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Landesbetrieb Landwirtschaft

Hessen
Bieneninstitut Kirchhain

Arbeitsblatt
Zuchtfortschritt als Ergebnis von
Selektion und Inzucht 846
(Auszug aus MORITZ, R.F.A.: Selection in small populations of the honeybee (Apis mellifera L.),
Zeitschrift für Tierzüchtung und Züchtungsbiologie 101 (1984), S. 394-400).

Die Arbeit von MORITZ verdeutlicht auf der Grundlage eines Computermodells die
Zusammenhänge zwischen Populationsgröße, Selektionsschärfe und Inzuchtbelastung. Als
Besonderheit des Modellsystems ist zu beachten, dass es auf der Spermamischtechnik
aufbaut.

Als „Testpopulation" wird die gesamte Zahl der Völker bzw. Königinnen eines Prü-
fungsdurchgangs bezeichnet. Die als nachzuchtwürdig befundenen Individuen stellen die
,,effektive Population" dar. Aus ihnen wird die nächste Testgeneration erstellt. Je größer die
effektive Population ist, um so langsamer wird in der Folge der Generationen der
Inzuchtkoeffizient ansteigen. Ein Inzuchtkoeffizient. von 0,25 kann für Bienenvölker noch
toleriert werden.

Inzuchtkoeffizient (F) = Wahrscheinlichkeit dafür, dass an einem beliebigen Locus (Genort)


beide Allele abstammungsgleich sind, d.h. auf einen gemeinsamen Vorfahren beider Eltern
zurückgehen.

Anders gerichtet ist der Zusammenhang zwischen Selektionsschärfe und Selektionserfolg: Je


schärfer selektiert wird (effektive Population klein), desto schneller nähert man sich dem
erstrebten züchterischen Ziel. Die Verrechnung von selektionsbedingtem Leistungsgewinn
und inzuchtbedingtem Leistungsverlust nach den variablen Populationsgröße und
Generationenzahl ergibt ein anschauliches Bild der züchterischen Möglichkeiten.

Die Struktur des Modells entspricht nicht voll der tatsächlichen Praxis. Es kann aber eine gute
allgemeine Orientierungshilfe für die züchterische Planungsarbeit sein.

Test
Population

Selektion Inzucht

Effektive
Population

Fortschritt Depression

+ Leistung -

Abb. 1 – Beziehung zwischen Abb. 2 - Zusammenspiel von Selektion und Inzucht.


Testpopulation. Inzucht und effektiver
Population

Stand: 29.09.2010 846 - Zuchtfortschritt Selektion und Inzucht


35274 Kirchhain, Erlenstraße 9 Tel.: (0 64 22) 94 06-0 Fax: (0
64 22) 94 06-33
Email: Bieneninstitut@llh.hessen.de Internet:
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W
1
a Gen.
b
t
-5 c
d
mix

t+1
0
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 F
Abb. 3 – Inzuchtdepression einiger Abb. 4 – Zuchtschema. Alle elektierten Königinnen der
Merkmale von Apis mellifera Generation t erzeugen Königinnen und
a = Tergitlänge (KHISCHA 1976) Drohnen für die nächste Generation t + 1.
b = Ovargewicht (KHISCHA 1976) Jede Königin wird jeweils mit einer
c = Lebenserwartung (KEPENA 1976) homogenen Mischung einer Vielzahl von
d = Brutproduktion (PLASS 1952) Drohnen einer einzigen Mutter besamt.
w = Fitness, F = Inzuchtkoeffizient

F Q F
1 2
1

5
7

10
0,5 0,5

20

0 0
0 10 20 30 40 50 Gen 0 2 4 6 8 10 12 14 Q

Abb. 5 – Der Inzuchtkoeffizient F wächst pro Abb. 6 – Inzuchtkoeffizient F nach Selektion


Generation (Gen) in Abhängigkeit von über 10 Generationen. Die Grenze
der Zahl der pro Generation von F = 0,25 wird erreicht, wenn 8
selektierten Mütter (Q). Mütter pro Generation selektiert
werden.

Abb. 7 – Entwicklung der


Gesamtleistung Wt in
Abhängigkeit von der
Zahl der selektierten
Königinnen (Q) und der
Dauer der Selektion in
Generationen (Gen).
Angenommene
Populationsgröße n = 50
Völker.

Stand: 29.09.2010 846 - Zuchtfortschritt Selektion und Inzucht


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