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Somit gilt exp(−z) = exp(z)−1 . Die zweite Identität folgt leicht per Induktion aus Lem-
ma 5.25 und die dritte ist ein Spezialfall von der zweiten.
Satz 5.27 Es sei ∑∞ k=0 ak eine absolut konvergente Reihe (in R oder C). Dann konvergiert
auch ∑∞ a
k=0 τ (k) für jede bijektive Abbildung τ ∶ N0 → N0 absolut und es gilt:
∞ ∞
∑ ak = ∑ aτ (k)
k=0 k=0
Bemerkung: ∑∞ ∞
k=0 aτ (k) heißt Umordnung von ∑k=0 ak .
Beweis: Es sei A = ∑∞
k=0 ak und τ ∶ N0 Ð→ N0 bijektiv.
Behauptung: limn→∞ ∑nk=0 aτ (k) = A
Beweis der Behauptung: Sei ε > 0. Da ∑∞ k=0 ∣ak ∣ konvergiert, gibt es ein k0 ∈ N, sodass
∞ ∞ k0 −1
ε
∑ ∣ak ∣ = ∑ ∣ak ∣ − ∑ ∣ak ∣ <
k=k0 k=0 k=0 2
55
Reihen
B ∶= {0, 1, . . . , k0 − 1} ⊆ {τ (0), . . . , τ (N )} =∶ CN
weil:
n k0 −1 RRR RRR ∞
∣ ∑ aτ (k) − ∑ ak ∣ = RRRRR ∑ an RRRRR ≤ ∑ ∣ak ∣wegen Cn /B ⊆ {k ∈ N ∶ k ≥ k0 }
k=0 k=0 RRRk∈Cn ∖B RRR k=k0
Daraus folgt die Behauptung.
∞
Ersetzt man oben an durch ∣an ∣, erhält man, dass ∑ ∣aτ (n) ∣ konvergiert und die Reihe somit
n=0
absolut konvergiert.
Bemerkung 5.28 Die Voraussetzung, dass ∑∞ k=0 ak absolut konvergent ist, ist wesentlich
für die Aussage von Satz 5.27, wie der folgende Satz zeigt:
Beweis: Siehe z.B. Heuser “Lehrbuch der Analysis, Teil 1”, Satz 32.4.
56
6 Stetige Funktionen
Im Folgendem sei D ⊆ C eine nicht leere Menge und f ∶ D → C eine Abbildung bzw. Funkti-
on.
Definition 6.1 (a) Es sei a ∈ D. Dann heißt f stetig in a, wenn für jede Folge (xn )n∈N
mit xn ∈ D für alle n ∈ N gilt:
(b) f heißt stetig (auf D), falls f in jedem Punkt a ∈ D stetig ist.
Bemerkung 6.2 Da R ⊆ C liefert Definition 6.1 auch eine Definition von Stetigkeit für
Funktionen f ∶ D → R mit D ⊆ R.
Dann gilt für jede Folge (zn )n∈N in C mit zn →n→∞ a für ein a ∈ C:
m m k
lim f (zn ) = ∑ lim ak znk = ∑ ak ( lim zn ) = f (a)
n→∞ n→∞ n→∞
k=0 k=0
´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶
=ak
57
Stetige Funktionen
Bemerkung: Im Beispiel ist es wichtig, dass D = R/{0}. Definiert man z.B. f˜∶ R → R
durch
⎧
⎪
˜ ⎪ 1 , falls x =/ 0,
f (x) = ⎨ x
⎪
⎩0, falls x = 0,
⎪
so ist f˜ nicht stetig in 0, da z.B. für xn = 1
n gilt xn →n→∞ 0, aber f (xn ) = n konvergiert
nicht für n → ∞.
3. Sei f ∶ R → R definiert durch:
⎧
⎪ 1 für x =/ 0,
⎪
⎪
f (x) = sign(x) ∶= ⎨ 0 für x = 0,
⎪
⎪
⎪
⎩ −1 für x < 0,
Dann ist f in jedem a =/ 0 stetig, aber nicht stetig in a = 0. Wählt man z.B. xn =
n →n→∞ 0, dann gilt:
1
Satz 6.4 Es seien f, g∶ D → C stetige Funktion. Dann sind auch f ±g∶ D → C und f ⋅g∶ D → C
stetig, wobei
f f (x)
( ) (x) ∶= für alle x ∈ D′ .
g g(x)
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Stetige Funktionen
m l
Folgerung 6.5 Es seien P, Q∶ C → C Polynome, d.h. P (z) = ∑ ak z k , Q(z) = ∑ bj z j für
k=0 j=0
alle z ∈ C, wobei ak , bj ∈ C für alle k = 0, . . . , m, j = 1, . . . , l und m, l ∈ N. Dann ist die
rationale Funkiton QP
∶ D′ → C stetig, wobei D′ = {z ∈ C ∶ Q(z) =/ 0}.
Beweis: Es sei (xn )n∈N eine Folge mit xn ∈ D für alle n ∈ N und xn →n→∞ x0 . Da f stetig
in x0 ist, folgt:
yn ∶= f (xn ) →n→∞ f (x0 ) = y0 .
Da g stetig in y0 ist, folgt g(f (xn )) = g(yn ) →n→∞ g(y0 ) = g(f (x0 )). Somit ist g ○ f stetig
´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹¸ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶
(g○f )(x0 )
in x0 .
Daraus folgt, dass g∶ C → R stetig ist. Aus Satz 6.6 folgt, dass ∣f ∣ = g ○ f ∶ D → R stetig
ist.
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Stetige Funktionen
sodass ∣zn ∣ ≤ 1
2 für alle n ≥ N . Daraus ergibt sich, da ∣.∣ stetig ist:
∞ m ∣z ∣ k
znk m k
z n
∣exp (zn ) − 1∣ = ∣ ∑ − 1∣ = lim ∣ ∑ n ∣ ≤ lim ∑
k=0 k! m→∞
k=1 k! m→∞
k=1 k!
m ∞
1
≤ lim ∑ ∣znk ∣ = ∑ ∣zn ∣j+1 = ∣zn ∣ →n→∞ 0 ⋅ 1 = 0
m→∞
k=1 j=0 ´¹¹ ¹ ¸ ¹ ¹ ¹¶ 1 − ∣zn ∣
∣zn ∣∣zn ∣j
Satz 6.9 (ε-δ-Kriterium) Es sei f ∶ D → C und a ∈ D. Dann ist f genau dann stetig in a,
wenn:
∀ε > 0 ∃δ > 0 ∶ ∀x ∈ D mit ∣x − a∣ < δ gilt: ∣f (x) − f (a)∣ < ε (6.1)
Beweis: Zu “⇐”: Es gelte (6.1) und es sei (xn )n∈N ein Folge mit xn ∈ D für alle n ∈ N und
xn →n→∞ a beliebig.
Zeige: f (xn ) →n→∞ f (a).
Es sei ε > 0 beliebig und δ > 0 wie in (6.1) (zu diesem ε > 0). Da xn →n→∞ a gibt es ein
N ∈ N, sodass ∣xn − a∣ < δ für alle n ≥ N . Aus (6.1) folgt
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Stetige Funktionen
Lemma 6.11 Es sei a ∈ R und δ > 0 beliebig. Dann gibt es ein b ∈ Q und ein c ∈ R ∖ Q,
sodass
a < b < a + δ und a < c < a + δ
Beweis: Nach Aufgabe 4 aud dem 4. Übungsblatt gibt es ein b ∈ Q, sodass a < b < a + 2δ .
√ √ √
Sei nun c ∶= b + n ,
2
wobei n ∈ N so gewählt sei, dass n > δ .
2 2
Dann gilt n
2
< δ
2 und somit
√
2 δ δ
a<c=b+ < a + + = a + δ.
n 2 2
√
Außerdem ist c ∉ Q, weil sonst 2 = n(c − b) rational wäre.
Beispiel 6.10 (Fortsetzung): Ist nun a ∈ Q, so gibt es für, jedes δ > 0 ein x ∈ R ∖ Q mit
∣a − x∣ < δ. Daraus folgt
Ist a ∈ R∖Q, so gibt es für alle δ > 0 ein x ∈ Q mit ∣a−x∣ < δ. Daraus folgt ∣f (x)−f (a)∣ = 1 > ε
falls 0 < ε < 1. D.h. f erfüllt (6.1) für kein a ∈ R.
Im Folgendem sei [a, b] ein abgeschlossenes (und beschränktes) Intervall, wobei a, b ∈ R mit
a < b und f ∶ [a, b] → R.
Bemerkung 6.13 Anschaulich scheint der Satz klar zu sein (siehe Abbildung unten). Der
Satz ist in den rationalen Zahlen aber falsch, da z.B. f (x) = x2 − 2 keine Nullstelle in Q
besitzt, aber f (0) < 0 und f (2) > 0 ist. Im Beweis von Satz 6.12 geht die Vollständigkeit
von R ein.
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Stetige Funktionen
Beweis von Satz 6.12: Es gelte f (a) ≤ f (b). (Den Fall f (a) ≥ f (b) zeigt man analog.)
Dann gilt f (a) ≤ c ≤ f (b). Es sei
M ∶= {x ∈ R ∶ a ≤ x ≤ b, f (x) ≤ c}.
Dann ist M nach oben beschränkt und wegen f (a) ≤ c nichtleer. Definiere ξ ∶= sup M .
Wegen Satz 2.20 (mit ε = n1 ) gibt es eine Folge (xn )n∈N mit xn ∈ M für alle n ∈ N und
xn →n→∞ ξ. Da f stetig ist, folgt c ≥ f (xn ) →n→∞ f (ξ) und somit f (ξ) ≤ c.
Annahme: f (ξ) < c.
Wegen f (b) ≥ c muss ξ < b gelten. Dann folgt aus (6.1) mit ε = c−f (ξ), dass es ein δ > 0 gibt,
sodass f (x) < c = f (ξ) + ε für alle x ∈ [a, b] mit ξ < x < ξ + δ gilt. Das ist ein Widerspruch
zu ξ = sup M . Somit muss f (ξ) = c gelten.
z.B. f (x) = x2k+1 für ein k ∈ N. Dann gibt es a, b ∈ R mit f (b) > c und f (a) < c. Aus
Satz 6.12 folgt, dass es ein ξ ∈ [a, b] gibt mit f (ξ) = c. Somit ist f surjektiv.
Satz 6.16 Es sei f ∶ [a, b] → R stetig. Dann ist f beschränkt und es gibt p, q ∈ [a, b], sodass
Beweis: Es sei A ∶= sup{f (x) ∶ x ∈ [a, b]} ∈ R ∪ {∞}, wobei sup M ∶= ∞, falls M nicht
nach oben beschränkt ist. Dann gibt es eine Folge (xn )n∈N mit xn ∈ [a, b] für alle n ∈ N
und limn→∞ xn = A. Dies folgt aus Satz 4.22, falls A =/ ∞, und aus der Unbeschränktheit
nach oben, falls A = ∞. Da (xn )n∈N beschränkt ist, folgt aus Satz von Bolzano-Weierstraß
(Satz 4.39), dass es eine Teilfolge (xnk )k∈N und ein p ∈ R gibt mit xnk →k→∞ p. Außerdem
folgt aus a ≤ xnk ≤ b für alle k ∈ N, dass a ≤ p = limk→∞ xnk ≤ b. Da f stetig, folgt:
Daraus folgt, dass A =/ −∞ und {f (x) ∶ x ∈ [a, b]} nach oben beschränkt ist. Ersetzt man
oben f durch −f , so erhält man aus dem bereits Gezeigtem ein q ∈ [a, b], sodass
3. Übungsblatt
−f (q) = sup{−f (x) ∶ x ∈ [a, b]} = − inf{f (x) ∶ x ∈ [a, b]}.
Somit ist f ([a, b]) nach (unten) beschränkt und der Rest der Behauptung ist gezeigt.
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Stetige Funktionen
Bemerkung 6.17 Der Satz ist i.A. falsch, wenn [a, b] durch (a, b], [a, b), (a, b), [a, ∞) oder
(−∞, b] ersetzt wird, wie das folgende Beispiel zeigt: Betrachte f (x) = x1 mit x ∈ (0, 1] oder
x ∈ [−1, 0) oder f (x) = x mit x ∈ [0, ∞) oder x ∈ (−∞, 0]. Dann ist f jeweils unbeschränkt.
Folgerung 6.18 Es sei f → [a, b] → R stetig, sodass f (x) > 0 für alle x ∈ [a, b]. Dann gibt
es ein c > 0, sodass f (x) ≥ c für alle x ∈ [a, b].
∀ε > 0 ∃ δ > 0 ∀x, x′ ∈ D mit ∣x − x′ ∣ < δ gilt ∣f (x) − f (x′ )∣ < ε (6.2)
Bemerkung 6.20 Jede gleichmäßig stetige Funktion ist stetig, denn für alle x′ ∈ D folgt
aus (6.2):
∀ε > 0 ∃δ > 0 ∀x ∈ D mit ∣x − x′ ∣ < δ gilt ∣f (x) − f (x′ )∣ < ε
d.h. (6.1) ist für jedes x′ ∈ D erfüllt. Aus Satz 6.9 folgt, dass f in jedem x′ ∈ D stetig ist.
Wichtig: Umkehrt ist nicht jede stetige Funktion gleichmäßig stetig, wie Beispiel 6.21 zeigt.
Gleichmäßige Stetigkeit bedeutet, dass f (in jedem Punkt) stetig und δ in (6.1) unabhängig
von a = x′ gewählt werden kann.
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Stetige Funktionen
Definition 6.22 f ∶ D → R heißt Lipschitz-stetig, falls es eine konstantes L > 0 gibt, sodass
∣f (x) − f (y)∣ ≤ L ⋅ ∣x − y∣ für alle x, y ∈ D (6.3)
Beispiel 6.24 f ∶ R → R mit f (x) = ∣x∣ für alle x ∈ R ist Lipschitz-stetig (mit L = 1), denn
aus Folgerung 2.19 folgt
∣∣x∣ − ∣x′ ∣∣ ≤ 1 ⋅ ∣x − x′ ∣ für alle x, x′ ∈ R.
Bemerkung 6.26 In Satz ist es wesentlich, dass oben D = [a, b] ein abgeschlossenes (und
beschränktes) Intervall ist. So ist z.B. f ∶ (0, 1] → R mit f (x) = x1 nicht gleichmäßig stetig,
siehe Beispiel 6.21.
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Stetige Funktionen
a = x0 < x1 < . . . < xn = b und f (x) = yj für alle x ∈ (xj , xj+1 ) und j = 0, . . . , n − 1
gilt.
Satz 6.28 Sei f ∶ [a, b] → R stetig. Dann gibt es zu jedem ε > 0 Treppenfunktionen ϕ, ψ∶ [a, b] →
R, sodass
(a) ϕ(x) ≤ f (x) ≤ ψ(x) für alle x ∈ [a, b].
(b) ∣ϕ(x) − ψ(x)∣ ≤ ε für alle x ∈ [a, b]
Beweis: Wegen Satz 6.25 ist f gleichmäßig stetig. Zu ε > 0 sei δ wie in (6.2). Wähle ein
n ∈ N mit b−a n < δ und definiere xj ∶= a + j ⋅ n für alle j = 0, . . . , n. Dann gillt a = x0 < x1 <
b−a
. . . < xn = b. Seien
yj ∶= min{f (x) ∶ x ∈ [xj , xj+1 ]} und yj′ ∶= max{f (x) ∶ x ∈ [xj , xj+1 ]} für j = 0, . . . , n − 1.
Wegen Satz 6.16 existieren die Minima und Maxima und es gibt pj , qj ∈ [xj , xj+1 ], sodass
f (pj ) = yj′ , f (qj ) = yj . Wir definieren nun ϕ, ψ ∶ [a, b] → R durch
sowie ϕ(b) = yn , ψ(b) = yn′ . Somit erfüllen ϕ und ψ die Bedingung in (a). Außerdem gilt
nach Konstruktion
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