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KONZEPTE UND AUSWAHLKRITERIEN FÜR

DIE HERSTELLUNG VON


SUBSTITUTBRENNSTOFF AUS HAUSMÜLL

Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz

Lehrstuhl für Aufbereitung und


Recycling fester Abfallstoffe der
RWTH Aachen
Wüllnerstraße 2
52056 Aachen
www.ifa.rwth-aachen.de

7. FACHTAGUNG THERMISCHE ABFALLBEHANDLUNG, BERLIN 2002


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VORTRAG PRETZ
BEGRIFFE
SBS = Substitutbrennstoff
EBS = Ersatzbrennstoff
Qualitätsvorgaben variieren:
z.B.: BRD – RAL-GZ 724 Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe
z.B.: Italien – CDR - Norm
Heizwert Hu TS Chlor Blei Kupfer Nickel Cadmium Quecksilber
kJ/kg % mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg

Bundesgütegemeinschaft
17.500 0,5 - 1,0 190 350 80 4 0,6
RAL GZ 724 *1

Italien RDF (1998) *2 15.000 0,9 200 300 40 7

*3
Schweiz BUWAL 17.500 max. 1 171,8 85,9 85,9 1,7 0,4

*1 = Medianwerte für Brennstoff aus heizwertreichen Fraktionen von Siedlungsabfällen


*2 = Decreto Ministeriale 5 Febbraio 1998
*3 = Richtlinie "Entsorgung von Abfällen in Zementwerken" (Bezug nach Gallenkemper 2001)

Werte nach dem Bezugszustand des angegebenen Heizwertes

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VORTRAG PRETZ
HERSTELLUNG VON SBS

Aufbereitung : Konditionierung + Trennung von Stoffströmen

Ziele:

• hohes Brennstoffausbringen

• geringer technischer Aufwand

• Qualität so gut wie zwingend erforderlich

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VORTRAG PRETZ
QUALITÄTSANFORDERUNGEN

• Brennstoff Ziel ist hoher Heizwert Hu


• chemische Parameter
- Verwertungstechnologie
- Genehmigung der Verwertungsanlage
- übergeordneten legislativen Vorgaben
• physikalische Parameter
- Verwertungstechnologie
- Transport- und Lagerlogistik
Æ jeder Endverwerter definiert spezifische Qualitätsan-
forderungen
(Kraftwerk, Zementwerk, Methanolherstellung, EnVA)

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VORTRAG PRETZ
AUFBEREITUNGSTECHNOLOGIE

keine Musterlösung, sondern projektspezifische Kombination


von Verfahrensschritten

• nach Verwerteranforderungen

• nach Kostensituation

• nach Inputqualität

Aufgabenstellung:

Materialgemisch “qualitativ“so trennen, dass spezifische


Eigenschaften in den Produkten “angereichert“ werden

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VORTRAG PRETZ
ROHSTOFF HAUSMÜLL

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VORTRAG PRETZ
VERFAHRENSKONZEPTE
I. “NEGATIV-SORTIERUNG“
Æ störende Inhaltsstoffe werden “abgereichert“,
der verbleibende Rest stellt das Produkt dar
Beispiel: Feingutsiebung
• Heizwert Hu wird durch hohen Wassergehalt beeinträchtigt
• Feuchte ist an feinen Partikeln gebunden
Æ Heizwerterhöhung durch Abtrennen der feinen und feuchten
Inhaltsstoffe
Beispiel: manuelle Störstoffauslese
• Störstoffsortierung am Leseband zur Entnahme schwerer und
maschinenschädlicher Abfallkomponenten

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VORTRAG PRETZ
VERFAHRENSKONZEPTE

II. “POSITIV-SORTIERUNG“

Æ werthaltige Inhaltstoffe werden dem Gemisch gezielt


entnommen und als Produkt aufkonzentriert
Beispiel: Windsichtung
• Kunststofffolien weisen sehr hohen Heizwert auf
• Sie werden durch “Windsichtung“ selektiv aus dem
Gemisch angereichert
Beispiel: manuelle Wertstoffentnahme
• große Folien oder Textilien werden gezielt aussortiert

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VORTRAG PRETZ
HANDSORTIERUNG

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VORTRAG PRETZ
HANDSORTIERUNG

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VORTRAG PRETZ
TRENNTECHNIKEN

Technik Trennkriterium Aggregat

Siebklassierung Stückgröße Trommelsieb

“Strom“ - Sortierung Dichte, Kornform Windsichter

Sortierung Dichte, Kornform, Rollfähigkeit Paddelsichter

Sortierung Elastizität, Sprungverhalten Prallscheider

Einzelkornsortierung Oberflächeneigenschaft, Automatische Klaubung


IR- Spektrum, Farbe

Einzelkornsortierung Elektrische Leitfähigkeit Wirbelstromscheider

Sortierung Magnetische Suszeptibilität Magnetscheider

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VORTRAG PRETZ
TRENNKURVE IM TROMMELSIEB
100%

Restabfall
90%

Windeln
80%

70% Organik

60% Textilien
Siebrückstand [%]

50% Kunststofffolien

40% Papier/Pappe/Kartonagen

30%

20%

10%

0%
0 100 200
Korngröße [mm]

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VORTRAG PRETZ
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VORTRAG PRETZ
BEISPIEL FÜR UMWICKLUNGEN

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VORTRAG PRETZ
TROMMELSIEB

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VORTRAG PRETZ
TRENNKURVE IM WINDSICHTER
100

90

80
Wertstoffausbringen [%]

70

60

50

40

30

20

10

0
11 11,5 12 12,5 13 13,5 14 14,5 15

Luftgeschwindigkeit [m/s]

Kunststoffe folienförmig Papier Pappe Kartonagen Kunststoffe körperförmig Restabfall

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VORTRAG PRETZ
WINDSICHTERANLAGE PRINZIP

1 Gurtförderer
2 Sichterkanal
3 Rohrleitung für Transport
Leichtgut
4 Leichtgut-Abscheider
5 Stahlgerüst
6 Umluft-Rohrleitung
7 Ventilator
8 Zuluft-Kanal
9 Abluft zum Staubfilter

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VORTRAG PRETZ
WINDSICHTERANLAGE

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VORTRAG PRETZ
VERFAHRENSFLIESSBILD

< Klassierung I >

< > Schwerteile-


Klassierung II
trenner

hochkalorisches
Fe-Scheider Fe-Schrott Fe-Schrott Fe-Scheider Leichtgut
Schwergut

hochkalorisches
HGMS-Scheider Metallschrott Sichter Leichtgut
Feingut
autom.
Kunststoffe
NE-Scheider NE-Schrott Klaubung I ggf. zur
Brennstoff-
autom. veredelung
Zellstoffe
Nassaufbereitung Klaubung II
Biologische Stufe

Trocknung NE-Scheider

hochkalorische Rückführung auf


Fraktion Zerkleinerung Klassierung II

oder Sortierrest
zur Beseitigung

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VORTRAG PRETZ
ZUSAMMENFASSUNG
• Für jede Aufgabenstellung ist angepasstes Aufgabenkonzept erforderlich

• Trenntechniken für Hausmüllweisen immer nur sehr begrenzte


Wirkungsgrade von ~ 90 % auf

• Wirkungsgrade schwanken in Abhängigkeit von den


Materialeigenschaften

• Differenzierte Aufbereitung liefert gestaltbare SBS – Produkte, wegen


begrenzter Wirkungsgrade jedoch mit geringer Wertstoffausbeute

• Einfache Trenntechnik ermöglicht hohe Produktausbeute, jedoch ohne


Einfluss auf die Qualität

• Jede Aufbereitung braucht eine Schadstoffsenke, einen Stoffstrom zur


Beseitigung
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VORTRAG PRETZ
WARUM DIFFERNZIERTE MECHANISCHE
AUFBEREITUNG?

• Aufteilung in verschiedene Stoffströme verbessert die


Selektivität der Sortierprozesse (geringere Überlappung von
Stoffeigenschaften)

• gute Selektivität liefert hochwertige Produkte zur Verwertung

• steuerbare Produktqualität sichert langfristig Flexibilität bei der


Verwertung, besonders wichtig bei variablen Qualitätsstandards

• gute Produktqualität kompensiert Mindererlöse durch


begrenztes Wertstoffausbringen

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VORTRAG PRETZ
BEISPIEL FÜR STOFFLICHE VARIANZ (RESTMÜLL > 60 mm)
50

40
34.1
Massenanteil in %

30

20
14.6
12.6 12 11.6
10
7.6
5.5
1.9
0

le

t
n
n

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ol
ilie
ge

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„QUALITATIVE“ TRENNUNG DURCH SIEBKLASSIERUNG
100%

90% Restabfall

Windeln
80%

Organik
70%
Siebrückstand [%]

Textilien
60%
Kunststofffolien
50%
Papier/Pappe/Kartonagen
40%

30%

20%

10%

0%
0 100 200
Korngröße in mm

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FEINKORNABTRENNUNG IN TROMMELSIEBEN
Abhängigkeit der Feinkornanhaftung vom Wassergehalt – Restabfall -

100
Massenverteilungssumme Durchgang in %

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0
1 10 100
Korngröße in mm
10 % Wassergehalt 30 % Wassergehalt

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