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Einleitung

In der VO ‘Anwendungsgebiete der Technischen Mathematik’ wird


Numerik von Differentialgleichungen an vielen Stellen auf mathematische Modelle Bezug genommen, die
Einführung und Überblick auf gewöhnliche oder partielle Differentialgleichungen (DGL)
führen.

Winfried Auzinger Zugrunde liegt immer ein Modellierungsprozess; dieser führt


(außer in Trivialfällen) nicht direkt zur Problemlösung, sondern
Institut für Analysis and Scientific Computing ‘nur’ auf eine zu lösende Gleichung.
www.math.tuwien.ac.at/∼winfried
Wenn z.B. die unabhängige Variable der Zeit t entspricht, so
‘Anwendungsgebiete der Mathematik’, SS 2010 erhält man eine Differentialgleichung immer dann, wenn die
(zeitliche) Änderung eines Zustandes vom Zustand selbst abhängt,
so dass Ableitungen (Geschwindigkeit, Beschleunigung, . . . ) in den
Gleichungen auftreten
(im Gegensatz zu algebraischen Gleichungen).

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Einleitung Einleitung
Notation

Einfachste Standardform einer gewöhnlichen DGL (ODE):


Die mathematische Modellierung dient der Simulation eines realen
Vorganges auf einem Computer – z.B. um Vorhersagen über das y  (t) = f (t, y (t))
Verhalten eines Systems zu gewinnen (wann ist die nächste
Sonnenfinsternis?) oder aufwendige bzw. undurchführbare für eine gesuchte Funktion y (t) (y  = dy /dt).
Experimente (1000 verschiedene Crashtests mit einem • t . . . unabhängige Variable (in Anwendungen oft die Zeit,
Testfahrzeug – ?!) virtuell durchführen zu können. oder z.B. räumliche Koordinate)
Die Entwicklung auf dem Informatiksektor erlaubt immer • f (t, y ) . . . gegebene Datenfunktion (ergibt sich aus zugrunde
komplexere Simulationen – und die Numerik von liegenden Modell)
Differentialgleichungen liefert eine der zentralen mathematischen Gleiche Schreibweise für Systeme von DGL:
Grundlagen, die diese erst ermöglichen.
• mehrere DGL für mehrere gesuchte Funktionen
In den Medien liest und hört man meist nur von Prozessoren und y1 (t), . . . , yn (t) simultan gegeben
Taktfrequenzen und coolen Grafiken etc. – die Mathematik • Gleichungen untereinander verkoppelt
dahinter wird kaum wahrgenommen.
• Hier: y = (y1 , . . . , yn ) und f = (f1 , . . . , fn ) . . . vektoriell
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Beispiel: Pendel Beispiel: Pendel
Das mathematische Modell Die Differentialgleichung

Mathematisches Modell für


• Pendelschwingung unter Einwirkung der Gravitation • DGL ist nichtlinear in ϕ(t), Ordnung=2 (ϕ̈ tritt auf)
• ‘Punktmasse’ am Ende konzentriert (Modellvereinfachung!) • Konkrete Lösung durch zusätzliche Vorgabe eines konkreten
Anfangszustandes (Auslenkung ϕ(0), Winkelgeschwindigkeit
ϕ̇(0) zum Zeitpunkt t = 0)
• Oft wird die Ableitung ψ(t) := ϕ̇(t) als eigenständige
Zustandsvariable betrachtet.
 äquivalentes DGL-System 1. Ordnung:
• Grundlage: 2. Newtonsches Gesetz ϕ̇(t) = ψ(t)
( Kraft = Masse × Beschleunigung )
ψ̇(t) = −ω 2 sin(ϕ(t)) ,
• Variablen: Zeit t (z.B. in s), Auslenkungswinkel ϕ(t)
d.h. y = (ϕ, ψ) und f (t, y ) = f (y ) = (ψ, −ω 2 sin(ϕ)).
•  DGL. 2. Ordnung (Notation: ϕ̇ = Ableitung nach t)
ϕ̈(t) = − ω 2 sin(ϕ(t)) • Exakte Lösung kann nicht explizit formelmäßig angegeben
 werden.
ω := g /l (g . . . Erdbeschleunigung, l . . . Pendellänge)
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Beispiel: Pendel Beispiel: Pendel


Anmerkungen Modellvereinfachung (Linearisierung)

Viele vereinfachende Annahmen: Für hinreichend kleine Auslenkungen ϕ(t):


• sin ϕ ≈ ϕ
• Gesamte Masse im Endpunkt konzentriert
•  vereinfachte, linearisierte DGL
• Räumliche Ausdehnung klein, so dass Annahme g = const.
ϕ̈(t) = − ω 2 ϕ(t)
O.K.
mit exakter Lösung
• Starrer Körper (keine Verformungen)
ϕ(t) = C1 sin(ω t) + C2 cos(ω t)
• Reibungsfreie Aufhängung; kein Luftwiderstand
• . . . keine numerische Approximation erforderlich.
• ... ...
• Beachte jedoch: Auch sin, cos müssen am Computer
 approximiert werden!
• Derartige Modellfehler hat man so gut wie immer; 
eine exakte formelmäßige Lösung wäre daher ohnehin nicht • Grenze zwischen ‘exakter’ und ‘numerischer’ Lösung ist nicht
‘wirklich exakt’. ganz scharf definiert.
• Numerische Approximation erforderlich – • Exakte Lösungsdarstellungen (sofern verfügbar) dienen eher
zum theoretischen Verständnis; sie eignen sich auch oft nicht
in der Praxis der Normalfall.
für die numerische Umsetzung.
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Ein ‘Urproblem’: (Numerische) Integration Ein ‘Urproblem’: (Numerische) Integration
Was heißt ‘integrierbar’ ? Numerische Integration

• Einfacher Spezialfall einer DGL: •  Integration erfordert numerische Approximation für


 t
Löse y  (t) = f (t) ( f (t, y ) ≡ f (t) ) (i) das Integral f (τ ) d τ oder
0
• Lösung zu Anfangswert y (0) = y0 : (ii) die Stammfunktion F (t).
 t
y (t) = y0 + f (τ ) d τ . . . bestimmtes Integral von f • (i) ist die allgemeinere Strategie: Man verwendet
0 Approximationsmethoden, die sich (im Prinzip) für beliebige
• Konkrete Darstellung mittels Stammfunktion F (t) von f (t) Integranden einsetzen lassen.
(d.h. F  (t) ≡ f (t)) : • Approximationsprinzip: Diskretisierung, z.B.
y (t) = y0 + (F (t) − F (0)))  t 
f (τ ) d τ ≈ f (ti ) Δti
. . . setzt voraus, dass 0 i
– F (t) explizit bekannt ist und über einem geeignet gewählten Gitter {ti }.
– Implementierung/Approximation von F am Rechner
• Die nachfolgende betrachteten Verfahren für DGL basierend
verfügbar ist (z.B. sin, cos, . . .)
auf der Idee der Diskretisierung angewendet auf die DGL (oder
• Jede (z.B.) stetige Funktion f (t) ist integrierbar, aber die
eine äquivalente Integralgleichung).
Stammfunktion ist i.all.g. nicht explizit angebbar.
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Ein ‘Urproblem’: (Numerische) Integration Numerischer Zugang: Diskretisierung


Lineare Differentialgleichungen Euler-Verfahren

• Die Lösung y (t) einer linearen DGL, z.B. • Basierend auf der Approximation
y  (t) = a y (t) + b(t) y (t + h) − y (t)
y  (t) ≈ ,
kann ebenfalls direkt als Integral angegeben werden: h
 t
ersetzt man die DGL über einem ‘Gitter’ {ti = i h} durch die
y (t) = e y0 +
ta
e (t−τ )a b(τ ) d τ
0 Differenzengleichung mit Schrittweite h,
• Dennoch ist direkte Diskretisierung der DGL (siehe unten) ỹi − ỹi−1
= f (ti−1 , ỹi−1 ), i = 1, 2, . . .
meist sinnvoller. h
• Für Systeme linearer DGL, z.B. (y (t) ∈ Rn ) •  Rekursion für die Näherungswerte ỹi ≈ y (ti ) :
y  (t) = A · y (t) + b(t) ỹi = ỹi−1 + h f (ti−1 , ỹi−1 ), i = 1, 2, . . .
gilt analog  • Approximationsfehler (‘lokaler Diskretisierungsfehler’) in jedem
t
(t−τ )A einzelnen Schritt:
y (t) = e tA
· y0 + e · b(τ ) d τ
0 y (t + h) − y (t)
− y  (t) = O(h) für h → 0
Hier ist auch die Auswertung von e tA (Lösung des homogenen h
Problems) i. allg.nichttrivial.
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Numerischer Zugang: Diskretisierung Numerischer Zugang: Diskretisierung
Fehlerbetrachtung Stabilität und Konvergenz

• Lokaler Diskretisierungsfehler: Genauere Darstellung • Stabilität ist ein running gag in der gesamten Numerik:
(a priori - Schätzung) : Diverse unvermeidliche Fehler (lokale Fehler, auch:
y (t + h) − y (t) Modellungenauigkeiten, Approximationsfehler bei Auswertung
− y  (t) = h y  (t) + O(h 2 ) für h → 0 der Datenfunktionen, . . . ) sollen sich nicht unnatürlich stark
h
auf auf das Endergebnis auswirken.
• ‘ A priori ’ : Zeigt qualitativ, wie lokaler Fehler von h und der
(unbekannten) Lösung y (t) abhängt. • Satz: Das explizite Euler-Verfahren ist stabil.
Dies ist jedoch (natürlich!) keine berechenbare Größe. (Eigentlich: Stabil für nicht allzu große Schrittweiten h.)
• A priori Schätzungen dienen dem theoretischen Verständnis Beweis: Studium der Differenzengleichung für den globalen
und bilden die theoretische Basis für die Konstruktion Fehler und a priori Abschätzung seiner Lösung.
praktikabler a posteriori Schätzer. • Folgerung: Für den globalen Fehler ỹi − y (ti ) gilt
• Der ‘wirkliche’ (globale) Fehler ist
ỹi − y (ti ) = O(h) für h → 0
ỹi − y (ti ) = ?, i = 1, 2, . . .
d.h. das Verfahren ist konvergent von der Ordnung 1.
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Numerischer Zugang: Diskretisierung Numerischer Zugang: Diskretisierung


FAQ, (i): Relevante Fragen zu Diskretisierungsverfahren Beispiel: Flug einer Rakete im inhomogenen Gravitationsfeld

• Welches Diskretisierungsverfahren eignet sich für welche Klasse • Differentialgleichung für die Flughöhe h = h(t) :
von Differentialgleichungen?
g r2 g = Erdbeschleunigung
 Das ‘Super-Universalverfahren’ gibt es nicht. h (t) = − 2
,
(r + h(t)) r = Erdradius
• ∃ beliebig hoher Ordnung p > 1 Fehlerverhalten:
ỹi − y (ti ) = O(hp ) .
Bei einem Verfahren z.B. 4. Ordnung (p = 4, z.B. klassisches
‘Runge-Kutta’-Verfahren) geht der Fehler auf das (ca.)
2−p = 2−4 - fache, also um einen Faktor 1/16 zurück, wenn die
Schrittweite h halbiert wird.
•  höherer Rechenaufwand pro Schritt lohnt sich.
• Aber: Wird ineffizienter für ‘schwierigere’ Probleme mit
Glattheitsdefekten. • Grafik zeigt exakte Lösung, Euler-Approximation und
• Weitere Problematik: Abklingverhalten mit stark gedämpfter Runge-Kutta Approximation (angewendet auf äquivalentes
Dynamik kann Instabilität verursachen. System 1. Ordnung).
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Numerischer Zugang: Diskretisierung Numerischer Zugang: Diskretisierung
Beispiel: Gedämpfter Oszillator (Pendel, kleine Auslenkung, mit Reibung) FAQ, (ii): Relevante Fragen zu Diskretisierungsverfahren

• Differentialgleichung für den Winkel ϕ(t) : • . . . Beispiel für steifes Verhalten:


ρ = Dämpfungsparameter Originalproblem ist ‘super-stabil’, Störungen werden sehr
ϕ̈(t) + 2ρ ϕ̇(t) + ω 2 ϕ(t) = 0,
ω = Eigenfrequenz schnell weggedämpft
Aber: Verfahren reagieren empfindlich auf Störungen (falls
nicht h extrem klein)
• Abhilfe: Z.B. modifiziertes, ‘implizites’ Euler-Verfahren:
ỹi − ỹi−1
= f (ti , ỹi ), i = 1, 2, . . .
h
Differenzengleichung ist implizit, d.h. die Bestimmung von ỹi
• Grafik zeigt exakte Lösung, Euler-Approximation und für gegebenes ỹi−1 erfordert die Lösung einer Gleichung (i. allg.
Runge-Kutta Approximation, angewendet auf äquivalentes eines Systems):
System 1. Ordnung. Löse z − h f (ti , z) = ỹi−1 ⇒ ỹi = z.
• Beide Verfahren verhalten sich instabil, obwohl exakte Lösung
sehr stabil; glatter Verlauf, leicht abklingend.
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Numerischer Zugang: Diskretisierung Numerischer Zugang: Diskretisierung


FAQ, (iii): Relevante Fragen zu Diskretisierungsverfahren Beispiel: Die äußeren Planeten im Sonnensystem

• Wie kann man sicherstellen, dass wichtige probleminhärente • Beispiel: 


c E. Hairer, C. Lubich, E. Wanner
Eigenschaften auch in der numerischen Lösung möglichst
getreu wiedergegeben werden?
• Beispiel – Reibungsfrei schwingendes Pendel:
Beispiel für ein konservatives mechanisches System, dessen
gesamte (potentielle + kinetische) Energie über die Zeit
hinweg konstant ist.
•  Zur verlässlichen numerischen Integration über längere
Zeiten: Benötige Verfahren, die ebenfalls energieerhaltend
sind.
• Die Euler-artigen Verfahren sind dafür ungeeignet. Es wurden
spezielle Verfahren für diesen Zweck entwickelt. • Grafik zeigt verschiedene (qualitativ falsche und richtige)
• Anwendung: Z.B. in der Astronomie, exakte langfristige Simulationen der Planetenbahnen (Langzeitverhalten).
Vorhersage von Planetenbahnen. (J=Jupiter, S=Saturn, U=Uranus, N=Neptun, P=Pluto)
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Numerischer Zugang: Diskretisierung Numerischer Zugang: Diskretisierung
FAQ, (iv): Relevante Fragen zu Diskretisierungsverfahren FAQ, (v): Relevante Fragen zu Diskretisierungsverfahren

• Wie kann man den Fehler a posteriori, d.h. für eine konkret
berechnete Näherungslösung verlässlich berechenbar
schätzen ? • Wie ist die (im allgemeinen variable) Schrittweite h (= hi ) zu
wählen, damit man eine vorgegebene Genauigkeitsforderung
•  Eine Möglichkeit (Grundidee – Rückwärtsanalyse):
möglicht verlässlich und ohne unnötig hohen Rechenaufwand
Interpretiere die berechnete Folge von Näherungswerten ỹi erfüllt?
(bzw. eine die ỹi interpolierende Funktion ỹ (t)) als Lösung
einer ‘gestörten’ DGL. •  Die Grundlage dafür besteht in einer verlässlichen
Der Störungsterm lässt sich mit Hilfe der ỹi und der gegebenen a-posteriori Fehlerschätzung (siehe oben).
DGL berechnen bzw. genau schätzen. Darauf basierend wurden verschiedene Algorithmen entwickelt,
• ∃ verschiedene Techniken, um aus dieser Störung auf ihren bei denen versucht wird, die Schrittweite so zu steuern, dass
Effekt (= globaler Fehler!) zurückzuschließen. der Fehler möglichst gleichmäßig kontrolliert wird.
Allerdings auch hier nicht 100% Sicherheit – auch  adaptive Methoden
Fehlerschätzer operiert diskret und unterliegt einem (allerdings
geringeren) Diskretisierungsfehler.
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Randwertprobleme Randwertprobleme
Problemtyp; Beispiel Numerische Behandlung: Z.B. Differenzenverfahren für u  (x) = f (x, u(x), u  (x))

• Randbedingungen (an mehreren Stellen) ergeben globales


• Approximiere Ableitung über diskretem Gitter {xi },
Problem
Schrittweite h
• Beispiel: Poisson-Gleichung (1D, linear)
• Z.B. mit xi = a + i h :
u  (x) = f (x), x ∈ (a, b)
u(xi−1 ) − 2u(xi ) + u(xi+1 )
u  (xi ) ≈
+ Randbedingungen am Rand des Intervalles [a, b], h2
z.B. u(a) = α, u(b) = β • . . . Ergibt großes (algebraisches) Gleichungssystem für die
• Anwendung: Z.B. in Mechanik ui ≈ u(xi ):
– Lösung u(x) . . . Verformung einer gespannten, elastischen ui−1 − 2ui + ui+1 u −u
Saite, wobei = f (xi , ui , i h i −1 ), i = 1, 2, . . .
h2
– f (x) = gegebene Dichtefunktion, beschreibt ‘load’
• Allgemeiner: Nichtlineares Problem + Randbedingungen
(z.B. nichtlineares Spannungs-Verformungs-Verhalten)  System A u = F (u), u = (ui ) ∈ Rn ; A ∈ Rn×n
u  (x) = f (x, u(x), u  (x)), x ∈ (a, b)
• Allgemeiner: Schrittweite h = hi variabel → Adaptivität

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Randwertprobleme Partielle Differentialgleichungen (PDE)
Großes, schwach besetztes Gleichungssystem Stationäre Probleme

• Systemmatrix A (entspricht Approximation von u  ):


⎧ ⎫ • Beispiel: Poisson-Gleichung (2D, linear)
⎪ −2 1 ⎪

⎪ ⎪


⎪ 1 −2 1 ⎪
⎪ Δu(x, y ) = f (x, y ), (x, y ) ∈ Ω ⊂ R2

⎪ ⎪


⎪ .. .. .. ⎪

⎪ ⎪
1⎪
⎪ . . . ⎪

A = 2⎪
⎪ ⎪
⎪ ( Δu := (∇·∇) u = uxx + uyy . . . ‘Laplace-Operator’ ),
h ⎪


⎪ .. .. .. ⎪




⎪ . . . ⎪





⎪ + Randbedingungen am Rand des Gebietes Ω

⎪ 1 −2 1⎪⎪

⎩ ⎭
1 −2 • Ein Anwendungsbeispiel:
• Gleichungssystem ist ‘schwach besetzt’ (tridiagonal), – Lösung u(x, y ) . . . Verformung einer gespannten, elastischen
leicht lösbar falls n nicht extrem groß. Membran, wobei
• Beachte: n → ∞ für h → 0. Benötige Stabilität für – f (x, y ) = gegebene Dichtefunktion, beschreibt ‘load’
– numerische Umsetzbarkeit am Digitalrechner • Poisson Gleichung tritt auch auf in Strömungsmechanik,
– Konvergenz der Approximation für h → 0 Elektrostatik, . . .
• Stabilität: Untersuchung der Inversen A−1 für h → 0  • Analog in 3D
das ist (Lineare) Algebra.
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Partielle Differentialgleichungen (PDE) Partielle Differentialgleichungen (PDE)


Stationäre Probleme: FD-Verfahren (i) Stationäre Probleme: FD-Verfahren (ii)

• Approximiere die PDE durch eine partielle Differenzen-  System-Matrix mit spezieller Struktur:
⎧ ⎫
gleichung über einem diskreten Gitter {xi , yj } ⊂ Ω ⎪

T I ⎪


⎪ ⎪

b b b b b b b b b ⎪
⎪ I T I ⎪


⎪ ⎪


⎪ .. .. .. ⎪

b r r r r r r r b ⎪
⎪ . . . ⎪

A =⎪ ⎪ 2 2

⎪ ⎪
⎪ ∈ Rn ×n
b r r r r r r r b ⎪
⎪ .. .. .. ⎪


⎪ . . . ⎪


⎪ ⎪

b r r r r r r r b ⎪
⎪ ⎪

⎪ I T I ⎪


b r r r r r r r b ⎩ ⎭
I T
b r r r r r r r b
mit ⎧ ⎫
b r r r r r r r b ⎪ −4 1 ⎪

⎪ ⎪


⎪ 1 −4 1 ⎪

b r r r r r r r b ⎪
⎪ ⎪


⎪ .. .. .. ⎪

hb ⎪ ⎪
b b b b b b b b 1⎪
⎪ . . . ⎪

T = 2⎪
⎪ ⎪
⎪ ∈ Rn×n
h h ⎪


⎪ .. .. .. ⎪




⎪ . . . ⎪

• . . . führt auf großes lineares Gleichungssystem ⎪
⎪ ⎪


⎪ 1 −4 1⎪⎪

⎩ ⎪

für die ui,j ≈ u(xi , yj ); ‘sehr groß’ im 3D-Fall 1 −4
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Partielle Differentialgleichungen (PDE) Partielle Differentialgleichungen (PDE)
Stationäre Probleme: Finite-Elemente - Methoden (FEM, (i) Stationäre Probleme: Finite-Elemente - Methoden (FEM, (ii)

• Approximiere die Lösung in einem endlich-dimensionalen • Beispiel: Poisson-Gleichung mit ‘unglatter’ Lösung
Raum von approximierenden Funktionen (z.b. stückweise
linear, polynomial über kleinen Teilgebieten, den ‘Finiten
Elementen’), wobei
• verschiedene Kriterien für die Approximation, z.B. Minimierung
eines gewissen Fehlerfunktionals
( Variationsrechnung)
• Flexibel anpassbar an allgemeine Geometrien
•  große, schwach besetzte Gleichungssysteme
•  Adaptivität
• Welche Mathematik brauchen wir dafür:
• Wesentlich: Geeignete Datenstrukturen für Umsetzung am
Höhere Analysis (insbesondere Variationsrechnung),
Digitalrechner
Approximationstheorie, Lineare Algebra . . .

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Partielle Differentialgleichungen (PDE) Partielle Differentialgleichungen (PDE)


Instationäre Probleme – Problemtypen Instationäre Probleme – Beispiel: Schrödinger-Gleichung (i)

• Wärmeleitungsgleichung (Diffusionsgleichung):
• Grundgleichung der Quantenmechanik (n Elektronen):

∂t u(x, t) = Δx u(x, t) ∂
i ∂t ψ(x, t) = H(ψ(x, t))
• Wellengleichung:
für die komplexwertige Wellenfunktion ψ. Dabei ist:
∂2
∂t 2
u(x, t) = Δx u(x, t) – t . . . Zeit
– x = (x1 , . . . , xn ), xj ∈ R3 . . . Position der Elektronen
• + Verallgemeinerungen
| ψ(x, t) | beschreibt die Wahrscheinlichkeits-
• Diskretisierung in Ort x ∈ Rd (d = 1, 2, 3) und t ∈ R
dichte dafür, dass sich zum Zeitpunkt t die Teilchen
(simultan oder ‘nacheinander’)
(Elektronen) an den betreffenden Positionen xj befinden.
• Je nach Typ verschiedene Zugänge erforderlich
• Numerische Behandlung durch ‘direkte Diskretisierung’
• Weiters:
hoffnungslos, weil extrem hochdimensional: x ∈ R3n !
– Nichtlineare Effekte, z.B. Schockwellen (Überschall)
– Systeme von PDEs, • ‘State of the art’: Spezielle approximierende Ansatzfunktionen,
z.B. Navier-Stokes, Maxwell-Gleichungen dann erst Diskretisierung.
– ...
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Partielle Differentialgleichungen (PDE) Partielle Differentialgleichungen (PDE)
Instationäre Probleme – Beispiel: Schrödinger-Gleichung (ii) Lösung großer Gleichungssysteme

• Eine Lösung der homogenen Schrödinger-Gleichung • Fast überall treten sehr große Gleichungssysteme auf
( ein ‘free particle’, 1D, Re ψ(x, t) ): (nach Linearisierung): A u = b
• Direkte Lösung oft langsam und/oder speicherintensiv
• Alternative: Iterative Verfahren
• Z.B. iterative Minimierung einer Residualnorm Ax − b
• Beispiel: cg-Verfahren für positiv definite Systeme:
# cg for A.x=b, starting from x[0]
r[0] := b-A.x[0]; d[0] := r[0];
for i=0,1,... do
alpha[i] := (r[i],r[i])/(A.d[i],d[i])
x[i+1] := x[i]+alpha[i]*d[i]
r[i+1] := r[i]-alpha[i]*A.d[i]
beta[i] := (r[i+1],r[i+1])/(r[i],r[i])
d[i+1] := r[i+1] + beta[i]*d[i]
end
• Zeitintegration: aufwendig; Lösungen werden in jedem Schritt • Aber: Muss problemabängig angepasst werden für
geeignet approximiert (Aufwand!) vernünftige Konvergenzrate.
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Software Definition der Numerik?


Standards: Matlab, etc. ‘Numerische Mathematik’; ‘Scientific Computing’

• Matlab: Enthält eine Sammlung von Standard-Tools • . . . nicht nur Rundungsfehler und so . . .

• Maple, Mathematica: Computeralgebra-Systeme; lösen • Die Numerik ist der konstruktive Zweig der Mathematik, der
gewisse Typen von DGL exakt; können auch numerische sich mit der konkreten rechnerischen Lösung von Problemen
Approximationen berechnen. befasst, insbesondere mittels Algorithmen, die sich auf
Digitalrechnern implementieren lassen.
• Multiphysics: Verbreitetes Standardpaket zur Lösung von
Systemen von PDEs • Konstruktivität, Effizienz und stabile Umsetzung erfordert
durchwegs Approximation.
• Spezialpakete: meist anwendungsspezifisch
• Die Numerik ist die Freundin der Angewandten Mathematik.
• Softwareentwicklung am Institut; Z.B. Sie gilt aber auch ein eigenständiges mathematisches Teilgebiet
(Numerische Mathematik). Entwicklung eng verbunden mit
– BVPSUITE: Randwertprobleme für Systeme von ODEs
der Existenz und Weiterentwicklung des Digitalcomputers.
– HILBERT:
Hilbert Is a Loveley Boundary Element Research Tool • ‘Scientific Computing’: der zur Implementierung auf
Hochleistungsrechnern hin orientierte, praktische und
• Da kann man mitarbeiten (in Theorie oder Praxis) . . . angewandte Aspekt der Numerik.
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