Beispiele auf der Meso-Ebene
„ Sorgfaltsgebot
Î vs. ökonomische Effizienzkriterien
„ Richtigstellung durch Rügenabdruck
Î vs. Unternehmensimage

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 6


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Kodizes der Werbewirtschaft

„ Formale Bekenntnisse zur Selbstkontrolle


„ Vage allgemeine Normierungen
„ Grundwerte der Gesellschaft, Anstand und Moral achten
„ Verbrauchervertrauen bewahren
„ Kinder und Jugendliche körperlich oder seelisch nicht schaden
„ Diskriminierung nicht dulden oder befördern
„ Gewalttätiges, aggressives oder unsoziales Verhalten nicht dulden
„ Angst, Unglück und Leid nicht instrumentalisieren
„ Sicherheit der Verbraucher
„ Begründung für fehlende Konkretion:
„ Gerechtigkeit im Einzelfall als Ziel
„ Konkretere Generalnormen werden kreativer Branche nicht gerecht
„ Gesonderte Richtlinien für spezifische Problemfelder
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 7
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

PR (1): DPRG-Selbstverpflichtung

(1) Öffentlichkeit dienen, Wahrhaftigkeit


(2) Anwalt der Interessen des Auftraggebers
(3) Loyalität zu Organisation, in der gearbeitet wird
(4) Korrigierendes Einwirken auf Auftraggeber bei
Verstößen gegen Achtung und Fairness
(5) Information nach bestem Wissen und Gewissen
(6) Achtung der Unabhängigkeit und Freiheit von
Gesprächspartnern
(7) Ansehen des Berufsstandes nicht beschädigen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 8


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

PR (2): Code de Lisbonne

(1) Geltungsbereich (12) Keine Zuwendung von


(2) Menschenrechte Dritten
(3) Aufrichtigkeit, moralische (13) (pers.) Verpflichtung auf
Integrität, Loyalität Kodex
(4) Transparenz (14) Unabhängigkeit der
(5) Respekt vor Kodizes Informationsmedien
(6) Keine Vertretung (15) Keine Täuschung der
konkurrierender Interessen Öffentlichkeit
(7) Diskretion (16) Gekaufte Kommuniktion
(8) Auftraggeber informieren (17) Kein unlauterer
Wettbewerb
(9) Geschäftsinteressen (18) Kein Schaden am
(10) Keine Erfolgsvereinbarung Berufsstand
(11) Kein Erfolgshonorar (19) Verbreitung des Kodex
(ausgesetzt
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 9
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Normkonflikte in PR-Kodizes

„ Konkrete Verpflichtung gegenüber


Partikularinteresse des Auftraggebers
Î vs. allgemeine Bekenntnisse zur
Gemeinwohlförderung in Öffentlichkeit

„ Strategische Kommunikation
Î vs. Verständigungsorientierung der
Öffentlichkeit

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 10


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

ZDF-Richtlinien

„ Allgemeines: Menschenwürde, Wahrhaftigkeit und


Sachlichkeit, Trennung von Nachricht und Kommentar
„ Familie, Bildung: Jugendschutz, Bildungsauftrag, Ehe
und Familie, Gleichstellung von Mann und Frau
„ Demokratie: Grundsätze des demokratischen und
sozialen Rechtsstaates, Pluralität, Zugänglichkeit,
Meinungsbildung, Überparteilichkeit, Ausgewogenheit
„ Kulturelles Erbe
„ Frieden und Völkerverständigung
„ Religiöse Toleranz
„ Vom Grundgesetz geschützte sittliche Wertordnung

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 11


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Normkonflikte in ZDF-Richtlinien

„ Zuspitzung im Sinne von Aufmerksamkeit


Î vs. Ausgewogenheit

„ Meinungsfreiheit und Überparteilichkeit


Î vs. Verpflichtung zum besonderen Schutz von Ehe
und Familie
(Darstellung von Missständen als „Einzelfall“)

„ Formale mediale Professionalitätsgebote


Î vs. konkret formulierte, inhaltliche
gesellschaftliche Erwartungen
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 12
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Charakteristika der Ethik-Kodizes

„ Kodizes sind meist Mischung aus


„ deontologischen Handlungsmaximen und
„ teleologischen Folgenabschätzungen.
„ Regelmäßig finden sich
„ Bekenntnisse zum Prinzip der
Öffentlichkeit
„ Bekräftigungen rechtlicher Vorschriften
„ Hinweise zur Regelung gängiger
Normkonflikte
„ Praktische Konkretisierungen abstrakter
Postulate

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 13


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Kritik an Ethik-Kodizes

„ Idealisierende Forderungen
„ zum Teil sehr vage
„ zum Teil bloße Wiederholung gesetzlicher
Regelungen
„ oft nur Verbote, keine „positiven“ Leitbilder
„ bisweilen historisch erklärliche,
aber heute willkürlich wirkende Geltungsbereiche
„ z.B. Pressekodex nur Print
„ Was ist mit einem Journalismuskodex?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 14


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Der Einzelne bleibt in der Pflicht

„ Selbstkontrollinstanzen und Ethik-Kodizes


„ dämpfen die Wucht ökonomischer Einflüsse und
„ geben Hinweise für gutes Medienhandeln.
„ Aber sie lassen den Einzelnen nicht aus der
Verantwortung.
„ Die Umsetzung der Normen bewährt sich in
konkreten Entscheidungssituationen.

„ Deshalb richtet sich der Blick auch auf die


Mikro-Ebene des medialen Handelns
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 15
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Der Analyseansatz

Die Kultur (ihre Geschichte, Makroebene


ihre Mentalitäten, ihre
Wertemuster) bestimmt die Die mit der demokratischen Ordnung
Geltungsgründe der Moral verbundenen Erfordernisse
(Gewährleistungen)

Mesoebene Mesoebene
Die Imperative der An Medienkommunikation
Ökonomie (Markt und gebundene Merkmale und
Wettbewerbsgesellschaft) Erfordernisse

Mikroebene Akteure

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 16
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Die Frage nach der Verantwortung

„ Erinnern Sie sich?


„ Kommunikationsethik zielt auf intersubjektive
Kommunikation
„ Öffentlichkeit ist das Produkt kommunizierender
Akteure
„ Meinungsfreiheit ist ein Individualrecht

„ Und auch daran?


„ Presse- und Medienfreiheit sind institutionelle
Garantien
„ Kodizes richten sich an Organisationen
„ Ökonomische Imperative werden stärker

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 17


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Was bedeutet dieses Spannungsfeld?

„ Wer trägt die Verantwortung bei Verfehlungen?


„ Der Einzelne, weil er die letztlich entscheiden muss?
„ Die „Umstände“ (System, Institutionen), weil sie ethisch
angemessenes Handeln eventuell nicht ermöglichen?
„ Das Publikum, weil es ja gar nichts anderes haben möchte?

„ Um welche Ebene geht es?


„ Individuelle Sensibilisierung durch Individualethik
„ Strukturelle Gestaltung durch Systemethik
„ Allgemeine Appelle durch Publikumsethik

(vgl. dazu Pürer, Heinz: Ethik in Journalismus und Massenkommunikation.


Versuch einer Theorien-Synopse. In: Publizistik, 37. Jg., Heft 3/1992, S. 304-321)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 18


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

(1) Individualethik

„ Persönliche Verantwortung
„ Konkrete Beachtung gesetzlicher Bestimmungen
und Kodizes
„ Mitmenschliche Achtung gegenüber Objekt und
Publikum
„ Schlüsselrolle des Einzelnen und seiner
Entscheidungen bedingt Verantwortung

ª Appell an die persönliche Moral

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 19


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

(2) Systemethik

„ Eigentlich besser: Strukturethik


„ Ensemble verschiedener Normsetzungen („Stufen“)
„ Gesetzgeber
„ Medieneigner
„ Medienmitarbeitern (Hierarchien)
„ Individuen werden von Verantwortung entlastet,
aber nicht gänzlich aus ihr entlassen
„ Schwierig zu konzipieren
„ Individuen sind zentrale ethische Verantwortungsträger
„ Intersubjektive ethische Diskurse begründen Normen
„ Handeln prägt Strukturen, die ihrerseits Handeln beeinflussen
„ Frage, ob Strukturen, ethisches Handeln motivieren oder behindern

ª Appell an „moralische Sensibilität“ politischer


und medialer Strukturen (Institutionen)
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 20
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

(3) Publikumsethik

„ weist dem Publikum im Prozess der


Massenkommunikation Verantwortung zu
„ Gedanke der „Medien-Ökologie“
„ Steuerung der Medienqualität durch
Rezeptionsverhalten
„ Verweigerung minderwertiger Sendungen
„ Kritische Reaktionen auf fragwürdige Inhalte

ª Appell an Moral des Publikums

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 21


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Kein Entweder-Oder

„ Der Einzelne kann und darf nicht aus der


Verantwortung entlassen werden, …

„ …aber er ist nicht alleine für alles


verantwortlich.

ª Ein Beispiel: …

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 22


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Beispiel: Geiselnehmer live im Radio

„ 9:30: 2 Bankräuber in Steglitz, Beute 5.000 €.


„ 9:50: Ein Bankräuber steigt in Doppeldecker-Bus.
Polizistin hinterher, er entwindet ihr die Waffe. Irrfahrt
beginnt - an roten Ampeln werden die meisten Insassen
frei gelassen (ca. 20). Täter schießt sich durchs
Hosenbein, ohne sich zu verletzen.
„ 10.41: Bus von SEK gestoppt - Busfahrer flüchtet - zwei
Geiseln: 25j. Polizistin und 52j. SFB-Hörfunkredakteur.
„ 11.19 - 12.05: Täter fordert und bekommt Cola und Handy
- erlaubt auch den Geiseln zu telefonieren.
„ ca.12.35: Täter ruft 91,4 an und gibt Interview…

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 23
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Beispiel: Geiselnehmer live im Radio

„ ca.12.35:
Täter ruft 91,4 an
und gibt
Interview…

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 24
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Warum wird dieses Interview


gesendet?

„ Quote?
„ Anerkennung durch Kollegen?
„ „Sensationslust“ des Publikums?
„ Eigene Jobsicherheitsbedürfnisse?
„ Handlungsmaximen? (Goldene Regel, etc.)
„ Ethik-Kodizes?
„ …

ª Welcher Maßstab gilt für den


entscheidenden Redakteur?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 25


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

(Zu) Viele Anforderungen…

Medialer
Kommunika-
tionsmodus
Systemische
Individuelle
Funktions-
Einstellungen
zuschreibungen

Ökonomische
Berufsrolle
Imperative

Kommunika-
tionswünsche
des Publikums

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 26
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Nach welchem Maßstab abwägen?

„ „Jeder ist sich selbst der Nächste…“


Î Ökonomische Vernunft –
persönliche Nutzenmaximierung?

„ „Was Du nicht willst, das man Dir tut…“


Î Deontologische Vernunft –
Goldene Regel bzw. kategorischer Imperativ?

„ „Entscheidend ist, was hinten rauskommt…“


Î Teleologische Vernunft – Folgenabschätzung?

ª Jeder Maßstab kann vernünftig sein.


ª Aber allein greifen sie zu kurz

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 27


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Ganz unterschiedliche Beispiele…

„ Journalist Udo Röbel und das Geiseldrama von


Gladbeck
„ Publizist Tom Kummer und die Fakten
„ Fernseh-Juror Dieter Bohlen und die
angehenden Superstars
„ PR-Berater Klaus Kocks und die öffentlichen
Lügen
„ Werbefotograf Oliviero Toscani und die Bilder

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 28


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Gruppenarbeit:
Individuelle Entscheidungen?
Leitfragen
„ Wie schildern die Medienakteure ihre
Handlungs- und
Entscheidungssituationen?
„ Wie gehen sie mit den Erwartungen
um, die an sie gestellt werden?
„ Was beeinflusst ihre
Entscheidungen?

Vorgehen
„ 20 Minuten Gruppendiskussion
„ 5 Minuten Präsentation je Gruppe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 29


Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Individuelle Verantwortung reicht nicht

„ Erstens: Pluralismus der Moralen


„ kein allgemein anerkannter Maßstab im Alltag
„ Zweitens: Widersprüche auf der Mesoebene
überfordern die „Vernünftigkeit“ des Einzelnen
„ z.B.: kommerzielle Ziele vs. Berufsrolle
„ Drittens: Der Einzelne folgt seinen persönlichen
Bedürfnissen, Ängsten und Wünschen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 30
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Professionalität als Lösung?

„ Normenkonflikte entstehen, weil ein


Medienakteur
„ keine Handlungsspielräume oder
„ keine Alternativen sieht (nur Entweder-oder-
Situationen) – oder
„ keine Handlungssicherheit besitzt (kein
Bewusstsein für Grundwerte, Fairness u.a.)

ª Individuelle und systemische Gründe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 31
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick

Beim nächsten Mal…

„ Reflexion des eigenen Tuns ist wichtig


„ Deshalb geht es in unserer letzten Sitzung auf
der Mikroebene weiter um die Frage:
Was tun in kniffligen Situationen?
„ Wo bekomme ich Rat und Anregung?
„ Was verschafft mir Orientierung?

ª Fallbeispiele und positive Leitbilder


ª Zusammenfassung und Fazit

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / V 32


Kommunikationsethik VI
- Die Mikro-Ebene (Forts.)
- Abschluss

Vorlesung mit Übungen


Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft

Dr. Carsten Brosda


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Rückblick: Wo stehen wir?

„ Themen der letzten Sitzungen


„ Begründungskontexte der
Kommunikations- und Medienethik
„ Normen auf der Makro-Ebene –
Öffentlichkeits-Modelle und
rechtliche Vorschriften
„ Spannungsfelder auf der Meso-
Ebene – ökonomische Logik und
Selbstkontrolle (Ethik-Kodizes)
„ Verantwortung des Individuums
„ Heute: Abschluss,
Wiederholung und Fazit
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 2
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Um welche Fragen geht es heute?

„ Wie kann ein Medienakteur mit


seiner Verantwortung umgehen?
„ Fallbeispiele
„ Normsynchronisation
„ Noch einmal zum Abschluss:
Warum Medienethik?
„ Normative Kraft der Öffentlichkeit
„ Positive Leitbilder
„ Wiederholung und Vertiefung
wichtiger Aspekte.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 3


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Gute Vorbilder?

„ „Pures Adrenalin jagte durch meinen Körper.


Ich befand mich mitten in einem Kinofilm. Live
und in Farbe. Zu einem kühlen Kopf war ich nicht
mehr fähig. … So folgte zwangsläufig ein Reflex
dem anderen. … Ich stand wie unter Trance.“
(Udo Röbel)
„ „Ich habe einfach ein sehr abstraktes
Verhältnis zu meiner Arbeit bekommen, ein
surreales. Ich wollte das entdecken, es war wie
ein Rausch, es hat soviel Spaß gemacht, solche
Geschichten zu entwerfen, zu designen.“
(Tom Kummer)
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 4
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Gute Vorbilder?

„ „Jetzt regen sich die Leute alle auf, weil ich bei
DSDS den schlechten Kandidaten ein paar
lustige Sprüche reindrücke, aber das ist doch
nur Show. Ich bin Entertainer, ich will die Leute
unterhalten.“ (Dieter Bohlen)
„ „Da stellt sich überhaupt nicht die
Wahrheitsfrage. Ich spiele meine Rolle als PR-
Mann.“ (Klaus Kocks)
„ “Ich verkaufe keine Produkte. Ich verkaufe eine
Betrachtungsweise. Benetton braucht Bilder.
Benetton braucht Kommunikation. Die Brücke ist
das Geld, das mich bezahlt.” (Oliviero Toscani)
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 5
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Moral des Medienhandelns?

„ Selbstzeugnisse von Praktikern oszillieren


zwischen zwei Extrempositionen
ª zynisch-abgeklärte Distanz (oft individuell)
ª emphatische Selbstüberhöhung (oft Gruppe)

„ Medienethische Reflexion hilft, den


Realitätsgehalt dieser beiden moralischen
Positionen zu analysieren, zu bewerten und
Alternativen zu zeigen.

„ Das ist notwendig. Î Ein fiktionales Beispiel:


Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 6
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Möglichkeiten der Moral?

„I‘m mad as hell.


And I‘m not going to take
this anymore“

(aus: „Network“,
medienkritischer Spielfilm von 1976)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 7


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

So that you can take it: Medienethik

„ Reflexionstheorie der Moral des Medienhandelns


„ Beratung bei der Entwicklung und Anwendung
moralischer Gebote und Verbote in den Medien

„ Hilfestellung bei dem Versuch, „gut“ in den


Medien zu handeln

ª Konkrete Praxisnormen einer Angewandten


Ethik im Anschluss an die abstrakten
Idealnormen der Moralphilosophie

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 8


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Ganz konkret: Was tun?

ª Handeln verlangt Entscheiden.


ª Entscheidungen haben Konsequenzen.
ª Konsequenzen nicht immer abzusehen
ª Entscheidungen nicht immer frei

„ Drei Fallbeispiele aus dem Journalismus


„ Eingriff in die Persönlichkeitssphäre
„ Zwänge des Wettbewerbs
„ Sensationelle Berichterstattung
Aus: Institut zur Förderung des publizistischen Nachwuchses (IfP) /
Deutscher Presserat (Hrsg.) (2005): Ethik im Redaktionsalltag. Konstanz.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 9


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

(1) Eingriff in Persönlichkeitsrechte?

„ Lokalpolitikerin und Ehefrau des Bürgermeisters wird beim


Ladendiebstahl einer Parfümflasche ertappt.
„ Regionalzeitung berichtet mit Namensnennung und weist
darauf hin, dass es sich um Gemeindevertreterin handelt.

„ Besteht ein Zusammenhang zwischen Amt, Mandat


und Straftat, der Namensnennung rechtfertigt?
„ Was spricht dafür, Straftaten öffentlicher
Mandatsträger in der Öffentlichkeit bekannt zu
machen, was dagegen?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 10


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Verlässlichkeit kann geprüft werden

„ Beschwerde: Namensnennung verstößt gegen


Persönlichkeitsrechte
„ Redaktion: Transparenz der Verlässlichkeit von
Lokalpolitikern, evtl. hätte auf Namensnennung
verzichtet werden können, nicht aber auf Hinweis
auf Funktion und Ehefrau des Bürgermeisters

„ Presserat: Beschwerde unbegründet


„ Lokale Person der Zeitgeschichte
„ Öffentliche Kritik an Verlässlichkeit zulässig und nötig

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 11


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

(2) Unzulässige Zuspitzung?

„ Jugendmagazin berichtet über Anfälligkeit Jugendlicher


für rechtsextreme Propaganda.
„ Bericht ist illustriert mit Fotos, die Jugendliche mit
Utensilien der rechten Szene (Nationalzeitung,
Bomberjacken etc.) zeigen, die von der Redaktion zum
Bildtermin mitgebracht wurden. Jugendlichen wurde
zugesagt, als „normale“ Schüler abgebildet zu werden.
Außerdem sollten sie ein Honorar bekommen

„ Ist es gerechtfertigt, die Interviewten über die Ziele


einer Reportage im Unklaren zu lassen, wenn man
bestimmte ideologische Tendenzen aufdecken will?
„ Ist es grundsätzlich (bei Reportagen, bei Fotos etc.)
legitim, eine Situation für die Leser zu inszenieren?
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 12
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Irreführung der Leser nicht zulässig

„ Beschwerde: Mutter eines Jugendlichen hält die


Darstellungen für erfunden, sie seien außerdem für ein
Honorar gekauft worden
„ Redaktion: Jugendliche wurden mit rechtsextremen
Gedanken konfrontiert, um Beeinflussung offen zu legen.

„ Presserat: Öffentliche Rüge


„ Unlautere Methoden bei der Beschaffung von personenbezogenen
Daten, Nachrichten, Informationen und Bildern (Ziff. 4)
„ Journalist wird zum Handelnden auch durch das Honorarangebot)
„ Irreführung der Leser – Verstoß auch gegen Sorgfaltspflicht (Ziff. 2)

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Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

(3) Sensationelle Aufmachung?

„ Pressekodex Ziffer 14:


„Bei Berichten über
medizinische Themen ist eine
unangemessen sensationelle
Darstellung zu vermeiden, die
unbegründete Befürchtungen
oder Hoffnungen beim Leser
erwecken könnte“

„ Wo sehen Sie Gefahren des


Titelbildes?
„ Wie weit darf die Zuspitzung
auf der Titelseite gehen?

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 14


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Hoffnungen nicht unberechtigt wecken

„ Beschwerde: Titelbild weckt unberechtigte


Hoffnungen bei Betroffenen
„ Redaktion: Titelbild ist von Geschichte, die
differenziert alle Seite darstellt, nicht zu trennen

„ Presserat: Missbilligung
„ Insbesondere die Formulierung „Ende des Sterbens“ weckt
unberechtigte Hoffnungen.
„ Suggestive Wirkung des Titelbildes wird von
Forschungsergebnissen nicht gedeckt.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 15


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Normkonflikte abwägen & entscheiden

Öffentliches Persönlichkeits-
Interesse sphäre (Opfer)

Wahrhaftigkeit der Aktualität/


Aussagen Wettbewerb

Komplexität der Aufmerksamkeit


Darstellung (Wirkung)

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Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Was beeinflusst die Entscheidungen?

Medialer
Kommunika-
tionsmodus
Systemische
Individuelle
Funktions-
Einstellungen
zuschreibungen

Professionalität &
Ethische Sensibilität
Ökonomische
Berufsrolle
Imperative

Kommunika-
tionswünsche
des Publikums

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI [von Michael Haller übernommen] 17
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Mit Konflikten umgehen lernen

„ Potenzielle Antworten
„ Strukturen kommen einzelnen Normen entgegen
„ Individuelle Abwägungen und Entscheidungen sind nötig
„ Gefahr in normativen Praxisdebatten:
Einseitige Betonung einzelner Maßstäbe
„ übertriebene Selbstidealisierung – Berufsideologie
„ übertriebene Anpassung an Zwänge – Zynismus

„ Notwendig: Rationale Normsynchronisation


„ Professionelle Routinen
„ Ethische Reflexion moralischer Maßstäbe

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 18


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Formale Leitlinien zur Synchronisation


unterschiedlicher Normen

„ Professionalität: genaue Kenntnis des


Gestaltungsraums einer Norm
„ Schaffung von Handlungsalternativen,
Erweitern der Spielräume
„ Respekt (Achtung) vor der Persönlichkeit jedes
Individuums
„ Abschätzen der „Wirkung“ auf Adressaten und
auf Objekte der Präsentation
„ Berücksichtigung fundamentaler Grundwerte

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI [von Michael Haller übernommen] 19
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Die offene Frage: Welche Medienethik?

„ Es gibt eine Moral des Medienhandelns. Es ist


offen, aus welchen Quellen sie sich speist.
„ Welcher normative Referenzrahmen
strukturiert mediales Handeln?
„ Welche moralischen Begründungen werden
in der Normsynchronisation akzeptiert?
„ Welche Maßstäbe zur Bewertung medialen
Handelns werden als legitim bewertet.

ª Kurz: Vor welchem Hintergrund wird die


Moral des Medienhandelns reflektiert?
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 20
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Normative Referenzen der Medienethik

„ Abstrakte Prinzipien aus der Ethiktheorie


„ Normative Gehalte öffentlicher Kommunikation
„ Fremdregulierung: Rechtliche Postulate
„ Ökonomische Zielprogrammierung der
Medienbetriebe
„ Selbstregulierung: Media Accountability Systems
und Ethikkodizes
„ Verantwortung des Einzelnen

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 21


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Aber was ist das genuin Eigene


des medialen Handelns?

Die Herstellung von


Öffentlichkeit durch
medienvermittelte
Kommunikation !

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 22


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Die normative Kraft des Öffentlichen

„ Moderne Gesellschaften brauchen Öffentlichkeit


zur Selbstregulierung
„ Orientierung über gemeinsame Situation
„ Diskurs- und Debattenräume => Meinungsbildung
„ Reservoir an Deutungs- und Bedeutungsangeboten

„ Wer öffentlich kommuniziert, lässt sich auf


grundlegende normative Erwartungen ein.
„ Diese Erwartungen sind der genuine Hintergrund
medienethischer Reflexionen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 23


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Die eigentümliche Kraft der Sprache

„ Wer spricht, der sagt nicht nur etwas, sondern


baut auch eine soziale Beziehung auf
(Doppelstruktur der Rede)
„ Propositionen: inhaltliche Aussagen
„ Illokutionen: soziale Beziehungen (performative Verben)
„ Wer spricht, erhebt Geltungsansprüche
„ Wahrheit
„ Richtigkeit
„ Wahrhaftigkeit
„ Wir sind bereit, Geltungsansprüche im
Zweifelsfall zu diskutieren und zu begründen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 24


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Verständigungsorientierung

„ Wer spricht, der unterstellt, dass der Partner sich


mit ihm verständigen will – auch kontrafaktisch.

„ Öffentlichkeit basiert auf diesen Annahmen.

ª Die Unterstellungen sind bei Produktion und


Rezeption medialer Inhalte wirksam!
ª Würde man nicht davon ausgehen, dass
Verständigung möglich ist, wäre jeder
kommunikative Aufwand völlig umsonst.
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 25
Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Aus diesen Überlegungen lassen sich


positive Leitbilder entwickeln

Das Beispiel:

Diskursethik des
Journalismus!

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 26


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Argumente als Maßstab

„ Diskursethik beschreibt Verfahren zur


Normbegründung und belässt die inhaltliche
Klärung praktischen Diskursen.

„ Sie rekonstruiert Gefährdungen und


Bedingungen für die Möglichkeiten
verständigungsorientierter Kommunikation in
modernen Gesellschaften.

„ Wahrheit und normative Richtigkeit werden in


öffentlichen Diskursen von den Betroffenen
erörtert und festgestellt.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 27


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Formale und prozedurale Ethik

„ Öffentliche Diskurse sind Grundlage von


Demokratie und friedlichem Zusammenleben.
„ Diskursethik beschreibt, wie sie geführt werden.
„ Deshalb keine inhaltlichen Vorgaben, sondern:
„ Ethik für Diskurse über journalistische Ethik
„ Verfahren zur Klärung berufsethischer Fragen
„ Selbststeuerung des Journalismus über ethische Diskurse
„ Auch die Synchronisation von Normen erfolgt diskursiv
„ Ethik journalistischer Diskurse
„ Prüfung der Akzeptabilität von Geltungsansprüchen
„ reflexive Vermittlung; Einhaltung der Diskursregeln

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Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Journalismus soll reflexiv vermitteln

„ Erwartung an Journalismus ist eine kommunikativ


reflexive Vermittlung und Prüfung der Akzeptabilität
der Geltungsansprüche öffentlicher Aussagen.
„ Damit verknüpfte Zielvorstellungen:
„ Gewährleistung gesellschaftlicher Kommunikation
ermöglicht soziale Verständigung und Integration.
„ Reflexive Vermittlung ermöglicht soziale Orientierung.
„ Inanspruchnahme der kommunikativen Kompetenz von
Rezipienten ermöglicht soziale Teilhabe.
„ Journalismus dient der Reproduktion individueller,
kultureller und sozialer Ressourcen der Lebenswelt.

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Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Konkrete Maßstäbe sind ableitbar

„ Umfassende Recherche „ Argumentative


„ Inklusion aller Vermittlung
Betroffenen „ Explikation der
„ Relevanz sozialen Dimension
„ Prüfung der „ Responsivität
Geltungsansprüche „ Kontextualisierung
„ Nachvollziehbarkeit des „ Lebensweltliche
journalistischen Urteils Anschlussfähigkeit
„ Vollständige Vermittlung „ Kritisierbarkeit

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 30


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Kluge Medienethik nutzt zwei


Perspektiven

„ Präskriptiv: Theoretisch-normative Begründung


von Handlungsnormen
„ Deskriptiv: Empirische und praktische Analyse
bestehender Handlungs- und
Entscheidungsmuster im Hinblick auf ihre
moralische „Programmierung“

„ Medienethik rekonstruiert und bewertet die


moralischen Unterstellungen, die
Medienakteure in ihrem Handeln machen.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 31


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Deshalb ist Medienethik wichtig

„ Transparentmachen der handlungsleitenden


Normen
„ Identifikation und Analyse bestehender
Normkonflikte
„ Begründung eigenständig normativer medialer
Handlungsmaßstäbe
„ Abgleich mit den Realisierungsbedingungen
„ Widerstand gegen die Unterwerfung unter
„importierte“ bzw. kolonialisierende
Handlungsimperative (Ökonomie etc.)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 32


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Das positive Beispiel zum Schluss

Der Kriegsfotograf James


Nachtwey reflektiert seinen
Beruf und seine Arbeit.

(aus dem Film „War Photographer“)

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 33


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Denken Sie im Beruf daran:

„ Normen strukturieren Ihr Handeln.

„ Ethische Reflexion kann Ihnen dabei helfen,


„ diese Normen zu erkennen,
„ sie zu bewerten
„ und sich je nach Gültigkeit zwischen ihnen zu
entscheiden.

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 34


Einführung Maßstäbe Fallbeispiele Normkonflikte Maßstab Öffentlichkeit Schluss

Denken Sie im Beruf daran:

„ Ethik ist Nachdenken über Moral.

„ Medienethik ist auch Nachdenken


darüber, wie Sie Ihren Job nicht
nur erfolgreich, sondern auch gut
machen können!

Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / VI 35


Literatur zur Vorlesung „Kommunikationsethik“ (Sommersemester 2008)

Für einen ersten Überblick zum Thema Ethik:


Birnbacher, Dieter / Hoerster, Norbert (Hrsg.) (1976): Texte zur Ethik. München. [darin insbesondere:
Hoerster, Norbert: Ethik und Moral, S. 9-23.]
Höffe, Otfried (Hrsg.) (2008): Lexikon der Ethik. 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage. München
Höffe, Otfried (Hrsg.) (2006): Lesebuch zur Ethik. Philosophische Texte von der Antike bis zur
Gegenwart. München
Pauer-Studer, Herlinde (2003): Einführung in die Ethik. Wien.
Pieper, Annemarie (2007): Einführung in die Ethik. 6. Auflage. Tübingen; Basel.

Zur Medienethik allgemein:


Debatin, Bernhard / Funiok, Rüdiger (Hrsg.) (2003): Kommunikations- und Medienethik. Konstanz.
Funiok, Rüdiger (2007): Medienethik. Verantwortung in der Mediengesellschaft. Stuttgart.
Funiok, Rüdiger / Schmälzle, Udo F. / Werth, Christoph H. (Hrsg.) (1999): Medienethik – eine Frage
der Verantwortung. Bonn.
Haller, Michael / Holzhey, Helmut (Hrg.) (1992): Medien-Ethik. Beschreibungen, Analysen, Konzepte.
Opladen. (2. Aufl. 1993)
Holderegger, Adrian (Hrsg.) (1999): Kommunikations- und Medienethik. Interdisziplinäre Perspektiven.
Freiburg (CH); Wien.
Institut zur Förderung des publizistischen Nachwuchses (IfP) / Deutscher Presserat (Hrsg.) (2005):
Ethik im Redaktionsalltag. Konstanz.
Karmasin, Matthias (2002): Medien und Ethik. Ditzingen.
Leschke, Rainer (2001): Einführung in die Medienethik. Stuttgart.
Pürer, Heinz (1992): Ethik in Journalismus und Massenkommunikation. Versuch einer Theorien-
Synopse. In: Publizistik, Heft 3/1992, 37. Jg., S. 304-321.
Schicha, Christian / Brosda, Carsten (Hrsg.) (2000): Medienethik zwischen Theorie und Praxis.
Normen für die Kommunikationsgesellschaft. Münster
Teichert, Will (1996): Journalistische Verantwortung. Medienethik als Qualitätsproblem. In: Nida-
Rümelin, Julian (Hrsg.): Angewandte Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung. Ein
Handbuch. Stuttgart, S. 750-776.
Wiegerling, Klaus (1998): Medienethik. Stuttgart; Weimar.

Zu einzelnen medienethischen Konzepten


Normativer Individualismus
Boventer, Hermann (1984): Ethik des Journalismus. Zur Philosophie der Medienkultur. Konstanz.
Kritischer Rationalismus
Spinner, Helmut F. (1985): Das ‚wissenschaftliche Ethos‘ als Sonderethik des Wissens. Über das
Zusammenwirken von Wissenschaft und Journalismus im gesellschaftlichen Problemlösungsprozeß.
Tübingen.
Empirische Ansätze
Rath, Matthias (Hrsg.) (2000): Medienethik und Medienwirkungsforschung. Opladen; Wiesbaden.
Konstruktivismus
Baum, Achim / Scholl, Armin (2000): Wahrheit und Wirklichkeit. Was kann die Journalismusforschung
zur journalistischen Ethik beitragen? In: Schicha, Christian / Brosda, Carsten (Hrsg.): Medienethik
zwischen Theorie und Praxis. Normen für die Kommunikationsgesellschaft. Münster, S. 90-108.
Weischenberg, Siegfried / Scholl, Armin (1995): Konstruktivismus und Ethik im Journalismus, in:
Gebhard Rusch / Schmidt, Siegfried J. (Hrsg.): Konstruktivismus und Ethik. DELFIN 1995. Frankfurt
am Main, S. 214-240.
Systemtheorie:
Weischenberg, Siegfried (1992): Die Verantwortung des Beobachters. Moderne Medienethik aus der
Perspektive einer konstruktivistischen Systemtheorie (1). In: Rundfunk und Fernsehen, Heft 4/1992,
40. Jg., S. 507-527.
Rühl, Manfred / Saxer, Ulrich (1981): 25 Jahre Deutscher Presserat. Ein Anlaß für Überlegungen zu
einer kommunikationswissenschaftlich fundierten Ethik des Journalismus und der
Massenkommunikation. In: Publizistik, Heft 4/1981, 26.Jg., S. 471-507.
Diskursethik
Brosda, Carsten (2008): Diskursiver Journalismus. Journalistisches Handeln zwischen
kommunikativer Vernunft und mediensystemischem Zwang. Wiesbaden (insb. Kapitel VI)
Loretan, Matthias (2002): Diskursethisches Programm zur kognitiven Begründung der Medienethik. In:
Communicatio Socialis, Heft 3/2002, 35. Jg., S. 265-297.

Steuerungsmechanismen
Ökonomie
Medien & Kommunikationswissenschaft, Heft 2/2001, 49. Jg. [Themenheft zu Ökonomisierung und
Kommerzialisierung der Medien mit Beiträgen u.a. von Altmeppen, Heinrich, Knoche und Siegert]
Heinrich, Jürgen (1994): Medienökonomie. Band 1: Mediensystem, Zeitung, Zeitschrift, Anzeigenblatt.
Opladen.
Karmasin, Matthias (1993): Das Oligopol der Wahrheit. Medienunternehmen zwischen Ökonomie und
Ethik. Wien; Köln; Weimar.
Recht
Branahl, Udo (1996): Medienrecht. Eine Einführung. 2., überarbeitete Auflage. Opladen. [mittlerweile
5., vollständig überarbeitete Auflage 2006]
Selbstkontrolle
Baum, Achim u.a. (Hrsg.) (2005): Handbuch Medienselbstkontrolle. Wiesbaden.

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