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Professor Dr.

Hans Christian Röhl April 2018

Wie studiere ich richtig? – Einige persönliche Botschaften

I. Fünf Studienstrategien

- Examensvorbereitung beginnt im ersten Semester.


Das ist etwas plakativ. Gemeint ist damit Mehreres:
(a) Selektives Lernen in den ersten Semestern ist nicht hilfreich, weil wichtige Grundlagen-
kenntnisse später fehlen.
(b) Das einmal Gelernte sollte in den weiteren Semestern wiederholt und vertieft werden.

- Nicht nur Veranstaltungen mit Klausuren sind sinnvoll.


Dieser Eindruck wird allerdings durch unser Zwischenprüfungssystem vermittelt. Es kom-
men genug Klausuren im Staatsexamen.

- Am Ende des vierten Semesters sollte eine Gesamtbilanz stehen.


Jetzt sollte sich jede(r) klarmachen, in welchen Fächern welche Lücken bestehen und was bis
zum Ende des sechsten Semesters nach- oder wiederholt werden sollte. Wer bis jetzt die
Klausuren nur mit Ach und Krach bewältigt hat, sollte ernsthaft über die Wahl des Studien-
fachs nachdenken.

- Das dritte Studienjahr ist Wiederholungs- und Vertiefungsphase.


Dafür bietet es sich an, die großen Übungen erst ab dem vierten Semester, beginnend mit
dem Strafrecht, anzufertigen. Keine große Übung im dritten Semester hat den zusätzlichen
Vorteil, dass dieses übervolle Semester entzerrt wird.

- Aktiv, nicht passiv mit dem Stoff umgehen.


Eine private, studienbegleitende Arbeitsgemeinschaft ist das beste Lerninstrument. Wir bie-
ten peu a peu Hilfestellung an, Arbeitspläne oder Fälle, die dann in den AGen besprochen
werden.
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II. Fünf Arbeitsweisen

- Lesen hilft.
Rechtwissenschaft funktioniert nur, wenn man in der Lage ist, sich lange Texte konzentriert
zu erarbeiten. Das ist eine Kulturtechnik, die man einüben muss und die aus Erfahrung leider
nur wenig beherrscht wird. Die Motivation, sich darauf einzulassen, ist nicht bei jedem stark
ausgeprägt. Smartphones behindern.

- Jura kann man nicht lernen, nur verstehen.


Dafür muss man den Stoff mehrere Male durchgearbeitet haben, erst dann erschließen sich
Systematik und Zusammenhänge.

- Juristen und Juristinnen verfassen Texte.


Das muss man üben. Klausuren sind dazu nicht geeignet, weil man über das Geschriebene
nicht reflektiert: Mehr Hausarbeiten schreiben; langsam und gründlich Texte verfassen üben.

- Juristen und Juristinnen befassen sich mit Texten.


Wissenschaftliche Literatur, Urteile, Gesetzgebungsmaterialien usw. Es handelt sich nicht um
Dekoration von Übungsarbeiten, sondern um juristische Kernkompetenz. Orthographie- und
Zeichensetzungsschwächen deuten auch auf allgemeine Defizite hin.

- Die richtige Lösung interessiert nicht.


Man muss sich also Lösungsstrategien aneignen, nicht Lösungen lernen.

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