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Geflüchtete in Berlin Bund zahlt mehr Geld für Flüchtlingshilfe

Ein Gesetzesentwurf zur Integrationspauschale wurde am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen


werden. Das zusätzliche Geld kommt Berlin sehr gelegen.
Auch für Berlin ist es eine gute Nachricht: Der Bund zahlt den Ländern und Kommunen mehr Geld als
geplant für die Flüchtlingshilfe. Die Integrationspauschale wird auf 2,44 Milliarden Euro aufgestockt, weil
der Bund künftig auch die Kosten für die Kinderbetreuung trägt. Außerdem werden für die Jahre 2016 bis
2018 insgesamt 1,6 Milliarden Euro nachgezahlt, weil die bisherigen Schätzungen des
Bundesfinanzministeriums zu niedrig lagen. Auch die Zuwendungen für die Kosten der Unterkunft und die
soziale Wohnraumförderung fallen wohl höher aus als bisher gedacht.
Der entsprechende Gesetzentwurf soll am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen werden. Die
Sprecherin der Finanzverwaltung, Eva Henkel, wollte das am Dienstag nicht kommentieren. Bisher habe
man nur Kenntnis von einem Referentenentwurf, der offenbar nachgebessert worden sei.

Über drei Milliarden Euro seit 2015 ausgegeben


Aber natürlich kommt auch dem Stadtstaat Berlin, der als Bundesland und Kommune auf die Unterstützung
des Bundes für die Betreuung geflüchteter Menschen angewiesen ist, zusätzliches Geld sehr gelegen. Fast
3,4 Milliarden Euro hat Berlin seit dem „Flüchtlingsjahr“ 2015 für Transfer- und Integrationsleistungen,
Sachausgaben und Investitionen für Flüchtlingsunterkünfte ausgegeben.
Der Bund hat von diesen Kosten bisher nur ein gutes Drittel übernommen. Glücklicherweise sind die
Berliner Finanzen seit einigen Jahren sehr solide, sodass die finanzielle Belastung der staatlichen
Flüchtlingshilfe verkraftbar ist. Außerdem nimmt die Zahl der Geflüchteten, die über das bundesweite
System der Erstverteilung nach Berlin kommen, rapide ab. Waren es 2015 rund 55.000 Menschen, wurden
ein Jahr später noch 16.900 nach Berlin verteilt.
2017 waren es noch 8300 und in diesem Jahr werden es wohl höchstens noch 7000 Geflüchtete sein. Berlin
muss nach dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“ fünf Prozent der Asylsuchenden aufnehmen, die über
das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) den Ländern zugewiesen werden.

Viele Unterkunftsplätze sind frei


Die meisten Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, kommen immer noch aus Syrien, Irak, Iran, der
Türkei und aus Afghanistan. Menschen mit afrikanischer Herkunft stammen vor allem aus Nigeria, Somalia
und Eritrea. Wie viele Flüchtlinge, die in den vergangenen vier Jahren nach Berlin kamen, immer noch hier
leben, ist nicht bekannt. Verlässlich ist nur die Zahl der belegten Heimplätze. Ende September waren es laut
Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten 22.103. Die Zahl der Unterkünfte, die zur Verfügung stehen, liegt
mit rund 28 400 deutlich höher.
Fast die Hälfte der Geflüchteten, die momentan in Aufnahmeeinrichtungen, Gemeinschafts- und
Notunterkünften registriert sind, wohnen in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Pankow. Im Westteil der
Stadt leisten nur Tempelhof-Schöneberg und Spandau mit jeweils etwa 10 Prozent einen nennenswerten
Beitrag zur Flüchtlingsunterbringung. Wie hoch der Anteil derer ist, die Glück haben und eine private
Wohnung und Arbeit finden, wird statistisch nicht erfasst.

Der Anspruch auf finanzielle und Sachleistungen hängt weitgehend vom Status der Geflüchteten ab. Für
Asylsuchende ist das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten zentral zuständig, um sogenannte De-facto-
Flüchtlinge und andere Menschen ohne verfestigten Aufenthaltsstatus kümmern sich die bezirklichen
Sozialämter. Ausländer, die aufgrund ihres Status Anspruch auf Grundsicherung oder Sozialhilfe haben,
müssen sich ans örtliche Jobcenter oder das Sozialamt wenden. Sich da zurechtzufinden, ist auch eine
Integrationsleistung. ***
Der Bund will nach einem Zeitungsbericht Länder und Kommunen bei der Finanzierung der Kosten für die
Integration von Flüchtlingen deutlich stärker unterstützen als bisher vorgesehen. Geplant sei, die finanziellen
Zuschüsse spürbar zu erhöhen und daneben auch auf das Kontrollrecht zu verzichten, ob die Länder das
Geld tatsächlich für Integrationsleistungen verwenden, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Ländern und
Kommunen sollten zwischen 2019 und 2022 für diese Aufgabe insgesamt mehr als 15 Milliarden Euro
bekommen.
Das Bundeskabinett wolle den entsprechenden Gesetzentwurf, in dem die Flüchtlingsfinanzierung
fortgeschrieben wird, an diesem Mittwoch verabschieden, heißt es in dem Bericht. Künftig soll demnach
nicht mehr wie bisher exakt für jeden einzelnen Flüchtling abgerechnet werden. Stattdessen erhielten die
Länder einen großen Teil der Zuwendungen über pauschale Anteile am Umsatzsteueraufkommen. Damit
habe der Bund keine Kontrolle mehr darüber, ob Länder und Kommunen das Geld tatsächlich für
flüchtlingsbezogene Kinderbetreuung und andere Integrationsleistungen ausgeben.
Zugleich erhielten die Länder durch die pauschale Verteilung rund 5 Milliarden Euro mehr als bei einer
genauen Abrechnung, die Kommunen rund 1 Milliarde Euro zusätzlich. Die große Koalition wolle zudem
die ursprünglich bis Ende 2018 befristete Entlastung der Kommunen bei den Wohn- und Heizkosten für
anerkannte Asyl- und Schutzberechtigte verlängern. Dadurch erhalten die Gemeinden im kommenden Jahr
weitere 1,8 Milliarden Euro.
Insgesamt sollten Länder und Gemeinden im kommenden Jahr mit 8,4 Milliarden Euro für
Integrationsleistungen unterstützt werden, heißt es in dem Bericht. Von 2020 an sollen die Bundesländer
dann jährlich 2,2 Milliarden Euro zusätzlich aus dem Umsatzsteueraufkommen erhalten.

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