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02-07-2019 Katzen schnurren nicht nur aus Wohlbefinden - WELT

KMPKT #ANIMALFARM, TEIL 66

Darum schnurrt deine Katze wirklich


Veröffentlicht am 12.07.2017 | Lesedauer: 3 Minuten

Von Viola Ulrich

Eine schnurrende Katze ist eine glückliche Katze, glauben wir. Kann auch so sein. Es gibt
aber noch zahlreiche andere Gründe, warum unsere Stubentiger diese sonoren Brummtöne
von sich geben.

S ie aalen und räkeln sich auf dem Sofa, lassen sich kraulen und streicheln. Dabei schnurren
sie. So kennen wir unsere felligen Katzenfreunde
sind-Katzen-schon-unsere-treuen-Weggefaehrten.html):
(/kmpkt/article158563505/So-lange-

Stubentiger kommunizieren mit ihrer Körperhaltung, Mimik (/kmpkt/article163482638/Diese-

drei-Dinge-zeigen-dir-wie-sich-deine-Katze-fuehlt.html), ihrem Schwanz, Augen und Ohren

mit uns und den Artgenossen. Und natürlich bringen sie auch mit ihrer Stimme ihre Gefühle
zum Ausdruck. Dabei reicht ihr Repertoire von sanftem Gurren über lautstarkes Miauen und
Fauchen bis hin zu kläglichem Schreien.

Schnurren können Kater und Co. schon von Geburt an.

Beim Säugen zeigen sie damit ihrer Mutter, dass alles in Ordnung ist. Doch natürlich will das
Brummen auch gelernt sein. Bis Katzenbabys so klingen wie ihre großen Artgenossen müssen
sich erst die Muskeln, Knochen und das Nervensystem entwickeln und einspielen.

Wie Katzen schnurren, ist bisher wissenschaftlich noch nicht


eindeutig geklärt.

Eine Theorie besagt, dass das Geräusch durch die Reibung der Atemluft am Zungenbein unserer
felinen Freunde entsteht. Manche Forscher glauben sogar, dass der Blutfluss in der Lunge und
der Hauptschlagader an dem Surren beteiligt ist. Aktuelle Forschungen
(http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/0034568772900643) gehen davon aus, dass

https://www.welt.de/kmpkt/article166517454/Darum-schnurrt-deine-Katze-wirklich.html 1/3
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es durch Schwingungen der Stimmbänder und damit durch Öffnen und Schließen der
Stimmritze entsteht.

Katzen schnurren ständig sowohl beim Ein- als auch Ausatmen, erklärt uns der Schweizer
Katzenforscher Dennis C. Turner (http://www.turner-iet.ch/de/index.php) am Telefon. So

können sie minutenlang mit einer Frequenz von etwa 25 Hertz zufrieden auf unserem Schoß
brummen.

Die Fellknäuel schnurren aber nicht nur, wenn sie sich wohlfühlen.

Sie schnurren während der Geburt, um den Schmerz zu kontrollieren und um ihrem noch
blinden Nachwuchs durch die Vibrationen den Weg zu den Zitzen zu weisen. Die Stubentiger
fordern ihre Artgenossen mit dem sonoren Geräusch zum Spielen auf. Sie begrüßen sich durch
Schnurren, im Streit beschwichtigen sie sich damit.

Und natürlich setzen sie das Surren auch gezielt bei uns Menschen ein, um das zu bekommen,
was sie wollen: Futter (/wissenschaft/tierwelt/article4117423/Die-erfolgsgarantierte-

Hinterlist-hungriger-Katzen.html). Eine Analyse von Forschern der Universität Sussex

(http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982209011683) hat ergeben, dass

Katzen beim Betteln höhere Miau-Laute unter das tiefe Schnurren mischen. Diese Laute ähneln
denen eines weinenden Babys, womit sie bei uns ins Schwarze treffen. Miezen haben schnell
gelernt (/kmpkt/article158994766/Wie-du-deiner-Katze-schlechte-Manieren-austreibst.html),

dass sie uns Menschen mit diesem miauenden Brummeln um den Finger wickeln können.

Schnurren wirkt aber nicht nur psychologisch, sondern auch


physiologisch.

Dies legen auch bereits mehrere Studien (http://asa.scitation.org/doi/10.1121/1.4777098)

nahe. Demnach regen die erzeugten Vibrationen und Schwingungen die Muskulatur an und
stimulieren das Knochenwachstum.

https://www.welt.de/kmpkt/article166517454/Darum-schnurrt-deine-Katze-wirklich.html 2/3
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Dies ist vergleichbar mit dem Vibrationstraining (/wissenschaft/article1479171/Vibrierende-

Erfindung-aus-der-Raumfahrt-hilft.html) bei Sportlern und älteren Menschen, wobei

bestimmte Rüttelgeräte in einem Frequenzbereich von 5 bis 60 Hertz vibrieren und den Körper
in Schwingungen versetzen.

Bei uns Menschen hat das Schnurren noch weitere heilende Wirkungen: Es senkt nachweislich
den Blutdruck und reduziert damit das Herzinfarktrisiko
(https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3317329/). Außerdem schüttet unser Gehirn

durch die wohligen Laute Glückshormone wie Serotonin aus. Schnurren entspannt uns und
macht uns glücklich.

Das war der 66. Teil unserer #AnimalFarm, kommende Woche folgt der nächste. Wenn du
Fragen zu bestimmten Tieren hast, schreibe uns: kompakt.app@weltn24.de
(mailto:kompakt.app@weltn24.de)

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Der Kurz-Link dieses Artikels lautet: https://www.welt.de/166517454

https://www.welt.de/kmpkt/article166517454/Darum-schnurrt-deine-Katze-wirklich.html 3/3

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