Sie sind auf Seite 1von 2

Unionen:

– Kirchenunion als Versuch der Zusammenführung von kath. Westkirche und orthodoxer
Ostkirche
– oft oberflächliche Versuche: politische Zwänge, theologische Fragen ungeklärt => bedingt
regelmäßiges Scheitern
– 1253–1259: Kirchenunion von Galic: russ. Fürst unterwirft sich Rom
– Unionskonzil 1274: Lyon => Byzanz sucht nach Bedrohung durch Sizilien Einheit mit
Kirche. Einigung nur auf dem Papier; Ablehnung durch die Gläubigen
– Unionskonzil: 1438-39 Ferrara-Florenz => Byzanz sucht Unterstützung gg. andrängende
Türken; wird geheim gehalten und nur von kleiner Anzahl der Orthodoxen angenommen;
Bischof von Ephesos widerspricht; Kaiser halten sich an alle Bedigngungen des
Unionsvertrags; militärische Hilfe des „Westens“ zu gering, Byzanz fällt
– Union von Brest : Südrussland und Ukraine; Brest-Litovsk 1596 (zentrales Ereignis der
politisch-konfessionellen Geschichte in Ostmitteleuropa in der Frühen Neuzeit).
– Nach Fall des Kiewer Reichs Gebiet zu Polen und Litauen
– Orthodoxe Strukturen werden aber aufrecht erhalten
– 1569 Union von Lublin; Personalunion Polen und Litauen; stärkt Unionsversuche
– => (ruthenischer) orthodoxer Klerus möchte Gleichberechtigung mit katholischem
– => Jesuiten werben um Einheit
– 1589 Eigenständigkeit der orthodoxen Kirche im Großfürstentum Moskau (eigener
Patriarch); Polen-Litauen beim Patriarch von Konstantinopel
– 1590: ruthenische Bischöfe erklären Absichtserklärung zur Einheit; 1592; zustimmung
von König Sigismund; 1594: Decretum de recipienda et suscipienda communione
Sanctae Romanae Ecclesiae (ungefähr Aufnahme und Übernahme)
– 1595: Krakau: erste Bedingungen: ruthenische Kirche nicht latinisiert; Rom: Verzicht
auf filioque (Hervorgang des Heiligen Geistes aus Vater und Sohn oder nur aus
Vater) für Orthodoxe, Beibehaltung julianischer Kalender; Synode zur Aufnahme in die
kath. Kirche
– 1596: Brest: Feier der Aufnahme, Bann für nicht-einverstandene Bischöfe und Geistliche
– => Unterstellung organisatorisch und kirchenrechtlich unter den Papst
– Folgen:
– Polen-Litauen: bis Ende 17. Jahrhunderts nahezu vollständige übertritt in unierte
Kirche
– Russisches Reich: Kiews unter Kontrolle der Kosaken 1648; 1667 rus. Reich =>
unierte Kirche aufgelöst; nach Teilung Polen 1785 Unierte zu Orthodoxer Kirche
– Galizien: unierte Kirche wird zur Stütze der ukrainischen Nationalbewegung
– Ukrainische SSR: 1944 unierte Kirche aufgelöst
– Ukraine und Weißrussland: 1990 erneute Zulassung
– im 19. Jahrhundert: Aufleben in Teilen der panslawischen Bewegung

Utraquisten / Kalixitiner:
– communio sub utraque specie (Kommunionempfang in beiderlei Gestalt bzw. Brot und
Wein); calix (Kelch); auch „Kelchler“; zunächst Bezeichnung für alle Hussiten; ab 1436 für
gemäßigte Hussiten
– „Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht esst das Fleisch
des Menschensohns und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.“ (Joh. 6,53)
– reformistische Ziele, heterogene soziale Zusammensetzung
– Anfang des 14. Jahrhunderts bis 1629 (Restitutionsedikt)
– divergierende Bewertungen: Katholiken: Häresie; Protestanten: Gemeinsamkeiten; ind
Tschechen: identitätsstiftend
– Vorraussetzungen; Jan Hus und Streit um ihn; Jakob von Mies: Attacken gg. Kath. Kirche;
– Stein des Anstoßes: Wahrnehmung von kirchl. Missständen, spezifisch in Böhmen:
entstehende religiöse, soziale und nationale Konflikte
– Formierung in der hussitischen Revolution / Hussitenkriege (1419-1436):
– 1415 Verbrennung von Jan Hus; böhmische Adelige kündigen Konzil die Gefolgschaft
auf
– ab da Übernahme der Prager Kirchen, Jakob von Mies = Anführer; 1417 Prager
Universität erlaubt Kommunion in beiderlei Gestalt
– radikalere Gruppen: Gewalt und Plünderung; 1418 Androhung eines Kreuzzuges
schmiedet radikale Gruppen und Utraquisten zusammen; Entstehung einer
Volksbewegung
– Utraquisten = Verständigung; militante Hussiten (Taboriten) = Gewalt gg. Feinde
– 1420 alle Hussiten: Vier Prager Artikel (Predigtfreiheit, Laienkelch, Armut der
Geistlichen, Bestrafung der Todsünden im Klerus)
– gingen Taboriten nicht weit genug
– 1433: Prager Kompaktakten als Kompromiss zw. Kirche und Utraquisten (alle Prager
Artikel anerkannt, aber mit Einschränkungen)
– 1436: Iglauer Kompaktakten als Ende der Hussitenkriege; Prager Bischof Utraquist;
Kommunion in beiderlei Gestalt im ganzen Land anerkannt
– ab 1436: kath. Kirche drängt auf strenge Auslegung => will zwei Konfessionen verhindern
– Restitution von kath. Land durch Adelige und Priestermangel schwächen Utraquisten
– Entstehung von Unterflügeln; 1620 dominiert antirömischer Flügel; Dröngen auf
Reformation des Utraquismus
– Altutraquismus (Vier Prager Kompaktakten) – Neuutraquismus (Nähe zu Luther)
– 16. Jahrhundert: Erkämpfen von Anerkennungen (Gewissensfreiheit); 1575 confessio
bohemica (angelehnt an confessio augustana)
– mehrkonfessionelle Ständegesellschaft in Böhmen ist ein Produkt des Utraquismus
– Resitutionsedikt: 6. März 1629 wurde der Utraquismus rechtlich beseitigt; Verschwinden
in Gegenreformation

Literatur:
Marcus Wüst: Utraquisten. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im
östlichen Europa, 2014. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32761 (Stand 13.05.2017).
http://orthpedia.de/index.php/Union

Das könnte Ihnen auch gefallen