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Chorleitung am Fr, 16.08.

2019

WarmUp / Chorische Stimmbildung


• „Chorische Stimmbildung“ endet nicht mit dem WarmUp („Einsingen“), sondern die ganze
Chorprobe ist Stimmbildung
• Ziele von Chorischer Stimmbildung allgemein:
◦ sängerische Hilfen für bestimmte Probensituationen
◦ Ableiten von (sängerischen) Schwierigkeiten
◦ das Klangbild des Chores langfristig beeinflussen („bilden“), Homogenität und
Flexibilität des Chorklangs
• Ziele WarmUp
◦ angstfrei singen (= Bewusstsein „falsch gibt es nicht“)
◦ besser gelaunt herausgehen als herkommen („Fun-Faktor“)
◦ auf die konkrete Probensituation vorbereiten
• WarmUp-Ebenen: ICH – DU – WIR (Selbstwahrnehmung – in Beziehung zum Gegenüber
treten – als Gruppe wahrnehmen)
• WarmUp-Bereiche (Phasen)
◦ Körper und Geist: im Körper ankommen, Entspannung, Aufmerksamkeit von
Alltagsgedanken auf Probengeist führen
◦ Atmung: Tiefatmung, Zwerchfellaktivität, Atemdosierung, Initiieren der Einatemhaltung
(Atemstütze = „Zurückhaltend der Luft“)
◦ Stimme
▪ Phonation (Tonansatz, bequeme Mittellage, lange Töne auf Klinger oder
Klinger+Vokale)
▪ Resonanzen (Klinger)
▪ Tonumfang, Klangfarbe („Register“, Registerausgleich, Lagenausgleich)
▪ Artikulation, Bewusstsein für Lautbildung, Trainieren der Artikulationsorgane Zunge
und Lippen
▪ Klangfarbe/Klangeigenschaften, Vokalisation/Vokalausgleich, Intonation, Stimmsitz
(Vokale, Klinger+Vokal)
▪ Erweiterung des Stimmumfanges (Tiefe und Höhe) unter Beibehaltung der
Klangeigenschaften (Dreiklänge, Arpeggien, Skalen)
▪ Dynamik
▪ Mehrstimmigkeit, Harmonik, Balance („Klangausgleich“)
• Praxis des WarmUp im Chor („Einsingen“)
◦ Ziele, Ebenen und Bereiche sind nicht isoliert voneinander, sondern miteinander
verknüpft und bauen aufeinander auf (z.B.: Atmung braucht eine stabile und entspannte
Körperhaltung, die Stimmübungen basieren auf Körperspannung und Atmung, Vokale
brauchen Resonanzen, Tiefe und Höhe sind nur über guten Lagenausgleich ausbaubar
u.v.m.)
• Rolle Chorleiter*in
◦ Anleiten – reflektieren – korrigieren
▪ Hilfen für verschiedene Lerntypen anbieten: kognitiv (verbale Erläuterungen), visuell
(zeigen, eigene Körpersprache), auditiv (vorsingen), imaginär (Bilder, Metaphern),
kinästhetisch (Bewegungen)
◦ Beziehungen zwischen den Ebenen und Bereichen herstellen
◦ Stimmbildung geschieht am Einzelsänger*in und an der Gruppe (wenn sich die Gruppe
klanglich entwickeln soll, müssen sich die einzelnen Sänger*innen entwickeln und
sensibel für den Umgang mit der eigenen Stimme werden, die Stimmen der einzelnen
Sänger*innen müssen sich durch Sensibilisierung zu der „einen Chorstimme“
zusammenfinden)
◦ Probenatmosphäre initiieren: entspannt und gleichzeitig konzentriert
Übungen für den Bereich „Körper und Geist“

 Hallo, Kompliment und Tschüss


Im Raum durcheinander bewegen und paarweise begegnen, mit Namen begrüßen und
gegenseitig spontanes Kompliment machen, verabschieden
→ Kontaktaufnahme, Alltag hinter sich lassen, gute Laune (Ebenen ICH, DU)

 Führen und Folgen


paarweise
• Partner A führt Partner B an Händen gefasst (geschlossene Augen), ohne anzurempeln sicher
durch den Raum
• Partner A singt Ton oder kurze Tonfolge, Partner B wiederholt diese
→ Verantwortung übernehmen und Verantwortung abgeben, auditive Wahrnehmung
(Ebenen ICH, DU)

 Wellnesspackung
Imagination: Auf einer Wellnessfarm werden wir in eine Schlammpackung gelegt und vergessen.
Nun gilt es, sich nach und nach „freizukämpfen“:
 Fingerspitzen, Hände, Arme, Schultern, Kopf, Füße, Beine Hüfte, Oberkörper
 Freiheit genießen: Jauchzer mit Stimme + Streck- und Wegwerfbewegungen, Stimme
erfahren/probieren: verschiedene Tonhöhen, Resonanzbereiche, Kiefer, Zunge, Lippen lockern
 den Rest Schlamm abschütteln und wegpusten
(Ebene ICH)

 Schüttelanfall
• Hände – Unterarme – Oberarme – 1 Fuß – 1 Oberschenkel – Kopf – ganzer Körper – Stimme Ohhh
(Ebene ICH)

 Königsgang
• aufrecht wie ein König/ eine Könige durch den Raum schreiten, einander zunicken
(Ebene ICH)
• Gefäß auf dem Kopf tragen: aufrechte, gestreckte und gespannte Körperhaltung
(Ebene ICH)

 Managerschlaf: vierstündiger Tiefschlaf


◦ 1. Stunde: Atmung nachspüren, in die Fußsohlen spüren, den Boden, der uns trägt,
wahrnehmen, Zehenspitzen bewegen, Hände sind schwer und warm
◦ 2. Stunde: die umgebenden Geräusche werden unwichtiger und leiser, wir fallen in einen
Tiefschlaf, unsere Atmung ist ganz gleichmäßig, wir spüren in die Fußsohlen, unsere Zunge liegt
entspannt hinter den unteren Schneidezähnen
◦ 3. Stunde: Geräusche werden unwichtiger, wir spüren in die Fußsohlen, wir bewegen uns ein
wenig nach rechts, links, vorne und hinten
◦ 4. Stunde, wir schwanken hin und her wie Bäume im Wind, die von festen Wurzeln gehalten
werden, wir bewegen unsere Finger, Arme, öffnen langsam die Augen, strecken uns, gähnen,
schieben mit viel Kraft Wände auseinander
(Ebene ICH)

• Entspannungsfabrik
• Außenkreis (= Massagemaschine) und Innenkreis (= Fließband), jede Maschine führt konsequent
eine Massagetechnik (z.B. klopfen, streichen, Druckpunkt etc.) aus, nach 20-30 sek rotiert der
Innenkreis, nach 3-4 Stationen Wechsel
Varianten: gegenseitiges Massieren des Rückens im Kreis (oder paarweise), Vokaliter- Begleitung
des Massierens (Brust-/Körperresonanz) – Massieren des eigenen Nacken, Schädel, Gesicht,
Vokaliter-Begleitung des Massierens (Kopfresonanzen)
(Ebene ICH, DU)

• vom Cluster zum Akkord


• Tonsilbe „no“ einen angenehmen Ton singen (Focus bei sich selbst, eigener Stimme)
• auf TS „na“ wechseln und zu einem akkordischen Klang finden: Intervalle (Terz, Quinte), Moll- oder
Durdreiklang, Vierklänge, sus-Akkorde etc. (Focus bei sich und der Gruppe/Miteinander)
→ hörend und singend dissonante und konsonante Klänge in der Gruppe finden
(Ebenen ICH, DU, WIR)
• Im Raum durcheinander bewegen ohne zu rempeln
• Sechs Tempi: 0 = ganz langsam bis 5 = laufen
• CL klatscht und sagt neues Tempo an
→ Ziel: Ankommen, Körperbewusstsein, Selbstwahrnehmung
(Ebenen ICH)

• Im Kreis stehen; ringsum stampfen (re li), sodass ein stabiles Metrum reihum läuft
→ Ziel: rhythmisch-metrisches Zusammenspiel, Interaktion
Variante: Umdrehen, so dass man sich nicht ansieht = Verstärkung des auditiven Sinns
(Ebene ICH, DU, WIR)

• Aufrichtung aus schlaffer Haltung, bis in Überstreckung gehen, ideale Position finden
(Ebene ICH)

Bereich Atmung

Begriff Atemstütze = bedeutet kontinuierliche Bewegung (arbeiten gegen einen Widerstand)


 bessere Beschreibungen:
o Zurückhalten der Luft
o Beibehaltung der Einatemhaltung
o Atemführung
o Support
 Zusammenspiel verschiedener beteiligter Muskeln (Zwerchfell, Zwischenrippenmuskulatur,
Bauchmuskulatur, Rückenmuskulatur)
o Zwerchfellfunktion bewusstmachen:
 Hände vor dem Oberkörper verschränken
 Ausatmung: Ellenbogen zum Körper hin = Zwerchfell steigt entspannend nach
oben, Rippenbogen fällt zusammen
 Einatmung: Ellenbogen breiten sich aus, Hände werden flach = Zwerchfell senkt
sich, Rippenbogen ist geweitet
 Atemführung: bei der Ausatmung Ellenbogen nicht nachgeben, sondern leicht
nach außen führen = Zwischenrippenmuskulatur weitet sich
o Zwischenrippenmuskulatur
 Hände an unteren Rippenbogen legen und Atembewegung nachspüren:
 Einatmung = Weitung
 Ausatmung = Zusammenziehen
 Ausatmung dosieren: durch einen vorgestellten Strohhalm ausatmen (=
Zusammenziehen der Rippen ist deutlich verlangsamt, gefühlt bleibt die
Einatemhaltung erhalten)
o Bauchmuskulatur
 eine Hand an den Rippenbogen, andere auf Unterbauch
 Bauchdeckenbewegung wahrnehmen (Einatem = nach außen, Ausatem
= nach innen)
 beim Ausatem (durch vorgestellten Strohhalm) Unterbauch aktiv nach
innen ziehen
 Knautschball
 (realen oder vorgestellten) Softball zusammendrücken, loslassen = geht
in ursprüngliche Form zurück
o Beim (imaginären) zusammendrücken des Softballs ausatmen
o Druck lösen und automatisch weiten
 „Warme Hand“:
 Hände reiben, auf Unterbauch legen, Atem dahin führen und langsam
ausatmen (Atemluft will bei den warmen Händen bleiben)
o Rückenmuskulatur
 Luft aus zwei Wasserbällen drücken, indem man diese unter die Arme klemmt
(sss), Rücken- und Flankenmuskulatur übt aktiv einen Widerstand gegen die
„Wasserbälle“ aus
 Dehnung: eine Hand unter den Rippenbogen, den anderen Arm beim Einatmen
über die Seite nach oben führen, in eine seitliche Dehnung gehen, beim
langsamen Ausatmen den Arm senken
 „Super(wo-)man“: schwere Eisenstange auf Höhe der Achseln halten und nach
unten biegen (mit Ausatmen auf fff) und die Hände vor dem Unterbauch
zusammenführen, Loslassen und in Ausgangspostion zurückbewegen
(Einatmen)
o gemischte Übungen zur Bewusstmachung beteiligten Muskeln (bei allen Übungen der
Bewegungen von Zwischenrippen- Bauch und Rückenmuskulatur bewusst nachspüren,
arbeiten gegen einen Widerstand)
 Partnerübung: gegenüberstehen, Hände halten, gleichstark ziehen und dabei
auf sss oder fff oder sch ausatmen (Ebenen ICH, DU)
 König von Eisland will Rede halten und legt seinen Mantel mit langem psss ab
 Wand verschieben beim Ausatmen (Hände auf Höhe der Achseln)
 Bogenschießen:
 eine Hand nimmt Bogen auf
 Einatmung: Pfeil aus dem Köcher auf dem Rücken ziehen
 Ausatmung: Hand wandert nach vorn und legt Pfeil an die Sehne
 Einatmung: Bogen spannen, Ziel anvisieren, Spannung halten
 Ausatmen (kräftig tsch): Pfeil losschnellen lassen
 „Erstaunt-Übungen“ und „Gähn-Übungen“, „Lausch-Übungen“ → Weitung im
Bauch-Becken-Raum, Unterkiefer ist gelöst
 Vorstellung: Ball in den Händen halten, plötzlich fällt dieser herunter
 „Freudige Überraschung“: jemanden entdecken, den man nicht erwartet
(meist Ebene ICH)

 Zwerchfellreflex
Je höher der Luftverbrauch, desto höher ist der Lufthunger
Versuch: lange die Luft anhalten → erzwingt „Lufthunger“ = Atemreflex setzt von allein ein
→ Atemreflex setzt ein, wenn der Lufthunger am größten ist
→ Atemreflex bewirkt Bauchkontraktion nach außen

 Zwerchfellreflex provozieren
o Hand Unterbauch, andere Kreuzbein → gerufenes „Pohh“, mit Händen „nachhelfen“
→ Bauchdeckenspannung wird losgelassen, durch dieses „Loslassen“ strömt Luft
automatisch nach
o mit Tennisball prellen (oder vorstellen): hopp – hopp – hopp → „Loslassen“ nachspüren
o Explosiv-Laute (Verschlusslaute) p, t, k, hinteres ch (z.B. „Dach“), b, d, g provozieren
einen Zwerchfellreflex
(Ebene ICH)

• Atemreflex, Zwerchfellaktivierung
◦ P–T–K
▪ Aufgabe an den Chor: jeder entwickelt ein einfaches Rhythmik-Pattern (ein bis
max. zwei Takte 4/4),
▪ daraus entsteht ein Gruppengroove
◦ nicht gleich „drauflos“, sondern hören und peu á peu dazukommen
◦ Anfang und Ende kommt aus der Gruppe, nicht vom Chorleiter
◦ engagierte Konsonanten (Körperarbeit)
◦ erweitern durch ts, tf, psch
→ Zwerchfellaktivierung durch explosive Konsonanten, gestaltetes Stück; Anfang und Ende vom
Chor = Chorleiter/in gibt Verantwortung an die Gruppe ab, Chorsänger/innen sind zur Interaktion
aufgefordert
(Ebenen ICH, DU, WIR)

Übergangsübungen (Körper/Geist – Atmung - Stimme)

• Kluge Moleküle
Kommandos: „Allein“, „Paar“, „Gemeinsam“
• Klavier-Groove (Chorleiter), z.B. taktweiser Harmoniewechsel I-IIm7 (C - Dm7)
• Chor geht dazu durcheinander, findet Metrum (Viertel, auch Halbe- oder Achtel- oder Ganzepuls)
◦ Erweiterung: rückwärts/seitwärts gehen, paarweise (führen und folgen)
• Ton oder Motiv singen, der/das zum Klavier-Groove passt
• Partner suchen, zusammen Motiv oder Ton finden
• gemeinsam Gruppensong finden
→ Prozess ICH (alleine gehen, „eigenen Ton“ singen) – DU (Partner suchen, Töne/Motive tauschen,
zu zweit singen) – WIR (Gruppensong)

• Powerball:
◦ im Metrum durch den Raum laufen, CL ruft Zahl (4-6–7-8-3-4…/ zählt rückwärts)), nach
Erreichen der Schrittzahl bleiben alle stehen und formen einen fokussierten Ausatmer (ff, ss, sch
oder „Energieball“ = beim Ausatem einen imaginären Ball ausdrücken/Wasserball
hochführen/Gasballon tiefhalten), Ausatemlänge entspricht der genannten Zahl
Varianten (Focus bleibt aber auf Atemvorgang = geführter Ausatem, Aktivierung und
Bewusstmachung der Atemmuskulatur):
◦ Atemklänge, z.B. wo, wu etc. (diverse Vokale); es entsteht ein Cluster
◦ Tonraum erweitern, Zwei- und Dreitonmotive (1-2-1-2-1, 1-2-3-2-1), glissandi = Stimme
ausprobieren, Range erweitern bis zum vollen Umfang
◦ Martellatotöne in der angegebenen Zahl (stimmlos mit Atemsilben ff-ss-sch oder stimmfaft mit
Tonsilben)
(Ebene ICH)

• Stimme ausprobieren
◦ Eine Hand auf das Schädeldach, die andere auf die Brust. Klänge werden gesummt oder
gesungen – Vokale, Klinger, Tonfolgen, Melodien etc. - und der Klang mal mehr in Richtung
Brust- , mal mehr in Richtung Kopfresonanz gelenkt. Vokale und Silben sollen gewechselt
werden, Tonhöhe und Dynamik variieren.
(Ebene ICH)

• Call & Call (C&C = Eine/r singt vor, Chor wiederholt)


zweitaktige Phrasen, Hören und Imitieren
 Artikulation
 Vokalisation
 Funktionsweisen / Modes
 Dynamik
→ verschiedene Funktionsweisen der Stimme vom Chor ausprobieren, schnelle Wechsel
fordert und fördert von Chorsänger/innen Aufmerksamkeit
→ Variante: paarweise oder Kleingruppen
(Ebenen DU, WIR)

• Laut-Impovisation: verschiedene Laute mit der Stimme erzeugen, Vokale: hoch, tief, laut, leise, lang,
kurz; Kontraste bilden (Kleingruppe, Partner)
(Ebene ICH, DU, WIR)

Bereich Stimme

Phonationsübung
zur Tonerzeugung (Phonation) werden die Stimmlippen mit Hilfe des Stellknorpels aneinander geführt
(Stimmritze geschlossen) und von der durchströmenden Ausatemluft in Schwingung versetzt

• Phonationsübung (Cluster)
◦ lange Töne auf beliebiger Tonhöhe und beliebigem Vokal oder Klinger, Wechsel von Klangsilbe
und Tonhöhe mit jedem Atemzug
◦ Atempause bewusst wahrnehmen
◦ Atemlänge variieren lassen
→ Atemdosierung, Resonanzen spüren/selbstständig erkunden, Stimme ausprobieren,
→ Variante: Gruppe entwickelt eigenes Stück (Klangflächen-Improvisation)
(Ebene ICH, in Variante DU, WIR)

Stimmeinsatz, Stimmbandschluss
Für das Singen werden drei Einsatzarten unterschieden:
• verhauchter Einsatz (Stimmlippen schließen nicht ganz)
• harter Einsatz (Glottisschlag)
• weicher Einsatz (wird in der klassischen Musik am häufigsten verwendet)
◦ Hilfen für den weichen Stimmeinsatz
▪ h vorschicken (leichter Hauch)
▪ inalare (Bewegung zum Körper hin vorstellen)
▪ auf Einsatzvokalen einatmen
▪ gesungene Linie: vorbereitender Atem – weicher Einsatz – inalare → Atemmuskulatur bleibt
aktiv

• Übungen zum Stimmbandschluss


Grundvoraussetzung: wacher Körpertonus, aktive Atemführung (Atemstütze, Support), Lockerheit im
Kehlkopfbereich
◦ Stimmbandschluss und Toneinsatz wahrnehmen: bei ruhig fließendem Atem von ff in ww (= ff mit
Stimme) übergehen
◦ Konsonanten-staccato-Übungen (g, k, t, p etc)
◦ „Tropfender Wasserhahn“:
a) freie Tonhöhen, staccato am weichen Gaumen (g, pa, pi…), geflüstert beginnen, etwas
forcieren, cresc-decresc, wechselnde Intensität, (auf Dirigenten achten)
→ Hals ist weit, Zunge gelockert, Zwerchfell aktiv
b) kräftiger Ton: „blubb“ = eher hoch angesetzt, „blibb“ = fällt in kleinen Tropfen, „blobb“= fällt ins
Fass
◦ Terztreppe 5 3 4 2 3 1 2 7 1
 fa, fi: f (und andere Zisch- und Reibelaute) verhindert einen harten Einsatz, weil sie Druck
abgeben
→ ping, pong, ti to verhindern verhauchten Einsatz
◦ Verhauchter Einsatz: H vor Vokale, aus Hauch in den Ton, im äußersten pp beginnen
◦ Klinger vor Vokal setzen (n ist sehr geeignet)
Inhalare da Voce  Vorstellung, Töne einsaugen, nach innen singen
◦ F-W-O: geführtes langes fff, schleichend in w auf beliebiger Tonhöhe wechselnd, von hier auf o
wechselnd; möglichst ohne Wackler (= konstanter subglottischer Druck und ausgewogene
Stützenergie), auch als S-Ss-I, Sch-J (engl. „Jungle“)-E
▪ F (S, Sch) = stimmlos
▪ W (Ss, J) = stimmhaft (Konsonant)
▪ O (I, E) = Vokal
(Ebene ICH)
für Ebenen DU, WIR: Übungen als Partnerübungen, Call&Call, Call&Response (Imitation oder
Kontraste bilden), Gruppenimprovisation (z.B. zum Bild „tropfender Wasserhahn“)

Resonanz
Resonanzen
• Kopfresonanz: alle Räume oberhalb Stimmlippen = Rachen-, Nasen- und Mundraum („Ansatzrohr),
Schädelknochen und -höhlen
• Brustresonanz: alle Räume unterhalb der Stimmlippen = Körperklang
• Ziel: alle Resonanzbereiche in das Klanggeschehen einbeziehen (bei hohen Tönen soll der Körper
mitschwingen, in tiefen Tönen soll Kopfresonanz enthalten sein)
• Voraussetzungen:
◦ Körperhaltung
▪ wach und locker
▪ Kopf „ruht“ auf dem Oberkörper, ist beweglich
▪ Unterkiefer ist entspannt
◦ Atmung
▪ Atemführung (Atemstütze, Atemmuskulatur aktiv)
▪ Zwerchfell kontrolliert die Ausatmung

• Übungen zu Resonanz
◦ Resonanzräume entdecken: gesummtes m, n, ng → mit der Hand Resonanzen finden: wo
vibriert es am meisten? Wo spürt man gar nichts?
◦ Resonanzräume erfahren, „Tonansatzpunkte“ finden:
▪ w: Töne „streicheln“ das Brustbein, Brustresonanz
▪ n: vorderer Gaumen, „Biss“, Lächelstellung
• durch die Augenbrauen den Ton hereinholen
• Jalousien öffnen (Stirn, ganze Gesichtsfläche)
• vom Gesicht durch den Kopf nach hinten leiten
• von n auf i gehen, zurück, Ton in Zungenspitze einschließen
▪ ng: hinterer Gaumen: mit der Zungen von den Zähnen bis zum höchsten Punkt fühlen =
Schwingungskern; diesen als Anfangspunkt immer suchen, sonst Knödel
• weiter nach oben
• hinten heraus
• Rückenfläche strahlt aus
• von ng auf a gehen, Punkt: weicher Gaumen, auf ng zurück
▪ m: Stirn, Schädeldach, Fontäne aus dem Dach
• Nase wird länger
• Fenster hinten öffnen
• Schläfengriff (Schubladen herausziehen/Lächelstellung)
• von m auf a gehen, dort platzieren, wo das m sitzt!
▪ Auch andere Vokale verwenden
▪ „Ansatzpunkte“ des Tones:
• hinterer Resonanzbereich („Kuppel“): weicher Gaumen, Nacken → dunkle Färbung,
Weichheit
• vorderer Resonanzbereich („Maske“): harter Gaumen (Schneidezähne), Nasenwurzel,
Augen, Stirn → helle Färbung, Metall, Strahlkraft
• Schädeldach: Mitte
▪ Resonanz wandern lassen
• Vorstellung: Ton in der Hand (ausgestreckter Arm)
• beim Singen eines Tones den Arm über den Kopf nach hinten führen, das „Tonzentrum“
bleibt in der Hand, Resonanz wandert mit (von vorne nach hinten / Maske zu Kuppel
• mm, mnjam → gesummt („Kaumethode“ → verschiedene Resoanzbereiche
ansprechen)
• Worte artikulieren „wunderbar“, „lecker“ → auf einem Ton oder kleine Tonfolgen,
ausdrucksstark (Bild „leckeres Essen“)
▪ „leckeres Essen“ - emotionale Anbindung
◦ in Tonfolgen übergehen lassen: 5-3-4-2-3-1-2-7-1 oder 5-4-3-2-1-2-3-4-5-4-3-2-1
▪ Hilfen:
• Ton ansetzen im Stirnbereich („indischer Punkt“, Nasenwurzel),
• Pfeile werfen
• Töne von vorne pflücken (inalare)
• „auf dem Atem“ singen = an die Körperresonanz anbinden = Verbindung zu
Atemmuskulatur spüren
(Ebene ICH)
(gute Erweiterungsmöglichkeiten zu Ebenen DU: Übungen als Partnerübungen ausführen =
Partner 1 macht etwas vor (einen Klinger oder Motiv mit Klinger), Partner 2 imitiert oder bildet
Kontrast)

Register
• Die Stimme hat unterschiedliche Klangqualitäten = eine Reihe aufeinanderfolgender Töne
unterscheiden sich mehr oder weniger deutlich
◦ Randstimme (Randschwingung; Qualität: leise, hoch, weich) → bevorzugte Vokale: u,
geschlossenes o
◦ Bruststimme (Vollschwingung; Qualität: laut,tief, metallisch) → bevorzugte Vokale: a, offenes o
→ der Übergang von Rand- zu Bruststimme liegt ungefähr zwischen f1-a1
→ das Verhältnis Bruststimme : Randstimme
▪ Frauenstimme: ca. 1:2
▪ Männerstimme: ca. 2:1
◦ Falsett: schlanke Klangqualität ohne viel Volumen, eher hell gefärbt, dünner Kern (Unterschied
zur Randstimme: diese ist eher luftig, hohl, dunkel gefärbt) → bevorzugte Vokale: i, e
• Registerübergang (Lagenausgleich, Passagio): Beteiligung der Stimmfaltenmasse zu- und
abnehmend
• Registerausgleich: angepasstes Verhältnis der Register im Stimmklang = Mittelstimme /
Einregister / voix-mixte / voce mista, Vermeiden von harten und deutlich hörbaren Übergängen
(„Registerbruch“)

• Übungen zu Register (Registerausgleich)


→ Chorleiter*in muss das Klangergebnis des Chores ständig reflektieren und ggf. Hilfen bieten
→ mögliche Hilfen: stabile Körperhaltung und aktive Atmung, Kopfresonanzen (dunkle Vokale o und
u verwenden), Ton hereinholen (inalare), Singen in einem großen Raum, z.B. eine gotische
Kathedrale ausfüllen, Linie in einer Ebene denken
◦ Glissandi
◦ Seufzer 5 4 3 2 1 hu → weicher kopfiger Einsatz
◦ abwärtsführende Skalen und Dreiklangsbrechungen
◦ Tonraum durchmessend Skalen und Dreiklänge (auf und abwärts)
◦ Kombinationen von Rand- und Bruststimmen-Vokalen: z.B. so-ja, na-ni etc.
(Ebene ICH)

Artikulation
• das Ansatzrohr
◦ umfasst den Raum von den Stimmfalten bis zu den Lippen und Nasenöffnungen: Rachen,
Nasenraum, Mundhöhle.
◦ gewährleistet die Formung des im Kehlkopf entstehenden Grundklangs zum außerhalb des
Körpers wahrnehmbaren Endklang
◦ dies geschieht:
▪ durch Herausfiltern oder Verstärken von Klanganteilen
▪ der Grundklang wird in die verschiedenen Vokale und klingende und geräuschhafte
Konsonanten geformt

Übungen zur Artikulation


• Klangmetamorphose
◦ Die Spieler*innen verteilen sich im Raum und beginnen ohne Unterbrechung Konsonanten zu
sprechen. Es darf kein Vokal zu hören sein. Die Konsonanten sollten sehr deutlich und scharf
artikuliert werden, sodass ein zischender, knacksender Lautteppich entsteht.
◦ Eine Spieler*in geht langsam durch den Raum und berührt nach und nach jede Spielerin, welche
daraufhin zu summen beginnt (möglichst keine bekannten Melodien oder markanten Rhythmen,
einzelne lose verbundene Töne unterschiedlicher Tonhöhe), bis sich der Konsonantenteppich in
einen Summteppich verwandelt hat. Dies sollte nicht zu schnell gehen, auch ist es sehr
wirkungsvoll, wenn die Verwandlung von sehr unterschiedlichen Punkten des Raumes aus
geschieht.
◦ Eine weitere Spielerin geht durch den Raum und berührt nach und nach jede Spielerin, welche
daraufhin beginnen, Vokalisen zu singen, bis sich der Summteppich in einen Summteppich in
einen Vokalteppich verwandelt hat.
(Ebenen ICH, DU, WIR)
• Zungentraining
◦ bewegliche Zunge (schnelle Folgen mit Konsonant ‚l‘)
▪ 5432123454321 (Skala) bzw. 5313531 (Dreiklang), Tonsilben „bla“, „blo“, „blo“, „blei-blau“
etc., schnelle Abfolge ohne Unterbrechung des Klangstromes („auf dem Atem singen“)
▪ 5654543432321 Tonsilben „le-be-le“ / „lo-bo-lo“ / „lu-bu-lu“
◦ Zungenrücken
▪ Silben mit ‚j“, dabei auf Zungenstellung achten: Zunge berührt obere Backenzähne
▪ 123454321 (Skala) bzw. 13531 (Dreiklang), Tonsilbe „ja“, „jo“, „ju“, entscheidend ist die
Hoch-Stellung des Zungenrückens (Hilfe: Lächeln, Wangenknochen leicht anheben)
▪ Zungenbrecher, z.B. „Jetzt geht jeder nach Jena um jenen in Jena jagen zu sehn“, auf
einem Ton oder verschiedenen Tonfolgen, denke vor jedem ‚j‘ ein ‚i‘ („(i)jetzt geht (i)jener ...“)
(Ebene ICH)
• Vokalbildung
◦ 544332211 → Zweierbindungen auf Tonsilben „nu“, „no“, „na“, „ne“, „ni“ (Trainieren der
Vokaleinstellung)
◦ 54433221 → Zweierbildungen mit Übergängen „nu-no“, „no-na“, „na-ne“, „ne-ni“ u. Umgekehrt,
später entfernte Kombinationen, z.B. „nu-na“, „ni-na“, „ne-nu“ etc
◦ schnelle Abfolgen zur Lockerung: 8877665 4433221, verschiedene Vokale verwenden „nimm“,
„namm“, Kombinationen „nimm-namm“ etc
• Zungenspitze und Lippen
◦ 132435421 1 1 „pongo“, „bongo“, „tango“, „ziza“: energisches Aussprechen der Konsonanten,
Rückfederung im Zwerchfell
• Mundraum
◦ Diphtonge au, eu: 8 65 31 „schau, so schau, so schau“, „blau, so blau, so blau“
→ sch und bl bringen Vokalklang in den Vordersitz
• Nasenraum
◦ ng: 123 345 5654321 mit „Glockensilben“ ding ding ding / dang dang dang etc
◦ 55554444333322221 ling-e-lang-e, l und i sorgen für Vordersitz
(Ebene ICH)
Klangfarbe
• je nach artikulatorischer Einstellung (durch Bewegungen der Zunge, der Mundlippen und des
Gaumensegels im Ansatzrohr) werden unterschiedliche Obertonbereiche des Grundklangs verstärkt
= es entsteht die charakteristische Klanggestalt eines Vokalklanges

Vokaldreieck:

Mund/Lippen:

Weit geöffnet

geschlossen

Zunge: hinten vorne


• Klangfarbe (hell – dunkel), Resonanzbereiche und Klangeigenschaften
◦ i, e = eher heller Klang, vorderer Resonanzbereich (Maske, Vordersitz), Körperklang
(Brustregister), Brillanz, Metall, Strahlkraft, Tragfähigkeit
◦ o, u = eher dunkler Klang, hinterer Resonanzbereich (Kuppel), Kopfresonanz (Randstimme),
Rundung, Weichheit
• Vokalübergänge:
◦ hell → dunkel = i – e – a – o – u
◦ dunkel → hell = u – o – a – e – i
• Umlaute (ä, ö, ü) stellen natürliche Beziehungen zwischen den Stammvokalen her:
◦ a–ä–e
◦ u–ü–i
◦ o–ö–e
• Vokalklänge haben einen Tonkern mit gleichen Anteilen (schafft Verbindung, Kontinuität) und eine
Peripherie mit Spezifika (schafft Differenzierung)
• Vokalausgleich = bruchloser Übergang der Vokalklänge

Übungen zur Vokalisation


• „benachbarte“ Vokalfarben (s. Dreieck), z.B. u-o mit passenden Konsonanten, z.B.
◦ „Aufhellen“ dunkler Vokale: nu-no, lu-lo
◦ „Abrunden“ heller Vokale: mi-me
• entfernte Vokalfarben über entsprechende Wege vorbereiten, z.B. die Verbindung i – o
◦ i – (e – ö –) o oder i – (ü – ö –) o
◦ die Zwischenstufen reduzieren und weglassen = i – o
• Übungen mit wechselnden Vokalen auf gleichbleibender Tonstufe
• Übungen mit und ohne Zwischenkonsonanten (nu-no-na bzw. nu-o-a)
• Skalen im Terz-, Quint- und Oktavraum
• Dreiklangsfolgen
• ein- und mehrstimmige Übungen, z.B. „Grundübung zur Klanggestaltung“
(Ebene ICH – DU – WIR: Vokalisation zielt auf eine einheitliche Klangfarbe im Chor)

Höhe und Tiefe


• Voraussetzung:
◦ gute Atemführung (Atemstütze)
◦ Flexibilität und Lockerheit von Kehlkopf und Unterkiefer
◦ Registerausgleich
◦ Erschließen der Kopfresonanz (Kuppel, Randstimme)
• Höhe und Tiefe gehören zusammen: („Gegenzug“) = Verankerung des hohen Tones,
„Gegengewicht“ spüren, Schweben des tiefen Tones, hängt von oben herab

Übungen:
• Erschließen des Kopfresonanz:
◦ Linien von oben 54321, TS nu, piano, kein Registerbruch
◦ Dreiklänge von unten 1-3-5-(8-10-8-5-)3-1, TS nu, ju, gleitende Übergänge, „hinterer Aufzug“,
Spitzenton schon im Anfangston mitempfinden, Anfangston körperlich verankert fühlen
(Atemmuskulatur, inalare), für hohe Männerstimmen eignen sich auch gut die hellen Vokale e
und i
• Dreiklangs-Aufschwung-Übungen: Spitzenton auf unbetonte Zeit setzen
◦ 5–8–5–3–1
◦ Vokal a: Übungssilben z.B. „Fen-ja-la“, „wan-ja“, „Li-a-ne“
Hilfestellungen: „nach-vorne-singen“, „Fenster auf“, beim Spitzenton etwas aufbrechen oder
auseinanderziehen, Gegenbewegung nach unten ausführen, leicht in die Knie gehen, Schritt
rückwärts machen
• Tiefe: Dreiklänge von oben 5-3-1-3-5-3-1, Tonsilbe „ne-o“, „ni-a“ (bringt Stimmsitz in die tiefe Lage),
Tonsilbe „dun-ja“ (bringt Weichheit und Kopfresonanz in die tiefe Lage)
(Ebene ICH)
Dynamik (Voumen)
• Voraussetzungen:
◦ Körperspannung: stabile und lockere Haltung
◦ Bewusstsein für die Atemräume
◦ Bewusstsein für die Resonanzräume
◦ Kräftigung des Zwerchfells
◦ Beweglichkeit von Lippen, Zunge
→ ein Crescendo bedeutet Volumenzunahme/Volumenausbreitung in alle Richtungen („der Ton
wächst“), wie ein Ballon, der in seiner Ausdehnung größer (oder beim Diminuendo kleiner) wird

Übungen
• einen Ton gefühlt in der Mitte des Kopfes ansetzen und dann in alle Richtungen ausbreiten lassen (=
crescendo), beim Diminuendo nimmt der Ton den gleichen Weg von außen nach innen zurück
◦ Übung auf einem Ton ausführen
◦ auf Tonreihe, z.B. nu-no-na (cresc.), na-no-nu (dim.), auch im Terz- oder Quintraum
• klangvolle Silben, z.B. „Hal-le-lu-ja“ singen, dabei die Arme in einer geführten Bewegung ausbreiten
(das Wachsen des Tones/die Volumenzunahme wird damit erfahren)
• viele andere Tonfolgen im Terz-, Quint und Oktavraum auf verschiedenen Silben können zu
Dynamikübungen werden, wenn man den Fokus auf die Volumenzu- und abnahme verlagert
(Ebene: ICH)
• mehrstimmig: einen Akkord oder Kadenz oder Akkordfolge (z.B. aus der zu probenden Literatur)
unter dem Aspekt Volumen singen lassen, ggf. Tonsilben (Vokale u und o eher piano, e und i mezzo
und a forte) verwenden
(Ebene: WIR)

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