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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Für die historische Region Aserbaidschan im äußeren
Nordwesten des Iran siehe Aserbaidschan (Iran).
Azərbaycan Respublikası
Republik Aserbaidschan
Flagge Emblem
Amtssprache Aserbaidschanisch
Hauptstadt Baku
Staatsform Republik
Regierungssystem Präsidialsystem
Bruttoinlandsprodukt 2016[2]
0:00
Zeitzone UTC+4
Kfz-Kennzeichen AZ
Internet-TLD .az
Telefonvorwahl +994
Baku
Gəncə
Sumqayıt
Mingəçevir
Şirvan
Şəki
Naxçıvan
Cəlilabad
Bərdə
Bazardüzü
RUSSLAND
IRAN
ARMENIEN
GEORGIEN
Nachitschewan
Kaspisches Meer
Mingəçevir-Stausee
Inhaltsverzeichnis
2Geographie
o 2.1Landschaft
o 2.2Tierwelt
o 2.3Klima
3Bevölkerung
o 3.1Sprachen
o 3.2Religionen
3.2.1Islam
3.2.2Judentum
3.2.3Christentum
4Geschichte
5Politik
o 5.1Regierung
o 5.2Opposition
o 5.3Außenpolitik
5.3.1Armenien
5.3.2Europapolitik
5.3.3Kaviar-Diplomatie
5.3.4Verhältnis zu Deutschland
6Recht
o 6.1Menschenrechte
6.1.2Homosexualität
7Militär
8Verwaltung
o 8.1Rayons
o 8.2Autonome Republik
o 8.3Städte
9Wirtschaft
o 9.1Entwicklung
o 9.2Bodenschätze
9.2.1Öl
9.2.2Gas
o 9.3Arbeitsmarkt
o 9.4Außenhandel
o 9.5Staatshaushalt
10Infrastruktur
o 10.1Eisenbahn
o 10.2Flugverkehr
o 10.3Sonstige Infrastruktur
11Gewerkschaften
o 12.1Feiertage
o 12.2Küche
o 12.3Filmkunst
o 12.4Literatur
o 12.5Bildung
o 12.6Sport
o 12.7Schach
o 12.8Bekannte Aserbaidschaner
13Siehe auch
14Literatur
15Weblinks
16Einzelnachweise
Etymologie und Gebrauch
Der Name Aserbaidschan stammt höchstwahrscheinlich von Atropates,
einem Satrapen Alexanders des Großen im Jahr 328 v. Chr., ab,[4] der über das Gebiet
des heutigen Iranisch-Aserbaidschan herrschte. Das von ihm kontrollierte Gebiet
nannten die Griechen (Media) Atropatene; die Parther machten daraus Aturpatakān,
die Sasaniden dann Adurbadagān bzw. Adeirbadagān, woraus schließlich die heutige
Namensform wurde. Nach einer älteren, heute allgemein als überholt geltenden
Hypothese könnte der Ausdruck Aserbeidschan seine Wurzeln hingegen auch im
antiken Zoroastrismus haben, wo es in der avestischen Frawardin Yasht heißt:
„âterepâtahe ashaonô fravashîm ýazamaide“ („Wir verehren den Faravahar des heiligen
Atarepata“).[5] Hierfür könnte immerhin sprechen, dass sich in jenem Gebiet, das in
der Spätantike Adurbadagān hieß, das große Feuerheiligtum Tacht-e Suleiman befand
(heute liegt es im Iran). Das Gebiet der heutigen Republik Aserbaidschan ist deutlich
kleiner als das des antiken Media Atropatene und stimmt großteils mit Albania überein.
[6]
Geographie
Aserbaidschan hat eine Fläche von 86.600 km². Davon nimmt die Autonome Republik
Nachitschewan 5500 Quadratkilometer ein. Circa 14 %[8] des Staatsgebiets sind seit
Anfang der 1990er Jahre von den Einheiten der Karabach-Armenier besetzt,
darunter Bergkarabach und dessen Verbindungswege nach Armenien.[9]
Aserbaidschan hat Anteil am Kaspischen Kaukasus. Im Süden des Landes befindet
sich der Kleine Kaukasus. An der Grenze zum Iran erhebt sich das Talyschgebirge. Der
höchste Berg ist der zum Großen Kaukasus gehörende Bazardüzü mit 4466 Metern
unmittelbar an der Grenze zu Russland. Größter See ist der Sarısu mit 67 km².
Die Kura (aserbaidschanisch Kür), die im Mingetschaur-Stausee zum größten
künstlichen Binnensee des Landes aufgestaut wird, mündet nach 1364 Kilometern
Länge in das Kaspische Meer. Der Aras bildet die Grenze zum Iran. Zum Staatsgebiet
gehören auch die Inseln Pirallahı und Cilov im Kaspischen Meer. Auf der
Halbinsel Abşeron gibt es mehrere Ölfelder.
Das Land ist zu 50 % von Ackerland, zu 11,5 % von Wald und zu 1,6 % von Wasser
bedeckt.
Tierwelt
Etwa 18.000 Tierarten – darunter 102 Säugetierarten – leben in Aserbaidschan, so zum
Beispiel Braunbären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche, Gazellen, Goldschakale, Eurasisch
e Luchse, Leoparden und Streifenhyänen, aber auch Reptilien und Nagetiere.
Die Spinnenfauna Aserbaidschans ist gut untersucht – bisher sind hier 717 Arten
nachgewiesen worden (Stand 2019).[10][11]
Siehe auch: Liste der Reptilien Aserbaidschans
Klima
→ Hauptartikel: Klima Aserbaidschans
Die Republik Aserbaidschan hat 9.593.000 Einwohner (Stand 2015). 53,1 % der
Bevölkerung leben in Städten.[12] Das Bevölkerungswachstum 2010 betrug 1,3 %. 23 %
der Bevölkerung sind unter 14 Jahre alt.[13] Die Lebenserwartung betrug 2016 im
Durchschnitt 72,5 Jahre (Männer: 69,5 Jahre, Frauen: 75,8 Jahre).[14]
Siehe auch: Frauen in Aserbaidschan
91,6 % oder 8.172.809 Personen der Bevölkerung betrachteten sich bei der
Volkszählung 2009 als Aserbaidschaner. Den restlichen Anteil bildeten die
180.300 Lesgier (2,02 %), 120.306 Armenier (1,35 %), 119.307 Russen (1,34 %),
111.996 Talyschen (1,26 %), 49.838 Awaren (0,56 %), 37.975 Türken (0,43 %),
25.911 Tataren (0,29 %), 25.218 Taten (0,28 %), 21.509 Ukrainer (0,24 %),
12.289 Zachuren (0,14 %), 9912 Georgier (0,11 %), 9084 Juden (0,1 %),
6065 Kurden (0,07 %) und 3821 Udinen (0,04 %). Andere Minderheiten sind
die Mescheten (ca. 106.000), Grizen (ostkaukasische Sprache; ca. 4400)
und Chinalugen (ostkaukasische Sprache; ca. 2200).[15] Die seit dem 19. Jahrhundert in
der Region lebenden Kaukasiendeutschen wurden während des Zweiten Weltkrieges
zumeist deportiert. Die hauptsächlich aus dem Königreich Württemberg stammenden
landlosen Bauern (Schwaben) waren auf Initiative des russischen Zaren Alexander I. im
westlichen Teil Aserbaidschans angesiedelt und gründeten dort mehrere Kolonien,
darunter Helenendorf, Annenfeld, Georgsfeld, Traubenfeld und Eigenfeld. Bis zu ihrer
Deportation lebten Schätzungen zufolge bis zu 20.000 Deutsche in Aserbaidschan. [16]
Zwischen 12 und 15 Millionen Aserbaidschaner leben in Iran, bis zu 16 % der
Bevölkerung des Irans.[17] Damit gibt es mehr Aserbaidschaner im Iran als in
Aserbaidschan selbst, die meisten davon im Nordwesten des Landes. Aserbaidschaner
betrachten sich ethnisch, sprachlich und kulturell mit den Türken verwandt.
Infolge des Bergkarabachkonflikts und der seit 1993 andauernden armenischen
Besetzung dieser Gebiete leben 600.000 bis 700.000 Aserbaidschaner (Stand 2003)
als Flüchtlinge in Aserbaidschan unter schlechten Lebensbedingungen.
Die intern Vertriebenen aus der Bergkarabach-Region bedeuten einen finanziellen
Aufwand für Aserbaidschan. 2005 hat das World Food Programme der Vereinten
Nationen die Ernährungssicherheit von über 90 % der Binnenvertriebenen in
Aserbaidschan als „food insecure“ bezeichnet. [18] Laut Regierungsaussagen belaufen
sich die Ausgaben für die intern Vertriebenen auf jährlich 3 % des Gesamtbudget des
Landes.[19]
Sprachen
→ Hauptartikel: Turksprachen und Aserbaidschanische Sprache
Bibi-Heybat-Moschee
Vorherrschende Religion ist der schiitische Islam, der im 8. Jahrhundert von arabischen
Eroberern verbreitet wurde. Aserbaidschan ist neben dem Iran,
dem Irak und Bahrain eines der wenigen Länder mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit:
85 % der muslimischen Aserbaidschaner sind Schiiten, 15 % Sunniten.[24]
Viele Aserbaidschaner wurden während der Sowjetherrschaft säkularisiert. Daher
bezeichnen sich heute nur etwa 10 % als regelmäßig praktizierende Muslime. Die
meisten Aserbaidschaner praktizieren den Islam nur an hohen Feiertagen wie
dem Ramadan; nach dem Zerfall der Sowjetunion erlebte der Islam aber eine
Wiedergeburt. Immer mehr Menschen wandten sich dem Islam wieder zu. [25] Besonders
im Süden des Landes entsteht seit einigen Jahren durch iranischen Einfluss eine
orthodoxere Form des Islams. Bereits 1991 wurden erste politische Organisationen mit
islamischem Charakter in Aserbaidschan gegründet. Hierzu gehören die Islamische
Partei Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen Fortschritt und
die Organisation Azad Ruhaniler.[26] Anschließend wurden unter den
aktualisierten laizistischen Gesetzen Aserbaidschans im Jahr 1995 die Islamische
Partei Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen Fortschritt und
andere islamische Parteien und Organisationen verboten. Auch die (Neu-)Gründung
religiöser Parteien wurde gesetzlich verboten. [27]
Judentum
In Aserbaidschan leben heute noch 25.000 bis 30.000 Juden, die zu rund 75 % in Baku
leben. Sie lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Aschkenasim europäischer
Herkunft, Bergjuden bzw. Taten (konzentriert in der Siedlung Qırmızı Qəsəbə im
Norden des Landes) und georgische Juden. In Baku gibt es heute drei Synagogen, eine
kleine Jeschiwa, eine jüdische Schule namens Hebrew Language School, die von ca.
300 Schülern besucht wird, sowie ein israelisches Zentrum. [28][29]
Bei Ausgrabungen in der Stadt Şabran (Nordosten Aserbaidschans) zu Beginn der
1990er Jahre wurden die Überreste des ältesten jüdischen Viertels und einer Synagoge
aus dem 7. Jahrhundert entdeckt.[30] Während der Zeit der Demokratischen Republik
Aserbaidschan (1918–1920) war Jewsei Gindes, ein ethnischer Jude,
Gesundheitsminister des Landes.[31] Zu den prominenten Persönlichkeiten der jüdischen
Gemeinde aus Aserbaidschan zählen unter anderem
der Nobelpreisträger für Physik Lew Landau, der Arzt Solomon Gusman, sowie der
Panzerkommandant Albert Aqarunov, der im Bergkarabach-Krieg starb.
[32]
Aserbaidschan gilt weltweit als eines der sichersten Länder für Juden, wo
überwiegenden Angaben zufolge kaum antisemitische Übergriffe bekannt sind. [33] Nach
Einschätzung der deutschen Bundesregierung erfährt die jüdische Minderheit in
Aserbaidschan Schutz und Unterstützung, ihre Repräsentanten werden von der
Staatsführung gleichrangig mit den muslimischen Vertretern wahrgenommen. [34]
Christentum
→ Hauptartikel: Christentum in Aserbaidschan und Römisch-katholische Kirche in
Aserbaidschan
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte Aserbaidschans
Khanspalast von Şəki
Politik
→ Hauptartikel: Politisches System Aserbaidschans
Aserbaidschan ist seit 1992 geprägt vom autoritären Führungsstil der Präsidenten und
durch Korruption unterminiert. Laut Demokratieindex des Economist gehörte
Aserbaidschan 2019, wie schon in den Jahren zuvor, zu den autoritären Regimen. [42]
Die Aserbaidschanische Verfassung wurde am 12. November 1995 verabschiedet.[43] Im
Artikel 7. der aserbaidschanischen Verfassung ist der Staat als eine demokratische,
rechtsstaatliche, weltliche und unitarische Republik gekennzeichnet. [44] Nach der
Verfassung sind die gesetzgebende, die vollziehende und die rechtsprechende Gewalt
im Rahmen ihrer Befugnisse unabhängig und wirken zusammen. [44]
Die Gesetzgebung wird offiziell vom Parlament, der aserbaidschanischen
Nationalversammlung (Milli Məclis) ausgeübt. Es hat 125 Sitze, die seit 2005 nach
einem Mehrheitswahlsystem für eine Periode von fünf Jahren gewählt werden. Ein
Parlamentssitz wird für den Wahlkreis Bergkarabach (Dağliq Qarabağ) freigehalten. Die
jüngsten Parlamentswahlen fanden am 1. November 2015 statt. 1918, als
Aserbaidschan erstmals als Demokratische Republik Aserbaidschan unabhängig
wurde, erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht. Dies wurde unter
sowjetischer Verwaltung beibehalten und bei der erneuten Unabhängigkeit 1991
bestätigt.[45]
Die vollziehende Gewalt übt der Präsident aus.[44] Die Amtszeit des Präsidenten dauert
sieben Jahre.[46]
Nach Artikel 125. der Verfassung üben die rechtsprechende Gewalt
durch Rechtsprechung nur Gerichte (das Verfassungsgericht, das Oberste Gericht, die
Berufungsgerichte, die allgemeinen und die speziellen Gerichte der
Aserbaidschanischen Republik) aus.[44]
Regierung
Staatsoberhaupt ist der Präsident, der in geheimer, allgemeiner Wahl für die Periode
von sieben Jahren gewählt wird. Bis 2016 galt eine fünfjährige Amtszeit, bis 2009 eine
Beschränkung auf zwei Amtszeiten. Beides wurde durch Verfassungsreferenden
abgeschafft beziehungsweise geändert.[47] Das Amt des Staatspräsidenten hat İlham
Əliyev, Sohn des zuvor verstorbenen Staatspräsidenten Heydər Əliyev, inne. Er gehört
der regierenden Partei Neues Aserbaidschan (as. Yeni Azərbaycan) an. Nach der Wahl
vom 15. Oktober 2003 verkündete man ein Ergebnis von über 80 % für ihn. Er ließ sich
am 31. Oktober 2003 inaugurieren.
Ministerpräsident ist seit dem 4. November 2003 wieder Artur Rasizadə von der
Präsidentenpartei Neues Aserbaidschan.
Siehe auch: Ministerkabinett der Republik Aserbaidschan
Opposition
Wichtigste Oppositionspartei ist die Aserbaidschanische Hoffnungspartei. Eine
besondere Rolle hat die älteste politische Partei in Aserbaidschan,
die Gleichheitspartei (auch Müsawat). Daneben gibt es die Aserbaidschanische
Kommunistische Partei.
Internationale Wahlbeobachter (unter anderem von der OSZE) berichten
von Wahlfälschung und Einschüchterungsversuchen. Auch die Opposition warf der
Regierung etwa bei den Präsidentenwahlen im Oktober 2003 Fälschung vor. Nach
Bekanntgabe des Ergebnisses kam es am 16. Oktober in der Hauptstadt Baku zu
Unruhen, bei denen mindestens zwei Menschen getötet, viele verletzt und mehrere
Oppositionspolitiker festgenommen wurden.
Außenpolitik
→ Hauptartikel: Außenpolitik Aserbaidschans
İlham Əliyev mit Angela Merkel im August 2018
Recht
Siehe auch: Verfassungsgericht der Republik Aserbaidschan und Verwaltungsgerichtsbarkeit
in der Republik Aserbaidschan
Menschenrechte
Die aserbaidschanische Verfassung enthält einen umfassenden
Menschenrechtskatalog. Bis 1998 existierte die Todesstrafe, sie ist heute aber
abgeschafft. Das Land ist einer Reihe internationaler Abkommen zum Schutz von
Menschenrechten beigetreten. Ende 2001 hat Aserbaidschan die Europäische
Menschenrechtskonvention ratifiziert. Seit dem Beitritt Aserbaidschans
zum Europarat im Januar 2001 unterliegt das Land einem sogenannten „Monitoring“
durch die Parlamentarische Versammlung und das Ministerkomitee des Europarates.
[71]
Diese Institutionen übten Kritik an der mangelnden Umsetzung der Vorgaben des
Europarates, insbesondere hinsichtlich der Medienfreiheit.
Am 24. März 2009 hat die Parlamentarische Versammlung des Europarats den
Bundestagsabgeordneten Christoph Strässer (SPD) zum Sonderberichterstatter
für politische Gefangene in Aserbaidschan ernannt. Strässer durfte aber bisher (Stand
2012) in dieser Funktion nicht nach Aserbaidschan einreisen. [71] Er wies 2011 darauf
hin, dass rund 50 mutmaßliche politische Gefangene, also Oppositionelle, Journalisten
und Blogger, die von ihrem Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit Gebrauch gemacht
hatten, im Gefängnis sitzen. Aserbaidschan selbst vertritt die Position, dass es keine
politischen Gefangenen im Land gibt. Am 24. Januar 2013 hat die Parlamentarische
Versammlung des Europarats den Bericht von Christoph Strässer "über politische
Häftlinge in Aserbaidschan" mit 125 Stimmen abgelehnt [72]. Das offizielle Baku gab sich
mit der Abstimmung zufrieden und bekräftigte, Strässers Bericht habe zahlreiche
Widersprüche beinhaltet und sei politisch motiviert gewesen. [73]
Einige regimekritische Nichtregierungsorganisationen sind in Aserbaidschan tätig. Sie
müssen allerdings große administrative Hürden überwinden, wie umfangreiche
Registrierungspflichten.
Presse- und Medienfreiheit
Die Organisation Reporter ohne Grenzen führt Aserbaidschan auf ihrer Rangliste der
Pressefreiheit 2019 auf Platz 166 von 180 und damit deutlich hinter den
Nachbarländern Georgien (60) und Armenien (61). Laut dem Bericht der NGO war die
Situation der Pressefreiheit im Land „schwierig“.[74] Die meisten Medien des Landes
gelten als regierungskonform. Zusätzlich wurde das Büro des National Democratic
Institute 2014 geschlossen.[75]
Nach einem Bericht des Institute for Reporters’ Freedom and Safety (IRFS) von 2012 ist
es der aserbaidschanischen Bevölkerung nicht möglich, an seriöse, umfangreiche und
objektive Nachrichten bezüglich menschenrechtsrelevanter Themen aus Aserbaidschan
zu gelangen. Bei Themen von öffentlichem Interesse ist die aserbaidschanische
Bevölkerung „wenig informiert“. Radio- sowie Fernsehanstalten stehen unter Kontrolle
der aserbaidschanischen Regierung, und die Mehrheit der Informationen basiert auf
Quellen der Regierung.[76]
Die Rundfunksender BBC, Radio Free Europe und Voice of America sind in
Aserbaidschan seit Januar 2009 gesperrt. [77] Die internationale
Nichtregierungsorganisation Freedom House stufte Aserbaidschans Presse als „Nicht
frei“ ein[78] und auch das Committee to Protect Journalists gab an, dass in
Aserbaidschan keine ausländischen oder unabhängigen Rundfunkanstalten existieren
und die wenigen unabhängigen Journalisten Einschüchterungsversuchen sowie
Gefängnisstrafen auf Grund fingierter Beweise ausgesetzt sind. [79]
2009 und 2010 wurden die kritischen Blogger und Jugendaktivisten Emin „Milli“
(Abdullayev) und Adnan Hajizade wegen „Rowdytums“ verhaftet. Sie wurden
zwischenzeitlich (2012) wieder auf freien Fuß gesetzt. Im Mai 2011 kam der Journalist
Eynulla Fatullayev hinter Gitter und ist mittlerweile ebenfalls wieder frei (2012). Nach
Einschätzung des Auswärtigen Amtes (2012) ist die Presse-, Meinungs- und
Versammlungsfreiheit in Aserbaidschan erheblich eingeschränkt. [71] Die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International ordnet 17 Personen, die seit
Frühjahr 2011 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, als „Gefangene aus
Gewissensgründen“ ein.[80][81]
2012 fand in Baku der Eurovision Song Contest statt. Laut Amnesty International
wurden vor dem Wettbewerb insbesondere Oppositionelle, Medienschaffende und
junge Internet-Aktivisten Zielscheibe von staatlichen Schikanen und
Verhaftungsaktionen.[82]
Menschenrechtsorganisationen starteten die Aktion „Sing for Democracy“. Die Aktion
wollte die internationale Aufmerksamkeit rund um den ESC nutzen, um auf die
Menschenrechtsverletzungen und die mangelnde Meinungsfreiheit im Land
aufmerksam zu machen. Die Aktivisten haben unter anderem kurz vor dem ESC einen
eigenen Songcontest mit Liedern über Demokratie und Freiheit organisiert.
Am 18. Juli 2016, drei Tage nach dem Putschversuch in der Türkei, gab die zuständige
Rundfunk-Aufsichtsbehörde bekannt, dass sie die Tätigkeit des privaten
Fernsehsenders Azerbaijani News Service (ANS) einstweilen für einen Monat
unterbinden und den Widerruf seiner Sendelizenz beantragen werde, nachdem der
Sender angekündigt hatte, ein Interview mit dem in den Vereinigten Staaten von
Amerika im Exil lebenden Fethullah Gülen auszustrahlen. Zur Begründung gab die
Behörde an, dass damit „die strategischen Beziehungen zur Türkei“ vor Provokationen
und vor offener terroristischer Propaganda geschützt werden sollen. [83]
Homosexualität
→ Hauptartikel: Homosexualität in Aserbaidschan
Nach Informationen des Auswärtigen Amts ist Homosexualität zwar nicht ausdrücklich
strafbar, sei aber gesellschaftlich nicht akzeptiert. Gleichgeschlechtlicher intimer
Umgang in der Öffentlichkeit wird teilweise als Provokation betrachtet und kann
Gegenreaktionen hervorrufen bis hin zur Abmahnung durch die Polizei. [84]
Militär
→ Hauptartikel: Aserbaidschanische Streitkräfte
Aserbaidschan hat etwa 150.000 aktive Soldaten. Es besteht eine 12- bis 18-monatige
Wehrpflicht, ein Kriegsdienstverweigerungsrecht hat das Land nicht. Aserbaidschan gab
2017 knapp 3,9 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 1,5 Milliarden Dollar für seine
Streitkräfte aus.[85]