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14 III, Hauptstück. 1. Abschnitt.

zum Glücke für die Wahrheit eines Theiles meines


Motto, der Worte nämlich, wo Petronius sagt: In
hac enim civitate non litterarum fudia celebrantur;
zum Beweise der Richtigkeit dieses Denkspruches, ist
keines aus einer transalpinischen Feder gefloffen. Sie
sind alle von siebenbürgischen Walachen , oder von
dortigen Sachsen verfertiget; zu einem neuen Beweise,
daß alles aufdie Landesverfaffung,auf Aufmunterung,
nicht auf die Köpfe der Einwohner allein ankömmt,
wenn die Frage ist: ob dieses oder jenes Volk Ver
fand, Witz und Geschicklichkeit besitze.
Das erste Muster einer walachischen Poesie ist die
Uebersetzung des 1ften Psalms Davids durch einen ge
wiffen Nikolaus Korbea, einen kronstädter Walachen,
welcher einer Talente wegen sein Glück in Rußland
gefunden hat. -

Es wäre zu weitläufig,den ganzen Psalm hier


anzubringen. Die ersten zween Berie werden zu meis
nem Endzweck genug seyn , und der engländischen
Uebersetzung eben dieser Berfe an die Seite gestellt,
wird man von dem Unterschied ihres beyderseitigen
Wohlklanges noch leichter zu urtheilen wissen. Den
Inhalt weiß ein jeder; doch will ich ihn auf Deutsch
hersetzen:
I. V. Wohl den , der nicht wandelt im Rath
der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der
Sünder, nochfitzet, da die Spötter sitzen.(a)
2. V. Sondern hat Luft zum Gesetz des 5errn,
und redet von feinem Gesetze Tag und
Nacht.
/
Wala,

(a) Diesesheißt in der Vulgata: Et in cathedra peftilen


tie non fedit: welches ist nun besser übersetzt? Man
lese es in der Grundsprache. -
von beeßetebrfamfeit der wafachen. 15

wakachjfch. . ' ' iEngIá'nbífcþ.


\ A _
1. Seritrcbi: Barbara ‚ I. The‘man is blesc
._/ ‚—a'-“
Tf'che nui ou foi? arm That has not lent`
Ru flefreöintfdpofcbi To wicked man his ear.
:STM ku peketofchj Nor led hís- Life
‘ ü'ov. fietut ín Kale As Siners do
.La-trebife-fale Nor fate infconiers chair.
S'ou kindwa fu Bätfch'u
U'ou fdpefut in Setfchu
{Räder de pierfare
«la Se'j be chherta'xe.
, Schz' main *lui toate * 2. But in the'Law ‚
Bastefeim fe poate _ ‘ Of God the Lord
Se fe' jnterjaske * V Doth Yet his whole delight;
In Lebfdpia Dumniasfe And in the Law _\~,
_ De fare in üoaptíe ' Does exercite
. Sehe in Sji fernem x . Himfelf both day and night.
prja fu Ofiem'nze *V
puñie üemoínge. ,
‚ , / ß

Man ärgere fich nicht, wenn ich nach einem geiß


'lichen Probefiücke ein Mufier einer verliehten-Poefie
folgen Iafl'e. Es hoffe-'ne Fehlermehr in den Nec'.
men und Sylbenmaaße , als in dem Feuer und dem Nach.
druck der Gedanken."- wenn wird daraus erkennen„
zu welchem Schwung der hiezu abgerichteteWalache in
diefem Fache aufgeleget wäre,

Rakoane de. imbie' iefcbh' Fräulein ,' wo* Biff du her?


On d'in chhec pikata iefebc‘.‘ Oder hi!! du vom Himmec ge.
. fallen ?

S'ou ' Wahr


16 III. Sauptstück. 1. Abschnitt.

Sou dupu Pomünt maskute Wahrlich auf dem Erdboden ger,


bOhrne
Ra Dummiata m'am wesute! Habe ichkeine gesehen,wie deine
Herrlichkeit!
saza ta albe” sch"rotunde Dein weiß und rund Gesicht
Dem"ou bagat la Greousünde. Hat mich in Schwermuth versetzt.
Sprindfchene miegri , fchy Deine schwarze, und lange Aus
- Kundfch. -
genbramen -

Ra mischte Sadschetz m"im Durchstechen mich gleich Pfeilen.


- pundfch.
Osteiniegri, schy lardsch Deine fchwarzen, und breiten
Augen
Me öfchung jare la Chikaz. Greifen mir bis in die Leber.
Tschele Märe polite , Jene polirten Aepfel.
Tschele Ziji in Sin pitite Jene an den Busen geklebten
Brüste
Mai iwefähtele puzzintel Zeige flie noch ein wenig her,
Se mai wië Sufflezel. Damit noch ein Lüftchen komme.
Da kawei wedea ké leschin Siehst du,daß es dir übel wird?
Le baga Suora jare in Sin. So thue fie,Freundin, wieder in
- den Busen.
Puie kind ascha" paine Wie lange so verrätherisch
Findest du an mir allezeitSchuld?
Tot em geffecht mie Wine ?
Purie kind neledschuite Wie lange gesetzlos
Asta Imime impietrite Dieses versteinerte Herz?
Weßku Lakrim,ku me rot, Du siehst,wie ich dich mit Thrä
m
nen bitte,
Schymefchur, prekumfint Rob. Und dir schwöre, daß ich ein
Sklave bin.
Schy 3 fök mi deSchuraminte Undich mache dirtausendSchwüre,
Ru de Mades nu ispite Die nicht aus Leichtsin herrühren:
Mintsch nu weife me kreß, Und du willst mir wieder glauben,
Mintsch - We
-

von der Gelehrsamkeit der walachen. 17 T


Nintsch nu t'intorösch, fe me Weder kehrst dudich um,mich zu
kreß. sehen, -

Appoi t'intordsch,fchyrespunß, Nachher kehrst du dich um, und


- - antwortet:
Rum ke nu wei, fe le ouß. Daß du sie nicht stören willst.
Bine, bine, Suore bine. Gut, gut,Freundin,gut.
Pedepfefteme pe mine. Richte mich dann nurzu Grunde 1
Jefchte Oumnefeu la Tscher: Es ist ein Gott im Himmel;
Dakol5 dreptatie tscher. Von dort begehre ich Gerechtig
- - keit. -

Yu me weßkum am rimaß, Siehst du nicht, wie ich geblie»


ben bin,
Ra un Pom Burlit,fehp arß. Gleich einem gesengten und ver
- brannten Baume?
Nu me weß, kuyn am fläbit Siehst du nicht, wie ich mager
- - - geworden
De Pufiul de Jubit Von der Verwüstung der Liebe ?
De Pretschine Draguti Aus Ursache der Liebe
Weß Skurtare Wiezi. Siehst du die Verkürzung meines
Lebens.

* Nun muß ich auch mit etwasGelehrtem aufwar


ten. Ich sage: Gelehrt; weil der Walache, von
dem ich es habe, mir zu sagen gewußt, daß es Leo
mimische Verse find. Sie find aber leider wieder
nicht im transalpinischen Dateien zu Hause,
Deesch künd w"ne - -

Sintbine, - -

Omului Awre - -
Tot, tsche rou,
dO"in Gindu fou
Schy Sgirbiria piere,
III. Band. B Das
18 III. sauptstück, 1. Abschnitt.
Das heißt: Gft, wenn es gut geht, daß dem
Menschen die Reichthümer häufig
kommen; so verliert sich alles, was
böfe ist , auch die Traurigkeit , aus
feinen Gedanken.

- - * Ein anderes Gedicht von 11 Füßen fast gleis


chen Inhaltes: - -

1. Ret je Trajul Omul, tot se flechte


2. Pune Ofeniale, Munke Silire,
3. Ra flewit je fe, mechmit privweschte
4. Pentru pria defcharta de tot Máriere
5. Nufe odichmeichte, mitsch entro Neaptie.
6. Numerul puñie tot ku Sokotinze,
7. Rafe femire lui Norodul foarte.
8. O'intr'a lui defcharta Adiwerinze,
9. Nu"z adutschi a Minte de a ta Moarte
10. Re wa se fe furpe lumeaska Soarte.

Daß ich doch Herrn Grisellini, oder del Chias


ro, nach welchem ein Italiäner in Zeit von etlichen
Wochen die walachische Sprache fo gut verstehen kann,
oder etwa den bekannten Abt Bancini– denn auch
dieser wird wohl seinen Landesleuten von der Ueber
einstimmung dieser Sprache mit der ihrigen, und von
_- feiner Beredsamkeit in derselben so etwas vorsagen,
oder vorschmieren, ob ihm schon sein Gewifen sagen
muß, daß er kein Wort davon versteht, außer was
ein jeder, der etwas lateinisch gelernt, darinn verstes
hen muß – daß ich nur einen von diesen Großspres
chern auf ein paar Minuten hieher beschwören könnte,
damit er mir dieses gewiß erhabene korbische Gedicht
- chen

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