IBERO-AMERICANA
Kulturen
A ls M ax U h le m it seinen A rbeiten in den
A nden-L ändern begann, w ar die Früh
geschichte der indianischen H ochkulturen
Perus und B oliviens noch in ein tiefes D u n
kel gehüllt. Durch systematische Schicht
grabungen v o r allem an der K üste Perus
C O L L O Q U I U M VERLAG
BERLIN
-
...
©
BIBLIOTHECA I B E RO -AM E R I C A N A
MAX UHLE
GERDT KUTSCHER
C O L L O Q U I U M V E R L A G B E R L I N 1959
BIBLIOTHECA I B E RO -AM E R I C A N A
V eröffentlichungen der Ibero -Amerikanischen B ibliothek zu Berlin
Band I
D r. H ans-Joachim Bock
D irektor
der Ibero-Amerikanischen Bibliothek
zu Berlin
5
A M A N E R A DE P R O L O G O
D r. H ans-Joachim Bock
Director
de la Biblioteca Ibero-Americana
de Berlín
6
V O R W O R T DES HERA USGEB ERS
7
darstellung der peruanischen K ultu ren (Z eit ?)“. Diese, in anderer
T in te und deutlicher Altersschrift abgefaßte N o tiz stam m t aus den
Jah ren zwischen 1933 u nd 1939,in denen derG eleh rte — nachD eutsch-
land zurückgekehrt — im Ibero-A m erikanischen In stitu t zu B erlin seine
Bücher, H andschriften un d N otizen zu ordnen versuchte. Offensicht
lich vermochte U hle sich dam als also nicht m ehr d ara n zu erinnern,
w ann er diese Reinschrift angefertigt hatte. D as A bfassungsdatum der
A rbeit lä ß t sich jedoch aus einer im T ext selbst enthaltenen Angabe
ganz zw eifelsfrei bestimm en, da einm al von vierzehn Jah ren gespro
chen w ird, die seit den im Ja h re 1904 erfolgten A usgrabungen M ax
Uhles im V alle de N azca vergangen seien4. D ie H andschrift stam m t
also aus dem Ja h re 1918, dem letzten Jah re M ax Uhles in Chile.
Ü bereinstim m end reichen auch die von U hle fü r diese A rb eit als Q uel
len herangezogenen W erke nur bis in dieses Ja h r. D er bereits oben
erw ähnte A ufsatz über die „G rausam keiten“ m uß schon zuvor v erfaß t
w orden sein, da auf ihn in der „G esam tdarstellung“ Bezug genommen
w ird 5; er ist entw eder im Jah re 1917 oder 1918 v e rfa ß t w orden. D a
die H andschrift der „G esam tdarstellung“ keinen alten T itel träg t, ist
vom H erausgeber das von M ax U hle selbst im einleitenden T ext v er
w endete Begriffspaar „W esen u n d O rd n u n g “0 gew ählt w orden.
D en A nstoß fü r diese A rbeit h at die im Ja h re 1917 erschienene Studie
von P hilip A insw orth Means, “A Survey of A ncient P eru v ian A rt” ,
gegeben, deren V erfasser sie dem großen Kollegen zugesandt h a tte 7.
M ax U hle fühlte sich zu einer kritischen Stellungnahm e gedrängt,
doch sollte seine A n tw o rt nicht den C h a rak ter einer reinen K am p f
schrift tragen. D as Erscheinen der A rbeit des nordam erikanischen F o r
schers veranlaßte ihn vielm ehr, seine eigenen G edanken über C harakter,
U rsprung u nd A bfolge der altperuanischen K u ltu ren einm al in zu
sammenfassender, k la r gegliederter Form darzustellen. Welche G ründe
U hle dann nach Abschluß der N iederschrift bewogen haben mögen, das
beinahe druckfertige M anuskript — ebenso wie den freilich w eit w e
niger um fangreichen A ufsatz über die „G rausam keiten“ — u n v erö f
fentlicht zu lassen, ist heute schwer zu sagen. Vielleicht h a t die V er
legung seines W ohnsitzes nach E kuador, die bereits ein J a h r später
(1919) auf E inladung seines Freundes Jacinto Jijón y C aam año hin er-
4 Vgl. hier S. 53.
5 Vgl. hier S. 74, wo der Aufsatz als vorliegend genannt wird.
c Vgl. hier S. 11.
7 Das mit der Widmung «Como testimonio de gran aplauso para los trabajos
y las obras de Ud.» Max Uhle zugesandte Exemplar des Means’schen Werkes
befindet sich heute unter der Signatur Per ge 119 in der Ibero-Amerika-
nischen Bibliothek zu Berlin.
folgte, so viele neue A ufgaben m it sich gebracht, daß der G edanke an
eine V eröffentlichung beider A rbeiten in den H in te rg ru n d gedrängt
w orden ist, um dann ganz in Vergessenheit zu geraten. Auch die T a t
sache, daß beide M anuskripte nicht in spanischer, sondern in deutscher
Sprache abgefaßt w aren, m ag eine Veröffentlichung in Südam erika
erschwert haben. Schließlich aber mögen auch innere G ründe m aßgeb
lich beteiligt gewesen sein, denn w ährend seines langjährigen A u fen t
haltes in E kuador h at sich M ax U hle m ehr und m ehr um den Nachweis
w eitreichender, letztlich interkontinentaler K ulturbeziehungen bem üht.
Das Bestreben, einer un ter U m ständen sogar scharfen A useinander
setzung m it seinem wissenschaftlichen Gegner auszuweichen, dürfte
bei dem sehr starken T em peram ent M ax Uhles dagegen kaum eine
Rolle gespielt haben, um so weniger, als U hle nur w enig später in
einem spanisch geschriebenen A ufsatz, der in E kuador erschien, zu
M eans’ Ansichten kritisch Stellung genommen h at8. E rst nach seiner
Rückkehr in die H eim at h a t sich M ax U hle dann w ieder m it der u n
veröffentlicht gebliebenen A rbeit beschäftigt, wie m ehrere Bleistift
notizen in seiner Altersschrift erkennen lassen.
V ierzig Jah re nach der A bfassung der Uhleschen Gesamtschau stellt
sich in der peruanischen Archäologie verständlicherw eise vieles ganz
anders dar, als es dam als dem Auge des schärfsten Beobachters er
scheinen konnte. Um so höher d a rf jedoch die wissenschaftsgeschicht
liche Bedeutung dieser A rbeit M ax Uhles bew ertet w erden. Sie
verm ittelt einen vollständigen Überblick über die Anschauungen, die
der B egründer der peruanischen A ltertum skunde von dem Wesen und
der O rdnung dieser altindianischen K ulturen besessen hat. D as Jah r,
in dem die „G esam tdarstellung“ v e rfa ß t w orden ist, bezeichnet nicht
n u r das Ende eines Lebensabschnittes, sondern auch eine V eränderung
geistiger A rt, da Uhles Veröffentlichungen von nun an einen w eit
spekulativeren C h a rak ter tragen w erden. D er G elehrte h at seine G ra
bungen in Peru und Chile, auf denen alle w eitere Forschung fußen
w ird, abgeschlossen u n d steht m it dem größten Erfolge v o r seiner
T ätigkeit in E kuador, die w eitgehend durch den Versuch bestim m t ist,
Spuren m ayoider Einflüsse in diesem L ande nachzuweisen. A n diesem
W endepunkt h at M ax U hle sich glücklicherweise entschlossen, eine A rt
Rechenschaftsbericht darüber zu geben, wie sich ihm die so vielfältigen
Problem e der altperuanischen Archäologie darstellten. U hle ist dam it
zu einem w ohl auch fü r ihn in gewisser Weise abschließenden G esam t
bild gelangt, wie er es uns ähnlich umfassend und durchgegliedert an
keiner anderen Stelle hinterlassen hat.
8 Uhle 1920, mit Tabelle der Kulturperioden.
9
D er H erausgeber, dem der hochbetagte M ax U hle noch ein u n v e r
gessener, sehr v e re h rte r L eh rer gewesen ist, h a t sich b em ü h t, die
Quellenhinweise zu vervollständigen. A uf eine Bibliographie der
Schriften M ax Uhles konnte verzichtet w erden, da die v orzüg
liche Zusam m enstellung von Jo h n H o w lan d R ow e vorliegt9. D age
gen erschien es geraten, ein R egister beizugeben. V o n den M o n u
m enten, die im T ex t eingehender b ehandelt w erden, ist w enigstens
eine A usw ahl der wichtigsten W erke abgebildet w orden. A ufrichtiger
D an k gebührt D r. J. O. Brew, D irek to r des P eabody Museum of
Archaeology an d E thnology, H a rv a rd U niversity, C am bridge (Mass.),
u nd M r. Junius B. Bird, A m erican Museum of N a tu ra l H isto ry , N ew
Y ork, von denen in hilfsbereiter Freundschaft die V orlagen fü r die
beiden T afeln zu r V erfügung gestellt w orden sind, sowie Professor
T oribio M ejía Xesspe, S ubdirector des Museo N acio n al de A n tro p o
logía y A rqueología, Lim a, fü r die farbige A brollung des als erste
T extabbildung w iedergegebenen Vasengemäldes.
s Rowe 1954. G. K.
VORBEMERKUNG
A uf den folgenden Seiten ist eine kritische D arstellung der G esam theit
der altperuanischen K ultu ren beabsichtigt, der bereits durch zahlreiche
E inzelstudien vorgearbeitet w orden ist1. A ußerdem fußen verschiedene
zusam m enstellende Schilderungen der peruanischen K ulturen, die von
anderen A utoren veröffentlicht w orden sind, so die A rbeiten von
C. Wiesse, Th. A. Joyce und P. B erthon2, auf den Schlußfolgerungen
des Verfassers dieser Zeilen.
U n ter diesen U m ständen w ürde eine eigene zusamm enfassende Be
h andlung der peruanischen K ultu ren durch den V erfasser nicht so
dringlich erscheinen, w enn nicht durch eine neue, anscheinend sehr
sorgfältig gearbeitete D arstellung dieser K ulturen, die das bisher ge
zeichnete Bild in vielen grundlegenden Linien verändert, die G efahr
bestünde, daß in vieler H insicht falsche V orstellungen über das Wesen
u n d die O rdnung der peruanischen K ultu ren die H errschaft erlangten.
P hilip A insw orth Means, h a t un ter dem T itel "A Survey of Ancient
P eruvian A rt" in den "Transactions of the C onnecticut A cadem y of
A rts an d Sciences“3 diese K ulturen in seiner Weise sehr eingehend
behandelt und verschiedene wichtige Gesichtspunkte hervorgekehrt,
die bisher w eniger zu r B ehandlung gekom men w aren. Leider h at ihn
eine falsch geleitete K ritik — verbunden m it einem M angel an p er
sönlicher E rfahrung auf den meisten Gebieten der peruanischen
Archäologie — v eran laß t, ein in vieler H insicht irriges Bild von dem
Zusam m enhang der peruanischen K ulturen untereinander und der A rt
ih rer E ntw icklung zu zeichnen. W enn der V erfasser dadurch v eran
la ß t w ird, das in der obengenannten A rbeit gegebene Bild wieder
vollständig um zustürzen u nd auf die Gesichtspunkte zurückzuführen,
die bei seinen eigenen früheren A rbeiten leitend w aren u n d auch von
anderen A utoren w illig an erk an n t w orden sind, so soll doch dabei
nicht der G edanke unterdrückt w erden, daß es die sorgfältige, wenn
auch irreleitende A rbeit von Means w ar, der das V erdienst gebührt,
die folgende breitere Studie hervorgerufen zu haben.
1 Stübel und Uhle 1892. Uhle 1902, 1903 (jedoch bereits im Jahre 1898 ver
faßt), 1906, 1906 a, 1906 b, 1907, 1910, 1911, 1912, 1912 a, 1912 b, 1912 c,
1913, 1913 a, 1913 d, 1914, 1917, 1917 a, 1918.
2 Wiesse 1913. Joyce 1912. Berthon 1911. — Vgl. dazu die bibliographischen
N otizen bei Uhle 1912 c und 1913 d. 3 Means 1917.
11
I. D I E E T H N I S C H E N G R U N D L A G E N
D ER P E R U A N I S C H E N Z I V I L I S A T I O N E N
12
m it ihren viereckigen, w enig ausgearbeiteten Gesichtern und breiten
Backenknochen ist sehr bestim m t. In sprachlicher H insicht sind die
Einflüsse spät in Brasilien entwickelter oder zugew anderter V ölker in
O rtsnam en und gram m atikalischen Elem enten deutlich. So fü h rt das
Pronom en der ersten und zw eiten Person nu un d pi der Puquina, die
früher westlich des Titicaca-Sees nach A requipa zu ansässig w aren,
auf A im ara-E inw irkungen zurück. D as gleiche gilt fü r die entsprechen
den P ronom ina der ersten Person im A im ara und Quechua. D ie Fluß-
und O rtsnam en auf den in dem peruanischen D epartem ent C ajam arca
dürften auf das karibische tuna, „W asser", zurückzuführen sein. Noch
zur Z eit der Eroberung saßen Pano, karibische und arawakische
Stämm e dicht vereint am M arañón-Flufi bei Ja én 1 — ein Beweis für
die alten Beziehungen, in denen die H ochlandsvölker zu den fü h ren
den Stäm m en der transandinen G egend standen.
U n ter diesen U m ständen nim m t die V ereinigung von ganz p rim itiven
und fortgeschritteneren kulturellen V erhältnissen in der A rt, wie sie
im. O sten gefunden w urden, bei den ältesten uns bisher bekanntgew or
denen Stäm m en des Westens nicht w under. D ie ältesten Stäm m e dieser
Gegenden w aren töpfereilos, der W eberei unkundig und befanden sich
ü b erh aupt auf einem der tiefsten N iveaus unter den b ekannten süd
am erikanischen Völkerschaften. Bis in die ersten Ja h rh u n d erte der
neuen Ä ra w aren auf einem langen Streifen der westlichen K üste, be
sonders der chilenischen, Steingeräte von frühem , chelléen-artigem,
paläolithischem Typus die herrschenden. Als Bekleidung dienten Felle,
M äntel aus V ogelbälgen u nd Faserschurze aus T o to ra; sogar die E r
innerung an den Gebrauch von Penisfutteralen als alleinige Beklei
dung h atte sich noch erhalten. D ie prim itivste Form der am erikani
schen Speerschleuder, die älter als die D ifferenzierung der Form dieser
W affe zwischen den H au p tteilen des K ontinents ist, h a t sich noch
zwischen A rica und Pisagua gefunden.
D aneben gibt es — wie bei den Sprachen — V erhältnisse, die Bezie
hungen zu den fortgeschritteneren transandinen V ölkern verraten.
V orkulturliche Speerschleudern, die sich an den den O sten beherrschen
den T ypus dieser W affe anschließen, haben sich im T ale von Lima
(G rabfeld von N ieveria) gefunden, hölzerne K eulen, die den ost-
andinen am ähnlichsten sind, in der Gegend von Lima, N iev eria und
A ncón2, Blasrohre in A bbildungen au f Geweben der Gegend von Lima
1 Vgl. die « Relaciones Geográficas » (1881, Tomo IV, S. 25, 28) mit einigen
dort angeführten W ortproben der in der Gegend von Jaén ansässigen Stämme.
2 Abbildungen bei Reiss und Stübel 1880. D er Typus gehört den ältesten in
diesem Werke abgebildeten Funden von Ancón an. [Gemeint ist wohl das
in Band III auf Tafel 84, Fig. 6, abgebildete Objekt. (D. H .)]
13
u nd als reales O bjekt in Pisagua. Schon in sehr frü h er Z eit gelangte
— obw ohl nicht überall — der flach-viereckige Pano-Bogen an die
pazifische K üste, u nd die R öhren zum Schnupfen, die jedenfalls von
A im ara-Stäm m en dem H ochlande m itgeteilt w urden, finden sich bereits
sehr früh bei A boriginern von Pisagua.
A lle diese V erhältnisse lassen den Schluß zu, daß schon vor dem Be
ginn der kulturellen E inw irkungen vom N o rd en her die ethnische
G rundlage, die eine Mischung von alteinheim ischen und später aus
dem O sten zugew anderten V ölkern u nd V ölkerelem enten darstellte,
eine gefestigte w ar. D ie K u ltu r w ar prim itiv , teilweise sehr p rim itiv
und befand sich zum Teil sogar noch auf dem N iveau des U rzustandes.
Diese V erhältnisse erlitten eine vollständige V eränderung durch die
E inführung der K u ltu r, die sich vom N o rden her wie eine Decke über
alle diese V ölker ausbreitete.
14
II. A R C H A IS C H E K U L T U R
15
weis für die A usdehnung der archaischen K u ltu r Z entralam erikas
über das nördliche Peru darstellen1. E r geht sogar noch w eiter und
findet auch in den späteren figürlichen D arstellungen — sitzenden
Personen m it gebogenen K nien und Ellenbogen — archaische Ele
mente.
Jene Tonköpfchen usw. finden sich jedoch nu r in A ncón, w o daneben
auch Fragm ente von gravierten G efäßen proto -n azcaartig er Form und
M usterung Vorkommen, nicht aber in Supe, w o diese fehlen. Es ist
daraus abzuleiten, daß sie eine A b art des Proto-N azca-S tiles, also des
ersten w irklichen peruanischen kulturellen Stiles bezeichnen und nichts
m it einer archaischen, dem P roto-N azca-S tile vorausgehenden S tilart
zu tun haben. D ie sitzenden Figuren aus T on jedoch, die angeblich
archaische Elem ente verraten, haben kein höheres A lter als die E in
führung der sitzenden H a ltu n g fü r die B estattung der T oten, und es
en tfällt dam it der G rund, sie auf ältere, archaische Ideen zurückzu
führen.
In einem A ufsatz über die Beziehungen zwischen Z en tral- u n d Süd
am erika in vorgeschichtlicher Z eit h at Means seine und H . J. Spindens
Ideen über die archaische K u ltu r, die den höheren in Peru vorausging,
w eiter ausgeführt2. D as ganze System seiner Beweise fo rd e rt jedoch
K ritik heraus, da es in keinem Teile wissenschaftlichen A nforderungen
entspricht. O ffenbar gibt es z u r Z eit in N o rd am erik a eine G ruppe
von Forschem, die jeden prim itiven C harakterzug, den sie in den
K ulturen zentralam erikanischer G egenden oder des nördlichen Süd
am erika finden, als einen archaischen und fü r die höheren K ulturen
grundlegenden auch zeitlich jenen vorausdatieren wollen. D aher sah
schon H . J. Spinden die kleinen Tonköpfchen, die von G. A. D orsey
— außer inkaischen G efäßen — auf der La P lata-In sel gefunden w o r
den sind, als den höheren peruanischen K ultu ren vorausgehend an 3,
obw ohl die ganze ekuadorianische K üste bis in die spätesten Zeiten
solche prim itiven A rtefak te pro d u ziert hat. In der gleichen Weise be
trachtet M eans4 die prim itiven Erzeugnisse der K u ltu r an der M ün
dung des Amazonas-Flusses in diesem Sinne als archaisch, obw ohl sie
nu r einen Schwestertypus der am G renzfluß zwischen G uayana und
Brasilien gefundenen W erke darstellen, die auf der A bleitung aus
einer späten, dorthin eingeführten kolumbianischen oder A ntillen-
K u ltu r beruhen. D ie viereckigen Tonschalen auf runden Füßen, an-
16
dere G efäßform en, Froschfiguren usw. aus dieser G egend sind m it
denen identisch, die in relativ jungen K ultu ren P uerto Ricos, des
Cauca-Tales in K olum bien5 und im H ochlande von E kuador gefunden
w erden. Ton-, M etall- und S tein-A rtefakte der G egend von C hiriqui,
aus C osta Rica und H onduras w erden unbesehen als andere Zeugnisse
jener uralten, archaischen K u ltu r hingenommen, obw ohl über die Zeit
ihres U rsprungs schlechterdings nichts bekannt ist und die einfache
äußere Form an sich nichts w eiter als ihre Z ugehörigkeit zu p rim iti
ven, in allen diesen Fällen aber wahrscheinlich sehr jungen Stäm m en
beweist.
Ebenso aus der Luft gegriffen ist die von Means vertretene A nnahm e5,
daß gewisse T öpfereien aus der G egend von T rujillo, die A. H rd lick a
ihrer einfacheren Bem alung wegen fü r älter als die reicher gem usterten
G efäße ansah', einen Typus der sogenannten archaischen K u ltu r in
Peru repräsentieren. M it den im Ja h re 1914 von A. H rd lick a p u b li
zierten Beweisen8 v erh ä lt es sich zw eifelsohne ebenso.
Es ist außerdem fast unglaublich, wie geringe Ansprüche an Id en
titätsbew eise gestellt w erden, w enn es sich darum handelt, einen an
sich n u r prim itiven T ypus — w ie den der K u ltu r von C hiriqui —
dem A lter und den historischen Beziehungen nach m it w irklich alten
Erscheinungen, wie den kleinen Tonköpfchen von A ncón, zu v erbin
den. D enn eine nähere stilistische Ä hnlichkeit ist in diesem Falle in
keiner Weise vorhanden.
W ährend es unzw eifelhaft ist, daß das V orkom m en einer eigentüm
lichen Töpferei, die dabei einfach und von der höherer K u ltu ren v er
schieden ist, in Supe, A ncón usw. auf nördlichen Einflüssen beruhen
m uß, da sich nichts hierzu Ähnliches bei den prim itiven Fischern der
südlichen K üste Perus findet, d a rf es doch als ausgeschlossen gelten,
daß diese T öpferei au f große E inw anderungen frem der Zivilisationen
hinw eist. Zu ihrer E rklärung genügt die fortleitende A usbreitung k u l
tureller Errungenschaften, die ja vielleicht in Z entralam erik a ihren
Ausgang hatten, von d o rt aber sich allm ählich nach Süden verbreitet
haben können. Diese A nnahm e liegt um so näher, als keine Erschei
nungen außerhalb Perus vorhanden sind, m it denen sie eine besondere
Ä hnlichkeit hätten. P. A. Means geht freilich so w eit, die E inw ande
rung der sogenannten archaischen K u ltu r aus dem E indringen der an-
5 Stübel-Reiss-Koppel-Uhle 1889, Taf. 1-4.
6 Means 1917 a, S. 160.
~ H rdlicka 1912. Dieser Schlußfolgerung H rdlickas, die außerdem auch in
haltlich falsch ist, ist der Verfasser schon in seiner A rbeit „Zur Chronologie
der alten K ulturen von Ica“ (Uhle 1913 a) entgegengetreten.
8 H rdlicka 1914.
17
thropologischen T ypen, die w ir in S üdam erika finden, vom N ord en
erklären zu wollen, denn „nur sekundäre Bewegungen h ätten rück
läufig sein können“9. Diese Schlußfolgerung v erk en n t vollständig das
A lter der südam erikanischen Menschheit im V erhältnis zu dem rela
tiv doch sehr jungen A uftreten jener kultu rellen Erscheinungen im
N orden. A ußerdem sind die T ypen der ältesten Fischerbevölkerungen
von Supe und A ncón Means gar nicht näher b ekannt, da das sie be
treffende, in K alifornien ruhende M aterial noch von keinem A n th ro
pologen geprüft w orden ist.
V on dem V olke der archaischen K u ltu r Perus lä ß t Means in der
H auptsache die Chim u abstam m en10. Jene prim itiven k u lturellen V er
hältnisse, die sich auf die Existenz einer äußerst einfachen T öpferei
m it dem Ausschluß figürlicher M otive beschränkten, bargen aber n a tü r
lich keine Elem ente in sich, aus denen sich eine höhere K u ltu r h ätte
entwickeln können. M an kann also diesen F ak to r bei der E ntstehung
der späteren K u ltu r außer acht lassen. Es ist n u r noch d ara u f h in zu
weisen, daß die A nnahm e von Means, M ontesinos könne N achrichten
von jener E inw anderung, die zur K u ltu r der Chim u usw. fü h rte, ge
h ab t haben11, aus der unbestim m ten Form , in der dieser C hronist
von den frühesten E inw anderungen berichtet, in keiner Weise her
vorgeht; sie können leicht auch das Ergebnis freier Erfindung d a r
stellen, die zu r E rklärung südam erikanischer Bevölkerungen ü ber
h au p t dienen sollte. Noch w illkürlicher ist die A nnahm e12, aus der
phantastischen C hronologie von M ontesinos ließe sich ein sicheres, m it
anderen E rw ägungen übereinstim m endes D atu m ableiten.
9 Means 1917 a, S. 161.
10 Means 1917 a, S. 161, und 1917, S. 392.
11 Means 1917 a, S. 162.
12 Means 1917 a, S. 162.
18
I II .D IE H Ö H E R E N P E R U A N I S C H E N K U L T U R E N
Historischer Überblick
19
schiede im U rsprungsalter und E ntw icklungsgrade sind dabei nicht zu
verkennen.A ndererseits erlauben die fü r jüngere P erioden häufigeren
Reste einen eingehenderen Einblick in deren besondere Entw icklungs
phasen.
W ir können heute den A nfang der peruanischen K u ltu ren in die er
sten Ja h rh u n d erte unserer Zeitrechnung in bestim m ter Weise datieren.
Dies erübrigt es, andere Versuche zu berücksichtigen, die das A lter ein
zelner K ultu ren in phantastischer Weise datieren w ollen4.
i. B E Z I E H U N G E N Z W I S C H E N
PROTO-NAZCA, PRO TO-CH IM U UND PROTO-LIMA
20
K enntnis dieses Stiles in jeder H insicht gewachsen. Die ursprünglich
bekannte A usdehnung des Stiles reichte vom 13 'A. bis 15. G rad süd
licher Breite, vom C hincha-Tal bis N azca. N ach den heutigen K en n t
nissen erstreckte sich seine frühere A usbreitung wenigstens vom 11. bis
zum 16. G rad, von G ran Chim u bei Supe über C hancay, Ancón,
Pachacam ac0 bis zum Tale von A cari im Süden von N azca. N ach
unseren heutigen Begriffen ergänzen sich der P roto-C him u- und der
P ro to -N azca-S til geographisch (7. bis jenseits des 9. G rades und n ö rd
lich vom 11. bis 16. G rad südlicher Breite7), obw ohl dieses nicht n o t
w endig das ursprüngliche V erhältnis gewesen sein m uß. Beide Stile
reichten auch bis hoch in das Gebirge: der P roto-C him u-S til bis in die
Gegend von H uam achuco (2800 m über der See)8, der andere vom
T al von Pisco entlang bis oberhalb H u a ita rá (3000 m über der See)
in das D epartem ent H uancavelica.
D ie A nalogie dieser beiden Stile erscheint heute als eine w eitgehende
und überraschende. H a lb menschlich, halb tierisch gebildete Figuren
verschiedenster A rt — bei fast völligem Fehlen scheinbarer G ottheiten
in menschlicher Form — bilden in beiden den Stoff der m y th o lo
gischen Ideen. Bestimmte Tiere — wie Fische, K rabben, K atzen, Vögel,
Tausendfüße — erscheinen in diesem Sinne in beiden Stilen. D ie G e
fäßform en, wie zum Beispiel Teller, enghalsige Flaschen, bieten m an
nigfache wichtige Übereinstim m ungen. G roße Beweglichkeit der S til
form , bedeutendes zeichnerisches T alent, große F ertigkeit in der Be
m alung und plastischen Bildung der G efäße sowie eine ähnliche T en
denz, die verschiedensten G egenstände der N a tu r und des Lebens
figürlich und zeichnerisch zu reproduzieren, verbinden beide Stile m it
einander und zeigen ihre innere Verw andtschaft.
G anz besonders überrascht der w eitgehende Parallelism us in der A rt
der O rnam entierung der Gefäße. D ie in beiden Stilen vorkom m enden
G ruppen w erden in der nachfolgenden G egenüberstellung deutlich.
Means h at bereits eine K lassifizierung der in den beiden Stilen ü b
lichen O rnam entierung versucht“, aber bei jedem Stil nur die G ruppen,
die in unserer Übersicht durch Kursivschrift hervorgehoben sind, fer
ner „gemischte Sujets aus Elem enten der übrigen A rte n “ angeführt.
6 Siehe Uhle 1910. Anscheinend ist der spätere Sonnentempel der Inka über
einem alten Proto-N azca-G rabfeld errichtet worden.
7 Danach ist die Angabe von Means (1917, S. 322), daß der Proto-Chim u-Stil
die nördliche, der Proto-N azca-Stil die südliche H älfte der peruanischen
Küste einnahm, ungenau.
8 In Stein skulptierte Köpfe dieses Stiles von Huamachuco befinden sich im
Museum der U niversität von Kalifornien.
“ Means 1917, S. 342 und 349.
21
P R O T O -N A Z C A : P R O T O -C H IM U :
I. Figürliche Darstellungen: I. desgleichen
1. Menschliche Figuren, realistisch 1. desgleichen
2. Menschliche Figuren, halbrealistisch 2. desgleichen
3. Menschliche Figuren, schwach modelliert 3. desgleichen
4. Köpfe 4. desgleichen
5. Mythologische Szenen
6. Gebilde aus dem Tier-
und Pflanzenreich
7. Gegenstände 7. desgleichen
22
sehr äußerlichen u nd nichts beweisenden U m stand als G rundlage für
ihre A ltersbestim m ung ben u tzt hat.
D ie Gewebe und Passam ente in der P ro to -N az ca -K u ltu r sind m annig
faltig: geknüpfte12 u nd w ebartige Gobelins, gem usterte Gewebe, figür
liche Passam enterien usw. D ie geknüpften G obelins m it einfacher Web -
unterläge geben die an den G efäßen sichtbaren Figuren in ebenso m ale
rischer Weise wieder. A ndere w ebartige Gobelins zeigen in Technik
und A nordnung der M uster Ä hnlichkeit zu den Gobelins späterer Stile.
W ieder andere geknüpfte G obelins geben Figuren u nd O rnam ente in
k om plizierter w ebm usterartiger A nordnung w ieder, w oraus zu schlie
ßen ist, daß auch die einfache W eberei bereits eine w eitreichende E n t
wicklung besaß. D ie Periode kennt auch schon durchbrochene Gewebe
m it reichen M ustern, die durch Vertauschung der K ettfäd en hergestellt
w urden. Leider sind w ir über die W eberei der P roto-C h im u -K u ltu r
nur durch wenige, au f den gem alten G efäßen reproduzierte M uster
unterrichtet, so daß in dieser H insicht kein Vergleich m it dem P ro to -
N azca-S til möglich ist.
D as historische V erhältnis der beiden Stile zueinander k ann aber nur
dann richtig verstanden w erden, w enn m an auch den Punkten, die sie
trennen, gebührende Beachtung schenkt.
In den gem alten V erzierungen neigt die stilistische A uffassung bei
dem P ro to -N azca-S til in ausgesprochener Weise zum Barock, bei dem
P roto-C him u-S til dagegen wesentlich zum Realismus hin. Plastisch
verzierte G efäße sind im P ro to -N azca-S til an sich viel seltener. K om
men sie einm al vor, so zeigen sie oft eine so überraschende Ü berein
stim m ung m it denen des anderen Stiles, daß m an fast geneigt ist, auf
eine äußere Beeinflussung sta tt auf eine innere V erw andtschaft zu
schließen. D ie K u ltu r von P roto-C him u gebraucht in ausgedehntem
M aße gute T onform en, die von P ro to -N azca scheint ihrer im allge
meinen zu entbehren. D er Boden der P ro to-N azca-G efäß e ist zum eist
rund, der der G efäße von P ro to-C him u-H erkunft flach oder m it
einem Ring versehen. D ie Bem alung im P roto-N azca-S tile ist in k rä f
tigen, zum eist dunklen u nd kontrastreichen Farben gehalten. N u r bei
den anscheinend älteren P roto-C him u-G efäßen findet sich etwas Ä h n
liches. Sehr typisch sind fü r den P roto-C him u-S til Flaschen m it engem,
gabelförm igem H alse und Pfeifengefäße. Beide scheinen in dem Stile
12 Vgl. die Darstellung der Technik und M uster bei Uhle 1912 c, Fig. 1-2,
vielleicht auch eine Figur in der 1914 erschienenen Abhandlung (Uhle 1914,
Fig. 2-3). Die Entdeckung von Proto-N azca-G ew eben durch Means (1917,
S. 349) kommt also recht verspätet. Einige Proto-N azca-G ew ebe anderer A rt
befinden sich seit 1901 und 1905 auch in der U niversität von Kalifornien.
23
von P ro to -N az ca gar nicht vorzukom m en. A ndererseits sind für den
P ro to -N azca-S til Flaschen m it zw ei offenen, engen H älsen ungemein
charakteristisch, die — obw ohl im N o rd en vorkom m end — dem
P roto-C him u-S til w enig eigentümlich sind. Eine wichtige G efäßklasse
des P roto-N azca-S tiles sind schließlich hohe, zylindrische Becher m it
leicht geschweiftem R ande u nd leicht abgeplattetem Boden. Diese
Form scheint dem P roto-C him u-S til vollständig zu fehlen.
A n den m ythologischen Figuren ist im P roto -N azca-S til nicht leicht
zu übersehen, daß bei ihnen das in dem anderen Stile so wichtige
M otiv der Schlange u nd die A usstattung der Gesichter m it H a u
zähnen keine V erw endung finden. Dieser U m stand könnte vielleicht
als Beweis der V erarm ung gedeutet w erden. Es überrascht aber, daß
w ir stattdessen in dem Stile von P ro to -N azca eine ungem ein ausge
dehnte, ja vorherrschende V erw endung des Tausendfußes finden. Im
Stile von P ro to -N az ca ersetzt der T ausendfuß geradezu die Schlange.
D er T ausendfuß kom m t zw ar vereinzelt auch bei den P roto-C him u
in D arstellungen vor, aber doch zuw eilen u n ter U m ständen, die be
weisen, daß er in jenem Stile eine E ntlehnung d arste llt13.
Auch die Auffassung der mythologischen Figuren ist in den beiden
Stilen zum großen Teile verschieden. Bei der V erbindung menschlicher
und tierischer Bestandteile überw iegt in den Figuren des P roto-C him u-
Stiles imm er der menschliche C harakter, in denen des P ro to -N azca-
Stiles dagegen fast im m er der tierische14. A ußerdem k ann m an die V er
bindung eines vollständig tierischen und eines vollständig mensch
lichen Leibes m it einem einzigen, beiden Leibern gemeinsamen K opfe15
fü r eine Idee ansehen, die ausschließlich dem Stile von P ro to -N azca
angehört.
O bw ohl beide K ultu ren mächtige Tem pel aus A dobe errichteten, so
liegen doch auch bei diesen wichtige Verschiedenheiten zwischen bei
den vor. Aus dem G ebiet der P ro to -N az ca -K u ltu r ist bis jetzt das
24
V orkom m en von Tem peln, die m it Terrassenstufen umgeben sind —
wie die Bauten von Moche und andere — in keiner Weise bestätigt.
Ein P roto-N azca-V asenbild zeigt zw ar einen links und rechts einm al Abb. 1
abgestuften T em pel10, doch sind in der W irklichkeit Reste solcher Tem
pel noch nirgends nachgewiesen w orden. A ußerdem lä ß t das V asenbild
noch in keiner Weise auf die Id e n titä t in der Form der A bstufung
schließen. D ie existierenden R uinen von alten P roto-N azca-T em peln
der K üste sind sehr verfallen. M an kan n infolgedessen aus ihnen
keine Schlüsse darüber ableiten, ob sie den P roto-C him u-T em peln
sonst irgendw ie ähnlich w aren17.
In dem bereits erw ähnten V asenbild zelebriert der Priester auf dem
G ipfel des Tempels. In dem Inneren des Tem pels befinden sich K am
m ern, in denen die Schädel der auf dem G ipfel G eopferten nieder
gelegt sind. D erartige verdeckte K am m ern haben sich bisher in keinem
Tem pel der K üste von P ro to -N azca- oder P ro to -C h im u -H e rk u n ft ge
funden, w ohl aber erinnern sie an die unterirdischen K o rrid o re des in
seinen oberen Teilen zerstörten Tempels von C hayin, dem H erk u n fts
orte des vielgenannten Reliefs18.
In bestim m ter Weise tre n n t beide Stile die Form des zu den Bauten
verw endeten M aterials. D ie P roto-C him u kannten den Ziegelbau
und w endeten nur diesen an. D ie P ro to -N az ca -K u ltu r dagegen kannte
den Ziegelbau nicht und verw endete sta tt dessen kindskopfgroße,
runde, in der G egend von Ica und N azca bisweilen einseitig abge
p la tte te 10 und nach der Form ung getrocknete Tonballen. Diese Ballen
w urden, nachdem sie vollständig getrocknet w aren, w ie Ziegel m it
feuchtem, lehm artigem M örtel v erm auert20. In dieser Weise w urden
16 Eine Abbildung dieses Gefäßes hat Max Uhle in einer späteren Arbeit ge
geben (Uhle 1926, Taf. 2, Fig. 1). (D. H.)
17 Das Proto-N azca-G efäß mit dem gemalten Tempel gehört der späteren
Epoche an. Ein älteres Gefäß mit figürlicher D arstellung aus N azca, das sich
jetzt in Kalifornien befindet, zeigt den alten Tempeltypus. [Zusatz M. Uhles.]
18 In diesen unterirdischen Gängen stehen noch große monolithische Blöcke,
die in Relief mit Schlangen und anderen Figuren verziert sind. Vgl. die A b
bildungen bei Wiener 1880, S. 575.
19 Tello nennt diese letztere A rt „zahnförmig" (Tello 1917, S. 286 und Fig. 6).
20 Diese Proto-Nazca-Bauweise ist in bestimmtester Weise schon in einer an
deren Studie präzisiert und der grundverschiedenen Bauweise der Proto-
Chimu gegenübergestellt worden (Uhle 1906 a). Die Unkenntnis dieser Ab
handlung führte Means zu einer bedauerlichen Verwirrung in den Angaben
über die typischen Bauweisen in der Proto-N azca- und Proto-C him u-K ultur
und über die Veränderungen, die durch die K ultur von Tiahuanaco in dieser
Hinsicht an der Küste herbeigeführt wurden. Diese Irrtüm er sind um so be
dauerlicher, als die genaue Kenntnis von dem wirklichen Verhältnis verm ut-
2ß
die alten Tem pel des Chincha- und Pisco-Tales („H u aca de A lv a
ra d o “, „H uaca de la R osa“ und eine je tzt vom Flusse von Pisco zer
rissene „H u a c a “) errichtet, ferner M auereinfassungen (so eine M auer,
die bis zu ebener E rde ein altes G rab feld bei Santiago im T ale von
Ica einschließt) sowie M auerungen u nd Bedachungen im In n ern der
G räber (Gegend von Ica 21 u nd N azca) hergestellt. In den 10 m tiefen,
unterirdischen K analbauten zur Bewässerung des Tales von N azca
findet m an ebensolche runde Adobes und kan n daraus die Z eit bestim
men, aus der sie stammen. W eiter im N o rden besteht ein P ro to -N azca-
Tem pel bei C hancav, dessen gemaltes P roto -N azca-F resk o in einer
früheren A rbeit abgebildet w urde22, aus dem gleichen M aterial. Ebenso
fanden sich einzelne runde T onballen als Reste eines viel älteren
Baues (neben auch schon jüngeren, kleinen Ziegeln) in den F u n d a
m enten einer nach der P eriode von T iahuanaco errichteten „H u a ca“
in der H acienda Conde (bei Lima).
b) D ie Stellung vo n Proto-Lim a
D ie S tilform von P roto-L im a w urde zuerst im Jah re 1904 an m ehre
ren Stellen des Tales von C hancay festgestellt u n d ihre K enntnis
durch A usgrabungen im T ale von Lim a (G räberfeld von N ieveria,
„H uaca J u lia n a “ bei M iraflores, „H uacas de A ram b u rú “ zwischen
Lim a und C allao) 1905 und 1906 erw eitert23. In der A rbeit „Ü ber
die F rühkulturen der U m gegend von L im a“ w urde dieser Stil näher
lieh auch Means davon abgehalten hätte, der K ultur von Proto-Chim u den
historischen V orrang zu geben, wie er es getan hat. Nach Means’ Angabe
(1917, S. 323 und 328) hätten beide K ulturen — P roto-N azca wie Proto-
Chimu — m it runden Tonballen gebaut, und erst die K ultur von Tiahuanaco
hätte den Ziegelbau an der Küste eingeführt, was natürlich falsch ist. Die
Bauweise mit Tonballen beschreibt Means unrichtig wie folgt: “large balls
of clay placed in position while still wet and allowed to dry in such a
m anner th at they partly ran together, thereby forming a solid mass of
m aterial“ (Means 1917, S. 323). Dieses V erfahren w ürde eine A rt Tapia er
geben haben, die erst nach der Periode von Tiahuanaco in Brauch kam.
21 Vgl. die Zeichnung in Uhle 1913 a, Fig. 13, sowie die A rbeit von Tello
(1917, S. 286).
22 Uhle 1910, Fig. 6.
23 Eine ausgedehnte Sammlung von O bjekten dieses Stiles von Chancay und
N ieveria befindet sich im Universitätsmuseum von K alifornien, eine andere
nodi größere Sammlung, die aus Funden von den „H uacas“ von Aramburú,
der „H uaca Ju lian a“ und dem G räberfeld von N ieveria besteht, in dem
Museum von Lima. Außerdem gehört das bei Ausgrabungen am Pachacamac-
Tempel freigelegte ältere Fresko (Uhle 1903, Fig. 7-9), wie man jetzt sieht,
dieser Stilart an.
26
SU !I5
beschrieben24. O bjekte der gleichen S tilform kom m en bis in der G e
gend von N az ca25, vielleicht — nach Sam m lungsgegenständen des M u
seums von Lima — bis oberhalb A requipa vor.
U nstreitig gehört diese S tila rt der m ittleren peruanischen K üste an,
wo sie durch eine Entw icklung aus dem Stile von P ro to -N az ca h er
vorging26, u nd offenbar bildete das T al des R im ac 27 m it dem ansto
ßenden T al des C hillón — nach den zahlreichen großen Tem peln
dieser Periode in beiden T älern („H uaca Ju lia n a “, drei „H u acas“ bei
A ram burú, zw ei bei C opacabana im C hillón-T ale) — eines der be
deutendsten Z entren der S tilart.
Aus dem Stile von P ro to -N azca hervorgegangen u n d daher im A n
fänge hauptsächlich gem alte, vorw iegend sogar w ebm usterartig stili
sierte oder geometrische V erzierungen verw endend (so in den Funden
von C hancay und von den „H u acas“ des Tales von Lim a), neigt
diese S tila rt in ihrer späteren E ntw icklung zu größerer Ä hnlichkeit
m it der K unst der P roto-C him u. In der V erzierung der G efäße tr itt
eine Ü berfülle figürlicher Sujets auf, die, obw ohl in ihren Form en
großenteils selbständig, doch in einzelnen Fällen form ell fast völlig
identisch scheinen28. N u r die trübe F arbe der Bemalung, die der von
den epigonalen G efäßen bekannten ähnlich ist, bietet im m er ein
K riterium abw eichender Provenienz. D ieser A bschnitt der proto-
limeñischen S tila rt teilt auch m it der von P ro to -C h im u die N eigung
zu obszönen D arstellungen. Aus Figuren des P ro to -N azca-S tils her
vorgegangene G ew ebem uster kom m en auch im P roto-C him u-S til vor,
w obei sie teils als M uster von dargestellten Geweben, teils als direkt
au f die V erzierung der G efäße angew endetes M uster rep ro d u ziert
sind. D ie gleichen aus dem P ro to -N azca-S til hervorgegangenen G e
webem uster, die in dem proto-lim eñischen Stil w eiter festgestellt und
von d o rt zum P roto-C him u-S tile w eitergetragen w urden, haben sich
auch in dem epigonalen Stile fo rterh alten 29.
Eigentümliche G efäßform en der Periode sind m eterhohe, runde,
einen Zoll dicke, gut gebrannte u nd außerdem vortrefflich durch Be
m alung, selten plastisch verzierte Töpfe, m it denen große Säle auf
24 Uhle 1910.
25 Vgl. die von Tello 1917, Fig. 5, abgebildete Flasche, die aus einem Grabe
der Tiahuanaco-Periode in Coyungo stammen soll, was der Zeit nach wohl
möglich ist.
20 Uhle 1910.
27 Reste des Stiles haben sich bis in die Gegend von Chosica (800 m über dem
Meere) gefunden.
28 Siehe einige Abbildungen in Uhle 1910.
29 Vgl. Uhle 1903, PI. 5 und besonders PI. 6.
28
verschiedenen „H uacas“ des Tales von Lima ursprünglich angefüllt
w aren, konische, nach oben erw eiterte Becher, die schon in C hancay
zahlreich vertreten sind und von da w eiter bis in die epigonale
P eriode dauern, sowie große, einseitig abgeplattete, auf der anderen
Seite konisch erhöhte Flaschen ohne M usterung, die in C hancay und
N ieveria äußerst gewöhnlich w aren. Im übrigen kom m en enghalsige
Flaschen m annigfaltiger A rt in N iev eria sehr häufig vor.
D ie Periode b au t — ähnlich wie die von P ro to -N az ca — gewaltige
T em pel aus A dobe. Ih re gewöhnlichste Form ist die eines hohen
Plateaus, das sich in m ehreren Terrassen allm ählich von Süden nach
N o rd e n 30 abstuft. In dieser H insicht mögen ihnen die alten P ro to -
N azca-T em pel der K üste, deren Umrisse nu r jetzt weniger deutlich
sind, ähnlicher gewesen sein als die Tem pel von Moche. V on diesen
P roto -N azca-T em peln tren n t sie aber in bestim m ter Weise das Bau
m aterial, denn ihr K örper ist aus ganz kleinen parallelepipedischen
Ziegeln gebildet, w ie schon an anderem O rte auseinandergesetzt
w urde31. Es ist möglich, daß dieser K örper schon m it größeren Ziegeln
an den abgestuften F ronten verkleidet w urde, doch haben sich d afü r
nur an dem ursprünglichen Tem pel von Pachacam ac Beweise ge
funden.
In der Form des verw endeten M aterials ist der proto-lim eñische Stil
w ieder dem d er P roto-C him u ähnlicher. Auch in Moche finden sich
Bauten, deren K ern aus kleineren, w enn auch vielleicht im m er noch
nicht so kleinen Ziegeln besteht. Vielleicht ist d o rt nur die „H uaca
del Sol“ ganz aus großen Ziegeln errichtet.
Aus allem geht hervor, daß der proto-lim eñische Stil eine M ittelstel
lung zwischen dem von P ro to -N azca und P roto-C him u einnimmt.
Wahrscheinlich schlossen sich der proto-lim eñische u nd Proto-C him u-
Stil geographisch ohne Lücke aneinander32.
30 Nachträglich vonM axU h le verbessert in: „von Westen nach O sten“. (D. H.)
31 Uhle 1910, S. 361.
32 Means bemerkt zu dem Verhältnis der drei Stile zueinander: "This sub
division (Proto-Chim u und Proto-N azca) is arbitrary, being based on the
form of arts prevailing in the tw o regions. It is not a wholly satisfactory
classification, and it may ultim ately have to be modified. For example, it
may sometime become desirable to delimit at Pachacamac a style which should
be called “Proto-Pachacam ac“. O ur inform ation is, however, too scanty
to justify such a course as yet" (1917, S. 322). Diese Bemerkung ist nach
mehreren Richtungen hin unklar und in ihrem letzten Teil direkt unrichtig.
Die Trennung von Stilen muß immer auf der Verschiedenheit der Ornamente
basiert werden, und eine vielleicht intime Verwandtschaft zweier Stile schließt
eine Verschiedenheit von K ulturen im archäologischen Sinne nicht aus. Man
erw artet nach diesem einleitenden Satze von Means den Vorschlag, beide
29
c) Das A ltersverhältnis der Stile
Bei dem A ltersverhältnis 33 der Stile ist die Frage der D auer u n d inne
ren Entw icklung von der ihres zeitlichen U rsprungs zu unterscheiden.
W ir kennen von dem P roto-C him u-S til durch Funde n u r eine kurze
Epoche, bei deren Erzeugnissen zw a r auch Unterschiede relativen A l
ters beobachtet w erden34, im G runde aber der allgemeine Typus
w enig wechselt. Im G egensatz zu den beiden anderen Stilen ist die
Entw icklung des Stiles von P ro to -N az ca sehr lang und m annigfaltig,
was nam entlich an den Funden von N azca und A carí (C haviña) b e
obachtet w erden kann. Auch aus einem anderen G runde m uß die E n t
wicklung des Stiles von P roto-C him u sehr frü h und k u rz abgeschnit
ten haben. O bw ohl die „H u aca del Sol“ bei Moche n u r als ein W erk
der P roto-C him u bezeichnet w erden kann, fanden sich auf ihr, ab
gesehen von einigen verlorenen goldenen Z ieraten, Reste dieser
P eriode fast gar nicht. D er H a u p tte il der Funde, die von d o rt stam
men, gehört vielm ehr der epigonalen Z eit von T iahuanaco u n d an
deren Stilen der nördlichen peruanischen K üste an.
D ie innere E ntw icklung des Stiles von P roto-L im a ist oben und schon
an anderem O rte 35 auseinandergesetzt w orden. Ebenso w ie in dem
G räberfeld von N iev eria die P roto -L im a-K u ltu r allm ählich durch die
K u ltu r von T iahuanaco abgelöst w ird, w ie sie sich in den epigonalen
Stile in einen zu verschmelzen. S tatt dessen fährt er, um ein Beispiel der in
Z ukunft vielleicht nötigen M odifikationen zu geben, mit der Aussicht auf
eine künftig vielleicht wünschenswerte Aufstellung eines Stiles „Proto-Pacha-
camac“ fort. Wenn aber Means die schon bestehenden Sammlungen des Proto-
Lima-Stiles unbekannt sind und ihm persönlich deren Beschreibung in der
A rbeit über die „Frühkulturen“ (Uhle 1910) nicht genügt, so beweist dies
nicht die Unrichtigkeit der Aufstellung dieses Stiles als eines besonderen.
Die Vertauschung des vorgeschlagenen Namens „Proto-Lim a“ durch ein
künftiges „Proto-Pachacam ac“ ist nicht bloß in hohem G rade arbiträr, son
dern auch an sich unrichtig. Die bisher von Pachacamac bekannten, diesen
Stil betreffenden Reste sind so wenig zahlreich, daß sie bis zu den E nt
deckungen in Chancay im Jahre 1904, in N ieveria und auf den „H uacas“
des Tales von Lima 1905— 1906 zur Aufstellung eines eigenen Stiles nicht
reichten. Außerdem beweisen die große Anzahl alter Tempelruinen um Lima
und deren Proportionen, ganz abgesehen von dem großen G räberfeld von
N ieveria, daß der Schwerpunkt der K ultur in dem Tale von Lima und nicht
in der Gegend von Pachacamac lag.
33 Vgl. hierzu auch die ausführliche Entwicklung in der zweiten Abhandlung
des Verfassers auf dem Internationalen Amerikanisten-Kongreß in S tuttgart
(Uhle 1906 a).
34 Vgl. die Bemerkungen gegenüber A. H rdlicka in der Arbeit: „Zur C hro
nologie der alten K ulturen von Ica“ (Uhle 1913 a).
35 Vgl. Uhle 1910.
30
G räbern am Fuße des Pachacam ac-Tem pels — zum Beispiel in G e
w ebem ustern — p artiell noch fo rtsetzt, zeigen auch auf der größten
der „H uacas“ von A ram burú einzelne Reste von G efäßen desT iahua-
naco-Stiles neben dem G ros der proto-lim eñischen Reste, daß die
K u ltu r von T iahuanaco im Tale der proto-lim eñischen unm ittelbar
folgt.
G anz verschieden w aren die V erhältnisse der K u ltu r von P ro to -N azca
im Süden. Eine große M annigfaltigkeit in der A rt u n d Weise der
Stilisierung, in der Farbengebung, sogar in den Form en deutet auf
eine lange, von fo rtw ährenden V eränderungen begleitete Entw icklung
hin. So kann zum Beispiel die A uflösung und V erm annigfaltigung
der m ythologischen Figuren nicht als ein ursprünglicher Besitz des
Stiles bezeichnet w erden. Manche G efäße zeigen schön bunte, in
barock geschwungenen Linien vollendet gezeichnete Figuren. Bei an
deren dagegen gew innt ein Zug zu r G eradlinigkeit der Zeichnung
und E inteilung in Felder die O berhand. D ie Z ahl der verw endeten
Farben ist geringer, neue M uster drängen sich ein, un d die Z ahl der
figürlich gebildeten G efäße ergibt einen abweichenden P rozentsatz
als an anderen O rten. Sogar in völlig degenerierten M ustern klingt
die E ntw icklung in der G egend von Ica bis A cari noch lange nach.
D ie von Means in seiner A rbeit gegebenen Beispiele 36 sind in der
Z ahl der dargestellten T ypen sehr unvollständig. Im m erhin lassen
sich auch an ihnen V arietäten der stilistischen Entw icklung unterschei
den. M eans neigt dazu, auf G rund des Gesetzes der abw ärts fü h ren
den E ntw icklung die von ihm auf PI. I I Fig. 1-3 veröffentlichten T a f . i E, A, c
keinen Fall als ein originales P ro d u k t des P roto-N azca-S tiles be
zeichnet w erden, denn es zeigt als B ortenm uster des H em des giebel-
31
artig übereinandergesetzte H aken, die als M otiv fü r den späteren
T iahuanaco-Stil charakteristisch sind40, und als Schulterornam ent ein
M uster, das auch an jenen G efäßen von T iahuanaco usw. häufig ist,
w ährend die vogelkopfartige Bem alung des Auges an den K ondor,
den Vogel der Sonne, erinnert. D adurch w ird auf die Bedeutung des
Blickes in einer ähnlichen Weise hingewiesen wie durch die soge
nannten „T rän e n “ in den D arstellungen von T iahuanaco. Gefäße,
Taf. i A wie das von Means auf PL II Fig. 2 abgebildete Stück, sind also im
32
.
33
K onsequenzen einer veränderten Stellungnahm e diesem Problem ge
genüber sollte m an meinen, daß den G ründen des Verfassers anschei
nend ähnlich triftige von Means zur Stützung seiner neuen Ansicht
entgegengestellt w ürden, doch ist dies keineswegs der Fall.
M eans stü tzt sich auf die geographische A usdehnung von P ro to -
N azca, das als südlich, also von Z entralam erik a aus gesehen hinter
dem Stile von P roto-C him u gelegen erscheint45, sowie auf stilistische
G ründe, wie die größere E infachheit in der Zeichnung der d a r
gestellten Figuren und die größere E ntw icklung des M otivs der
A ugen-U m m alung sowie der angeblichen T ierverkleidungen in den
Figuren des Proto-C him u-Stiles gegenüber dem von P ro to -N azca.
Selten ist aus oberflächlicheren G ründen die Bestimmung des A lters
verhältnisses zw eier Stile geschöpft w orden. W äre die geographische
Lage des P roto-N azca-S tiles hinter dem von P roto-C him u ein
G rund, dem letzteren ein höheres A lter als dem anderen beizumessen,
so h ätte vo r allem der V erfasser dieser Zeilen bei der dam aligen,
noch viel geringer bekannten A usdehnung des P roto-N azca-S tiles
w eit unten im Süden V eranlassung gehabt, sich fü r diese Ansicht zu
entscheiden. D a aber geographische G ründe im m er trügerisch sind —
zum al bei Stilen, die jahrtausendelang in der Z eit zurückliegen und
deren volle ursprüngliche A usdehnung nu r selten b ek an n t w ird — , so
w urde dieser G rund außer Betracht gelassen und die Entscheidung der
Frage des relativen A lters der Stile ausschließlich von der Rücksicht
au f innere G ründe abhängig gemacht. Als ein Beweis fü r die Schwie
rigkeit, die in der A uffassung des geographischen V erhältnisses der
Stile besteht, kan n geltend gemacht w erden, daß Flaschen m it zwei
engen, offenen und nach unten erw eiterten H älsen 40 seit ältester Z eit
in der G egend von E ten heimisch sind; ebenso sind sie fü r den P ro to -
N azca-S til in eigentüm licher Weise typisch, w äh ren d sie dem uns be
kannten P roto-C him u-S tile ganz oder nahezu fehlen.
Bei den angeblichen stilistischen G ründen geht Means sehr system a
tisch vor47, indem er die von H . J. Spinden auseinandergesetzten P rin
zipien über die Entw icklung der Stile vorausschickt. Ihnen zufolge
sollen sich Stile nach folgenden Gesetzen auseinander entwickeln:
1. Vereinfachung („sim plification“)
2. A usarbeitung („elab o ratio n “)
3. Ausscheidung von O rnam entteilen („elim ination“)
4. E rsatz („substitution“)
45 Means 1917, S. 363—364.
Taf. 2 E 46 Vgl. zum Beispiel Means 1917, PL X I, Fig. 5.
47 Means 1917, S. 364—365.
34
Gleichviel, welches die inneren G rundlagen dieses Systems sein mögen,
m uß es in seiner A nw endung zu r Entscheidung des relativen A lters
der Stile unbedingt w iderspruchsvoll und falsch w irken.
„E rsa tz“ ist kein stilistisches P rin zip — selbst w enn es an sich richtig
w äre, was auch noch bezw eifelt w erden kann — , m it dem das rela
tive A lter von Stilen entschieden w erden könnte, da es wechselseitig
zu w irken verm ag. Beispiele der falschen A nw endung dieses Prinzips
w erden w eiter unten gegeben w erden.
Das erste und d ritte P rinzip („sim plification“ und „elim ination“)
fallen in ihren W irkungen derartig zusammen, daß m an sie als eines,
als „V ereinfachung“, auffassen kann.
Sieht m an sich infolgedessen nu r den beiden P rinzipien „V erein
fachung“ ( 1 ) und „A usarbeitung“ (2) gegenüber, die zueinander im
G egensatz stehen, so kann bei ihrer A nw endung auf das V erhältnis
zw eier gegebener Stile zueinander nur die absolute W illkür darüber
herrschen, welchem der beiden P rinzipien m an zu r Entscheidung den
V orrang lassen will. D aher entstehen auch Schwankungen in der A n
w endung der P rinzipien wie die folgenden48:
Reihenfolge
H auzähne Tierverkleidungen Körperformen
nach Means
Jn der Entw icklung des P roto-N azca-S tiles aus dem von P roto-C him u
w irkten nach Means die beiden Beziehungen der „V ereinfachung“ und
„A usarbeitung“. Beide P rinzipien sind in diesem Sinne falsch ange
w endet.
G em alte Figuren des P roto-N azca-S tiles — wie die barocken Zeich
nungen mythologischer U ngeheuer 49 — lassen sich in Bezug auf den
G rad der A usarbeitung m it denen des Proto-C him u-Stiles gar nicht
vergleichen. Fehlen ihnen auf der einen Seite gewisse realistische D e
tails, so sind sie auf der anderen symbolisch desto m ehr ausgearbeitet.
Means legt großen W ert auf die vierfingerige H a n d des P ro to -N azca-
und Tiahuanaco-Stiles gegenüber der fünffingerigen W iedergabe im
48 Means 1917, S. 366—367.
49 Vgl. zum Beispiel Means 1917, PL III, Fig. 1 und 3. T a f . 2 B, 1 F
35
P roto-C him u-S tiie als Beweis jüngerer H erkunft. Es h at aber bisher
noch niem and zu behaupten gewagt, daß vierfingerige H än d e an
Figuren der P rim itiven eine A bkunft von älteren fünffingerigen D a r
stellungen beweisen m üßten. A ußerdem beru h t die Ansicht von Means,
d aß jede K unstentw icklung m it einem vollkom m enen Realismus an
fangen müsse, auf einem grundsätzlichen Irrtu m .
D ie U m m alung der Augen im P roto-N azca-S tile ist von der Gesichts
bem alung an den Figuren des P roto-C him u-Stiles verschieden, also
m it dieser nicht vergleichbar. M an könnte höchstens von einem E rsatz
(„substitution“) sprechen, der über das A ltersverhältnis der Stile
nichts entscheidet.
D er U nterschied des P roto-C him u-Stiles von dem P ro to -N azca-S til
besteht nicht darin, daß der erstere als Tiere verkleidete Personen50,
der andere w irklich tierisch gebildete G ottheiten w iedergibt51, son
dern T ierverkleidungen finden sich im P roto-C him u-S til neben halb
tierisch gebildeten G ottheiten52, und das gleiche V erhältnis w ird wohl
auch im P ro to -N azca-S til geherrscht haben. D ie angebliche „M und
m aske “ 53 im P ro to -N azca-S til ist aber ein körperlicher Bestandteil
der betreffenden G ottheiten un d keine M aske54.
Es w iderspricht ferner den natürlichen G esetzen stilistischer Entw ick
lung, anzunehm en, daß aus T ierverkleidungen (des Proto-C him u-
Stiles) halb tierisch gebildete G ottheiten (des P roto-N azca-S tiles)
h ätten entstehen können. Auch in der W elt der Ideen folgt der Teil
au f das G anze.
W ie aber schon oben ausgeführt w urde, können auf die kom plizier
ten zweileibigen G estalten von G ottheiten im Laufe der Entw icklung
n u r einleibig, halb tierisch gebildete G estalten gefolgt sein. In diesem
Falle m uß also die Form der D arstellung von G ottheiten im P roto-
C him u-S til an sich jünger sein als die ursprüngliche des Stiles von
P roto-N azca.
A uf dem G ebiete der Vergleichung gem alter Figuren verschiedener
Stile liefert die Beobachtung von rudim entären Elem enten die en t
scheidendsten Beweise fü r das A ltersverhältnis der Figuren, wie dies
50 Means 1917, S. 340 und 366.
51 Means 1917, S. 344 ff.
52 Vgl. zum Beispiel den fliegend abgebildeten Fledermaus-Gott bei Uhle
(1904 a, Abb. X).
53 Means 1917, S. 345.
Abb. 3 A — L 54 Die lehrreichen Abbildungen bei Tello (1917, Fig. 8—20) zeigen deutlich
die Abstammung der flügelartigen Anhänge der angeblichen Maske an den
T a f . 2 B, l F Seiten des Mundes (vgl. Means 1917, PI. I l l , Fig. 1 und 3) von den Barthaaren
der Katze.
36
vom Verfasser nach m ehreren Richtungen beispielsweise zu r K lärung
der Beziehungen zwischen P roto-N azca, P roto-C him u und T iahua-
naco versucht w orden ist55.
Die von Means versuchten Beweise sind irreführend und trügerisch;
sie können also das einmal festgestellte V erhältnis nicht m ehr v er
ändern.
2. D IE R E L IE F P L A T T E V O N C H A V IN D E H U A N T A R
55 Uhle 1906 a.
66 Stübel und Uhle 1892, S. 48.
57 Vgl. Polo 1899.
58 Uhle 1910, Joyce 1912, M arkham 1910.
68 Joyce 1912, Fig. 19, Means 1917, PI. IX .
60 Vgl. Wiener 1880, S. 199 ff., und M iddendorf 1893, Band 3, S. 88 ff., wo
gleichfalls eine gute Abbildung des Steines gegeben ist (Band 1, S. 631). Ge
rüchtweise verlautet, daß in C havin noch ähnliche Steine im Boden liegen.
37
Abb. 2:
C havín de H uantar.
R eliefplatte, sogen.
„Piedra R aim ondi“ .
Polo entgingen in seiner Beschreibung zahlreiche wichtige D etails der
Zeichnung, außerdem w urde die ganze Idee der D arstellung, die dem
m odernen V erständnis sehr en tfern t liegt, nicht genügend erfaß t. Ihm
schloß sich Means an01, w obei er die W inke, die fü r die D eutung des
Steines in dem A ufsatz über die „F rü h k u ltu ren “ gegeben w orden
w aren02, außer acht ließ. Seine Beschreibung genügt dem heutigen
V erständnis in keiner Weise m ehr, so daß es dringend notw endig
erscheint, an ihre Stelle eine neue, vollständigere E rläuterung zu
setzen, die in die Tiefe der D arstellung eindringt.
a)
Das Relief bildet die V orderseite einer 188 cm langen, 70 cm breiten
und 15 cm dicken G ra n itp la tte 63, die an der Rückseite ungeglättet ist.
D ie D etails des Reliefs treten über dem geglätteten G runde nur w e
nige M illim eter hervor.
39
Abb. 3: K ultur von Proto-N azca. A, C-L: Darstellungen katzenartiger Tiere
auf Vasenmalereien. B: D arstellung eines katzenartigen Tieres auf einem
Gewebe
nrníTíiJ^
L
steife H altu n g des w urm artigen K örpers über dem K opfe ist durch
die ausschlaggebende F rontalstellung des unteren Teiles der Figur v er
anlaßt. D er W urm leib zeigt infolgedessen dem Beschauer in ähnlicher
Weise den Rücken, wie es bei der von Tello abgebildeten K atzenfigur
der Fall ist65.
D er K atzen k ö rp er m it den beiden Szeptern
D er kräftige und sehnige C h a rak ter des T ierkörpers ist in der ab
gerundeten Dicke der A rm e, der Dicke der stram m en Beine m it K nie
falten sowie den Q uerlinien am H alse, an der Brust und den beiden
A rm en zum A usdruck gebracht. T ierklauen an den A rm en m it drei,
an den Beinen m it zw ei K rallen schließen die E x trem itäten ab66. D o p
pelte Q uerlinien darüber scheinen einen spangenartigen Schmuck ab
zuteilen, wie er bei gezähm ten w ilden Tieren üblich ist67.
Abb. 3 D mische Bergkatze. Die von Tello (1917, Fig. 19) wiedergegebene Gefäßmalerei
zeigt die Verbindung einer frontal stehenden menschlichen Figur m it einem
vom K opf ausgehenden Leib eines Tausendfußes, die ungemein an die D a r
stellung von C havin erinnert. Es handelt sich also nicht bloß um ein „orna
mento colgante de la cabeza“, wie Tello (1917, S. 289) sagt. Eine andere
Abb. 3 K D arstellung (Tello 1917, Fig. 18) zeigt gleichfalls eine der gewöhnlichen Ver
bindungen eines menschlichen Leibes mit einem tierischen. Die Auffassung
von Tello: „la parte ventral del animal tiende a aislarse de la dorsal y esta
últim a principalmente llega a aislarse o a individualizarse yendo a ser sólo
un agregado de la cabeza o mejor un ornam ento que lleva la figura mítica
prendida a la porción posterior de la cabeza“ (Tello 1917, S. 289), kann ich
nicht billigen. Man vergleiche dazu die klassischen Darstellungen des Tausend
fußes mit einem zweiten menschlichen Leib, die schon an anderen O rten er
w ähnt w orden sind. Ungemein wichtig für unsere Zwecke ist der Übergang
von einem K atzenkopf in einen Tausendfußleib, der sich in vielen Abbil-
Abb. 3 E— I düngen bei Tello findet (1917, Fig. 13— 17), wobei der letztere von Tello in
Abb. 3 H dieser Hinsicht verkannt ist. Was Tello in dem einen Falle (1917, Fig. 16) als
eine Ausschmückung mit Blumen erscheint, sind die unzähligen Füße des
Tieres. Einen Ausdruck der Gesamttendenz des Proto-N azca-Stiles — Bestand
teile verschiedener Tiere usw. in einer Figur zu verbinden — finde ich bei
Abb. 3 1 einer der von Tello wiedergegebenen Figuren (1917, Fig. 17). H ier ist eine
mit einem H em d bekleidete G estalt dargestellt, die ein halbmenschliches Ge
sicht sowie menschliche Arme und Beine besitzt. Die Ärmel sind mit Zacken
besetzt, die an die Beine des Tausendfußes erinnern. Die Streckung des
Rumpfes ist tausendfußartig, außerdem ist der Oberteil des Leibes durch
Beinzacken als Tausendfuß-, der untere Teil dagegen durch Federn als Vogel
leib gekennzeichnet.
Abb.3C 65 Tello 1917, Fig. 10.
66 Die katzenartige N a tu r des Körpers ist von Means (1917, S. 360) nicht
erkannt worden. Das M ißverständnis der Klauen als „H ände mit unvoll
ständiger Fingerzahl“ und „dekorativ ausgearbeiteten N ägeln“ (S. 361) hat
Means (1917, S. 366) zu unrichtigen Schlüssen über den degenerierten C ha
rakter des Stiles A nlaß gegeben.
42
D ie einzige Bekleidung besteht in einem schmalen, die Géschlechts-
teile verhüllenden Schurz. In sinnreicher Weise verdeutlicht dieses
Trachtstück m it seinen B ändern ein schlangenartiges Gesicht, von dem
an beiden Seiten zwei Schlangenhälse herabhängen. A n der Fläche des
Schurzes sind die geschlitzten A ugen u nd runden N üstern vertieft an
gegeben. D ie Fransen verdeutlichen die Zähne, w ährend eine b an d
artige, über das Gesicht laufende Linie m it E ndknoten, die w ohl säm t
lich zu den endigenden Schlangen Bezug haben, die O berlippe und
m äan d erartig eckige H au e r w iedergibt68.
D ie szepterartigen Stäbe, die an zwei Stellen von tausendfußartigen
Gesichtern zusam m engefaßt w erden69, verdeutlichen entw eder ein
Bündel Schlangen als Speere oder einen m it vielen Schlangenteilen
— großen K öpfen unten, ta u artig gedrehten Leibern, Schlangen
schwänzen — verzierten Köcher, aus dem schlangenartig gezeichnete
Speere hervorragen. D ie erste D eutung ist vorzuziehen, w eil es u n
natürlich w äre, einer Figur zw ei Köcher in die H än d e zu geben70.
D ie breite Fläche der Brust bedeckt ein eigentümliches viereckiges
O rnam ent, das bisher von keiner Seite richtig gedeutet w orden ist.
Sechs vertikale Streifen m it einzelnen Zähnen und viereckigen H auern,
die zwischen ihnen nach den Seiten übergreifen, bilden eine lippen
artige K lappe vor dem M agen, die stets bereit ist, entgegentretende
O p fer zu verschlingen. D ie flam m enartigen V erzierungen daneben
drücken nu r Schlangenschwänze aus, die als O rnam ent überall in dem
R elief Vorkommen u nd zum Beispiel auch die ähnliche, gezähnte und
m it spitzen H au e rn versehene K lappe am zw eiten Gesicht des T ausend
fußleibes begleiten71.
fl‘ Vergleiche die mit vielem Goldschmuck behangene Mumie eines Puma, die,
auf der Plattform des Tempels von Pachacamac gefunden, jetzt im Berliner
Museum für Völkerkunde verw ahrt wird.
68 Statt die selbständige Auffassung der Schurzform als Gesicht zu erken
nen, sieht Means in ihr eine konventionalisierte und verkrüppelte Nach
ahmung des Schurzes der H auptfigur des großen Tores von Tiahuanaco mit
„kaum noch zu erkennnenden“ Pum aköpfen an den oberen Ecken des Schur
zes und auf „reine Vierecke reduzierten“ Gesichtern als Fransen (Means 1917,
S. 361)!
o» Vergleiche die H aare oberhalb der N üstern bei dem einen A ntlitz!
70 Es ist vollständig unnötig, die beiden Stäbe als eine Nachahmung der
Stäbe in den H änden der Figur von Tiahuanaco zu erklären, deren „ur
sprüngliche Details durch die übergelegte Zeichnung jetzt fast völlig unkennt
lich w ären“, wie Means es tu t (1917, S. 361).
71 Means nennt das ganze O rnam ent einen konventionellen Ersatz für ”the
fish-like breast ornament of the Tiahuanaco figure“ (1917, S. 367—368) und
43
D er K opf des Ungeheuers
D er K opf bildet als V erm ittlung zwischen den beiden Leibern des
U ngetüm s ein langgezogenes Rechteck m it drei teils nach v o rn (unten),
teils nach oben gerichteten Gesichtern.
Das H auptgesicht ist katzenartig. Es setzt sich aus großen gravierten,
m it Brauen versehenen A ugen in halber H ö h e des K opfes, einem
breitgeschwungenen, m it Z ähnen u nd H au e rn versehenen M aule und
vertieften N üstern zusammen. V erzw ickt ineinander gerollte Schlangen
bilden die O hren.
Dem T ausendfuß gehört ein anderes, augenloses Gesicht an, das sich
über dem vorigen nach oben w endet. Es besteht n u r aus einer lang
geschwungenen Lefze, runden Z ähnen, spitzen H au e rn , spitzer Zunge 78
und vertieften N üstern, über denen m ehrere F alten erscheinen. M inder
dicht zusam m engerollte Schlangen v ertreten auch an seinen Seiten die
O h ren 13.
D er T ausendfußleib
Von dem K opfe durch einen lippenartigen Streifen getrennt, erhebt
sich der Leib des Tausendfußes b and- oder säulenartig in den b ek an n
ten P roportionen des Tieres. E r bildet einen flachen Streifen m it vo
lutenförm igen A bzw eigungen, die, an Schlangenschwänze erinnernd,
wahrscheinlich raupenartige Borsten darstellen. Schräg aufstrebende
Schlangenhälse u nd -schwänze an den Seiten verdeutlichen die F u ß
paare des Tieres74. V ier T ausendfuß-G esichter, die organisch ausein-
44
ander hervortreten, aber doch der Idee nach m it dem K ö rp er des
Tieres verbunden sind, bedecken wie eine A rt V erzierung den Rücken75.
A lle vier Gesichter sind in Bezug au f die nu r einfach vorhandene
Lippe, spitze Zunge, runden Z ähne u nd H auzäh n e einander und dem
d ritten Gesicht am K opfe des Ungeheuers ähnlich, doch haben n u r die
drei letzten A ugen und die zw ei letzten auch N üstern. D as zweite,
die M itte des Bandes einnehm ende Gesicht ist w ie die M agenfront
der K atze m it einer ähnlichen m agenartigen K lap p e70, die aus Lippen,
Zähnen, H au ern , Schlangenhälsen und -schwänzen besteht, versehen
und w eist dadurch auf die körperliche N a tu r des A ufsatzes noch
besonders hin. A ußerdem ist das letzte A n tlitz durch rückläufige
Schlangenrachen hinter ihm und zahlreiche unter seiner Zunge h erv o r
quellende Schlangen als Tausendfuß-Endgesicht nach P ro to -N azca-
M anier noch besonders hervorgehoben.
b) D
D ie eingehende E rläuterung des Reliefs m uß ergeben haben, daß jeder
Teil in ihm eine große innere Bedeutsam keit fü r die G esam tidee des
W erkes besitzt. So eigentümlich auch einzelne der angew andten M otive
— wie die V erbindung zw eier T ierkörper, die H äu fu n g von Gesich
tern am K opfe, die m it Z ähnen besetzten K lappen an beiden M ägen,
die klaffenden T ierm äuler am Rücken des Tausendfußes, die U m
setzung der Tausendfußbeine und der Speere oder Pfeile usw. in
Schlangen — fü r unser Em pfinden auch w irken mögen, so tragen sie
doch, w eit en tfern t davon, äußerlich zu w irken, nu r dazu bei, den
G esam teindruck des W erkes in effektvollster Weise zu steigern. U n ter
den gegebenen U m ständen eines besonderen Stiles k ann m an sich
kein W erk denken, das eine schauerliche, bei den Menschen Entsetzen
erregende G otth eit in w irkungsvollerer Weise h ätte zum Ausdruck
bringen können.
Means v e rtritt das gegenteilige U rteil, daß die A uffassung im höch
sten G rade konventionell sei. D ie A nw endung der M otive sei sinnlos
und die D arstellung in dem W erke auf dem tiefsten N iveau der M odel-
45
lierung angekommen, das ein letztes R esultat fortschreitender V erein
fachung bezeichne und fast jede Ä hnlichkeit m it der R e alität verloren
habe77. Diese Ansicht lä ß t sich nur daraus erklären, daß das Relief in
den meisten seiner Teile von M eans nicht v erstanden w orden ist.
W enn m an freilich in den K rallen eine verstüm m elte A uffassung der
H än d e erkennt, die Gesichter am K opfe unrichtig tre n n t u n d zum
Teil rein ornam ental erläutert, in dem A ufbau des K opfes sta tt des
w irkungsvollen Tausendfußleibes einen sinnlosen A ufbau von K öpfen
und Federn sieht und in den beiden Stäben sinnlos übereinander ge
legte Zeichnungen erblickt, w enn m an ferner die sinnvolle Zeichnung
des Schurzes verkennt und sie auf angebliche, m it ihnen in keiner
Weise verknüpfte V orbilder bezieht, u nd w enn m an schließlich dem
sinnvollen B rustornam ent eine Idee unterschiebt, die m it dem O riginal
gar nichts zu tu n hat, kann m an w ohl, wie es Means getan h at, zu so
abfälligen U rteilen über den inneren W ert der D arstellung gelangen.
D er Stil selbst zeigt eine eigentümliche Mischung von überzeugend
realistischen 78 und barock symbolischen F orm en79, wie sie dem Stil von
P ro to -N azca in dem besseren A bschnitt seiner Entw icklung eigen w ar.
Im übrigen ist das W erk aus den B estandteilen von zwei oder viel
leicht sogar drei verschiedenen Stilen zusam m engesetzt. D ie K atze an
sich, der Tausendfußleib m it der H ervorhebung eines K opfes am
hintersten Ende, die A uffassung dieses Leibes in der Rückenansicht
m it seinem hinteren Teile nach oben, die V erbindung zw eier K ö rp er
in einem K opfe, die N eigung zu r V erbindung m ehrerer Gesichter, die
herausgestreckten spitzen Zungen sowie die D arstellung von Gesichtern,
die am Leibe kettenw eise auseinander hervorquellen, sind alles M otive,
welche die D arstellung des Reliefs m it dem bekannten P ro to -N azca-
Stil der K üste auf das engste verbinden. Selbst die besonderen K lappen
an den beiden M ägen stehen als Teile besonderer Gesichter usw. dem
P roto -N azca-S til näher als irgendeinem anderen.
M an kann demnach w ohl behaupten, daß die stilistische G rundlage
des W erkes im wesentlichen von dem P roto-N azca-S tile gegeben ist.
D ie Epoche des Stiles, die in dem W erke zum A usdruck kom m t, ist
vielleicht nicht die älteste — auch nicht die älteste der uns bisher
davon bekannten Form en überhaupt. D arau f könnte die A nw endung
des offenbar von Ä lterem abgeleiteten M otives der kettenw eise aus
einander h ervortretenden Gesichter hindeuten, auch wenn dieses M otiv
hier noch in sehr gem ilderter und an sich eindrucksvoller G estalt v o r
46
liegt. E in gleiches gilt von der volutenartigen K rüm m ung 80 der
Schlangenschwänze und anderer ihnen ähnlicher Elemente, wie der
Borsten. Dennoch m uß m an das W erk auch seinen einzelnen B estand
teilen nach zeitlich noch der besten Epoche des uns bekannten P ro to -
N azca-Stiles gleichsetzen.
Frem de Elem ente in dem besonderen Stile des Reliefs sind zum Bei
spiel die Schlangen 81 und die hauerartigen Z ähne82, die beide dem
Stil von P roto-C him u eigentümlich sind, und die größere N atü rlich
keit der Tausendfußbeine. D aneben könnten w ohl die genaue F ro n ta l
stellung der Figur, ihre strenge H altu n g , der viereckige K o p f und die
beiden Stäbe in den H än d e n 83 an D arstellungen — besonders
figürliche — des Proto-C him u-Stiles erinnern. Dennoch zeigt sich darin
eine größere Selbständigkeit, die allein die V eranlassung dafür ge
wesen ist, daß m an so lange die R eliefplatte von C havin an den in
diesen Beziehungen ganz auffallend ähnlichen Stil von T iahuanaco
anschloß. D ie Gleichzeitigkeit der E ntstehung des Reliefs von C havin
und der M onum ente von T iahuanaco ist demnach nicht ausgeschlossen.
Bei der absoluten U nabhängigkeit aller übrigen Teile der D arstellung
genügen diese w enigen M om ente jedoch nicht, um aus ihnen die A b
hängigkeit der R eliefp latte von C havin von dem T iahuanaco-Stile
abzuleiten. W ollte m an trotzdem einem von beiden M onum enten einen
gewissen zeitlichen V orzug erteilen, so m üßte m an nach dem größeren
Zoom orphism us der Figur des Steines von C havin84, der größeren E in
fachheit des Schurzes, der natürlicheren Form seiner endigenden B än
der, der genaueren M otivierung des viereckigen K opfes durch den
80 Vergleiche dafür die Krümmung der B arthaare der K atze (Means 1917, Taf. 1 F
PL III, Fig. 3, Tello 1917, Fig. 20), anderer federartiger O rnam ente (wie Abb. 3 L
Tello 1917, Fig. 16, 17) und viele Figuren, die die Auflösung der Gestalten Abb. 3 H — ,
in mehrere Köpfe vorbereiten (wie Means 1917, PI. II, Fig. 6 u. a.). Taf. 1 B
81 Die Schlange fehlt dem Proto-N azca-Stil der Küste sowie dem von Tia
huanaco und findet sich dort nur an dem schon oben genannten Scherben,
der eine Mischung von Tiahuanaco-, P roto-N azca- (Tellerform) und einem
anderen, also einem wie C havin nördlichen Schlangenstil darstellt (vgl. S. 32,
Anm. 43).
82 Means irrt, wenn er die hauerartigen Zähne als übliches M otiv auch dem
Tiahuanaco-Stil im Gebirge zurechnet (1917, S. 366). Gesichtsdarstellungen
mit H auzähnen im Stile von Tiahuanaco kommen, soviel bisher bekannt,
nur an der Küste vor und erklären sich dann aus vom N orden her zuge
tragenen Einwirkungen.
83 D er stilistische Vergleich der stabartigen Gegenstände (Speerschleuder) in
einer H and der gemalten mythologischen Figuren mit den szepterartigen
Stäben (vgl. Means 1917, S. 346 und 362) ist kaum berechtigt.
84 Die K atze erscheint in dem Torrelief von Tiahuanaco nur mit dem Kopfe
als Ornament.
47
Abschluß gegen den zw eiten Tierleib und die breiten Backen des Tigers
— w obei die viereckige Form ganz natürlich erscheint, denn sie ist
auch nach dem H als hin erw eitert — annehm en, daß dem M onum ente
von C havin und nicht dem von T iahuanaco der A ltersv o rran g gebührt.
M an w ird darum m it viel größerem Rechte annehm en, daß sich im
N ord en Perus, vielleicht im Anschluß an ältere Q uellen 85 des P roto-
Chim u-Stiles eine Stilrichtung entwickelte, in der Figuren in F ro n ta l
stellung m it zwei zepterartigen Stäben in den H än d e n eine der h a u p t
sächlichen Ideen bildeten. D araus ging durch eine Ü bertragung der
allgem einen Ideen einerseits die R eliefplatte von C havin im N orden
und andererseits — w eit im Süden — die H au p tfig u r des Tores von
T iahuanaco hervor.
Verschiedene Anzeichen lassen auf die E xistenz einer solchen S tilart
schließen, die allerdings bis jetzt ungenügend b ek an n t ist.
Schon w ährend der besten Z eit des Stiles von P roto-C him u gab es
eine S tila rt m it reliefartig verzierten G efäßen, denn es haben sich ein
zelne G efäße dieses T ypus 86 in dem G räberfeld an dem Fuße der
„H uaca de la L u n a“ von Moche gefunden. Aus ih r entwickelte sich
eine andere S tila rt m it in Relief verzierten G efäßen, deren P ro d u k te
sich vielfach auf der P lattfo rm des Tempels der „H u aca del Sol“ von
Moche neben solchen der epigonalen Form des Stiles von T iahuanaco
gefunden haben87. Typisch fü r die V erzierungen dieser G efäße ist eine
viereckig stilisierte menschliche Figur im Z entrum , die m it zepter
artig oder anders geform ten Stäben in beiden H än d en u n d allerhand
anderem sie um gebenden figürlichen Beiw erk versehen ist. N u r die
Ähnlichkeit in der allgem einen Stilisierung u n d H a ltu n g der M ittel
figur konnte bisher veranlassen, in ihnen E inw irkungen des Stiles von
T iahuanaco zu erblicken. T ro tz eifrigen Bemühens könnte m an jedoch
in den O rnam enten keine Beweise finden, die diese Einflüsse bestäti
gen w ürden. Diese V erzierungen zusamm en teilen demnach m it dem
Relief von C havin den U m stand, daß sie nu r die H altu n g der M ittel
figur m it dem Stile von T iahuanaco verbindet.
Im übrigen gew ahrt m an allerhand Bestandteile, die teils an den Stil
von P roto-C him u, teils an den von P ro to -N az ca n äher erinnern. In
den H än d e n finden sich zuw eilen als Stäbe M aisstengel, die nur dem
Stile von P roto-C him u entlehnt sein können. D ie K opfverzierung m it
49
Abb. 4: Pisagua. Typisches K orb
muster in Form einer stilisierten
Menschenfigur.
an. Eine m äanderartige Figur — w ie wechselseitig zwischeneinander-
greifende Z ähne — erscheint in vertik aler Stellung, aber völlig isoliert
in der M itte des Leibes. V on der W ichtigkeit dieses letzteren M otives
im ganzen Stile zeugen einzelne W iederholungen der gleichen Linie,
die in der G röße der menschlichen Figur, aber gleichfalls v ertik al ge
stellt, in dem Gewebe daneben erfolgen. A ußerdem finden sich als
M uster einzelne Figuren von Schlangen.
Abb 4 D as typische M uster der großen K örbe besteht in vielen W ieder
holungen einer Figur, die aus einem auf der Spitze stehenden Q u a d ra t
und vier an den Ecken gleichfalls m it den oberen Spitzen angeschlosse
nen gleichschenkligen Dreiecken besteht. D ie M itte des Q uadrates
nim m t in allen diesen Fällen die gleiche M äanderlinie ein, die dem
Leib der menschlichen Figuren eingezeichnet ist. O ffenbar bezeichnen
die geometrischen Figuren der K örbe U m bildungen der menschlichen
Figuren, die auf den Beuteln erscheinen. D as die M itte einnehm ende
Q u a d ra t vergegenw ärtigt den Leib, die gleichschenkligen Dreiecke an
den Enden dagegen A rm e, K o p f u nd Beine. In dem Leibe ist noch die
fü r den Stil offenbar so wichtige M äanderlinie erhalten.
D ie Figur der Schlange w eist auf den Einfluß von T iahuanaco v er
schiedener, nordperuanischer Stile hin. D ie M äanderlinie über dem
Leibe, die form ell der Figur der klappenden Zähne an den Leibern
des Reliefs von C havin so genau entspricht, k an n nur eine Rem inis
zenz an jenes fü r die Ideen der Zeit jedenfalls sehr eindrucksvolle
M otiv figürlicher D arstellung bezeichnen. D er figürliche Stil der ältesten
A borigener von Pisagua beruht also auf den Ideen der D arstellung
von C havin. D ie E inw irkungen des Stiles von T iahuanaco folgten
erst in der nächsten Periode. D ie deutliche Reihenfolge der Stile in
Pisagua kan n n u r als sym ptom atisch fü r die A rt und Weise der Folge
betrachtet w erden, die im ganzen übrigen Peru statth atte.
50
c) D
D ie sorgfältige und attributreiche A usführung des W erkes erlau b t den
Schluß, daß das dargestellte M onstrum eine hervorragende Stellung
im P antheon jener eigenartigen K u ltu r eingenomm en hat. M an ist v er
sucht, auch aus der Bew ahrung hauptsächlicher M otive der Figur in
dem Stile von Pisagua die V erm utung abzuleiten, daß die G o tth eit
eine hervorragende Bedeutung über Peru hin besaß, w enn nämlich
angenommen w erden könnte, daß einzelne der betreffenden Symbole
gerade dieser Figur besonders eigentümlich w aren.
A ber auch abgesehen davon deutet die große W ichtigkeit, die beson
ders die katzenartige Figur in der religiösen O rnam en tik des P ro to -
N azca-Stiles besessen h a t 110 und die sie w eiterhin im Stile von T iahua-
naco b ew ahrt hat, ebenso wie sie fü r die Stilisierung der m y th o lo
gischen Figuren des Proto-C him u-Stiles m aßgebend gewesen sein m uß,
d arau f hin, daß die K atze eines der bedeutungsvollsten Symbole in
allen diesen älteren peruanischen K ulturen dargestellt hat. N eben der
K atze steht in dem Stile von T iahuanaco als zweites, gleich wichtiges
T ier der K o n d o r91. Stellte die K atze in jenem Fall anscheinend beson
ders alle elem entaren G ew alten der E rde dar, so verdeutlicht der
K ondor als Vogel der Sonne die elem entaren Erscheinungen des H im
mels, des Lichtes, der W olken, Stürm e usw.
Es w ürde nahe liegen, in diesem Falle anzunehm en, daß der T ausend
fuß ebenso, wie er in dem Stile von P ro to -N az ca vorw iegend m it
den V orstellungen der K atze kom biniert erscheint92 und gleichfalls in
dem wichtigen R elief von C havin in einer körperlichen Verschmelzung
m it dieser au f tritt, auch im übrigen in jenen M ythen eine ähnliche
Stellung neben der K atze w ie der K ondor in dem Stile von T iah u a
naco einnim m t.
D er Stil von P roto-C him u kannte offenbar keinen Sonnenvogel, ob
w ohl in gewissen V asendarstellungen der K ondor als R äuber zum
Beispiel menschlicher Individuen usw .93 erscheint. In der K u ltu r der
P roto-C him u scheint vielm ehr die Eidechse das Sonnentier gewesen zu
sein. W enigstens w urde au f dem P lateau der großen „H u aca del Sol“
bei Moche ein kostbares goldenes, m it Türkisen eingelegtes P ro to -
C him u-M edaillon gefunden, das auf der einen Seite eine Eidechse, die
51
eine K ugel (also die Sonne) ro llt94, u nd auf der Rückseite w irbelartige
Figuren zeigt, ähnlich denen, die in M exiko fü r den G o tt Q uetzal-
coatl charakteristisch w aren. Eine Beziehung auf den H im m el (F ir
m am ent? schnellaufende Sonne?) scheint auch das einseitig gezackte,
an beiden Enden in Schlangenköpfe auslaufende Band zu besitzen, das
in den Figuren der oben erw ähnten, reliefartig verzierten G efäße in
bogenartiger Spannung gewöhnlich die ganze D arstellung u m faß t90.
M an kan n dam it die seltene, wahrscheinlich auf zugetragenen Ideen
beruhende P roto-C him u-D arstellung eines Tausendfußes vergleichen,
der an beiden Enden in eine K riegerfigur ausgeht90.
Selbst in den Stil von T iahuanaco reichen die Reste dieser, jedenfalls
Abb. 7 A — C anfangs sehr bedeutsam en V orstellung hinein. D er Relieffries des
großen Tores von T iahuanaco setzt sich aus zahlreichen B ildern der
Sonne und einem Bande zusamm en, das m äan d erartig zwischen ihnen
durchgewunden ist. Dieses m äanderartige B and ist seinen W indungen
nach einer Schlange ähnlich. D ie gekrönten K ondorköpfe, in die das
B and an beiden Seiten ausläuft, sind ihrer Z w eizahl nach den Schlangen
köpfen an dem gespannten Bogen der reliefartig verzierten G efäße
vergleichbar. A ndererseits weisen sie au f das die W elt um spannende
ätherische F irm am ent hin. A ber auch die Idee des ursprünglichen
Tausendfußes scheint historisch noch in die Reihe der V orstellungen
hineinzuspielen, denn nur auf seiner füßereichen G estalt können die
zahlreichen arm artigen A bzw eigungen des Bandes beruhen. H eu te m it
K ondorköpfen abgeschlossen, füllen sie die Lücken des M äanders,
müssen ursprünglich aber etwas anderes bezeichnet haben. Aus diesem
G runde sah m an die Lücken vor.
3. D ER U R S P R U N G
DER ZWEI ÄLTESTEN Z IV ILISA TIO N EN
N ach den vorausgehenden A usführungen können die G rundlagen der
P ro to -N az ca -K u ltu r un d die K u ltu r der P ro to -C h im u als die beiden
ältesten uns bekannten peruanischen Z ivilisationen betrachtet w erden,
und die Anschauung, daß keine Spuren älterer Z ivilisationen im Lande
v orhanden sind — eine Ansicht, die durch sorgfältig bis in das Ja h r
1904 durchgeführte U ntersuchungen gew onnen w urde — h a t sich
seitdem nicht verändert. D ie H inw eise auf A nalogien zwischen p eru
anischen u nd zentralam erikanischen K ulturen, die schon in dem glei
chen Ja h r gegeben w urden, haben daher ihre volle B edeutung behalten.
94 Vgl. Uhle 1913, PL V f. 95 Vgl. oben S. 49.
96 Uhle 1906 a, Abb. II. Vergleiche dazu oben S. 24.
52
A nfangs konnten solche H inw eise als kühne Versuche gelten, in m etho
discher Weise die peruanischen Z ivilisationen m it den zen tralam erik a
nischen in V erbindung zu bringen. H eu te sind innere Begründungen
zu dem Recht, ihren U rsprung in solcher Ferne zu suchen, h inzu
gekommen. Abgesehen von der w eiteren H äu fu n g der Anzeichen, die
bei der inneren Berechtigung dieser V erbindung der Z ivilisationen
natürlich ist, tr itt die Forschung auch auf diesem G ebiete in die Periode
der exakten Beweise.
V or vierzehn Ja h re n 97 konnte es noch als kühn gelten, die Q uelle der
südamerikanischen K ulturen ohne deutliche Zwischenglieder in einer
E ntfernung von etw a zw anzig B reitengraden zu suchen. H eu te kennen
w ir in exakter Weise die E inw irkungen der P roto-C h im u -K u ltu r
auf A rgentinien (D ifferenz: 2 0 B reitengrade), die der K u ltu r von
P ro to -N azca auf die gleiche G egend — au f denen zum Beispiel die
bekannte „Vase von B lam ey“ b eruht 98 — , w eiterhin die noch durch
keine Zwischenglieder u nterstützten W irkungen des Stiles von C havin
au f Pisagua (D ifferenz: 10 Breitengrade) und den Einfluß der p eru a
nischen K ultu ren über eine w eite Zone des südlichen K ontinentes
ü b erh aupt99, der den Beweis fü r die w eiten G renzen lieferte, in denen
sich peripherische W irkungen von K ultu ren gleichen können.
H ierz u ist dann der anthropologische Beweis von A. H rd lic k a über
die Zusam m ensetzung der peruanischen Bevölkerungsschichten durch
E inw anderung vom N ord en getreten. H rd lic k a nim m t fü r diese G e
genden zw ei Schichten an, eine dolichokephale u nd eine folgende
brachykephale. In der T at bem erkt m an, daß die V ölker im frühesten
Stadium der peruanischen K ulturen — so die von P ro to -N az ca (wie
zum Beispiel in Ocucaje bei Ica), die der ältesten P roto-C him u-
G räberfelder (zum Beispiel am Fuße der „H uaca de la L u n a“ bei
Moche), das älteste bekannte Fischervolk von Supe 100 u n d andere
m ehr — dolichokephal w aren, w ährend in jüngeren Perioden der
K üste das brachykephale Elem ent h in z u tritt oder die an th ro p o lo
gischen Funde ausschließlich zusam m ensetzt.
Schon im Ja h re 1904 w urde auf die Ä hnlichkeit der „H u aca del S ol“
bei Moche m it den T em pelbauten von C opan (H onduras) u n d M onte
A lbán hingewiesen. Inzw ischen veröffentlichte S. G. M orley eine u n
gemein übersichtliche Schilderung von der E ntw icklung der alten M aya-
53
Städte, die von trefflichen C harakterbildern nach den Ö lgem älden von
C arlos V ierra begleitet ist101. Aus dieser U ntersuchung geht m it großer
D eutlichkeit der innere Wechsel im Stile der alten S tädte hervor, der
den Wechsel der Ja h rh u n d erte und Perioden begleitete. D ie Bauten
von T ikal (ca. 210 n. C hr.) und C opan (ca. 250 n. C hr.), die noch
der archaischen P eriode angehören, sind einander ähnlich, obw ohl
untereinander auch verschieden. D ie B auten von Palenque (ca. 370
n. C hr.) u nd Q uiriguá (ca. 450 n. C hr.), R epräsentanten der M ittel
periode des A lten Reiches, aber geben schon S tädtebilder, die schwer
m it den vorausgehenden A nlagen verglichen w erden können, und so
geht die Entw icklung über Chichen Itzá , U xm al und zahlreiche andere
S tädte w eiter bis zum Ende des N euen Reiches. O bw ohl freistehende
P yram idenbauten die ganze E ntw icklung der M aya-B aukunst durch
ziehen, wechselt doch m it der Z eit ein Teil ihres allgem einen C h a ra k
ters. A ußerdem stehen nach den B ildern C. V ierras nur die Stufen
pyram iden der archaischen Periode auf breiten, stark erhöhten P la tt
form en, die selbst auch von T errassenstufen an verschiedenen Seiten
eingefaßt sind.
T em pelbauten in der Form von S tufenpyram iden, die eine geräumige
Fläche am G ipfel aufw eisen und auf breite, ebenfalls m it m ehreren
Stufen um gürtete Terrassen gestellt sind, gehören also in Z en tra l
am erika einer eng begrenzten Epoche an und bezeichnen daher einen
kulturellen Typus, der sich in voller Ä hnlichkeit an einem anderen
O rte nicht ohne die A nnahm e historischer Beziehungen w iederholen
kann.
N ach den 1899 vom V erfasser angestellten Vermessungen an der heute
zur H ä lfte vom Flusse zerstörten „H u aca del Sol“ in Moche, deren
geschmälerte Reste bei sorgfältiger Beobachtung allerdings noch die
R ekonstruktion fast des ganzen ursprünglichen Planes g estatten102,
setzte sich der ursprüngliche Bau aus einer großen, von fü n f hohen
Stufen umgebenen P lattfo rm und einer daraufgesetzten siebenstufigen
P yram ide m it geräum iger Oberfläche zusammen. Jede der v o rh an d e
nen Stufen besaß bei etw a dreieinhalb M eter H ö h e ein D ritte l davon
als Breite. A ußerdem w ar an der Südwestecke der P lattfo rm ein
tafelförm iger, etwas erhöhter Bau aufgesetzt, und ein langer, dam m
artiger Weg bildete den Zugang zu r P la ttfo rm von N o rd e n 103.
Abgesehen von dem dam m artigen Zugang, der sich n u r in dem Bilde
der B auten von T ikal deutlicher w iederholt, liefern die Bauten von
54
C opan für alle genannten Beziehungen die genaueste form ale Parallele.
D ie Ü bereinstim m ung ist so augenfällig, daß der Baum eister der
„H u aca del Sol“ bei der A nordnung des Planes einen der ze n tral
am erikanischen Bauten vom Typus der A nlagen von C opan vor
Augen gehabt haben muß.
Im Lichte dieser historischen V erbindung gewinnen nun alle anderen
A nalogien der P roto-C him u-K unst und -K u ltu r — wie das V orkom
men b ärtiger Figuren, die mythologische B edeutung der Flederm aus,
das w irbelartige O rnam ent, die kunstvollen M osaikarbeiten aus T ürkis
und anderen Steinen, die religiöse B edeutung der roten Muscheln von
Spo n d ylus pictorum , und andere m ehr — gleichfalls eine tiefere Be
deutung. D ie Ü bereinstim m ung der Proto-C him u-V asen m it gabel
förm igem H alse und der Pfeifengefäße m it gleichartigen W erken aus
M ichoacan in M exiko104, einer Gegend, die seit ältester Z eit Spuren
k ultureller E ntw icklung zeigte105, ist bis jetzt u n erk lä rt geblieben.
Ähnliche G efäßform en w erden zum Beispiel in K olum bien und w ohl
auch an der K üste E kuadors gefunden, scheinen aber in der K u ltu r
von P ro to -N az ca gefehlt zu haben.
Seltsamerweise tragen die A nalogien, welche die K u ltu r von P ro to -
N azca m it der Stilrichtung von C havin zu zentralam erikanischen
K u ltu ren besitzt, vielfach einen anderen C harakter. D ie tassenartigen
P ro to -N azca-G efäße haben in großen Tassen der M aya ihr genaues
Gegenspiel. D ie zylindrischen, am Boden schwach abgerundeten, am
R ande leicht geschweiften Becher der P ro to -N azca-K u n st finden in
der G röße, Form , P ro p o rtio n und dem C h a ra k te r der V erzierung
eine überraschende W iederholung in Bechern aus G uatem ala A n tig u a100.
Die doppelgesichtigen D arstellungen der P ro to -N azca-K u n st und von
C havin unterscheiden sich in nichts wesentlich von der halb tierischen,
halb menschlichen S tatuette von T u x tla (100 v. C hr.) in M exiko107.
Diese Figur zeigt einen entenartigen Schnabel, menschlich geform te
A ugen, eine menschliche N ase, außerdem aber auch die A ndeutung der
N ase des Vogels und — w ie es scheint — ebenfalls eine doppelte A n
deutung der O hren. A ußerdem tr itt aus dem Vogelschnabel eine kleine
spitze, dreieckige Zunge von der gleichen A rt hervor, wie sie vielen
P roto-N azca-D arstellungen, unter anderen auch den Tausendfüßen
des Reliefs von C havin, eigen ist. Es herrscht d o rt auch ein ähnlicher
55
Sinn fü r die barock-geschwungene Linie w ie im Stile von P ro to -
N azxa,
W urm artige D arstellungen — d o rt m ehr Schlange, hier T ausendfuß —
finden sich in M exiko u nd Z entralam erika in ähnlich charakteristischer
Weise w ie in der K unst von P ro to -N azca. D er innigen V erbindung
zw eier K örper und der häufigen D arstellung eines mythologischen
Tieres m it einem v o r das menschliche Gesicht gehaltenen K opfe könnte
m an d o rt manche D arstellungen an S tatuen — wie die von Om etepe,
von San A gustín in K olum bien usw. — gut gegenüberstellen.
Abb. l N u r nebenbei sei erw ähnt, daß die Schädel der G eopferten in den
Innenräum en von P roto-N azca-T em peln ähnlich wie in den m exika
nischen T em peln bew ah rt w urden, indem sie an Gestellen aufgehängt
w urden, w ie es vom C a u c a -T al in K olum bien bek an n t ist, und daß
spruchbandartige Zungen in der P ro to -N az ca -K u ltu r in der gleichen
Form wie in der K u ltu r der A zteken, freilich in Peru m it ganz an
derer Bedeutung, Vorkommen108.
U n ter diesen V erhältnissen gew innt m an den Eindruck, es könne nicht
als ausgeschlossen gelten, daß die in ihren W urzeln ältere K u ltu r von
P ro to -N az ca — die vielleicht n u r ein V orläufer der anderen w ar —
au f anderen und älteren mexikanischen un d zentralam erikanischen
Beziehungen als die ihr folgende Form der P ro to -C h im u -K u ltu r
beruhte.
M an könnte dies so erklären, daß die älteren W irkungen P eru in dem
letzten Ja h rh u n d e rt vor unserer Ä ra erreichten, die späteren aber ge
meinsam m it Ideen einer schon entw ickelteren K u ltu r etw a im d ritten
Ja h rh u n d e rt n. C hr. nach Peru gebracht w urden, als die P roto-C him u
die T ypen zentralam erikanischer Bauten in ihren T em peln kopierten.
D ie W irkungen, die zur E ntw icklung des Stiles von P roto-C him u bei
trugen, müssen au f dem Seewege nach der nördlichen peruanischen
K üste gelangt sein. D arau f deutet der Gebrauch der ro ten Muscheln
von Spondylus pictorum und der w eißen Schalen von Conus Fergu-
soni, der in der Periode von P roto-C him u seinen A nfang nahm . Beide
P rodukte stam m ten, w ie schon m ehrfach ausgeführt w urde, aus n ö rd
lichen, vielleicht westkolumbischen M eeren. Selbst w enn sie nicht von
w eiter her im p o rtiert w urden, so deutet der an sich entfernte See
verkehr u nd die Tatsache, daß die gleichen ro ten Muscheln auch in
T em pelgefäßen in C opan gefunden w urden, au f V erbindungen, die
zur See bis nach Z entralam erika reichten.
D er Weg, au f dem die W irkungen zu r Erzeugung des Stiles von P roto-
108 Vergleiche zum Beispiel Means 1917, PI. IV, Fig. 3, aber auch viele andere
Darstellungen.
56
N azca nach Peru gelangten, lä ß t sich dagegen noch in keiner Weise
näher bestimmen. M ehrere U m stände kom m en zusamm en, so die Lage
von C havin im Gebirge, die Ü bertragung nördlicherer Stile — w a h r
scheinlich auf dem Gebirgswege — nach Süden zu r G ründung des
Stiles von T iahuanaco, die W irkung der stilistischen S pielart von
C h av in bis in die G egend von Pisagua, das H ineinreichen der Spuren
des Stiles von P ro to -N az ca bis w eit ins Gebirge, zum Beispiel gegen
über Pisco, die A bleitung der O rnam entierung der bekannten G efäße
von Recuay teils von P roto-C him u-, teils von echten P ro to -N azca-
M otiven (G estalt der Fische), anscheinende, obw ohl noch nicht genü
gend festgestellte Spuren von W irkungen des Stiles von P ro to -N azca
au f das südliche ekuadorianische H ochland109. A lle diese U m stände
deuten d ara u f hin, daß das Gebirge Perus ehemals fü r die A usdeh
nung des P roto-N azca-S tiles eine ähnliche B edeutung besessen haben
m uß wie seine K üste. In gewisser H insicht w ar die G egend von R e
cuay (in A ncash, westlich von C havin) an das H ochland von E kuador,
an K olum bien u nd Z entralam erika einschließlich N icarag u a kulturell
angeschlossen, nämlich in der Technik der Bem alung der G efäße m it
„verlorener F arb e“. Diese A rt der kulturellen A bhängigkeit dauerte
bis über die Zeiten von P roto-C him u, doch ist freilich bisher in keiner
Weise bekannt, ob sie sich irgendw ie auch auf andere Form en erstreckte.
4. D IE K U L T U R V O N T IA H U A N A C O
57
hinaus begegnet. Aus diesem G runde ist es fü r das V erständnis dieser
K u ltu r von besonderer W ichtigkeit, auch das R elief bis in seine ein
zelnen Beziehungen zu deuten.
Noch im m er bilden die Stübelschen Abdrucke des Reliefs, die von
A. Stübel und M. U hle in dem W erk über „D ie R uinenstätte von
T iahuanaco“ im Jah re 1892 publiziert w urden, die geeignetste U n ter
lage fü r das V erständnis und die D eutung des W erkes110. W ertvolles
photographisches M aterial w urde ferner von A. Posnansky in seinen
Schriften geliefert111. D ie von M eans veröffentlichte A bbildung 112 gibt
eine W iederholung des Bildes der Figur in dem Stübel-Uhleschen
W erke, obw ohl dies an keiner Stelle gesagt ist und das W erk auch in
dem Verzeichnis der von Means benutzten L iteratu r fehlt.
D ie objektive E rläuterung, die in dem W erke von Stübel und U hle
gegeben w u rd e113, ist gleichfalls noch in keiner Weise überholt, obw ohl
sie ergänzt w erden kann. Ebenso sind die dam als aufgestellten Richt
linien fü r die D eutung des Reliefs im G anzen aus inneren G ründen
die noch heute einzig gültigen. Sowohl in der E rläu teru n g der objek
tiven Bestandteile des Reliefs als auch in seiner allgem einen D eutung
ist Posnansky eigene Wege gegangen. Means, der die 1892 über das
R elief gegebenen D arlegungen sich gar nicht nahegebracht h at, folgt
P osnansky in seiner Beschreibung der H au p tfig u r und ist natürlich in
ähnliche Irrtü m e r v erfallen114. Joyce wich in seiner Beschreibung der
F igur von der ursprünglichen darin ab, daß er w ieder die Idee von
dem „w einenden G o tt“ aufbrachte, und auch darin ist ihm Means ge
folgt, w odurch sein A bstand von der 1892 gegebenen Beschreibung
verg rö ß ert w ird.
Aus allen diesen G ründen ist es nötig, auf die m aßgebende R ichtigkeit
der 1892 gegebenen Beschreibung erneut hinzuw eisen u n d sie, un ter
E infügung der Fortschritte, die im einzelnen inzwischen gemacht w or
den sind, auch teilweise zu w iederholen. A uf dem Wege der D eutung
des Reliefs kann heute beträchtlich w eiter gegangen w erden.
O bw ohl es fü r die D eutung des gesamten Reliefs n u r von geringerer
K onsequenz ist, m uß doch an der Tatsache, die in dem 1892 erschie
nenen W erke auf G rund unw iderleglicher Beweise festgestellt w urde,
festgehalten w erden, daß sich das ursprüngliche R elief n u r aus der
H au p tfig u r m it dreißig begleitenden Figuren und, sow eit es sich um
58
Abb. 5: Tiahuanaco. Relief-Fries des „Sonnentores“. H auptfigur.
den Fries handelt, aus dem einen, in sich abgeschlossenen M äan d er
bande m it den dazwischen eingelegten Figuren zusam m ensetzt. D er
W iderspruch, den Posnansky gegen diese w ohlbegründete Tatsache er
hoben h a t — es w erden von ihm tro tz der früheren A usführungen
auch die später zugefügten achtzehn Profilfiguren und eine angefan
gene, um kehrende W iederholung des Frieses zu dem ursprünglichen
R elief gezählt — , kann nicht auf rein sachliche E rw ägungen begrün
det gewesen sein115.
115 Means, der die Ausführungen von Stübel und Uhle nicht kennt, folgt ihm
darin (Means 1917, S. 353).
116 Siehe die Abbildungen bei Stübel und Uhle 1892, Taf. 8-—9 [und Pos
nansky 1914, Taf. L X V II (D. H .)].
117 Vergleiche dagegen das Relief von Chavin, auf dem beide Gegenstände
die gleiche Form zeigen.
118 Spricht schon die allgemeine Form der Ornam ente — ihre Ausdehnung
auch nach oben, die Vertiefung der Punkte — gegen ihre Auffassung als
T ränen und für die Auffassung als Symbolisierung des Blickes, so geht diese
D eutung noch bestimmter aus der Form der O rnam ente an den Augen der
Abb. 7 E Seitenfiguren hervor. In dreiarm iger Gliederung — als K ondorhals, Füße mit
abschließendem Fischkopf und Kondorflügel — geben sie das Bild eines
Vogels, verdeutlichen also — bei Andeutung der mehrseitigen Richtung der
Strahlen — zugleich die Geschwindigkeit des Vogels, die dem Blicke wohl
nachgesagt werden kann. Die Auffassung der O rnam ente als Tränen wäre
in diesem Falle ganz undenkbar. Die Bezeichnung des Blickes durch K atzen
hälse muß auf seine K raft und verwüstende Macht Bezug haben. Man v er
gleiche auch hier wieder das durch stilistische Elemente von Tiahuanaco be-
Taf. 1 A einflußte G efäß (bei Means 1917, PL II, Fig. 2), an dem die Ummalung der
Augen den Vogelkopf selbst verdeutlicht.
119 Viele Indianerstämm e des Ostens tragen Federkronen von gleicher Form.
60
fen, um gürtet der R eif in dem Bilde das K inn wie ein Gesichtsrahmen,
w odurch ein ähnlicher stilistischer Fehler b ew ußt hervorgebracht w ird,
wie er bei dem R elief von C havin in der V erdeutlichung der ganzen
K lauen vo r den zep terartigen Stäben unbew ußt vorliegt. Sechs von
den vierundzw anzig S trahlen laufen in K atzenköpfe aus, w ährend
ein m ittlerer dreiteiliger S trahl über der S tirn in seiner Form den
dreiteiligen goldenen Federn gleicht, die als Stirnschmuck in T iahua-
naco öfter gefunden w erden. D ie übrigen S trahlen enden in einfache
Ringe120.
D en K örper bekleidet ein Flem d, das breite, eingewebte V ertik al
streifen zeigt und sow ohl am unteren R ande w ie an den A rm schlitzen
gefranst ist. Sämtliche Fransen laufen in K atzengesichter aus, die des
unteren Randes in F.n-face-, die an den A rm en in Profilköpfe. O bere
H älften von Pfeilen — ein solcher Pfeil erscheint auch in der linken
H a n d der Figur — liefern die V erzierung der gew ebten Streifen.
A ußerdem kan n das B rustornam ent, das aus der um gekehrten H älfte
des gleichen Pfeiles, aber m it um geknickten Spitzen und der d arau f
ruhenden Figur eines Fisches besteht, als eine dem G ew and eingewebte
V erzierung betrachtet w erden. Ein an beiden Enden in K o ndorköpfe
auslaufender G ürtel fa ß t das H em d an den H üften zusam m en121.
U n ter den beiden Ellbogen sind zwei menschliche K öpfe m it lasch an
den Seiten herabhängenden H aaren , die in K ondorköpfe enden, und
einem anderen Streifen (vielleicht auch H aaren ), m it denen die K öpfe
an den H aa re n aufgehängt sind. W eit davon entfernt, bedeutungslos
61
zu sein, bezeichnen diese K öpfe die T rophäen der G o tth eit, die durch
dargebrachte M enschenopfer erlangt w urden. Wie w ir je tzt wissen122,
w urden M enschenopfer der G otth eit von T iahuanaco vielfältig d a r
gebracht123.
D er Stab in der rechten H a n d der Figur bezeichnet durch den am
oberen Ende sitzenden H ak en , der — w ie so oft bei w irklichen Speer
schleudern — die G estalt eines Vogels hat, deutlich die Speerschleu
d er124. Demnach m uß der Stab in der anderen H a n d einen Pfeil m it
zw ei Spitzen darstellen, wie sie von Stäm m en des östlichen Südam e
rik a auch m ehrfach bezeugt sind125.
D ie Figur th ro n t auf einem zw eiseitig abgestuften U ntersatz, der
einen Stufentem pel — etw a wie den Berg in T iahuanaco — darstellen
k önnte 126 D ie Basis dieses Postam entes läuft in K atzen k ö p fe aus.
Seine innere Fläche nim m t ein topfartiges O rn am en t ein, das in za h l
reiche gebrochene K o ndorköpfe ausläuft und w ieder die Figur des
Fisches enthält.
Abb. 6 D reißig Figuren im Profil — fünfzehn auf jeder Seite — umgeben, in
drei Reihen geordnet, die H au p tfig u r127. Indem alle zehn Figuren jeder
Reihe bis in die kleinsten D etails den gleichen Typus zeigen, verge
genw ärtigen sie im G runde nu r drei Klassen von Begleitern. D ie
Figuren der m ittleren Reihe haben bei im übrigen menschlich geform
ter G estalt einen K ondorkopf, die der beiden anderen Reihen zeigen
rein menschliche Form en. A lle Figuren sind geflügelt. W ährend sie —•
w ie eben von einem Fluge ankom m end — sich in anbetender H a ltu n g
au f ein K nie niederlassen, setzen sie zugleich ihren Pfeil dienstbereit
vo r sich auf den B oden126.
Abb. 7 a — c D er d arunter befindliche langgestreckte Fries setzt sich aus elf W in
dungen eines schlangenartigen Bandes, elf Figuren, die zwischen die
W indungen des M äanders eingesetzt sind, und gekrönten K ondor-
122 Siehe darüber unten S. 74. (D. H.)
123 Die Beschreibung bei Means (1917, S. 352: „From the two lower puma-
heads“ — es sind die Hem dfransen am Arme gemeint — „hang tw o more
conventionalized human faces“) und die ihnen zugeschriebene Bedeutungs
losigkeit beruhen demnach auf einem Irrtum .
124 Vergleiche Uhle 1907; für die Form des H akens vgl. die Tafeln in
Stübel-Reiss-Koppel-Uhle 1889, Band I.
125 D erartige Pfeile dürften im Osten gewöhnlich zum Fischen gebraucht
worden sein. Es kann nicht entschieden werden, ob nach der Absicht des
Künstlers auch der hier dargestellte Pfeil nur auf diesen Gebrauch be
schränkt war.
126 Vgl. Posnansky 1914, Taf. LX V I, Fig. 68. (D. H.)
127 Vgl. Posnansky 1914, Taf. LXV, L X V III. (D. H.)
128 Vgl. Posnansky 1914, Taf. L X IX —L X X I. (D. H.)
62
Abb. 6: Tiahuanaco. Relief-Fries des „Sonnentores“. Sechs der dreißig, in
drei Reihen angeordneten Seitenfiguren.
63
köpfen als Abschlüssen des Bandes zusam m en129. A rniartige A nsätze,
die m it K ondorköpfen abgeschlossen sind, füllen die Zwischenräume
zwischen dem Bande und den eingefügten Figuren130.
Seine D eutung
N iem andem , der das Relief im G anzen betrachtet, k an n tro tz der
M annigfaltigkeit der Figuren die innere V erbindung der Teile en t
gehen. Im oberen Teile ist eine thronende G o tth eit von G estalten be
gleitet, die ihr in A nbetung und D ienstbark eit zugew andt sind. Für
die innere V erbindung der Figuren des Frieses m it der H au p tfig u r
finden sich zwei Beweise: die verk ü rzte D arstellung der H au p tfig u r
auf einem Postam ente im Friese, die d o rt als ein strahlenum rahm tes
Gesicht erscheint, und die vielfache W iederholung des Fisches in der
H au p tfig u r und dem Friese. Zwischen dem oberen Teile der D arstel
lung und dem Friese besteht nur der Unterschied, daß der erstere eine
Szene, der letztere in einer Folge einzelner Figuren m it wechselnden
A ttrib u ten eine Geschichte vergegenw ärtigt.
Zw ei M ythen, die beide die G egend von T iahuanaco und den von
den R uinen auf 20 K ilom eter E ntfernung sichtbaren Titicaca-See be
treffen, können als die bedeutendsten des südlichen H ochlandes des
alten Peru betrachtet w erden. Ih r R u f reichte bis in die G egend von
Cuzco, wo sie — wie in der N ähe des Sees u n d T iahuanacos — m ehr
fach aufgezeichnet w urden. D er eine M ythos, der von Betanzos,
C hristoval de M olina und anderen überliefert w orden ist131, schildert
die Aussendung himmlischer Boten durch den W eltschöpfer, die in
T iahuanaco sta ttfan d und den Zweck hatte, die V ölker der K üste,
des H ochlandes und der W älder im Inneren der K u ltu r zu gewinnen.
D er andere M ythos, der sich bei C ieza de León findet132, betrifft eine
sagenhafte Flut, welche die Sonne den Blidten verhüllte. D en Felsen
T iticaca zum A usgangspunkt nehm end, stieg die Sonne jedoch zur
Freude der Menschen aus dem See w ieder em por.
Beide M ythen beschäftigten die V ölker des H ochlandes bis in die Zeit
der C onquista. Beide müssen das alte T iahuanaco zum Ausgangs
p u n k t gehabt haben. D ie E rw artung ist nur natürlich, daß die zahlrei
chen religiösen Figuren an Geweben, G efäßen u n d anderen A rtefak ten
dieser Periode, die alle den Sagenstoff und zum Teil sogar d irek t die
Figuren des Reliefs zum U ntergrund haben, diese Ideen verbreiteten.
64
Es ist also aus inneren G ründen eine Beziehung des Reliefs zu jenen
M ythen zu verm uten. A nderenfalls h ätte m an zw ei M ythenkreise an
zunehm en: einen Kreis des Reliefs, von dem die späteren G enerationen
nichts w ußten, und einen anderen, der zum Teil in T iahuanaco selbst
noch im 16. Ja h rh u n d e rt erzählt w urde, von dem jedoch die ideen
reichen D arstellungen in T iahuanaco selbst keine K unde geben w ürden.
Es besteht aber eine derartige symptomatische Id e n titä t zwischen ein
zelnen Teilen des Reliefs und den beiden gesonderten M ythen, daß
an der Tatsache ihrer vollen gegenseitigen Deckung nicht w eiter zu
zw eifeln ist.
D er obere Teil des Reliefs zeigt die höchste G otth eit im Kreise der
Boten, die, w ie der M ythos berichtet, in drei Richtungen — über
K üste, H ochland und W älder — nach N o rden gesandt w erden. D ie
Boten sind geflügelt. Ih re H a ltu n g entspricht der von D ienern, die Ab b . 6
gehorsam die zu erteilenden Befehle erw arten. Aus irgendeinem G runde
sind dabei die Boten der m ittleren Richtung, des Gebirges, von den
übrigen durch K ondorköpfe unterschieden.
D ie elf Figuren des Frieses bilden eine Reihe, in der sich fü n f äußere Abb. 7 a — c
D arstellungen um eine m ittlere in symmetrischer Weise wiederholen.
Sechs u ntereinander verschiedene Zeichen setzen also im G runde den
einfachen V erlauf der E rzählung zusammen.
Jede der äußeren Figuren besteht aus einem von S trahlen um rahm ten
Gesichte, das auf einem Postam ent ruht, und besonderen A ttributen.
N u r die zentrale Figur gibt den ersten Teil ohne beigefügte A ttrib u te
w ieder. A n den A ttrib u ten verläuft also die Geschichte, die den K ern
der Figuren betrifft, w ährend das attributlose M ittelbild das O bjekt
der Geschichte in seinem Z ustande vor oder nach deren V erlaufe zeigt.
D as von S trahlen begrenzte Gesicht kann nur die Sonne darstellen,
w om it die erste Ü bereinstim ung m it dem zw eiten M ythos von T ia
huanaco erreicht ist. D ie vielfache W iederkehr des Fisches u n ter den
A ttributen gibt den nächsten H inw eis darauf, daß es sich in der D a r
stellung um den gleichen M ythos handelt. D ie einzige A ufgabe kann
also n u r d arin bestehen, die Zeichen in der richtigen Weise zu lesen.
Eine Stelle in dem noch unveröffentlichten alten M anuskript von
M artín de M orúa 133 gibt ziemlich u nverm ittelt an, daß die Figur eines
133 Eine handschriftliche Kopie von dem in Spanien verw ahrten M anuskript
w urde auf Veranlassung von González de la Rosa genommen und befand
sich in seinem Besitze. D er Verfasser konnte diese Abschrift eingehend
durchsehen. Die Veröffentlichung des Manuskripts wurde von González de
la Rosa n ur angefangen und durch seinen Tod unterbrochen. [Vgl. in der in
zwischen erfolgten Ausgabe (Morúa 1922) Lib. II, cap. 1. (D. H .)]
65
Trom peters den alten P eruanern S turm bedeutete. E iner solchen be
sonderen, tatsächlich vorhandenen A ngabe sollte es im G runde gar
nicht bedürfen. D enn w ährend einer F ah rt auf einer Balsa, die an den
Inseln des Sees vorbeiführte, h a t der Verfasser selbst beobachtet, daß
beim H eran n ah en eines H agelsturm es überall In d ian er m it H ö rn ern
auf tauchten, in die sie bliesen, u nd den Sturm abwechselnd anriefen,
er solle passieren, ohne sich bei ihnen zu entladen134.
Ab b . 7 a , i D ie äußerste H ieroglyphe der R eihe 135 — in G estalt des A ntlitzes der
Ab b . 7 D Sonne m it einem kleinen, au f ihm stehenden T rom peter — deutet also
den Sturm an, der die Sonne bedrohte. Seine T rom pete richtet sich
nach der Seite, denn von d o rther entw ickelt sich die E rzählung.
Ab b . 7 A , 2 D ie nächste H ieroglyphe 130 gibt das S onnenantlitz — überrag t von
vier Fischhälsen — wieder. In drastischerer Form k ann nicht angedeu
te t w erden, daß der S turm sich entladen h at und eine große F lut
hervorrief, durch welche die Sonne in dem Elem ente der Fische be
graben w urde.
Ab b . 7 A , ) D ie folgende H ieroglyphe 137 zeigt ein R eliefband, das n u r an der
U nterseite offen ist. Dieses Band umschließt dicht anliegend das
S onnenantlitz, das ein aufgesetzter Fischhals überragt. Sechs weitere
Fischhälse, die fischschwanzartig gesträubt sind, schließen an der un
teren Ö ffnung des Bandes an. D ie U m rahm ung der Sonne m it ihren
A nsätzen gibt offenbar das allgem eine Bild eines Fisches wieder. M an
h a t daher anzunehm en, daß der M ythos ausdrückt, ein Fisch habe die
in den Wogen begrabene Sonne verschlungen138.
Abb . 7 A , 4 D ie folgende H ieroglyphe 139 stellt einen kastenartigen G egenstand
dar, der das S onnenantlitz von oben bedeckt. D er schon aus der
vorigen H ieroglyphe bekannte Fisch ist — m it dem K o p f nach oben —
an die Sonne seitlich angeschmiegt.
Die H altu n g des Fisches in diesem Falle ist die, als w ürde er gefan
gen. Durch die E ntw icklung des M ythos bis zu der Stelle, welche die
134 Sehr eigentümlich ist, daß auch in deutschen M ythen das H orn den W elt
untergang ansagt, was vielleicht auf analogen Gebräuchen beruht.
135 Vgl. Posnansky 1914, Taf. L X X II. (D. H.)
138 Vgl. Posnansky 1914, Taf. L X X III. (D. H.)
137 Vgl. Posnansky 1914, Taf. L X X IV . (D. H.)
138 Eine sehr häufige Vorstellung amerikanischer M ythen ist, daß die Sonne
in einem Kasten eine Zeitlang verborgen gehalten werde. Diese Vorstellung
findet auch in Tanzmasken Ausdruck. Eine derartige Maske von der N o rd
westküste Amerikas (Bella Coola-Indianer?) im Berliner Museum zeigt, um
diese Idee auszudrücken, ganz ähnlich wie die H ieroglyphe des Frieses das
A ntlitz von einem Bande umrahmt.
139 Vgl. Posnansky 1914, Taf. LXXV. (D. H.)
66
vorige H ieroglyphe andeutete, ist das D asein der Sonne noch immer
an den Fisch gebunden — sei es, daß sie dem G edanken nach noch im
M agen ru h t oder, w orauf die besondere Stellung zum Fisch auch deu
ten könnte, als Fischei in den Laich des Fisches übergegangen ist.
D er eigentümliche kastenartige G egenstand darüber besteht aus zwei
Teilen, von denen der obere beiderseitig unsymm etrisch ist140. In seiner
Form ist er keiner A rt von G egenständen — außer einem menschlichen
A rtefak t — v erw andt. Sein kielartiger U ntersatz sowie die Asym m e
trie des A ufsatzes lassen nur die D eutung als ein N achen zu. In dem
N achen sind also Fischer zu denken, die den Fisch beim Fang an das
Licht des Tages befördern.
D ie v o rletzte H ieroglyphe der Reihe 141 zeigt das Sonnenbild als U n Abb. 7 B , 5
terlage zw eier sich begattender K ondore. D er B egattung folgt das Ei,
u nd aus ihm entspringt offenbar die neue Sonne142, die in der nächsten
H ieroglyphe des Frieses in ihrer letzten V ollendung attrib u tlo s d a r A b b . 7 B, 6
gestellt ist.
Zwischen dem Fange des Fisches, der die Sonne birgt, u n d der P a a
rung der K ondore klafft in der D arstellung eine Lücke, die der Idee
nach so auszufüllen ist, daß der an das Tageslicht gebrachte Fisch von
dem K ondor erbeutet w ird. D am it geht auch die Sonne in den K ondor
über, der sich ihrer durch das Zeugungs- und Brutgeschäft entledigt,
w ofür die vorletzte H ieroglyphe und die Figur des K ondors in v er
schiedenen D arstellungen von T iahuanaco 143 die Belege bieten.
Ein solcher M ythos von einer Sonne, die den Bew ohnern des H och
landes nach ihrer V erhüllung durch eine große F lut wiedergeschenkt
w orden w ar, m ußte sie diesen Menschen doppelt w ertvoll machen.
D azu kom m t, daß nur, w er in den H öhen der bolivianischen Puna ge
lebt hat, recht verstehen kann, was sie fü r die Bew ohner jener lichten,
aber eisigen Zone bedeutet.
Aus gutem G runde trä g t daher die H au p tfig u r des Reliefs in dem Abb. Í
B rustornam ent ihres H em des die E rinnerung an den tragischen A uf
en th alt der Sonne in den Fluten, der leicht ihr V erhängnis h ätte w er
den können, noch an sich. D er Fisch an der Brust verdeutlicht diesen
A u fen th alt im See, w ährend der um gedrehte Pfeil, von dessen Schaft
140 Die Asymmetrie des oberen Teiles ist absichtlich, da sie sich auch in der
Wiederholung der H ieroglyphe findet.
141 Vgl. Posnansky 1914, Taf. L X X V I. (D. H.)
142 D er U rsprung der Sonne aus einem Ei kommt in den M ythen häufig vor.
143 Das schon erwähnte bunte O pfergefäß von Tiahuanaco (Posnansky 1912,
PI. III) zum Beispiel stellt in der untersten Reihe neben der gefesselten
K atze den brütenden K ondor als Tiere der Sonne dar. D er K ondor hat
dabei im Schnabel eine halm artige Linie, die wohl auf den Nestbau deutet.
67
nu r der obere Bund dargestellt ist, m it den umgeknickten Spitzen
daru n ter auf das Verlöschen ihres Lichtes hinw eist144.
R eliquienartig in einer U rne verw ahrt, zeigt sich der symbolische
Fisch, der der Sonne zum A ufenthalt gedient hatte, in dem Inneren
des Postam entes. Gebrochene K ondorhälse, die von der Außenseite
des Behälters nach verschiedenen Richtungen auslaufen, weisen auch
hier auf den Fisch als den Sitz des erloschenen Lichtes hin. S tellt das
abgestufte P ostam ent einen w irklich vorhandenen Tem pel dar, so
könnte seine innere Figur auf die B ew ahrung einer solchen Reliquie
in dem Inneren des Tem pels deuten.
Die V ollendung der D eutung im einzelnen h at außerdem das folgende
R esultat im ganzen:
D ie H au p tfig u r des Reliefs u nd die Figuren im Friese gleichen sich
in der W iedergabe desselben Gesichtes. D ie H au p tfig u r trä g t die E r
innerungsm ale der Begebenheiten, welche die Sonne nach den D a r
stellungen des Frieses erlebte, noch an sich. D ie H au p tfig u r m uß daher
die gleiche G o tth eit w ie die Figuren im Friese, also gleichfalls die
Sonne darstellen. Es kann sich demnach bei der D arstellung des
Reliefs im G anzen nicht um einen W eltenschöpfer, sondern nur um
die Sonne als oberste im H ochland verehrte G o tth eit handeln. Als
Sonnenbild erlebte und bestand sie die G efahren der großen Flut, als
Sonnengottheit unternahm sie die E inführung des H ochlandes, der
K üste u nd der W älder in die K u ltu r, indem sie Boten, die ihre
Religion verkündeten u nd die Menschen auf viele Weise belehrten,
nach den drei Richtungen der peruanischen W elt von T iahuanaco
aussandte145.
70
have established the fact th a t the rem ains a t and aroun d T iahuanaco
in Bolivia represent tw o sharply differentiated cultures. O f these, the
cruder was the earlier. Posnansky, to w hom the subdividing is chiefly
to be credited, calls this first an d simpler epoch ’Tiahuanaco P rim i
t i v o ' The w riter, in seeking for a good English equivalent for this
term , decided to ad o p t one th a t was suggested by Aegean archaeology
— hence ’T iahuanaco T, and also ’T iahuanaco IT “ 148.
Zunächst ist zu bem erken, daß der Verfasser an der Theorie, die
Means in diesen W orten vorlegt, gänzlich unschuldig ist. E r ist dieser
Ansicht vielm ehr von jeher entgegengetreten — schriftlich auch in
einem gegen die von G onzalez de la Rosa auf dem W iener A m erika-
nisten-K ongreß (1908) geäußerten Anschauungen 147 gerichteten A r
tikel, der leider aber nur in wenigen H än d en ist148.
D ie absonderliche Theorie w urde von A. Posnansky aufgebracht und
m it der angeblichen Flut, die ein älteres T iahuanaco verw üstete und
im Boden begrub, ursprünglich begründet. A ndere M erkm ale bestim m
ter Bauten, die eine ältere Periode von einer jüngeren trennen sollen
— wie die Verschiedenheit des M aterials (Sandstein sta tt L ava), die
m inderw ertigere Technik (m inder gut geform te Steine, Fehlen von
K upferklam m ern), die etwas abweichende O rientierung eines einzel
nen Baues, das V orkom m en realistischer oder nur m inderw ertiger
ausgeführter S kulpturen — , geben nur Scheingründe ab, die v o r der
K ritik nicht stan d h alten 149.
D er Bau östlich der großen Steineinzäunung, dessen M onolithe vor
dem Beginn der Courtyschen A usgrabungen nur m it ihren G ipfeln die
140 Means 1917, S. 324—325.
117 González de la Rosa 191C.
148 Uhle in „El Comercio de Lim a“, Dezember 1909.
149 So ist Sandstein bei Bauten jeglicher A rt in Tiahuanaco neben Lava als
M aterial zu finden. M inderwertiger Behau der Steine würde an sich keinen
stilistischen Unterschied von Perioden begründen. A uf Kellermauern ange
w andt, die das dahinterliegende terrassenartige Erdreich zurückhalten sollen,
findet er seine Erklärung in sich selbst. Das beobachtete Fehlen von K upfer
klammern in Bauten, die der ersten Periode zugeschrieben werden sollen,
bezieht sich auf die gleichen Kellermauern. Außerdem bildet das Vorkom
men von Klammern in Tiahuanaco keine solche Regel, daß man aus ihrem
Fehlen Stilunterschiede ableiten könnte. V ariationen in der genauen O rien
tierung von Bauten motivieren an sich nicht die Annahme verschiedener
Perioden, und das Vorkommen anscheinend realistisch abgebildeter, even
tuell sogar nur nachlässiger ausgeführter K opfskulpturen verliert als Be
weis jeden W ert dadurch, daß neben ihnen skulptierte Köpfe mannigfacher
A rt, von denen die eine den von Tiahuanaco sonst bekannten Werken
immer ähnlicher als die andere ist, in dem gleichen Bauwerke vorhanden
sind [vgl. Posnansky 1914, Taf. X X X V I, Fig. 14— 16 (D. H .)].
71
Oberfläche des Bodens überragten, sollte nach Posnanskys früherer
T heorie 150 ursprünglich frei gestanden haben und durch den E in tritt
der großen F lu t 2,6 bis 3 M eter tief im Erdreich verschüttet w orden
sein. Diese Theorie ist von A. Posnansky später verlassen w orden101,
der jetzt auch, wie andere, den Bau als ursprünglich kellerartige A n
lage ansieht152. D ie U nm öglichkeit einer großen F lu t des T iticaca-
Sees, welche die R uinen überschwemmte, ist vom V erfasser an ande
rem O rte dargetan w orden153.
G onzález de la Rosa fü h rt fü r die T rennung zw eier Perioden in
T iahuanaco außer dem v erkannten T iefstand gewisser B auten die
phantastische T rad itio n von einem älteren und einem jüngeren Reiche,
das dem späteren der In k a vorausging, als Beweise ins Feld. E r h at
dabei nicht bedacht, daß dieser T rad itio n jeder ihr innewohnende
Beweiswert abgeht.
Auch Means identifiziert seine ältere Periode von T iahuanaco m it
dem ältesten von M ontesinos behandelten Reiche154. D ie Wertlosigkeit,
dieser Identifikation geht auch daraus hervor, daß er — abgesehen
von der U nzuverlässigkeit der T ra d itio n von M ontesinos an sich —
ferner annehm en m uß, daß sich seine Vorgeschichte nicht au f Cuzco,
sondern au f T iahuanaco beziehe, und sich außerdem um 1000 Jah re
später, als es nach seiner C hronologie möglich w äre, vollzogen habe.
Es geht daraus hervor, daß bei tatsächlichen Feststellungen jede Rück
sichtnahme auf M ontesinos’ Geschichtswerk grundsätzlich außer acht
zu lassen ist.
D ie sonstige Bew eisführung von M eans fü r seine A nnahm e der
Posnanskvschen Z w eiteilung der Periode von T iahuanaco erweckt
nicht den Eindruck, als h ätte er sich über deren Stichhaltigkeit genü
gend Rechenschaft gegeben. Means fü h rt folgende G ründe d afü r an:
die megalithische N a tu r der B auten der älteren Periode, die jedoch
als besonderer B aucharakter deswegen nicht geltend gemacht w erden
kann, w eil sie zum A llgem eincharakter der B auten von T iahuanaco
gehört, die abweichende Stilisierung skulptierter K öpfe in jenen B au
ten, deren Beweiswert schon oben w iderlegt w orden ist, und die
grundsätzliche Verschiedenheit des Steinstiles von T iahuanaco von
den älteren Stilen der K üste, indem er daraus den Schluß ableitet,
15° Vgl. Posnansky 1911.
151 Vgl. Posnansky 1912.
152 Dem Anschein nach macht der ursprüngliche Tiefstand dieser Bauten auch
die Theorien von Posnansky über angebliche, Tiahuanaco umgebende, alte
Schiffahrtskanäle zunichte.
153 Vgl. Uhle 1912 b.
154 Means 1917, S. 386.
72
daß einer jüngeren, von P ro to -N a 7 ca beeinflußten Periode von Tiu-
huanaco eine ältere, von den Stilen der K üste unabhängige und aus
anderen U rsprüngen stam m ende P eriode vorausgegangen sein müsse.
D er letzte angeführte G rund entbehrt — wegen seines rein h y p o th e
tischen C harakters — des realen Beweiswertes in einer ähnlichen
Weise wie die schon oben behandelte, geographisch begründete Be
h auptung eines höheren Alters von P ro to -N azca gegenüber dem A lter
von P roto-C him u155, die den realen Tatsachen nicht entsprach. D enn
es ist eine bekannte E rfahrung, daß sich in Peru steinlose Stile der
K üste im G ebirge von selbst in Steinstile um setzen und um gekehrt.
M an vergleiche zum Beispiel die schon erw ähnten S teinskulpturen
von H uam achuco, die im Stile von P roto-C him u gehalten sind — das
proto -nazca-artige Relief von C havin, den veränderten Baustil der
In k a an der K üste und anderes m ehr. N ach dem V orgänge des Stiles
von C havin w ar es aber außerdem doppelt leicht, von da zu den
S tatuen und Reliefs von T iahuanaco un d zu dem megalithischen Stile
der A rchitektur zu gelangen156.
Gegen seine A ufstellung eines besonderen Stiles „T iahuanaco I “ brin g t
Means selbst wichtige Bedenken, die ihn zu der entgegengesetzten
Stellungnahm e gegenüber dem Problem h ätten veranlassen sollen:
das Fehlen von Spuren der älteren K üstenstile bei den angeblich
gleichzeitigen B auten der älteren Periode und andererseits das Fehlen
jeglicher A rtefak te — außer den schon genannten K öpfen — , die das
V orhandensein eines besonderen „Stiles I “ in T iahuanaco u n te rstü t
zen w ürden.
D aß der östlich von der großen Steineinzäunung freigelegte keller
artige Bau einen neuen G ebäudetypus vor uns enthüllt, k ann zugege
ben w erden. Es ist ein im Viereck verlaufender, zirk a 2,6 M eter unter
der Oberfläche vertiefter K o rrid o r m it einer Längsrinne am Boden
und in Stein skulptierten Gesichtern, die in den Seitenm auern ebenso
regellos eingesetzt w aren157, wie sie im einzelnen in der Auffassung
73
sich voneinander unterschieden. Bis jetzt h at aber jeder einzelne in
T iahuanaco vorhandene Bau einen besonderen G ebäudetypus v o r
geführt, so daß es nicht auffallen kann, daß neu hinzukom m ende A n
lagen dieser Regel folgen. Im übrigen kam die Befestigung von Stein
köpfen an den W änden nach Posnansky auch bei den Terrassenm auern
des Berges vor.
Entgegen der von Means geäußerten Ansicht158, daß die angebliche
Periode „T iahuanaco I “ von den wahrscheinlich gleichzeitigen Stilen
der K üste gänzlich verschieden gewesen sei, bestätigt der neu entdeckte
Bau, der den C h a rak ter der Periode am treuesten ausdrücken soll,
unter allen in T iahuanaco vorhandenen Bauten gerade am genauesten
die innere V erbindung der Periode von Tiahuanaco m it den stilistisch
vorausgehenden. N ach Beweisen, die an anderem O rte gegeben w o r
den sind159, diente der Bau zur A usführung von M enschenopfern oder
zur B ew ahrung der durch diese erlangten, den G ö ttern geweihten
T rophäen. D ie an den W änden eingesetzten K öpfe aus Stein sollten
die E rinnerung an die zu Ehren der G ottheit gem ordeten Menschen,
gelegentlich w ohl auch deren Züge festhalten. U rsprünglich w ar der
Bau gedeckt, wie auch Posnansky annim m t.
Seiner Form nach ähnelt der Bau also den unterirdischen K orridoren
des Tem pels von C havin, die in gut begründeter Weise ähnlichen
Zwecken dienten, und weckt die Erinnerung an das P ro to -N azca-
V asenbild, das in der unterirdischen K am m er eines Tempels tro p h äen
artig niedergelegte menschliche Schädel zeigt160. S ta tt sie zu verm in
dern, verm ehren also die in Tiahuanaco gemachten neuen E ntdeckun
gen die Beweise fü r die E inheitlichkeit dieser ganzen Periode und ihrer
direkten H erleitung von den vorausgehenden K u ltu ren 161.
74
c) D ie N a tio n a litä t der Erbauer vo n Tiahuanaco
D ie R uinen von T iahuanaco bei dem D orfe gleichen N am ens liegen
im Gebiete der A im ara, die sich bis heute ein kräftiges V olkstum be
w ah rt haben und noch im m er die ihnen eigentümliche Sprache reden.
Von den älteren M onum enten der peruanischen V ergangenheit sind
diese W erke die einzigen, die heute noch zu einem Vergleich m it den
C h arak teren lokalen Volkstum s herausfordern. D em entsprechend ist
auch die Frage nach der U rheberschaft der Ruinen mehrfach behandelt
und dabei in verschiedener Weise entschieden w orden.
Von den in der N äh e w ohnenden V ölkern können nur die U ro,
A im ara, P uquina und In k a d afü r in Betracht kom m en, u n d so ist
auch fast jedem von ihnen zu dieser oder jener Zeit einm al die U r
heberschaft der M onum ente zugeschrieben w orden. U rsprünglich w ar
es das V olk der Inka, von dem m an die Bauten errichtet glaubte.
M an w ußte zuerst nur von der Existenz ihrer K u ltu r in den südlichen
Teilen des Gebirges von Peru, und so w ar es natürlich, daß m an
ihnen, besonders als m an noch nicht die U nterschiede der Stile zu w er
ten verstand, ebenfalls diese Bauten zuschrieb. A ber auch späterhin
haben Forscher wie Cl. M arkham und andere an der H erk u n ft der
Bauten von den In k a festgehalten, w ozu die ungewissen T raditionen
von einem älteren, den späteren In k a voraufgegangenen Reiche bei
M ontesinos m it beitrugen. D ie gewissenhafte T rad itio n der In k a selbst
w ußte aber nichts von einem solchen älteren Reiche ihres eigenen
Volkes. D ie spätere K u ltu r der Inka w ar grundverschieden von der
Tiahuanacos. Sie w ar neuen U rsprungs und auch auf G rundlagen er
richtet, die das Vorausgehen einer K u ltu r vom Typus der von T iah u a
naco kaum m ehr erkennen ließen. Bei der Beschreibung eines älteren
Reiches erw ähnt M ontesinos als dessen Sitz nicht die U fer desT iticaca-
Sees, sondern kennt nur Feldzüge der älteren In k a nach jener süd
lichen Gegend. Vielleicht ging seine V orstellung dahin, daß die Bauten
von T iahuanaco bei einer jener G elegenheiten errichtet w orden seien.
W äre dies der Fall, so w ürde dies einer der Beweise d afü r sein, daß
sein Geschichtswerk von ihm nach vorhandenen, zu erklärenden T a t
sachen aus der eigenen P hantasie k o nstruiert w urde und n u r ein
nebensächlicher, anscheinend unw ichtiger Teil des W erkes auf echter
Ü berlieferung beruht. D enn es ist archäologisch ausgeschlossen, daß
ein V olk, das in seiner H eim at Cuzco keine analogen Reste besaß,
zu r gleichen Zeit in einer w eit von ihr entfernten G egend stadtartige
Bauten von der Bedeutung der M onum ente von T iahuanaco errichtet
haben sollte.
Schwer verständlich ist es, daß es auch A utoren gegeben hat, die das
75
N atu re ll der heutigen U ro kennen sollten und dennoch den V orgän
gern dieser V olksgruppe die U rheberschaft der R uinen zuschrieben162.
D ie U ro können als einer der prim itivsten Stäm m e gelten, die je die
westlichen Teile Südam erikas bew ohnt haben, und es heißt bekannten
Tatsachen G ew alt antun, w enn m an annim m t, daß sie die E rbauer
jener großen W erke gewesen sein könnten. D emgegenüber erscheint es
bedeutungslos, daß der O rtsnam e T iahuanaco m it jenem W o rt co,
„W asser“, gebildet zu sein scheint, das sich w urzelhaft auch in dem
U ro-W ort q o a s i , „W asser“, findet103. M it U ro bezeichnet m an au ß er
dem A nw ohner des Titicaca-Sees, die k u ltu rell w eiter als andere
A im ara entw ickelt w aren164. In diesem Fall ist jedoch der Stamm es
nam e „U ro “ auf ein V olk von anderer H erk u n ft n u r nach der gleich
artigen Beschäftigung m it Schiffahrt u nd Fischfang auf den Flächen des
Sees übertragen w orden, und der Versuch, sie als U rheber der Bauten
zu betrachten, w ürde m it den w irklichen U ro nichts zu tun haben,
sondern bezeichnen, daß die A im ara die U rheber dieser W erke w ären.
Am nächsten liegt natürlich die Idee, die A im ara selbst, die noch heute
den O rt und das um liegende G ebiet besetzt halten, als die Baumeister
der alten M onum ente zu betrachten. Diese A uffassung w ird in ge
wisser Weise dadurch u n terstü tzt, daß die den O rt bew ohnenden
A im ara oder C olla bei der A nkunft Ciezas um die M itte des 16. J a h r
hunderts den im Fries des großen Tores dargestellten Sonnenm ythos
noch genau kannten, daß demnach zwischen den E rbauern der M onu
m ente und den späteren Bew ohnern des O rtes kein Bruch in der Ü b er
lieferung stattgefunden h a tte 165. Unschwer k ann m an auch feststellen,
Abb. 6 daß das scharfgezeichnete Profil der ersten und d ritte n Reihe der
himmlischen Boten im Relief des Tores noch genau dem Gesichts
typus der heutigen Bew ohner der G egend entspricht.
A ndererseits m uß es auffallen, daß die in T iahuanaco vertretene alte
K u ltu r im H ochlande nur über das T al von T iahuanaco und die
nahen G estade des Titicaca-Sees, nicht aber über das ganze G ebiet
des A im ara-Stam m es nach Süden und N o rd en in diesem H ochlande
völkisch verbreitet w ar. Zum Beispiel haben sich noch keine Reste
dieser Kul tu r südlich von T iahuanaco in dem Raum e bis zum A ullagas-
76
See gefunden. D ie alte K u ltu r besitzt in der K eram ik u n d in der
R eliefarbeit der Steine zahlreiche M erkm ale, die sie eng an die E r
zeugnisse anderer peruanischer K ulturen anknüpfen. Um so m ehr fällt
dann der große A bstand der nach dem Erlöschen der K u ltu r von
T iahuanaco im H ochlande herrschenden Z ustände auf, der m ehr einem
G egensatz als einer ursprünglichen V erw andtschaft m it der vordem
d o rt herrschenden K u ltu r ähnelt. Abgesehen von den steinernen G rab
türm en (C hullpas) in den U fergebieten des Sees u nd den westliche
ren Teilen des H ochlandes haben auch die sonst, besonders w eiter
südlich verbreiteten C hullpas aus A dobe (Tapia) kaum noch irgend
welche Ä hnlichkeit m it den B auten von Tiahuanaco.
Es w ird sich später zeigen, daß das bolivianische H ochland frem den,
besonders westlichen Einflüssen durchaus nicht so entrückt w ar, wie
m an, inm itten der einsamen Hochebene stehend, zu denken leicht ge
neigt ist. Frem de V ölker sind auch in späterer Z eit über das H ochland
gegangen, w obei sie wichtige Spuren zurückgelassen haben. Eine äh n
liche V ölkerbew egung kann zur G ründung der K u ltu r von T iah u a
naco im H ochland A nlaß gegeben haben. Noch sind die westlichen
A bhänge der K ordillere nach M oquegua zu wenig untersucht, und die
Nachrichten über bedeutende Ruinen, die sich auf dieser Seite finden,
sind unverbürgt. Solange diese G egend noch unerforscht ist, em p
fiehlt es sich, m it dem U rteil über die nächsten V erw andten und den
eventuellen U rsprung der K u ltu r von T iahuanaco zurückzuhalten.
W ohl aber könnte auf eine E inw irkung westlicher V ölker der U m
stand deuten, daß ebenso w ie die Boten der G otth eit im Profil im
Relief des großen Tores dem heutigen T ypus der A im ara gleichen, der
Enface-Typus der H au p tg o tth eit des Reliefs diesem unähnlich ist und
eine überraschende V erw andtschaft m it In dianertypen besitzt, die —
vom A bhang des Gebirges kom m end — heute häufig in T acna v er
kehren.
H iernach w ürde es möglich sein, daß die K u ltu r von T iahuanaco das
P ro d u k t einer Völkermischung aus westlichen Elem enten u n d einhei
mischen der P una im engeren G ebiet des Titicaca-Sees darstellte. V er
schwand dann das eine Elem ent, das die K u ltu r von W esten ein
führte, zusamm en m it der neuen K u ltu r, deren G ründung es v eran laß t
hatte, so blieben die ursprünglichen Elem ente der Bevölkerung des
H ochlandes m it allen den Zeichen geringer K u ltu r zurück, die sie v o r
dem besessen hatten.
77
B. Die jüngeren Stile
i. A L L G E M E I N E B E M E R K U N G E N
D em Zeitabschnitt der älteren Stile steht die Epoche der jüngeren Stile
als von jenem ganz verschieden gegenüber. D ie ältere Periode w ar
durch einige wenige Stile charakterisiert, die — unabhängig von ihrem
begrenzten lokalen U rsprung — eine A usbreitung über große Teile
Perus gewannen. Es herrschte unter ihnen eine große T rad itio n , die
— vom N ord en em pfangen — m it augenscheinlich geringer V erände
rung zwischen ihnen w eitergegeben w urde, so daß die Elemente, die
den unterliegenden Stäm m en eigentümlich w aren, in dem allgem einen
G efüge der K u ltu r beinahe verschwanden. E rst die K u ltu r von T iahua-
naco zum Beispiel brachte den K ondor als wichtiges Elem ent der
allgem einen m ythologischen V orstellungen auf. O bw ohl im einzelnen
untereinander verschieden, erhob sich jede der drei älteren K ulturen
auf irgendeinem G ebiete ihrer P ro d u k tio n zu einem hohen G rade der
V ollendung: so zum Beispiel die K u ltu r von P ro to -N azca in dem
Reichtum mythologischer Ideen, in deren Ausdruck durch die M alerei,
in der Schönheit und V ollendung der W eberei — die K u ltu r von
P roto-C him u in dem Reichtum der plastischen V erzierung und der
kunstvollen Bemalung von G efäßen, in der Technik und K unst der
M etallarbeiten sowie m it Stein eingelegter V erzierungen — die K u ltu r
von T iahuanaco in der Schönheit ihrer religiösen Ideen und den klas
sischen Form en des Ausdrucks, die sie fü r jene fand — alle K u ltu ren
zusamm en in der G röße und B edeutung ihrer Bauw erke religiöser
Bestimmung.
D emgegenüber findet m an in der späteren Periode eine große V er
schiedenheit lokaler Stile, die meist nu r über ein T al oder wenige
T äler A usdehnung gewannen. K eine große T ra d itio n v erbindet sie im
G anzen. N ach individueller Laune bilden sich die Stile bald nach
dieser, b ald nach jener R ichtung w eiter aus, ohne jedoch w eder in
dem In h a lt der Ideen noch in ihrer äußeren Form nach irgendeiner
Richtung jene H öhe menschlicher A usbildung zu erreichen, die von
jeder einzelnen älteren K u ltu r fast auf allen Gebieten erreicht w urde.
O ffenbar w aren die kulturellen Gesichtspunkte in jedem einzelnen
dieser T ypen nur von beschränkter A rt. E rst als sich in der K u ltu r der
In k a — in den G efäßform en, der O rnam en tik , der A rchitektur,
jedenfalls auch in den gesellschaftlichen Ideen — neue Form en aus
bildeten, die vor einem höheren M aßstab menschlicher Entw icklung
die Probe bestehen konnten, fielen auch alle einzelnen Gebilde be-
78
D ie U n garisch e R evolution
Ein W e iß b u c h v o n M elvin J . Lasky
M it e in e m V o rw o rt v o n K arl J a s p e rs
Ein B ericht ü b e r d ie V o rg esch ich te u n d d ie
E re ig n isse d e s A u fsta n d e s in U n g a rn im J a h r e
1956, d o k u m e n tie rt d u rc h B erichte u n d A ugen*
z e u g e n , R u ndfunk- u n d Z e itu n g s m e ld u n g e n u n d
a m tlic h e D o k u m en te a u s O s t u n d W e st.
©
352 S eiten G ro ß o k ta v , 32 A b b ild u n g e n ,
M. Y. B en-gavriil
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D os H aus in d e r K a rp fen g a sse
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d e r P r a g e r A lts ta d t w e r d e n d u rc h d ie a m
H itlers V ersuch
15. M ä rz 1939 b e g in n e n d e n E re ig n isse a u s ih r e r
d e r A u sro ttu n g d e r J u d e n E uro p a * 1939— 1945
e n g e n W e lt h e r a u s g e r is s e n . M it n ü c h te rn e m
M it ein e m V o rw o rt v o n R u d o lf H a g e ls ta n g e S tift z e ic h n e t d e r C h ro n is t M en sch en v o n u n
D as e rs te in D e u tsc h la n d e r s c h ie n e n e W e rk , d a s h e im lic h e r L e b e n d ig k e it, d e r e n Schicksal im
d ie g e s a m te G e sc h ic h te d e r J u d e n v e rfo lg u n g u n a u sw e ic h lic h e n S og d e r G esch ich te e in e n
v o n 1939 b is 1945 im Z u s a m m e n h a n g b e h a n d e lt. H au ch a n tik e r G r ö ß e e r h ä lt.
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B iblioth eca Ib ero-A m ericana lä ß t, a b e r a u c h d ie V e r g a n g e n h e it u n d d a s
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D ie f a s z in ie r e n d e G esch ich te vom U rsp ru n g , Ir m g a rd Rem me
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C O L L O Q U I U M VER L A G B E R L I N C O L L O Q U I U M VER L A G B E R L I N
schränkter kultureller Entw icklung in ganz Peru vor ihnen zusammen,
und es tra t w ieder — aber auf ganz anderem. G runde — eine ähnliche
Einigung ein wie jene, die zur Zeit der K u ltu r von Tiahuanaco ganz
Peru vereinigt hatte.
Es ist schwer, einfache Ursachen fü r große Bewegungen zu finden.
Jedenfalls ist es ungerechtfertigt, sie hier in einem Einfall ostasiati
scher V ölker von N ordw esten zu suchen, eine H ypothese, die völlig
in der Luft steht. Seit A. Posnansky ist es eine gewisse M ode ge
w orden, die A nnahm e von terrestrischen K atastrophen — wie E rd
beben, großen Fluten — oder von großen Epidem ien und dergleichen
in die geschichtliche Bewegung einzuschalten und irgendwelche E r
scheinungen aus ihr zu erk lären 166. D a solche K atastro p h en an und
fü r sich selten sind, zudem noch seltener geschichtliche W irkungen
hervorbringen und die Sym ptom e, die auf sie hindeuten sollen, in den
vorliegenden Fällen trügen167, so kan n m an sie fü r die E rk läru n g des
Wechsels in der peruanischen Entw icklung völlig außer Betracht
stellen.
G ew iß sind Anzeichen von einer Invasion südlicher oder südw est
licher V ölker in den Sitz der alten K u ltu r von T iahuanaco v o rh an
den. Ein solcher E infall hätte aber kaum k atastrophale W irkungen
erzeugen können, w enn die K u ltu r nicht selbst auf einer schwachen
ethnischen G rundlage gestanden hätte. D ie K ulturen im N o rd en w aren
im N iedergange begriffen168. O ffenbar w urden sie nicht m ehr von
Z entralam erika her ern äh rt, wo ihre W urzeln gelegen hatten. D ie
K u ltu r von T iahuanaco, deren Blüte allein übriggeblieben w ar, konnte
anscheinend m it dem schwachen V olkstum , auf dem sie basierte,
schweren Ereignissen keinen W iderstand leisten. M ehr als bei einer
anderen K u ltu r haftete — nach den zugrundeliegenden Ideen — ihr
N im bus an dem O rte ihres U rsprungs. Um so m ehr m ußte der N ied er
gang ihrer Bedeutung im Z entrum den V erfall ihrer peripherischen
Erscheinungen überall nach sich ziehen.
Es sind also hauptsächlich zwei Ursachen gewesen, die den Wechsel
im K urs der peruanischen Z ivilisationen veranlaßten: 1. das N ach
lassen zentralam erikanischer E inw irkungen auf Peru, aus denen die
peruanischen Z ivilisationen im A nfang entsprungen w aren, und
2. wahrscheinlich der Einbruch feindlicher Stäm m e in das Z entrum der
K u ltu r von T iahuanaco, der den Zusam menbruch vollendete.
166 Ebenso Means 1917, S. 369 ff.
167 U .a. auch der Mythos von der Bedeckung der Sonne durch eine große Flut.
168 D er ganzen ethnischen Bedeutung der U ro nach ist es ungerechtfertigt,
wenn Means auf die Möglichkeit hindeutet, daß sie die Zerstörer der alten
Monumente gewesen sein könnten (Means 1917 a, S. 164).
79
D urch den Zusam menbruch der K ulturen, die im U rsprung von außen
gestützt w orden w aren, w urden die V ölker Perus viel m ehr, als es
vorher der Fall gewesen w ar, auf sich selbst hingewiesen. U n ter Be
nützung der Elemente, die von den älteren Stilen in sie übergegangen
w aren, bildeten sie neue K ulturen, die zunächst je nach der A usdeh
nung der einzelnen V ölker von regionaler Bedeutung w aren, bis sich
aus ihnen in den In k a ein einzelner Typus zu allgem ein-peruanischer
G röße erhob.
Das A ufkom m en einzelner V ölker w urde — besonders an der K üste —
durch einen anderen U m stand begleitet, dessen M itw irkung an der
allgem einen U m w andlung im einzelnen noch nicht klargestellt ist. Die
T räg er der Ideen w aren in den älteren K ultu ren besonders dolicho-
kephale Bevölkerungselem ente gewesen, so zum Beispiel bei den P roto-
C him u (vergleiche das G rabfeld am Fuße der „H u aca de la L u n a“),
in der K u ltu r von P ro to -N az ca (G räberfelder im T al von Ica,
Chincha usw.). Es w aren dies nicht etw a besonders m it jenen K u l
turen eingew anderte V ölker gewesen, denn auch die ältesten Fischer
bevölkerungen in Supe und A ncón zeigen diesen Typus. Gegen das
E nde der älteren K ultu ren jedoch traten zum Beispiel in der Gegend
der P roto-C him u brachykephale Elemente, die vorher keine Rolle ge
spielt hatten, stärker hervor, und zw ar d erart, daß sie in den späteren
K ulturen — wenigstens an der K üste — die anderen Elemente fast
völlig ersetzten. N ach H rd lick a repräsentieren diese brachykephalen
Elem ente eine vom N ord en eingew anderte, jüngere Schicht in der
Zusam m ensetzung der Bevölkerung des alten Peru. D ie Form und die
Z eit ihrer E inw anderung im Süden ist aber d am it noch in keiner Weise
entschieden.
2. D IE VERSCHIEDENEN STILGEBIETE
In der gleichen Weise w ie die älteren K ultu ren sind auch die jüngeren
Stile w eder geographisch noch nach ihren C h arak teren bisher genügend
erforscht. D ie meisten der bekannten E rfahrungen beruhen au f den
Einsichten, die w ährend der E xpeditionen und A usgrabungen des V er
fassers gewonnen w urden169. D a diese Untersuchungen naturgem äß
169 A. Bandelier hat den in den Chullpas und an anderen ähnlichen Stellen
gefundenen sogenannten „C hullpa-Typus“ publiziert. O ber diesen Typus
vgl. unten S. 89 ff. — Die heute in den Museen häufigen Sammlungen aus
der Gegend von Ica und N azca sind ausschließlich nach den Untersuchun
gen dieser Gegend durch den Verfasser (1899— 1901) entstanden, indem
Sammler, dadurch aufmerksam gemacht, seinen Spuren folgten.
80
n u r einen Teil des peruanischen Gebietes betreffen, sind die V erh ält
nisse, die in einzelnen, zum Teil wichtigen Gegenden — wie Cañete,
Casma, dem größten Teil des Gebirges im Z entrum — obw alten, noch
unserer K enntnis verschlossen.
D ie verschiedenen K u lturbezirke w erden am besten nach den keram i
schen T ypen unterschieden, die leicht vergleichbare V erhältnisse geben
und in ihrer allgem einen Begrenzung auch den G renzen auf anderen
Gebieten der Technik und V erzierung gut entsprechen.
M an k an n danach das ganze jüngere Peru etw a in sechs technische
Bezirke teilen, die — zum Teil kontem porär, zum Teil übereinander
geschichtet — seine kulturelle Entw icklung ausmachen. W ährend die
älteren G ruppen teils technisch, teils in den sie erfüllenden Ideen sich
noch vielfach an den C h a rak ter der älteren K ulturen anschließen, v e r
m indern sich bei den jüngeren T ypen diese Beziehungen m ehr und
m ehr, um schließlich — zum Beispiel in der K u ltu r der In k a — kaum
noch eine E rinnerung an die vorausgegangenen Z ustände ü b rigzu
lassen.
Diese sechs hauptsächlichen T ypen sind die folgenden:
a) der epigonale Kreis,
b) der K reis m it farblosem Relief verzierter Gefäße,
c) der K reis w eiß-rot-schw arz bem alter G efäße,
d) der Kreis technischen und ornam entalen V erfalles im süd
lichen H ochland,
e) der Chincha-K reis b unt bem alter Gefäße,
f) der unabhängige südliche Kreis, in dem bald w eiß -ro t
schwarze, bald buntere Bem alung vorw iegt.
a) D er epigonale Kreis
Ein besonderes C harakterm erkm al des Stiles von T iahuanaco bestand
in der größeren V erbreitung über das alte Peru u nd einer tieferen
Beeinflussung der einzelnen P rovinzen, als es bei irgendeinem der v o r
hergehenden Stile der Fall gewesen w ar. Es gibt keine G egend des
alten Peru und sogar N ord-A rgentiniens, N ord-C hiles und S üd-E kua
dors, in der m an nicht seine Spuren findet. In der G egend von Pacha-
camac entwickelte dieser Stil dabei eine eigentümliche ornam entreiche
S pielart, die tro tz ihrer interessanten Bildung sich doch in vieler
H insicht von dem ursprünglichen O riginal w eit entfernte170.
Bei längerem V erbleiben in den verschiedenen Gegenden der K üste
und des H ochlandes nahm der Stil an verschiedenen Stellen lokalen
170 Eine ausgezeichnete Sammlung von Gefäßen dieses Stiles findet sich im
Berliner Museum für Völkerkunde.
81
C h a rak ter an, indem er sich in Form en, Technik und V erzierungen nach
den örtlichen V erhältnissen m odifizierte. D ie individuelle K raft der
ursprünglichen K u ltu r ließ un ter den verän d erten V erhältnissen nach,
und zugleich traten Mischungen m it den vorausgehenden K u ltu ren ein,
die der neue Stil verdrängte.
D aneben machen die Erscheinungsformen, in die der Stil in seinem
ursprünglichen Zentrum auslief, und auch viele Form en der Gegend
von A requipa den Eindruck reinen V erfalles. Zahlreiche Beispiele für
diesen V organg in T iahuanaco selbst befinden sich im Museum der
U n iversität von Pennsylvanien (Philadelphia), solche aus A requipa
im Museum von Lima.
In der G egend von Lima, Pachacamac und A ncón mischte sich der
ursprüngliche Stil m it dem vorausgehenden Stil von P roto-L im a
durch die A ufnahm e neuer G efäßform en, abw eichender technischer
V erfahren fü r gobelinartige Stoffe, G ew ebem uster usw .171. V on T rujillo
bis in die G egend von Ica w ar er sich im allgem einen ähnlich, obw ohl
er je nach den Gegenden — zum Beispiel in T rujillo, Supe u n d w eiter
südlich — vielfach verschieden schattiert w ar. Schwarze G efäße im
Stile von T iahuanaco finden sich zum Beispiel in der G egend von
H uam achuco, w ährend gut, aber anders geform te Gesichtsbecher im
V ilcanota-T al in der G egend von Checacupe Vorkommen. W ieder
einen anderen Typus zeigen die bunten, vom T iahuanaco-Stile ab
geleiteten G efäße von Ilo, von denen — nach zahlreichen Beispielen
im Museum von Lim a — eines bereits an anderem O rte wiedergegeben
w urde172.
D ie vorausgehenden E rklärungen lassen erkennen, daß dieser soge
nannte epigonale Stil nicht etw a in örtlicher Beschränkung au ftrat,
sondern überall sich zeigte, wo die M u tterk u ltu r Boden gefaßt h a tte 173.
B ekannt ist dieser Stil zum Beispiel aus T ru jillo 174, aus G räberfeldern,
die im C allejón de Fluailas oberhalb Casm a gelegen sind, aus den
Ruinen von G ran Chimu bei Supe175 sowie aus G räberfeldern bei
82
Sayan oberhalb H uacho, C hancay, Ancón, Lima, Pachacamac, lea,
N azca, T acna usw .176
D a der neuentstandene Stil durch den N iedergang der K u ltu r yon
Tiahuanaco im Z entrum keine w eitere N ah ru n g fand, sank auch er
im m er tiefer und löste sich allmählich auf, um anderen, nach ihm ent
stehenden Stilen P latz zu machen.
(Schmidt 1910, Fig. 15—16), sie aber historisch vollständig unrichtig erklärt.
Sammler kommen häufig in Versuchung, diese Tücher wegen der eigentüm
lichen Flüchtigkeit der Bemalung und der Frem dartigkeit der C haraktere
als Fälschungen zurückzuweisen, obwohl sie völlig echt sind.
176 Zu diesem Stil gehören auch die eigentümlichen modellartigen Skulpturen
aus Stein oder H olz, das ursprünglich mit Silberblech belegt war. Sie schei
nen Tempel- oder Festungsmodelle oder Spielsteine darzustellen. Zwei
V erke dieser A rt befinden sich im Museum von Lima, ein Stück w urde von
Erzbischof F. González Suárez in seinem Atlas (1892, Lam. II I und IV, 1)
abgebildet, während ein weiteres vor mehreren Jahren in H uaraz auf-
tauchte.
177 Means 1917, PI. X I, Fig. 3, 4 und 6. Taf. 2 C — D
178 Vgl. S. 48.
Means (1917, PI. X I, Fig. 5) bildet eines dieser Gefäße ab, bezeichnet es Taf. 2 E
aber irrig als „Chim u“. Die S tilart ist abweichend.
83
doppelten konischen H älsen, den Figuren von Krebsen usw. schließt
sich diese besondere S tilgruppe von E ten an eine sehr frühe Spielart
des Stiles von P ro to -N az ca oder P roto-C him u an. M an kann danach
annehm en, daß G efäße von diesem technischen Typus schon in sehr
früher Z eit ihre A usbildung begannen180.
Im ganzen lassen sich etw a drei T eilgruppen unterscheiden. D ie erste
G ruppe bilden die meist schwarzen, in Relief verzierten G efäße der
G egend von Eten, die w ir von der epigonalen Zeit an kennen. Eines
der G efäße aus dieser Z eit ist das von Means abgebildete Stück181.
G leichartige G efäße haben sich bei T rujillo („H u aca del S ol“ bei
Moche) und w eiter bis Pachacam ac (in w enig jüngeren G räb ern )182 ge
funden. D er lokale Stil der G egend von E ten blieb bis in späte
C him u-Z eit von dem besonderen der Chim u gesondert, bis, wie es
scheint, zu letzt auch diese von dem Tale Besitz nahm en und ihre S til
a rt jüngster Form d o rt einführten183.
D ie nächste G ruppe u m faß t den Typus von G efäßen, der in der G e
gend von T rujillo selbst m it dem epigonalen Stile k o n tem p o rär w ar
u nd von dem einige bereits an anderer Stelle abgebildet w orden sind184.
O ben ist dieser Typus schon nach verschiedenen Seiten hin charakte
risiert w orden185. A ußer krugartigen G efäßen gehören zu ihm beson
ders kleine flachtellerartige Stücke von schwarzer Farbe, die an der
U nterseite ein volutenartiges M uster in Relief tragen, ferner kleine
schwarze, hohle Figuren aus T on, erdfarbene T rom peten aus T on m it
Relieffiguren von G ottheiten usw. D ie flachen, tellerartigen G efäße
h atten in der Form und V erzierung schon ähnliche V orläufer in dem
proto-chim u-artigen G rabfelde am Fuße der „H u aca de la L u n a“ .
Vielleicht geht m an nicht irre, diesen Typus als einen der älteren
C him u — im G egensatz zu dem stilistisch sehr verschiedenen Typus
der P roto-C him u u nd zu dem im m er ähnlicheren der späteren Chim u —
zu bezeichnen. Gewisse sehr feine, aber n u r selten w ohlerhaltene
gobelinartige Gewebe (Bänder und dergleichen) scheinen zu diesem
T ypus zu gehören.
180 Auch die K ultur von Proto-C him u kannte schon zahlreiche schwarze,
oft schön modellierte Gefäße ohne Bemalung.
Taf. 2 E 181 Means 1917, PI. X I, Fig. 5.
182 Siehe Uhle 1903, PL 7.
183 Vgl. die Sammlungen des Museums der U niversität von Pennsylvanien,
Philadelphia.
184 Vgl. Uhle 1913. Means hat diesen Typus nirgends berücksichtigt. Er fällt
auch nicht unter die Behandlung der Periode der Chimu, die nach Means
erst später beginnen soll.
185 Vgl. S. 48 ff.
84
D en A utoren, die die verschiedenen, m it Stuck in Relief verzierten
M auern in Chanchán (G ran Chim u) bei T rujillo unterschiedslos den
späteren Chim u zuschreiben, ist dabei die große Verschiedenheit der
in reichen M ustern geschmückten W ände von anderen M auern m it
einfacherer Stuckbekleidung entgangen186. Selbst unter den letzteren
finden sich noch Unterschiede, indem die eine W and in ihren V erzie
rungen noch näher an epigonale Weisen anklingt, w ähren d die andere,
die freier u n d m it Einmischung von weniger Figuren gestaltet ist,
w ebartige M usterungen w iedergibt. K eine der beiden letzten M auer
verzierungen gehört der Zeit der späteren Chim u an. D ie einfachere,
nach-epigonale Form entspricht zeitlich etw a den älteren w eiß-schw arz
roten G efäßen von Pachacamac. Dies geht aus der Ä hnlichkeit gleich
zeitiger G ew ebem uster187 und aus der Id e n titä t der in ihnen vorkom
m enden menschlichen Figuren m it solchen hervor, die gleichzeitig in
Geweben von Ica erscheinen188. D ie andere Form , die in ihrer V erzie
rung epigonalen M ustern noch ähnlicher ist, m uß aber noch frü h er
entstanden sein. D ie Bauten von Moche und die drei A rten der m it
Stuck verzierten W ände von Chanchán repräsentieren also eine v ier
stufige E ntw icklung der A rchitektur in dieser Gegend, w obei die Bau
ten von Moche den P roto-C him u, die einfachen Stuckw ände den
späten Chim u (aus der Z eit der In k a), die beiden m it kom plizierten
M ustern in Stuck verzierten W ände dagegen den älteren Chim u en t
sprechen, die zeitlich zwischen den P roto-C him u und jenen späten
Chim u gelegen sind.
Jene schwarzen oder erdfarbenen G efäße m it R eliefm ustern finden
sich — offenbar durch den H an d e l verschleppt — auch in epigonalen
G räb ern der w eiß-schw arz-roten P eriode von Pachacam ac bis H uacho
und Supe. Es geht daraus hervor, daß diese Stilform , die hier als Stil
der älteren Chim u bezeichnet w ird, bis w eit in die P eriode der w eiß-
rot-schw arzen G efäße der übrigen K üste gedauert haben m uß. Um so
m ehr erscheint daher der ihr zugeteilte N am e gerechtfertigt.
O hne Zw eifel h atte der Stil im N ord en eine erhebliche V erbreitung,
daß seine P rod u k te in so großer Z ahl nach Süden bis Pachacam ac ge
langen konnten. W ahrscheinlich deckte sich sein G ebiet m it dem des
186 Vgl. Means 1917, S. 374.
167 Vgl. Uhle 1903, PI. 7, ferner Means 1917, PI. X II, Fig. 1. In die gleiche
Zeit kann man Gewebe wie die anderen von Means abgebildeten W erke
(PI. X , Fig. 1—2, PI. X II, Fig. 2) setzen. Das M uster des letzten Gewebes
führt im U rsprung auf proto-limeñische Muster von Gesichtern zurück (vgl.
Uhle 1903, PI. 6) und kann daher auch kaum einem jüngeren D atum ent
sprechen.
188 Vgl. Uhle 1903 a.
85
Stiles der späteren Chim u, der etw a von Pacasm ayo bis Casma
reichte.
D en Ü bergang zu der d ritte n G ruppe bilden schwarze Gefäße, die
m it Relief in mancherlei, aber im m er einfacherW eise verziert sind und
denen m an gelegentlich in lokalen Sam m lungen, zum Beispiel in der
G egend von T rujillo, begegnet.
D ie d ritte S tilgruppe, welche die in den Sam m lungen ungem ein h äu
figen G efäße der späteren Chim u um faß t und zu der auch einige der
von Means abgebildeten G efäße gehören180, erreicht d ann die Zeiten
der Inka.
Also w eit davon entfernt, erst ku rz vo r den Zeiten der In k a zu be
ginnen100, setzt der chim uartige R eliefstil — wie der analoge von
Eten — unm ittelbar nach dem Erlöschen der ältesten Stile ein.
86
dazu gewesen, daß H rd lick a bestim m te einfacher bem alte, jüngere
Erscheinungen des Proto-C him u-Stiles fü r das Ä ltere hielt191, was dann
vom V erfasser richtiggestellt w orden ist192.
D ie gleiche Bewegung der Farbengebung im allgem einen fü h rte bei
den b ekannten G efäßen von R ecuay (D epartem ent A ncash)193 zu der
gewöhnlichen Beschränkung der Farben auf die drei W erte: W eiß,
R o t und Schwarz. Diese G efäße stam m en nach dem Typus ihrer V er
zierungen teils vom P roto-C him u-S tile, teils von dem v o n P ro to -N az ca
ab. Elem ente beider Stile setzen ihre V erzierungen restlos zusammen.
D ie Beschränkung der Farbengebung an ihnen zeigt also nur eine F o rt
setzung der Bewegung, die in den beiden früheren Stilen begonnen
w orden w ar.
G anz anders sind gewisse flache, tellerartige Tassen, die etw a zu glei
cher Z eit oder etwas später (kontem porär m it den älteren Chim u-
G efäßen der „H u aca del Sol“) in der G egend von H uam achuco in
Gebrauch w aren. In der Form entsprechen sie den tellerartigen Tassen
jener älteren P eriode der Chim u. In der V erzierung ersetzen sie deren
Relief durch große gem alte V oluten, die in rötlichen und schwarzen
Tönen au f hellgelbem oder weißlichem G runde erscheinen194. D ie spä
tere K eram ik der gleichen G egend ist in rein w eißen, ro ten und
schwarzen T önen bem alt, die denen der w eiß-rot-schw arz bem alten
G efäße der K üste ähnlich sind.
Stilistisch und zum Teil auch der Z eit nach sind aber alle jene weiß-
rot-schw arz bem alten G efäße zum Beispiel von R ecuay, von H u a
machuco — außer denen von P roto-C him u und P ro to -N az ca195 —
w eit voneinander verschieden. Es kan n daher nu r Irrtü m e r ergeben,
w enn sie wegen der äußerlichen Ä hnlichkeit in der Z ahl und A rt der
Farben in die ursprünglich nu r auf w eiß-rot-schw arze G efäße der
K üste gegründete K u ltu r m iteinbezogen werden.
Soweit nun hier n u r von den w eiß-rot-schw arzen G efäßen der K üste die
Rede ist, sind einige w eitere Irrtü m e r zu berichtigen. D ie Auffassung,
daß die spezielle K u ltu r der w eiß-rot-schw arzen G efäße der K üste
87
und die epigonale S tilform kontem porär w ären und sich gegenseitig
in der Weise ausschlössen, daß die erstgenannte Form den Süden, die
andere dagegen den nördlichen Teil der K üste einnähm e196, beruht
auf einem Irrtu m . Wie schon oben gezeigt w urde, reichte die epigonale
S tilform auch über den ganzen N orden, an der K üste mindestens bis
T rujillo. A llerdings m acht sich ganz im N o rd en als gleichzeitig auch
die Form der einfarbigen, m it Relief verzierten G efäße der älteren
Chim u geltend. Diese Gleichzeitigkeit w ar so allgem ein, d aß w ir
Reliefkrüge der älteren Chim u auch überall in A ncón gemeinsam m it
epigonalen G efäßen in den gleichen G räbern treffen. D ie S tila rt der
w eiß-rot-schw arzen G efäße w ar nach N o rd en hin beschränkt, da sie
jedenfalls nicht über Supe nördlich hinaus reichte. A ußerdem w aren
die S tila rt der w eiß-rot-schw arzen G efäße u n d der epigonale Stil an
sich nicht zeitlich gleichwertig u nd kontem porär, sondern die erste ging
aus dem anderen hervor. D ie allmähliche Ausschaltung der bunteren
F arben — bis n u r die bekannten drei übrigblieben — und die fo rtlau
fende V ereinfachung der epigonalen M uster zu denen des w eiß -ro t
schwarzen Stiles lassen sich vortrefflich an den G efäßen des G rabfeldes
von Jecuan im T ale von C hancay, zum Teil auch in den G räb ern von
A ncón beobachten197. Es ist möglich, daß un ter dem D ruck dieser E n t
wicklung die epigonale S tila rt an der K üste von C hancay u n d H uacho
früher aufhörte als zum Beispiel in Pachacamac. T rotzdem k ann m an
danach beide Stile w ohl nicht als kontem porär bezeichnen.
M eans dehnt die S tila rt der w eiß-rot-schw arzen G efäße über die ganze
N o rd k ü ste Perus aus und lä ß t ihr die S tilarten der Chim u u n d die be
sonderen von Ica zeitlich folgen198. Auch diese letztere A uffassung be
ru h t demnach auf einem Irrtu m . W ährend die S tilart der epigonalen
an der K üste folgte, w ar sie auf der anderen Seite m it der S tilart
der älteren Chim u und dem gem äß auch m it dem älteren Abschnitt
der besonderen S tila rt von Ica gleichzeitig. Es b eru h t danach auch die
A uffassung au f einem Irrtu m , daß die E rfindung der S tila rt einem
V olke zuzuschreiben w äre, das in der G egend von Lam bayeque im
N o rd en unter einem F ührer N ay m lap einw anderte199. Wie aus den
D arlegungen über den genetischen U rsprung der S tila rt hervorgeht, ist
dies auch geographisch nicht möglich, da, wie es scheint, die S tila rt m it
der G egend von Eten, in der Lam bayeque liegt, gar nichts zu tun hat.
Jener angebliche E inw anderer N ay m lap stam m te jedenfalls aus dem
200 Dendeolap u. a.; vgl. dazu die „Relaciones Geográficas“ (1881. Tomo III,
S. 154 ff.).
201 Es handelt sich um ein großes katzenartiges G efäß; abgebildet bei Uhle
1903, PI. 5.
202 Means 1917, S. 371.
203 D ahin gehören auch die Funde, die bei den inm itten der Wüste zwischen
Chancay und Huacho gelegenen Salinen gemacht wurden.
89
v o rh er genannten großen G räberfeld von Jecuan beobachten lä ß t204.
D ie H äufigkeit jener n u r w eiß und schwarz bem alten G efäße von
C hancay, ihr eigentümlicher, im ganzen interessanter, w enn auch ein
facher Typus un d die Tatsache, daß Funde anderen C harakters aus
dieser G egend allgem ein u nbekannt sind, sind die V eranlassung d afü r
gewesen, daß derartige G efäße in den Sam m lungen gem einhin als der
ausschließliche T ypus von C hancay gelten205. D ieser T ypus reichte —
einer von dem C hronisten Calancha angegebenen K u ltu r- und Sprach
grenze entsprechend — in südlicher Richtung bis an den C hillon-Fluß
nördlich von Lima.
A nders w ar die E ntw icklung w eiter südlich. U n ter Beibehaltung der
gewöhnlichen w eiß-rot-schw arzen Farben fü r die G efäße entwickelte
sich daraus in Pachacam ac, im T al von Lima u n d auf der Insel San
Lorenzo ein form al und ornam ental etwas jüngerer Typus, der bis
in die Zeiten der In k a reichte206.
204 Soweit das G räberfeld noch nicht zerstört ist. Tatsächlich sind nur noch
einzelne Stellen in ihm intakt.
205 In Wirklichkeit haben sich in jenem Tale Repräsentationen folgender,
zeitlich verschiedener K ulturen gefunden: Proto-N azca, Proto-Lim a, ein
jüngerer Typus von weiß und schwarzen Gefäßen prim itiver Fischer (Samm
lung im Museum der U niversität von Kalifornien), Tiahuanaco, Weiß-
schwarz-roter Typus, W eiß-schwarzer Typus, Chimu (Typus späterer E r
oberer) und Inka.
soo pür Pachacamac vgl. die Funde in einem jüngeren, außerhalb der Stadt
gelegenen G rabfeld (Uhle 1903, PI. 13). Die Sammlung von der Insel San
Lorenzo befindet sich im Museum von Lima. Spuren von Resten des glei
chen Stiles wurden auch in Ancón gefunden.
207 Vgl. oben S. 77.
90
etw a bis an die G renze des H ochlandes. N ach N orden dehnten sie
sich — außer im Hochlandbecken des Titicaca-Sees — den ganzen
L auf des V ilcanota-Flusses entlang aus208. W eiter westlich im Gebirge
sprachen auch die Bew ohner der P rovinz C hum bivilcas A im ara200. D ie
ursprüngliche Sprache der Bew ohner eines großen Teiles der P rovinz
V ilcasH u am an w ar gleichfalls das A im ara, wie schon an anderem O rte
dargelegt w urde210. D arüber hinaus griff die Sprache über das D ep ar
tem ent H uancavelica bis nach der P rovinz H uarochiri, wo noch heute
ein rein er A im ara-D ialekt m it verschiedenen Zeichen relativ alten U r
sprungs gesprochen w ird. Diese alte A usdehnung ist zugleich eine
R echtfertigung des N am ens „A im ara“, denn der alte, noch von Cieza
de León gebrauchte N am e „C o lla“, der jedenfalls von A im ara qollo,
„B erg“, abgeleitet ist, schloß nur die Bew ohner des H ochlandes um den
Titicaca-See (daher auch H atu n co lla, hatun, „groß“ [Q uechua]),
außerdem w ohl auch die A im ara der G egend von A requipa (m it dem
Stam m esnam en C ollahua) ein211.
U ber den ethnischen U rsprung der A im ara ist schwer zu urteilen.
W ahrscheinlich setzte sich ihre Sprache aus einer Menge originaler
Elem ente (das ursprüngliche Lexikon; hauptsächlich die Bezeichnungen
der K örperteile), Elementen, die aus Beziehungen zu N achbarstäm m en
208 Die Angaben von Ludovico Bertonio über die ursprüngliche N ationali
tä t der Canas und Canchis stimmen hier mit den A im ara-Ortsnamen der
Gegend überein (Bertonio 1879, S. 10; vgl. darüber auch M iddendorf 1891,
S. 10 ff.). Im ganzen oberen Vilcanota-Tale glaubt man an dem Typus, dem
frischen Volkscharakter und den technischen Eigenheiten ihrer Produkte
(wie der Gewebe) noch die ursprüngliche A im ara-N ationalität zu erkennen.
200 Dies geht mit Sicherheit aus der Erklärung zweier Ortsnamen aus der
eigentümlichen Sprache der Chumbivilca in den „Relaciones Geográficas“
(1881, Tomo II, S. 31) hervor, die beweist, daß die U rw orte reines Aimara
waren.
210 Uhle 1912, S. 315.
211 Die berühmte K ritik des Namens Aimara, die Clements M arkham in den
siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts (M arkham 1871) veröffentlichte,
hat zahlreiche Anhänger gefunden, wie Th. Joyce, Ph. A. Means (1917,
S. 330) u. a., doch beweist sie wegen ihres tendenziösen und in der Form
überspannten Charakters gar nichts — nicht einmal, daß der N ame in Juli
entstanden ist. Selbst wenn dies der Fall wäre, so w ürde der Beweis dafür
fehlen, daß der N ame Aimara dann nicht zu Recht gegeben worden wäre,
denn alle Provinzen ringsum sprachen offenbar noch in der Entdeckungszeit
Aimara. Schon im Jahre 1570 wurde der N ame gebraucht (vgl. M iddendorf
1891), und in den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts kannte man auch
die Sprache in der entfernten Provinz Vilcas H uam an unter keinem ande
ren N amen (siehe „Relaciones Geográficas“ 1881, Tomo I, S. 145 ff.). Die
weite Verbreitung des Namens so nahe der Entdeckungszeit spricht mit
Sicherheit für seine gute Begründung.
91
entstanden (ja, „m ein“ ; vergleiche U ro wej, „ich“), und einer G ruppe
von Elem enten zusammen, die sie durch lang ausgedehnte Beziehungen
m it der ursprünglichen Sprache der Quechua teilte. Diese letztere
G ruppe gliedert sich w ieder in arawakische Elem ente (Quechua ñoqa,
A im ara naya, „ich“), w eiterhin in Elemente, die an Sprachen des G ran
Chaco erinnern (Quechua qam, A im ara hum a, „d u “) und in solche, die
ihr speziell m it dem Quechua gemeinsam sind, wie W ortbildung, Bil
dung der V erbalstäm m e, Flexion usw.
D en A im ara gegenüber standen andere Stäm m e, wie die Chicha der
P rovinz Porco usw., deren Sprache w ir nur aus O rtsnam en kennen,
die U ro, deren Sprache inhaltlich b ekannt ist, und die Puquina, die
nach den A ngaben in dem N eudruck des Puquina-K atechism us von
Gerónim o de O ré bis an den Titicaca-See gereicht haben w ü rd en 212,
andererseits w ohl auch in dem O rt P uquina, 40 K ilom eter östlich von
A requipa, nicht fehlten.
D aß die U ro als A usdruck einer N a tio n a litä t die chilenische K üste
erreichten, ist unbewiesen, denn die Bezeichnung „U ro “ w u rd e in der
Entdeckungszeit jedem prim itiven Stam m e der G egend zugeteilt, der
durch seine Lebensweise als bedürfnislose Fischer jenen ähnlich
erschien213. Als ausgeschlossen ist zu betrachten, w o rau f Means — an
geblich nach A ngaben von Bom an — h indeu tet214, daß die U ro V o r
bew ohner der P roto-C him u-G egend gewesen seien, denn da sie durch
dialektische V erw andtschaft an Stäm m e des östlichen Bolivien gebun
den sind, können sie nicht so w eit nördlich gereicht haben. Sichere, ihrer
Sprache entstam m ende O rtsnam en sind außerhalb des H ochlandes fast
nicht vorhanden. D er O rtsnam e A sinto veco am W estabhang der K or-
dillere in T arapaca (zwischen 19° u nd 20° südlicher Breite, 69° und
70° westlicher Länge) dürfte ihrer Sprache entstam m en (U ro: asintni
qw aqo, „krankes L lam a“). A uffallend kleine Leute — der H öhe nach
den U ro ähnlich — w ohnen nördlich von San A ntonio in der P rovinz
Lipez215. H eu te reichen die ihre Sprache sprechenden U ro in einzelnen
Stationen n u r von Iru itu am D esaguadero bis zum See Coipasa. Ein
im m er w ieder behauptetes V orkom m en in den Süm pfen nordöstlich
von Puno ist unbewiesen.
Eine sehr eigentümliche Erscheinung ist, daß die U ro — tro tz ih rer all-
212 Vgl. Grasserie 1894, S. 1.
M it sprachlichen Determinierungen gab man sich in jener Zeit nicht ab.
Noch heutzutage erklärt man in Bolivien vielfach, die U ro sprädien einen
„eigentümlichen D ialekt des A im ara“ ! Vgl. auch Uhle 1917a, S. 164.
214 Means 1917, S. 333.
215 D ort sollen nach den „Relaciones Geográficas" U ro an den Seen gewohnt
haben (1881, Tomo II, S. X X III, X XV ).
92
gemeinen V erw andtschaft m it Stäm m en O st-Boliviens — sprachlicher
Beziehungen m it ihren nördlichen (Puquina) und südlichen N achbarn
(Chicha) nicht völlig entbehren. In allen drei Sprachen spielt die E nd
silbe cha (oder sa) eine gewisse Rolle, cha erscheint als Endsilbe des
Verbums häufig im U ro und P uquina, za oder sa gewöhnlich in O rts
nam en westlich u nd südlich. Auch in dem Laute der W ortstäm m e be
steht zwischen dem U ro und diesen O rtsnam en eine unverkennbare
V erw andtschaft. Diese sprachlichen Beziehungen verm indern jedoch
nicht die kulturelle und rassenmäßige Bedeutungslosigkeit, die die U ro
im H ochland besitzen, und es m uß als ausgeschlossen gelten, daß sie
jemals — sei es als G ründer oder als Z erstörer der Z ivilisation von
T iahuanaco — eine Bedeutung besessen haben könnten, w ie Means sie
ihnen zuzuteilen geneigt w ar216.
Ü ber die N a tu r der P uquina sind w ir nu r unvollkom m en unterrichtet.
Unsere gesamte K enntnis von ihnen gründet sich auf den Katechismus,
der von G erónim o de O ré — anscheinend m it eigenem beschränktem
V erständnis ihrer Sprache — in diesem Idiom v erfaß t w orden ist. D er
allgemeine W ortschatz und die G rundform der G ram m atik sind von
anderen Sprachen verschieden. Am eigentümlichsten m utet an, daß
diese Sprache die beiden ersten P ronom ina dem A raw akischen en t
lehnt h a t (no, „ich“ ; pi, „d u “). D as in der A nlage prim itive V er
bum ist von reiner P räposition der P ronom ina auf dem Ü bergang zur
Suffigierung und zu einer A rt Flexion, die dadurch hervorgebracht
w ird. A ußerdem machen sich zahlreiche lexikalische und gram m atik a
lische E inw irkungen von den N achbarsprachen Quechua und A im ara
geltend. Bei den gegenw ärtigen geringen K enntnissen der Sprachen
der peruanischen K üste entzieht es sich vollständig unserer Beurteilung,
inw iefern die mehrfach, auch von A delung-V ater, behauptete V er
bindung der P uquina m it den Mochica des Südens217 begründet ist.
In dem G ebiete zwischen T urco (C arangas), A requipa und U rubam ba
(Tal des V ilcanota) finden w ir zw ei Stufen verfallender K u ltu r an
den T ongefäßen der Gegend repräsentiert. D er T ypus der älteren ist
in den „O rígenes de los Incas“ nach O bjekten von A requipa und
U rubam ba wiedergegeben w orden218. Gewöhnliche K rüge sind auf
216 Means 1917, S. 333: „It might be suggested th at one of these racial
elements represents the inhabitants of the Tiahuanaco II .empire1 and that
the other represents the invading race which may have helped to bring it
to a close. But which is which, and if this is the truth, we cannot surely
tell. To some it may seem more satisfactory to assume th at there were tw o
strata of population — Collas and Uros — who were m utually aloof."
217 Vgl. Adelung-V ater 1806, Bd. I l l S. 548.
218 Uhle 1912, Fig. 1 und 2.
93
schmutzig-gelbem U ntergründe braunschw arz, m itu n ter außerdem
auch schm utzig-rot bem alt. D as M uster — linienartig, zum Teil auch
m it kleinen ausgefüllten Flächen — w eist in seinen treppenartigen
Figuren u nd Schulterbändern, die eine Erinnerung an die vertikale
S treifung gew ebter FFemden219 bilden, auf die A bkunft von dem T ia-
huanaco-S tile hin. Bei den G efäßen der jüngeren Stufe sind auch
diese E rinnerungen an den Stil von T iahuanaco verloren und durch
planlose Linien u nd Striche ersetzt, die eigentlich nur die Abw esenheit
jeglichen Stiles verraten. A. Bandelier h a t diese Erzeugnisse nach den
A ngaben der Indianer, die sie als chullpa bezeichneten, des N am ens
C hullpa-S til220 gew ürdigt. W erke dieser A rt sind über das H ochlands
becken des Titicaca-Sees und südlich bis T urco u n d das entferntere
E nde des Aullagas-Sees verbreitet; sie w erden sowohl in den b ek an n
ten G rabtürm en u nd zum Teil auf Bergen, die in der alten Z eit von
den A im ara befestigt w urden, als auch an der Oberfläche in Resten
oder in intak ten G räbern gefunden.
O ffenbar gehören die m eisten G rabtürm e, die das w eite G ebiet von
T urco (C arangas), dem Südende des Aullagas-Sees, C h ay an ta und
M izque bis w eit in den N o rd en erfüllen, außerdem am T acora221, an
verschiedenen Stellen des V ilcanota-Tales, vielleicht auch am A p u ri-
m ac, ferner in der G egend von T arm a222 und H uarochiri gefunden
w urden, dem gleichen V olke und — mindestens im Becken des T iti-
caca-Sees — der gleichen K u ltu r an223.
94
e) D er Chincha-Kreis b unt bem alter
In den drei südlichen T älern von Chincha, Pisco und lea, die geogra
phisch näher beieinander liegen als ihre E ntfernung von den T älern
im N o rden beträgt, herrschte ein eigentümliches V olkstum . M an k ann
dies schon aus dem ungewöhnlichen K lange der O rtsnam en entnehm en,
wie Chunchanga, P auranga, Q uinga, T unga, Calango, C oyungo;
Sunam pe, O cucaje, O y u jay a224; Ica225; Chincha, Cachiche, Cahuachi,
Lucriche, Puche; C andiar, Longar, T up ara, T an tara, H u a y ta ra , H u a l-
cara, C ap ara; V illacuri, M aturi, H u a y u ri; T acam a, C hacam a; L a ra
m ate, T ate, M atute usw. N ach dem K lange ist es nicht ausgeschlossen,
daß bis in diese G egend atacameñische Elem ente Einfluß geübt hatten.
U n ter solchen V erhältnissen w ar es nur natürlich, daß nach dem V er
fall der K u ltu r von T iahuanaco und der anscheinend n u r kurzen epi
gonalen Ü bergangsperiode die E ntw icklung des Stiles hier einen in
vieler H insicht anderen Weg als in den T älern des Zentrum s u n d des
N ordens nahm . Sie liegt in glänzender Weise vor uns durch ihre R e
präsentation in den Funden von Ica, da dieses T al bis zu dem Besuche
des Verfassers im Ja h re 1900— 1901 von P lünderern der alten G räber
beinahe unaufgesucht geblieben w ar. U m gekehrt w aren die großen
G räberfelder der T äler von Chincha u nd Pisco zu dieser Z eit schon
bis auf die letzten Reste geleert, und nu r späterhin h a t m an von eini
gen gelegentlichen Funden gehört, die ihrem C h a rak ter nach anschei
nend denen von Ica entsprachen.
G anz verschieden w ar die Entw icklung in der G egend von N azca.
G em äß der allgem einen Abgeschlossenheit der G egend scheinen sich in
ihr sowohl die später entwickelten Form en des Stiles von P ro to -N azca
als auch epigonale G ebilde länger erhalten zu haben. D ie Reste des
besonderen Stiles von Ica sind hier verhältnism äßig w enig zahlreich
— vielleicht, w eil inzwischen die alten Bewässerungssysteme verfallen
w aren, vielleicht auch aus anderen G ründen. Es d arf als fraglich gel
ten, ob in jener Gegend von dieser S tila rt in den G räb ern jemals so
viel M aterial aufgespeichert w orden ist, um aus ihm ihre Entw icklung
als ein lokales P ro d u k t zu erkennen. D er Verfasser, der alle diese
V erhältnisse kannte, benannte daher m it gutem G runde die besondere
S tila rt nicht nach der Gegend von N azca, sondern nach der von Ica,
wo sie ja auch zuerst vollständig studiert w urde. Diese Benennung ist
auch in verschiedenen, w ohl fü r diese Frage grundlegenden P u b li
kationen festgehalten w orden. Ein besonderer G rund, w eshalb Means
95
in diesem Falle den N am en „ Ic a “ durch den von „ N a z c a “ ersetzte,
kann daher nicht gefunden w erden. Er w ird w ohl n u r d arin bestanden
haben, daß Means glaubte, als neuerer P ublizist allgemeine V erh ält
nisse nach seinem W illen um m odeln zu können.
D ie G rundlagen der K u ltu r der Chincha, die jene T äler einnahm ,
w aren prim itive. M an erkennt dies an der stets einfachen Form der
G efäße m it ihrem kugeligen, oft etwas abgeplatteten Bauch22r>, der ein
fachen G estalt des Pialses usw., w eiterhin an der verhältnism äßig ge
ringen Entw icklung der W eberei, der Bedeutungslosigkeit der Bauten
dieser P eriode — besonders in den T älern von Ica und Pisco227 — und
der neuen, im ganzen einfachen O rnam entik. R uderartige H olzschau
feln geben eine überraschende P arallele zu G eräten, die auch im Süden
bei den A tacam eño und Chicha dem A ckerbau dienten228. Ebenso e r
innern die an sich unbedeutende E ntw icklung der Töpferei, das geringe
H erv o rtre ten der W eberei, künstlicher Bauten, figürlicher O rnam entik
usw. an südliche Stämme. A ndererseits w urde — wie bei jenen — die
H olzschnitzerei in m annigfaltiger Weise betrieben. D aneben steht der
auffallende G egensatz zu dem H abitus der vorausgehenden K ulturen,
der in der G egend von Chincha bis Ica besonders stark, in N azca
hingegen vielleicht w eniger bedeutend ist. So m uß m an zu dem allge
meinen Schluß kommen, daß sich die späteren K u ltu ren von Ica in
einer ganz anderen Weise als die vorausgehenden auf das einheimische
V olkstum gründeten.
D er Weg der Entw icklung des besonderen Stiles von Ica ist in einer
anderen Studie bereits näher bezeichnet w orden229. In einem älteren
Abschnitt herrscht noch die allgemeine Farbengebung der epigonalen
Epoche vor. Figürliche O rnam ente, die dem Stile von T iahuanaco en t
lehnt sind, unter ihnen besonders der Vogel (K ondor), bestim m ten
den C h a rak ter der O rnam entik. Einzelne M otive von P ro to -N azca-
228 Die einfach kugelige oder ovale Form des G efäßkörpers w ar in der Ke
ram ik der Küste nach N orden etwa bis Supe sehr verbreitet.
227 In den Tälern von Ica und Pisco stehen nur wenige unbedeutende „H ua-
cas“ aus Tapia, in dem Chincha-Tale einige ähnliche mehr (zum Beispiel
bei Laran) und zwei größere tem pelartige Bauten, „La Cum bre“ und eine
„H uaca“ nahe bei Tambo de M ora, jedoch ist auch keiner von diesen be
sonders bedeutend.
228 Vielleicht stellen Holzschaufeln bei amerikanischen Völkern niedrigerer
K ultur ein allgemeines Ackergerät vor. Sie waren auch bei den Pueblo-
Indianern und (vgl. P. Rivet) im ekuadorianischen Hochland üblich. D a
neben fanden sich bei den Atacameño im Süden auch Schaufeln aus flachen
Steinen mit hölzernen Stielen. Dieser Typus reichte nach Anzeichen bei
F. F. Outes (1911) nach Argentinien hinüber.
229 Vgl. Uhle 1913 a.
96
und proto-limeñischem U rsprung, die im A nfang noch m it fo rt
geschleppt w urden, w urden später aufgegeben. Im m er m ehr w andelten
sich die figürlichen Elem ente zu geometrischen, um in der zw eiten
Epoche des Stiles hin ter der Vorherrschaft des geometrischen Teiles
der O rnam entik die Bedeutung des figürlichen vollständig verschwin
den zu lassen.
D er besondere C h a ra k te r der späteren O rnam entik dieser G ru p p e ist
die Tendenz zum reinen Flächenmuster. Aus ih r stam m en die anschei
nend der B indungsart von Geweben entlehnten M usterungen, die uns
so häufig an G efäßen der G egend von Ica begegnen230. D aneben er
scheinen andere, aber gleichfalls noch im U rsprung auf die K u ltu r von
T iahuanaco zurückgehende geometrische M uster, wie Reihen von
H aizähnen oder volutenartigen H aken, Reihen von Rhom ben oder
Rechtecken, Linien à la grec, Spirallinien, M äander usw. D urch viel
fache K om bination dieser M uster oder zum Teil auch durch die viel
fache W iederholung einzelner O rnam ente w urden neue Flächenmuster
gebildet, die den C h a ra k te r der P eriode bestimmen.
T ro tz der allgem einen Selbständigkeit der E ntw icklung befand sich
die G egend in dieser P eriode doch keineswegs außer aller Beziehung
zu den nördlichen T älern der K üste — ein U m stand, der uns erlaubt,
sie auch in ihrer relativen Chronologie noch fester an jene G ebiete zu
ketten. D er ältere A bschnitt des besonderen Stiles von Ica w ar offen
b ar gleichzeitig m it der Entstehung der reichverzierten W and von
Chanchán, die schon G. Squier kannte. D enn un ter ihren D arstellun
gen findet sich eine menschliche Figur, die, obw ohl individuell charak
terisiert, sich auf einem Gewebe aus einem G rabe des älteren A b
schnittes der P eriode von Ica identisch w iederholt. E in ähnlicher dicht
gew ebter, an der Oberfläche sanft w olliger Stoff, wie er in diesen
G räbern von Ica gefunden w ird, w urde auch in einem epigonalen
G rabe von Pachacam ac festgestellt. D ie gleiche reiche A usbildung des
Flügelm otives m it w eißen, schwarz pun k tierten Enden der Federn,
die dem älteren A bschnitte in Ica eigen ist, kann auch als besonders
charakteristisch fü r die M uster der G efäße der älteren w eiß-schw arz-
roten P eriode in Pachacam ac gelten. H iernach können w ir die A b
schnitte des späteren Stiles von Ica der Z eit nach genau bestimmen.
D er ältere A bschnitt entsprach genau dem Ende der epigonalen
Periode und der älteren w eiß-schw arz-roten P eriode in Pachacamac,
w ährend der jüngere A bschnitt, der w ohl zum eist m it dem jüngeren
97
Chim u gleichzeitig w ar, in der spanischen E roberung der G egend sein
E nde fand.
So einfach dieser Stil der Chincha auch äußerlich ist, so w ar er doch
einer der wichtigsten fü r die Entw icklung der K u ltu ren im Süden
Perus. Wie der Stil von T iahuanaco am Schlüsse der Periode der
älteren K ulturen die Führung Perus übernahm , so leitete der einfache
Stil der Chincha innerhalb der jüngeren K ultu ren zu den In k a über,
die w iederum das Z entrum der kulturellen Entw icklung des ganzen
Peru nach dem Süden verlegten.
D as V olk der Chincha spielte in der jüngeren Geschichte des Südens
des alten Peru eine bedeutende Rolle. An der K üste dehnte sich seine
K u ltu r verhältnism äßig wenig nach N orden, um so bestim m ter aber
nach Süden aus. W ir finden die H errschaft dieser K u ltu r über alle G e
biete w eiter südlich — Lomas, A cari, Jaqui, das T al von V itor, A re
q u ip a — u nd sehen sie in der K eram ik des fruchtbaren und bevölkerten
Tales von T acna w ieder besonders hervortreten. In dieser Gegend, wo
sie m it den nach Süden reichenden A tacam eño zusam m enstieß, endete
das G ebiet der K u ltu r an der südlichen Küste.
D ie B edeutung un d H errschaft der Chincha w ar aber nicht auf die
K üste beschränkt. W ir finden in den Schriften der alten C hronisten
die Chincha — im Bunde m it den C hanca von Vilcas H u am an — im
K am pfe gegen die In k a begriffen. W ir erfahren von einer Belagerung
von Cuzco, die dem jungen Reiche kaum geringere G efahren gebracht
haben w ird als die alte Bedrohung Roms durch H an n ib a l nach der
Schlacht bei C annae. A ndere Schriftsteller erzählen von K riegszügen
bis zu den C hiriguano auf der anderen Seite der bolivianischen Puna.
W enn alle diese N achrichten uns die M acht der alten Chincha nicht
genug verdeutlichen sollten, so genügt das eine W o rt Chinchasuyu,
m it dem die In k a den ganzen N o rd teil ihres Reiches bezeichneten, um
uns die Bedeutung der alten H errschaft der Chincha in diesem Gebiete
klarzum achen.
N äh ere U ntersuchungen der westlich an den A purim ac-F luß heran
reichenden O rtsnam en w erden jedenfalls die starken Einflüsse, die
diese Gegend von W esten und Süden erhielt, künftig näher aufklären.
O ffenbar reichte die M achtsphäre der Chincha bis in diese Gegend,
die auch das Einflußgebiet ihrer V erbündeten, der Chanca, w ar.
D er U rsprung der K u ltu r der Inka ist lange als unerklärlich erschie
nen, was G rund genug dafür w ar, sie lange Z eit hindurch als von
außerhalb des Landes hereingew andert zu betrachten231. Auch Means
231 Means behauptet, der C harakter der Inka-Gens wäre nie richtig gewür
digt worden. Es ist ihm also wohl meine Studie „El Aillu peruano“ (Uhle
98
kan n te keinen besseren Weg232, als aus den späten Funden von Machu
Picchu einige Elem ente als angeblich älteren C harakters herauszu
suchen, ohne zu unterscheiden, ob sie nicht vielleicht im G runde nur
hineingemischte lokale T ypen bedeuteten, obw ohl schon in einer frü
heren A rbeit T ypen abgebildet w orden w aren233, die der ersten E n t
w icklung der K u ltu r der In k a entsprechen.
Auch Means sieht die K u ltu r der In k a noch so an, als h ätte sie aus
eigener K raft ihr N iveau gehoben. Aus der absoluten Id e n titä t der
M uster, Bemalungstechnik und form alen Elem ente der späten vor-
inkaischen G efäße von Ica und T acna m it denen der In k a geht aber
m it Sicherheit hervor, daß die In k a ihre K u ltu r von den Chincha ent
lehnten oder vielm ehr, daß sie ihnen von dieser Seite aufgedrängt
w urde. Means hebt selbst die abgeplattet-kugelige Form der G efäß
k ö rp er hervor, die fü r die G egend von Ica typisch ist. In der Gegend
von T acna nim m t sie noch m ehr einen zum Konischen neigenden
C h a rak ter an, indem der untere Teil flacher, der obere etwas anstei
gend erhöht ist, genau w ie es fü r die In k a un d n u r fü r sie — außer
jenen Erscheinungen der südlichen K üste — typisch ist. Auch die engen
H älse der großen Inka-Flaschen (A ryballen) w aren an der K üste v o r
gebildet234. D ie Flächenmuster aus Reihen von H aizähnen , M äandern,
Reihen von Rhom ben, gestrichelten Bändern, Linien à la grec, die fü r
die O rnam entik der In k a besonders charakteristisch sind u n d sie fast
ausschließlich zusamm ensetzen, finden sich auch überall an der K üste,
u n d zw a r zum eist in so identischer Form , daß eine U nabhängigkeit
des U rsprunges ausgeschlossen erscheint. Ebenso h atten die In k a die
dichte, schlitzlose Form ihrer gobelinartigen Gewebe sicher von den
Chincha (Ica usw.), auf die diese spezielle A rt der Technik von T ia-
huanaco übergegangen w ar.
D er U rsprung der inkaischen K u ltu r w ar sehr jung, denn es sind E r
scheinungen der jüngeren K u ltu r von Ica, an die jene zunächst an
knüpft. Aus diesem G runde besitzt auch die O rnam en tik im ganzen
vorzugsweise jenen geometrischen Typus, der fü r den jüngeren A b
schnitt der K u ltu r der Chincha besonders charakteristisch ist.
D abei haben offenbar auch die In k a selbst anerkannt, daß ihre K u ltu r
von W esten kam . D enn nicht nu r kam die angeblich letzte E inw ande-
99
rung von A illus „unter M anco C ap ac“ von Südwesten her (Paca-
ritam bo in der Gegend von P aruro), sondern auch die kennzeichnende
Binde des H errschers, machu picchu, die „Binde der M achu“, deutet
auf den U rsprung der H errschaft und der K u ltu r von W esten, vom
Tale des A purim ac, her.
Taf. 2 F D as an anderem O rte abgebildete Gesichtsgefäß von Y ucay235, das in
einer B estattung unter einem überhängenden Felsen gefunden w urde,
deutet die ersten Schritte des W achstums der neuen K u ltu r u n ter chin-
chaischen Einflüssen an. Das G efäß ist besser als die der vorhergehen
den V erfallsperiode gebildet, w enn auch im C h a rak ter archaisch. D ie
Farben der Bem alung sind frischer als an den G efäßen der älteren
Zeit. W appenartig angew andt und groß erscheinen verschiedene M o
tive, die in der späteren Zeit w eiterentw ickelt die O rn am en tik der
In k a beherrschten. Eines von ihnen ist das M otiv verbundener, m it
P unkten abgeschlossener Balken, das hier in G estalt von zw ei trau b en
artig vereinigten Linien erscheint, w ährend es später die Form großer,
vielgliederig gegliederter B lätter annim m t236.
D er fertige Stil der In k a w urde m it ihrer H errschaft über w eite G e
biete des westlichen A m erika — von der N o rdgrenze E kuadors bis
zur argentinischen P rovinz San Juan, in Chile bis in die G egend von
V aldivia237 — verbreitet. Ein Teil der G efäße in diesem V erbreitungs
gebiet — wie die G efäße von Pachacamac, viele Stücke aus E kuador,
Reste großer G efäße von Chilecito (P rovin z Rioja, A rgentinien) —
gleicht bis zur Id e n titä t denen von Cuzco, so daß ein T ran sp o rt vom
Z entrum des Reiches nach den peripherischen Teilen des Reiches in
diesen Fällen die W ahrscheinlichkeit bildet. In anderen Fällen zeigen
sich Form u n d V erzierung — oder nu r die letztere — in lokaler Weise
m odifiziert, so an einer Flasche von H u arm ey 238, in deren Bemalung
der einheimische Stil w eiß-rot-schw arzer Bemalung von Einfluß w ar,
sowie in den gem alten Scherben von Incallacta, die E rlan d N orden-
235 Uhle 1912, Fig. 4 a—b. Dieses für die Vorstufen des Inka-Stiles über
aus wichtige O bjekt ist von Means (1917, S. 333—336) mit keinem Worte
erw ähnt worden, vielmehr w ird von ihm behauptet, es bestehe ein Mangel
jeder Detailkenntnis der Frühgeschichte der Inka.
236 Means (1917, S. 378) schließt sich der durch einen heutigen Indianer ge
gebenen Deutung als der Wiedergabe eines Q uipu an, die sicher von jenem
Indianer nur aus dem Stegreif erfunden ist, wie dies im Lande Gewohnheit
ist. Das M uster sieht dem Fiederblatt des Molle-Baumes ähnlich, aus dem
man mit Vorliebe eine A rt Chicha bereitete. Stammartige Figuren an ata-
cameñischen M ustern der Gegend von Tacna zeigen außerdem eine gewisse
Ähnlichkeit zu der G rundform des Motivs.
237 Sammlung von D r. Tomás G uevara in Santiago.
238 Vgl. Stübel-Reiss-Koppel-Uhle 1889, Band I, Taf. 10, Fig. 9.
100
skiöld abbildete239, und in den m it vielen kleinen Llam as bem alten
Tellern, die fü r das bolivianische H ochland charakteristisch sind240. M it
der K u ltu r der Chim u ging der Stil der In k a verschiedene V erbindun
gen ein. Aus ihnen entstanden zahlreiche schwarze Flaschen (A ry-
ballen), an denen die Form inkaisch ist, F arbe und Technik dagegen
chim uartig sind — andererseits eine w eitere A rt schwarzer Flaschen
und G efäße (zum Teil m it Gesichtern), an denen ein wesentlicher Teil
der form alen C haraktere (hauptsächlich H als und K örperform ) in k a
isch ist, w ährend die übrigen Form en vom Stile der Chim u gegeben
sind241.
Stilmischungen ganz anderer A rt zeigen sich an gewissen inkaischen
Gobelinhem den. Es ist bekannt, daß die M uster der K leidung im In k a
reiche fü r die T räger bestim m ter R angstufen bezeichnend w aren. Es
gibt infolgedessen eine Menge inkaischer gobelinartiger H em den usw.,
an denen provinziale M uster w ap p en artig m it dem allgem einen in k a
ischen A rrangem ent der M uster g epaart sind. M ehrere Beispiele dieser
H em den sind un ter den Funden vom Fuße des Pachacam ac-Tem pels
abgebildet w orden242; andere H em den aus der G egend von C haviña,
die m it abweichenden lokalen w appenartigen M ustern versehen sind,
befinden sich im Museum von Lima. Ein Streifen m it verschiedenen
solcher M uster ist in der Sam m lung von D r. E. G affro n in Berlin-
Lichterfelde. In die gleiche K ategorie gehört auch das bereits an an d e
rem O rte abgebildete H em d 243, dessen M uster ebenfalls an einem Säug
lingsgürtel aus den inkaischen G räbern vom Fuße des Pachacam ac-
Tempels w iederkehren, w ährend die gleichfalls d o rt gefundenen
101
M ännerhem den andere M uster zeigen244. Ein weiteres In k a-H e m d 245
m it typischen Chincha-M ustern ist auch das von Means abgebildete
Trachtstück246, ebenso das andere von ihm wiedergegebene H em d 247;
beide H em den sind also sicher an der K üste gew ebt w orden248.
H ieraus ergibt sich auch die E rklärung des M usters der beiden be
rühm ten H em den der Sam m lung G arcés249 von der Insel T iticaca, die
von Means erneut abgebildet w urden250. Beide Stücke sind W appen
hem den251. D ie eingew ebten federartigen V erzierungen des ersten
H em des252 ersetzen die natürliche Bedeckung m it Federn, die bei vie
len kunstreichen H em den der K üste gewöhnlich ist. D as M uster des
breiten Q uerstreifens gibt den Stam m oder die G egend an, fü r die das
H em d charakteristisch sein sollte. D as in ihm achtfach w iederholte
W appen ist das gleiche, das auch an m ehreren inkaischen H em den von
Pachacam ac erscheint253. Es k eh rt ebenfalls u n ter den W appen des
zw eiten H em des wieder. M ehrere W appen, die in den V erzierungen
des unteren Teiles w ieder Vorkommen, sind nicht w eiter bekannt, doch
w iederholt sich unter ihnen ein aus einer Linie à la grec bestehendes
M uster, das auf die Chincha hinzudeuten scheint.
D as zw eite H em d 254 ist sicher nicht vorspanischen U rsprungs, denn
unter seinen V erzierungen am unteren R ande befinden sich durch
bohrte H erzen un d in spanischer Weise stilisierte Löwenfiguren. Ein
in den Feldern der Fläche häufig w iederholtes M uster h a t Ä hnlichkeit
m it Türm en, die eine Beziehung zu denen des spanischen W appens
haben könnten. A lle diese U m stände heben aber nicht den altertü m
lichen W ert der übrigen Teile der M usterung auf, unter denen sich
244 Typische Chincha-M uster sind auch freskenartig als W appen einer Wand
des inkaischen Palastes bei den Ruinen „La C entinela“ im Chindia-Tal
aufgemalt.
245 Also sicher nicht von Tiahuanaco, wie Means (1917, S. 354) meint.
246 Means 1917, PL V III, Fig. 1.
247 Means 1917, PI. X V II, Fig. 1.
246 Das angebliche Inka-H em d, das Means (1917, PL X V II, Fig. 2) abbildet,
hat nichts mit den Inka zu tun, da es nach seiner rechten H älfte chimu-
artig, nach seiner linken Erzeugnissen der Gegend von Ica ähnlich ist.
249 Die Hemden w urden von A. Bandelier für das American Museum of
N atural H istory in N ew Y ork angekauft. [Vgl. Bandelier 1910, S. 221.
Farbige Wiedergabe des einen Stückes dort auf PL L X II. (D. H .)]
250 Means 1917, PL X V I, Fig. 1 und 2. [Vgl. auch Lehmann-Doering 1924,
Taf. 28. (D. H .)]
251 Also nicht bloß Hemden „mit dekorativer Tendenz, die Fläche in viele
kleine Farbenflecken aufzubrechen“, wie Means (1917, S. 380) sagt.
252 Means 1917, PL X V I, Fig. 1.
253 YgjÉu h le 1903, PL 7, Fig. 20 b.
254 Means 1917, PL X V I, Fig. 2.
102
mehrere M otive finden, die von der K üste w appenartig b ek an n t sind
oder V erzierungen wiedergeben, die auf einem U rsprung von der
K üste beruhen.
Ein anderes dunkles G ebiet in der Vorgeschichte des südlichen H och
landes sind die letzten kulturellen Erscheinungen im Becken des T iti-
caca-Sees vo r dem A uftreten der späteren Inka. D ahin gehören vor
allem gewisse Steinfiguren besonderer A rt, wie die gigantischen S ta
tuen, die je tzt vo r dem P o rta l der Kirche von T iahuanaco aufgestellt
sind255, und eine andere, im Typus identische, aber stehend d a r
gestellte F igur von A zángaro, die sich je tzt im m unizipalen Museum
von Puno befindet250. So charakteristisch ihr Typus ist und so deutlich
diese W erke auch auf eine ganz bestim m te, besondere Z ivilisation hin-
weisen, konnten sie doch bisher w eder der K u ltu r von T iahuanaco
noch den späteren In k a zugeschrieben w erden. D a auch kein genügen
der G rund d afü r vorliegt, sie den A im ara zuzuschreiben, deren son
stige kulturelle Erzeugnisse in der M ittelperiode offenbar viel m inder
w ertiger w aren, so stand ihre E ntstehung bisher fü r uns historisch
gewissermaßen in der Luft.
G anz ähnlich v erh ä lt es sich m it dem Reliefm uster gewisser großer
Steinstelen, die früher in H atu n c o lla und an m ehreren anderen
O rten der Um gebung des Titicaca-Sees aufgestellt w aren, und w eite
ren ähnlich ornam entierten Steinen257. Es ist mehrfach versucht w orden,
die Steinstelen von H atuncolla, die nu r einzelne charakteristische
Beispiele der in jener G egend an vier oder fünf O rten vorkom m enden
so oder ähnlich ornam entierten M onum ente sind, als W erke der In k a
anzusehen. A ber w eder die Form der Stelen an sich noch ih r M uster
finden in ihren Einzelheiten an irgendwelchen Erscheinungen der sonst
bekannten K u ltu r der In k a eine W iederholung, so daß m an sie als E r
zeugnisse, die außerhalb der K u ltu r der In k a stehen, ansehen m uß258.
255 Vgl. Stübel und Uhle 1892, Taf. 33—34.
256 Ygp djg Abbildung bei Uhle 1912 b, Fig. 8.
257 Siehe die Abbildungen von den bisher näher bekannten Stelen bei Uhle
1912 b, Fig. 13-14.
258 Inka Garcilaso spricht von figurenreichen Steinstelen, die — vor den Ein
gängen der Tempel stehend — dazu dienten, den Beginn der Jahreszeiten
nach dem Sonnenstand zu bestimmen (Garcilaso 1722, Lib. II, cap. X X II).
D a aber derartige Stelen nirgends im engeren Gebiete der Inka gefunden
werden, andererseits jedoch bekannt ist, daß Garcilaso auch N otizen, die ihm
seine Freunde von außerhalb sandten, in seinem Geschichtswerk verarbeitete,
so ist anzunehmen, daß er dabei die Steinstelen von H atuncolla im Sinne
hatte, die aber keinen spezifisch inkaischen C harakter tragen. Es ist sogar
wahrscheinlich, daß die Feldzüge der älteren Inka nach dem Hochlands
becken des Titicaca-Sees von den späteren Inka nur erfunden worden sind,
103
Inzwischen sind aber auch einige andere Erscheinungen bekanntge
w orden, die auf jene vorausgehenden ein ganz anderes Licht werfen.
Eine der Steinstelen befindet sich in A rápa, wo sie frü h er im P o rtal
einer N ebentür der Kirche eingem auert w ar. D er N am e A ráp a ist
offenbar — w ie A zápa bei A rica — atacam eñischen U rsprungs; ein
O rt A zápa befindet sich auch in der unm ittelbaren U m gegend von
San Pedro de A tacam a. Eine der S tatuen fan d sich in A zángaro, einem
O rte m it einem gleichfalls fü r jenes A im ara-G ebiet befremdlichen
N am en. A zángaro m uß m it A zangate oder A usangate, dem N am en
eines hohen Berges östlich von Q uiquijana, v erw an d t sein. Dieser
N am e entstam m t w eder dem Quechua noch dem A im ara, erinnert aber
an den Bergnam en T upungato an der B ahnlinie von Los Andes nach
M endoza. Eine gleichzeitige ähnliche E rkläru n g w ürde im gegenw är
tigen Falle nur möglich sein, w enn m an die N am en den A tacam eño
zuschreibt, denen im Süden die D iaguita nahestehen. N am en wie
A zángaro, A cora — m it dem A kzent au f der A ntepenúltim a — , die
auf keinen Fall ihren U rsprung im A im ara haben, erwecken den V er
dacht, daß ih r E ndvokal nicht ursprünglich ist. So käm e m an auf ein
A zángar un d A cor, die beide atacameñisch klingen. E tw as anders
liegt es bei Cam inaca, östlich von Puno, wo auch eine Steinstele v o r
handen sein soll, die aber vom Verfasser nicht gefunden w urde. Ein
C am ilaca gibt es auch in der G egend von M oquegua. Beide N am en
haben nichts von A im ara an sich. E rw äh n t sei nur, d aß im P uquina
cami „B lut“ bedeutet und bei C am inaca die E rde hellrot ist259.
Es scheint also unbez w eif eibar, daß atacameñische V olkselem ente zu
irgendeiner Z eit bis in das H ochland gelangten. D a dieser Einfluß an
der K üste w eit nord w ärts reichte, w ozu zum Beispiel auch V ito r als
der N am e eines Flusses westlich von A requipa zu vergleichen ist260,
so ist es w ohl möglich, daß atacameñische Elem ente chinchaische K u l
tu r bis in das H ochland getragen haben. Dies ist sogar fü r die Gegend
von Cuzco und die U rheber des Im portes der chinchaischen K u ltu r
an jenem O rte möglich, wo der Bergnam e H u an acau re überraschend
an den atacameñischen L icancaure („V olksberg“ ; caure, „Berg“) er
innert.
104
A ußerdem liegen aber auch besondere Anzeichen d afü r vor, daß jene
späteren vorinkaischen K ulturbew eise im Hochlandsbecken auf dem
Einflüsse der K u ltu r des westlich angrenzenden K üstengebietes be
ruhen, fü r den also dann die U rheber der frem dartigen O rtsnam en im
H ochland zugleich die T räger gewesen sein w ürden.
O bw ohl die M uster der Steinstelen zum Beispiel von H atu n c o lla
im allgem einen auch den inkaischen ähnlich sind, gleichen sie doch
noch viel m ehr den chinchaischen der K üste — besonders in der eigen
tümlichen Mischung von großen geometrischen Figuren m it eingesetz
ten kleinen D arstellungen von Menschen oder Tieren. Es gibt auch gut
aus Steinen gefügte G rabtürm e, zum Beispiel bei llav e, die an ihrer
A ußenseite totem artig eine kleine Tierfigur, wie die eines Affen, zei
gen. Verm utlich sind diese gut gebauten steinernen G rabtürm e der
gleichen K u ltu r entsprungen, was dann auch fü r die M onum ente von
Sillustani bei H atu n co lla — unbeschadet der kulturellen Reste (V er
fallskeram ik, Inka), die sich je tzt in ihnen finden — gelten w ürde.
D ie eigenartigen Steinfiguren von T iahuanaco und A zángaro tragen
eine tu rb an artig e M ütze, deren reif förm iger unterer Teil m it einem
m erkw ürdigen V olutenm uster261 verziert ist. Dieses V olutenm uster ist
an den T ongefäßen von T acna häufig zu finden262, w ährend es zum
Beispiel der K u ltu r der In k a vollständig frem d w ar.
Schließlich h at auch A. Posnansky einm al eine eigentümliche F iguren
vase von T iahuanaco abgebildet203, die w eder m it dem Stile von T ia
huanaco noch m it dem der In k a etwas gemein hat. Ih r figürlicher
Typus lä ß t sich noch nirgends klassifizieren; dagegen trä g t der b u n t
gem alte G ürtel der Figur eine eigentümliche Z -förm ige Figur, die
g recartig an beiden Enden abgeschlossen ist. Identische Figuren von
ähnlicher G röße finden sich an einem K ruge, der in T acna ausgegra
ben w urde und neben seiner allgem einen atacameñischen Form starke
Beeinflussung im M uster durch die O rnam entik der Chincha zeigt.
N ach allen diesen Anzeichen können die besonderen kulturellen E r
scheinungen, die den In k a im Becken des Titicaca-Sees u nm ittelbar
vorausgingen, als e rk lä rt gelten. Sie beruhen au f einer Schwesterform
derjenigen K u ltu r, die von der K üste im G ebiete von Cuzco einbrach
u n d die K u ltu r der In k a erzeugte. Wegen der allgem einen A nalogie
ihres U rsprunges den Erzeugnissen der In k a in verschiedener H insicht
261 Vgl. die Wiedergabe bei Uhle 1912 b, Fig. 10-12.
262 D er Gesichtstypus der Figuren entspricht außerdem in ausgezeichneter
Weise dem bekannten atacameñischen Typus, wie er einheimisch in der Ge
gend von San Pedro de A tacam a vorhanden und auch in den Tälern des
Nordens (Azápa, Lluta usw.) überall verbreitet ist.
263 Yg] Posnansky 1912, Fig. 32 b.
105
ähnlich, stellen diese Erscheinungen andererseits zugleich m it diesen
die letzten W irkungen dar, in die die chinchaische K ulturbew egung
der K üste im H ochlande vor der Zeit der Spanier auslief.
106
w urde265, bilden stilistisch die genaue V erm ittlung zwischen dem Stile
von T iahuanaco und dem älteren Stile der nördlichen A tacam eño. Sie
erklären die Form , in der der eigentümliche Stil der A tacam eño von
dem T iahuanaco-S til abstam m te. Ih r hauptsächlicher C h a rak ter w urde
durch große Zickzacktreppen-M uster, die sich symmetrisch um einen
in der M itte angeordneten Stab gruppieren, und einige andere kleine
D etails zusamm engesetzt. V on dieser M usterung der G efäße von Ilo
stam m t einerseits der D ekor vieler bem alter G efäße, die sich an der
K üste von Pisagua bis in die Gegend von C aldera finden, u n d an d erer
seits der Schmuck vieler großer K rüge von T acna, A rica und Pisagua
ab, die nach ihrer hohen vertikalen G estalt, der Form des H alses, dem
A nsatz der H enkel und der allgem einen A nordnung des M usters den
bekannten C alchaqui-U rnen in vieler H insicht ähnlich sind. D ie Be
m alung ist wie bei den C halchaqui-G efäßen besonders in der älteren
Periode gewöhnlich schwarz und ro t u nd w eiß. H auptelem ente der
M usterung sind große stam m artige Figuren, Zickzacktreppen und
große, an andere Teile des D ekors angeschlossene V oluten, die dem
Stile der benachbarten C hincha-K ultur entlehnt scheinen, m it H äkchen
besetzte Linien und Reihen von Rhom ben, die bisweilen — wie auch
oft bei den In k a — in einer M ittellinie vertik al angeordnet verlaufen.
Zuw eilen vorkom m ende Kreise, die durch Linien kreuzweise geteilt
sind, dürften auf der analogen D arstellung der Sonne beruhen, die im
Stile von T iahuanaco zuw eilen vorkom m t. D ie stam m artigen Figuren
sind bisweilen m it A rm en, in anderen Fällen m it V oluten besetzt. D ie
gelegentliche A ndeutung von Beinen un d Füßen an ihnen scheint auf
die U m w andlung aus einer T ierfigur (Eidechse?) hinzuweisen. Schon
frü h er ist d ara u f hingedeutet w orden, daß diese stam m artigen Figuren
m it A rm en oder arm ähnlichen V oluten, denen also nach dem eben
G esagten eine Tierfigur zugrunde liegen könnte, eine gewisse Ähnlich
keit m it dem noch ungedeuteten Fiederblattm uster der In k a be
sitzen266. D aneben gibt es auch konische Becher, die zum Teil auf
weißem G runde m it großen Zickzacktreppen bem alt sind, wie ein
G efäß aus der Sam m lung Echeverría y Reyes, das in dem E th n o g ra
phischen Museum von Santiago bew ahrt w ird.
In späterer Z eit vereinfachten sich die grundlegenden M uster, ohne
sich — wenigstens im N o rden — in ihrem Wesen stärk er zu v erän
dern. D ie Form der K rüge blieb die gleiche. D ie G rund farb e der Be
m alung w ar in den m eisten Fällen R ot. D aneben traten d ann besonders
kleine kugelige Flaschen, die m it einfachen M ustern in mannigfacher
Weise bem alt sind, als häufige gleichzeitige Beigabe bei den T oten auf.
265 Vgl. Uhle 1912 a, Fig. 11. 266 Vgl. oben S. 100. (D. H.)
107
IV. D I E C H R O N O L O G I E
DER PERUANISCHEN K UL TUR EN
108
die sich individuell oder ihrer Lebensstellung nach dafü r eigneten, er
halten w aren und so bis in die späteste Z eit gelegentlich ihre Schatten
w arfen. A ber in den seltensten Fällen erfahren w ir etwas von diesen
Ereignissen, und w enn w ir von ihnen K unde erhalten, sind die N ach
richten so allgem ein und durch die verlorene K ette der übrigen N ach
richten untereinander so unverbunden, daß sie im günstigsten Falle
wie erratische Blöcke inm itten einer im übrigen völlig sagenhaften
Ü berlieferung erscheinen, im w eniger günstigen von allgem einen Sagen
ü b erhaupt nicht zu unterscheiden und daher historisch w ertlos sind.
Auch m it ungewissen erratischen Blöcken in der Ü berlieferung kann
m an keine auf bestim m te Ursachen u nd deutlich sichtbare W irk u n
gen gegründete Geschichte erbauen. Sie w erden darum nur dann in
dem allgem einen Gewebe der Geschichte V erw endung finden, w enn
sich ihre G laubw ürdigkeit aus anderen realen Tatsachen ergibt.
M an sieht daraus, daß die alte peruanische Geschichte nicht m it den
vorhandenen Ü berlieferungen, sondern — von etw a h u n dertfünfzig
Jah ren vor der Entdeckung Perus an rückw ärts — nu r archäologisch
aufgebaut w erden kann. Dies ist um so notw endiger, w enn, wie zum
Beispiel bei M ontesinos, der begründete V erdacht vorliegt, daß es dem
C hronisten weniger auf die R ichtigkeit der berichteten Tatsachen an
sich als d arau f ankam , eine w eit in die graue V orzeit1 zurückreichende,
geordnete Geschichte nach allgem einen D aten vorzutragen, von denen
er w ohl gehört haben mochte.
D as ganze geschichtliche Gewebe von M ontesinos ist also w ertlos, so
w eit es sich nicht in bestim m tester Weise an den Tatsachen bew ährt.
D a dieses fast in keinem Teile der Fall ist, so haben w ir M odernen ge
nügend G rund, ihn fü r den A ufbau der alten Geschichte aus den exak
ten Elem enten, die die A rchäologie an die H a n d gibt, beiseite zu
lassen.
Aus den oben gemachten D arlegungen2 geht hervor, daß sich in der
Errichtung der „H uaca del S ol“ bei Moche wegen ihrer Ä hnlichkeit
zu den fest datierten zentralam erikanischen T em pelbauten von T ikal
und C opan ein festes D atum bietet, um das w ir die ältere Geschichte
der peruanischen K ulturen gruppieren können. Vielleicht entstanden
die Tem pel noch etwas vo r jenen D aten 210 und 250 n. C hr., die sich
in jenen R uinen bieten. Im m erhin w ird m an unter Rücksichtnahme auf
die Zeit, die eine kulturelle Ü bertragung an sich erford ert, annehm en
dürfen, daß etw a 300 n. C hr. die ihnen ähnliche „H uaca del Sol“ bei
Moche errichtet w urde. D ie gegenüberliegende „H uaca de la L u n a“
109
m acht durch das Fehlen der P yram ide, manche anscheinend frühere
K onstruktionen in ihrer N ähe u nd ihre längere V erw endung in früher
Z eit den Eindruck eines etwas älteren Bauwerkes. M it einer natürlich
nur sehr unvollkom m enen Schätzung kann m an darum ihre E ntste
hung vielleicht ein Ja h rh u n d e rt früher ansetzen (200 n. C hr.).
D ie proto-lim eñischen Tem pel der T äler des C hillón, Rim ac und von
L urin, ebenso w ie die Tem pel der K u ltu r von P ro to -N az ca in den
T älern von Chincha und Pisco folgten älteren, den Bauten von T ikal
un d C opan vorausliegenden V orbildern. In roher Schätzung k ann m an
sie danach um den Beginn unserer Ä ra und ein bis zw ei Ja h rh u n d erte
nach diesem Z eitp u n k t (100— 200 n. Chr.) datieren.
D er Bergtempel von T iahuanaco w ar in seiner Form (Terrassierung)
von den T em peltypen der P roto-C him u u n d in d irek t also auch von
den zentralam erikanischen abhängig. Eine gewisse Entw icklung der
allgem einen Form lag zwischen jenen un d diesen. In der allgemeinen
F orm des T ier-M ound (Fisch!) schloß er sich w ieder an andere V or
bilder an, denn auch unter den proto-lim eñischen T em peln gibt es
einen Bau (bei A ram burú im Tale von Lim a), dessen G ru n d fo rm an
scheinend ein Tier (V ierfüßler) darstellt. N ach beiden H insichten w ird
m an die G ründung des Bergtempels von T iahuanaco um etw a 400
n. C hr. ansetzen dürfen. D aß die Bauten von T iahuanaco die jüngsten
u n te r den großen der älteren peruanischen K u ltu ren sein müssen, geht
auch aus der Form der hieroglyphenartigen Figuren des Frieses des
großen Tores von T iahuanaco hervor. Sie sind au f dem Boden Perus
die einzigen Erzeugnisse, die eine auffallende Ä hnlichkeit zu den schrift-
artigen H ieroglyphen Z entralam erikas darstellen und diesen nach
gebildet zu sein scheinen. Fehlten in den älteren K u ltu ren E rin n eru n
gen an die zentralam erikanische Schrift, so e rk lä rt sich das hinreichend
aus dem hieratischen C harak ter, den diese anfangs noch m ehr als spä
ter besessen haben m uß. M it der Z eit w urde sie aber doch so w eit be
k an n t, daß in T iahuanaco w enn auch keine H inübernahm e, so doch
im m erhin eine N achbildung in einer A nzahl im ganzen ähnlicher C h a
rak tere erfolgen konnte.
Schließlich hängt der Versuch der D atierung des alten Tem pels von
C havin de H u an tar vo n vier oder fü n f verschiedenen Faktoren ab: der
Ä hnlichkeit des R eliefs vo n C h avin m it der H auptfigur des Tores von
T iahuanaco; der der U rform nahestehenden G estalt des Tausendfußes
(vergleiche P roto-C him u); den inneren Tem pelkam m ern, die an einem
P ro to -N a zca -G efä ß dargestellt sind und sich im T em pel v o n C havin
finden; der stilm äßigen E inrollung der Schlangenschwänze und der
kettenartigen V erbindung v on Gesichtern, die w ie in P ro to -N a zca -
110
M alereien eines aus dem anderen h erv o rtreten 3; der G o tth eit in F ro n
talstellung w ie in den R eliefverzierungen der G efäße der ältesten
Chimu. H iernach ist es kaum wahrscheinlich, daß der Tem pel von
C havin de H u a n ta r vor 300 n. C hr. entstand — vielleicht zwischen
300 und 400 n. C hr.“
M an k an n dann annehm en, daß durch den Siegeslauf der K u ltu r von
T iahuanaco verschiedene K ulturen der K üste, wie die von P roto-L im a
und P roto-C him u, etw a um 500 n. C hr. ihr Ende fanden. Ihnen folgte
eine kurze epigonale Periode etw a von 500'—700 oder bis 800 n. Chr.,
w ährend deren D auer auch die M u tterk u ltu r im H ochlande w ah r
scheinlich ihr Ende gefunden hatte.
D er Z eitraum zwischen 700 (bzw. 800) und 1400 n. Chr. — dem Z eit
p u n k t der Z erstörung der Küstenreiche durch die In k a — w ürde dann
durch die verschiedenen T ypen der C him u-K ultur (ältere und jüngere),
die w eiß-rot-schw arze Periode (auch zw ei Abschnitte) der m ittleren
K üste u nd die zw ei Typen der speziellen K u ltu r der Chincha (ältere
und jüngere) ausgefüllt w orden sein. W ie sehr alle diese T ypen chro
nologisch untereinander parallel w aren, w ird durch die zahlreichen
zeitlichen Beziehungen zwischen Epigonal und älterem Chim u, E pigo
nal und älterem Stile von Ica, W eiß-Schw arz-R ot von Pachacamac
und älterem Chimu, sowie auch dem älteren Stile von Eten, älterem
Stile von Ica und W eiß-R ot-Schw arz von Pachacamac usw. deutlich
gew orden sein. Besonders der Stil des zw eiten Abschnittes von Ica
m uß früh, also um 1100 n. C hr., schon so w eit vorgeschritten gewesen
sein, daß er auf die Bildung der H ochlandskulturen der G egend am
A purim ac, in der G egend von Cuzco u nd im Becken des Titicaca-Sees
Einfluß nehm en konnte.
Dies sind die ungefähren chronologischen Ergebnisse, die aus der Ü ber
sicht der peruanischen K ulturen von selbst hervorgehen. Demgegen
über besitzen w ir die geschichtliche D arstellung der E ntw icklung des
Reiches von Cuzco in den „M emorias A ntiguas“ von M ontesinos5, die
durch ihre A ufzählung von einhundertzw ei in v ier verschiedenen
Reichen aufeinanderfolgenden Regenten ebenfalls den Anspruch
machen, die E ntw icklung der peruanischen K u ltu r in vollständiger
Weise und chronologisch zu schildern.
D ie U nterscheidung von drei Reichen, die dem wie bei anderen C hro
3 Die äußere Form des ursprünglichen Tempels von C havin ist infolge ihrer
Zerstörung unbekannt. Vielleicht w ar sie der des Bergtempels von Tiahua
naco ähnlich.
4 Später von Max Uhle verbessert in: 500 und 600 n. Chr. (D. H.)
5 Vgl. Montesinos 1882.
Ill
nisten geschilderten letzten Reiche der In k a vorausgehen, bildet das
C harakteristische in dem geschichtlichen Bericht von Montesinos. Die
E rinnerung an eine V erfallszeit, die dem A ufkom m en der inkaischen
M acht im H ochlande vorausging, m ag auf einer wirklichen geschicht
lichen T rad itio n beruhen. O hne die inzwischen gefundene archäolo
gische Bestätigung w ürde dieser Teil der N achrichten aber auch nicht
■
— w eder im einzelnen noch im ganzen — überzeugt haben, denn eine
Zurückgezogenheit des Reiches in die G egend von T am pu Toco ließ
sich aus der Ü berlieferung von der H erk u n ft der In k a aus jener G e
gend m it Leichtigkeit konstruieren. Selbst w enn m an je tzt eine
Periode des politischen V erfalls auf G ru n d der Ü bereinstim m ung der
archäologischen F akten m it M ontesinos’ Bericht annehm en w ill, w ird
es doch niem andem einfallen, m it M ontesinos nun auch das ganze
Reich von T am pu Toco anzunehm en, eben w eil diese K o n stru k tio n
viel zu durchsichtig ist0, um fü r geschichtlich gehalten zu werden.
M ontesinos erzäh lt ferner von zw ei noch älteren Reichen von Cuzco.
N irgends findet sich bei ihm die E rinnerung, daß das Z entrum dieser
Reiche an einem anderen O rte gestanden habe. N iem andem h ätte d a
nach einfallen können, die E rzählung von M ontesinos auf tatsächliche
V erhältnisse zu beziehen, da der Bestand älterer Reiche in Cuzco
durch die örtlichen Befunde von jeher als ausgeschlossen gelten mußte.
H ä tte aber jem and danach zum Beispiel die R uinen von Sacsahuam an
au f dieses ältere Reich beziehen wollen, so h ätte er d am it die wirkliche
Geschichte verfälscht7.
N achdem nun die älteren K ultu ren von T iahuanaco usw. gefunden
w orden sind, sehen viele darin eine Bestätigung der R ichtigkeit der
Angaben, die M ontesinos über ältere Reiche gemacht hat, ohne zu be
denken, daß, selbst w enn die A ngaben von M ontesinos sich d arau f
beziehen, die E rinnerung an sie doch vage und in ihren Einzelheiten
unbrauchbar ist, u nd daß eine A nnahm e oder A blehnung der Parallele
der allgem einen Geschichtserzählung von M ontesinos fü r die Sicher
stellung der archäologisch gew onnenen Tatsachen irrelevant ist.
M itteilungen von M ontesinos über die älteren Reiche können unter
U m ständen m it den Ergebnissen der archäologischen Forschung im
E inklang stehen. D ie Absicht aber, w irkliche Geschichte nach diesen
M itteilungen zu konstruieren, m uß wegen ih rer unsicheren Begründung
6 Es ist nur H iram Bingham (1913) Vorbehalten gewesen, auf diese E rzäh
lung eines Reiches von Tampu Toco eine Geschichte von einem Rückzug des
Reiches der Inka nach Machu Picchu zu begründen; siehe darüber die K ritik
M ax Uhles (Uhle 1917, S. 161).
7 Vgl. auch Nordenskiöld 1916.
112
notw endig auf Abwege führen. W esentlich im V ertrauen au f die innere
Begründung der Geschichtserzählung des M ontesinos von einem älteren
ersten und zw eiten Reiche haben sich einige Forscher8 bewogen ge
fühlt, eine Z w eiteilung der Periode von T iahuanaco vorzunehm en.
O ben ist dagegen schon der Nachweis erbracht w orden, daß eine a r
chäologische Berechtigung fü r diese Teilung fehlt9. M an m üßte dann
schon auf die Teilung der Periode von T iahuanaco verzichten und in
dem ältesten Reiche eine Erinnerung an die älteste K u ltu r von P ro to -
Chim u, an die K u ltu r von C havin usw. erblicken. D ie Frage, ob sie
d arin w irklich enthalten sein könnte, h a t nicht m ehr als akademischen
W ert. Geschichtliche Aufschlüsse können w eder d irek t noch in d irek t
daraus abgeleitet w erden.
G eradeso unzuverlässig und unhistorisch w ie die Geschichte der älteren
Reiche bei M ontesinos m uß natürlich auch deren C hronologie sein. D ie
Chronologie von M ontesinos ist m it den archäologischen Tatsachen
schlechterdings nicht in E inklang zu setzen. D ie hundertzw ei von
M ontesinos aufgezählten H errscher bringen, wenn man m it Clements
M arkham die m ittlere H errschaftsdauer jedes einzelnen H errschers m it
27 Jah ren annim m t, den A nfang der peruanischen K ultu ren auf 1224
v. C h r.10, das Ende des ersten Reiches auf 738 v. Chr., das des zw eiten
au f 386 n. Chr.
Ein Versuch wie der von Means, diese C hronologie auf glaubhafte V er
hältnisse zu reduzieren — w obei 1100 Jah re der Chronologie von den
2750 Jah ren im G anzen gestrichen w erden, von den neunzig H e r r
schern der drei ersten Perioden vierzig, und zw ar je nach dem Be
dürfnis in verschiedenen Perioden prozentual verschieden11 — , be
deutet nichts weniger als die A ufstellung einer ganz neuen C hrono
logie, fü r die die A u to ritä t von M ontesinos nu r als em pfehlender
A ushang benützt w ird.
D ie nachfolgende Tabelle dürfte noch deutlicher zeigen, w ie w enig die
von Means korrigierte Chronologie der ursprünglichen ähnelt, sondern
n u r einen überflüssigen K unstgriff darstellt, um die letztere m it den
Ergebnissen der Forschung zu vereinbaren.
113
H errsch erza h l Jah reszah len W ahrscheinliche
M onte C h ro n o lo g ie:
sinos M eans M ontesinos M eans
Ä ltestes Reich 18 15 —1224 bis — 738 — 200 bis + 200 c a .— 100 bis + 2 0 0
(405 J.)
Jüngeres Reich 45 30 — 738 bis + 386 + 200 bis + 900 + 200 bis + 600
(T iahuanaco) (810 J .)
V erfallsperiode 27 10 + 386 bis + 1134 + 900 bis + 1134 + 600 o d er 700
und jüngere (270 J .) bis + 1 1 0 0
K ü sten k u ltu ren
Inka-R eich 12 12 + 1134 bis + 1530 + 1134 bis + 1 5 3 0 + 1100 bis + 1 5 3 0
12 Siehe S. 116.
13 Vgl. Means 1917, S. 388.
114
T abellen:
116
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Die Entwicklung der Kultur in den einzelnen Teilen Perus und in Bolivien (Revidierte Fassung)
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117
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122
REGISTER
Acari, 30, 31, 98; Tal 93, 98, 104, 106, 108; Betanzos, Juan de 64
von 2 1 Gegend von 82, 91 Beuchat, H enri 12
Acor 104 Argentinien 53,96*, 100; Bingham, H iram 112*
Acora 104 Gefäße 101*; N ördl. Bird, Junius B. 10
Adelung, J. Chr. und Bergland 106; N ord- Blarney, Vase von 53
J. S. V ater 93 81 Bolivien, 71, 92*; Hoch
Aegean archaeology 71 Arica 12, 13, 15, 95*, land von 77, 101;
Aimara 75, 76, 76*, 104, 104*, 106, 107 Ortsnamen auf -co
90, 91, 91s', 92, 94, Asinto veco 92 12; O st- 74*, 92, 93;
103; -Einwirkungen Atacameño 96, 96*, 98, Tierra caliente von 1 2
13; -Gebiet 104; N a 104, 106; -Diaguita, Boman, Eric 92
me 91, 91*; -O rts K eram ikder 106;-Ele Brasilien 13, 16
namen 91*; -Sprache mente 9 5 ; -Form 105; Brew, J. O. 10
13,75,91,91*, 92,92*, -Gebiet 95*; Keramik
93, 104; -Stämme 14; der 106; -M uster 100*; Cachiche 95
-W orte 91, 92 -O rtsnam en 106; Cahuachi 95
Amazonas-Fluß 16 -Sprache 104; -Stil 106, Cajam arca, D ept. 13
Ambrosetti, Juan B. 101* 10 7 ;-Typus 105*; U r Calancha, Antonio de la
American Museum of sprung der 104; 90
N atural H istory, New -V olkselem ente 104; Calango 95
Y ork 10, 55*, 102* -W ort fü r „Berg“ 104 Calchaqui-Gefäße 107;
Amerika, M ythen 6 6 *; Aullagas-See 12, 76, 90, -K ultur 106; -Tal 106;
Westliches 100 94 -U rnen 107
Ancash, Dept. 37, 57, 87 Ausangate, Berg 104 C aldera 107
Ancón 13, 13*, 15, 16, A zángar 104 Callao 76
17, 18, 19, 21, 80, 82, Azángaro 103, 104, 105 Callejón de H uailas s.
8 8 , 90*; Gegend von Azangate, Berg 104 H uailas, Callejón de
82 A zápa (bei Arica) 104 Cambridge, Mass. 10
Andes, Los s. Los Andes Azápa (bei San Pedro Camilaca, 104
Antillen 74*; -K ultur 16 de Atacama) 104, 105* Caminaca 104
Apurim ac-Fluß 94, 98, Azteken 56 Canas 91*
100 , 111 Canchis 91*
A ramburú 26, 26*, 28, Baessler, A rthur 19 C andiar 95
31, 110 Bandelier, A dolph F. Cannae 98
A rápa 104 80*, 94, 102* C añari 89
A raukaner 12 Bella C oola-Indianer 6 6 * Cañete 81, 89
Arawakisch 93; Elemen Berlin 7, 8 , 8 *, 43*, 6 6 *, C apara 95
te 92; Stämme 13; 81*; Berlin-Lichter Carabuco 104*
W orte fü r „Ich“ und felde 1 0 1 Carangas 93, 94
„Du" 93 Berthon, Paul 11 Casma 81, 82, 8 6
Arequipa 13, 28, 82, 92, Bertonio, Ludovico 91* C auca-Tal 17, 56
123
Cauma 104* 84, 85, 8 6 ; Stil der 100, 104, 112; Ge
Chacama 95 20, 8 8 , 101; -Weise gend von 105, 111;
Chaco-Sprachen 92 101*; -Zeit 84; -ar Ältere Reiche von
Chanca 98 tiger Reliefstil 8 6 ^Montesinos) 112;
Chancay 21, 26, 28, Chincha 12, 95, 96,98, Reich von 111
29, 30*, 32*, 48*, 99, 102; -Einflüsse
82, 8 8 , 89*; -Gefäße 100; H errschaft der Debenedetti, Salvador
90; Gegend von 89; 98; Keramik der 106*
Stil von 26*; Tal 106; -Kreis 81, 95; D endeolap 89*
von 26, 8 8 , 89, 108; K ultur der 96, 99, Desaguadero-Fluß 12,
Typus von 90 104, 107, 111; K ul 90, 92
Chanchán (G ran Chi- turbewegung der D iaguita 104, 106;
mu) 85, 97 106; -M uster 102, -Gebiet 106; -O rts
Chango 12 102*, 105; O rnam en namen 106; -Stil 106
C h av in d eH u a n ta r 19, tik der 105; Stil der Dorsey, George A. 16
25, 37, 42*, 47*, 98; Tal von 2 1 , 26,
48, 55, 57, 74; K ul 80, 89, 95, 96*, 102*, Echeverría y Reyes,
tu r von 113; Relief 110; Volk der 98 Sammlung 107
platte von 37, 47, Chinchasuyu 98 Ekuador 8 , 9, 15, 17,
48, 49, 50, 51, 55, Chiriguano 98 55, 57, 89, 100;
60*, 61, 61*, 73, C hiriqui 17 H ochland von 57,
73*, 110, 114; Stil Chosica, Gegend von Hochland von 57,
von 32*, 53, 55, 73; 28* 96*; Küste von 16;
Tempel von 1 1 0 , 1 1 1 , Chullpa 77, 80*; -Stil Süd- 81
111* 94; -Typus 80*; Epigonal 111; -Epoche
C haviña 30, 101 W ortbedeutung 94* 96; -Gebilde 95; Ge
C hayanta 90, 94 Chumbivilca 91* fäße 28, 87*, 8 8 ;
Checacupe 82 Chumbivilcas, P ro G räber (Pachaca-
Chelléen 13 vinz 91 mac) 30, 31, 85, 97;
Chicha 92, 93, 96 Chunchanga i95 -Kreis 81, -Muster
Glichen Itzá 54 Chuquiago 12 85, 8 8 ; -Periode 29,
Chile 8 , 9, 100; Küste Cieza de León, Pedro 97, 111, 114; -Stil
12, 13, 92; N ord- 64, 76, 91, 94* 28, 82, 82*, 84, 8 6 ,
81; Ortsnamen auf Coipasa, See 92 8 8 ; -Ü bergangs
-co 1 2 Colla 76, 93*; Name periode 95; -Zeit
Chilecito (Argentinien) 91 30, 84
100 Collahua 91 Escoma 104*
C hillon-Fluß 90; Tal Comanche 104* Eten 34, 8 8 ; Ä lterer
des 28, 1 1 0 Conima 104* Stil von 111; Ge
Chimu 18, 83, 83*, Copacabana (Chillón- gend von 83, 84;
84, 8 8 , 90*; Ältere Tal) 28 Reliefstil von 89;
84, 85, 87, 8 8 , 89, Copán 53, 54, 55, 56, Stilgruppe von 84
11 1 ; Älteres 1 1 1 ; 109, 110
Jüngere 97, 98, 111; Costa Rica 17 G affron, Sammlung
-Erzeugnisse 101*; C ourty, Georges 71 D r. E. 101
Gefäße der ältesten Coyungo 28*, 95 Garcés, Sammlung 102
111; -Gesichtsgefäße Cren 12 Garcilaso, Inka 103*
101*; K ultur der “Cumbre, L a“ s. „La Gebirge Perus 57, 75
101, 111; Periode C um bre“ Gez 12
der 84, 114; Spätere Cuzco 64, 72, 75, 98, González de la Rosa,
124
Manuel 65*, 70, 71, Huacho 82, 85, 8 8 , 103*; -Gens 98*;
72 89*; Tal von 89 -Hemden 101, 102,
González Suárez, Fe H uailas, Callejón de 102*; H erkunft der
derico 83* 82 112; K ultur der 75,
G ran Chaco-Sprachen H u aitará 21 78, 81, 90*, 98, 99,
s. Chaco-Sprachen, H ualcara 95 103, 105; -K ultur,
G ran Huamachuco 21, 21*, U rsprung der 99;
G ran Chimu 21, 82, 85 73, 87; Gegend von -M uster 105; O rn a
G uatemala Antigua 55 82 mentik der 99, 100;
G uayana 16, 74* H uanacaure 104 -Palast 102*; Reich
G uevara, Tomás 100* H uancavelica 21, 91 der 72, 101, 112,
H u araz 83* 112*, 114; -Stil 8 6 ,
Hachacache 104* H uarm ey 100 100, 101, 105; -Stil,
H acienda Conde (bei H uarochiri 91, 94 Vorstufen des 100*;
Lima) 26 H u ay tara 95 Zeit der 85, 8 6 , 90
H annibal 98 H uayuri 95 Iru itu 92
H atuncolla 91, 105;
Steinstelen von 103, Ibero-Amerikanische Jaén 13
103*, 105 Bibliothek zu Berlin Jaqui 98
Hochland (Perus) 64, 7, 8 * Jecuan 8 8 , 90
70, 81, 90, 92, 93, Ibero-Amerikanisches Jijón y Caamaño, J a
104, 104*, 105, 106, Institut zu Berlin 8 cinto 8
111, 112; -K ulturen, Ica 20, 25, 26, 31, 53, Joyce, Th. A. 11, 37,
Bildung der 111; 83, 8 8 , 95, 96, 97, 58, 91*
Südliches, 81, 90, 99, 99*, 111; G e Juli 91*
103; Völker des 64, gend von 80*, 82,
65, 67 89, 95, 96, 97, 99, Kalifornien 15, 18,
H onduras 17, 53 102*, 104*; Gewebe 21*, 23*, 25*, 26*,
H rdlicka, Ales 17, 30*, von 85; Gräber von 48*, 51*, 53*, 87*,
53, 80, 87 97; K ultur von 99; 90*
„H uaca de A lvarado" Periode von 97, 114; Karibische Stämme 13;
26 Spätere Kulturen W ort für „Wasser“
„Huacas de Arambu- von 96, 97; Stil von 13
rú “ (Lima-Callao) 8 8 , 95, 96, 97, 111; Kolumbien 15, 17, 55,
26, 26*, 28, 31 Stilarten von 8 8 ; 56, 57; K ultur von
„H uaca Juliana" (bei Tal von 26, 80, 95, 16; West- 74*; West
Miraflores) 26, 28 96, 96* meer von 56
„H uaca de la L una“ llave 105 K ordillere, W est-A b
(Moche) 48, 53, 80, Ilo 82; Gefäße von hänge der 12, 77,
84, 109 106, 107 92
„H uaca de la Rosa“ Incallacta 100 Küste (Perus) 57, 70,
26 Inka 19, 21*, 75, 80, 80, 81, 82*, 93, 97,
„H uaca del Sol“ (Mo 98, 99, 99*, 102*, 99, 103, 104, 107;
che) 29, 30, 48, 51, 103, 104*, 105, 107, K ulturen der 74*;
53, 54, 55, 84, 87, 108, 111; A rtefakte M ittlere 28, 111;
89, 109 der 94*; Baustil der N o rd - 30, 56, 8 8 ;
„H uacas“ im Tal von 73; -Flaschen (Ary- -Reiche 111; -Stäm
Lima 30* ballen) 99, 101*; me N ord-Perus 15;
„H uaca“ bei Tambo de Frühgeschichte der -Stile 74; Süd- 17;
M ora 96* 100*; G ebiet der Völker der 64, 65
125
„La Centinela“ (Chin 43*, 44*, 45, 45*, 46, Museum der Universi
cha-Tal) 102s' 47*, 58, 60*, 61*. tä t von Kalifornien
„La Cum bre“ 96s' 70, 70*, 71, 72, 73, 15, 21*, 23*, 26*,
Lambayeque 8 8 74, 74*, 79*, 83, 84, 48*, 51*, 53*, 87*,
La Paya 101s' 84*, 8 6 , 8 8 , 91*, 92, 90*
La Paz 73 93, 93*, 94*, 95, 96, Museum der Universi
La Plata-Insel 16 98, 98*, 99, 100*, tä t von Pennsylva-
Laram ate 95 101s', 102s', 113, nien (Philadelphia)
Laran 96s' 113*, 114 82, 84s'
Licancaure („Volks Mejia Xesspe, Toribio Museum für Völker
berg“) 104 10 kunde, Berlin 43s',
Lima 10, 26, 37, 83, M endoza 104 6 6 s', 81*
90; Gegend von 13, Mexiko 52, 55, 56; Be
30s', 82; Tal von 13, ziehungen zu 56 N aym lap 8 8
26, 28, 29, 30s', 90, Michoacan 55 N azca 21, 22, 25, 25s',
110 Miraflores 26 26, 30, 83, 96; Ge
Lipes 106 Mizque 90, 94 gend von 28, 80s',
Lipez, Provinz 92 Moche 25, 29, 30, 48, 95; N ame 96; -Stil
Lluta 105s' 51, 53, 54, 84, 85, (Tello) 2 0 ; Tal von
Lomas 98 89, 108, 109; Tem 26; Valle de 8
Longar 95 pel von 29 N ew Y ork 10, 55*,
Loben (Oberschlesien) Mochica (des Südens) 102s',
7 93 N icaragua 57
Los Andes 104 Molina, C hristoval de N ieveria 13, 26, 26*,
Lucriche 95 64 29, 30, 30s'; Stil von
Lurin, Tal von 1 1 0 M onte Albán 53 26s'
Montesinos, Fernando N ordam erika 16
Mac Curdy, G. G. 44s' 18, 72, 74s', 75, 109, N ordenskiöld, Erland
Machu Picchu 99, 112s' 111, 112, 113, 114 74s', 100
M arajó, Insel 74s'; Moquegua 77,95s', 104 N ord west-Küste
-K ultur 74s' M orley, Sylvanus G. 53 (Nordamerikas) 6 6 s'
Manco Capac 99 Morúa, M artín de 65,
M araüon-Fluß 13, 37 65s' Ocucaje (bei Ica) 53,
M arca Huamachuco Museo H istórico, Li 95
94s' ma 37 Ocurica 95s'
M arkham, Clements R. Museo N acional de O cuviri 95s'
37, 75, 91s', 113, A ntropología y A r Ometepe 56
113s' queología, Lima 10 Oré, Gerónimo de 92,
M atute 95 Museum von La Paz 73 93
M aturi 95 Museum von Lima Ostandine Gebiete 15
M aya-Baukunst 54; 26s', 28, 82, 83s', Osten Südamerikas
-Gefäße 55; -Städte 90s', 101 62s'; Stämme im 60s',
53 Museum o f N atural 62
Mayoide Einflüsse 9 H istory, N ew York Outes, Felix F. 96s'
Means, Philip Ains s. American Museum
w orth 8 , 9, 11, 16, of N atu ral H istory, Pacaritam bo 99, 100
17, 18, 21, 21s', 22, N ew York Pacasmayo 8 6
23*, 25*, 26*, 29*, Museum von Puno 103 Pachacamac 19,21,29*,
30*, 31, 32, 33, 34, Museum von Santiago, 30s', 32, 49s', 83, 84,
35, 36, 37, 39, 42*, Ethnographisches! 07 85, 87“-, 8 8 , 89, 90,
126
90*, 97, 101*, 102, „P re-N azca“ (Tello) 22 -Periode 29; -Stil 16,
108, 111; Gefäße Proto-C him u 20, 22, 21, 21*, 23, 24, 24*,
von 85, 100; Ge 24, 25, 26*, 28, 29*, 28, 29, 30, 31, 32,
gend von 30*, 81, 30, 32*, 33, 35, 37, 33, 34, 35, 36, 42*,
82; G räber von 97; 44*, 49, 56, 57, 73, 44*, 46, 47, 47*, 48,
Stilarc von 89; Tem 50, 84, 85, 110, 114; 48*, 51, 56, 57, 84,
pel von 26*, 29, 31, -Bauweise 25*; -D ar 87, 95; -Tempel 25,
43*, 101; Zivilisatio stellung 52; -Gefäße 26, 29, 110; -Vasen
nen von 8 6 23, 51*; -Gegend 80, bild in Lima 25; -a r
Palenque 54 92; -G räberfelder tige Form 16
Pano 13; -Bogen 14 53; -K ultur 22, 23, „Proto-Pachacam ac“
P aruro 100 25*, 26*, 51, 52, (Means) 29*, 30*
Pauranga 95 53, 55, 56, 78, 84*, Puche 95
Pazifik-Küste 14 111, 113; -Kunst 32, Pueblo-Indianer 96*
Peabody Museum, 55; -M edaillon 51; Puerto Rico 17
Cambridge (Mass.) -M otive 57;- Periode Puna, Bolivianische 67,
10 56; -Stil 20, 21, 21*, 98
Peru 9, 12, 16, 17, 50, 23, 24, 24*, 28, 29, Puno 92, 103, 104
51, 56, 57, 64, 73, 30, 31, 32, 33, 34, Puquina 13, 75, 92,
74*, 75, 78, 79, 80, 35, 36, 47, 48, 48*, 93, 104; -W ort für
81, 8 6 , 98, 108, 109, 51, 56, 73, 83, 84, „Blut“ 104
109*, 110, 114; Ge 8 6 , 87; -Tempel 25; Puquina (bei Arequi
schichte, Alte 109; -Tempeltypen 1 1 0 ; pa) 92
Küste s. Küste (Pe -Vasen 55; -artiges
rus); K ulturen von G rabfeld 84 Quechua 13, 91, 92,
111; K ultur, Ä lte Proto-Lim a 20, 26; 93, 104; -W orte 91,
ste Typen der 74*; -K ultur 30, 31, 33, 92, 94*
K ulturen, Anfang 90*, 111; Name Q uetzalcoatl 52
der 113; K ultur, (Uhle) 30*; -Motive Quinga 95
Entw icklung der 97; -M uster 85*; Quiquijana 104
(Montesinos) 111; -Reste 31; -Stil 28, Quiriguá 54
K ulturen, Geschich 29, 30, 30*, 48*, 82;
te der 109; N ord- -Tempel 110 R aim ondi 37
16, 48; O rtsnam en Proto-N azca 20, 21*, „Raim ondi, P iedra“ s.
auf -co 12; Süd- 22, 25, 29*, 34, 35, C havin, Reliefplatte
98; Zivilisationen 79 37, 53, 7 3 ,1 1 4 ;-Bau von
Philadelphia 82, 84* weise 25*; -D arstel Recuay (Dept. Ancash)
Pisagua 13, 14, 49, 50, lungen 55; -Figuren 57, 87; Gegend von
51, 53, 57, 106, 107, 39*; -Fresko2 6 ¡-G e 57
108 fäße 23, 25*, 26*, Rimac, Tal des 28, 110
Pisco 57; -Fluß 26; 55, 8 6 , 110; -Ge Rioja, Provinz 100
Tal von 2 1 , 26, 95, webe 23*; -Idee 39; Riva Agüero, José de
96, 96*, 110 -K ultur 22, 23, 24, la 76*
Polo, José Toribio 37, 25, 25*, 31, 32*, Rivet, Paul 12, 96*
39, 45* 39*, 52, 53, 55, 56, Rom 98
Porco, Provinz 92 78, 80, 90*; -Kunst Rowe, John H . 10
Posnansky, A rthur 20*, 44*, 55, 56; -M ale
58, 60, 61*, 70, 70*, reien 110; -Manier Sacsahuaman 112
71, 72, 72*, 73*, 74, 45; -Motive 57, 96; Samaipata (Ost-Boli-
76*, 79, 105 -M undmaske 44*; vien) 74*
127
San Antonio 92 Tate 95 110; -artige Muster
San Agustín 56, 74* Tello, Julio C. 20, 22, (Pisagua) 49
San Juan, Provinz 100 25*, 39, 42, 42*, 45* „Tiahuanaco I “
San Lorenzo, Insel 90, Tiahuanaco 1 2 , 15, 19, (Means) 71, 73, 74,
90* 30, 32, 32*, 35, 37, 74*
San Pedro de Atacama 48, 61, 64, 65, 70, „Tiahuanaco I I “
104, 105, 106 71, 71*, 72, 73, 74, (Means) 71,74*,93*;
Santiago 100*, 107 74*, 76, 82, 90*, 99, Ticaco 1 2
Santiago (Tal von Ica) 102*, 110; 114; Tikal 54, 109, 110
26 Bauten von 72, 75, Titicaca, Felsen 64;
Sayan 82 77, 110; Berg in 62; Insel 102; -See 13,
Schmidt, M ax 82*, 97* Bergtempel von 110, 19, 64, 72, 75, 76,
Sevilla 7 111*; Darstellungen 77, 91, 92, 94, 94*,
Sillustani 105 von 67; Einfuß von 103, 104*, 105, 106,
Spanien 65*; W appen 50; -Elemente 60*; 11 1
von 1 0 2 Erbauer von 75; Fi Transandine Gegend
Spanier, Eroberung gurenvase von 105; 13; Völker 13
durch 98; Zeit der -Fragm ent 101*; Ge Trujillo 17, 82, 84, 85,
106 fäße aus 32, 67*; 8 8 ; Gegend von 8 6
Spinden, H erbert J. 15, Gegend von 64; Tunga 95
16, 34 G o tth eit von 62; T upara 95
Squier, George 97 H auptfigur von 43*, Tupungato 104
Stiibel, Alphons 58; 44*, 48, 49, 94*; Turco 93, 94
-und U hle 58, 60* Kirche von 103; Tuxtla, Statuette von
Stuttgart 30*, 32 K ultur von 25*, 26*, 55
Südamerika 9, 16, 18; 30, 31, 32, 39*, 57,
Bevölkerungen von 70, 75, 77, 78, 79, Uhle, M ax 58,70,111*,
18; K ulturen von 53; 80, 83, 90, 93, 95, 112*
Nördliches 16; W est 97, 103, 111, 112; Uro 12, 75, 76, 79*,
liches 76 Monumente von 47, 92, 92*, 93, 93*;
Sunampe 95 75; M ythos von 65; N ame 92; -Sprache
Supe 15, 16, 17, 18, Ortsnam e 76, 104*; 92; -W orte für
21, 53, 80, 82, 85, Periode von 26, 26*, „Wasser“ und „Ich“
8 8 , 89, 96* 28*, 74, 113; -Perio 12, 76, 92
den (Means) 72, 73 U rubam ba 93, 106
Tacama 95 Tiahuanaco Prim iti Uxrnal 54
Tacna 1 2 , 77, 83, 99, vo (Posnansky) 71;
105, 107; Gegend -Pumagesichter 44*; Valdivia, Gegend von
von 99, 100*; Tal Reliefs von 49*, 73; 100
von 98 Religion von 57; Valle de N azca s.
Tacora 94 R uinenstätte von 37, N azca, Valle de
Tambo de M ora 96* 75; Steinfiguren von V ierra, Carlos 54
Tam pu Toco, Gegend 105; Steinstil von 72; V ilcanota-Tal 82, 91,
von 112; Reich von -Stil 31, 32, 33, 35, 91*, 93, 94
112 , 112 * 47, 47*, 48, 49, 50, V ilcasHuam an 91,91*,
Tantara 95 51, 52, 57, 61*, 81, 98
Taraco 12 82, 94, 94*, 96, 98, Villacuri 95
Tarapaca 92 105, 106, 107; Tal Vitor (westl. von A re
T arata 1 2 von 76; Tor von quipa) 104; Tal von
Tarm a 94 43*, 47*, 48, 52, 57, 98
128
V ítor (südlich von Wien 71 Bauten 56; Bezie
Arica) 104* Wiesse, Carlos 11 hungen zu 56; Ein
Vor-inkaische K ultur wirkungen aus 79;
im Hochland 105 Yucay 100 H ieroglyphen 110;
K ulturen 52, 53, 55;
W älder (Perus) 70; Z entralam erika 15, 16, Schrift 110; Tempel
Völker der 64, 65 17, 34, 56, 57, 79; typen 1 1 0
A B B IL D U N G S V E R Z E IC H N IS
Tafel 1; A —F: Bunt bemalte Gefäße des Proto-N azca-Stiles. A —C: P ea
body Museum of Archaeology and Ethnology, H arv ard University,
Cambridge, Mass. D —F: American Museum of N atu ral H istory,
N ew York. A: Means 1917 PI. II/2. B: Means 1917 PI. I I / 6 . C:
Means 1917 PI. II/3. D : Means 1917 PI. III/2. E: Means 1917 PL
I I /l. F: Means 1917 PI. III/3.
Tafel 2: A—B: Gefäße des Proto-N azca-Stiles. C —D : Gefäße der Chimu.
E: G efäß aus Eten. F: Gefäß aus Yucay (Vilcanota-Tal). A, C —E:
Peabody Museum of Archaeology and Ethnology, H arv ard U ni
versity, Cambridge, Mass. B: American Museum of N atu ral
H istory, New York. F: Museo N acional de A ntropología y Arqueo
logía, Lima. A: Means 1917 PI. II/5. B: Means 1917 PI. I I I /l.
C: Means 1917 PL X I/3. D : Means 1917 PL X I/ 6 . E: Means 1917
PL X I/5. F: Uhle 1912 Fig. 4 b.
Abb. 1: K ultur von Proto-N azca. Vasenmalerei mit der Darstellung von
Tempeln. Museo N acional de A ntropología y Arqueología, Lima.
Nach einer farbigen Abrollung des Museums.
Abb. 2: C havin de H uantar. R eliefplatte. Sogenannte „Piedra R aim ondi“.
Museo N acional de A ntropología y Arqueología, Lima. Umzeich
nung nach Joyce 1912, Fig. 19.
Abb. 3: K ultur von Proto-N azca. A, C—L: Darstellungen katzenartiger
Tiere auf Vasenmalereien. B: D arstellung eines katzenartigen Tieres
auf einem Gewebe. A: Tello 1917 Fig. 11. B: Tello 1917 Fig. 12.
C: Tello 1917 Fig. 10. D : Tello 1917 Fig. 19. E —K : Tello 1917
Figs. 13— 18. L: Tello 1917 Fig. 20.
Abb. 4: Pisagua. Typisches K orbmuster in Form einer stilisierten Menschen
figur. Nach Uhle 1919 Fig. 15.
Abb. 5: Tiahuanaco. Relief-Fries des „Sonnentores“. H auptfigur. Nach
Posnansky 1945, Bd. I, Abb. auf S. 154.
Abb. 6 : Tiahuanaco. Relief-Fries des „Sonnentores“. Sechs der dreißig, in
drei Reihen angeordneten Seitenfiguren. Umzeichnung nach Pos
nansky 1945, Bd. I, Tafel X L III—XLIV.
Abb. 7: Tiahuanaco. Relief-Fries des „Sonnentores“. A—C: M äanderband
mit Sonnendarstellungen. D: D etail aus dem M äanderband. Einer
der beiden au f dem A ntlitz der Sonne stehenden Trompeter.
E: Ornam ent an den Augen der Seitenfiguren der untersten Reihe.
A—C: Posnansky 1945, Bd. II, Tafel zwischen S. 60/61. D : Pos
nansky 1945, Bd. I, Tafel X X X IX /3. E: Posnansky 1945, Bd. I,
Tafel X X V II, 4. Reihe lks.
129
INHALT
Vorbemerkung ....................................................................................... 1 j
D er Tausendfußleib ....................................................... 44
R e g is te r........................................................................................................ 123