Sie sind auf Seite 1von 31

g

Radiokunst I Feature

Zum 100. Geburtstag von Nelson Mandela

Nelson Mandela –
Vom Freiheitskämpfer zum Friedensstifter

Feature von Ursula Voss

Mit: Gerhard Garbers, Leslie Malton, Werner Wölbern, Ulla Evrahr, Christoph
Bantzer, Ingeborg Kallweit, Uli Pleßmann, Stephan Benson

Technische Realisation: Jutta Liedemit, Birgit Gall, Ole Halver

Regie: Nikolai von Koslowski

Redaktion: Christiane Glas

NDR/RB/RBB/SR 2008

Sendung: 15.07.2018

Zur Verfügung gestellt vom NDR. Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für private
Zwecke des Empfängers genutzt werden. Jede andere Verwendung (z.B. Mitteilung, Vortrag und Aufführung in
der Öffentlichkeit, Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung des Autors zulässig.
Die Verwendung für Rundfunkzwecke bedarf der Genehmigung des NDR.
O-Ton 1 Mandela …Vereidigung … so help me God.

ERZÄHLERIN Am 10. Mai 1994 wird in Pretoria der erste schwarze Präsident in der
Geschichte Südafrikas vereidigt. Majestäten, Präsidenten und
hochrangige Politiker aus der ganzen Welt sind anwesend, als der
ehemalige Freiheitskämpfer Nelson Mandela seine Landsleute
auffordert, am Aufbau einer neuen geeinten Nation mitzuwirken.

O-Ton 1 Mandela … God bless Africa

STIMME 1 Nelson Mandela.


Vom Freiheitskämpfer zum Friedensstifter.
Ein Feature von Ursula Voss.
Demogesänge

ERZÄHLERIN Am 21. März 1960 herrscht in Sharpeville, einem Township im


südlichen Transvaal, Aufbruchstimmung. Um zehn Uhr morgens
marschieren etwa 5000 Demonstranten in Richtung Polizeiwache. Der
Protest richtet sich gegen die verhassten Passgesetze, die seit dem
Ende der 40er Jahre das Leben der schwarzen und farbigen
Bevölkerung in Südafrika streng limitieren. Zur Aktion aufgerufen hat
der Panafricanist Congress, PAC, damals eine radikale Splittergruppe
unter den Apartheid Gegnern.
Demogesänge

FOTOREPORTER Ich saß auf einem Baum in unmittelbarer Nähe zur Wache. Von da
oben hatte ich einen sehr guten Überblick. Mir fiel auf, dass immer
mehr Polizisten auf dem Gelände eintrafen. Um die Mittagszeit waren
es meiner Schätzung nach schon über 300.

ERZÄHLERIN Erinnerungen des Pressefotografen Alex Hampton.

1
FOTOREPORTER Und dann kamen auch noch fünf gepanzerte Einsatzwagen. Die
Demonstranten waren unbewaffnet. Jedenfalls so weit ich das sehen
konnte. Sie trugen nicht einmal Speere, Knüppel oder Äxte bei sich,
die sonst üblichen traditionellen Waffen.
Schüsse, Schreie

ERZÄHLERIN Plötzlich fallen Schüsse - angeblich eine nervöse Reaktion auf


Steinewerfer aus den Reihen der Demonstranten.

FOTOREPORTER Es gab da so ein Gerangel an einem der seitlichen Eingänge zur


Wache. Und dann wurde nur noch geschossen. Dutzende Polizisten
feuerten in die Menge. Als die ersten Menschen umfielen, brach Panik
aus. Die Demonstranten flohen. Aber die Polizei machte weiter.
Stille
ERZÄHLERIN 69 Menschen werden an diesem Tag in Sharpeville erschossen, fast
200 zum Teil schwer verletzt.

FOTOREPORTER Bei den meisten Leichen, die ich später sah, steckten die Kugeln im
Rücken.

ERZÄHLERIN Es hagelt internationale Proteste. Selbst britische Delegierte


unterstützen in der Generalversammlung der Vereinten Nationen eine
Resolution, in der die südafrikanische Rassenpolitik scharf verurteilt
wird. Der African National Congress, kurz ANC, Südafrikas
traditionsreichste Anti Apartheid Organisation, nutzt die
internationale Welle der Empörung. Die Führung proklamiert den 28.
März zum Tag der landesweiten Trauer. Schwarze und Farbige sollen
der Arbeit fernbleiben und ihre Pässe verbrennen.
Menge singt Nkosi Sikelele

ERZÄHLERIN Aufgrund der landesweit andauernden Unruhen verhängt die


Regierung Verwoerd das Kriegsrecht. ANC und PAC werden verboten.

2
Eine nie dagewesene Verhaftungswelle setzt ein. Auch Nelson
Mandela wird festgenommen. Nicht zum ersten Mal.
Seit seiner Wahl in das Exekutivkomitee des African National
Congress im Jahr 1950, steht der Antiapartheid Aktivist Mandela
unter ständiger Beobachtung der Sicherheitsorgane. Und er gibt
genügend Anlaß zum Eingreifen.

STIMME 1 30. Juli 1952


STIMME 2 Haftbefehl wegen Verletzung des Gesetzes zur Unterdrückung des
Kommunismus
STIMME 1 3. September 1953
STIMME 2 Verhaftung in Villiers/Oranje Freistaat
STIMME 1 März 1956
STIMME 2 Verlängerung der Bannbestimmungen
RICHTER Rechtsanwalt Nelson Mandela wird für die Dauer von fünf Jahren
verboten, den Großraum Johannesburg zu verlassen. Für den
gleichen Zeitraum gilt auch weiterhin das Verbot der Teilnahme an
Versammlungen.

MANDELA Am 5. Dezember 1956, unmittelbar nach Sonnenaufgang, weckte


mich lautes Klopfen. Kein Nachbar oder Freund klopft jemals auf so
fordernde Weise, und ich wusste sofort, dass es die Sicherheitspolizei
war. Als ich einen Blick auf den Haftbefehl warf, sprangen mich die
Worte an: HORVEROGRAD - HOCHVERRAT.

ERZÄHLERIN Nach Meinung der Sicherheitskräfte gehört Mandela zu den


„geistigen Brandstiftern“ der sogenannten Freiheits-Charta, die im
Juni 1956 bei einem Volkskongress verabschiedet worden war.
Monate später wird gegen 105 Afrikaner, 21 Inder, 23 Weiße und
sieben Farbige Anklage wegen Hochverrats erhoben. Der konkrete
Vorwurf lautet: Planung eines gewaltsamen Umsturzes - mit dem Ziel,
einen kommunistischen Staat zu errichten. In diesem Hochverrats-
Prozeß, dem Treason Trial, der sich über fast fünf Jahre hinziehen

3
wird, beeindruckt Mandela die Zuhörer und sogar die Richter mit
seiner geschmeidigen Verteidigungstaktik - vor allem, wenn es um die
Gewaltfrage geht.

O-Ton Goldberg Er hat diese Haltung, diese eingebaute Macht.

ERZÄHLERIN erklärt Denis Goldberg, einer der Mitangeklagten im Rivonia-Prozess


1964.

O-Ton Goldberg Es ist eine Autorität, was kommt von seinem eigenen Gefühl für seine
Würde als Mensch und als Führer von seinen Menschen. Das ist
eingeboren, eine eingeborene Talent.

ERZÄHLERIN Noch einer schwärmt von Mandelas Führungsqualitäten: Achmed


Mohamed Kathrada, langjähriger Weggenosse.

O-Ton Kathrada Well, I learnt many things from him - what a leader
means……

ERZÄHLERIN Als junger Mann lernt der aus einer indischen Familie stammende
Kathrada den elf Jahre älteren Rechtsanwalt kennen. Auch er gehört
zu den Angeklagten im Rivonia-Prozess, auch er wird zu lebenslanger
Haft verurteilt, teilt den Gefängnisalltag mit Mandela auf Robben
Island.

O-Ton Kathrada And when we became engaged in politics together, I learnt even more
from him

ERZÄHLERIN Kathy, wie Kathrada von Freunden genannt wird, ist bis heute
beeindruckt von Mandelas Mut.

O-Ton Kathrada Courage is this very important thing in him. I can give you many
examples of courage and the spiritual sacrifice-for instance when he
became a lawyer and there was a campain defying unjust laws

4
KATHRADA Es gibt viele Beispiele für seinen Mut und seine Opferbereitschaft.
Während der „Missachtungskampagne“ opferte er seine Arbeitszeit
als Rechtsanwalt und in den 60ern, als der Kampf härter wurde und
der African National Congress beschlossen hatte, den bewaffneten
Kampf aufzunehmen, da gab er seine Kanzlei auf. Er opferte sein
Familienleben und seinen Beruf, um vom Untergrund aus weiter zu
wirken. Das erforderte Mut und Opferbereitschaft. Er war ja gerade
erst drei Jahre verheiratet und sagte dann der Familie und dem Beruf
„good bye“, um seine politische Arbeit im Untergrund fortzusetzen.

…and he was prepared to say good bye to his family and his
profession-to work politically in the underground.
Musik

ERZÄHLERIN Am 29. März 1961 taucht Mandela unter. Es ist der Tag, an dem das
Urteil im Hochverratsprozess gesprochen wird. Freispruch für alle
Angeklagten. Die Nacht verbringt der inzwischen auch international
bekannte 43-jährige Anwalt irgendwo in Johannesburg - bei weißen
Freunden. Dort ist er sicher. Bereits am Abend zuvor hat er sich von
seiner Familie verabschiedet.

MANDELA Ich wurde ein Wesen der Nacht. Tagsüber blieb ich in meinem
Unterschlupf, wenn es dunkel wurde, begann die Arbeit. Ich hielt mich
in leeren Wohnungen auf, in Häusern - überall, wo ich allein sein
konnte und nicht auffiel. Die Einsamkeit machte mir nicht viel aus. Ich
brauchte sie, um nachdenken und planen zu können. Aber zu viel
Einsamkeit ist nicht gut. Ich sehnte mich schrecklich nach meiner
Frau und meiner Familie.

ERZÄHLERIN Mandela ist mit seiner zweiten Ehefrau Winnie, die er 1958 geheiratet
hat, recht glücklich. Tochter Zenani ist drei Jahre alt, als der ANC
Mandela in den Untergrund schickt. Die kleine Zindziswe hat gerade
Laufen gelernt.
Musik (die Stem)
5
ERZÄHLERIN Während die weiße Nation sich auf einen der wichtigsten Tage in der
jüngeren Geschichte Südafrikas vorbereitet - am 31. Mai 1961 soll die
vom Commonwealth unabhängige „Republik Südafrika“ proklamiert
werden - reist Mandela in wechselnden Verkleidungen durch das
Land, um eine „Stay at Home“-Aktion zu organisieren. Sie soll vom 29.
bis 31. Mai dauern. Anlaß für den Protest ist die Forderung nach einer
Nationalversammlung, bei der eine Konstitution für ein
demokratisches Südafrika erarbeitet werden soll.

Hintergrund Stem und Demogesänge gemischt

FOTOREPORTER Die Reaktion der Regierung war furchtbar. Überall an den Ein- und
Ausfahrten zu den Townships waren Soldaten stationiert. Panzer
patroullierten durch die Straßen und Hubschrauber kontrollierten die
Lage aus der Luft. Jede kleine Menschenansammlung wurde
aufgelöst. Es war fast wie im Krieg, und irgendwie lebte man auch als
Fotograf ziemlich gefährlich. Die Jungens von der Armee wollten
eigentlich nie, dass man sie fotografierte, und den Polizisten war es
egal, auf wen sie eindroschen.

ERZÄHLERIN Die „Stay at Home“-Aktion muss Mandela nach zwei Tagen abbrechen
- wegen der militärischen Überlegenheit des Staates, aber auch
deshalb, weil der konkurrierende PAC, der Panafricanist Congress, mit
Flugblättern dafür wirbt, den Streikaufruf zu ignorieren.

ERZÄHLERIN Am 30. Mai trifft sich Mandela, der von der Polizei gesucht wird, an
einem geheimen Ort mit der in- und ausländischen Presse. Wieder
erklärt er den Journalisten, worum es dem ANC bei solchen
Kampagnen geht: um politische Unabhängigkeit, ein allgemeines
Wahlrecht auf der Basis ein Mann, eine Stimme.

O-Ton Mandela The Africans require, want to franchise on the basis of one man one
vote. They want political independence

6
STIMME 1 Glauben Sie, daß Afrikaner in der Lage sein werden, sich in diesem
Land zu entwickeln, ohne daß die Europäer vertrieben werden?

O-Ton Mandela We have made it very clear in our policy that South Africa is a country
of many races. There is room for all the various races in the country.

ERZÄHLERIN Doch das harmlos beginnende Pressegespräch endet mit einem


Paukenschlag. Mandela weist zunächst noch einmal auf die brutalen
Maßnahmen der Regierung hin, anlässlich der „Stay at Home“-
Kampagne, und deutet dann an, dass die Zeit des passiven
Widerstands bald vorbei sein könnte

O-Ton Mandela There are many people who feel that it is useless for us to continue
peace and not violence against the government whose reply is only
savage attacks on an unarmed and defenseless people. And I think
the time for us has come to consider in the light of our experiences in
the “Stay at Home” whether the methods which we have applied so
far are adaquate.

ERZÄHLERIN Mandela wagt mit dieser Äußerung viel, denn die offizielle Politik
des ANC heißt nach wie vor: Gewaltlosigkeit.

MANDELA Aber manchmal muß man mit einer Idee an die Öffentlichkeit gehen,
um eine widerstrebende Organisation in die gewünschte Richtung zu
drängen. Nur durch Leiden, Opfer und militante Tat kann Freiheit
erreicht werden. Der Kampf ist mein Leben. Ich werde bis zum Ende
meiner Tage für die Freiheit kämpfen.

ERZÄHLERIN Zu diesem Zeitpunkt ist es beschlossene Sache, daß eine vom ANC
unabhängige militärische Einheit, der „Umkhonto we Sizwe“ - Speer
der Nation - den Kampf gegen den Apartheid Staat aufnehmen soll.

O-Ton Goldberg Ich erinnere mich noch, habe ich Nelson gefragt: Was ist die Ziel von
diese bewaffnete Kampf. Hat er gesagt: Freiheit. Ja, aber was
bedeutet Freiheit? Gleiche politische Rechte, insbesondere die
Wahlrecht. Ja, aber was ist die gleiche Rechte? Ein Person - eine Wahl.
7
Ja, aber wenn es nicht möglich ist? Schauen wir, was wir machen
können. Vielleicht hängt es ab wie lange dauert es, sind unsere Leute
müde geworden, sind zu viele getötet usw. Müssen wir immer ein
bißchen flexibel sein. Aber Freiheit, das Recht unser eigenes Leben
gesetzlich zu bestimmen, müssen wir gewinnen. Und wenn wir das
erreicht hat, dann schaffen wir die bewaffnete Kampf ab.

ERZÄHLERIN Denis Goldberg, damals Mitglied im „Congress for Democrates“, dem


Sammelbecken weißer Kommunisten, gehört zu den Mitbegründern
von „Umkhonto we Sizwe“, kurz MK. Als examinierter Bauingenieur ist
er den Theoretikern der Revolution hoch willkommen. Statt Brunnen
zu bauen, bastelt er Bomben.

O-Ton Goldberg Unsere Ziele beim bewaffneten Kampf am Anfang war:


niemals Menschen zu töten oder zu verletzen. Nur gegen Sachen von
Regierung und Unterdrückung von Apartheid selbst - Gebäude,
Polizei, Wachthäuser usw. Es war alles symbolisch. Wir wollten zeigen,
daß wir die Macht vom weißen Apartheid Regime nehmen können,
aber wir sind bereit zu verhandeln. Wenn die Regime bereit ist, sollen
wir verhandeln. Haben wir es gemacht, aber es hat dreißig Jahre
genommen.

Rufe / Stimmen Amandla ! Ngawethu

ERZÄHLERIN Am 16. Dezember 1961 erfährt die Öffentlichkeit zum ersten Mal von
der Gründung des MK. Am gleichen Tag explodieren Bomben in
Kraftwerken und Regierungsbüros. Zum Jahresende registriert die
Polizei weitere Sabotageakte. Kurz danach geht Mandela -
ausgestattet mit einem falschen Pass - auf Reisen. Sechs Monate lang
besucht er afrikanische Staaten, um für Sympathien und
Unterstützung für den bewaffneten Kampf zu werben. Er läßt sich in
Äthiopien militärisch ausbilden und genießt in London zehn Tage lang
- wenn auch im Untergrund - den „british way of life and democratic
thinking“. Anfang August 1962 kehrt er nach Südafrika zurück, fährt in
der Rolle des Chauffeurs eines bekannten Theatermannes einige
Tage durchs Land, wird am 5. August entdeckt, verhaftet und steht am
15. Oktober erneut vor Gericht.
8
Rufe / Stimmen Amandla! Ngawethu

MANDELA Als ich an jenem Montagmorgen den Gerichtssaal betrat, trug ich
statt Anzug und Krawatte das traditionelle Leopardenfell der Xhosa.
Auf meinem Rücken trug ich buchstäblich die Geschichte, die Kultur
und das Vermächtnis meines Volkes.“

O- Ton N. Alexander Wenn man ihn kennt - er ist tatsächlich eine - ich möchte nicht sagen
Führerfigur, aber ein Leiter, ein Mensch, der wirklich die Übersicht
hat, der Strategie und nicht nur Taktik versteht und der auch
Menschen versteht, der weiß , wie man mit Menschen umgeht.

ERZÄHLERIN Neville Alexander, Mitgefangener auf Robben Island, ist heute


Professor an der Universität in Kapstadt.

O-Ton N. Alexander Und der tolerant ist, stolz ist, in sich sehr stabil und sich so mit
dem Kampf identifiziert hat, daß er tatsächlich in jeder Geste, in jeder
Bewegung, in jeder Darstellung, die er unternahm, für diesen Kampf
sprechen konnte.

MANDELA An jenem Tag hatte ich das Gefühl, die Verkörperung des
Afrikanischen Nationalismus zu sein, Erbe der schwierigen, doch
edlen Vergangenheit Afrikas und seiner ungewissen Zukunft.

Musik/Trommeln/Naturgeräusche

ERZÄHLERIN Nelson Mandela - ein afrikanischer Nationalist! Liegen die Wurzeln


seines Sendungsbewußtseins in der Transkei, wo er zwischen grünen
Hügeln, Schaf- und Rinderherden aufwuchs? Neun Jahre lebte er im
bescheidenen Kral der Mutter, danach in der königlichen Residenz
des Thembu Regenten. Mandela hatte Glück mit seiner Herkunft. Sein
Vater gehörte zur Elite der Thembus, einem Xhosa sprechenden
Stamm, der seit dem 16. Jahrhundert in der Transkei lebt. Er war
Häuptling und wurde wegen seiner umfassenden

9
Geschichtskenntnisse im Königshaus der Thembus als Berater
geschätzt, obwohl er weder lesen noch schreiben konnte.

MANDELA Mitunter hat man meinen Vater als den Premierminister von
Thembuland bezeichnet.

ERZÄHLERIN Vater Gadla zeugte mit vier Frauen insgesamt 13 Kinder. Den am 18.
Juli 1918 geborenen jüngsten Sohn nennt er Rolihlahla, was
umgangssprachlich so viel bedeutet wie „Unruhestifter“. Erst bei der
Einschulung bekam der siebenjährige Rolihlahla einen englischen
Namen. Die Lehrerin entschied sich für Nelson. Nelson war neun, als
der Vater starb. Die Vormundschaft übernahm der Thembu König. Ein
scharfer Schnitt im Leben Mandelas. Plötzlich lebte er im Wohlstand,
wurde wie die Kinder des Königs erzogen, besuchte gute Schulen und
beobachtete aus der Nähe, was es heißt, Macht zu besitzen.

MANDELA Meine späteren Vorstellungen von Führerschaft wurden grundlegend


beeinflusst durch meine Beobachtungen des Regenten und seines
Hofes. Ich verfolgte die Stammestreffen und lernte daraus. Jedem,
der ein Thembu war, stand es frei zu kommen - und sehr viele kamen,
zu Pferde oder zu Fuß. Es sprach jeder, der sprechen wollte. Es war
Demokratie in ihrer reinsten Form.

ERZÄHLERIN Und doch entschied am Ende eines Meetings nur Einer: der Regent.
Er war der erste politische Lehrer Mandelas. Aber für das Mündel
Nelson war keine Führungsrolle bei den Thembus vorgesehen. Er
sollte, wie einst sein Vater, die Funktion des Beraters übernehmen.
Nach dem Abitur begann Mandela an der Universität Fort Hare ein
Jurastudium, das er wegen eines Streites mit dem Direktor kurz vor
dem letzten Examen abbrach. Es gab großen Ärger mit dem Vormund,
der noch größer wurde, als Nelson wegen einer drohenden
Zwangsheirat 1941 nach Johannesburg floh. Mittellos schlug er sich
durch, bis er den Antiapartheid-Kämpfer Walter Sisulu kennenlernte,

10
der ihn nicht nur in ANC Kreise einführte, sondern ihm auch eine
Anstellung als Anwaltsgehilfe in einer weißen Kanzlei verschaffte.
Voraussetzung für ein Jura-Fernstudium an der Universität von
Südafrika, das er 1942 mit dem B.A. abschloss. Der Prozess gegen
Mandela im Oktober 1962 wird von landesweiten Protestaktionen
begleitet. „Free Mandela“ steht an Häuserwänden und auf
Transparenten, „Free Mandela“ skandieren Demonstranten vor dem
Gerichtsgebäude. In seinem Plädoyer für Strafmilderung schildert
Mandela dem Gericht noch einmal anschaulich die Entwicklung vom
Hirtenjungen in Qunu bis zum Freiheitskämpfer. Er schließt mit den
Worten:

MANDELA Ich habe meine Pflicht gegenüber meinem Volk und gegenüber
Südafrika getan. Ich habe keinen Zweifel, dass die Nachwelt
verkünden wird, dass ich unschuldig war und dass die Verbrecher, die
man vor dieses Gericht hätte stellen sollen, die Mitglieder der
Regierung sind.

ERZÄHLERIN Die Richter zeigen sich wenig beeindruckt. Das Urteil lautet: fünf
Jahre Gefängnis. Drei für Anstiftung zum Streik - gemeint ist die „Stay
at Home“-Aktion von 1961 - und zwei für das Verlassen des Landes
ohne Paß. Es ist eines der härtesten Urteile, das je in Südafrika
gesprochen wurde. Nach wochenlanger zermürbender Einzelhaft,
wird der Staatsfeind Nr. 1 im Mai 1963 nach Robben Island verlegt.
Ein erster Vorgeschmack auf das, was kommen sollte.
Musik

ERZÄHLERIN Der Staat erläßt unterdes immer neue Gesetze, um den bewaffneten
Kampf von „Umkhonto we Sizwe“ zu stoppen. Darunter das „90 Tage
Haft Gesetz“, das jeden Polizisten befugt, Personen ohne Haftbefehl
festzunehmen - es genügt allein der Verdacht auf ein politisches
Vergehen. Und schlimmer noch: die 90-Tage-Haft kann ohne
Begründung beliebig verlängert werden.

11
MANDELA Das Gesetz half mit, das Land in einen Polizeistaat zu verwandeln.
Als Folge wurde die Polizei noch brutaler. Gefangene wurden
routinemäßig geschlagen, und bald hörten wir von Elektroschocks,
Erstickungen und anderen Folterarten.

ERZÄHLERIN Hausarrest wird eingeführt, die Wiedergabe von Erklärungen


gebannter Personen wird verboten, Sabotage - dazu gehört illegaler
Waffenbesitz - kann mit Strafen ab fünf Jahren Gefängnis bis hin zur
Todesstrafe geahndet werden. Und die droht den Angeklagten im
Rivonia-Prozeß, den man 1964 in Südafrika und weiten Teilen der
Welt mit Spannung verfolgt.

FOTOREPORTER Eines Tages wurde das gesamte Oberkommando von „Umkhonto we


Sizwe“ verhaftet: am 11. Juli 1963. Ich weiß das noch so genau, weil
ich damals in der Nähe von Rivonia einen Foto-Auftrag hatte und
Freunde vermuteten, auch ich sei der Polizei bei der Razzia auf der
Liliesleaf Farm in die Arme gelaufen. Ich war zwar kein Mitglied in
irgendeiner Organisation, aber ein Sympathisant der
Freiheitskämpfer, und deshalb war ich ziemlich geschockt, als
durchsickerte, dass die Polizei massenhaft Dokumente und Papiere
sichergestellt hatte, die darauf hinwiesen, dass der ANC offenbar
einen Guerrilla-Krieg in Südafrika plante.

O-Ton Kathrada Right from the start, from the time of our arrest, they said we have
enough evidence to hang you, to sentence you to death…..

KATHRADA Vom ersten Tag unserer Haft an sagten sie, dass sie genügend
Beweise hätten, um uns zu hängen. Sie wollten Informationen und
versprachen dafür Freiheit.

….so right from the start…and of course we refused to give them


information. And when we saw our lawyers for the first time they also
said the same thing-that we were prepared for the death sentence.

12
ERZÄHLERIN Der sogenannte Rivonia-Prozeß, der am 9. Oktober 1963 beginnt, soll
der bedeutendste Prozeß in der Geschichte Südafrikas werden. Auch
die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Nadime Gordimer, die seit
ihrer Jugend eine Anhängerin des ANC ist, verfolgt die Verhandlungen
gespannt.

O-Ton Gordimer I feared terribly that it would be the death sentence.

NADINE GORDIMER Und ich war dabei als Madiba, also Mandela, seine berühmte Rede
hielt, daß er die Hoffnung habe, die Freiheit noch zu erleben, aber
daß er auch darauf vorbereitet sei, dafür zu sterben.

O-Ton Gordimer And I was there when Madiba made the famous spreech that I hope to
see freedom but if necessary I am prepared to die for it.

NADINE GORDIMER Und wenn man so etwas hört, nicht im Fernsehen oder Radio,
sondern wenn man dabei ist, dann vergißt man das nie mehr.

O-Ton Mandela/Original Rede steht frei

MANDELA Ich habe gegen weiße Vorherrschaft gekämpft, und ich habe gegen
schwarze Vorherrschaft gekämpft. Ich habe das Ideal der Demokratie
und der freien Gesellschaft hochgehalten, in der alle Menschen in
Harmonie und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben. Es ist ein
Ideal, für das ich lebe und das ich zu erreichen hoffe. Doch wenn es
sein soll, so bin ich auch bereit, dafür zu sterben.

ERZÄHLERIN Nach mehrmonatiger Prozessdauer folgt am 12. Juni 1964 die


Urteilsverkündung. Relativ leise fällt das Wort „Lebenslänglich“.

O-Ton Kathrada Most of us didn’t hear it and the people in the court couldn’t hear,
The spectators, our families, but Denis heard it…

KATHRADA Die meisten von uns haben es erst gar nicht verstanden, auch die
Zuschauer und unsere Familien nicht. Aber Denis hatte es gehört, und
13
er schrie: LEBEN. Jeder war glücklich, jeder war erleichtert. Es war wie
ein kollektiver Seufzer der Erleichterung, daß wir nicht sterben
würden.

O-Ton Kathrada There was a collective sigh of relief that we are not going to die.
And for the political prisoners life was to be supposed life. For the
criminals life sentence meaned 15 years. For us there was no limit.

O-Ton Goldberg Es war für uns eine richtige Freude, daß wir leben können, denn mit
die Leben gibt es Hoffnung und waren wir ganz sicher, daß Apartheid
sich nicht halten würde. Es war solch ein absurdes System - es
m u s s zusammenbrechen. Und es hat. Es hat zu lange Zeit gedauert,
aber am Ende ist es gekommen.

Musikmix Freiheitsgesänge

O-Ton Gordimer And then they went to prison, to Robben Island and I was kept closely
informed about how they, he was living there through his lawyer
who was able to see him and the wonderful thing about is - even
if I hadn’t have this kind of contact: he was imprisoned, he was
stock on this island out in the sea, but he was always with us.

NADINE GORDIMER Und dann gingen sie ins Gefängnis nach Robben Island, und ich
wurde von seinem Rechtsanwalt auf dem laufenden gehalten, wie es
ihnen, wie es ihm ging. Und das Wunderbare ist, daß, selbst wenn ich
diesen Kontakt nicht gehabt hätte, er war immer bei uns, obwohl er
da draußen auf dieser Insel im Meer war, eingemauert im Gefängnis,
aber er war immer bei uns.

O-Ton Gordimer I am not a mystic, but he….somehow messages came out which gave
people courage and kept them going. So he was not a leader who
disappeared.

NADINE GORDIMER Ich bin keine Mystikerin, aber irgendwie gelangten Botschaften nach
draußen, die den Leuten Mut machten und sie anspornten,weiter zu
machen. Physisch war er hinter Mauern, aber er ist clever, und er
nutzte mutig jede Chance, die sich ihm bot, um mit den ANC Führern
draußen in Verbindung zu bleiben.

14
Musik/Mischung mit Naturgeräuschen, Meer, Seevögel

ERZÄHLERIN Für die Verurteilten beginnt mit der Verlegung auf die Gefängnisinsel
Robben Island ein neues Leben. Robben Island ist ein unwirtlicher Ort
im kalten Atlantischen Ozean, etwa 10 km von Kapstadt entfernt.

O-Ton Kathrada There were about 30 of us…

KATHRADA 30 von uns wurden komplett von den anderen Gefangenen


abgeschottet. Wir lebten in Einzelzellen. Die waren sehr klein.

MANDELA Mit drei Schritten konnte ich meine Zelle der Länge nach
durchmessen. Wenn ich mich hinlegte, konnte ich mit den Füßen die
Mauer fühlen, und an der anderen Seite stieß mein Kopf an die
Betonwand. Unsere Bettunterlage bestand aus einer einzigen Sisal-
oder Strohmatte. Später erhielten wir noch eine Filzmatte, die wir auf
die Sisalmatte legten, um es etwas weicher zu haben.

O-Ton Kathrada In jail there was Apartheid ….

KATHRADA Apartheid gab es sogar im Gefängnis. Mandela und andere mußten


kurze Hosen tragen. Uns wurden lange Hosen gegeben. Das Essen:
Mandela und die anderen bekamen weniger Zucker, weniger Fleisch
und weniger Fisch als wir. Die Schwarzen bekamen kein Brot. Uns
gaben sie Brot.

O-Ton Kathrada …there was Apartheid even in prison.

MANDELA Als D-Gruppe Gefangener durfte ich alle sechs Monate nur einen
Besucher empfangen, nur einen Brief schreiben und einen erhalten.
Ich empfand dies als eine der unmenschlichsten Restriktionen des
Gefängnissystems. Von der Familie schlechte Nachrichten zu

15
erhalten, ist schlimm. Gar nichts zu hören, ist für einen Gefangenen
aber noch viel unangenehmer.
Musik

O-Ton Kathrada We were working together the 30 of us and all the7 Rivonia people.

KATHRADA Wir 30, darunter die sieben Rivonia-Leute, haben zusammen


gearbeitet. Wir arbeiteten mit Hacke und Schaufel im Steinbruch.
Jeden Tag bluteten unsere Hände und wir hatten Blasen, weil
niemand von uns jemals so etwas gemacht hatte, aber wir gewöhnten
uns dran. Und als wir uns daran gewöhnt hatten, wollten wir nur noch
raus. Wir wollten raus aus den Zellen und miteinander sprechen.

ERZÄHLERIN Das funktioniert im Laufe der Jahre immer besser.

MANDELA Ich könnte kaum sagen, was wir im Steinbruch mehr produzierten,
Kalk oder Gespräche. Um 1966 hatten die Aufseher eine Laissez-
faire-Haltung angenommen; wir konnten sprechen, solange wir
wollten, wenn wir nur arbeiteten. Ständig waren wir in politische
Debatten verwickelt. Einige Debatten waren an einem Tag erledigt,
andere wurden über Jahre hin erörtert.

O-Ton N. Alexander Vor allen Dingen die sogenannte nationale Frage, die Frage der
Beziehung zwischen den Rassen und ethnischen Gruppen. Das
war so eine Diskussion. Er behauptet übrigens, dass wir diese
Diskussion über 31 Tage ununterbrochen geführt haben. Das
stimmt nicht. Es dauerte zwei Jahre. Es war ganz schwierig, mit
ihm zu debattieren. (lacht)

ERZÄHLERIN Völlige Übereinstimmung aber herrscht zwischen den beiden, wenn


es um das Thema Weiterbildung im Gefängnis geht.

O-Ton N. Alexander Wir wollen aus diesem Gefängnis eine Universität machen. Und das
haben wir auch gemacht.

16
ERZÄHLERIN Ehemalige Gefangene erzählen von Mandelas permanenter
Ermunterung, etwas zu lernen, sich etwas zuzutrauen. Er und andere
stellen Studiengeld für die völlig Mittellosen zur Verfügung. Aber vor
allem stärkt Mandela Hoffnung und Vertrauen.

O-Ton Ex-Gefangener He gave us hope - confidence. He always said, we are the leaders.
You will be leaders tomorrow. He always wanted people to lead. He
always wanted people to participate. He never wanted the power for
himself.

EX-GEFANGENER Er sagte immer: ihr seid die Führer von morgen. Er wollte immer, dass
die Leute führen sollten. Er wollte sie beteiligen. Er wollte nie die
Macht für sich alleine. Er war immer gegen die schwarze Dominanz,
er war immer gegen die weiße Dominanz.

O-Ton Ex-Gefangener He will never die. He will always be there in our mind. He is an
heritage. He is going to be someone that we call a Messiah because
he lead the people out of misery. He was always positive even when
he was hunted down by the system. He was always saying we will
make it.

EX-GEFANGENER Er wird nie sterben. Er wird uns immer im Gedächtnis bleiben. Er ist
für uns wie ein Messias, der uns aus dem Elend herausgeführt hat.
Er war immer positiv, selbst wenn er vom System gejagt wurde. Er hat
immer gesagt: wir schaffen es.
Atmoüberhang

O-Ton Kathrada The hope was always there. The confidence was always there: we are
going to win one day.

KATHRADA Wir haben die Hoffnung niemals aufgegeben. Wir hatten diese
Zuversicht, dass wir eines Tages gewinnen würden.

O-Ton Kathrada But we know: ANC will win one day. I’ll be in Parliament? We don’t
know, we never thought of it. But we know: the ANC will win one day.

17
KATHRADA Diese Zuversicht war immer da, auch deshalb, weil der bewaffnete
Kampf immer intensiver wurde. Aber wichtig war auch die Solidarität
der Welt.

O-Ton Kathrada ….also was the solidarity of the world.

ERZÄHLERIN Aber es sind in jenen Tagen oft die kleinen Mutmacher, die große
Wirkung haben. In Kathradas Hände gelangt 1970 ein Gedicht, das die
16jährige Schülerin Antjie Krog verfasst hat - eine Afrikanerin aus
dem Oranje-Freistaat. Die Schlusszeilen lauten:

O-Ton Antjie Krog liest Gedicht auf Afrikaans vor

ANTJIE KROG Gib mir ein Land, wo schwarz und weiß


Hand in Hand
Frieden und Liebe bringen
Meinem schönen Land

ERZÄHLERIN Wenige Zeilen mit großer Wirkung. Natürlich erschien die


Sicherheitspolizei bei den Krogs und in der Schule, um zu prüfen, ob
hier eine Terroristin heranwuchs.

O-Ton Krog That poem then found it’s way to Robben Island and it was
translated into English and Achmed Kathrada, who was Mandelas
friend, afterwards said to me that when they read it in jail they
realized: if school children are thinking that way we will be free
in our life time.

ANTJIE KROG Jenes Gedicht gelangte nach Robben Island und wurde dort ins
Englische übersetzt, und Mandelas Freund Achmed Kathrada erzählte
mir später, dass es im Gefängnis die Runde gemacht hätte und ihnen
klar wurde: wenn Schüler so etwas denken, dann werden wir noch zu
unseren Lebzeiten herauskommen.

18
ERZÄHLERIN Antjie Krog gehört heute zu den meist gelesenen Autorinnen in
Südafrika. Sie erinnert sich noch sehr genau an den Tag, als sie zum
ersten Mal eine Abbildung von Mandela sieht. Seit 1962 ist es
verboten, Fotos vom Staatsfeind Nr. 1 zu veröffentlichen. Antjie Krog
soll nun für eine Veranstaltung des örtlichen „Free Mandela“-
Komitees ein Gedicht über den Gefangenen 466/64 schreiben. Und
ihr wird schlagartig bewußt, wie wenig sie den Mann kennt, für
dessen Freilassung sich Gruppierungen in aller Welt einsetzen.

O-Ton Krog We didn’t know how he looked like. Everyone knew him, but not
really. So I had to compose this poem about a man who is with us
everywhere and we knew nothing about him. And then - about a
month before he was released someone phoned me (flüstert). Go to
the Busstop - there are T-shirts and look in the middle, there are
some T-shirts with Mandelas face. So we ran.

ANTJIE KROG Ungefähr einen Monat bevor er entlassen wurde, erhielt ich einen
Anruf. Jemand flüsterte: Geh zur Bushaltestelle. Da gibt es T-Shirts.
Auf einigen ist Mandelas Gesicht. Wir liefen los. Es war total illegal,
ein Gesicht abzubilden. An der Bushaltestelle waren eine Menge
Schwarzer und jemand schob die T-Shirts zur Seite und wir starrten in
das Gesicht von Mandela.

O-Ton Krog And I remember a black woman in front of me said:

the man-there is the man!And on the back of the T-shirt….

ANTJIE KROG Und auf dem Rücken des T-Shirts stand: „Ich werde gegen die
Diskriminierung der Weißen genauso kämpfen wie ich gegen die
Diskriminierung der Schwarzen gekämpft habe. Und dafür würde ich
mein Leben geben.“

Aufgeregte Demo Gesänge (militant/Umkhonto)

MANDELA Für uns, die wir im Gefängnis saßen, schien die Zeit stillzustehen,

19
aber für die Außenwelt galt das nicht.

ERZÄHLERIN Es war vor allem die Black Conciousness Bewegung, die in den frühen
siebziger Jahren erheblich dazu beitrug, das Selbstwertgefühl der
schwarzen Bevölkerung zu stärken. Der Schüler-Aufstand von Soweto
- im Juni 1976 - war Ausdruck und Folge dieses stetig wachsenden
Selbstbewusstseins. Hinzu kam die Wut über den immer brutaler
reagierenden Staat.

FOTOREPORTER Was damals in Soweto passiert ist, hat mich ganz stark an Sharpeville
erinnert. Diesmal aber protestierten vor allem Schüler und Studenten
und zwar gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache
in wichtigen Fächern. Es stimmt, sie waren viel militanter als die
Leute in Sharpeville. Es flogen massenhaft Steine, aber das war noch
lange kein Grund, auf die Kinder zu schießen. Gleich am ersten Tag
wurde ein zwölfjähriger Junge getötet. Die Unruhen im Land nahmen
zu. Sie dauerten Monate. Insgesamt gab es bei den Aufständen mehr
als 500 Tote und rund 4000 Verletzte. Etwa 6000 Leute wurden
inhaftiert.

ERZÄHLERIN Zu den Opfern polizeilicher Willkür gehört auch Winnie Mandela. Seit
der Inhaftierung ihres Mannes wird sie ständig überwacht, verhört,
wegen Lappalien angeklagt, vorübergehend verhaftet oder
monatelang ins Gefängnis gesteckt, unter Hausarrest gestellt und
schließlich in die Provinz verbannt. Nur zwei Mal im Jahr darf Winnie
ihren Mann auf Robben Island besuchen. Dreißig Minuten lang.
Berührungen sind nicht möglich. Eine Glasscheibe trennt das Paar.

MANDELA Unsere Beziehung hatten wir aus der Distanz zu pflegen unter den
Augen von Menschen, die wir verachteten.

ERZÄHLERIN Erst 1984 - Mandela ist inzwischen in das Hochsicherheitsgefängnis


nach Pollsmoor in der Nähe von Kapstadt verlegt worden, wird auf

20
Druck des Internationalen Roten Kreuzes ein sogenannter „Kontakt“-
Besuch genehmigt.

MANDELA Ich küsste und umarmte meine Frau zum ersten Mal in all den vielen
Jahren. Das war ein Moment, von dem ich tausendmal geträumt
hatte. Ich hielt sie scheinbar eine Ewigkeit in den Armen. Wir waren
still und nur unsere Herzen klopften. Ich wollte sie eigentlich
überhaupt nicht loslassen. Es war 21 Jahre her, seit ich auch nur die
Hand meiner Frau berührt hatte.

ERZÄHLERIN Unter dem Druck der zunehmenden politischen Unruhen im Land und
internationaler Wirtschaftssanktionen, stellt die Regierung Botha
Ende Januar 1985 zum ersten Mal die Freilassung aller politischen
Gefangenen in Aussicht. Voraussetzung sei der Verzicht des ANC auf
Gewalt als politisches Instrument. Das heikelste aller Themen. 1988
beginnen Geheimgespräche zwischen Regierungsvertretern und dem
prominenten Gefangenen Mandela, der inzwischen in Pollsmoor eine
Drei-Zellen-Suite bewohnt und in den Genuss von Ausführungen
kommt.

MANDELA Vielleicht sollte ich mich so an die Freuden kleiner Freiheiten


gewöhnen, dass ich zu Kompromissen bereit wäre, um völlige Freiheit
zu erlangen.

ERZÄHLERIN Nach intensiven Gesprächen zwischen Mandela und einem von der
Regierung zusammengestellten Komitee, werden am 10. Oktober
1989 acht der engen Vertrauten von Mandela, darunter Walter Sisulu
und Achmed Kathrada, freigelassen.

MANDELA Ich konnte mich von ihnen verabschieden. Es war ein


gefühlsgeladener Augenblick, aber ich wusste, dass es auch für mich
nicht mehr lange dauern würde.

21
ERZÄHLERIN Vier Monate darauf, am 10. Februar 1990, kündigt Ministerpräsident
de Klerk im Parlament Mandelas Freilassung an.

O-Ton de Klerk In pursuance of my opening adress in Parliament I am now in


a position to announce that Mr. Nnelson Mandela will be
released at the Victor Verster prison on Sunday the 11th of
february at about 3 p.m.

ERZÄHLERIN Mandelas Wagen bahnt sich am Nachmittag des 11. Februar 1990 nur
mit Mühe einen Weg durch die jubelnden Massen. Es beginnt schon
zu dunkeln, da spricht er endlich. Ein Moment, auf den die meisten
Anwesenden 27 Jahre gewartet haben.

O-Ton Mandela I greet you all in the name of peace. Democracy and freedom for
all. I stand here before you not as a prophet but as a humble
servant of you-the people. Your tireless and heroic sacrifices has
made it possible for me to be here today…

Atmo Gejohle, darüber ERZÄHLERIN

ERZÄHLERIN Ihr, das Volk, habt es mit euren Opfern ermöglicht, dass ich jetzt hier
stehe. Mandelas Bescheidenheit kommt nicht bei allen Zuhörern gut
an. Die Einen sehen darin eine wohl kalkulierte Pose. Die Anderen
aber wollen ihn als Messias vereinnahmen, als Gott gesandten
Erlöser. Auf ihn projizieren sie ihre Hoffnungen.

O-Ton Mandela (afrikanisch)

ERZÄHLERIN Am Ende löst der Mensch Mandela seinen Blick von den vorgefertigten
Formeln auf dem Papier. Er wird eins mit seinem Volk als er auf
Xhosa ruft: Comrades - die mir verbleibenden Jahre lege ich in Eure
Hände.

Rufe / Stimmen Amandla Atmo

22
ERZÄHLERIN Nelson Mandelas neues Leben beginnt turbulent und kräftezehrend.
Alle wollen ihn sehen, reden hören, anfassen. Er tourt durch das Land,
nimmt an Versammlungen teil und Pressekonferenzen, gibt
Interviews und unternimmt lange Auslandsreisen. Dabei legt er
unermüdlich die Finger in die vom Apartheidregime gerissenen
Wunden.

O-Ton Mandela My return to Soweto fills my heart with joy. At the same time my
return fills me with deep sadness-that you are still suffering
under an inhuman system …

ERZÄHLERIN Freude und Trauer bewegen ihn bei seiner Rückkehr nach Soweto.
Trauer deshalb, wie er sagt, weil das Volk noch immer unter einem
unmenschlichen System leidet: Wohnungsknappheit, Schulkrise,
Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Mandela kündigt im Namen des ANC
die Fortführung des bewaffneten Kampfes an, solange die Gewalt des
Regimes nicht aufhört.

O-Ton Mandela The ANC will persue the armed struggle against the government
as long as the violence of Apartheid continues…..

ERZÄHLERIN Aber er versäumt es nie, gleichzeitig zur Mäßigung aufzurufen.


Aktionen gegen die Regierung ja - aber mit Augenmaß.
Allein disziplinierte Massenaktionen würden den Erfolg garantieren.

O-Ton Mandela Our struggle against Apartheid must be intensified on all fronts. Let
each one of you and of our people gave the enemies of peace and
liberty no space to take us back to the dark hell of apartheid. It is only
disciplined mass action that assures us of the victory. We are going
forward in march till freedom and justice are irreversible …

Atmo Jubel / Africa-Mayibuye-Amandla

ERZÄHLERIN Bis zur Wahl im April 1994 steht das Land viele Male am Rande eines
Bürgerkrieges: die ultrarechten Weißen müssen in die Schranken
gewiesen werden, die nationalistischen Exzesse der Zulus gestoppt

23
und die noch immer kampfbereiten Kräfte bei „Umkhonto we Sizwe“
davon überzeugt werden, dass der Aufbau eines neuen Südafrika
friedlich verlaufen muss, will man dem Land nicht irreparable
Schäden zufügen. Und es muss der „weißen Mitte“ die Angst vor einer
„Herrschaft der Schwarzen“ genommen werden.

O-Ton Mandela The whites must be reassured that the realization of that demand-
the demand of one person one vote in a unitary state-will not leed
to domination of whites by blacks. After all our policy is clearly
set out to the Freedom Charta.

ERZÄHLERIN Mit dem ANC wird es keine Herrschaft der Schwarzen über die
Weißen geben, betont Mandela schon kurz nach seiner Freilassung in
einem Fernsehinterview, und er weist darauf hin, dass die Schwarzen
sehr wohl zu schätzen wüssten, was die eingewanderten Europäer für
das Land geleistet hätten. Insbesondere müsse man die
technologischen Entwicklungen würdigen.

O-Ton Mandela We are not thinking in terms of colour. We are thinking in terms of
South Africans and of course Europeans form a very important part of
this population. They have made a contribution which can not be sure
- Passed in the building of this country and in his future. And we
would like to make use of that technology, that skill for the good
of the entire population.

ERZÄHLERIN George Johannes, heute Gesandter an der südafrikanischen Botschaft


in Berlin, koordinierte während der Wahlkampagne 1994 die
Aktivitäten des ANC. Seiner Meinung nach verstand es Mandela
hervorragend, den Weißen die Angst vor der Zukunft zu nehmen.

O-Ton Johannes He brought a sense of trust into the white people-to say don’t
worry, nothing will happen to you …

JOHANNES Er machte deutlich, was der Begriff „Kampf” beinhaltete. Es sei kein
ethnischer Kampf - schwarz gegen weiß, es sei ein Kampf gegen das

24
böse System der Apartheid, das längst als ein Verbrechen gegen die
Menschlichkeit gelte. Und als er den Weißen gewisse Zusicherungen
machte, waren sie ganz glücklich mit ihm, akzeptierten ihn und
konnten sich ihn sogar als Präsidenten vorstellen.

ERZÄHLERIN Am 27. April 1994 wird Mandela zum Präsidenten gewählt, am 10. Mai
in Pretoria vereidigt. Ein bewegender Tag für alle, die jahrzehntelang
für ein demokratisches, nicht rassistisches Südafrika gekämpft
haben.

O-Ton Kathrada Oh, that is an unforgettable occasion in Pretoria. Thousands of people


were there. Leaders from all over the world…..

KATHRADA Es war ein unvergessliches Ereignis. Tausende nahmen teil.


Regierende aus der ganzen Welt waren da. Und als dann, während der
Zeremonie Kampfjets über uns hinwegflogen, da guckten die Leute
nach oben und konnten sagen: diese Flugzeuge sind unsere
Flugzeuge. Es sind unsere Soldaten. Es sind nicht mehr länger die
Soldaten eines weißen Afrika. Es sind südafrikanische Soldaten. Es
war ein sehr wichtiger, ein sehr bewegender Moment in unserem
Leben.

O-Ton Kathrada We have suffered, it was a lot of suffering, lot of people died in the
struggle …

KATHRADA Wir haben gelitten, eine Menge Leute sind gestorben während
des Kampfes, aber am Ende haben wir gesiegt.
Das ist die wichtige Botschaft.

ERZÄHLERIN Das war die eine Botschaft, die andere hieß Vergebung – Versöhnung.

O-Ton Kathrada Bitterness, hatred, revenge-those are negative emotions……

25
KATHRADA Bitterkeit, Hass, Rache - das sind negative Gefühle. Wenn du mit Hass
auf die Weißen das Gefängnis verlässt, dann leidest Du darunter,
nicht der Weiße.

O-Ton Kathrada So it was not a correct policy. So we came out of prison with the
message of forgiveness….

Atmo / Tutu schreit „We will be free“ / Menge antwortet etc.

ERZÄHLERIN Wer meint, 27 Jahre im Gefängnis seien vergeudete Lebenszeit, der


irrt, meint der ehemalige Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu.

O-Ton Tutu Many people say: 27 years in prison is a waste of time and I say no.

ERZÄHLERIN Die 27 Jahre seien wichtig und notwendig gewesen. In dieser Zeit
habe sich Nelson Mandela von einem wütenden jungen Mann zu
einem verständnisvollen Menschen entwickeln können. Nach seiner
Entlassung konnte er von Vergebung sprechen. In den 60ern hätte er
geschossen. Die 27 Jahre gäben ihm Glaubwürdigkeit, die er auf
anderem Wege nie erreicht hätte.

O-Ton Tutu ….27 years gave him a credibility that you don’t get in any other way.

ERZÄHLERIN Mandela nutzt seine Glaubwürdigkeit und gründet 1996 die „Truth
and Reconciliation Comission“, die Wahrheits- und
Versöhnungskommission, deren Vorsitz Desmond Tutu übernimmt.
Die Opfer des Apartheidsystems sollen vor der Kommission über ihre
Leiden sprechen, die Täter eine Chance bekommen, Reue zu zeigen
und dafür Vergebung erfahren. Symbolisch sei das ein wichtiger
Gedanke gewesen, glaubt Neville Alexander.

O-Ton N. Alexander …in dem Sinne, dass durch ihn,in seiner Person, konnten schwarze
und weiße Südafrikaner tatsächlich dran glauben, dass es möglich ist,
eine einheitliche Nation in Südafrika zu bilden.
26
ERZÄHLERIN Und historisch gesehen sei die Kommission wichtig gewesen, weil die
Opfer von Folter und Ausbeutung zum ersten Mal die Gelegenheit
gehabt hätten, in ihren eigenen Sprachen ihre leidvollen Erfahrungen
der Welt mitzuteilen und damit aus der „Verstummung“ heraustreten
konnten.

O-Ton Alexander Das war wichtig, aber noch wichtiger für die ganze Welt, für die
Demokratische Kultur überhaupt, ist die Tatsache, dass ein Volk,
vielleicht nicht beabsichtigt, darauf gekommen ist, dass es die
vergangenen 45, 50 Jahre in Anschauung genommen hat und die
Frage gestellt hat: Was ist da passiert? Warum ist das passiert? Was
haben wir falsch gemacht? Wie können wir das besser machen?

Tutu schreit/Menge antwortet s.o.

FOTOREPORTER Meine Eltern gehörten zu den Ängstlichen im Land. Meine Mutter


wollte z. B. sofort zu meiner Schwester nach England ziehen als klar
war, dass der ANC die Wahlen gewonnen hatte. Aber irgendwie haben
Mandelas Ausstrahlung und was er sagte, ihr die Angst genommen.
Besonders begeistert war sie, als der Präsident kurz nach seiner
Amtsübernahme die Witwen früherer Apartheidführer und schwarzer
Aktivisten zu einem gemeinsamen Essen eingeladen hat. Ich glaube,
es waren 17 Frauen. Schwarze und weiße.

O-Ton Gordimer He is such an incredible man, he does most unexpected things and
the meaning of tolerance, I think, is examplified in him.

ERZÄHLERIN Er sei unglaublich in seiner Art, meint Nadine Gordimer, er mache oft
genau das, was man gerade nicht erwartet. Er sei die personifizierte
Toleranz.

O-Ton Gordimer When at the turn of the sanctuary……

NADINE GORDIMER Als ich zur Jahrtausendwende gefragt wurde, wer war der
27
bedeutendste Mensch im vergangenen Jahrhundert, zögerte ich mit
der Antwort nicht lange. Für mich gibt es nur zwei Menschen:
Mahatma Ghandi und Nelson Mandela - mit einem winzigen
Vorsprung für Mandela. Er ist für mich, und das möge mein letztes
Wort sein: der ultimative Mensch.

O-Ton Krog I am always thinking that Mandela is our best face, best part of
South Africa…..

ANTJIE KROG Ich denke immer, Mandela ist das beste Gesicht, der beste Teil von
Südafrika. Nie zuvor hat dieses Land etwas so Wunderbares
hervorgebracht wie ihn.

O-Ton Krog That he transformed the country into imagining how good and
beautiful. We can be - as diveded as we were and still are…

ANTJIE KROG Er hat uns eine Vorstellung davon vermittelt, wie gut und schön wir
sein können - so entzweit wir auch waren und noch immer sind, so
verarmt und so verletzt wir noch immer sind. Eine ruhmreiche
Amtszeit lang haben wir alle geglaubt, dass wir das Beste von dem,
was in uns steckt und möglich war, gegeben haben.

ERZÄHLERIN In der Politik gelingt Mandela der Spagat zwischen Hartnäckigkeit


und Kompromissbereitschaft, zwischen emotionaler Wärme und
kühlem Kopf, zwischen Vergeben und nicht Vergessen. Über Mandelas
Privatleben aber steht zunächst kein glücklicher Stern. Seine Ehe ist
zerrüttet. Winnie ist straffällig geworden und untreu. Im April 1996
wird das Paar geschieden.

O-Ton Gordimer So that was a great sorrow and disappointment to him and then again
he had to overcome his personal grief at loosing Winnie because he
belong to us, to the people……..

NADINE GORDIMER Das war für ihn ein großes Leid und eine Enttäuschung. Und dann

28
musste er erneut seinen persönlichen Kummer überwinden, denn er
gehört uns, dem Volk, der Bewegung, er gehört der schwarzen
Mehrheit, die für Freiheit kämpft. So musste er seine persönlichen
Gefühle beiseite lassen und wieder in die Hülle des Führers
schlüpfen.

O-Ton Gordimer Which he did of course. We have all been, his friends, absolutely
delighted and thankful that he met Graca Machel and he is obviously
made happy by her and she takes care of him.

NADINE GORDIMER Alle seine Freunde waren entzückt und dankbar, dass er Graca
Machel getroffen hat. Er ist glücklich mit ihr, und sie sorgt für ihn. Ich
weiß nicht, ob Sie die berühmte Geschichte kennen, was er sagte, als
sie heiraten wollten.

O-Ton Gordimer I don’t know whether you know the famous story of what he said when
They married (lacht). She decided to keep her name Machel. She said
She is Graca Machel and she is not Mrs. Mandela. So of course they
come quickly……

NADINE GORDIMER Sie sagte, sie wolle nicht Mrs. Mandela heißen, sondern Graca
Machel bleiben. Natürlich kamen jetzt alle zu Madiba und sagten: Mr.
Mandela, was sagen Sie dazu, daß Ihre Frau sich weigert, Ihren
Namen anzunehmen. Und er sagte in seiner wunderbaren Art: Ich bin
so erleichtert, daß sie mich nicht gefragt hat, ob ich Mr. Machel
werden möchte.

O-Ton Gordimer He has such a wonderful sense of humour.

Absage Nelson Mandela –


Vom Freiheitskämpfer zum Friedensstifter
Ein Feature von Ursula Voss

Es sprachen: Gerhard Garbers, Leslie Malton, Werner Wölbern, Ulla Evrahr,


Ingeborg Kallweit, Uli Pleßmann, Stephan Benson und Christoph
Bantzer

29
Technische Realisation:
Jutta Liedemit, Birgit Gall und Ole Halver

Regie: Nikolai von Koslowski

Redaktion: Ulrike Toma

Eine Produktion des Norddeutschen Rundfunks mit dem


Saarländischen Rundfunk, dem Radio Berlin-Brandenburg und Radio
Bremen 2008.

30

Das könnte Ihnen auch gefallen