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Bis vor einigen Jahren konnte sich die Feindschaft gegenüber Muslimen in Deutschland als
„Islamkritik“ legitimieren. Auch einige linken Gruppen hatten wenig Hemmungen, die
Inzwischen gibt es eine breitere Debatte um die Feindschaft gegenüber Muslimen. Dies ist
Antisemitismusforschung ausgelöst wurde (vgl. analyse&kritik Nr. 547). Die Frage nach
der Vergleichbarkeit mit dem Antisemitismus dominiert zur Zeit die Debatte um
Nach den AutorInnen Sabine Schiffer und Constantin Wagner soll der Vergleich zum
Antisemitismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts dazu dienen, die rassistischen
Hier soll jetzt nicht darüber diskutiert werden, ob Islamophobie der richtige Begriff ist
(oder doch damit Religionskritik delegitimiert wird) und ob nicht der Antisemitismus
mehr ist als „nur“ ein rassistischer Diskurs. Diese Schwierigkeiten betreffen die gesamte
Die Publikation hat jedoch ganz andere Defizite. Der Vergleich zwischen Antisemitismus
und Islamophobie setzt die genaue Analyse der beiden Phänomene voraus. Eine solche
Analyse fehlt hier jedoch. So wird für den Antisemitismus auf eine Rassismus-Definition
über Rassismus definieren zu wollen, bleibt leider nicht die einzige. Neben der fehlenden
Analyse ist ein Hauptdefizit der Publikation, dass da, wo eine inhaltliche
Auseinandersetzung zu erwarten wäre, stattdessen viele Seitenhiebe gegen
Einzelpersonen zu finden ist. So etwa schreiben die Autoren, man könne nicht von
Antisemitismus sprechen, wenn das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird oder wenn
die „Praktiken in Israel mit Praktiken in Nazi-Deutschland verglichen werden“ (S. 60).
Anschließend folgt aber keine inhaltliche Begründung der streitbaren Thesen. Stattdessen
geht es um Gerichtsprozesse zwischen Henryk Broder und Abraham Melzer (nein, die
Namen muss man nicht kennen). Ebenso ist im Kapitel „Muslime und Antisemitismus“
kaum etwas zum Thema selbst zu lesen, aber vieles über Matthias Küntzel, einen
Antideutschen. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, wie seitenlang auf Kosten der
wird.
- Obwohl laut AutorInnen der Bezugsrahmen der Antisemitismus des 19. und frühen 20.
Islamophobie verglichen werden soll, wird der Film „Der ewige Jude“ mit „Fitna“, einem
- Es wird behauptet, die Taliban wäre als „Speerspitze gegen die Sowjetunion“ (S. 76)
aufgebaut worden. Allerdings entstand die Taliban Anfang der 1990er Jahre, als die
sowjetischen Soldaten bereits aus Afghanistan abgezogen waren und die Sowjetunion
Muslimbruderschaft) sei ein muslimischer Reformer, der „die islamischen Tugenden für
eine durchaus optimierungsbedürftige Moderne nutzbar machen wollte“ (S. 76). Jedoch
- Es wird behauptet, es gebe keine Beweise dafür, dass al-Qaida für die Anschläge am 11.
Das Buch schließt mit einer weiteren Merkwürdigkeit ab: Im letzten Absatz wird von
„Drahtzieher[n] der Ordnung der Welt“ (S. 210) gesprochen, die nationalistischen und
religiösen Hass schüren würden und die man erkennen solle um sich zu befreien. Wer
diese Drahtzieher sein sollen, wird bis dahin nicht genannt. Das gegenwärtige Weltsystem
auf das Wirken von geheimen Mächten im Hintergrund zurückzuführen, ist jedoch
Angesichts dessen, dass Sabine Schiffer als Expertin für Islamophobie auftritt und
Zuspruch nicht zuletzt aus dem linken Milieu erhält, wäre es sehr ratsam, sich mit diesen
zeigt, dass hier sehr viele Defizite und Probleme und damit kaum sinnvolle
Ismail Küpeli