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Werner Nachtigall

Bionik - Grundlagen und Beispiele fürIngenieure und Naturwissenschaftler


Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Werner Nachtigall

Bionik
Grundlagen und Beispiele
für Ingenieure
und Naturwissenschaftler

Mit 250 Abbildungen

Springer
Professor Dr. Werner Nachtigall
Fachbereich 13, Fachrichtung Zoologie
Universitat des Saarlandes
Postfach 15 11 50
66041 Saarbrucken

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme


Nach!igaJl, Werner: Bionik : Grundlagen und Beispiele flir Ingenieure und Naturwissenschaftler 1Werner Nachtigal!. -
Berlin; Heidelberg; New York; Barcelona; Budapest; Hongkong j London; Mailand ; Paris; Singapur ; Tokio:
Springer; 1998

ISBN 978-3-662-06115-2 ISBN 978-3-662-06114-5 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-662-06114-5
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© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1998


UrsprOnglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York in 1998.
Softcover reprint of the hardcover 1st editin 1998
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Herstellung: Renate Albers


Einbandgestaltung: de'blik, Berlin
Satz/Datenkonvertierung: MEDIO, Berlin
SPIN: 10744169 62/3012 - Gedruckt auf saurefreiem Papier
Bionik istkein Allheilmittel
und kein Glaubensbekenntnis.
Bionik stellt ein Werkzeug dar.
Man kann es benutzen, mißbrauchen
oder im Schrank liegen lassen,
wie jedes Werkzeug.
W. Nachtigall, Schlußsatz eines Vortrages
Für Martha
Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkungen XIII 3 Biologie und Technik: Wie sich


Querbeziehungen entwickelt haben 29
A Allgemeine Aspekte: 3.1 Allgemeines . . . . . . ......... .. . .. .. . .... . 31
Historisches, Gliederung, Vorgehensweise ... J.2 Beispielgruppen für die Anfangsentwick-
lung der Technischen Biologie und Bionik. .. 31
Bionik - was ist das? 3 3.3 Beispielgruppen für die Entwicklung der
1.1 Begriffsbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Technischen Biologie und Bionik in den
1.2 Begriffskennzeichnung 5 letzten Jahrzehnten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.3 Herkunft des Begriffs "Bionik (bionics) " . . . . 6 3.4 Literatur 41
1.4 Technische Biologie und Bionik
als Antipoden 7
1.5 Technische Biologie und Bionik als integrative
4 Aktivitäten im Bionikbereich 43
Disziplinen mit sich ergänzenden Aufgaben-
4.1 Forschung (Beispiele) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 45
steIlungen 8
4.2 Architektur 46
1.6 Wurzeln und Chancen der technisch-
4.3 Design 47
biologischen/bionischen Strategien 8
4 .4 Bücher. .. . .. .. . . . . .. . .. .. ..... . ... .. .. 47
1.7 Unterdisziplinen der Bionik 9
4.5 Zeitschriftenartikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 49
1.8 Suche nach dem Optimum 10
4.6 Ausstellungen 50
1.9 Bionik als Analogieforschung 14
4.7 Messen und Zentren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
1.10 Bionik als Kreativitätstraining 14
4.8 Filme 52
1.11 Bionik - Was ist das? 15
4.9 Wettbewerbe. ... ... ... ... . . . . . . . . .. .. . . 52
1.12 Literatur 15
4.10 Gesellschaften 52
4.11 Tagungen und Kongresse. . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2 Teilgebiete der Bionik:
4.12 Werbung 54
Kurzcharakterisierung und Beispiele 17
4.13 Bionik-Studieng änge 54
2.1 Historisches 19
4.14 Industrieaufträge im Bionik-Bereich 54
2.2 Strukturbionik 19
4.15 Literatur 55
2.3 Baubionik 20
2.4 Klimabion ik 20
2.5 Konstruktionsbionik 21
2.6 Bewegungsbionik 22 5 In welcher Weise kann Bionik zukünftig die
2.7 Gerätebionik ........ 22 Technik beeinflussen? 57
2.8 Anthropobionik 23 5.1 Lernen von der Natur? . . . . . . . . .. 59
2.9 Sensorbionik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 24 5.2 Keine Blaupausen für die Technik 59
2.10 Neurobionik 24 5.3 Technische Biologie als Basiswissenschaft . .. 59
2.11 Verfahrensbionik 25 5.4 Bionik als weiterführende Disziplin 60
2.12 Evolutionsbionik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.5 Bionik ist etwas anderes als Naturkopie . . . .. 60
2. 13 Ausblick... .... ..... . . . . . .. ... ... . .. . . . 26 5.6 Anregungen durch Bionik . . . . . .. 60
2.14 Literatur 26 5.7 Technikbestimmende Verfahrensbionik . . . .. 61
X Bionik

5.8 Zusammenspiel Technischer Biologie - 8.4 Strömungseffekte der "Schwertfisch-Nase" -


Bionik - Technik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 61 Modifikationsvorschl äge zur Flugzeug-
5.9 Analogieforschung steht am Anfang . . . . . . . . 61 optimierung 128
5.10 Wege aus der "Steinzeittechnologie" 62 8.5 Spiegeloptik im Krebsauge - Vorbild für
5.11 Biostrategie als Überlebenstrategie 62 Röntgenteleskope und -kollimatoren 131
5 .12 Literatur 63
9 Bau und Klimatisierung 139
B Spezielle Aspekte: 9.1 Wiedereinbindung des Baukörpers in
Fragestellungen, Fallbeispiele, Sichtweisen . . . 65 natürliches Umfeld und natürliche
Kreisläufe - Brü ckenschlag zwischen Bionik
6 Historisches und Programmatisches 67 und Architektur 141
6.1 Zwei historische Patente - Eines davon 9.2 Das Eisbärfell - Solarbetriebene Wärm e-
hat die Welt verändert 69 pumpe und Transparentes Isolationsmaterial
6.2 Historische Kette: Konzepte für Schiffsvor- ("TIM") 147
triebe u.a. nach dem Prinzip der Fisch- 9.3 Anwendung des Eisbärfell- und Termitenbau-
Schwanzflosse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 71 pr inzips im Sinne einer Kombination von
6.3 Programmatische Kette: Qualitative Analogie- TIM und Porenlüftung 150
forschung - biologische Morphe und 9.4 Die Einbeziehung der Natur nutzt der Bau-
techni sche Struktur 77 ökonomie, behindern dabei aber nicht eine
6.4 Bionik-Design - Sichtweisen und Vorbilder .. 83 klare architektonische Formensprache 153
6.5 Sind "Vorbilder aus der Natur " patent- 9.5 Bauformen der Natur und analoge Konzepte -
schädigend? - Patentrechtliche Wertung von Technische Biologie und Bionik von Bau-
Bionik-Erfindungen 84 und Tragekonstruktionen 155

7 Materialien und Strukturen 87 10 Robotik und Lokomotion 165


7.1 Verpackungen in der Natur - überblick über 10 .1 Laufmaschin en - Designhilfen aus dem
ein Ideenreservoir für die Technik 89 Bereich der Natur 167
7.2 Selbstre inigende pflanzliche Oberflächen - 10 . 2 Ein insektenanaloger Laufrobot er -
Schmutzabweisende Beschichtung 94 Der Stabheus chreckengang, techni sch
7.3 Riefenstrukturen bei Haischuppen - aufgegriffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
Widerstandsverminderung durch Riblets 100 10.3 Elastizitäten bei Roboterarmen -
7.4 Hochwachsende Gräser als Vorbilder- Aus der Not eine Tugend machen 174
Technische Kompositmaterialien und 10.4 Eselspinguin und Kofferfisch -
langgestreckte Strukturen 107 Dicke Unterwasserkörper mit Anregungs-
7.5 "Intelligente", sich selbst reparierende und potential für techn ische Rumpfform en . .. .. 177
andere unkonventionelle Materialien - 10.5 Schlagflossenboote und "künstliche Pische"-
Eine kleine Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 110 Übertragungen von Fischflosse und
Fischdesign 181
8 Konstruktionen und Geräte 113
8.1 Biomechanische Mikrosysteme - 11 Sensoren und neurale Steuerung 187
Vergleichende Analyse und Technologie- 11.1 Vorn Fliegenauge zur Roboter-Or ientierung -
potential ihrer Funktionselemente und Bionik der Signalverarbeitung 189
Elementarfunktionen 115 11.2 Bewegungssteuerung und Bewegungslernen
8.2 Schlagflügelantrieb bei Fliegen - in der Biologie - Unkonventionell e Vorbilder
Natur vorbild als Basis für ein Insekten- für technische Anwendung 193
Flugmodell 119 11.3 Neuronal e Netze - Beispiele für Muster-
8.3 Ein Ausstülpungsschlauch für med izinische erkennung und Bewegungssteuerung 199
Kath eder und andere Zwecke - Mechanismen 11.4 Koppelung von Mikroorganismen mit
bei Würmern und Polypen als Vorbild 126 Meßelektroden - Mikrobielle Biosensoren . . . 204
Inhaltsverzeichnis XI

11.5 Koppelung biologischer Systeme mit 14.4 Adaptives Wachstum - Nach dem Vorbild
technischen Geräten - Ein Sensorsystem der Bäume konstruieren 258
zur Messung extrem geringer Stoftkonzen- 14.5 CAO-optimierte Autobauteile - Weniger
trationen 205 Material - und Energieverbrauch bei
gleicher Stabilität 268
12 Anthropo- und biomedizinische Technik . . . 209
12.1 Menschen an Maschinen - Maschinen im 15 Systemik und Organisation 271
Menschen 211 15.1 Selbstorganisation - Ein Naturprinzip und
t2.2 Schwingungsdynamik der Gehörknöchel- sein e sozioökonomische Anwendung 273
chen - Biomechanische Anpassung eines 15.2 Biologische Verpackungs strategien -
Mittelohrimplatats 214 Entwicklung umweltökonomischer
12.3 Radfahrer und Rad - Ein biomechanisch Verpackungen 276
abgestimmtes Funktionspaar 216 15.3 Funktionshilfe bei komplexen Wirtschafts-
12.4 Anwachsen biologischen Gewebes auf tech- systemen - Analogien können dem
nischem Substrat - Mechanische und infor- Management Impulse geben 282
mationsübertragende Verkopplungen 218 15.4 Bereichsüberschreitungen erster Art -
12.5 Interaktion des Organismus mit Wellen - Anregungen aus der Biologie können in
Nutzung von Licht zur Einkopplung von andere Funktionsbereiche hineinwirken 285
Mikrowellen 22I 15.5 Bereichsüberschreitungen zweiter Art -
Verklammern von Einzelfächern 289
13 Verfahren und Abläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 225
13.1 Molekulare solare Energiesysteme - 16 Konzeptuelles und Zusammenfassendes . . .. 291
Mechanismen und Umsetzungspotential .. . . 227 16.1 Bionik als technische und wirtschaftliche
13.2 Artifizielle Photosynthese - Beiträge zur Herausforderung - Was nicht gegen Natur-
molekul aren Sonnenenergiekonversion . . . .. 233 gesetze verstößt ist prinzipiell machbar . . .. . 293
13.3 Makroskopische solarbetriebene 16.2 Bionik als Betrachtungsaspekt - Eine fächer-
Energiesysteme - Möglichkeiten und übergreifende kybernetische Sichtweise . . . . 294
Anwendungspotential 237 16.3 Bionik als Kreativitätstraining - Die Vielfalt
13.4 Wasserstoffproduktion dur ch Artifizielle biologischer Lösungsm öglichkeiten regt
Algen-Bakterien-Symbiose ("ABRAS") . . . . . 240 die kreative Phantasie an 297
13.5 Algenkonverter - Fluidreinigung, Nahrungs- 16.4 Bionik als Ansporn für vern etztes Denken -
mittel- und Wertstoffproduktion in Auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten
einem System 242 Bildung 298
16.5 Bionik als Teil einer Überlebensstrategie -
14 Evolution und Optimierung 245 Vom Ökosystem zum Wirt schaftssystem . . .. 302
14.1 Evolutionsprinzipien und Stufen der
Imitation biologischer Evolutionsprozesse . .. 247
14.2 "Mechanik" des evolutionsstrategischen Namenverzeichnis 309
Bergsteigens 253
14.3 Evolutive Systemoptimierung - Natur- Sachverzeichnis 311
strategien zum Nutzen von Technik und
Wirtschaft 257 Tier- und Pflanzennamen 319
Vorbemerkungen

Wie kam dieses Buch zustande, und was hat sich der ständiges technisches Weiterarbeiten" - diese Formulie-
Autor bei seiner Abfassung vorgestellt? rung habe ich für bionisches Arbeiten immer gerne ver-
wendet.
Populäre Darstellungen
Bionik - Lernen von der Natur für die Technik: Unter Technische Biologie und Bionik
diesem Grundgedanken ist in den letzten Jahren eine Die Gliederungsschwerpunkte dieses Buchs finden sich
Reihe von Büchern erschienen. Die meisten allerdings in einer Bionik-Definition wieder, die ich mit den Teil-
waren populärwissenschaftlich orientiert, und der klei- nehmern einer Tagung "Analyse und Bewertung
ne Rest sachspezifisch auf bestimmte Themen ausge- zukünftiger Technologien: Technologieanalyse Bionik"
richtet. des VDI, Düsseldorf 1993, erarbeitet habe:
Allgemeinverständliche Zusammenfassungen im
Sinne einer " öffentlichen Wissenschaft " soll man nicht "Bionik als Wissenschaftsdisziplin befaßt sich
unterschätzen. Sie sind sehr wichtig zur Information systematisch mit der technischen Umsetzung und
des nicht-fachlichen (steuerzahlenden) Publikums und Anwendung von Konstruktionen, Verfahren und
helfen, die Akzeptanz eines neuen Forschungsgebiets in Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme. "
der Öffentlichkeit herzustellen. Der Verfasser dieses (Erweiterte Definition: s. Abschnitt 16.1)
Buches hat denn auch kräftig versucht, seinen Teil zu
dieser Facette beizutragen. In dieser Definition ist Grundlagenforschung als solche
nicht enthalten; wir sprechen hierbei von "Technischer
Dokumentation von Entwicklung und Biologie': Technische Biologie und Bionik verzahnen
Forschungsansätzen sich wie Bild und Spiegelbild: was die eine Richtung
In der Zwischenzeit ist Technische Biologie und Bionik erforscht, setzt die andere um.
als anerkanntes Forschungsgebiete etabliert; es gibt Das vorliegende Buch befaßt sich nur im allgemei-
Ausbildungsrichtungen an Universitäten und vielfaltige nen ersten Abschnitt - mehr definitorisch - mit Techni-
Kontakte der Forschung mit Industrie und Wirtschaft . scher Biologie. Nur in Abschnitt 9.5 wird dieser Aspekt
Es ist nun an der Zeit, eine Zusammenschau vorzulegen nochmals aufgegriffen und es wird gezeigt, wie sehr
oder, wenn man so will, eine Art Lehrbuch zu verfassen, man sich vor einer zu statisch-technischen "Erklärung"
das dieses Forschungsgebiet dokumentiert. Diesem Ziel von Lebewesen hüten muß.
soll das vorliegende Buch mit einer allgemeinen Dar- Im wesentlichen handelt das Buch von Bionik im
stellung und mit einer Auswahl detailliert ausgearbeite- hier angegebenen Sinne. Es folgt in etwa auch der Grob-
ter Fallbeispiele dienen . gliederung Konstruktionen - Verfahren - Entwik-
Die Auswahl der Beispiele ist, wie könnte es anders klungsprinzipien, wie sie in der VDI-Definition gegeben
sein, in gewisser Weise subjektiv, doch habe ich ver- worden ist.
sucht, wichtige, teils bereits "klassische" Entwicklungen
ebenso zu berücksichtigen wie derzeit bearbeitete Bionik-Design
zukunftsweisende Projekte. Aus der Summe dieser Ein- Ähnlich wie im technischen Bereich kann man auch
zeldarstellungen mag sich ergeben, daß Bionik bereits von einer Art "Design" eines biologischen Wesens spre-
ein integriertes Werkzeug für technische Entwicklun - chen. Bionik-Design im Sinne von innerer und äußerer
gen ist. "Lernen von der Natur als Anregung für eigen- funktioneller Formgestaltung stellt einen spezifischen
XIV Bionik

Aspekt bionischen Arbeitens dar, über den ich im glei-


chen Verlag bereits in Buchform berichtet habe : "Vor- Problemkreis
bild Natur - Bionik-Design für funktionelles Gestalten" Schwimmmen

(1997)·

überwindung der Sprachbarrieren


Die bisherige Ausbildung lief sowohl in Technik wie Bio- GY GY
logie rein zielgerichtet ab. Der Blick über den Zaun ist
Einzelnen überlassen worden; Querbeziehungen wur-
den in der Lehre nur in seltenen Ausnahmefällen einge-
8 9
bracht. Somit sprachen und sprechen im allgemeinen
auch heute noch Ingenieur und Biologe unterschiedliche
Sprachen, wenn sie von ein und demselben Phänomen Technische Biologie
berichten. Einer meiner früheren Mitarbeiter hat das in ' - - - - -+-- ---1 Bionik I - - - t - - - --'
seiner Habilitationsschrift sehr drastisch dargestellt Querverbindungen
(Abb.r).
Das Buch soll auch dazu beitragen, diese Sprachbar-
rieren zu überwinden. Man sieht an tausend Stellen, Abb.r Hemmnisse bei der Umsetzung biologischer Forschung
in Technologien sind Differenzen in Sprache und Blickwinkel,
sowohl im allgemein orientierten ersten Teil als erst historische Bedingungen und Komplexität. Wenn es beispielsweise
recht auch bei den zahlreichen, speziell ausgearbeiteten um das Schwimmen geht, denken und sprechen Biologen und
Beispielen des zweiten Teils, wie wichtig der Blick über Ingenieure an Unterschiedliches und sprechen unterschiedlich
den Zaun ist. Biologen sollten lernen, das kleine Ein- darüber. Bionik kann helfen, eine gemeinsame Basis zu finden.
(Nach Blickban 1992, ergänzt)
maleins der Technik zu praktizieren (das große ist Inge-
nieurssache), damit Techniker und Ingenieure über-
haupt die Bereitschaft zeigen, mit ihnen zu reden. Und
die Vertreter der technisch orientierten Fächer sollten auch kein Grund mehr vorhanden, die klassischen
lernen, daß die Biologie nicht trivial ist, auch wenn illre Grenzen der Disziplin so starr aufrechtzuerhalten. Es ist
Sprache manchmal (im morphologischen Bereich) ein- freilich nicht nur bei der Bionik so: was weiterführt,
fach erscheint, daß die crux in der Komplexheit des Ein- geschieht heute im wesentlichen im quirligen Grenzge-
zelfalls und der ungeheuren Vielfalt der natürlichen biet zwischen allen nur möglichen Disziplinen. Man
Lösungsansätze steckt, eine crux, die allerdings rasch in besinnt sich immer mehr darauf, daß sich alle Wissen-
ein geradezu faszinierendes Anregungspotential um- schaft mit einem einzigen, großen Kontinuum abgibt
schlagen kann, wenn man sich nur ein wenig ein denkt und daß man pragmatische Grenzen, wie sie für Studi-
oder mit Biologen unterhält. um und Beruf ja nun sicher nötig sind, nicht überstra-
pazieren soll.
überwindung von Abgrenzungen Wie gesagt: Es ist mir ein Anliegen, mit diesem Buch
Seitdem wir, vor wenigen Jahren, in Saarbrücken den auch einen Beitrag zur Integration zu leisten. Bionik ist
Studiengang "Technische Biologie und Bionik" für Bio- selbst in dieser Hinsicht ein machtvolles Werkzeug.
logen eingeführt haben und auch (in reduzierter Form) Man muß es nur anwenden und in die Ausbildung der
als Nebenfach für Techniker anbieten, beginnt sich das jungen Ingenieure und Biologen einbauen.
wenigstens in dem kleinen Bereich, den man selbst Ein holländischer Kollege, von dessen Ansätzen ich
beeinflussen kann, zu ändern. in Abschnitt 8.4 berichte, fordert denn auch unum-
Technische Biologie und Bionik verhalten sich, wie wunden: "Bionics ought to be an obligatory subject in
erwähnt, wie Bild und Spiegelbild. Was die erste Diszi- higher technical education".
plin erforscht, setzt die zweite um. Diese Ausbildungs-
richtung kann deshalb als geradezu ideales Bindemittel Gliederungsaspekte
dienen, das Biologie und Technik in der Blickrichtung Das Buch ist in einem allgemeinen Abschnitt A und
der jungen Naturwissenschaftler und Techniker ver- einen speziellen Teil B gegliedert. Insgesamt ist es in 16
netzt. Wir kommen daran nicht mehr vorbei, und es ist Kapitel eingeteilt Die Kapitel sind in eine Reihe von
Vorbemerkungen XV

Unterkapitel oder Abschnitte gegliedert , im Teil B je- an erster Stelle im Literaturanhang - und erläutere diese
weils in 5 solche Abschnitte unterschiedlichen Um- nach einem bestimmten Darstellungsschema. Bisweilen
fangs. ist die Diktion der Autoren so komprimiert, daß eine
Im Teil B bildetjeder Abschnitt eine in sich geschlos- Neufassung um jeden Preis nicht sinnvoll erscheint. Ich
sene Einheit. Die Beschreibung verläuft darin im all- arbeite dann mit ausführlichen (und jeweils genehmig-
gemeinen von der biologischen Entdeckung zur techni- ten) Zitaten. Etwas hilflos war ich bei den Grundlagen
schen Anwendung. Sie versucht auch, den Gang der Ent- der Evolutionsstrategie, von Ingo Rechenberg so ausge-
wicklungen nachzuzeichnen und methodische Aspekte feilt und "suggestiv" geschrieben, daß sie sich jedem
mit einzubeziehen. Durch Zwischenüberschriften ist sie Bearbeitungsbemühen entzogen haben; der Autor hat
meist in relativ kurze Blöcke gegliedert . Sie endet je- mir dann dankenswerterweise Abdruckerlaubnis für
weils mit der Angabe der Referenzarbeit. auf die sich die seine Fassung gegeben.
Beschreibung bezieht, weiterer Literatur, auf die der
Textdirekt eingeht und einer Kontaktanschrift. Ausblick
Die Abbildungen werden in jedem der 16 Kapitel neu, Möge also dieser Querschnitt durch die Entwicklung
mit 1 beginnend, durchnumeriert. und den Istzustand der Bionik Grundaspekte aufzeigen,
Die Kapitel des speziellen Teils B sind nicht nach die für die zukünftige Technologie des Menschen wich-
dem Einteilungsschema der Bionik (Abschnitt 1.7) tig sind, ihr Technologiepotential abklopfen und einer
gegliedert, sondern aus pragmatischen Gründen in 11 .Blostrategie für die Zukunft " (wo immer sie sinnvoll
Sachgruppen . erscheint) den Weg bereiten.
Bionik ist keine Weltanschauung. Sie will den Ingeni-
Bearbeitungsaspekte eur nicht ersetzen. Sie ist vielmehr ein Werkzeug, das
Die Beispielauswahl für die einzelnen Unterkapitel man benutzen kann oder auch nicht. Der Ingenieur ver-
habe ich im wesentlichen nach folgenden Kriterien ge- gißt gerne, daß die belebte Welt, die uns umgibt, und
troffen: deren Teil wir sind, genau so real ist wie die entspre-
chende technische Welt. Es kann also nur weise sein,
- Übertragung Biologie ---t Technik nachgewiesen Naturbetrachtung in die weitere technologische Evolu-
- Hohes Übertragungspotential gegeben tion mit einzubeziehen.
- Klassisches,für die Entwicklung der Bionik Sklavisches Kopieren führt freilich zu nichts. Doch
wichtiges Beispiel hält die Natur einen ungeheuren Schatzan"real existie-
renden" Konstruktionen, Verfahrensweisen und Evolu-
Wo Vorarbeiten vorhanden waren - zum Beispiel die tionsprinzipien bereit, die zu vernachlässigen einfach
von mir herausgegebenen oder mitherausgegebenen unweisewäre. Diesist der entscheidendeGrundgedanke,
Berichte zu den drei Bionik-Kongressen 1992, 1994, für den dieses Buch wirbt.
1996 unserer Gesellschaft für Technische Biologie und
Bionik - habe ich zur Vereinfachung des immensen Bitte um Information
Bearbeitungsumfangs darauf zurückgegriffen. Textli- Wenn Bedarf besteht , kann diesem Buch ein Ergän-
che und vor allem bildliehe Verfügbarkeit, die im zungsband mit neuen Beispielen folgen. Für Literatur-
unmittelbaren Bereich natürlich am ehesten gegeben hinweise, gerade auch auf wenig gut zugängliche Publi-
ist, war ein weiteres Auswahlkriterium. Dabei habe ich kationen, bin ich den Lesern dankbar.
aber versucht, alle wesentlichen Facetten der Bionik
ausgewogen zu berücksichtigen. Doch gibt es für jeden Danksagungen
Aspekt unterschiedlich viele und unterschiedlich weit Das vorliegende Buch basiert auf jahrzehntelangen
gediehene Ansätze. Manchmal kann man den Erfolg Erfahrungen in technisch-biologischer Forschung und
des Bionik-Gedankens gut dokumentieren, vom biolo- Lehre und einigen Jahren Erfahrung in der bionischen
gischen Vorbild zum Patent. Manchmal haben die Bei- Forschung. Es bezieht viele Kontakte und Gespräche
spiele mehr Aufforderungscharakter für technische mit ein. Fast alle der in den Referenzarbeiten angegebe-
Obertragung. nen Kollegen haben die ihre Forschungen betreffenden
Im allgemeine referiere ich pas pro toto eine be- Abschnitte kritisch durchgesehen, wofür ich Ihnen herz-
stimmte Arbeit - sie steht als "Referenzarbeit" jeweils lich danke. Mein besonderer Dank gilt Frau A. Gardezi
XVI Bionik

für die ganz wesentliche Umformatierung von Original- Frau R. Albers sowie den am Projekt beteiligten weiteren
zeichnungen auf die hier im allgemeinen vorgesehene Mitarbeitern des Springer Verlags für die freundliche
einspaltige Darstellung. Frau I. Stein und Frau I. Schwarz und effektive Zusammenarbeit.
danke ich für Schreibarbeiten und Herrn Dr. Merkle,
Saarbrücken, im Frühjahr 1998
Werner Nachtigall

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