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Landschaft von aserbaidschan

Aserbaidschan (aserbaidschanisch Azərbaycan, amtlich Republik Aserbaidschan,


aserbaidschanisch Azərbaycan Respublikası) ist ein Staat in Vorderasien mit rund 10
Millionen Einwohnern. Zwischen Kaspischem Meer und Kaukasus gelegen, grenzt er
im Norden an Russland, im Nordwesten an Georgien, im Süden an den Iran, im
Westen an Armenien und über die Exklave Nachitschewan, die vom
aserbaidschanischen Kernland durch einen armenischen Gebietsstreifen getrennt ist,
an die Türkei. Hauptstadt und mit rund 2,2 Millionen Einwohnern größte Stadt
Aserbaidschans ist Baku (aserbaidschanisch Bakı), eine bedeutende Hafenstadt am
Kaspischen Meer. Weitere wichtige Städte sind Sumgait, Gandscha und Lankaran.
Die Gesamtfläche des Landes beträgt 86.600 km². Mehr als 89 Prozent der
Bevölkerung sind schiitische Muslime.

„Aserbaidschan“ bezeichnete ursprünglich die weiter südlich gelegene iranische


Region Aserbaidschan, während das heutige Staatsgebiet Arrān und Albania hieß. Als
das Russische Kaiserreich zerfiel, wurde am 28. Mai 1918 die unabhängige
Demokratische Republik Aserbaidschan ausgerufen. Die Aserbaidschanische
Sozialistische Sowjetrepublik war ein Teilstaat der Sowjetunion. Sie wurde 1991
unabhängig, das Land wird wie zuvor autoritär regiert.Aserbaidschan verfügt über
bedeutende Ölreserven. Ein rasanter Wirtschaftsaufschwung ab dem Jahr 2000 hat es
zu einem Land mittleren Einkommens gemacht.

Der Name Aserbaidschan stammt höchstwahrscheinlich von Atropates, einem


Satrapen Alexanders des Großen im Jahr 328 v. Chr., ab, der über das Gebiet des
heutigen Iranisch-Aserbaidschan herrschte. Das von ihm kontrollierte Gebiet nannten
die Griechen (Media) Atropatene; die Parther machten daraus Aturpatakān, die
Sasaniden dann Adurbadagān bzw. Adeirbadagān, woraus schließlich die heutige
Namensform wurde. Nach einer älteren, heute allgemein als überholt geltenden
Hypothese könnte der Ausdruck Aserbeidschan seine Wurzeln hingegen auch im
antiken Zoroastrismus haben, wo es in der avestischen Frawardin Yasht heißt:
„âterepâtahe ashaonô fravashîm ýazamaide“ („Wir verehren den Faravahar des
heiligen Atarepata“).Hierfür könnte immerhin sprechen, dass sich in jenem Gebiet,
das in der Spätantike Adurbadagān hieß, das große Feuerheiligtum Tacht-e Suleiman
befand (heute liegt es im Iran). Das Gebiet der heutigen Republik Aserbaidschan ist
deutlich kleiner als das des antiken Media Atropatene und stimmt großteils mit
Albania überein.

Aserbaidschan liegt größtenteils im Kaukasus und grenzt an Russland (Dagestan),


Georgien (Niederkartlien und Kachetien), Armenien und Iran. In der Autonomen
Republik Nachitschewan, die eine Exklave darstellt, hat Aserbaidschan eine 17
Kilometer lange Grenze mit der Türkei.Das Staatsgebiet erstreckt sich von 44 bis 52
Grad östlicher Länge und von 38 bis 42 Grad nördlicher Breite.

Aserbaidschan hat eine Fläche von 86.600 km². Davon nimmt die Autonome
Republik Nachitschewan 5500 Quadratkilometer ein. Circa 14 % des Staatsgebiets
sind seit Anfang der 1990er Jahre von den Einheiten der Karabach-Armenier besetzt,
darunter Bergkarabach und dessen Verbindungswege nach Armenien.

Aserbaidschan hat Anteil am Kaspischen Kaukasus. Im Süden des Landes befindet


sich der Kleine Kaukasus. An der Grenze zum Iran erhebt sich das Talyschgebirge.
Der höchste Berg ist der zum Großen Kaukasus gehörende Bazardüzü mit 4466
Metern unmittelbar an der Grenze zu Russland. Größter See ist der Sarısu mit 67 km².
Die Kura (aserbaidschanisch Kür), die im Mingetschaur-Stausee zum größten
künstlichen Binnensee des Landes aufgestaut wird, mündet nach 1364 Kilometern
Länge in das Kaspische Meer. Der Aras bildet die Grenze zum Iran. Zum Staatsgebiet
gehören auch die Inseln Pirallahı und Cilov im Kaspischen Meer. Auf der Halbinsel
Abşeron gibt es mehrere Ölfelder.
Das Land ist zu 50 % von Ackerland, zu 11,5 % von Wald und zu 1,6 % von Wasser
bedeckt. Etwa 18.000 Tierarten – darunter 102 Säugetierarten – leben in
Aserbaidschan, so zum Beispiel Braunbären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche,
Gazellen, Goldschakale, Eurasische Luchse, Leoparden und Streifenhyänen, aber
auch Reptilien und Nagetiere. Die Spinnenfauna Aserbaidschans ist gut untersucht –
bisher sind hier 717 Arten nachgewiesen worden .

Am Rande der gemäßigten und subtropischen Klimazonen gelegen weist das Klima
Aserbaidschans reliefbedingt erhebliche Unterschiede auf. In der Kura-Aras-
Niederung und Abşeron-Halbinsel herrscht Halbwüsten- und Steppenklima mit 200–
300 mm Niederschlag jährlich vor. In den südlichen Küstengebieten dagegen findet
sich feucht-subtropisches Klima mit im äußersten Süden erheblichen
Niederschlagsmengen (1800 mm, überwiegend im Winterhalbjahr). Im Gebirge
herrscht alpines Klima mit ebenfalls hohen Niederschlägen (1500 mm). Die
durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 13,1 °C.

Die Republik Aserbaidschan hat 9.593.000 Einwohner (Stand 2015). 53,1 % der
Bevölkerung leben in Städten. Das Bevölkerungswachstum 2010 betrug 1,3 %. 23 %
der Bevölkerung sind unter 14 Jahre alt. Die Lebenserwartung betrug 2016 im
Durchschnitt 72,5 Jahre (Männer: 69,5 Jahre, Frauen: 75,8 Jahre).

91,6 % oder 8.172.809 Personen der Bevölkerung betrachteten sich bei der
Volkszählung 2009 als Aserbaidschaner. Den restlichen Anteil bildeten die 180.300
Lesgier (2,02 %), 120.306 Armenier (1,35 %), 119.307 Russen (1,34 %), 111.996
Talyschen (1,26 %), 49.838 Awaren (0,56 %), 37.975 Türken (0,43 %), 25.911
Tataren (0,29 %), 25.218 Taten (0,28 %), 21.509 Ukrainer (0,24 %), 12.289 Zachuren
(0,14 %), 9912 Georgier (0,11 %), 9084 Juden (0,1 %), 6065 Kurden (0,07 %) und
3821 Udinen (0,04 %). Andere Minderheiten sind die Mescheten (ca. 106.000),
Grizen (ostkaukasische Sprache; ca. 4400) und Chinalugen (ostkaukasische Sprache;
ca. 2200). Die seit dem 19. Jahrhundert in der Region lebenden Kaukasiendeutschen
wurden während des Zweiten Weltkrieges zumeist deportiert. Die hauptsächlich aus
dem Königreich Württemberg stammenden landlosen Bauern (Schwaben) waren auf
Initiative des russischen Zaren Alexander I. im westlichen Teil Aserbaidschans
angesiedelt und gründeten dort mehrere Kolonien, darunter Helenendorf, Annenfeld,
Georgsfeld, Traubenfeld und Eigenfeld. Bis zu ihrer Deportation lebten Schätzungen
zufolge bis zu 20.000 Deutsche in Aserbaidschan.

Zwischen 12 und 15 Millionen Aserbaidschaner leben in Iran, bis zu 16 % der


Bevölkerung des Irans.Damit gibt es mehr Aserbaidschaner im Iran als in
Aserbaidschan selbst, die meisten davon im Nordwesten des Landes. Aserbaidschaner
betrachten sich ethnisch, sprachlich und kulturell mit den Türken verwandt.Infolge
des Bergkarabachkonflikts und der seit 1993 andauernden armenischen Besetzung
dieser Gebiete leben 600.000 bis 700.000 Aserbaidschaner (Stand 2003) als
Flüchtlinge in Aserbaidschan unter schlechten Lebensbedingungen.

Die intern Vertriebenen aus der Bergkarabach-Region bedeuten einen finanziellen


Aufwand für Aserbaidschan. 2005 hat das World Food Programme der Vereinten
Nationen die Ernährungssicherheit von über 90 % der Binnenvertriebenen in
Aserbaidschan als „food insecure“ bezeichnet. Laut Regierungsaussagen belaufen
sich die Ausgaben für die intern Vertriebenen auf jährlich 3 % des Gesamtbudget des
Landes.

Staats- und Amtssprache ist seit Ende der Sowjetunion ausschließlich die
aserbaidschanische Sprache (Eigenbezeichnung Azərbaycan dili/türkçesi), die – nach
unterschiedlichen Schätzungen, einschließlich der Sprecher im Iran – etwa 20 bis 32
Millionen Muttersprachler hat. Die Sprache wurde bis zum Jahr 1937 als Türkisch
(Eigenbezeichnung: Türk dili) bezeichnet; nach dem Jahr 1937 wurde die Sprache als
ein Teil der Stalinpolitik ins Aserbaidschanisch umbenannt. Aserbaidschanisch gehört
zu den Turksprachen und weist große Ähnlichkeiten zur türkischen Sprache auf. Seit
Dezember 1992 wird Aserbaidschanisch – in Anlehnung an das Türkische – in
lateinischer Schrift geschrieben, zuvor wurde das kyrillische Alphabet benutzt.

Bis 1991 war das Russische ebenfalls Amtssprache. Seit der Unabhängigkeit nahm
dessen Bedeutung jedoch ab; es spielt aber noch immer eine große Rolle im täglichen
Leben und wird von vielen Schülern bereits ab der ersten Klasse gelernt.Russisch
dient außerdem als Sprache zur interethnischen Kommunikation. Trotzdem lernen
daneben mehr und mehr junge Aserbaidschaner auch Englisch. Viele Schüler
bekunden zudem Interesse an weiteren Fremdsprachen, unter anderem Deutsch,
Französisch und insbesondere (Türkei-)Türkisch.

Außerdem werden in Aserbaidschan noch 14 Minderheitensprachen aus vier


verschiedenen Sprachfamilien gesprochen, darunter etwa Georgisch oder
Awarisch.Armenisch, das vor dem Krieg um Bergkarabach von 70 % der dortigen
Bevölkerung und von Minderheiten in vielen anderen Regionen Aserbaidschans,
insbesondere Städten, gesprochen wurde, ist heute praktisch nur noch im Gebiet
Bergkarabach anzutreffen, dort aber nunmehr zu nahezu 100 %.

Vorherrschende Religion ist der schiitische Islam, der im 8. Jahrhundert von


arabischen Eroberern verbreitet wurde. Aserbaidschan ist neben dem Iran, dem Irak
und Bahrain eines der wenigen Länder mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit: 85 %
der muslimischen Aserbaidschaner sind Schiiten, 15 % Sunniten.

Viele Aserbaidschaner wurden während der Sowjetherrschaft säkularisiert. Daher


bezeichnen sich heute nur etwa 10 % als regelmäßig praktizierende Muslime. Die
meisten Aserbaidschaner praktizieren den Islam nur an hohen Feiertagen wie dem
Ramadan; nach dem Zerfall der Sowjetunion erlebte der Islam aber eine
Wiedergeburt. Immer mehr Menschen wandten sich dem Islam wieder zu.Besonders
im Süden des Landes entsteht seit einigen Jahren durch iranischen Einfluss eine
orthodoxere Form des Islams. Bereits 1991 wurden erste politische Organisationen
mit islamischem Charakter in Aserbaidschan gegründet. Hierzu gehören die
Islamische Partei Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen
Fortschritt und die Organisation Azad Ruhaniler. Anschließend wurden unter den
aktualisierten laizistischen Gesetzen Aserbaidschans im Jahr 1995 die Islamische
Partei Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen Fortschritt und
andere islamische Parteien und Organisationen verboten. Auch die (Neu-)Gründung
religiöser Parteien wurde gesetzlich verboten.

In Aserbaidschan leben heute noch 25.000 bis 30.000 Juden, die zu rund 75 % in
Baku leben. Sie lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Aschkenasim europäischer
Herkunft, Bergjuden bzw. Taten (konzentriert in der Siedlung Qırmızı Qəsəbə im
Norden des Landes) und georgische Juden. In Baku gibt es heute drei Synagogen,
eine kleine Jeschiwa, eine jüdische Schule namens Hebrew Language School, die von
ca. 300 Schülern besucht wird, sowie ein israelisches Zentrum.

Bei Ausgrabungen in der Stadt Şabran (Nordosten Aserbaidschans) zu Beginn der


1990er Jahre wurden die Überreste des ältesten jüdischen Viertels und einer Synagoge
aus dem 7. Jahrhundert entdeckt.Während der Zeit der Demokratischen Republik
Aserbaidschan (1918–1920) war Jewsei Gindes, ein ethnischer Jude,
Gesundheitsminister des Landes. Zu den prominenten Persönlichkeiten der jüdischen
Gemeinde aus Aserbaidschan zählen unter anderem der Nobelpreisträger für Physik
Lew Landau, der Arzt Solomon Gusman, sowie der Panzerkommandant Albert
Aqarunov, der im Bergkarabach-Krieg starb.Aserbaidschan gilt weltweit als eines der
sichersten Länder für Juden, wo überwiegenden Angaben zufolge kaum
antisemitische Übergriffe bekannt sind.Nach Einschätzung der deutschen
Bundesregierung erfährt die jüdische Minderheit in Aserbaidschan Schutz und
Unterstützung, ihre Repräsentanten werden von der Staatsführung gleichrangig mit
den muslimischen Vertretern wahrgenommen.

1998 waren 3,8 % der Bevölkerung russisch-orthodox. Es existiert eine Eparchie der
Russisch-orthodoxen Kirche (ROK) für Aserbaidschan. Weitere christliche Kirchen
haben jeweils nur einige tausend Mitglieder. In Baku gibt es drei russisch-orthodoxe,
eine katholische und eine lutherische Kirche. Armenisch-apostolische Christen gibt es
seit dem Bergkarabachkonflikt allerdings nur noch in der de facto unabhängigen
Republik Arzach, da die Armenier aus Aserbaidschan vertrieben wurden, ähnlich wie
umgekehrt die Aserbaidschaner aus Armenien. So wird kein armenisch-apostolisches
Kirchengebäude mehr genutzt; viele sind abgerissen worden. Seit 1993 besteht in
Baku eine evangelisch-lutherische Gemeinde, der viele Nachfahren der deutschen
Minderheit (zwischen 1000 und 2000) angehören. Die Seelsorge gestaltet sich
kompliziert; 1999 wurde Pastor Günther Oborski ausgewiesen.

Am östlichen Rande des Südkaukasus gelegen, gehört Aserbaidschan zu den ältesten


industriellen Produktionsstätten von Energieträgern wie Öl und Gas. Bereits im
frühen Mittelalter war das als „Griechisches Feuer“ verwendete Erdöl wichtiges
Exportprodukt der Region um Abşeron (Halbinsel).

Im persischen Sassanidenreich dienten die Fundstätten von Öl und Gas auf dem
Gebiet von Abşeron und in anderen Ortschaften von Aserbaidschan nicht nur der
Bereicherung des kaiserlichen Schatzamtes, sondern erlangten auch ihre Bedeutung
als wichtige Kultstätten der damals herrschenden zoroastrischen Religionslehre. Bis
heute kann man in vielen Bezirken Aserbaidschans die Überreste der alten
zoroastrischen Tempel in Ortschaften mit besonders intensiven natürlichen
Erdgasemissionen finden.

Die Ölfelder Abşerons wurden nach der Islamisierung Aserbaidschans als Quelle der
sagenhaften finanziellen Wohlfahrt berühmt und zum Eigentum der religiösen
Stiftungen (waqf) erklärt. Somit trugen sie erheblich zum Erhalt und ihrer Blüte bei.

Der groß angelegte industrielle Abbau der kohlenwasserstoffhaltigen Energieträger


auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschan ist jedoch auf engste Weise mit der so
genannten „russischen Periode“ der Geschichte des Landes verbunden. Die russische
Kolonialverwaltung im nördlichen Teil des Landes trieb Anfang der 1870er Jahre
energisch die Versteigerung des Staatslandes auf der Halbinsel Abşeron voran.

Ziel war es, private Investitionen für den Abbau der wirtschaftlich attraktiven
Ressourcen der Region zu gewinnen. Der darauf folgende wirtschaftliche
Aufschwung, verbunden mit der enormen Produktionssteigerung auf den Feldern von
Abşeron, schaffte eine erfolgreiche Grundlage für die autarke Versorgung der
russischen Wirtschaft mit wichtigen Produkten der petrochemischen Industrie wie
Kerosin, Masut und Schmierstoffen.

Während 1893 noch 51 % der Weltförderung auf die USA und 46 % auf Russland
entfielen, hatte 1898 das Bakuer Revier die US-amerikanische Ausbeute überholt und
stieg zum weltgrößten Erdölfördergebiet auf, welches auch Westeuropa versorgte und
sich mit amerikanischen Exporteuren einen harten Konkurrenzkampf lieferte.

Am 28. Mai 1918 wurde die Aserbaidschanische Demokratische Republik (AXC)


ausgerufen. Sie wurde von der Weltgemeinschaft als Subjekt des Völkerrechts de
facto anerkannt und unterhielt diplomatische Beziehungen mit der Ukraine, Georgien,
der Türkei und Litauen. Aserbaidschan war das erste islamische Land und weltweit
eines der ersten Länder, das das Frauenwahlrecht einführte. Die Aserbaidschanische
Demokratische Republik war ein weltlicher und pro-westlich orientierter Staat mit
starker Legislative. Politiker wie Mammedamin Rasulzade, Fatalixan Xoyski,
Elimardan Toptschubashov spielten eine herausragende Rolle im damaligen
Staatswerdungsprozess. Den 23 Monaten der Freiheit folgte die Eroberung durch
Bolschewiki am 27. April 1920, worauf viele der führenden Politiker sich ins
europäische Exil begaben.

Am 30. Dezember 1922 wurde Aserbaidschan als Aserbaidschanische SSR und Teil
der Transkaukasischen SFSR (ein Verbund der Aserbaidschanischen SSR, der
Armenischen SSR, der Georgischen SSR und der Abchasischen SSR) insgesamt Teil
der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Diese gründete sich aus der
Russischen SFSR, der Ukrainischen SSR, der Weißrussischen SSR und der
Transkaukasischen SFSR.

Nach der zwangsweisen Sowjetisierung 1920 und der Verstaatlichung aller


aserbaidschanischen Produktionsstätten erfolgten neue Investitionen in die
petrochemische Industrie Aserbaidschans. Die Folge war ein erheblicher Anstieg der
Produktion, obwohl die direkte Kontrolle seitens der Moskauer Zentrale über die
strategischen Ressourcen Aserbaidschans keine Möglichkeit zur Einflussnahme auf
die Verteilung der Produktion seitens der aserbaidschanischen Republikführung
zuließ. 1941 lieferte Aserbaidschan immerhin 175 Millionen Barrel Erdöl, was einem
Anteil von 75 % an der gesamtsowjetischen Produktion entsprach. Es ist deshalb nicht
überraschend, dass die Ölfelder von Baku zu strategischen Zielen des Kaukasus-
Feldzugs der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs erklärt wurden. Im
Zweiten Weltkrieg kämpften über 270.000 Aserbaidschaner in der Roten Armee.

Mit der Erschließung der neuen gigantischen Ölfelder in anderen Regionen der
Sowjetunion, insbesondere in Westsibirien, ging die Bedeutung der
aserbaidschanischen Ölquellen im wirtschaftlichen Leben der Sowjetunion allmählich
zurück. Die hohe Qualität des aserbaidschanischen Erdöls, gemessen an seinem
niedrigen Schwefelanteil, ermöglichte jedoch auch später seinen Einsatz als Treibstoff
für Flugobjekte, insbesondere für Militärflugzeuge und Raketen. Bei den in Baku
ansässigen Ausbildungseinrichtungen wurde weiterhin das notwendige Fachpersonal
für die sowjetische petrochemische Industrie ausgebildet.Am 18. Oktober 1991 wurde
Aserbaidschan mithilfe von Befreiungsbewegungen wie der Volksfront
Aserbaidschans von der Sowjetunion unabhängig.

Das verursachte Chaos durch die militärischen Auseinandersetzungen um die


Bergkarabach-Region führte in den ersten Jahren der Unabhängigkeit (erklärt am 18.
Oktober 1991) zum Rückgang der gesamten nationalen Öl- und Gasförderung. In den
nächsten Jahren wurde das niedrigste Förderungsniveau registriert: acht bis neun
Millionen Tonnen jährlich.

2012 fand der Eurovision Song Contest in der Hauptstadt Baku statt, die
Veranstaltungsarena, die Bakı Kristal Zalı wurde eigens dafür errichtet.
Aserbaidschan rückte durch diese Großveranstaltung in die Aufmerksamkeit
europäischer Medien, dabei wurden die Zustände im Land, insbesondere das autoritär
herrschende ReAserbaidschan ist seit 1992 geprägt vom autoritären Führungsstil der
Präsidenten und durch Korruption unterminiert. Laut Demokratieindex des Economist
gehörte Aserbaidschan 2019, wie schon in den Jahren zuvor, zu den autoritären
Regimen.

Die Aserbaidschanische Verfassung wurde am 12. November 1995 verabschiedet.Im


Artikel 7. der aserbaidschanischen Verfassung ist der Staat als eine demokratische,
rechtsstaatliche, weltliche und unitarische Republik gekennzeichnet.Nach der
Verfassung sind die gesetzgebende, die vollziehende und die rechtsprechende Gewalt
im Rahmen ihrer Befugnisse unabhängig und wirken zusammen.

Die Gesetzgebung wird offiziell vom Parlament, der aserbaidschanischen


Nationalversammlung (Milli Məclis) ausgeübt. Es hat 125 Sitze, die seit 2005 nach
einem Mehrheitswahlsystem für eine Periode von fünf Jahren gewählt werden. Ein
Parlamentssitz wird für den Wahlkreis Bergkarabach (Dağliq Qarabağ) freigehalten.
Die jüngsten Parlamentswahlen fanden am 1. November 2015 statt. 1918, als
Aserbaidschan erstmals als Demokratische Republik Aserbaidschan unabhängig
wurde, erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht. Dies wurde unter
sowjetischer Verwaltung beibehalten und bei der erneuten Unabhängigkeit 1991
bestätigt.Die vollziehende Gewalt übt der Präsident aus.Die Amtszeit des Präsidenten
dauert sieben Jahre.
Nach Artikel 125. der Verfassung üben die rechtsprechende Gewalt durch
Rechtsprechung nur Gerichte (das Verfassungsgericht, das Oberste Gericht, die
Berufungsgerichte, die allgemeinen und die speziellen Gerichte der
Aserbaidschanischen Republik) aus.gime, vielfach kritisiert.

Staatsoberhaupt ist der Präsident, der in geheimer, allgemeiner Wahl für die Periode
von sieben Jahren gewählt wird. Bis 2016 galt eine fünfjährige Amtszeit, bis 2009
eine Beschränkung auf zwei Amtszeiten. Beides wurde durch Verfassungsreferenden
abgeschafft beziehungsweise geändert.Das Amt des Staatspräsidenten hat İlham
Əliyev, Sohn des zuvor verstorbenen Staatspräsidenten Heydər Əliyev, inne. Er
gehört der regierenden Partei Neues Aserbaidschan (as. Yeni Azərbaycan) an. Nach
der Wahl vom 15. Oktober 2003 verkündete man ein Ergebnis von über 80 % für ihn.
Er ließ sich am 31. Oktober 2003 inaugurieren.

Wichtigste Oppositionspartei ist die Aserbaidschanische Hoffnungspartei. Eine


besondere Rolle hat die älteste politische Partei in Aserbaidschan, die
Gleichheitspartei (auch Müsawat). Daneben gibt es die Aserbaidschanische
Kommunistische Partei.

Internationale Wahlbeobachter (unter anderem von der OSZE) berichten von


Wahlfälschung und Einschüchterungsversuchen. Auch die Opposition warf der
Regierung etwa bei den Präsidentenwahlen im Oktober 2003 Fälschung vor. Nach
Bekanntgabe des Ergebnisses kam es am 16. Oktober in der Hauptstadt Baku zu
Unruhen, bei denen mindestens zwei Menschen getötet, viele verletzt und mehrere
Oppositionspolitiker festgenommen wurden.

Unmittelbar nach der Unabhängigkeit Aserbaidschans war die Sicherstellung der


Eigenständigkeit oberste Priorität in der Außenpolitik des Landes. Es verfolgte
zunächst eine stark pro-türkische und pro-westliche Politik. Die Beziehungen zu
Russland waren gespannt, weil Russland auf verschiedenste Weise Druck ausübte, um
es in seinen Einflussbereich zurückzuholen. Seit dem Amtsantritt von Heydər Əliyev
und der Inbetriebnahme der Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline, die den Export von
aserbaidschanischen Energieträgern unter Umgehung Russlands ermöglicht, haben
sich die Beziehungen verbessert.

Die Beziehungen zu seinem südlichen Nachbarn Iran sind aufgrund der Widersprüche
zwischen Aserbaidschans säkularisiertem und Irans klerikalen System angespannt.
Auch die Frage der ethnischen Aserbaidschaner, die auf beiden Seiten der Grenze
leben, und die Konkurrenz im Rohstoffmarkt tragen zu Spannungen bei. Mit dem
Ziel, Aserbaidschan zu schwächen, ist der Iran eine enge Partnerschaft mit dem mit
Aserbaidschan verfeindeten Armenien eingegangen.Aserbaidschan arbeitet hingegen
im Rohstoffmarkt und Rüstungsbereich stark mit Israel zusammen.Die Beziehungen
zur Türkei waren kurz nach der Unabhängigkeit Aserbaidschans aus ethnischen und
sprachlichen Gründen besonders eng; sie sind in den letzten Jahren aber etwas
abgekühlt. Somit ist Aserbaidschan Bestandteil der West-Ost-Achse (USA, Türkei,
Israel, Georgien, Aserbaidschan) gegenüber der konkurrierenden Nord-Süd-Achse
bestehend aus Russland, Armenien und dem Iran.

Aserbaidschan ist seit 1992 Mitglied der Vereinten Nationen. Es hat 1997 die
Mitgliedschaft bei der WTO beantragt, die Beitrittsverhandlungen laufen bis
heute.Aserbaidschan ist weiterhin Mitglied in folgenden internationalen Institutionen:
EBRD, Europarat, GUS, GUAM, IWF, NATO-Partnerschaft für den Frieden, OSZE,
Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation, OIC, Türkischer Rat, UNESCO, Weltbank,
Interpol, Internationale Fernmeldeunion und OATCT. Es ist nicht mehr Mitglied in
der von Russland geführten Sicherheitsstruktur Organisation des Vertrags über
kollektive Sicherheit.

Eine Grundlage der bilateralen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und
Aserbaidschan bildet das 1996 unterzeichnete und Mitte 1999 in Kraft getretene
Partnerschafts- und Kooperationsabkommen.Als Mitglied des Europarats ist
Aserbaidschan in die europäischen Strukturen eingebunden. Mit der EU ist das Land
über die Europäische Nachbarschaftspolitik mit Aktionsplänen verbunden. Seit 2009
ist es darüber hinaus Mitglied der Östlichen Partnerschaft, deren Ziel die
Heranführung von Ländern Osteuropas an die Europäische Union ist. Der
parlamentarische Kooperationsausschuss zwischen der EU und Aserbaidschan, dem
beiderseitig hochrangige Politiker angehören, hält einen Beitritt Aserbaidschans zur
EU für möglich.

Zur Europäischen Nachbarschaftspolitik hat die Europäische Kommission im


Zusammenhang mit der EU-Erweiterung am 12. Mai 2004 ein unilateral formuliertes
Strategiepapier vorgelegt, das den strategischen Kern der ENP enthält. Mit dieser
Mitteilung empfahl die Kommission dem Rat zum ersten Mal, einen Beschluss zu
fassen, um die südkaukaukasischen Ländern, einschließlich Aserbaidschan, in die
Europäische Nachbarschaftspolitik einzubeziehen.

Im September 2014 wurde in Baku der Grundstein für die Transanatolische Pipeline
(TAP) gelegt. Für diesen Teil des geplanten „Südlichen Gaskorridors“ wurden
Transportmengen von jährlich 16 Milliarden Kubikmeter Erdgas bis 2020 und 30
Milliarden Kubikmeter bis 2031 projektiert.

Die Europäische Stabilitätsinitiative (ESI) berichtete 2012, wie seit Aserbaidschans


Eintritt in den Europarat jedes Jahr 30 bis 40 EU-Abgeordnete auf Reisen nach
Aserbaidschan eingeladen und mit Gastgeschenken, darunter teurem Kaviar
(Kilopreis 1400 Euro), wertvollen Seidenteppichen, Gold, Silber und mit hohen
Geldbeträgen überhäuft wurden. Auch zahlreiche Abgeordnete des deutschen
Bundestages ließen sich luxuriöse Reisen nach Baku finanzieren und fungierten als
Gegenleistung als Lobbyisten im Durchsetzen der Interessen der aserbaidschanischen
Regierung. Neben der ESI kritisierte ebenfalls die Antikorruptionsorganisation
Transparency International die als „Kaviar-Diplomatie“ bezeichnete Vorgehensweise
Aserbaidschans.
Im Frühjahr 2017 wurde der italienische Abgeordnete des Europarates Luca Volontè
wegen der Annahme von Bestechungsgeldern In Millionenhöhe angeklagt. Die
Gelder seien aus Aserbaidschan geflossen. Der Europarat setzte daraufhin eine
unabhängige Kommission ein, die eine Einflussnahme Aserbaidschans auf Mitglieder
des Gremiums untersuchen sollte. Am 22. April 2018 legte die Kommission ihren
Abschlussbericht vor, in dem mehreren aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des
Europarates Lobbyarbeit für Aserbaidschan gegen Bezahlung vorgeworfen wurde.
Korruptionsvorwürfe wurden unter anderem gegen die deutschen Politiker Eduard
Lintner und Karin Strenz sowie gegen den ehemaligen Präsidenten der
Parlamentarischen Versammlung des Europarates, den Spanier Pedro Agramunt Font
de Mora, erhoben.

Ein Bericht der belgischen Beratungs- und Lobbyingfirma E.S.I.S.C aus dem Jahr
2017 stellt umgekehrt die Berichte über die sogenannte „Kaviar-Diplomatie“ als
Werk eines Netzwerkes dar, das gezielt für Armenien und gegen Aserbaidschan
geworben habe.

Aserbaidschan war 2020 unter den zehn wichtigsten Rohöllieferanten Deutschlands.


2015 führte Aserbaidschan Erdöl im Wert von 1,2 Mrd. USD. nach Deutschland aus.
Eine aserbaidschanische-deutsche parlamentarische Arbeitsgruppe und eine deutsch-
südkaukasische parlamentarische Arbeitsgruppe fördern eine parlamentarische
Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Aserbaidschan.

Die aserbaidschanische Verfassung enthält einen umfassenden


Menschenrechtskatalog. Bis 1998 existierte die Todesstrafe, sie ist heute aber
abgeschafft. Das Land ist einer Reihe internationaler Abkommen zum Schutz von
Menschenrechten beigetreten. Ende 2001 hat Aserbaidschan die Europäische
Menschenrechtskonvention ratifiziert. Seit dem Beitritt Aserbaidschans zum
Europarat im Januar 2001 unterliegt das Land einem sogenannten „Monitoring“ durch
die Parlamentarische Versammlung und das Ministerkomitee des Europarates.Diese
Institutionen übten Kritik an der mangelnden Umsetzung der Vorgaben des
Europarates, insbesondere hinsichtlich der Medienfreiheit.

Am 24. März 2009 hat die Parlamentarische Versammlung des Europarats den
Bundestagsabgeordneten Christoph Strässer (SPD) zum Sonderberichterstatter für
politische Gefangene in Aserbaidschan ernannt. Strässer durfte aber bisher (Stand
2012) in dieser Funktion nicht nach Aserbaidschan einreisen. Er wies 2011 darauf
hin, dass rund 50 mutmaßliche politische Gefangene, also Oppositionelle,
Journalisten und Blogger, die von ihrem Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit
Gebrauch gemacht hatten, im Gefängnis sitzen. Aserbaidschan selbst vertritt die
Position, dass es keine politischen Gefangenen im Land gibt. Am 24. Januar 2013 hat
die Parlamentarische Versammlung des Europarats den Bericht von Christoph
Strässer "über politische Häftlinge in Aserbaidschan" mit 125 Stimmen abgelehnt.
Das offizielle Baku gab sich mit der Abstimmung zufrieden und bekräftigte, Strässers
Bericht habe zahlreiche Widersprüche beinhaltet und sei politisch motiviert gewesen.

Einige regimekritische Nichtregierungsorganisationen sind in Aserbaidschan tätig. Sie


müssen allerdings große administrative Hürden überwinden, wie umfangreiche
Registrierungspflichten.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen führt Aserbaidschan auf ihrer Rangliste der
Pressefreiheit 2019 auf Platz 166 von 180 und damit deutlich hinter den
Nachbarländern Georgien (60) und Armenien (61). Laut dem Bericht der NGO war
die Situation der Pressefreiheit im Land „schwierig“. Die meisten Medien des Landes
gelten als regierungskonform. Zusätzlich wurde das Büro des National Democratic
Institute 2014 geschlossen.

Nach einem Bericht des Institute for Reporters’ Freedom and Safety (IRFS) von 2012
ist es der aserbaidschanischen Bevölkerung nicht möglich, an seriöse, umfangreiche
und objektive Nachrichten bezüglich menschenrechtsrelevanter Themen aus
Aserbaidschan zu gelangen. Bei Themen von öffentlichem Interesse ist die
aserbaidschanische Bevölkerung „wenig informiert“. Radio- sowie Fernsehanstalten
stehen unter Kontrolle der aserbaidschanischen Regierung, und die Mehrheit der
Informationen basiert auf Quellen der Regierung.

Die Rundfunksender BBC, Radio Free Europe und Voice of America sind in
Aserbaidschan seit Januar 2009 gesperrt. Die internationale
Nichtregierungsorganisation Freedom House stufte Aserbaidschans Presse als „Nicht
frei“ ein und auch das Committee to Protect Journalists gab an, dass in Aserbaidschan
keine ausländischen oder unabhängigen Rundfunkanstalten existieren und die
wenigen unabhängigen Journalisten Einschüchterungsversuchen sowie
Gefängnisstrafen auf Grund fingierter Beweise ausgesetzt sind.

2009 und 2010 wurden die kritischen Blogger und Jugendaktivisten Emin „Milli“
(Abdullayev) und Adnan Hajizade wegen „Rowdytums“ verhaftet. Sie wurden
zwischenzeitlich (2012) wieder auf freien Fuß gesetzt. Im Mai 2011 kam der
Journalist Eynulla Fatullayev hinter Gitter und ist mittlerweile ebenfalls wieder frei
(2012). Nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes (2012) ist die Presse-, Meinungs-
und Versammlungsfreiheit in Aserbaidschan erheblich eingeschränkt.Die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International ordnet 17 Personen, die seit
Frühjahr 2011 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, als „Gefangene aus
Gewissensgründen“ ein.

2012 fand in Baku der Eurovision Song Contest statt. Laut Amnesty International
wurden vor dem Wettbewerb insbesondere Oppositionelle, Medienschaffende und
junge Internet-Aktivisten Zielscheibe von staatlichen Schikanen und
Verhaftungsaktionen.

Menschenrechtsorganisationen starteten die Aktion „Sing for Democracy“. Die


Aktion wollte die internationale Aufmerksamkeit rund um den ESC nutzen, um auf
die Menschenrechtsverletzungen und die mangelnde Meinungsfreiheit im Land
aufmerksam zu machen. Die Aktivisten haben unter anderem kurz vor dem ESC einen
eigenen Songcontest mit Liedern über Demokratie und Freiheit organisiert.

Am 18. Juli 2016, drei Tage nach dem Putschversuch in der Türkei, gab die
zuständige Rundfunk-Aufsichtsbehörde bekannt, dass sie die Tätigkeit des privaten
Fernsehsenders Azerbaijani News Service (ANS) einstweilen für einen Monat
unterbinden und den Widerruf seiner Sendelizenz beantragen werde, nachdem der
Sender angekündigt hatte, ein Interview mit dem in den Vereinigten Staaten von
Amerika im Exil lebenden Fethullah Gülen auszustrahlen. Zur Begründung gab die
Behörde an, dass damit „die strategischen Beziehungen zur Türkei“ vor
Provokationen und vor offener terroristischer Propaganda geschützt werden sollen.

Nach Informationen des Auswärtigen Amts ist Homosexualität zwar nicht


ausdrücklich strafbar, sei aber gesellschaftlich nicht akzeptiert. Gleichgeschlechtlicher
intimer Umgang in der Öffentlichkeit wird teilweise als Provokation betrachtet und
kann Gegenreaktionen hervorrufen bis hin zur Abmahnung durch die Polizei.

Aserbaidschan hat etwa 150.000 aktive Soldaten. Es besteht eine 12- bis 18-monatige
Wehrpflicht, ein Kriegsdienstverweigerungsrecht hat das Land nicht. Aserbaidschan
gab 2017 knapp 3,9 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 1,5 Milliarden Dollar für
seine Streitkräfte aus.

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