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Koordinaten: 52° 23′ 40,1″ N, 13° 3′ 37,1″ O

Landtag Brandenburg
Der Landtag Brandenburg (niedersorbisch Krajny sejm Bramborska) ist das Parlament des Landes
Brandenburg und hat seinen Sitz im Stadtschloss in der Landeshauptstadt Potsdam. Die Abgeordneten werden für Landtag Brandenburg
fünf Jahre gewählt, so dass nach der Wahl im Jahr 2019 die nächste turnusmäßig im Jahr 2024 stattfindet.[1][2] Krajny sejm Bramborska
Potsdamer
Der Landtag wird aus 88 Abgeordneten gebildet. Er ist verantwortlich für die Landesgesetzgebung, die Stadtschloss, Sitz
parlamentarische Kontrolle von Regierung und Verwaltung, die Bestimmung des Haushalts und die Wahlen des Logo
des Landtags
Präsidiums, der Landesverfassungsrichter, der Mitglieder des Landesrechnungshofs und des Ministerpräsidenten. Brandenburg
Am 1. September 2019 wurde der siebte Landtag gewählt. In diesem sind sechs Parteien vertreten. Die SPD stellt
mit 25 Sitzen die stärkste Fraktion. Die AfD hat 23, die CDU 15, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie DIE
LINKE jeweils 10 Sitze. Die kleinste Fraktion stellt die Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen / Freie
Wähler mit fünf Sitzen.
Basisdaten
Der erste Landtag Brandenburg wurde 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone gewählt. Der zweite Landtag
wurde vor der Wahl 1950 in seiner Zusammensetzung festgeschrieben und bestand nur bis 1952. In seiner Sitz: Stadtschloss in
Potsdam
heutigen Form existiert er seit der Neubildung des Landes Brandenburg im Zuge der Wiedervereinigung. Seit der
ersten Landtagswahl im Oktober 1990 stellt die SPD die stärkste Kraft, ist seitdem stets an der Landesregierung Legislaturperiode: fünf Jahre
beteiligt und stellt die Ministerpräsidenten. Seit dem 28. August 2013 bekleidet Dietmar Woidke dieses Amt. Erste Sitzung: 25. September 2019
Abgeordnete: 88
Aktuelle Legislaturperiode
Inhaltsverzeichnis Letzte Wahl: 1. September 2019
Nächste Wahl: 2024
Geschichte des Landtags Brandenburg
In der Sowjetischen Besatzungszone (1946–1952) Vorsitz: Ulrike Liedtke (SPD),
Präsidentin des
Nach der Wiedervereinigung (seit 1990) Landtages
Übersicht
Sitzverteilung: SPD 25
Mandatsvergabe AfD 23
Wahlsystem CDU 15
Wahlprüfung Grüne/B90 10
Linke 10
Konstituierung des Landtages
BVB / FW 5
Funktionen Website
Gesetzgebung
www.landtag.brandenburg.de (https://www.
Budgetierung landtag.brandenburg.de/)
Kontrollfunktion
Rede- und Fragerecht
Untersuchungsausschuss
Kommissionen
Parlamentarische Kontrollkommission
G10-Kommission
Einsetzungsfunktion
Organisation der Abgeordneten
Präsidium
Fraktionen
Gruppen
Ausschüsse
Enquete-Kommission
Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden (RASW)
Stellung der Abgeordneten
Verwaltung
Parlamentssitz
Landtagsgebäude
Früherer Sitz
Literatur
Weblinks
Anmerkungen
Einzelnachweise

Geschichte des Landtags Brandenburg

In der Sowjetischen Besatzungszone (1946–1952)


→ Hauptartikel: Landtag Brandenburg (1946–1952)
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat in der Sowjetischen Besatzungszone kurzzeitig ein eigenständiges Land Brandenburg in Erscheinung, das sich aus der ehemaligen
Provinz Brandenburg gebildet hatte, allerdings nur etwa zwei Drittel deren Fläche umfasste. Es trug zunächst den Namen „Provinz Mark Brandenburg“ und wurde
erst mit der Auflösung Preußens, durch den Alliierten Kontrollrat im Februar 1947 nominell ein vollwertiges Land. Zunächst regierte eine von der
Militäradministration eingesetzte Beratende Versammlung, die keine parlamentarische Kontrolle oder Legitimation besaß und von der Militäradministration abhängig
war. Dies änderte sich mit den Wahlen zum Landtag Brandenburg vom 20. Oktober 1946, die mit konkurrierenden Listen unter demokratischen Vorzeichen stattfand.

Im neu gewählten Landtag verfügten die beiden bürgerlichen Parteien Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU) mit 31 Mandaten und die Liberal-
Demokratische Partei Deutschlands (LDP) mit 20 Mandaten gegenüber der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) mit 44 Mandaten und der von der SED
dominierten Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) mit fünf Mandaten über einen Vorsprung von zwei Sitzen. Die Bildung einer Allparteienregierung
unter Ministerpräsident Karl Steinhoff (SED) verhinderte jedoch einen Dualismus von Regierung und Opposition. Gesetze wurden zumeist einstimmig beschlossen
und bedurften der Zustimmung der Militäradministration, die auch in laufende Gesetzgebungsverfahren eingriff. Der Landtag arbeitete eine Verfassung aus, die im
Februar 1947 einstimmig angenommen wurde und einen Grundrechtskatalog beinhaltete, der das Recht auf Freizügigkeit und freie Meinungsäußerung enthielt. Der
Landtag hatte den Status des „höchste[n] Willensträger[s] der Mark Brandenburg“, besaß parlamentarische Kontrolle und bestimmte die Grundsätze, die die
Richtlinien der Regierung ausmachten.[3]

Wenngleich der Landtag mit einer großen Machtfülle ausgestattet war, wurde der Druck der SED und der Militäradministration auf die bürgerlichen Parteien immer
größer. Es kam bereits 1948 zu ersten Verhaftungen von CDU- und LDP-Politikern und im Folgejahr wurden diese beiden Parteien aufgefordert, ihre Reihen von
„reaktionären Elementen“ zu reinigen. Die nächsten Wahlen 1950 wurden schon nach Einheitsliste durchgeführt und brachten eine solide Mehrheit für die SED. Das
euphemistisch betitelte „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Land Brandenburg“ am 25. Juli 1952
bedeutete die Selbstauflösung des Landes und leitete die Bildung der drei Bezirke Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus ein.[4]

Nach der Wiedervereinigung (seit 1990)

Die erste Landtagswahl nach Wiedergründung des Landes Brandenburg einige Tage zuvor, fand am 14. Oktober 1990 statt.
Dabei wurde die SPD stärkste Fraktion, während in den anderen neuen Bundesländern, wo die Landtagswahlen am selben
Tage abgehalten wurden, die CDU gewann.

Der SPD-Politiker Manfred Stolpe wurde zum Ministerpräsidenten gewählt und bildete gemeinsam mit der FDP und
Bündnis 90 die erste Ampelkoalition auf Landesebene. Dem neu gewählten Landtag kam nach dem
Ländereinführungsgesetz der Status einer Verfassungsgebenden Landesversammlung zu, wonach er eine neue
Landesverfassung ausarbeiten sollte. In der konstituierenden Sitzung gab sich der Landtag eine vorläufige Geschäftsordnung;
in der zweiten Sitzung verabschiedete er ein von allen Fraktionen gemeinsam eingebrachtes Gesetz, das für die Manfred Stolpe (links),
Übergangszeit die wichtigsten staatsorganisatorischen Grundlagen enthielt. Ministerpräsident von 1990 bis 2002,
während einer
Es wurde ein Verfassungsausschuss eingerichtet, dem neben 15 Parlamentariern auch 15 Nicht-Parlamentarier angehörten. Wahlkampfveranstaltung im Vorfeld
Da im Gegensatz zu anderen Bundesländern die SPD und Bündnis 90 entscheidenden Einfluss auf die Verfassung nehmen der Landtagswahl 1990
konnten, flossen einige Ideen und Ideale der Wendezeit in den Verfassungstext ein.[5] Für Kontroversen sorgten die
verfassungsmäßige Verankerung von sozialen Grundrechten, der Bereich Ehe, Lebensgemeinschaften und
Schwangerschaftsabbruch, sowie Sperrklauseln bei Landtagswahlen und Quoren in der Volksgesetzgebung. Nach der zweiten Lesung wurden einige Kompromisse
ausgehandelt, damit auch die CDU-Fraktion dem Verfassungstext bedenkenlos zustimmen konnte, die vor allem bei den Grundrechten und Staatszielen einige
Vorbehalte hatte. Dieser Kompromissentwurf wurde am 9. April 1992 vom Verfassungsausschuss einstimmig verabschiedet. Einen Tag vor der dritten Lesung, in der
der Landtag die Verfassung verabschieden sollte, empfahl der CDU-Landesvorsitzende Ulf Fink den Unionsabgeordneten, gegen die Verfassung zu stimmen. Der
von SPD, FDP, PDS-Linke Liste und Bündnis 90 eingebrachte Entwurf erreichte die notwendige Zweidrittelmehrheit, wenngleich elf der 25 CDU-Abgeordneten
dagegen stimmten und sich vier enthielten. Es folgte ein Konflikt innerhalb der brandenburgischen CDU zwischen Verfassungsbefürwortern und -gegnern, der dazu
führte, dass sich Beate Blechinger und Peter-Michael Diestel aus der Fraktionsführung zurückzogen und Ulf Fink im Vorfeld des Volksentscheids über die Verfassung
die Brandenburger aufforderte, mit „Nein“ zu stimmen. Bei dem Volksentscheid, der eine geringe Wahlbeteiligung von 47,9 Prozent hatte, stimmten 94 Prozent der
Brandenburger für die neue Verfassung, woraufhin sie am 20. August 1992 in Kraft trat.[6]

Im März 1994 schied Bündnis 90 aus der Regierungskoalition aus und eine sozial-liberale Minderheitsregierung unter Manfred Stolpe regierte bis zum regulären
Ende der Legislaturperiode. Bei der Landtagswahl im September 1994 erhielt die SPD 54,1 Prozent der Stimmen und konnte ohne Koalitionspartner weiterregieren.
Die CDU hingegen verlor 10,7 Prozentpunkte und kam auf nur 18,7 Prozent, ebenso wie die PDS. Erklärt wurde dieses desaströse Wahlergebnis der Union durch
zwei Umstände: zum einen durch den deutlichen Popularitätsvorsprung des amtierenden Ministerpräsidenten Stolpe, den sich 81 % der Wähler als Ministerpräsident
wünschten, während CDU-Kandidat Peter Wagner auf gerade einmal sieben Prozent kam. Zum anderen hatte sich die CDU-Fraktion in der ersten Wahlperiode als
äußerst zerstritten gezeigt.[7]

Durch die Verlängerung einer Wahlperiode fand die nächste Landtagswahl erst im September 1999 statt. Die SPD verlor fast 15 Prozentpunkte der Wählerstimmen,
während die CDU beinahe acht hinzugewann. Zwar war die Popularität Stolpes ungebrochen, aber die geringe Erfolgsbilanz seiner Landesregierung und die
bundespolitische Stimmungslage belasteten das Ergebnis der SPD. In der CDU hatte Spitzenkandidat Jörg Schönbohm die Zerstrittenheit beendet. Die PDS konnte
abermals mehr Stimmen gewinnen und kam auf 23 Prozent. Die rechtsextremistische DVU zog erstmals in den Landtag Brandenburg ein. Durch ein
Überhangmandat der SPD hatte der Landtag in der dritten Wahlperiode 89 statt 88 Mitglieder.[7] Es fanden Sondierungsgespräche zwischen SPD und PDS, sowie
SPD und CDU statt. Die damalige Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen, Regine Hildebrandt, setzte sich für ein rot-rotes Bündnis ein.[8] Als
Manfred Stolpe eine Große Koalition ankündigte, trat sie aus der Landesregierung aus. Im Juni 2002 erklärte Manfred Stolpe seinen Rücktritt als Ministerpräsident.
Zu seinem Nachfolger wurde der damalige Oberbürgermeister von Potsdam, Matthias Platzeck, gewählt. Stolpe selbst wurde nach der Bundestagswahl am 22.
September 2002 von Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen berufen.

Platzeck konnte bei der Landtagswahl 2004 die führende Rolle der SPD verteidigen. Von 2004 bis 2009 regierte er weiterhin mit der CDU in einer Großen Koalition,
obwohl beide Parteien jeweils etwa sieben Prozent verloren. Weitere im Landtag vertretene Parteien der vierten Legislaturperiode waren die PDS und die DVU. Die
PDS gewann im Vergleich zu 1999 vier Prozent hinzu und stellte somit die zweitstärkste Fraktion; die DVU hatte vor der Wahl mit der NPD im so genannten
„Deutschlandpakt“ die Vereinbarung getroffen, dass diese beiden Parteien nicht gegeneinander antreten würden, so dass der DVU mit sechs Prozent erneut der
Einzug ins Landesparlament gelang. FDP und Grüne scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Wahlbeteiligung stieg erstmals seit der ersten Landtagswahl 1990
wieder leicht an und lag bei 56,4 Prozent.[9]

Die Landtagswahl in Brandenburg 2009 fand am 27. September 2009 zusammen mit der Bundestagswahl statt. Dadurch stieg die Wahlbeteiligung von 56,4 auf 67,5
Prozent an.[10] Die SPD hatte einen auf ihren beliebten Ministerpräsidenten Matthias Platzeck zugeschnittenen Wahlkampf geführt und wurde mit 33 Prozent wieder
stärkste Partei, obwohl sie bei der gleichzeitig stattfindenden Bundestagswahl herbe Verluste hinnehmen musste. Die Linke verlor leicht und erhielt 27,2 Prozent. Die
CDU konnte sich mit 19,8 Prozent leicht verbessern. Die FDP schaffte mit 7,2 Prozent ebenso den Einzug in den Landtag wie die Grünen mit 5,6 Prozent. Die
Listenvereinigung Freie Wähler, bestehend aus den politischen Vereinigungen Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen und Freie Wähler Brandenburg,
erreichten aus dem Stand 1,7 Prozent der Stimmen, verfehlte damit jedoch den Einzug in den Potsdamer Landtag. Die DVU mit ihrer Spitzenkandidatin Liane
Hesselbarth scheiterte mit 1,2 Prozent deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde und schied aus dem Landtag aus.[10] Der Absturz der DVU wurde bereits zuvor
prognostiziert, zumal die NPD den „Deutschlandpakt“ aufgekündigt hatte und ebenfalls antrat, aber lediglich 2,6 Prozent erzielte.

Bei der Regierungsbildung kündigte Platzeck an, sowohl mit der Linken als auch mit der CDU Gespräche führen zu wollen. Nach den Sondierungsgesprächen
entschied sich die SPD gegen eine Fortführung der Regierung mit der CDU und für eine rot-rote Koalition. Am 6. November 2009 wurde Platzeck mit 54 Stimmen
und 32 Gegenstimmen im ersten Wahlgang erneut zum Ministerpräsidenten gewählt.[11]

Seit 2011 liegt das Mindestalter für die aktive Wahl bei 16 Jahren.[12]

Nachdem Matthias Platzeck aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt zum 28. August 2013 erklärte, wurde Dietmar Woidke (ebenfalls SPD) zum neuen
Ministerpräsidenten gewählt. Unter seiner Führung wurde die SPD bei der Landtagswahl am 14. September 2014 als stärkste Fraktion bestätigte. Erstmals zog die
rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) mit 12,2 Prozent in den Landtag ein und wurde nach SPD, CDU und Linken viertstärkste Kraft. Die Koalition
aus SPD und der Linken wurde fortgesetzt.

Bei der Landtagswahl am 1. September 2019 verlor die Landesregierung ihre Mehrheit im Landtag. Die SPD unter Ministerpräsident Woidke rutschte auf 26,2
Prozent ab und wurde nur knapp stärkste Kraft vor der AfD, die um 11,3 Punkte auf 23,5 Prozent zulegte. DIE LINKE verlor 7,9 Punkte auf 10,7 Prozent und die
CDU 7,4 Punkte auf 15,6 Prozent, während die Grünen auf 10,8 Prozent zulegten und die Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen / Freie Wähler mit 5,0
Prozent erstmals in Fraktionsstärke in den Landtag einzog. Die FDP scheiterte erneut an der Fünf-Prozent-Hürde. Um der neuen Landesregierung eine stabile
Mehrheit von 50 Mandaten (von 88 Sitzen) im Landtag zu sichern, entschied die SPD nach Sondierungen, Koalitionsgespräche mit CDU und Grünen über die
Bildung einer so genannten Kenia-Koalition aufzunehmen. Die Verhandlungsführer der Grünen um Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher konnten sich mit dem
Wunsch, eine Koalition ihrer Partei mit SPD und Linken zu bilden, nicht durchsetzen. Diese Konstellation hätte im Landtag lediglich eine sehr knappe Mehrheit von
einem Mandat gehabt (45 von 88 Sitze).

Übersicht

Landtag Brandenburg
Wahlperiode Sitzverteilung

DIE BVB
Wahltag Gesamt SPD CDU FDP GRÜNE/B902 DVU AfD / LDP VdgB Sonstige
LINKE1
FW Landtagspräsident Kabinett B
Friedrich Ebert
Steinhoff I
junior (SED)
1. 20.10.1946 100 – 44 31 – – – – – 20 5 – Steinhoff II
(Wechsel 1949)
Jahn I
Otto Meier (SED)
11 FDGB
6 DBD
6 NDPD
9 DFD
2. 15.10.19503 100 – 18 14 – – – – – 12 3 9 FDJ Otto Meier (SED) Jahn II
5 Kulturbund
4 VVN
3 Konsum-
genossenschaften
1. 14.10.1990 88 36 13 27 6 6 – – – – – – Stolpe I
2. 11.09.1994 88 52 18 18 – – – – – – – – Stolpe II
Dr. Herbert A
Knoblich (SPD) 20
Stolpe III
3. 05.09.1999 89 37 22 25 – – 5 – – – – – W
Platzeck I
S
P
4. 19.09.2004 88 33 29 20 – – 6 – – – – – Platzeck II
A
Gunter Fritsch 20
(SPD) Platzeck III
5. 27.09.2009 88 31 26 19 7 5 – – – – – – W
Woidke I
P
W
6. 14.09.2014 88 30 17 21 – 6 – 11 3 – – – Britta Stark (SPD) Woidke II
Ulrike Liedtke
7. 01.09.2019 88 25 10 15 – 10 – 23 5 – – – Woidke III
(SPD)

1 1946 und 1950 SED, 1990 PDS-Linke Liste, 1994 bis 2005 PDS, 2005 bis 2007 Die Linkspartei.PDS, seit 2007 DIE LINKE
2 1990 bis 1993 Bündnis 90, seit 1993 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
3 Die Sitzverteilung und Abgeordneten wurden vor der Wahl in der Einheitsliste der Nationalen Front festgeschrieben. Es handelte sich um eine Scheinwahl.

Mandatsvergabe
Landtagswahlen in Brandenburg finden seit 1994 alle fünf Jahre statt. Die letzte Landtagswahl fand am 1. September 2019 statt. Neuwahlen finden frühestens 57 und
spätestens 60 Monate nach Beginn der Wahlperiode statt. Der Wahltag, den der Landtagspräsident gemeinsam mit dem Präsidium des Landtages festlegt, muss ein
Sonntag oder ein gesetzlicher Feiertag sein. Die Abgeordneten werden durch allgemeine, direkte, freie, geheime und gleiche Wahl gewählt. Wahlberechtigt sind alle
deutschen Staatsbürger, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, seit mindestens einem Monat in Brandenburg ihren ständigen Wohnsitz haben und ihr Wahlrecht
nicht durch einen richterlichen Beschluss verloren haben. Das passive Wahlrecht besitzen all diejenigen, die das 18. Lebensjahr vollendet und ihren ständigen
Wohnsitz seit mindestens drei Monaten im Land Brandenburg haben. Nicht wählbar ist, wer infolge Richterspruchs das Wahlrecht nicht besitzt, sich aufgrund einer
Anordnung nach § 63 in Verbindung mit § 20 des Strafgesetzbuches in einem psychiatrischen Krankenhaus befindet oder infolge Richterspruchs die Wählbarkeit
oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter nicht besitzt.

Wahlsystem
Die 88 Abgeordneten des Landtages Brandenburg werden durch das personalisierte Verhältniswahlrecht gewählt. Die eine Hälfte wird durch Mehrheitswahl als
Direktkandidaten aus den Wahlkreisen bestimmt, die andere Hälfte durch Verhältniswahl nach den Landeslisten der Parteien. In Brandenburg sind wie auch in
Sachsen-Anhalt (und im Gegensatz zu allen übrigen Bundesländern) Listenverbindungen möglich.[7] Die Verteilung der Sitze im Parlament erfolgt nach dem Hare-
Niemeyer-Verfahren. Berücksichtigt werden jedoch nur die Parteien, politische Vereinigungen und Listenverbindungen, die mindestens fünf Prozent der im
Wahlgebiet abgegebenen gültigen Stimmen erhalten oder mindestens ein Direktmandat gewinnen. Von dieser Sperrklausel ausgenommen sind nach § 3 Abs. 1 Satz 2
des Brandenburgischen Landeswahlgesetzes die von den Parteien, politische Verbindungen und Listenvereinigungen der Sorben, etwa die Lausitzer Allianz.[13]
Erhält eine Partei über die durch die Erststimme vergebenen Direktmandate mehr Mandate als ihr nach dem nach der Zweitstimme verteilten Kräfteverhältnis
zustehen, bleiben ihr diese Sitze erhalten und sie bekommt so genannte Überhangmandate. Diese Überhänge werden für die übrigen Parteien durch
Ausgleichsmandate kompensiert, so dass bis zu 110 Abgeordnete in den Landtag einziehen können. Bisher wurde nur einmal in der dritten Wahlperiode ein
Überhangmandat an die SPD vergeben, so dass dem Landtag in jener Wahlperiode 89 Abgeordnete angehörten.[7]

Wahlprüfung

Die Wahlprüfung ist Aufgabe des Landtages. Gemäß § 1 Wahlprüfungsgesetz erfolgt eine Wahlprüfung nur auf Einspruch oder Antrag. Einspruch kann jeder
Wahlberechtigte, sowie der Landeswahlleiter und der Landtagspräsident in ihrer amtlichen Eigenschaft einlegen. Dieser Einspruch muss sich jedoch auf einen
bestimmten Sachverhalt stützen, wie eine falsche Berechnung des Wahlergebnisses oder die Nichtanerkennung gültiger Stimmen. Zur Wahlprüfung wird in der
konstituierenden Sitzung des Landtages ein Wahlprüfungsausschuss gebildet.

Konstituierung des Landtages

Der neu gewählte Landtag tritt spätestens dreißig Tage nach der Landtagswahl zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Erst mit Zusammentritt des neuen
Landtages endet die Amtszeit des bisherigen Landtages, so dass es keine parlamentslose Zeit gibt. Den Vorsitz bis zur Amtsübernahme des neu zu wählenden
Präsidenten übernimmt der Alterspräsident, also die älteste dem Landtag angehörende Person.

Zunächst teilt der Alterspräsident mit, welche Fraktionen sich wann gegründet haben und wer deren Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden und
Parlamentarischen Geschäftsführer sein werden. Die Konstituierung beginnt mit dem namentlichen Aufrufen der einzelnen Abgeordneten und der Inkraftsetzung
einer vorläufigen Geschäftsordnung, die in der Regel von einer endgültigen Fassung abgelöst wird, für deren Erarbeitung der Hauptausschuss des Landtages
zuständig sein wird.[14]

Nachdem die Geschäftsordnung festgestellt wurde, werden in getrennten Wahlgängen der Landtagspräsident, die Vizepräsidenten und das weitere Präsidium gewählt.
Die Wahl erfolgt offen, sofern es sich nur um einen Kandidaten handelt oder keines der Mitglieder widerspricht. Der stärksten Fraktion kommt das Recht zu, einen
Landtagspräsidenten vorzuschlagen. Ist dieser gewählt, übernimmt er vom Alterspräsidenten die Leitung der Sitzung. Es folgt die Wahl der Vizepräsidenten, die von
der zweitstärksten und drittstärksten Fraktion vorgeschlagen werden. Dennoch ist die Aufstellung weiterer Kandidaten nicht ausgeschlossen. Bevor die weiteren
Präsidiumsmitglieder einzeln gewählt werden, wird beschlossen, welchen personellen Umfang das Präsidium haben soll.

Funktionen

Gesetzgebung

Eine Aufgabe des Landtages ist das Beschließen von Landesgesetzen. Gesetzesvorschläge dürfen von der Landesregierung, einzelnen Abgeordneten, dem
Präsidenten, dem Präsidium, den Ausschüssen und den Fraktionen eingebracht werden, die Gesetzesinitiative geht jedoch meist von der Landesregierung aus. Auch
über ein Volksbegehren können Gesetzesvorschläge in den Landtag eingebracht werden, sofern 80.000 stimmberechtigte brandenburgische Bürger ein
Gesetzesanliegen durch ihre Unterschrift unterstützen. Der Landtag muss diese Gesetzesvorlage genauso behandeln, wie ein durch die Landesregierung oder ein aus
der Mitte des Landtages eingebrachtes Gesetz. Kommt er binnen zwei Monaten dieser Aufgabe nicht nach, kommt es zu einem Volksentscheid.[15]

Grundsätzlich finden vor der Abstimmung über einen Gesetzesvorschlag zwei Lesungen statt. In der ersten
Lesung findet eine Grundsatzdebatte über den Gesetzesvorschlag statt, der daraufhin an einen oder mehrere Gesetzgebung in Brandenburg[15]
Ausschüsse überwiesen wird, wobei bei mehreren Ausschüssen einer bestimmt wird, der federführend Gesetzesentwürfe davon
Wahlperiode
agiert. In den Ausschüssen wird der Gesetzentwurf überarbeitet und mit einer Beschlussempfehlung zur (Regierungsentwürfe) verabschiedet
zweiten Lesung wieder in den Landtag eingebracht. In der zweiten Lesung wird der Gesetzentwurf im 1990–1994 256 (177) 207
Einzelnen beraten und am Ende der Beratung über sein Inkrafttreten abgestimmt. Solange die
Beratungssitzung nicht geschlossen ist, können von den Fraktionen oder einzelnen Abgeordneten noch 1994–1999 190 (142) 157
Änderungsanträge gestellt werden, über die zunächst abgestimmt wird. Gesetzesvorschläge gelten als 1999–2004 192 (136) 146
beschlossen, wenn sich eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen dafür ausspricht. Verfassungsändernde
2004–2009[16] 189 (131) 154
Gesetzesentwürfe benötigen hingegen eine Zweidrittelmehrheit.
2009–2014 189 (125) 153
Gesetzentwürfe, die die Änderung oder Ergänzung des Wortlauts der Verfassung beinhalten, werden
2014–2019 211 (116) 150
ebenso wie der Entwurf des Haushaltes in drei Lesungen beraten. Eine dritte Lesung findet auch statt, wenn
eine Fraktion oder ein Fünftel der Mitglieder des Landtages einen entsprechenden Antrag stellen. Damit 2019–09/2020 36 (15) 17
Gesetze in Kraft treten, müssen sie nach der Verabschiedung durch den Landtag vom Landtagspräsidenten
ausgefertigt werden, also deren Urfassung durch Unterschrift beurkundet und im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg verkündet werden.[17]

Budgetierung

In Artikel 101 Abs. 3 der Verfassung des Landes Brandenburg ist dem Landtag Brandenburg das Budgetrecht zugewiesen. Der Verfassung zufolge kann der Landtag
den Haushaltsplan für ein Jahr oder für mehrere Jahre festlegen. Der Haushaltsplan wird von der Landesregierung erstellt, womit sie die Schwerpunkte für das
Folgejahr (oder die Folgejahre) setzt. Den Abgeordneten des Landtages kommt eine Kontrollfunktion zu, die den „Charakter einer Generalabrechnung mit der Arbeit
der Landesregierung“ hat.[18] Sie haben die Aufgabe, den Haushaltsentwurf zu prüfen, zu ändern und zu genehmigen. Am Ende eines jeden Haushaltsjahres legt der
Finanzminister vor dem Landtag Rechenschaft über die Verwendung der Gelder, das Vermögen und die Schulden ab. Die gesamte Haushalts- und Wirtschaftsführung
des Landes und seiner Sondervermögen und Betriebe werden vom Landesrechnungshof geprüft.

Kontrollfunktion
Dem Landtag Brandenburg kommt auch die Aufgabe der parlamentarischen Kontrolle zu, die vorsieht, die Tätigkeiten der Landesregierung und die der ihr
unterstellten Landesverwaltung zu kontrollieren. Die Kontrolle erfolgt durch Überprüfung, Beanstandung und Billigung des staatlichen Handelns sowohl nachträglich
als auch durch das Formulieren von Empfehlungen auch im Vorfeld.[19] Die Trennlinie der Kontrolle verläuft häufig nicht zwischen Parlament und Regierung,
sondern zwischen der Regierung und die den sie tragenden Fraktionen einerseits und den Oppositionsfraktionen andererseits.

Rede- und Fragerecht

Um die Landesregierung und die Landesverwaltung zu kontrollieren, gibt es verschiedene Instrumentarien. Dazu gehört das parlamentarische Rede- und Fragerecht.
Jeder Abgeordnete hat das Recht, das Wort zu ergreifen und Anfragen und Anträge zu stellen, um Auskünfte über Sachverhalte zu bekommen, die in die
Zuständigkeit der Landesregierung fallen. Laut brandenburgischer Landesverfassung muss die Regierung diese Anfragen unverzüglich nach bestem Wissen und
vollständig beantworten, was im Vergleich zum Grundgesetz oder anderen Landesverfassungen stärkere Informationsrechte bedeutet.[20] Das Fragerecht umfasst laut
Geschäftsordnung große, kleine, mündliche und dringliche Anfragen. Große Anfragen betreffen meist landesweite Probleme oder fachspezifische Angelegenheiten
von überregionaler Bedeutung und besonderem politischen Gewicht und dienen im Wesentlichen der allgemeinen politischen Richtungskontrolle. Sie können von
einer Fraktion oder einem Fünftel der Abgeordneten eingebracht werden und müssen innerhalb von drei Monaten schriftlich beantwortet werden. Kleine Anfragen
beziehen sich meist nur auf einzelne Fälle oder einzelne Maßnahmen der Regierung oder der Verwaltung. Sie können von jedem Abgeordneten schriftlich gestellt und
müssen von der Landesregierung innerhalb von vier Wochen beantwortet werden.

Mündliche und dringliche Anfragen haben die Funktion, dass die Abgeordneten im Plenum vor der Öffentlichkeit Stellungnahmen zu bestimmten Fragen von der
Landesregierung verlangen können. Mündliche Anfragen können von jedem Abgeordneten gestellt werden. Dringliche Anfragen können mit verkürzter Frist gestellt
werden und dienen der Aufklärung aktueller und politisch brisanter Fragen. Sie bedürfen der Zulassung durch den Präsidenten im Einvernehmen mit den
Vizepräsidenten.

In der brandenburgischen Landesverfassung ist vorgeschrieben, dass die Landesregierung den Landtag und die Ausschüsse über die Vorbereitung von Gesetzen zu
bestimmten Themen frühzeitig und vollständig unterrichten muss. Dies umfasst Gesetze und Verordnungen über Grundsatzfragen der Raumordnung, der
Standortplanung und die Durchführung von Großvorhaben. Des Weiteren bezieht sich diese Unterrichtungspflicht auf die Mitwirkung im Bundesrat und die
Zusammenarbeit mit dem Bund, anderen Ländern, anderen Staaten und der Europäischen Union.

Untersuchungsausschuss

Der Landtag ist berechtigt, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, um Sachverhalte aufzuklären, deren Aufklärung im öffentlichen Interesse liegt. Das Ergebnis
der Untersuchungen muss der Ausschuss dem Landtag in einem Abschlussbericht vorlegen. Daneben hat jedes Mitglied des Untersuchungsausschusses das Recht,
eine abweichende Meinung dem Bericht anzuschließen. In der dritten Wahlperiode wurden drei Untersuchungsausschüsse eingesetzt, die sich mit dem Flughafen
Berlin-Schönefeld, der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und der Chipfabrik Frankfurt (Oder) befassten.[21] Der mit Beschluss vom 27. Februar 2008
eingesetzte Untersuchungsausschuss 4/1 befasst sich mit der Ende 2007 bekannt gewordenen Bodenreformaffäre.[22] Der Landtag hat am 29. April 2016 auf Antrag
von 60 Abgeordneten mehrheitlich einen Untersuchungsausschuss zur „Organisierten rechtsextremen Gewalt und Behördenhandeln, vor allem zum Komplex
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ (UA 6/1) eingesetzt. In der aktuellen Wahlperiode hat der Landtag am 23. September 2020 auf Antrag von 23
Abgeordneten den Untersuchungsausschuss „Untersuchung der Krisenpolitik der Landesregierung im Zusammenhang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 und der
Erkrankung COVID-19“ (UA 7/1) eingesetzt. Dieser soll das politische Handeln von Landesregierung und Behörden kurz vor Beginn und während der SARS-CoV-
2/COVID-19-Pandemie untersuchen.

Kommissionen

Parlamentarische Kontrollkommission

In Angelegenheiten des Verfassungsschutzes unterliegt die Landesregierung der Kontrolle der Parlamentarischen Kontrollkommission (PKK), der maximal fünf
Abgeordnete angehören. Bei der Zusammensetzung der PKK muss die Opposition angemessen vertreten sein. Die Landesregierung muss die PKK über allgemeine
Tätigkeiten der Verfassungsschutzbehörde, über Vorgänge von besonderer Bedeutung, sowie über Einzelfälle in Kenntnis setzen. Die PKK hat zudem
unterschiedliche Informationsrechte, um erforderliche Auskünfte einzuholen, um ihrer Kontrollaufgaben nachkommen zu können.

G10-Kommission

Schließlich gibt es mit der G10-Kommission, die nach Artikel 10 des Grundgesetzes benannt ist, ein letztes Kontrollgremium. Die G10-Kommission hat die Aufgabe
die vom Ministerium des Inneren angeordneten Beschränkungsmaßnahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung zu überprüfen. Das Ministerium des
Inneren ist verpflichtet, die Kommission von solchen Beschränkungsmaßnahmen, wie etwa dem Abhören von Telefonen, zu unterrichten.[23]

Einsetzungsfunktion

Eine weitere wichtige Aufgabe des Landtags Brandenburg ist die Wahl des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. Im Vorfeld der konstituierenden Sitzung
hat sich für gewöhnlich eine potentielle Regierungskoalition gebildet, die ihren Kandidaten mit der Mehrheit der Abgeordneten ohne Aussprache in geheimer
Abstimmung wählen kann. Jeder Abgeordnete ist vorschlagsberechtigt; es können auch Personen vorgeschlagen werden, die dem Parlament nicht angehören. Erhält
der Vorgeschlagene im ersten Wahlgang nicht die absolute Mehrheit, folgt ein zweiter Wahlgang. Erhält er auch in diesem Wahlgang nicht die absolute Mehrheit,
folgt ein dritter Wahlgang, in dem die relative Mehrheit der Abgeordneten reicht. Kommt die Wahl des Ministerpräsidenten selbst drei Wochen nach der
konstituierenden Sitzung nicht zustande, gilt der Landtag als aufgelöst und es folgen Neuwahlen.

Nachdem der Ministerpräsident seinen Amtseid geleistet hat, übernimmt er die Amtsgeschäfte und ernennt sein Kabinett. Das Kabinett bildet er, indem er seinen
Ministern Ernennungsurkunden aushändigt und diese wie er zuvor einen Amtseid leisten. Bei der Verteilung der Ressorts spielt die politische Schwerpunktsetzung
der jeweiligen Partner eine wesentliche Rolle, denn konkrete Themen werden mit bestimmten Parteien assoziiert, so dass diese bestrebt sind, im jeweiligen Ressort die
Verantwortung zu übernehmen. Der Regierungschef verfügt über die Richtlinienkompetenz und ist dafür dem Landtag verantwortlich. Innerhalb dieser Richtlinien
leitet jeder Minister sein Ressort selbständig. Die Amtszeit des Ministerpräsidenten endet regulär mit dem Zusammentritt eines neuen Landtages, kann jedoch durch
ein konstruktives Misstrauensvotum oder eine gescheiterte Vertrauensfrage vorzeitig beendet werden.[24]

Des Weiteren wählt der Landtag Brandenburg noch die Mitglieder des Landesrechnungshofes, die Mitglieder des Landesverfassungsgerichts, den Landesbeauftragten
für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht und Gremiumsmitglieder der G10-Kommission, der Parlamentarischen Kontrollkommission, des Rates für
sorbische (wendische) Angelegenheiten, des Richterwahlausschusses, sowie die Vertreter des Landtages im Landesjugendhilfeausschuss und im Rundfunkrat des
RBB.[18]
Organisation der Abgeordneten

Präsidium

Der Landtagspräsident steht dem Landtag vor und vertritt ihn nach außen. Er ist der höchste Repräsentant des Landes
Brandenburg, empfängt also Staatsgäste aus dem In- und Ausland. Der Landtag wählt in seiner ersten Sitzung aus seiner Mitte
den Landtagspräsidenten. Für die Wahl des Präsidenten hat die stärkste Fraktion das Vorschlagsrecht (Art. 69 Abs. 1 Verfassung
des Landes Brandenburg). In der Ausübung seiner Geschäfte ist er dennoch unparteiisch – auch gegenüber seiner eigenen
Fraktion. Durch eine Zweidrittelmehrheit kann der Präsident abgewählt werden.[25]

Der Landtagspräsident beruft sowohl die Sitzungen des Parlaments als auch die Sitzungen des Präsidiums ein, die er beide
eröffnet, leitet und schließt. Parlamentssitzungen können auch auf Verlangen eines Fünftels der Parlamentsmitglieder und auf
Verlangen der Regierung einberufen werden. Im Landtag übt der Präsident das Hausrecht und die Polizeigewalt aus. Darüber
hinaus entscheidet er über die geschäftsordnungsmäßige Zulassung von Beratungsgegenständen, verfügt über den Druck und die
Verteilung aller Schriftstücke und nimmt beim Landtagspräsidenten einzureichende Anfragen und Anträge entgegen. Im
Gesetzgebungsprozess tritt ein Gesetz erst in Kraft, wenn es von ihm durch Unterschrift ausgefertigt wurde. Wenn der
Landtagspräsident nicht anwesend ist, werden seine Aufgaben von den Vizepräsidenten übernommen. Sind auch diese nicht
anwesend, vertritt den Landtagspräsidenten ein Mitglied des Präsidiums, das der stärksten Fraktion angehört.[26] In der 5.
Wahlperiode war der Sozialdemokrat Gunter Fritsch Präsident des Landtages, er übte dieses Amt bereits in der 4. Wahlperiode
aus. Vizepräsidentin des Landtags war in der 5. Wahlperiode seit Dezember 2009 Gerrit Große, nachdem Gerlinde Stobrawa (beide DIE LINKE) im November 2009
von ihrem Amt zurückgetreten war. In der 6. Wahlperiode war die Sozialdemokratin Britta Stark Landtagspräsidentin und Dieter Dombrowski von der CDU
Vizepräsident des Landtages. In der 7. Wahlperiode ist, seit September 2019, die Sozialdemokratin Ulrike Liedtke Landtagspräsidentin. Andreas Galau von der AfD
und Barbara Richstein von der CDU sind die Vizepräsidenten des Landtages.

Die weiteren Mitglieder des Präsidiums werden ebenso wie Präsident und Vizepräsidenten in der konstituierenden Sitzung aus der Mitte des Landtages gewählt. Jede
im Landtag vertretene Fraktion hat das Recht, mindestens ein Präsidiumsmitglied zu stellen. Es unterstützt den Präsidenten in der Ausübung seiner Aufgaben, führt
Verständigungen zwischen den Fraktionen herbei, beschließt den Sitzungs- und Terminplan und legt die Tagesordnung der Plenarsitzungen fest. Die Mitglieder des
Präsidiums können ebenso wie der Landtagspräsident von einer Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten abgewählt werden.[27]

Fraktionen

Für Mandatsträger derselben Partei oder Liste besteht die Möglichkeit, sich zu Fraktionen zusammenzuschließen. Ein 1994 verabschiedetes Gesetz über die
Rechtsstellung und Finanzierung der Fraktionen schreibt eine Mindestgröße von fünf Abgeordneten vor, die alle ein und derselben Partei angehören müssen. Vor
Verabschiedung dieses Gesetzes war bei jeder Fraktionsbildung die Zustimmung des Landtages notwendig, heute ist sie nur noch gefordert, wenn von diesen Regeln
abgewichen wird.[28] Jede Fraktion hat das Recht auf Vertretung im Präsidium, in jedem Ausschuss, in jedem Untersuchungsausschuss und jeder Enquete-
Kommission, sowie Zuweisung von Mitteln aus dem Landeshaushalt. In der brandenburgischen Verfassung wird den Fraktionen der Status zentraler
Wirkungseinheiten zugestanden.

Innerhalb der Fraktionen bilden sich Arbeitskreise, die wie die Fachausschüsse spiegelbildlich den Ressorts der Landesregierung entsprechen. Diesen Arbeitskreisen
gehören meist jene Abgeordnete an, die auch den entsprechenden Fachausschüssen angehören, und die die Leitung der Arbeitskreise übernehmen. Allerdings ist
dieses Muster meist nur in großen Fraktionen möglich. So hatte in der dritten Wahlperiode nur die SPD-Fraktion für jeden Parlamentsausschuss einen entsprechenden
Arbeitskreis. Die CDU hatte vier Arbeitskreise, die PDS drei, die DVU keine.

Wegen der vergleichsweise geringen Größe des Landtags Brandenburg und der geringen Größe der Fraktionen genügen wenige Personen für die Fraktionsvorstände.
Die Fraktionen haben einen Vorsitzenden, zwei oder drei Stellvertreter, sowie einen Parlamentarischen Geschäftsführer. Die Vorsitzenden führen die Fraktion
politisch und organisatorisch, haben maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung politischer Inhalte, sorgen für die politische Geschlossenheit und leiten die
Verwaltung der Fraktion. Der Parlamentarische Geschäftsführer koordiniert die parlamentarische Arbeit der Fraktion, bei der er unter anderem die Abläufe im Plenum
mit den Parlamentarischen Geschäftsführern der anderen Fraktionen bestimmt.

Die Fraktionen haben Anspruch auf finanzielle Mittel aus dem Landeshaushalt, die sich aus einem Grundbeitrag für jede Fraktion, einem Beitrag für jedes Mitglied
und einem Zuschlag für jede Fraktion, die nicht die Landesregierung trägt (Oppositionszuschlag), zusammensetzen. Diese Mittel dürfen ausschließlich für Aufgaben
verwendet werden, die mit der brandenburgischen Verfassung, den Gesetzen und der Geschäftsordnung des Landtags Brandenburg übereinstimmen. Eine
Verwendung für Parteizwecke ist nicht erlaubt.[29]

Gruppen

Seit dem 1. April 2015 besteht die Möglichkeit, dass sich mindestens drei Abgeordnete, die zwar die erforderliche Mindestanzahl von Mitgliedern für eine
Fraktionsbildung nicht erreichen, aber die sonstigen Voraussetzungen für eine Fraktion erfüllen, zu einer parlamentarischen Gruppe zusammenschließen können.
Dafür werden sie dann für ihre gemeinsame Arbeit mit einer Grundausstattung an Finanz- und Sachmitteln und einer eigenen Rechtsnatur ausgestattet. Zudem kann
die Gruppe einen Sprecher benennen.

In der Folge bildeten die drei Abgeordneten der BVB / FREIE WÄHLER in der 6. Wahlperiode des Landtages die erste Gruppe im Landtag Brandenburg.

Ausschüsse

Wie in sämtlichen anderen Parlamenten auch, dienen die Ausschüsse im Landtag Brandenburg dazu, das Plenum in zeitlicher und fachlicher Hinsicht zu entlasten und
die Minister fachgebunden zu kontrollieren. In der zweiten Wahlperiode gab es noch 16 Ausschüsse, mittlerweile nur noch 14, von denen neun den Ministerien
entsprechend fachgebunden sind. Zu Beginn der dritten Legislaturperiode gab es eine Umorganisation der Ministerien, in deren Zuge das Ministerium für Ernährung
dem Ressort Landwirtschaft zugeschlagen und der Ausschuss Brandenburg-Berlin, der den 1996 gescheiterten Fusionsversuch vorbereitet hatte, nicht wieder
eingerichtet wurde. Einen traditionell hohen Stellenwert hat der Hauptausschuss, der für die Klärung von Fragen grundsätzlicher Art, Verfassungsfragen, die
Geschäftsordnung des Landtages, Bundesangelegenheiten, die Beziehungen zwischen Berlin und Brandenburg, sowie die Medienpolitik zuständig ist. Der
Petitionsausschuss ist vor allem für die Bürger und Einwohner Brandenburgs bedeutend, denn er prüft alle Eingaben, durch die die Bürger die Politik durch
Anregungen, Kritik oder Beschwerden mitgestalten können. Petitionsberechtigt ist jeder Bürger unabhängig von Alter oder Staatsangehörigkeit.
Die
Ausschüsse des Landtages (Stand 17. November 2020, 7. Wahlperiode)[30]
Stellvertretender
Ausschuss Vorsitzender Fraktion Fraktion
Vorsitzender
Hauptausschuss Erik Stohn SPD N. N. AfD
Ausschuss für Inneres und Kommunales Andreas Büttner DIE LINKE Björn Lakenmacher CDU
Rechtsausschuss Tina Fischer SPD Danny Eichelbaum CDU
Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport Kristy Augustin CDU Katja Poschmann SPD
Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur N. N. AfD Ludwig Scheetz SPD
Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz Björn Lüttmann SPD Ronny Kretschmer DIE LINKE
Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Energie Frank Bommert CDU Steffen Kubitzki AfD
Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Wolfgang Roick SPD Lars Hünich AfD
Ausschuss für Infrastruktur und Landesplanung Daniel Münschke AfD Clemens Rostock GRÜNE/B90
Ausschuss für Haushalt und Finanzen Marianne Spring-Räumschüssel AfD Jörg Vogelsänger SPD
Ausschuss für Haushaltskontrolle Dr. Philip Zeschmann BVB / FW Thomas von Gizycki GRÜNE/B90
Unterausschuss des Ausschusses Haushaltskontrolle Andreas Noack SPD Kathleen Muxel AfD
Ausschuss für Europaangelegenheiten und Entwicklungspolitik Christian Görke DIE LINKE Matthias Stefke BVB / FW
Wahlprüfungsausschuss Lars Hünich AfD Tina Fischer SPD
Petitionsausschuss Carla Kniestedt GRÜNE/B90 Bettina Fortunato DIE LINKE
Sonderausschuss zum Flughafen BER Thomas von Gizycki GRÜNE/B90 Steffen Kubitzki AfD
Sonderausschuss Strukturentwicklung in der Lausitz Wolfgang Roick SPD Prof. Dr. Michael Schierack CDU

Ausschüsse werden proportional besetzt und jeder Fraktion wird in jedem Ausschuss mindestens ein Sitz garantiert. Bei einer Mitgliederzahl von mittlerweile zehn
Abgeordneten pro Ausschuss lassen sich Doppel- oder gar Dreifachbesetzungen kaum vermeiden, vor allem bei den kleinen Fraktionen. Die Ausschussvorsitzenden
werden vom Präsidium in einer einvernehmlichen Entscheidung bestimmt und vom Ausschuss gewählt; sofern dies nicht gelingt, werden die Vorsitzendenposten
nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren vergeben. Der zuständige Unterausschuss des Verfassungsausschusses hatte sich 1991 mit einer knappen Mehrheit dafür
ausgesprochen, dass die Ausschüsse nicht öffentlich tagen. Hauptargument war die Furcht, dadurch zwar für höhere Transparenz zu sorgen, aber die Sicherheit der
Konsensfähigkeit zu gefährden.[28] Der Landtag Brandenburg hat zu Beginn der 6. Wahlperiode beschlossen, dass alle Ausschüsse öffentlich tagen. Durch Beschluss
des Ausschusses kann die Öffentlichkeit ausgeschlossen werden.

In den Ausschüssen wird die Hauptarbeit des Parlaments geleistet, was sich nicht nur in Sitzungshäufigkeit und -dauer widerspiegelt, sondern auch im Verständnis der
Abgeordneten.[28][A 1] Sie bereiten gemeinsam mit den Fachministern, deren Vertretern (Staatssekretäre) oder Fachbeamte des jeweiligen Ministeriums die
Gesetzesvorlagen vor, die dem Plenum zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Ausschüsse erhalten ihre Aufträge vom Landtag oder werden innerhalb ihres
Aufgabenbereichs aus eigener Initiative tätig. Die Aufträge müssen bald erledigt werden. Auf Antrag eines Fünftels der Landtagsmitglieder muss ein Ausschuss
spätestens sechs Monate nachdem er mit einem Beratungsgegenstand beauftragt wurde, vor dem Landtag Bericht erstatten. Ist ein Ausschuss außerstande einen
Auftrag zu erledigen, gibt er ihn an den Landtag zurück.

Enquete-Kommission

Die Enquete-Kommission beschäftigt sich mit Zukunftsfragen, also mit längerfristigen und umfangreicheren Sachfragen als die normale Parlamentsarbeit. Sie dienen
dazu, auf gesellschaftliche Entwicklungen des Landes einzugehen, wie beispielsweise mit der Gemeindegebietsreform 1993. Den Enquetekommissionen gehören
neben den Parlamentariern auch Nicht-Parlamentarier als Experten an, die ständig an der Kommissionsarbeit teilnehmen, und nicht nur – wie in den
Fachausschüssen – zu bestimmten Terminen eingeladen werden. Enquetekommissionen werden eingerichtet, wenn sich mehr als ein Drittel der Abgeordneten dafür
ausspricht. Ist die Arbeit einer Enquetekommission abgeschlossen, legt sie dem Parlament einen Abschlussbericht vor, der Empfehlungen für das weitere Verfahren
beinhalten kann.[31]

Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden (RASW)

Im Land Brandenburg leben etwa 20.000 Sorben, die sich auch Wenden nennen, im sorbischen Siedlungsgebiet. Sie haben
den Status einer nationalen und sprachlichen Minderheit und stehen unter dem besonderen Schutz der Verfassung des Landes
Brandenburg. Die in Artikel 25 formulierten Rechte der Sorben sehen vor, dass für die Dauer einer Wahlperiode ein Rat für
sorbische Angelegenheiten aus fünf Angehörigen des sorbischen Volkes gebildet wird. Die Mitglieder werden vom
sorbischen Volk gewählt. Der Rat ist ein Beratungsgremium des Landtages Brandenburg, dem alle Beratungsgegenstände
des Landtages vorgelegt werden, die die Rechte der Sorben berühren. Der Rat kann daraufhin beratend an
Ausschusssitzungen teilnehmen und dort zu Gesetzesentwürfen Stellung nehmen. Der Rat für sorbische Angelegenheiten
entstand im Dezember 1994, nachdem bei der ersten Landtagswahl 1990 trotz aufgehobener Sperrklausel deutlich wurde,
Zweisprachige Haustafel auf Deutsch
dass sorbische Vertreter nur geringe Möglichkeiten haben, in eigenständiger Organisationsform ein Landtagsmandat zu
und Niedersorbisch
erringen.[32]

Stellung der Abgeordneten


Die Abgeordneten des Landtags Brandenburg verfügen über kein imperatives Mandat, sind also an keinerlei Weisungen ihrer Partei gebunden und nur ihrem
Gewissen verantwortlich. Darüber hinaus erhalten die Abgeordneten Indemnität und Immunität zugesichert. Allerdings bedarf es in Brandenburg eines
Landtagsbeschlusses, der einzelnen Abgeordneten die Immunität zugesteht, während in allen anderen Landtagen die Abgeordneten den Schutz der Immunität qua
Mandat besitzen. Neben der Arbeit im Landtag findet auch Arbeit in den Wahlkreisen der Parlamentarier statt. In Wahlkreisbüros sind die Abgeordneten für die
Bürger erreichbar und können Bürger in Bürgersprechstunden persönlich empfangen. Um Raum für die Tätigkeiten im Wahlkreis zu lassen, werden die
Sitzungswochen möglichst kompakt gestaltet, so dass etwa 40 Prozent des Jahres Arbeit im Wahlkreis ausmachen.[33]
Die Abgeordneten haben das Recht, in Ausschüssen und im Plenum das Wort zu ergreifen, sich an Abstimmungen zu beteiligen, Fragen an die Landesregierung zu
richten, sowie den Zugang zu Behörden und unverzügliche und vollständige Aktenvorlage. Zu den besonderen Rechten zählt auch die Zahlung einer Entschädigung.
Die Abgeordneten erhalten nach Artikel 60 der Landesverfassung eine ihrer Verantwortung entsprechende und ihre Unabhängigkeit sichernde Entschädigung (oft als
Diäten – lat.: „Tagegelder“ – bezeichnet). Die Höhe richtet sich nach den jeweils aktuellen Bestimmungen des Abgeordnetengesetzes. Derzeit wird die
Entschädigung jährlich angepasst, teils entsprechend der Einkommensentwicklung der Arbeitnehmerentgelte in Brandenburg, teils entsprechend der Veränderung des
Verbraucherpreisindexes im Bundesland (§ 5 Abgeordnetengesetz). Der Präsident des Landtages, der Vizepräsident sowie die Fraktionsvorsitzenden erhalten eine
Amtszulage. Zu den Diäten kommen noch Aufwandsentschädigungen, die die Kosten decken, die bei den Abgeordneten durch die Ausübung ihres Amtes anfallen.
Dazu zählen unter anderem Unterhaltung und Ausstattung der Wahlkreisbüros, Übernachtungen und Fahrausweise für die Nutzung der Bahn in Brandenburg.[34]

Siehe auch: Liste der Mitglieder des Landtags Brandenburg (7. Wahlperiode)

Verwaltung
Die Landtagsverwaltung untersteht dem Landtagspräsidenten, dessen ständiger Vertreter der Direktor der Verwaltung ist. Die Verwaltung stellt die Funktions- und
Handlungsfähigkeit des Landtages sicher. Die Mitarbeiter der Verwaltung unterstützen den Präsidenten bei der Vorbereitung der Sitzungen des Landtages und der
Ausschüsse und stehen allen Abgeordneten bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zur Seite.

Die Verwaltung des Landtags Brandenburg ist in zwei Abteilungen gegliedert. Die Abteilung Parlament teilt sich in fünf Referate auf und umfasst unter anderem die
Vor- und Nachbereitung von Plenar- und Ausschusssitzungen, Beratung der Ausschüsse einschließlich des Petitionsausschusses durch Ausschussreferenten, die
Anfertigung stenografischer Niederschriften sowie den Bereich Europaangelegenheiten und Informationsdienste, wozu die Parlamentsdokumentation und die
Bibliothek zählen. Eine Sonderstellung innerhalb dieser Abteilung nimmt der eingerichtete Parlamentarische Beratungsdienst ein, der wissenschaftliche Gutachten zu
Parlaments- und Verfassungsrechtlichen Fragestellungen auf Anforderung durch den Präsidenten oder die Fraktionen abgibt.

Die zweite Abteilung ist die Abteilung Verwaltung, die sich in vier Referate aufteilt und die sich um die Bearbeitung von allgemeinen Rechtsangelegenheiten und
gerichtlichen Verfahren, Abgeordnetenangelegenheiten, die Personalangelegenheiten der Beamten und Angestellten der Landtagsverwaltung sowie die Bearbeitung
von Organisations- und Haushaltsfragen kümmert. Zudem stellt sie die internen Abläufe sicher, ist also für Funktionsfähigkeit der EDV- und Telefonanlagen,
Ausstattung der Büros sowie Bewachung und Reinigung des Gebäudes zuständig.[35]

Parlamentssitz
Mit Neugründung des Landes Brandenburg mit der Deutschen Wiedervereinigung stand zunächst nur ein ungeeignetes Landtagsgebäude zur Verfügung, welches
dann aber über 22 Jahre lang als solches genutzt wurde.[36] Erst ab 2005 folgten die Beschlüsse für den dringend benötigen Neubau, der 2013 vollendet wurde.

Landtagsgebäude
→ Hauptartikel: Potsdamer Stadtschloss

Der Landtag Brandenburg hat seinen Sitz im Potsdamer Stadtschloss.

Im April 2005 beschloss der Landtag, das bisherige


sanierungsbedürftige Landtagsgebäude durch einen Neubau in der
Architektur und am Standort des früheren Stadtschlosses zu ersetzen.
Im Februar 2006 wurde eine vom Finanzminister Rainer Speer in
Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie über einen Landtagsneubau
vom Präsidium des Landtags zustimmend zur Kenntnis genommen.
Die Stadt Potsdam und das Land Brandenburg vereinbarten, die
Bauarbeiten im Juli 2008 beginnen zu lassen. In der endgültigen
Abstimmung im Potsdamer Stadtparlament im November 2006 wurde
der Bebauungsplan jedoch zweimal abgelehnt.

Eine sicher geglaubte Mehrheit kam beide Male nicht zustande, weil Potsdamer Stadtschloss, 2015 Plenarsaal des Landtages
sich die Fraktionen nicht auf eine Gestaltung der Außenfassade
einigen konnten. Die Linkspartei favorisierte einen funktionalen
Neubau, während die Grünen es befürworteten, sich an den Baulinien
des früheren Stadtschlosses zu orientieren. Im Januar ließen die Linkspartei und die Grünen Bürgerbefragungen durchführen, die ergaben, dass sich die Potsdamer
Bürger einen Landtag in der historischen Mitte Potsdams mit historischer Fassade wünschten.[37]

Im Juli 2007 stimmte das Potsdamer Stadtparlament dem 85 Millionen Euro teuren Neubau schließlich zu, weiterhin war jedoch unklar, inwiefern er sich am Vorbild
Knobelsdorffs orientieren soll. Über ein Vergabeverfahren durchgeführt zwischen 2006 und 2009 sind sechs Vorschläge zur Umsetzung eingereicht worden. Hasso
Plattner teilte mit 20 Millionen Euro spenden zu wollen, sofern die historische Fassade des Stadtschlosses wiederhergestellt werden würde. Daraufhin wurden die
sechs Konsortien beauftragt, neue Gestaltungsvorschläge einzureichen. Ziel des Vergabeverfahrens war es, die im Rahmen einer Öffentlichen Privaten Partnership
(ÖPP) wirtschaftlichste Gesamtlösung für die Planung, Neubau, Finanzierung und Betrieb des Neubaus zu ermitteln und zu vergeben. Finanzminister Speer
appellierte an sämtliche Interessensgruppen, sich mit weiteren Forderungen zurückzuhalten, da die Debatte „beinahe hysterische Züge angenommen“ habe.[38] Die
Errichtung des Landtagsgebäudes nach dem Entwurf des Architekten Prof. Peter Kulka wurde im September 2009 beschlossen.

Am 22. Januar 2014 tagte das Parlament zum ersten Mal im Stadtschloss.[39]

Ursprünglich wurde am Platz für das Landeswappen an der Stirnwand des Plenarsaals ein 1,80 Meter großer Adler aus Stahlblech angebracht, der nach den
Vorstellungen des Architekten Peter Kulka jedoch weiß gestrichen war und somit vom obligatorischen Rot des Brandenburgischen Wappenadlers abwich.[40] Im Juni
2014 wurde dieser deshalb auf Beschluss des Landtags entfernt, durch einen „verfassungskonformen“ roten Adler am Rednerpult ersetzt und dieser dort um dem
Schriftzug Landtag Brandenburg ergänzt. Der „weiße Alder“ wurde im September 2015 im Foyer des Gebäudes angebracht, während das rote Landeswappen am
Rednerpult noch einmal – auf etwa das Doppelte – vergrößert wurde.[41]

Früherer Sitz
Zwischen 1990 und 2013 hatte der Landtag seinen Sitz im Gebäude
der ehemaligen Königlich-Preußischen Kriegsschule auf dem
Potsdamer Brauhausberg. Dieses wurde zuvor bis 1914 als Schule für
Offiziersaspiranten, zwischen 1919 und 1945 als Reichs- und
Heeresarchiv, von 1948 bis 1949 als Finanzministerium des Landes
Brandenburg und im Anschluss bis 1990 durch verschiedene
Regionaluntergliederungen der SED genutzt, was dem Gebäude dem
Volksmund nach die Bezeichnung „Kreml“ einbrachte.[42]

Nach der Wiedervereinigung erklärte der Landtag Brandenburg das


Gebäude auf dem Brauhausberg im Januar 1991 zum Sitz seines
Parlaments, wenngleich Fachleute bereits damals eine dauerhafte
Nutzung ausschlossen und klar war, dass langfristig ein Neubau
Altes Parlamentsgebäude auf dem Plenarsaal des alten
benötigt werden würde. Dieser wurde dann zwischen 2010 und 2013
Brauhausberg, 2008 Parlamentsgebäudes, 2007 zum Tag
mit dem Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses realisiert.
der Offenen Tür
Zunächst zog der Landtag nach notdürftigen Bauarbeiten aber auf
den Brauhausberg und hielt dort am 25. September 1991 seine erste
und am 22. November 2013 seine letzte Sitzung ab.[42][43]

Literatur
Malte Lübker, Suzanne S. Schüttemeyer: Der Brandenburgische Landtag. In: Siegfried Mielke: Länderparlamentarismus in Deutschland:
Geschichte – Strukturen – Funktionen. S. 137–168, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-8252-8255-4
Christiane Büchner, Jochen Franzke: Das Land Brandenburg. Kleine politische Landeskunde. (http://www.politische-bildung-brandenburg.de/pu
blikationen/pdf/brandenburg.pdf) (PDF; 1,06 MB) 4. überarbeitete Auflage. Landeszentrale für politische Bildung Brandenburg, Potsdam 2005,
ISBN 3-932502-09-4
Präsident des Landtages Brandenburg (Hrsg.): So arbeitet das Landesparlament. Potsdam 2006.
Präsident des Landtages Brandenburg (Hrsg.): Landtag Brandenburg: Namen – Daten – Fakten. 4. Wahlperiode 2004–2009. 3. Auflage.
Potsdam 2007.
Rat für sorbische Angelegenheiten und Referat für Öffentlichkeitsarbeit des Landtages Brandenburg (Hrsg.): Rat für sorbische (wendische)
Angelegenheiten. o. O. o. J. (Faltblatt)
Markus Vette: Zur Struktur und Übernahme politischer Verantwortung in der repräsentativen parlamentarischen Demokratie. Erfahrungen und
Schlussfolgerungen aus der Arbeit des 1. Brandenburger Landtages (= Uni-Press-Hochschulschriften. Bd. 86). Lit, Münster 1996, ISBN 3-8258-
3044-6.

Weblinks
Commons: Landtag Brandenburg (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Landtag_Brandenburg?uselang=de) – Sammlung von Bildern,
Videos und Audiodateien
Website des Landtages Brandenburg (https://www.landtag.brandenburg.de/)
Literatur von und über Landtag Brandenburg (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=254508-1) im Katalog der
Deutschen Nationalbibliothek
Neubau Landtag Brandenburg in Potsdam —Wettbewerblicher Dialog im Kontext des ÖPP-Verfahrens (https://www.phase1.de/projects_landtag
-brandenburg_home.htm)

Anmerkungen
1. Die Ausschüsse tagen etwa zehnmal so oft wie das Plenum und viermal so lange. Eine Umfrage unter allen Abgeordneten des Landtags
Brandenburg im Frühjahr 1999 zeigte, dass fast die Hälfte die Ausschussarbeit als „außerordentlich wichtig“ erachtet, wohingegen nur etwa ein
Viertel dies auch der Arbeit im Plenum zugestand.

Einzelnachweise
1. Landeswahlleiter: Landtagswahl am 01. September 2019 (http://www.wahlen.brandenburg.de/cms/detail.php/lbm1.c.301125.de)
2. Vorschau landesweite Wahlen | Wahlen Brandenburg. (https://wahlen.brandenburg.de/wahlen/de/vorschau-landesweite-wahlen) Abgerufen am
9. April 2019.
3. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 138.
4. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 139.
5. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 140.
6. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 140f.
7. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 144.
8. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 142.
9. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 9.
10. Mechthild Küpper: Platzeck hat die Wahl. (http://www.faz.net/s/Rub055723F1C02D48109D97845942D3AC78/Doc~EB45BA8126BEA4BBCB6
B6AE293164350E~ATpl~Ecommon~Scontent.html) In: faz.net, 28. September 2009; abgerufen 28. September 2009
11. Focus.de: Brandenburg: Zwei gegen Platzeck (http://www.focus.de/politik/deutschland/brandenburg-zwei-gegen-platzeck_aid_451656.html), 6.
November 2009.
12. http://www.wahlrecht.de/landtage/brandenburg.htm
13. Wahlgesetz für den Landtag Brandenburg (Brandenburgisches Landeswahlgesetz - BbgLWahlG) (https://bravors.brandenburg.de/gesetze/bbglw
ahlg) in der Fassung der Bekanntmachung vom 28. Januar 2004 (GVBl.I/04, [Nr. 02], S. 30)
14. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 157.
15. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 147.
16. Verwaltung des Landtages Brandenburg: Drucksache 4/8061: Statistische Angaben zum Landtag Brandenburg (http://www.landtag.brandenbur
g.de/sixcms/media.php/5701/Statistik_4_WP.pdf) (PDF; 30 kB).
17. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 148.
18. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 153.
19. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 150.
20. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 161.
21. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 151.
22. parldok.brandenburg.de (http://www.parldok.brandenburg.de/parladoku//w4/beschlpr/anlagen/5918-B.pdf)
23. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 152.
24. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 159.
25. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 165.
26. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 166.
27. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 167.
28. Lübker/Schüttemeyer, 2004, 155
29. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 168 f.
30. Landtag Brandenburg | Fachausschüsse (http://www.landtag.brandenburg.de/de/parlament/ausschuesse_und_gremien/395895)
31. Präsident des Landtages Brandenburg, 2006, 25.
32. Präsident des Landtages Brandenburg, 2006, 26; Rat für sorbische Angelegenheiten, o. J. (Flyer)
33. Präsident des Landtages Brandenburg, 2006, 14 f.
34. Präsident des Landtages Brandenburg, 2007, 162 f.
35. Verwaltung. (http://www.landtag.brandenburg.de/de/Infothek/Verwaltung/294326.html#block3) Landtag Brandenburg; abgerufen 30. März 2008
36. Andrea Beyerlein: Der schäbigste Landtag bundesweit. (http://www.berliner-zeitung.de/archiv/das-parlamentsgebaeude-in-potsdam-ist-wenig-re
praesentativ---und-teuer--der-schaebigste-landtag-bundesweit-,10810590,10598542.html) In: Berliner Zeitung, 7. November 2008
37. rbbonline: Der lange Weg zum neuen Landtag. (http://www.rbb-online.de/stadt_land/dossiers/stadtschloss_potsdam/der_lange_weg_zum.html)
38. Die Schloss-Debatte nimmt hysterische Züge an. (http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article232135/Die_Schloss_Debatte_nimmt_hyst
erische_Zuege_an.html) In: Berliner Morgenpost; abgerufen 2. Februar 2008
39. maerkischeallgemeine.de (https://web.archive.org/web/20110527024818/http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11761898/2242247/)
(Memento vom 27. Mai 2011 im Internet Archive); abgerufen am 9. Januar 2011
40. Alexander Fröhlich: Der weiße Adler wird in Potsdam abgehängt. (http://www.tagesspiegel.de/berlin/brandenburgi/landtag-in-brandenburg-der-w
eisse-adler-wird-in-potsdam-abgehaengt/9903812.html) auf www.tagesspiegel.de, 16. Mai 2014. Abgerufen am 21. Oktober 2016.
41. Alexander Fröhlich: Die Rückkehr des weißen Adlers (http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1006667/) auf www.pnn.de, 17. September 2015.
Abgerufen am 21. Oktober 2016.
42. Geschichte der Brandenburger Landtage. (http://www.landtag.brandenburg.de/de/Infothek/Geschichte__Gebaeude/Landtagsgebaeude/293468.
html) Landtag Brandenburg; abgerufen 2. Februar 2008
43. Umzug ins neue Domizil – Letzte Tagung auf dem Brauhausberg. (http://www.pnn.de/potsdam/804384/) PNN; abgerufen 13. November 2013

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