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Die achtundvierziger-Revolution beschränkte sich nicht auf einen Kulturraum oder auf eine
Nation, sie war durch und durch ein "Europäisches Ereignis". In der ersten Hälfte von 1848
erfasste ein revolutionärer Flächenbrand Europa, der viele alte Mächte stürzte und andere
zu Reformen zwang, in manchen Staaten scheiterte die Revolution relativ schnell. Trotz
des vielen Scheiterns, vor Allem in den Folgejahren in Deutschland, konnte die Revolution
die politischen Bühnen Europas nachhaltig ändern.
Die Gründe für die Erregung waren einerseits ähnlich, andererseits vor Allem aber eine
Frage des Einkommens, der Mittellosigkeit und der Klasse.
den Handwerkern und Arbeitern um die Linderung ihrer Not, Beendigung des
Pauperismus/Der Massenarmut.
Im Frühjahr 1848 entlud sich der Frust der Bevölkerung(en) in "einer Kette
Hauptstädtischer" Revolutionen. So wurde im Februar zum dritten Mal in Frankreich ein
"Monarch" gestürzt, der Bürgerkönig Louis-Philippe, was zur Ausrufung der zweiten
Republik führte. Es folgten Aufstände i anderen europäischen Hauptstädten wie Pest,
Mailand und Venedig. In Wien wurde Metternich entlassen und eine Verfassung
versprochen, in Berlin versprach die preußische Regierung auf die Forderungen der
Revolution einzugehen.
Trotzdem waren die bürgerlichen Aufstände nicht in der Lage sich europaweit gegen die
Monarchien durchzusetzen. Die Militäre der alten Mächte schlugen in ganz Europa die
Revolutionen nieder, vor Allem in Österreich und Preußen erlitt die Revolution harte
Rückschläge, was zum Scheitern der achtundvierziger-Revolution führte.
INTERESSENKONFLIKTE
Das Scheitern ist nicht allein der Stärke der "Gegenrevolution" zuzuschreiben. Wie vorher
genannt war das revolutionäre Lager nicht geeint. Das liberale Lager sah seine Ziele
schon früh erfüllt und hatte kein Interesse für die Ziele der ärmeren Bauern und Arbeiter
zu kämpfen. Sie fielen den Monarchien zudem schnell in die Arme als es ihnen zu
gefährlich zu werden schien und sie ihre wirtschaftliche Stellung in Gefahr sahen.
In der Zwischenzeit bildete sich in der Paulskirche eine Nationalversammlung. Diese war
aber von Anfang an gespalten, da sich die Frage zwischen der Großdeutschen und der
Kleindeutschen Lösung stellte. Trotzdem konnte man sich auf einige Bürgerrechte
einigen. Sie scheiterte letztendlich an der Tatsache dass der Preußenkönig Friedrich
Wilhelm IV die Kaiserkrone ablehnte und in Berlin die Bürgerwehren entwaffnete und den
vorgenannte Landadel unterstützte. Die Beschlüsse der Nationalversammlung blieben
unbedeutend, der Adel hatte Erfolg mit seiner Strategie des Besänftigens; sie schienen
die Revolution zu unterstützen, nur um zur Friedenszeit den demokratischen Kräften in
den Rücken zu fallen. Die Preußische Verfassung von 1848 war letztendlich
oktroyiert.
Durch das Scheitern der demokratischen Kräfte ein "Deutsches Reich" von unten
aufzubauen gilt die achtundvierziger-Revolution allgemein als gescheitert. Das hat
nochmal Zusammengefasst viele Gründe:
- Fraktionen und Bewegungen hatten sich jetzt endgültig manifestiert und sich
voneinander abgegrenzt; das Chaos der verschiedenen Ziele sollte kein Problem mehr
sein.
20 Jahre später - 1871 - wurde dann Schließlich "der Traum" eines Deutschen Staates
wahr. Aber auch hier war der Adel im Vorteil. Das Deutsche Reich von 1871 bis 1918 war
undemokratisch und der Kaiser hatte jede Macht inne. Erst danach sollte ein erster
demokratischer Versuch in einem vereinigten Deutschland gewagt werden. Das sind
ganze 70 Jahre an zeitlichem Abstand.
Die achtundvierziger-Revolution ist in drei Phasen einzuteilen: Die erste Phase, geprägt
von Protest und Aufruhr, vor Allem aber Euphorie und Hoffnung. Sie versuchte auf
Demokratie vorzubereiten. Sie begann im März (Märzrevolution 1848) und lässt sich bis in
den Mai 1848 eingrenzen. Danach folgte eine Phase der Spaltung und der
Schwächung, die die Unsicherheit der revolutionären Kräfte unterstrich. Sie geht bis in
denn Oktober oder bis zum Anfang des Novembers 1848, an dem die letzte Phase der
Revolution beginnt. Sie ist davon geprägt dass durch den Wegfall der liberalen Kräfte die
Revolution zu schwach geworden ist um gegen den wiedererstarkten Adel anzukommen.
Man kann auch eine "nullte" Phase der Revolution voran stellen: Den Vormärz. Sie erklärt
die Gründe für die Revolution selbst als auch die Gründe für das Scheitern derselben
aufgrund von Problemen der innerhalb Revolutionären Kraft. Sie ließe sich Entweder von
1815, dem Jahr des Wiener Kongresses, oder von 1830, dem Jahr der Julirevolution bis
zum Beginn von Phase Eins ziehen.
Das Einteilen der Revolution in Phasen bietet sich bei dieser Zeitspanne der
achtundvierziger-Revolution besonders, da sich sagen lässt, dass sich der Hauptteil,
beziehungsweise sich alle wichtigen Vorgänge im Jahre 1848 abgespielt haben. Die
Einteilung in Phasen erleichtert auch das Verstehen des Scheiterns der Revolution, die
zunächst Vielversprechend begann, vor Allem im gesamteuropäischen Kontext.
Der Ausgangspunkt ist folgender: In der Schicht der Arbeiter und der Bauern herrschen
schreckliche wirtschaftliche Bedingungen. Die Landwirtschaft ist von Missernten und vom
Feudalismus geplagt, Die Arbeiter vom Pauperismus und von der Ausbeutung. Die
Liberalen, meist Stadtbevölkerung und reiche(re) (männliche) Bürger wünschen sich einen
Nationalstaat, und politische Einflussmöglichkeiten. Das war meistens nur in Ansätzen in
manchen süddeutschen Staaten möglich - nirgendwo sonst in den deutschen Staaten.
Der Adel hielt die Bevölkerung unten, unter anderem zum Beispiel mit seinem Organ des
Deutschen Bundestages des Deutschen Bundes, der ausschließlich reaktionär war und
die Karlsbader Beschlüsse in allen Staaten des Deutschen Bundes einführte: Zensur,
Unterdrückung und Angst vor Verfolgung machten der Bevölkerung das Leben schwer,
was den Frust und die Wut der Bevölkerung auf lange Sicht unerträglich machte. Diese
Vorbedingungen brachten die Revolutionären später während der Revolution auf die
Forderungen die sie dann stellten. Die Konstituierung der revolutionären Kraft, die sich
hier formte sollte späte zum Scheitern beitragen: Die liberalen Gebildeten und
wirtschaftlich Starken, die arbeitende Unterschicht der Städte und die bäuerliche
Landbevölkerung.
Die Erste Phase der Märzrevolution in den deutschen Staaten lässt sich relativ einfach
greifen, da sie eher vom Erfolg der Revolutionären im Kampf um die Befreiung vom Adel
und den überbleibenden feudalistischen Strukturen geprägt ist. Es stellen sich erste
gewalttätige Straßenkämpfe in den deutschen Großstädten ein, Berlin, Wien, aber
auch in Baden erheben sich gewalttätige Aufstände. In Deutschland geht das aber nicht
mit einer vollständigen Befreiung vom Adel einher, da dieser strategisch beschwichtigt
und sich zunächst neben seinen militärischen Avancen kompromissbereit gibt. Berlin und
Wien sichern Verfassungen zu, der Preußenkönig nennt die Aufständischen "Die lieben
Berliner" und legt die schwarz-rot-goldene Schärpe an.
Es wird im Laufe der zweiten Phase der Revolution schnell klar, dass Liberale nicht auf
einen Nenner mit den unteren Schicht kommen. Man kann sagen, auch wenn es eine
Wertung ausspricht, dass die Arbeiter und Bauern das Rückgrat der Revolution sind, die
radikal demokratisch nach der Verbesserung ihrer Situation greifen - der liberale Flügel
gibt sich schon jetzt im Sommer immer mehr mit den scheinbar schon erreichten
Verbesserungen und Zusagen der despotischen Regierungen zufrieden, weitere
gewalttätige Ausschreitungen empfänden sie als ungünstig, da sich schon in manchen
Teilen der Unterschicht sozialistische Ideen erkennbar machen. Rein wirtschaftlich
passt ihnen ein Nationalstaat unter adliger Hand mehr - das war ja schon immer ihr
Ziel. Diese Spaltung der revolutionären Kräfte schwächt die Revolution schon so stark,
dass das Scheitern ab diesem Zeitpunkt immer wahrscheinlicher wird. In der Paulskirche
können wegen dieser Spaltung, die sich nicht nur auf liberal gegen radikal-demokratisch
beschränkt sondern auch in den einzelnen Fraktionen und Flügeln selbst, keine schnellen
und effektiven Entscheidungen getroffen werden. Die Paulskirche entwickelt so ihren
Hang zum Praxisfernen und "Unwichtigen" - zumindest während dieser kritischen Phase
in der das rasche Entscheiden von wichtigen Fragen imperativ wäre. Folgende Fragen
müssen entscheiden werden: Wird Deutschland ein dezentralisierter Bundestaat mit
ähnlichen Ländern wie die des Deutschen Bundes oder ein auf Berlin oder Frankfurt am
Main gerichteter Zentralstaat wie etwa Frankreich? Hier spalten sich die Liberalen mit den
Demokraten, denn Liberale wollen weiterhin Kleinstaaterei, Demokraten einen
Zentralstaat. Liberale gewinnen hier durch die extrem unfaire Überrepräsentation in der
Nationalversammlung; das Deutsche Reich solle ein Bundesstaat mit der Exekutive in
der Hand der Monarchen sein. Auch die Grenzen des Reiches bereiten Schwierigkeiten.
Nach langer, träger Diskussion "einigt" man sich auf die kleindeutsche Lösung ohne
Österreich, da jene großdeutsche Lösung viele Gebiete einschließen würden, die
sprachlich und kulturell gar nicht deutsch sind.
Diese einsetzende Träge wird gut von der Karikatur Michel und seine Kappe dargestellt:
Der Michel, Die Deutschen, wird müde und zahmer durch die Kraft der Liberalen die die
Revolution zugunsten der eigentlichen Mehrheit aufhalten.