Sie sind auf Seite 1von 4

FÜR DIE PRAXIS Schaltgeräte

Schalt- und Schutzgeräte


AUS-Stellung abschließbar sein. Eine zusätz-
liche AUSGELÖST-Position der Handhabe
(Schaltgriff) ist zulässig und gilt nicht als ei-
in Maschinensteuerungen ne weitere Schaltstellung. Beispielsweise
sind die Hauptkontakte der Moeller-Schalter
W. Esser, Bonn in der AUSGELÖST-Position geöffnet. Die
Trennereigenschaften sind bereits in dieser
Leistungsschalter und Lasttrennschalter mit Hauptschalter- und Trenner- Position sichergestellt. Die Abschließbarkeit
eigenschaften sind besonders wichtige Schalt- und Schutzgeräte in den ist in dieser Stellung noch nicht gegeben. Ein
wesentlicher Vorteil dieser Anzeige ist die
immer komplexeren Maschinensteuerungen. Der Beitrag beleuchtet die leichte Identifikation eines ausgelösten
zusätzlichen Anforderungen an Hauptschalter (Netztrenneinrichtungen). Schalters.
Darüber hinaus werden die Schalter in Maschinensteuerungen natürlich Die Abschließbarkeit ist ein wesentliches
auch für den Schutz leistungsstarker Betriebmittel genutzt. Bei kleineren Merkmal der Hauptschaltereigenschaften.
Es muss sichergestellt werden, dass ein
Stromstärken kommen häufig Motorschutzschalter zum Einsatz. Schalter in der AUS-Stellung nur dann abge-
schlossen werden kann, wenn die Haupt-
schalterstücke auch wirklich offen sind
tungsschalter und Lasttrennschalter ge- (Trennstrecke sichergestellt). Aus dieser For-
nannt. Der Hauptschalter ist zum Freischal- derung entstehen besondere Anforderungen
1 Maschine oder Anlage ten der elektrischen Ausrüstung zwingend an die Festigkeit der Handhabe, der Schalter-
vorgeschrieben. Wichtige Merkmale sind die achse und der u. U. eingesetzten Achsverlän-
Die Anforderungen an die gesamte elektrische Hauptschalter- und Trennereigenschaften. gerungen. Dies gilt besonders für die kraft-
Ausrüstung von Maschinen werden in der har- Die Definitionen ergeben sich aus zwei ver- oder formschlüssige Übertragung der Kräfte.
monisierten IEC/EN 60204-1, VDE 0113 Teil schiedenen Normen: Die Trennereigenschaf- Steuerungen werden fast immer sehr indivi-
1, beschrieben [1]. Die Anwendung dieser Nor- ten folgen aus der Gerätenorm IEC/EN duell aufgebaut. Hier sind die Hauptkriterien
men dient auch dem Erreichen der Sicher- 60947-3 [5] und die Hauptschaltereigen- die optimale Nutzung der Montagefläche im
heitsziele der EG-Maschinenrichtlinie [2]. Ihre schaften aus der Errichtungsnorm IEC/EN Schaltschrank und die günstige Führung der
Berücksichtigung ist Voraussetzung für die 60204-1 [1] (Tafel ➊). Hauptstromverbindungen. Für Maschinen-
Kennzeichnung mit dem CE-Zeichen. Darüber Der Hauptschalter darf nur die Schaltstellun- steuerungen gibt es – unter ergonomischen
hinaus kann es für bestimmte Maschinen zu- gen AUS und EIN besitzen und muss in der Gesichtspunkten – empfohlene Einbauhöhen
sätzliche Produktnormen geben [3, 4]. Die De-
finition der „Maschine“ im Sinne der Maschi-
nenrichtlinie wurde in den letzten Jahren er-
Tafel ➊ Anforderungen an Haupt- und Not-Aus-Schalter
weitert. Sie umfasst die Gesamtheit von
miteinander verbundenen Teilen oder Vorrich- Hauptschalter
tungen, von denen mindestens eines beweg-
ein handbetätigter Hauptschalter muss für jede Einspeisung vorhanden sein
lich ist. Der Anhang A der IEC/EN 60204-1 ent-
bei zwei oder mehr Hauptschaltern müssen Schutzverriegelungen verwendet werden
hält eine Auflistung von typischen Maschinen.
als Hauptschalter sind zulässig:
Trotzdem kann es Grenzfälle geben, bei denen • Lasttrennschalter nach IEC/EN 60947-3
zwischen einer Maschine im Sinne der er- • Trennschalter mit Hilfskontakt, der veranlasst, dass Schaltvorrichtungen die Last vor dem
wähnten Norm und einer Anlage, die nach DIN Öffnen der Trenner-Hauptkontakte abschalten
VDE 0100 ausgerüstet wird, zu unterscheiden • Leistungsschalter nach IEC/EN 60947-2, die geeignet sind zum Trennen
nach IEC/EN 60947-3
ist. Im Zweifelsfall sollte IEC/EN 60204-1 an-
gewendet wenden. Der zusätzliche Aufwand darf nur eine Ein- und nur eine Aus-Stellung besitzen, sie müssen deutlich mit 0 und I gekenn-
zeichnet sein, zusätzlich ist eine Ausgelöst-Position zulässig
dieser Norm gegenüber DIN VDE 0100 um-
sichtbare Trennstrecke oder Stellungsanzeige, die Aus nicht anzeigen kann, bevor nicht alle
fasst u. a.:
Kontakte tatsächlich sicher offen sind
• Hauptschalter (Netztrenneinrichtung)
dient der Hauptschalter nicht gleichzeitig als Not-Aus-Schalter, darf die äußere Handhabe nicht
• Steuertransformator rot sein (Empfehlung schwarz oder grau)
• Risikobewertung er muss in der Aus-Stellung abschließbar sein
• definierte Leiterfarben
alle aktiven Leiter sind von ihrem Netzanschluss zu trennen, bei TN-Systemen ist es zulässig,
• Schutz gegen automatischen Wiederanlauf dass der N-Leiter getrennt oder nicht getrennt wird
• spezielle Anforderungen an Not-Aus-Einrich- das Ausschaltvermögen muss ausreichend sein, um den Strom des größten Motors im
tungen. blockierten Zustand zusammen mit der Summe der Betriebsströme aller übrigen Motoren
und/oder Verbraucher abzuschalten
Kraftbetriebene Leistungsschalter dürfen als Hauptschalter verwendet werden, sie müssen eine
Vorrichtung für manuelle Betätigung haben; wenn sie in der Aus-Stellung verriegelt sind, müssen
2 Hauptschalter
sowohl Hand- als auch Ferneinschaltungen verhindert sein

Hauptstrom-Not-Aus-Schalter
Mit dem „Hauptschalter“ wird eine wesentli-
che, stückzahlstarke Anwendung der Leis- bei bestimmten Maschinen ... darf der Hauptschalter die Funktion einer Not-Aus-Einrichtung
erfüllen
Bedienteile für Not-Aus-Einrichtungen müssen rot sein.
Ist ein Hintergrund hinter dem Bedienteil vorhanden, muss er gelb sein
Autor
wo die Netz-Trenneinrichtung zum Ausschalten im Notfall direkt betätigt werden muss, muss sie
Dipl.-Ing. Wolfgang Esser ist Mitarbeiter leicht erreichbar sein
der Fa. Moeller, Bonn.

862 Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 11


Schaltgeräte FÜR DIE PRAXIS

➊ Kompakt-Leistungs-
schalter
Wichtige Anwendungsge-
biete sind der Einsatz als
Hauptschalter (Netztrenn-
einrichtung) und der Ein-
satz als Not-Aus-Einrich-
tung. Bei Not-Aus-Schal-
tern müssen die rot/
gelben Griffe wie in Bild ➍
verwendet werden.
Fotos: Moeller

für Hauptschalter. Ein roter Handgriff darf nur wenn beide Hauptschalter ausgeschaltet ➋ Schaltergriffe für den Seiten-
verwendet werden, wenn der Schalter gleich- sind. Zweckmäßig ist die Abschaltung über wandeinbau
zeitig als Not-Aus-Einrichtung eingesetzt wird einen gemeinsamen Antrieb oder die gemein- Sie lassen sich vielfältig nutzen, wenn
(Bild ➊). same Abschaltung über Unterspannungsaus- Schaltergriffe auf der Frontseite durch
Zusatzausrüstungen, wie Unterspannungs- löser. Beschädigungen gefährdet sind, oder
oder Arbeitsstromauslöser, bieten die Mög- Zweck des Hauptschalters ist die komplette wenn der Schalter auch bei geöffneter
lichkeit der manuellen oder ereignisgesteuer- Abschaltung der elektrischen Ausrüstung, Tür betätigt werden soll.
ten Fernauslösung. Fernantriebe ermög- die jedoch nicht immer sinnvoll ist. Daher ist
lichen sogar ein komfortables Ein- und Aus- es erlaubt, bestimmte Stromkreise nicht
schalten aus der Ferne. Eine Vielzahl von über den Hauptschalter zu führen. Damit strom-Prinzip). Ein Ausfall der Spannung oder
Hilfsschalterbausteinen liefert ggf. differen- diese so genannten ungeschalteten Strom- ein Leiterbruch führen zu einem sicheren Ver-
zierte Status- und Fehlermeldungen. Schließ- kreise als stromführend erkannt werden, sagen, dem Ausschalten („fail safe“). Darin ist
lich bieten einige Leistungsschalter auch ei- müssen sie getrennt verlegt werden, z. B. in die hohe Sicherheit dieser Auslöser begrün-
ne bidirektionale Kommunikation über Bus- einem eigenen Leitungskanal. Werden die det.
systeme. Leitungen gemeinsam verlegt, so sind sie Wie bereits beschrieben, kann es bei dieser
farblich zu kennzeichnen. Dabei dürfen nicht Anwendung kritisch sein, dass die Spannung
die genormten Farben verwendet werden. Es
sind Warnhinweise an der Außenseite der
3 Netzanschluss/Einspeisung Schaltschränke erforderlich.
Eine Türverriegelung, durch die sich die Anzeige
Die Netzanschlussstelle bildet den Eingang Schaltschranktür nur bei ausgeschaltetem
für die elektrische Ausrüstung der Maschine. Hauptschalter öffnen lässt, ist nicht gefor-
Die Speiseleitung sollte direkt an die Ein- dert. Sie ist aber wegen der zusätzlichen ge-
gangsklemmen des Hauptschalters ange- botenen Sicherheit (Schutz gegen direktes
schlossen werden. Erfolgt der Anschluss zu- Berühren) anzuraten. Wenn die Türverriege-
erst über Reihenklemmen, müssen diese ab- lung aufgehoben wurde, muss der Haupt-
gedeckt und mit einem Warnschild versehen schalter auch bei geöffneter Tür, also ohne
sein. Bei Direktanschluss ist eine Klemme für Türkupplungsgriff, auszuschalten sein. Dies
einen Schutzleiteranschluss in der Nähe des kann direkt über einen Zusatzgriff oder indi-
Hauptschalters vorzusehen. rekt über einen Unterspannungsauslöser
Anzustreben ist nur eine einzige Netzeinspei- geschehen. Weitere Lösungsvarianten erge-
sung. Zusätzlich erforderliche Spannungen ben sich durch den Einsatz von Seitenwand-
sollten aus dieser Netzspannung erzeugt antrieben, die auch bei geöffneter Schalt-
werden. Dieser Empfehlung kann nicht im- schranktür mit dem Schalter verbunden blei-
mer gefolgt werden. Bei mehreren Netz- ben (Bild ➋).
einspeisungen müssen diese über einen
gemeinsamen Hauptschalter oder über ge-
trennte Hauptschalter ausgeschaltet wer-
den. Eine elektrische oder mechanische Ver- 4 Unterspannungsauslöser
riegelung der Hauptschalter untereinander
ist erforderlich, wenn eine Gefährdung für Für sicherheitsrelevante Fern-Auslösungen ist
Personen, die Maschine oder für das Produk- der Unterspannungsauslöser dem Arbeits-
tionsgut eintreten kann. Die optimale, jedoch stromauslöser unbedingt vorzuziehen. Der
nicht zwingend vorgeschriebene Anordnung Unterspannungsauslöser (und der gesamte
der Hauptschalter ist hinter dem gleichen Auslösestromkreis) steht im Normalfall immer
Türflügel. Somit kann in Verbindung mit der unter Spannung und wird dadurch ständig auf
Griffverriegelung die Tür nur geöffnet werden, seine Funktionsfähigkeit hin überwacht (Ruhe-

Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 11 863


FÜR DIE PRAXIS Schaltgeräte

für den Unterspannungsauslöser üblicher- tenden Kurzschlussleistungen nicht aus- • bei allen Netzzuständen gefahrloses Schal-
weise auf der Einspeiseseite des Schalters reicht. ten
vom Versorgungsnetz abgegriffen wird. Das Die Leistungsschalter bieten zudem noch wei- • schnelle Wiederbereitschaft
bedeutet, dass der gesamte Auslösestrom- tere Vorteile: • Verhinderung von Einphasenlauf.
kreis – auch bei ausgeschaltetem (Haupt-) • integrierter Überlastschutz
Schalter – an einer Spannung liegt, die im • allpoliges Freischalten
Normalfall als Netzspannung berührungs- Leistungsschalter
gefährlich ist. Diese Problematik lässt sich 6 als Not-Aus-Einrichtung
entschärfen, indem man den Hauptschalter
mit einem zweipoligen, voreilenden Hilfs- Jede Maschine muss mit einer Not-Aus-Ein-
schalter ausrüstet. Wird der Hauptschalter 0 richtung versehen sein. Sie muss die Maschi-
ausgeschaltet, wird nacheilend auch der ne im Gefahrenfall so stillsetzen, dass Gefah-
überwiegende Teil des Unterspannungsauslö- ren für Personen, Maschine und Produktions-
ser-Stromkreises spannungsfrei geschaltet. güter vermieden werden. Die Abschaltung
L1 L2 L3
Beim Einschalten wird zuerst der U-Auslöser erfolgt:
über die – gegenüber den Hauptkontakten – VHI
• hauptstrommäßig durch einen Not-Aus-
voreilenden Hilfskontakte an Spannung ge- Schalter oder
S3
legt. Erst dies ermöglicht das Einschalten • steuerstrommäßig durch ein Not-Aus-Be-
(Bild ➌). Statt die Spannung auf der Schalter- fehlsgerät.
eingangsseite abzugreifen, lässt sich auch ei- F4 U < Da in vielen Fällen eine totale Abschaltung der
ne beliebige, mit dem Auslöser übereinstim- Maschinenausrüstung zu vertreten ist, lässt
mende, externe Spannung verwenden (Warn- sich die Not-Aus-Funktion zweckmäßigerweise
hinweis erforderlich!). Man kann dann aber E1 mit dem für Maschinen obligatorischen Haupt-
auch eine ungefährliche (Sicherheits-)Klein- –Q1 schalter kombinieren. Neben den für den
spannung einsetzen. Hauptschalter geforderten Eigenschaften
Ferner ist die Frage zu klären, ob und wie der muss die Handhabe rot mit gelber Kontrastfar-
Auslösestromkreis gegen Kurzschluss ge- be sein.
schützt werden muss. Wenn ein Not-Aus- ➌ Der Unterspannungsauslöser Not-Aus-Schalter wirken nicht nur gegen die
Kreis weit durch eine Schaltanlage und wird über zwei voreilende Hilfs- Gefahren, die von der elektrischen Energie
außerhalb des Schaltschrankes geschleift schalter an Spannung gelegt. selbst ausgehen („Ausschalten im Notfall“),
Dadurch wird einerseits der Auslöser
wird, ist ein Schutz sicherlich unumgänglich. sondern in erster Linie gegen die Gefahren,
rechtzeitig an Spannung gelegt, um das
Ein Ansprechen des Schutzorgans würde die durch die Nutzung dieser Energie (z. B. Ge-
manuelle Einschalten des Schalters zu
zum „sicheren Versagen“, zur Ausschaltung ermöglichen und andererseits der Aus- fahren durch Maschinen-Bewegungen) entste-
führen. Auch hier hat der Unterspannungs- lösestromkreis bei ausgeschaltetem hen können („Stillsetzen im Notfall“). Viele
auslöser einen Vorteil gegenüber einem Hauptschalter vom Netz getrennt. Jahre war es eine übliche Praxis, im Gefahren-
Arbeitsstromauslöser. Ein Arbeitsstromaus- F4: Unterspannungsauslöser; fall einen Hauptschalter mit rot-gelber Hand-
löser wird beim Ansprechen seines Über- VHI S3: voreilender Hilfsschalter habe manuell auszuschalten oder ihn mit
stromschutzorgans unwirksam. Bleibt der einem Not-Aus-Befehlsgerät und einen Unter-
Stromkreis auf das enge Umfeld des Schal- spannungsauslöser auszulösen, wenn der
ters begrenzt, kann eine kurzschlussfeste Schalter vom Gefahrenbereich aus nicht leicht
und kurzschlusssichere Verdrahtung u. U. erreichbar war.
ausreichen. Bei der Not-Aus-Projektierung hat sich in den
letzten Jahren durch umfangreiche neue Nor-
men Einiges geändert. Die richtige Projektie-
Überstromschutz rung ist eine Voraussetzung für die Erfüllung
5 in der Maschinensteuerung der EG-Maschinen-Richtlinie und zur Erlangung
des CE-Zeichens. Obwohl die Realisierung die-
Überstromschutz ist ein Sammelbegriff, der ser Schutz-Funktion im Einzelfall sehr aufwän-
sich in Kurzschluss- und Überlastschutz dig sein kann, ersetzt sie nicht die sicherheits-
gliedert. Der Schutz wird durch Überstrom- gerichtete Konstruktion der gesamten Maschi-
schutzeinrichtungen wie Sicherungen, Motor- ne. Die Not-Aus-Funktion wird nach der EN
schutzschalter oder Leistungsschalter ge- 292-1 [6] lediglich an 4. Stelle als eine zusätz-
währleistet. Für Sicherungen besteht die liche Vorsichtsmaßnahme eingestuft. Vorrang
Forderung, dass sie sich im Einsatzland be- haben auf jeden Fall
schaffen lassen müssen. Da dies oft schwie- 1. die Risikominderung durch die Konstruktion
rig ist, werden häufig schmelzsicherungslose der Maschine,
Stromkreise bevorzugt und empfohlen. Da 2. technische Schutzmaßnahmen (z. B. Ab-
der Hauptschalter an der Maschine obligato- ➍ Zur Maschinenausrüstung kön- deckungen, Schutzgitterüberwachungen),
risch ist, bietet es sich an, statt eines aus- nen auch gekapselte Lasttrenn- 3. die Benutzerinformation (z. B. über Restge-
reichenden Lasttrennschalters einen höher- schalter als lokale Sicherheits- fahren).
wertigen Leistungsschalter einzusetzen, der oder Wartungsschalter gehören. Die Not-Aus-Funktion dient nach der EN 418
gleichzeitig den Überstromschutz über- Der abschließbare Schalter dient der [7] nicht nur der Personensicherheit, son-
Personensicherheit, z. B. in der Nähe
nimmt. Gleichzeitig kann dieser Leistungs- dern soll auch Schäden an der Maschine
von Betriebsmitteln, die zur Reinigung
schalter bei richtiger Dimensionierung als von Personen bestiegen werden müs- oder dem Arbeitsgut abwenden oder min-
„Back up“-Schutz für nachgeordnete Schutz- sen. Hier abgebildet mit der Zusatzfunk- dern. Ein Grundgedanke der Normen für die
geräte verwendet werden, deren Schaltver- tion Not-Aus. elektrische Ausrüstung von Maschinen,
mögen für die an der Einsatzstelle zu erwar- IEC/EN 60204-1 [1] und der Gruppennorm

864 Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 11


Schaltgeräte FÜR DIE PRAXIS

EN 418 [7] in Bezug auf die Not-Aus-Funktio- schaltet werden soll. Durch Einhängen sei- [3] J. Behrens: „Elektrische Ausrüstung von Maschi-
nen ist aber, dass das bloße Abschalten der nes eigenen Bügelschlosses kann sich jeder nen“. Technische Information TI 50-006, Moeller
GmbH, Bonn, 1997
Energiezuleitung nicht immer oder nicht im- Mitarbeiter davor schützen, dass ein Kollege [4] Sicherheitshandbuch, Sicherheitstechnik an Ma-
mer schnell genug die bestehende Gefähr- den Antrieb einschaltet. Es gelten die Anfor- schinen und Anlagen, Technisches Buch TB0-
dung beseitigt. Es muss sichergestellt wer- derungen wie an Hauptschalter. Sicher- 009 D, Moeller GmbH, Bonn, 2000
den, dass durch die Not-Aus-Betätigung kei- heitsschalter werden auch Reparatur- oder [5] IEC/EN 60 947-3, DIN VDE 0660 Teil 107
„Niederspannungs-Schaltgeräte, Teil 3: Last-
ne zusätzlichen Gefahren entstehen und Wartungsschalter genannt. Sie werden z. T. schalter, Trennschalter, Lasttrennschalter und
dass die Wirksamkeit von Sicherheitseinrich- durch berufsgenossenschaftliche Vorschrif- Schalter-Sicherungs-Einheiten“ (1992)
tungen oder von Einrichtungen mit sicher- ten gefordert. [6] EN 292-1, DIN EN 292 Teil 1 „Sicherheit von Ma-
heitsbezogenen Funktionen nicht beeinträch- schinen, Grundbegriffe, allgemeine Gestaltungs-
leitsätze, Teil 1: Grundsätzliche Terminologie,
tigt wird. Man muss jetzt bezüglich der Ener- Literatur Methodik“ (1991)
gieversorgung stärker unterscheiden, welche [1] IEC/EN 60 204-1, DIN VDE 0113 Teil 1 „Sicher- [7] EN 418, DIN EN 418 „Sicherheit von Maschinen,
Betriebsmittel sofort abgeschaltet werden heit von Maschinen, Elektrische Ausrüstung von NOT-AUS-Einrichtung, funktionelle Aspekte, Ge-
dürfen und bei welchen die Energieversor- Maschinen, Teil 1: Allgemeine Anforderungen“ staltungsleitsätze“ (1993)
(IEC 204-1: 1997 + Corrigendum 1998) [8] IEC/EN 60 947-2, VDE 0660 Teil 101 „Nieder-
gung aufrechterhalten werden muss. In Ein-
[2] EU-Richtlinie 98/37/EG (Maschinenrichtlinie) spannungs-Schaltgeräte, Teil 2: Leistungsschal-
zelfällen müssen mit der Not-Aus-Betätigung vom 22.6.1998 ter“ (1995 bis 1997) ■
aktive Maßnahmen zur Minderung der
Gefährdung eingeleitet werden.
Beispielsweise müssen Antriebe ge-
bremst oder sogar reversiert wer-
den.

6.1 Stillsetzen einer


Maschinenbewegung
Aus der IEC/EN 60204-1 [1] stam-
men die Begriffe „gesteuertes Stillset-
zen“ und „ungesteuertes Stillsetzen“
und die Stop-Kategorien:
• ungesteuertes Stillsetzen (Stop-
Kategorie 0) einer Maschinenbe-
wegung erfolgt durch Abschalten
der Energiezufuhr für Maschinen-
antriebe, Betätigen aller Bremsen
(Einfallbremsen) oder anderer me-
chanischer Stillsetzeinrichtungen
• gesteuertes Stillsetzen (Stop-Ka-
tegorie 1) einer Maschinenbewe-
gung erfolgt durch das Zurückset-
zen des Befehlssignals auf „0“, so-
bald das Signal von der Steuerung
erkannt worden ist. Die Speise-
spannung für die erforderlichen Ma-
schinenstellglieder bleibt während
des Stillsetzvorganges erhalten.
Weitere Informationen zu diesem
speziellen Thema stellt das Sicher-
heitshandbuch „Sicherheitstechnik
an Maschinen und Anlagen“ [3] zur
Verfügung.

7 Sicherheitsschalter
Unter den Begriffen „Sicherheits-
schalter oder Wartungsschalter“ ver-
steht man gekapselte lokale Netz-
trenneinrichtungen (Bild ➍) in un-
mittelbarer Nähe eines Antriebes
oder Betriebsmittels, zum Freischal-
ten während Wartungs- und Repara-
turarbeiten. Ein Sicherheitsschalter
ist vor allem dann erforderlich, wenn
die Zugehörigkeit eines Betriebsmit-
tels zu einem zentralen Hauptschal-
ter nicht eindeutig ist oder wenn der
Anlagen-Hauptschalter nicht abge-

Elektropraktiker, Berlin 57 (2003) 11 865

Das könnte Ihnen auch gefallen