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Essay

Die Inkas waren ein sehr starkes Imperium, warum war es für Pizarro so
einfach die Inkas zu besiegen? Wie geschah die Eroberung Perus?

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Die Inkas waren ein sehr starkes Imperium, warum war es für Pizarro so
einfach die Inkas zu besiegen? Wie geschah die Eroberung Perus?

Es existieren viele Berichte über die Eroberung der Inkas. Leider sind die Autoren all dieser Werke
europäischer Herkunft, was vermuten lässt, dass nur die Sichtweise der Invasoren oder Konquistadoren
dargestellt wird. In den letzten Jahren hat es verschiedene Reportagen und Untersuchungen gegeben,
die die Versionen der spanischen Chronisten zur Diskussion stellen. In meinem Essay möchte ich das
Thema neu beleuchten und ein weiteres Mal zu erklären versuchen, wie die Eroberung Perus ablief und
was die wirklichen Gründe dafür waren, dass das Inka-Imperium trotz seiner großen Macht in wenigen
Monaten zu einer spanischen Kolonie wurde. Dabei werde ich hauptsächlich Chronisten der Epoche der
Konquista zitieren, deren Aussagen ich allerdings nur mit dem Namen des Autors, in dessen Buch die
Zitate aufgeführt sind, abgebe.

Am 10. März 1526 trafen sich die Spanier Francisco Pizarro, Diego de Almagro und Hernando de Luque
und unterschrieben, nachdem sie die Heilige Jungfrau angerufen hatten, einen Vertrag, in dem es um
die Eroberung Perus geht. In diesem Vertrag stand, dass alle entdeckten Reichtümer, Ländereien und
Einkünfte zu gleichen Teilen unter den drei Männern verteilt werden sollten.

Sie wussten nicht, wo dieses Königreich lag, doch sie waren überzeugt davon, dass es dort große
Reichtümer gab (Grün 1996:11f). Die erste Stadt, die sie in Peru erreichten, war Tumbes. Die Spanier
staunten über ihren Reichtum. Die Indios empfingen sie mit offenen Armen und zeigten ihnen ihre Stadt
und ihre Kostbarkeiten. Nachdem die Spanier genug Beweise für den Reichtum dieses Landes
gesammelt hatten, entschieden sie sich, Pizarro zu Karl V. zu schicken, um Unterstützung und die
Erlaubnis zu bitten, das peruanische Gebiet zu erobern. Grün berichtet, dass Pizarro verhaftet wurde, als
er in Spanien ankam, weil er das Land verlassen hatte, obwohl er noch unbezahlte Schulden hatte. Dank
der Gerüchte über seinen Erfolg bei der Eroberung von El Dorado, dem Land Ophir (Peru), kam er nach
10 Tagen im Gefängnis frei und traf sich mit Kaiser Karl V. , der sich sehr interessiert zeigte und ihm
die Erlaubnis gab, jenes Land zu erobern (Grün 1996:14-21).

Laut Garcilaso de la Vega waren diese Spanier erfolgreiche Männer, die nur den Ehrgeiz hatten, neue
Länder zu entdecken, und von Gott geführt wurden, um jene Völker zum Christentum zu bekehren,
"denn sie waren reiche Männer und hatten schon viele und wichtige Aufgaben bewältigt, auch waren
sie schon sehr alt, alle waren über 50 Jahre, und so suchten sie von neuem weitere, große
Herausforderungen, die so ungewiss waren, dass sie nicht einmal wussten, wohin sie gingen noch, ob
diese Gebiete reich oder arm waren, und ob es sich lohnte, sie zu gewinnen. Außerdem lockte sie das
Glück, das andere vor ihnen hatten, ja es zwang sie geradezu, das Unbekannte zu wagen. Die Hauptsache

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war jedoch, dass Gott Mitleid mit jenen Heiden hatte und ihnen auf diesem Wege sein Evangelium
bringen wollte" (Garcilaso de la Vega 1944:26).

Auch la Vega erwähnt nichts von Pizarros Gefängnisaufenthalt vor dem Gespräch mit Karl V. "Pizarro
kam nach Spanien, legte seinen Bericht dem Indienrat (Consejo de Indias, oberste Behörde für die
Verwaltung des spanischen Kolonialreichs, d. Verf.) vor, erzählte Seiner Majestät, was er gemacht und
gesehen hatte, und bat ihn, dieses Land regieren zu dürfen. (...) Seine Majestät gewährte ihm die Gnade
der Erlaubnis zur Eroberung mit dem Titel Adelantado Mayor ( eine Art Ehrentitel, ursprünglich
verwendet für Beamte mit richterlichen und Regierungskompetenzen; d. Verf.) von Perú,
Generalkapitän und Gouverneur von dem, was er von dem Imperium erobern würde, das die Spanier
Peru nannten.

Ich habe diese zwei Versionen als Beispiel genommen, um den großen Unterschied in der Art, wie die
Autoren die Konquistadoren beschreiben, deutlich zu machen. Garcilaso, der sehr katholisch ist,
beschreibt sie als Boten und vor allem Bringer der katholischen Religion zu ungläubigen Völkern und
lässt negative Aspekte wie die Gier nach Gold und materiellen Reichtümern außen vor und behauptet,
sie seien reich gewesen, während Grün die Berichte anderer "Autoren" für wichtiger hält, die
vernünftiger klingen, zum Beispiel, wenn er von der Inhaftierung Pizarros erzählt, was darauf hinweist,
dass dieser keineswegs ein reicher Mann ohne Ambitionen war und dass sein Hauptmotiv nicht einfach
nur die Verbreitung der katholischen Religion, sondern die persönliche Bereicherung waren.

Grün erklärt, dass Huayna Cápac, als er im Jahre 1525 auf dem Totenbett lag, mit der Tradition brach,
und statt den Thron Huascar, dem Sohn seiner ersten Gattin zu vererben, machte er seinen Lieblingssohn
Atahualpa zum König von Quito und Huascar zum König des restlichen Reiches. (Grün 1996:30)

Fünf Jahre lebten sie in Frieden, doch dann kam es zu Streitigkeiten und am Ende zum Krieg.

Atahualpa zieht plündernd und mordend Richtung Cusco, bis es nahe der Stadt zur finalen Schlacht
kommt, durch die er der einzige König wird. Huascar wurde zu der Festung Xuaxa gebracht.

Kurze Zeit, nachdem er nach Cusco gekommen ist, organisiert Atahualpa ein Fest und lädt alle
Mitglieder des Inkaadels ein, die er dann kaltblütig ermorden lässt. Dadurch ist er sicher, dass niemand
anders nach seinem Thron trachten und gegen ihn kämpfen wird. (Grün:32 f)

Laut Grün verließ Pizarro Tumbes im Mai 1532 mit der Absicht, den Inka zu suchen und sich mit ihm
zu treffen. Ohne zu wissen, wo oder in welcher Entfernung der Inka sich aufhielt, reiste er in das Gebiet
und, um genaue Informationen über ihn zu bekommen, schickte er einen seiner Männer voraus, der ihm
die Nachricht über den Verbleib des Inca in Cajamarca brachte. Sie reisten auf schwierigen Wegen und
in großer Höhe, bis sie zu jener Stadt kamen, die verlassen zu sein schien. Wegen des schlechten Wetters

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quartierten sie sich in den leeren Häusern ein und Pizarro sandte gleichzeitig ein paar Männer aus, die
Atahualpa finden und zu ihm schicken sollten. Sie fanden den Inka und ließen ihn wissen, dass Pizarro
in der Stadt war, und der Inka antwortete, dass er am folgenden Tag kommen würde. In der Nacht
informierte Pizarro seine Truppe über seinen Plan, den Inka in die Falle zu locken, und erklärt ihr seine
Taktik (Grün:33- 42).

Laut Engl waren die Generäle Atahualpas gerade erst in den Besitz von Cusco gelangt. Atahualpa stand
auf dem Höhepunkt seiner Macht. "Er hat mit seinem Nachschubheer auf dem Weg von Ecuador nach
Cusco in den Schwefelbädern von Pultamarca, die noch heute “Baños del Inca“ heißen und deren heißen
Dampf man von Cajamarca aus aufsteigen sieht, Station gemacht.“ (Engl 1991:91).

Laut la Vega sagten die Spanier, die nach Atahualpa suchten, unter ihnen der Mönch Valverde,
folgendes zu dem Inka: "Verehrter Inka, Ihr wisst, dass es zwei sehr mächtige Prinzen gibt, die über
allen anderen stehen. Einer ist der Pontifex Maximus, der Stellvertreter Gottes auf Erden; dieser
verwaltet und regiert alle Menschen, die sein göttliches Gesetz befolgen, und lehrt sein göttliches Wort.
Der andere ist der Römische Kaiser, Karl V., König von Spanien. Diese zwei Monarchen, die die
Blindheit der Einwohner der hiesigen Königreiche kennen, mit welcher sie den wahren Gott, den
Schöpfer des Himmels und der Erde, verachten, indem sie ihre Kreaturen und den Teufel selbst anbeten,
der sie verführt, sandten unseren Gouverneur und Kapitän General Francisco Pizarro und seine Begleiter
und einige Priester, Minister Gottes, damit sie Eure Hoheit und Eure Vasallen diese göttliche Wahrheit
und ihr heiliges Gesetz lehren, weshalb sie in dieses Land kamen, und, nachdem sie sich auf ihrem Weg
Eurer königlichen Großzügigkeit erfreut haben, erreichten sie gestern Cajamarca und senden uns heute
zu Ihrer Hoheit, damit wir den Weg bereiten für die Begründung der Eintracht, Verwandtschaft und des
fortwährenden Friedens..." (de la Vega 1944:70).

Der Autor weist darauf hin, dass der Inka von einer Prophezeiung wusste, die sein Vater hinterlassen
hatte, nach der die Söhne des Gottes Viracocha zu den Inka kommen würden. Aufgrund dieser
Vorgeschichte antwortete er Valverde wie folgt: "Ich freue mich sehr, göttliche Söhne, dass ihr und Eure
Begleiter zu meiner Zeit in diese so abgelegenen Gebiete gekommen seid und dass ihr mit eurer Ankunft
die Wahrsagungen und Voraussagen wahr werden lasst, die unsere Vorfahren uns hinterlassen haben,
obwohl mein Gemüt deshalb traurig werden müsste, weil ich nun weiß, dass sich auch all die anderen
Dinge bewahrheiten werden, die die Alten über das Ende unseres Imperiums vorhergesagt haben, die zu
meinen Lebzeiten stattfinden müssen, und die ich durch eure Ankunft erfüllt sehe. (…) Wenn es denn
so ist, wiederhole ich noch einmal, dass ihr mit uns tun mögt, was Ihr wollt, nur flehen wir euch an,
Mitleid mit den Meinen zu haben, denn mehr als mein eigener Kummer und Tod wird mich der ihre
schmerzen” (de la Vega 1944:71). Nach dieser Version der Gedanken Atahualpas glaubte der Inka
wirklich, dass jene die Söhne des Viracocha waren und dass man ihnen huldigen müsse und keinen

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Schaden zufügen dürfe. Außerdem heißt es, dass dies der Grund dafür sei, dass die Indios die Spanier
mit Lebensmitteln versorgten und ihnen in jedem Dorf Unterkunft gewährten.

Laut Engl hatte Atahualpa etwas mit den Spaniern vor: "Noch in dieser Nacht befahl Atahualpa 20.000
Lassoträgern unter dem Feldherrn Rumiñaui im Rücken der Spanier Stellung zu beziehen und sich ruhig
zu verhalten. Sobald die Spanier die Flucht ergriffen, sollten sie über sie herfallen und sie binden. Er
war völlig davon überzeugt, dass am nächsten Tag alle Spanier angesichts der großen Zahl seines
Gefolges und seiner Truppen ihr Heil in der Flucht suchen würden“ (Engl 1991: 95) Diese Darstellung
widerspricht La Vegas Version, nach der, wie ich im vorhergehenden Absatz erwähnt habe, der Inka die
Konquistadoren für die Söhne Viracochas hielt und somit das Motiv für die Gefangennahme
unverständlich wäre.

Laut allen Autoren kam der Inka am 16. November 1532 in der Stadt Cajamarca nachmittags an,
begleitet von vielen Dienern. Doch die Angaben über die Zahl der Diener und Krieger weichenstark
voneinander ab. Grün, beispielsweise gibt an, dass Pizarro die Zahl der Krieger an den Wegrändern auf
50.000 schätzte. "Die indianischen Truppen postierten sich links und rechts von der Straße und auf den
Wiesen. Hernando Pizarro schätzte sie auf 50.000 Mann."(Grün 1996:44). Erst kampierten sie nahe der
Stadt mit der Absicht, am folgenden Tag dort Einzug zu halten. Pizarro schickte ein paar Männer, um
den Inka zu bitten, noch am selben Tag zu kommen, da schon alles für ihre Bewirtung bereitstünde. So
setzte Atahualpa sich nochmal in Bewegung, ließ jedoch den größten Teil seiner Soldaten zurück und
hielt Einzug in die Stadt. "Auf der Plaza hielt der Zug an. Das Gefolge, etwa 6000 Mann, stellte sich
links und rechts auf." (Grün 1996:46)

Keiner der ca. 160 Spanier war zu sehen. Francisco Pizarro schickte Fray Vicente de Valverde, damit
dieser den Indios die Gründe für die Ankunft der Spanier in Peru darlegte. Er sagte unter anderem
folgendes: "Jesus habe befohlen, zwischen den Seinen dürfe kein Krieg und keine Zwietracht herrschen,
sondern nur vollkommener Friede; er erbitte und erflehe diesen Frieden in seinem Namen; außerdem sei
man ja am vorigen Tage dabei verblieben, dass der Inca friedlich und allein ohne Kriegsvolk komme“
(Engl 1991: 99). Diesen und anderen Worten hörte der Inka schweigend zu, und erst, als der Padre
darüber predigte, dass man seinem Gott gehorchen müsse, verlangte er nach dem Buch, untersuchte es
und warf es dann weg mit den Worten: "Sagt es ihnen, sie sollen herkommen! Ich weiche nicht von der
Stelle, bis sie mir nicht Rechenschaft geben und für alles zahlen, was sie im Lande angerichtet haben”
(Ibd.).

Nach dieser Reaktion lief Valverde zu seinen Leuten und sagte: "Wie könnt ihr euch noch aufhalten mit
höflichem Getue (...) mit jenem Hund, der vor Hochmut birst und ringsum alles voller Indios? Ich gebe
euch die Absolution!“ (Ibd). Danach begann das Massaker unter den Indios. Die Spanier hatten den
Angriff gut geplant, versperrten alle Ausgänge und begannen, mit ihren Waffen und Kanonen zu

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schießen. Die Indios konnten sich nicht dagegen verteidigen und liefen voller Panik durcheinander, in
dem Versuch zu fliehen. Die Spanier töteten sie erbarmungslos und Pizarro nahm Atahualpa gefangen.
(Engl 1991:99-100)

Nach la Vega war die Reaktion des Inka auf Valverdes Worte ganz anders. Er erzählt, dass der Inka,
nachdem er sich über die schlechte Übersetzung beklagt hatte, zu Valverde sagte, dass er aus dem
Gesagten schließen konnte, dass:"ihr entweder Tyrannen seid, die die Welt zerstören und fremde
Königreiche untergehen lassen, die jene töten und berauben, die euch kein Leid getan haben und euch
nichts schulden; oder, dass ihr Minister Gottes seid, den wir Pachacámac nennen, und der euch erwählt
hat, um uns zu bestrafen und zu zerstören. Und wenn es so ist, bieten meine Vasallen und ich euch
unseren Tod und ihr mögt tun, was ihr wollt, nicht, weil wir Angst vor euren Waffen und Drohungen
hätten, sondern um zu erfüllen, was mein Vater Huayna Cápac auf seinem Totenbett befohlen hat (...)
in dem Wissen, dass ihr göttliche Boten des großen Gottes Viracocha seid, dessen Willen und gerechter
Empörung, Waffen und Macht man nicht widerstehen kann, der aber auch Mitleid und Erbarmen hat.
Deshalb müsst ihr als göttliche Boten und Minister handeln und dürft nicht erlauben, dass die Morde,
Plünderungen und Grausamkeiten, die in Tumbes und der Umgebung stattgefunden haben, weitergehen
(de la Vega 1944:80f).

Laut la Vega war es ein Unfall, dass die Bibel herunterfiel, weil, als der Inca mit dem Mönch sprach,
einige Spanier begannen, einen Götzen der Inkas zu entfernen, um ihn durch ein Kreuz zu ersetzen, und
es einen Tumult unter den Indios gab, worauf sich der Padre erschreckt erhob und die Bibel herunterfiel.
Daraufhin ging Valverderde zu den Spaniern, um ihnen zu sagen, dass sie die Indios nicht angreifen
sollten, was diese nicht verstanden, vielmehr verstanden sie: "Christen, die Evangelien missachtet!
Gerechtigkeit und Rache an ihnen!" (de la Vega 1944:83-84) Gleichzeitig befahl Atahualpa seinen
Leuten keinen Spanier zu verletzen oder zu töten, selbst wenn sie ihn selbst töten sollten. La Vega
erwähnt in seinem Buch, dass "kein einziger Indio kämpfte, obwohl alle bewaffnet waren - sehr
ungewöhnlich, weil es ihren Kriegssitten und -gesetzen sehr widersprach: sie kämpften nicht, weil es
ihnen nicht befohlen wurde und weil ihnen das Signal dazu nicht gegeben wurde." (de la Vega 1944;
86); sie erschraken vor dem Lärm, den die Pferde, die Trompeten, die Gewehre und die Geschütze
machten (Ibd.).

La Vega sagt, dass viele starben, weil sie sich nicht wehrten und weil sie flohen, als sie ihren König
besiegt sahen, und dass dies aufgrund der Gnade Gottes geschehen sei, da kein Spanier getötet oder
verletzt wurde (Ibd.).

Die Schilderung dieses Vorfalls ist meiner Meinung nach ein Beispiel dafür, wie widersprüchlich la
Vegas Darstellung ist, aufgrund der Tatsache, dass er sich auf die Aussagen unterschiedlicher
Chronisten stützt. Deshalb glaube ich eher, dass Atahualpa, der, wie wir schon gesehen haben, grausam

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und machthungrig war, nicht willens war, sich Fremden zu überantworten, die nur Schaden anrichteten,
seine Leute töteten und seine Schätze raubten. Wie Engl erwähnt, hatte Atahualpa selbst den Plan, die
Spanier gefangen zu nehmen (Engl 1991:97). Meiner Meinung nach war der Inka sich seiner Macht und
Stärke einfach zu sicher, auch aufgrund des Sieges über seinen Bruder Huascar. So beging er den Fehler,
sich nicht auf einen Krieg einzustellen, in dem neue Waffen auftauchten, die wegen ihrer Lautstärke und
ihrer Zerstörungskraft dazu führten, dass die Indios in Verzweiflung und Panik verfielen und kampflos
die Flucht ergriffen. Gabbert erwähnt die These, dass die mangelhafte Bewaffnung der Indios der Grund
für ihre Niederlage sei. Er zitiert Wilfried Westphal (1992:246): "Die Indianer...lebten in der Steinzeit.
Ihre technische, insbesondere militärische Ausrüstung beschränkte sich auf Gerätschaften, die nur wenig
von dem abweichen, was ihnen die Natur bot. Pfeil und Bogen, Schwerter, die mit Obsidiansplittern
besetzt waren, Wurfspeere und Schilde - das war das ganze Waffenarsenal, das die Indianer den eisernen
Rüstungen, den stählernen Degen, den Kanonen und Arkebusen der Spanier entgegensetzen konnten.
...Da half alle Übermacht nichts: Die Spanier waren keine Götter, aber sie hatten göttliche Waffen."

Es scheint mir auch wenig plausibel, dass die Indios, deren Zahl laut den Berichten der Chronisten sehr
hoch war, 20.000 oder 50.000 Krieger, sich nicht verteidigt haben sollen und dass es unter den Spaniern
keine Toten gegeben haben soll. Gabbert sieht dieses Phänomen als Übertreibung der Chronisten, da die
meisten ihrer Schriften Berichte für ihren König waren. "Den Spaniern fehlte in der Regel die
Möglichkeit, die Anzahl ihrer Gegner genauer zu bestimmen. Diese Zahl hoch anzusetzen, entsprach
ihrem Interesse, die eigenen Verdienste als möglichst groß erscheinen zu lassen. Schließlich handelt es
sich bei vielen spanischen Quellen um Schriften, welche das eigene Tun gegenüber der Krone
rechtfertigen und Ansprüche auf möglichst große Belohnungen begründen sollten" (Gabbert 2010:35).

Nach dieser Analyse der Darstellungen der verschiedenen Autoren, fahre ich mit der Geschichte der
Eroberung Perus fort. Nach Grün (1996:53-56) bot Atahualpa, der um die Vorliebe der Spanier für Gold
und Silber wusste, im Austausch für seine Freiheit einen großen Raum, der mit Gold angefüllt war, und
zwei kleine Räume, die mit Silber gefüllt waren. Pizarro zögerte nicht lange, dieses Angebot
anzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich beide Inkas in Gefangenschaft.

Huascar wurde durch Atahualpas Anhänger gefangen gehalten und Atahualpa durch die Spanier.
Atahualpa erfuhr durch einen Besucher, dass Huascar den Spaniern einen noch größeren Schatz
angeboten hatte, wenn sie ihn befreiten. Hier zeigt sich, dass Atahualpa, trotz seiner Gefangenschaft,
noch immer viel Macht besaß: Er ließ Huascar ermorden, um ein geplantes Treffen zwischen ihm und
Pizarro zu verhindern. Huascars letzte Worte waren: "Atahualpa wird nicht lange überleben, denn die
weißen Männer werden diesen Mord rächen." Grün (1996:56). Als Pizarro den Fall untersuchen ließ,
erfuhr er, dass Atahualpa den Befehl zu dem Mord gegeben hat. Atahualpa gab sich unschuldig, und
Pizarro tat so, als würde er ihm glauben. Während Pizarro darauf wartete, dass das Auffüllen der Räume
fertiggestellt würde, kamen immer neue Gerüchte auf, dass die Indios große Heere aufstellten, um den
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Inka zu befreien und die gestohlenen Schätze zurückzuerobern. Die spanischen Soldaten begannen, sich
zu beklagen, dass Atahualpa eine Gefahr sei, und um weitere Kämpfe zu vermeiden, wurde schließlich
beschlossen, den Inka vor Gericht zu stellen, unter anderem wegen Mordes an seinem Bruder, und er
wurde zum Tode durch die Garrotte verurteilt.

Mit den letzten Worten Huascars möchte ich einen weiteren Grund dafür nennen, dass die Inkas, trotz
ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, von den Spaniern besiegt wurden, und ich schreibe über die
Unterstützung, die die Spanier von Huascars Anhängern erhielten. Huascar sagte, dass sein Tod von den
Spaniern gerächt werden würde. Er glaubte, dass die Spanier im Inkavolk die Gerechtigkeit
wiederherstellen würden. Laut de la Vega (1944: 96), erzählten die Spanier bei ihrer Begegnung mit
Huascar, dass sie gekommen seien, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen und ihm, der der wahre
Thronfolger sei, zurückzugeben, was ihm zustand. Er glaubte an die Gerechtigkeit der Spanier und
daran, dass sie Atahualpa verurteilen und ihm das Königreich zurückgeben würden.

Grüns (1996:70) Version stimmt mit dem Gesagten überein, wenn er schreibt, dass Manco Inca, der
jüngere Bruder Huascars, Pizarro auf seinem Weg nach Cusco traf und sich dabei zum einzigen
Thronfolger erklärte und äußerte, dass er nicht die Absicht hätte, sich gegen die Spanier zu stellen.

"Pizarro kam dem jungen Prinzen entgegen und behauptete, er sei von seinem Gebieter, dem Herrscher
Kastiliens, nach Peru entsandt worden, um Atahualpa zu bestrafen und Huascar auf den Thron zu
setzen”. Grün (1996: 74-79)" Pizarro ging mit Manco Inca nach Cuzco und erklärte ihn zum wahren
und einzigen Inca. Dies wurde von den Konquistadoren wie von den Indios gefeiert.

Später erfuhr Pizarro, dass der Spanier Pedro de Alvarado, Statthalter in Guatemala und Teilnehmer an
der Eroberung Mexikos, mit 500 Männern nach Quito gezogen war, um in die Stadt einzufallen, da sie
von Pizarro nicht besetzt war und er gehört hatte, dass es dort noch größere Schätze geben sollte als in
Cusco. Pizarro schickte Almagro dorthin, um den Eindringling zu verjagen. Nahe Quito kam es fast zum
Kampf, doch da Alvarados Truppe durch die Überquerung der Anden geschwächt war, einigten sich
beide Parteien durch einen Vergleich, bei dem Alvarado gegen eine größere Menge Goldes Almagro
einen Teil seiner Flotte und seiner Männer überließ.

"Die Eroberung Perus schien Pizarro nun abgeschlossen zu sein. Wohl hatten sich einige Stämme im
Innern das Lande noch nicht unterworfen, doch diesem Umstand kam keine Bedeutung zu. Die großen
Heere waren zerschlagen, Atahualpas Feldherren waren tot. Und der Prinz, der jetzt die Inkakrone trug,
war bereit, alle Aufträge der spanischen Sieger zu erfüllen"(Grün 1996:79).

Obwohl Atahualpa und Huascar eliminiert waren, existierten weiterhin die beiden Fraktionen Quito und
Cusco. Pizarro krönte Manco zum Inka, um die Verbindung zu ihm gegen seine Gegner, die Anhänger
Atahualpas, zu nutzen. "Für Manco Inca, welcher der im Bürgerkrieg in Nachteil geratenen Partei
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Huascars aus Cusco zuzurechnen ist, eröffnete das Eingreifen der Spanier und ihrer indianischen
Verbündeten jedoch eine Gelegenheit, das Kriegsglück gegen seine inkaischen Widersacher zu wenden"
(Gabbert 2010:41).

Zwar wuchs die Zahl seiner Männer durch die Spanier, die Alvarado Pizarro überlassen hatte
beträchtlich, doch erhöhte sich durch die Allianz mit Manco Capac die Zahl jener Indios, die auf der
Seite der Spanier waren und ermöglichte es den Spaniern, Peru zu erobern.

Fazit

Aufgrund der Analyse einiger wichtiger, wenn auch nicht aller, Tatsachen kann ich annehmen, dass die
Inkas hauptsächlich aus zwei Gründen besiegt wurden. Erstens hatte das Inka-Imperium weit weniger
entwickelte Waffen als die Spanier und der zweite, und meiner Meinung nach wichtigere Grund ist die
Allianz mit dem Inca Manco, durch die die Konquistadoren Unterstützung von einer größeren Anzahl
inkaischer Krieger bekamen.

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Literaturverzeichnis

- Die Entdeckung von Peru 1526 - 1712 : die Eroberung des Inkareiches durch Pizarro und
andere Conquistadoren ; die Augenzeugenberichte von Celso Gargia, Gaspar de Carvajal und
Samuel Fritz / hrsg. von Evamaria Grün. Mit einem Nachw. von Ernst Bartsch. Stuttgart [u.a.]
: Ed. Erdmann, 1996

- Lust an der Geschichte: Die Eroberung Perus : ein Lesebuch / hrsg. von Lieselotte und Theodor
Engl. München [u.a.] : Piper, 1991

- Los Comentarios Reales de los Incas por Garcilazo de la Vega (Tomo IV) Anotaciones y
Concordancias con las Crónicas de Indias por Horacio H. Urteaga Miembro de Número del
Instituto Histórico del Perú 2ª Edición. Lima: Librería e Imprenta Gil, S. A Jr. Junín (Zárate)
No. 459-465, 1944.

- Warum Montezuma weinte (Wolfgang Gabbert) - Anmerkungen zur Frühphase der


europäischen Expansion in den atlantischen Raum. In Schmieder, Ulrike and Nolte, Hans-
Heinrich (eds.): Atlantik. Sozial- und Kulturgeschichte in der Neuzeit. Wien: Promedia, 2010,
S. 29-47.

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