BADISCHES TAGBLATT / NR. 159
JULI 2020
Sägewerk Bürk spaltet die Gemüter / Anwohner fühlen sich gestört / Bürgermeister verweist auf Tradition des Unternehmens
Von Michaela Gabriel
Seebach – Die Idylle in der
kleinsten Gemeinde des Krei-
ses ganz hinten im Achertal
ist getrübt. Eine Reihe von
Seebachern klagt über die Be-
lastungen, die von einem ex-
pandierenden Sägewerk aus-
gehen.
Dienstagmittag, kurz vor
12 Uhr bei der Kirche in See-
bach: Ein Rumpeln und Rol-
len, ab und zu ein Quietschen
und Klappern sind zu hören.
Das Hin- und Herfahren eines
Sortierwagens auf Schienen ist
ein surrendes Geräusch, ab
und zu schlägt
Metall auf Me-
tall. Gedämpft
ist das Fräsen
und Sägen
von Baum-
stämmen zu
hören. An der
Grimmerswaldstraße im Orts-
kern von Seebach hat sich in
den vergangenen Jahren das
Sägewerk Bürk weiterentwi-
ckelt. Aktuell sind eine Holz-
vergaseranlage und eine Bio-
masse-Heizung im Bau.
„Strom aus der Natur“ steht
auf einem großen Plakat.
Das Betriebsgelände habe
sich in 20 Jahren etwa verdrei-
facht, sagen Anwohner mit
Unweit von Kirche und Kurgarten an der Grimmerswaldstraße in Seebach sortiert ein Greifkran montags bis samstags
Baumstämme.
Sommerabend mit Longdrink und „2cool“
Von Alexander Schütt
Lichtenau – Am Freitag gas-
tierte das „Acoustic Duo
2cool“ im mediterranen Bier-
garten im Fisherman’s in Licht-
enau-Grauelsbaum. Der Band-
name ist Programm. Die rund
75 Gäste des Seekonzertes be-
kamen fetzige Rocknummern
und gefühlvolle Balladen zu
hören. Los ging es mit „Ain’t
Nobody“, dem 90er-Jahre-Hit
von Chaka Khan, vorgetragen
von Maike Oberles kräftiger
und gefühlvoller Soulstimme.
Groovig ging es weiter mit „No
Roots“ von Alice Merton. Das
Feierabendpublikum sang be-
geistert den Refrain des Chart-
stürmers „I have got no roots,
but my home was never on the
ground“ mit. Dazu klirrten pas-
send die Longdrink-Gläser der
Gäste.
Der nächste Song passe wie
die Faust auf das Auge, ver-
sprach Sängerin Oberle dem
neugierigen Publikum. Diese
durften dann der rockigen Bal-
lade „Something in the Water“
von Brooke Fraser lauschen.
Weiter ging es mit dem Rock-
klassiker „What’s Love got to
do with it“ von Tina Turner.
Des einen Sorge, des anderen Profit
Blick auf das Sägewerk. Fami-
lie Bohnert hat einen Ferienhof
an der Grimmerswaldstraße.
„Leider erhalten wir negative
Rückmeldungen von Ferien-
gästen in Bezug auf den Lärm
des Sägewerks“, berichten Mi-
chael und Monika Bohnert.
Acht Mal seien sie zusammen
mit der Gemeinde und ande-
ren Betreibern im Wettbewerb
„Familienferien“ Landessieger
und einmal Bundessieger ge-
worden. Wegen der „negativen
Entwicklung hier im Ort“ hät-
ten sie das Zertifikat zuletzt
nicht mehr angestrebt.
Monika und Robert Bohnert
betrachten die touristische Ent-
wicklung mit
Sorge. Den
von Ruhe ab-
hängigen Be-
trieben im
Dorf werde
nach und
nach die Exis-
tenzgrundlage entzogen. Sie
sprechen von der Bevorzugung
eines Betriebs zum Nachteil
der anderen und der Gäste. Fa-
milie Horn, die mit zwei klei-
nen Kindern in der benachbar-
ten Straße Bohnertshöfe lebt,
sieht die Interessen der An-
wohner wenig berücksichtigt.
Sie wüssten noch nicht, was
durch die aktuelle Erweiterung
des Sägewerks um ein Kraft-
Seekonzert im Fisherman’s macht den Zuhörern Appetit auf mehr
Vor der romantischen Kulisse des Sees lässt „2cool“ romantische Balladen und fetzige Rock-
songs erklingen.
Viele eigene Arrangements
stammen auch aus spontanen
Einfällen wie beim Besuch des
SWR 3-New-Pop-Festivals,
wusste Sängerin Maike Oberle
dem Publikum zu berichten.
Im stimmungsvollen Ambi-
ente des Fisherman’s ging fort-
an die rot glühende Abendson-
ne langsam über dem See un-
BÜHLOT-ACHER-KURIER
Das Sägewerk Bürk verarbeitet Holz aus Seebach und dem Schwarzwald. Sei Kurzem wird
es auch hier getrocknet. Eine Holzvergaseranlage und Biomasse-Heizung sind im Bau.
werk auf sie zukommt. Mehr
Feinstaub in der Luft befürch-
ten Karin und Dieter Buchs.
Sie berichten von einem „Dau-
erbrummen“, das von der neu-
en Holztrocknungsanlage aus-
gehe. Während der Woche
werde es von den Betriebs-
und Baustellengeräuschen
übertönt. Den Wert ihres
Grundstücks samt Gebäude
sehen sie durch das expandie-
rende Sägewerk gemindert.
Kai Israel vermisst eine kriti-
Fotos: Gabriel
ter. Gitarrist Gerald Sänger ist
ein begeisterter Anhänger der
Formation Roxette und deren
kürzlich verstorbener Front-
frau Marie Fredriksson. Daher
gaben das „Acoustic Duo
2cool“ mit „She has got the
Look“ eine Hommage an die
viel zu jung verstorbene Marie
Fredriksson zum Besten.
sche Auseinandersetzung mit
den möglichen Folgen, die der
Ausbau des Sägewerks für das
Prädikat „Luftkurort“ haben
könnte. Die Expansion gehe
zulasten der Bürger, stellt Se-
bastian Moritz fest. Von der
Gemeindeverwaltung sieht er
die Belange der Anwohner
nicht genügend berücksichtigt.
Die Betriebszeiten auf 8 bis 20
Uhr von Montag bis Freitag zu
beschränken, wäre für ihn ein
Entgegenkommen. Aktuell sei
Foto: Schütt
Mit Michael Jacksons Hit
„Bad“ ließ das kongeniale Duo
das Adrenalin der Gäste fortan
höher schlagen. Gerade bei
diesem rockigen Stück brillier-
te Gitarrist Gerald Sänger mit
feinen „Gitarrenriffs“, Soli und
temporeichem Akkordwechsel.
Provokant intonierte Sängerin
Maike Oberle den weltbe-
der Betrieb montags bis sams-
tags von 6 bis 22 Uhr erlaubt.
Das Sägewerk Bürk verar-
beitet Rundholz aus Seebach
und dem ganzen Schwarzwald.
Es produziert Schnittholz für
Verpackungen und Paletten,
Bauholz und Holz für die Ver-
wendung im Außenbereich.
Kunden sind europaweit ver-
tretene Industrie- und Hand-
werksbetriebe. „Wir sind ein
Handwerksbetrieb mit indust-
riellen Grundzügen im Arbeits-
ablauf“, erklärt Geschäftsführer
Daniel Bürk. Die Anzahl sei-
ner Mitarbeiter möchte er nicht
nennen. Die neue Holzverga-
seranlage und Biomasse-Hei-
zung seien „genehmigt und im
Probebetrieb“, so Bürk.
Bis zur Umsetzung der Bau-
maßnahmen, die er zur Exis-
tenzsicherung seines Säge-
werks brauche, sei es sehr viel
Arbeit gewesen: „Ich muss ein-
deutige Vorgaben einhalten.“
Sein Ziel sei es, die gesetzli-
chen Grenzwerte in Bezug auf
Emissionen deutlich zu unter-
schreiten. Durch bauliche
Maßnahmen habe er schon im
Vorfeld auf deren Reduzierung
hingearbeitet. Der Bau von
Trockenkammern diene auch
der Verkehrsvermeidung. In
Zukunft müssten die von sei-
nem Werk eingeschnittenen
Hölzer nicht mehr zur Trock-
nung weg- und wieder zurück-
gefahren werden. Wenn An-
rühmten Refrain „ You know I
am bad“.
Das Duo erwähnte bei seiner
Moderation des musikalischen
Abends, dass die coronabe-
dingte Zwangspause von
„Acoustic 2cool“ mit drei On-
line-Streaming-Konzerten kre-
ativ überbrückt worden sei.
„Wir wollten dann unbedingt
Stücke von Amy Winehouse
mit in unser Repertoire aufneh-
men.“ Folglich gaben „Acous-
tic Duo 2cool“ den Winehou-
se-Klassiker „Rehab“ den „Fis-
hermännern“ zum Besten.
Diese genossen sichtlich den
lauen Sommerabend bei medi-
terraner Küche. Weiter ging es
mit Michael Bublé „Feeling
Good“, von Gerald Sänger
rhythmisch an der Gitarre und
„Looper“ begleitet, gefolgt vom
Konzerthöhepunkt „Uptown
Funk“ aus der Feder von Mark
Ronson.
Fisherman’s-Betreiber Moritz
Baumgartner kündigte ab-
schließend dem Publikum den
nächsten Abend in der Reihe
„Acoustic am See“ für Sams-
tag, 18. Juli, an. Zu Gast ist
dann der Willstätter Nach-
wuchsmusiker Philipp Zink
um 19.30 Uhr.
MONTAG, 13.
wohner Beschwerden hätten,
sollten sie bitte direkt auf ihn
zukommen, rät er.
Die Holzvergaseranlage und
die Biomasse-Heizung des Sä-
gewerks seien im September
2019 vom Baurechtsamt ge-
nehmigt worden, bestätigt Kai
Hockenjos, Pressesprecher
beim Landratsamt Ortenau-
kreis. Weil die beantragte Feue-
rungswärmeleistung unter ei-
nem Megawatt liege, sei keine
immissionschutzrechtliche Ge-
nehmigung erforderlich. Ein
Schornsteinfeger werde die
Einhaltung der festgeschriebe-
nen Grenzwerte überwachen.
„Sollte dieser Abweichungen
feststellen, muss der Betreiber
geeignete Abhilfemaßnahmen
treffen“, erklärt Hockenjos. In
solchen Fällen werde das
Landratsamt als untere Immis-
sionsschutzbehörde informiert
und führe gegebenenfalls ein
Verwaltungsverfahren mit dem
Ziel der Umsetzung der erfor-
derlichen Maßnahmen durch:
„Eine übermäßige Belastung
der Bürger in Seebach ist damit
ausgeschlossen.“
Gegenseitige
Rücksichtnahme
Seebachs Bürgermeister
Reinhard Schmälzle mahnt ge-
genseitige Rücksichtnahme in
dem Mischgebiet an. Das Säge-
werk sei kein Industriebetrieb.
Eine solche Nutzungsausdeh-
nung sei in Seebach nicht mög-
lich. Die Holzverarbeitung sei
seit Jahrhunderten ein wichti-
ger Wirtschaftszweig in See-
bach. Aktuell sei nur noch ein
Sägewerk von ehemals fünf im
aktiven Betrieb. Dort habe
man „enorm in technische An-
lagen und in Betriebsgebäude
investiert, um neben einer qua-
litativen Produktion auch die
gesetzlichen Bestimmungen für
den Emissions- und Immissi-
onsschutz einzuhalten“. Der
Gemeinderat fordere bei Stel-
lungnahmen zu betrieblichen
Bauvorhaben stets die Ver-
pflichtung zur Einhaltung der
gesetzlichen Bestimmungen
ein. Sein Ziel sei klar: Die Idyl-
le in Seebach und sein dörfli-
cher Charakter sollen erhalten
bleiben.
Polizeibericht
Bundespolizei
nimmt gesuchte
Straftäter fest
Rheinmünster (red) – Beamte
beim Bundespolizeirevier
Flughafen Karlsruhe/Baden-
Baden haben am Donnerstag-
nachmittag, im Rahmen der
grenzpolizeilichen Ausreise-
kontrolle eines Fluges nach
Rumänien, einen gesuchten
Straftäter festgenommen. Ge-
gen einen 53-jährigen Rumä-
nen bestand ein Haftbefehl
wegen Erschleichen von Leis-
tungen. Er konnte durch die
Bezahlung der Geldstrafe eine
25-tägige Haftstrafe abwen-
den. Im Rahmen der intensi-
vierten Kontroll- und Fahn-
dungsmaßnahmen im Grenz-
gebiet zu Frankreich konnten
Beamte der Bundespolizei am
Freitag außerdem eine weitere
Person festnehmen. Der Rei-
sende wurde in einem Fern-
reisezug von Straßburg nach
Karlsruhe kontrolliert. Gegen
den 60-jährigen Serben be-
stand ein Haftbefehl wegen
gemeinschaftlichen Dieb-
stahls. Er wurde zur Verbü-
ßung einer 66-tägigen Haft-
strafe ins Gefängnis gebracht.