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ALEMÁN
COMPRENSIÓN DE LECTURA
Duración: 75 minutos
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CONSEJERÍA DE EDUCACIÓN
Wir essen zu billig und denken zu wenig über unser Essen nach. Das ist der eigentliche, der
permanente Lebensmittelskandal. Ein Aufschrei am Rande der Verzweiflung.
Jeder, der gerne reist und gerne isst, kann Geschichten erzählen von kulinarischen Erlebnissen am
Straßenrand in Hanoi oder Kyoto, Bangkok oder Kanton. Dort sitzt man in Feinschmeckers
Himmelreich und knackt unter Sternen Krebse und Langusten, zahlt lächerliche fünf, sechs Euro, die
man für ein Spottgeld hält. Und dann kommt man nach Hause zurück, sieht im Vorbeigehen, was
wirklich billig ist: Döner für 2,80 Euro, Currywurst für 2,20 oder McDonald’s-Plastikpampe für 1,99 -
und fragt sich, ob wir noch ganz bei Trost sind, so billig und so schlecht zu essen.
Beim Essen verhalten wir uns wie die drei berühmten buddhistischen Affen, die nichts Schlechtes
sehen, nichts Schlechtes hören und nichts Schlechtes sagen wollen; nur dass wir nicht weise sind.
Denn wir sehen nicht, dass wir uns von Ramsch ernähren. Wir wollen nicht hören, welcher Dreck in
unserer Nahrung steckt. Und wir sagen nichts, weder anklagend noch selbstkritisch, wenn wir uns
von der Nahrungsmittelindustrie mit falschen Versprechungen in die Falle locken lassen.
Deutschland erlebt einen wunderbaren Boom der Feinschmeckerei. Doch gleichzeitig haben ganze
Bevölkerungsschichten, ganze Generationen es in ihrer Geizgeilheit und ihrem
Küchenanalphabetismus fast verlernt, dass gutes Essen gutes Geld kostet und billiges Essen niemals
gut sein kann, sondern bestenfalls nicht gefährlich ist. Sie sind bereit, für das Fünfundsechzig-
Minuten-Konzert eines kapriziösen Popsternchens dreistellige Summen auszugeben. Das gleiche
Geld in ein zehngängiges Degustationsmenü zu stecken, halten viele aber für pervers und dekadent -
und machen einen Familienausflug in den Freizeitpark, der nicht viel billiger ist als ein Besuch im
Sternerestaurant. Und immer wieder hört man von solchen Menschen die Klage, dass sie sich Bio-
Lebensmittel nicht leisten könnten.
In Deutschland kann man einen Becher Joghurt für neunzehn Cent, einen Liter Milch für 49 Cent, ein
halbes Pfund Butter für 79 Cent und einen Liter Wein für 1,39 Euro kaufen, hergestellt von einer
Lebensmittelindustrie, die uns ihre Dumpingware mit fast drei Milliarden Euro Werbeausgaben pro
Jahr schmackhaft macht, bereitgestellt von den vier großen Lebensmittelhändlern Edeka, Lidl, Aldi
und Rewe, die 85 Prozent des Marktes kontrollieren, mit dramatisch steigender Tendenz.
Gerade einmal zehn Prozent aller Konsumausgaben reservieren die Deutschen für das Essen,
während es in Italien und Spanien knapp fünfzehn und in Frankreich 13,4 Prozent sind. Es geht aber
noch schlimmer: In den Vereinigten Staaten, dem kulinarischen Reich des Schreckens und der
Finsternis, sind es laut Vereinten Nationen 6,9 Prozent. Dahin dürfen wir nie kommen, doch wir sind
auf dem besten Weg dorthin. Denn für die Hälfte aller Deutschen ist nach einer Umfrage der
Gesellschaft für Konsumforschung der Preis das einzige Kriterium beim Essenskauf, und das, obwohl
Lebensmittel in Deutschland vor allem wegen der Discounter-Diktatur ohnehin schon fünfzehn bis
zwanzig Prozent billiger sind als bei unseren europäischen Nachbarn.
Das alles führt dazu, dass Deutschland eine kulinarische Existenz voller Paradoxien an der Grenze zur
Schizophrenie führt. Die Menschen haben immer mehr Sehnsucht nach Natürlichkeit und
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unverfälschtem Essen; gleichzeitig steigt der Anteil an Convenience Food unaufhaltsam. Sie schauen
ganzen Brigaden von Fernsehköchen bei der Arbeit zu und essen dabei Industrie-Pizza, die teurer ist
als selbstgemachte. (…)
Viele Autofahrer halten Biosprit für Teufelszeug, weil sie Angst um die Gesundheit des Motors in
ihrem Wagen haben; doch bei ihrem eigenen Motor, ihrem Körper, machen sie sich kaum jemals
solche fürsorglichen Gedanken. Es ist ein Unglück, doch so ist es: Die überwältigende Mehrheit der
Deutschen gibt deutlich mehr Geld für Motorenöl als für Salatöl aus.
(…) Essen und Ernährung sind bei uns viel zu selten Kopf-Fragen. Es ist kein Wunder, dass wir keine
nennenswerte Gastrosophie und kaum gastronomische Literatur haben, sondern nur die ewigen,
dummen Vorurteile vom vollen Bauch, der nicht gern studiert. Wir machen uns keine Gedanken
darüber, welches Essen für uns am besten und bekömmlichsten ist, welche Effekte Nahrung auf
unseren Körper hat, wie die Küche zum Ort der Lust wird - und verraten damit Jahrtausende
zivilisatorischer Errungenschaften. Wir hören längst nicht mehr auf Ärztegourmets wie Hippokrates
oder Galen von Pergamon, die sagten: „Das Essen sei deine Medizin, und die Medizin sei dein Essen.“
Stattdessen essen wir bis zur Besinnungslosigkeit und trinken dann einen Magenbitter hinterher.
Oder wir glauben den Lügen der Nahrungsmittelindustrie und kaufen Zuckerbombenjoghurts als
Verdauungsförderer. Oder wir versuchen, das Übergewicht und seine Folgen medikamentös in
Schach zu halten. Warum verschreiben Ärzte blutdrucksenkende Mittel und nicht Gemüse?
Dabei ist die Lösung so einfach und so lustvoll dazu. Sie heißt Geschmack. Gutes Essen schmeckt gut,
schlechtes Essen schmeckt scheußlich - Industriekarotten schmecken wie Seife, Billighühner wie
nasse Pappe und ein mieses Steak ertrinkt beim Anbraten im eigenen Wasser.
Benzinwucherpreise sind schrecklich. Aber warum regen wir uns nicht genauso lautstark über
Analogkäse, Garnelenfälschungen und Fleischabfallschinken auf? Warum lassen wir es zu, dass
unsere Kinder niemals lernen, was guter Geschmack ist, weil wir nicht für sie kochen, weil wir ihnen
das Kochen nicht beibringen, weil sie in Kindergärten und Schulkantinen aufgewärmte Fertigspeisen
bekommen, weil es in den meisten Restaurants als Kindermenü Pommes mit Currywurst gibt anstatt
das Erwachsenenessen en miniature wie in Frankreich oder Italien? Das zu tolerieren ist ein
Verbrechen gegen den eigenen Nachwuchs, denn Geschmackserziehung ist ein Pflichtfach aller
Erziehungsberechtigten und aller pädagogischer Anstalten. Man muss kein Extremist sein, um auf
den rechten Weg zurückzukehren. Radikaler Vegetarismus ist keine Lösung des Problems. (…). Es
geht beim guten Essen um Geschmack. Und damit um Glück und Gesundheit. Einfacher als auf dem
Teller bekommen wir das nirgendwo.
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Antwort
Die Deutschen scheinen nicht recht bei Verstand zu sein, weil…
a)sie nur im Himmelreich Delikatessen essen.
b)sie im Alltag billig und schlecht essen. 0 b ✔
c)sie denken, das Essen im Ausland sei günstig.
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Tarea 2. (5 x 2 = 10 puntos; se restará 1 punto por cada respuesta incorrecta. Los PUNTOS
ítems sin respuesta ni suman ni restan.)
Lesen Sie folgenden Text. Schreiben Sie, ob die Aussagen richtig (R) oder falsch (F)
sind. Die Aussage Nummer 0 ist ein Beispiel.
Stefan Zweig hat in seinem letzten Buch Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers zu den
Deutschen angemerkt, sie könnten alles ertragen, Kriegsniederlagen, Armut und Not, aber keine
Unordnung. Nicht die Kriegsniederlagen, sondern die Inflation habe sie in die Verzweiflung getrieben
und hitlerreif gemacht. Wegen der finanziellen Anarchie waren sie bereit, sich mit jedem Teufel
zusammenzutun, der ihnen die Wiederherstellung von Ordnung versprach.
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Aus Deutschland wurde die BRD, ein freies demokratisches Land mit
drei Konsonanten: einem meckernden, einem brüllenden und einem schlürfenden. Alles läuft nach
Plan, die Angst vor Unordnung bleibt jedoch der wunde Punkt der Nation. Wenn ein Plan mal nicht
funktioniert, ein Zug zu spät kommt oder ein Taxi nicht hält und ein Flugzeug nicht rechzeitig abhebt,
bricht sofort die heile Welt zusammen, und alle Sicherungen knallen durch. Intelligente, höfliche
Bürger trampeln ihre Kinder nieder, schmeiβen mit Koffern um sich und springen auf die Gleise. In
jedem Gebäude Deutschlands hängen an der Wand Evakuierungspläne für den Fall eines Brandes.
Das hat einen Grund. Ohne einen solchen Plan wären die Deutschen nicht imstande, ein brennendes
Gebäude zu verlassen. Lieber würden sie in Flammen aufgehen, als etwas ohne Plan zu
unternehmen. Wenn jemand hier eine Geburtstagsfeier plant, so muss er als Erstes seine Nachbarn
davon in Kenntnis setzen, dass es an dem Tag in seiner Wohnung etwas lauter werden könnte.
Danach kann er die ganze Nacht durchdonnern, niemand fühlt sich verletzt. Wenn es aber in einer
Wohnung ohne Vorwarnung laut wird, drehen die Nachbarn sofort durch. Sie schlagen mit ihren
Köpfen gegen die Wand, zünden das Haus an und rufen die Polizei.
Gleich nach der Geburt wird hier die Frage der möglichen künstlichen Beatmung im Alter diskutiert,
sowie die in Frage kommenden zukünftigen Pflegestufen, weil ja jedes Kind früher oder später alt
sein wird, d.h. wenn alles nach Plan läuft. Um hier alt zu werden, muss es aber noch sehr viele
Formulare ausfüllen, unzählige Versicherungen abschlieβen und Einverständniserklärungen erteilen.
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Sobald ein Mensch hierzulande schreiben bzw. unterschreiben kann, wird er jeden Tag seines
Lebens ausfüllen und unterschreiben, ausfüllen und unterschreiben, ausfüllen und unterschreiben.
Mein Kind geht aufs Gymnasium, und ich gebe ihm täglich eine unterschriebene
Einverständniserklärung mit. “Damit Ihr Kind Benutzer der Bibliothek werden kann”, “Um die Fotos
Ihres Kindes in der Wandzeitung abdrucken zu dürfen”, “Um am Schwimmunterricht teilnehmen zu
dürfen” – nur zu: ich unterschreibe alles.
Gestern bestellte ich in der Eckkneipe ein volkstümliches Gericht, den Strammen Max, ein mit
Schinken und Eiern belegtes Brot. “Aber bitte mit einer Scheibe Brot statt mit zwei”, präzisierte ich.
“Eine Scheibe statt zwei? Wie? Eine statt zwei?” Der Kellner dachte heftig nach, ob und wie es
möglich wäre, einen Strammen Max mit einer Scheibe statt mit zweien zu machen. Es ging beim
besten Willen nicht, nein, es war eine “gastronomische Sackgasse”. Etwas verstört schaute er mich
an. Natürlich zog ich sofort meine Bestellung zurück, der Stramme Max soll so bleiben, wie er immer
ist: mit zwei Scheiben Brot und zwei Eiern drauf.
“Na und”, wird mancher Leser jetzt vielleicht sagen,”Was ist so schlecht an der Liebe zur Ordnung?
Warum soll nicht alles nach Plan laufen?”
Das eigentliche deutsche Drama besteht darin, dass es ebenso gut wie nie nach Plan läuft. Das Leben
steckt voller Überraschungen. Auch Mutter Natur handelt ungenau, der Wind weht mal von rechts
und mal von links, die Sterne sind mal mehr und mal weniger am Himmel zu sehen, und manchmal
geht die Sonne später bzw. früher auf als erwartet, trotz der Zeitumstellung. Selbst wenn man jeden
Tag zweimal die Straβe fegt, bleibt immer irgendwo Müll liegen, irgendwelche Hunde laufen immer
ohne Leine herum, und es gibt immer Menschen, die sich auf frisch gestrichene Bänke setzen, weil es
ihnen Spaβ macht. Es ist zum Verrücktwerden. Um in diesem Chaos zur Ruhe zu kommen, versteckt
sich der Deutsche in seinem kleinen Schrebergarten. Dort kann er seine Utopie einer absoluten
Ordnung verwirklichen. Dort pflanzt er und schneidet und gieβt und pflanzt.
richtig falsch
0. Die Angst vor Unordnung ist beim Deutschen X
übertrieben stark ausgeprägt.
11. Abänderungen eines Plans führen beim Deutschen zu
Überreaktionen.
12. Das Fehlen eines Plans führt dazu, dass der Deutsche gar
nicht zu reagieren weiß.
13. In Deutschland darf man grundsätzlich nicht laut sein.
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