WIES O , W E S H A L B , W A R U M
Wie funktioniert eigentlich
Bilderfassung?
Bilderfassung, das ist der Transfer
von Bilddaten in den PC, deckt in
der Regel den gesamten Weg von
der Kamera bis in den Hauptspei-
cher des PC ab. Dort werden die
Bilddaten dann für die nachfol-
gende Verarbeitung per Software
oder zur Speicherung bereitgestellt.
In der Bildverarbeitung spielt die Bilderfas-
sung neben der passenden Hardware bei
Kamera, Optik und Beleuchtung einerseits
und der Algorithmik andererseits eine äu-
ßerst wichtige Rolle. Dabei kommen in der
Praxis sowohl für die Übertragung zwischen
Kamera und PC als auch für den Transfer in
den Hauptspeicher zur Weiterverarbeitung
verschiedene Technologien zum Einsatz.
Das Angebot am Markt umfasst klassische
Bilderfassungskarten für analoge und digi-
tale Kameraschnittstellen. Zudem existieren
seit einiger Zeit so genannte Erfassungs-
boxen, die Kamerasignale von einer Schnitt-
stellen-Technologie in eine andere wandeln.
Außerdem kommen immer häufiger auch
einfache Interface-Karten für FireWire, USB
oder Gigabit-Ethernet zum Einsatz.
Bilderfassung à la Carte
Bis vor wenigen Jahren beschränkte sich die
Bildeinzugstechnologie ausschließlich auf
Bilderfassungskarten, so genannte Frame-
grabber. Diese PC-Einsteckkarten stellen zur
Kamera eine analoge oder digitale Schnitt-
stelle zur Verfügung. Über sie werden die
Bilddaten unter Verwendung des vorhande-
nen PC-Bussystems in den Hauptspeicher
geschrieben, ohne dabei die CPU zu belas-
2 IndustrialVISION 2/2008
SERIE
ten. Meist kommen dabei PCI-Karten, zu-
nehmend aber auch Grabber auf Basis von
PCI Express zum Einsatz. Diese Karten inte-
grieren zum Teil bereits Vorverarbeitungs-
Möglichkeiten. Framegrabber sind in Bezug
auf die möglichen Datentransferraten auch
heute noch mit Abstand die leistungsfähigste
Lösung. Die mögliche Bandbreite reicht heu-
te je nach eingesetzter Technologie bis hin
zu 750 MByte/s bidirektional. Die häufig an-
gegebene theoretische Bandbreite ist real nie
erreichbar, da immer ein gewisser Protokoll-
Overhead erforderlich ist.
Althergebrachten PC-Bussystemen war ge-
mein, dass die Bandbreite zu einem Zeit-
punkt nur in eine Richtung zur Verfügung
stand. Eine bidirektionale Lösung ist für man-
che Anwendungen jedoch interessant, da
moderne Framegrabber oft nicht nur Bild-
daten erfassen, sondern auch komplexe Vor-
verarbeitung in Hardware durchführen kön-
nen. Etwas anders arbeiten Systeme auf Basis
des modernen PCI Express-Busses. Hier wer-
den die Daten nicht parallel gesendet, son-
dern für die Übertragung in einen seriellen
Datenstrom umgewandelt. Damit existiert -
vereinfacht ausgedrückt – je eine getrennte
Leitung zum Senden und zum Empfangen
der Daten, die auch parallel betrieben wer-
den können. So lassen sich per PCI Express
Daten in den Hauptspeicher schreiben, wäh-
rend zeitgleich Daten auf das Board transfe-
riert werden, um z. B. Hardware-Vorverarbei-
tung auf dem Framegrabber durchzuführen.
Bilderfassung aus der Box
Es existieren darüber hinaus auch Kombina-
tionen verschiedener Schnittstellen in Form
so genannter Erfassungsboxen. Mit ihnen
lässt sich z.B. ein digitales CameraLink-Si-
gnal erfassen und die Daten dann über eine
Gigabit-Ethernet-Schnittstelle zum PC schi-
cken. Diese Systeme ziehen ihre Vorteile vor
allem daraus, dass sie die Merkmale von ver-
schiedenen Schnittstellen kombinieren. Sie
ermöglichen dadurch z.B. die Nutzung von
Kameras, die aufgrund ihrer Schnittstelle ei-
gentlich einem Kabellängen-Limit unterlie-
gen, über Entfernungen von bis zu 100m.
Auch in diese Erfassungsboxen sind häufig
weitere Kommunikations-Schnittstellen in-
tegriert. Somit lassen sich bereits installierte
Systeme leicht auf moderne Übertragungs-
technologien umstellen.
Es geht auch ohne
Mit dem Einzug von digitalen Schnittstellen
können in bestimmten Anwendungen statt
eines Framegrabbers auch einfache Schnitt-
stellenkarten genutzt werden. Diese werden
direkt an die Kamera oder über Hubs ange-
schlossen. Der aktuellste Trend in der Bild-
verarbeitung besteht in der Nutzung der
weit verbreiteten Ethernet-Netzwerktech-
nologie für die Übertragung von Bilddaten.
Die Schnittstelle im PC wird dabei über eine
gängige Netzwerkkarte realisiert. Natürlich
müssen auch bei dieser Technik stets die
technischen Randbedingungen wie Bau-
form und Bandbreite des gewählten Bus-
systems berücksichtigt werden. Ein weiterer
Pluspunkt dieser Architektur: Häufig stehen
Netzwerk-, FireWire- oder USB-Karten be-
reits im Chipsatz des Mainboards zur Verfü-
gung, so dass weder zusätzlichen Kosten
anfallen noch ein Steckplatz belegt wird.
Die technisch verfügbaren Möglichkeiten
rund um das Thema Bilderfassung sind also
zahlreich. Da erst eine optimale Auswahl und
Abstimmung der eingesetzten Komponen-
ten zum bestmöglichen Ergebnis im Einsatz
führen kann, empfiehlt es sich für weniger
erfahrene Anwender, den Rat von Technolo-
gie-unabhängigen Anbietern einzuholen.
Georg Schelle, Vertrieb und Produktmanagement,
Stemmer Imaging GmbH in Puchheim