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BASICS
Klinische
Pharmakologie
ELSEVIER
URBAN & FISCH ER München· Jena
Zuschriften und Kritik bitte an:
Elsevier GmbH , Urban & Fischer Verlag, Lektorat Medizinstudium, Karlstraße 45, 80333 München
medizinstudium@elsevier.de
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Printed in Slovenia
ISBN 978·3-437-42 566-0
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Vorwort IV I V
Klinische Pharmakologie hat viele Reize: Sie ist ein sehr sität München ), Prof. C. Dodt (Klinikum Bogenhausen,
buntes, facettenreiches Fachgebiet- sie bietet gewissermaßen München], Prof. S. Endres (Klinikum der Universität
für jeden etwas-, verknüpft klinische Anwendung und München), Prof. H. Förstl (Klinikum rechts der Jsar,
molekulare Mechanismen, fordert deren Verständnis für München), Dr. G. Gaier (Klinikum am Steinenberg,
den therapeutischen Einsatz des richtigen Wirkstoffs im Reutlingen), Dr. A. Götz (Universitätsklinikum Tübingen),
Klinikalltag. Für den Behandelnden ist es beruhigend , Prof. G. Häcker (Klinikum rechts der lsar, München],
gegen das Leiden eines Patienten die wirksame Pille parat PD H. Hautmann (Klinikum rechts der Isar, München),
zu haben - nahezu jeder Patient kommt zum Arzt in der Prof. T. Kleppisch (Institut für Pharmakologie und Toxikologie
hoffnungsvollen Erwartung solch einfacher medikamentöser der Technischen Universität München), PD S. Moosmang
Heilung. (Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Technischen
Viele Gründe, die begeistern können- und so habe ich Universität München), Dr. S. Pildner v. Steinburg (Klinikum
gerne die Herausforderung angenommen, zentrale Themen rechts der lsar, München], Dr. F. Reu (Universitätsklinikum
aus diesem Bereich in dem vorliegenden Band darzustellen. Heidelberg), Prof. M. Seyfarth (Deutsches Herzzentrum,
Ich hoffe, den Lesern damit nicht nur pharmakologische München), Prof. W. Vierling (Institut für Pharmakologie
Inhalte, sondern auch eine gewisse Begeisterung zu ver- und Toxikologie der Technischen Universität München),
mitteln. Prof. H. Weidenbach (Klinikum rechts der Isar, München)
Besonders bereichernd war für mich die Zusammenarbeit und Dr. A. Zwergal (Klinikum der Universität München) .
mit vielen Gutachtern, die mir Anregungen zu den unter- Mein Dank gilt auch I. Dopatka und C. Nussbaum vom
schiedlichen Fachbereichen gegeben haben. Dafür möchte Elsevier Verlag.
ich an dieser Stelle ganz herzlich danken meinem Vater, der
mein aller treuester Probeleser aus wertvoller nicht medizi- München, im Sommer 2008
nischer Perspektive war, Dr. C. Bauer (Klinikum der Univer- Jana Ellegast
Inhalt VII VII
I Hyperlipoproteinämie II 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 56
I Einführung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 I Hyperurikämie und Gicht 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 58
I Pharmakadynamik I 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4
I Pharmakadynamik II 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 Psychiatrische Erkrankungen . 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 60 - 63
I Pharmakakinetik I 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 8
60
0 0 0
I Affektive Störungen
I Pharmakakinetik II
0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0
10
62
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
I Schizophrenie 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
12
I Morbus Parkinsan 66
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 • 0 • 0 • 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 0 0 0
0 • 0 0 • 0 • 0 • 0 • 0 0 0 0 • 0 0 • 0 • 0 0 0 0 • 0 0 0 •
0 . 0 0 0 0
I Herzinsuffizienz II 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 28
I Herzrhythmusstörungen I 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 30 I Antibiotische Therapie I . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • • 0 0 0 0 0 ° 76
I Herzrhythmusstörungen II 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 32 I Antibiotische Therapie II . 0 0 • • 0 • •• 0 0 0 0 0 • • • 0 78
I Schmerztherapie I 0 0 • • 0 0 0 0 • 0 •• 0 • 0 0 0 • 0 0 • 0 0
80
Lungenerkrankungen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 34-37 I Schmerztherapie II 0 • 0 0 0 • 0 • 0 • • 0 0 0 0 0 0 • 0 • 0 •
82
I Pharmakatherapie in der Schwangerschaft . 0 • •
0
84
I Asthma bronchiale 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 • 0 0 0 0 0 0 34 I Pharmakatherapie im Alter 0 •• 0 • 0 • 0 0 • 0 0 0 0 0 ° 86
I Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung 0 0 0 0 0 36
0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 • 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
I Fall 3: Erschöpfung 94
I Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
0 0 0 0 •• 0 0 0 0 •• 0 0 0 0
40
• 0 0 0 0 0
0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 42
I Diabetes me!Litus II 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 0 0 0 0 44 I Basics Pharmakatherapie I .. 0 • 0 0 0 0 0 0 • 0 0 0 0 0 0 100
I Störungen des Schilddrüsenstoffwechsels I 0 0 0 0 0 46 I Basics Pharmakatherapie II 0 • 0 0 • 0 0 0 •• 0 0 0 • • 0 102
I Störungen des Schilddrüsenstoffwechsels II 0 0 0 0 48 I Handelsname - Wirkstoffname 0 0 0 0 • 0 0 • 0 • 0 0 0 0 104
I Nebennierenrindenhormonstörungen 0 0 0 0 0 0 0 0 50 I Nebenwirkungen auf einen Blick . 0 • 0 0 0 • 0 0 • 0 0 106
I Osteoporose . 0 • 0 0 ••• 0 0 0 0 0 • 0 0 0 • • 0 0 0 0 0 • 0 0 52 I Quellenverzeichnis . 0 •• 0 0 • 0 0 0 • 0 • 0 0 • 0 0 0 • 0 0 107
Darreichungsformen
Wirkstoffe können ganz verschieden dargereicht werden: I Abb. 1: Heimische Pflanzen als
Colchicin
Quelle von Arzneistoffen. [8[
Vor allem im ambulanten Bereich am häufigsten ist die orale
Form (peroral, p. o. von lat. durch den Mund) . Hier unter-
scheidet man Dragees, Kapseln, Matrixtabletten, Tropfen, durch schützen und pflegen sie und sind häufig Wirkstoff-
Säfte oder Brausetrunk Bei der erstgenannten Tablette ist der träger. Ist eine begrenzte Wirkung in der Haut gewünscht,
Kern z. B. von einer Wachsschicht überzogen. So werden muss der Wirkstoff nur in die Haut eindringen. Ist das Ziel
leicht verdauliche Stoffe geschützt, schlechter Geschmack eine systemische Wirkung, muss die Haut durchdrungen wer-
verdeckt oder das Schlucken erleichtert. Kapseln (in der Regel den. Schmerzlindernde Opioidpflaster beispielsweise beruhen
aus Gelatine) enthalten den Wirkstoff meist in Pulverform, auf diesem transdermalen System.
in Matrixtabletten ist er dagegen in ein Gerüst gebettet. Bei
diesen festen Darreichungsformen muss die Kapsel ihren Der Weg zum Wirkort
Zustand ändern (Desintegration), bevor eine Lösung des
Arzneistoffes (Dissolution) möglich ist. Bei der Gabe von Die meisten Arzneistoffe erreichen ihren Wirkort über den
Saft oder Tropfen erfolgt die Aufnahme in die Blutbahn venösen Schenkel des Blutsystems. Die intravenöse Applika-
(Resorption} bereits gelöster Stoffe meist rascher. Neben tion ist deshalb am direktesten, da man hier unmittelbar in die
Praktikabilität oder angestrebtem Wirkzeitpunkt spielen bei Blutbahn injiziert. Wird ein Wirkstoff hingegen subkutan oder
der Wahl der Arzneimittelform auch die Zielstrukturen eine intramuskulär gespritzt, muss er zunächst vom Applikationsort
wichtige Rolle. Die beste Möglichkeit, um Bronchialschleim- durch Diffusion Gefäße erreichen. In der Durchführung ein-
haut und Lungenbläschen (Alveolen) zu erreichen, ist die facher und für Patienten weniger belastend ist die perorale
Inhalation eines Aerosols oder Gases. So können Pharmaka Gabe. Dabei gelangt der Wirkstoff je nach Darreichungsform
lokal angewendet werden, ohne systemisch zu belasten. über Magen-oder Darmschleimhaut in die Blutbahn.
Das ist besonders bei Stoffen von Vorteil, die schlecht aus
dem Darm resorbiert oder bereits vor Erreichen der Blutbahn First-pass-Effekt
stark eliminiert werden. Ebenfalls lokale Wirkung können
Dermatika haben. Darunter versteht man pharmazeutische Der große Nachteil der peroralen Gabe ist der sog. First-pass-
Zubereitungen, die auf die Haut aufgetragen werden . Da- Effekt oder die präsystemische Elimination. Um dies zu ver-
Basics der Allgemeinen Pharmakologie
213
stehen, lohnt es sich, kurz alte Ana- I Tab. 1: P-450-lnduktoren und -Inhibitoren.
P-450-Jnduktoren P-45Q-Jnhlbitoren
tomiekenntnisse zu aktivieren:
Ouinidin lsoniazid
Auf dem Weg vom Mund zum großen
Sulfonamide
Körperkreislauf sind Darm und Leber Barbiturate
Rezeptorvermittelte
Pharmakonwirkung erst in seine wirksamen Metaboliten Substrat-Rezeptor-Interaktion
umgewandelt werden muss. Arzneimittel wirken also meist rezeptor-
Lange unterschied man zwischen rezep- Mit diesem Wissen im Hinterkopf vermittelt. Voraussetzun g für eine Sub-
torvermittelten und rezeptorunabhän- werden in diesem Rahmen nur "die strat-Rezeptor-Interaktion ist eine spezi-
gigen Effekten. Durch die zunehmend Klassiker" besprochen: fische Bindung.
genauere Kenntnis der molekularen Die meisten Pharmaka wirken durch
Mechanismen ist diese scharfe Tren- Bindung an ein spezifisches Protein, Agonisten und Antagonisten
nung in manchen Fällen heute schwie- das infolge davon die physiologische
rig. Klassisches Beispiel sind sog. Pro- Funktion vermittelt. In diesem Fall In pharmakadynamischen Studien kön-
drugs: Dabei handelt es sich um phar- spricht man von rezeptorvermittelter nen Arzneimittel in zwei große Klassen
makologisch wenig aktive Stoffe, die Pharmakonwirkung. I Tabelle I fasst unterteilt werden: Agonisten und Ant-
zwar an eine als Rezeptor fungierende die wichtigsten Rezeptortypen zusam- agonisten. Viele Rezeptoren kann man
Struktur binden können, aber durch men und nennt Beispiele. sich in einem Gleichgewicht zwischen
ihre Bindung keine direkte Wirkung Beispiele nicht rezeptorvermittelter zwei Konformationen vorstellen: einer
auslösen. Sie werden erst durch Um- Wirkungen beruhen auf Mechanismen aktiven und einer inaktiven Form. Ein
wandlung im Organismus in aktive wie Osmose, Säureneutralisation oder Pharmakon , das bevorzugt an den ak-
Metaboliten wirksam. Häufige Prüfungs- Steigerung der Zell membranpermeabili- tiven Zustand bindet und diesen stabili-
fragen sind etwa die nach Aciclovir, tät Da aber meist Rezeptoren im Spiel siert, wird als Agonist bezeichnet. Einen
das als Antimetabolit von der viralen sind, wird im Folgenden nur auf di ese Stoff, der hingegen die Bindung eines
Thymidinkinase erkannt und aktiviert Mechanismen eingegangen. solchen Agonisten behindert, nennt
wird, oder nach Codein, das ebenfalls man Antagonist.
Heptahelikal e Neurotransmitter- und Muscarinrezeptor, CL- und J3-Adrenozeptor, Opioidrezeptor, Histaminrezeptor, Angiotensinreze ptor
Hormonrezeptoren
Rezeptorproteinkinasen Insulinrezeptor
Transkripti onsregulatoren Glukokortikoidrezeptor, Minera lkortikoidrezeptor, Estrogenrezeptor, Proges teronrezeptor, Tes tosteron rezep tor, Th yroxinrezeptor
Partielle und inverse Agonisten folgen leider nicht dieser nismus, da Agonist und Antagonist gewissermaßen im
einfachen Definition. Partielle Agonisten führen selbst bei Wettbewerb stehen. Die höhere Dosis entscheidet über die
maximaler Konzentration zu einer geringeren Wirkung als Dominanz. Bindet ein Inhibitor an einer anderen Bindungs-
die entsprechende Dosis eines reinen Agonisten. Da sie einen stelle als das zentrale Substrat (allosterisch), führt dies zu
Teil der Rezeptoren inaktivieren, werden sie auch als partielle einer Veränderung der Raumstruktur des betroffenen Re-
Antagonisten bezeichnet. Als inverse Agonisten gelten zeptors unter Beeinflussung des Bindungszentrums. Kommt
Substanzen, die entgegengesetzt der üblichen Agonisten wir- es dadurch zu einem Funktionsverlust, steht für folgende
ken. Sie binden mit hoher Affinität die inaktive Rezeptorform Reaktionen nur noch eine verminderte Rezeptorzahl zur
und verschieben dadurch das Gleichgewicht zwischen aktiver Verfügung. Reaktionen können folglich auch bei gesteigerter
und inaktiver Konformation des Rezeptors. Agonistenkonzentration nur noch mit verminderter Ge-
schwindigkeit ablaufen. Auch hier unterscheidet man eine
Antagonisten reversible und eine irreversible Form. I Abbildung 2 gibt
eine Übersicht über die verschiedenen Typen von Rezeptor-
Ein Antagonist ist ein Molekül, das die Wirkung eines Agonis- antagonisten.
ten inhibiert, in dessen Abwesenheit aber keine Wirkung hat. Klassische Beispiele für kompetitive Antagonisten sind das
Ein Rezeptorantagonist bindet entweder im aktiven Zentrum als Muskelrelaxans eingesetzte Curare an nikotinischen Ace-
oder allosterisch (griech. anders und Ort), d. h. an anderer tylcholinrezeptoren der motorischen Endplatte oder das Para-
Stelle als das Substrat. Durch die Bindung im Rezeptor- sympatholytikum Atropin an muskarinischen Acetylcholin-
zentrum unterbindet ein Antagonist direkt die Bindung rezeptoren. Der NMDA-Rezeptor-Antagonist Ketamin, der in
eines Agonisten, da er dessen Bindungsstelle blockiert. Ist die der Anästhesie eingesetzt wird, ist ein Beispiel für einen nicht
Rezeptor-Antagonist-Bindung nicht durch Erhöhung der kompetitiven Antagonisten des Transmitters Glutamat
Ligandenkonzentration beeinflussbar, spricht man von einem
nicht kompetitiven Antagonismus. Kann der Antagonist hin-
gegen durch größere Agonistenmengen vom aktiven Zentrum
verdrängt werden, handelt es sich um kompetitiven Antago-
I Rezeptorantagonisten I
II·Bindung im aktiven Zentrum I I Allosterische Bindung ]
L I
I Reversibel I !Irreversibel ! IReversibel ! rlrreversibelj
n n
Nicht
n
Kompetitiver Allosterischer
Antagonist kompetitiver Antagonist
Antagonist
I Abb . 2: Rezeptorantagonisten.
Pharmakodynamik II
Enzymkinetik Wie verhält sich Kmin Gegenwart kompetitiver und alloste-
risc her Antagonisten? Wenn man sich klar macht, dass dieser
Pharmakadynamische Beschreibungen sind häufig quantitativ, Wert die Affinität eines Enzyms für sein Substrat widerspie-
so auch in der Enzymkinetik. Oft werden in diesem Zusam· gelt, kann die Frage leicht beantwortet werden. Situation 1-
menhang der Parameter Vmm die maximale Reaktions- Es wirkt ein kompetitiver Inhibitor, der also mit dem Substr-at
geschwindigkeit und die Michaelis-Menten-The orie ver· konkurriert. Folglich werden bei gleicher Konzentration
wendet. Als zumindest für Prüfungen wohl wichtigster weniger Substratmoleküle an ein aktives Zentrum binden
Begriff der Enzymkinetik sollte jedem werdenden Pharma- '
die Affinität sinkt. Je niedriger also die Affinität, umso größer
kologen die Michaelis-Menten-Konstante (Kml geläufig die Substratkonzentration, die nötig ist, bis eine Halbsättigun
sein. Sie ist definiert als die Substratkonzentration, bei der vorliegt, das bedeutet, umso höher ist Km- g
eine Halbsättigung vorliegt, eine Reaktion also mit halbmaxi- In Situation 2 handelt es sich um einen nicht kompetitiven
maler Geschwindigkeit abläuft (V= Vma/2). Diese Werte (etwa allosterischen) Antagonisten. lnfolge seiner Wirkung
eignen sich, um die Wirkung verschiedener Antagonisten zu sind also weniger Rezeptoren funktionsfähig, und deshalb
beschreiben. Betrachtet man den zuvor erläuterten kompeti- sinkt die Maximalgeschwindigkeit Im Bereich niedrigerer
tiven Mechanismus, wird deutlich, dass ein solcher Inhibitor Aktivität ist jedoch keine Veränderung zu erwarten, und so
die Dosis-Wirkungs-Kurve nach rechts verschiebt. Dies be- bleibt auch Kmkonstant.
deutet, dass in seiner Präsenz eine höhere Agonistenmenge ln I Tabelle 2 sind die wichtigsten Grundlagen und Unter-
bzw. -konzentration nötig ist, um eine maximale Reaktions- schiede zwischen kompetitiven und nicht kompetitiven
geschwindigkeit zu erreichen (I Abb. 3). Ein nicht kompeti- Inhibitoren noch einmal gegenübergestellt.
tiver Antagonist vermindert hingegen den erreichbaren
Maximaleffekt (I Abb. 4).
Vmax .. ·- - - - - - -
Vma x ..... _________________ ........................... :.-.
'Qi Qi
-"' Agonist Agonist und -"'
Ol Ol
'6 alleine Antagonist uc:
c: Agonist und
:;; :;; Antagonist
.c .c
<.l <.l
~ Vmax/2 ~
Ol
Vmax/2
Ol
Vl Vl
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0 0
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CLl
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I Abb. 3: Wirkung eines kompetitiven Antagonisten. I Abb. 4: Wirkung eines nicht kompetitiven Antagonisten.
Basics der Allgemeinen Pharmakologie
617
Substratähnlichkeit + 0
Pharmakodynamische sachen, ist ein Monitaring der Pharma- Ein großer therapeutischer Index bedeu-
Therapiekonzepte kadosen sinnvolL Es liegt auf der Hand, tet folglich ein weites therapeutisches
dass bei Medikamenten mit einem Fenster, ein kleiner Quotient hingegen
sehr engen therapeutischen Fenster die drückt aus, dass die therapeutische und
Therapeutisches Fenster und toxische Dosis nahe beisammen liegen
Überwachung noch sorgfältiger erfol-
therapeutischer Index gen sollte, da schon eine kleine Abwei- und verordnete Dosen sich in einem
Therapeutisches Fenster und therapeu- chung von der Zielkonzentration in engen, streng kontrollierten Bereich be-
tischer Index sind pharmakadynamische den toxischen Bereich führt und uner- wegen sollten_
Größen, die verwendet werden, um wünschte Folgen verursachen kann_
Konzentrationen von Wirkstoffen zu Dieses therapeutische Fenster kann
vergleichen, die therapeutische und durch den therapeutischen Index Je enger das therapeutische Fenster oder
je kleiner der therapeutische Index eines
toxische Effekte haben_ Das therapeu- (Tl) quantifiziert werden. Er ist definiert Medikaments Ist, umso genauer sollte
tische Fenster ist der Dosisbereich als der Quotient aus der Medikamen- die Wirkstoffkonzentration kontrolliert
eines Wirkstoffs, der bei Patienten zu tendosis, die auf 50% einer Patienten- werden.
einer gewollten Wirkung führt, ohne gruppe toxisch wirkt (TD 50), und aus
gleichzeitig intolerable Nebenwirkun- der in 50% therapeutisch effektiven
gen zu verursachen_ Da Konzentratio- Dosis (ED 50 ):
nen außerhalb dieses "grünen Bereichs"
unerwünschte Nebenwirkungen verur- TI =TD 50/ED50
Zusammenfassung
• Pharmakodynamik beschreibt die Effekte eines Wirkstoffs auf einen
Organismus. Rezeptorvermittelte Mechanismen spielen dabei die
wichtigste Rolle.
• Arzneimittel können aus pharmakodynamischer Sicht in Agonisten
(Stabilisierung des aktiven Zustands) und Antagonisten (Einschränkung
der Agonistenwirkung) unterteilt werden .
)C ln der Gruppe der Antagonisten unterscheidet man Moleküle, die im
aktiven Zentrum binden, von allosterisch wirkenden Inhibitoren.
• Auch in der Enzymkinetik spielen pharmakadynamische Überlegungen
eine wichtige Rolle. ln diesem Zusammenhang bezeichnet die
Michaelis-Menten-Konstante die Substratkonzentration, bei der eine
Halbsättigung vorliegt bzw. eine Reaktion mit halbmaximaler Geschwin-
digkeit abläuft.
• Therapeutisches Fenster und therapeutischer Index sind Größen, die
Arzneimittel mit toxischem Effekt vergleichen und bei deren Dosierung und
Überwachung in der alltäglichen Praxis eine wichtige Rolle spielen .
Pharmakakinetik I
Pharmakakinetik beschreibt die Bei Diffusion durch die Lipidschicht ist Mikroorganismen geschü tzt. Gerade
Wirkung des Organismus auf ein in der Regel ein Diffusionsgradient die diese erschweren allerdings oft auch
Pharmakon. Weniger pharmakolo· treibende Kraft (Fick'sches Gesetz). Man di~ Aufnahme von Arzneimitteln. Nur
gisch - dafür vielleicht anschaulicher - kann sich vorstellen, dass von einem Wirkstoff, der auch wirklich den Blut-
kann man sich darunter "die Erfah- Ort mit vielen beweglichen Molekülen kreislauf erreicht, wird in der Regel
rungen" eines Arzneimittels im Körper (hohe Konzentration) mehr Moleküle wirksam . Dieser absorbierte Anteil
vorstellen. Dazu zählen Absorption wegwandern als von einem Ort mit nur entspricht der Bioverfügbarkeil ein
(Aufnahme), Distribution (Verteilung), wenigen solcher Teilchen (niedrige Kon- A" . . es
/""\l zneimitte1s, also dem Anteil einer
Metabolismus (Abbau) und Exkre- zentration). Da die Diffusionszeit abhän- Medikamentendosis, der im Organis-
tion (Ausscheidung)- kurz ADME gig vom Diffusionsweg ist, erfolgt ein mus letztendlich zur Wirkun g kom _
(I Abb. l, S. 4). Bereits auf Seite 2 wur- Konzentrationsausgleich durch dünne men kann:
den verschiedene Aspekte oberflächlich Membranen sehr schnell. Weil geladene
beschrieben. Da gerraue Kenntnisse Teilchen hydrophil sind, hängt die Diffu- Bioverfügbarkeil =
dieser Mechanismen für das Verständnis sionsgeschwindigkeit auch vom Ionisati-
zentrales Blutsyst em erreichende Wirk stoffrn
der Arzneimittelwirkung essentiell onsgrad eines Moleküls ab. Basische --------~~----------~ enge
sind, werden sie hier noch einmal ver- oder saure Substanzen durchqueren die verabreichte Wirkstoffmenge---------=:..::
tieft. Lipidmembran bevorzugt in nicht ioni-
siertem Zustand, und man spricht ent- Diese Definition beruht auf der Tatsa-
Physiologische Barrieren sprechend von nicht ionischer Diffusion. che, dass die meisten Substanzen aus
Entscheidend sind in diesem Zusammen- dem zentralen Blutsystem zu ihrem
Ein Wirkstoff muss in der Regel phy- hang die Ionenkonzentration einer Zielort gelangen. Ih re Bioverfügbarkeit
sikalische, chemische oder biologische Lösung sowie die Dissoziationskons- wird bestimmt durch den Applikation S-
Barrieren überwinden, bevor er zu tante eines Wirkstoffs. Oie Henderson- weg, di e chemische Form und eine
seinem Wirkort gelangt. Hasselbalch-Gleichung beschreibt diese Reihe weiterer Faktoren wie den auf
pH-Abhängigkeit. Seite 2 beschriebenen First-pass-Effekt.
Biologische Membranen
Zentrales Nervensystem Distribution
Membranüberwindung
Menschliche Zellen werden von einer Das zentrale Nervensystem bietet beson- Hat ein Pharmakon einmal alle Barrie.
Membran aus einem bimolekularen dere pharmakologische Herausforderun- ren überwund en und ist in das Blut-
Lipidfilm mit eingelagerten Proteinen gen. Die Blut-Hirn-Schranke macht die system gelan gt, verteilt es sich mit dem
begrenzt. Die hydrophobe (wasser- Wirkung vieler Arzneimittel unmöglich, Blutstrom . Ein kleiner Anteil verteilt
scheue) Innenschicht limitiert den weil ihre Kapillaren für größere hydro- sich im lymphatischen System. Auch
Transport von Arzneimitteln am stärks- phile Moleküle praktisch unpassierbar hier sind wieder Eigenscha ften der
ten. Kleine unpolare lipophile (fett- sind. Da das Gehirn auf dem Blutweg begrenzenden Membranen sowie die
liebende) Moleküle können durch die deshalb fast ausschließlich von lipo- physikalisch-chemische Qualität des
Lipiddoppelschicht diffundieren, für philen Substanzen erreicht werden Wirkstoffs entscheidend. Die wichtigs.
hydrophile Moleküle ist sie jedoch weit- kann, müssen Pharmaka sehr sorgfältig ten Verteilungsräum e sind intravasa}
gehend undurchlässig. Verschiedene gewählt werden. Jntrathekale Infusion interstitiell und intrazellulär. ,
Transmembranproteine ermöglichen (Gabe in den Spinalkanal) ist eine - Orga ne differieren erh eblich in ihrer
die Passage von polaren Molekülen, wenn auch für den Alltag nicht sehr Durchblutung. Folglich gelange n Arz-
zum Teil durch erleichterte Diffusion praktikable - Möglichkeit, durch direkte neimittel, nac hdem sie das Blutsyste111
(energieunabhängig) oder aktiven Trans- Applikation diese Barriere zu umgehen. erreicht haben, zunächst vermehrt in
port (hier ist Energie nötig). Alternativ sehr stark blutversorgte Orga ne und
überwinden manche Medikamente Absorption führen bei guter Gewebeperm ea tion z u
biologische Membranen z. B. mithilfe hohen Anfangs konze ntrati onen. Die
von Endozytose, einem Einstülpungs- Durch unzähl ige Barrieren und Mecha- Nieren haben die höchste gewichtsbe.
vorgang von Biomembranen. nismen ist der menschliche Körper vor zogene Durchblutun g, gefolgt von Herz
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Basics der Allgemeinen Pharmakolog ie
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5:
Zeit
Leber und Hirn. Erst durch Umverteilung gelangen Wirkstoffe Lipophile basische Medikamente binden hingegen bevor·
dann an weniger gut perfundierte Gewebe. Für den weiteren zugt an saures a 1-Glykoprotein.
Konzentrationsverlauf in einem Organ ist dessen Speicher-
kapazität entscheidend. Sie kann die Durchblutungsverhält· Metabolismu s
nisse überkommen. Es sollte stets bedacht werden, dass ein
Pharmakon nicht nur am rechten Ort, sondern auch in Eine Vielzahl von Organen ist in der Lage, Arzneimittel
rechter Konzentration vorliegen muss, um die gewünschte abzubauen. Die Leber ist hier allerdings klar am bedeu-
Wirkung herbeizuführen. I Abbildung 1 zeigt den Konzentra- tendsten mit der größten Variabilität und Quantität meta-
tionsverlauf eines Arzneimittels in den Verteilungsräumen bolischer Enzyme. Verschiedene in Leberzellen ablaufende
Blut, stark durchblutete Organe (blutgefäßreiche Gruppe, Mechanismen werden unter dem Begriff hepatische Bio-
BRG), Muskel und Fettgewebe. Anhand dieses sog. Vier- transformation zusammengefasst. Man unterscheidet zwei
Kompartiment-Modells wird deutlich, dass das am wenigs· Abschnitte:
ten durchblutete Körperfett die höchste Akkumulations-
fähigkeit besitzt. Die Maximalkonzentration ist erniedrigt, t Phase-I-Reaktionen oder Funktionalisierungsreaktionen
da vor dem Erreichen dieses Gewebes in der Regel schon ein t Phase-li-Reaktionen oder Konjugationsreaktionen
beträchtlicher Anteil metabolisiert ist. Da auch der Abtrans-
port durchblutungsab hängig ist, liegt es auf der Hand, dass In der ersten Phase modifizieren Redoxreaktionen die
auch hier die Reihenfolge erhalten bleibt, stark versorgte Molekülstruktur, z. B. durch die Einführung funktioneller
Organe zuerst an der Reihe sind, während Fettgewebe noch Gruppen. Cytochrorn-P-450-Enzyme sind zuständig für
Wirkstoff akkumulieren kann. den oxidativen Metabolismus in Phase I. Bei bereits geeigne-
ter Molekülstruktur kann Phase I natürlich übersprungen
Plasmaproteinbindung werden.
Die Bindung von Arzneimitteln an Plasmaproteine reduziert In Phase II werden funktionelle Gruppen durch Transferasen
die Verfügbarkeit von Wirkstoffen, weil diese in der Regel übertragen. Möglich sind Glucuronidierung, Methylierung,
nur ungebunden Membranbarrieren überwinden und Ziel· Acetylierung oder Sulfatierung sowie Kopplung mit Amino·
organe erreichen können. Albumin ist das vorherrschende säurenoder Glutathion. Diese Reaktionen verbessern oft er-
Plasmaprotein und in diesem Zusammenhang klassischer heblich die Löslichkeit und ermöglichen die Ausscheidung.
"Arzneimittelfänger", besonders für saure Pharmaka.
Pharmakakinetik II
Exkretion Tubuläre Resorption
Durch die Konzentration des Primärharns bildet sich ein
Die Ausscheidung der meisten Arzneimittel erfolgt über Gradient zwischen Harn und Interzellularraum bzw. Blut.
Leber und Nieren. Auf beiden Wegen sind aktive, also Lipophile Substanzen werden so durch passive Diffusion
energieverbrauchende Transportprozesse nötig. Ob eine zurückgewonnen. Bei Säuren und Basen hingegen ist die
Substanz den Organismus renal oder bilär verlässt, hängt Reabsorption abhängig vom pH·Wert des Harns bzw. Disso-
vor allem von ihrem Molekulargewicht und von ihren ziationsgrad der Substanz. Der pK-Wert eines Wirkstoffs, der
chemischen Eigenschaften ab: den pH angibt, bei dem die Hälfte aller Moleküle protoniert
und entsprechend ungeladen vorliegt, kann als Maß dienen.
t Molekulargewicht< 400 - 500 kD: Dieses biochemische Detailwissen kann im Klinikalltag sehr
vor allem renale Ausscheidung hilfreich sein: Die gezielte Veränderung des pH-Werts des
t Molekulargewicht> 400 - 500 kD: Harns kann bei Vergiftungen mit protonierbaren Substanzen
bevorzugt biliäre Exkretion genutzt werden, um deren Ausscheidung zu beschleunigen.
Zu den wichtigsten Transportern zählen organische Anionen- Für basische Substanzen gilt: Solange der pH-Wert gröBer ist als
und Kationentransporter sowie sog. ABC-Transporter der pK.-Wert, überwiegt der ungeladene Zustand.
(ATP·binding cassette) . Aus der zweiten Gruppe sollte man Saure Wirkstoffe werden mit ansteigendem pH-Wert (Aikalisie-
sich die Vertreter MDR (multidrug resistance) und MRP rung) zunehmend in ihre geladene Form überführt.
(multidrug resistance-associated protein) merken, die beide
im Zusammenhang mit Zytostatikaresistenz (S. 72) entdeckt Biliäre Ausscheidung
wurden.
Auch bei der Ausscheidung durch die Leber über die Galle
Als vereinfachte Grundregel kann man behalten: Die Nieren spielt Reabsorption eine wichtige Rolle: 95 %der Gallensäu-
scheiden bevorzugt kleine, die Leber - die ja auch größer ist ren werden im Dünndarm zurückgewonnen (enterohepa-
(Merkhilfe!) - größere Moleküle aus. tischer Kreislauf).
Zur Aufnahme von Arzneistoffen in Leberzellen sowie deren
Renale Ausscheidung anschließende Abgabe in Gallengänge hat die Leber - ähnlich
den Nieren- verschiedene Transporterproteine. Der Übertritt
Von den Nieren werden vor allem kleine, polare, wasser- von Medikamenten aus der Leberzelle in die Gallengefäße ge.
lösliche Moleküle ausgeschieden. Dabei bestimmend ist schieht so durch aktiven Transport oder auch Diffusion.
das Verhältnis zwischen:
Praktische Pharmakokinetik
t Glomerulärer Filtration
t Tubulärer Sekretion Nach aller Theorie: Welche Rolle spielen diese Vorgänge jetzt
t Tubulärer Resorption im klinischen Alltag? Auch wenn man nur selten die Dissozia-
tionskonstante eines Wirkstoffs bestimmt und nach Hender-
Glomeruläre Filtration son·Hasselbalch rechnet, bevor man zum Rezeptblock greift
Über die afferente Arteriole gelangen gebundene und freie ist jede Dosiswahl angewandte Pharmakokinetik. Selbst we~n
Substanzen in den Glomerulus. Allerdings kann nur der unge- dieser Terminus vielleicht eher in die Biochemiekiste gehört_
bundene Anteil filtriert werden, da die für die Bindung von diese Mechanismen sind die Grundlage vieler Routinen.
Arzneistoffen relevanten Plasmaproteine (s.o.) die glomeru·
läre Membran nicht passieren können. Die Arzneimittelkon· Sättigungs- und Erhaltungsdosis
zentration im Glumerulusfiltrat entspricht folglich der freien Folgende Dosisüberlegungen sind also zentraler Klinikbe-
Wirkstoffkonzentration im Plasma. Festzuhalten ist also: Die standteil: Allgemein unterscheidet man die Sättigungsdosis ,
glomeruläre Filtration wird durch den renalen Blutfluss und die nötig ist, um eine therapeutische Konzentration zu errei-
die PlasmaproteiDbindung des Wirkstoffs beeinflusst. chen, von der Erhaltungsdosis; damit wird die Arznei·
mittelmenge zur Aufrechterhaltung einer wirksamen Kon-
Tubuläre Sekretion zentration bezeichnet. Diese pro Zeiteinheit zugeführte
Nicht nur durch Filtration, sondern auch durch aktive Sekre- Menge muss dem eliminierten Anteil entsprechen - wenn
tion können Stoffe aus dem Blut in den Harn gelangen. Dafür die Konzentration gleich bleiben soll, muss so viel ersetzt
gibt es verschiedene Transportersysteme, die allerdings werden wie verschwindet.
beschränkte Kapazität haben. Das sollte bei simultaner Gabe
verschiedener, der renalen Sekretion unterliegender Pharma·
ka immer bedacht werden. Diese können möglicherweise bei Jede Erhaltunssdoals braucht eine Zeltanpbe (Dosis pro Zelt).
unvollständiger Ausscheidung - aufgrund bereits ausgelaste·
ter Transporterkapazität - zu toxischen Effekten führen.
Bas i cs de r Allgemeinen Pharmakolog ie
1o I 11
Dosisanpassung
Clearance
Der pharmakadynamische Parameter, der die Erhaltungsdosis
entscheidend festlegt, ist die Clearance. Darunter versteht
man das in einer Zeiteinheit von ei nem Wirkstoff befreite Individuelle Arzneimitteld osierung
Plasmavolumen. Je nachdem ob Niere oder Leber die Wirk-
stoffkonzentration senken, spricht man von renaler oder Ganz klar gibt es interindividuelle Unterschiede in der Arz-
hepatischer Clearance, die sich bei gemeinsamem Abbau zur neimittelwirkung- allerdings wenige Daten dazu. Deshalb
Gesamtclearance addieren. ist es umso wichtiger, gerade bei Wirkstoffen mit geringer
Die Clearance wiederum ist ebenfalls mit dem Verteilungs- therapeutischer Breite regelmäßig die Plasmakonzentration
volumen und der Halbwertszeit, der Zeitspanne, in der die zu bestimmen. Ganz nebenbei geben solche Kontrollen auch
Konzentration eines Pharmakons um die Hälfte abnimmt, Information zur Compliance des betreffenden Patienten.
verbunden.
Bei jeder Pharmakatherapie sollten regelmäßig Dosiskontrollen
Wiederholte Gabe von Wirkstoffen erfolgen.
Bei wiederholter Arzneistoffgabe kann es zu erheblichen Kon-
zentrationsänderungen wie Fluktuation oder Kumulation
kommen. Wird ein Wirkstoff vor vollständiger Elimination
der vorangegangenen Dosis erneut verabreicht, addiert sich
die neue Dosis zu der noch im Körper vorhandenen Rest-
menge. Diesen Vorgang nennt man Kumulation. Das Ausmaß Zusammenfassung
dieses Prozesses ist abhängig von der Halbwertszeit und dem X Pharmakakinetik beschreibt ,.das Schicksal" eines
Zeitintervall zwischen den aufeinanderfolgenden Gaben. Arzneistoffs im Organismus. Dazu zählen seine
Aufnahme, Verteilung, sein Abbau und seine Aus-
Und jetzt ganz praktisch
Nach Berücksichtigung der besprochenen Einfl ussfaktoren scheidung.
und folgender Dosiswahl sind die in I Abbildung 2 dargestell- X Bevor es zur Absorption kommen kann, muss ein Arz-
ten Schritte ein möglicher Algorithmus zur richtigen Dosis- neimittel meist physiologische Barri eren überwinden.
findung.
Seine Fähigkeit dazu wi rd entscheidend durch seine
Selbst wenn ein Patient seit langer Zeit mit einem Medika-
ment behandelt wird, sollte man in regelmäßigen Abständen molekulare Beschaffenheit bestimmt.
eine Dosiskontrolle durchführen. Verschiedenste Faktoren X Die meisten Pharmaka gelangen über das zentrale
von wechselnden Begleitmedikamenten bis Alterung (S. 86) Blutsystem zu ihrem Zielort. Darauf beruht die Defi-
können nämlich im Therapieverlauf Halbwertszeit, Clearance
oder Plasmaproteinbindung beeinflussen und die Pharmaka- nition der Bioverfügbarkeit, die den Anteil des verab-
kinetik eines Wirkstoffs verändern. reichten Arzneimittels bezeichnet, der das zentrale
Blutsystem erreicht und zur Wirkung kommen kann .
X Arzneimittelverteilung und Speicherung werden ent-
scheidend von der Gewebedurchblutung bestimmt.
X Die Leber ist das wichtigste Arzneimittelabbauorgan .
Die Ausscheidung kleiner Moleküle erfolgt bevorzugt
über die Nieren.
X Für den klinischen Alltag spielen richtige Dosis-
tindung sowie eine regelmäßige Kontrolle - etwa
über die Plasmakonzentration eines Wirkstoffs -
eine entscheidende Rolle .
Prüfung, Zulassung und Überwachung von Arzneimitteln
-
Auf dem Weg eines Wirkstoffs vom Labortisch in die Apo- Arzneimittelprüf ung- 1. Teil
theke steht am Anfang die Arzneimittelentwicklung,
gefolgt von präklinischer und klinischer Prüfung, die Vor- In der präklinischen Prüfung werden zunächst z. B. in
aussetzung für die Zulassung sind. Erst im Anschluss folgen einer Zellkul tur Wirkun gsmechanismen besc hrieben und cha-
die Phase 4 der Studien und - je nach Ergebnis - eine Kos- rakterisiert. Da Modelle im Reagenzglas nich t die komplexen
ten-Nutzen-Analyse. Eine Überwachung wird auch nach Zusammenhänge eines Organism us ersetzen können, wird
Zulassung kontinuierlich fortgesetzt [I Abb. I). die neue Substanz nach zufriedenstellend en Daten an Tieren
getestet. Hier werden erneut erwünschte, aber auch uner-
Arzneimittelentw icklung wünschte Effekte bzw. das Ausbleiben von Giftwirkun g be-
schrieben. Die toxikologischen Versuche sollten Giftigkeit
Der erste Schritt ist die Herstellung einer neuen chemischen bei akuter und chronischer Anwendung betrachten sowie
Verbindung. Das kann eine Substanz mit völlig neuem Wir- Mutagenität, Kanzerogenität und Teratogenität untersuchen.
kungsmechanismus oder -und das ist viel häufiger der Fall- In Phase 1 der klinischen Prüfung wird die Substanz -
ein Molekül mit leicht veränderter Struktur eines bereits auf wenn sie bis zu diesem Zeitpunkt als potentielles Arzneimittel
dem Markt etablierten Pharmakons sein (Analogsubstanz). bestanden hat - zum ersten Mal an Menschen getestet. Die
Ein klassisches Beispiel ist die Fülle verfügbarer ß-Biocker, die Probanden sind gesund, es sei denn, gewünschte stark
strukturell und in ihren pharmakologischen Eigenschaften toxische Wirkung - etwa bei einem Chemotherapeutikum _
nur gering differieren ["Me-too"-Präparate). verbietet dies. Ziel ist es, Annahmen aus Tierversuchen zu be-
stätigen sowie eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zu ermitteln
die einen Dosisbereich für Phase 2 vorgibt. '
In Phase 2 wird der Wirkstoff zum ersten Mal bei ausge-
wählten Patienten zur Therapie eingesetzt. In klinischen
Studien werden zwischen 30 und 300 Patienten beobachtet.
Dabei dürfen sog. Surrogatmarker - Parameter, die Aufsc hluss
über die therapeutische Wirkung geben, bevor ein langfristi-
ges Therapieziel erreicht ist [z. B. Reduktion der Tumormasse
versus Mortalitätsreduktion )- eingesetzt werd en. Häufig
Allgemeine Anwendung
langztlt·Nutzen·Rblko-Abwlgung
wird hier auch eine Dosiseskalation durchgeführt. Das be-
deutet, man beginnt mit der in Phase 1 als am geringsten
Phase 1
Klinische Prüfung
Phase2
wirksam ermittelten Wirkstoffmen ge und steigert die Dosis
Phosel
Gesunde Ver5uchspersonen: Ausgewählte Patienten:
--,----·
Patlentengruppen:
bis zum Auftreten signifikanter Nebenwirkungen.
Wirkung auf Körperfunktionen, Nur bei guter Wirkung
Ooslsflndung, Phannakoldnetik
Wirkung auf Krankheit.
Verträglichkeit, Dosis,
Vergleich mit
Standardtherapie
und vertretbaren Nebenwirkungen
Phannakoklnetlk oder Placebo wird die Phase 3 zur defini tiven Bestätigung des Therapie-
nutzens eingeleitet. jetzt wird bei einigen Hundert bis Tau-
senden Patienten der Wirkstoff mit dem bisherigen pharma-
kologischen Goldstandard bzw. einem Plazebo verglichen
Außerdem sollen weitere Nebenwirkungen erfasst werde~
Selbst bei vorgeschriebener minimaler Studiendauer von ·
1 Jahr werden unerwünschte Effekte so nur erfasst, wenn sie
in mindestens einem von l 000 Patienten auftreten.
Das Ende der Phase 3 "erl ebt" nur eines von 10 000 in den
~ ~Zellen
Prüfungsprozess gesc hickten potentiellen Arzneimi tteln.
•v ~l~
U Homogenate
Zur Zulassung muss der Hersteller einen Antrag an die zu-
ständige Behörde stellen, in Deutschland ist das mit weni-
gen Ausnahmen das Bundesi nstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte [BfArM). Darin müssen die Qualität nach
1 Abb . 1: vom Laborti sch zur Zulassung ei nes Arznei mittel s. [BI pharmazeutischen Standards wie Reinheit, Nachweisba r-
Der Weg zur Klinischen Pharmakolog ie
12 I 13
keit und Dosiergenauigkeit, therapeu- werden, stellen im Allgemeinen eine Anwendung ohne zugelassene
tische Wirksamkeit und Unbedenk- sehr homogene Gruppe- etwa bezüg- Indikation
lichkeit des neues Arzneimittels belegt lich ihres Allgemeinzustands - dar. Vom "Off-label-use" spricht man, wenn
werden. Nach der Zulassung ist diese Selektion ein Arzneimittel bei anderen als in der
Hauptkriterium der Wirksamkeit ist die aufgehoben, und das behandelte Patien- Zulassung festgehaltenen Indikationen
Verminderung von Mortalität (Anzahl tenkollektiv ist viel heterogener, so auch eingesetzt wird . Die Therapiefreiheit
der Todesfälle in einem bestimmen Zeit- zu erwartende Nebenwirkungen. Viele legt fest, dass der Arzt ohne Rückfrage
raum im Verhältnis zur Anzahl derbe- Spätfolgen werden aufgrund begrenzter bei der Zulassungsbehörde bei medizi-
treffenden Population ~ Sterblichkeit) Studiendauer ebenfalls nicht in der Test- nischer Notwendigkeit ein Medikament
und/ oder von Morbidität (Krankheits- phase beobachtet. auch außerhalb der zugelassenen Indi-
wahrscheinlichkeit eines Individuums Zur Erfassung unerwünschter Wir- kation verordnen darf. Im klinischen
in Bezug auf eine betrachtete Popula- kungen wird neben der Meldung von Alltag wird von dieser Regel regelmäßig
tion~ Erkrankungsrate). Zur Beurteilung Einzelfällen auch mit Kasuistiken, Ko- Gebrauch gemacht.
der Unbedenklichkeit wird das Auftre- hortenstudien (z. B. Phase-4-Studien)
ten von Nebenwirkungen betrachtet. und Fall-Kontroll-Studien gearbeitet. Anwendung ohne Zulassung
Alle Informationen werden -wie immer Die Anwendung von Medikamenten
wieder im Prüfungsprozess- in einer ohne Zulassung ist nur in besonderen
Auch nach der Zulassung ist eine konti- Situationen möglich: Alle alternativen
endgültigen Nutzen-Risiko-Analyse nuierliche Arzneimittelüberwachung
abgewogen, die über die Zulassung des wichtig.
Therapiemöglichkeiten sind ausgeschöpft,
neuen Medikaments entscheidet. Auch etwa weil der Patient an einer sehr sel-
Eigenschaften alternativer Wirkstoffe tenen oder lebensbedrohlichen Erkran-
Au snahmeregelungen kung leidet, für die kein zugelassenes
werden hier berücksichtigt.
Im Allgemeinen ist die Anwendung Arzneimittel auf dem Markt ist, der Pa-
Arzneimittel prüfung- 2. Teil eines Wirkstoffs außerhalb zugelassener tient das Arzneimittel nicht im Rahmen
Indikationen und- noch selbstverständ- einer klinischen Studie erhalten kann
Nach der Zulassung kommt der Wirk- licher- ohne Zulassung nur im Rahmen oder die Weiterbehandlung nach einer
stoff unter seinem Handelsnamen auf genehmigter Studien erlaubt. klinischen Prüfung dringend nötig ist.
den Markt. Während ihn Ärzte und
Apotheker verbreiten, erfolgt in Phase
4 eine erneute klinische Prüfung. Jetzt
werden weitere therapeutische End- Zusammenfassung
punkte und seltenere Nebenwir-
X Erster Schritt der Arzneimittelentw icklung ist die Herstellung einer che-
kungen untersucht. Eine Aussage über
den wirklichen therapeutischen Wert misch neuen Verbindung. Sie kann einen völlig neuen Wirkungsmechanis-
kann erst nach einer auf langjähriger mus haben oder eine Analogsubstanz zu einem bereits auf dem Markt
Erfahrung basierenden Nutzen-Risiko- etablierten Medikament sein.
Abwägung erfolgen. Sind die Vorteile X Die präklinische Prüfung beschränkt sich auf Modelle wie Zellkultur und
des neuen Medikaments nur gering,
Tierversuche _ln Phase 1 der klinischen Prüfung werden Ergebnisse an Ge-
kommen verstärkt ökonomische
Aspekte wie Kosten und Nutzen zum sunden nachvollzogen. ln Phase 2 wird das neue Präparat zum ersten Mal
Tragen. wenigen Kranken mit Therapieintention gegeben, in Phase 3 erfolgt ein
Vergleich mit dem Goldstandard bzw. einem Plazebo in größerem Patien-
Arzneimittelü berwachung tenkollektiv.
X Zur Zulassung stellt der Hersteller einen Antrag, in dem er die Qualität
Pharmakavigilanz ist der internationa-
nach pharmazeutischen Standards, therapeutische Wirksamkeit und Unbe-
le Begriff für Arzneimittelüberwachung
nach der Zulassung. Seltene Nebenwir- denklichkeit des neuen Arzneimittels belegt. Eine endgültige Nutzen-Risi-
kungen wurden schon im Zusammen- ko-Analyse entscheidet über Zulassung oder Ablehnung.
hang mit Phase-4-Studien - die ebenfalls X ln Phase-4-Studien werden z. B. weitere therapeutische Endpunkte oder
zur Pharmakavigilanz zählen - ange- seltene Nebenwirkungen untersucht. So wird - genau wie durch Meldung
sprochen. Das Design vorangegangener
von Einzelfällen, Kasuistiken oder Fall-Kontroll-Studien - auch nach der Zu-
Studien führt zu weiteren Erkenntnis-
lücken, die nachfolgende Untersuchung lassung eine kontinuierliche Überwachung sichergestellt.
erfordern: Probanden, die im Zulas- X Die Regelung der Therapiefreiheit ermöglicht in Ausnahmesituationen den
sungsprozess in Studien eingeschlossen .,Off-label use".
Grundlagen der Arzneimittelverordnung
Arzneimittelkategorien Zusätzlich ist es für den Patienten hilf- Rezeptur
reich, eine Gebrauchsanweisung zu Eine Rezeptur ist eine Verschreibung
Man unterscheidet vier Arzneimittelka- notieren, die mit der AbkürzungS. -für eines Medikaments zur Herstellung in
tegorien, die im Klinik- und Praxisalltag lat. signe- begonnen werden kann. Bei der Apotheke. Diese besondere Rezept-
bei der Verschreibung unterschiedlich vom Apotheker anzufertigenden Medi- form kann z. B. für wenig haltbare Zu-
behandelt werden: kamenten ist dies unbedingt nötig. Eine bereitungen, bei speziellen Arzneimit-
Gültigkeitsdauer kann, muss aber nicht telkombinationen oder für besondere
t Frei verkäufliche Mittel dürfen auch festgelegt werden. Salbengrundlagen- etwa bei Unverträg-
z. B. von Drogerien vertrieben werden I Abbildung 1 zeigt ein Rezept, das die lichkeiten -gewählt werden.
und erfordern kein Rezept zur Abgabe. minimalen Anforderungen erfüllt.
t Apothekenpflichtige Wirkstoffe Maßeinheiten
durften lange nur in Apotheken verkauft Damit der Patient die richtige Mischung
Jedes Rezept muss Name, Berufsbezeich-
werden, vor Kurzem wurde auch der nung und Anschrift des Arztes, Patienten-
bekommt, müssen Arzt und Apotheker
Vertrieb über Drogerieketten gerichtlich name, Verschreibungsdatum und die die gleiche Sprache sprechen. So ist die
gebilligt. Eine Verschreibung durch den Unterschrift des Arztes enthalten. Angabe von Masse und Volumen auf
Arzt ist nicht nötig. der Verschreibung festgelegt: Ohne die
t Verschreibungspflichtige Medi- Wirkstoffangaben Bezeichnung einer Einheit ist die ange-
kamente darf der Apotheker nur bei Auch wenn im Alltag viele Rezepte gebene Masse in g aufzufassen. Die
Rezeptvorlage aushändigen. entsprechend I Abbildung I mit mini- Einheit mg ist zulässig, muss aber be-
t Der Betäubungsmittelverordnung malistischen Angaben in Umlauf kom- zeichnet werden. Als Volumenmaß
unterstellte Substanzen müssen auf men und Apotheker damit umzugehen wird ml verwendet, hier ist die Angabe
einem Betäubungsmittelrezept unter wissen, sollten fol gende Wirkstoffan- zwingend.
Einhaltung der Formvorschriften ver- gaben auf einem vollständigen Rezept Beispiel: Ihr Patient Fritz Froh hat
schrieben werden. vermerkt sein: Durchfall, und Sie verordnen eine orale
Elektrolytersatzlösung. Sie wollen, dass
Arzneimittelrezept t Arzneimittelbezeichnung, d. h. der Apotheker 5 g NaCl, 3 g KCl und
Markenname oder Wirkstoff alternativ 20 g Glukose in I 1destillierten Wassers
Rechtliche Grundlagen t Darreichungsform, z. B. Tabletten, löst und Ihrem Patienten dann zwei
Ein Rezept ist juristisch eine Urkunde. Tropfen, Suppositorien Flaschen übergibt. Die Einnahme soll
Der ausstellende Arzt trägt die Verant- t Wirkstoffmenge pro abgeteilte Arz- zweimal täglich für 2 Tage erfolgen.
wortung für den Inhalt und kann bei neiform, z. B. Tablette a5- I 0-25 mg I Abbildung 2 zeigt, wie Ihre Rezeptur
Verstößen gegen das Arzneimittel- oder t Stückzahl in arabischen Ziffern oder aussehen könnte.
Betäubungsmittelgesetz - etwa Fäl- in Packungsgrößen N1-N2-N3
schung oder Missbrauch- straf- oder
zivilrechtlich belangt werden. Eine beispielhafte Angabe könnte fo lgen-
dermaßen aussehen:
Inhalt
Eine vollständige und wirksame Ver- 20 Tabletten Medikament A a I 0 mg
schreibung muss folgende Angaben S. 1 x täglich 1 Tablette Dr. Max Muster
enthalten: Facharzt für Allgemeinmedizin
Werden wie im Beispielrezept (I Abb. 1) lsmaninger Straße 1
t Name, Berufsbezeichnung sowie keine Angaben zur Wirkstoffmenge 80111 München
Anschrift des verschreibenden Arztes gemacht, gibt der Apotheker bei meh- ******************************
t Ausstellungsdatum reren Alternativen die schwächste ab.
Das gleiche Prinzip gilt bei fehlender
1 Packung Medikament A
t Name des Patienten
t Menge des abzugebenden Arznei- Packungsgröße.
mittels Für
t Unterschrift des verschreibenden Fritz Froh
Wirkstoffangaben sollten Arzneimittelbe-
Arztes, die als einzige Komponente zeichnung, Darrelchungsform, Wirkstoff-
handschriftlich sein muss menge und Stückzahl enthalten.
München , 5.Feb.2008
m.~
Lungenerkrankungen
Neurologische Erkrankungen
34 Asthma bronchiale
36 Chronisch-obstruktive 64 Demenz
Lungenerkrankung 66 Morbus Parkinsan
68 Epilepsie
Erkrankungen des
Gastrointestinaltrakts Rheumatologische Erkrankungen
I
II zusatz lieh
a 1-Antagonisten
I
Meteprelel
Atenolol
Beloc"
Tenormin"
orthostatische Hypotonie, Schwindel
oder Kopfschmerz.
I Biseprelel Concor"
Acebutolol* Propranolol Carvedi lel Carvedilel Dilatrend'"
Betaxolol B iseprolot Sota lel Labetalei
Pindolol
Esmolol A tenolol
Meteprolo I* Timelot
I
I Zieldruck nicht erreicht I
I
I Wahl eines ersten Pharmakons
I
I Bluthochdruck ohne
Risikofaktoren
I Bluthochdruck mrt
Risikofaktoren
I
Stufe 1 Bluthochdruck Stufe 2 Bluthochdruck Pharmaka entsprechend
Thiazid 1. Wahl; alternativ: meist 2 Pharmaka: Risikofaktoren
- I
nic:...ht.;;.
zie;.;ld..:.ruc,;..k"'"
""-""'tL-_....;;. t----'r
ch:...
••..:.rei.:..
-
I
IDosisoptimierung oder zusätzliches Pharm akorq
1 bis Zieldruck erreicht 1
Koronare Herzerkrankung
Akuter Myokardinfarkt
I Abb. 1: Eintei lung der KHK .
Kardiavaskuläre Erkrankungen
22 I 23
unbedingt in einer Klinik kontrolliert werden, während sta- stoffbedarf des Herzens durch Verminderung von Herzfre-
bile Formen ambulant therapiert werden können. Neben quenz und Kontraktilität (Hemmung der chronotropen und
medikamentöser Behandlung können perkutane translumi- inotropen Sympathikuswirkung) sowie durch Diastolen-
nale Koronarangioplastie (PTCA) mit Stentimplantation oder verlängerung. So vermindern sie Herzfrequenzspitzen und
Bypassoperationen in bestimmten Fällen zum Erfolg führen. verzögern das Auftreten von Beschwerden bei Patienten mit
stabiler AP. Verschiedene Studien belegen eine Mortalitäts-
Prinzipien der Pharmakatherapie reduktion bei KHK. Beispielsubstanzen sind Bisoprolol
Therapieziel bei der Behandlung myokardialer Ischämien ist (Concor®) oder Metoprolol (Beloc®).
die Beseitigung des Missverhältnisses zwischen Sauerstoffbe-
darf und -angebot. Es liegt auf der Hand, dass man entweder
ß-Biocker führen als einzige Wirkstoffgruppe zu einer Mortalitäts-
den Bedarf reduzieren oder das Angebot erhöhen kann. reduktion bei Patienten mit KHK.
Blutdruck 1
Durchblutung t
~Herzglykosid8_]
Herzmuskelzell-
e hypertrophie <±> Sympathikus
Vasopressin t
+-'--- Zelltod +--
RAAS
L....;....:...:..:::.....;.:.:;;.;:..:::.'-"-.:..:.;;.;..,~__.1 "Remod eling"
:Jr
Gefäßverengung
Nachlast f - ACE-He- mmer
Vorlast
Herzkraft ß- Biocker
I
Puls f Spironolacton
Diuretika
Abb . 1: Circulus vitiosus und Therapieansätze Blutdruck
bei verminderter kardialer Auswurfleistung. [ 1]
Kardiavaskuläre Erkrankungen
26 I 27
I Tab . 1: NYHA-
Stadium I Keine Atemnot Kiass ifikation der
Stadium II Herzinsuffizienz.
Atemnot nur bei (mittel)schwerer Belastung
Reaktionen kommen. Zur Prävention Therapeutische Plasmakonzentration (ng/ml) 0,5 - 0,8 10-20
Sinustachykardie
Definitionsgemäß spricht man von einer Sinustachykardie
bei mehr als 100 Herzschlägen/min. Wenn möglich soll-
ten auslösende Stressoren wie Schmerz, Fieber oder Anämie
Vorhoftachykardie
behandelt werden. Symptomatisch werden ß1-selektive Blo-
cker wie Metoprolol (Beloc®) oder Bisoprolol (Concor®)
eingesetzt. ß-Blocker wirken durch die Antagonisierung endo·
gener Katecholamine antiarrhythmisch. Vorhofflattern
Übliche Dosierungen sind ein· bis zweimal 50- 100 mg physiologische
Metoprolol oder 5- 10 mg Bisoprolol pro Tag. Erregungsleitung
Vorhofflattern
Von Vorhofflattern spricht man bei einer Vorhoffrequenz
von 250-350/min und einem teilweisen AV·Biock, d.h.,
nicht jeder Impuls wird vom Vorhof zur Kammer weitergelei-
tet. Vorhofflattern tritt am häufigsten bei struktureller Herz- I Abb. 1: Supraventrikuläre Arrhythmien.
Herzrhythmusstörungen II
Vorhofflimmern 2-3). Der Vitamin-K-Antagonist Phenprocoumon [Marcu-
Bei Vorhofflimmern sind Vorhofimpulse asynchron zur Kam- mar®) ist erste Wahl [etwa 12-9-6 mg an Tag 1-2-3), es sei
mererregung. Die Häufigkeit dieser Rhythmusstörung steigt denn, es besteht ein niedriges Embolierisiko oder eine
mit dem Alter. Wie beim Vorhofflattern umfasst die Therapie Kon traindikation. Alternativ wird ASS (Aspirin®) eingesetzt
auch hier folgende Schritte: Rhythmisierung, Frequenzüber- (100-300 mgproTag).
wachung, längerfristige Rhythmus- und/oder Frequenzkon· Studien zur Rezidivprophylaxe, die Rhythmus- und Fre-
trolle und Embolieprophylaxe. Bei akutem Einsetzen sollte quenzkontrolle vergleichen, weisen darauf hin, dass Patie n-
nach einem auslösenden Faktor gesucht werden, um mögli· ten stärker von einer Frequenzkontrolle profitieren. Ausnah-
eherweise kausal behandeln zu können. men sind persistierende Symptome, die Nichterreichbarkeit
Aufgrund der häufig erlebten Symptomatik verbessert die einer angemessenen Frequenz oder der Patientenwunsch.
Wiederherstellung des Sinusrhythmus die Lebensqualität Nach Kardiaversion ist medikamentöser Rhythmuserhalt also
Auch hier sind Kardiaversion oder pharmakologische Rhyth- nicht unbedingt empfehlenswert.
muskontrolle mögliche Verfahren. Die Kardiaversion ist bei Zur Frequenzkontrolle werden ß1-selektive Blocker
klinisch stark beeinträchtigten Patienten erste Wahl. Die phar- (s. S. 3 I, Sinustachykardie) eingesetzt, Rhythmuskontrolle
makologische Rhythmuskontrolle hingegen ist weniger erfolg- erfolgt bei KHK mit einem Antiarrhythmikum der Klasse III.
versprechend. Sotalol [Darob®) ist bei Herzinsuffizienz geeignet (ein- bis
Eingesetzt werden können Antiarrhythmika der Klasse IC zweimal80 - 160 mg p. o.). Amiodaron (Cordarex®) scheint
wie Propatenon (Normorytmin ®, 0,5- 1 mg/kg in 5 min nach MI die kardiale Mortalität zu reduzieren (fünfmal
i. v.) oder Flecainid (Tambocor®, zweimal I 00-200 mg p. o. 200 mg/ d an Tag 1-10, dann einmal 200 mg/ d). Auch Anti-
oder I mg/kg langsam i. v.). Beide Wirkstoffe sind mit einem arrhythmika der Klasse IC wie Propafenon (Normorytmin®)
erhöhten Risiko für lebensbedroh liche Arrhythmien verbun- oder Flecainid [Tambocor®) werden eingesetzt- KHK ist
den und bei KHK und Herzinsuffizienz kontraindiziert! wiederum eine Kontraindikation.
Ventrikuläre Tachykardie
Vor der Gabe von Flecainid muss immer ein j3-Biocker gegeben
werden, um einer überschießenden Kammererregung vorzu-
beugen. Ventrikuläre Tachykardie ist eine lebensbedrohliche Rhythmus-
störung- es muss unverzüglich gehandelt werden!
Sinusbradykardie
Von Sinusbradykardie spricht man,
wenn die Impulsfrequenz des Sinuskno-
tens weniger als 60/min beträgt
Parasympatholytika wie Atropin oder
Ipratropium, das vorteilhafterweise
nicht ZNS-gängig ist, können therapeu-
tisch eingesetzt werden. Sympathomi-
metika wirken ebenfalls positiv ch rono-
trop, können allerdings Extrasystolen
hervorrufen. Zusammenfassung
X Arrhythmien sind Störungen der Erregungsbildung und/ oder -fortleitung,
Prophylaxe von Rhythmus- verursacht durch myokardiale, hämodynamische oder extrakardiale
störungen Ursachen.
Aufgrund hoher Toxizität vieler der
X Rhythmusstörungen lassen sich nach Frequenz und anatomischem
vorgestellten Antiarrhythmika hat Pro-
phylaxe höchsten Stellenwert. Dazu Ursprung einteilen. Sie variieren stark in klinischer Präsentation und
gehören: Bedeutung.
X Behandlungsindikation besteht bei objektiven Symptomen infolge gestör-
• Verschreibung eines ß-Blockers nach
MI (Sekundärprophylaxe) ter Hämodynamik oder bei potentiell malignen Herzrhythmusstörungen.
• Therapie einer bestehenden Links- X Zur Therapie stehen die klassischen Antiarrhythmika, die in vier Gruppen
herzinsuffizienz mit ß-Blocker und eingeteilt werden und schwere Nebenwirkungen haben, sowie weitere
ACE-Inhibitor
Arzneistoffe und Modalitäten wie Kardioversion zu Verfügung. Immer
• Regelmäßige Elektrolytkontrollen
• Antianginöse Therapie sollte - wenn möglich - kausal vorgegangen werden.
x Bei Sinustachykardie sollte so der auslösende Stressor behandelt werden.
Langzeittherapie mit Antiarrhythmika - ß-Biocker wirken hier symptomatisch.
mit Ausnahme der ß-Biocker - reduziert x Bei Vorhofflattern ist Kardioversion am wirkungsvollsten. Eine adäquate
nicht die Mortalität.
Behandlung kann neben Wiederherstellung des Sinusrhythmus Rhyth-
muserhalt, Frequenzkontrolle und die Prävention systemischer Embolien
umfassen.
X Während bei Vorhofflimmern bei Patienten mit starken Symptomen Kardia-
version der erste Schritt sein sollte, ist in anderen Fällen Frequenzsenkung
primäres TherapiezieL
x Auch bei Kammerflimmern therapiert man akut und prophylaktisch.
Besonders gefährdet sind Patienten mit KHK.
x Da Antiarrhythmika sehr toxisch sind, hat Prophylaxe höchsten Stellen-
wert. ß-Biocker, für die hier als einzige Substanzgruppe eine Mortalitäts-
reduktion belegt ist, evtl. ACE-Inhibitoren, antianginöse Therapie sowie
regelmäßige Elektrolytkontrollen sind sinnvoll.
Asthma bronchiale
Definition Stufe Tagsymptome Nachtsym ptome Lungenfun kt ion
Asthma ist eine chronische, entzündli- ,; 2 x pro Woche s 2 x pro Monat FEV , oder PEF ~ 80% des Sollwert s
1 - intermit t ier end
che Erkrankung der Atemwege, charak- > 2 x pro Monat FEV , oder PEF ~ 80% des Sollwerts
2 - leich t persi stieren d > 2 x pro Woch e
teristischerweise ausgelöst durch bron- und < I x pro Tag
chiale Überreaktion, die zu reversib- 3 - mittel persisti erend täglich > 1 x pro Woch e FEV , oder PEF 60 - 79 % des Sollwerts
ler Atemwegsobstruktion führt. häufig FEV , oder PEF s 60% des Sollwerts
4- schwer persi stier end sländig
fluss auf Leukotriene hat. Besondere nisten. Nebenwirkungen sind selten. + lang wirksamer ß,-Agonist + +
rung der Alveolen). 111- schwer zunehmende Atemnot FEV 1 50 - 3 1% des Soll werts
Antibiotika +bei Bedarf kurz wirksames Anticholi nergikum und / oder ß,-Agonist + + +
Antibiotikatherapie ist in Phasen von Erkran- + Dauertherapie mit ß2-Agonist und/ oder Anticholinergikum + +
kungsspitzen zu erwägen. Mögliche Wirk- + Glukokortikoid inhalativ + +
stoffe sind in Abhängigkeit von den Risiko-
+ 0 2-Langzeittherapie +
faktoren und der Lungenfunktions-
einschränkung z. B. ein Aminopenicillin (z. B. I Tab. 2: Stufenschema der CO PD-Therapie
Amoxicillin, Amoxihexal®), Makrolid (Cla-
rithromycin, Klacid®) oder ein Tetracyclin
(Doxycyclin, Antodox®), bei Verdacht einer
Pseudomonasinfektion etwa ein Carbapenem
(Meropenem, Meronem®).
Zusammenfassung
X COPD ist eine chronisch progrediente, nicht vollständig reversible Atem-
wegsobstruktion auf dem Boden einer chronischen Bronchitis und/oder
eines Lungenemphysems. Der wichtigste Risikofaktor ist Rauchen.
• Nach Symptomatik - klassisch sind chronischer Husten, Auswurf und
Atemnot - und Lungenfunktion unterscheidet man fünf Schweregrade,
die eine an diesem Stufenschema orientierte Therapie erfordern.
X Therapeutisch wichtigster Schritt ist die Nikotinkarenz. Alle pharmako-
logischen Optionen wirken nur symptomatisch.
X Zur Verfügung stehende Substanzklassen sind Bronchodilatatoren wie
Anticholinergika, ß2-Agonisten und Theophyllin als Ersatzpräparat. Auch
Glukokortikoide und Antibiotika können in bestimmten Situationen indi-
ziert sein.
Ulkuserkrankung
Defi nition Allgemeinmaßna hmen
Unter einem Ulkus- einem Geschwür - versteht man eine Schleirn- Neben der Pharmakatherapie sind Veränderungen des Lebensstils
hautschädigung im Bereich des Magens (Magenulkus) oder Zwölf· therapeutisch. Dazu zählt das Meiden von Nikotin. Die Wirkung von
fingerdarms (Duodenalulkus) . Dabei erreicht die Läsion definitions- Alkohol ist weniger gesichert. Auch Stressreduktion wirkt positiv.
gemäß mindestens die Submukosa.
Medikamentö se Therapie
Epidemiologie
Die Lebenszeitprävalenz, an einem Magen- oder Duod enalulkus zu Zur Pharmakatherapie eines Ulkus stehen Medikamente zur Verfü-
erkranken, beträgt etwa 10%, wobei die Erkrankungshäufigkeit in den gung, die die Säureproduktion hemmen oder auf andere Weise
letzten Jahren - wohl zumindest zum Teilaufgrund des Rüc kgangs schleimhautprotektiv wirken. Kann H. p. nachgewiesen werden, ist
der Helicobacter-pylori-l nfektionen - gesunken ist. die Therapie der Wahl eine sog. Tripeltherapie aus zwei Antibiotika
und einem Protonenpumpenhemmer zur Erad ikation des Erregers.
Ätiologie und Pathogenese In manchen Fällen - etwa bei durch NSAID (mit)bedingten Erkran-
Ein Ulkus entsteht durch "Selbstverdauung" der Schleimhaut, wenn kungen - ist der Verzicht auf derartige Pharmaka therapeutisch.
das Gleichgewicht zwischen aggressiver Salzsäure, die in den Beleg-
bzw. Parietalzellen des Magens produziert wird, sowie Pepsin, dem Hemmstoffe der Säureproduktion
wichtigsten Verdauungsenzym im Magensaft, und schützendem Protonenpump enhemmer
Schleim gestört ist. Deshalb spricht man auch vom "peptischen Ulkus". Protonenpumpeninhibitoren (PP!) hemmen die H+-K' ·ATPase (Pro-
Verschiedene Faktoren können zur Entstehung beitragen: ln 90 %der tonenpumpe, HWZ 2- 3 d) der Belegzellen des Magens irreversibel,
Duodenal- und 70 %der Magenulzera kann He/icobacter py/ori(H . p.) die eine wichtige Rolle bei der Produktion des Magensafts spielt. Diese
nachgewiesen werden, ein Bakterium, das eine Schleimhautschädigung Substanzklasse kann die Magensäureproduktion am stärksten hem-
fördern kann. Etwa 30% der Bevölkerung sind mit diesem Erreger men. PP! sind Prodrugs: Nach Resorption aus dem Dünndarm gelan-
infiziert, allerdings entwickeln nur ca. 5% eine Erkrankung, so dass ein gen sie in die Parietalzellen und werden erst dort im sauren Mil ieu
asymptomatischer Erregernachweis keine Therapieindikation darstellt. durch Protonierung in die aktive Wirkform umgewandelt. Sie sind
Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen nichtsteroidale Antiphlogistika Mittel der ersten Wahl zur Therapie von Ulzera. Eingesetzt werd en
(NSAID) und Aspirin. Zudem können Stress, Rauchen oder maligne Omeprazol (Antra®), Lansoprazol (Lanzor®), Esomeprazol
Erkrankungen die Ulkusentstehung fördern. (Nexium®) oder Pantoprazol (Pantozol®). Zu den unerwünschten
Effekten zählen gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Kopf-
schmerzen oder Schwindel.
Häufigste Ulkusursachen sind Helicobacter-py/ori-lnfektlon oder
eine Therapie mit NSAID. Durch ein NSAID steigt das Risiko um
den Faktor 4, weitere Risikofaktoren wirken potenzierend. Da die Wirkung von PPI von der Aktivierung im sauren Milieu ab-
hängig ist, sollten sie vor oder während des Essens eingenommen
werden, wenn eine maximale Aktivierung der Belegzellen zu er-
Klinik warten Ist.
Typisch ist ein Schmerz im Bereich des Epigastriums (Oberbauch).
Während bei Duodenalulzera Essen Erleichterung schafft, verschlim-
mert es bei einem Magenulkus häufig die Symptomatik. Allerdings H2 -Antagonisten
werden bis zu 10% der durch NSAID bedingten Ulkusfälle erst bei Hz-Antagonisten wirken als kompetitive Histamin-Inhibitoren an den
einer Komplikation wie Blutung oder Perforation diagnostiziert. Hz· Rezeptoren der Parietalzellen. Dadurch reduzieren sie die basale
Säuresekretion um etwa 90%, die stimulierte Sekretion um die Hälfte.
Diagnostik Sie sind - nach den PP! - Mittel der zweiten Wahl zur Therapie von
Sehr wichtig sind eine gute Anamnese sowie körperliche Unter- Ulkuserkrankungen. Am häufigsten verwendet wird Ranitidin (Rani-
suchung. Nichtinvasive diagnostische Möglichkeiten zum Nachweis tic®), das ein günstigeres Nebenwirkungsprofil hat als seine Vorgänger-
einer H. p.-lnfektion sind Serologie, Urease-Atemtest oder ein Antigen- substanzen. In wen iger als I% treten Schwindel, Kopfsc hmerz, Durch-
nachweis im Stuhl. Zur Therapiekontrolle erfolgt ein Erregertest fall oder Verstopfung auf.
4-6 Wochen nach Behandlungsende. Um das Ulkus zu beurteilen,
eignet sich eine Ösophagogastroduodenoskopie (EGD). So werden
Sowohl Protonenpumpeninhibitoren als auch neuere H2-Antago-
Urease-Test und EGD oder eine Biopsie mit histologischer Unter-
nisten sind Substanzen mit sehr geringen Nebenwirkungen.
suchung empfohlen.
Bikarbonat- und Schleimsekretion stimuliert, die Schleimhautdurch- Aminopenicillin Amoxicillin (Amoxypen®) 2xlg
blutung fördert und die Magensäuresekretion reduziert. Durch Hem- Protonenpumpeninhibitor Omeprazol {Antra'") 2 x 20 mg
mung der physiologischen Prostaglandinsynthese unterbinden NSAID
Italienische Tripeltherapie
diese Mechanismen, und deshalb wird Misoprostol zur Prophylaxe
Clarithromycin {Kiacid" ) 2 x 250 mg
von durch NSAID ausgelöste Ulkuserkrankungen eingesetzt. Bedeu- Makrolid
tende Nebenwirkungen wie krampfartiger Bauchschmerz, Diarrhö Nitroimidazol Metronidazol {Clont" ) 2 x 400 mg
oder Gebärmutterkrämpfe bis hin zu Wehenauslösung in der Schwan- Protonenpumpeninhibitor Omeprazol {Antra" ) 2 x 20 mg
gerschaft schränken den therapeutischen Einsatz erheblich ein. Quadrupeltherapie
Schleimhautdefekte schneller abheilen. Die Einnahme sollte auf nüch- I TDb. 1: Helicobacter-pylori-Eradikation.
ternen Magen erfolgen. Sucralfat eignet sich z. B. zur Prophylaxe von
Stressulkuserkrankungen. Die Nebenwirkungen sind gering, gelegent-
lich tritt Obstipation auf.
Lokalisation und Kontinuierlich vom Rektum nach proximal Diskontinuierlich, bevorzugt terminal es Ileum
Ausbreitung
Histologiebefund Oberfläch liche Entzündung mit Kryptenabszessen Tran smurale Entzündung, Granulome
Klin ik Blutige Durchfälle. Tenesmen Bauchsc hmerz, Fisteln, oft extraint estin ale Symptome
wirkungen dieser Immunsuppressiva zählen Akuter Schub Gluko kortikoid , evtl. + Mesalazin ; G.: 60 mg für 6 Woch en, dann -1- Dosis;
Blutbildveränderungen sowie opportunisti- M.:3 x 1 g p.o
Metronidazol 3 x 400 mg p. o.
sche Infektionen, Ciclosporin ist nierenschä- + Fi stel
Neuere Therapieansätze
lnflix.imab (Remicade®) wirkt ebenfalls Zusammenfassung
immunsuppressiv. Dieser monoklonale An ti- X Morbus Crohn (MG) und Colitis ulcerosa (KU) sind chronisch-entzündliche
Tumor-Nekrose-Faktor-Antikörper bindet
den menschlichen Tumor-Nekrose-Faktar-a Darmerkrankungen unklarer Ursache. Bei Letzterer schreitet eine ober-
(TNF-a), dessen physiologische Wirkungen flächliche Entzündung vom Rektum kontinuierlich nach proximal fort. Bei
die Induktion entzündungsförd ernder Zyto-
MG kann jeder Abschnitt des Gastrointestinaltrakts diskontinuierlich von
kine, die Förderung de r Wanderung weißer
Blutzellen sowie die Aktivierung von Akute- einer transmuralen Entzündung erfasst werden.
Phase-Proteinen einschließen. Allerdings
• Klinisch typisch sind für CU blutige Durchfälle, für MC Bauchschmerz und
spricht nur ein Teil der Patienten auf diese
Substanz an. Infliximab kann bei steroidre- oft auch Symptome außerhalb des Magen-Darm-Trakts. Diagnostisch
frakt~re m oder -a bh~n gige m Morbus Crohn
sind Anamnese, Untersuchung, Bildgebung, Histologie sowie Laborwerte
sowie bei Patienten mit Fistelbildung ange-
wendet werden . Bei Colitis ulcerosa ist dieser sinnvoll.
Wirkstoff nicht indiziert. Nebenwirkungen X Die pharmakologische Therapie beschränkt sich weitgehend auf eine
sind Infektionen, etwa die Reaktivierung von
Tuberkulose , Kopfschmerz oder gastrointesti- unspazifische Entzündungshemmung. Zur Verfügung stehen Aminosali-
nale Beschwerden. cylate, Glukokortikoide und Immunsuppressiva. Wichtige Parameter bei
Dabei sollte den Patienten z. B. die Blut- NPH-Insulin lnsu man® Basa l 1-2 8- 12 (interm ediär)
Medikamentöse Therapie
Einsatz deutlich einschränken. Die lang terte) intensivierte konventionelle
Typ-1-Diabetiker werden immer mit wirksamen Analoga Insulin Detemir Insulintherapie . Sie ist Standard für
Insulin therapiert, für Typ-2-Patienten und Glargin binden nach Applikation alle Typ- I-Diabetiker sowie für Schwan-
stehen auch sog. orale Antidiabetika im Subkutangewebe, im Blut oder in gere unter lnsulintherapie, rückt aber
zur Verfügung. Hier unterscheidet man Zielstrukturen an Fettsäure bzw. Albu- auch bei insulinbed ürftigen Typ-2-Dia-
insulinotrope Substanzen, die Insulin- min und wirken aufgrund langsamer betikern immer mehr in den Vorder-
freisetzung fördern, von nicht insuli- Freisetzung lange und gleichmäßig ohne grund. Der basale Insulinbedarf wird
notropen. große Nebenwirkungen. Seit 2006 zu- hier durch 2-3 Injektionen NP H-Insu-
gelassen ist das kurz wirksame, inha- lin, ein- bis zweimal Detemir oder eine
Insuline und Insulinanaloga lierbare Insulin Exubera®, das alter- Gabe von Insulin Glargin gedeckt. Bei
Die verschiedenen Präparate unterschei- nativ zu Lispro oder Aspartat eingesetzt Gesunden gilt als Richtwert etwa
den sich vor allem in ihrer Kinetik, d. h. werden kann. Die Datenlage ist aller- 1 U/ h. Zusätzlich nehmen die Patienten
in der Zeit, die bis zum Wirkungseintritt dings noch unzureichend. bei der einfach intensivierten Thera-
vergeht und die in der Praxis für den pie zu den drei Hauptmahlzeiten Nor-
Diabetiker einen Spritz-Ess-Abstand Therapieschemata malinsulin und kontrollieren täglich den
bedeutet, sowie in der Wirkungsdauer Man sollte zwei Formen der Insulinthe- Nüchternblutzucker. Bereits diese The-
(I Tab. 1). Normalinsulin (humanes rapie kennen: die konventionelle und rapieform zeigt verminderte Komplikati-
Insulin) liegt bevorzugt in Hexameren die (erweiterte) intensivierte konven- onen wie Augen-, Nieren- oder Nerven-
vor. Da das Kapillarendothel nach sub- tionelle Therapie. Die konventionelle leiden. Allerdings ist auch hier ein stren-
kutaner Applikation erst nach Disso- Insulintherapie beinhaltet ein starres ger Tagesrhythmus vorgegeben. Diesen
ziation in Monomere passiert werden Schema der Insulinsubstitution und eig- Nachteil löst der aktuelle Goldstandard ,
kann, kommt es zu einer verzögerten net sich deshalb nur für Patienten mit die erweiterte intensivierte oder Ba-
Wirkung. Diese Hexamerassoziation zu regelmäßiger Lebensfü hrung, besonders sis-Bolus-Therapie: Hier erfolgen eine
senken, ist die Idee hinter der Herstel- festen Essenszeiten und -mengen. Diese Blutzuckerkontrolle bei jeder Mahlzeit
lung schneller wirksamer gentechnisch Therapieform wird beinahe nur noch sowie eine angepasste Gabe von schnell
synthetisierter Analoga wie Lispro oder bei älteren Typ-2-Diabetikern eingesetzt. wirksamen Insulinanaloga (Lispro, As-
Aspartat. Um die Wirkungsdauer von Dabei wird morgens und abends vor part, Glulisin), auch als Sprinterinsu-
Insulin zu verlängern, kann man durch den Mahlzeiten je ein Kombinations- line bezeichnet. So hat der Patient
Zugabe von basischem Protamin eine präparat injiziert, etwa eine Mischung völlige Freiheit bezüglich seiner Essens-
Suspension aus einheitlich aufgebauten aus 70 % NPH· und 30 % Normalinsulin. zeiten, -mengen und -auswahl. Aller-
Kristallen herstellen. Nach subkutaner Die Morgendosis sollte ungefähr 2/ J, dings ist für diese Therapieform eine
Injektion komm t es erst langsam zur die Abenddosis 1/3 des Tagesbedarfs spezielle Schulung erforderlich.
Kristalllösung und so zu einem ver- decken. Da die Patienten selbst keine
zögerten Wirkungseintritt des sog. Therapieanpassung vornehmen, ist nur
NPH-Verzögerungsinsulins (neutrales eine einmal wöchentliche BZ-Kontrolle
Protamin-lnsulin Hagedorn) . Noch nöti g. Allerd ings ist die Einstellung
stärker verzögert wirkt eine Insulin-Zn- deshalb oft nicht optimal, und das feste
Suspension. Diese kristall inen Verzöge- Regime kann aufgrund der geringen
rungsinsuline haben jedoch Nachteile Flexibil ität als Verminderun g der Lebens-
wie inhomogenes Wirkungsprofil oder qualität empfund en werden.
Resorptionsschwa nkungen, die ihren Heute meist eingesetzt wird die (erwei-
Diabetes mellitus II
Nebenwirkungen oder bei Unverträglichkeit mit Sulfonyl-
Der wichtigste un erwünschte Effekt in Aufgrund der häufigen gastrointestinalen harnstoffen (s. u.). Rosiglitazon wird in
der Insulintherapie ist die Hypoglyk- Nebenwirkungen ist die Compliance bei
a-Giukosidase-Hemmstoffen häufig
einer Dosis von 4-8 g pro Tag gegeben.
ämie. Zu niedriger Blutzucker tritt vor schlecht. Bei Pioglitazon beträgt die maximale
allem unter intensivierter konventio- Tagesdosis 30 mg. Zu den Nebenwirkun-
neller Insulintherapie auf. Ein erhöhtes gen zä hlen Gewichtszunahme, Ödem-
Risiko besteht z. B. bei: Biguanide bildung und Leberschädigung- fortge-
Metformin (Glucophage®) ist die schrittene Herzinsuffizienz (NYHA III
~ Sehr unregelmäßigen Mahlzeiten einzige zugelassene Substanz dieser und IV) sowie Lebererkrankungen sind
~ Starker körperlicher Belastung Wirkstoffgruppe. Sie fördert die zellu· eine Kontraindikation.
~ Alkoholgenuss-Ethanol hemmt die läre Glukoseaufnahme, hemmt die
Glukoneogenese Glukoneogenese in der Leber und er-
~ ß-Blockern - hemmen die adrenalin- höht den Glukosetransport in Muskel· Thiazolidindione sind nur als Kombina-
tionstherapie zugelassen.
induzierte Glukosefreisetzung und Fettgewebe, vermindert allgemein
die Insulinresistenz und wirkt deshalb
Deshalb sollte jeder Patient unter Insu- nur, wenn Insulin vorhanden ist. Der Sulfonylharnstoffe
lintherapie immer schnell wirkende HbA ~c·Wert sinkt um etwa 1,5%. Sulfonylharnstoffe wirken insulinotrop,
Kohlenhydrate (z. B. Traubenzucker) Neben diesen BZ-Effekten beeinflusst d. h., sie fördern die Insulinfreisetzung
bei sich haben, die bei den ersten Hypo- der Wirkstoff auch Blutfettwerte positiv. aus pankreatischen ß-Zellen. Sie binden
glykämiezeichen sofort zur Verfügung Metformirr ist Mittel der ersten Wahl an deren Sulfonylharnstoffrezeptor
stehen. Weitere Nebenwirkungen der bei Typ-2-Diabetikern, die mi t Bewe- (SUR-1) und schließen so ATP-abhän-
Insulintherapie sind Gewichtszunahme gungs- und Ernährungstherapie nicht gige Kaliumkanäle. Dadurch kommt es
oder Lipidhypertrophie des subkutanen ausreichend behandelt sind. Auch hier zu Depolarisation der Zellmembran, zur
Fettgewebes - regelmäßiger Wechsel sollte die Therapie schleichend mit etwa Öffnung spannungsabhängiger Kalzium-
der Einstichstelle senkt das Risiko. 0,5 g begonnen werden, die maximale kanäle, zum Kalziumeinstrom und zur
Dosis liegt bei 2,5 g pro Tag. Zu den lnsuli nsekretion. Das HbA 1c sinkt um
Orale Antidiabetika Nebenwirkungen zählen Übelkeit, etwa I ,5%. Eingesetzt werden Substan-
Während nicht insulinotrope Substan- Durchfall sowie selten Laktatazidose. zen der zweiten und dritten Generation_
zen bei allen Typ-2-Diabetikern einge- Da Metformirr unverändert renal aus- Glimepirid (Amaryl®, dritte Genera-
setzt werden können, ist die Gabe von geschieden wird, ist das Risiko einer tion) ist Mittel der ersten Wahl, aber
Wirkstoffen, die die Freisetzung von Laktatazidose bei Niereninsuffizienz auch Glibenclamid (GlibenhexaJ®,
Insulin förd ern, nur dann sinnvoll, erheblich erhöht und die Gabe von zweite Generation) findet sich trotz
wenn noch ausreichende Restfunktion Metformirr deshalb kontraindiziert häufigerer Nebenwirkungen noch im
der ß-Zellen des Pankreas besteht. klinischen Alltag. Indiziert sind Sulfonyl-
harnstoffe als primäre Monotherapie bei
a-Glukosidase-Hemmstoffe Metformin ist erste Wahl zum Beginn
einer pharmakologischen Therapie bei
normalgewichtigen Typ-2-Diabetikern
Acarbose (Glucobay®) und Miglitol Typ-2-Diabetikern. die nach Bewegungs- und Ernährungs-'
(Diastabol®) hemmen das Enzym a-Glu- therapie immer noch erhöhte Blutzu-
kosidase, das im Darmepithel Glukose ckerwerte und eine Kontraindikation für
aus Disacchariden freisetzt. Dadurch Thiazolidindione Metformirr haben. Zudem können Sulfo-
wird der Abbau von Zuckern verlang- Rosiglitazon (Avandia®) und Pioglita- nylharnstoffe in Kombinationstherapie
samt, der postprandiale Anstieg der zon (Actos®) werden auch als Glitazo- gegeben werden. Der Therapiebeginn
Blutglukose reduziert und das HbA 1c ne oder Insulinsensitizer bezeichnet. sollte einschleichend sein. Glibenclamid
um 0,5-0,8% gesenkt. Eingesetzt Sie binden an den nukleären Peroxiso- wird in einer Dosis von I, 75-7 mg
wird dieser Wirkstoff bei normal- oder men-Prolifera tor-aktivierten Rezeptor morgens (insgesamt max. 10 mg pro
übergewichtigen Typ-2-Diabetikern (PPARy), der als Transkriptionsfaktor Tag), Glimepirid in einer Dosis von
(gewichtsreduzierende Wirkung), wenn u. a. die Expression des insulinabhän- 1- 4 mg morgens (max. 6 mg pro Tag)
Ernährungs- und Bewegungstherapie gigen Glukosetransporters Glut-4 stei- gegeben. Da Su lfonylharnstoffe die
nicht ausreichend sind. Die Dosierung gert, der dann zur Glukoseaufnahme Insulinsekretion unabhängig vom Blut-
erfolgt einschleichend, üblich sind in Fett· und Muskelze llen führt. Erst glukosespiegel stimulieren, sind zum
dreimal 50- 100 mg pro Tag. Eine sehr nach etwa 2 Monaten tritt die volle Teil schwere, protrahierte Hypoglyk-
häufige Nebenwirkung sind gastrointes- Wirkung ein, das HbA 1c sinkt um ämien (zweite> dritte Gene ration)
tinale Beschwerden, verursacht durch 0,5 - 1,4%, und auch der Fettstoffwech- die wichtigste Nebenwirkung. Außer-
den mikrobiellen Abbau nich t resor- sel wird positiv beeinflusst. Zugelassen dem kann es zu Gewichtszu nahme
bierter Kohlenhydrate. Hypoglykämie sind Thiazolidindione bei Typ-2-Diabeti- kommen.
tritt nicht auf. kern nur in Kombination mit Metform irr
Endokrinologische Erkrankungen
44145
Glinide Ödembildung +
Glinide entsprechen in Einsatz und Wir- HbA,c > 7%: HbA,c > 7% :
(intensivierte) konventionelle lnsulintherapie,
kung dem Basis-Bolus-Prinzip, das beim I Abb. 1: Stufentherapie (inten sivie rte) konventionelle Insu lintherapie
ggf. + Metformin
Typ-1-Diabetiker angewandt wird. von Typ-2-Diabetes.
Physiologie der Schilddrüsen- Einteilung und Pathop hysiologie Der Begriff Struma ("Kropf") ist nur eine
phänotypische Beschreibung und kann
hormonsynthese Man unterscheidet Funktionsstörungen mit normaler Ober- oder Unterfunktion
Die Schilddrüse bildet die jodhaltigen mit normalen, erhöhten oder ernied- der Schilddrüse einhergehen.
Hormone T3 und T4 • Jodid wird über rigten Schilddrüsenhormonwerten.
Bei der euthyreoten Struma kommt es
zu einer Vergrößerung der Schilddrüse Kl inik
bei gleichzeitig normaler Hormonpro- Schilddrüsenhormone sind für Wachs-
duktion. Ursache istJodmangel. Um tum und Reifung verantwortlich, regu-
diesen Zusammenhang zu verstehen, lieren Stoffwechsel und Grundumsatz
eine kurze Erinnerung an Hormonregu- und sind essentiell für Funktionen des
lation und -synthese: Jod ist ein essen- ZNS sowie die Herzaktivität Wenn man
tieller Bestandteil- bei Mangel können sich an diese Grundlagen erinnert, sind
T3 und T4 nicht ausreichend gebildet die klinischen Manifestationen bei
werden. Die physiologisch "richtige" Schilddrüsen über- oder -unterfunktion
Regulation ist eine erhöhte TSH-Sekre- leicht ableitbar:
tion und eine starke Stimulation des Bei Hyperthyreose kommt es zu
Schilddrüsengewebes als Anpassung an Gewichtsabnahme (i Grundumsatz),
die relative Unterversorgung. So wird Tachykardie, Unruhe sowie Wärme-
das wenige verfügbare Jod so intensiv intoleranz.
verwertet, dass eine Hypothyreose aus- Hypothyreose führt zu Gewichtszu-
bleibt. Zudem setzt jodarmes Schild- nahme, Bradykardie, Antriebslosigkeit,
drüsengewebe Wachstumsfaktoren frei, Konzentrationsschwäche oder Kälte-
sodass es letztendlich zu einer Schilddrü- intoleranz, bei Schilddrüsenunterfunk-
senhypertrophie (Zellvergrößerung) und tion während der Schwangerschaft
-hyperplasie (Vermehrung der Zellzahl) zu mentaler Retardi erung des Kindes
kommt (Kretinismus).
Eine Hyperthyreose (Schilddrüsen- Solange eine Euthyreose (griech. gute
überfunktion) kann entstehen durch: Schilddrüsenfunktion) aufrechterhalten
werden kann, kommtes - neben der
t Morbus Basedow - eine Autoimmun- möglichen Kropfbi ldun g (I Abb. 3) -
erkrankung, bei der TSH-Rezeptoren zu keiner weiteren klinischen Sympto-
durch Autoantikörper überstimuliert matik.
werden
t Autonome Knoten - Schilddrüsen- Diagnostik
gewebe, das unabhängig von der TS H- Bei anam nestischem Verdacht ist eine
Regulation Jod aufnimmt und Hormon Un tersuc hung der Schilddrüse nfunk-
1 Abb. 1: Regulation des Sch ilddrüsenh ormonsys- produziert tionswerte im Blut indiziert. Der TSH-
terns. 151
t Entzü ndungen des Schilddrüsengewe- Wert (Norm 0,5 - 5 mU / 1) ist der emp-
Endokrinalogische Erkrankungen
46147
I Abb. 2: Schilddrüsen-
Follikellumen hormonsyn these. [ 1]
Tyr Tyr MIT DIT MIT DIT
MIT T.
G
Thyreoglobulin QÜ NADPH 2 NADP+ lodierung Kopplung
0 \ 0 + o,
~0o
0~0
8o f1:,02 -Erzeugung
Aa
Blut Iodid
findlichste Indikator bei Störungen; bei ohne Symptome sinnvoll, da hier der ist der Bedarf beinahe verdoppelt und
leichter Überfunktion ist er bereits redu- Hormonbedarf steigt und gleichzeitig eine zusätzliche prophylaktische Ein-
ziert, bei Unterfunktion erhöht, wäh- Mangelzustände irreversible Auswir- nahme von Kaliumjodid (200 ].!g/ d)
rend T3 und T4 noch im Normbereich kungen haben können. Auch wenige sinnvoll. Weitere Indikationen zur
liegen können. Der TSH-Wert sollte Tage nach der Geburt werden Schild- Jodidgabe sind eine Strumatherapie
deshalb an erster Stelle bestimmt wer- drüsenparameter routinemäßig be- im Kindes- und Jugendalter sowie bei
den. In einem zweiten Schritt ist die stimmt. jungen Erwachsenen nach Ausschluss
Messung des freien 1 4 -Spiegels (Norm einer relevanten Schilddrüsenautono-
0,6 - 1,8 ng/ dl) sinnvoll, etwa um den mie. ln hohen Dosen wirkt Jodid als
Erkrankungsgrad zu erfassen oder Diagnostische Leitgröße und erster Thyreostatikum (S. 48).
Schritt in der Schilddrüsenfunktionsdia-
zwischen primären und sekundären gnostik sollte der TSH-8piegel im Blut
Ab Dosen von über 300 ].lg pro Tag
Ursachen der Funktionsstörung zu dif- sein. kann es zu jodinduzierten Hyperthyreo-
ferenzieren. Bei der weiteren ätiologi- sen kommen. Nach langerhoher Stimu-
schen Untersuchung hyperthyreotischer lation kann Schilddrüsengewebe von
Zustände kann eine sonographische und Medikamentöse Therapie TSH·Reizen unabhängig werden (Bildung
Szintigraphische Schilddrüsendiagnostik Jodsalze von "autonomem Gewebe") und erhöh-
weiterhelfen. Kaliumjodid (Jodid®}wird zur jodman- tes Jodangebot zu unregulierter Hormon·
In der Schwangerschaft sind Screening- gelprophylaxe eingesetzt. Der Jod- synthese und -freisetzung führen.
untersuchungen auch bei Patientinnen bedarf für ausreichende Schilddrüsen-
hormonsynthese beträgt 200 llg/ d, das
Funktionelle Autonomie der Schilddrüse
als Kaliumjodid in jodiertem Speisesalz Ist eine Kontraindikation der Jodidthera-
enthalten ist. Die durchschnittliche pie - hier besteht Gefahr, eine jodindu-
Jodzufuhr mit der Nahrung liegt in zierte fiyperthyreose auszulösen. Des-
Deutschland allerdings unter 100 11g/d. halb müssen Knoten vor Therapiebeginn
eindeutig diagnostiziert sein.
Während Schwangerschaft und Stillzeit
setzt. Nach oraler Gabe tritt die Wir- oder Levothyroxin Initial: I • 25 - I 00 iJ&/ d t > 40. LJ
Erhaltungsdosis: 1,5 - 2 iJ&/ kg/d t unzureichende Jodid-Tx nach 1 a
kung schnell ein, hält aber nur wenige (L-Thyroxin" )
t Nac hwels von Sc hilddrüsenantikörpern
Stund en an, so dass mehrere tägliche
oder Jodid" 100 - 200 IJ&/ d Jodid Erwachsene bis 40. LJ
Gaben nötig sind. Zu den Nebenwirkun- + L-Thyroxi n"' + 75 - 100 IJ&/d L-TI1yroxl n"'
gen zählen Magen-Darm-Beschwerden
oder allergische Reaktionen. I Tab . 1: Strumatherapie.
Endokrinalogische Erkrankungen
48149
handlung (s.o.)- täglich 100-200 (lg Zu den wichtigsten Akutmaßnahmen Jodmengen die Ursache der Krise,
Kaliumjodid oral verordnet. zählen: sind Lithiumsalze eine Alternative.
Außerdem kann Kaloriensubstitution
Hyperthyreose t Thyreostatikum: Thiamazol (Glukose 20 - 50%), Volumen- und Elek-
I Tabelle 2 gibt die Differentialtherapie 40 -80 mg i. v. alle 8 h trolytsubstitution (0,9% NaCI), Sedation
bei verschiedenen Formen der Hyper- t ß-Rezeptor-Antagonist: Propranolol (Benzodizepin) oder eine Notfallschild-
thyreose wieder. 40 mg i. v. über 6 h drüsenresektion bei hämodynamischem
Bei der Therapie von Morbus Basedow t Glukokortikoid: Hydrokortison Schock mit Multiorganversagen nötig
mit Carbimazol ist nach 2- 8 Wochen 100 mg als Bolus, dann 250 mg über werden.
meist eine Euthyreose erreicht, nach 24 h i. V.
12 - 18 Monate kann ein Auslassver-
such der medikamentösen Therapie er- Zusätzlich kann Jodid in hoher Dosie- Die Therapie einer thyreotoxischen Krise
folgen. rung bei nicht jodinduzierter Thyreo- sollte immer auf einer Intensivstation
erfolgen.
Zur symptomatischen Therapie von toxikose die Freisetzung von Schilddrü-
Hyperthyreose sind ß-Blocker wie Pro- senhormonen unterbinden. Sind große
pranolol erste Wahl. Neben ihrer nega-
tiven chrono- und inotropen Wirkung
haben sie positive Effekte auf verschie- Wirkstoffe Dosierung Indikation
denste Gewebe, da es bei Schilddrüsen-
Carbimazol (Neo-Thyreostat ) lnitial:10 - 20 mg/d M. Basedow
überfunktion zu einer Zunahme adren- Erhaltungsdosis: 10 mg/d
erger ß-Rezeptoren kommt; so können M. Basedow
oder Propylthiouracil (Propycii®) Initial: 150 - 400 mg/d (2 Dosen)
sie beispielsweise Hitzeintoleranz oder Erhaltungsdosis: 50- 150 mg/d
Tremor mindern. Außerdem hemmen Thiamazol (Favistan• ) Initial: 1-2 x 20 mg/d Funktionelle Autonomie
ß·Antagonisten durch Enzymblockade Erhaltungsdosis: 5 - 20 mg/d
die Konversion von T4 zu T3 .
I Tab. 2: Therapie von Schilddrüsenüberfunktion.
Hypothyreose
Zur Therapie chronischer Schilddrüsen-
unterfunktion ist die Substitution mit
Levothyroxin (L-Thyroxin®) indiziert.
Initial werden 25 ~g pro Tag oral gege- Zusammenfassung
ben, dann sollte eine Steigerung um X Störungen der endokrinen Schilddrüsenfunktion sind häufig. Man unter-
25 ]lg alle 1-3 Wochen erfolgen bis scheidet euthyreote, hyper- und hypothyreote Zustände.
zu einer Erhaltungsdosis von etwa
X Schritte der Hormonsynthese sind Jodidoxidation, Jodierung von Tyrosin
1,8 pg/kg bei Erwachsenen.
zu Mono- und Dijodthyronin, Kopplung zu T3 und T4 und Speicherung als
Thyreotoxische Krise Thyreoglobulin. Freisatzung erfolgt nach Stimulation durch hypophysäres
Die thyreotoxische Krise oder Thyreo-
TSH.
toxikose ist eine krisenhafte Verschlim-
merung einer Schilddrüsenüberfunk- X Schilddrüsenhormone beeinflussen Wachstum und Stoffwechsel. Ent-
tion, die aufgrund ihrer Symptomatik- sprechend sind klassische Symptomen bei Überfunktion Gewichtsab-
von Tachykardie bis Koma - akut nahme oder Hitzeintoleranz, bei Unterfunktion Antriebslosigkeit oder
lebensbedrohlich ist; die Letalität liegt
Kälteempfindlichkeit Bei passender Klinik sollte eine TSH-Bestimmung
bei bis zu 50 %. Auslöser kann z. B. die
Gabe von großen Jodmengen im Rönt- erster Schritt sein.
genkontrastmittel sein. Auch verschie- x Zur medikamentösen Therapie stehen Kaliumjodid prophylaktisch oder zur
dene Medikamente sind jodhaltig und Therapie euthyreoter Struma, Schilddrüsenhormone bei Unterfunktion
können ebenso wie Infektionen poten-
oder Thyreostatika zur Suppression von Hormonproduktion, -freisetzung
zierend wirken.
oder zur Zerstörung von Schilddrüsengewebe zur Verfügung.
• Natriumperchlorat hemmt den Jodidtransport in die Schilddrüse.
Thio111amide unterbinden die Hormonsynthese durch Enzymhemmung.
131
Jodid verhindert in hohen Dosen Hormonfreisetzung. Jod zerstört
Schilddrüsengewebe.
Nebennierenrindenhormonstörungen
Definition Sekundäre Ursache ist ei ne Störung der hypophysären ACTH-
Unter Störungen der endokrinen Nebennierenrindenfunktion versteht Sekretion, die wiederum durch jede Form primärer oder sekundäre
man eine vermehrte oder verminderte Hormonsynthese der dort gebil· Hypophyseninsuffizienz bedingt sein kann. Dabei bleiben allerd ings r
deten Steroidhormone. Die Ursache kann entweder primär sein, also die Aldosteronsynthese und -Funktion erhalten, da hier die Steuerun
in der Nebennierenrinde [NNR) selbst liegen, oder sekundäre Folge hauptsächlich durch das Renin·Angiotensin-Sys tem erfolgt. Auch g
von Über· oder Unterstimulation des Drüsengewebes sein . durch Glukokortikoidtherapie - also iatrogen - kann eine NNR-Insuf-
fizienz ab 2-wöchiger Behandlung mit "ACTH-suppressiver Dosis"
entstehen.
Epidemiologie
Primäre Nebenniereninsuffizienz hat in Westeuropa eine Prävalenz
von etwa 5: 100 000. Sekundäre Formen sind wesentlich häufiger.
Die .suppressive" Steroiddosis, die zu adrenaler Insuffizienz
Oie weitaus häufigste Ursache von Hyperkortisolismus ist eine andau· führt, ist sehr variabel. Bereits Dosen> 5 mg/d können suppres-
ernde, hochdosierte Glukokortikoidtherapie ["iatrogenes Cushing· siv wirken.
Syndrom" ).
sung des Plasma-ACTH erlaubt eine Diffe- Morbus Addison um gleichzeitig die ACTH- und damit
renzierung zwischen primärer (ACTH erhöht) Bei primärer NNR·Unterfunktion ist zudem Androgensekretion zu unterbinden. Eine
und sekundärer (ACTH erniedrigt bis normal ) eine Mineralkortikoidgabe erforderlich. abendliche Gabe kann besonders effektiv
NNR-Insuffizienz. Zur weiteren ätiologischen Die Dosis sollte nach etwa 2 Wochen anhand die morgendliche ACTH-Spitze hemmen.
Untersuchung eignet sich die Suche nach des Plasmareninspiegels, des Blutdrucks, Bei Formen mit Salzverlust ist auch eine
Autoantikörpern (bis zu 80 % positiv) oder der Kaliumkontrolle sowie des Befindens des Mineralkortikoidsubstitution erforderlich
bildgebende Diagnostik von Nebenniere oder Patienten überprüft werden. Kontrollierte (50 - I00 pg/d). Die Virilisierung von Patien-
Hypophyse. Zum Nachweis eines AGS misst Therapiestudien zeigen verbesserte Lebens- tinnen kann mit Antiandrogenen behandelt
man akkumulierte Hormonvorstufen (I7a· qualität besonders bei Frauen durch Gabe von werden.
Hydroxyprogesteron). Bei heterozygoten Allel· Androgenvorstufe (I Tab. I). Die Behandlung
trägernerfolgt ein Anstieg erst nach ACTH- muss in einem Notfallausweis erfasst werden. Exogenes Cushing-Syndrom
Stimulation. Bei klinischem Verdacht eines Außerdem sollten Patienten eine Schulung Glukokortikoide sind bekanntlich Bestandteil
Hyperkortisolismus kann ein niedrig- erhalten. verschiedenster Therapien, allerdings kann
dosierter Dexamethason-Hemmtest durch- eine langfristige hohe Gabe zu bedeutenden
geführt werden: Nach Einnahme von 2 mg Nebenwirkungen führen . Das iatrogene Cu-
Dexamethason um Mitternacht kommt es bei Die Dosen der Kortikoldhormone zur shing·Syndrom entsteht durch Dosen, die
Erkrankung nur zu unzureichender Kortisol· adäquaten Ersatztherapie differieren
oberhalb der endogenen Kortisolsekretion
suppression und der Serumwert am Morgen intra- und interindividuell und müssen
liegen. Therapie ist hier eine Reduzierung der
ist erhöht. Außerdem kann im 24-h-Urin eng überwacht werden.
Behandlung, die allerdings sehr langsam
oder im Speichel eine erhöhte Kortisol- erfolgen muss: Bei symptomatischen Patien-
konzentration nachgewiesen werden. Zur Adrenogenitales Syndrom ten ist aufgrund der physiologischen Regula-
ursächlichen Klärung eines Hyperkortisolis- Die Glukokortikoiddosis bei AGS muss höher tion (anfänglich) mit einer Nebennieren-
mus eignen sich CRH-Test (ACTH-Bestim- als bei Morbus Addison sein (15- 20 mg/m 2), insuffizienz zu rechnen.
mung vor und nach CRH-Gabe) sowie hoch
dosierter Dexamethasontest; auch hier ist
Bildgebung ergänzend.
Strontiumranelat Zusammenfassung
Strontiumranelat (Protelos®) wirkt wie Teriparatid osteoanabol. X Osteoporose ist eine systemische Skeletterkrankung
Es hemmt übermäßigen Knochenabbau und stimuliert Osteoblasten.
Es kann bei postrnenopausaler Osteoporose erwogen werden. mit Reduzierung der Knochenmasse, Zerstörung der
Knochenmikroarchitektur und erhöhtem Fraktur-
Teriparatid
Teriparatid ist die rekombinante Form eines Parathormon-Fragments. risiko. Sie hat meist primäre Ursachen und ist
Durch intermittierend gering erhöhte Plasmakonzentration steigt der Ergebnis eines multifaktoriell gesteigerten Knochen-
Neuaufbau von Knochensubstanz. Forsteo®kann bei manifester Osteo·
porose indiziert sein. metabolismus mit negativer Massenbilanz.
X Klassische klinische Symptome sind Knochenschmer-
Calcitonin
zen und Frakturen. Zur Diagnosestellung und wei-
Durch Osteoidastenhemmung wirkt Calcitonin (Calsynar®) anti·
resorptiv und hat zusätzlich analgetischen Effekt. Osteoporotisch teren Behandlungsplanung sollte zudem die Knochen-
dichte gemessen werden.
X Ernährungstherapie (Vitamin-D- und calciumhaltig
sowie kalorisch ausreichend) und Bewegungstherapie
Zelle
der Neben- sowie Nikotinkarenz müssen Grundlage jeder Be-
~
,,__-- PTH ~ handlung sein.
Arcus corneae (weißer oder grauer Ring am Kornearand) oder gleichzeitiger Kontrolle der Grunderkrankung- zunächst
eine Fettleber. eine ausschließlich nichtpharmakologische Therapie versucht
werden. Außerdem sollten zusätzliche Risikofaktoren (s. o.)
möglichst beseitigt werden.
Fettstoffwechselstörungen sind meist lange Zeit symptomlos.
Medikamentöse Therapie
Die Ansätze der pharmakologischen Optionen sind vielfältig;
Diagnostik dazu zählen:
Zur Diagnostik werden im ersten Schritt Gesamtcholesterin
(Norm :::; 200 mg/dl) und Triglyzeride (Norm~ 200 mg/dl ) t Hemmung der Cholesterinbiosynthese
im Nüchternserum bestimmt. Zur besseren Risikoabschät· t Beeinflussung des Lipoproteinstoffwechsels auf transkrip-
zung und adäquaten Behandlung erfolgt eine Bestimmung tioneHer Ebene
der LDL- und HDL-Anteile. Außerdem ist es wichtig, zwi- t Verminderung der Lipoproteinsynthese
schen primären - hier stehen bei Verdacht genetische Spezial- t Hemmung der Cholesterinresorption
analysen zur Verfügung - und sekundären Hyperlipidämien t Unterbindung der Gallensäurerückresorption
zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang sollte man das
Arteriosklerose- bzw. KHK-Risikoprofil ermitteln (siehe Ziel- Statine
werte) und bei Bedarf die Therapie von Grunderkrankungen Statine sind die stärksten Medikamente zur Senkung von
verfolgen. LDL (20-60%) und die am häufigsten eingesetzte Wirkstoff·
Es gibt verschiedene Screeningempfehlungen; sinnvoll er- klasse in der Behandlung von erhöhten Cholesterinwerten;
scheint, Männer ab dem 35. und Frauen ab dem 45. Lebens- außerdem reduzieren sie Triglyzeride (1 0%). Ihre Wirkung
jahr routinemäßig zu untersuchen. Bestehen kardiavaskuläre beruht auf der kompetitiven Hemmung der HMG-CoA-
Risikofaktoren, ist die Bestimmung eines Gesamtcholesterin- Reduktase, des Schrittmacherenzyms der Cholesterinsyn-
werts und des HDL-Anteils schon im jungen Erwachsenen- these. Atorvastatin (Sortis®), Simvastatin (Zocor®) oder
alter indiziert. Pravastatin (Liprevil®) induzieren so einen intrazellulären
Cholesterinmangel, was zu einer Steigerung der Expression
Therapie von LDL-Rezeptoren und einer erhöhten Cholesterinauf-
nahme aus dem Plasma führt. Außerdem sind neben den
Zielwerte beschriebenen noch weitere, etwa gefäßprotektive Wirkun-
Die Zielwerte richten sich nach dem individuellen Risiko- gen bekannt- Statine vermindern die Gesamtmortalität!
profil. I Tabelle 1 gibt eine Übersicht. Eine Indikation besteht bei primärer diätresistenter Hyper-
Folglich sollte für HOL ein Zielwert von~ 40 mg/dl ange- cholesterinämie, aber auch bei sekundärer, durch Lebens-
strebt werden, Triglyzeride sollten im Allgemeinen unter stilmodifikation und Behandlung der Grunderkrankung nicht
200 mg/ dl, bei einem Risikofaktor unter 150 mg/ dl kontraHierbarer Cholesterinerhöhung kann ein Statin gewählt
liegen. werden.
Allgemein werden HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren gut ver-
Allgemeinmaßnahmen tragen. Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden kön-
Alle Patienten mit erhöhtem LDL sollten ihren Lebensstil nen auftreten. Noch seltener werden Muskelschmerz, Rhab-
überprüfen und modifizieren. Dazu gehören eine Verminde- domyolyse und konsekutiver Nierenschaden als gefährlicher
rung (gesättigter) Fette in der Ernährung, Bewegung und unerwünschter Effekt beschrieben- in Kombination mit
Gewichtsreduktion. Besonders bei Fällen mit sekundärer Fibraten (s. u.) steigt das Risiko. Bei dosisabhängigen Neben-
Hyperlipidämie ohne KHK(-Risikoäquivalent) sollte- bei wirkungen oder bei schwerer Hyperlipidämie ist die Kombi-
nation mit einem Cholesterinresorptionshemmer oder/und
einem Anionenaustauschharz empfohlen.
LDL·Zielwert [mc./_d...:
ll_ _ ___.
KHK + KHK-Risikoäquivalent • < 100
;" 2 RF' • für KHK < 130
s 1 RFfür KHK < 160
The ra pieschema
Substanz Handelsname Dosierung
I Tabelle 3 zeigt eine mögliche Therapie
1. Simvastatln Zocor<' 5 - 40 mg/d p. o. abends
bei Hypercholesterinämie nach Lebens-
stilmodifikation. Die Behandlung wird 2. Gelestyramin Quanta lan® 4 - 32 g/d p. o. in 2 Dosen, einsch leichend t
meist mit einem Präparat begonnen und 3. Nikotinylalkohol Radecol® 150 - 1500 mg/d p.o .• wöc hentlic h t
Reserve!
bei unzureichendem Erfolg durch ein
zweites, wenn nötig dri ttes ergänzt I Tab . 3: Pharmakologische Hypercholesterinäm ie - Th erapie.
Therapieüberwachung
Zu Therapiebeginn sollte alle 6 Wochen
eine LDL-Kontrolle erfolgen, bis der
Zielwert erreicht ist Im Anschluss
scheint ein Intervall von 6- 12 Monaten
sinnvoll, abhängig von der erwarteten
individuellen Compliance in Bezug auf Zusammenfassung
Lebensstilmodifikation und Medikamen-
tt Bei erhöhten Plasmalipidkonzentrationen spricht man von Hyperlipopro-
teneinnahme.
teinämie bzw. Hyperlipidämie. Man unterscheidet Hypertriglyzeridämie,
Hypercholesterinämie und kombinierte Hyperlipidämien.
Eine konsequente Kontrolle und Therapie
der Blutfettwerte senken das KHK-Risiko tt Lipidstoffwechselstörungen sind in westlichen Industrieländern häufig und
um bis zu 40%, die Gesamtmortalität um
30%. treten oft in Kombination mit anderen metabolischen Erkrankungen auf.
tt Das Arteriosklerose- und damit kardiavaskuläre Risiko steigt mit hohen
LDL-, VLDL- und/oder Triglyzeridwerten sowie niedrigem HOL, das gefäß-
protektive Wirkung hat.
• Sekundäre Hyperlipidämien überwiegen; klinisch manifestieren sieh
meist erst (arteriosklerotische) Folgeerscheinungen wie KHK, Herz-,
Hirninfarkt oder Pankreatitis, Xanthome, Arcus corneae oder eine
Fettleber.
• Je nach Risikoprofilliegen die LDL-Zielwerte zwischen < 160 und
< 100 mgjdl. HDL sollte bei :2:40 mg/dlliegen, l'riglyzeride
bei< 200 mg/dl, bei einem Risikofaktor bei< 150 mg/dl.
• Erste Empfehlung (bei sekundären Erkrankungen) sollten immer Bewe-
gungs- und Ernährungstherapie sowie Gewichtsreduktion sein; Grumd-
erkrankungen müssen kontrolliert, Risikofaktoren ausgeschaltet werden.
• Zur medikamentösen Therapie stehen Pharmaka zu r Verfügung, die an
verschiedenen Stellen des Lipidstoffwechsels eingreifen.
• Statine hemmen das Schrittmacherenzym der Cholesterinsynthese und
sind meist erste Wahl. Fibrate beeinflussen Transkriptionsfaktoren,
Nikotinsäure(derivate) unterbinden die Lipolyse durch Hemmung der
Trlglyzeridlipase. Ezetimib reduziert die intestinale Cholesterinresorption
und Colestyramin sowie Colestipol den enterohepatischen Kreislauf durch
Gallensäurebindung.
• Die medikamentöse Therapie beginnt meist mit einem Wirkstoff, etwa
Statin, das bei Bedarf - KifUnverträglichkeit für /von hohen Dosen oder
ungenügendes Therapieergebnis - mit Ezetimib oder Colestyramin kom-
biniert werden kann. Fibrate und Statine sollten nicht parallel gegeben
werden.
Hyperurikämie und Gicht
Def in ition Diagnostik
Gicht ist eine Störung des Harnsäurestoffwechsels mit positiver Zur Diagnostik sind (Familien-)Anamnese, Klinik und Labor hil f-
Harnsäurebilanz und Erhöhung der Serum-Harnsäu re-Konzentration reich. Der Nachweis eines erhöhten Harnsäurewerts ist richtung-
(> 6,4 mg/dl, Hyperurikäm ie) . weisend, keinesfalls aber diagnostisch. Trotz Gichtanfall kann er etwa
durch Arzneimittelwirkung (z. B. Kortison, NSAID) normal oder aber
Epidemiologie bei kli nisch Gesunden erhöht sei n. Es muss also immer das Gesa mtbild
In .. Wohlstandsländern" haben bis zu 30%der män nlichen Bevö l· beurteilt werden. In unk.laren Situationen spricht ein schneller Thera-
kerung erhöhte Harnsäurewerte. Frauen sind seltener und meist pieeffekt nach Colchicingabe für Gicht.
erst in der Menopause betroffen (Östrogene haben urikosurische
Wirkung) . In Kombination mit dem metabolischen Syndrom tritt Therapie
Gicht gehäuft auf.
Allgemeinmaßnahmen
(Patho-)Physiologie Nichtpharmakologische Maßnahmen in der Prävention und Therapie
von Hyperurikämie und Gicht betreffen in erster Linie die Ernährung.
Der Harnsäuregesamtgehalt des Körpers beträgt bei Gesunden etwa
Purinreiche Kost wie Innereien, Fleisch oder Meeresfrüchte sollten
1 g, bei Stoffwechselstörung kann er auf das über 30fache ansteigen.
selten auf dem Speiseplan stehen, Alkohol sollte vermieden werden.
Harnsäure ist das Abbauprodukt von Purinbasen, die endogen im Zell-
Dennoch muss ausreichend ( ~ 2 1/ d) getrunken werden, um Nieren-
stoffwechsel (etwa 350 mg/d) sowie durch exogene Zufuhr purin-
ablagerungen vorzubeugen. Auch eine Normalisierung des Körper--
reicher Nahrung anfallen. Unter physiologischen Bedingungen halten
gewichts ist hilfreich. Allerd ings soll te die Gewich ts reduktion lang-
sich Bildung und Ausscheidung - 2/ J über die Nieren, 1/J über den
sam erfolgen. Bei einem akuten Anfall wirkten Ru higstellung und
Darm - die Waage. Kommt es jedoch zu einer positiven Bilanz, d. h.,
es wird mehr Harnsäure gebildet als ausgeschieden, erhöht sich der Küh lung (z. B. Alkoholumschlag) des betroffenen Gelenks schmerz-
lindernd.
Serumspiegel - bei über 6,4 mg/dl kommt es zu Hyperurikämie.
Dieser Wert entspricht der Löslichkeit von Harnsäure in Plasmawasser Medikamentöse The rapie
bei 37°C und einem pH·Wert von 7,4. Bei der medikamentösen Therapie unterscheid et man zwei Situa-
Ein akuter Gichtanfall tritt nach rascher Änderung des Harnsäure- tionen:
spiegels auf. Auslösend kann ein purinreiches Festessen (etwa Inne·
reien) mit hohem Alkoholkonsum sein oder der Beginn einer harnsäu- • Behand lung eines akuten Gichtanfalls
resenkenden Therapie. In übersättigter Gelenkflüssigkeit (Synovia) • Chronische Senku ng erhöhter Harnsäure
kommt es zur Ausfällung von Kristallen, die von neutrophilen Granu-
lozyten und Makrophagen aufgenommen werden. Durch Freisetzung Im Zentrum der pharmakologischen Dauertherapie stehen zwei
von Mediatoren induzieren diese Abwehrzellen eine Entzündung der Wirkstoffgruppen:
inneren Gelenkkapselschich t (Synovitis). Im Krankheitsverlauf lagern
sich Harnsäurekristalle an verschiedenen Körperstellen ab und erklä- • Urikostatika, die Harnsäurebildung unterbinden
ren den klinischen Verlauf; so kommt es zu chronischer Gelenk- • Urikosurika, die Harnsäureausscheidung fördern
entzündung (.. Arthritis urica"). die zu Gelenkzerstörung und Defor-
mationen führt. Auch Nierensteine sind typisch. Nichtsteroidale Antiphlogistika
lndometacin (lndo-Ph logont®) oder Diclofenac (Voltaren®) wirken
Einteilung und Klini k du rch die Hemm ung der Cyclooxygenase entzündungs-, schmerz-
Man unterscheidet primäre und sekundäre Hyperurikämie und und fiebersenkend . NSA ID sind erste Wahl in der Gichtanfall-
Gicht. Bei Ersterer führt in über 90% der Fälle eine meist polygen therapie. Selekti ve COX-2·lnhibitoren sind besonders bei tagelang an-
vererbte Störung der tubulären Harnsäuresekretion zu verminder- haltenden Anfällen eine A.lternative (weniger gastroduodenale Neben-
ter renaler Ausscheidung und folglich einer Harnsäureretention. Sekun· wirkungen), allerdings müssen Kontraindikationen sorgfältig beachtet
dären Erkrankungen liegt entweder eine vermehrte Harnsäurebil- werden. Diese Wirkstoffklasse wird auf den Seiten 80- 83 besprochen.
dung - vermehrter Zellumsatz bei Leukämien, Chemo- oder Strahlen-
therapie- oder eine verminderte Ausscheidung über die Nieren Colchicin
zugrunde. Hier können Nierenerkrankungen, Ketoazidosen durch Fas- Colchicin ist das Gift der Herbstzeitlose. Es bindet an Mikrotubuli unct
ten oder Diabetes mellitus sowie Pharmaka, z. B. Saluretika (Diuretika, beeinträchtigt deren Funktion, arretiert z. B. die Mitose (Spindelgift)
die rena le Ausscheidung von Wasser und Sa lzen förd ern), ursächlich und vermindert in der Gichttherapie die Aktivität von Leukozyten.
sein. Ebenfalls wichtig ist die Unterscheidung zwischen akutem und Die Phagozytose von Uratkristallen durch weiße Blutkörperchen Wird
chronischem Krankheitsstadium , die auch therapeutisch differieren. red uziert, und es kommt zu einer verminderten Freisetzung von Ent-
Klinisch manifestiert sich ein akuter Anfall mit plötzlich auftreten· zündungsmed iatoren. Colchicum-Dispert®ist klassisches Mittel zur
den starken Schmerzen in einem Gelenk, in 60% ist das Großzehen· Akuttherapie eines Gichtanfalls. Allerdings schränken geringe thera-
grundgelenkbetroffen (Podagra). Typisch sind Rötung, Schwellung peutische Breite sowie Nebenwirkungen den Einsatz ei n. Es gilt als
und Überwärmung - also eine klassische Entzündung, die sich auch Reservemittel fü r Patienten, die eine Kontraindikation fü r NSA!D
in allgemeinen lnflammationszeichen wie Fieber, Leukozytose haben oder in der Vergangenheit bereits erfolgreich mit Colchicin the-
(vermehrte weiße Bl utkörperchen) und erhöhter Blutsenkung zeigt. rapiert worden sind. Häufige unerwünschte Effekte nach oraler Ein-
Erhöh te Harnsäurewerte sind bei einem Gichtanfall nicht obligat. nahme sind Durchfall (Darmepi thelschädigung) und Übelkeit.
Chronische Gicht ist heute dank Therapiemöglichkeiten selten.
Es find en sich Ablagerungen in Knochen und Weichteilen (,.Tophi")
sowie Nierenschädigung durch Harnsäu rekristalle.
l Stoffwechselerkrankungen
58 I 59
Glukokortikoide Harnsäureausscheidung und konsekutiver Harnalkalisierung
Glukokortikoide sind ebenfalls eine Option Gefahr von Kristallausfällung in den Nieren· Je saurer der Urin, umso stärker ist die Rück-
der Akuttherapie von Gicht. Sie wirken ent- tubuli ko mmt. Zu den unerwünschten Wir- resorption von Harnsäure. Deshalb kann es
zündungshemmend und können hier intra· kungen zählen Störungen des Magen-Darm- hilfreich sein, den Urin-pH etwa bei Beginn
artikulär oder systemisch verabreicht werden. Trakts sowie zahlreiche Wechselwirkungen einer Intervalltherapie z. B. mit Natriumzitrat
Sind nur ein oder zwei Gelenke betroffen, ist mit anderen, ebenfalls tubulär passierenden auf 6,5 - 7 einzustellen.
direkte Applikation eine vernünftige Alter· Medikamenten. Probenecid kann in niedriger
native bei NSAID·Kontraindikation. Der syste- Dosierung die tubuläre Harnsäuresekretion Rasburicase
mischen Gabe ist ein NSAID oder Colchicin blockieren und zur sog. paradoxen Harn- Diese gentechnisch hergestellte Uratoxidase
vorzuziehen. Ausführliche Informationen zu säureretention führen. Kontraindikationen (Fasturtec®) katalysiert die Umwandlung
Glukokortikoiden finden sich auf Seite 50. für Urikosurika sind Harnwegssteine oder von Harnsäure zu besser löslichem Allantoin.
erhöhte Harnsäurewerte aufgrundvon Über- Sie kann [präventiv) Patienten unter Chemo-
produktion. therapie als Infusion gegeben werden. Uner-
Ziel der medikamentösen Therapie eines wünschte Wirkungen sind Fieber oder Erbre·
Gichtanfalls ist die schnelle und sichere chen.
Beendigung von Schmerz und Funktions- Allopurinol ist erste, Benzbromaron zwei-
einschränkung. Nichtsteroidale Anti- te Wahl in der Dauertherapie von Hyper- Therapiesch ema
phlogistika sind erste Wahl. urikämie und Gicht. 1 Tabelle I zeigt eine mögliche Therapie-
anleitung.
Allopurinol
Allopurinol [Zyloric®) unterbindet bis zu
60% der Harnsäurebildung - ist also ein
Urikostatikum - indem es die Xanthin-
oxidase hemmt. Dieses Enzym katalysiert Indikation Substanz Handelsname Dosierung
die Schritte Hypoxanthin ~Xanthin und
Gichtanfall Indemetaein lndo-Phlogont® 3 ' 50 mg/d p. o.
Xanthin~ Harnsäure. Es ist meist Mittel
Erste Wahl
der Wahl zur Intervalltherapie erhöhter
Harnsäurewerte. Der Einsatz kann bei allen Gichtanfall Colchicin Colchicum-Dispert® 1 mg/ h für 4 h, dann 0,5 mg/2h p. o. , max. 8 mg/d
Zweite Wahl
Formen von Hyperurikämie erfolgen. Meist
wird Allopurinol gut vertragen, selten treten Intervalltherapie Allopurino l Zyloric® 100 - 300 mg/d p.o., .j, bei Niereninsuffizienz
besteht die Gefahr, einen Gichtanfall auszu- Intervalltherapie Benzbromaron Narcaricin• 50 -1 00 mg/d p.o.
lösen - hier wirkt die parallele Colchicingabe Zwe ite Wahl
präventiv.
I Tab . 1: Therap ie von Hyperu rikäm ie.
Selektive Serotonin-Noradrenalin-Rückaufnahme-
Hemmer Differentialtherapie
Venlafaxin (Trevilor®) unterbindet die Wiederaufnahme von Sero· Man unterscheidet eine Akutbehandlung, die bis zur Remission
tonin und Noradrenalin und hat ebenfalls einen aktivierenden Effekt. andauert, eine Erhaltungstherapie für etwa 6 weitere Monate und
Die Wirkungsstärke entspricht der von Fluoxetin, und deshalb kann bei::: 3 Episoden eine Rezidivprophylaxe (I Tab. I). Die Dosis des
Venlafaxin auch bei schweren Depressionen eingesetzt werden. Antidepressivums bleibt erhalten. Für jeden Abschnitt stehen meh-
rere Wirkstoffe zur Verfügung, aus denen entsprechend der Art der
Störung und des Nebenwirkungsprofils gewählt werden sollte. Bereits
Bei Therapiebeginn mit aktivierenden Antidepressiva steigt das für den Patienten als wirksam erprobte Substanzen sollten bevorzugt
Suizidrisiko. werden.
allem antriebssteigernd und ist deshalb bei suizidgefährdeten Patien· Akuttherapie Ora l
ten kontraindiziert Tranylcypromin (Jatrosom®N) unterbindet Geringe Nebenwirkungen
Fluoxetin Fluctin® 20-40
irreversibel die Aktivität beider Monoaminoxidase-Subtypen MAO-A
Venlafaxin Trevilor'" 150 -22 5 Geringe Nebenwirkungen
und MAO-B und wirkt - wie auch Moclobemid - aktivierend.
Selegin unterbindet die MAO-B·Aktivität und hat keine antidepressive Mirtazapin Remergil ® 15-45 Bei zusätzlicher Agitation;
alternativ Amitriptylin
Wirkung, aber gute Effekte bei der Therapie von Morbus Parkinsan
(S. 67). MAO-Hemmer sollten aufgrund ihrer Nebenwirkungen und Desipramin Petylyl® 50 - 150 Bei zusätzlicher Hemmung
der zwingenden Ernährungseinschränkung (s. u.) nur bei Nichtanspre- Fluoxetin Fluctin® 20 - 40 Bei zusätzlicher Zwangsstörung
chen auf andere Therapieoptionen eingesetzt werden. MAG-Inhibi- Prophylaxe
toren können zu Schwindel oder Kopfschmerz, Tranylcypromin zu-
Lithium Hypnorex"' Initial 12 mmol Alternativ Antidepressivum ent-
dem zu Blutdruckstörungen führen.
sprechend Akuttherapie
a 2·Adrenozeptor-Antagonisten
Durch die Blockade präsynaptischer a 2·Rezeptoren noradrenerger
und serotoninerger Neurone führen Mianserin (Tolvin®) und Mirta-
zapin (Remergii®) zur Steigerung der Noradrenalin- bzw. Serotonin-
freisetzung. a 2-Adrenozeptor-Antagonisten wirken dämpfend. Neben- Zusammenfassung
wirkungen sind Sedation oder Gewichtszunahme.
ac Affektive Störungen sind krankhafte Stimmungs- und
Lithium Affektveränderungen in depressive oder manische
Lithium greift in die intrazelluläre Signalweiterleitung ein, reduziert
Richtung.
die Hydrolyse von lnositolphosphat und führt so zu verminderter Emp-
findlichkeit der Nervenzellen für Neurotransmitter. Der eigentliche, ac Klinisch typisch für eine depressive Störung sind
die Psyche beeinflussende Wirkmechanismus ist allerdings unverstan- melancholische Grundstimmung, Müdigkeit, Konzen-
den. Zur oralen Anwendung stehen Lithiumkarbonat (Hypnorex®)
oder Lithiumsulfat (Lithium Duriles®) zur Verfügung. Indikationen trationsschwäche, Appetitverlust oder leidensdruck.
sind Akutbehandlung einer Manie, eine Form zentraler Erregung mit ac Die pharmakologische Behandlung von Depression
Rast· und Ruhelosigkeit, (Langzeit-)Prophylaxe un i- oder bipolarer
affektiver Störungen sowie Kombinationstherapie mit einem Antide- beruht auf der Monoaminmangelhypothese. Wirkung
pressivum zur Wirkungsverstärkung (.,Augmentation") bei schwerer tritt mit einer mehrwöchigen Latenz ein.
Depression. Lithium hat eine sehr geringe therapeutische Breite -
therapeutischer Plasmaspiegel 0,5 - 0,8 mmol/ 1, Vergiftungserschei-
ac Allgemein werden Pharmaka nach Nebenwirkung
nungen ab > I mmol/1- sowie zahlreiche Nebenwirkungen; dazu und Art der Störung gewählt. Selektive Serotonin-
zählen gastroi ntesti nale und zentra le Störungen, Beeinfl ussung des
Rückaufnahme-lnhibitoren sind häufig erste Wahl
Schilddrüsenstoffwechsels sowie Gewichtszunahme.
bei Therapiebeginn.
Schizophrenie
Definition den: Positiv- und Negativsymptome, Typische Neuroleptika
Schizophrenie ist eine Stoffwechsel- Denk- und Affektstörungen. Auch La- Man unterscheidet hoch- und niedrig-
störung des Gehirns mit krankhaften boruntersuchungen, die Leber-, Nieren-, potente konve nti onelle Wirksto ffe. Zur
Veränd erungen des Wahrnehmens, Elektrolytstörungen und Infektion en ersten Gruppe zählt Haloperidol (Ha l-
Denkens, Affekts sowie des Verhal- ausschließen, sowie ein Drogenscree- dol®), das bei akuten Erkran kungszu-
tens, die sich in variablen Erscheinungs- ning sollten die Erstu ntersuchung ergän- ständen mit starke r psyc hotisc her und
formen manifestieren. zen - Substanzmissbra uch ist mit bis zu motorischer Erregung eingesetzt wird_
80 %die häufigste Komorbidität. Levomepromazin (NeurociJ®) ist ein
Epi demio logie sc hwac her Wirkstoff, der bei Unruhe
Die Erkrankung beginnt meist im jun- Therapie ode r Schlafstörungen indiziert sein
gen Erwachsenenalter und ist eine der kann. Allgemein haben starke Neurole p -
häufigsten Diagnosen stationärer Psych- Therapieprinzip ien tika ge ringere sedierende und vegetative
iatriepatien te n. Das Lebenszeitrisiko zu Das Therapiekon zept sollte auf eine (Ne ben-) Wirkunge n. Typisch für hoch -
erkranken beträgt I%. lebenslange Betreuun g ausgelegt sein. poten te Wirkstoffe sind extrapyra midal-
Entsprechend der Vorstellung der motorische Störungen (EPMS) , die im
Ät io logie und Eintei lu ng Pathogenese sollten psychosoziale Ver- Therapieverlauf Frühdyskinesien
Schizophrenie ist multifaktoriell be- sorgung sowie medikamentöse Therapie (unwillkü rliche Bewegun gen zu Behanct _
dingt. Dabei spielen verschiedene Bestandteile der Behandlung sein. lungsbeginn ), Parkinsonoid (Rigor,
Umwelt- und genetische Faktoren eine Tremor, Akinese nach Wochen bis
Rolle. Auf molekularer Ebene ist eine Medikamentöse Therapie Monaten), Akathisie (Unfähigkeit, Still
Überaktivität dopaminabhängiger zu sitzen) und oft irreversible Spätdys-
Nervenzellsysteme Ansatzpunkt der Neuroleptika kinesien (nach jahrelanger Behand-
medikamentösen Therapie. Neuroleptika wirken als Dopaminre- lung) um fassen können. Diese Effekte
Entsprechend Manifestation und Verlauf zeptorantagonisten (D 1- D5), wobei vermindern die Compliance von Patien-
unterscheidet man verschiedene Sub- der Großteil der Wirkstoffe besonders ten erheblich. Das seltene maligne
typen, deren Übergänge im klinischen den D2-Typ blockiert. Dabei gilt als neuroleptische Syndrom entwickelt
Alltag allerdings oft fließend sind. vereinfachte Grundregel: Je höher die sich innerhalb weniger Tage und mani-
D2-Affinität, umso potenter die Wir- festiert sich mit starken EPMS, vegeta-
Klin ik kung. So reduzieren Neuroleptika tiven Symptomen wie Tachykardie oder
Das klinische Bild einer Schizophrenie Wahn , Hall uzinationen sowie psycho- Blutdruckinstabilität, metabolischer
kann in ter- und intraindividuell sehr motorische Erregungszustände und Azidose sowie Entzündungszeichen. Es
variabel sein. Patienten erleben meist werden entsprechend zur Behand lung verläuft in 20% töd lich und ist ein Not-
chronische, rezidivierende Psychosen, von Psychosen eingesetzt. Mit einer falL
also eine falsche Wahrnehmung der Rea- antipsychotischen Wirkung kann aller-
lität, die sich in Form von Wahnvor- dings erst nach einer Latenz von Tagen
Allgemein gilt: Je stärker das Neurolep-
stellungen - das häufigste psychotische bis Wochen gerechnet werden, da die tikum, desto schwächer die vegetativen
Symptom bei 65 %der Patienten-, Blockade präsynaptischer Autorezepto- und sedierenden Nebenwirkungen.
Halluzinationen, Denk- und Affekt- ren zu Behandlungsbeginn reflektorisch
störungen manifestiert. Es kommt zu zu erhöhter Dopaminfreisetzung führt
einer fortschreitenden Desintegration und erst nach regulatorischen Anpas- Atypische Neuroleptika
und Zersplitterung der Persönlichkeit. sungsprozessen die postsynaptische Die Wirkungvon Olanzapin (Zyprexa®),
Man unterscheidet "Positivsymptome" Rezeptorblockad e überwiegt. Auch ver- Risperidon (Risperdal®) und Ziprasi-
wie Erregtheit, Wahn, Halluzinationen schiedene Nebenwirkungen beruhen don (Zeldox®) beruht auf ei ner promi-
von "Negativsymptomen ". Zur zwei- auf der D2-Rezeptor-Biockade. nenten 5-HT zA- Rezeptor-Blockade, der
ten Gruppe zählen Apath ie, Affektver- Man unterscheidet typische von atypi- D2-Antago nismus ist weniger stark aus-
flachu ng oder Sprachverarmung. Die schen Substanzen. ln diesem Rahm en gebildet. Al lgemein wirken atypische
beiden Symptomgruppen sprechen un- können nur Beispielsubsta nzen bespro- Neuroleptika besser gegen Negativsvm-
terschiedlich auf Medikamente an. chen werden. ptome als typische Substanzen. Insge-
sa mt können di ese Manifestationen phar-
Diagnostik makologisch allerd ings schlechter als
Neuroleptika wirken erst nach Tagen bis Positivsymptome kontrolliert werden.
Die Diagnose wird anband einer für Wochen.
Psychosen typischen Symptomatik bei Atypische Neu rolepti ka führen allgemein
gleichzeitiger Abwesenheit anderer zu weniger EPMS als typische Substan-
möglicher Erklärungen gestell t. Dabei zen und soll ten desha lb besonders bei
sollten Patienten direkte Fragen nach Erstbehandlung bevorzugt werd en.
den vier typischen Clustern gestellt wer- Olanzapi n fü hrt zu Gewichtszunahm e.
Psychiatrische Erkrankungen
62 I 63
I Tab. I: Angriffspunkte und klinische
Manifestation von N euro lept ik a . Blockade von Klinisches Korrelat
0 2-Rezeptor
• Im mesolimbisehen System • Reduzierung positiver Schizophreniesymptome
• Im nigrostriatalen System • EPMS
• ln der Area postrema t Ant iemesis
5-HT " -Rezeptor Reduzierung von Negativsymptomen und EPMS
Effekten.
I Tab . 2: Differentialt herapie schizophrener Zustände .
Memantin wird - evtl. als Kombinationstherapie mit einem haben und die Krankheitsprogression etwas zu verlangsamen.
Cholinesterasehemmer - bei fortgeschrittener Deme nz Allerdings wird der prophylaktische Einsatz aufgrund entscheJ.
empfohlen. Eine übliche Dosierung sind in der 1. Woche dender Nebenwirkungen nicht empfohlen.
5 mg pro Tag, gefolgt von 1 Woche lang I 0 mg pro Tag und Ginkgo-biloba-Präparate als ein Vertreter der Gruppe der
dann 15 - 20 mg täglich. Nebenwirkungen wie Schwindel, "Geriatrika" oder "Nootropika"- Wirkstoffe, die dem alters-
Unruhe oder Schlafstörungen - deshalb Einnahme vor 16 Uhr bedingten geistigen Verlust entgegenwirken sollen- sind
empfohlen- treten selten auf. zwar sehr gut verträglich, ihre Wirksamkeit ist allerdings
nicht gesichert.
Bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz sollte ein Thera-
pieversuch mit einem Acetylcholinrezeptorantagonisten unter- Zur Therapie depressiver Störungen bei Demenzpatienten sind
nommen werden, bei (mittel)schweren Formen kann Memantin SSRI erste Wahl, alle Wirkstoffe mit anticholinerger Wirkung
symptomatische Besserung schaffen. kontraindiziert
Zusammenfassung
ac Demenz ist ein erworbener, fortschreitender Verlust kognitiver Funktionen,
der zu ausgeprägten Störungen des Gedächtnisses, des Denkens und der
Alltagskompetenz führt.
ac Alzheimer-Demenz ist der häufigste Typ. Ursächlich spielen die übermäßige
Ablagerung von Fibrillen aus Tau-Protein sowie von Amyloidplaques und
ein zentraler Acetylcholinmangel eine wichtige Rolle.
ac Klinisch typisch sind Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen, Desorien-
tierung und Verminderung der Alltagskompetenz. Bei der Diagnostik steht
die Klinik im Zentrum .
ac ln der Therapie kann das Training von Alltagsfunktionen hilfreich sein, und
auch Angehörige sollten beraten werden.
ac Als pharmakologische Optionen stehen Cholinesterasehmmer und ein
NM DA-Rezeptor-Antagonist zur Verfügung. Ein Therapieversuch zur
symptomatischen Besserung wird empfohlen.
ac Bei der weiteren medikamentösen Behandlung Demenzkranker sollten
Arzneimittel mit anticholinerger Wirkung vermieden werden, da sie
kognitive Funktionen weiter beeinträchtigen können.
Morbus Parkinsan
Definition wenn medikamentö se Therapie den Krankhe itsprozess nicht
Morbus Parkinsan ist ein durch Bewegungsarmut (Hypo- aufhält und nur symptomatisc h wirkt, verzögert sie doch den
kinese bis Akinese) und erhöhte Muskelspannung (Rigor) Verlauf um bis zu I 0 Jah re und verbessert die Lebensqualität.
charakterisiertes Syndrom mit Tremor, vegetativen Störun-
gen und Haltungsinstabilität L-Dopa
Da viele Symptome auf einem zentral en Dopaminmangel
Epidemiologie beruhen, muss dieser Neurotransmitter genau dort- also
Morbus Parkinsan ist eine der häufigsten neurologische n Er- zentral - ausgeglichen werden . Da Dopamin als polares Ka-
krankungen. Etwa 0,2 % aller 60-Jährigen leiden daran. Bei techolamin nicht die Blut-Hirn-Schranke überqueren kann
den über 80-Jährigen sind 2,5 %erkrankt. 10%der Patienten wird es in seiner Aminosäurenvorstufe L-Dopa verabreicht.'
erkranken vor dem 40. Lebensjahr. Erst am Wirkort wird L·Dopa durch die Dopa-Decarboxylase
zu Dopamin. Da dieser Schritt auch außerhalb des Gehirns
Ätiologie und Pathogenese abläuft und Dopamin dann hier zu unerwü nschten Wirkun-
Die Ätiologie ist unbekannt. Im Zentrum steht ein Mangel gen führt, wird parallel ein Hemmstoff der Dopa-Decarboxy-
des Neurotransmitters Dopamin, der durch eine progredien- lase wie Carbidopa (in Nacom®) oder Benserazid (in Made-
te Degeneration von Nervenzellen im Bereich der Substantia par®) verabreicht. Die Bioverfügbarkeit von L-Dopa steigt
nigra und des Striatums entsteht. Diese Unterversorgung dadurch auf 5- 10%. Da diese Wirkstoffe wiederum die Blut-
führt zu den typischen motorischen Symptomen. Außerdem Hirn-Schranke nicht durchdringen können, bleibt die zentrale
sind weitere Botenstoffe im Raphekern und im Nucleus basa- L-Dopa-Wirkung unbeeinträchtigt. L-Dopa - das wirksamste
lis Meynert vermindert. und wichtigste Medikament in der Parkinson-Therapie- ist
bei Akinese, Rigor und Ruhetremor ind iziert. Bei Patienten
Klinik ab 70 ist eine L-Dopa-Monotherapie bei dieser Symptomatik
Typisch sind die vier Leitsymptome Bradykinese/Akinese, initialerste Wahl. Wegen seiner hohen Eiweißbindung sollte
Ruhetremor, Rigor und Haltungsinstabilität Der meist L-Dopa nicht zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Bei
einseitige Tremor ist klinisch am auffcilligsten. Ist er im Finger- Bedarf kann sogar eine proteinarme Ernährung empfohlen
bereich betont, spricht man vom "Pillendreher-Phänomen", werden, um die Bioverfügbarkeit von L-Dopa zu erhöhen.
ist der Unterkiefer betroffen vom "Rabbit-Phänomen". Beglei- Nach 3-5 Jahren lässt die Wirkung nach, und es kommt zu
tend können vegetative Symptome, sensorische Störungen Fluktuationen etwa mit "On-off-Phänomenen"- der Patient
oder psychische Veränderungen auftreten. fällt in einen akinetischen Zustand eines Unbehandelten zu-
rück- und Überbewegungen. Um diesen Komplikationen im
Diagnostik Langzeitverlauf vorzubeugen, eignen sich eine Dosisfraktio-
Die Diagnose wird klinisch gestellt. Nötig sind der Befund nierung sowie Retardpräparate. Zu den unerwünschten Effek-
einer Bewegungsarmut und ein weiteres Leitsymptom. Der ten durch periphere L·Dopa-Wirkung zählen Erbrechen oder
L-Dopa-Test- nach Dopamingabe wird die Beeinflussbarkeit Hypotonie. Durch zu hohe zentrale Konzentrationen kann es
der Symptome beurteilt - und verschiedene apparative Unter- zu Hyperkinese kommen. Durch Aufteilung in kleine Wirk-
suchungen, wie z. B. die PET-basierte Darstellung des Dop- stoffmengen und langsame Steigerung bis zur Maximaldosis
aminstoffwechsels, sind unterstützend . ("low and slow") lassen sich diese Nebenwirkungen redu-
zieren. Die Kombination mit Selegilin (s. u.) erlaubt eine ver-
minderte L-Dopa-Dosis und kann so unerwünschten Effekten
Therapie vorbeugen.
Therapieprinzipien
Die Behandlung von Morbus Parkinsan sollte frühzeitig be-
Bei Patienten ab dem 70. Lebensjahr ist L-Dopa erste Wahl.
ginnen und altersgerecht sein. Neben zahlreichen pharma-
kologischen Möglichkeiten stehen auch Krankengymnastik
und operative stereotaktische Therapie -bei Tremor und
Rigor kann Tiefenhirnstimulation helfen - zur Verfügung. Dopaminagonisten
Hier unterscheidet man Mutterkornalkaloide von
Medikamentöse Therapie Nichtmutterkornalkaloiden. Zur ersten Gruppe zählen
Idee der Pharmakatherapie ist es, den Dopaminmangel zu Bromocriptin (Pravidel®), Cabergolin (CabaseriJ®),
korrigieren und die dominante cholinerge Aktivität zu redu- Dihydroergocryptin (AJmirid®), Lisurid (Dopergin®) und
zweiten Pramipexol (Sifrol®) und
zieren . Die Auswahl der Substanz erfolgt nach Patientenalter, Pergolid (Parkotil®), zur
Symptomatik und Verlauf. Bei schwacher Symptomatik kann Ropinirol (Requip®). Diese Wirkstoffe stimulieren Dopamin-
zu Therapiebeginn manchmal z. B. Amantactin (s. u.) ausrei- rezeptoren. Bei Patienten unter 70 sind Dopaminrezeptor-
chen. Meist ist allerdings - je nach Patientenalter - L-Dopa agonisten primär als Monotherapie indiziert. Bei Therapie-
versagen ist eine Kombinationstherapie angezeigt, die als
oder ein Dopaminagonist erste Wahl. Im Therapie~erlauf ist
festen Bestandteil L-Dopa enthält. Bei älteren Erkrankten
wiederholte Anpassung der Arzneimittel erforderltch. Auch
Neurologische Erkrankungen
66 I 67
werden Dopaminagonisten frühzeiti g Monoaminoxictase-8-Hernmer ders Tremor und Rigor. Insgesamt ist
mit L-Dopa kombiniert Da sie eine län- Der Wirkmechanismus von Selegilin ihre Wirksamkeit allerdings mäßig. Die
gere Halbwertszeit haben, reduzieren (Antiparkin®) beruht auf der Hemmung Muscarinrezeptorantagonisten Biperi-
Dopaminagonisten die mit L-Dopa-The- der MAO·B-Aktivität und damit dem cten (Akineton®), Metixen (Tremarit®)
rapie verbundenen Wirkungsschwan- Abbau von Dopamin. Eingesetzt wird es oder Trihexyphenictyl (Artane®) wer-
kungen. Zu den Nebenwirkungen zäh· in Kombinationstherapie bei Akinese den bei alten Menschen selten einge-
Jen- je nach Wirkstoff - z. B. Übelkeit, und reduziert die nötige L-Dopa·Dosis, setzt Nebenwirkungen wie Tachykardie
Blutdruck- oder Schlafstörungen. als Monotherapeutikum ist die Wirkung begrenzen die maximale Dosis. Die Re-
gering. Unerwünschte Effekte sind duktion des- bei Parkinson-Patienten
Schwindel oder Tremor. erhöhten - Speichelflusses ist allerdings
Bei Patienten unter 70 sind Dopaminago-
nisten erste Wahl. oft willkommen.
Anticholinerge Medikamente
Zentral anticholinerg wirkende Substan- Therapieschemata
COMT-Inhibitoren zen reduzieren das Übergewicht dieses I Tabelle I zeigt beispielhafte Therapie-
Entacapon (Comtess®) kann bei Fluk- Neurotransmitters und lindern beson- vorschläge.
tuationen in die Therapie eingebunden
werden. Der nicht ZNS-gängige Wirk-
stoff reduziert den L-Dopa-Abbau durch
Blockade der Catecholamin-0-Methyl- Parkinson-Syndrom Wirkstoffklasse Beispielsubstanz Dosis (mg/d)
transferase (COMT) in der Peripherie < 70. Lebensjahr Dopaminagonist Ropinirol Initial 1 morgens;
erste Wahl Erhaltungsdosis: 3- 6
und erhöht die zentrale VerfügbarkeiL
Deshalb ist dieser Wirkstoff nur in Kom- < 70 - Dopamin L-Dopa + Benserazid 50 morgens, t um 50 /3 d;
bei Bedarf additiv Gesamtdosis: 3 - 4 x 100 -200
bination mit L-Dopa sinnvoll. Zu den
<: 70. Lebensjahr Dopamin L-Dopa + Benserazid 50 morgens, t um 50 /3 d;
Nebenwirkungen zählen Stürze sowie
erste Wahl Gesa mtdosis: 3 - 4 x 100-200
Halluzinationen.
" 70 - MAO-B-Hemmer Selegilin Bis 10, langsam eindosieren
evtl. additiv zu .!- von L-Dopa
Amantactin
Amantactin (Aman®) ist ein NMDA-
Rezeptor-Antagonist und reduziert wohl
die Acetycholinfreisetzung. Zu Erkran- Zusammenfassung
kungsbeginn kann es Symptome redu- tt Morbus Parkinsan ist ein hypokinetisch-hypotones Syndrom mit Tremor,
zieren, später ergänzt es Kombinations- vegetativen Störungen und Haltungsinstabilität
gaben_ Amantactin ist Mittel der Wahl in
einer akinetischen Krise. Nebenwir-
ac Ursächlich spielt ein Dopaminmangel, der durch progrediente Degenera-
kungen sind Hypotonie oder Schlafstö- tion von Nervenzellen im Bereich der Substantia nigra und des Striatums
rungen. Da Amantactin zu I 00% renal entsteht, eine wichtige Rolle.
ausgeschieden wird, ist Nieren- ac t.eitsymptome sind Hypokinese, Ruhetremor, Rigor und Haltungsinsta-
insuffizienz eine Kontraindikation.
bilität Die Diagnose wird klinisch gestellt.
ac Die Therapie sollte frühzeitig beginnen und an Symptomatik und
Patientenalter angepasst sein; zur Verfügung stehen pharmakologische,
physiotherapeutische und operative Möglichkeiten.
ac Wirksamstes Medikament ist L-Dopa, das als ZNS-gängige Dopaminvor-
stufe den zentralen Neurotransmittermangel ausgleicht und bei Patienten
ab 70 Jahren erste Wahl ist. Unter 70 werden primär Dopaminrezeptor-
agonisten empfohlen.
ac Weitere Substanzen in der Parkinson-Therapie sind COMT-Inhibitoren,
Amantadin, MAO-B-Hemmer und anticholinerge Wirkstoffe.
Epilepsie
Anfälle mehr auftreten -z u niedrige Dosierung ist einer der häufigsten
Defin ition
Fehler in der Epilepsiebehandlung - oder die unerwü nschten Effekte
Von Epilepsie spricht man bei Wiederholtern spontanem Auftreten
unerträglich werden. Nebenwirkungen oder Ineffizienz können zum
epileptischer Anfalle als Folge synchroner anfallsartige r Entladungen
Substanzwechsel zwingen. Ein neuer Therapieversuch mit nur einem
von Nervenzellgruppen des Gehirns. Es handelt sich um eme chrom-
Präparat hat den Vorteil der besseren Verträglichkeit gegenüber Kombi-
sehe Hirnerkrankung unterschiedlicher Ätiologie.
nationen . Erst bei erneutem Versagen hochdosierter Monotherapie ist
eine Kombinationstherapie indiziert. Dabei sollten Wirkstoffe mit
Ep idemiolo gie unterschiedlichem Mechanism us kombiniert werden. Primäres Be-
Etwa 1%der Bevölkerung leidet an Epilepsie. Die Neuerkrankungsrate handlungsz iel ist Anfallsfreiheit bei guter Verträglichkeit. Auch wenn
ist im 1. und nach dem 60. Lebensjahr am höchsten. Die Wahrschein- die Pharmakatherapie Schwerpun kt der Epilepsiebehandlung ist, kön-
lichkeit, im Laufe des Lebens einen epileptischen Anfall zu erleid en, nen Psychotherapie, Biofeedback -Methoden, operative Therapie oder
beträgt 5%. der Besuch von Selbsthilfegruppen sinnvoll sein . Grund lage muss eine
Lebensführung sein, die auslösende Mechanismen wie Schlafentzug
Ätiopathogen ese oder Alkoholexzesse vermeidet.
Nach ihrer Ätiologie unterscheidet man:
Neurologisch e Erkrankunge n
68 I 69
1200- 1500 mg pro Tag gesteigert werden. Zu den Nebenwirkungen Gabapentin (Neurontin®) förd ert die Bereitstellung von Glutamin-
zählen Tremor, Leberfunktionsstörungen oder Pankreatitis; der sedie- säure als Ausgangssubstanz der GABA-Synthese. Eingesetzt wird
rende Effekt von Valproinsäure ist geringer als bei Alternativsubstan- die Substanz als erste Wahl bei fokalen Anfällen. Die Dosis wird lang-
zen. Schwangerschaft ist eine Kontraindikation. sam auf 2400 mg gesteigert. Nachteil der gut verträglichen Substanz
ist ihre kurze Halbwertszeit, die 3- 4 Einnahmen pro Tag erfordert.
Oxcarbazepin (Trileptal®) ist chemisch und in seiner Wirkungsweise
Carbamazepin und Valproinsäure sind erste Wahl zur Dauerthera- Carbamazepin sehr ähnlich, hat aber geringere Nebenwirkungen.
pie fokaler und generalisierter Anfälle. Indikationen sind versch iedene generalisierte und fokale Anfälle.
Levetiracetam (Keppra®) hat einen unbekannten Wirkmechanismus
Phenytoin (Phenhydan®) blockiert spannungsabhängige Na+-Kanäle, und wird bei fokalen Anfällen gegeben. Es zeigt selten Nebenwirkun-
stabilisiert das Membranpotential und verringert spontane Entladun- gen und wenige pharmakologische Interaktionen.
gen sowie die Ausbreitung elektrischer Erregung. Bei fokalen und
sekundär generalisierten Anfällen ist Phenytoin nach Carbamazepin
Erste und zweite Wahl:
zweite Wahl. Da Phenytoin intravenös gegeben werden und so schnell t Partielle Anfälle: Cerbamazepln und Valproinsäure/Phenytoin
seine wirksame Dosis erreichen kann, findet es auch in der Akutbe- t Generalisierte Anfälle:
handlung Anwendung. Die zahlreichen Nebenwirkungen wie Osteo- - Grand mal: Valprolnsäure und Carbamazepin/Phenytoin
malazie (Vitamin-D-Prophylaxe!), megaloblastäre Anämie (Prophylaxe - Absencen: Valprolnaiure und Ethosuximid
mit Vitamin B12 !), Leberschädigung oder neurologische Störungen
schränken den langfristigen Einsatz ein.
Therapie des Status epilepticus
Dieser akut lebensbedrohliche Anfall, der ohne klinische Normalisie-
Bellebte Prllfungsfrage: Phenytoin führt bei etwa 20%der Patien-
rung definitionsgemäß ~ 30 min andauert, sollte rasch beendet wer-
ten zu einer Zahnfleischwucherung (Ginglvahyperplasie). den . Mit steigender Dauer wird ein Therapieerfolg immer schwieriger.
Wichtige Schritte sind:
Phenobarbital (Maliasin®) wirkt als indirekter GABA-Agonist und t Hochdosierte intravenöse Gabe eines Benzodiazepins, z. B.
kann zur Behandlung fokaler und generalisierter tonisch-klonischer Diazepam
Anfälle eingesetzt werden. Nebenwirkungen sind Müdigkeit bis t Im Anschluss Phenytoin, Valproinsäure oder Phenobarbital intra-
Sedierung, depressive Zustände, Gedächtnisstörunge n oder Leber- venös
toxizität. t Identifikation und Therapie der Ursache, z. B. Hypoglykämie,
Ethosuximid (Petnidan®) hemmt als Kalziumantagonist spannungs- Drogenentzug, Infektion
abhängige Ca2·-Kanäle. Es wird nur bei Absencen eingesetzt und ist
hier nach Valproinsäure zweite Wahl. Die Behandlung wird mit
250-500 mg langsam steigernd begonnen. Ethosuximid ist neben-
wirkungsarm und hat keine wesentlichen Interaktionen.
Zusammenfassung
X Epilepsie ist eine chronische Hirnerkrankung unter-
schiedlicher Ätiologie mit wiederholtem, spontanem
Auftreten epileptischer Anfälle als Folge von Entla-
Benzodiazepine verstärken die Aktivierung von GABA-Rezeptoren
und damit die hemmende Wirkung dieses Neurotransmitters. In der dungen zentraler Nervenzellgruppen.
Dauerbehandlung spielen sie aufgrund der Toleranzentwicklung kaum X Ursächlich ist eine veränderte zelluläre Erregbarkeit
noch eine Rolle, sind allerdings bei Anfallserien oder einem epilep-
tischen Status essentiell. Eingesetzt werden Diazepam (Valium®), infolge abnormer Membrandepolarisation und -repo-
Clonazepam (RivotriJ®), Lorazepam (Tavor®) oder Midazolam larisation sowie einer fehlerhaften Synchronisation
(Dormicum®). Es muss mit Müdigkeit oder Atemdepression gerech·
net werden. von Nervenzellverbänden.
Lamatrigin (Lamictal®) blockiert präsynaptische Na+· Kanäle und X Therapeutische Grundlage sollte eine Lebensführung
red uziert so die Freisetzung erregender Transmitter. Einsatz findet es
bei partiellen oder generalisierten Anfällen und ist Mittel der Wahl in sein, die auslösende Mechanismen vermeidet. Phar-
der Schwangerschaft. Zu den Nebenwirkungen zählen Hautreaktio- makatherapie erfolgt prophylaktisch wenn möglich
nen, Schwindel oder Ataxie.
Topiramat (Topamax®) scheint an verschiedenen Stellen zu wirken: als Monotherapie.
Es hemm t spannungsabhängige Na+- und Ca 2+·Kanäle, unterbindet X Es steht eine Vielzahl von Neuroleptika zur Verfü-
Glutamatwirkung und unterstützt hemmende GABA-Effekte. Auch die
gung, die Erregbarkeit und Erregungsausbreitung von
Indikationen sind breit, sie werden allerdings von zahlreichen Neben-
wirkungen wie Müdigkeit sowie kognitiven, neurologischen und ga- Nervenzellen reduzieren und das Membranpotential
strointestinalen Störungen begrenzt. stabilisieren. Die Auswahl erfolgt nach Form des
Anfallsleidens und Nebenwirkungsprofil - Ziel ist An-
fallsfreiheit bei guter Verträglichkeit.
-
Rheumatoide Arthritis
Der Rheumafaktor (lgM-Autoan tikörper die Therapieintensität so lange gesteigert
Definition und Epid emiologie
gegen den Fe-An teil von lgG) ist bei 75 % werden, bis die Synovialitis vermindert oder
Rheumatoide Arthritis (RA) oder chronische
der Patienten zu mindestens einem Zeitpunkt Nebenwirkungen unerträglich sind.
Polyarthritis ist eine meist fortschre itende
chronisch-entzündliche Systemerkran- im Verlauf positiv. Im akuten Schub find en
Symptomatisch wirkende
kung unklarer Ätiologie, die sich auf dem sich im Labor posi tive Entzündungsparame-
Substanzen
Boden einer Synovialitis (Entzündung der ter wie erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit
und C-reaktives Protein, die dem Grad der COX·lnhibiwren (NSAID) und Glukokorti-
Gelenkinnenhaut) entwickelt. Etwa I%aller koide können rasc h zu einer symptomati-
Erwachsenen ist betroffen, der Gipfelliegt Gelenkentzündung entsprechen. Im Gelenk·
schen Besserung führen , ohne dabei das
zv1ischen dem 40. und 60. Lebensjahr. punktat lassen sich oft sogenannte Rhago-
zyten - also Granulozyten, die lgG- Rheuma- Fortschreiten der Gelenkzerstöru ng zu beein-
Frauen erkranken häufiger. flussen. Auch Opioide werden zur Schmerz-
faktor-Komplexe aufgenommen haben ,
kontrolle eingesetzt.
nachweisen; allerd ings sind sie nicht spezi·
Pat hogenese Glukokortikoide (etwa Prednisolon) sind die
fisch für RA.
Man vermutet eine Störung des Immun- wirksamste antientzündliche Wirkstoffgrup pe
Bei der (initialen) Diagnostik sollten Stadium
systems (Reaktion gegen körpereigenes 1n der Therapie von RA; sie ergänzen die
(neue, etablierte oder persistierende Erkran-
Gelenkgewebe), die durch verschiedene (lnitiai·)Therapie (I Abb. l ). Für ausführliche
kung im Endstadium ), Aktivität und Schwere·
Bedingungen wie genetische Prädisposition, Informationen siehe Seiten 50 und 80.
grad (mild, mittel, schwer), die für die adä·
Umweltfaktoren oder akute Auslöser wie
quate Therapieentscheidung essentiell sind,
Infektionen hervorgerufen werden kann.
bestimmt werden. In Abständen von maximal Basistherapeutika
Es komm! zu einer Synovialitis mit Antigen- Basistherapeutika oder "Disease·mod ifying
6 Monaten sollten eine Kontrolle und damit
freisetzung und Aktivierung von Abwehr- antirheumatic drugs" (DMARDs) sind
eine Therapieüberwachung erfolgen.
zellen wie I-Lymphozyten. Die Entzündungs· Substanzen, die den Bedarf an NSAID und
reaktionwird durch Freisetzung von TNF·a, Glukokortikoiden reduzieren und die Krank-
Imerleukin· l und Prostaglandinen ge~teigert. Spätfolgen und Komplikationen
Spätfolgen des Gelenkbefalls sind an der heitsprogression bremsen. Da eine Ge-
Fibroblasten proli ferieren und setzen Enzyme lenkschädigung schon früh im Krankheits-
frei. Es kommt zur Wucherung von Pannus- Hand eine Ulnarabweichung der Finger,
Schwanenhals- sowie Knopflochdefor- verlauf einsetzt, sollte die medikamentöse
gewebe sowie zur Zerstörung von Gelenk· Therapie jedes Patienten ebenfalls so früh-
knorpel, im weiteren Verlauf zu einer binde· mität und Karpaltunnelsyndrom. An den
Füßen können sich Hammer- und Krallen- zeitig wie möglich ein DMARD erhalten. Ein
gewebigen Gelenkversteifung. Effekt ist erst nach Wochen zu erwarten.
zehen entwickeln. Es kann zu Fibrosierung
der Lunge oder Hautläsionen durch Gefäß·
Klinik entzündung kom men. Im Kniegelenk ist die Methotrexat
Typisch ist eine symmetrische Polyarthritis schmerzhafte Baker-Zyste (Poplitealzyste) Methotrexat (MTX) ist ein Folsäureant-
(Entzündung vieler Gelenke), die sich meist agonist Seine antientzündliche Wirkung
als Resultat einer Kniegelenkschädigung zu
schleichend über Monate verschlimmert. beruht auf einer Verminderung der Zytokin-
beobachten.
Betroffen sind oft Fingergrund- , Fingermittel- synthese (z. B. IL-1). Ein Wirkungseintritt ist
und Handgelenke. Sie sind schmerzhaft nach etwa 6 Wochen zu erwarten. MTX ist
geschwollen und bewegungseingeschränkt Therapie erste Wahl in der (Initial-)Therapie von
Klassisch ist eine Morgensteifigkeit. Außer- RA. Zu den Nebenwirkungen zählen Störun-
dem kommt es bei etwa I0%der Patienten Allgemeinmaßnahmen gen des Magen-Darm-Trakts, Leber- und Nie-
zu extraartikulären Manifestationen, die Auch wenn Pharmakatherapie bei RA im renschädigungoder Blutbildveränderungen .
Gefäße (Raynaud·Symptomatik, KHK), Herz Zentrum steht, sollten Allgemeinmaßnahmen Die Rolle von anderen klassischen Immun-
(Perikarditis), Lunge (Pleuritis, fibrosierende immer die Grundlage bilden. Kryotherapie suppressiva wie Ciclosporin ist in der RA-The-
Alveolitis), Augen (Keratoconjunctivitis sicca, (.!. Entzündungsreaktion) und Bewegungs- rapie gering.
Skleritis) oder Muskulatur betreffen können. therapie (Erhalt der Beweglichkeit) sind phy-
Patienten klagen über Müdigkeit. sikalische Behandlungsoptionen. Auch Ruhe , Sulfasalazin
bewusste Ernährung (ausreichend Kalzium . bereits auf Seite 40 besprochene Substanz
Die
Diagnostik und Vitamin D) und Patientenschulung sind wird trotz unklaren Mechanismus auch in
Zur Diagnosestellung müssen mindestens vier sinnvoll. der Therapie von RA eingesetzt. Auch hier
der sieben Kriterien der American Rheuma· kommt es erst nach 4- 8 Wochen zur kli ni-
tism Association (ARA) erfüllt sein: schen Wirkung. Azulfidine®RA kann im
Behandlungsverlauf bei ungenügendem Erfol
durch MTX die Therapie ergänzen. g
• Morgensteifigkeit > 1 h
• Arthritis von :::: 3 Gelenken und (Hydroxy- )Chloroquin
> 6 Wochen Auch Resochi n®ist manchmal Kombinations-
t Arthritis von Hand-, Fingergrund - und Fin-
therapeutikum. Bis zu 50 % aller Patienten
germittelgelenken (Aussparung distaler Inter- Keratopath·Ie,
entwickeln eine meist reversible
..
phalangealgelenke) > 6 Wochen Medikamentöse Therapie und auch andere Sehstorungen treten auf _
t Symmetrischer Gelenkbefall > 6 Wochen
Säulen der pharmakologischen Therapie si nd regelmäßige ophthalmologische Kontrollunter-
t Rheumaknoten symptomatische Behandlung und sog. suchungen sind obligat.
• Positiver Rheumafaktor im Serum
Basistherapeutika. Bei unzureichender Kon-
• Charakte ristische röntgenologische Verän·
trolle kann die Indikation für "Biologika"
derungen: Erosionen , Gelenkspaltverschmäle-
gegeben sein (I Abb. I). Grundsätzlich sollte
rung, Osteoporose u. a.
Rheumatologisch e Erkrankungen
/----------------------------~~~~~~~~~~ 70 I 71
Organische Goldverbindungen dikation und Nebenwirkungen entsprechen tan. Es wird in der Therapie von RA in Kombi-
Diese Wirkstoffgruppe ist heute aufgrund denen von lnfliximab. Die Anwendung erfolgt nation mit MTX eingesetzt und darf nicht par-
schwerer Nebenwirkungen sowie später subkutan . allel zu TNF-lnhibitoren angewendet werden.
Wirkung beinahe bedeutungslos. Zu den Nebenwirkungen zählen Reaktionen
Etanercept an der Einstichstelle sowie erhöhtes Infek-
Leflunomid Enbrel®unterbindet die Wirkung von TNF-a tions- und Neutropenierisiko.
Leflunomid unterbindet durch die Hem- und -ß. Mögliche Indikation ist aktive RA, Ne-
mung der Dihydroorotat-Dehydrogenase die benwirkungen si nd wie bei lnfliximab. Auch
Bereitstellung von Pyrimidinnukleotiden. Etanercept wird subkutan gegeben. Während der Therapie mit Biologika darf
Arava®kann bei MTX-KI eingesetzt werden. keine Lebendimpfung erfolgen.
Es kann zu Durchfall, Übelkeit, Atemwegs- Anakinra
infektionen oder schweren Leberschäden Kineret®ist ein gentechnisch synthetisiertes
führen. Regelmäßige Laborkontrolle ist uner- Analogon zum körpereigenen Interleukin- 1- St ufentherapie
lässlich. Antagonisten. Die Applikation erfolgt subku- I Abbildung I zeigt die Stufentherapie bei RA.
zerstörung. I
Stopp Glukokortikoid MTX+
Dosisanpassung DMARDs lnOiximab 3mg/kg i.v. Wiede r ho lung
Infliximab nad1 2- 6- dann 8 Wochen
oder Anakinra 100 mgld s .c .
Der humanisierte lgG-Antikörper Remicade®
kann durch Blockade der Fu nktion von TNF-
a bei RA die Progression von Gelenkschäd en
reduzieren. Indikation kann bei florider Er-
krankung gegeben sein. Voraussetzungen Zusammenfassung
für die Therapie mit allen INF-Antagonisten
sind: • Rheumatoide Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Systemerkrankung
unklarer Ätiologie, die von einer Synovialitis ausgeht.
t Die Diagnose RA muss gesichert sein .
t Die Erkrankung ist trotz Therapie mit • Klinisch ist eine symmetrische Polyarthritis mit Schmerz, Schwellung und
;:: 2 Basistherapeutika - davon eines MTX - Bewegungseinschränkung typisch. In 10%kommt es zu extraartikulären
über ;:: 6 Monate deutlich aktiv.
Manifestationen.
t Eine umfassende und enge Therapie-
überwachung ist sichergestellt. • Zur Diagnosestellur:~g müssen mindestens vier der sieben ARA-Kriterien
erfüllt sein.
lnlliximab wird intravenös gegeben. Neben-
wirkungen sind zum Teil schwere Über- • Therapeutische Grundlage sollten Allgemeinmaßnahmen bilden. Pharma-
empfindlichkeitsreaktionensowie Folgen kologisch werden NSAID, evtl. Glukokortikoide zur symptomatischen
verminderter lmmunabwehr; etwa schwere
Infektionen sowie Reaktivierung von Tuber- Behandlung sowie Basistherapeutika eingesetzt, die das Fortschreiten
kulose. Deshalb sollte vor Behandlungsbeginn der Erkrankung vermindern. Unzureichende Kontrolle kann Indikation für
mit einem TNF-a -Antikörper ein Tuberkulose-
test (Hauttest, gegebenenfalls Röntgen-Tho- Biologika sein.
rax) erfolgen . • Methotrexat ist erste Wahl in der (lnitiai-)Therapie von rheumatoider
Adalimumab Arthritis und kann bei Bedarf z. B. mit einem TNF-a-Antagonisten kom-
Humira®ist ein vollständig humaner; gentech- biniert werden.
nischer TNF-a-Anlikörper. Eigenschaften, In-
Tumorerkrankungen I
Tumorerkrankungen erfordern oft interdis· z. B. der Klassiker p53, auch "Master watch· Tage lebenden Darmepithelzellen sind eben-
ziplinäre Zusammenarbeit. Haupttherapie· man" genannt. Wird dieses Gen durch eine falls betroffen, und Patienten leiden regelmä-
optionen sind: "Loss of function" -Mutation inaktiviert, ßig an Magen-Darm-Besc hwerden wie Durch-
teilen sich auch fehlerhafte Zellen und das zu fal l, der al lerdings auch durch Immunschwä-
t Stahl (Chirurgie) allem Übel unkontrolliert. Protoonkogene che verursacht werden kann. Aufgrund der
t Strahl [Radiotherapie) kodiere n Wachstumsfaktoren und andere Knochenmark·[ KM·)Suppression werden vie le
t Chemotherapie mitosefördernde Regulatoren. Geraten diese Patienten neutropenisch [sie besitzen wenige
Sequenzen durch eine pathologische Muta- neutrophile Gra nulozyten), thrombopen isch
Definition tion außer Kontrolle, spricht man von einer (Mangel an Blutplättchen) und anämisch
Ein Karzinom (maligner Tumor) besteht aus "Gain of function" -Veränderung zu Onko· (verminderte rote Blu tkörperchen) und ha ben
Zellen, die charakterisiert sind durch: genen. Wiederum kann maligne Zellprolife· mit Folgen wie Abwehrschwäche, Blutungs-
ra tion die Folge sein. neigung oder Müdigkeit zu kämpfen. Auch
t unkontrollierte Teilung Keimzellschädigung und die Induktion von
t mangelhafte Apoptose sekundären Neoplasien zählen zu den uner-
Chemotherapie
t Entdifferenzierung, Funktionsunfähigkeit wünschten Effekten. Auf Übelkeit und Erbre-
t invasives Wachstum The rapiepri nzipien chen wird gesondert eingegangen.
t Metastasierung Schwierigkeit der medikamen tösen
Tumortherapie ist die Ähnlichkeit der Stoff- Klassische Zytostatika
Epidemiologie und wechseleigenschaften körpereigener und ma- Allgemein unterscheidet man nicht phasen-
ligner Zellen. Die Selektivität von Zytostatika spezifische von phasenspezifischen Substan-
Pathophysiologie (zellschädigende Substanzen) ist also relativ.
Tumorerkrankungen sind die zweithäufigste zen (I Tab. I).
Die Idee der Chemothe ra pie ist es, therapeu-
Todesursache in Deutschland , etwa jeder tisch das schnelle, unkontrollierte Wachstum
Fünfte erkrankt. Zytostatische Antibiotika
auszunutzen: Viele dieser Medikamente wir- Anthrazykline: Daunorubicin,
Tumorzellen vermehren sich unabhängig von ken in Phasen des Zellzyklus und verursachen
der physiologischen Regulation des Körpers. Doxorubicin
DNS-Schäden. Dadurch unterbinden sie nicht
Dazu kommt es durch genetische und epige- Auch zytostatisch spielen verschiedene Anti-
nur die Zellteilung, sondern lösen infolge biotika eine Rolle. Sie interkalieren (lat. ein-
netische Veränderungen einer Zelle, die dann davon Apoptose, also Selbstvernichtung,
klonal expandiert. Wichtige zugrunde liegen- schieben ) in DNS und RNS, d. h., sie lagern
der betroffenen Zelle aus. Diese doppelt anti· sich zwischen Basenpaare und stören so die
de Mechanismen sind: proliferative Wirkung erfasst allerdings auc h Replikation. Dieser Effekt wird zudem du rch
physiologischerweise schnell proliferierende
t Inaktivierung von Tumorsuppressor- die Hem mung das Enzyms Topoisomerase-II
Gewebe- während ruhende Tumorzellen vermittelt. Außerdem verursac hen Anthra-
genen
unversehrt bleiben - und erklärt typische zykline Strangbrüche durch die Bildung von
t Aktivierung von Onkogenen Nebenwirkungen. Radikalen. Daunorubicin gehört zur Standard-
Um diese Zusammenhänge besser zu ver- therapie bei akuter Leukämie, Doxorubicin
stehen, ein kurzer Blick auf den Zellzyklus Chemotherapeutika erfassen nur prolife-
wird zu r Behand lung solider Tumoren ver-
(I Abb.J). rierende Zellen - auf ruhende oder nicht wendet. Neben der meist dosislimitierenden
Normalerweise gibt es zwei Kontrollpunkte mehr teilungsfähige Tumoranteile haben KM-Suppression sind Anthrazykline sehr
(KP), an denen der Eintritt in die nächste Pha- sie keine Wirkung. kardiotoxisch , wohl aufgrund de r Rad ikal-
se bei DNS-Schaden gestoppt wird. Tumor- bildung. Außerdem besteht eine große Gefahr
suppressorgene halten die geschädigte Zelle für Gewebeulzeration, wenn diese Chemo-
am Ende der G1·Phase (KP I) an und ermögli- Nebenwirkungen therapie extravasal gegeben wird -vor jeder
chen Reparatur, bei Erfolglosigkeit induzieren Schädigung der Haarfollikelzellen führ t zur Infusion sollte deshalb der Port überprüft
sie Apoptose (regulierter Zelltod). So wirkt klassischen "Chemoglatze"; die nur wenige werden.
Vinca-Aikaloide,
Taxane
G2
Herstellung von
Mitose-
komponenten
Tapaisomerase-
inhibitoren
s
DNS-Synthese
Einteilung chemotherapie-
induzierten Erbrechens
Die Unterscheidung von drei Typen ist für Zusammenfassung
Prävention und Behandlung entscheidend: X Tumorerkrankungen liegt oft eine lnaktivier< ung von Tumorsuppressor-
genen (loss of function) oder Aktivierung von Onkogenen (gain of function)
t Akutes Erbrechen: < 2 h nach Therapie
t Verzögertes Erbrechen: > 24 h nach Thera- zugrunde.
pie X Chemotherapie nutzt die schnelle Proliferation maligner Zellen, erfasst
t Antizipatorisches Erbrechen: vor Therapie·
beginn nach von Übelkeit begleiteten voran- allerdings keine ruhenden Tumoranteile. Diese Therapieidee e~klärt viele
gegangenen Zyklen Nebenwirkungen.
Ob und wann ein Patient Nausea erlebt, ac Man umterteilt die klassischen Zytostatika in phasenunspezifische und
wird am stärksten durch die eingesetzten phasenspezifische. Zur ersten Gruppe gehören zytostatische Antibiotika,
Wirkstoffe bestimmt. Man kann Chemothera-
alkylierende Substanzen, Platinverbindungen, zur zweiten zählt man Anti-
peutika nach ihrem ernerogenen Potential in
vier Gruppen von hoch (Risiko> 90%, z. B. metaboliten, Mitosehemmstoffe und Topoisomeraseinhibitoren.
Cisplatin), bis minimal (< I 0%, z. B. Bleo-
ac Trotz adäquater Chemotherapie kann der Behandlungserfolg ausbleiben.
mycin) übelkeitinduzierend einteilen.
Mögliche Ursachen sind Tumorresistenz durch zelluläre Mechanismen,
Therapeutika pharmakakinetische Barrieren oder dosislimitierende Nebenwirkungen.
Den höchsten therapeutischen Ind ex für
das Management chemotherapieinduzierter ac Neben dem Einsatz klassischer Zytostatika stehen weitere pharmakolo-
Emesis haben: gische Therapieoptionen wie Hormon-, Target- oder biologische Therapie
zur Verfügung.
t Glukokortikoide: z. ß. Dexamethason
t Serotonin-Rezeptor-Antagonisten: X Übelkeit und Erbrechen ist eine der häufigsten Chemotherapienebenwir-
z. B. Granisetron kungen und sollte sehr gewissenhaft beachtet werden. Zur Therapie eignen
t Neurokinin-1-Rezeptorantagonist:
Aprepitant sich vor allem Glukokortikoide, Serotonin-Rezeptor-Antagonisten und ein
Neurokinin- 1-Rezeptor-Antagonist.
Antibiotische Therapie I
I Abb. 1: Wirku ngs-
Definition
mechanismen
Mit dem Begriff Antibiotika bezeichnete man
untersc hi edlicher
ursprünglich biosynthetisch gewonnene anti- Antibiotika. [8]
bakterielle Naturstoffe. Inzwischen Jassen sich
Zellwa nd - . Zell-
einige synthetisch herstellen. membran
Einteilung
Man unrerscheidet Wirkstoffe mit
Bakterium
t Bakterizidem Effekt - Bakterien werden
abgetötet
t Bakteriostatischer Wirkung - Bakterien
können sich nicht weiter teilen
1. Generation Cefazoli n g+, (g-): Strep., Pneumok., S. aureus Staph .-lnfek tionen, perioperative
Prophylaxe
2. Generation Cefuroxim, g+, g-: Strep., Pneumok., S. aureus, leichte Organinfekte durch g+ und g-,
Cefotiam Haemophilus. E. coli, Proteu s, Klebsiella perioperative Prophylaxe, GAP
3. Generation Cefot axim, g+, g- vgl. zweite Generation: Strep., Schwere Infektionen, Sepsis
Ceftria xo n; Pneumok., Haemophilus influenzae,
E. coli, Proteus;
Ceftazidim Pseudomonas aeruginosa
4. Generation Cefepim vgl. Ceftazidim + Staph. Siehe dritte Generation + Pseudomonas
Oxazolidinone
Diese Wirkstoffgruppe unterbindet die Bil-
Wlrkungaapekt rum Indikation (Beispiele) dung eines Initiationskomplexes aus Ribosom,
Ältere: Aerobe g-Stäbchen, Staphylokokken (Staph.), Streptomycin: Tuberkulose; Neo- mRNS und tRNS-AS, der nötig ist, damit Fra-
Streptomycin Mykobakterien, und Kanamycin: Sa lben, Tropfen zur teinsynthese beginnen kann . So wirken Oxa-
Neomycln Nicht: Ana erobe und Streptokokk en lokalen Therapie zolidinone wie Linezolid bakteriostatisch auf
Ka namycln
grampositive Bakterien wie Strepto-, Staphylo-
Neuere: g-Enterobakl erien (E. coli. Proteus, Kl ebsiellen), Sepsis in Kombination mit ß-Lac tam; und Enterokokken sowie auf Mykobakterien.
Gentamiein Pseudomonas aeruginosa Gentami cin : Einbringung in Trägerma- Zu den Indikationen zählen grampositive
Tobramycln Ge nta m lcln: am häufigsten eingese tztes und teri allen; Amikacin : Reserve bei Re-
Pneumonien , schwere Haut- und Weichteilin-
Netllmlcln wirk sa mstes Amin oglykosid gegen Entero- sistenz gegen andere Aminoglykoside
Amlkacln kokken fektionen sowie hochresistente Erreger. We-
gen Gefahr der Knochenmarksuppression soll-
I Tab. 4: Aminoglyk oside. ten Blutbildkontrollen erfolgen.
Antibiotische Therapie II
Makrolide Für Sulfonamidmonotherapie gibt es nur Die Ausgangssubstanz Nalidixinsäure wird
Makrolide verhindern das Weiterrücken von wenige, fakultative Indikationen. Die orale heute kaum noch eingesetzt, vielmehr
Ribosomen. Sie wirken besonders auf gram· Resorption ist gut. Allergische (Haut-)Reaktio- fluo rierte Folgewirkstoffe ("Fiuorochino-
positive sowie intrazelluläre Erreger. Leit- nen und Nierenschädigung sind bekannte lone"), die eine wesentlich höhere Aktivität
substanz ist Erythromycin. Makrolide sind Nebenwirkungen. haben (I Tab. 6).
oral wirksam (I Tab. 5) .
Trimethoprim
Meist werden Makrolide gut vertragen. Den-
Trimemoprim ist ein DHF-Reduktase-Hemmer, Ciprofloxacin - das am häufigsten einge-
noch kann es zu gastroin testinalen oder aller- setzte Fluorchinolon - ist aktuell das
der mit bis zu IOOOOfach höherer Affinität
gischen( < 0,5 %) Reaktionen kommen. wirksamste Fluorchinolon gegen Pseudo-
an bakterielle (verglichen mit menschlichen)
monas-aeruginosa-lnfektionen.
Enzyme bindet. Cotrimoxazol (=Combi na-
PrQfungsklasslker: Makrolide hemmen tion aus Trimethoprim und Sulfamethoxazol)
Cytochrom P-450 und führen so zu einer blockiert zwei getrennte Schritte der Folsäure- Störu ngen des Nervensystems, des Magen-
verminderten Ausscheidung ebenfalls synthese. Die Wirkung ist erheblich besser Darm-Trakts sowie Allergien, Leberschädi-
auf diesem Weg abgebauter Arzneistoffe. als die der Einzelsubstanzen und Resistenzen gung oder Phototoxizität sind bekannt.
Azithromycin scheint diese Wirkung nicht sind seltener. Das Wirkungsspektrum um fasst
zu haben. Anaerobier, viele Enterobakter, Streptokokken Nitroimidazolde rivate
und Staphylokokken sowie Haemophilus Nitroimidazolderivate führen durch Komplex-
Lincosamide influenzae und Pneumocystis jiroveci. Indika- bildung oder Strangbrüche zu DNS-Schäden
tionen sind Harnwegsinfektion, Enteritiden in Anaerobiern. Metronidazol wirkt bakte-
Die antibakterielle Wirkung entspricht den
sowie PCP-Prophylaxe und -Therapie. Be· rizid und inte rferiert nach dem gleichen Me-
Makroliden. Clindamycin wirkt bakteriosta·
kannte Nebenwirkungen sind Knochenmark- chanismus mit den Protozoen Trichomonas
tischvor allem auf grampositive (an)aerobe
depression sowie Photo-, Neuro· , Hepato- vaginalis und Entamoeba histolytica.
Keime wie Staphylokokken, Clostridium per·
und Nephrotoxizität. Resorption ist nach oraler, intravenöser oder
fringens oder gramnegative Anaerobier. Indi-
lokaler Gabe möglich. Bekannte Nebenwir-
kation ist eine akute Infektion mit Anaerobier·
kungen sind besonders gastrointestinal (me-
beteiligung. Nebenwirkungen sind gastro- Hemmstoffe der DNS-Funktion
intestinale Störungen wie Übelkeit oder tallischer Geschmack) oder neurologisch.
Das Ablesen der in der DNS gespeicherten
pseudomembranöse Kolitis (Clindamycin· Information ist Grundlage für Neusymhese,
therapie erhöht das Risiko für eine Clostri- Zellwachstum und -teilung aller bakteriellen Rifampicin
dium-dif/icile-Gastroenteri tis) . Organismen und ein effektiver Ansatzpunkt Rifampicin hemmt das bakterielle Enzym,
antibiotischer Wirkung von Chinolonen, das zur Synthese der mRNS nach DNS-Able-
Nitromidazolderivaten und Rifampicin. sung (Transkription} nötig ist, die DNS-ab-
Hemmstoffe der
hängige RNS-Polymerase und wirkt so bakte-
Tetra hydrofolsä uresynthese rizid. Viele grampositive, gramnegative sowie
Chinolone Mykobakterien werden erfasst. Aufgrund
Tetrahydrofolsäure (THF) ist ein Koenzym in
Chinatone sind Hemmstoffe des Enzyms von Resistenzgefahr wird es meist nur zur
der Synthese von Nukleinsäurebausteinen ,
Gyrase, das das bakterielle Chromosom ver- Therapie von Tuberkulose und Lepra ein-
die wiederum für Zellteilung und -wachstum
drillt. Kann es nicht wirken, bleiben geöffnete gesetzt. Nebenwirkungen betreffen vor allem
essentiell sind . THF entsteht aus Dihydrofol·
DNS-Stränge unverschlossen, was einen Magen-Darm-Trakt und Leber (Transamina-
säure (DHF), die Bakterien aus Bausteinen
bakteriziden Effekt hat. Hemmstoffe werden senerhöhung). Außerdem können Körper-
wie p-Aminobenzoesäure (PAß) selbst herstel·
oral gut resorbiert (Ausnahme: Norfloxacin). flüssigkeiten wie Schweiß, Urin oder Speichel
len. Der menschliche Organismus benötigt
das Vitamin Folsäure als DHF-Vorstufe. Fol-
gende r Syntheseweg ist Angriffspunkt hier
wirkender Antibiotika: Wirkstoffe Wirkungsspektrum Indikation (Beispiele)
Erythromycin g+: Cave : Resistenz bei Enterok., Staph., Pneumok .; PenicillinallergieI -resistenz,
Folsäure/PAß~ DHF -::c-:::-::--:--:--~ THF eitrige Atemwegsinfektionen,
DHF-Reduktase Ciarith romycin g-: Neisserien, Haemophilus inlluenzae (v. a. Azithromycin),
Roxith romycin Legionella, Bordetella, Brucella; interstitielle Pneumonie,
Azithromycin Zellwandlose: Mykoplasmen , Ch lamydien, Rickett sien; A-Strep.-lnfektion (hämo-
Eine gezielte Interferenz mit dem bakteriellen lysierende)
Schraubenförmige: Borrelien, Treponemen, Campylobacter
Syntheseweg ist möglich durch :
I Tab . 5: Makro lide.
t Sulfonamide
t Trimethoprim
schen durch Resistenzentwicklung stark ein· Moxifloxacin + Anaerobe Zahlreiche Indikationen - Breitspektrum fl uorochinolon
geschränk t ist. Heute werden Sulfonamide
deshalb meist mit Trimethopnm komb1mert. I Tab . 6: Fluoroc hinolone.
Interdisziplinäre Pharmakatherapie
78 I 79
die Farbe ändern - keine Panik bei orange- Krankenhaus bleiben, hat keine Begleiter- 6. Besonders wenn ein Patient stationär auf-
roter Urinbeutelfü llung bei Patienten unter krankungen und wurde nicht kürzlich genommen wird, wird man das Ergebnis
Tuberkulosetherapie I antibiotisch behandelt, so spricht man von der Kulturen verfolgen . Sobald man ein
einer unkomplizierten Pneumonie. Wachstum sieht, werden in der Regel
Die Therapieempfehlungen lauten hier al- auch Antibiotikasensibilitäten bestimmt,
Nebenwirkungen - Prüfungsklassiker ternativ: und das Therapieschema sollte ggf. ange-
Aminoglykoside: Nephro- und Ototoxo-
passt werden .
zität
Clindamycin: Pseudomembranöse Kolitis t Azithromycin l . Tag 500 mg +
Metronidazol: Metallischer Geschmack 2.- 5. Tag 250 mg Der passende Wirkstoff
Rifampicin: Orangeroter Urin t Clarithromycin 2 x 500 mg pro Tag I Tabelle 7 zeigt eine Liste verschiedener Bak-
für 5 Tage terien mit adäquater AntibiotikumwahL
spielt:
I . Ein Patient hat Fieber, Husten, und in
der Röntgenaufnahme sehen Sie Versehar-
tungen in der Lunge. Ihre Verdachts-
diagnose lautet Pneumonie. Zusammenfassung
2. Da Ihr Patient in den vergangeneo 2 Mo- X Antibiotika wirken über bakteriostatische oder bakterizide Effekte anti-
naten nicht im Krankenhaus war, erwar-
ten Sie eine sog. Community-acquired bakteriell. Dabei hemmen sie Zellwand-, Protein- oder Tetrahydrofolsäure-
pneumonia (CAP, ambulant erworbene syntheseoder interferieren mit der DN8-Funktion bakterieller Mikro-
Lungenentzündung) im Gegensatz zu
einer nosokomialen (im Krankenhaus organismen.
erworbenen) Infektion. X Zu den Hemmstoffen der Zellwandsynthese zählen ß-Lactame, Glyko-
3. Sie haben bereits Sputumkulturen in die
Mikrobiologie gesendet, allerdings wollen peptidantibiotika sowie Fosfomycin.
Sie nicht das Ergebnis abwarten, sondern X Tetrazykline, Aminoglykoside, Chloramphenicol, Makrolide, Lincosamide
Ihren Patienten sofort behandeln. Ihre
und Oxazolidinone greifen an verschiedenen Schritten der Proteinbio-
empirische Therapie muss sich also an
den erwarteten(= häufigsten) Erregern synthese an .
orientieren. In diesem Fall soll te Ihr Anti- X Sulfonamide und Trimethoprim hemmen unterschiedliche Schritte der
biotikum der Wahl Strep. pneumoniae,
Mycoplasma pneumoniae, Ch/amydia Tetrahydrofolsäuresynthese und werden meist als Kombination gegeben;
pneumoniae, Legionellen und H. influ- ihre Wirkung ist erheblich besser als die der Einzelsubstanzen und Resis-
enzae erfassen, also etwa Pneuma·
kokken und atypische Erreger. tenzen sind seltener.
4. In einem weiteren Schritt gilt es Risikofak- X Wichtige Hemmstoffe der DNS-Funktion sind Chinolone, Nitroimidazol-
toren für Resistenzen sowie Begteiler-
krankungen zu beachten, die wiederum derivate sowie Rifampicin .
Hinweis auf das Erregerspektrum geben X Verschiedene Antibiotika haben schwere Nebenwirkungen, so dass Kontra-
können. Außerdem wählt man wiederum
indikationen und Risikofaktoren bei der Auswahl sorgsam beachtet werden
unterschiedliche Substanzen für
Patienten, die weiterhin ambulant blei- müssen. Ebenso sind Erreger, Ort der Infektion und weitere individuelle
ben , und solche, die man sicherer statio-
Konditionen sowie die Vermeidung von Resistenzentwicklung wichtige
när therapiert.
5. Angenommen, Ihr Patient muss nicht im Kriterien bei der Wahl des Antibiotikums.
Schmerztherapie I
Definition und Epidemiologie senken - erheblich verstärkt werden. man von akut. Bei chronischem
Unter Schmerztherapie versteht man Schmerzfasern treten über die Hinter- Schmerz weich t die Missempfindung
die Behandlung eines Spektrums von wurzel ins Rückenmark und ziehen nicht mit dem Heilungsprozess oder
Empfindungen unterschiedlichen dann im Vorderseitenstrang zum Ge- spricht schlecht auf Medikamente an.
Charakters und unterschiedlicher Inten- hirn, wo sie im Gyrus postcentralis Ätiologisch kann Schmerz als neuro-
sität - etwa von unangenehm bis uner- enden (I Abb. 1). pathisch [Nervenzellbeein träch tigung),
träglich. Dazu steht eine Reihe von Die Signalvermittlung zwischen erstem nozizeptiv (kontinuierliche Schmerz-
Behandlungsmodalitäten zur Verfügung. und zweitem Neuron im Hinterhorn rezeptorreizung), psychogen oder idio-
Hier wird die Pharmakatherapie be- des Rückenmarks erfolgt durch den pathisch klassifiziert werden.
sprochen. Neurotransmitter Substanz P. Manche
Schmerzen sind der häufigste Grund Bahnen werden vom sog. antinozizep- Diagnostik
eines Arztbesuchs -adäquate Schmerz- torischen System über In terneurane Die Grundlagen sind eine detaillierte
therapie ist allerdings weniger verbrei- moduliert. Diese "Zwischennervenzel- Anamnese sowie körperliche Unter-
tet, und viele Patienten sind nicht aus- len" werden durch Seroton in erregt und suchung. Sie sollten eine möglichst ge-
reichend therapiert. hemmen dann durch die Freisetzung naue Vorstellung von Schmerzqualität
von Enkephalin (ein körpereigenes Opi- '
-Iokalisation, -dauer, -verlauf und -inten-
Schmerzphysiologie oid) die Substanz-P-modulierten Synap- sität vermitteln. Auch Begleitsymptome
Schmerzen werden von freien Nerven- sen und infolgedessen die Schmerz- modulierende Faktoren sowie emotio- '
endigungen, die als Sensoren wirken signalvermi ttlung. nale Folgen des Schmerzempfindens
{Nozizeptoren), aufgenommen. Deren sind wichtig. Schmerzskalen können
Zellkörper liegen im sog. Spinalgang- Klinik und Schmerzklassifikation etwas objektivieren und sind besonders
lion. An der Schmerzleitung sind Das Schmerzerleben ist sehr subjektiv zur Kontrol le des Therapiefortschritts
schnell leitende, myelinisierte A8-Fa- und kann deshalb nur vom Betroffenen hilfreich. Man verwendet- je nach
sern sowie marklose C-Fasern betei- selbst in Qualität und Intensität gerrau Patientenalter-etwa numerische Ska-
ligt. Während Erstere hitze- und druck· beschrieben werden. Besonders stärke· len (0 =kein Schmerz, I 0 = der am
empfindlich sind und zu einem gutloka- rer Schmerz ist häufig mit emotionalen schlimmsten vorstellbare Schmerz) oder
lisierbaren Schmerz führen, sprechen Folgen verbunden. Außerdem beobach- Bilddarstellungen (I Abb. 2).
C-Fasern auf chemische Reize an, wie tet man regelmäßig Stressreaktionen
siez. B. bei Gewebeschädigung ent- wie Blutdruckanstieg oder Pupillen-
Nicht nur vor Therapiebeginn, sondern
stehen, und vermitteln eine dumpfe erweiterung. auch im Behandlungsverlauf sollte regel-
Missempfindung. Beide Signalarten Eine zentrale Frage für die Beurteilung mäßig eine Schmerzmessung erfolgen
können durch Prostaglandine- die etwa eines Schmerzpatienten ist die Unter- und die Therapie gegebenenfalls ange-
nach Trauma oder bei Infektion ver- scheidung zwischen akutem und chro- passt werden - Fehleinschätzung durch
den behandelnden Arzt ist Ursache Num-
mehrt gebildet werden und die Depo- nischem Schmerz. Tritt ein Schmerz mer 1 für unzureichende Therapie!
la risationsschwelle der Schmerz· kurzzeitig auf, etwa in engem Zusam·
rezeptorensensibler Nervenzellen menhang zu einem Trauma, spricht
Therapie
Gyrus postcentralis
Therapieprinzipien
Noch einmal an die Physiologie zurück-
denkend, werden folgende Möglich-
keiten der Beeinflussung der Schmerz-
empfindung verständlich: Ausschal-
tung der Schmerzursache sollte
wenn möglich immer Therapie der
Wahl sein. Ist dieser Schritt nicht rea-
lisierbar oder unzureichend, stehen
folgende medikamentöse Optionen zur
Verfügung:
ö Analgesie (RM)
Tetrazyklln
vorhandene Endorganschäden in etwa bis 28. SSW)
Knochenablagerung, Zahnverfärbu ng
denen bei Präeklampsie. Erste Wahl zur Antiasthmatika ß2-Agonisten, Glukokortikoide
Amino- Nieren- und Hörschaden
Langzeittherapie ist a -Methyldopa, in halativ
glykosid
Gesichtsfehlbildung hydralazin gegeben werden. Zur Akut- I Tab. 3: Empfohlene Arzneimitteltherapie in der
Valproin- Spina bifida, therapie eignen sich Nifedipin, Ura- Schwange rsc haft.
säure Gesichtsfehlbildung dipil oder Dihydralazin.
Carba- Neuralrohrdefekt, kation und Lungenembolie die häufigste
mazepin Gesic htsfehlbildung Tiefe Venenthrombose und Lungen- mütterliche Todesursache in der west-
Lithium Herzfehlbildung embolie lichen Welt. Genetische Belastung wie
Cumarin Nasen- und Augenfehlbildung, Ein hyperkoagu lativer Zustand [Überak· Faktor-V-Leiden wirkt potenzierend.
verkürzte Gliedmaßen tivierung des Gerinnungssystems) findet Eine tiefe Venenthrombose sollte bei
NSAID Vorzeitiger Versc hluss des Ductus sich typischerweise während der Schwangeren mit Heparin behandelt
Botalli, Nierenschädigung
Schwangerschaft. Eine tiefe Venen- werden, Cumarinderivate sind nur be-
I Ta b. 2: Pharm aka mit embryo-oder thrombose ist eine häufi ge Kompli- dingt einsetzbar.
fetetoxische m Potential
Altersbedingte Veränderu ngen Neu auftretende Symptome werden oft falsch als neue Erkran-
kung oder physiologische Alterung interpretiert - Antipsychotika
Pharmakologisch spielen Veränderungen in der Wechsel- z. B. können zu Parkinsan-ähnlichen Symptomen führen.
wirkung zwischen Patient und Wirkstoff, also von Pharma-
kakinetik (Wirkung des Organismus auf ein Pharmakon,
S. 8) und in der Pharmakadynamik (Wirkung eines Pharma- Autonomes Nervensystem
kons auf den Organismus, S. 4) eine entscheidende Rolle. Altersbedingte Veränderungen des autonomen Nervensys-
Beide Parameter sind eng mit verschiedenen Organfunktio- tems sind vielgestaltig und können ebenfalls veränderte
nen - etwa der Zielorgane - verbunden, die einem Alterungs- Arzneimittelwirkungen und -nebenwirkungen verursachen.
prozess unterliegen. So sind allgemein autonome Reflexmechanismen red uziert,
z. B. ist der Barereflex (Teil der autonomen Blutdruckregu-
Pharmakakinetik lation) eingeschränkt. Das kann zu orthostatischer Hypotonie
Renale Clearance führen, die bei älteren Menschen vermehrt auftritt und z. B.
Verminderung der Nierenfunktion und der renalen Clearance durch ein Diuretikum noch verstärkt werden kann. Ebenso
ist di e häufigste altersassoziierte pharmakakinetische Verän- können Arzneistoffe, die den Sympathikus blockieren - etwa
derung. Primär durch glomeruläre Filtration ausgeschiedene "typische" Neuroleptika oder trizyklische Antidepressiva-,
Arzneimittel wie z. B. Digoxin oder Aminoglykoside werden orthostatische Regulationsstörungen auslösen. Patienten sind
vermindert eliminiert. durch diese Nebenwirkung einer erhöhten Sturzgefahr mit
dem Risiko einer Hüftgelenkfraktur ausgesetzt. Anticholin-
erge Wirkstoffe scheinen nicht nur orthostatische Blutdruck-
Die Dosierung renal ausgeschiedener Arzneimittel muss unbe- veränderungen zu unterstützen, sondern können auch
dingt der Nierenfunktion angepasst werden. Dazu sollte die
kognitive Einschränkungen verursachen. Es ist unklar, wie
Kreatininclearance bestimmt werden.
altersabhängige Veränderungen des autonomen Nerven-
systems zu einer arzneimittelbedingten Verlängerung des OT-
Biotransformation lntervalls im EKG füh ren und so mit verstärktem proarrhyth-
Quantitativ am bedeutendsten ist die Biotransformation mischen Effekt verschiedener Arzneistoffe in Verbindung
(Stoffwechselvorgang, um nicht ausscheidbare Stoffe in stehen. Jedenfalls gibt es einen klaren Zusammenhang zwi-
ausscheidbare umzuwandeln) in der Leber, gefolgt von schen Alter und entsprechenden Veränderungen der Herz-
Gastrointestinaltrakt, Nieren, Lunge und Haut. Bekanntlich aktivität, z. B. durch Neuroleptika.
unterscheidet man Phase 1und I! (S. 8) . Reaktionen der
ersten Phase werden primär von Enzymen des Cytochrom- Kardiovaskuläre Funktion
P-450-Systems katalysiert, zu deren wichtigen Vertretern u. a. Die Herzfrequ enz ist im Alter im Allgemeinen vermindert. Da
CYP3A gehört. Dessen Aktivität kann im Alter etwa um bis das Schlagvolumen des linken Ventrikels zunächst meist ver-
zu 40 %reduziert werden, so dass Substrate wie die Benzo- größert ist, bleibt das Herzzeitvolumen anfangs etwa gleich.
diazepine Midazolam oder Triazolam langsamer abgebaut Die diastolische Relaxation ist verlangsamt. Ab einem bestimm-
werden und der Empfänger über längere Zeit höheren Arznei - ten Grad der Einsc hränkung der diastolischen Relaxation ent-
mittelkonzentrationen ausgesetzt ist. Als klinische Konse- wickeln Patienten jedoch Symptome einer Herzinsuffizienz.
quenz können bei al ten Menschen stärkere Nebenwirkungen Die ß-Adrenozeptor-Funktion ist im Alter verändert: Reflek-
auftreten. Im Fall einer Benzodiazepintherapie kann etwa die tori sch oder durch pharmakologische Stimulation kann die
stärkere Sedierung zu einem erhöhten Risiko für Hüftgelenk- Herzfrequenz nur vermindert gesteigert werden. Umgekehrt
frakturen führen. Weitere CYP-Vertreter scheinen mit steigen- führen aber ß-Blocker eher zu einer Bradykardie. Im Lauf des
Interdisziplinäre Pharmakatherapie
86 I 87
Lebens werden aufgrund unterschied- t Theophyllin wirkt stärker neuro· und Alter vermindert sein. Eine Substanz
licher Ursachen Gefäßwände steifer und kardiatoxisch als in jüngeren Vergleichs· muss eindeutig indiziert, nicht pharma·
weniger dehnbar. So steigt der systoli- gruppen kalogisehe Therapiemöglichkeiten müs·
sche Blutdruck überdimensional zum t Extrapyramidalmotorische Symptome sen ausgeschöpft sein.
diastolischen, was zu einer Erhöhung und tardive Dyskinesien durch "typi- t Bei älteren Menschen ist es noch ent·
des Pulsdrucks (rechnerisch die Diffe- sche" Neuroleptika sind stärker aus- scheidender, vor der Verordnung eines
renz aus systolischem und diastolischem geprägt Arzneistoffs ein gutes Bild der wichtigs-
Wert) führt. t Anticholinergika führen häufiger ten Organfunktionen zu haben, um den
Diese Veränderungen haben verschie- zu Verwirrtheil und Gedächtnisstö· geeigneten Wirkstoff in angepasster Do-
dene pharmakologische Konsequenzen: rungen sis zu verschreiben.
Ältere Menschen reagieren besonders t NSAID scheinen gehäuft zu Magen- t Eine bestehende Medikamentenliste
empfindlich auf Sc hleifendiuretika - ulzera zu führen. muss nach möglichen Interaktionen
orthostatische Hypotonie bis Beeinträch- t lsoniazid-induzierte Leberschädigung mit einem neuen Wirkstoff überprüft
tigung der Nierenfunktion können Fol· tritt häufiger auf werden.
gen intravasalen Volumenmangels sein. t Patienten sollten sorgsam über die
ß-Blocker in der Therapie von Bluthoch- Theorie und Praxi s Einnahmeverordnung sowie mögliche
druck scheinen bei älteren Menschen Nebenwirkungen aufgeklärt werden.
weniger effektiv. Dennoch ist diese Nachdem die vielfältigen (physio- t Wirkungen und Nebenwirkungen von
Substanzklasse nach Herzinfarkt und logischen) Veränderungen und die Arzneimitteln müssen sehr eng über·
bei Herzinsuffizienz offenbar unver- damit verbundenen Schwierigkeiten wacht werden, und jedes neue Sym-
ändert mortalitätssenkend wirksam. bei der medikamentösen Behandlung ptom muss im Therapieverlauf als mög·
a-Rezeptor-Blocker- etwa zur Therapie älterer Menschen dargestellt wur· liehe Nebenwirkung untersucht wer-
von Harnverhalt bei benigner Prostata- den, sollte man in der Praxis der den.
hyperplasie - führen zu einer stärkeren Arzneimittelverordnung unbedingt
Hypotonie als bei Jüngeren, weil bei bedenken:
älteren Patienten eine geringere ß-Re- Fehlerhafte Arzneimitteltherapie kann
zeptor-vermittelte Reflextachykardie t Das Verhältnis von Nutzen zu Risiko besonders im Alter Mortalität und Morbi-
dität betrAchtlieh erhöhen!
auftritt. Kalziumkanalblocker sind in der bzw. der therapeutische Index kann im
Regel bei älteren Menschen mit Blut-
hochdruck gut wirksam, ACE-Inhibito-
ren aufgrund des im Alter verminderten
Renirrspiegels hingegen weniger.
Zusammenfassung
Nierenfunktion
Nicht nur die Pharmakakinetik (s.o. ), X Bei geriatrischen Patienten ("jung alt"<!: 65, "alt"<!: 75, "alt alt" <!: 85 Jahre)
sondern auch die Pharmakadynamik sind verschiedene pharmakologische Besonderheiten zu beachten;
verschiedener Wirkstoffe ändert sich mehrere medikamentös behandlungsbedürftige Erkrankungen und das
durch die morphologische und funktio-
gleichzeitig wachsende Nebenwirkungsrisiko stellen oft schwierige
nelle Alterung der Nieren. NSA!D füh-
ren häufiger zu Natriumretention oder Therapiefragen.
Hyperkaliämie, ACE-Inhibitor-Therapie X Pharmakadynamik und Pharmakakinetik verändern sich im Alter,
ist ebenfalls öfter mit erhöhten Kalium - Differenzen in renaler Clearance, Biotransformation und Funktion des
werten verbunden. Besonders durch
Thiaziddiuretika bedingte Hyponatri· Nerven- oder kardiavaskulären Systems erfordern Dosis- und/oder
ämie ist eine weitere Elektrolytstörung, Wirkstoffanpassung.
die bei Patien ten mit berei ts gealterter X Auch das Nebenwirkungsprofil bzw. -risiko verschiedener Arzneimittel
Niere relativ oft auftritt.
verändert sich mit dem Alter und sollte bei der Substanzwahl bedacht
werden. Es kann gar zu altersspezifischen Kontraindikationen f-ühren.
Toxizitätsrisikoanstieg in aus- X Im Alltag der medikamentösen Behandlung geriatrischer Patienten sollten
gewählten Substanzgruppen
grundsätzlich nichtmedikamentöse Alternativen verstärkt geprüft werden,
Für manche Substanzgruppen bedeutet
erhöhtes Alter ein besonderes Toxizitäts· die Substanzauswahl den individuellen Organfunktionen und an bereits
risiko. Zugrunde liegend e Mechanismen bestehende Therapien angepasst und im Behandlungsverlauf neu auftre-
sind häufig nicht ge nau bekannt. Zu den tende Symptome eng überwacht werden.
Beispielen zählen:
Fallbeispiele
Ihre erste Patientin heute ist eine 32-jährige Frau. Außer diesen Angaben zu Geschlecht und Alter entdecken Sie noch ein rotes Ausrufe-
zeichen neben "Blutdruck" auf dem sonst weißen Aufnahmebogen. Sie erkennen, dass eine ausführliche Anamnese notwendig ist, um
etwas für Ihre Patientin tun zu können. Sie bitten Frau ß_ in Ihren Untersuchungsraum .
Allgemeine Fragen
Frage I: Sie haben die Vermutung, rot bedeute t hoch, und rechnen mit einem erhöhten Blutdruck. Welche Fragen sollten Sie Ihrer
Patientin unbedingt stellen?
Frage 2: Nachdem Sie das Gefü hl haben, eine gute Anamnese erhoben zu haben, beginnen Sie mit der Untersuch ung. Welchen Berei-
chen sollten Sie besonderes Augenmerk schenken?
Frage 3: Im Anschluss greifen Sie zum Blutdruckmessgerät Bis zu welchen Werten können Sie Fra u B. beruhigt nach Hause sch icken,
und wann sollte sie therapiert und zur Kontrolle wieder bei Ihnen vorstellig werden?
Frage 4: Jetzt kommen Ihne n doch Zwei fel, ob Ihre anamneslischen Informationen wirklich vollständig sind. Sie entschließen sich, zur
Risikostratifizierung Ihrer Patientin zusätzlich Laborwerte zu senden. Welche Parameter sollten Sie auf dem Bestellschein ankreuzen?
Frau B. berichtet, dass sie vor 4 Wochen Frau B. erzählt Ihnen, dass sie sich seit Frau B. berichtet, seit ihrem 20. Lebens-
wegen persistierendem Kopfschmerz, den ihrem 12. Lebensjahr Insulin spritzen jahr hohen Blutdruck zu haben, zumin-
sie "bei ihrem stressigen Job momentan müsse. Eigentlich komme sie gut damit dest habe sie das bei jedem Besuch vom
gar nicht brauchen kann", ihren Hausarzt zurecht. Allerdings sei ihr Hausarzt bei Hausarzt gehört. Der habe ihr damals
aufgesucht habe. Bei dieser Gelegenheit den letzten Kontrolluntersuchungen eine Pille verschrieben. Da sie allerdings
sei ein erhöhter Blutdruck gemessen wor- nicht ganz zufrieden gewesen, weil der nie Symptome gehabt und sie sich mit
den. Da dieser Befund neu war und sie Blutdruck immer etwas zu hoch gewesen ihrem Blutdruckmedikament- besonders
außerdem auf dem Weg zur Praxis kurzes sei. Auch im Urin habe ihn irgendetwas wenn sie ihrer Ueblingsbeschäftigung
Herzrasen hatte, habe ihr Hausarzt ihr ge- gestört. Ihre Blutdruckmessung hat Sport nachgegangen sei - schlapp gefühlt,
raten, sich bei einem Kardiologen vorzu- 140/ 90 mmHg ergeben. Bei der Unter- die Therapie also ihr Befinden verschlech·
stellen. Sie als Expertin oder Experte sind suchung erscheint Ihre Patientin leicht tert habe, habe sie keinen Grund gese·
in dieser Situation jetzt also gefragt! Ihre übergewichtig, sonst entdecken Sie keine hen, die Tablette weiterhin regelmäßig
Blutdruckmessung ergibt 145/ 90 mmHg. Auffälligkeiten. Während Sie überlegen, einzunehmen. Als ihr SchWiegervater
Frau B. erzählt Ihnen, dass ihr Herz seit- wie Sie wohl am besten vorgehen sollten, allerdings letzte Woche einen Herzinfarkt
her nicht mehr so schnell geschlagen kommt die Schwester und übergibt Ihnen hatte und der Arzt in der Notaufnahme
habe und auch ihr Kopfschmerz seit ein die angeforderten Laborwerte: wieder ein gesagt habe: .Kein Wunder, bei dem
paar Tagen besser sei. Sie meint, "das rotes Ausrufezeichen: Kreatinin von I ,7. hohen Druck war das ja nur eine Frage
liegt vielleicht am Wetter, an dem Aspi- der Zeit", habe sie doch etwas Panik
rin, das ich damals genommen habe oder Frage 8: Wie sollten Sie vorgehen? bekommen und möchte jetzt von Ihnen
an der besseren Laune des Chefs". Braucht Ihre Patientin eine Therapie, als Expertln oder Experten das richtige
etwa ein Arzneimittel? Medikament.
Frage 5: Aktuell besteht also keine Frage 9: Angenommen, ein Pharmakon
Symptomatik, dennoch hat Frau B. nun ist in dieser Situation adäquat - welches Frage 11: Welcher Wirkstoff könnte
bei zwei zeitlich getrennten Messungen sollte Ihre erste Wahl sein? Frau B. so müde gemacht haben?
erhöhten Blutdruck und leidet möglicher- Frage I 0: Was sollte Ihr Therapieziel Frage 12: Was sollten Sie aufgrund des
weise unter arterieller Hypertonie. sein, und wie könnten Sie bei Erfolglosig- jungen Erkrankungsalters Ihrer Pat!entln
Wie gehen Sie vor? Was sollte der erste keit Ihre Therapie eskalieren? erwägen? Welche weiteren Hinweise
Behandlungsschritt sein? könnten Sie bekommen?
Frage 6: Wie sollten Sie weiter verfah- Frage 13: Sie messen den Blutdruck
ren? Welche Möglichkeiten der Behand- Ihrer Patlentln: 150/90 mmHg. Wie soll·
lungseskalation haben Sie? ten Sie ihre Therapie beginnen?
Frage 7: Als sich Frau B. zur Kontroll- Frage 14: Als sich Frau B. verabschiedet
untersuchung vorstellt, messen Sie und nach ihrer Handtasche greift, fällt
135/ 85 mmHg. Ihre Patientin ist sicht- ein Asthmaspray heraus. Sie schauen ver-
lich verändert. Ihr BMI liegt aufgrund wundert - haben Sie etwa doch etwas in
der regelmäßigen Bewegung beinahe Ihrer Anamnese übersehen? Ihre Patien-
im Zielbereich, und sie versichert Ihnen tln berichtet, dass sie seit Ihrer Kindheit
glaubhaft, auch Ihre anderen Anwei- unter Asthma leide, das Spray aber
sungen befolgt zu haben. Dennoch ist ihr eigentlich nur bei ihrem täglichen Sport
Druck nach wie vor erhöht, wenn auch brauche, der ihr allerdings in letzter Zelt
nach Defini tion nur noch hoch normal - durch häufiges Husten etwas erschwert
was tun Sie? sei. Wollen Sie Ihre Verschreibung noch·
mals Uberdenken?
Fall 1: Hoher Blutdruck
90 I 91
Antwort 5: Auf jeden Fall sollten Sie sich Antwort 8: Da Bluthochdruck für diabe· Antwort 11: Ein ß-Blocker könnte Frau
mit Ihrer Patientin über Bluthochdruck tische Patienten ein sehr hohes Risiko Bs. Zustand bedingt haben. Da diese
unterhalten und versuchen, Pathophysio- für kardiavaskuläre Komplikationen ist, Wirkstoffklasse Herzfrequenz und HZV
logie und Bedeutung der Erkrankung zu sollten sie ab einem Blutdruck von begrenzt, empfinden viele Patienten eine
erläutern. So kann sie Ihren Rat zu Allge- 140/ 90 mmHg sofort auch pharmakolo- Leistungsminderung. Bei sportlich akti-
meinmaßnahmen, die bei Bluthochdruck gisch behandelt werden. Allgemein- ven Personen sollten deshalb lieber an·
ohne Risikofaktoren erster Schritt sind, maßnahmen erlauben möglicherweise dere Substanzen verwendet werden.
besser nachvollziehen. Konkret könnten im Verlauf eine Dosisreduktion. Grundsätzlich können allerdings alle blut-
Sie vorsichtig vorschlagen, das Fahrrad Antwort 9: Der erhöhte Kreatininwert drucksenkenden Arzneimittel zu Müdig-
ins Büro zu nehmen und am Wochen- weist auf eine beginnende Nephropathie keit führen.
ende eine Runde zu walken mit dem Ziel, hin und es ist gut möglich, dass den Antwort 12: Eine sekundäre arterielle
sich langlristig fünfmal pro Woche zu be- Hausarzt Protein im Urin gestört hat. Hypertonie und eine konsekutive Dia·
wegen. Dann wird sich wohl ein leicht Allgemein ist oft ein Thiazid das Antihy· gnostik - etwa auf der Suche nach reno-
erhöhter BMI von ganz allein normalisie- pertensivum der ersten Wahl bei Thera- vaskulärer Ursache- sollte aufgrund des
ren. Zusätzlich raten Sie, auf die Ernäh- piebeginn, außer es besteht - wie in frühen Erkrankungsalters und schlechter
rung zu achten, etwa wenig Salz zu unserem Fall - eine spezifische Indikation Therapieansprache erwogen werden.
verwenden und nur ein Glas Wein pro für einen anderen Wirkstoff: Frau B. hat Weiter verdächtig wären Normalgewicht
Tag zu trinken. Ganz wichtig ist es zu be- Befunde eines beginnenden Nierenlei- oder eine negative Familienanamnese für
tonen, dass bei gewissenhafter Befolgung dens und sollte deshalb initial mit einem Bluthochdruck.
dieser Anweisungen Frau B. bei ihrem nephroprotektiven ACE-Inhibitor [bei Antwort 13: Da ein Pharmakon den
nur leicht erhöhten Blutdruck möglicher- Kontraindikation AT 1-Rezeptor-Blocker) Druck Ihrer Patlentln offensichtlich nicht
weise eine medikamentöse Therapie behandelt werden. kontrollleren konnte, sollten Sie eine
erspart bleiben kann. Antwort 10: Diabetiker gelten als Risiko- Therapie mit zwei Substanzen erwägen.
Antwort 6: Sie vereinbaren eine Wieder- patienten, und so sollte- wie auch bei Geeignet sind etwa ein Thiazid (eine
vorstellung in 6 Monaten und wollen anderen gefährdeten Gruppen - ein Kombination sollte wenn möglich immer
dann, nachdem Frau B. sich - wie sie Druck< 130/ 80 mmHg angestrebt ein Diuretikum enthalten) plus ein ACE·
verspricht - ein halbes Jahr eisern an werden. Erreicht man das mit einem Inhibitor.
Ihre Ratschläge gehalten hat, über die Pharmakon nicht, wirkt ein Thiazid gut Antwort 14: Auch wenn Ihre Pattentin
Notwendigkelt einer pharmakologischen in Zweierkombination und wäre bei wirklich mit einem ß·Biocker behandelt
Therapie entscheiden. unserer Patientin, die keine bekannte worden ist und keine Komplikation Wie
Antwort 7: Da Frau B. keine bekannten Herzerkrankung oder Kontraindikationen Bronchospasmus erlebt hat, sollte diese
Risikofaktoren hat, ist das Therapieziel hat, eine geeignete Wahl. Wirkstoffklasse bei Asthmatikern mög·
ein Druck < 140/ 90 mmHg. Den hat liehst vermieden werden. Die häufigste
sie durch Allgemeinmaßnahmen erreicht. Nebenwirkung von ACE-Inhibitoren ist
Ein weiterer Kontrolltermin kann den· Husten - also ebenfalls nicht erste Wahl
noch sinnvoll sein. bei Atemwegserkrankungen. Gute Alter-
native in dieser Patientengruppe sind
AT 1·Rezeptor-Antagonisten oder auch eln
Ca2··Antagonist etwa in Kombination mit
Fall 2: Chronischer Husten
Als Sie sich dem Behandlungsraum nähern , hören Sie bereits auf dem Gang Ihren hustenden Patienten. Ein Blick auf das Aufnahmeblatt
verrät Ihnen, dass Herr H. 3 I Jahre alt ist.
All gemei ne Fragen
Frage I: Sie beginnen Ihre Anamnese. Welche Fragen sollten Sie unbedingt stellen?
Frage 2: Ihr Patient erzählt Ihnen, dass er seit mehreren Wochen, mindestens seit 2 Monaren huste. Es handelt sich also um chroni·
sehen Husten. Sollten Sie außer einer körperlichen Untersuchung auch noch eine apparative Diagnostik einleiten?
Herr H. berichtet, dass er manchmal Herr H. berichtet, dass es ihm abgesehen Herr H. erzählt Ihnen, dass sein Husten
morgens aufwache und so stark husten von seinem Husten eigentlich gesundheit- angefangen habe, kurz nachdem ihm sein
müsse, dass er nur im Sitzen genügend lich gut gehe. Sein stressiger Job halte Hausarzt bei einer Routineuntersuchung
Luft bekomme. Anfangs waren die Be- seine Nächte kurz, aber seit er so häufig erklärt habe, sein Blutdruck sei erneut zu
schwerden nicht so stark. Das erste Mal husten müsse, könne er sowieso nicht hoch und unbedingt behandlungsbedürf-
Atemnot habe er erlebt, als er am Weih· gut schlafen. Außerdem empfinde er tlg. Davor habe er nie Husten gehabt,
nachtstag vor dem Festessen eine Runde manchmal ein brennendes Gefühl in der seine einzige Zigarette mit 13 geraucht
joggen wollte. Besonders die kalte Luft Brustmitte, das teilweise sogar seine und fühle sich sonst eigentlich gesund.
sei so unangenehm gewesen, dass aus Kehle hochziehe und ihn immer wieder Nur der Husten störe ihn, und .wer
dem guten Vorsatz nichts geworden sei. nachts aufwecke. Zudem sei ihm schon weiß, ob da nicht der Hausarzt seine
Als der Husten nicht besser wurde, habe häufig- besonders, wenn er abends end- Hand im Spiel hat, seit der behandelt,
Herr H. nach den Feiertagen seinen Haus- lich im Bett liege- ein saurer Geschmack geht es schlechter als davor". In der
arzt aufgesucht. Der habe die Symptome unangenehm gewesen. Familie sei Husten völlig unbekannt. Jetzt
sofort einem Schnupfen zugeschrieben, ist es an Ihnen, die Beschwerden von
den "ja zur kalten Weihnachtszeit jeder Frage 7: Haben Sie eine Vermutung? Herrn H. zu lindern, der offensichtlich
mal hat", und ein Medikament verord- Wie würden Sie weiter vorgehen? nach der Enttäuschung über seinen Allge-
net, das jedoch überhaupt keine Wirkung Frage 8: Angenommen, Ihre Verdachts- meinarzt alle Hoffnung auf Sie setzt.
zeigte. Herr H. habe dann versucht, so diagnose trifft zu: Wie sieht eine adäquate
gut wie möglich mit seinen Symptomen medikamentöse Therapie aus? Frage 10: Wo sollten Sie nach dieser Ge-
zu leben, aber seit er seine Atemnot letz- Frage 9: Welchen Rat sollten Sie Ihrem schichte als Erstes noch mal nachfragen?
te Woche zum ersten Mal als beängsti· Patienten noch geben? Welche Informationen könnten Ihren
gend empfunden und seine Freundin sich Verdacht erhärten?
über seine morgendlichen Anfälle beklagt Frage I 1: Angenommen, Herr H. berich-
habe und zudem behaupte, sein Atem tet Ihnen, er nehme nur ein einziges
klinge immer pfeifender, habe er sich Mittel, auf dessen Schachtel Xanef®
doch entschlossen, Sie als Expertirr oder stehe. Was raten Sie ihm als effektivste
Experten um Rat zu fragen. Therapie, wann kann er - wenn Ihr Ver·
dacht stimmt und sein Blutdruckmittel
Frage 3: Der Hausarzt hat praktisch schuld an seinem Husten ist - mit der
Häufiges für häufig gehalten, denn ein Wirkung rechnen?
vorangegangener Schnupfen ist wirklich Frage 12: Herr H. ist ganz aufgeregt über
häufigste Ursache für einen chronischen Ihren Vorschlag: Seinem Hausarzt habe
Husten. Sie haben jetzt mehrere Möglich- er ja zu Recht nicht ganz getraut Aber
keiten: Entweder Sie folgen dem Beispiel immerhin habe der ihm doch eindrück-
des Hausarztes und beginnen eine Be- Fragen sollten Sie noch mal gezielt lich die Gefahren geschildert, mit denen
handlung, basierend auf den Symptomen, stellen, um dies sicher beantworten zu er zu rechnen habe, wenn er weiterhin
der wahrscheinlichsten Ursache und dem können? mit seinem hohen Blutdruck durchs
Röntgen-Thorax, oder Sie leiten weitere Frage 5: Sie haben jetzt also den Erkran- Leben laufe. Und auf ein Herzproblem
diagnostische Schritte ein. Da Option I kungsgrad richtig ermittelt. Müssen Sie oder einen Hirninfarkt habe er keine
Ihrem Patienten möglicherweise schnel- Ihre Therapie modifizieren oder ergän· Lust- dann doch lieber Husten! Welche
ler Linderung verschafft, entscheiden Sie zen? Sollten Sie Ihrem Patienten neben Lösung sollten Sie Ihrem Patienten an-
sich dafür. Was ist eine geeignete Pharma- den Medikamenten noch zu weiteren bieten?
katherapieoption für Ihren Behandlungs- Therapiemaßnahmen raten? Frage 13: Welche Substanzklasse könnte
versuch? Frage 6: Bei welcher Altersgruppe wäre in Szenario I zur Symptomauslösung ge-
Frage 4: Nach einer Woche kommt Ihr vielleicht auch der Hausarzt gleich auf führt halben?
Patient sichtlich erleichtert zum Kontroll- die richtige Spur gekommen? Würden
termin und berichtet, dass Ihr Medika- Sie die gleiche Erkrankungsform erwar·
ment Wunder wirke. Ihre Diagnose ten? Können Sie in dieser Patienten·
scheint also bestätigt. Aber ist Ihr Patient gruppe Ihre Therapie in gleicher Weise
wirklich ausreichend therapiert? Welche beginnen?
Fall 2: Chronischer Husten
92 193
Antwort 3: Pfeifendes Atemgeräusch, Antwort 7: Herr H. beschreibt die Antwort I 0: Die Bluthochdrucktherapie
Husten und Dyspnoe bilden die klassi- klassischen Symptome einer gastro- sollten Sie noch mal genauerunter die
sche Asthma-Symptomtrias. Auch eine ösophagealen Refluxerkrankung, die Lupe nehmen! Welche Medikamente hat
Beschwerdeverstärkung morgens und immerhin die dritthäufigste Ursache der Hausarzt verschrieben? Wie lange
durch kalte Luft passt zu dieser Arbeits- chronischen Hustens ist. Auch hier gilt: danach trat der Husten auf? Sicher nicht
diagnose, die auch statistisch -Asthma Wenn sich Ihre Verdachtsdiagnose durch davor? All das sind Fragen, die Sie inter·
ist der zweithäufigste Grund für chroni- Ansprechen auf eine adäquate Therapie essieren sollten. Bis zu 15%aller Patien-
schen Husten- unterstützt wird. Der bestätigt, ist keine weitere Diagnostik ten entwickeln nämlich unter Therapie
Röntgen-Thorax ist relativ unauffällig. nötig. mit einem ACE-Inhibitor Husten, meist
Sie wählen also einen Bronchodilatator, Antwort 8: Zur Verfügung stehen innerhalb der 1. Woche nach Therapie-
um Diagnostik und Therapie hoffentlich säurevermindernde Wirkstoffe wie ein beginn. Da diese Substanzklasse zum
gleich erfolgreich zu verknüpfen. Sie ver- H2·Antagonist, z. B. Ranitidin, oder - bei Therapiestart eines hohen Blutdrucks
ordnen ihrem Patienten einen Salbuta- stärkeren Symptomen - ein Protonen- durchaus infrage kommt, wäre hier eine
mol-Nebulizer -einen kurz wirksamen pumpeninhibitor, etwa Omeprazol, der positive Anamnese eine heiße Spur.
ß2-Agonisten- und erklären Ihm, dass er Im Fall von Herrn H. vertretbar wäre. Antwort 11: Der effektivste Weg ACE·
ihn bei auftretenden Symptomen anwen- Antwort 9: Verschiedene Ernährungs- Inhibitor-bedingten Husten zu therapie-
den soll, und vereinbaren eine Wieder· regeln können Refluxsymptome redu- ren, ist das Medikament abzusetzen. In
vorstellung in I Woche. zieren: So sollte Herr H. z. B. auf hohen der Regel ist mit einer Besserung Inner-
Antwort 4: Eine adäquate Asthmathera- Kaffee- oder Alkoholkonsum verzichten - halb von ein bis vier Tagen zu rechnen.
pie erfolgt nach einem am Krankheitsgrad beides induziert Magensäureproduk- Allerdings setzt häufig bei einer späteren
orientierten Stufenschema. Um den tion -,vor dem Schlafengehen keine Therapiewiederaufnahme auch der Hus-
Erkrankungsgrad richtig zu beurteilen, großen Mahlzeiten zu sich nehmen und ten wieder ein.
müssen Symptomfrequenz und Lungen- seinen Kopf nachts erhöht lagern. Antwort 12: Um eine medikamentöse
funktion beachtet werden. Herr H. blutdrucksenkende Therapie so unverän-
berichtet, dass er sein Spray etwa jeden dert wie möglich weiterzuführen, eignet
2. Tag und in der letzten Woche einmal sich in diesem Fall ein AT1-Rezeptorblo·
nachts eingesetzt hat. Eine Spirometrie cker. Sartane sind ACE-Inhibitoren sehr
ergibt eine Einsekundenkapazität von ähnlich in ihrem Wirkungsmechanismus,
genau 80%. Ihr Patient hat also leicht interferieren allerdings nicht mit dem
persistierendes Asthma der Stufe 2. Abbau von Bradykinin, das in erhöhter
Antwort 5: Ab Stufe 2 sollte jeder Konzentration wohl Husten bedingt.
Asthmapatient zusätzlich zur Bedarfs- Antwort 13: Asthmatischer Husten
medikation eine antientzündliche Dauer- kann durch den Beginn einer ß-Blocker-
therapie mit einem Controllermedika· Therapie ausgelöst oder verschlimmert
ment erhalten. Möglich ist ein inhalatives werden, deshalb ist diese Wirkstoffklasse
Glukokortikoid oder ein Leukotrienre- bei Asthmatikern zu vermeiden.
zeptorantagonist oral. Neben der medika-
mentösen Therapie ist das Meiden von und Ursache Nummer I für andauernden
fördernden Faktoren entscheidend . Auch Husten. Allerdings findet man bei Kin-
wenn bei unserem Patienten keine Aller- dern häufiger allergische Asthmaformen
gie offensichtlich ist, können Faktoren als bei Neuerkrankung im Erwachsenen-
wie kalte Luft oder Stress ebenfalls Er· alter. Begteilerkrankungen wie Neuro·
krankungsspitzen auslösen. Zum Ver- dermitis oder eine positive Familien-
ständnis der Erkrankung und zu nötigen anamnese können wichtige Hinweise
Therapiemaßnahmen ist eine Patienten- sein. Auch bei Kindern kann ein diagnos-
schulung sinnvoll. tisch-therapeutischer Beginn mit einem
Antwort 6: Asthma ist die häufigste kurz wirksamen bronchial erweiternden
chronische Erkrankung im Kindesalter Wirkstoff erfolgen.
Fall 3: Erschöpfung
Als Frau E. den Behand lungsraum betritt, ve rgessen Sie beinahe, dass heute Freitag ist, das Wochenende vor der Tür steht und Sie den
ganzen Tag lächelnd durch die Station gelaufen sind - einen so erschöpften Ei nd ruck macht Ihre Patientin . Sie bitten sie, Platz zu neh-
me n, und beginnen Ihre Anamnese.
Ihre Patientin erzähl t Ihnen, dass sie seit längerer Zeit eine graduell stärker werdende Müdigkei t und Erschöpfung empfinde, so dass
bereits dieser Arztbesuch eine große Anstrengung erford ert habe.
Allgemeine Fragen
Frage I: Welche Fragen sollten Sie unbedingt stellen?
Frage 2: Frau E. erzählt, dass sie seit längerer Zeit eine graduell stärke r werdende Müdigkei t und Erschöpfung empfinde, so dass bereits
dieser Arztbesuch eine große Anstrengung erforde re. Wollen Sie außer einer körperlichen Untersuch ung noch weitere Diagnostik einlei-
ten? Worauf sollten Sie bei Ihrer Un ters uchung achten?
Frau E. berichtet von einer unglaublichen Frau E. erzählt Ihnen mit verzweifeltem, Hinter Frau E. betritt ihr Ehemann das
Antriebslosigkeit in den letzten Monaten; leidvollem Gesichtsausdruck, dass sie Zimmer. Er berichtet, dass seine Frau in
sie könne sich auf nichts konzentrieren überhaupt nicht verstehe, was mit ihr los letzter Zeit häufig wichtige Dinge ver-
und habe - obwohl sie nicht mehr als sei. In ihrem großen Bekanntenkreis sei gesse. Das gehe schon eine ganze Weile
gewöhnlich gegessen hat- einige Kilo an sie immer die treibende Kraft mit end· so, aber in den letzten Wochen hätten
Gewicht zugenommen. Ihr sei dauernd loser Ideenvielfalt für Abend- und Wo· sich die Vorfälle gehäuft. Vor 2 Tagen
kalt, und der Hausarzt habe schon häufig chenendplanung gewesen, aber seit ein habe sie sogar seinen 75. Geburtstag ver-
einen sehr niedrigen Puls gemessen. paar Monaten interessiere sie das alles gessen. Wenn man sie auf diese Defizite
überhaupt nicht mehr. Tagsüber sei sie aufmerksam mache, bekomme sie immer
Frage 3: Was ist Ihre Verdachtsdiagnose? oft sehr müde- morgens häufig so sehr, einen depressiven Gesichtsausdruck - so
Welchen Laborparameter erwarten Sie dass sie nicht zur Arbeit gehen könne, wie heute; häufig habe er aber auch den
mit besonderer Spannung? Wie sollten und wenn sie dann abends im Bett liege, Eindruck, dass ihr ihr eigenes Verhalten
Sie weiter vorgehen? könne sie nicht einschlafen. Früher sei sie gleichgültig sei.
Frage 4: Jetzt holt Frau E. ein kleines eine richtige Feinschmeckerio gewesen,
Döschen aus ihrer Tasche, das mit Jodid® aber selbst wenn sie jetzt an ihrem Frage 10: Haben Sie eine Vermutung?
beschriftet ist. Sie erzählt Ihnen, dass sie Lieblingslokal vorbeikomme, verspüre sie Wie würden Sie weiter vorgehen?
dieses Mittel schon seit ihrem 50. Ge- keinerlei Lust zu essen und habe in den Frage 11: Angenommen, Ihre Verdachts-
burtstag vor über I Jahr einnehmen solle, letzten Wochen 5 kg abgenommen. diagnose trifft zu: Wie sieht eine adäquate
aber gar nicht wisse, weshalb. Langsam medikamentöse Therapie aus?
beginnen Sie zu verstehen. Was sollte Ihr Frage 6: Wie lautet Ihre Verdachtsdia- Frage 12: Welchen Rat sollten Sie dem
nächster therapeutischer Schritt sein? gnose? Welche anderen Ursachen müssen Ehemann Ihrer Patientin noch geben?
Frage 5: Welche Anweisung geben Sie in einem ersten Schritt ausgeschlossen
zur Einnahme des von Ihnen verordneten werden?
Wirkstoffs? Frage 7: Welche Therapieoptionen kön-
nen Sie Frau E. anbieten?
Frage 8: Wie könnte eine pharmakolo-
gische Therapie aussehen? Wann kann
die Wirksamkeit beurteilt werden?
Frage 9: Wie sähe eine Möglichkeit der
pharmakologischen Therapieeskalation
aus?
Fall 3: Erschöpfung
94195
Mini·Mental-Status·Test durchzuführen.
Szenario 1 Szenario 2 Frau E. erreicht 20 von 30 maximalen
I
Punkten. Um wirklich die Diagnose eines
Demenzsyndroms stellen zu können,
Antwort 3: Die beschriebenen Sym· Antwort 6: Die Symptomatik klingt muss eine ;:: 6 Monate dauernde Abnah·
ptome lassen Sie an eine Schilddrüsen- nach einer depressiven Störung. Um eine me der Gedächtnisleistung und anderer
unterfunktion denken. Der TSH-Wert ist Diagnose zu stellen, müssen neuroJo. kognitiver Fähigkeiten bestehen, die dazu
bei Hypothyreose erhöht.ln einem gisehe und somatische Ursachen ausge· führt, dass Alltagsanforderungen nicht
zweiten Schritt ist die Messung des freien schlossen sein. mehr bewältigt werden können. Außer·
T4-Spiegels sinnvoll, etwa um den Er- Antwort 7: Allgemein stehen nichtphar- dem müssen Verwirrtheilszustand und
krankungsgrad zu erfassen oder zwischen makologische Optionen wie Psychothera· andere Hirnerkrankungen ausgeschlossen
primären und sekundären Ursachen der pie und eine medikamentöse Behandlung sein. Von einer Alzheimer-Erkrankung als
Funktionsstörung zu differenzieren. Evtl. oder die Kombination zur Verfügung. häufigster Form spricht man, wenn keine
ist weiterführende Diagnostik mittels Antwort 8: Als Wirkstoff eignet sich bei andere Demenzursache nachgewiesen
Sonographie oder Szintigraphie nötig, Therapiebeginn aufgrund des günstigen ist. Liquordiagnostik kann heute durch
um die zugrunde liegende Diagnose zu Nebenwirkungsprofils z. B. ein selektiver Nachweis von Tau· und Amyloid-Präkur·
sichern. Serotonin-Rückaufnahme·lnhibitor. sor·Protein die Diagnose wahrschein·
Antwort 4: Thyroxin (L·Thyroxin®) Gewählt werden kann etwa Fluoxetin licher machen. Letztendlich wird sie aber
ist hier Mittel der Wahl. Die optimale (Fluctin®) in einer Dosierung von 20 mg klinisch gestellt
Substitutionsdosis wird nach Kontrolle pro Tag. Mit der Wirkung aller Anti· Antwort 11: Ihre Verdachtsdiagnose
des TSH·Werts abgeschätzt. Sie verord- depressiva ist erst nach einer Latenz von lautet Morbus Alzheimer. Neben allge·
nen initial einmal 25 ).lg pro Tag oral, mehreren Wochen zu rechnen, erst dann meintherapeutischen Maßnahmen wie
dann sollte eine Steigerung um 25 ).lg kann ihre Wirksamkeit beurteilt werden. Training von Alltagsfunktionen sollte
alle I -3 Wochen erfolgen bis zu einer Antwort 9: Das Antidepressivum könnte jedem Patienten ein pharmakotherapeu·
Erhaltungsdosis von etwa 1,8 ).lg/kg Kör- z. B. als Kombinationstherapie gemein· tischer Therapieversuch angeboten
pergewichtbei Erwachsenen, mit der Sie sam mit Lithium oder einem zweiten werden. Cholinesterasehemmstoffe wie
die Therapie dann fortführen. Antidepressivum einer anderen Wirk· Donepezil (Arlcept®) wirken im Früh·
Antwort 5: Die Einnahme von Thyroxin stoffklasse gegeben werden. Lithium stadium oder bei mittlerem Schweregrad
sollte etwa 30-60 min vor dem Früh· kann so zu einer Wirkungsverstärkung einer Demenzerkrankung und könnten
stück erfolgen, da gleichzeitige Nahrungs· ("Augmentation") des antidepressiven die Symptome von Frau E. verbessern.
aufnahme die Resorption vermindert. Medikaments führen. Da der therapeutische Nutzen umso
besser scheint, je früher die Therapie be·
gonnen wird, sollten Sie sofort zu dieser
medikamentösen Therapie raten. Eine
geeignete Anfangsdosis sind 5 mg pro Tag
über I Monat. Im 2. Monat wird die
Dosis verdoppelt.
Antwort 12: Da Angehörige Demenz
häufig als mindestens so belastend erle·
benwie der Patient selbst, sollten Sie
auch dem Ehemann persönlich Perspek-
Szenario 3 tiven aufzeigen, z. B. die Unterstützung
in Selbsthilfegruppen oder Schulungspro·
grarnme. So kann er den Krankheitspro·
Antwort 10: Die beschriebene Sympto· zess besser verstehen lernen. Außerdem
matik klingt wie eine sich entwickelnde sollten Sie über Punkte wie Vorsorgevoll-
Demenz. Um diese Verdachtsdiagnose zu macht, Pflegestufe oder Schwerbeschädig·
objektivieren, entschließen Sie sich einen tenausweis aufklären.
Fall 4: Starker Schmerz
Herr S. betritt in Begleitung seiner Frau Ihre nächste Patientin ist die 44·jährige Als Drittes bitten Sie Frau Z. in Ihr
das Sprechzimmer. Er ist blass und wirkt Frau P. Irgendwie komm t Ihnen ihr Sprechzimmer. Auch sie klagt über star-
schwer krank. Seine Begleiterin berichtet, Gesicht bekannt vor - da erzählt sie auch ken Schmerz. Sie erzählt, dass sie am
dass sie im Auto auf dem Weg zum Fuß· schon, dass sie bei einem Ihrer Kollegen Freitag alle vier Weisheitszähne habe ope-
ballspiel ihres Sohnes waren, als ihr in Schmerztherapie sei. Sie habe ein rativ entfernen lassen. Entgegen aller
Mann plötzlich über einen starken metastasiertes Mammakarzinom, und Warnungen hatte sie im Vorfeld gedacht,
Schmerz hinter dem Brustbein geklagt ihre Schmerzen seien bis jetzt mit lbupro- mit 24 Jahren doch tapfer genug zu sein,
habe. Als sie genauer wissen wollte, was fen ganz gut kontrolliert gewesen. In den um alle vier Probleme auf einmal zu
los sei, habe er ihr nicht geantwortet, letzten Wochen habe sie selbst die Dosis lösen. Jetzt seien aber ihre Schmerzen
worauf Frau S. große Angst bekommen auf die im Beipackzettel als maximal unerträglich, und da sie niemals krank
habe und direkt hierher in die Notauf· angegebene gesteigert, aber in den ver- sei, habe sie keinerlei Schmerzmedika-
nahme gefahren sei. Nach etwa 5 min sei gangenen Tagen sei auch das nicht mehr ment zu Hause gefunden noch eine Idee
ihr Mann wieder ansprechbar gewesen, ausreichend gewesen. Diese Nacht habe gehabt, wonach sie beim Apotheken-
aber sichtlich erschöpft und völlig ver· sie sich vor lauter Schmerzen nur im Bett notdienst hätte fragen können.
ändert, "und das, obwohl er doch nie gewälzt und kein Auge zugemacht und
krank ist! " heute Morgen keinen anderen Ausweg Frage 8: Was ist Ihre Empfehlung?
gesehen, als Sie selbst am Sonntag zu Frage 9: Sie freuen sich schon, dass Sie
Frage 1: Sie beginnen sofort mit einer konsultieren, wofür sie sich sehr ent· zwischendurch auch mal einen schnellen
schnellen körperlichen Untersuchung schuldigt. einfachen Fall haben, als Ihnen plötzlich
und erfassen die wichtigsten Vitalpara· Zweifel kommen. Welche Fragen sollten
meter. Dann bitten Sie die Schwester, Frage 5: Unter welcher Art von Schmerz Sie unbedingt noch stellen, bevor Sie Ihr
Blut abzunehmen und ein 12·Kanai·EKG leidet Frau P.? Welches Therapieprinzip Rezept unterschreiben?
zu schreiben. Womit sollten Sie Ihren sollte Ihnen als Anleitung dienen? Wie Frage 10: Frau Z. verneint Ihre beiden
Patienten zudem versorgen? Welche beurteilen Sie die aktuelle Therapie Ihrer Rückfragen. Wie hätten Sie Ihre Ver-
wertvollen Informationen sollten Sie Patientin? schreibung bei positiver Antwort verän-
noch schnell erfragen? Haben Sie eine Frage 6: Sie haben jetzt also richtig die dern müssen?
Verdachtsdiagnose? aktuelle Therapiesituation von Frau P.
Frage 2: Ihr Patient nickt, als Sie ihn analysiert, die offensichtlich nicht ausrei-
fragen, ob er immer noch Schmerzen chend ist. Welche pharmakologische Ver-
habe. Was ist das richtige Pharmakon, änderung empfehlen Sie, um die Schmer·
um die Symptome von Herrn S. zu !in· zenbesser zu kontrollieren?
dern? Begründen Sie Ihre Wahl. Frage 7: Frau P. scheint sehr erleichtert,
Frage 3: Ihre Arbeit als Schmerzthera· dass Sie sofort eine Lösung anbieten kön-
peut haben Sie eigentlich geleistet, Sie nen. Allerdings bemerkt sie, als Sie den
sind sich aber im Klaren, dass Sie Herrn neuen Wirkstoff nennen, dass sie diese
S. so nicht nach Hause schicken können. Substanzklasse immer aufgrund der Ne-
Am liebsten würden Sie ihn an einen benwirkungen vermeiden wollte. Sollten
Kollegen aus der Kardiologie überweisen, Sie Ihre Verschreibung ergänzen?
aber wer weiß, wie schnell das an einem
Sonntag realisierbar ist. Etwas aufgeregt
versuchen Sie, sich an die weiteren Säu-
len der Pharmakatherapie bei Myokard-
infarkt zu erinnern. Jetzt packt Sie doch
der Ehrgeiz, und Sie, wollen heute auch
ein guter Kardiapharmakologe sein. Wel-
che Substanzen lassen Sie sich also sofort
von der Schwester bringen?
Frage 4: Jetzt erinnern Sie sich noch an
die Mortalitätsreduktion nach Myokard-
infarkt durch ß-Blocker. Welche Vitalpara-
meter sollten Sie unbedingt noch einmal
überprüfen, bevor Sie sich zur Gabe ent-
schließen?
Antwort 1: Als Sie den Puls tasten wol- Antwort 5: Frau P. leidet unter chroni- Antwort 8: Frau Z. klagt über akuten,
len, fühlen Sie, dass Herr S. sehr kalt- schem Schmerz. In ihrem Fall handelt es allerdings starken Schmerz. Deshalb ent-
schweißig ist Sie ermitteln eine unregel- sich wohl um Tumorschmerz , der sich oft scheiden Sie sich, lbuprofen anstelle der
mäßige Frequenz von 90- I00 und einen aus mehreren Schmerzkomponenten zu- schwächer analgetisch wirkenden Stoffe
Blutdruck von II 0/ 60. Sie geben Ihrem sammensetzt. Das WHO-Stufenschema ASS oder Paracetamol zu empfehlen.
Patienten Sauerstoff über eine Nasen- gibt eine adäquate Therapie vor. Aktuell Antwort 9: Selbst in klinisch "einfach"
sonde und informieren den diensthaben- ist Frau P. mit einer hohen Dosis lbu- wirkenden Situationen sollte man nicht
den Kardiologen. Seine Frau fragen Sie profen, einem Nichtopioidanalgetikum, vergessen, Kontraindikationen auszu-
nach Grunderkrankungen, regelmäßig behandelt, was WHO-Stufe I entspricht. schließen. Obwohl Frau Z. angibt, nie
einzunehmenden Tabletten sowie Alko- Zum Therapiebeginn chronischer krank zu sein, sollten Sie nochmals nach
hol- und Nikotinkonsum. Frau S. beteuert Schmerzen ist diese Substanz eine grund- Magenbeschwerden fragen, die durchaus
das Wohlbefinden ihres Gatten, erzählt sätzlich geeignete Wahl. Allerdings sollte anderen Ursachen zugeschrieben werden
lediglich, dass er seit seinem 50. Geburts- der Therapieerfolg gerade bei progres- könnten und nicht primär als Krankheit
tag vor wenigen Monaten ein Mittel siven Erkrankungen in engen Abstän- betrachtet werden- ein Hinweis auf eine
nehmen müsse, um seinen Blutdruck zu den überprüft und beurteilt werden, Ulkuserkrankung wäre eine Kontraindi-
senken. Oie Klinik im Zusammenhang um früh zeitig auf Defizite reagieren zu kation! Außerdem ist Ihre Patientirr in
mit dem Risikofaktor Bluthochdruck lässt können. dem Alter, in dem immer eine Schwan-
Sie an ein akutes Koronarsyndrom mit Antwort 6: Da Stufe I nicht mehr aus- gerschaft ausgeschlossen werden sollte.
Infarktschmerz denken. reichend ist, empfehlen Sie, entsprechend Das dritte Trimenon wäre ebenialls eine
Antwort 2: Erste Wahl zur Therapie Stufe 2 die Therapie um ein niedrig- Kontraindikation.
von Infarktschmerz ist Morphin, etwa potentes Opioidanalgetikum zu ergänzen. Antwort 10: Bei Verdacht auf ein Ulkus-
3-5 mg i. v., das bei Bedarf wiederholt Eine mögliche Wahl ist z. B. Tramadol. leiden sollten NSAID vermieden werden.
bis zur Schmerzfreiheit gegeben werden Antwort 7: Selbst diese Problematik löst Sie könnten Frau Z. einen Therapiever-
kann. Für diesen Wirkstoff sprechen seine das WHO-Stufenschema: Jede Schmerz- such mit Paracetamol empfehlen. Kann
starke analgetische und sedierende therapie kann durch sog. Adjuvanzien so keine Schmerzkontrolle erreicht wer-
Wirkung sowie die Erniedrigung des ergänzt werden. Diese dienen nicht nur den, ist ein schwaches Opioid möglich.
Syrnpathikotonus und gleichzeitige Vagus- der weiteren Schmerzreduktion, sondern Auch während der Schwangerschaft ist
aktivierung mit den damit verbundenen beinhalten auch Wirkstoffe, um opioid- Paracetamol das Analgetikum der Wahl,
hämedynamisch günstigen Effekten (Vor- induzierten Nebenwirkungen vorzubeu- bis zur 28. Woche kann allerdings auch
lastsenkung). gen bzw. sie zu therapieren. So sollten lbuprofen verwendet werden.
Antwort 3: Da Herr S. nicht gerinnungs- alle Schmerzpatienten, die Opioide er-
hemmend vorbehandelt ist, sollten Sie halten, prophylaktisch vor allem initial
sofort ASS (500 mg) und Heparin gegen Übelkeit und dauerhaft gegen Ob-
(70 IE/kg) intravenös geben. Außerdem stipation - die häufigste Nebenwirkung
ist Clopidogrel in einer Anfangsdosis von dieser Pharmaka - behandelt werden.
vier Tabletten a75 mg indiziert, um Dazu eignet sich z. B. Macrogol. Zusätz-
einen möglichst schnellen Wirkungsein- lich sollte besonde rs zu Beginn einer
tritt zu erreichen. Zur Entlastung des Therapie eine engmaschige Kontrolle
Herzens kann auch Nitroglycerin sub- erfolgen, um auch alle weiteren Neben-
lingual erwogen werden - eine Kontra- wirkungen individuell so gut wie möglich
indikation ist allerdings ein systolischer zu erfassen und zu lösen.
Blutdruck unter 90, und so ist bei unse-
rem Patienten deshalb zumindest Vor-
sicht geboten.
Antwort 4: Daß-Blocker negativ chro-
no- und inotrop wirken, dürfen sie nur
bei hämedynamisch stabilen Patienten
angewandt werden. Bevor Sie Herrn S.
damit behandeln, sollten Sie unbedingt
nochmals Puls und Blutdruck überprüfen.
Anhang
Therapieziel Therapieprinzipien
t < 140/90 mmHg ohne Risikofaktor Stabile Angina pectoris
t < 130/ 80 mmHg bei Risikofaktor t ß-Biocker (,I, Mortalität)
t Kalziumkanalblocker
Therapieprinzipien t Nitrovasodilatator
~ ,J, myokardialer Sauerstoffbedar f
I. Allgemeinmaßn ahmen
2. Pharmakotherapie: t Thrombozytenaggregationshem mer
t Thiaziddiuretikum: erste Wahl bei unkompliziertem t Lipidsenker
Bluthochdruck (.J.. Mortalität) Instabile Angina pectoris
t ACE-Inhibitor: erste Wahl bei MI, DM, I . Akutmaßnahmen:
Nieren·, Herzinsuffizienz (,I, Mortalität); t Sauerstoff
AT 1-Biocker bei Unverträglichkeit t Glycerolnitrat
t Weitere Wirkstoffklassen: t ß·Biocker (J. Mortalität)
ß-Biocker, Kalziumantagonisten t ASS und Heparin
a 1-Adrenozeptor-Antagonisten t Clopidogrel
t evtl. Morphin
2. Sekundärprävention:
t ASS
t Lipidsenker
t ß·Biocker
t evtl. Clopidogrel
KHK II Herzinsuffizienz
Therapieprinzipien Therapieprinzipien
Dauertherapie Dauertherapie
I. Allgemeinmaßnahmen I . Nikotinkarenz
2. Pharmakotherapie: 2. Pharmakotherapie:
J. Atemwegsentzündung und Obstruktion, t Anticholinergikum: b. B. ab Stufe I,
Therapie nach Stufenschema: ab II Dauertherapie alternativ/zusätzlich ß2·Agonist
t ß2 ·Agonist: immer b. B. t ß2-Agonist: b. B. ab I,
t Glukokortikoid inhalativ: ab Stufe II ab II Dauertherapie alternativ/ zusätzlich Anticholinergikum
t ß2 ·Agonist lang wirksam: ab lil t Glukokortikoide inhalativ: ab lii
t Glukokortikoid oral: ab IV t 0 2·Langzeittherapie: IV/art. p0 2 <50 mmHg
t Leukotrienrezeptorantagonisten: b. B. ergänzend zu t weitere Wirkstoffe:
inhalativem Glukokortikoid -Antibiotika evtl. bei Erkrankungsspitzen
t Mastzelldegranulationshemmer: bei Kindern alternativ -Theophyllin als Ersatzmedikation
zu Glukokortikoid
t Muscarinrezeptorantagonisten: b. B. Kombination mit Anfalltherapie
ß2·Agonist t kurz wi rksames Anticholinergikum
t Theophyllin: Ersatzmedikation t kurz wirksamer ß2-Agonist
t Anti·lgE·Antikörper: bei spezieller Ind ikation t Glukokortikoid oral oder i. v.
t 02
Anfalltherapie t evtl. positive Druckbeatmung, Intubation
t 02
t Kurz wirksamer ß2 -Agonist
t Glukokortikoid oralli. v.
t evtl. Anticholinergikum, Mg2+, Leukotrienrezeptor·
an tagonist
Ulkuserkrankung CED
Therapieprinzipien Therapieprinzipien
I . t Risikofaktoren (NSAID, Rauchen etc.) J. Entzündung; stadienabhängig
2. Pharmakotherapie:
t Säureminderung Colitis ulcerosa
Neutralisation: t Mesalazin: erste Wahl bei Schub und Rezidivprophylaxe
- Antazida t Glukokortikoid: aku ter Schub nach Mesalazinversuch
Produktionshemmung: t Azathioprin: chronisch aktive, therapierefraktäre
- Protonenpumpeninhibitoren (erste Wahl ) Erkrankung
- H2·Rezeptor·Blocker (zweite Wahl) t Ciclosporin: steroidrefraktärer, fulminanter Verlauf
t Schleimhautprotektion Morbus Crohn
- Prostaglandin·Analoga t Mesalazin: leichter Schub
- Sulcralfat t Glukokortikoid: akuter Schub
t Eradikation: bei H. p. ·Nachweis t Azathioprin: chronisch aktive, therapierefraktäre
-Französische Tripeltherapie (erste Wahl) Erkrankung
-Italienische Tripeltherapie (zweite Wahl) t Infliximab: therapierefraktärer MC (mit Fistel)
- Quadrupeltherapie (dritte Wahl)
Basics Pharmakatherapie II
Therapieziel Therapieprinzipien
t BZ nüchtern 90 - 120 mgldl, DM-Typ 2
postprandial 130 - 160 mgldl I. Ernährungs- und Bewegungstherapie (erste Wahl)
t HbAic < 7% 2. Pharmakotherapie:
Antidia betika
Therapieprinzipien t Metformin (Biguanid), erste Wahl
DM -Typ 1 t Sufonylharnstoff: bei Metformin·KI und Normalgewicht
I. Patientenschulung, Allgemeinmaßnahmen t a·Giukosidase· Hemmstoff: als Kombinations-/ Mono-
2. lnsulinsubstitution: therapie
Goldstandard: t Thiazolidindion: nur Kombitherapie (mit Metformin/
erweiterte intensivierte konventionelle Sulfonylharnstoff)
Insulintherapie/Basis-Bolus-Therapie: t Glinide: Kombitherapie bei Normalgewichtigen
• Basaler lnsulinbedarf: alternativ 2- 3 Injektionen NPH-
Insulin/ein- bis zweimal Detemir/einmal Glargin pro Tag Insul in
t Schnelles Insulinanalogon (Lispro, Aspartat, Glulisin) = Bei unzureichender Antidiabetikawirkung
Sprinterinsuline nach BZ-Kontrolle bei jeder Mahlzeit
Schilddrüsenstoffwechselstörungen Osteoporose
Therapieprinzipien Therapieprinzipien
Euthyreote Struma ! . Allgemeinmaßnahmen
t Kaliumjodid 2. Pharmakotherapie:
t Levothyroxin: evtl. zusätzlich Kalium jodid t Vitamin D und Kalzium:
Primärprävention und Basistherapie
Hypothyreose t Biphosphonat (erste Wahl )
t Levothyroxin t SERM: alternativ zu Biphosphonat
t weitere Substanzklassen bei spezieller Indikation:
Hyperthyreose
- Hormonersatzpräparate
Therapie mit Thyreostatikum
- Strontium Ranelat
t Natriumperchlorat: Jodid transporthemmung
- Teriparatid
t Thionamid: Hemmung der Hormonsynthese - Calcitonin
Basics Pharmakatherapie II
~------------------------------------~~~~~~~~~ 102 I 103
Zielwerte Therapieprinzipien
t KHK und KHK-Risikoäquivalent: < I 00 mg/dl I . Ernährung
t ~ 2 KHK-Risikofaktoren: < 130 mg/dl 2. Pharmakotherapie:
t :S: 1 KHK-Risikofaktoren: < 160 mg/dl
Akuter Gichtanfall
t NSAID (erste Wahl)
Therapieprinzipien t Colchicin
I. Allgemeinmaßnahmen t Glukokortikoide
2. Pharmakotherapie:
t Statine: .j.. HMG-CoA-Reduktase - stärkste LOH-Sen- Chronische Senkung erhöhter Harnsäure
kung - meist erste Wahl t Urikostatikum: .j.. Harnsäurebildung:
t Fibrate: Beeinflussung von Transkriptionsfaktoren- Allopurinol: Xanthinoxidasehemmung - erste Wahl
stärkste Triglyzeridsenkung t Urikosurika: t Harnsäureausscheidung:
t Nicotinsäure( derivate ): .j.. Triglyzeridlipase Probenecid und Benzbromaron
t Ezetimib: .j.. intestinale Cholesterinresorption
t Colestyramin und Colestipol:
.j.. Gallensäurerückresorption
Therapieprinzipien Therapieprinzipien
I. Nichtmedikamentöse Therapie: t Korrektur des Dopaminmangels und des cholinergen
abhängig von Depressionsform: Psychotherapie, Überschusses
Schlafentzug, Lichttherapie etc. t Altersgerechte Behandlung
2. Pharmakotherapie:
Patienten < 70. Lebensjahr
Antidepressiva: Korrektur des Monoaminmangels
t Dopaminrezeptor-Agonist (erste Wahl)
Antidepressiva t b. B. zusätzlich L-Dopa
t Selektive Serotonin-Rückaufnahme-Hemmer
Patienten~ 70. Lebensjahr
(oft erste Wahl)
t L-Dopa mit Dopa-Decarboxylase-Hemmstoff
t Trizyklische Antidepressiva
(erste Wahl)
t Selektive Noradrenalin-Rückaufnahme-Hemmer
t Selektive Serotonin-Noradrenalin-Rückaufnahme- Weitere Wirkstoffe
Hemmer t Monoarninoxidase-B-Hernrner
II Hemmstoffe der Monoaminoxidase t COMT-lnhibitoren
II a 2-Adrenozeptor-Antagonisten t Anticholinerge Wirkstoffe
t NMDA-RezeptorAntagonist
Stimmungsstabilisator
II Lithium
Handelsname - Wirkstoffname
Accolate® Zafirlukast Cordarex® Amiodaron lsoket® lsosorbid-2,5-dinitrat
Actilyse® Alteplase Corvaton® Molsidomin (ISDN)
ActoneJ® Risedronat Cromolyn® Cromoglicinsäure lsoptin® Verapami l
Ac tos® Pioglitazon Cytotec® Misoprostol
Adalat® Nifedipin )atropur0 Triamteren
Aeroßec® Beclometason Darob® Sotalol )atrosom®N Tranylcypromin
Aerob in® Theophyllin Decortin®H Pred nisolon Jodid"' Kaliumjodid
Aerodur® Terbutalin DeJix® Ramipril
Aggrastat® Tirofiban DHEA® Dehydroandro- Katadolon® Flupirtin
Ajan® Nefopam steron Keppra® Levetiracetam
Akineton® Biperiden DiastaboJ® Miglitol KevatriJ® Granisetron
Aldactone® Spironolacton Didronel 0 Etidronat Kineret® Anakinra
Almirid® Dihydroergocryptin Digacin® Digoxin Klacid® Clarithromycin
Alupent® Orciprenalin Oigimerck® Digitoxin
Am an® LamictaJ® Lamatrigin
Amantactin Dilatrend® Carvedilol
Amaryl® Lanicor® Digoxin
Glimepirid Dilzem® Diltiazem
Valsartan Lantus® Insulin Glargin
Amoxihexal® Amoxicillin Diovan®
O!salazin Lanzor® Lansoprazol
Amoxypen® Amoxicillin Dipentum®
Lasix® Furosemid
Angass® Bismutnitratoxid Dopergin·lD Lisurid
Leponex® Clozapin
Antiparkin® Selegilin Dormicum® Midazolam
Levemir® Insulin Detemir
An todox® Doxycyclin Duracralfat® Sucralfat
Lipanthyl® Fenofibrat
Antra® Omeprazol
Lipo-Merz® Etofibrat
Apidra® Insul in Glulisin EbranW® Uradipil
LipreviJ® Pravastatin
ApsomoJ® Salbutamol Edrona~ Reboxetin
Lithium Duriles® Lithiumsulfat
Aquaphor® Xipamid Emend® Aprepitant
Arava® Lopirin® Captopril
Letlunomid Enadura® Enalapril
Lorzaar® Losartan
Aricept® Donepezil Enbrel® Etanercept
Artane® L-Thyroxin® Levothyroxin
Trihexyphenidyl Entocort® Budesonid
ArumiJ® Amilorid ErgenyJ® Valproinsäure Maaloxan® Mg+Al-hydroxid
Aspirin® Acetylsalicylsäure (ASS) Esidrix® Hydrochlorothiazid Madopar® L-Dopa + Bensera-
Astonin®H F!udrokortison Evista® Raloxifen zid
Atem ur® Fluticason Exelon® Rivas tigmin Maliasin® Phenobarbital
Atenolan® Diltiazem Exubera® inhalierbares Insulin Marcumar® Phenprocoumon
Atropninsulfat00 Atropin Ezetrol® Ezetimib Meronem® Meropenem
Atrovent® Ipratropiumbromid Metalyse® Tenecteplase
Aurorix® Moclobemid Fasturtec® Uratoxidase Mini press® Prazosin
Avandia® Rosigli tazon (Rasburicase)
MovicoJ® Macrogol
Axura® Memantin Favistan® Thiamazol MTX® Methotrexat
Azulfidine® Sulfasalazin FentanyJ® Fentanyl
Mylotarg® Gemtuzumab
Fluctin® Fluoxetin
Foradil® Formoterol Nacom® L-Dopa + Carbidopa
Beloc® Metoprolol Fortecortin® Dexamethason Narcaricin® Benzbromaron
Beloc-Zok® Metoprololsuccinat Fosamax® Alendronat
Ben-u-ron® Paracetamol Neo-Thyreostat® Carbimazol
Berotec® Fenoterol Neurocil® Levopromazin
Gevilon® Gemfibrozil Neurontin® Gabapentin
Brufen® lbuprofen Glibenhexal® G!ibenclamid
Budecort® Budesonid Nexium® Esomeprazol
Glivec® lmatinib Nitrolingual® Nitroglycerin
Glucobay® Arcarbose Normorytmin® Propatenon
CabaseriJ® Cabergolin Glucophage® Metform in Norvasc® Amlodipin
Calcium-Sandoz® Calcium Novalgin® Metamizol
Calsynar® Calcitonin HaldoJ® Haloperidol Novonorm® Repaglinid
Cardular® Doxazosin Herceptin® Trastuzumab NovoRapid® Insulin Aspartat
Cedur"' Bezafibrat Humalog® Insu lin Lispro NovothyraJ® T3 + r.
Celebrex® Celecoxib Humira® Adalimumab
Cicloral® Ciclosporin Hydrokortison® Hydrokortison Oxygesic® Oxycodon
Cipramil® Cita lopram Hygroton® Chlortalidon
Clont® Metronidazol Hypnorex® Lithiumcarbonat Pantozol® Pantoprazol
Colchicin ParkotiJ® Pergolid
Colchicum-
l murek<~> Azathioprin Pentasa® Mesalazin
Dispert®
Colestipol lndo-Phlogont® Indometacin Petnidan® Ethosuximid
Colestid®
Entacapon lnspra® Eplerenon Petylyl® Desi pramin
Com tess®
Bisoprolol lnsuman®Basal NPH-Insulin Phenhydan® Phenytoin
Concor®
Isosorbid -endo-5-mono- lnsuman®Rapid Normalinsulin Plavix® lopidogrel
Corangin® Pravidel® Bromocriptin
niuat (ISMN) lntegriJin® Eptifibatid
Handelsname - Wirkstoffname
104 I 105
Endokri n
Anliarrhythmikum Am iodaron
Gastrointestinal
Hämatologisch
Kardiavaskulär
Muskulär/ Bindegewebe
Otologisch
Platinverbindungen Cisplat in
Respiratorisch
An tiarrhythmikum Am iodaron
Urelogisch
Aminoglykoside Gentamiein
[I] Aktories, K./Förstermann, U./Hofmann, F. B./Starke, K.: Allge- [7] Herold, G. : Innere Medizin. 2005.
meine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. Urban & Fischer,
9. Auflage 2005. [8] Lüllmann, H./Mohr, K./Hein, L: Taschenatlas Pharmakologie.
Thieme, 5. Auflage 2004.
[2] Aktories, K./Förstermann, U./Hofmann, F. B./Starke, K.: Repe-
titorium Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. [9] Möller, H.-J ./Laux, G./Deister, A.: Psychiatrie und Psychotherapie.
Urban & Fischer, 1. Auflage 2006. Thieme, 3. Auflage 2005.
[3] Endres, S.: Arzneim ittel Therapie pocket. Bruckmeier, 6. Auflage [10] Page, C./Curtis, M./Walker, M./Hoffman, B.: Integrated
2007. Pharmacolgy. Elsevier; 3. Auflage 2006.
[4] Golan, E. G./Trashijan, Jr./ Armstrong, E.J ./ Armstrong, [I I[ Poeck, K./Hacke, W.: Neurologie. Springer, 12. Auflage 2006.
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[6] Harrison, T. R.: Harrison's Principles of Interna! Medicine.
McGraw-Hill Professional, 16. Auflage 2004.
Register 110 I 111
Krallenzeh 70 Mesalazin 40
Kreatininclearance 86 metabolisches Syndrom 58
lbuprofen 81, 97 Kropf 46 Metabolismus 8
idiopathische Osteoporose 52 Kumulation 11 Metamizol 81
Ileokolitis 40 Metastasierung 72
lmatinib 74 Metformin 44
Imipenem 76 L Methimazol 48
Imipramin 60 Methotrexat 70, 73
Immunsuppressiva 41 L-Dopa 66 Methylprednisolon 35, 37
lndometacin 58, 59 Lamatrigin 69 Metixen 67
Infliximab 41, 71 Lansoprazol 38 Metoprolol 23, 31, 32, 85
inhalierbares Insulin 43 LDL 54 Metoprololsuccinat 28
Insulin 43 Leflunomid 71 Metronidazol 41 , 78
Insulinanaloga 43 Leukotrienrezeptoran tagonisten 35 Michaelis-Menten-Konstante 6
Insulinsensitizer 44 Leukozytose 58 Miglitol 44
Insulintherapie 43, 44 Levetiracetam 69 Mineralokortikoide 50
Interferon 75 Levomepromazin 62 Misoprostol 39
inverse Agonisten 5 Levothyroxin 48 Moclobemid 61
lpratropiumbromid 34, 36 Lidocain 30, 32 Molsidomin 24
Irinotecan 74 Lincosamide 78 Monoaminmangelhypothese 60
lsosorbid-2,5-dinitrat 24 Linezolid 77 Monobacrame 76
Isosorbid-endo-5-mononitrat 24 Liothyronon 48 Monojodtyrosin 46
italienische Tripeltherapie 39 Lipidsenker 24 Monotherapie 21
Lipidstoffwechselerkrankungen 54, 56 Montelukast 35
Lipidstoffwechselstörungen 56 Morbus Addison 50
Lipoproteinlipase 54 Morbus Crohn 40
J
Lipoproteinstoffwechsel 55 Morphin 82, 97
Jodbedarf 47 Lipoproteinsynthese 55 MRP 10
Jodid 48 Lispro 43 Muscarinrezeptorantagonisten 34, 36
Jodidtherapie 47 Lisurid 66 Mutterkornalkaloide 66
Jodierung 46 Lithium 61 , 95 Myokardinfarkt 22, 25, 96
Jodination 46 Lithiumkarbonat 61 Myokardischämie 22
Jodmangelprophylaxe 47 Lithiumsalze 49
Lithiumsulfat 61
Lokalanästhetika 83 N
K Lomustin 73
Losartan 19, 27 Nateglinid 45
Kaliumjodid 47 Lungenemphysem 36 Natriumperchlorat 48
kaliumsparenden Diuretikum I9 Lungenödem 29 Nebenniereninsuffizienz 50
Kalzium 53 Nebennierenrindenhormonstörung 50
Kalziumantagonisten 31 Nebennierenüberfunktion 50
Kalziumkanalblocker 20, 23, 87 M Nebenwirkungen 13
Kammerflimmern 32 Nedocromil 35
Kapseln 2 6-Mercaptopurin 73 Nefoparn 82
Kardiomyopathien 26 Macrogol 97 Neurokinin-1-Rezeptor-Autagonist 75
Karpal tunnelsyndrom 70 Magenulkus 38 Neuroleptika 62, 65, 86
Karzinom 72 Makrolide 78 nicht allergisches Asthma 34
Ketamin 5 maligner Tumor 72 nicht kompetitive Antagonisten 5, 6
klinische Prüfung 12 malignes neuroleptisches Syndrom 62 Nichtmutterkornalkaloiden 66
Knochendichtemessung 52 Manien 60 Nichtopioidanalgetika 81 , 82
Knochenschmerzen 52 manifeste Osteoporose 52 nicht rezeptorvermittelte
Knopflochdeformität 70 MAO-A 61 Pharmakonwirkung 4
kognitive Einschränkungen 86 MAO-B 61 nicht saure antipyretische Analgetika 81
Kombinationstherapie 21 Mastzelldegranulationshemmer 35 nichtsteroidale Antiphlogistika 38, 81
kombinierte Hyperlipidämien 54 Matrixtabletten 2 Nierensteine 58
kompetitive Antagonisten 5, 6 maximale Reaktionsgeschwindigkeit 6 Nifedipin 20, 85
konfirmatorische Therapiestudien 12 MDR 10 Nikotinkarenz 36, 40, 52
koronare Herzerkrankung 22, 24 Me-tao-Präparate 12 Nikotinsäure 56
Koronarinsuffizienz 22 Medikamentendosis 7 Nikotinylalkohol 56
Koronarsyndrom 22 Memantin 64 Nitroglycerin 97
Kortikosteroide 83 Membranüberwindung 8 Nitroimidazolderivate 78
Kortisol 51 Menschenversuche 12 Nitrovasodilatoren 24
Kosten-Nutzen-Analyse I 3 Meropenem 76 NMDA-Rezeptoren 64
Register
NNR·Insuffizienz 50 Podagra 58 Ropinirol 66
Nootropika 65 Polyarthritis 70 Rosiglitazon 44
Noradrenalin 60 Polydipsie 42 Rote Liste 15
NSAID 58,70,81,87 polygene Hypercholesterinämie 54
Nüchternblu tzucker 42 Polyphagie 42
Nutzen-Risiko-Analyse 13 Polyurie 42 s
positiv inotrope Substanzen 28
postmenopausale Osteoporose 52 Sä fte 2
0 Prädiabetes 42 Sa lbutamol 34, 36, 93
Präeklampsi e 85 Sa lmeterol 34, 36
Off-lable-use 13 präklinische Prüfung 12 Sa luretika 58
Olanzapin 62 Pramipexol 66 Sartane 19
Olsalazin 40 Pravastatin 55 Sä ttigungsdosis I 0
Omalizumab 35 Prazosin 20 Sauerswff 37
Omeprazol 38, 93 Prednisolon 35, 37, 40, 70 saure antipyretische Analgetika 81
Onkogene 72 primäre Hyperlipidämie 54 Schildd rüsenstoffwechselstörung 46, 48
Opioide 70, 82, 97 primäre Osteoporose 52 Schilddrüsenüberfun ktion 48
orale Antidiabetika 44 Probenecid 59 Schilddrüsenunterfunktion 48, 95
Orciprenalin 31 Prod ru gs 4 Schizophrenie 62
organische Goldverbindungen 71 Propalenon 32 Schleifendiuretika 19, 87
Osteoporose 52 Propofol 86 Schmalspek truman tibiotika 76
Oxaliplatin 73 Propranolol 30, 49 Schwanenhalsdeformität 70
Oxazolidinone 77 Protonenpumpeninhibitoren 38 Schwangerschaft 84
Oxcarbazepin 69 Psychose 63 Schwangerschaftshochdruck 85
Oxycodon 82 Psychotherapie 60 sekundäre Hypertonie 18
Purinanaloga 73 sekundäre Os teoporose 52
Purinbasen 58 sekundäre Hyperlipidämie 54
p Pyrazolone 81 Selegilin 66, 67
Pyrimidinanaloga 73 selektive COX-2- Inhibitoren 81
P-450-lnterakteure 3 selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren
Paclitaxel 74 52
Pankreatitis 54 Q selek Live Norad rena Iin-Rückaufnahm e-
Pantoprazol 38 Hemmer 61
Paracelsus 2 Quadrupeltherapie 39 selektive Serotonin·Noradrenalin·
Paraceramol 81 , 97 Ouetiapin 63, 65 Rückaufnahme-Hemmer 61
paradoxe Harnsä ureretention 59 selektive Serotonin-Rückaufnahme-
Parasympatholytika 5, 31 lnhibitoren 60, 65
Parathormon 52 R senile Osteoporose 52
Parkinsan 66 Serotonin 60
Parkinsonoid 62 Raburicase 59 Serotonln-Rezeptor-Antagonisten 75
Paroxetin 60 Raloxifen 52 Sertralin 65
partielle Agonisten 5 Ramipril 19, 27 Serum -Harnsäure-Konzentration 58
Penicilline 76 Ranitidin 38, 93 Serumkortiso l 50
Pergolid 66 Remodeling 26 Simvastati n 55, 57
Pfortadersystem 3 renale Au sscheidung I 0 Sinustachykardie 31
Pharmakadynamik 4, 6, 86 renale Clearance 86 Sotalol 32
Pharmakakinetik 4, 6, 8, 86 Repaglinid 45 Spätdyskinesien 62
Pharmakologie 2 Resorption 2 Spätfol gen 13
Pharmakon 2 Reteplase 25 Spironolacton 28
Pharma kovigilanz 13 Rezept 14 Spironolactontherapie 28
Phenobarbital 69 Rezeptorantagonist 5 Sprachverarmung 62
Phenprocoumon 32 Rezepwrrypen 4 Sprinterinsuline 43
Phenytoin 69 rezeptorvermittelte Pharmakonwirkung 4 SSRI 60
Pioglitazon 44 Rezeptur 14 Staphylococcus aureus 77
pK-Wert 10 Rhagozyten 70 Statine 55, 56
Plaques 64 Rh eumafaktor 70 Status epilepticus 68
Plasmakonzentration II rh eumatoide Arthritis 70 Steroidhormone 50
Plasmaproteinbindung 10 Rifampicin 78 Stre ptokinase 25
Plättchenaggregationshem mer 24 Rigor 66 Stronliumranela t 53
Rised ronat 52 Strumatherapie 47, 48
Pla zebo 12
Plazentagä ngigkeil 84 Risperldon 62, 65 tufentherapie 2 1
Rituximab 74 Sucralfat 39
Plazentaschranke 84
Rivasti gmin 64 ulfapyridin 40
plötzlicher Herztod 22
Register
1141 115
Sulfasalazin 40 , 70 Tophi 58 V
Sulfonamide 78 Topiramat 69
Sulfonylharnstoffe 44 Topoisomerase-11-lnhibitoren 74 Valproinsäure 68
supraventrikuläre Tachykardien 31 Topotecan 74 Valsartan 19, 27
Surrogatmarker 12 Torasemid 28 Vancomycin 77
symmetrische Polyarthritis 70 toxikologische Versuche 12 Verapamil 23, 30, 31
Sympathomimetika 31 Tramadol 82, 97 Verteilungsvolumen II
Synovialitis 70 Transmembranproteine 8 Vier-Kompartiment-Modell 9
Synovitis 58 Transportersysteme I 0 Vinblastin 74
Tranylcypromin 61 Vinca-Alkaloide 74
Trastuzumab 74 Vincristin 74
T Tremor 66 Vitamin-K-Antagonisten 31
Triamteren 28 Vitamin D 52
T3 48 Triglyzeride 55, 56 VitaminE 65
T, 48 Trihexiphenidyl 67 VLDL 54
Tabletten 2 Trijodthyronin 46 Vorhofflattern 31
tachykarde Rhythm usstörungen 33 Trimethoprim 78 Vorhofflimmern 32
Tau-Protein 64 Tripeltherapie 38, 39
Taxane 74 trizyklische Antidepressiva 60, 83
Teicoplanin 77
Tenecteplase 25
Tropfen 2
TSH-Wert 46
w
Teniposid 74 tubuläre Resorption I 0 Wahnvorstellungen 62
Teratogenität 84 tubuläre Sekretion I0 Wechselwirkungen 4, 6
Terbutalin 36 Tumorerkrankungen 72 Wirkstoffangaben 14
Tetrajodthyronin 46 Tumorresistenz 74 Wirkstoffmenge 14
Tetrazykline 77 Tumorschmerz 82 Wortfindungsstörung 64
Thalidomid 84 Tumortherapie 83
Theophyllin 34, 36, 87 Typ- I-Diabetes 42
therapeutischer Index 7 Typ-2-Diabetes 42 X
therapeutisches Fenster 7
Thiamazol 48 Xanthinoxidase 59
Thiazide 19,21,28,91
Thiazolidindione 44
u Xanthome 54
Xipamid 28
Thionamide 48 Überwachung 13
ThrombozytenaggregationshemmeT 65 Ulkuserkrankung 38
Thyreoglobulin 46
Thyreostatikum 47
Ulnarabweichung 70
Uradipil 20, 85
z
Thyroxin 48, 95 Uratoxidase 59 Zafirlukast 35
Tierversuche 12 Urikostatika 58 Ziprasidon 62
Tiotropium 34, 36 Urikosurika 58 Zona fasciculata 50
Tirofiban 24 Zona glomerulosa 50
Zona reticularis 50
Zulassung 12
Zytostatika 72